Bianca Exklusiv Band 299

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

FREMDE MÄNNER KÜSST MAN NICHT von DUNAWAY, MICHELE
"Wovon träumst du, Mami?", fragt ihre kleine Tochter. Aber Christina streicht der Achtjährigen nur sacht übers Haar, lächelt und schweigt. Unmöglich kann sie Bella sagen, dass sie sich in Bruce Lancaster verliebt hat! Obwohl sie nach einer schmerzlichen Erfahrung nie wieder einen Mann in ihrem Leben wollte. Doch der smarte Anwalt Bruce verfolgt eine ausgeklügelte Strategie: Er ist entschlossen, alle Bedenken fortzuküssen. Und Christina ersehnt und fürchtet den Tag zugleich, an dem ihr keine Argumente mehr gegen eine Zukunft mit diesem Traummann einfallen …

VERLIEBT, VERLOBT, VERHEI... von HARLEN, BRENDA
Schwungvoll biegt Megan um die Ecke - und rennt genau in die Arme von Gary Richmond! Nicht nur der Schreck über den Zusammenprall lässt ihr die Knie weich werden: Gary ist der jüngste Sohns ihres Chefs und ganz nebenbei der heißeste Mann, den Megan jemals getroffen hat. Natürlich hat sie sich nie anmerken lassen, wie hingerissen sie von ihm ist. Gary ist ein Playboy und flattert von Frau zu Frau - so einen braucht Megan nicht! Und doch: Seine goldbraunen Augen rauben ihr den Atem -hat das Schicksal vielleicht Amor gespielt und sie in Richtung Liebe geschubst?

MILLIONEN FÜR MEIN GLÜCK! von GARDNER, BONNIE
Ruby ist ganz aus dem Häuschen! Ein Lotteriegewinn hat sie über Nacht zur Millionärin gemacht. Überglücklich will sie ihrem Mann die frohe Botschaft übermitteln, erreicht ihn aber nicht. Denn wieder einmal hat Sam einen gefährlichen Sondereinsatz übernommen, obwohl er ihr geschworen hatte, nie wieder unnötig sein Leben zu riskieren. Tief enttäuscht reicht sie die Scheidung ein, obwohl sie Sam von Herzen liebt. Doch ein Air-Force-Offizier gibt nicht kampflos auf. Überraschend erscheint Sam auf ihrer Farm - und findet sie in den Armen eines fremden Mannes …


  • Erscheinungstag 20.07.2018
  • Bandnummer 0299
  • ISBN / Artikelnummer 9783733733919
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Michele Dunaway, Brenda Harlen, Bonnie Gardner

BIANCA EXKLUSIV BAND 299

1. KAPITEL

Noch nie in ihrem Leben war Christina sich so inkompetent vorgekommen. Dicke, graue Rauchwolken stiegen in der Turnhalle auf, der Feueralarm schrillte durch das Gebäude, und aus der Ferne hörte man auch schon das Signal der nahenden Feuerwehr.

Diesmal war es kein Thanksgiving-Truthahn, den sie vermasselt hatte, sondern die Halloweenparty ihrer Tochter.

„Weinst du, Mom?“, fragte eine zaghafte Stimme hinter ihr, als das durchdringende Alarmsignal endlich verstummte.

Christina sah auf ihre achtjährige Tochter hinunter. Bellas Gesicht war mit einem prächtigen schwarzen Katzenschnurrbart und einem Haarreifen mit Katzenohren aus schwarzem und rosa Plüsch verziert.

„Können wir jetzt weitermachen mit der Party, Mom? Es ist doch gar kein Feuer hier. Nur die Nebelmaschine.“

„Natürlich, Schatz“, antwortete Christina und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Durch das Fenster der angrenzenden Cafeteria konnte sie sehen, dass ein Feuerwehrwagen auf den Parkplatz eingebogen war. „Wir brauchen die Party nicht abzubrechen. Einige Sachen haben wir ja auch noch gar nicht gemacht. Nur mit dem Gespensterhaus wird das heute wohl nichts.“

„Das macht nichts, Mom!“ Bella drehte sich zu ihren Klassenkameraden aus der zweiten Klasse um, die wie sie selbst verkleidet waren.

„Die Party geht weiter!“, jubelte sie.

„Ihr könnt ja erst mal etwas essen“, schlug Christina vor, als ein Trupp Feuerwehrleute durch die Cafeteria in die Turnhalle gestürmt kam.

Die schweren, feuerfesten Stiefel donnerten über den frisch gewienerten Fußboden.

„Mrs. Sims!“, rief Christina zu der anderen Mutter hinüber. „Am besten machen wir jetzt die Erfrischungspause. Meinen Sie nicht auch?“

„Absolut“, stimmte Mrs. Sims zu und hatte innerhalb von Sekunden die Kinder zum kalten Büfett an einem der Cafeteriatische bugsiert, wo es zum Knabbern kürbisförmige Kekse und zum Trinken „Hexengift“, ein Gebräu aus Orangensaft, Zitronensorbet und Limonade gab.

Und Christina seufzte und folgte schicksalsergeben den Feuerwehrleuten in die Turnhalle, wo die Männer das rauchumwaberte Gespensterhaus untersuchten. Die Nebelmaschine hatte ganze Arbeit geleistet und mit seinen weißgrauen Schwaden selbst die Rauchdetektoren an den Decken in Angst und Schrecken versetzt …

„Man sagte mir, Sie hätten hier die Leitung“, hörte sie eine tiefe Stimme hinter sich.

