Melodien der Sehnsucht: Heut sing ich nur für dich

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Drei Jahre herrschte Funkstille zwischen Maggie und ihrem Mann Adam, die früher als Duo große Erfolge feierten. Bis er bei einem Festival plötzlich neben Maggie auf der Bühne steht ...


  • Erscheinungstag 01.03.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783956494123
  • Seitenanzahl 120
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Carole Mortimer

Melodien der Sehnsucht: Heut sing ich nur für dich

Aus dem Amerikanischen von Esther Dreesen

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MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2015 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Titel der englischen Originalausgabe:

A Marriage To Remember

Copyright © 1997 by Carole Mortimer

erschienen bei: Mills & Boon, London

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Covergestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Maya Gause

Titelabbildung: Thinkstock/Getty Images, München; pecher & soiron, Köln

ISBN 978-3-95649-412-3

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

 

 

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder

auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich

der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Alle handelnden Personen in dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

1. KAPITEL

Er stand in einer Ecke des schummrigen Raumes, der von Zigarettenqualm durchzogen war. Keiner der Gäste nahm von ihm Notiz. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, den Kellnern hinter dem Tresen ihre Bestellungen zuzurufen. Aber das machte ihm nichts aus – er schenkte den anderen Personen auch keine Beachtung.

Sobald die Sängerin vorne auf dem Podium singen würde, hätten die Leute den eigenen Durst schnell vergessen und würden wie bisher stillschweigend der Musik lauschen.

Beinahe eine halbe Stunde hatte die Sängerin auf der Bühne gestanden. Jedes Mal, wenn ein neuer Song begann, waren die Zuhörer so leise, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Er wunderte sich nicht über die große Aufmerksamkeit des Publikums. Sie war gut. Sehr gut; wie eh und je. Die durchdringende Sinnlichkeit ihrer Stimme erfüllte den Raum und rührte jeden der Zuhörer. Sie sang von Liebe, von verlorener Liebe. Und doch klang aus den Worten immer ein Hoffnungsschimmer, der aus Dankbarkeit über das Geschenk des einfachen Lebens entsprang.

Wo hatte sie dieses Glück gefunden?

Und vor allem mit wem?

Die letzte Frage schmerzte ihn sehr. Regungslos stand er da und betrachtete ihr schönes Gesicht.

Jetzt wurde es wieder still im Saal. Sanft schlug sie die Saiten der Gitarre an. Er wusste, warum auch allen anderen Gästen – wie ihm – der Atem stockte. Schon an den ersten Tönen erkannte er den Song. Und er kannte auch jedes der Worte, obwohl es lange zurücklag, als er sie zum letzten Mal gehört hatte.

Es war ihr gemeinsames Lied …

2. KAPITEL

Sie konnte ihn nicht sehen. Aber sie fühlte genau, dass er sich unter den Zuhörern befand. Irgendwo.

Vom ersten Moment an, als sie auf der Bühne stand, hatte sie das sichere Gefühl, dass er dort war. Der Gedanke war lächerlich, sie wusste es und tadelte sich selber für diese alberne Idee. Er ihr zuhören? – Ausgerechnet hier? Nachdem sie drei Jahre lang überhaupt nicht aufgetreten war und sich völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, erschien diese Vorstellung wirklich lächerlich.

Und doch wurde sie sich im Laufe des Abends immer sicherer, dass er ein unerkannter Teil des Publikums war, das ihr andächtig lauschte.

Sie wollte ihn auch gar nicht sehen. Wozu? Es lag alles zu lange zurück. Sie hatte sich verändert. Er hatte sich verändert. Ihrer beider Leben verlief in vollkommen unterschiedlichen Richtungen.

Aber er war hier …!

Als sie das letzte Stück für diesen Abend spielte, schlug ihr Herz schneller. Warum war ausgerechnet dieser Song im Programm? Sie hatte ihn in der Öffentlichkeit schon ewig nicht mehr gespielt.

