Tiffany Hot & Sexy Band 56

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DIE QUINNS: RYAN, DER ABENTEURER von HOFFMANN, KATE
Dieser Mund, dieser Körper! Filmstar Serena ist eine erotische Verlockung für Ryan Quinn. Nur wurde er leider als Reiseleiter für ihren Junggesellinnenabschied gebucht - und nicht als feuriger Don Juan, der die Braut verführt. Doch was, wenn plötzlich sie ihn verführen will?

SZENEN EINER LEIDENSCHAFT von THOMPSON, VICKI LEWIS
Rein sexuelle Anziehungskraft - oder mehr? Spontan lässt Keri sich auf eine erregende Liaison mit Westernautor Michael ein. Aber während sie bald ihr Herz an ihn verliert, muss sie fürchten, dass er bloß Inspiration für sein neues Buch sucht - extraheiße Liebesszenen inklusive!

VERFÜHR MICH, PLAYBOY! von RAWLINS, DEBBI
Eine Affäre mit dem heißen Dorfcasanova ist das Letzte, was Nikki jetzt braucht. Schließlich ist sie in ihren Heimatort zurückgekehrt, um sich um ihr Erbe zu kümmern. Doch Trace McAllister flirtet so beharrlich mit ihr, dass sie schwach wird. Der beste Fehler ihres Lebens?

EIN UNVERHOFFT HEIßES DATE von WEBER, TAWNY
"Hast du Lust, für eine Nacht mein Date zu sein?" Cat glaubt zu träumen, als Taylor Powell sie einlädt. Gegen ihren Willen steigen sofort sinnliche Fantasien vor ihrem inneren Auge auf. Dabei braucht Taylor sie nur, um den Verkuppelungsversuchen seiner Freunde zu entgehen, oder?


  • Erscheinungstag 12.07.2016
  • Bandnummer 0056
  • ISBN / Artikelnummer 9783733752439
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Kate Hoffmann, Vicki Lewis Thompson, Debbi Rawlins, Tawny Weber

TIFFANY HOT & SEXY BAND 56

KATE HOFFMANN

Die Quinns: Ryan, der Abenteurer

Reiseleiter Ryan ist supersexy – und absolut tabu für die berühmte Schauspielerin Serena! Denn ganz egal, wie erotisch es zwischen ihnen knistert, sie heiratet bald einen anderen Mann. Oder etwa nicht?

VICKI LEWIS THOMPSON

Szenen einer Leidenschaft

Reiten lernen wie ein echter Cowboy: Das ist alles, was Westernautor Michael auf der Last Chance Ranch will. Bis die sinnlichen Reize von Haushälterin Keri ihn mehr und mehr in den Bann ziehen …

DEBBI RAWLINS

Verführ mich, Playboy!

Trace McAllister ist geradezu besessen von der bildschönen, zierlichen Nikki. Aber sind stürmisch heiße Küsse wirklich das Richtige, um sie zu überzeugen, dass er kein unverbesserlicher Playboy ist?

TAWNY WEBER

Ein unverhofft heißes Date

Für heute Nacht braucht Taylor dringend ein Date. Natürlich nur zum Schein, um seine kuppelfreudigen Kollegen auszubremsen. Als seine gute Freundin Cat ihm aushilft, erlebt er eine sexy Überraschung …

PROLOG

Der Wind heulte um das Haus der Quinns an der Gordon Road und rüttelte an den Fenstern. Der kleine Ryan jedoch war in seinem Albtraum gefangen.

Es klopfte an der Schlafzimmertür, so laut, dass der Fußboden vibrierte. Langsam durchquerte Ryan den Raum, der Boden eiskalt unter seinen nackten Füßen. Er blieb wie angewurzelt stehen, als der Türknauf sich zu drehen begann. Panik stieg in ihm auf. Die Tür schwang auf, und eine riesige Gestalt füllte den Rahmen.

Starr vor Angst schaute er an dem Mann in Kaltwetter-Ausrüstung hoch. Da schob der Mann die Kapuze, die er tief ins Gesicht gezogen hatte, zurück.

Ryan schrie und schreckte im Bett hoch. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Sein Zwillingsbruder Rogan richtete sich im Bett neben ihm auf und rieb sich die Augen. „Ryan, wach auf. Du träumst.“

Ryan schluckte schwer und zog die Decke bis zum Kinn hoch. „Es geht mir gut. Es geht mir gut.“

Rogan schüttelte den Kopf. „Was war es diesmal?“

Seit dem Tod ihres Vaters litt Ryan unter Schlafstörungen und düsteren Träumen. Träumen, die die Trauer und Angst im Hause Quinn widerspiegelten. Doch dieser war noch lebhafter und furchterregender als die anderen gewesen.

Ryan zitterte am ganzen Körper. „Es … es war Dad.“

Rogan kletterte aus dem Bett und setzte sich zu Ryan auf die Matratze. „Du hast ihn im Traum gesehen?“

Ryan nickte. Tränen stiegen in ihm auf, und er wischte sich eine von der Wange. „Er war gefroren. Sein Gesicht war aus Eis, und seine Augen waren schwarze Löcher. Und es hing Schnee in seinem Haar und in seinem Bart.“

„Hat er etwas gesagt?“

„Nein. Aber er hat mich angelächelt.“

„Es war nur ein Traum.“

Ryan drehte sich zu ihm um. „Manchmal stelle ich mir vor, dass er noch lebt. Dass er heil vom Berg heruntergekommen ist und irgendwo in Nepal oder Tibet lebt. Dass er in Sicherheit ist.“

„Das ist er nicht“, erwiderte Rogan. „Mom sagt, dass er tot ist und dass wir das akzeptieren müssen. Trotzdem … Manchmal wünsche ich mir, dass er noch lebt.“

„Glaubst du, dass sie ihn je finden werden?“

„Selbst wenn, könnten sie ihn nie nach Hause holen, meint Mal. Es wäre unmöglich.“

„Ich wünschte, ich könnte ihn noch einmal sehen.“

„Was würdest du ihm sagen?“

Ryan musste über die Antwort nachdenken. Er wusste, dass er nicht auf seinen Vater wütend sein sollte, doch ein winziger Teil von ihm war es dennoch. Max Quinn hatte versprochen, immer zurückzukommen, aber er hatte sein Versprechen nicht gehalten und damit Ryans Welt auf den Kopf gestellt.

Ihr Leben hatte sich über Nacht verändert. Geld war plötzlich knapp, und die finanziellen Sorgen hatten Spuren im Gesicht ihrer Mutter hinterlassen. Sie hatten ihr kleines Haus, ihre Freunde und die Schule in Rotorua verlassen und nach Raglan zu den Eltern ihrer Mutter ziehen müssen.

Lydie Quinn war seit fast einem Jahr in tiefer Trauer versunken und verkroch sich die meiste Zeit in ihrem Zimmer, auch vor Ryan und seinen drei Geschwistern. Die verehrten ihren Vater immer noch, während Ryan der Einzige war, der auch dessen Fehler sah. Max hatte seine Familie mittellos zurückgelassen. Er hatte geglaubt, unbesiegbar zu sein – und er hatte sich geirrt.

Rogan schlüpfte zu Ryan unter die Decke. „Vielleicht können wir irgendwann selbst nach ihm suchen. Wir könnten ihn nach Hause holen und auf dem Friedhof begraben.“

Ryan schüttelte den Kopf. „Ich möchte ihn nicht so sehen. Ich will ihn so in Erinnerung behalten, wie er war, als er noch lebte.“

„Vielleicht hast du recht.“

„Aber ich möchte Bergsteiger werden“, fuhr Ryan fort. „Genau wie Dad. Ich möchte all die Dinge sehen, die er gesehen hat.“

„Das werden wir“, sagte Rogan.

Ryan schloss die Augen und versuchte sich seinen Vater lebendig und glücklich vorzustellen. Doch sosehr er sich auch bemühte, das Bild des Mannes aus dem Traum quälte ihn weiter. Wie hatte Max Quinn so etwas passieren können? Er hatte seinen Kindern immer erzählt, dass er vorsichtig wäre, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchten.

Hatte er sein Versprechen vergessen? Oder bedeuteten Versprechen Erwachsenen nichts? Nun, Ryan bedeuteten sie etwas. Er schwor sich im Stillen, dass er seine Versprechen immer halten würde.

„Schlaf weiter“, sagte Rogan. „Morgen früh wird es dir besser gehen.“ Er legte den Arm um seinen Bruder, und Ryan packte ihn fest.

„Versprich mir, dass du niemals sterben wirst“, flüsterte Ryan.

„Das werde ich nicht. Ich verspreche es. Jetzt versprich du es auch.“

„Ich werde nicht sterben. Nicht bevor ich ein alter Mann bin. Ich verspreche es.“

1. KAPITEL

Ryan Quinn starrte durch die verregnete Windschutzscheibe von Rogans Land Rover auf den dunklen Asphalt. In der Ferne erhellten die Flughafenleuchten von Auckland den Nachthimmel.

„Wie lange wirst du warten?“

„Die ganze Nacht, wenn es sein muss.“ Ryan sah zu seinem Zwillingsbruder hinüber, der im Fahrersitz saß. „Sie kommen mit einem Privatjet aus Los Angeles. Ich rechne nicht damit, dass sie pünktlich sind.“

„Serena Hightower.“ Rogan schüttelte den Kopf. „Wie kann man nur so viel Glück haben?“

Ryan zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ob ich es Glück nennen würde. Es ist nur ein Job.“

„Ja, aber der Schauplatz wird fantastisch sein.“ Rogan trank einen Schluck aus seinem Kaffeebecher. „Was hast du mit ihnen vor? Dana hat gesagt, deine Pläne sind streng geheim.“

„Wir fliegen nach Fidschi. Ich denke an leichtes Trekking, vielleicht auch Klettern. Surfen. Segeln.“

„Was ist mit Vorräten, Ausrüstung und …“

„So eine Art Tour ist das nicht. Ich bin nur als … Berater dabei. Jemand, der sich um die Details kümmert, was immer sie vorhaben.“

„Also eine Art Babysitter?“

Ryan wollte widersprechen, doch der Begriff traf es ziemlich genau. Aber wie hätte er das Angebot ablehnen können? Er sollte außer dem regulären Honorar plus Spesen am Ende sogar noch einen Bonus bekommen. Wenn er den Job gut machte, könnten weitere Aufträge in dieser Richtung folgen – was für ihn die Chance bedeutete, sich eine eigene Existenz aufzubauen. „Ich würde es eher Vermittler nennen.“

Ryan dachte schon lange daran, sich von Max Adrenaline, ihrer Reiseagentur mit Schwerpunkt Abenteuerreisen, zu lösen, um eine Surfschule zu eröffnen. Er wohnte direkt am Strand und surfte seit seinem neunten Lebensjahr. Außerdem war er ein guter Lehrer. Das Einzige, das ihm fehlte, um seinen Traum zu verwirklichen, war Geld.

„Wie bist du zu dem Auftrag gekommen?“, fragte Rogan.

„Auf unserer Mont-Blanc-Tour letztes Jahr habe ich einen Typ namens Thom Perry kennengelernt. Ihm gehören die Greenmoor Studios in Los Angeles. Serena Hightower spielt die Hauptrolle in irgendeinem Blockbuster, der nach Weihnachten in die Kinos kommt. Sie heiratet unmittelbar vor der Premiere, und er will keine schlechte Presse.“

„Schlechte Presse?“

„Dieser Trip ist ihr Jungesellinnenabschied. Sie und ihre Brautjungfern wollen etwas erleben, und Perry möchte vermeiden, dass sie dem Studio Probleme bereiten.“

„Also ist dein Job, Serena Hightower sicher zum Altar zu bringen, damit der Film noch mehr Millionen einspielt?“

„So in etwa“, erwiderte Ryan. „Wie schwer kann das schon sein? Fünf Frauen auf einer tropischen Insel.“

„Wirst du den Stripper engagieren, oder übernimmst du den Part selbst?“

„Es geht nicht um so etwas“, entgegnete Ryan. „Miss Hightower möchte einen Abenteuerurlaub. Sie will nicht die ganze Zeit faul am Pool liegen und Cocktails schlürfen. Perry hat einen Kontaktmann vor Ort, der mich bei allen Arrangements unterstützen wird.“

„Wir teilen das Honorar mit ihm?“

Ryan schüttelte den Kopf. „Nein. Er wird vom Studio bezahlt. Außerdem ist dies kein Auftrag für Max Adrenaline. Ich arbeite diesmal auf eigene Rechnung.“

„Wow“, murmelte Rogan. „Das wird Mal nicht gefallen.“

„Ich verwende weder Ausrüstung noch Geld der Firma. Und es ist mir egal, was Mal gerade gefällt oder nicht gefällt“, erwiderte Ryan. „Er ist so mit der Planung der Everest-Expedition beschäftigt, dass ihn ohnehin nichts anderes interessiert.“

Max Quinn, ihr Vater, war vor fast zwanzig Jahren gestorben, als er eine Gruppe von Bergsteigern auf den Gipfel des Mount Everest geführt hatte. Nachdem kürzlich die Leiche ihres Vaters auf dem Everest entdeckt worden war, wurden seine drei Söhne bedrängt, eine Art Pilgerreise zu Max Quinns letzter Ruhestätte zu machen, um seine Habe zu bergen und ihn zu begraben. Mal, Ryans älterer Bruder, war Feuer und Flamme für die Expedition und auch für die Veröffentlichung einer Biografie, die er und seine Verlobte Amy Engalls über seinen Vater schrieben.

