Tiffany Extra Hot & Sexy Band 75

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LOVER VERZWEIFELT GESUCHT! von SNOW, JENNIFER
Woher einen Mann nehmen? Scheidungsanwältin Hayley muss zu einem Geschäftstreffen unbedingt ihren Verlobten mitzubringen. Das Problem: Sie ist nicht verlobt! Die Lösung: sexy Chase Hartley. Wenn sich die vorgespielte Liebe mit ihm bloß nicht so verteufelt echt anfühlen würde …

WIE EIN STURZ IN STARKE ARME von IRELAND, KELLI
Ein Unglück in den Bergen hat Taylor jedes Selbstvertrauen genommen. Sie will dagegen ankämpfen - und bucht bei dem Experten Quinn Monroe eine Bergtour. Doch der Naturbursche, dessen Körper so warm in kalten Nächten ist, wird für sie eine Herausforderung der besonderen Art …

BIS DAS EIS SCHMILZT von TAYLOR, BRYONY
Was für ein Macho! Die junge Eiskunstläuferin Poppy O’Leary ist empört, wie sich ihr neuer Coach benimmt. Trotzdem bemüht sie sich um eine tolle Kür - und wird von Javier Dominguez eiskalt abgekanzelt. Ein heißer Streit entbricht, der mit einem noch heißeren Kuss endet …

SEX, LÜGEN UND SKANDAL von HOFFMANN, KATE
"Ich schlafe nicht mit dir." Bootsbauer Marcus Quinn glaubt zu wissen, wie die schöne Eden tickt: Sie flirtet mit ihm, um sich etwas zu beweisen. Aber erst, als er nicht länger Nein sagen kann und mit ihr in der Koje landet, begreift er, wie absolut liebenswert Eden wirklich ist …


  • Erscheinungstag 13.03.2018
  • Bandnummer 75
  • ISBN / Artikelnummer 9783733752880
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Jennifer Snow, Kelli Ireland, Bryony Taylor, Kate Hoffmann

TIFFANY EXTRA HOT & SEXY BAND 75

JENNIFER SNOW

Lover verzweifelt gesucht!

So zu tun, als ob er und die umwerfend attraktive Hayley verlobt sind, passt perfekt in Chases Pläne! Was nicht passt, ist die erotische Anziehungskraft in ihrem Arrangement auf Zeit …

KELLI IRELAND

Wie ein Sturz in starke Arme

Quinn muss das aufregende Knistern zwischen sich und der schönen Taylor ignorieren. Denn bei der anstehenden Bergtour geht es für sie beide um viel mehr, als den Gipfel der Lust zu erreichen …

BRYONY TAYLOR

Bis das Eis schmilzt

Als neuer Coach der Eistänzerin Poppy O’Leary ist Javier entschlossen, ihre Leidenschaft als Frau zu wecken. Ihre nächste Kür soll so heiß und erotisch werden, dass das Eis schmilzt …

KATE HOFFMANN

Sex, Lügen und Skandal

Gejagt von den Medien, versteckt Eden sich auf der Jacht ihres Vaters – und landet in den Armen des Bootsbauers Marcus. Vor dem Skandal kann er sie zwar nicht retten. Aber der Sex mit ihm lenkt sie hervorragend ab …

1. KAPITEL

Hayley Hanna hatte zwei Möglichkeiten: Jedes Exemplar der Los Angeles Woman in der Stadt zu kaufen oder den wenig schmeichelhaften Artikel darin zu ignorieren. Vielleicht würde niemand das mehrseitige Porträt erwähnen, in dem sie als gnadenlose, männerhassende Scheidungsanwältin dargestellt wurde. Höchst unwahrscheinlich.

Sie griff nach den anderen sechs Exemplaren, die am Zeitungskiosk vor dem Bürogebäude auslagen, und kramte in ihrer Michael-Kors-Handtasche nach Bargeld.

„Zweiunddreißig Dollar, bitte“, sagte der ältere Mann hinter der Verkaufstheke.

Zweiunddreißig Dollar für sechs Ausgaben einer Zeitschrift, die direkt in den Aktenschredder in ihrem Büro wanderten? Verdammt, das war unglaublich.

„Einen schönen Tag noch.“

Macht er sich über mich lustig? „Hoffentlich überstehe ich ihn“, murmelte sie. Ihr Handy klingelte. Sie klemmte die Zeitschriften unter den Arm, sah auf das Display und atmete auf. Es war nur Terri-Lynn, ihre Freundin und Besitzerin des exklusiven Brautmodengeschäftes The Perfect Gown. Wenn sie den Artikel gelesen hatte, würde sie offen zu ihr sein. „Wie schlimm ist es?“

„Du wirst als ‚gnadenlose Männerhasserin in einem Hosenanzug von Georgio Armani‘ bezeichnet“, kreischte sie.

Vielleicht hätte ich nicht jedem von dem Artikel erzählen sollen. Zumindest nicht, bevor ich ihn gelesen habe. „Ich habe gerade erst einen Blick darauf geworfen.“

„Für wen hält diese Annette Miller sich? Sie kann so etwas nicht über dich schreiben. Ich dachte, mit diesen Artikeln sollen erfolgreiche Frauen gewürdigt werden?“

Hayley betrat das Bürogebäude. „Anscheinend hatte die Redaktion ein treffendes Porträt und keine geschönte Version im Sinn.“

„Nun, ich hoffe, du rufst dort an und beschwerst dich.“

„Die Zeitschrift ist bereits erschienen. Also lässt sich nichts mehr daran ändern. Außerdem bin ich vielleicht nicht unschuldig daran.“

„Wieso?“

Die Interviewanfrage der angesehenen Frauenzeitschrift für die Serie „Woman On Top“ hatte ihr geschmeichelt. Nach der Trennung von James hatte sie die Selbstbestätigung dringend gebraucht. Sie hatte sich mit dem Zahnarzt verabredet gehabt, nachdem sie von New York City nach Hause zurückgekehrt war. Nach nur zehn Monaten hatte James ihr einen Heiratsantrag gemacht. Daraufhin hatte sie die Beziehung beendet.

Sie war so enttäuscht darüber gewesen, dass James mit seinem Antrag ihre gut laufende Beziehung ruiniert hatte, dass sie die Fragen über Liebe, Ehe und Scheidung leider ein wenig zu übereifrig und unbedacht beantwortet hatte.

„Ich habe mit meinen Ansichten über Männer und die Ehe nicht gerade hinter dem Berg gehalten.“ Hayley betrat die Aufzugkabine.

„In Ordnung. Vielleicht stimmen ein paar Zitate. Aber auf keinen Fall hast du gesagt …“ Terri-Lynn blätterte hörbar eine Seite um. „Ah, hier. ‚Männer können leicht ersetzt werden. Zur Hölle, ersparen Sie sich das Problem und kaufen Sie sich einen Mann, der halb so alt ist wie Sie, mit einem Versorgungsausgleich‘.“

Die Aufzugtüren öffneten sich. Hayley stieg aus. „Ich könnte so etwas Ähnliches gesagt haben. Aber ich bin ziemlich sicher, dass es vertraulich war.“

„Nichts ist jemals ‚vertraulich‘. Hast du dir das Interview nicht vor der Veröffentlichung zur Autorisierung vorlegen lassen?“

„Ich war nicht gerade in Bestform. James und ich hatten uns gerade getrennt. Darüber musste ich erst hinwegkommen.“

„Du hast mit ihm Schluss gemacht.“

Sie senkte die Stimme. „Nur weil er mir einen Heiratsantrag gemacht hat.“ Hayley Hanna als Ehefrau? Niemals.

„Richtig. Er wollte dich heiraten. Was für ein grauenvoller Typ.“

„James wusste, was ich vom Heiraten halte. Das habe ich ihm von Anfang an klipp und klar gesagt.“ Sie tröstete sich damit, dass sie immer ehrlich war. „Können wir uns jetzt wieder dem letzten Desaster zuwenden? Was mache ich wegen dieses Artikels?“

„Offenbar kannst du nicht mehr tun, als abzuwarten, bis Gras darüber gewachsen ist“, meinte Terri-Lynn.

„Wahrscheinlich hast du recht. Außerdem: Wer liest diese Artikel überhaupt richtig? Ich bin jetzt im Büro. Ich ruf dich später an, ja?“ Hayley betrat die Anwaltskanzlei Marshall and Thompson Family Law. Hier arbeiteten fast nur Männer. Sie bezweifelte, dass sich ein Exemplar der Frauenzeitschrift hierher verirrte.

Als sie am Empfang vorbeiging, sah sie, dass die aktuelle Los Angeles Woman auf dem Schreibtisch der Rechtsanwaltsgehilfin lag. Mist. Okay, keine Panik. Sie würde fragen, ob sie einen Blick darauf werfen könnte, und diese Zeitschrift dann zusammen mit den anderen im Aktenschredder vernichten. „Hallo, Megan. Was für ein schöner Morgen.“

Die junge Frau hielt die Zeitschrift hoch. „Haben Sie den Artikel noch nicht gelesen?“

„Doch. Heute Morgen. Das ist total lächerlich.“ Sie versuchte, lässig zu klingen.

Megan überflog den Artikel. „Dann haben Sie nicht gesagt: ‚Männer verdienen die harten Regelungen, wenn sie ihren‘ – es folgen drei Auslassungspunkte – ‚nicht in der Hose lassen können‘?“

In Ordnung. Dieses Zitat war total verändert worden. Sie hatte falls und nicht wenn gesagt. Das machte einen großen Unterschied. „Natürlich nicht. Nicht genau so jedenfalls. Wissen Sie, ob sonst noch jemand den Artikel gesehen hat?“

„Jeder hier hat ein Exemplar. Ein Kurier hat sie uns heute Morgen aus dem Verlagsbüro geliefert, und die neue Praktikantin Laura hat sie sofort verteilt.“

Hayley verfluchte insgeheim diese neuen, übereifrigen Praktikanten. Ich muss diese Zeitschriften aus dem Verkehr ziehen. Angefangen mit dem wichtigsten Exemplar. „Ist Marvin schon hier?“

„Mister Marshall ist vor drei Minuten eingetroffen.“

Sie trug Manolos mit fünfzehn Zentimeter hohen Stilettoabsätzen, einen etwas zu eng sitzenden Bleistiftrock und hatte leichtes Asthma. Doch das war einer der Momente in ihrer Karriere, der einen gebrochenen Fußknöchel oder einen Asthmaanfall wert war. Also rannte sie los.

Er kann den Artikel noch nicht gelesen haben. Oh, bitte nicht. Einen Moment später hielt sie nach Atem ringend im Türrahmen ihres Chefs inne. Er las gerade den Artikel. Sie konnte später zurückkommen. Oder auch nicht. Sie drehte sich um.

„Kommen Sie herein, Hayley.“

Sicherheitshalber blieb sie im Flur stehen und steckte nur den Kopf durch die Tür. „Oh, guten Morgen, Marvin. Offensichtlich sind Sie beschäftigt. Also wollte ich nicht …“

„Sagen Sie mir bitte, dass all das aus dem Zusammenhang gerissen und falsch zitiert ist. Alles, was wir nutzen können, um wegen übler Nachrede gegen die Zeitschrift juristisch vorzugehen.“

Sie strich sich eine blonde Haarsträhne hinter das Ohr, als sie sein Büro betrat. „Ich bin sicher, dass nicht alles so stimmt.“

„Wie viel davon?“ Er hielt ihr die Zeitschrift hin.

Widerwillig nahm sie das Exemplar und sah den Artikel nach irgendeinem Fehler durch. „Äh …“ Es musste doch irgendwo ein Druckfehler sein. Natürlich gab es diese Verwechslung von falls und wenn. Aber das war wahrscheinlich auch nicht hilfreich.

„Hayley …“

„Einen Moment noch, bitte.“ Sie blätterte die Seite um. „Ah, hier. Dass Eheverträge eine frühes Eingeständnis des Scheiterns von Ehen sind, habe ich streng vertraulich gesagt.“

Sie glaubte nicht an ewige Liebe. Aber sie konnte sich zumindest vorstellen, dass Menschen so bis über beide Ohren ineinander verliebt waren, dass sie gelobten, ihr Leben gemeinsam zu verbringen. Doch warum kam ihnen ein Ehevertrag dann überhaupt in den Sinn? „Ist dann alles wieder in Ordnung?“ Sie zwang sich zu einem Lächeln.

Ihr Chef stand auf und schloss die Bürotür.

Verdammt. „Marvin … Mister Marshall.“

„Wurde das Interview aufgezeichnet?“ Er musterte sie hoffnungsvoll.

„Ja.“ Hayley ließ die Schultern hängen. „Hören Sie, es tut mir wirklich leid. Ich habe einige dieser …“

Er hob eine Augenbraue.

„… all diese Dinge gesagt. Vielleicht ist das ja nicht unbedingt schlecht.“

„Erklären Sie es mir.“ Er setzte sich und wartete.