Das war nicht ganz richtig. Die eigentliche Organisatorin der Halloweenparty lag mit Grippe zu Hause im Bett. „Stecker der Nebelmaschine in die Steckdose stecken“, hatte zu ihren schriftlichen Anweisungen für die Party gehört. Aber das zählte nicht als Entschuldigung.

Bereit, die volle Verantwortung für das Desaster zu übernehmen, straffte Christina die Schultern. Sie drehte sich um und sah in die klarsten blauen Augen, die sie je erblickt hatte, umrahmt vom Visier eines Feuerwehrhelms. Nur mit Mühe widerstand sie dem Impuls, überrascht einen Schritt zurückzuweichen. „Stimmt“, antwortete sie und zwang sich, dabei selbstbewusst zu klingen.

„Dann sind Sie also verantwortlich für das alles hier?“ Der Feuerwehrmann ließ ihren Blick nicht los, während er mit einer vorwurfsvollen Geste die Szene in der Turnhalle umschrieb. Er wirkte sehr jung.

Womöglich ist er noch ein Teenager, dachte Christina. „Ja“, sagte sie laut und sah ihm möglichst unbeeindruckt in die strengen blauen Augen.

Er war mindestens eins achtzig groß und starrte sie immer noch ärgerlich aus seinem offenen Helmvisier heraus an.

Sie wusste genau, was er für einen Eindruck von ihr hatte: eine hochgewachsene Blondine mit olivfarbenem Teint und goldbraunen Augen, die in einem recht freizügigen Haremsdamenkostüm steckte und kein bisschen wie die hochkompetente Harvard-Juristin aussah. Und schon gar nicht wie die waschechte Mexikanerin, die sie ebenfalls war.

Sie wehrte sich dagegen, wieder einmal als ahnungsloses Dummchen betrachtet zu werden, das einfach nichts auf die Reihe bekam. Diese Rolle hatte sie lange genug gespielt, hatte lange genug mit dem Gefühl gelebt, den Erwartungen, die man an sie stellte, nicht gerecht werden zu können. Das war in Cincinnati, Ohio gewesen, in der Großstadt. Deshalb war sie nun hierher in die tiefste Provinz gezogen, nach Morrisville, Indiana. Hier wollte sie nur noch an ihren eigenen Ansprüchen gemessen werden und sich von niemandem Vorschriften machen lassen. Im Geiste machte sie sich kampfbereit, um jeden eines Besseren zu belehren, der ihr etwas anderes einreden wollte.

Der junge Feuerwehrmann wartete mit sichtbarer Ungeduld darauf, dass sie sich weiter äußerte.

„Ich habe die Nebelmaschine eingeschaltet“, erklärte sie. „Als der Feueralarm losging, wusste ich natürlich sofort, was los war. Ich nehme an, die Dame, deren Anweisung ich befolgte, dachte, die Hallendecke mit den Rauchdetektoren wäre hoch genug.“

„Ist sie aber nicht.“

„Das weiß ich jetzt auch.“ Christina war nicht bereit, sich von diesem Bengel weiter verunsichern zu lassen.

Er nahm mit einer ruhigen Bewegung seinen Helm ab.

Als sie schließlich sein ganzes Gesicht sehen konnte, wurde ihr klar, dass sie sich mit seinem Alter sehr verschätzt hatte. Ende zwanzig mochte er sein, mit sympathischen tiefen Grübchen in den Mundwinkeln, und er machte den Eindruck, als verstecke er ein Lächeln, selbst wenn er so streng dreinschaute wie jetzt. Sie mochte lieber nicht darüber nachdenken, wie er aussehen würde, wenn er tatsächlich lächelte …

Als Nächstes öffnete er gelassen seine schwere Uniformjacke und streifte sie von den Schultern – von sehr muskulösen Schultern.

Christina war jahrelang mit einem Profifootballer verheiratet gewesen. Sie wusste, wie jemand aussah, der auf körperliche Fitness achtete. Was sich da unter dem eng anliegenden Feuerwehr-T-Shirt und den breiten Hosenträgern abzeichnete, war vielleicht nicht Muskelmasse genug, um professionell American Football zu spielen, aber es reichte allemal, um Frauenherzen höher schlagen zu lassen. Auch ihres. Das da war ein sehniger, durchtrainierter Männerkörper, der Schutz und Sicherheit versprach, wenn man sich danach sehnte.

Wenn. Christina Sanchez Jones brauchte aber niemanden, der sie beschützte. Nie wieder wollte sie sich klein und minderwertig fühlen. Sie würde hier in Morrisville allein klarkommen.

Der Mann fuhr sich durch die vom schweren Helm platt gedrückten Haare und verstrubbelte sie ein wenig. „Wir werden den Rauch mit einem Ventilator abziehen. Mehr können wir nicht tun. Sauber machen müssen Sie selbst.“

„Selbstverständlich.“

Christina sah, wie er nur für sich den Kopf schüttelte, als könne er immer noch nicht fassen, wie jemand einen so dummen Fehler machen konnte. Dann wich er einem Kollegen aus, der einen riesigen Ventilator in die Turnhalle trug, um ihn dort neben dem Ausgang aufzubauen. „Die Türen müssen alle eine Weile geöffnet bleiben. Sie haben Glück, dass es für die Jahreszeit noch ziemlich warm draußen ist. Die Halle wird nicht allzu sehr auskühlen.“

„Gut.“ Eine kleine Hand zupfte an ihrem Kostüm, und Christina sah hinunter.