Aber nicht jeder war begeistert von ihrer Idee. Roger Innis, Max’ ehemaliger Geschäftspartner, organisierte seine eigene Expedition, um die Habe ihres Vaters zu bergen – einschließlich des Klettertagebuchs. Mal hatte den Verdacht, dass Innis befürchtete, er könnte für die Fehler, die an jenem Tag begangen wurden, verantwortlich gemacht werden. Ryan und Rogan wussten jedoch, dass noch weitere Geheimnisse ans Licht kommen könnten, wenn die Aufzeichnungen in falsche Hände gerieten. Geheimnisse, die das perfekte Bild ihres Vaters zerstören könnten – und die Familie, die er hinterlassen hatte.

Ryan holte tief Luft. „Wir müssen Mal von Dad und dieser Montgomery erzählen. Er kann die Sache immer noch abblasen.“

„Er ist nicht zu stoppen“, erwiderte Rogan. „Die Tour ist beschlossene Sache.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Ich werde ihn begleiten.“

„Aber du hast immer gesagt, dass du es makaber findest.“

„Ich habe meine Meinung geändert“, erklärte Rogan. „Ich muss mich der Vergangenheit stellen. Vielleicht ist die Expedition notwendig, damit ich verstehe, wer unser Vater war. Und wer ich bin. Außerdem will ich wissen, warum er dort oben umkam.“

„Was ist, wenn das Tagebuch nicht da ist? Oder wenn etwas über diese Montgomery drin steht? Was glaubst du, wie Mom sich dabei fühlen wird?“

Rogan seufzte tief. „Ich weiß es nicht. Doch es wird Zeit, es herauszufinden.“

„Du und Mal, ihr könnt gerne losmarschieren.“

„Das ist eine Sache, die wir alle zusammen machen sollten“, meinte Rogan.

„Ohne mich. Mir reicht, was ich weiß. Ich sehe keinen Grund, das alles wieder aufzuwühlen. Es hat uns schon einmal beinahe zerstört.“ Ryan verspürte ein Stechen in der Brust und schluckte schwer.

Seine Familie hatte den Tod seines Vaters nie richtig verarbeitet. Ryans Mutter Lydie Quinn wäre daran fast zerbrochen, und Ryan hatte hilflos zusehen müssen.

In jener Zeit hatte er gelernt, seine Gefühle zu kontrollieren, und eine Mauer um sein Herz errichtet, um sich vor weiterem Schmerz zu schützen.

„Du wirst dich bald entscheiden müssen“, sagte Rogan. „In drei Monaten brechen wir auf.“

„Gute Reise“, murmelte Ryan.

Unbehagliches Schweigen entstand. Als ob er sich nicht ohnehin schon als Außenseiter in der Familie fühlte. Er und seine Brüder waren sich bei den meisten Themen immer einig geworden, doch seit er der einzige Single unter ihnen war, hatte sich das geändert.

„Ist das dein Flugzeug?“, fragte Rogan.

Ryan schaute hoch und sah einen kleinen Jet, der auf der Landebahn ausrollte und ungefähr zwanzig Meter vom Auto entfernt zum Stehen kam.

„Alle Achtung. Du wirst stilvoll reisen.“ Rogan lachte leise.

„Danke fürs Mitnehmen“, sagte Ryan. „Wir sehen uns in einer Woche wieder.“

Die Tür des Flugzeugs klappte herunter. Ryan stieg aus und schnappte sich sein Gepäck vom Rücksitz. „Wünsch mir Glück.“

„Ich glaube nicht, dass du welches brauchen wirst“, meinte Rogan. „Halt dich nur aus Ärger raus.“

Ryan winkte, schwang sich seine Tasche über die Schulter, und lief zum Jet. Ein junger Mann begrüßte ihn oben und stellte sich als Miles DuMont, Publicity-Manager des Studios, vor.

Ryan schüttelte ihm die Hand. „Publicity-Manager?“

„Oh, machen Sie sich keine Gedanken“, entgegnete Miles. „Sie werden kaum merken, dass ich da bin. Ich bin nur dabei, um ein paar Fotos für die Presse zu machen und aufzupassen.“

„Aufpassen? Was soll das heißen?“

„Miss Hightower neigt dazu, sich in brenzlige Situationen zu manövrieren. Ich bin der mit dem Feuerlöscher.“

Im Flugzeug war dunkel und still. Ryan verstaute sein Gepäck in einem Schließfach und schaute zum hinteren Teil der Maschine. „Sie haben alle viel getrunken“, sagte Miles. „Kommen Sie. Ich stelle Sie Serena vor.“

Ryan folgte Miles durch den Gang. Vier Frauen hatten sich in den großen Ledersitzen zusammengerollt und schliefen fest, aber über einem Sitz im Heck brannte ein Leselicht.

„Miss Hightower?“

Ryan stockte der Atem, als er die Schauspielerin zum ersten Mal sah. Sie war atemberaubend schön. Ihr langes Haar hatte sie aus ihrem frisch gewaschenen Gesicht zurückgestrichen, und sie trug eine Brille mit dunklem Gestell, die ihre großen blauen Augen betonte.

„Miss Hightower, das ist Ryan Quinn, der Guide.“

Bei ihrem warmen Lächeln setzte sein Herz einen Schlag aus. Er wusste, dass er etwas sagen sollte, doch ihm fehlten die Worte. Verdammt, er war sicher der Letzte, der sich von der Welt der Stars beeindrucken ließ, aber sie war die schönste Frau, der er je begegnet war. „Hallo“, brachte er schließlich heraus.

„Hi.“ Sie lächelte kokett und musterte ihn lange. Er fragte sich, ob sie seine Gedanken lesen konnte. Wobei sich seine Gedanken wohl kaum von denen anderer Männer unterschieden, die sie kennenlernten. Langsam reichte sie ihm die Hand.

„Ich … ich habe einige interessante Abenteuer für Sie geplant.“ Seine Finger kribbelten, als er ihre Hand ergriff.

„Wunderbar. Ich freue mich darauf. Haben Sie auch gern Spaß, Quinn? Oder sind Sie wie Thom Perry? Finden Sie, dass ich mich benehmen sollte?“

„Ich …“ Ryan runzelte die Stirn und zog seine Hand fort. Serena sprach mit einem deutlichen britischen Akzent. Er hatte angenommen, dass sie Amerikanerin war, aber offensichtlich hatte er sich geirrt. „Wie war die Frage?“

Sie lachte leise. „Miles, warum geben Sie Quinn nicht etwas zu essen und zu trinken? Wir haben einen langen Flug vor uns, und er möchte es sich sicher bequem machen.“

„Ja, Miss Hightower.“

Ryan ging zu einem Platz im vorderen Teil der Maschine. Er drehte sich einmal um und sah, wie Serena sich in den Gang lehnte und ihm nachschaute.

„Ich muss Sie warnen“, sagte Miles. „Hinter diesem unschuldigen Lächeln verbirgt sich eine sehr ungezogene Seite. Lassen Sie sich nicht einwickeln.“

„Nein, natürlich nicht“, murmelte Ryan.

Doch als er in den weichen Ledersitz sank, befiel ihn eine seltsame Spannung. Wer war Serena Hightower? Und warum wühlte ihn ein simpler Händedruck von ihr derartig auf? Wenn er seine Reaktionen nicht unter Kontrolle bekam, würde dies eine sehr lange Reise werden.

Serena Hightower sah aus dem Fenster zur blinkenden Lampe am Ende der Tragfläche. Dann schloss sie die Augen, holte tief Luft und versuchte das Chaos aus ihrem Kopf zu verbannen.

Sie rieb die Handflächen aneinander und fragte sich, warum die Wirkung der Berührung dieses Mannes nicht nachließ. Ja, Ryan Quinn war attraktiv – und sexy – und hatte eine gefährliche Ausstrahlung. Jede Frau würde ihn unwiderstehlich finden. Aber sie war verlobt und sollte in wenigen Wochen heiraten! Und doch konnte sie an nichts anderes denken als an einen Fremden, der ihr gerade erst vorgestellt worden war.

„Ryan“, murmelte sie. „Ryan Quinn.“

Serena stöhnte. Wie hatte sie es nur so weit kommen lassen können? Obwohl sie Bens Heiratsantrag angenommen hatte, hatte sie nie daran geglaubt, dass die Hochzeit tatsächlich stattfinden würde. Sie war verliebt gewesen, doch schon bald war ihr bewusst geworden, dass sie Ben im Grunde gar nicht kannte. Außer dass sie beide prominente Schauspieler waren, hatten sie nichts gemeinsam. Zudem hatten sie sehr unterschiedliche Auffassungen über eine ernste Beziehung, vor allem in punkto Treue.

Wie aber hatte ihr die Kontrolle über die Sache entgleiten können?

Eigentlich hatte sie gedacht, dass die Medien kurz über die Verlobung berichten und dann das Interesse an dem Thema verlieren würde. Doch sie wurde sofort bedrängt, einen Hochzeitstermin zu nennen. Sie hatte willkürlich ein Datum hingeworfen in der Annahme, dass sie ihre Meinung jederzeit ändern könnte. Leider hatte ihr „Team“ sofort mit der Planung begonnen.

Alles war organisiert worden, während sie bei Dreharbeiten war. Sie hatte den Zeitpunkt verpasst, Stopp zu rufen. Ihre Verlobung jetzt noch zu lösen wäre ein Skandal, und das zu einem Moment, in dem ihre Karriere an einem Wendepunkt angelangt war.

Serena hatte sich immer gewünscht, als Schauspielerin ernst genommen zu werden. Nur dass ihre Filme bisher zwar populär, aber nicht gerade von der Kritik geschätzt waren. Ihr neuester Film hingegen war anders. In ihm konnte sie ihr Potenzial als Schauspielerin zeigen.

Sie würde nicht mehr nur die Tochter der bekannten Schauspieler Will Sheridan und Cassandra Hightower Fellowes sein, die Verlobte von Ben Thayer oder das schöne Gesicht auf Titelfotos. Wenn dieser Film in die Kinos kam, würde sie Serena Hightower sein, eine ernstzunehmende Schauspielerin.

Dann endlich würde sie zufrieden sein, endlich glücklich mit ihrem Leben. Es musste so sein. Sie hatte alles versucht: Meditation, Yoga, Kabbala, Saftkuren. Jeden Trend hatte sie mitgemacht in der Hoffnung, Antworten auf ihre Fragen finden. Eine Frage, genau genommen. Bei allem, was sie im Leben erreicht hatte, bei allem, was sie besaß, warum konnte sie nicht glücklich sein?

Es war eine einfache Frage, und doch eine, die sie nicht losließ. Das konnte nicht alles sein. Sie hatte Geld. Sie war berühmt. Sie besaß alles, was sie sich nur wünschen konnte. Und wenn es zur Hochzeit käme, würde sie auch noch eine Ehe haben.

Serena schenkte sich ein Glas warmen Champagner ein. Sie hatten die Flaschen Stunden zuvor geöffnet, um auf das vor ihnen liegende Abenteuer anzustoßen. Aber jetzt spiegelte der abgestandene Champagner ihre Gemütslage wider.

Sie drückte sich aus dem Sitz hoch und schlenderte zum vorderen Teil des Jets. Ihre vier Brautjungfern schliefen fest, und Miles war mit seinem Laptop beschäftigt. Serena schaute zum Passagier, den sie in Auckland an Bord genommen hatten, und setzte sich neben ihn.

„Können Sie nicht schlafen?“

Er wandte sich vom Fenster ab und sah sie an. „Ich schlafe nie im Flugzeug.“

Der Wunsch, ihn wieder zu berühren, war fast überwältigend. Sie wollte mit den Fingern durch sein dichtes dunkles Haar fahren. Was faszinierte sie so an ihm? Sie kannte viele attraktive Männer. Aber Ryan Quinn schien sich nichts auf sein gutes Aussehen einzubilden. Er würde sich nie über Falten, Botox und die Auswirkung des Alterns auf seine Karriere Gedanken machen. Er war ein richtiger Mann.

„Also, Sie sind die Nanny, die Thom geschickt hat, damit Sie auf uns aufpassen“, meinte Serena.

„Nanny?“

„Wie würden Sie denn lieber genannt werden?“, fragte sie.