„Nun, wir sind Scheidungsanwälte. Zumindest die Mandantinnen wollen, dass wir bis zu einem gewissen Grad gnadenlose Männerhasser sind.“

Ihr Chef schloss kurz die Augen, bevor er sie wieder ansah. „Nach Ihrer Rückkehr aus New York hatte ich Bedenken, Sie trotz des Studiums an der Harvard University und Ihrer Erfolge vor Gericht einzustellen. Erinnern Sie sich noch an den Grund dafür?“

„Sie meinten, ich hätte zu viel Biss.“

„Genau. Und was haben Sie mir daraufhin versprochen?“

„Mich ein wenig zu mäßigen.“

„Ich glaube, wir waren uns einig, dass Sie sich erheblich mäßigen.“

Hayley nickte. „Tut mir leid, Mister Marshall. Ich verspreche, dass so etwas nicht wieder passiert. Beim nächsten Interview weiche ich den schwierigen Fragen aus und halte mich an die Standardantworten in unserer Pressemappe.“

Er verschränkte die Arme. „Wie wäre es, wenn Sie sich vollkommen von den Medien fernhielten?“

„Das ist eine noch bessere Idee.“ Sie hatte ohnehin nicht vor, sich mit einem solchen Interview erneut in die Nesseln zu setzen.

„In der Zwischenzeit müssen wir den Schaden begrenzen.“ Er dachte lange nach. „Sie haben einen Freund? Einen Verlobten, richtig?“

Nein. Warum nicke ich?

„Großartig. Bringen Sie Ihren Verlobten auf jeden Fall zu unserem Betriebsausflug auf Maui nächste Woche mit. So zeigen wir allen, dass Sie in einer festen Beziehung leben und keine ‚Männerhasserin‘ sind.“

Sie nickte einfach erneut. Ihren Verlobten mitbringen? Den Mann, von dem sie sich nach seinem Heiratsantrag getrennt hatte? Das war überhaupt kein Problem. Sie würde James einfach anrufen und ihm sagen, dass sie einen Fehler gemacht hatte und ihn doch heiraten wollte. Bei dem Gedanken schauderte ihr.

Marshall and Thompson Family Law rühmt sich damit, dass Familienwerte gelebte Unternehmenskultur sind. Wir sind Scheidungsanwälte. Das heißt keinesfalls, dass wir bindungsunwillig sind.“

Panik stieg in ihr auf. Sie war bindungsunwillig. Aber wenn sie diesen Job behalten wollte, machte sie ihm besser etwas vor.

„Hayley, es ist wichtig, dass alle Mitarbeiter der Kanzlei eine gemeinsame Ausrichtung haben. Verstehen Sie, was ich meine?“

„Ja, natürlich.“ Sie stand auf. „Der Betriebsausflug … Ich bringe meinen Verlobten mit.“

„Wir müssen uns wirklich einen neuen Coffeeshop suchen. Hier herrscht morgens um diese Zeit immer ein Riesenandrang.“ Cooper Jennings setzte sich auf den Beifahrersitz des Streifenwagens und stellte die Becher in die Getränkehalter.

Chase trank einen Schluck Kaffee, während Cooper in einen mit Sahne gefüllten Donut biss. Wenn sein neuer Einsatzpartner nach langen Nachtschichten weiterhin Zucker und Koffein frühstückte, sähe er bald so aus wie die Kollegen, die nur am Schreibtisch saßen. „Du musst aufhören, dieses Zeug zu essen. Ich brauche einen Partner, der körperlich topfit ist.“

„Keine Panik. Ich kann mithalten.“

Davon war er nicht überzeugt. Warum hatte er zugestimmt, den jungen Mann einzuarbeiten, der gegen seinen Rat zur Polizei gegangen war? Oh, richtig – Kate hatte ihn darum gebeten. Er fuhr los. Nach den jeweils zwölfstündigen Nachtschichten in dieser Woche konnte er kaum noch die Augen offenhalten. Er sehnte sich nach einer heißen Dusche und seinem Bett.

Als er den Streifenwagen vor dem Polizeirevier parkte, klingelte sein Handy. Er sah auf das Display und stöhnte. „Warum ruft deine Verlobte mich an?“

„Keine Ahnung. Sie ist deine Schwester. Richte ihr aus, dass ich in einer Stunde nach Hause komme.“ Er nahm seinen Kaffeebecher und stieg aus.

Chase wusste, dass sie ihm keine Ruhe ließe, wenn er sich jetzt nicht meldete. „Hallo, Kate.“ Er stieg aus.

„Hast du bei Josephs schon deinen Smoking anprobiert?“

Die Stimme seiner Schwester klang viel zu munter für sechs Uhr morgens. Er warf Cooper einen fragenden Blick zu, als sie nebeneinander zum Gebäude gingen. „Joseph wer?“ Sein angehender Schwager öffnete lachend die Tür und ließ ihm den Vortritt.

„Das Geschäft mit Abendgarderobe für Männer.“

Die Smokinganprobe für die Hochzeit seiner Schwester hatte er sofort wieder vergessen gehabt, nachdem Kate ihn vor einem Monat darauf hingewiesen hatte. „Ich wollte heute hingehen.“ Er klemmte das Handy zwischen Ohr und Schulter, nahm sein Notizbuch und notierte ‚Josephs‘ auf eine leere Seite.

„Nein, du hast es vergessen“, erwiderte sie schmollend.

Als einzige Tochter und jüngste von vier Geschwistern war Kate sehr verwöhnt worden. Irgendwie hatte sie es geschafft, einen Verlobten zu finden, der sie auch weiterhin verwöhnte. Er mochte Cooper. Aber für seine Schwester hätte Chase sich alles andere als einen Mann gewünscht, der als sein Partner bei der Polizei arbeitete.

Dummerweise waren sie sich begegnet, als Kate vor acht Monaten im Revier vorbeigekommen war. Cooper hatte dort gerade irgendwelche Papiere unterschrieben. Zwischen den beiden hatte es sofort gefunkt. Und nächste Woche würden sie heirateten.

Er glaubte nicht, dass man nach acht Monaten jemanden gut genug kennen konnte, um ihn zu heiraten. Aber da seine kleine Schwester nicht auf ihn hören wollte, hielt er den Mund. Cooper jedoch hatte er gedroht, ihm sämtliche Knochen zu brechen, falls er Kate jemals wehtäte.

Das war der einzige Grund, weshalb er zugestimmt hatte, den jungen Mann nach der Polizeischule einzuarbeiten. Seit einem Monat konnte er ihn auf diese Weise im Auge behalten und auf ihn aufpassen. Das war etwas, das ihm bei seinem letzten Partner nicht gelungen war.

„Okay, ich habe es vergessen. Aber die Hochzeit ist erst in einer Woche.“ Er würde den Smoking heute Abend anprobieren. Eine Hose umzusäumen konnte nicht so lange dauern.

„Ja, aber wir fliegen in zwei Tagen nach Maui.“

Er hatte seiner Schwester noch nicht gesagt, dass er erst kurz vor der Hochzeit einen Nachtflug nehmen und direkt nach der Hochzeitsparty wieder zurückfliegen wollte. Drei Tage lang bei seinem Job beim Los Angeles Police Department nicht zur Verfügung zu stehen, war mehr als genug. „Was das angeht …“

„Chase, sag es nicht.“

„Du weißt, wie schwer es hier ist, Urlaub zu kriegen.“

„Ich lege jetzt auf.“

„Kate …“ Er unterdrückte ein Gähnen.

„Es ist meine Hochzeit – und du übergibst mich vor dem Altar dem Bräutigam, erinnerst du dich?“

Als ältester Sohn hatte er nach dem Tod seiner Eltern vor vielen Jahren die Vater- und Mutterrolle übernommen. Alan Hartley war verdeckter Ermittler bei einem langwierigen Fall von Drogenexporten gewesen. Nur Tage vor der geplanten Verhaftung des Chefs des Drogenkartells hatte ein Informant seinen Vater verraten. Seine Eltern waren bei einer Autoexplosion gestorben. Chase war vom College abgegangen und Polizist geworden.

Er sank auf den Stuhl und warf einen Blick auf den Stapel Papiere in seinem Eingangskorb. „Adam fliegt auch erst am Tag vorher nach Maui.“

„Adam ist Profi bei der National Football League mit einem Spielplan und einem Vertrag, an den er sich halten muss.“

Richtig, und er war nur verantwortlich für die Sicherheit der Bürger. „Ich bin zur Trauung dort.“

„Nein, vergiss es. Wenn es zu schwierig für dich ist, Urlaub für die Hochzeit deiner Schwester zu nehmen, bitte ich Eric, mich an deiner Stelle dem Bräutigam zu übergeben.“

Kate war eine der besten Hochzeitsplanerinnen in Los Angeles. Sie glaubte daran, dass Hochzeiten zu den wichtigsten Ereignissen im Leben ihrer Kundinnen gehörten. Ihr zu sagen, dass sie sich entspannen sollte, führte nur zu einer Auseinandersetzung, für die er zu erschöpft war. „Du fragst Eric nicht, weil …“

Er hörte nur noch das Freizeichen und wusste, dass sie ihren Wutanfall in ihrem Zuhause auf der anderen Seite der Stadt fortsetzte. Ihm blieben sieben Minuten, bis sie zurückrufen würde. Denn trotz ihrer Drohung überließe sie so etwas Wichtiges nicht Eric, der ein unbekümmerter und lockerer Typ war.

Bevor er sich um den Papierkram auf seinem Schreibtisch kümmerte, brauchte Chase eine Dusche. Im Umkleideraum zog er sich aus. Prüfend betrachtete er die Schnittwunde über seiner linken Augenbraue.

Am Abend zuvor hatte er bei einer Schlägerei in einer Kneipe eingreifen müssen. Dabei hatte ihn einer der Randalierer mit einem Messer verletzt. Im Krankenhaus hatte er sich eine Tetanusspritze geben, aber die Wunde nicht nähen lassen.

Als Chase unter dem heißen Wasserstrahl stand, nahm er seine restlichen Blessuren in Augenschein. Blutergüsse auf dem Brustkorb und noch eine kleine Schnittwunde auf dem Oberschenkel.

Die Randalierer hatten Crack konsumiert gehabt und waren in einer Ausnüchterungszelle gelandet. Aber er hatte sie nicht wegen Drogenbesitzes belangen können. Nur beim jüngsten Jugendlichen hatte er eine kleine Tüte Marihuana gefunden, der aber dafür ein ärztliches Rezept dabeigehabt hatte. Die Täter würden also davonkommen. Aber zweifellos würden sie beim nächsten Mal noch mehr Unheil anrichten.

Sein Handy klingelte zwei Minuten früher, als er vermutet hatte. Kate wusste genau wie er, dass sie – wie immer – ihren Willen durchsetzen würde. Er drehte das Wasser ab, griff nach einem Handtuch und dem Handy. „Ich buche meine Flüge um“, sagte er seufzend.

„Ich weiß.“

„Nein, er kann das Boot nicht haben.“ Hayley klemmte das Handy zwischen Ohr und Schulter, als sie ihren randvollen Koffer unter den Sitz vor ihr schob. Der Flug frühmorgens nach Maui war ausgebucht.

„Warum nicht? Er hat es bezahlt“, erwiderte Mark Phillips, der Anwalt der gegnerischen Seite ihres jüngsten Scheidungsfalles.

„Weil meine Mandantin das Haus am See bekommt. Was will er überhaupt mit dem Boot, wenn er das Ferienhaus in Phoenix behält?“ Wahrscheinlich war das nur eine Taktik, um seine Exfrau in spe zu ärgern.

Die Flugbegleiterin kam zu ihr und wies sie darauf hin, dass sie als Passagierin ihr Handy ausschalten musste. Sie nickte.

„Er sagt, er will das Boot verkaufen“, antwortete der Anwalt.

„Nein, er bekommt es nicht. Ich muss jetzt Schluss machen. Bis nächste Woche vor Gericht.“ Sie schaltete das Handy aus und packte es in ihre Handtasche. In den nächsten Tagen wäre sie telefonisch nicht erreichbar, was sie an den Rand einer Angstattacke brachte.

Laut Marvin war Arbeit auf Maui absolut tabu. Sie hatte sämtliche anstehende Termine verschieben müssen. Selbst die Meetings und Besprechungen, die während des Betriebsausfluges neben der gemeinsamen Freizeitgestaltung auf dem Programm standen, sollten ausschließlich der Teambildung dienen. Für Notfälle waren zwei Mitarbeiterinnen aus dem Sekretariat abgestellt. Seufzend lehnte sie sich zurück.

Hayley hatte noch bei Marvins Büro vorbeigesehen, bevor sie gestern die Kanzlei verlassen hatte. Vorher hatte sie sich die perfekte Ausrede zurechtgelegt gehabt, warum ihr Verlobter sie nicht beim Betriebsausflug begleiten konnte. Aber ihr Chef hatte schon Feierabend gemacht. Nun zerbrach sie sich während des gesamten Fluges den Kopf darüber, wie Marvin reagieren würde, wenn sie allein eintraf.