Ihr gemeinsames Lied …

3. KAPITEL

„Du hast toll gespielt, Maggi! Ganz großartig!”, rief Mark enthusiastisch. Seine Augen glänzten. „Ich …”

„Adam ist hier”, unterbrach sie ihn. Automatisch reichte sie Mark die Gitarre, damit er sie wegstellte.

Ärgerlich verharrte er in der Bewegung. „Adam …?”, wiederholte Mark ungläubig.

„Können wir bitte schnellstens von hier verschwinden?”, fragte Maggi rhetorisch und strich sich eine rabenschwarze Haarsträhne von der schlanken Schulter.

„Aber –”

„Sofort, Mark!” Maggi bestand darauf, nahm die Instrumententasche und machte sich bereit zum Gehen.

Noch immer rührte sich Mark nicht von der Stelle. Er wusste ganz genau, unter welcher Anspannung sie heute gestanden hatte, und lächelte. „Ich verstehe, wie du dich fühlst, Maggi.” Er drückte ihren Arm. „Aber Adam kann unmöglich hier sein. Wie kommst du darauf, –”

„Ich sage dir: Er ist hier! Ich habe es im Gefühl”, platzte es aus ihr heraus, und das Funkeln der dunkelblauen Augen ließ deutlich erkennen, wie ernst Maggi es meinte. Genaugenommen würde sie anfangen zu schreien, wenn sie nicht sofort den Club verließen! Sie wollte Adam heute um keinen Preis begegnen. „Ich weiß selber, wie unwahrscheinlich es klingt”, gab sie zu. „Aber so lächerlich es auch erscheint, ich bin mir dessen ziemlich sicher!”

Während sie sang, hatte sie sich noch einreden können, dass es nur Einbildung war. Immerhin war Adam früher bei allen Auftritten dabei gewesen. Doch gegen Ende des Abends stieg Panik in ihr auf, und jetzt wollte sie seiner Nähe so schnell wie möglich entkommen.

Mark zog die Augenbrauen zusammen. „Hör dir doch die Zuschauer an, Maggi!” Der Applaus klang laut zu ihnen in die Garderobe. Das zu Beginn des Konzertes noch verhaltene Publikum war mittlerweile in Rage geraten. Die Leute riefen ihren Namen und forderten die Sängerin zurück auf die Bühne. Aber sie konnte jetzt nicht mehr hinaus.

Maggi schüttelte den Kopf. Ihr herzförmiges Gesicht war blass wie Alabaster und wurde von schwarzem Haar eingerahmt. „Vielleicht morgen, Mark”, sagte sie erschöpft. „Für heute habe ich genug. Ich kann nicht mehr.”

Da sie beruflich längere Zeit pausiert hatte, konnte sich Maggi an diesem Abend auf dem Musikfestival in der kleinen nordenglischen Stadt vor dem ersten Auftritt von einer gewissen Anspannung nicht befreien. Die unkonventionelle Atmosphäre des Festivals war ihr nach so langer Pause sehr lieb. So konnte sie unter vielen anderen Akteuren zunächst relativ unbemerkt bleiben und sich wieder daran gewöhnen. Außerdem verliefen die Auftritte völlig formlos – sie fanden in Clubs, Pubs, Kirchensälen oder Versammlungshallen statt. Für einen Wiedereinstieg genau das Richtige, fand Maggi.

Mark blickte sie lange an. Doch als er die Anspannung in ihrem Gesicht sah, nickte er, und sie verließen gemeinsam den Club. „Für den ersten Abend war das ein sehr gutes Konzert, Maggi”, sagte er ermutigend. „Und morgen wird es sogar noch besser sein. Bis dahin hat es sich auch herumgesprochen, dass du wieder eingestiegen bist – und dazu noch besser singst als je zuvor!”