„Quinn“, antwortete er. „Sie können mich Quinn nennen.“

Sie lächelte charmant. „Was hat er Ihnen erzählt, Quinn? Sollen Sie uns vor Schwierigkeiten bewahren?“

„Ich bin dafür da, Ihnen eine Woche Abenteuer zu bieten.“

„Wenn das Ihre Geschichte ist.“ Serena zuckte mit den Schultern. „Aber Sie brauchen nicht zu heucheln. Ich weiß, warum er Sie geschickt hat. Er möchte sicherstellen, dass ich nach Weihnachten vor den Altar trete.“

„Gibt es da ein Problem?“

Sie seufzte. „Nein. Natürlich nicht. Ich bin zur Hochzeit bereit.“

Noch während sie die Worte laut aussprach, fragte sie sich, ob sie wirklich bereit war, Ben Thayer zu heiraten. Liebte sie ihn überhaupt? Wenn ja, warum versuchte sie dann, diesen schönen Fremden in ein Gespräch zu verwickeln?

Sie griff nach dem Glas auf dem Tisch vor ihm und trank den letzten Schluck Whiskey aus. „Ich hole Ihnen noch einen.“

„Danke, ich brauche keinen mehr“, erwiderte Ryan.

„Ich schon.“

Serena ging in die kleine Bordküche, tat Eis in ein Glas und füllte es mit Whiskey auf. Dann setzte sie sich wieder zu Ryan und stellte ihm den Drink hin.

Er zeigte auf das Glas, das randvoll war. „Wollen Sie mich betrunken machen?“

„Ich möchte nur, dass Sie sich entspannen.“

„Ich bin immer entspannt“, sagte er.

„Sie Glücklicher“, meinte sie. „Ich bin es nie.“

Er schob ihr das Glas hin. „Warum trinken Sie ihn dann nicht?“

Serena hatte schon zu viel Champagner getrunken. Trotzdem nahm sie das Glas, nippte und stellte es ab. Ihre Blicke trafen sich, und sie konnte nicht wegschauen. Könnte sie sich dermaßen zu Ryan hingezogen fühlen, wenn sie Ben liebte? Ihr Herz sagte Nein, aber es hing so viel von dieser Hochzeit ab, dass sie sich sicher sein musste. Spontan lehnte sie sich vor und küsste ihn.

Es war kein leidenschaftlicher Kuss. Auch kein platonischer. Er lag irgendwo dazwischen. Serena wich zurück und spürte, wie sie vor Scham errötete.

„Entschuldigung“, murmelte sie.

„Wofür?“

„Ich … ich konnte nicht anders.“

„Sind Sie nicht verlobt?“, fragte er.

„Ja.“ Serena runzelte die Stirn. „Das bin ich. Finden Sie es nicht merkwürdig, dass ich trotzdem den Wunsch verspürte, Sie zu küssen?“

„Dazu kann ich nichts sagen. Ist es normal für Sie, Männer zu küssen, die Sie kaum kennen?“

Sie nickte. „Im Prinzip schon. Ich meine, ich tue es im Film. Das gehört zu meinem Job. Aber Sie sind kein …“ Sie lehnte sich zurück. Da hatte sie ihre Antwort. Sie hatte den Kuss nicht nur genossen, sie sehnte sich danach, Ryan wieder zu küssen. Und nicht nur das. Sie stellte sich vor, wie sie ihm das Hemd vom Leib riss und seinen Körper berührte, ihn küsste an Stellen, die nur sie erreichen konnte.

Serena trank einen großen Schluck Whiskey. Der Alkohol brannte in ihrer Kehle.

„Ich habe mich schon immer gefragt, wie das gehen kann“, meinte Ryan. „Wie kann man jemanden nur zum Schein küssen?“

„Fragen Sie mich, ob ich dabei heiß werde?“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich könnte mir denken, dass das eine der Gefahren ist.“

„Aus dem Grund kommen so viele Schauspieler zusammen, wenn sie gemeinsam einen Film drehen. Irgendwann fühlt sich das Küssen echt an.“

„Ist es Ihnen so ergangen mit …“

„Ben“, sagte sie. „Ben Thayer.“

„Richtig. Ben.“

„Ich glaube, so hat es angefangen. Er küsste wirklich gut. Und ich ließ mich hinreißen.“ Allerdings war sie nie so verzaubert gewesen wie jetzt, während sie neben Ryan Quinn saß und sich den nächsten Kuss mit ihm vorstellte.

„Er wäre bestimmt nicht glücklich darüber, dass Sie mich geküsst haben.“

„Hm.“ Sie lächelte ihn an. „Vermutlich nicht. Am besten, es bleibt unser kleines Geheimnis.“

„Geheimnisse können sehr gefährlich sein.“ Ryan warf ihr einen Blick von der Seite zu, dann schüttelte er den Kopf. „Ich bin nicht zu Ihrem Zeitvertreib hier.“

„Natürlich nicht.“

„Und ich werde Sie nicht dazu bringen, etwas zu tun, das Sie nicht tun wollen.“

„Danke.“ Serena stand auf. „Ich glaube, wir werden diese Woche viel Spaß haben. An Ihrer Stelle würde ich versuchen zu schlafen. Ich habe vor, Sie auf Trab zu halten.“

Sie kehrte zu ihrem Platz zurück. Miles warf ihr einen argwöhnischen Blick zu, als sie an ihm vorbeiging. Sie verdrehte die Augen. „Ich war nur freundlich.“

Doch als sie es sich in ihrem Sessel bequem gemacht hatte, schloss sie die Augen und seufzte tief. Sie konnte den Kuss nicht vergessen. Ihr Herz klopfte immer noch ein wenig schneller als normal, und ihr Atem ging flach.

Ihr Blick fiel auf den sechskarätigen Diamantring, der an ihrem Finger funkelte. In wenigen Wochen sollte sie vor den Altar treten. Alles war organisiert. Zweihundertfünfzig Gäste hatten ihre Einladung erhalten. Trotzdem dachte sie nicht an den Mann, der zu Hause in Los Angeles auf sie wartete, sondern an den, der nur ein paar Schritte von ihr entfernt saß.

Es war der Beweis, dass sie Ben nicht liebte. Aber eigentlich hatte sie nie an die wahre Liebe geglaubt, also was hatte sich geändert? War ein Kuss Grund genug, ihre Chance auf Glück zu zerstören? „Reiß dich zusammen“, murmelte sie. Ryan war nur eine Ablenkung. Ben war der Mann, den sie heiraten würde.

Ein Van und ein Peugeot Sedan standen bereit, als der Learjet in Nadi auf der Insel Viti Levu landete. Nachdem sie die Einreiseformalitäten erledigt hatten, stiegen die Frauen in den Van. Miles und Ryan fuhren mit dem Sedan, chauffiert von Arthur Cawaru, einem freundlichen Fidschianer, der sie vor Ort betreuen würde.

Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber der schwarze Nachthimmel begann sich im Osten tiefblau zu verfärben. Auf engen Straßen fuhren sie die Küste entlang, auf der einen Seite der Südpazifik, üppige tropische Vegetation auf der anderen.

Ryan lachte leise. „Das ist genial.“

„Genial?“

„Sehen Sie uns an. Man bezahlt uns dafür, in diesem exotischen Paradies fünf schöne Frauen zu unterhalten. Es ist wie ein Hauptgewinn.“

„Ich würde nicht voreilig sein“, entgegnete Miles.

Ryan schaute ihn an. „Was meinen Sie?“

„Sie kennen Serena nicht. Sie kann … schwierig sein. Sie ist schön und begabt. Aber auch launenhaft und stur. Wenn sie nicht so verdammt schön wäre und gut in ihrem Job, würde sie keine Rollen mehr bekommen.“

„So schlimm kann sie nicht sein.“

„Lassen Sie sich nur nicht blenden“, warnte Miles ihn. „Sie ist ganz anders als in ihren Filmen.“

„Ich habe keinen ihrer Filme gesehen.“

Ungläubig starrte Miles ihn an. „Keinen?“

„War das Voraussetzung für den Auftrag?“

„Nein. Vielleicht ist es besser so. Dann werden Sie nicht so leicht in ihren Bann geraten.“

Dafür ist es zu spät, dachte Ryan. „Hey, ich verhalte mich immer professionell. Ich habe Thom Perry etwas versprochen. In dieser Hinsicht ist nichts zu befürchten.“

„Serena ist auch ein Profi“, erwiderte Miles. „Sie ist Schauspielerin, sogar eine sehr gute. Also genießen Sie alles, was sie sagt, mit Vorsicht.“

Ryan fand es schwierig, die Frau, von der Miles sprach, mit der Frau in Einklang zu bringen, die er im Flugzeug kennengelernt hatte. Er fand Serena bezaubernd, charmant und verletzlich. Für Miles und Thom hingegen war sie eine Ware, eine Investition, die sich nur lohnte, wenn sie sich an die Regeln hielt.

Sie bogen von der Hauptstraße ab und fuhren nach ein paar Minuten durch ein großes Tor. Aus dem Dunkel tauchte ein Herrenhaus auf, dessen weiße Fassade von Scheinwerfern angestrahlt wurde. „Nicht schlecht“, raunte Ryan. „Das ist etwas luxuriöser als die Zelte, in denen ich normalerweise schlafe.“

„Wir hielten es für besser, Miss Hightower und ihre Freundinnen in einer Privatvilla statt in einem Resort unterzubringen“, erklärte Miles. „So haben wir sie besser unter Kontrolle.“

„Was könnten die Frauen denn anstellen? Plündernd über die Dörfer herfallen? Autos stehlen und Männer vergewaltigen?“

„Es ist immer das Beste, aufs Schlimmste gefasst zu sein“, erwiderte Miles.

Kurz darauf wurden sie vor dem Haupteingang von einer Frau empfangen, die ein Tablett mit Getränken hielt. Jedes Glas war mit einer frischen Blume dekoriert.

„Willkommen im Bellavista“, sagte Arthur, ihr Chauffeur, mit dröhnender Stimme. „Das ist meine Frau Juni. Sie wird Ihnen all Ihre kulinarischen Wünsche erfüllen.“

Juni reichte jedem von ihnen ein Glas. „Wundervoll“, murmelte Miles. „Noch mehr Alkohol.“

„Fruchtsaft“, flüsterte Juni, „mit Ginseng. Gut bei Jetlag.“

Die Frauen nippten an ihren Drinks und gingen ins Haus. Ryan folgte Miles und schaute sich dabei nach allen Seiten um, das luxuriöse Interieur registrierend. „Hübsches Zuhause.“

„Thom hat es vor fünf Jahren gekauft“, erzählte Miles. „Wobei er wohl zwei oder drei Jahre nicht hier gewesen ist, weil er gar keine Zeit für Urlaub hat. Aber es ist ein idealer Ort, um gelegentlich einen prominenten Gast, der eine Auszeit braucht, zu verstecken. Sehr abgeschieden.“

„Mr. Quinn, zu Ihrem Zimmer geht es hier entlang“, sagte Arthur. „Mr. DuMont, Sie folgen bitte Juni. Sie sind im anderen Flügel untergebracht.“

Ryans Zimmer war geräumig und hatte Fenster vom Boden bis zur Decke. Er warf sein Gepäck aufs Bett und trat auf die große Terrasse mit Blick aufs Meer. Es war immer noch dunkel, doch er konnte die Brandung hören.

„Ich liebe es, wie es hier riecht. Was ist das? Ich kann den Duft nicht identifizieren.“

Ryan drehte sich um und sah Serena auf einer Steinmauer sitzen. Sie hatte das Zimmer direkt neben seinem.

„Frangipani, glaube ich“, erwiderte er. „Die Blüten duften nachts am intensivsten.“ Er wechselte das Thema. „Ich hätte gedacht, dass Sie nach der langen Reise sofort ins Bett fallen würden.“

Serena lächelte. „Nein. Schlafen kann ich später. Ich wollte den Sonnenaufgang nicht verpassen.“ Sie deutete aufs Meer. „Sehen Sie. Gleich ist es so weit.“

Ein schmaler Streifen rotes Licht leuchtete über dem Wasser auf, und sie starrten beide wie gebannt hin. Obwohl sie ziemlich weit auseinander standen, fühlte Ryan sich Serena seltsam nahe, so als ob es eine unsichtbare Verbindung zwischen ihnen gab.

Während die Sonne höher stieg, tauchte sie die Wolken in eine Glut von Rot- und Orangetönen. Ryan hatte viele Sonnenaufgänge an vielen schönen Orten gesehen, aber dieser war anders. Er hatte das Gefühl, als ob seine Sinne plötzlich geschärft wären. Statt erschöpft war er energiegeladen.

„Fragen Sie sich jemals, ob Sie wirklich Ihr eigenes Leben leben oder das eines anderen?“, fragte Serena.