Sie brauchte diesen Job. Nach ihrem Studienabschluss auf der Harvard University hatte sie in einer Anwaltskanzlei in New York gearbeitet, wo sie gefeuert worden war. Sie hatte es dem Einfluss ihres Vaters zu verdanken, anschließend bei Marshall and Thompson eingestellt worden zu sein. Das wussten alle. Auch wenn es nie jemand gesagt hatte.

Als sehr respektierter Fachanwalt für Körperschaftsrecht hatte ihr Vater viele Freunde und gute Beziehungen. Sie war dankbar für seine Hilfe. Insbesondere da sie durch die Kündigung nicht in der Lage gewesen war, sich Bewerbungsgespräche bei einigen Topkanzleien ihrer Wahl zu sichern.

Ärger stieg in ihr auf, als sie daran dachte. Sie war nur gekündigt worden, weil sie den Fehler gemacht hatte, mit einem Seniorpartner der Kanzlei ins Bett zu gehen. Er hatte sie gefeuert, als sie die Sache beendet hatte. Angeblicher Grund: Ihr jüngster Misserfolg vor Gericht.

Nach und nach stiegen die anderen Passagiere ein. Als die beiden Sitze neben ihr frei blieben, hoffte sie, die Reihe für sich zu haben. Aber dann beeilte sich ein Mann, noch an Bord zu kommen. Natürlich gibt es immer diesen einen Mann, der der Meinung ist, das Flugzeug müsse auf ihn warten, dachte Hayley.

Und dieser Mann sah umwerfend gut aus. Verdammt, wenn sie ein Flugzeug wäre, würde sie auch auf ihn warten. Er war groß, muskulös und fantastisch gebaut. Der oberste Hemdknopf stand offen. Seine Haut war sonnengebräunt. Die dunklen Haare waren mit Gel kunstvoll zerzaust.

Als er die junge Flugbegleiterin anlächelte, zierten Grübchen seine Wangen. Entweder war er Schauspieler oder Model. Das waren die einzigen Menschen auf der Welt, die das Recht hatten, so gut auszusehen.

„Hallo.“ Er blieb neben ihrer Reihe stehen. „Hier sitze ich.“ Er zeigte auf den Platz am Gang und verstaute seinen Matchbeutel im Gepäckfach über den Sitzen. Dann sah er sich nach einem Haken um, auf den er seinen Kleidersack von Josephs Formal Wear hängen konnte.

Natürlich saß er in ihrer Reihe. Sie war einfach vom Pech verfolgt. Der heißeste Mann auf dem Planeten flog nach Maui, um zu heiraten. Sie warf einen Blick auf den Gang hinter ihm. Bestimmt stürmte jede Sekunde eine blendend aussehende Frau herein, um sich auf den Platz zwischen ihnen zu setzen. Aber er war allein. „Hallo.“

Die Flugbegleiterin berührte seinen Arm. „Officer Hartley, ich hänge den Kleidersack für Sie ins Cockpit.“

Officer? Der Mann war Polizist? Sie betrachtete ihn eingehender. Ja, seine körperlichen Vorzüge täuschten nur auf den ersten Blick darüber hinweg, dass er eine große Wachsamkeit und Stärke ausstrahlte. Jetzt machte auch die Schnittwunde über seiner rechten Augenbraue Sinn.

„Danke.“ Er reichte der Flugbegleiterin den Kleidersack und wandte sich dann an Hayley. „Das Personal der Fluglinie ist so freundlich und hilfsbereit.“

„Ich glaube, das hat nichts mit der Fluglinie zu tun.“ Der Mann konnte doch nicht so bescheiden sein zu denken, dass die Flugbegleiterinnen allen Passagieren gegenüber derart hilfsbereit waren. Sie war sicher, dass er bei jeder Frau dasselbe elektrisierende Kribbeln auslöste wie bei ihr.

Lachend setzte er sich. „Chase Hartley.“ Er streckte ihr die Hand hin.

Wenn er lachte, erinnerte er jedoch nicht mehr im Entferntesten an einen Polizisten. Viel eher an einen Herzensbrecher, mit dem eine Frau eine Menge Spaß haben konnte. Plötzlich kam es ihr überhaupt nicht mehr ungelegen, mit einem völlig Fremden zu plaudern. Dauerte der Flug wirklich nur fünf Stunden? „Hayley Hanna. Sind Sie auf dem Weg nach Maui, um dort zu heiraten?“ Sie deutete mit dem Kopf auf den Kleidersack, den die Flugbegleiterin ins Cockpit brachte.

„Meine Schwester verbindet ihre Hochzeit mit einem Urlaub. Und Sie? Urlaub oder ein familiärer Anlass?“

Er war wirklich nett und zum Anbeißen. „Ein Betriebsausflug.“

„Was machen Sie denn beruflich?“

„Ich bin Anwältin.“ Sie bemerkte, dass sich sein Lächeln legte. „Scheidungs- und Familienrecht.“ Jetzt strahlte er sie wieder an – was die Grübchen zur Geltung brachte. Der leichte Bartansatz wirkte aus der Nähe noch verführerischer.

„Da bin ich erleichtert. Es wäre zu schade, wenn wir keine Freunde sein könnten.“

Sehr schade. Terri-Lynn hatte ihr zum Abschied viel Sex – den besten Sex aller Zeiten – im Urlaub gewünscht. Daran musste sie jetzt denken. Dieser Mann könnte ihre Fantasien Wirklichkeit werden lassen. Daran bestand kein Zweifel.

Er hatte einen sehr sinnlichen Mund. Sie stellte sich vor, dass er jeden Zentimeter ihres Körpers küsste. Sofort wurde ihr glühend heiß. Es war viel zu lange her, dass ein Mann sie mit sensationellem Sex um den Schlaf gebracht hatte. Zur Hölle, seit Monaten war ihr nicht einmal ein möglicher Kandidat dafür begegnet.

Sie rief sich zur Ordnung. Dieser Mann könnte auf Maui seine Freundin oder Lebenspartnerin treffen. Zudem gab es wirklich Wichtigeres, um das sie sich Gedanken machen musste. Wie etwa … Nun, irgendetwas gab es bestimmt.

„Also, Hayley, ein Betriebsausflug. Wird das so langweilig, wie es sich anhört?“

„Lassen Sie es mich so ausdrücken: Ich freue mich so darauf wie Sie sich auf die Hochzeit.“

Er grinste.

Sie war hingerissen. Sein Lächeln war perfekt. Das Lachen war ansteckend und verlockend. Aber das Grinsen war noch besser: total sexy und zugleich jungenhaft verschmitzt.

„Ist es so offensichtlich?“

„Sie fliegen nicht mit der restlichen Hochzeitsgesellschaft. Außerdem war Ihnen die Enttäuschung anzusehen, als Sie den Flieger in letzter Minute erreicht haben. Ich nehme an, der Matchsack ist neben dem Kleidersack Ihr einziges Gepäckstück – und den Smoking würden Sie lieber verbrennen als anziehen.“

Chase klatschte Beifall. „Richtig. Das hört sich so an, als hätten Sie Ihre Erfahrungen damit gemacht, Hochzeiten lieber aus dem Weg zu gehen.“

„Meine beste Freundin hat im letzten Jahr zweimal geheiratet, und hat mich zweimal zu ihrer Trauzeugin gemacht.“ Sie hoffte nur, dass Terri-Lynn in absehbarer Zeit keinen dritten Versuch wagte.

„Ich dachte, alle Frauen lieben Hochzeiten.“

„Ein verbreiteter Irrglaube. Frauen lieben ihre eigenen Hochzeiten. Die Hochzeiten anderer Leute erinnern Frauen nur daran, wie einsam sie sind. Dann bekommen sie Panik. Weil ihre biologische Uhr tickt und sie sich beeilen müssen, einen Ehemann zu finden, um nicht allein zu sterben.“

„Eine knallharte Einschätzung“, meinte er leicht amüsiert.

„Ich neige nicht dazu, Dinge zu beschönigen“, erwiderte Hayley und dachte an diesen verdammten Artikel. Genau deshalb saß sie jetzt in der Klemme.

„Sollte ich mir Sorgen machen, dass ich neben einer tickenden biologischen Uhr sitze?“

„Nein, ich bin sehr glücklich mit einem Zahnarzt verlobt, der leider nicht zum Betriebsausflug mitkommen kann, weil er am Mittwochnachmittag einen zahnchirurgischen Notfall versorgen muss.“

Chase runzelte die Stirn. „Er weiß schon im Voraus von einem Notfall?“

Er hat recht. Sie war froh, dass sie ihre vorfabrizierte Ausrede hiermit getestet hatte. „Danke. Daran habe ich nicht gedacht.“

„Bitte?“

„Es ist eine Lüge, die ich zu perfektionieren versuche.“ Sie kümmerte es nicht wirklich, wenn sie einen schlechten Eindruck machte. Nach diesem Flug würde sie ihn nie wiedersehen. Das war zugleich eine Erleichterung und irgendwie enttäuschend. Er war vielleicht die einzige Person auf dieser tropischen Insel, mit der sie gern Zeit verbracht hätte.

Er drehte sich ihr zu. „Okay, das ist eine Geschichte, die ich hören will.“

2. KAPITEL

Hayley Hanna ist bei Weitem die unterhaltsamste und unwiderstehlichste Frau, die mir jemals begegnet ist, dachte Chase, nachdem sie ihm ihr jüngstes Dilemma geschildert hatte.

„Ich muss also meinen Chef davon überzeugen, dass ich mit den Werten der Kanzlei übereinstimme. Sonst sitze ich in der Tinte.“ Sie streifte die Riemchensandalen von den Füßen und schob sie unter den Sitz.

Er registrierte, dass sie perfekt manikürte Zehen und sonnengebräunte Beine hatte. Tatsächlich hatte er jede Einzelheit an ihr bemerkt. Von den welligen blonden Haaren, die sie mit einer auf den Kopf geschobenen, Strassbesetzten Sonnenbrille aus dem Gesicht hielt, bis zu den kristallblauen Augen mit den dunklen, langen Wimpern und den vollen Lippen.

Wie sehr er körperlich auf den Duft ihres berauschenden Parfüms reagierte, erstaunte ihn. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal gegen den Drang angekämpft hatte, eine völlig Fremde zu küssen. Oder mit der Zunge über ihren Hals zu fahren und herauszufinden, ob sie genauso gut schmeckte, wie sie duftete.

Als sie weiterhin miteinander schäkerten, trug ihre leicht reservierte Ausstrahlung dazu bei, das Knistern zwischen ihnen in Schach zu halten. Dennoch wirkte Hayley durch diese Zurückhaltung noch viel anziehender auf ihn.

„Ich finde es seltsam, dass die Kanzlei diese Dinge derart betont“, sagte Chase. „Das ist Ihr Privatleben. Was für eine Rolle spielt es für Ihren Beruf, ob Sie verheiratet sind und Kinder haben?“

„Als alleinstehende Frau, die anscheinend nur Mandantinnen vertritt, die ihre Ehemänner hassen, repräsentiere ich die Kanzlei nicht auf die Weise, die der Führungsetage vorschwebt.“

„Das ist lächerlich. Sie gewinnen die Verfahren vor Gericht. Nur darauf sollte es ankommen.“

„Wollen Sie das meinem Chef sagen?“

Er hatte eine total absurde Idee, wie er ihr dabei helfen könnte, diesen Betriebsausflug gut über die Bühne zu bekommen. Er könnte ihr anbieten, ihr bei diesem Täuschungsmanöver als fingierter Verlobter zur Seite zu stehen.

Als er schwieg, runzelte sie die Stirn. „Was ist?“

„Noch eine Sekunde. Ich denke gerade etwas zu Ende.“ Chase rieb sich die Stirn. Sie schien eine nette, unglaublich attraktive Frau und definitiv jemand zu sein, mit dem er lieber diese Woche verbrachte als mit heiratsversessenen Brautjungfern.

Natürlich müsste er bei der obligatorischen Hochzeitsprobe und der Hochzeit dabei sein. Aber über die restliche Zeit konnte er frei verfügen … Oder er könnte es zumindest, wenn seine Schwester davon ausging, dass er verliebt war.

Liebe stand nicht in den Sternen. Aber die Aussicht auf eine mögliche Urlaubsaffäre war zu verlockend. „Wie wäre es, wenn wir uns gegenseitig helfen?“ Er hatte sich entschieden, und Hayley zu überzeugen, sollte nicht so schwierig sein. Sie hatte zugegeben, kurz mit dem Gedanken gespielt zu haben, sich an einen Begleitservice zu wenden.

„Und wie?“

Er nahm sein Smartphone aus der Tasche. Zum Glück hatte er die Anhänge der letzten E-Mail seiner Schwester noch offen, sodass sie im Flugmodus zu sehen waren. Dann beugte er sich zu Hayley hinüber, damit sie sich auf dem Display das Foto von Kates früherer Collegefreundin Trish ansehen konnte.