„Dürfen wir uns das Feuerwehrauto ansehen?“, fragte Halloween-Katze Bella hoffnungsvoll für sich und ihre neuen Freunde, die an der Cafeteriatür warteten. Sie zwirbelte aufgeregt ihren langen schwarzen Plüschschwanz. „Bitte, bitte!“

Christina warf dem attraktiven Feuerwehrmann einen entschuldigenden Blick zu. „Schatz, er hat jetzt keine Zeit. Was machst du denn überhaupt hier? Ihr solltet doch alle in der Cafeteria bleiben!“

„Für Kinder habe ich immer Zeit“, sagte der Feuerwehrmann.

Christina warf ihm einen überraschten Blick zu und hielt die Luft an. Er lächelte. Für Bella, nicht für sie. Aber es war ein so atemberaubendes Lächeln, wie sie vermutet hatte. Es veränderte das ganze Gesicht, machte es unwiderstehlich liebenswert und … sehr sexy.

„Na los, kommt mit“, sagte er zu Bella. „Wenn ihr uns schon mal hierhabt, könnt ihr euch auch gleich den Löschwagen ansehen. So heißt das Feuerwehrauto nämlich bei uns.“ Und er ging mit ihr in Richtung Cafeteria davon.

„Wohnst du im Feuerwehrhaus?“, hörte Christina Bella ehrfürchtig fragen und sah den schwarzen Katzenschwanz schlaff und unbeachtet auf dem Boden nachschleifen.

„Aber nein“, antwortete der Mann. „Wir sind eine freiwillige Feuerwehr und kommen alle von zu Hause oder direkt von der Arbeit, wenn unsere Hilfe gebraucht wird.“

„Die Nebelmaschine hat den Feueralarm ausgelöst!“, rief Megan aufgeregt, Bellas neue beste Freundin.

„Und deshalb sind wir gekommen“, nickte er und lächelte dazu, als gäbe es nichts Schöneres für ihn, ausgerechnet jetzt ausgerechnet hier zu sein. Gefolgt von der Traube Kinder trat er hinaus auf den Schulhof, wo der Löschwagen stand.

Ein Leben früher wäre der Mann Christinas Typ gewesen. Kein Zweifel. Aber auch Footballstar Kyle Jones hatte gut ausgesehen. Wenn ein Mann wie ein Märchenprinz aussah, hieß das noch lange nicht, dass er auch tatsächlich einer war.

Sie ging zur Cafeteriatür und sah von dort aus zu, wie einige andere Feuerwehrmänner den Kindern die Ausrüstung des eindrucksvollen Feuerwehrautos zu zeigen begannen.

„Na, da sind sie dann ja wohl eine Weile beschäftigt“, stellte Mrs. Sims fest, die ebenfalls an die Tür herangetreten war. „Mit dem Essen waren sie schnell fertig. Die Bastelsachen liegen aber bereit. Wenigstens etwas muss doch heute seinen geplanten Gang gehen. Ich weiß nicht, was Lula sich dabei gedacht hat – eine Nebelmaschine!“

„Ein echtes Fiasko“, pflichtete Christina ihr bei.

„Na ja, Fehler passieren. Machen Sie sich nichts daraus, Christina. Die Jungs sind daran gewöhnt, dauernd irgendwohin zu müssen, wo nichts wirklich Dramatisches passiert. Sie wissen das, wenn sie die Verpflichtungserklärung unterschreiben. Und das alles ohne Bezahlung.“

Christina duckte sich innerlich und bekam nun wirklich Schuldgefühle. „Ich habe gar nicht gewusst, dass es noch freiwillige Feuerwehren gibt.“

Bis vor zwei Wochen hatte sie winzige ländliche Orte wie Morrisville überhaupt nicht wahrgenommen, geschweige denn sich Gedanken darüber gemacht, ob es dort wohl eine Berufsfeuerwehr gab oder nicht. Ganze 4.231 Einwohner hatte dieses Nest. Wenigstens ein Fast-Food-Restaurant gab es.

Als sie sich hier in der ortsansässigen Anwaltskanzlei beworben hatte, war die kurze Stadtbesichtigung in weniger als zehn Minuten vorbei gewesen. Sie hatte genauso lange gedauert, wie man brauchte, um mit dem Auto von der Highwayabfahrt Nr. 74 über den Marktplatz zu den Farmen auf der anderen Seite des Orts zu fahren.

„Sogar Batesville hat nur eine freiwillige Feuerwehr“, erklärte Mrs. Sims. „Und die haben viel mehr Einwohner und ein paar große Unternehmen. Die meisten Leute hier in Morrisville haben dort ihre Jobs.“

Das hatte auch Reginald Morris erzählt, der Teilhaber der Kanzlei Lancaster & Morris, der das Vorstellungsgespräch mit ihr geführt hatte. „Wir haben hier zwar auch einige Industrieunternehmen“, hatte er gesagt, „aber das sind alles kleine Fische. Wir brauchen Sie konkret für einen Fall gegen die Morrisville Garment Company, eine Bekleidungsfirma am Stadtrand.