Er runzelte die Stirn. „Ja. Manchmal.“

In letzter Zeit empfand er sogar oft so – als ob er das Leben eines anderen, vielleicht das seiner Brüder führte. Er hatte es satt, Dinge zu tun, nur um es ihnen recht zu machen. Doch auch wenn er hoffte, eines Tages eine Surfschule zu eröffnen, konnte er kaum von dem leben, was er verdiente.

„Ich weiß nicht, wie – oder wann – ich die Kontrolle über mein Leben verloren habe“, fuhr sie fort. „Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich sie je hatte. Gott, ich bin es leid, so zu tun als ob.“

Er hörte die Erschöpfung in ihrer Stimme und wollte sie trösten. Aber er hütete sich, sie zu berühren. „Ist es nicht das, womit ein Schauspieler sein Geld verdient?“

„Wenn die Kamera läuft, ja. Ich tue allerdings auch danach noch so, als wäre ich jemand anders.“ Sie schwang die Beine herum und sprang von der Mauer. „Das gehört nicht zu Ihrem Job, nicht wahr? Sich mein Gejammer über mein elendes Leben anzuhören.“

„Normalerweise mache ich mir eher Sorgen, dass meine Kunden von einem Berg abstürzen oder in eine Gletscherspalte fallen. Ich glaube, ich kriege es hin, mir Ihre Probleme anzuhören.“

Serena nickte. „Ja, Sie sind der Typ Mann, der fast alles hinbekommt, nicht wahr? Sie wirken sehr … fähig.“ Sie ging auf ihn zu und sah ihm in die Augen. „Der Kuss tut mir leid. Ich war nur … ich weiß nicht. Ich hätte es nicht tun sollen.“

Ryan wusste, dass es auch ihm leidtun sollte. Er hasste Menschen, die ihre Versprechen nicht ernst nahmen. Doch als sein Blick auf ihre Lippen fiel, verspürte er den Wunsch, sie wieder zu küssen und zu sehen, wohin all dies führen könnte.

Aber abgesehen davon, dass sie verlobt ist, spielt sie auch nicht in meiner Liga, dachte er. Männer wie er gingen nicht mit Filmstars aus. „Hey, ich kann später jedem erzählen, dass ich Serena Hightower geküsst habe. Nicht dass ich es irgendjemandem erzählen würde. Das werde ich nicht tun. Hin und wieder werde ich vielleicht daran denken. An den Kuss, meine ich, nicht daran, es herumzuerzählen.“

„Ich vielleicht auch.“ Sie atmete tief ein und schloss kurz die Augen. „Ich gehe schlafen. Wir reden später.“ Sie hauchte einen Kuss auf seine Wange. „Danke, Quinn.“

„Wofür?“

„Fürs … Zuhören“, sagte sie. „Das tut sonst niemand.“

Ryan schaute ihr nach, als sie hineinging. War sie wirklich so unglücklich mit ihrem Leben? Sicher war sie sehr verliebt. Sie war berühmt und hatte viel Geld. Jeder kannte ihren Namen und ihr Gesicht. Sie flog in Privatjets um die Welt und wohnte in Villen auf tropischen Inseln.

„Sie spielt nicht in deiner Liga“, murmelte er. „Hände weg.“

Er stöhnte leise und rieb sich die müden Augen. Eine Kundin zu küssen verstieß gegen die Grundsätze der Firma – und gegen seine eigenen. Doch der Gedanke daran war nicht verboten. Er könnte immer wieder abrufen, was im Flugzeug passiert war, und sich vorstellen, was hätte werden können, wenn sie beide frei gewesen wären.

2. KAPITEL

Serena drehte sich im Bett um und blinzelte zur Uhr. Am Licht, das durch die Jalousien hereinfiel, merkte sie, das es näher an Mittag als an Mitternacht war. Sie hatte fünf Stunden geschlafen und fühlte sich vollkommen erfrischt.

Sie würden eine Woche auf Fidschi verbringen, doch obwohl dies ihr Junggesellinnenabschied sein sollte, war ihr nicht nach Feiern zumute. Stattdessen wollte sie sich mit abenteuerlichen Unternehmungen nur ablenken. Vielleicht war das der beste Weg, um ihr, wie Thom es nannte, „Nervenflattern vor der Hochzeit“ in den Griff zu bekommen.

„Nervenflattern“, murmelte sie und streckte die Hand aus. Sie zitterte nicht. Serena verspürte ein Gefühl von Ruhe, seit ein ganzer Ozean zwischen ihr und den Hochzeitsplänen lag. Sie könnte beinahe so tun, als würde die Trauung gar nicht stattfinden.

Lächelnd erinnerte sie sich an ihr Gespräch mit Ryan Quinn. Die Vorstellung, die kommende Woche mit ihm zu verbringen war äußerst reizvoll. Und dass sie seine Gesellschaft genoss, bedeutete noch lange nicht, dass sie Ben betrog.

Leider war ihr Verlobter nicht so treu. Ben war dieses Jahr zweimal auf Abwege geraten, beide Male mit verheirateten Kolleginnen. Er behauptete, dass er eine echte Romanze mit seiner Filmpartnerin brauchte, um vor der Kamera überzeugend eine Liebesszene spielen zu können, und sie hätte es ihm fast geglaubt.

Serena runzelte die Stirn. Warum erschien ihr das auf einmal falsch? Warum wurden ihre Zweifel an der Hochzeit mit jedem Tag größer?

Leise fluchend stand sie auf. Sie schlüpfte in ein T-Shirt, Shorts und Sportsandalen, band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und verließ ihr Zimmer.

„Haben Sie Ryan gesehen?“, fragte sie Juni in der Küche.

„Er macht einen Spaziergang am Strand“, antwortete Juni. „Die Ladys liegen am Pool, und Mr. Miles ist im Büro und telefoniert.“

Serena trat auf die Terrasse und steuerte auf den Pool zu. Ihre Brautjungfern lagen in bunten Bikinis auf gepolsterten Liegen und tranken Mimosas. „Das Abenteuer kann beginnen“, rief sie.

Alle stöhnten. „Trink erst einmal was“, schlug Arabella vor. „Das hilft gegen den Kater und den Jetlag. Und deine unerträgliche Begeisterung.“

Serena setzte sich in einen Liegestuhl und drehte ihr Gesicht zur Sonne. Nach einem Moment seufzte sie ungeduldig. „Wir können nicht die ganze Woche nur herumliegen. Das ist furchtbar langweilig.“

Caroline richtete sich auf und schaute sich um. „Wir könnten shoppen gehen. Dazu hätte ich Lust.“

„Shoppen können wir auch zu Hause. Möchtet ihr nicht die Insel erkunden? Wir sind in Fidschi. Es gibt Dschungel und Vulkane und was weiß ich noch alles. Ich möchte etwas Tolles sehen.“

„Gibt es hier eine Tiffany-Filiale? Wir könnten uns Diamanten anschauen“, meinte Cecily. „Die sind toll.“

„Trink etwas, Serena“, sagte Lizzy. „Entspann dich.“

Die Frauen versanken eine Weile in Schweigen. Vielleicht haben sie recht, dachte Serena. Vielleicht sollten sie sich erst einmal einen Tag von dem Flug erholen. Morgen würden sie dann sicher alle unternehmungslustiger sein.

„Wer ist das?“ Lizzy nahm ihre Sonnenbrille ab und sah zum Strand. „Ist das unser Poolboy? Oh mein Gott, der gehört mir.“

Serena richtete sich auf, schaute zum Strand hinunter und lächelte. „Das ist nicht der Poolboy, das ist Quinn.“ Alle vier drehten sich zu ihr um und sahen sie fragend an. „Ryan Quinn. Unser Guide.“ Sie winkte ihm zu und bewunderte seinen Anblick, als er näher kam. Außer Shorts hatte er nichts an. Seine braun gebrannte Brust war muskulös, seine Schultern waren breit, und seine Haut schimmerte feucht.

„Hi“, grüßte er, als er die Terrasse betrat. Er hatte nur Augen für Serena. Die anderen vier Frauen schien er gar nicht zu bemerken.

„Guten Morgen“, sagte sie. „Oder guten Tag.“

„Haben Sie gut geschlafen?“, fragte er, wobei ein Lächeln seine Mundwinkel umspielte. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und sie musste tief Luft holen. Bei Tageslicht sah er noch umwerfender aus als letzte Nacht.

„Danke, ja. Aber jetzt bin ich bereit für jede Menge Abenteuer.“ Sie räusperte sich. „Ryan, das sind meine Brautjungfern. Lizzy Stanton, Arabella Moulton Gray und Cecily Winston, meine Trauzeugin. Und Caroline Pentwell.“

„Hallo.“ Ryan warf ein charmantes Lächeln in die Runde. „Freut mich, Sie kennenzulernen. Ich habe einen tollen Plan für heute Nachmittag, wenn Sie Lust haben.“

Serena nickte. „Auf jeden Fall.“

„Wann möchten Sie aufbrechen?“, fragte er.

„Jetzt“, antwortete sie. „Ich bin bereit.“

„Dann treffen wir uns alle in zehn Minuten vorm Haus. Ziehen Sie feste Schuhe an.“ Er schaute auf Serenas Füße. „Wie die hier.“

Er winkte kurz und ging ins Haus, während fünf Augenpaare ihn beobachteten.

„Der Typ ist heiß“, raunte Arabella. Sie drehte sich zu Serena um. „Und du, meine Liebe, bist hin und weg.“

Serena schnappte nach Luft. „Was?“

„Total hin und weg“, bekräftigte Cecily. „Also, wie war er im Bett?“

„Ich war nicht mit ihm im Bett.“

„Und was sollte die Frage, ob du gut geschlafen hast?“, fragte Caroline. „Und dieser Blick. Als ob er dich verschlingen wollte.“

„Falls ihr alle es vergessen haben solltet, ich heirate nächsten Monat.“

„Ja, aber du liebst Ben nicht“, behauptete Arabella.

Serena zog die Stirn kraus. „Wie … wie kommst du darauf?“

„Du sprichst nie von ihm“, sagte Cecily. „Du hast ihn nicht ein einziges Mal erwähnt, seit wir aus L. A. weg sind. Wir verstehen das. Es ist alles nur Show. Großartige PR. Und wir werden unsere Rolle spielen.“

„Ich würde es an deiner Stelle genauso machen“, meinte Caroline. „Nach einer Weile lässt du dich einfach scheiden. Das ist keine große Sache.“

„Außerdem ist Ben nicht treu“, fügte Cecily hinzu. „Du hast auch das Recht, Spaß zu haben.“

Serena stand auf. „So ist das nicht. Außerdem bin ich nicht hin und weg von Ryan. Jetzt steht auf und zieht euch um. Freut euch auf ein tolles Abenteuer.“

Sie drehte sich um und ging Richtung Haus. Die Mädels hatten recht. Sie liebte Ben nicht, auch wenn sie es sich anfangs eingeredet hatte. Sie hatte sich nur in die Vorstellung verliebt, die Vorstellung von Sicherheit, von Glück bis ans Ende ihrer Tage. Ihre Eltern, beide Schauspieler, hatten sich scheiden lassen, als sie sechs Jahre alt gewesen war, und waren danach von einer Affäre oder Ehe in die nächste gestolpert. Warum hatte sie geglaubt, dass es bei ihr anders wäre?

Sie blieb stehen und wandte sich um. „Kommt ihr nun oder nicht?“

Lizzy winkte ab. „Wir bleiben hier. Ich habe noch mit meinem Kater zu tun, und der Jetlag macht mir auch zu schaffen.“

„Ohne mich“, sagte Caroline.

„Und mich“, fügte Cecily hinzu.

Serena runzelte die Stirn. „Bella, du kommst doch mit, oder?“

Arabella stöhnte. „Vielleicht morgen, Serena. Ich möchte heute nur an meiner Bräune arbeiten. Echte Bräune ist viel hübscher als die aus der Spraydose. Aber geh nur, wenn du willst. Hört sich nach … Spaß an.“ Sie zog ihre Sonnenbrille ein Stück von der Nase herunter. „Sei nur vorsichtig. Nicht, dass er eure Geschichte hinterher der Presse erzählt.“

„Ich werde nicht mit ihm schlafen“, erklärte Serena laut. „Himmel, ihr seid die schlimmsten Brautjungfern der Welt.“

Zehn Minuten später traf sie Ryan, der am Van in der kreisförmigen Einfahrt wartete. Sie reichte ihm den Picknickkorb, den Juni für sie gepackt hatte, und deutete auf den Jeep hinter dem Van. „Haben Sie die Schlüssel?“

„Ich glaube, sie stecken“, erwiderte er. „Aber der Jeep ist nicht groß genug für uns alle.“

„Wir sind nur zu zweit“, sagte sie. „Und ich werde fahren. Wir müssen uns nur beeilen, sonst haben wir Miles am Hals.“ Sie kletterte hinters Lenkrad, wartete, bis Ryan eingestiegen war, und startete sofort den Wagen. Johlend legte sie den Gang ein und drückte das Gaspedal bis zum Anschlag herunter, gerade als Miles zur Tür herauskam.

