Nights of Passion: Lessons in Lust - Sündige Lektionen

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Mattie ist in allem die Beste - bis sie ausgerechnet bei einem Sex-Test im Internet versagt. Nun braucht sie dringend Erfahrung in Sachen Lust. Ganz klar. Ein Macho muss her, ein echter Womanizer - aber leider ist grade nur ihr zurückhaltender Nachbar Mike verfügbar. Beim sinnlichen Flirt-Unterricht sprühen trotzdem bald die Funken und Mattie ist fasziniert: Wer hätte gedacht, das hinter der Fassade des Nerds von nebenan so aufregend erotische Fantasien schlummern?


  • Erscheinungstag 01.05.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783956494307
  • Seitenanzahl 120
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Julie Kenner

Lessons In Lust – Sündige Lektionen

Aus dem Amerikanischen von Gabriele Ramm (B)

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2015 by MIRA Taschenbuch

in der HarperCollins Germany GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgaben:

The Perfect Score

Copyright © 2006 by Julia Beck Kenner

erschienen bei: Harlequin Enterprises, Toronto

Deutsche Erstveröffentlichung

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion:Maya Gause

Titelabbildung: Mills & Boon

ISBN eBook 978-3-95649-430-7

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

 

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder

auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich

der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Alle handelnden Personen in dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

1. KAPITEL

“Achtzehn Prozent!”

Ich hörte meine eigene Stimme im mit Betonsteinen ausgekleideten Waschraum widerhallen. “Achtzehn Prozent, das schaffen Nonnen und kleine Kinder. Achtzehn Prozent ist jedenfalls nicht das Ergebnis für siebenundzwanzigjährige Single-Frauen, die in Los Angeles leben.”

Carla öffnete den Trockner und lud ihre rosa verfärbten Teile in den Wäschekorb. Vor einer Stunde waren die Sachen alle noch strahlend weiß gewesen, aber Carla passierte ständig so etwas. “Ich verstehe immer noch nicht, warum du dich so aufregst, nur weil du auf ein mieses Ergebnis bei irgendeinem Schlampentest im Internet gekommen bist.” Sie warf mir einen Blick zu, der unterstreichen sollte, dass sie es echt nicht glauben konnte, wieso ich etwas so Idiotisches tat. Was angesichts der Tatsache, dass Carla mich seit Kindergartentagen kannte, eigentlich ziemlich albern war. Da ich Mattie Brown und sie Carla Browning hieß, hatte das Schicksal uns sozusagen dazu auserkoren, bis zu unserem Schulabschluss in jeder Klassenstufe nebeneinanderzusitzen. Da wir beide relativ pragmatisch veranlagt sind, war uns schon früh klar, dass wir entweder beste Freundinnen oder erbitterte Rivalinnen werden mussten. Wir entschieden uns für die freundschaftliche Variante. Das erschien uns damals als wesentlich gescheiter.

Heute hätte Carla sich vielleicht anders entschieden. Das vermutete ich zumindest, als sie einen hellrosa BH herauszog und damit drohend in meine Richtung wedelte. “Du bist genauso schlimm wie damals auf der Highschool, nur dass dir jetzt Angie nicht mehr an den Hacken klebt.”

Angie ist meine Stiefschwester, obwohl die Sache mit dem “Stief” für uns eigentlich nie von Bedeutung gewesen war. Wir waren beide drei Jahre alt gewesen, als unsere Eltern geheiratet hatten, und sie ist meine Schwester, in guten wie in schlechten und meinetwegen auch in völlig belanglosen Zeiten. Und da uns nur vier Monate trennen (sie ist die Ältere), hingen wir eigentlich immer zusammen rum, haben uns die Klamotten geteilt, den jeweiligen Freund der anderen angehimmelt und alles daran gesetzt, die andere in allem und jedem zu überbieten – sei es in der Schule, bei den Freunden oder wobei auch immer. Ich liebte sie, aber ich hatte nie aufgehört, besser als sie sein zu wollen. Doch leider – Zur Hölle mit ihr! – schaffte sie es meistens, mich zu überbieten. Was Freunde betrifft, aber auch bei den Schulnoten. Bei letzterem hatte sie es im letzten Semester auf der Highschool geschafft, einen Punkt mehr als ich herauszuholen und mir damit das Privileg weggeschnappt, Jahrgangsbeste zu werden. Nicht, dass ich deshalb verbittert gewesen wäre oder so …

Ich holte tief Luft und versuchte, mich nicht länger zu ärgern. “Ich will ja gar nicht die als beste Schlampe des Jahres ausgezeichnet werden. Eigentlich geht es auch gar nicht um den Test. Ich meine, bei irgend so einem anderen Test kam raus, der perfekte Job für mich wäre, als Versicherungsangestellte irgendwelche Excel-Tabellen zu bearbeiten! Wie grässlich ist das denn bitte?”