„Wow. Sie ist bildhübsch. Wer ist sie?“

„Nur eine von drei zur Hochzeit eingeladenen Singles, mit denen meine Schwester mich gern verkuppeln möchte.“ Er zeigte ihr noch die Fotos der beiden anderen Frauen. Alle sahen sehr gut aus und waren klug. Seine Schwester hatte Geschmack. Das musste man ihr lassen.

Aber diese drei Frauen wollten auch die nächsten Kundinnen bei der Hochzeitsplanerin Kate sein – und eine Ehe kam für ihn nicht infrage. Das hatte Chase in dem Moment entschieden, als er zur Polizei gegangen war.

Er hatte miterlebt, was der Beruf Familien viel zu oft antun konnte, und weigerte sich, eine Frau und Kinder diesen Qualen und potenziellen Gefahren auszusetzen. Für Beziehungen war er nicht gemacht. Einmal hatte er es versucht und war gescheitert. Mehr als Gelegenheitssex kam für ihn nicht mehr in Betracht. Leider fand sich seine hoffnungslos romantische Schwester nicht damit ab.

„Mit gefällt die Frau auf dem ersten Foto nach wie vor am besten“, sagte Hayley. „Wie kann ich Ihnen denn jetzt dabei helfen?“

„Sie brauchen einen Verlobten, und ich brauche eine Begleiterin bei der Hochzeit. Damit meine Schwester mich nicht die ganze Woche hindurch mit ihren Singlefreundinnen verkuppelt. Insbesondere da Sie mich jetzt wegen der tickenden biologischen Uhr in Panik versetzt haben.“

Ganz zu schweigen davon, dass Chase nicht allein auftauchen wollte, wenn die einzige Frau, mit der er jemals eine gemeinsame Zukunft in Erwägung gezogen hatte, mit ihrem Ehemann zur Hochzeit käme. Doch das behielt er besser für sich. Das dadurch ausgelöste Gefühlschaos hatte er bisher noch nicht völlig verarbeitet.

Erst vor zwei Monaten war sein Bruder Adam in die Stadt gekommen, hatte sich mit ihm zum Abendessen getroffen und dann die Bombe platzen lassen: Er war mit seiner Exfreundin durchgebrannt – und jetzt erwarteten sie ein Baby. „Also, was halten Sie davon?“, fragte er Hayley.

„Ich weiß nicht … Es scheint irgendwie verrückt zu sein.“ Sie dachte darüber nach. „Wann genau findet die Hochzeit statt?“

„Am Freitagabend. Die Trauung beginnt bei Sonnenuntergang. Etwa um halb sieben.“

Sie nahm ihren Terminkalender aus der Handtasche. „Freitag …“, murmelte sie und blätterte die Seiten um.

Er bemerkte, dass die jeweiligen Spalten auf den Seiten mit verschiedenen Farben hervorgehobenen waren. Haftnotizen und Visitenkarten sorgten außerdem dafür, dass der Terminkalender aus allen Nähten platzte. Sie war offenbar eine sehr organisierte und wahnsinnig beschäftigte Frau.

Jemand, der genauso karriereorientiert und beschäftigt war wie er und nicht seine ganze Zeit und Aufmerksamkeit forderte? Chase schob den Gedanken weg. Eine Begleiterin für die Hochzeit war alles, was er brauchte. Wenn sie im Lauf der Woche auch noch im Bett landeten – umso besser.

„An diesem Tag steht abends neben dem gemeinsamen Essen ein Gastredner auf dem Programm. Aber solange ich um sechs Uhr für die Eröffnungsrede anwesend und dann später zurück bin … Es könnte funktionieren.“ Hayley steckte den Terminkalender in das Fach an der Rückseite des Vordersitzes. „Das würden Sie wirklich für mich tun?“

„Wir helfen uns gegenseitig.“ Chase hatte nicht mehr mit Adam geredet, seit sein Bruder ihm die Neuigkeit überbracht hatte. Er hatte keine Ahnung, wie hart es für ihn sein würde, seinen Bruder zusammen mit seiner Exfreundin zu sehen.

Eine Begleiterin an seiner Seite würde es ihm einfacher machen, sein Gesicht zu wahren. Zudem war dieses abgekartete Spiel perfekt. Dann müsste er sich nicht mit den Komplikationen einer richtigen Beziehung herumschlagen.

„Tagsüber stehen bei mir jeweils Meetings und gemeinsame Termine auf dem Programm“, meinte sie. „Da könnten Sie über Ihre Zeit frei verfügen. Es geht aller Voraussicht nach nur um die Abende.“

„Wo wohnen Sie?“ Hoffentlich handelte es sich nicht um dasselbe Resort, in dem die Hochzeit stattfand.

„The Westin Resort and Spa.“

„Das ist ein Stück weiter unten am Strand als das Sheraton. Perfekt.“ Chase war mit seiner Familie mehr als ein dutzend Mal auf Maui gewesen. Also kannte er sich dort gut aus. Die beiden Hotels waren fußläufig zu erreichen. Aber sie waren weit genug voneinander entfernt, dass sich die jeweiligen Veranstaltungen nicht ins Gehege gerieten.

Hayley schwieg für einen langen Moment. Schließlich schüttelte sie den Kopf. „Tut mir leid – ich kann nicht. Ich würde es sehr gern tun. Mein Leben wäre dann so viel einfacher.“ Sie hielt inne. „Nein, ich kann nicht“, sagte sie jetzt bestimmter. „Aber danke.“

Er seufzte. „Okay. Aber falls Sie Ihre Meinung ändern …“ Am liebsten hätte er als Alternative ein anderes Arrangement für diese Woche vorgeschlagen. Gerade noch rechtzeitig hielt er sich zurück.

„Das tue ich nicht.“

Verdammt, sie überlegte es sich wahrscheinlich nicht anders. Aber einen Moment lang schien er diesem Ausflug auch positive Seiten abgewinnen zu können.

Chase sah sich im Terminal des Flughafens nach dem Shuttlebus um, der ihn zum Mietwagenverleih fuhr. Im Urlaub mietet er sich immer ein Auto, um die Freiheit zu haben, sich weiter vom Hotel zu entfernen. Und auf Maui brauchte er es vielleicht, um der Hochzeit zu entkommen.

Das Terminal im Freien sah noch genauso wie vor Jahren aus. Die Familienurlaube hier gehörten zu seinen schönsten Erinnerungen. Tagsüber hatten sie am Strand Volleyball gespielt oder Sporttauchen gelernt. Er hatte immer noch die spektakulären Sonnenuntergänge vor Augen. Mit seinen Eltern zusammen zu sein, war jedoch das Beste daran gewesen.

„Entschuldigung, ich glaube, das haben Sie im Fach an der Rückenlehne des Vordersitzes vergessen“, sagte eine junge Frau in dem Moment zu ihm, als der Shuttlebus ankam.

Hayleys Terminkalender. „Oh … Nein, er gehört nicht mir. Aber ich kann ihn der Besitzerin geben.“ Lächelnd nahm er den Kalender und lief schnell zu Bus. Ein letztes Mal sah er sich um. Aber er konnte sie nirgends entdecken.

Nachdem sie aus der Maschine gestiegen waren, hatte sie sich kurz verabschiedet und sofort auf den Weg gemacht. Er hatte ihr anbieten wollen, sie beim The Westin Resort and Spa vorbeizufahren. Aber er hatte keine Gelegenheit mehr dazu gehabt.

Die Wahrheit war, dass er gern noch mehr Zeit mit ihr verbracht hätte. Obwohl er sie kaum kannte, mochte er sie irgendwie. Sie war witzig, klug und sexy – eine unwiderstehliche Kombination. Außerdem war sie integer genug, sich nicht auf seinen verrückten Plan einzulassen.

Im Shuttlebus setzte Chase sich auf einen der vorderen Plätze. Durch das geöffnete Fenster wehte eine warme Brise. Die mehrfarbigen Notizhaftzettel, die aus dem Kalender hervorragten, raschelten im Wind. Die Versuchung, den Kalender aufzuschlagen, war groß. Das ist Privatbesitz.

Doch Hayley hatte den Kalender im Flugzeug vergessen. Sie hatte Glück, dass er wusste, wo sie wohnte. Ein kurzer Blick schadet nicht. Er schlug den heutigen Tag auf. Oben auf der Seite hatte sie Flug nach Maui notiert und unten Weilele Polynesian Luau. Also stand abends eines der traditionellen Feste auf den hawaiianischen Inseln auf dem Programm. Sonst war nichts eingetragen. Er schlug den Kalender wieder zu.

Was genau war bei ihr für diese Woche geplant? Vielleicht könnte er an einem Abend irgendwo auftauchen und sie zu einem Drink einladen. Nein, sie wollte ihn nicht wiedersehen. Sonst wäre sie nicht sofort nach der Landung verschwunden. Er starrte auf den Kalender. Es war zu verlockend. Respektiere ihre Privatsphäre.

Zur Hölle, nachdem er ihr den Kalender zurückgegeben hätte, würde er sie ohnehin nie wiedersehen. Er überflog die Seiten.

Zehn Minuten später wusste er dank der Eintragung zu einem Treffens ehemaliger Studenten später in diesem Jahr, dass sie eine Harvard-Absolventin war. Sie machte regelmäßig Termine beim Augen- und Zahnarzt und belohnte sich mit kleinen Sterneaufklebern, wenn sie die Praxisbesuche hinter sich gebracht hatte. Der nächste Wartungstermin in der BMW-Autowerkstatt war für den nächsten Monat eingetragen. Was Autos anging, hatte die Frau einen sehr guten Geschmack.

Abgesehen davon füllten Termine mit Mandaten bis Weihnachten die Seiten. Sie hatte keine Ferien, Familientreffen oder Dates geplant. Offenbar konzentrierte sie sich wirklich auf ihren Beruf und war nicht an einer Beziehung interessiert. Sie war genau die Sorte Frau, deren Hilfe er in dieser Woche brauchen konnte. Wenn sie sein Angebot bloß angenommen hätte …

Eine Stunde später hatte Hayley sich in der Hotellobby vor der Rezeption eingereiht, um einzuchecken. Aber wo war ihr Kalender? Sie bekam Panik. Sie durfte ihn nicht verloren haben. Nur darin waren all ihre geschäftlichen und privaten Termine detailliert verzeichnet. Hektisch durchwühlte sie ihre Handtasche, das Handgepäck sowie den Koffer.

„Checken Sie ein, Ma’am?“ Ein Mitarbeiter am Empfang legte ihr einen Leis, den traditionellen hawaiianischen Blumenkranz für Gäste, um den Kopf. „Möchten Sie, dass wir uns um Ihr Gepäck kümmern?“

„Nein danke.“ Sie schloss den Koffer wieder, hängte sich das Handgepäck über die Schulter und ging zur Rezeption. Wo kann der Kalender nur sein? Komm schon. Wann hattest du ihn das letzte Mal in der…? Oh, nein! Im Flugzeug.

Kopfschüttelnd erinnerte sie sich daran, dass sie tatsächlich für einen Moment in Versuchung geraten war, Chases verrücktes Angebot anzunehmen. Das hätte nie funktioniert, richtig?

„Hayley!“

Na, großartig. Jetzt hörte sie seine Stimme. Sie war wirklich mit den Nerven am Ende. „Ich möchte einchecken. Mein Nachname ist Hanna.“ Sie reichte der lächelnden Frau an der Rezeption ihre Buchungsbestätigung.

„Ich glaube, Ihr Ehemann ruft Sie“, sagte die Mitarbeiterin und deutete mit dem Kopf auf den Eingang.

„Ich bin nicht verheiratet.“

„Nun, da hält ein Mann nach Ihnen Ausschau.“

Seufzend drehte sie sich um und sah, dass Chase auf sie zukam und – noch besser – ihren Terminkalender in der Hand hielt. Sie hatte in ihrem Leben noch nie ein so großes Bedürfnis gehabt, jemanden zu küssen, wie ihn in diesem Moment.

Schnell lief sie auf ihn zu, schnappte sich den Terminkalender und drückte ihn an ihre Brust. „Ich habe dich vermisst.“ Erst als er sie amüsiert ansah, wurde ihr bewusst, dass sie etwas klarstellen sollte. „Nicht Sie – den Kalender.“

„Das habe ich schon verstanden.“ Er lachte. „Eigentlich wollte ich bis zu Ihrem Bikini-Waxing-Termin nächsten Mittwoch warten, um den Kalender zurückzugeben. Aber dann dachte ich, Sie brauchen ihn vielleicht früher.“

Hayley starrte ihn entgeistert an. „Hey! Das ist Privatbesitz. Sie hatten kein Recht, Ihre Nase in meinen Kalender zu stecken.“

Sie wusste nicht, was ihr peinlicher war: Dass er den Termin für die Enthaarung ihrer Bikinizone bemerkt hatte, oder die Tatsache, dass dieser Termin wahrscheinlich das Interessanteste in dem Kalender war. Sie verschränkte die Arme und registrierte, dass er auf ihre Brüste starrte. „Hey, hier oben spielt die Musik.“

„Verzeihung“, sagte er kein bisschen reumütig. „Hören Sie, ich habe nicht darin herumgeschnüffelt. Ich habe nur einen Blick hineingeworfen, um herauszufinden, wie ich Ihnen den Kalender zurückgeben kann. Nichts zu danken.“

Chase hatte ihn zurückgegeben. Das war wirklich alles, was zählte. „Danke“, sagte sie. „Oh nein.“ Sie stöhnte, als sie sah, dass Cornelius Thompson und einige Vorstandsmitglieder die Lobby betraten.