Maggi war sich da nicht so sicher, obwohl es nicht lange gedauert hatte, bis das Publikum ihr Sympathie entgegenbrachte. Ja, dieses Festival war ein guter Ort, um die Karriere wiederaufzunehmen.

Wenn sie sich nur von dem nagenden, unangenehmen Gefühl befreien könnte, dass Adam sich hier befand …!

Auf der Rückfahrt redete Mark ununterbrochen. Sicher, auch er fühlte sich erleichtert, dass alles problemlos verlaufen war. Ohne ihn und seine Hilfe wäre der Abend nicht möglich gewesen. In den vergangenen Jahren war Mark ihre seelische Unterstützung gewesen. Immer, wenn ihr Selbstbewusstsein schwand, war er da gewesen, um sie zu stützen. Schon seinetwegen freute sich Maggi, dass sie so viel Erfolg gehabt hatte.

Das Hotel, in dem sie sich für die Zeit des Festivals eingemietet hatten, lag etwas außerhalb der Stadt, abseits des Trubels.

„Sie möchten die Zimmerschlüssel, Miss Fennell?” Die Rezeptionistin lächelte freundlich. „Oh, vorhin ist etwas für Sie abgegeben worden!”

Maggi wurde blass, als die zweite Dame ihr eine längliche, in Zellophan gewickelte Schachtel überreichte. Die Form ließ keinen Zweifel an dem Inhalt: eine einzelne, rote Rose …

„Danke sehr!” Mark nahm der Frau das Geschenk fast hektisch aus der Hand, griff Maggis Arm und führte sie zum Fahrstuhl. Er bemerkte den abwesenden Blick ihrer großen Augen. Sie wirkte wie gelähmt. Adam war also wirklich hier; die Rose war der Beweis dafür.

Damals hatte Adam nach Konzerten immer eine einzelne Rose für sie kommen lassen.

Er wusste also, wo sie sich aufhielt!

Voller Angst wandte sich Maggi an den Mann neben ihr: „Mark …”

„Es ist schon gut, Maggi”, beruhigte er sie. „Es ist nur eine Rose.” Während er das Geschenk in einen Papierkorb fallen ließ, fügte er hinzu: „Und man kann sich ganz einfach wieder davon befreien.”

Die Rose konnte man wirklich leicht wieder loswerden. Aber Maggi wusste, dass der Mann, der sie geschickt hatte, nicht so einfach abzuschütteln war. In den drei vergangenen Jahren hatte sie versucht, jede Erinnerung an ihn zu begraben – und all die Bemühungen waren mit dieser Rose dahin.

Sie setzte sich langsam in einen Sessel ihrer Suite. Mark beobachtete sie. Er war groß, dunkelhaarig und etwas älter als die sechsundzwanzigjährige Maggi.

„Maggi, lass ihn dir nicht wieder alles zerstören!” Mark kniete sich neben sie und hielt ihre Hand fest umschlossen. Sie hatte eiskalte Finger, obwohl es ein warmer Herbsttag war. „Himmel, er hat dir schon genug kaputtgemacht!”, fügte Mark ärgerlich hinzu.

Maggi schluckte schwer. Mit flehenden Augen sah sie Mark an. „Warum ist er hier?”, fragte sie leise.

Er sah sie durchdringend an. „Weshalb ist er überhaupt jemals irgendwo gewesen?”, fragte er verbittert und schüttelte den Kopf. „Warum, wenn nicht um Ärger zu stiften?”

Maggi seufzte geknickt. „Was habe ich ihm getan, dass er mich immer wieder von Neuem verletzen will?”

Sie hatte seit drei Jahren nichts von Adam gehört oder gesehen. Ausgerechnet jetzt, an ihrem ersten öffentlichen Auftritt, musste er wiederauftauchen … Wie konnte er ihr das antun? Hatte er in der Vergangenheit nicht schon genug Leid verursacht?