“Total grässlich”, stimmte sie mir zu, und wir beide hielten einen Moment inne und stellten uns diesen mathematischen Horror bildlich vor. “Aber wenn es dir nicht um den Test geht, worum denn bitte schön dann?”

Ich zuckte mit den Achseln. “Die Erkenntnis, die damit einhergeht, nehme ich an.” Ich machte eine kleine, dramatische Pause, bevor ich mit der entsetzlichen Wahrheit herausplatzte. “Mein Sexualleben ist total öde.”

Carlas perfekt gezupfte Augenbrauen hoben sich einen winzigen Millimeter. “Ich dachte, du hättest gar kein Sexualleben?”

So viel zum Versuch, Carla etwas vormachen zu wollen. “Na gut, du hast recht. Mein Sexualleben war öde. Es war öder als öd, als ich noch mit Dex zusammen war. Und jetzt, da ich wieder Single bin, ist es nicht langweilig, sondern nicht existent.”

Dex hatte mich vor ungefähr vier Monaten verlassen und es fühlte sich immer noch an, als hätte er mir damit den Boden unter den Füßen weggezogen. Wir waren zwei Jahre zusammen gewesen, und ich war davon ausgegangen, dass wir zusammenbleiben würden, um zu heiraten, die statistischen zwei Komma fünf Kinder zu bekommen, einen Hund anzuschaffen …

Ja, unser Sexualleben – und überhaupt unsere ganze Beziehung, wenn ich ehrlich bin – war immer eintöniger geworden. Aber ich hatte gedacht, wir würden es beide so mögen, es war doch so gemütlich. Jedenfalls hatte ich immer so empfunden.

Aber ich hatte ein dunkles, kleines Geheimnis: Auch wenn mich die Trennung etwas mitgenommen hatte, war ich eigentlich nicht wirklich enttäuscht. Im Grunde war ich nur sauer. Ich hätte diejenige sein sollen, die den Schlussstrich zieht, nicht diejenige, die verlassen wird. Aber so, das musste ich mir leider eingestehen, hatte ich echt voll das Gesicht verloren. Jedenfalls in meinen Augen, auch wenn andere das vielleicht nicht so sahen.

Mit einem dramatischen Seufzer holte ich eine Ladung weißer Baumwollunterwäsche aus dem Trockner. Stirnrunzelnd blickte ich in den Wäschekorb und wünschte, er wäre gefüllt mit aufreizendem roten Satin und schwarzer Spitze. Mit Unterwäsche, deren Sinn und Zweck nicht nur darin bestand, meine Geschlechtsteile zu verhüllen, damit ich, für den Fall, dass ich in einen katastrophalen Verkehrsunfall verwickelt wurde, auch ordentlich gekleidet war. Denn, wie allen anderen normalen Müttern auf dieser Welt, war auch meiner erfolgreichen Mom, eine Poweranwältin, die Sorge um saubere Unterwäsche deutlich wichtiger als Armut, ein atomarer Weltkrieg oder hungernde Kinder in China.

Leider hatte Mom mich gut erzogen. Es gab nicht ein frivoles Teil hier in diesem Wäschehaufen. Kein Satin, keine Spitze, nicht einmal im Entferntesten etwas, was an Frederick’s of Hollywood erinnerte. Nicht einmal etwas von Victoria’s Secret. Offen gestanden, es war alles von K-Mart.

Kein Wunder, dass ich keine Schlampe war.

Noch einmal stieß ich einen dramatischen Seufzer aus und lehnte mich gegen den Waschmittelspender. “Mein Sexualleben ist langweilig. Meine Klamotten sind langweilig. Mein Leben ist langweilig.”

Carla musterte missbilligend ein weiteres hellrosa T-Shirt, bevor sie mir mit dem grauenvollen Teil zuwinkte. “Willst du ein rosa Shirt haben?”

Nein, ich wollte kein Shirt, ich wollte sie erdrosseln. Ich stand hier und durchlitt gerade eine ernsthafte persönliche Krise – und sie kümmerte sich nur um ihre ruinierte Wäsche. “Hast du überhaupt ein Wort von dem mitbekommen, was ich gesagt habe?”

Dieses Mal schenkte sie mir ihre Aufmerksamkeit, doch ehrlich, so böse, wie sie mich ansah, war ich mir plötzlich nicht einmal mehr sicher, ob ich diese Aufmerksamkeit wirklich wollte. “Pass auf, Mattie …”

“Ich meine es ernst. Ich werde es tun. Nächstes Jahr um diese Zeit werde ich bei dem blöden Test die Höchstpunktzahl erreichen.”

Dieses Mal hob sie nur eine ihrer Augenbrauen, ein Trick, um den ich sie schon lange beneidete.

“Ehrlich, das ist mein guter Vorsatz fürs nächste Jahr.”

“Da gibt es ein Universum voller Möglichkeiten, und dein guter Vorsatz ist es, dich bei einem Sextest zu verbessern?”