Chase drehte sich um. „Ihre Kollegen?“

„Vorstandsmitglieder und einer der Partner von Marshall and Thompson Family Law“, flüsterte sie und stellte sich hinter ihn, um sich zu verstecken.

„Hayley, hallo“, sagte Cornelius einen Moment später und lehnte sich hinter Chase zur Seite, um sie zu sehen. „Ich dachte mir, dass Sie es sind. Checken Sie gerade ein?“

Sie nickte.

„Prima. Sie kennen ja bereits Kelly Miller und Ian Kelsey.“ Er sah Chase an. „Und das ist Ihr …“

Steh nicht einfach da. Sag ihm, wer er ist. Aber sie brachte kein Wort über die Lippen.

„Ich bin ihr Verlobter Chase Hartley.“

Sie blinzelte. Das war nicht die richtige Antwort. Sie wandte sich ihm zu und schüttelte den Kopf. Aber Cornelius nickte schon wohlwollend und streckte Chase die Hand hin. Was war hier los? Sie hatte sein Angebot dankend abgelehnt. Obwohl sie ihn mit Blicken durchbohrte, ignorierte er sie.

„Freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte Cornelius zu ihm.

„Mich auch, Sir.“

Sie konnte nichts tun – außer sich zu einem Lächeln zu zwingen und entsetzt zu beobachten, wie die beiden Männer sich die Hände schüttelten. Verdammter Mist.

„In Ordnung. Lass hören“, sagte Hayley, als sie in ihrem Hotelzimmer den Koffer auspackte. Chase wurde erst viel später am Abend von seiner Familie und der restlichen Hochzeitsgesellschaft in Maui erwartet. Daher hatten sie beschlossen, ihn zuerst Marvin und den Kollegen beim Weilele Polynesian Luau heute Abend vorzustellen.

Er ging vor den geöffneten Terrassentüren auf und ab, die hinaus zum Strand führten. Sein aufgeknöpftes Hemd flatterte in der warmen Brise. Dazu trug er Kakishorts. Obwohl er sie erst vor einer Stunde in der Lobby hereingelegt hatte, war er bei Weitem die größte Attraktion, die sie bisher auf der Insel gesehen hatte.

„Mal sehen, woran ich mich erinnere. Du bist in San Francisco aufgewachsen und ein Einzelkind. Deine Eltern haben sich scheiden lassen, als du zwölf Jahre alt warst …“

Wie beiläufig er diese Tatsache erwähnte. Es war die schlimmste Erfahrung ihrer Jugend gewesen und zweifellos der Hauptgrund dafür, dass sie anderen Menschen wenig Vertrauen entgegenbrachte und Bindungsprobleme hatte. Für diese Erkenntnis waren nicht einmal drei Sitzungen beim Therapeuten nötig gewesen.

Nach der Scheidung ihrer Eltern hatte ihre Mutter nie wieder geheiratet und mit der Zeit immer größere Vorbehalte gegen Männer entwickelt. Ihr Vater dagegen hatte eine Beziehung nach der anderen gehabt. Seine derzeitige Freundin war zwei Jahre jünger als Hayley. Aber das waren zu viele Informationen. Also nickte sie.

Ein quälender Gedanke traf sie wie ein Schlag. Oh nein. Musste sie auf Maui Chases Eltern treffen? Vergiss das jetzt und konzentriere dich. Sie hängte eine Jacke in den Schrank und wartete darauf, dass er fortfuhr.

„Dein Dad ist Anwalt für Körperschaftsrecht. Deine Mom hat nie gearbeitet.“

„Wo habe ich Jura studiert?“ Sie packte ihre Toilettensachen aus und brachte sie ins Bad.

„In Harvard.“ Chase folgte ihr, nahm einen roten BH aus Spitze aus ihrem geöffneten Koffer und hob ihn hoch. „Was Dessous angeht, hast du einen fantastischen Geschmack – und vermutlich Körbchengröße D?“

„Gib ihn mir.“ Hayley schnappte sich den BH und räumte ihn in eine Kommodenschublade.

„Ich versuche nur, gründlich ans Werk zu gehen.“ Er grinste aufreizend.

„Das muss nun wirklich niemand wissen.“ Ihr war nur zu bewusst, dass sich ein unglaublich heißer Mann in ihrem Hotelzimmer aufhielt und mehr von seinem muskulösen Körper zeigte, als sie seit Ewigkeiten an einem Mann gesehen hatte.

James war auch gut in Form, hatte aber den Körper eines Marathonläufers. Chase dagegen war ein Kerl wie ein Baum. Er könnte sie mühelos hochheben, auf das große Bett legen und jede sexuelle Fantasie erfüllen, die ihr durch den Kopf ging, seitdem sie ihn vor sechs Stunden getroffen hatte. Ihr wurde heiß. „Machen wir weiter.“

„Eine wichtige Sache haben wir ausgelassen.“

„Das bezweifle ich.“ Sie waren bis zu Highschoolzeit zurückgegangen, hatten über ihr Lieblingsessen, die Lieblingsbücher und – TV-Shows geredet. Er kannte sie jetzt besser als fast jeder andere. „Aber frag nur.“

„Wollen wir Kinder haben?“

„Ich glaube nicht, dass dieses Thema auf den Tisch kommt.“ Sie winkte ab. „Machen wir uns darüber keine Gedanken.“

„Wir sollten auf alles vorbereitet sein. Seit meine Schwester mit Cooper verlobt ist, erkundigen sich alle danach, wie viele der heiß geliebten kleinen Monster geplant sind.“

„Heiß geliebte kleine Monster? Deine Antwort hast du damit wohl schon gegeben.“

„Versteh mich nicht falsch. Ich liebe Kinder. Aber eigene Kinder? Niemals.“

Auch hierin stimmten sie überein. War sie tatsächlich jemandem begegnet, der ihr Unabhängigkeitsbedürfnis und Misstrauen gegenüber Beziehungen nachvollziehen konnte?

„Bist du sicher, dass du bei dieser Farce mitmachen willst?“, fragte Hayley nach einem Moment. Es war noch nicht zu spät, einen Rückzieher zu machen. Sie könnte Cornelius einfach sagen, dass es nur ein Witz gewesen war.

„Mir fällt kein guter Grund ein, warum ich es nicht tun sollte? Dir?“

„Wenn wir dabei erwischt werden, dass wir alle belügen, ist die Hölle los.“

Chase grinste. „Aber nur, wenn wir erwischt werden.“

„Denk daran: Wir sind seit sechs Monaten verlobt. Bisher gibt es keine Hochzeitspläne“, flüsterte Hayley, als sie sich eine Stunde später einen Weg durch das Gedränge in der Lobby bahnten. Alle wollten zum Luau. Sie zeigte auf ihre Kollegen, die gerade ihre Plätze vor der Bühne einnahmen, auf der nachher die Hulatänzerinnen auftreten würden.

Chase freute sich, die Klänge der vertrauten Inselmusik zu hören. Diese traditionellen hawaiianischen Feste hatten ihm immer sehr gefallen. „Ich weiß.“

Nervös drehte sie sich ihm zu. „An dem Tisch links außen sitzt Marvin, mein anderer Chef. Bereit?“

„Ja.“ Er legte ihr eine Hand aufs Kreuz. Der Stoff ihres luftigen schulterfreien Tops fühlte sich weich an und setzte ihre vollen Brüste traumhaft sexy in Szene. Er hoffte, dass er den Gesichtsausdruck eines sehr verliebten Verlobten aufsetzen konnte, statt wie ein Fremder auszusehen, der total scharf auf Hayley war.

Aber es fiel ihm unendlich schwer, den Blick vom tiefen Ausschnitt ihres Tops und ihren perfekten Brüsten zu wenden. Immerhin lag seine letzte unverbindliche Affäre schon neun lange Monate zurück. „Warte.“ Er nahm ihre Hand und zog sie um die Ecke, damit Sie nicht gesehen werden konnten.

„Was ist?“

Er zog sie fest an sich. Sein Blick fiel auf ihre vollen, sehr sinnlich und köstlich aussehenden Lippen. Schon den ganzen Nachmittag über, schon seitdem sie ihn im Flugzeug angelächelt hatte, wollte er diese verlockenden Lippen küssen.

Als sie heute Abend aus dem Bad ihres Hotelzimmers gekommen war und umwerfend ausgesehen hatte, hätte er sie fast geküsst. Nur seine Nervosität wegen des geplanten Täuschungsmanövers hatte ihn im letzten Moment davon abgehalten.

Chase beugte sich über sie und schaute in ihre Augen. Doch statt ihn – wie erhofft – zu ermuntern, schien sie überrascht zu sein. Egal. Er küsste sie und schlang die Arme fester um ihre schmale Taille.

Sie legte abwehrend die Hände auf seine Brust, entzog sich ihm jedoch nicht. Stattdessen fuhr sie mit der Zunge über seine Unterlippe, schmiegte sich an ihn und legte die Arme um seinen Hals. Ihr Mund war warm und hieß ihn willkommen. Ihre Lippen waren weich. Als sie sich hungrig küssten, wollte er sofort mehr. Erregt löste er sich von ihr.

Hayley sah ihn mit großen Augen an. „Was war das?“

Er hatte keine Ahnung. Es hatte nur ein Kuss sein sollen, damit sich die sexuelle Spannung zwischen ihnen ein wenig legte. Stattdessen sprühten die Funken. Er schluckte. „Ich … Nun, ich dachte, wir sollten den ersten Kuss einfach hinter uns bringen, bevor wir vor Publikum dazu gezwungen werden.“

Außerdem hatte er an nichts anderes mehr denken können, seitdem er ihre sexy Dessous gesehen hatte. Aber mit einem schnellen Kuss war sein unkomplizierter Plan gerade kompliziert geworden.

„Glaubst du wirklich, dass wir uns vor meinen Kollegen küssen müssen?“, flüsterte Hayley, die diese Vorstellung zugleich faszinierte und erschreckte.

„Ja, wenn wir hoffen, die Show unseres Lebens abzuliefern. Kate und Cooper können die Finger nicht voneinander lassen.“ Die Vorstellung, Hayley den ganzen Abend über zu küssen und zu berühren, setzte ihn noch stärker unter Strom. Wie sollte er die nächsten Tage überstehen, wenn nur ein Kuss ihn derart auf Touren brachte?

„Darüber habe ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht.“ Sie hielt inne. „Ist es ein Problem, mich erneut – natürlich nur, wenn es nötig ist – zu küssen?“

„Glaub mir, dich zu küssen, ist absolut kein Problem.“ Tatsächlich könnte es ein Problem sein, sie nicht zu küssen.

Als Hayley mit Chase auf dem Weg zu Marvin war, konnte sie die neugierigen Blicke ihrer Kollegen förmlich auf der Haut spüren. Ihr schwirrte der Kopf. Es war nur ein Kuss. Ich muss mich in den Griff bekommen. Aber noch nie in ihrem Leben hatte ein Kuss sie so schnell in einen Hormonrausch versetzt. Ihr Herz raste noch immer.

„Hayley!“

Als sie Lilas Stimme hinter sich hörte, blieb sie stehen und drehte sich um. Gut. Mit ihrer Kollegin und Büronachbarin hatte sie schon oft bis spätabends in der Rechtsbibliothek der Kanzlei recherchiert und unzählige Flaschen Rotwein getrunken. Zu ihr konnte sie ehrlich sein. Lila war verschwiegen.

„Keine Sorge. Lila ist eine Verbündete“, flüsterte sie, als Chase einen Arm um sie legte und strahlend lächelte. Dann wandte sie sich an ihre Kollegin und deren Ehemann. „Hallo. Das ist Chase.“

„Chase …“, wiederholte die Anwältin langsam. „Ich bin Lila, und das ist mein Mann Craig.“ Als die beiden Männer sich die Hände schüttelten, warf sie Hayley einen fragenden Blick zu.

Sie beugte sich zu ihr. „Ich erkläre es dir später.“

„Sag mir nur eines – ist er …“ Sie hob eine Augenbraue. „Ein … Du weißt schon.“

„Natürlich nicht.“ Sie würde ihrer glücklich verheirateten Freundin nie eingestehen, dass sie daran gedacht hatte, sich an einen Begleitservice zu wenden. Ihr zu erzählen, dass sie Chase im Flugzeug getroffen hatte, war aber wahrscheinlich auch nicht klug. „Er ist nur ein Freund. Setzen wir uns?“

Als Chase ihr einen Stuhl zurechtrückte, wollte sie als emanzipierte Frau darauf bestehen, dass solche galanten Gesten unnötig waren. Besonders als Lila ihren Mann tadelte, weil er nicht genauso zuvorkommend gewesen war.