Eine Diskriminierungssache gegen den Arbeitgeber, eingeleitet von einigen Spanisch sprechenden Arbeiterinnen, meist mexikanischer Abstammung. Wenn wir den Fall gewinnen wollen, brauchen wir jemanden, der fließend Spanisch spricht und ein gutes Verhältnis zu diesen Klientinnen aufbauen kann.“

„Dafür bin ich die Richtige“, hatte Christina geantwortet. Sie war ja selbst Mexikanerin, und sie freute sich darauf, ihren Landsleuten helfen zu können. Diese Frauen hatten weit weniger gute Chance gehabt als sie selbst, um aus ihrem Leben etwas zu machen.

Außerdem hatte Morrisville den Pluspunkt, eine Autostunde von Cincinnati entfernt zu sein, wo ihr Exmann Kyle als Footballgott verehrt wurde, und dabei gerade noch innerhalb des gerichtlich festgelegten „Bannkreises“ zu liegen. Christina hatte nämlich im Scheidungsverfahren einwilligen müssen, zukünftig nicht weiter als fünfundsiebzig Meilen vom Wohnsitz ihres Exmannes entfernt zu leben.

Seit zwei Wochen lebte sie nun in Morrisville, hatte ein Haus gemietet, Bella in der hiesigen Schule angemeldet und die Zeit genutzt, um Kontakt zu einigen Eltern von Bellas neuen Mitschülern zu bekommen. Am Montag, dem 1. November würde sie ihren neuen Job in der Kanzlei Lancaster & Morris aufnehmen.

„Kommt, Kinder!“, rief Mrs. Sims neben ihr. „Jetzt ist Bastelzeit!“

„Wir sind schon unterwegs!“, rief Bella zurück, und nach einer herzlichen Verabschiedung von den Feuerwehrleuten setzten sich die verkleideten Kinder tatsächlich in Bewegung.

Christina konnte nicht widerstehen und ging noch einmal zu dem attraktiven Feuerwehrmann. „Vielen Dank für Ihre Geduld“, sagte sie aufrichtig.

Er zuckte nur mit den Schultern, und sein herzerwärmendes Lächeln verschwand. „Gehört zum Job.“

„Ja, aber es ist ja nicht wirklich Ihr Job. Sie machen das freiwillig.“

Seine klaren blauen Augen verengten sich. „Genau. Ich mache das freiwillig. Für die Gemeinde. Und das hier war einer der einfacheren Einsätze.“

„Sie sind also nicht enttäuscht, wenn Sie gar kein Feuer vorfinden?“ Christina wollte das wirklich wissen und ertappte sich dabei, herausfinden zu wollen, was in diesem Mann vorging.

Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Einerseits schon. Aber glauben Sie mir, wenn der Adrenalinkick erst einmal vorbei ist, haben wir nicht das Geringste gegen Fehlalarm einzuwenden.“

„Aber Sie haben doch sicher alles stehen und liegen lassen, und das an einem Freitagabend, wenn Ausgehzeit ist!“

„Tja, das gehört auch dazu.“ Er sah, wie der große Ventilator zum Löschwagen zurückgetragen wurde. „Anscheinend ist die Turnhalle wieder rauchfrei. Ich muss beim Einladen helfen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden?“

Christina sah ihm verblüfft hinterher, wie er zurück in die Turnhalle ging, um beim Wegräumen weiterer Ausrüstungsteile zu helfen. Er hatte sie einfach stehen lassen. Die Arme über ihren entblößten Haremsdamenbauch gelegt, ging sie ihm hinterher und sah zu, wie schließlich die letzten Feuerwehrleute in den Löschwagen stiegen und dieser davonfuhr.

Dabei ließ sie sich noch einmal die Worte durch den Kopf gehen, die sie mit dem gut aussehenden jungen Feuerwehrmann gewechselt hatte. Er war der erste Mann seit Jahren, der ihr Interesse geweckt hatte. Aber ihre Prioritäten hier in Morrisville waren klar festgelegt: Karriere machen und ihre Tochter großziehen. Alles andere war nebensächlich.

Selbst wenn dieser Mann sie ebenfalls interessant fand – nach Verabredungen stand ihr momentan nun wirklich nicht der Sinn. Vermutlich würden sie sich ohnehin so schnell nicht wieder über den Weg laufen.

Bruce Lancaster hängte seine Feuerwehrklamotten samt Helm an die Garderobe und ging in die Küche seines kleinen Ranchhauses. Er hatte alles stehen und liegen lassen, als der Feueralarm einsetzte. Der Fernseher im Wohnzimmer lief noch und zeigte das Sportprogramm, das er vorhin gesehen hatte.

Sein Teller auf dem Couchtisch war natürlich leer. Es hatte Hähnchenbruststreifen gegeben. Dafür lag neben der Heizung ein äußerst zufriedener, weil sehr satter Kater.

Bruce stellte die Papiertüte mit dem Fast Food auf den Küchentisch. Kluge Männer mit verfressenen Katern wussten, dass nach einem Feuerwehreinsatz eine Stippvisite im Drive-in angesagt war.

Er seufzte und steckte sich eine Fritte in den Mund. Die Papiertüte knisterte, als er das Stäbchen herausnahm, und der Kater wurde wach. Wenn die Wahl zwischen Fressen und Schlafen stand, zögerte Boris nicht lange. Neugierig kam er herüber, um die interessanten Gerüche näher zu untersuchen.

Bruce nahm sich noch eine Fritte und legte die Tüte dann zur Sicherheit in die Mikrowelle. Nach Einsätzen duschte er sich immer erst, bevor er aß. Auch wenn es nur blinder Alarm gewesen war.