“Kannst du das vielleicht noch ein bisschen lauter herausposaunen? Ich bin nicht sicher, ob sie es draußen am Pool gehört haben.” Ich streckte den Kopf aus der offenen Waschraumtür und sah mich nach Lauschern um. Katy Simmons, die pensionierte Schauspielerin, die unter mir wohnte, sonnte sich auf einer Liege. Der neue Mieter – Mike sowieso – war schon ein wenig näher dran. Auch wenn er ein wirklich netter Kerl zu sein schien, war er der Nerd unseres Wohnkomplexes, mit entsprechender Drahtgestell-Brille und einem Job, bei dem er irgendwas mit Computern machte.

Während ich ihn musterte, ließ er sich auf einem der unglaublich unbequemen Metallstühle nieder, legte die Füße auf den Tisch und trank einen Schluck Bier. Ich schnappte nach Luft, als mich die überraschende Erkenntnis durchfuhr, dass mein Nerd-Nachbar über einen ausgesprochen ansehnlichen Körper verfügte: schlank und muskulös wie ein Schwimmer.

“Mike!”, rief Carla verhalten. “Oh, Mikey! Mattie braucht einen Lover!”

“Carla!” Ich griff nach der Klinke und schlug die Tür zu. “Bist du verrückt geworden? Was ist, wenn er dich gehört hat?”

“Na und wenn schon? Er ist süß.”

Ich sah sie böse an, weil er wirklich süß war. Und obendrein noch nett. Ich hatte ihm vor einer Woche geholfen, seine Kisten aus dem Umzugswagen mit nach oben zu schleppen, und daraufhin hatte er netterweise seine Pizza mit mir geteilt. Aber Dex war auch süß und nett gewesen. Süß und nett hatten ausgedient. Süß und nett beschworen das gefürchtete Wort mit B herauf, und ich hatte wahrlich nicht die Absicht, mich in absehbarer Zukunft wieder in das Beziehungs-Hamsterrad zu begeben. “Ich bin nicht auf der Suche nach süß. Süß sind Häschen. Nicht Toyboys.”

Wieder hob Carla ihre Augenbraue.

Ich seufzte und versuchte, genervt auszusehen. “Du verstehst das einfach nicht. Du wirst schließlich regelmäßig flachgelegt.”

“Wurdest du auch, bis du dich von Dex getrennt hast.”

Ich schüttelte vehement den Kopf, wobei mein Pferdeschwanz mir ins Gesicht schlug. “Oh, nein, nein, nein, meine liebe Freundin. Ich hatte einfach nur So-la-la-Sex.”

Sie warf mir einen skeptischen Blick zu, während sie die Falten aus einer grau-rosa Trainingshose schüttelte. “Ich weiß, dass ich die Frage bereuen werde, aber was genau ist ‘So-la-la-Sex’?”

“Na ja, du weißt schon. Nur freitags. Missionarsstellung. Nach Law & Order, aber vor Biography. Durch und durch Routine. Nichts Spontanes. Nichts Romantisches. Ich konnte eine Ladung Kekse in den Backofen schieben, bevor wir loslegten, ohne mir Sorgen machen zu müssen, dass sie verbrennen würden.”

“Oh. Okay.” Sie beschäftigte sich damit, ihre verfärbte Wäsche zusammenzulegen, während ich mir insgeheim gratulierte, weil ich ein so jämmerliches Sexualleben vorzuweisen hatte, dass ich damit sogar Carla sprachlos machen konnte. Zugegeben, es ist erschreckend, aber ich feiere meine Siege, wo ich kann.

“Okay”, wiederholte sie, und ich merkte, dass mir meine Siegeslaune verging. Es war schon richtig, ich wollte ihre Hilfe, aber mit ihrem Mitleid konnte ich nicht umgehen. “So schlimm ist es ja auch wieder nicht”, meinte sie schließlich in ihrer Du-bist-zwar-bankrott-und-dein-Hund-ist-gestorben-aber-es-wird-alles-gut-Stimme. “Ich meine, es war immerhin ein Sexualleben, oder?”

Und das aus dem Mund der Frau, deren Freund ein Superpotenzprotz war, dessen Name auch Erektions-Wunder hätte sein können. Bei Mitch konnte es passieren, dass er nach der Arbeit nach Hause kam, Carla in einem alten T-Shirt und schlabbrigen Socken in der Küche herumfuhrwerken sah und diesen Anblick so antörnend fand, dass er sie auf den Tisch warf und sich über sie hermachte. “Wir leben in unterschiedlichen Welten, Carla”, meinte ich nur.

Man muss es ihr zugutehalten, sie sah ein wenig schuldbewusst aus. Schließlich wusste sie ja ganz genau, wie fantastisch ihr Sexualleben war. Erschwerend kam hinzu, dass Carla zu diesen fantastischen Menschen mit perfektem Gesicht, perfekter Frisur, perfekter Haut und perfektem Job gehörte. Keine Macken, keine Pickel, nichts. Und obendrein noch klug. Die Art von Frau, die man am liebsten umbringen würde, wenn sie nicht auch noch so verdammt nett wäre.