„So ist es besser, Maggi”, sagte Mark ermutigend. Er sah, wie sich in ihren Augen der Ärger widerspiegelte. „Sei wütend, nicht traurig! Du hast allen Grund dazu!”

Mark hatte recht. Sie sollte sich wirklich nicht von Adam die folgenden zwei Auftritte verderben lassen. Die Rose hatte Maggi ganz schön ins Wanken gebracht. Aber sie beschloss, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass ihr Adam innerhalb der nächsten Tage möglicherweise begegnen würde. Sie hatte es ja auch damals überlebt. Sie konnte es!

Maggi richtete sich auf und lächelte Mark offen an. „Ja, wir werden jetzt den Abend mit einer Flasche Champagner begießen!”

„Endlich!”

Sie spielten beide eine vorgetäuschte Rolle. Maggi akzeptierte das. Weder Mark noch sie waren unter diesen Umständen wirklich in der Stimmung zu feiern. Aber sie wollte erst später an Adam denken. Jetzt würde sie den Erfolg des Abends auskosten.

„Der Saal ist voll, Maggi!”, berichtete Mark aufgeregt, als sie am folgenden Abend darauf wartete, die Bühne zu betreten.

Sie konnte aus der Gemeindehalle das laute Stimmengewirr des Publikums hören.

„Ich habe es dir ja gesagt”, fuhr Mark fort. „Du bist auf dem richtigen Weg!”

Auf dem Weg wohin? Genau diese Frage stellte sie sich seit einiger Zeit. Es war ein harter Kampf – und wenn dann auch noch der Preis war, Adam wieder zu begegnen …

Der Gedanke war ihr in den vergangenen Vorbereitungswochen nicht in den Sinn gekommen. Es hatte auch keinen Grund dafür gegeben. Trotzdem lag gestern diese rote Rose für sie im Hotel …

Und auch heute wurde eine Rose für sie abgegeben. Adam wusste also, dass sie heute Abend auftrat.

„Du solltest etwas fröhlicher aussehen, Maggi”, versuchte Mark sie zu ermutigen. „Für all das hast du so hart gearbeitet. Jetzt ist es endlich soweit – dein Ziel rückt immer näher. Lass es dir doch nicht verderben!”

Er hatte recht!

Der Nachmittag war sehr ruhig verlaufen. Sie hatten sich das Essen auf die Suite bringen lassen und später den luxuriösen Whirlpool des Hotels genutzt. Maggi fühlte sich angenehm entspannt.

Ob Adam heute Abend wieder hier sein würde? Wahrscheinlich. Der Gedanke daran, dass er irgendwo unter den Zuhörern war und sie beobachtete, löste in ihr ein Gefühl des Unbehagens aus.

Mark griff Maggis Oberarme. Sie musste in sein Gesicht sehen. „Maggi, nicht traurig – wütend sollst du auf ihn sein. Vergiss das nicht! Gib Adam nicht die Genugtuung, dass er immer noch die Macht hat, dir deine Karriere zu zerstören.”

Es verwunderte sie nicht, dass Mark ihre Gedanken lesen konnte. Sie waren sich immer sehr nahe gewesen. Besonders in der letzten Zeit erriet er häufig Maggis Gedanken, noch bevor sie sie selber erkannt hatte.

„Nein, den Triumph werde ich ihm nicht lassen”, antwortete sie und nahm eine aufrechtere Haltung ein. Maggi war eine kleine Frau – vollkommen in Schwarz gekleidet: flache Halbstiefel, Jeans, eine Seidenbluse, deren obersten Knopf sie immer offenließ, und dazu ihr schwarzes, fast hüftlanges Haar, das am Rücken herabfiel. Längliche Silberohrringe, die gegen Maggis Hals schwangen, waren der einzige Schmuck, den sie trug. Die schmalen Handgelenke und Finger waren ungeschmückt. Maggi streckte sich, um Mark einen Kuss auf die Wange zu geben. „Es ist Zeit!” Sie lächelte ihn an.

