Dirty Love - Ich brauche dich!

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Nun kenne ich Donovan Kincaids Geheimnis - und es ist genauso düster und schmutzig wie er …

Ich weiß, dass er all die Jahre eine Akte über mich geführt und mein komplettes Leben manipuliert hat. Er sagt, er hat es getan, um mich zu beschützen. Vor ihm, weil er denkt, dass er mein Verderben ist. Der dunkle Abgrund wird immer größer, und obwohl ich weiß, was er getan hat, sehne ich mich nach ihm. Ich will mit ihm reden, ihn berühren, will dass er Besitz von meinem Körper ergreift, auf die einmalig bestimmte Art, wie nur Donovan es kann. Er ist ein dominanter Mistkerl, aber ich brauche ihn so sehr, dass es wehtut. Dennoch muss ich stark sein, ich will nicht, dass er mich wieder zerstört …

»Provokant, aufregend und unvorhersehbar.« SPIEGEL-Bestsellerautorin Audrey Carlan


  • Erscheinungstag 03.12.2018
  • Bandnummer 2
  • ISBN / Artikelnummer 9783955768683
  • Seitenanzahl 304
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Prolog

Ich hob das Glas Scotch an meine Lippen und nahm noch einen Schluck, während der Song von Frou Frou in der Spotify-App auf meinem Telefon wieder von vorne anfing. Wie oft hintereinander konnte man sich ein Lied anhören? Wenn es ein Limit gab, kam ich langsam an meines.

Ich presste die Wange gegen mein Schlafzimmerfenster und sah auf die einsame Straße unter mir hinab. Das Glas fühlte sich kalt an meiner Haut an, ein scharfer Kontrast zu dem Alkohol, der in meiner Brust brannte. Gerade rechtzeitig zu Thanksgiving war der Winter hereingebrochen. Die wenigen Menschen, die so spät noch unterwegs waren, hatten sich gut in Schals und Handschuhe verpackt und sich die Mützen tief über die Ohren gezogen.

Ich hatte noch immer nicht genug Winterkleidung. In L. A. brauchte man keine warmen Handschuhe, und ich war erst seit September in New York. Meine Schwester hatte mich deswegen schon ausgeschimpft, als sie früher am Abend angekommen war, und für den nächsten Tag stand eine Shopping-Tour auf dem Plan.

Meine Garderobe dürfte bald aufgefüllt sein. Dafür würde Audrey schon sorgen. Sie hatte bereits die Möbel in meinem Wohnzimmer umgestellt und die restlichen Bilderrahmen und Kleinigkeiten dekorativ verteilt, die ich bisher nicht ausgepackt hatte.

Wenn sie nur mein Inneres ebenso schnell reparieren könnte, wie sie sich um das Äußere kümmerte.

Nein, ich musste diejenige sein, die für Ordnung in mir sorgte.

Ich dachte zurück an das Gespräch, das ich mit Audrey geführt hatte, ehe sie in meinem Gästezimmer ins Bett geschlüpft war.

»Zeigst du ihn an?«, hatte sie gefragt.

»Ich will ihn nicht anzeigen.« Ich wollte Erklärungen. Ich wollte meine Theorien bestätigt wissen. Ich wollte nicht noch mehr Distanz zwischen uns schaffen.

Ich wollte überhaupt keine Distanz mehr.

Sie hatte gelächelt, als verstünde sie es, und da sie meine Schwester war, tat sie das vielleicht sogar, auch ohne viele Worte. »Dann fliegst du eben nach Frankreich. Verlang, dass er dir erklärt, was los ist.«

»Das hat er auch nicht verdient. Er kann so viel weglaufen, wie er will. Ich renne ihm nicht nach. Dazu respektiere ich mich selbst zu sehr.«

»Gut. Ich respektiere dich auch.« Dann hatte sie gelacht. »Wahrscheinlich ist es ohnehin nicht die beste Idee, jemandem hinterherzurennen, der einen seit zehn Jahren stalkt.«

»Wohl eher nicht.« Auch wenn ich mir seinetwegen keine Sorgen machte. Er war gefährlich, ja. Er wurde mir gefährlich. Aber er würde mir nicht wehtun. Nicht so. Nicht auf die Art, die andere sehen konnten.

»Dir wird schon was einfallen«, sagte sie letztendlich. »Wie immer.«

Ich wusste bereits, was ich zu tun hatte. Nur … musste ich noch den Mut aufbringen.

Noch ein Schluck Scotch. Noch einmal das alte Lied von Anfang bis Ende hören.

Als dieses Mal der letzte Ton verklungen war, stellte ich das Glas hin und griff nach meinem Telefon. Ich wählte das Menü mit den Kontakten und schauderte nur leicht, als ich seinen Namen fand.

Zwei Wochen waren vergangen. Ich musste es nicht sofort tun.

Aber ich konnte es ebenso gut sofort tun.

Ich tippte auf Anrufen und wartete.

Es klingelte einmal. Zweimal. Bei mir war es nach Mitternacht. Er müsste gerade aufstehen. Noch ein Klingeln. War er allein? Ein weiteres Klingeln.

Dann seine Stimme.

Nur die Mailbox. Ich hatte eigentlich auch nicht erwartet, dass er ans Telefon ging, und es war einfacher, ihm eine Nachricht zu hinterlassen.

Trotzdem war es irgendwie enttäuschend. Als hätte ein kleiner Teil von mir gehofft, er würde meinen Namen sehen und sich sofort wahnsinnig sehnen, meine Stimme zu hören. Würde ich nicht auch vor Begeisterung ausrasten, wenn er mich anriefe?

Vielleicht nicht.

Wahrscheinlich nicht.

Der Piepton riss mich aus meinen Gedanken. Aber ich hatte vorbereitet, was ich sagen wollte. »Donovan. Ich bin es. Ich weiß Bescheid über die Akte, die du über mich hast. Wir sollten reden.«

1. Kapitel

»Hier ist niemand«, sagte Audrey, als wir aus meinem Büro kamen.

Es war Montagabend, und nach einem hektischen Nachmittag noch kurz die letzten Dinge zu erledigen, hatte länger gedauert als geplant. Es war schon schwer genug, alles in einer kurzen Feiertagswoche zu erledigen. Dazu kam noch, dass ich ein Wochenende an den Besuch meiner Schwester verloren hatte – Zeit, die ich normalerweise hinter dem Schreibtisch verbracht hätte.

Audrey war vor drei Tagen angekommen.

Vor drei Tagen hatte ich Donovan die Nachricht hinterlassen.

Drei Tage, und kein Rückruf.

Aber darüber dachte ich nicht nach. Oder vielmehr, ich versuchte so fest wie möglich, nicht darüber nachzudenken. Versuchte so fest wie möglich, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr es wehtat.

Arbeit war eine gute Ablenkung. Audrey eine noch bessere.