“Hast du dir denn überhaupt schon Gedanken darüber gemacht, wie du es schaffen willst, sexuelle Erleuchtung zu erlangen?”

Ich verzog das Gesicht. Vor allem deshalb, weil Carla mal wieder typisch Carla war und in ihre, wie ich es nenne, Erwachsenen-Stimme verfallen war – was sie immer tat, wenn sie glaubte, jemand würde sich wie ein Idiot benehmen. Aber auch, ehrlich gesagt, weil ich natürlich noch keinen einzigen Gedanken an meinen neu gefassten Vorsatz verschwendet hatte.

“Dachte ich’s mir doch”, meinte Carla nur, was mich dazu brachte, sie noch böser anzuschauen. “Ich meine, komm schon, Mattie. Seit Monaten arbeitest du wie ein Tier. Das ist das erste freie Wochenende seit Ewigkeiten.”

Da hatte sie vollkommen recht. Ich arbeite bei John Layman Productions, und wenn Ihnen das bekannt vorkommt, dann gehören Sie vermutlich zu jenen Leuten, die sich wirklich schlechte Fernsehprogramme über Berühmtheiten ansehen, die keinen Menschen mehr interessieren. Nicht dass ich meinen Chef John oder seinen selbst gewählten Aufgabenbereich kritisieren würde (nie im Leben!). Ich meine, damit bezahle ich meine Rechnungen. Aber, ehrlich, interessiert sich auch nur irgendein Mensch für all diese Kids, die als Sechsjährige mal berühmt waren, bevor sie dann während der nächsten zwei Jahrzehnte in der Versenkung verschwanden? Und wenn sich tatsächlich jemand so sehr dafür interessiert, dass er jeden Abend um elf Uhr den Fernseher einschaltet, dann könnte dieser Mensch sich vielleicht doch mal überlegen, ob er nicht auch etwas an seinem Leben ändern sollte.

Sämtliche von JLP produzierten Programme haben jedoch exzellente Einschaltquoten. Also ist es entweder so, dass ich mich irre, oder es gibt tatsächlich verdammt viele Leute, die kein eigenes Leben haben.

Genau genommen schauen so viele Leute die Sendungen von JLP, dass die Firma fünf neue Shows in unseren bereits überfüllten Produktionsplan aufnahm. Und das, wie Carla richtig angedeutet hatte, fesselte mich immer ans Büro und anschließend noch bis spät abends an meinen Computer zu Hause. Es war nur dem Firmencomputersystem zu verdanken, dass ich an diesem Wochenende frei hatte, denn das war komplett abgestürzt. Da John gerade dabei war, irgendeinem spindeldürren Partymäuschen in Rio hinterherzulaufen, hatte er tatsächlich seinen Angestellten mal ein langes Wochenende freigegeben, während die Computergurus ihr Ding machen mussten. Erstaunlich, aber wahr. Andererseits hatte er mir ein Bücherregal und einen Aktenschrank nach Haus liefern lassen, damit ich, Zitat meines Chefs: “… auch an den Abenden und Wochenenden noch effizienter arbeiten kann.” Ja, ja, ich liebe dich auch, John. Im Augenblick versperrten vier sehr große, sehr schwere Kartons mein Wohnzimmer und warteten darauf, dass ich mich aufraffte und mein neues Homeoffice zusammenbaute.

Carla arbeitete auch beim Fernsehen. Bei ihrem Chef handelte es sich jedoch um Timothy Pierpont, einem Emmy- und Oscar-gekrönten Produzenten, der es mit seinen originellen und provokanten Sendungen sogar mit Bruckheimer und Bochco aufnehmen konnte. Was habe ich gesagt? Carla, perfekt. Ich, perfekt jämmerlich.

Während ich noch über mein Elend nachgrübelte, bemerkte ich, dass Carla sich mit dem Zeigefinger aufs Kinn tippte, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie tief in Gedanken versunken war.

“Was ist?”, wollte ich wissen.

“Ich dachte nur gerade, dass deine absurden Arbeitszeiten vielleicht auch von Vorteil sein können”, erwiderte sie.

“Könntest du das bitte näher erklären?”

“Wenn du nie Zeit hast, dann bekommt auch niemand das Gefühl, dass es dir um eine längerfristige Beziehung geht. Es darf nur eine flüchtige Affäre sein, wer hat schon Zeit für etwas anderes?”

“Richtig”, sagte ich und zog das Wort in die Länge, während ich versuchte zu erahnen, worauf sie hinauswollte.

Carla dagegen kam jetzt richtig in Fahrt und gab meinem Enthusiasmus von vorhin eine Stimme. “Du solltest es tun. Auf jeden Fall. Geh los und treib es mal so richtig wild.” Sie lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte selbstgefällig. “Und ich weiß auch schon genau, wie du anfangen solltest.”