„Hören Sie auf damit.“ Craig gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. „Sie lassen mich schlecht aussehen.“

„Verzeihung.“ Er setzte sich neben Hayley, rückte näher an sie heran und legte den Arm auf die Rückenlehne ihres Stuhls.

Übertreiben wir es ein bisschen?

„Nun, ich hatte meine Zweifel, aber hier ist er.“

Als Marvins Stimme hinter ihnen ertönte, flüsterte sie Chase zu: „Los geht’s.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln und drehte sich um. „Marvin, ich möchte Ihnen Chase vorstellen. Chase, das ist mein Chef Marvin Marshall, leitender Anwalt bei Marshall and Thompson Family Law.

Er streckte ihm die Hand hin. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Sir.“

„Also, Chase, was machen Sie denn beruflich?“

Hayley nickte kaum wahrnehmbar, als er sie kurz ansah. Ihr Chef erinnerte sich bestimmt nicht daran, dass sie in letzter Zeit mit einem Zahnarzt ausgegangen war.

„Ich bin Officer beim Los Angeles Police Department.“

„Harter Job.“

Er nickte. „Die Arbeit kann herausfordernd sein.“

„Wir sind jedenfalls froh, dass Sie es einrichten konnten, diese Woche auf Maui zu sein.“ Marvin warf ihr einen Blick zu. „Wir haben allmählich schon geglaubt, dass Hayley Sie erfunden hat.“

Sie lachte angespannt. „Es gibt ihn wirklich.“ Sie war sehr erleichtert darüber, sich jetzt nicht wegen ihres angeblich abwesenden Verlobten rechtfertigen zu müssen. Ihr Chef hätte ihr diese Ausrede nie geglaubt. „Ah, die Vorstellung beginnt.“ Auf der Bühne stand ein Mann, der ein hawaiianisches Kostüm trug und die Band zum Verstummen brachte.

„Ja. Na, dann viel Spaß.“ Marvin ging zurück an den Tisch, an dem er mit seiner Ehefrau und Cornelius Thompson und dessen Ehefrau saß.

Hayley atmete auf. Die erste Runde geht an mich.

3. KAPITEL

„Nur ein schneller Drink. Dann verschwinden wir“, sagte Chase.

„Keine Sorge. Ein Drink mit deiner Familie ist das Mindeste, was ich tun kann, nachdem du einen so überzeugenden Auftritt vor meinen Kollegen hingelegt hast.“ Hayley war nach zwei Mai Tai ein bisschen beschwipst.

Er hatte sich während des Luau als großer Charmeur gezeigt. Jeder – sogar ihr Chef – schien ihn zu mögen. Ein paar Mal hatte sie sich sogar daran erinnern müssen, dass sie sich erst vor Stunden und nicht schon vor sechs Monaten begegnet waren – so gut hatte er sie scheinbar gekannt.

Seine aufmerksame und liebevolle Art hatte sie fast selbst glauben lassen, dass sie ein glückliches Paar waren. Ihre Sorge, dass dieses Täuschungsmanöver auffliegen könnte, hatte sich ein wenig gelegt. Aber jetzt beunruhigte sie etwas anderes: Chase wusste, dass sie nur Theater spielten, richtig?

„Oh, glaub mir, das eben war harmlos im Vergleich zu dem Verhör, das uns hier erwartet.“ Er öffnete die Tür der Hotelbar. Seine Schwester hatte ihm vor zwanzig Minuten per SMS vorgeschlagen, sich auf einen Drink in der Bar zu treffen.

„So schlimm können sie nicht sein, oder?“ Hayley machte sich Gedanken, weil er seiner Familie noch nichts von ihr erzählt hatte.

Er drückte ihre Hand. „Nein. Nur meine Schwester Kate ist vielleicht ein bisschen verärgert, weil sie mich mit ihren Freundinnen verkuppeln wollte, und wird viele Fragen stellen.“

„Zum Beispiel?“ Jetzt war sie nervös.

„Wie wir uns begegnet sind. Unser erstes Date …“ Er sah sich um.

„Darüber haben wir nicht gesprochen.“ Mist. Sie hatten den überwiegenden Teil des Nachmittags über sie geredet. Jetzt wurde ihr klar, wie wenig sie über ihn wusste – außer, dass er Polizist war und ihr allein mit einem Kuss einen erotischen Kick versetzen konnte.

„Lass mich einfach ihre Fragen beantworten.“ Chase zwinkerte ihr zu.

„Was ist mit deinen Eltern? Werden sie nicht misstrauisch sein? Ihnen hättest du doch bestimmt schon etwas von der Frau erzählt, die du zur Hochzeit deiner Schwester mitbringst.“

Er drehte sich ihr traurig lächelnd zu. „Ja. Aber sie sind gestorben, als ich achtzehn Jahre alt war. Bei einer Autoexplosion.“

Hayley war tief betroffen. „Das tut mir leid.“

„Ich hätte es vorher erwähnen sollen … Oh, hier ist die Hochzeitsgesellschaft.“

In der Mitte der Bar waren drei lange Tische für etwa dreißig Leute zusammengeschoben worden. „Sind sie alle wegen der Hochzeit hergekommen?“, flüsterte sie erstaunt.

„Meine Schwester bekommt gewöhnlich, was sie will. Eigentlich immer. Den Leuten fällt es schwer, ihr etwas abzuschlagen. Mich eingeschlossen. Deshalb bist du hier.“

Ja, sie sollte ihm die alleinstehenden Freundinnen seiner Schwester vom Leib halten. Kein Problem. Sie schlang einen Arm um seine Taille und genoss es, seine definierten Muskeln unter dem Hemdstoff zu spüren. Verdammt, war er sexy. „Auf geht’s.“

Chase zögerte. „Noch eine Sache: Cooper ist mein neuer Partner bei der Polizei. Er weiß, dass an der Sache etwas faul sein muss. Aber keine Sorge. Er hält den Mund.“

„Warum?“

„Sonst bekommt er einen Tritt in den Hintern.“

„Chase!“ Seine Schwester sprang auf, stürmte auf sie zu und umarmte ihn.

„Kate, ich möchte dich mit Hayley bekannt machen.“

Sie ließ ihn los, musterte seine Begleiterin und runzelte die Stirn.

„Mit meiner Freundin Hayley“, fügte er schnell hinzu.

Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Hallo, Kate. Wie schön, Sie kennenzulernen.“

„Ich freue mich auch …“, sagte sie zögernd „Tut mir leid. Aber ich bin verwirrt. Chase hat mir nicht gesagt, dass er eine Freundin hat.“ Sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu.

„Ich wusste einfach noch nicht, wie ernst es mit uns beiden wird.“ Er zog Hayley fester an seine Seite und küsste ihre Wange. „Aber jetzt ist es an der Zeit, dass ihr sie alle kennenlernt.“

Großartig. Das war seine Erklärung? Wenn sie sich nach dieser Woche trennten, wirkte sie wie ein herzloses Miststück. Aber zu ihrer Überraschung hellte sich Kates Miene auf.

„Endlich.“ Sie wandte sich lächelnd an Hayley. „Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben, und in Bezug auf sein Privatleben ist er eher wortkarg. Komm. Ich stelle dich allen vor. Chase, holst du die Drinks?“

Oh nein, er kann mich jetzt nicht allein lassen. „Im Moment möchte ich nichts trinken.“

„Aber ich. Geh“, sagte sie zu ihrem Bruder.

„Siehst du, was ich meine? Sie ist herrisch“, flüsterte Chase. „Keine Panik. In einer Minute bin ich zurück.“

Eine Viertelstunde später war Hayley allen anderen Gästen vorgestellt worden und erinnerte sich an keinen der Namen. Es handelte sich vor allem um Freundinnen und Freunde des Brautpaares sowie seine Geschwister.

Chase war inzwischen wieder an ihrer Seite, was sie enorm beruhigte. Die drei verärgert wirkenden Collegefreundinnen seiner Schwester hatten sich in dem Moment an die Bar zurückgezogen, in dem sie als Chases Freundin vorgestellt worden war.

„Wie habt ihr beiden euch kennengelernt?“, fragte Kate.

Als Hayley erstarrte, drückte er erneut beruhigend ihre Hand. „Ich habe sie ins Gefängnis gesteckt.“

Mit großen Augen sah sie ihn an. Das war das letzte Mal, dass sie ihn eine Frage beantworten ließ. Verlegen wartete sie darauf zu hören, zu welchem Verbrechen sie fähig war.

„Wie bitte?“

„Ich habe sie mit einigen anderen Anwälten verhaftet, die gegen den Abriss des Bürgerzentrums in der Sixth Avenue demonstriert haben.“

Das hört sich nicht so schlimm an. Sie hatte schon an Friedenskundgebungen teilgenommen. Allerdings war sie damals fünfzehn Jahre alt gewesen und hatte sich mit einem gammelnden, haschischrauschenden Surfer verabredet.

„Oh, meine Güte, Hayley!“, rief Kate begeistert. „Super. Ich protestiere auch immer für eine gute Sache.“

„Meine Schwester hat sich einmal im Heritage Park drei Tage lang an eine Eiche gekettet“, erzählte Chase.

„Richtig. Um gegen den Leinenzwang für Hunde zu demonstrieren. Ich habe nicht geschlafen, nichts gegessen und nichts getrunken außer Wasser.“

„Hat es funktioniert?“

„Nein. Um den Sinn des Leinenzwangs zu untermauern, durften die Hunde am dritten Tag ausnahmsweise frei herumlaufen und …“

„Sie wurde angepinkelt“, sagte Chase.

„Oh nein.“ Hayley konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

Kate nickte. „Als ich aufgegeben habe, wurde ich verhaftet. Genau wie du.“ Sie prostete ihr zu, bevor sie das Glas austrank.

„Und das ist unser Quertreiber höchstpersönlich“, sagte Chase, als sein Bruder Eric und dessen Freundin Marissa zu ihnen kamen.

„Freut mich, euch kennenzulernen“, sagte Hayley, nachdem er ihr das Paar vorgestellt hatte. Die drei Geschwister hatten alle dunkle Haare und Augen und sahen sich ähnlich. Sie drehte sich ihm zu und flüsterte: „Hast du nicht gesagt, dass ihr vier Geschwister seid?“

Er nickte. „Adam ist Footballprofi bei der NFL und kann erst am Tag vor der Hochzeit hier sein. Er und seine schwangere Frau kommen in ein paar Tagen nach.“

Der angespannte Ton in seiner Stimme hielt sie davon ab, weitere Fragen zu stellen.

Eine Stunde später standen Hayley und Chase vor dem Aufzug in seinem Hotel. „Du warst fantastisch“, meinte er. „Meine Schwester ist von dir begeistert.“

„Das ist dein Werk. Es war beeindruckend, wie schnell du reagiert hast. Allerdings war die Story über meine Verhaftung ziemlich riskant.“

„Aber nein. Ich wusste, dass sie Kate gefällt. Hoffentlich ist das Schlimmste damit überstanden. Jetzt müssen wir nur noch das Essen nach der Hochzeitsprobe und die Hochzeit gut über die Bühne bringen.“

„Es könnte tatsächlich funktionieren.“

„Ja. Und zwar ganz einfach.“ Er lächelte sie an.

Sie schmolz dahin. So zu tun, als wäre sie in diesen Mann verliebt, war kinderleicht. Er war von Natur aus so charmant, aufmerksam und witzig, wie er sich im Kreis ihrer Kollegen gezeigt hatte. Zudem wurde ihr warm ums Herz, wenn er sie anlächelte – was ungewohnt und sehr gefährlich war.

„Ich will dich nicht länger um deinen Schlaf bringen. Ruf mich einfach morgen an, wann immer du deinen ‚Verlobten‘ brauchst.“ Chase strich kurz über ihre Wange.

„In Ordnung. Ob du es mir glaubst oder nicht: Es hat irgendwie Spaß gemacht, deine angebliche Freundin zu sein.“

Er küsste ihre Stirn. „Ich hätte nie gedacht, dass ich Gefallen daran finde, der Verlobte einer Frau zu sein. Aber heute Abend hast du mir das Gegenteil bewiesen.“

„Also dann … Gute Nacht“, sagte Hayley.

„Ich würde dich noch auf einen Drink auf mein Zimmer bitten. Aber ich befürchte, dass du dieses Manöver sofort durchschaust.“

Sie lachte. Unter normalen Umständen würde sie sich über alle Vorwände hinwegsetzen, um allein mit einem Mann in einem Hotelzimmer zu sein, der so sexy war wie Chase. Aber die Situation war schon kompliziert genug. Wenn sie nicht achtgab, verdrehte ihr diese romantische Inselatmosphäre noch den Kopf. „Ja, das ist wahrscheinlich keine gute Idee.“

„Wir sehen uns also morgen?“

„Morgens steht irgendeine Teambildungsaufgabe auf dem Programm. Aber irgendwann danach brauche ich dich bestimmt.“

„Kein Problem. Schick mir einfach eine SMS.“ Chase sah ihr tief in die Augen.