Er war auf dem Weg zum Badezimmer, als das Telefon klingelte. Er warf einen Blick auf das Display und nahm ab. „Hallo, Granddad.“

„Hallo, Bruce. Ich habe dich heute Nachmittag noch nicht erwischen können. Willkommen zurück. Bist gewappnet für die Besprechung Montag früh?“

„Ja. Ein paar Akten habe ich noch hier zu Hause. Ich will übers Wochenende noch ein paar letzte Notizen machen.“

„Wunderbar. Ich habe deinem Vater gepredigt, auf diese dreimonatige Kreuzfahrt mit deiner Mutter zu verzichten! Ich habe sie immer gern gemocht, deine Mutter, das weißt du. Aber es ist eine Zeit der Entscheidungen für die Kanzlei. Wenn ich noch etwas zu sagen hätte, wäre niemals ein Fremder als neuer Teilhaber geholt worden, schon gar nicht zulasten eines Familienmitglieds. Du wärst an der Reihe gewesen für diese Position. Oder sie hätten wenigstens gleich zwei neue Teilhaberstellen einrichten sollen.

Eine Frechheit, die ganze Sache! Ich werde mir Reginald Morris noch vorknöpfen, davon kannst du getrost ausgehen. Er ist ganz und gar nicht wie sein alter Herr gestrickt. Hat nicht den geringsten Familiensinn, der Bengel. Jede Wette, dein Vater hat gar keine Ahnung von dieser Scharade! Aber wenn er doch Bescheid weiß, dann werde ich ihn enterben müssen. Ganz klar. Wer ist dieser Emporkömmling Chris Jones überhaupt? Harvard-Absolvent, soweit ich gehört habe. Wahrscheinlich so ein Neu-England-Schnösel, der sechs Sprachen spricht.“

Bruce war müde. Normalerweise grinste er, wenn er einer der legendären Tiraden seines Großvaters lauschen durfte. Roy Lancaster war siebzig. Seinerzeit hatte er einen großen Fall vor dem Obersten Gericht der Vereinigten Staaten gewonnen. Sein Vater hatte Lancaster & Morris gegründet, aber Roy war derjenige gewesen, der die Kanzlei zu der angesehenen Anwaltsfirma aufgebaut hatte, die sie heute war.

„Ich weiß nicht, wer dieser Chris Jones ist“, sagte Bruce ruhig. Er hatte wirklich keinen Schimmer. „Ich war während der letzten vier Wochen in Indianapolis, wegen der Benedict-Berufung. Jetzt bin ich gerade den zweiten Tag wieder hier und habe den Typen noch nicht zu Gesicht bekommen. Erst einmal habe ich es überhaupt ins Büro geschafft, seit ich wieder hier bin. Wir brauchen jemanden, der gut Spanisch spricht. Das ist Fakt. Ich bin sicher, wir werden gut miteinander auskommen.“

„Zu meiner Zeit wurde noch erwartet, dass die Leute anständig Englisch lernen, wenn sie hierherkommen“, grummelte sein Großvater. „Nicht dieser weich gespülte Multikulti-Zweisprachen-Quatsch.“

„Sicher werden unsere Klienten auch noch besser Englisch lernen. Immerhin sind sie alle legale Einwanderer. Sie haben die Greencard, und ihre Rechte hier wurden verletzt. Da spielt es keine Rolle, ob sie bereits gut Englisch sprechen oder nicht.“ Bruce fuhr sich durch die Haare. Er hasste es, wenn sie nach einem Feuerwehreinsatz vom Helm platt gedrückt waren. „Können wir vielleicht später weiterreden, Granddad? Ich bin gerade von einem Einsatz zurück, wollte eben unter die Dusche springen.“

„Ah, Feuerwehr. Wie ich das vermisse“, gestand der alte Mann am anderen Ende der Leitung ein, obwohl sein letzter Feuerwehreinsatz mindestens fünfundvierzig Jahre zurücklag. „Große Show? Habe in den Polizeinachrichten nichts gesehen.“

„Bloß eine Nebelmaschine, auf die die Rauchdetektoren in der Grundschule reagiert haben.“

„Ach so.“ Sein Großvater klang enttäuscht. „Sehen wir uns übers Wochenende im Klub? Die Golfsaison ist so gut wie vorbei. Das wird wahrscheinlich das letzte schöne Wochenende für eine Weile. Das Gras wird langsam braun, und im November ist es einfach viel zu kalt für Golf.“

„Ich spiele zurzeit nicht.“

Sein Großvater lachte in sich hinein. „Verstehe. Eine Frau. Na, dann geh mal lieber unter die Dusche.“

„Genau.“ Bruce verabschiedete sich und ließ das Telefon auf das große Doppelbett fallen. Er war seit Monaten solo und hatte noch länger schon keinen Sex mehr gehabt. Die schwierigen Fälle, an denen er gearbeitet hatte, ließen ihm seit einer Weile einfach keine Zeit mehr für Beziehungen. Und von Affären für eine Nacht hatte er noch nie viel gehalten.

Sein letzter Problemfall lag nun beim Bundesgericht. Hoffentlich hatte er jetzt Muße genug, um sich wieder nach Frauen umzusehen. Den Diskriminierungsfall würde Chris Jones erledigen. Dafür war der Kerl schließlich geholt und aus dem Stand zum Teilhaber gemacht worden.