Misstrauisch geworden, kniff ich die Augen zusammen. “Wie?”

“Mit Cullen Slater.” Sie sprach den Namen wie eine Beschwörungsformel aus und wartete dann darauf, dass ich reagierte. Sie brauchte nicht lange zu warten.

“Bist du verrückt geworden?” Dunkel und gefährlich gutaussehend, war Slater ein äußerst erfolgreiches Model, das mal einen Ferrari, mal eine Harley fuhr, immer einen vollkommenen Dreitagebart trug und dazu neigte, Freundinnen zu haben, deren Kleidung aus bunten Klebestreifen zu bestehen schien. Na ja, Freundinnen war vielleicht nicht so ganz richtig ausgedrückt, da ich niemals eine dieser Frauen mehr als einmal sah. Aber unsere Wohnungen grenzten aneinander, und ich kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass keine dieser Frauen Slaters Wohnung jemals unbefriedigt verließ. Oder ausgeruht.

Cullen Slater ist der Grund, warum ich angefangen habe, mit Ohrstöpseln zu schlafen. Angesichts meines neu gefassten Vorsatzes sollte ich vermutlich die Ohrstöpsel entsorgen und mir stattdessen einen Vibrator anschaffen.

Carlas korallenrosa Lippen verzogen sich in herablassender Zufriedenheit. “Du hast doch gesehen, was für Mädels er immer nachts um drei die Treppen hochschleppt.”

“Slater ist ein Gott unter den Männern”, sagte ich. “Und ja, ich habe diese Frauen gesehen. Nie im Leben würde er also an mir Interesse zeigen.”

Carla hob anmutig eine Schulter. “Mach dich nicht schlechter als du bist, Mat. Er ist fantastisch, ja, aber du bist auch nicht zu verachten. Du bist klug und redegewandt, welcher Typ würde dich denn nicht wollen?”

Ich ging darauf nicht weiter ein, denn meiner Erfahrung nach waren bei Typen wie Cullen – also bei Typen, deren Talent eher im Posieren vor der Kamera als im kognitiven Bereich lag – Attribute wie klug sein und gut reden können nicht sonderlich gefragt. Wenn ich es mir recht überlegte, waren diese beiden Eigenschaften bei keinem Mann das beste Verkaufsargument, egal mit was für einem IQ sie ausgestattet waren. Brüste dagegen waren, meines Erachtens, der gemeinsame Nenner bei Männern. Und in der Hinsicht war ich definitiv nur Durchschnitt.

Doch Carla war nicht mehr zu bremsen. “Und er bittet dich doch schon immer, ob du ihm seine Post rausnimmst, wenn er nicht in der Stadt ist”, erklärte sie. “Daher weiß er schon, dass er dir vertrauen kann. Also muss er dich auch mögen. Und wenn du es schaffst, Slater in dein Bett zu locken, dann kommst du definitiv ins Schlampen-Nirwana.”

Mein Magen überschlug sich fast vor Aufregung.

Slater.

Ich holte tief Luft und merkte, dass mir der Schweiß auf der Stirn stand, während ich mir insgeheim eingestand, dass es durchaus interessant wäre, über diese Idee mit Cullen Slater nachzudenken. Ganz zu schweigen davon, dass es ein wirklich erstrebenswertes Ziel war.

Cullen Slater. Einer, der definitiv zu den bösen Jungs gehörte.

Slater. Und ich. Ich und Slater.

Im Bett.

In mir.

Oje.

Mike Peterson konnte sich nicht mehr auf sein Buch konzentrieren, obwohl er normalerweise alles, was Stephen King schrieb, nur so verschlang. Doch heute konnte ihn selbst die Horrorgeschichte, die das arme Städtchen Derry in Maine plagte, nicht fesseln. Viel spannender fand er das, was er gerade gehört hatte, als er am Waschraum entlang zum Pool gegangen war.

Mattie Brown hatte vor, ihr Sexualleben anzukurbeln.

Er umklammerte das Buch ein wenig fester, als ein Bild von Mattie vor seinen Augen erschien. Ihr sympathisches Lächeln. Das freundliche Winken, wenn sie sich auf der Treppe begegneten. Die Art und Weise, wie sie ihr Haar zurückwarf, wenn sie ihre Post durchsah.

Reiß dich zusammen, Mann.

Die Wahrheit war: Er hatte sich schon am ersten Tag, als er ihr begegnet war, Hals über Kopf in sie verliebt. Vor fünfzehn Tagen, um genau zu sein, als sie ihren Einkauf hatte sausen lassen, um ihm zu helfen, die Umzugskartons in seine neue Wohnung zu schleppen. Sie hatte eine graue, ausgewaschene Trainingshose angehabt sowie ein T-Shirt mit der prägnanten Aufschrift “Eine Frau braucht einen Mann so dringend wie ein Fisch ein Fahrrad”. Als er sie darauf angesprochen hatte, war sie rot geworden und hatte erklärt, dass sie sich das T-Shirt vor ein paar Monaten gekauft hätte, kurz nachdem sie und ihr Freund, mit dem sie länger zusammen gewesen war, sich getrennt hatten.