Die Halle war viel größer als der Club, in dem sie vergangene Nacht gespielt hatte, und trotzdem war der Saal gefüllt. Sobald sie die Bühne betrat, brach begeisterter Applaus los. Augenblicklich verflog Maggis Nervosität, und sie lächelte selbstbewusst der Menge zu. Dann begann sie mit dem ersten Stück.

Sie bemühte sich zunächst vergeblich, nicht nach dem allzu bekannten und gleichzeitig gefürchteten Gesicht in der Menschenmenge zu suchen. Aber das Publikum war so herzlich, dass sie es aufgab, nach Adam Ausschau zu halten.

Der Auftritt dauerte lange; insgesamt eine gute Stunde, und es war wie in alten Zeiten. Maggi hatte ebenso viel Spaß wie das Publikum.

Und dann passierte die Katastrophe!

Eigentlich war es nichts so Außergewöhnliches. Eine Saite ihrer Lieblingsgitarre, auf der sie spielte, riss. Die Ersatzgitarre lag hinter der Bühne.

Maggi warf Mark einen Blick in die Kulisse zu. Durch Nicken gab er ihr zu verstehen, dass er begriffen hatte, was zu tun war. Sofort ging er los, um die zweite Gitarre aus der Garderobe zu holen. Maggi legte das nutzlose Instrument auf die Ablage hinter ihr. Jetzt musste sie den nächsten Song ohne Begleitung singen.

Unter den Zuschauern breitete sich eine Welle von Sympathie aus, und sie machten Maggi durch einen Extraapplaus Mut, bevor sie wieder zu singen begann. Ihre Stimme war klar, und die Präzision der Töne erfüllte jeden Winkel des Raumes. Die andächtige Stille wurde durch verwundertes Raunen gestört, als Maggi auch schon bemerkte, dass sie nicht mehr unbegleitet sang.

Hastig drehte sie sich nach links und fand ihre schlimmste Vermutung bestätigt. Adam war von hinten auf die Bühne gekommen. Er spielte auf seiner eigenen Gitarre.

Maggi hatte ihn lange nicht mehr gesehen, und sie bemerkte, dass er sich verändert hatte. Das dunkle Haar war länger als früher. Es war wie damals auch sehr voll, aber jetzt waren ein paar graue Stellen darin sichtbar. Unter seinen dunkelgrauen Augen zeichneten sich deutlich Linien ab, die neben den grimmig wirkenden Mundwinkeln endeten.

Adam trug fast die gleiche Kleidung wie Maggi. Dunkle Jeans, ein schwarzes Seidenhemd, dessen oberster Knopf offen war und die Härchen auf seiner Brust deutlich sichtbar werden ließ. Genauso war er damals auch immer gekleidet, wenn sie gemeinsam sangen.

Herausfordernd blickte er Maggi an, als ihre Stimme versagte. Sie wusste genau, weshalb er so grimmig blickte: the show must go on war immer einer seiner wichtigsten Leitsätze. Ganz egal, was passierte – man musste weitermachen. Und wie Maggi wusste, auf ihre Kosten …

Adam hörte nicht auf, Gitarre zu spielen. Erwartungsvoll ruhte sein Blick auf ihr. Sie sollte den Gesang wiederaufnehmen und dem Publikum das geben, wofür es hergekommen war.

Aber er hatte sich getäuscht. Die Zuhörer waren überhaupt nicht mehr an dem Stück interessiert. Ungläubiges Flüstern erfüllte die Halle. Niemand konnte glauben, dass wirklich Adam Carmichael dort neben Maggi Fennell auf der Bühne stand.

Maggi konnte es selber kaum glauben! Sie wusste, dass er sich unter den Zuhörern befunden hatte – aber dass er die Nerven und die Dreistigkeit besaß, sie auf der Bühne zu begleiten, hatte sie nicht erwartet.

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