Serena wollte die Hochzeit, Ben und den Schlamassel, den sie angerichtet hatte, für eine Weile vergessen. Sie wollte einen schönen Tag voller Sonne und Glück. Über alles andere würde sie später nachdenken.

Ein perfekter Tag, dachte Ryan. Der Himmel war blau, die Luft warm und voller exotischer Düfte. Ausnahmsweise nahm er sich vor, bei seinem Job Spaß zu haben.

Normalerweise machte er sich bei der Arbeit immer um das eine oder andere Sorgen, aber was könnte heute passieren? Niemand würde von einem Berg abstürzen, niemand erfrieren oder an der Höhenkrankheit leiden. Und er hatte einen ganzen Nachmittag allein mit Serena Hightower.

Er brauchte sich nicht daran zu erinnern, dass sie verlobt war. Diese Tatsache hatte sich fest in seinen Kopf eingebrannt. Und doch, kaum sah er sie an, vergaß er alle Hindernisse und träumte davon, der Leidenschaft freien Lauf zu lassen.

Er atmete tief ein und nahm sich vor, sich zu beherrschen.

Serena fuhr ein paar Kilometer den Highway an der Küste entlang, dann landeinwärts in die Hügel. Nach Ryans Anweisungen bog sie schließlich von der asphaltierten Straße ab und lenkte den Jeep auf einem schmalen Weg durch den dichten Regenwald.

„Tut mir leid, dass die anderen nicht zu begeistern waren“, sagte sie. „Sie sind nicht fürs Wandern zu haben.“

„Es ist Ihr Junggesellinnenabschied. Sollten sie nicht das tun, was Sie möchten? Ich dachte, das wäre ihre Pflicht als Brautjungfern und als Freundinnen.“

„Sie sind nicht wirklich meine Freundinnen. Ich meine, ich kenne sie, aber wir sind nicht befreundet.“

„Das verstehe ich nicht.“

„Mein Hochzeitsplaner hat sie ausgesucht. Vor allem, weil sie toll aussehen in den Kleidern, die er ausgewählt hat. Sie waren damit einverstanden, weil es super Publicity für sie ist. Und mir war es egal.“

Hatte sie tatsächlich keine richtigen Freundinnen? Schwer zu glauben, dass nicht alle sich zu ihr hingezogen fühlten so wie er. Doch er konnte nur für die Männer sprechen.

Er musterte Serena von der Seite – die perfekt liegenden Augen, die gerade Nase, die vollen Lippen. Sie war eine Hollywood-Schönheit. Trotzdem, in dieser Kulisse, ohne Make-up und schickes Kleid, wirkte sie … normal. Erreichbar.

Ryan fand den Gegensatz faszinierend. Wer war diese Frau, die in seiner Welt ebenso leicht wie in der glamourösen Filmwelt zurechtkam? Je näher er sie kennenlernte, desto komplizierter schien sie ihm.

Sie parkten auf einer Lichtung. Ryan warf sich seinen Rucksack über die Schulter, nahm den Picknickkorb und führte Serena über einen schmalen Pfad zu einem versteckt liegenden Wasserfall.

„Was ist mit Ihren echten Freundinnen?“, fragte er, während er die Hand ausstreckte, um Serena über eine schlammige Stelle zu helfen. „Es muss doch irgendjemanden geben, den Sie gern als Brautjungfer gehabt hätten. Eine Schwester vielleicht?“

„Ich bin Einzelkind. Außerdem bin ich schon immer eine Einzelgängerin gewesen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Meine Eltern waren Schauspieler und nahmen mich zu Dreharbeiten mit. Am Set hatte ich einen Lehrer und war den ganzen Tag von Erwachsenen umgeben. Ich habe einfach nie gelernt, wie man Freunde findet. Oder vielleicht wollte ich nie Freunde haben. Wenigstens habe ich meine Hunde.“

„Und die sehen nicht gut in den Kleidern aus?“, fragte Ryan scherzhaft.

Sie kicherte. „Ich habe fünf Hunde. Alle aus dem Tierheim. Sie leben in meinem Landhaus in der Nähe von London. Meine Haushälterin kümmert sich um sie, wenn ich weg bin. Haben Sie Hunde?“

„Einen. Duffy. Er ist die meiste Zeit bei meiner Schwester Dana, aber zwischendurch auch mal bei mir oder meinen Brüdern.“

Ryan reichte Serena wieder die Hand, um ihr über eine steile Stelle zu helfen. Doch diesmal ließ er sie nicht los. Der Pfad, der sanft bergab führte, wurde breiter, sodass sie nebeneinander gehen konnten. In der Ferne hörte Ryan das Rauschen von Wasser.

„Ich glaube, es ist nicht mehr weit.“ Serena zog ihn weiter, und kurz darauf erreichten sie eine Lichtung. Leise schnappte sie nach Luft. Sie standen am Ufer eines kleinen Sees. Von einem Felsen auf der gegenüberliegenden Seite stürzte Wasser hinab. „Wie schön.“

Ryan war ein wenig abgestumpft, wenn es um die Schönheit der Natur ging. Er hatte einige der außergewöhnlichsten Orte der Welt gesehen und dabei immer das Bedürfnis verspürt, sie ihrer Perfektion nach einzustufen, statt einfach nur den Anblick zu genießen. Diesmal war es anders. Er konnte sich entspannen und bewundern, was er sah. „Verdammt schön.“

„Gut gemacht.“ Serena stieß seine Schulter mit ihrer an. „Meinen Sie, wir können hochklettern und dann ins Wasser springen?“

„Es soll dafür auf der rechten Seite eine geeignete Stelle geben“, erklärte er, während er seinen Rucksack ablegte. „Aber zuerst sollten wir prüfen, ob der See tief genug ist.“

Sie zog ihr T-Shirt über den Kopf. Zu Ryans Überraschung trug sie keinen Bikini, sondern einen schwarzen Spitzen-BH. Als Nächstes streifte sie die Shorts ab, unter denen sie einen Tanga im Leo-Print trug. Ryan atmete zittrig ein und schaute ihr nach, als sie zum Ufer ging.

Sie drehte sich um und winkte ihm zu. „Kommen Sie.“

Er riss sein T-Shirt herunter und folgte ihr. Sie ergriff seine Hand und zog ihn mit sich ins Wasser.

„Lassen Sie mich die Tiefe checken. Ich bin gleich wieder da.“ Er tauchte unter die Oberfläche. Das Wasser war klar, sodass er die Entfernung zum Grund des Sees leicht abschätzen konnte. Unterhalb des Felsvorsprungs kam er wieder an die Oberfläche. „Es sieht gut aus.“

Sie schwamm zu ihm. „Ich bin froh, dass Sie auf mich aufpassen.“

„Ich mache nur meinen Job, Miss.“

„Und Sie machen ihn sehr gut.“

Serena kraulte zurück ans Ufer und begann den Felsen hochzuklettern. Ryan folgte ihr dicht auf den Fersen, darauf achtend, dass ihre Füße sicheren Halt fanden. Als sie oben waren, streckte sie die Hand aus. „Wir müssen zusammen springen.“

„In Ordnung“, sagte Ryan. „Sie zählen herunter.“

Sie atmete tief durch. „Drei. Zwei. Eins.“

Gemeinsam sprangen sie vom sechs Meter hohen Vorsprung in den See. Wasser spritzte auf und schlug über ihnen zusammen, als sie eintauchten. Ryan verlor Serenas Hand, fühlte jedoch ihren Körper an seinem, während sie dem Licht entgegentrieben. Wieder an der Oberfläche, lachte sie ihn an.

Ryan starrte in ihr hübsches Gesicht. Wassertropfen hingen an ihren Wimpern. Er strich eine Haarsträhne von ihrer Wange, und Serena schmiegte ihr Gesicht in seine Hand.

Mit aller Macht drängte es ihn, sie zu küssen und alles zu vergessen, was zwischen ihnen stand. Aber sie war verlobt, und solange sie ihm nichts anderes erzählte, würde er das respektieren.

„Ich kann nicht glauben, dass Sie gesprungen sind“, meinte er, während er sich ein paar Schwimmzüge von ihr entfernte. „Sie sind wirklich abenteuerlustig.“

„Oh, oh.“ Sie griff unter die Wasseroberfläche und hob kurz darauf die Hand. Von ihren Fingerspitzen baumelte ihr zerrissener BH. „Der hat den Sprung nicht überstanden“, sagte sie und warf ihn an Land.

Ryan stöhnte. Reizte sie ihn mit Absicht? „Das hätten Sie nicht tun sollen.“

Verwirrt schaute Serena ihn an. „Alle Welt hat mich nackt gesehen, Quinn. Ich bin sicher, Sie haben mich gegoogelt und die Bilder gefunden.“

„Was für Bilder?“

Die Bilder. Von mir und einem meiner Exfreunde, während wir auf einer Yacht im Mittelmeer ein bisschen herummachten.“ Sie runzelte die Stirn. „Sie kennen sie nicht?“

„Nein.“

Argwöhnisch musterte sie ihn. „Was wissen Sie über mich?“

„Ich weiß, dass Sie Schauspielerin sind, nach Weihnachten ein Film mit Ihnen herauskommt und dass Sie noch vor der Premiere heiraten werden.“

„Haben Sie je einen meiner Filme gesehen?“

Ryan schüttelte den Kopf. „Ich habe vor, sie mir alle anzuschauen, wenn ich wieder zu Hause bin. Aber bis jetzt … nein, nicht einen einzigen.“

„Sie lügen.“

„Ich gehe nicht oft ins Kino. Die meiste Zeit verbringe ich an Orten, wo es weder Fernsehen noch Kinos gibt – oder fließend Wasser.“

„Drehen Sie sich um“, befahl sie. „Jetzt sofort.“

Ryan gehorchte. Er hörte Wasser hinter sich aufspritzen und lächelte. Er brauchte Serena nicht zu sehen – er konnte sich das Bild genau vorstellen, wie sie aus dem See auftauchte, beinahe nackt, die nasse Haut glänzend im Sonnenlicht.

Heimlich schaute er hin – und bereute es sofort. Sie stand am Ufer, mit dem Rücken zu ihm. Sein Blick schweifte von ihren Schultern bis zu ihrem sexy Po, dann über ihre wohlgeformten Beine. Sie war wie eine Wassernymphe, ein Wesen aus einer Zauberwelt.

Sein Körper reagierte, deshalb wandte er sich schnell ab und schwamm Richtung Wasserfall. Dabei versuchte er, das Bild zu verdrängen, das in seinen Kopf eingebrannt war.

„In Ordnung“, rief Serena. „Ich bin wieder anständig bekleidet.“

Ryan schwamm ans Ufer zurück. „Danke.“

„Entschuldigung“, sagte sie. „Sonst habe ich keine Hemmungen in punkto Nacktheit. Wenn man sich im Film splitternackt ausgezogen hat, bleibt nicht viel für die Fantasie übrig.“

„Das kann ich mir vorstellen“, murmelte er.

Serena und Ryan verbrachten den ganzen Nachmittag am Wasserfall. Sie saßen Wein trinkend auf einer Decke am Ufer des Sees und schauten auf die im Sonnenlicht funkelnde Wasseroberfläche.

„Das war ein perfekter Tag, Quinn.“ Serena zog die Knie an ihre Brust und sah ihn an. „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt so viel Spaß hatte.“ Sie zögerte, dann berührte sie seinen Arm. „Danke.“

„Ich tue mein Bestes“, erwiderte Ryan.

„Ich wünschte, wir könnten hierbleiben. Du könntest uns eine nette kleine Hütte bauen. Ich könnte Hühner halten. Wir könnten ein einfaches Leben führen.“ Sie waren zum Du übergegangen.

„Du musst nicht hierbleiben, um ein einfaches Leben zu haben“, entgegnete er.

Es gab Momente, in denen Serena das Gefühl hatte, dass Ryan sie vollkommen verstand. Und dann kamen Momente wie dieser, in denen sie erkannte, dass sie in völlig verschiedenen Welten lebten.

Ben dagegen verstand die Probleme, die ihre Prominenz mit sich brachte. Das war einer der Gründe, weshalb sie eingewilligt hatte, ihn zu heiraten.