Noch immer konnte Mike sich an das Gefühl der Erleichterung erinnern, das er verspürt hatte – zum einen, weil sie nicht liiert war und zum anderen, weil das T-Shirt anscheinend nicht ihre grundsätzliche Meinung über die männliche Spezies widerspiegelte.

Schon seit dieser ersten Begegnung hatte er vorgehabt, sie auf ein Date einzuladen. Entweder auf einen Kaffee in einen dieser kleinen Läden unten am Ventura Boulevard. Oder vielleicht ins Kino. Selbst eine Pizza am Pool wäre nett gewesen. Aber dummerweise hatte er die letzten zwei Wochen bis zum Umfallen arbeiten müssen. Nicht dass er sich beschweren wollte. Dass er den Menagerie-Auftrag ergattert hatte, war schon ein Riesending, und er war mehr als willig, dafür alles zu geben, solange MonkeyShines, Inc. bereit war, ihm ordentlich Geld dafür zu zahlen.

Schon seit Jahren arbeitete er in der Computerspiele-Branche, aber dies war das erste Mal, dass er ein Projekt leitete, seit er sich vor anderthalb Jahren selbstständig gemacht hatte. Die Tatsache, dass er diesen Auftrag zur selben Zeit an Land gezogen hatte, als er von Austin nach Los Angeles umziehen wollte, hatte das Leben etwas chaotisch gemacht, aber zumindest war er jetzt die nagende Sorge los, seine Rechnungen nicht bezahlen zu können.

Sprich: der Job hatte Vorrang vor allem anderen. Frauen – selbst Frauen, die so verlockend waren wie Mattie, deren Duft allein ihn schon fast verrückt gemacht hatte – waren tabu, solange das Projekt nicht angelaufen war.

Jetzt lächelte er in sich hinein und überlegte, ob Grandma Jo recht gehabt hatte – hatte er tatsächlich einen Schutzengel? Denn wie sonst sollte man die glückliche Fügung des Schicksals erklären? Dass er gerade in dem Moment die erste Phase des Menagerie-Projekts fertiggestellt hatte, als Mattie auf der Suche nach ein bisschen frischem Wind in ihrem Leben war? Und dass er genau zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen war, um von Matties gutem Vorsatz fürs nächste Jahr zu erfahren?

Er trank noch einen Schluck Bier und wünschte, er hätte auch noch den Rest ihrer Unterhaltung mitanhören können. Den ersten Teil hatte er nur durch Zufall mitbekommen, da er gerade auf dem Weg zum Pool gewesen und in der Nähe des Waschraums vorbeigekommen war, nachdem er sich den Stephen-King-Roman aus dem Auto geholt hatte. Ihre Stimmen waren nicht sonderlich laut, sondern eher eindringlich gewesen. Jedenfalls die von Mattie.

Kaum hatte er ihre Stimme erkannt, war er langsamer gegangen, in der Hoffnung, irgendeinen Vorwand zu finden, um im Waschraum vorbeizuschauen und kurz Hallo zu sagen. Und beiläufig eine Einladung auf einen Kaffee auszusprechen.

Doch nachdem er gemerkt hatte, worum es bei ihrer Unterhaltung ging, war ihm klar gewesen, dass es Mattie furchtbar peinlich sein würde, wenn er bei diesem Gespräch hereingeplatzt wäre. Damit hätte er jegliche Chance auf ein Date ein für alle Mal zunichtegemacht.

Natürlich hätte er verschwinden sollen. Sofort. Auf der Stelle. Aber sein Schutzengel hatte auf einmal Hörner und einen Schwanz bekommen, daher war Mike stehen geblieben und hatte auf diese Weise von Matties köstlichem, dekadentem Neujahrsvorsatz erfahren.

Er wäre am liebsten noch länger geblieben, um genau zu hören, was Mattie vorschwebte, aber der kleine Teufel auf seiner Schulter hatte sich wieder in einen Engel verwandelt und ihn gedrängt, schnell zu verschwinden. Zum Glück, denn keine dreißig Sekunden später hatte er Carlas hohe Stimme gehört, der ein Aufschrei von Mattie gefolgt war, ehe sie den Kopf aus der Tür gesteckt und sich umgeschaut hatte, um sicherzugehen, dass niemand ihnen lauschte.

Mike hatte den Blick aufs Buch gesenkt gehalten und gehofft, dass Mattie nicht einmal ahnte, dass er nicht nur ihren Vorsatz mitbekommen hatte, sondern sich auch schon darauf freute, ihr dabei zu helfen, ihn in die Tat umzusetzen.

Was natürlich die Frage aufwarf, wie genau er Mattie davon überzeugen konnte, dass er ihr wertvolle Unterstützung bei ihrem Projekt bieten konnte.