Bruce drehte die Dusche an und stellte sich darunter. Wer weiß, wie lange er noch bei der freiwilligen Feuerwehr bleiben konnte. Am liebsten wäre er ja Berufsfeuerwehrmann in der Großstadt geworden. Aber für einen Lancaster-Jungen kam das nicht infrage. Die Lancasters waren Rechtsanwälte, seit Generationen schon. Einer seine Vorfahren hatte sogar im Congress mit Abraham Lincoln zusammengearbeitet.

Bruce’ Engagement bei der freiwilligen Feuerwehr wurde in der Familie nur akzeptiert, weil die Bürger von Morrisville das sehr schätzten und es der Familie zu noch mehr Ansehen verhalf.

Dass Roy Lancaster in seinen jungen Jahren selbst bei der freiwilligen Feuerwehr von Morrisville gewesen war, hatte es Bruce leichter gemacht, seinen Eltern ihre Zustimmung abzuringen. Sie hatten ein Kind im Alter von vier Monaten verloren, und er war ihr einziges geblieben. Kein Wunder, dass sie schreckliche Angst hatten, ihn bei so einem gefährlichen Hobby zu verlieren.

Er war jetzt neunundzwanzig und noch Junggeselle. Die Mädchen in Morrisville heirateten früh, in seiner Generation gab es keine ledigen Frauen mehr. Und die Großstadtfrauen, die er kennengelernt hatte, wollten nicht hierher in die tiefste Provinz, wo das nächste Einkaufszentrum viele Meilen entfernt lag und es nicht einmal einen Pizzaservice gab. Aber ihm gefiel es.

Er erinnerte sich an die Haremsdame aus der Grundschule. Sie war nicht von hier, das war klar. Und sie war auch keine Weiße, trotz ihrer hellen Haare. Eine Mexikanerin? Gut möglich. Immerhin waren in den letzten Jahren jede Menge Mexikaner hierher nach Indiana gekommen.

Deshalb war es so wichtig, diesen Diskriminierungsfall zu gewinnen und sich damit dem wachsenden Spanisch sprechenden Bevölkerungsanteil als kompetente Interessenvertreter zu empfehlen. Bruce hatte Französisch gelernt. Aber das hatte ihm bisher nur geholfen, wenn er im Chez Jacques in Cincinnati eine Frau beeindrucken wollte.

Sie hatte gut ausgesehen, diese Haremsdame. Besonders ihre goldbraunen Augen hatten ihm gefallen. Augen mit solcher Tiefe sah er nur selten. Am liebsten hätte er sie angelächelt und getröstet, weil sie so verunsichert wegen des Fehlalarms schien. Aber er hatte sich absichtlich zurückgehalten und strenge Autoritätsperson gespielt. Sie hatte ein Kind. Das machte sie unantastbar für ihn, auch wenn sie keinen Ehering trug, wie er bemerkt hatte.

Er bevorzugte junge, unabhängige Frauen, die jederzeit spontan mit ihm übers Wochenende irgendwohin fahren konnten. In seinem Job musste er seine spärliche Freizeit nutzen. Keine Abhängigkeiten, keine Einschränkungen, keine Familienbande.

Später allerdings, wenn er mal verheiratet sein würde, wünschte er sich jede Menge Kinder. Er wusste, wie es sich anfühlte, als überbehütetes Einzelkind aufzuwachsen. Aber das war Zukunftsmusik.

Er drehte die Dusche aus und griff nach dem Handtuch.

2. KAPITEL

Es klingelte. Immer wieder. Es war nicht der Wecker. Auch nicht das Handy. Die Türklingel!

Christina riss sich aus den Armen von Antonio Banderas los, der sie im Traum an sich gedrückt hielt, und setzte sich auf. Blinzelnd sah sie sich im Schlafzimmer um und versuchte, sich zu orientieren. Irgendetwas stimmte nicht, obwohl alles so aussah wie sonst auch um diese Tageszeit.

Außer, dass es nicht diese Tageszeit war. Sie hatte gestern Abend alle Uhren eine Stunde zurückgestellt, nachdem ihre Mutter sie daran erinnert hatte, dass an diesem Wochenende die Sommerzeit endete.

Die Türklingel hörte nicht auf, immer wieder zu lärmen. Christina sah zur Uhr. Halb sieben. Wer klingelte so früh? Bellas Abholdienst zur Schule kam erst in einer Stunde.

Sie griff nach dem Morgenmantel und eilte durch das Haus zur Vordertür. Nach einem Blick durch den Spion stöhnte sie und riss die Tür auf. „Marci?!“

Marci Smith trat erschrocken einen Schritt zurück und runzelte die Stirn. „Christina? Hast du verschlafen? Ist Bella fertig?“

Christina starrte sie verständnislos an. „Aber es ist doch erst halb sieben!“

„Was redest du? In zwanzig Minuten fängt die Schule an. So wie letzte Woche auch. Es ist halb acht!“

Christina riss die Augen auf. „Das kann nicht sein. Seit gestern ist die Sommerzeit zu Ende.“

Marci stand einen Moment mit offenem Mund da und schlug sich dann die Hand davor. „Bei uns ändert sich nichts“, sagte sie dann. „Wir sind hier in Indiana.“