„Erzähl mir von deinem Verlobten.“ Ryan legte sich auf die Seite und beobachtete sie.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich möchte nicht über Ben reden.“

„Du heiratest ihn in ein paar Wochen. Man sollte meinen, dass du über ihn reden möchtest. Oder über die Hochzeit. Oder über deine Zukunftspläne.“

Serena wollte nicht mit ihm streiten. „Na schön, was willst du wissen? Frag mich. Ich kann dir vom Blumenschmuck und der Tischdeko erzählen. Ich kann dir mein Kleid beschreiben und …“

„Warum trägst du deinen Ring nicht?“

„Ich … ich habe ihn in meinem Zimmer zurückgelassen. Ich wollte ihn nicht verlieren.“

„Ist das der wahre Grund?“

Was wollte er von ihr hören? Dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte? „Nein“, gestand sie. „Ich wollte die Hochzeit einfach nur einen Nachmittag lang vergessen.“

„Hast du Zweifel?“

Sie lachte leise. „Es ist zu spät für Zweifel, Quinn. Ich kann jetzt nicht mehr kneifen. Alles ist geplant. Außerdem dachte ich wirklich, dass ich verliebt wäre und dass ich endlich etwas … Normales haben könnte. Dass ich nicht mehr allein sein würde.“ Sie seufzte tief. „Der Zug ist abgefahren. Ich kann ihn nicht mehr stoppen, ohne sehr viele Menschen zu verärgern.“

„Aber es ist dein Leben“, entgegnete Ryan. „Tu, was dich glücklich macht.“

„Wie viele Menschen sind wirklich glücklich mit ihrem Leben? Wir gehen alle Kompromisse ein.“ Serena streckte sich neben ihm aus und sah ihn an. „Bist vollkommen glücklich mit deinem Leben, Quinn?“

„Nicht ganz“, gab er zu. „Ich bin nicht ganz zufrieden mit meinem Job, aber ich kann mir eine Veränderung zurzeit nicht leisten. Außerdem wollen meine Brüder mich dazu überreden, mit ihnen den Mount Everest zu besteigen, und ich bin nicht gerade begeistert von der Idee.“

„Ist es nicht das, was du sonst auch tust?“

„Mein Vater war Bergsteiger und starb auf dem Everest. Im Frühjahr hat man seinen Leichnam gefunden, und jetzt sollen wir seine persönlichen Sachen bergen. Doch das reißt viele alte Wunden auf, die nie völlig verheilt waren.“

„Wow“, murmelte sie. „Und ich dachte, ich hätte Probleme.“

Serena legte ihre Hand zwischen sich und Ryan auf die Decke, nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Sie wollte ihn berühren, seine Wange streicheln. Ihre Finger zitterten, und einen Moment später bedeckte Ryan ihre Hand mit seiner.

Es war eine simple Berührung, und doch schien sie ihr intimer als ein Kuss. Wie lange könnte sie noch gegen diese Magie ankämpfen? Es war falsch, und trotzdem fühlte es sich richtig an. Aber war es real? Gab es etwas zwischen ihnen, das über sexuelle Anziehung hinausging?

„Es fühlt sich so komisch an, wenn du mich berührst“, sagte sie leise. Sofort zog Ryan seine Hand fort, doch Serena fing seine Finger ein und verschränkte sie mit ihren. „Ist das schon Untreue?“

„Ich weiß es nicht. Was meinst du?“

„Es kommt mir so vor.“

„Dann sollten wir aufhören“, erwiderte er.

Serena riss ihre Hand fort und setzte sich auf. „Du hast recht. Wir sollten gehen. Es ist spät, und die Mädchen werden sich fragen, wo wir bleiben. Miles ist wahrscheinlich kurz davor, die Polizei zu alarmieren.“

„Wäre es einfacher für dich, wenn ich Fidschi verlasse?“, fragte Ryan. „Ich könnte einen meiner Brüder bitten, mich kurzfristig abzulösen.“

Serena wusste, dass sie sein Angebot annehmen sollte. Doch insgeheim glaubte sie nicht, dass es etwas ändern würde. Sie hatte bereits angefangen, diesen Weg zu gehen – fort von Ben und hin zu Ryan –, und mit jedem Schritt wuchs ihre Entschlossenheit, nicht umzukehren.

„Nein“, antwortete sie. „Aber vielleicht sollten wir künftig nicht mehr so viel Zeit allein miteinander verbringen.“

„Du hast recht. Wenn die Mädchen nicht mitkommen wollen, nehmen wir Miles mit.“ Er zögerte kurz. „Da ist noch eine Sache, die ich sagen möchte, bevor wir gehen.“

„Möchte ich sie hören?“, fragte Serena.

„Wahrscheinlich nicht. Doch ich werde es trotzdem sagen: Du verdienst es, glücklich zu sein. Du verdienst alles Gute im Leben, und du solltest dich nicht mit weniger zufriedengeben.“

„Du findest also, ich sollte die Hochzeit absagen?“

„Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst. Ich werde es nicht tun.“

„Warum nicht?“

„Weil meine Gründe dafür egoistisch wären. Weil ich dich wieder küssen möchte. Ich möchte dich berühren, ohne mich dabei schuldig zu fühlen. Und ich will nicht der Kerl sein, der deine Hochzeit ruiniert.“

Serena stand auf. „Siehst du? Das ist mein Problem. Niemand spricht je offen zu mir. Ich selbst stecke voller Zweifel. Also sag mir bitte, was du denkst. Sag mir, dass ich die Hochzeit platzen lassen soll und dass es für eine Weile hässlich werden kann, aber dass am Ende alles gut wird.“

Sie sah an seinem Blick, wie er mit sich kämpfte, und sie verstand seinen Widerwillen, in die Sache hineingezogen zu werden. Er hatte recht. Welcher Mann wollte verantwortlich dafür sein, das derzeitige Traumpaar Hollywoods auseinanderzubringen? Außerdem musste er auch an seinen Ruf denken.

„In Ordnung. Ich verstehe. Ich mache mich lächerlich.“

„Serena, ich …“

„Nein.“ Sie legte einen Finger an seine Lippen. „Dies war eine nette kleine Abwechslung, aber künftig bleiben wir auf Distanz und haben immer eine Anstandsperson dabei.“

Es war ein vernünftiger Kompromiss. Und sie gewann Zeit damit. Sie musste ihre Entscheidungen selbst treffen. Im Moment hatte sie keine Ahnung, was sie tun sollte, doch bis Ende der Woche würde sie es wissen.

3. KAPITEL

Die Sonne stand gerade erst knapp über dem Horizont, als Ryan in die Küche ging. Juni und Arthur waren beim Frühstück, aber beide standen bei seinem Eintreten auf. „Bleiben Sie sitzen“, bat Ryan. Er goss sich einen Becher Kaffee ein und setzte sich zu ihnen an den Tisch.

„Arthur, ich möchte heute surfen gehen. Ich habe gehört, dass es vor Nadi kräftige Wellen geben soll, aber ich brauche ein Brett.“

„Kein Problem. Mr. Thom hat ein paar Surfbretter. Ich kümmere mich gleich darum“, sagte er lächelnd und ging hinaus.

Ryan wollte das Haus so früh wie möglich verlassen, um unangenehme Begegnungen mit Serena zu vermeiden. Obwohl sie eine Lösung für ihr Problem gefunden hatten, war es nicht leicht, mit ihr unter einem Dach zu wohnen.

Gestern Abend hatte er darauf gewartet, ihre Schritte vor seiner Tür zu hören. Er hatte die ganze Nacht an die Decke gestarrt und sich gefragt, ob Serena genau wie er gegen den Drang ankämpfte, ins Nebenzimmer zu schleichen und zu beenden, was sie angefangen hatten.

Mindestens einmal in der Stunde war er aufgestanden und zur Tür gegangen, bereit, Serena aufzusuchen und ihr zu sagen, was er am Wasserfall hatte sagen wollen. Sie sollte nicht heiraten. Sie sollte fortgehen und auf etwas Besseres warten – wie ihn.

Aber er sollte sich nichts vormachen. Er war nichts „Besseres“ für sie, und er würde es nie sein. Sie lebte in einer anderen Welt, einer Welt, die er nie verstehen würde.

Ryan hatte immer geglaubt, wenn er eines Tages die richtige Frau fände, würde alles einfach sein. Er hätte nie gedacht, dass sie mit einem anderen verlobt sein könnte und dass seine Gefühle falsch sein würden.

Doch die Anziehung war da, und sie fühlte sich echt und wichtig an.

„Juni, wie lange sind Sie und Arthur schon verheiratet?“

Sie stellte ihm einen Teller hin mit einem Omelett, gefüllt mit frischem Gemüse und Käse. „Siebenundzwanzig Jahre.“

„Hatten Sie jemals Zweifel, ob er der Richtige für Sie ist?“

„Wenn ich Zweifel gehabt hätte, hätte ich ihn nicht geheiratet“, erwiderte Juni. „Warum fragen Sie so etwas? Weil Sie in Miss Serena verliebt sind?“

Ryan schnappte nach Luft. „Wie kommen Sie denn darauf?“

„Es ist ziemlich eindeutig. Ich sehe es an Ihrem Gesicht, wenn Sie sie anschauen. Aber Sie spielen ein gefährliches Spiel. Sie wird Ihnen das Herz brechen. Sie ist einem anderen Mann versprochen.“

„Was ist, wenn sie beschließt, ihn nicht zu heiraten?“

„Und was ist, wenn sie ihn heiratet?“

Arthur kam in die Küche zurück und beendete damit ihr Gespräch. „Es ist alles arrangiert. Hier ist eine Karte, damit Sie den Weg finden.“

„Wohin willst du?“

Ryan schaute auf und sah Serena an der Schwelle stehen, das Haar vom Wind zerzaust, die Wangen gerötet. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie so früh auf sein würde. „Guten Morgen“, sagte er.

Sie lächelte. „Guten Morgen, Quinn.“

„Möchten Sie Kaffee oder Tee, Miss?“, fragte Juni.

„Tee, bitte“, antwortete sie. „Earl Grey, wenn Sie welchen haben.“ Sie setzte sich ans andere Ende des Tisches. „Du hast Pläne für heute, Quinn?“

„Ich möchte surfen. Vor Nadi gibt es Wellen, die sich an einem Riff brechen. Die wollte ich mal ausprobieren.“

„Ich wollte schon immer surfen lernen“, erwiderte Serena.

„Die Stelle ist nichts für Sie“, mischte sich Arthur ein. „Sehr gefährlich und nur für Profis geeignet. Versuchen Sie es an der Sandbank bei Sigatoka. Dort hat mein ältester Sohn surfen gelernt.“

Ryan warf Serena einen Blick zu. Die Versuchung war einfach zu groß, um ihr zu widerstehen. „Möchtest du?“

Sie hob das Kinn. „Ja, gern. Ich frage die anderen, ob sie mitkommen möchten. Wenn nicht, können wir sofort losfahren.“

Ryan und Arthur verbrachten die nächste halbe Stunde damit, die Bretter zu wachsen und die Halterung dafür am Wagen anzubringen. Da Ryan nicht damit rechnete, dass Serena eine ihrer Brautjungfern zum Mitkommen überreden könnte, hatte er sich für den Jeep entschieden. Doch sie kam mit Cecily im Schlepptau.

„Nur ihr beiden?“, fragte er.

„Ja, nur wir beide“, antwortete Serena. Sie stieg hinten ein und überließ Cecily den Beifahrersitz.

Ryan glitt hinters Lenkrad. „Haben Sie schon einmal gesurft, Cecily?“

„Einmal“, sagte sie. „Ich wäre beinahe ertunken. Es war ein Albtraum.“

„Wirklich? Und Sie wollen es noch einmal versuchen?“

„Nein. Aber Serena bestand darauf, dass einer von uns mitkommt, und ich habe verloren.“

Ryan schaute in den Rückspiegel und fing Serenas Blick auf. „Ich werde Sie nicht ertrinken lassen, Cecily. Vielleicht macht es Ihnen sogar Spaß. Ich bin ein sehr guter Lehrer.“

„Ich bleibe lieber am Strand und schaue von Weitem zu.“

„Komm schon“, sagte Serena. „Du musst es probieren, Ceci. Miles kommt später vorbei, um Fotos zu machen. Wer weiß, vielleicht wirst du in US Weekly abgebildet.“

„Ich könnte es versuchen“, meinte Cecily daraufhin. „Aber meine Haare dürfen nicht nass dabei werden. Ich habe siebenhundert Dollar für meine Strähnchen bezahlt, und ich will nicht, dass sie vom Salzwasser ruiniert werden.“

Ryan lächelte und zwinkerte Serena zu. „Das ist die richtige Einstellung. Sie werden es lieben, ich verspreche es.“

Unterwegs fragte er sich, was in Serena vorging. Wollte sie wirklich surfen lernen oder einfach nur den Tag mit ihm verbringen und dabei ihren Teil der Abmachung einhalten? Er beobachtete sie kurz im Rückspiegel, als sie sich gerade eine Haarsträhne hinters Ohr strich.

Sie trug wieder ihren Verlobungsring, und der Diamant glitzerte in der Morgensonne.