Doch das war genau die Art von wissenschaftlicher Herausforderung, die er so liebte. Vielleicht musste er ein Ablaufschema anlegen, das Problem genau analysieren, ein Programm erstellen und schließlich austesten … aber auf irgendeine Art und Weise würde er auf den perfekten Plan kommen. Schließlich hatte er nicht umsonst Uni-Abschlüsse von Stanford und dem MIT.

Es war an der Zeit, dass sich sein Studium auszahlte. Und ihm fiel kein besseres Gebiet ein, auf dem er mit einer Bestnote punkten wollte, als bei der Verführung von Mattie Brown.

2. KAPITEL

Das Problem, welches ich mit unserer heutigen Do-it-yourself-Kultur hatte: Man erwartete von uns, dass wir die Aufgaben von Profis übernahmen, aber kein Mensch hatte sich die Mühe gemacht uns a) darin zu unterrichten oder b) uns mit dem richtigen Werkzeug auszustatten.

Nehmen wir einmal Selbstbedienungs-Tankstellen. Okay, sicher, es ist ganz angenehm, nicht auf den netten Tankwart warten – oder mit ihm plaudern – zu müssen, aber die Tatsache, dass es die Tankwarte in meinem Leben nicht mehr gab, hatte schon mehr als einmal dazu geführt, dass ich Öl verschwendet habe. Ich konnte meinen Wagen sehr gut allein betanken, aber diese Ölmessstäbe waren einfach so konstruiert, dass man sie nur verstand, wenn man seinen Doktor in Mechatronik gemacht hat. Ehrlich! Das war wie eine landesweite Verschwörung.

Und Möbel … Lassen Sie mich gar nicht erst von den Möbeln anfangen.

Ich erinnerte mich an wunderbare Holzmöbel, die in das Haus meiner Eltern geliefert wurden, damals, als ich noch ein Kind war. Sie wurden hereingetragen – natürlich vollständig zusammengebaut – und zwar von strammen jungen Männern, die sich damit während ihrer College-Ausbildung ihr Taschengeld verdienten.

Warum konnten solche gut aussehenden Muskelpakete nicht auch meine Möbel liefern? Ich sage Ihnen, warum nicht: Weil irgend so ein Genie irgendwann entschieden hatte, dass man ja genauso gut auch ein Bild malen, einen Inbusschlüssel dazu packen und die Leute das Ganze selbst machen lassen konnte.

Ehrlich, da konnte man als Frau doch die Lust auf Kinder verlieren, oder? Allein die Vorstellung, am Heiligabend all das Spielzeug für die Kinder zusammenbasteln zu müssen … Nein, vielen Dank auch!

Doch einmal abgesehen von meiner zukünftigen Nachkommenschaft, im Moment hatte ich hier zwei Bücherregale und einen Aktenschrank, die es zusammenzubauen galt – und kein Adonis in Sicht, der mir dabei helfen könnte. Na ja, ich war eine selbstständige Frau, richtig? In Ermangelung anderer Optionen blieb mir wohl nichts anderes übrig, als es selbst zu erledigen.

Eine Stunde später hatte ich gerade einmal den äußeren Rahmen des ersten Bücherregals zusammengebaut, und das auch nur, nachdem ich die ersten Schrauben und die kleinen Verbindungsdinger noch einmal heraus und wieder neu eingeschraubt hatte. Vielleicht wäre ich ja erfolgreicher gewesen, wenn die Anleitung auf Englisch gewesen wäre, aber dummerweise hatte der Hersteller lediglich ein paar armselig gezeichnete Bilder der verschiedenen Arbeitsschritte beigelegt. Und, ich gestand es mir zwar nur ungern ein, aber ich wusste nicht, wie man Hieroglyphen entzifferte.

Frustriert warf ich den Inbusschlüssel zur Seite und fluchte unanständig, als das Teil über den zerschrammten Holzfußboden schlitterte und unter dem Sofa landete. Das, so schien es mir jedenfalls, war ein Zeichen, dass es Zeit für eine Pause war. Oder um Verstärkung einzufordern. Vielleicht auch beides.

Beschwingt durch die Vorstellung von einer kühlen Erfrischung, ging ich in die Küche und schnappte mir eine Cola light aus dem Kühlschrank. Ich öffnete sie und trank einen großen Schluck, bevor ich Carla anrief. Sicher, sie war gerade erst vor einer Stunde weggegangen, aber sie wohnte direkt um die Ecke. Sie war nach Hause gegangen, um ihre Wäsche wegzupacken und ihren Hausputz zu erledigen, ehe Mitch von seiner Geschäftsreise zurückkam. Angesichts von Carlas abgrundtiefer Abneigung gegen das Schrubben des Klos, standen die Aussichten, sie zum Zusammenbauen der Möbel zu rekrutieren, ziemlich gut.

Leider hatte ich mich wieder einmal getäuscht.