»Als du hergekommen bist, war es schon fast fünf«, sagte ich und schloss die Tür zu meinem Büro hinter mir ab. Zum Glück gab es in der Stadt viel für sie zu sehen und zu tun, während ich bei der Arbeit war. Es wäre ein Wunder, wenn sie auch nur ein Viertel der Dinge schaffte, die auf ihrem Plan standen, ehe sie am Samstag zurück zum College fuhr. Doch trotz der vielen anderen aufregenden Punkte auf ihrer Liste hatte ich sie überzeugt, mich im Büro zu besuchen, damit ich ihr alles zeigen konnte.

Oder vielmehr, damit ich angeben konnte.

Ich sah auf die Uhr an der Wand. »Das war vor einer Stunde. Die meisten sind schon nach Hause gegangen.«

»Arbeitest du immer so lange?« Ihre Frage klang anklagend.

»Normalerweise noch länger.« Ich erwähnte nicht, dass ich heute zum Teil deswegen länger im Büro gewesen war, weil sie mir alles über die Stadtrundfahrt im Bus erzählen musste, die sie früher am Tag mitgemacht hatte.

Die Arme vor der Brust verschränkt sah sie finster in meine Richtung. »Workaholic.«

Ich verdrehte die Augen. »Du bist auch ein Workaholic. Deine Arbeit ist nur künstlerischer, sodass du tun kannst, als wäre es ein Hobby. Komm mit.« Ich warf den Schlüssel in meine Handtasche und legte mir den Riemen über die Schulter. »Ich zeige dir alles.«

Sie folgte mir auf den Korridor hinaus. Aus Gewohnheit sah ich den dunklen Flur hinab, über den man zu Donovans Büro gelangte, und verspürte einen Stich in der Brust, ehe ich meine Schwester in die entgegengesetzte Richtung führte, zu dem großen offenen Bereich der Chefetage. Normalerweise waren die bodentiefen Fenster dort einen Blick wert, aber die Sonne war bereits untergegangen, und die Reinigungsmannschaft hatte das Licht angeschaltet, sodass die Glasfläche einfach nur schwarz wirkte.

Weiter den Korridor hinab brannte noch ein Licht und darauf gingen wir zu.

»Roxie«, rief ich, als wir die Assistentin meines Chefs dabei antrafen, wie sie gerade ihre Sachen zusammenpackte, offenbar, um Feierabend zu machen. »Sie sind noch spät hier!«

»Ich wollte gerade gehen. Sie haben mich erwischt.« Nach einem Blick auf Audrey stellte sie ihre Handtasche hin, streckte die Hand aus und stellte sich vor, ehe ich die Gelegenheit hatte. »Ich habe schon viel über Sie gehört. Sabrina ist sehr stolz auf Sie.«

»Danke. Schön, Sie kennenzulernen«, sagte Audrey, die versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie erstaunt sie über Roxies direkte Art war.

»Sie sehen sich ähnlich«, sagte Roxie, die gebürtige Ungarin war, nachdem sie uns einen Moment betrachtet hatte. »Die helle und die dunkle Version.«

Audrey und ich sahen uns lachend an. Sie war nicht nur äußerlich die »hellere« Version von mir, mit ihren kastanienroten Haaren und den Mandelaugen, sondern auch vom Temperament her. Sie war fröhlich und romantisch. Ich war ernst und pragmatisch. Sie mochte Männer, die sie anbeteten und öffentlich ihre Zuneigung zeigten. Ich mochte einen Mann, der gerne mit mir Vergewaltigung spielte und anscheinend ein echtes Problem mit Stalking hatte.

Wir scherzten selbst oft darüber.

»Tag und Nacht«, sagte ich.

»Schokolade und Vanille«, stimmte Audrey zu. »So sind wir.«

»Ist Weston noch da?«, fragte ich, auf das Büro hinter Roxie nickend. Die Tür stand offen, und es brannte Licht, aber ich konnte ihn an seinem Schreibtisch nicht sehen.

»Nein, aber er ist gleich wieder zurück. Sie können drinnen auf ihn warten.« Roxie knöpfte ihren Mantel zu und nahm ihre Handtasche. »Er ist heute gut gelaunt. Wird ihm nichts ausmachen.«

Wir verabschiedeten uns, und nachdem Roxie sich auf den Weg gemacht hatte, gingen Audrey und ich in Westons großes Eckbüro. Auf dem Weg schaltete ich das Licht aus.

Der gewünschte Effekt trat sofort ein. »Heilige Scheiße!«, rief Audrey. »Das ist der Wahnsinn!« Sie rannte zu dem bodentiefen Fenster, das am nächsten lag, und blickte hinaus auf die Stadt. »Ein endloses Meer aus Lichtern! Ich wette, bei Tag kann man einfach alles sehen.«

»Nicht alles. Aber viel.« Ich trat zurück und sah sie lächelnd an. Meine Reaktion war ganz ähnlich ausgefallen. Es war so aufregend gewesen, nicht nur, weil der Ausblick auf die Stadt so überwältigend war, sondern weil es sich so angefühlt hatte, als wäre ich endlich ganz oben angekommen.

Und dann hatte Donovan den Raum betreten und meine Welt ins Wanken gebracht. Hatte mich daran erinnert, dass es zuerst seine Welt gewesen war.

Egal. Jetzt war es auch meine Welt. Er war nicht da, und ich schon. Und ich würde bleiben.

Audrey konnte sich nicht vom Fenster losreißen. »Wenn dir das hier nicht reicht, bist du zu gierig. Hey! Das Empire! Warum ist das hier nicht dein Büro?«

»Das wird es früh genug sein«, erklang Westons Bariton hinter mir. »Bei der Arbeit, die sie leistet.«

Ich verdrehte die Augen, während er sich neben mich stellte. »Oh, sei still.«

Er runzelte die Stirn, als hätte ich ihn beleidigt. »Das ist mein Ernst. Du bist der erste Name auf einer sehr kurzen Liste von Leuten, die mich ersetzen könnten, falls das je nötig werden sollte.«

Weston war ein Charmeur. Alle klugen Frauen waren sich dessen bewusst. Trotzdem wärmte das Kompliment mir das Herz, auch wenn es nichts zu bedeuten hatte. »Der Fall wird gewiss nicht eintreten«, meinte ich schnippisch. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass wir hier sind. Ich habe meiner Schwester die Aussicht gezeigt. Das ist Audrey.«

Die hellere, jüngere Version kam auf uns zu, die Hände hinter dem Rücken. »Lass mich raten – das ist Weston.«

Weston steckte die Hände in die Taschen und hob stolz das Kinn. »Du hast ihr von mir erzählt.«

»Wir stehen uns nah.« Ich sah besorgt zu, wie Audrey meinen Boss umkreiste und ihn musterte. Ich wusste ganz genau, dass sie ihn nicht als meinen Vorgesetzten beurteilte, was peinlich genug gewesen wäre. Nein, sie wollte herausfinden, was mich Anfang des Jahres für ein ganzes Wochenende in sein Bett gelockt hatte.

Nicht, dass es nicht offensichtlich gewesen wäre – blaue Augen, blondes Haar, eine Figur wie ein Personal Trainer und nicht wie ein CEO. Er war eindeutig was fürs Auge. Dazu noch charmant und ein kluger Kopf.

Natürlich hatte ich nur zu gern mein Höschen ausgezogen.