„Du meine Güte!“ Houston, Boston, Cincinnati – überall wurden die Uhren nach Ende der Sommerzeit wieder eine Stunde zurückgestellt. Oder etwa doch nicht überall? „Du meinst, ich bin eine Stunde zu spät?! Oh Gott, ich habe ein Meeting um halb neun und noch nicht mal geduscht! Und – Bella!“

„Hol sie“, sagte Marci. „Ich warte hier vor der Tür. Megan wartet im Auto, solange sie mich sieht, ist das okay.“

„Danke!“ Christina machte auf dem Absatz kehrt und hastete los. Noch nie hatte sie sich so schnell bewegt, schien ihr. Es dauerte keine sechs Minuten, und Bella war angezogen, hatte die Zähne geputzt und die Haare gekämmt. Glücklicherweise stellte die Grundschule von Morrisville ein hervorragendes Frühstück für die Kinder, sodass diese Sorge wegfiel. Bella würde nicht auf ihr Frühstück verzichten müssen.

Christina allerdings sehr wohl. Kein Bagel, kein Kaffee, kein Wall Street Journal heute. Stattdessen rasende Hektik. Fast wäre sie umgefallen, als sie nach dem Duschen in Hose und Schuhe gleichzeitig schlüpfen wollte. Das Make-up schaffte sie in Rekordzeit.

In mancher Hinsicht war es doch ganz gut, dass Morrisville so ein kleines Nest war. Sie schaffte es, nur fünf Minuten zu spät zu ihrem Termin zu kommen. Ihre Absätze klapperten über die Marmorfliesen im Foyer des alten Backsteingebäudes, das den Anwälten von Lancaster & Morris seit mehr als sechzig Jahren als Kanzlei diente.

„Mein Name ist Christina Jones“, sagte sie zur Empfangssekretärin. „Ich habe einen Termin mit Reginald Morris.“

„Herzlich willkommen, Miss Jones. Sie werden schon erwartet. Die Herren warten im großen Konferenzraum. Ich sage nur schnell Bescheid.“

Im großen Konferenzraum hatte auch das Vorstellungsgespräch stattgefunden. Da passten bequem zwanzig Personen hinein. Zweifellos waren alle Teilhaber versammelt. Warteten diese etwa nur auf sie? Hoffentlich nicht.

„Vielen Dank“, sagte sie zur Empfangssekretärin.

„Man wird Sie gleich abholen. Setzen Sie sich doch.“

„Danke, ich stehe lieber“, antwortete Christina und hielt sich an ihrer neuen, teuren Aktentasche fest, die sie sich selbst zur Belohnung für den ergatterten Job geschenkt hatte. Es war alles andere als leicht gewesen, ihn zu bekommen. Vier andere Bewerber waren bis zum Schluss ihre Konkurrenten gewesen.

Ihr Blick wanderte über die grandiose Architektur des über hundert Jahre alten Hauses. Das Foyer wurde von einer eindrucksvollen Kuppel überwölbt, umgeben von Kreuzgewölbe und Balkonen in drei Etagen. Früher hatte das repräsentative Gebäude den Sitz der Landkreisverwaltung und das Amtsgericht beherbergt, bevor für diese Zwecke moderne Gebäude in einer anderen Stadt errichtet worden waren.

„Miss Jones.“ Reginald Morris kam ins Foyer, und sie lächelte ihn an. Er war in den Fünfzigern und bei ihrem Bewerbungsgespräch der Wortführer gewesen. Von diesem Job hing ihre und Bellas Zukunft ab. Er gab ihr die Chance, endlich wieder als Rechtsanwältin zu arbeiten.

Nach dem Examen mit vierundzwanzig hatte sie zwar Praxiserfahrungen gesammelt und sogar eine Reihe eindrucksvoller Fälle gewonnen. Auch zur Junior-Kanzleiteilhaberin hatte sie es damals schon einmal geschafft. Alles hatte darauf hingedeutet, dass sie eine äußerst erfolgreiche Anwaltskarriere hinlegen würde. Doch dann war Kyle Jones in ihr Leben getreten, und alles hatte sich geändert. Er hatte darauf bestanden, dass sie ihre Berufstätigkeit beendete und nach der Hochzeit zu Hause blieb.

Die Schwangerschaft und die darauffolgenden Jahre als Mutter eines Kleinkindes hätte sie um nichts in der Welt missen wollen. Doch jetzt mit vierunddreißig war sie fast schon ein wenig spät dran für den zweiten Anlauf zur Karriere. Da war es ihr egal, dass sie den Job hier nur bekommen hatte, weil die Kanzlei dringend eine Spanisch sprechende Anwältin brauchte.

Und wenn sie nur deshalb gleich zur Teilhaberin ernannt worden war, damit das Teilhaberteam nicht nur aus weißen Amerikanern bestand, dann konnte sie damit auch leben. Hauptsache, sie war wieder eine unabhängige Frau. Dieser Job war der erste Schritt. Sie hatte keine Ahnung, wohin ihr Weg am Ende führen würde, aber von hier konnte es eigentlich nur aufwärtsgehen.

„Guten Morgen, Mr. Morris!“, antwortete sie.

Er nahm ihre Hand zwischen seine. „Herzlich willkommen, Christina. Wir sind sehr froh, Sie bei uns zu haben. Mit Ihnen und Ihren Fähigkeiten werden wir diesen Fall bestimmt gewinnen. Erlauben Sie mir, Sie den anderen Teilhabern vorzustellen.“

„Ich möchte mich für meine Verspätung entschuldigen“, sagte sie geradeheraus.