Ihr Entschluss kam ins Wanken. Jetzt brauchte sie ihn nicht nur, sondern war auch noch total verrückt nach ihm. Das war nicht gut. Seine Berührungen, Wangenküsse, das Händchenhalten während des Abends sorgten dafür, dass sie sich nach mehr sehnte. Nach mehr von dem, was sie nicht wollen sollte. „Okay.“

„Okay.“ Er küsste ihre Wange. „Gute Nacht.“

„Gute Nacht.“ Aber sie rührte sich nicht vom Fleck. Dreh dich um und geh weg. Stattdessen stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. Nur ein flüchtiger Kuss, sagte sie sich. Aber sie wusste, dass sie mit dem Feuer spielte. Als er sie angenehm überrascht ansah, ging sie einen Schritt zurück.

„Was war das?“

„Eine Dummheit.“ Hayley lachte kurz auf.

„Intelligenz wird überschätzt.“ Er trat einen Schritt nach vorn und küsste sie heiß. Mit der Zunge fuhr er über ihre Unterlippe, um sie herauszufordern. Sie seufzte weich. Er packte ihre Arme und zog sie an sich – bis ihre Körper sich berührten.

Hayley drängte sich an ihn, wollte jeden Zentimeter von ihm spüren. Mit seiner Zunge umkreiste er ihre, während er über ihre nackten Schultern strich und eine Hand auf ihren Nacken legte. Sie konnte nicht denken, sich nicht rühren, bis er den Kuss schließlich beendete.

Sie sahen einander in die Augen und schwiegen lange. Oh, du meine Güte, wenn er sie fragen würde – ohne zu zögern würde sie in sein Hotelzimmer mitkommen. Bitte frag nicht.

Er räusperte sich und ließ sie abrupt los. „Ich verschwinde jetzt mal in den achten Stock, bevor ich noch etwas sage oder tue, das mich in Verlegenheit bringt. Dann also jetzt wirklich gute Nacht.“ Er betrat die Aufzugkabine.

„Gute Nacht, Chase.“ Sie atmete auf. Sie wollte zumindest Erleichterung verspüren.

Obwohl er nickte, verließ er die Aufzugkabine. „Was denke ich mir nur? Ich kann dich nicht allein zu deinem Hotel gehen lassen.“

Sie legte eine Hand auf seine Brust und schob ihn wieder hinein. In ihrem Hotel diese Abschiedsszene zu wiederholen, war das Letzte, was sie brauchten. Ihre Willenskraft hatte sich bald erschöpft. „Das geht schon in Ordnung so.“

„Bist du sicher?“

Schnell nickte sie, ignorierte seine unwiderstehliche Anziehungskraft, und seufzte, als die Türen sich schlossen. Das war gerade noch einmal gut gegangen. Eine Minute länger, und sie hätte sich ihm an den Hals geworfen.

Hayley machte sich auf den Weg zum Ausgang. In diesem Moment kamen Kate und Cooper durch die Drehtüren. Wo konnte sie sich verstecken? Sie sah sich in der spärlich dekorierten Lobby um. Aber es war schon zu spät. Kate lächelte sie an. Sie winkte dem Paar zu und überlegte fieberhaft. Eine Ausrede. Komm schon.

„Wo ist Chase?“

„Auf dem Zimmer.“

Kate runzelte die Stirn. „Willst du irgendwohin gehen? Ihr beide konntet es doch kaum abwarten, allein zu sein. Ihr hattet doch keinen Streit, oder?“

„Nein, es ist alles in schönster Ordnung.“

„Wohin gehst du dann?“

Chase hat recht, dachte Hayley. Seine Schwester war wirklich verdammt hartnäckig. „Ich bin nur heruntergekommen, um an der Rezeption zu sagen, dass wir mehr Handtücher brauchen.“

„Oh“, sagte Kate nicht überzeugt, während Cooper laut gähnte.

„Ich bin schon wieder auf dem Weg nach oben.“ Was blieb ihr jetzt anderes übrig? Meine Güte, sie war der Versuchung schon einmal kaum entkommen. Mit etwas Glück war das Brautpaar auf einem der unteren Stockwerke untergebracht. Dann konnte sie verschwinden, wenn sie außer Sichtweite waren.

„Ich komme mit. Cooper, du kannst schon ins Zimmer gehen. Ich muss mit Chase über die Ansteckblumen reden. Zweifellos war er zu abgelenkt, um daran zu denken, sie abzuholen.“ Sie küsste ihren Verlobten auf die Wange.

In der Aufzugkabine schwieg Hayley. Nichts zu sagen, war der sicherste Weg, keinen Informationen zu widersprechen, die Chase seiner Familie vielleicht über sie erzählt hatte.

„Chase hat gesagt, dass du in East Village wohnst?“

„Ja. Ich habe dort vor einem Jahr eine Eigentumswohnung gekauft.“

„Unser neues Haus wird gerade ganz in der Nähe an der Ecke der Third und Fourth gebaut – wir werden Nachbarn sein.“

Mist. „Das ist toll“, sagte sie und legte sich im Kopf bereits eine andere Route zur Kanzlei zurecht, um die Third und Fourth zu umfahren.

„Dort entsteht auch ein neues Fitnessstudio. Wir sollten zusammen hingehen.“

„Oh … Ich bin kein Fan von Sport.“

Kate musterte sie. „Jetzt wirst du mir unsympathisch. Soll das heißen, dass du von Natur aus eine so gute Figur hast? Ganz ohne Stepper und Spinning-Kurse?“

„Ja?“ Hayley zuckte zusammen. Außer der wöchentlichen Yogastunde mit Terri-Lynn, an der sie selten teilnahm, trieb sie nie Sport. Der Stress in ihrem Job und die Tatsache, dass ihr kaum Zeit für die Mahlzeiten blieb, sorgten dafür, dass sie schlank war.

Die Aufzugtüren öffneten sich. Sie waren im achten Stockwerk. Beide Frauen stiegen aus. „Welche Richtung?“, fragte Kate, als sie stehenblieben.

Verdammt, sie müsste die Zimmernummer wissen. „Äh …“ Chase hatte ihr doch vorhin irgendwann seine Zimmernummer genannt. Sie zermarterte ihr Gehirn. Achthundertsechs. Sie war einen Blick auf das Schild an der Wand. Rechts ging es zu den Zimmern mit den Nummern achthundert bis achthundertzehn. „Hier entlang.“ Hoffentlich habe ich recht. Vor der Tür zögerte sie.

„Hast du keinen Schlüssel?“

„Ich habe ihn vergessen.“ Sie klopfte an die Tür, die Chase einen Moment später öffnete. Er trug nur eine Shorts. Mit offenem Mund starrte sie ihn an. Er war ein Bild von einem Mann: breite Schultern, die muskulöse Brust, der Waschbrettbauch. Eine Spur Haare führte bis unter den Bund der Shorts. Seine Haut war ein wenig feucht. Verführung pur.

Sie riss sich zusammen und deutete auf Kate. „Sieh mal, wen ich in der Lobby getroffen habe.“ Ihre Stimme klang ein wenig zu schrill. „Und sie schicken uns noch mehr Handtücher herauf“, fügte sie sicherheitshalber hinzu.

„In Ordnung“, meinte er verwirrt. „Kate? Was gibt es?“ Er machte die Tür halb zu, zog Hayley ins Zimmer und schlang einen Arm um ihre Taille.

Der Duft seines Eau de Cologne raubte ihr den Atem. Ihr Puls raste.

Seine Schwester sah ihn finster an. „Kann ich hereinkommen?“

„Nein.“

„Warum nicht?“

„Nun, wir wollten gerade …“, stammelte Hayley, während er sie noch fester an seine Seite zog.

„Wir sind beschäftigt. Was willst du, Kate?“, schaltete er sich verärgert ein.

„Ich wollte dich daran erinnern, dass du morgen die Ansteckblumen im Blumengeschäft in der Helehilo Street abholen musst.“

„Wird erledigt. Gute Nacht.“ Chase machte ihr die Tür vor der Nase zu.

„Entschuldige, sie hat mich in der Lobby erwischt“, flüsterte Hayley. Sie ging weiter ins Zimmer hinein und hörte Wasser rauschen. „Ich wollte dich nicht beim Duschen stören.“

Er trat einen Schritt auf sie zu. „Das ist nur die dringend benötigte kalte Dusche, um mir dich aus dem Kopf zu schlagen.“

Oh, Mann. Sich in der Lobby zu verabschieden, war schwer genug gewesen. Aber jetzt war sie mit seinem perfekten, muskulösen Körper konfrontiert – wie sollte ihm irgendeine Frau in dieser Situation irgendetwas abschlagen können? „Dann sollte ich dich nicht davon abhalten.“ Sie ging um ihn herum zur Tür.

„Wir sollten wahrscheinlich ein paar Minuten warten. Nur zur Sicherheit“. Er schlang von hinten die Arme um ihre Taille und zog sie an sich.

Oh, das war alles andere als sicher. Warum musste er sich so gut anfühlen? So gut duften? Warum hatte sie im Flugzeug nicht neben einem fülligen Mann mittleren Alters mit Halbglatze gesessen? „Du musst damit aufhören. Wenn niemand da ist, der uns sieht, ist es vergebens“, sagte Hayley, glaubte aber kein Wort.

„Mir gefällt es – und dir auch, glaube ich. Das reicht, um es weiterhin zu tun. Verdammt, wenn du nur nicht so schön wärst.“ Chase küsste ihren Nacken.

Ihr Atem ging schneller. Warum bedurfte es eines fingierten Verlobten in einer völlig verfahrenen Situation, damit sie etwas empfand, dem sie trotz der unvermeidlichen Folgen unbedingt auf den Grund gehen wollte? „Wenn du nicht damit aufhörst, bin ich es, die eine kalte Dusche braucht.“ Vergeblich versuchte sie, sich aus seinem Griff zu befreien.

„Du kannst zusammen mit mir duschen“, flüsterte er, während er ihre Schultern küsste und die Träger des schulterfreien Halternecktops aufband.

Geh. Jetzt. Die Dinge waren schon kompliziert genug, und sie mussten dieses Schauspiel noch fünf Tage lang aufrechterhalten. Resolut schob sie ihn weg und legte die Hand auf den Türgriff. „Ich muss los. Bis morgen Nachmittag.“ Sie befestigte wieder die Träger des Tops.

„Hayley, warte.“

Sie blieb stehen, drehte sich jedoch nicht um.

„Es tut mir leid. Ich wollte keine Grenzen überschreiten. Es war nur ein Spaß“, meinte er besorgt.

Ein Spaß. Nichts Ernstes. Nichts von Dauer. Könnte sie nur Spaß mit einem Mann haben, der eine solche Wirkung auf sie hatte?

Ich werde es bereuen, dachte Chase. Aber darüber machte er sich später Gedanken. Hayley war augenscheinlich hin- und hergerissen. Also traf er die Entscheidung für sie. Er packte ihre Hüften, zog sie wieder an sich und schnupperte an ihr. Sie duftete nach Sonne, dem Ozean und tropischer Brise.

Sie erstarrte ein wenig, löste sich aber nicht von ihm. Mit den Lippen fuhr er über ihren Nacken, mit den Händen über den Bauch und Zentimeter für Zentimeter hinauf zu den Brüsten. Wenn sie ihn stoppen wollte, hatte sie viel Zeit dazu. Aber sie ließ ihn gewähren.

„Du bist so schön und fühlst dich so perfekt an.“ Er streichelte ihre Brüste und spürte, dass sich die Nippel aufrichteten. Sie sehnt sich nach meinen Berührungen. Sofort wurde er hart.

„Chase“, flüsterte sie erstickt.

„Schsch.“ Er zupfte an den Nippeln, wollte sie sehen und schmecken … Erst sanft, dann drängender massierte er ihre Brüste, bevor er es wagte, die Nippel zwischen dem Daumen und den Zeigefinger zu rollen.

Er wollte so viel mehr tun. Aber er befürchtete, zu weit zu gehen. Also setzte er die Entdeckungsreise zurückhaltend fort, bis sie weich seufzte. Er strich über ihre Taille, Hüften und den Rücken hinauf. Er wollte ihr die Kleider vom Leib reißen und in ihr sein. Aber er hielt inne, bevor er erneut die Träger des Tops aufband. „Wenn ich aufhören soll, dann sag es jetzt.“

„Zieh es aus.“

Ohne Zeit zu verschwenden, streifte er Hayley das Top ab und drehte sie zu sich um. Ihre Brüste waren noch schöner, als er sie sich vorgestellt hatte. Er strich über ihre seidenweiche Haut, massierte erneut ihre Brüste. Seitdem er sie im Flugzeug kennengelernt hatte, hatte er der Versuchung widerstanden. Jetzt stand sie halb nackt vor ihm – höllisch sexy – und genoss seine Berührungen.