»Nett«, sagte sie anerkennend. »Woah. Echt nett«, sagte sie, als sie seine Kehrseite betrachtete. »Gut gemacht, Schwesterchen.«

Weston riss die Augen weit auf, als er ihre Kommentare hörte. »Ah, du hast ihr tatsächlich von mir erzählt.« Er wandte seine Aufmerksamkeit meiner Schwester zu. »Vielleicht hat Sabrina noch nicht die Gelegenheit gehabt, dir zu berichten, dass ich jetzt eine Beziehung habe. Mit einer anderen Frau. Wir sind verlobt.«

»Falsch verlobt«, berichtigte Audrey ihn.

Er warf mir einen bösen Blick zu. »Alles über mich erzählt. Wow.«

»Audrey!« Ich wurde rot. »Sie kann schweigen. Versprochen.« Ich drehte mich um, um mit ihr zu schimpfen. »Das sollte ein Geheimnis sein.«

Westons Verlobung mit Elizabeth Dyson und die bevorstehende Hochzeit dienten nur dazu, Elizabeth Zugang zu ihrem Treuhandfonds zu verschaffen und Reach, Inc. – unserer Agentur – zu ermöglichen, eine Werbeagentur in Frankreich aufzukaufen, die Elizabeth gehörte. Sobald sie verheiratet waren, kam Elizabeth an ihr Erbe, sie verkaufte den Männern die Agentur, und die zwei ließen sich wieder scheiden.

Wenigstens war das der Plan gewesen.

Deswegen war Donovan angeblich auch in Frankreich – um den Weg für eine reibungslose Fusion zu ebnen. Nur Weston und ich wussten, dass es eigentlich eine Ausrede war, um Abstand von mir zu gewinnen.

Nur sehr wenige Menschen waren im Bilde darüber, warum die beiden heiraten wollten – Elizabeth, die fünf Inhaber von Reach, Inc., ich, und jetzt auch meine Schwester.

Weston lachte in sich hinein. »Schon gut. Ich meine, du bist nicht insgeheim Spionin für die Dysons, oder?«

Audrey hob eine Augenbraue. »Nein.«

»Dann ist alles gut. Außerdem ist es keine falsche Verlobung mehr. Oder wenigstens keine falsche Beziehung.«

Sie hob beide Augenbrauen und sah mich anklagend an. »Also davon habe ich noch nichts gehört.«

»Weston und Elizabeth mögen einander jetzt wirklich. So. Zufrieden?« Ich ließ ihr keine Zeit zu antworten. »Es hat schließlich nichts mit mir zu tun, also habe ich dich nicht eingeweiht«, fügte ich noch hinzu, nicht eine Spur von Reue empfindend. Außerdem machte es keinen Spaß, über andere zu reden, die glücklich verliebt waren, solange mir mein eigenes Herz so wehtat.

Sie klatschte in die Hände. »Natürlich bin ich zufrieden. Ich liebe es, wenn Menschen sich finden! Erzähl uns mehr, Weston.«

»Sie ist heute losgefahren, um bei ihrer Großmutter Thanksgiving zu verbringen«, sagte er, an mich gerichtet, obwohl Audrey ihn neugierig anstarrte. »Ich fahre am Mittwoch hinterher, und dann sollen wir die ganze Zeit Theater spielen, aber ich kann nur denken Ich lerne ihre Großmutter kennen. Das ist die wichtigste Person in ihrem Leben. Was egal sein sollte, weil das alles ja nur ein Fake ist. Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht ist es doch mehr.«

Als Weston mir das letzte Mal von seiner Beziehung zu Elizabeth erzählt hatte, hatten sie zwar miteinander geschlafen. Er hatte aber nichts von mehr erwähnt. »Dann läuft es tatsächlich gut mit euch?«

Er seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Es ist kompliziert. Ich will sie die meiste Zeit erwürgen, und sie scheint mich auch nicht sonderlich zu mögen, aber ich kann es auch irgendwie nicht ertragen, länger als einen Tag von ihr getrennt zu sein. Was auch immer das ist, so ist es.«

»Das ist Liebe«, sagte meine Schwester verklärt.

Ich stöhnte auf. »Audrey ist eine hoffnungslose Romantikerin. Das ist ihr einziger Fehler.«

Aber sie stimmte mich auch nachdenklich. Die Dinge zwischen Donovan und mir waren ebenfalls kompliziert. Ich wollte ihm den Hals umdrehen, und es tat mir gleichzeitig weh, dass er so weit weg war. Steckte ich so tief drin, dass ich ihn liebte?

Na, wäre das nicht wunderbar, wenn es so wäre? Denn wenn ich ihn das nächste Mal sah, hatte ich fest vor ihn umzubringen.

»Weston, ich kann jederzeit meinen Fahrer rufen, wenn du bereit bist …« Der Mann, der in Westons Büro gekommen war, blieb abrupt stehen, als er uns sah. »Oh, entschuldige. Ich wusste nicht, dass du Gesellschaft hast.«

Ich richtete mich gerader auf, war sofort misstrauisch. Ich kannte diesen Mann nicht. Sein Anzug war teuer, und er hatte braunes gewelltes Haar und einen britischen Akzent. Er kam mir wenigstens ein Dutzend Jahre älter vor als wir, aber er war recht attraktiv und wirkte distinguiert. Merkwürdig war, dass ein Fremder nach Feierabend durch die Büroräume spazierte.

»Ich bin so weit«, antwortete Weston. »Aber das ist ja perfekt. Du kennst Sabrina noch nicht, oder?«

Der Mann runzelte die Stirn »Nicht, dass ich wüsste.«

Weston wandte sich an mich. »Sabrina, das ist Dylan Locke. Er ist diese Woche in den Staaten, um seinen Sohn zu besuchen.«

Das erklärte alles. Dylan Locke führte die Londoner Filiale von Reach. Er war einer der Gründer der Agentur. Insgesamt gab es fünf – Nate Sinclair, Weston, Donovan, Dylan und Cade Warren, der die Filiale in Tokio leitete.

»Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen«, sagte ich, ihm die Hand schüttelnd. »Ich bin hier die Direktorin für Marketing-Strategie.«

»Ah, Sie haben den Platz von Robbie Wise eingenommen, nachdem er zu uns nach London gewechselt ist«, sagte Dylan. »Robbie macht seinen Job sehr gut, aber er ist nicht so bezaubernd wie Sie. Und er riecht.« Er sah Weston an. »Ist es schrecklich sexistisch, wenn ich sage, du hast den besseren Deal gemacht?«

»Eigentlich hat Donovan den besten Deal gemacht.« Irgendwie klang es danach, als hätte er schon mit Dylan über mich gesprochen. Es war seine Art zu sagen: Das ist sie. Die, mit der Donovan etwas hatte.

Was in Ordnung war. Aber ich wollte gerade nicht über Donovan reden. »Weston, bitte …«

»Er hat vorhin angerufen«, sagte er unvermittelt. Einfach so. Als wüsste er, dass die Worte mir den Atem rauben würden, und wäre trotzdem der Meinung, mir diese Tatsache umstandslos mitteilen zu müssen.