Mithilfe von Arthurs Karte fanden sie den Strand leicht. Als Ryan zum Auto zurückging, um den Picknickkorb zu holen, setzte Serena sich zu Cecily in den Sand. „Danke, dass du mitgekommen bist.“

„Ich weiß nicht, was ich hier soll“, erwiderte Cecily. „Ich wäre viel lieber mit den Mädels am Pool. Hier ist es primitiv. Überall Sand. Ich habe nicht einmal einen Liegestuhl oder einen Sonnenschirm.“

„Juni hat uns Ananassaft und Champagner eingepackt. Mach dir einen Drink. Und falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, hier gibt es Männer.“ Serena deutete mit einer Kopfbewegung auf zwei in der Nähe. „Schöne Männer mit muskulösen, braun gebrannten Körpern. Ich bin sicher, sobald ich dich allein gelassen habe, wirst du sehr viel Gesellschaft haben.“

Cecily musterte die beiden aufmerksam. „Sie sehen nach Franzosen aus. Ich hatte noch nie einen Franzosen. Sie sollen tolle Liebhaber sein.“

„Das habe ich auch gehört.“

Bis Ryan mit dem Korb zurückkam, hatte Cecily sich mit der Situation arrangiert. Serena zog ihr T-Shirt und ihre Shorts aus, dann ging sie mit Ryan zu der Stelle, wo er die Surfbretter hingelegt hatte.

„Ich freue mich, dass du mitgekommen bist“, sagte er.

„Sei nicht nett zu mir, Quinn“, tadelte sie ihn scherzhaft. „Sonst geht die ganze Sache von vorne los.“

„Wie soll ich dich dann behandeln?“

Unter seinem Blick durchlief sie ein Schauer. Sie hatte nicht absichtlich einen Bikini ausgewählt, der ihre Vorzüge besonders zur Geltung brachte, war aber trotzdem zufrieden mit Ryans Reaktion. Sie lächelte. „Du weißt schon. So, wie du vermutlich jede Frau behandelst, die deinen Weg kreuzt.“

„Und wie wäre das?“, fragte er, während er sich in den Sand kniete und eines der Bretter nahm.

„Wie alt bist du?“

„Achtundzwanzig. Und du?“

„Siebenundzwanzig.“ Serena hockte sich neben ihn. „Also, du bist achtundzwanzig Jahre alt und noch nicht fest vergeben.“

„Und?“

Langsam stand sie auf. „Meiner Erfahrung nach heißt das, dass du entweder schwul bist oder in Sachen Frauen ein Vollidiot. Sonst hätte irgendein kluges Mädchen dich längst geschnappt und vor den Traualtar gezerrt. Habe ich recht?“

Ryan schaute zu ihr hoch. „Es könnte etwas Wahres daran sein“, meinte er grinsend. „Aber ich will kein Vollidiot sein. Ich habe nur noch nicht die richtige Frau gefunden.“

„Wie stellst du dir denn deine Traumfrau vor?“

Ryan strich Sand vom Surfbrett. „Sie sollte witzig, klug und spontan sein. Sich gern an der frischen Luft bewegen. Und sie sollte eine eigenständige Persönlichkeit haben.“

„Aha, also nicht der klammernde Typ.“

„Richtig.“

„Und sie muss schön, sexy und eine Löwin im Bett sein“, zählte Serena auf. „Sie muss kochen, saubermachen und deine schmutzige Wäsche aufheben, alles mit einem Lächeln.“

„Genau“, bestätigte er.

Sie grinste. „Siehst du? Ich hatte recht. Du bist ein Vollidiot.“

„Hey, du bist hier, um surfen zu lernen, nicht um mich fertigzumachen.“

Während der nächsten halben Stunde tat Ryan sein Bestes, um Serena mit Trockenübungen am Strand die Grundlagen des Surfens beizubringen. Endlich schaffte sie den kleinen Sprung, mit dem man von der Bauchlage in den Stand kam.

„Es ist gar nicht so schwer“, fand sie.

„Du bist noch nicht im Wasser.“ Er schaute aufs Meer. „Also, es gibt zwei Möglichkeiten. Wir paddeln beide auf demselben Brett hinaus, und ich helfe dir beim Aufstehen. Dabei wäre es jedoch unvermeidlich, dass wir uns berühren, auf durchaus intime Art und Weise.“

„Und was ist die zweite Möglichkeit?“

„Ich schwimme hinter dir her und gebe dem Board einen Schubs. Dann tust du genau das, was ich dir gezeigt habe, und mit etwas Glück gelingt es dir, in den Stand zu kommen. Du hast die Wahl.“

„Ich entscheide mich für die erste Möglichkeit.“ Serena hob die Hand. „Ich trage meinen magischen Ring. Er verhindert, dass ich mich zu andern Männern hingezogen fühle. Allerdings funktioniert es nicht andersherum.“

Ryan ignorierte ihren kleinen Scherz und trug das Surfboard in knietiefes Wasser. Als sie sich bäuchlings auf dem Brett ausstreckte, legte er sich hinter sie zwischen ihre Beine, den Kopf knapp über ihrem Po haltend.

„Das ist gemütlich“, meinte sie leichthin. Wie dumm von ihr zu glauben, dass seine Berührung keine Wirkung auf sie haben würde. Ihr Puls raste, und ihr Atem ging keuchend.

„Wir können aufhören. Du brauchst es nur zu sagen.“

„Es geht mir gut“, erwiderte sie betont gleichgültig.

„Jetzt paddelst du“, befahl er. „Kräftig. Und wenn eine Welle kommt, hältst du dich an der Kante fest.“

Serena folgte seinen Anweisungen, aber es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren. Sie versuchte sich einzureden, dass es die Aufregung über das Surfen war, die sie erschauern ließ, doch als sie seine Brust an ihren Schenkeln spürte, hielt sie es kaum aus.

Zu ihrer Erleichterung endete der erste Ritt im Liegen bald. Ryan drückte sich hoch und ließ seine Beine zu beiden Seiten des Bretts ins Wasser baumeln. „Du kannst dich hinsetzen“, sagte er. „Ich zeige dir jetzt, wie man eine Welle nimmt.“

Serena hörte ihm zu und ließ sich dabei von seiner Stimme in einen tranceähnlichen Zustand versetzen. In Wahrheit interessierte sie Surfen nicht mehr. Es war einfach nur schön, Zeit mit Ryan zu verbringen, und ihn zu berühren, ohne sich schuldig fühlen zu müssen.

„Okay. Da kommt eine gute Welle. Leg dich hin und paddle. Auf mein Kommando richtest du dich auf. Ich halte das Board dabei stabil. Los, los, los.“

Serena nahm den Strand ins Visier und grub kräftig mit den Händen ins Wasser. Als das Brett geschmeidig über das Wasser glitt, rief Ryan ihr seinen Befehl zu, und sie sprang auf, wie sie es am Strand geübt hatte. Gleich darauf stand er hinter ihr und hielt sie an der Taille fest.

Sie ritten die Welle bis an den Strand und sprangen gleichzeitig vom Brett. Lachend drehte Serena sich um und warf Ryan in ihrer Euphorie die Arme um den Hals. Da zog er sie an sich, drückte sie und hob sie hoch.

Es geschah so spontan, dass Serena nicht darüber nachdenken wollte. Doch als er sie absetzte, wusste sie, dass sich etwas zwischen ihnen verändert hatte. Er umfasste ihr Gesicht und schaute ihr tief in die Augen.

Für lange Zeit sprachen sie nicht. Atemlos wartete Serena auf seinen nächsten Schritt, während sie mit zittrigen Fingern über seine Brust strich.

„Sag mir, dass ich dich nicht küssen soll“, flüsterte Ryan. Sein Blick glühte vor Verlangen.

„Küss mich nicht.“

„Ich möchte es aber.“

„Ich weiß. Ich möchte es auch.“

Gequält schloss er die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Langsam ließ er die Hände sinken, dann wandte er sich von ihr ab.

Er hob das Brett auf und klemmte es sich unter den Arm. „Ich glaube, du kannst es jetzt allein probieren. Ich schwimme mit dir raus und gebe dir einen Schubs.“

Den Rest des Vormittags versuchten sie den intimen Moment zu vergessen. Irgendwann hörte Serena erschöpft auf und ruhte sich bei Cecily aus, während Ryan zu einer Stelle mit kräftigerer Brandung ging.

„Wir sind heute Abend in einen Klub eingeladen“, verkündete Cecily. „Die Franzosen sind in Wirklichkeit Australier. Sie möchten, dass wir ihre Freunde kennenlernen. Ein ganzes Rugby-Team voll heißer, sexhungriger Männer. Sie nehmen hier an einem Turnier teil.“

„Du kannst gern hingehen“, entgegnete Serena. „Aber ohne mich. Ich bezweifle, dass sie mit einer Frau feiern wollen, die verlobt ist. Außerdem kann ich keine wilden Partyfotos gebrauchen.“

„Aber ich habe ihnen schon gesagt, dass ich dich mitbringe. Sie haben dich erkannt.“ Cecily stöhnte. „Komm, ich habe dir auch einen Gefallen getan. Jetzt kannst du dich revanchieren. Du brauchst nicht lange zu bleiben. Nur auf einen Drink, dann kannst du gehen.“

„Na schön.“ Serena gab nach. „Ich komme kurz mit.“

Cecily legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie. „Wir werden viel Spaß haben.“

„Das hoffe ich.“

„Du sahst klasse da draußen aus“, meinte Cecily. „Unser Abenteurer ist ein toller Lehrer.“

Serena nickte. „Ja, das ist er. Er ist ein toller Mann.“

Die Lichter des Pools erhellten sanft das Dunkel der Nacht. Das Eis in Ryans Drink klickte gegen das Glas, als er einen langen Schluck Scotch trank. Er schaute auf die Uhr und fluchte leise.

Serena und ihre Brautjungfern waren gegen zehn Uhr in einer weißen Limousine abgefahren. Ihr Ziel war ein Nachtklub in einem luxuriösen Resort außerhalb von Nadi gewesen. Sie trugen sexy Kleider und High Heels, hatten ihre Haare gestylt und sich geschminkt, bereit, jeden Mann zu verführen, der ihnen interessant erschien.

Serena hatte versprochen, dass sie früh zurückkommen würde, doch jetzt war es beinahe zwei Uhr morgens, und Ryan wartete immer noch. Es machte ihn verrückt, sich vorzustellen, wie sie sich mit anderen Männern amüsierte. Er wollte nicht eifersüchtig sein, aber er beneidete die Männer um die Zeit, die sie mit ihr verbrachten. Serena und er hatten nur ein paar kostbare gemeinsame Tage, und selbst eine Stunde ohne sie erschien ihm wie eine Ewigkeit.

Er trank noch einen Schluck und schloss die Augen. Serena hatte nicht einmal wie sie selbst ausgesehen, als sie in die Limousine eingestiegen war. Sie hatte ausgesehen wie das, was sie eigentlich war – ein Filmstar.

War das der Grund, weshalb man sie Stars nannte? Weil sie wie die Sterne am Himmel schön funkelten, aber unerreichbar waren? Er kannte jedoch auch eine andere Serena, eine warmherzige, kluge, sensible Frau, die sich nicht ganz sicher war, wer sie war oder wohin sie gehörte.

„Hier bist du! Ich habe dich überall gesucht.“

Ryan schwang die Beine von der Liege und stand auf, als Serena sich näherte. „Du bist wieder da?“

Sie trug ihre Schuhe in der Hand. „Ich habe meine Pflicht erfüllt. Ich habe so getan, als würde ich mich großartig amüsieren. Miles hat Fotos gemacht, ich tanzte mit meinen Brautjungfern, und den Rest des Abends verbrachte ich damit, die Avancen fremder Männern abzuwehren.“ Sie setzte sich auf eine breite Liege und warf die Schuhe in den Pool. „Auf Nimmerwiedersehen.“

„Du siehst toll aus“, sagte er.

„Ich hasse dieses Kleid. Es kratzt. Ich würde es jetzt gern ausziehen, aber ich bin zu müde, um mir etwas anderes zum Anziehen zu holen.“

Er zog sein T-Shirt aus und reichte es ihr, dann hielt er sich die Augen zu. „Ich verspreche, ich schaue nicht hin.“

Diesmal hielt er sein Versprechen, obwohl die Versuchung beinahe übermächtig war. Doch er durfte das Schicksal nicht herausfordern.

„Du kannst jetzt wieder gucken.“ Serena hatte es sich auf der übergroßen Chaiselongue bequem gemacht und klopfte auf das Polster. „Setz dich zu mir.“

Ryan zögerte, aber dann nahm er ihre Einladung an. Dabei achtete er allerdings sorgfältig darauf, sie nicht zu berühren.

„Hat es wenigstens ein bisschen Spaß gemacht?“, fragte er.