Chase zog eine Spur Küsse von ihrem Ohr bis zum Schlüsselbein und dem Dekolleté. Er wollte sie. Jetzt. Zuerst leckte er über einen Nippel, dann sog und knabberte er sanft daran. Der süß-salzige Geschmack erregte ihn noch stärker. Würde sie überall so gut schmecken?

Sie legte den Kopf in den Nacken, packte seufzend seine Schultern. „Damit das klar ist: Das ist keine gute Idee.“

„Ich halte es für eine großartige Idee“, murmelte er, bevor er am anderen Nippel sog. Er konnte nicht genug von ihr bekommen.

Hayley atmete schwer. „Nein, wirklich, Chase …“, protestierte sie schwach.

„Ich will dich – und ich weiß, dass du mich willst.“

Eine Sekunde lang rang sie noch immer mit sich, bevor sie den Rock zusammen mit dem Tanga lasziv über ihre Hüften, Beine und die Riemchensandalen mit den hohen Stilettoabsätzen streifte.

Er sank vor ihr auf die Knie, fuhr mit der Zunge über ihren Bauch und umkreiste auf dem Weg zu ihrer empfindsamsten Stelle den Bauchnabel. Mit den Händen strich er über Innenseiten ihrer Schenkel. „Du bist feucht“, flüsterte er und stimulierte sie mit der Zunge. Er war total scharf auf sie.

„Das ist allein deine Schuld. Ich habe daran gedacht, seitdem ich dich im Flugzeug gesehen habe.“

Ja, sie wollte es genauso sehr wie er. Die Art, wie sie ihn den Abend über angesehen und berührt hatte … Er würde sie nicht enttäuschen. Vielleicht hatte er einer Frau nicht mehr zu bieten als Sex. Aber er machte im Bett wieder gut, dass er keine Bindungen einging. Zum Glück schien auch Hayley nur Sex von ihm zu wollen.

Chase stand auf und hob sie hoch. Sie strich über seine Brust und den Bauch, als sie die Beine um seine Hüften schlang. Als sie sein hartes Glied packte und auf und ab strich, konnte er sich nur noch mühsam beherrschen. „Du spielst mit dem Feuer.“ Er packte ihre Hände und hielt sie fest.

Sie lachte. „So zu tun, als wären wir verrückt nacheinander, zeigt Wirkung, hm?“

Gut zu wissen, dass auch sie in Flammen stand. Das Problem war, dass er sich nicht wirklich verstellt hatte. Sie war unglaublich. Ihm fiele es absolut nicht schwer, sie die Woche über zu berühren, zu küssen und in ihrer Nähe zu sein.

Er trug sie ins Bad, setzte sie auf die Kommode und holte ein Kondom aus seiner Kulturtasche. Dann riss er das Folienpäckchen auf und gab es ihr. Sie streifte es ihm aufreizend langsam über. Er wusste, dass sie versuchte, ihn vor Verlangen verrückt zu machen. Es funktionierte. „Fertig?“ Er wartete nicht auf ihre Antwort, bevor er sie erneut hochhob und in sie eindrang.

Nach Atem ringend krallte sie die Fingernägel in seine Schenkel, sah ihn aber voller Verlangen an. Er stieß noch tiefer in sie.

„Oh, Chase.“

„Hayley“, sagte er stöhnend, als sie sich in langsamem Rhythmus auf und ab bewegte. Sie strich über seinen Bauch, die Brust, den Nacken, durch seine Haare und knabberte an seinem Ohrläppchen. Er packte ihren Po und ging zwei Schritte nach vorne, bis sie mit dem Rücken an der Wand lehnte.

Keuchend klammerte sie sich an ihn. „Ist es verrückt, dass ich dir vertraue, obwohl ich dich kaum kenne?“

Ihre völlig unerwarteten Worte berührten ihn. Er bewegte sich langsamer in ihr und legte die Hände an ihre Wangen. „Ich werde dich während dieser Woche nicht enttäuschen.“

Sie küsste ihn schnell. Als er mit einem letzten, tiefen Stoß zum Orgasmus kam, sah er ihr nur kurz in die Augen. Dann zwang er sich, den Blick abzuwenden. Stöhnend ließ er den Kopf auf ihre Brüste sinken und spürte, wie die Wellen der Lust über ihr zusammenschlugen. „Hayley, schöne Hayley.“

Schwer atmend lehnte sie ihre Stirn an seine. „Das war nicht Teil unserer Abmachung.“

„Jetzt ist es Teil der Abmachung, Süße.“

Stunden später spazierte Chase am Strand entlang zurück zum Sheraton, nachdem er Hayley in ihr Hotel gebracht hatte. Sie hatte sich geweigert, die Nacht bei ihm zu verbringen. Verlegen hatte sie mit allen Mitteln herunterzuspielen versucht, was gerade zwischen ihnen passiert war.

Der Sex war sensationell gewesen. Er hatte sich vom ersten Moment an zu der geistreichen, schönen Anwältin hingezogen gefühlt. Aber er war nicht auf das brennende Verlangen vorbereitet gewesen, das sie in ihm ausgelöst hatte. Je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, je mehr er über sie erfuhr, desto mehr mochte er sie.

Seine Familie hatte sie sofort akzeptiert. Als seine Geschwister darauf bestanden hatten, ihr von der gemeinsamen Kindheit zu erzählen, hatte ihr Lachen ihn daran zweifeln lassen, ob wirklich alles nur ein Schwindel war. Es hatte sich nicht so angefühlt. Zudem hatten bei den wenigen Küssen die Funken gesprüht.

Als sie ihn praktisch in die Aufzugkabine geschoben hatte, war er fast dankbar gewesen, dass sie keine Dummheit begangen hatten. Er hatte gewusst, dass Sex alles nur noch komplizierter machte. Doch dann hatte das Schicksal in Gestalt von Kate eingegriffen. Verdammt, wie konnten sie auch die Finger voneinander lassen, wenn sie allen vorspielen sollten, dass sie ineinander verliebt waren?

Die unbeschwerte, entspannte Atmosphäre auf der Insel trug dazu bei, sich keine Gedanken darüber zu machen, wie es nach dieser Woche mit ihnen weiterginge. Aber selbst wenn Hayley ihn in Los Angeles wiedersehen wollte, konnte er ihr nicht mehr als die beiläufige Affäre versprechen, die sie gerade begonnen hatten.

Wie sollte er jemals erwägen, sich an jemanden zu binden? Sein Beruf hatte seine Familie und die Familie seines ehemaligen Kollegen, Partners und Freundes Will so viel gekostet. Sein Job hatte Vorrang. Das war seine Art, den viel zu frühen tragischen Tod seiner Eltern zu rächen. Sein Engagement war noch größer geworden, als Will bei einem gemeinsamen Einsatz ums Leben gekommen war.

Sein Partner hatte eine Frau und eine damals elfjährige Tochter hinterlassen. Er war zehn Jahre lang mit seiner ersten Liebe glücklich verheiratet gewesen. Mia hatte wegen der gemeinsamen Tochter jahrelang ihre beruflichen Pläne auf Eis gelegt gehabt und war zu diesem Zeitpunkt kurz davor gewesen, ihre Ausbildung als Krankenpflegerin zu beenden.

Chase hatte die stark blutende Wunde seines schwer verletzten Partners notdürftig versorgt und vergeblich versucht, ihm das Leben zu retten, als sie auf die Rettungskräfte gewartet hatten.

„Kümmere dich um meine Familie, um Mia und Angie … Das Haus ist noch nicht abbezahlt … Mias Ausbildungsdarlehen …“, hatte ihn sein Partner unter starken Schmerzen noch gebeten.

„Alles wird gut. Keine Sorge. Atme einfach weiter, Kumpel“, hatte er erwidert. Doch in dem Moment, als die Sirene des Rettungswagens zu hören gewesen war, hatte er seinen Freund verloren.

Chase schluckte bei der Erinnerung. In einiger Entfernung sah er Cooper, der Laufshorts sowie ein T-Shirt trug. Als der Verlobte seiner Schwester näherkam, fragte er: „Du joggst nachts?“

„Normalerweise nicht. Aber die Nachtschichten bringen meinen Schlafrhythmus durcheinander. Hast du Hayley in ihr Hotel zurückgebracht?“

„Ja.“

„Ein bisschen spät, nicht wahr?“

Er überhörte die Anspielung. „Kate hat nichts gesagt, oder?“

„Sie hat nur gesagt, dass Hayley die perfekte Frau für dich ist.“

Chase zuckte zusammen. Seine Schwester sollte Hayley als seine Freundin akzeptieren, aber keine Hochzeit planen.

„Hast du Hayley von Kendall und Adam erzählt?“

„Ich habe ihr gesagt, dass Adam mit seiner Frau erst später hier eintrifft, ja.“

„Also hast du es ihr nicht erzählt.“ Cooper ging jetzt neben ihm her.

„Was sollte ich sagen? Übrigens, mein Bruder hat die Frau geheiratet, die mir das Herz gebrochen hat, und die beiden erwarten ein Baby. Also wundere dich nicht, wenn ich handgreiflich werde, wenn ich ihn sehe?“

„Das würde funktionieren.“

Er schüttelte den Kopf. „Es ist in Ordnung. Ich komme damit zurecht und freue mich für die beiden.“ Zumindest wollte er sich für sie freuen.

„Du hast dieser Frau also im Grund nichts erzählt.“

Chase bekam ein schlechtes Gewissen. Sie hatte gesagt, dass sie ihm vertraute. Er musste ihr sagen, warum er sie wirklich an seiner Seite haben wollte. „Was spielt es für eine Rolle, Cooper? Tatsächlich verabreden wir uns nicht einmal.“

„Ich sage es dir nur äußerst ungern, aber es hat heute Abend so ausgesehen, als hättest du das völlig vergessen.“

4. KAPITEL

„Steh auf.“

„Hm?“ Hayley warf einen Blick auf den Wecker, der auf dem Nachttisch stand und stöhnte. „Es ist halb sieben Uhr, Lila. Was willst du so früh von mir?“ Sie drehte sich auf die Seite.

Sie hatte nur ein paar Stunden lang unruhig geschlafen. Nachdem sie sich von Chase verabschiedet hatte, wäre sie einerseits am liebsten sofort wieder zurück in sein Hotel gegangen. Andererseits hatte ihr die Frage den Schlaf geraubt, wie es jetzt mit ihnen weitergehen sollte.

„Dieses Hotel bietet frühmorgens einige tolle Fitnesskurse an. Die Gelegenheit sollten wir nutzen.“

„Die himmlischen Betten hier sollten wir nutzen“, murmelte sie.

„Lass mich raten – Chase liegt mit dir darin?“

„Nein!“ Plötzlich war Hayley wach. „Ich kenne ihn kaum.“ Tatsächlich hatte sie ihn in den letzten vierundzwanzig Stunden besser kennengelernt als fast jeden anderen Mann, mit dem sie sich jemals verabredet hatte. Er hatte sie sogar seiner Familie vorgestellt. Zudem hatte sie in der letzten Nacht fast jede Stelle seines Körpers erforscht.

„Er ist höllisch sexy. Mehr muss ich nicht wissen“, sagte Lila. „Wie auch immer – das Spinningtraining fängt in einer Viertelstunde an. Vielleicht wäre es gut, deine Muskeln ein bisschen in Form zu bringen. Falls dieser Fremde doch noch zufällig in deinem Bett landet.“

Dafür war es zu spät. Chase hatte schon jeden Zentimeter ihres nackten Körpers eingehend in Augenschein genommen und sich nicht beschwert. „Ich schlafe weiter.“ Doch unter der Decke fuhr sie über ihren Bauch. Es war eine Weile her, dass sie Sport gemacht hatte.

Leise stöhnend drehte sie sich auf die andere Seite. Hatte sie jetzt völlig den Verstand verloren? Dieses Täuschungsmanöver durchzuhalten, war schon schwer genug – und gestern Nacht hatten sie im Hormonrausch einen totalen Schlamassel daraus gemacht.

Ab jetzt sollte sie besser möglichst wenig Zeit mit ihm verbringen. Sie würde ihn nur im Notfall anrufen. Zudem musste sie dafür sorgen, dass es ein bisschen weniger heiß zuging, wenn sie zusammen waren.

Das bedeutete: weniger Berührungen und Küsse – und weniger fantastischen Sex. Allein bei der Erinnerung, wie er sie total auf Touren gebracht hatte, überlief sie ein erregendes Kribbeln. Sie seufzte. Jetzt war nicht mehr an Schlaf zu denken. Körperliche Anstrengung war wahrscheinlich eine gute Idee. Hayley stand auf, spritzte sich Wasser ins Gesicht und band die blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen.

Schon nach fünf Minuten Training war sie außer Atem. Lila, die neben ihr in einem Höllentempo in die Pedale trat, wirkte dagegen topfit. „Wie schaffst du es, so gut in Form zu sein?“, fragte sie schließlich.

Autor

Kate Hoffmann
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