»Er hat dich angerufen?« Ich hoffte, niemand bemerkte das Stocken in meiner Stimme.

»Er hat mich gebeten, nichts zu sagen.«

»Zu niemandem? Oder zu mir?« Mist, das hätte ich nicht fragen sollen. Ich wollte es nicht wissen. Ich wusste es bereits. Wenn er mit mir reden wollte, hätte er mich angerufen.

Weston senkte den Kopf, meinen Verdacht bestätigend. »Tut mir leid.«

Es war lieb, dass er sich um meine Gefühle Gedanken machte. Und nett, nahm ich an, dass er mir überhaupt von dem Anruf erzählt hatte. Auch wenn Weston und ich uns in den letzten paar Wochen angefreundet hatten, war er in erster Linie Donovans Freund, nicht meiner. Er schuldete mir keine Loyalität.

In dem Moment konnte ich mich trotzdem nicht dazu durchringen, ihm zu danken.

»Es ist mir egal«, sagte ich, als er einen Schritt vortrat, um mich zu trösten. »Er kann tun, was er will. Mir ist es jetzt egal.« Lüge. Aber wenn ich es oft genug sagte, glaubte es mir vielleicht irgendjemand. Vielleicht sogar ich selbst.

Und jetzt war es doch unangenehm geworden.

»Hi! Ich bin Audrey. Sabrinas Schwester.«

Ich wollte ihr einen dankbaren Blick zuwerfen, weil sie die seltsame Stimmung gelöst hatte, aber ihre Aufmerksamkeit galt einzig und allein Dylan. Wie sie ihre Haare zurückwarf und ihre Schultern durchdrückte, verriet mir, dass sie auch seine Aufmerksamkeit auf sich lenken wollte.

»Ich erkenne die Ähnlichkeit.« Zu seinem Glück sah Dylan ihr die ganze Zeit nur in die Augen, das einzig angemessene Verhalten für einen anständigen Mann Mitte vierzig, wenn er ein Mädchen traf, das halb so alt war wie er.

Wenn er irgendwo anders hinsah, würde ich mich ernsthaft mit ihm unterhalten müssen, Arbeitgeber hin oder her.

»Arbeiten Sie auch hier?«, fragte er.

»Nee. Ich bekomme nur alles gezeigt. Ich bin zum ersten Mal in der Stadt. Es ist aufregend.«

Dylan schien ihr Enthusiasmus zu überraschen, aber nicht unbedingt abzuschrecken. »Ja. Ich bin mir sicher, beim ersten Mal ist es aufregend.«

»Dein erstes Mal ist zu lange her, Locke? Hast du vergessen, wie es war, als man dir die Unschuld geraubt hat?«, neckte Weston ihn.

»Anscheinend hatte ich vergessen, wie es ist, einen Abend mit dir und deinen Zweideutigkeiten zu verbringen.« Der Blick, den er Weston zuwarf, ließ mich vermuten, dass er diese Zweideutigkeiten mehr zu schätzen wüsste, wenn er sich nicht in gemischter Gesellschaft befände. Mit Weston zusammen zu sein wäre für den älteren Mann gewiss sehr viel amüsanter, wenn er sich keine Sorgen darum machen müsste, seine junge weibliche Angestellte und ihre noch jüngere Schwester zu beleidigen.

Genau deshalb überraschte mich umso mehr, was er als Nächstes sagte.

»Wir wollten gerade zum Abendessen gehen. Es würde uns beide freuen, wenn Sie sich uns anschließen.«

2. Kapitel

»Restauration von Kunstgegenständen?«, fragte Weston, eine Stunde später, mit der Gabel mitten in der Luft innehaltend.

Natürlich hatten wir die Einladung zum Essen angenommen. Audrey schien so verknallt in Dylans britischen Akzent zu sein, dass sie mich wahrscheinlich umgebracht hätte, hätte ich den Vorschlag gemacht, etwas anderes zu unternehmen. Und das wäre mir auch nicht eingefallen. Wenn die Vorgesetzten einen einladen, sollte man zusagen.

Allerdings, hätte ich gewusst, dass es sich bei dem Restaurant um Gaston’s handelte, ich hätte es mir vielleicht anders überlegt, aus keinem anderen Grund, als dass ich nicht in einem Restaurant sein wollte, das Donovan gehörte.

Vielleicht war ich auch deshalb mittlerweile so beschwipst. Aber auch die anderen schlugen recht gut zu.

»Restaurierung von Kunst«, wiederholte Audrey, übertrieben betont auf eine Weise, die mir verriet, dass sie auch nicht mehr ganz nüchtern war. Sie war nicht mehr ganz ein Semester davon entfernt, ihren Master in Kunst-Restaurierung an der University of Delaware zu machen, und Dylan hatte sie gerade nach ihrem Abschluss gefragt.

Weston schluckte seinen Bissen seines Foie de Veau und nickte. »Klingt viel besser. Das sind die Leute, die in Museen arbeiten und die Bilder konservieren?«

»Das gehört auch dazu. Es ist ein wenig Chemie, ein wenig Archäologie, viel Kunst und sehr viel Kunstgeschichte. Lange nicht so aufregend wie eure Jobs.« Sie war viel zu bescheiden, meiner Meinung nach.

»Ich weiß nicht, was Weston jeden Tag macht, aber es klingt verdammt noch mal viel interessanter als mein Job«, meinte Dylan.

Während Weston lauter wurde, je mehr Wein floss, hatte Dylans Zunge sich gelöst. Im Grunde war es großartig, den Mann so kennenzulernen. Auch wenn ich nur oberflächliche Details mitbekommen hatte – geboren in Southampton, hatte ein paar Jahre in den USA gelebt, zurück in London, heimliche Liebe zu Metallica, spielte Bass in einer Pub-Band bei sich zu Hause –, stellte er sich als recht faszinierend heraus.

»Das liegt daran, dass du mit Finanzen zu tun hast. Finanzen haben nichts Kreatives an sich«, sagte Weston, offensichtlich recht eingebildet, weil er das Marketing leitete.

»Ich glaube, dein Vater findet Finanzen sehr wohl kreativ«, gab Dylan zurück.

»Gerüchte. Das kann niemand beweisen.« Weston nahm einen Schluck Wein. »Aber auch der Grund, warum ich nicht für ihn arbeite.«

Donovans und Westons Väter besaßen gemeinsam eine der größten Investmentfirmen der Welt. Ich hatte noch nie eine logische Erklärung dafür erhalten, warum die beiden sich entschieden hatten, in die Werbung zu gehen, statt ihren Vätern ins Familienunternehmen zu folgen.

Deshalb stürzte ich mich natürlich auf diese Information.

»Korruption bei King-Kincaid?« Ich rutschte mit dem Stuhl näher an ihn heran. »Darf ich nachfragen?«

Lachend scheuchte er mich mit einer Handbewegung fort. »Nein. Du darfst nicht fragen.«

Ich starrte ihn weiter an. Anscheinend wurde ich waghalsig, wenn ich betrunken war.