“Ich würde dir ja wirklich gern helfen”, sagte sie, nachdem ich ihr mein Leid geklagt hatte. “Aber Mitch hat einen Flug eher bekommen und sitzt bereits im Taxi.”

“Oh”, erwiderte ich, wohl wissend, dass es völlig sinnlos war, dagegen an zu argumentieren. Außerdem freute ich mich für Carla. Ich war glücklich und kein bisschen neidisch. Nein, nein, keine Anzeichen dieses hässlichen Gefühls …

Ich räusperte mich. “Okay, na ja, dann lass ich dich mal weitermachen.”

“Weißt du, wenn John meint, es wäre so wichtig, dass du zu Hause mit Büromöbeln ausgestattet wirst, hätte er dir vielleicht jemanden organisieren sollen, der die Sachen für dich zusammenbaut.”

“Ja”, meinte ich und überlegte, ob die Wahrscheinlichkeit, rosa Schweine an meinem geöffneten Fenster vorbeifliegen zu sehen, nicht weitaus größer war. “Stimmt.”

Carla seufzte. Offenbar verstand sie, was ich nicht laut ausgesprochen hatte: Ich hatte meinem Chef noch nie etwas abgeschlagen, hatte ihm noch nie widersprochen und würde auch jetzt nicht damit anfangen. “Hör zu, Mitch wird vermutlich morgen früh zu sich nach Hause fahren. Ich meine, er muss schließlich auspacken, oder? Dann könnte ich dir helfen kommen.”

“Wunderbar”, sagte ich, allerdings ohne wirklich großen Enthusiasmus. Ich legte auf, ehe sie mitbekam, wie mies ich mich gerade fühlte. Wenn Carla irgendwelche Regale zusammengebaut haben wollte, hatte sie Mitch. Und ich? Ich hatte weder einen rücksichtsvollen Chef noch ein strammes Muskelpaket.

Ich lehnte mich gegen den Kühlschrank und seufzte, ehe ich noch einen Schluck Cola trank. Tatsache war, ich war ein neurotisches Wrack. Ich meine, hatte ich Carla tatsächlich kundgetan, dass ich mich in einem Schlampentest verbessern wollte? Das war so völlig untypisch für mich.

Ich rief Carla erneut an und erzählte ihr das. Sofort begann sie zu lachen. “Soll das ein Witz sein? Das ist so was von typisch für dich.”

“Wie bitte?”

“Wenn du in der Schule schlechte Noten bekommen hast, hast du verbissen gekämpft, bis sie besser wurden. Deshalb arbeitest du auch immer noch für diesen Ausbeuter John, oder? Weil du keinen anderen Job annehmen kannst, solange du in diesem Job nicht richtig erfolgreich bist. Was total albern ist, denn du wolltest nie die Königin des Reality-Fernsehens werden. Trotzdem tust du alles dafür. Du hast seit Monaten kein neues Drehbuch geschrieben. Dabei ist das dein Traum, Mattie, und du hast aufgehört, ihm hinterherzujagen.”

Diese ganz spezielle Unterhaltung hatten wir schon eine Million Mal geführt, Carla drängte mich, und ich wehrte mich. Ich hatte den Job angenommen, in der Hoffnung, auf diese Weise meine Karriere als Drehbuchautorin fördern zu können, und Carla wusste das auch ganz genau. Heute war ich jedoch nicht in der Stimmung, sie daran zu erinnern.

“Hier geht es nicht um meinen Job. Es geht um mich. Ich meine, welcher normale Mensch will das Ergebnis seines Schlampentests verbessern?”

“Wer hat denn je behauptet, du wärst normal?”, konterte sie. “Und du bist sowieso albern. Du und ich, wir wissen beide, dass es hier nicht um das Schlampen-Dasein geht.”

“Nicht?”

“Natürlich nicht”, erwiderte sie. “Du willst einfach nur mal die Sau rauslassen. Also ehrlich, Mattie, es wird auch Zeit. Du hast doch selbst gesagt, dass dein Sexualleben langweilig ist. Und es ist schon seit deinem ersten Date langweilig. Louis Dailey? Also wirklich, ich bitte dich! Du hättest so viel mehr haben können.”

Ich runzelte die Stirn. So ganz unrecht hatte sie nicht. Ich neigte dazu, mich an die sicheren Typen zu halten. Die netten Typen. Ich wollte mein Leben aufpeppen, aber ich glaube, ich hatte ein wenig Angst, dass ich für die bösen Jungs zu … ach, was weiß ich war. Dass es damit enden würde, dass sie mich sitzen ließen. Und ja, ich war viel, viel, viel zu ehrgeizig und aufs Gewinnen versessen, als dass ich das zulassen konnte.

Also ließ ich mich immer mit Typen ein, die ich letztlich sitzen ließ. Typen ohne die Abenteuer-Qualitäten, nach denen ich mich sehnte. Die falschen Typen – das wusste ich immer von Anfang an – aber trotzdem bandelte ich mit ihnen an.

Autor