„Überhaupt nicht“, antwortete sie. „Es macht mir keinen Spaß mehr auszugehen. Die Leute wollen nicht wirklich mit mir zusammen sein. Sie wollen den Filmstar. Sie wollen die Fantasie, vor allem die Männer.“

„Die Fantasie?“

Serena nickte. „Meistens habe sie eine Lieblingsrolle, die ich gespielt habe. Ich sehe es ihnen an den Augen an. Sie wollen Frannie, Anna oder Lara, nicht mich. Wir unterhalten uns, und dann merke ich, wie die Ernüchterung bei ihnen eintritt. Sie beginnen zu begreifen, dass ich nicht die bin, für die sie mich hielten. Ich bin weder raffiniert noch kokett. Ich bin ziemlich … normal. Dann ziehen sie sich zurück, enttäuscht, weil sie mit der Realität konfrontiert wurden.“

„Ich mag die Realität.“

„Du hast keinen meiner Filme gesehen, daher kennst du nichts anderes.“ Sie seufzte leise. „Das ist der Grund, weshalb es mir schwerfällt, Menschen zu vertrauen. Ich frage mich immer, ob sie wirklich mich sehen oder nur ein zweidimensionales Bild von mir.“

„Es muss jemanden in deinem Umfeld geben, dem du vertraust.“

Serena schüttelte den Kopf. „Ich bedeute für alle nur ein Gehalt. Sie verdienen kein Geld, wenn ich es nicht tue.“

Ryan konnte sich nicht vorstellen, wie schwierig es für sie sein musste, bei aller Bekanntheit in einer solchen Isolation zu leben. „Was ist mit Ben? Kannst du ihm nicht vertrauen?“

„Er hat damit zu kämpfen, dass ich erfolgreicher bin als er. Das wirkt sich auch auf unser Vertrauensverhältnis aus.“

„Dann rede mit mir“, schlug Ryan vor. „Ich kann gut zuhören.“

Wortlos stand Serena auf, trat an den Beckenrand und tauchte graziös unter Wasser. Ryan beobachtete, wie sie ans andere Ende des Pools schwamm, ihre schlanke Gestalt optisch verzerrt im Licht. Drüben durchbrach sie die Oberfläche und drehte sich zu ihm um.

„Komm rein.“

Ryan ging zum Becken, schüttelte aber den Kopf. „Ich bleibe lieber hier.“ Seine Finger kribbelten bei der Vorstellung, Serena zu berühren, ihr das T-Shirt herunterzureißen und ihren Körper zu erforschen.

Sie schwamm zurück und tauchte direkt vor ihm unter die Wasseroberfläche. Ryan setzte sich und ließ seine Füße ins warme Wasser baumeln. Als sie wieder auftauchte, verschränkte sie die Arme auf dem Poolrand.

„Ich will dich nicht mit meinen Problemen belasten.“

„Ich höre dir gern zu“, versicherte er.

Sie stieß sich vom Beckenrand ab und ließ sich auf dem Rücken in die Mitte des Pools treiben. Ryans Blick schweifte über ihren Körper und blieb an ihren Brüsten hängen. Sein T-Shirt schmiegte sich wie eine zweite Haut um ihre Kurven, und die Szene wirkte ebenso verführerisch, als wäre Serena nackt geschwommen.

Nackt, halb bekleidet, voll angezogen. Es spielte keine Rolle. Ryan konnte sich dieser starken Anziehung nicht entziehen. Serena war verlobt, ihr Hochzeitstermin stand fest, und doch war die Botschaft noch nicht bei seinem Körper angekommen. Heißes Verlangen brannte tief in ihm, und nichts schien die Flamme auslöschen zu können. „Erzähl mir von Ben“, forderte er sie auf. „Wie hast du ihn kennengelernt?“

„Wir drehten zusammen einen Film.“ Sie starrte in den Nachthimmel. „Ich verliebte mich in seine Rolle und er sich in meine. So führte eins zum andern.“

„Und du liebst ihn?“

„Manchmal denke ich, ja. Dann wieder bin ich überzeugt, dass ich es nicht tue. Ich bin mir immer noch nicht sicher, wer er ist.“

„Ich verstehe nicht.“

„Es kommt mir so vor, als ob wir immer noch unsere Rollen spielen. Wir haben nie damit aufgehört.“

Ryan runzelte die Stirn. „Trotzdem heiratest du ihn?“

Sie tauchte die Füße ins Wasser und richtete sich auf. „Ja. Es ist alles arrangiert.“

„Aber willst du nicht mehr?“

„Was zum Beispiel?“, fragte sie. „Ich weiß, dass wir keine perfekte Ehe führen werden. Doch wer tut das schon? Ich mache mir keine Illusionen. Ich bleibe realistisch.“

Vielleicht ist das nicht die schlechteste Voraussetzung, eine gute Ehe zu führen, dachte Ryan. Dennoch fand er, dass Serena mehr verdiente. Sie verdiente einen Mann, der nicht so zu tun brauchte, als ob er sie glücklich machte. Einen Mann wie …

Er fluchte lautlos. Nein, nicht einen Mann wie ihn. Sosehr er auch daran glauben wollte, es gab für sie keine Zukunft.

Serena schwamm zu den Stufen und stieg aus dem Pool. Ryan reichte ihr ein Badetuch. Sie wickelte es erst unter dem T-Shirt um sich, bevor sie das Shirt auszog. Sekunden später streifte sie ihren Tanga von den Beinen und kickte ihn beiseite.

Ryan stöhnte innerlich, als er sich ihren nackten Körper unter dem dicken Baumwollstoff vorstellte. Langsam stand er auf und setzte sich wieder auf die Liege. Es wäre so leicht, das Tuch zu lösen und Serena zu berühren. Endlich auf die knisternde Spannung zwischen ihnen zu reagieren und sie zu verführen.

Serena setzte sich neben ihn und drapierte das Handtuch über ihre nackten Beine. Sie atmete tief ein und seufzte. „Ich liebe den Duft von Frangipani.“

4. KAPITEL

Serena seufzte leise, als sie durch Vogelgezwitscher in der Morgenbrise aufwachte. Langsam öffnete sie die Augen und starrte auf Ryans glatte Brust. Sein linker Arm lag locker auf ihr. Vorsichtig versuchte sie sich zu bewegen, aber kaum dass sie es tat, regte sich Ryan.

Sie spürte die Hitze seiner Haut an ihrer und bemerkte, dass das Badetuch, in das sie sich letzte Nacht gehüllt hatte, heruntergerutscht war. Seine Wärme strahlte auf sie aus. Serena genoss es, seine Nähe zu spüren, und schob ihr Bein über seine.

Die Mädchen würden wahrscheinlich bis Mittag schlafen. Trotzdem bestand das Risiko, dass sie an den Pool kamen, um in der Sonne zu dösen. Sicher würden sie ihr nicht glauben, dass sie nicht mit Ryan geschlafen hatte, wenn sie Zeuge dieser Szene wurden.

„Quinn“, flüsterte sie. „Quinn, wach auf.“ Sie strich über seine Brust, dann berührte sie seine Lippen. „Quinn.“

Seine Lider flatterten. Er schlug die Augen auf und blinzelte verwirrt. „Hi“, murmelte er.

„Guten Morgen.“

Langsam setzte er sich auf und rieb sich die Augen. Sie zog schnell das Handtuch über sich, aber er hatte ihren nackten Körper schon gesehen. „Wir … wir sind eingeschlafen.“

„Das sehe ich.“

Serena richtete sich neben ihm auf. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihr Blick schweifte über seine Brust und blieb an der verräterischen Wölbung in seinen Shorts hängen. Obwohl seine körperliche Reaktion wahrscheinlich nichts mit ihr zu tun hatte, wollte sie glauben, dass er von ihr geträumt hatte.

Sie fuhr sich durch ihr zerzaustes Haar. Ryan strich ihr eine Strähne hinters Ohr, die ihr immer wieder ins Gesicht fiel.

„So. Viel besser.“

„Danke, Quinn.“

„Willst du nicht versuchen, mich Ryan zu nennen? Nachdem wir zusammen geschlafen haben, finde ich es passend.“

„Ryan“, raunte sie.

Er grinste. „Viel besser.“

Serena konnte sich vorstellen, wie sie aussah – wildes Haar, verschmiertes Make-up und einen Abdruck vom Polster auf ihrer rechten Wange. Sie wollte ins Haus laufen und sich zurechtmachen, doch sie konnte sich nicht aufraffen, ihn zu verlassen.

„Wie hast du geschlafen?“, fragte er.

„Richtig gut.“ In letzter Zeit träumte sie oft schlecht oder wälzte sich schlaflos im Bett. Doch letzte Nacht war sie in einen traumlosen Schlaf gefallen, der sie erfrischt und für den neuen Tag gestärkt hatte.

„Ich werde jetzt duschen gehen. Warum überlegst du nicht inzwischen, was wir heute unternehmen können?“

„Mit den anderen oder ohne sie?“

„Ohne. Schließlich haben wir Seite an Seite geschlafen, ohne der Versuchung nachzugeben. Damit haben wir bewiesen, dass wir keinen Aufpasser brauchen. Außerdem sind die Mädels hoffnungslose Fälle in Sachen Abenteuer. Wir werden uns allein amüsieren.“ Sie lächelte. „Bis gleich, Ryan.“

Es gefiel ihr, seinen Namen auszusprechen. Als er nur Quinn gewesen war, ihr Guide, war es leicht gewesen, ihn auf Abstand zu halten. Aber es ließ sich nicht leugnen, dass sie sich in den letzten Tagen nähergekommen waren. Sie waren Freunde geworden, und deshalb sollte sie ihn bei seinem Vornamen nennen.

„Ryan“, murmelte sie auf dem Weg ins Haus vor sich hin.

Sie bog um die Ecke in die Küche. Zu ihrer Überraschung saßen die Mädchen, immer noch in ihren Partykleidern, am Tisch und machten sich über ein üppiges Frühstück her.

Alle schauten zu ihr hoch. Serena zog das Badetuch fester um sich und lächelte verkrampft. „Was ist? Ich bin nur früh schwimmen gegangen.“

„Was ist mit deinem Haar passiert?“

Sie fasste sich an den Kopf und fluchte leise. „Ich habe darauf geschlafen, als es noch nass war.“

Im nächsten Moment hörte sie Ryan kommen. Er blieb wie angewurzelt stehen, kaum dass er die Gruppe am Tisch bemerkt hatte. Serena drehte sich zu ihm um und sah, dass er ihr Kleid in der einen und ihren Slip in der anderen Hand hielt.

„Guten Morgen.“ Schnell reichte er ihr ihre Sachen, bevor er durch die Küche und über die hintere Treppe nach oben ging.

„Ich gehe duschen“, sagte sie. „Lasst mir ein bisschen Frühstück übrig.“

Serena lief nach oben in ihr Zimmer, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Nebenan hörte sie Ryan leise pfeifen.

Es war verrückt. Sie wollte zu ihm gehen, in sein Bett fallen und ihn für den Rest des Tages und der Nacht lieben. Vom ersten Moment an hatte sie sich stark zu ihm hingezogen gefühlt. Doch nach letzter Nacht musste sie sich eingestehen, dass es mehr als Schwärmerei war.

In wenigen Wochen sollte sie Ben heiraten, aber viel lieber wollte sie mit Ryan durchbrennen. Bei ihm konnte sie ganz sie selbst sein. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das Gefühl, dass jemand sie verstand und als den Menschen akzeptierte, der sie eigentlich war.

Es bestand kein Zweifel, dass auch er sich zu ihr hingezogen fühlte. Trotzdem hatte er die Grenzen zwischen ihnen respektiert und ihr den Raum gegeben, den sie brauchte, um ihre Entscheidung zu treffen. Sie wollte ihn, mehr als jeden anderen Mann zuvor. Doch solange sie mit Ben verlobt war, konnte sie nichts mit Ryan anfangen.

Sie hatte die Wahl: entweder einen Skandal vermeiden und den Mann heiraten, den sie nicht liebte, oder die Hochzeit absagen und ihr Leben auf den Kopf stellen für einen Mann, den sie erst seit ein paar Tagen kannte.

Zittrig rang sie nach Luft. Auf einmal war alles ganz klar: Sie wollte Ben nicht heiraten. Sie wollte nicht in einer Ehe gefangen sein, die zum Scheitern verurteilt war. Ryan hatte recht. Sie verdiente etwas Besseres.

Serena suchte ihr Handy und fand es auf dem Bett. Einer ihrer früheren Filmpartner war Pilot und außerdem ein guter Freund. Er würde wissen, wie er ihr helfen konnte. Sie wählte seine Nummer. „Jeff, hier ist Serena Hightower.“

„Serena! Wie geht es dir? Was machen die Hochzeitspläne?“

„In Wahrheit brauche ich deine Hilfe. Ich möchte einen Jet chartern für einen Flug von Nadi auf Fidschi nach …“ Wo könnte sie sich verstecken? „Auckland. Ich möchte nach Neuseeland. Kannst du mir helfen?“

„Ein Freund von mir besitzt einen Charterservice. Ich frage ihn, ob er Kontakte in dem Winkel der Welt hat. Wann möchtest du fliegen?“

„Heute Abend“, sagte sie. „Spät. Nach Mitternacht oder noch später.“

„Ich werde sehen, was ich tun kann“, versprach Jeff.

Autor

Vicki Lewis Thompson

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