Er seufzte tief. »Darüber wird doch ständig spekuliert. Du weißt genauso viel wie ich. Es war aber einer der Gründe, warum D. und ich unser eigenes Ding machen wollten. Damit wir ehrlich sagen können, wir haben nichts gewusst.«

Während ich bezweifelte, dass Donovan lieber im Dunkeln schwebte, war es bei Weston wahrscheinlich wirklich so. »Na gut, das war klug, denke ich. Und langweilig. Wer erzählt mir jetzt den Klatsch und Tratsch?«

Ich wandte mich meinem anderen Vorgesetzten zu. »Was ist mit Ihnen, Dylan? Wie kamen Sie zu Reach und diesen beiden Clowns?«

Er lächelte und wischte sich den Mund mit der Serviette ab. »Ich hatte schon Erfahrungen im Betriebsmanagement bei einer anderen Werbeagentur gesammelt. Donovan hatte das weise Bedürfnis nach einem weiteren vernünftigen Mann, um die Wilden auszugleichen.«

»Einem weiteren? Wer soll der Erste sein?« Ich bereute die Frage sofort, weil ich wusste, dass die Antwort Donovan lautete. Er war es, der Reach aufgebaut hatte. Derjenige, bei dem alle Fäden zusammenliefen. Die Antriebskraft hinter allem.

Also machte ich mir nicht die Mühe, die Antwort abzuwarten. Donovan war derjenige, über den ich wirklich mehr wissen wollte, ob ich es zugeben wollte oder nicht. Ich konnte es also einfach wagen. »Woher kennen Sie Donovan? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie sich in den gleichen Kreisen bewegen.«

»Ha. Nein, das gerade nicht«, gab Dylan zu. »Wir sind uns schon vor vielen Jahren zum ersten Mal begegnet. Ich war mit der Mutter seiner Verlobten verheiratet.«

Kälte überzog meine Haut, trotz des wärmenden Alkohols in meinem Blut. Das hatte ich nicht erwartet. »Amanda?«

»Sie wissen von ihr?«

»Ja. Donovan hat es mir erzählt.« Nur das Nötigste – dass Donovan sie geliebt hatte, dass er besessen von ihr gewesen war, dass er sich die Schuld für ihren Tod gab. Er hatte mir erzählt, dass sie versucht hatte, einen Privatdetektiv abzuhängen, den er beauftragt hatte, sie zu beschatten, als der Unfall geschah, bei dem sie ums Leben gekommen war. Ich hatte nach mehr Informationen über sie gesucht, als ich seine Akte über mich gefunden hatte.

»Hat er?« Dylan war offen überrascht. »Das ist gut, dass er über sie redet. Er erwähnt sie normalerweise überhaupt nicht. Ihr Tod hat ihn schwer getroffen. Uns alle. Süßes Mädchen. So jung.«

Ich warf einen Blick auf Weston, erwartete, dass er etwas sagte. Aber er schien es mir zu überlassen, für Donovan zu sprechen.

»Ich glaube, es ist immer noch ziemlich schwer für ihn«, meinte ich. Nicht nur, dass er sich für Amandas Tod verantwortlich fühlte, Donovan hatte mir auch erzählt, dass er nach ihr niemanden mehr lieben konnte. Wegen dem, was er ihr angetan hatte. Was, wenn ich ohne stichhaltige Beweise Vermutungen anstellen müsste, dem, was er mir angetan hatte, ziemlich ähnlich war.

»Überrascht mich nicht«, sagte Dylan mitleidslos. »Gequälter Hurensohn. Die Beziehung war von Anfang an dem Untergang geweiht.«

»Warum sagen Sie das?« Ich versuchte, nicht zu neugierig zu klingen, was nicht gerade einfach war, wenn man bedachte, wie verzweifelt ich alles erfahren wollte. Egal was.

»Er hat sie zu sehr geliebt.« Er legte seine Gabel hin und fing an, den Rest Wein aus der Flasche unter uns aufzuteilen.

Audrey runzelte die Stirn. »Zu sehr geliebt?« Sie betonte jedes Wort einzeln. »Wie kann jemand zu sehr lieben?«

»Er war besessen von ihr.« Nachdem Dylan mir nachgeschenkt hatte, trank ich einen Schluck. Okay, einen tiefen. »Wusste alles über sie. Alles an ihr war ihm wichtig. Er hätte alles für sie getan.«

Es war zehn Jahre her, die Frau war tot, und trotzdem war ich eifersüchtig.

Ich sollte nicht weiterfragen.

Ich konnte nicht anders. »Also, was hat er zum Beispiel gemacht?«

Gott, ich war so armselig.

»Dylan.« Weston beugte sich zu seinem Partner. »Sie. Du weißt schon. Sind zusammen.« Als würde ich nicht direkt neben ihm sitzen. Als könnte ich ihn nicht hören.

»Wir sind nicht zusammen«, rief ich etwas zu abwehrend. »Er ist in Frankreich. Und ich bin hier. In keiner Definition des Wortes bin ich mit Donovan zusammen.« Ich hakte bei Dylan nach. »Wie sah dieses ›zu viel lieben‹ aus? War es offensichtlich?« Sah es so aus wie das, was er mit mir macht?

Oder vielmehr gemacht hatte. Ich hatte keinen Grund anzunehmen, dass er mich immer noch beobachten und verfolgen ließ. Keinen Grund zu glauben, dass er sich überhaupt noch etwas aus mir machte.

Dylan schien darüber nachzudenken, was Weston gesagt hatte, antwortete mir aber trotzdem. »Nicht offensichtlich, nein. Ich bin mir sicher, den meisten Menschen ist es nicht aufgefallen. Es war subtil. Wie er immer die Kontrolle hatte. Immer einen Schritt voraus war, was sie anging. Ich weiß noch, einmal wollte sie ein bestimmtes Armband von Tiffany haben. Es war ein Schmuckstück, das die Firma nicht mehr herstellte, aber sie hatte eins bei einer Wohltätigkeits-Auktion entdeckt und ihre Mutter überredet, darauf zu bieten. Sie hat verloren. Ihre Mutter hat sich nicht gerade angestrengt, wenn ich ehrlich bin, und ein anderer hat den Zuschlag bekommen. Donovan hat das herausgefunden und die Person ausfindig gemacht, die es gekauft hat. Eine Woche später hatte Amanda das Armband.«

Audrey seufzte neben mir. »Das ist eigentlich ziemlich romantisch.«

Ich konzentrierte mich auf Dylans Augen, um meine Schwester nicht mit Blicken zu erdolchen, weil sie mich offensichtlich hinterging.

»Ein anderes Mal«, fuhr er fort, fast so begierig darauf, es zu erzählen, wie ich, es zu erfahren, »hat sie sich mit ihrem Studienberater in Harvard gestritten. Ein Seminar, das sie besucht hatte, wurde nicht so angerechnet, wie sie gedacht hatte. Kurze Zeit später wurde ihr Berater wegen Verdacht auf Kreditbetrug entlassen.«

Weston schnaufte. »Willst du sagen, das wäre auch Donovan gewesen? Denn davon habe ich gehört, und es ließ sich nicht mit ihm in Verbindung bringen.«

Dylan zuckte mit den Schultern. »Als könnte King-Kincaid Financial nichts an den Kreditberichten drehen? Ich weiß nur, dass Donovan nicht ein Stück überrascht wirkte, als es passiert ist, und dass Amandas nächster Studienberater kein Problem damit hatte, ihr das Seminar anzurechnen. Er fuhr außerdem einen brandneuen Jaguar. Was sollen wir wetten, dass sein Kredit von einer King-Kincaid-Bank bewilligt wurde?«

Weston schüttelte den Kopf. Er war nicht überzeugt.

Aber er hatte auch die Akte über mich nicht gesehen. Ich hatte sie gesehen, und es gab viele Dinge, die Donovan für mich getan hatte, die ebenso extrem waren. Und ich war nicht einmal seine Verlobte.

»Und Sie meinen, das sind Hinweise darauf, dass er sie geliebt hat?«, fragte ich Dylan, weil ich mir verzweifelt wünschte, dass diese Taten etwas bedeuteten.

»Das sind eindeutig Hinweise darauf, dass er sie geliebt hat«, sagte Audrey verträumt. Sie sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Solche Dinge tut man für einen anderen Menschen eindeutig aus Liebe.«

Ich ignorierte sie. Ihre Meinung in der Angelegenheit kannte ich bereits. Mir war klar, sie hoffte, dass zwischen Donovan und mir etwas ähnlich Romantisches lief.

»Er hat sie zu sehr geliebt«, wiederholte Dylan. »Hätte sie überlebt, es wäre nicht gut ausgegangen.«

»Meinst du?«, fragte Weston. Er hatte immer gesagt, dass das zwischen Amanda und Donovan wahre Liebe gewesen sei.

»Weil er sie letztendlich erstickt hätte?«, fragte ich, meinen eigenen Überlegungen folgend.

»Weil es nicht echt ist«, sagte Dylan sachlich.

»Was ist nicht echt?«, entgegnete ich verwirrt.

»Das alles. Liebe. Heirat. Das ist ein altmodisches Arrangement. Amanda schien zu wissen, wie es läuft, und hatte realistische Erwartungen. Aber Donovan hat das alles für bare Münze genommen. Diese ganzen Gefühle

»Sie glauben nicht, dass es Liebe gibt.« Audreys Feststellung war eine Mischung aus Schock und Fassungslosigkeit.

Weston winkte ab. »Hör nicht auf ihn, Audrey. Er ist ein verbitterter geschiedener alter Mann.«

»Verbittert, ja. Geschieden, Gott sei Dank. Alt …« Dylan sah seinen Begleitern ins Gesicht. »Vielleicht in der gegenwärtigen Gesellschaft. Das bedeutet nicht, dass ich falschliege. Tatsächlich bin ich automatisch die weiseste Person hier am Tisch, von wegen Erfahrungen, und ich sage: Liebe gibt es nicht. Das ist nur ein Trick. Eine Marketing-Masche. Ein Wort, das wir benutzen, um ein schal gewordenes Sozialsystem zu bestätigen, in dem die Paarbeziehung eine Tradition hat. Westons falsche Beziehung ist wahrscheinlich das klügste Arrangement, das mir seit langer Zeit begegnet ist. Wahrer als das wird es nicht, Mädchen. Freu dich daran, wie es ist, und hör auf, einen Sinn hinter dem Durcheinander finden zu wollen. Da gibt es nichts. Es ist ein Durcheinander, weil es Fiktion ist. Und aus irgendeinem wahnsinnigen Grund ist die moderne westliche Zivilisation der Meinung, je größer das Durcheinander, desto besser die Geschichte.«

Audrey trank ihren Wein aus und stellte ihr Glas hin. »Das war echt traurig.«

Traurig, aber wahrscheinlich auch weise, dachte ich. Ich war schon siebenundzwanzig Jahre alt und hatte nie auch nur annähernd etwas erlebt, das ich als wahre Liebe bezeichnet hätte. Donovan war dem am nächsten gekommen, und das auch nur, weil er mich gezwungen hatte, auf sexueller Ebene ehrlich zu sein. Wir hatten nie die Chance gehabt, unsere Beziehung zu vertiefen. Vielleicht ging es auch nicht tiefer.

»Wow, Dylan«, sagte Weston und legte seine Serviette hin. »Das zieht einen total runter. Du kriegst nicht genug Muschis, Alter. Sollen wir über deine Möglichkeiten bei Tinder auf der anderen Seite des Ozeans reden?«

Dylan warf Weston einen finsteren Blick zu. »Vielleicht ist das nicht gerade das passende Gesprächsthema.«

Weston erwiderte seinen Blick. »Und sich über das größte Lebensideal der Amerikaner lustig zu machen findest du angebracht?«

»Weißt du was?« Ich sah Weston an. »Du stehst unterm Pantoffel.« Er hätte romantische Beziehungen noch vor einem Monat niemals verteidigt. Elizabeth Dyson war ihm unter die Haut gegangen.

Er schüttelte den Kopf. »Du bist auf seiner Seite. Natürlich.«

Ich wollte ihm widersprechen, Audrey zuliebe. Sagen, dass ich immer noch an ein »glücklich bis an ihr Lebensende« glaubte. Unsere Eltern waren tot. Ich war Audreys Vorbild, was Erwachsene anging. Ich wollte nicht, dass sie zur Zynikerin wurde.

Aber nach allem, was heute und in den letzten Wochen geschehen war, wusste ich nicht, ob ich noch an lebenslanges Glück glauben konnte.

Und sie war bereits erwachsen.

»Ich bin auf niemandes Seite«, sagte ich. »Außer auf meiner eigenen Seite.«

Dylan hob sein Weinglas, um auf mich zu trinken. »Braves Mädchen.«

Wir waren mittlerweile mit dem Essen fertig. Weston ließ die Rechnung auf die Agentur anschreiben, stand dann auf und half mir mit meinem Stuhl.

»Geht schon vor«, sagte ich zu den Männern. »Ich muss noch wo hin, ehe wir gehen. Audrey?«

»Ich nicht.« Offenbar wollte sie keine Sekunde in Dylans Gegenwart versäumen. Ich wollte ihre lustige, flirtende Art auf ihr Alter schieben, aber ich war nie so locker im Umgang mit Menschen gewesen. Manchmal machte mich das eifersüchtig.

Aber es war auch schön für sie.

»Wir treffen uns an den Aufzügen?«, fragte Weston. »Wir holen schon deinen Mantel.«

»Bin gleich wieder da.«

Auf dem Weg zurück vom Waschraum nahm ich einen anderen Weg durch das Restaurant als auf dem Hinweg. Ich war in Gedanken versunken und merkte es nicht, bis ich auf einmal an dem Tisch vorbeikam, an dem Donovan immer saß, wenn er in diesem Restaurant aß. Es war reiner Zufall.

Wenigstens redete ich mir ein, dass es Zufall war.

Dann sah ich die Frau, die dort saß.

»Sun?« Ich hatte sie erst einmal getroffen, aber ihr Gesicht war unvergesslich. Sie war ein Model, mit dem Donovan früher geschlafen hatte. »Was für eine Überraschung.«

Sie lächelte zum Gruß, und ihr Blick wanderte von mir zu ihrer Begleitung, die ihr gegenübersaß.

Ich folgte ihrem Blick und befand mich Angesicht zu Angesicht mit Donovan Kincaid.

3. Kapitel

Es war, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Mir stand der Mund offen, aber es kam nichts heraus. Keine Worte. Kein Laut.

Er war hier.

Ausgerechnet mit Sun, der schönsten Frau auf dem Planeten.

Ich konnte sie nur anstarren.

»Es ist nicht so, wie es aussieht«, sagte Donovan schnell. Wie er hinterher langsam blinzelte und einen Fluch unterdrückte, sagte mir, dass er begriff, wie banal und abgedroschen das geklungen hatte.

Wenigstens schien ich ihn aus dem Konzept gebracht zu haben.

So fand ich wenigstens den Mut zu antworten. »Ist doch egal, wie es aussieht. Egal, was es tatsächlich ist. Das interessiert mich nicht.« Und dann, nur um zu beweisen, wie zickig ich sein konnte, sagte ich: »Weston wartet auf mich. Wenn du mich also entschuldigst. Schön, Sie wiederzusehen, Sun.«

Ich ging, ehe er noch etwas sagen konnte. Ehe er mich berühren konnte. Ehe er mich noch eine Sekunde länger mit diesen verdammten braun-grünen Augen anblicken konnte, die alles sahen, was sich in meinem Innersten abspielte. Diese Augen konnten mir Geheimnisse entlocken, die ich nie hatte mit jemandem teilen wollen. Diese Augen ließen mich sein und fühlen und mich bemühen, und wie zum Teufel gelang es ihm, all das zu sehen, was er gesehen hatte, und trotzdem noch so verdammt leicht wieder wegschauen zu können?

»Sabrina!«

Meine Beine gaben fast unter mir nach, als er mir hinterherrief. Selbst jetzt, nach allem, was gewesen war, gab es einen Teil von mir, der zu ihm gehen wollte. Nur um zu reden. Um ihm zu zeigen, dass ich Konflikten auch anders begegnen konnte, als vor ihnen wegzurennen.

Aber ich sah mich nicht um.

Weil ich es nicht an diesem Ort tun wollte.

Und ich hatte mich schon zu oft nach ihm umgedreht.

Eine Sekunde später wurde mir klar, dass Davonlaufen nur einen kurzen Sieg bedeutete. Sobald ich den Eingangsbereich des Restaurants erreicht hatte, musste ich auf den Fahrstuhl warten. Dort konnte er mich erwischen.

Aber er erwischte dort gleichzeitig auch Weston und Dylan. Vielleicht würden die beiden ihn ablenken. Oder mich davon abhalten, eine Szene zu machen.

Irgendwie hatte ich Glück.

Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich, sobald ich mich näherte. Weston erblickte mich, und ich bat ihn mit einem Nicken, die Türen aufzuhalten. Dann schlüpfte ich hinein, und als ich mich umdrehte, tauchte Donovans Gesicht genau in dem Augenblick vor dem Fahrstuhl auf, als die Türen sich schlossen.

»War das …?«, fragte Weston, als die Kabine sich in Bewegung setzte.

»Jepp.« Ich zitterte so sehr, dass selbst dieses eine Wort bebte.

»Das war Donovan?« Offenbar hatte Dylan ihn auch gesehen. »Ich dachte, ich bilde es mir nur ein.«

»Donovan war hier? Dein Donovan?«

Ich funkelte Audrey böse an. »Er ist nicht mein Donovan.« Besonders jetzt nicht mehr. »Er ist mit einer anderen hier.«

»Tut mir leid«, sagte sie leise, während sie mir in den Mantel half. »Das muss ein Schock gewesen sein.«

»Ich wusste nicht einmal, dass er in den Staaten ist.« Ich sah hinab auf meine zitternden Hände und legte die Arme um mich, um mich zu beruhigen.

»Äh«, begann Weston, der bereits schuldbewusst klang, »ich hätte es dir wahrscheinlich sagen sollen …«

Ich hob ruckartig den Kopf. »Du wusstest, dass er hier ist?«

»Als er vorhin angerufen hat, meinte er, er sei gerade erst gelandet. Ich habe ihm erzählt, dass deine Schwester zu Besuch ist. Ich wusste nicht, dass er bei Gaston’s sein würde. Mist, zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal, dass wir zu Gaston’s gehen würden.«

Ich starrte ihn ungläubig an. »Warum hast du nicht gesagt, dass er hier ist?«

»Er hat mich darum gebeten. Weißt du noch?« Eine schlichte Erinnerung, dass er, indem er mir überhaupt von dem Anruf erzählte, Donovan bereits hintergangen hatte.

Der Stich dieser Zurückweisung gesellte sich zu dem neuen Schmerz. »Klar. Wahrscheinlich, weil ich nicht wissen sollte, dass er in der Stadt ist, um sich mit seiner Geliebten, Sun, zu treffen.« Meine Stimme wurde dünn. »Das war wirklich höflich von ihm.«

Er schüttelte den Kopf. »Sun ist nicht seine Geliebte.«

Ja gut, Weston wollte auch nicht glauben, dass sein Vater korrupt war oder dass Donovan einem Studienberater etwas angehängt hatte.

Ich wollte mich deswegen nicht streiten. »Was auch immer sie ist, er ist heute Abend mit ihr zusammen.« Und nicht mit mir.

Schön, ich wollte ihn auch nicht sehen.

Der Fahrstuhl hielt an. Die Türen öffneten sich, und ich eilte hinaus, halb erwartend, dass Donovan die Treppe hinabgerannt war, um uns einzuholen. Aber die Lobby war leer.

»Ich habe meinem Fahrer getextet«, meinte Dylan. »Wir können einen rasanten Abgang machen, wenn das hilft.«

»Tut es. Danke.«

Draußen zog ich meinen Mantel fester um mich und ging auf dem Fußweg auf und ab, mit einem Auge Ausschau nach Dylans Limousine haltend, mit dem anderen die Türen des Gebäudes beobachtend, falls Donovan auftauchen sollte. Die Kälte ließ mich schlagartig nüchtern werden und bescherte mir pochende Kopfschmerzen.

»Der Wagen ist da«, rief Dylan, als die Limousine wenige Minuten später vorfuhr.

Das war es. Wir hatten es geschafft. Entkommen. Er war mir nicht einmal gefolgt. Wenn ich deswegen enttäuscht war, hätte ich es nie vor irgendwem zugegeben.

Doch kaum hatte der Wagen angehalten, als ich meinen Namen hörte.

»Sabrina, warte!«

Wir drehten uns alle gemeinsam um und sahen Donovan aus dem Gebäude auf uns zu rennen. Auf mich zu rennen.

»Oh, Allmächtiger«, murmelte ich. Auch wenn ich innerlich eine gewisse Erleichterung verspürte.

Und auch eine Menge Wut. Und ich war verletzt. So verletzt.

Dylan sprach zuerst, er begrüßte den Mann, der absolut kein Recht hatte, so gut auszusehen, wie es der Fall war. »Donovan!«

Donovan brauchte eine Sekunde, um den Blick von mir zu lösen und auf den Mann neben mir zu richten. »Dylan?« Er schien die Gegenwart seines Freundes kaum verarbeiten zu können. »Ich wusste nicht, dass du in der Stadt bist.«

»Ich besuche Aaron. Über das Feiertags-Wochenende. Morgen bin ich aber im Büro.« Er warf mir einen heimlichen Blick zu, und mir wurde klar, dass dieser banale Small Talk dazu dienen sollte, die Situation zu entschärfen.

Danke, formte ich stumm mit den Lippen.

Nicht, dass Donovan sich lange ablenken ließ. »Dann können wir uns morgen unterhalten. Wenn es dir nichts ausmacht, muss ich mir jetzt Sabrina für den Rest des Abends ausleihen. Keine Sorge. Ich fahre sie nach Hause.«

Ehe ich wusste, wie mir geschah, hatte er mir die Hand auf den Rücken gelegt und schob mich von den anderen weg.

»Moment«, rief Audrey. »Sie geht nirgendwo mit dir hin, ehe sie nicht gesagt hat, dass sie es will.«

Donovan ließ seine Hand sinken und drehte sich zu ihr um. »Du passt gut auf deine Schwester auf. Das ist sehr lieb. Wir haben uns noch nicht kennengelernt, Audrey, aber alle anderen hier sind Kollegen von mir.«

Sie reckte das Kinn und trat einen Schritt vor. »Ich weiß auch, wer du bist, Donovan. Versuch nicht, mich zu überrumpeln.«

Ich verkniff mir ein stolzes Kichern.

Donovan zögerte einen Augenblick, und ich merkte, wie er versuchte, die Fassung zu bewahren. »Wenn du weißt, wer ich bin, wirst du auch verstehen, dass ich mit ihr reden muss.«

»Ich will nicht mit dir reden«, giftete ich. Was nicht stimmte. Ich wollte so dringend mit ihm reden, dass ich ihn sogar in Frankreich angerufen hatte.

»Dann hörst du eben zu.« Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf meine jüngere Schwester. »Ich verspreche, ich bringe sie dir in einem Stück zurück.«

Ich verstand nicht, warum er auf einmal so dringend reden wollte. Warum war ihm das wichtig? Er ging bereits mit anderen Frauen aus. Er musste sich nicht erklären. Es war nicht so, als hätten wir eine Beziehung zu retten.

Aber wir mussten irgendwann miteinander sprechen, aber bevor Audrey mich ziehen lassen würde, musste sie sich offenbar über Donovans Beweggründe im Klaren sein.

»Musst du als ihr Boss mit ihr reden?«, fragte sie und bezog sich wahrscheinlich darauf, dass er sich nur als mein Kollege vorgestellt hatte.

»Ich muss als ihr Freund mit ihr reden«, entgegnete Donovan.

»Woah«, meinte Weston und gab damit meine Gedanken wieder. Audrey grinste, diese Verräterin.

»Du bist nicht mein Freund«, knurrte ich, auch wenn ich tief in mir wusste, dass ich diese Worte später wieder und wieder in meinen Gedanken abspielen würde. Sie analysieren. Sie auseinandernehmen. Sie aufschneiden, um zu sehen, welche mögliche Bedeutung in ihnen steckte.

Donovan schnaubte ungeduldig. »Dann muss ich eben als der Mensch, den du gefickt hast, mit dir reden.«

Dylan krümmte sich sichtbar.

Ich kochte. »Jetzt nicht mehr. Du hast dafür gesorgt, dass es damit vorbei ist, als …«

»Sabrina«, unterbrach Donovan mich, sein leiser autoritärer Tonfall war unmöglich zu ignorieren. »Gib Audrey die Schlüssel zu deiner Wohnung und sag ihr, ihr trefft euch in einer Stunde dort. Ich bin mir sicher, dass du Weston und Dylan zutrauen kannst, sie sicher dort abzusetzen.«

Gott, in dem Augenblick hasste ich einfach alles an ihm. Wie er sich in meine Pläne für den Abend einmischte. Wie mir seinetwegen die Haut kribbelte. Wie er mich glauben ließ, ich könnte tatsächlich jemand sein, der ihm etwas bedeutete.

Es war zu kalt, um weiter am Straßenrand zu stehen und sich zu streiten, und es war nicht fair, alle anderen aufzuhalten. Ich gab nach.

Ich sah Audrey in die Augen. Ohne etwas sagen zu müssen, wusste sie, was ich wissen wollte.

»Ich komme zurecht«, sagte sie selbstbewusst. »Du solltest gehen.«

»Ich bin weniger als eine Stunde weg«, erwiderte ich und reichte ihr meinen Wohnungsschlüssel. Ich war mir nicht sicher, dieses Versprechen halten zu können, aber ich gab es trotzdem.

Sie schüttelte den Kopf und sagte mir stumm, ich solle mir keine Sorgen machen. »Ich habe den History Channel. Das ist genug Unterhaltung für eine ganze Weile.«

Ich wartete, bis die drei hinten in die Limousine eingestiegen waren, und die Türen sich hinter ihnen geschlossen hatten. Dann atmete ich tief durch, trat vom Kantstein zurück und auf Donovan zu.

Donovan. Dieser verfluchte Donovan, in seinem maßgeschneiderten Anzug, mit seinem Bartschatten.

Mich ihm zu nähern, war wie die Entscheidung, erneut durch Feuer zu gehen, obwohl ich mich schon verbrannt hatte. Es war ein Schmerz, den ich nicht beschreiben konnte.

Aber ich war ein Mädchen, das in der Dunkelheit lebte. Und sein Feuer leuchtete so hell.

Er nahm mich am Arm. Es war eine höfliche Geste, und der Druck seiner Hand fühlte sich durch meinen Mantel tröstlich an, aber ich löste mich sofort aus seinem Griff.

»Fass mich nicht an. Wir können reden, aber du darfst mich nicht berühren.«

Ich weiß, dass ich mir den Schmerz, der in seinen Augen aufflackerte, nicht eingebildet hatte, auch wenn er sich weigerte ihn anzuerkennen.

»Dann reden wir.« Er zeigte auf den Jaguar, der vor uns an den Kantstein gefahren war, während wir gestritten hatten. »Nach dir.«

4. Kapitel

Auf halbem Weg zu Donovans Wagen fiel mir auf, dass Sun nicht dabei war.

Nicht, dass ich das schlimm gefunden hätte. Aber ich wollte es mir auch nicht nehmen lassen, darauf hinzuweisen.

»Hast du dein Date einfach sitzen lassen?« Ich wollte nicht so wirken, als wäre mir seine Antwort wichtig, aber ich beobachtete ihn aus dem Augenwinkel.

Autor

Laurelin Paige
Mehr erfahren

Entdecken Sie weitere Bände der Serie

Dirty Love