Die Lachfältchen in seinen Augenwinkeln vertieften sich. „Lassen Sie mich raten. Sie haben die Uhr zurückgestellt.“

„Stimmt“, gab sie zu.

Er lachte leise, tätschelte ihre Hand und ließ sie dann los. „Das macht jeder, der neu nach Indiana kommt. Betrachten Sie es als eine Art Einweihungsritual oder Indiana-Überlebenstraining. Allerdings ist der Gesetzgeber dabei, dafür zu sorgen, dass ab dem nächsten Jahr auch bei uns die Uhr umgestellt wird. Hier entlang, bitte.“

„Na, bereit, deinen neuen Boss zu treffen?“

Bruce sah auf. „Ganz schlechtes Timing, Colin“, entgegnete er, während sein Freund zu ihm ins Büro hereinkam.

„Wann geht’s denn los?“

Bruce wandte sich wieder den Bergen von Akten und Dokumenten auf seinem Schreibtisch zu. Er war während der vergangenen Wochen zwar per Fax über die wichtigsten Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten worden, aber der von ihm zu erledigende Papierkram hier hatte sich dennoch verdoppelt. „Läuft schon. Ich bin erst ab neun Uhr erwünscht.“

Colin zuckte zusammen. „Oh. Das ist übel. Ihr sollt zusammenarbeiten, aber du darfst am ersten Tag nicht mal von Anfang an mit dabei sein. Mann, das ist echt nicht fair. Du hättest dieses Jahr Teilhaber werden sollen. Bei mir ist das etwas anderes, ich habe das Examen nur mit Ach und Krach geschafft. Wahrscheinlich würde sich mein Großvater deswegen im Grabe umdrehen.“

„Wie du abgeschlossen hast, ist doch völlig egal. Hauptsache, du hast einen Abschluss. Außerdem ist es ja nicht so, als wenn du Probleme gehabt hättest, einen Job zu finden. Du bist ein Morris, und dein Platz hier in der Kanzlei ist dir sicher.“

„Eben. Und du bist Anwalt in vierter Lancaster-Generation, hast das Examen mit Auszeichnung bestanden und schon ziemlich eindrucksvolle Prozesse gewonnen. Dein Großvater liebt dich. Und dein Urgroßvater würde dich auch lieben, wenn er noch lebte. Herrje, sogar mein Vater liebt dich. Deswegen verstehe ich seine Entscheidung noch weniger.

Dich zugunsten eines Außenstehenden zu übergehen, bloß damit wir nicht nur Familienmitglieder in der Kanzlei haben … also, ich betrachte das als einen Affront! Und dann auch noch eine Frau!“

„Eine Frau?“ Bruce sah erneut auf und wandte sich Colin zu.

Colin ging zur Tür und schloss sie nachdrücklich. Um ehrlich zu sein, hatte Bruce seinem Freund gar nicht wirklich zugehört, sondern ein Memo studiert. Wenn Colin erst mal mit Reden loslegte, fand er so schnell kein Ende, da war er genau wie der alte Roy Lancaster. Bruce hatte sich angewöhnt, bei beiden einfach abzuschalten, sobald sie in Fahrt kamen.

„Was meinst du – und dann auch noch eine Frau?“, fragte er. „Hat es dich wieder mal erwischt? Du bist echt unverbesserlich.“

„Examensbester, aber ein unverbesserlich schlechter Zuhörer. Als dein bester Freund sollte ich daran gewöhnt sein. Mir dagegen fällt sogar auf, was für ein Hemd du trägst. Ich frage mich, wie ich es überlebt habe, mit dir jahrelang ein Studentenzimmer zu teilen. Na, egal. Jedenfalls rede ich nicht von meinen Frauenbekanntschaften, obwohl ich dir noch nicht von Gina erzählt habe.“

Bruce hob eine Augenbraue. „Gina?“

„Gina.“ Colin begleitete den betonten ersten Buchstaben mit kurvigen Bewegungen seiner Hände. „Bei ihr lerne selbst ich noch dazu.“

Bruce winkte ab. Sie waren so vertraut miteinander, dass sie immer über die Geheimnisse des anderen Bescheid wussten und bei Bedarf halfen, Kummer in Alkohol zu ertränken. „Okay, okay. Erzähl es mir später. Von wem redest du denn sonst?“

„Na, von unserer neuen Kanzleiteilhaberin. Christina.“

„Christina?“ Bruce wurde unbehaglich zumute.

„Ja, Christina Jones. Exfrau von Kyle Jones. Du weißt schon, der Rechtsaußen der Cincinnati Bengals.“

„Sie ist unser neuer Teilhaber? Mein Boss? Chris Jones ist eine Frau?“ Bruce’ Großvater war dann wohl falsch informiert gewesen. Und zwar absichtlich, keine Frage. Reginald Morris war schließlich kein Dummkopf.

„Du warst so richtig hinter dem Mond da oben in Indianapolis, was?“ Colin sah sich kurz um, als könne jemand sie belauschen. „Ein heißer Feger, das kann ich dir sagen. Da werde ich echt ein Problem haben, mich zusammenzureißen. Sonst kriege ich noch eine Anzeige wegen sexueller Belästigung an den Hals.“

Bruce wusste, dass Frauen auf Colin flogen wie Motten aufs Licht, aber ihn selbst interessierte das nicht. Er hatte schon mit Anwältinnen zusammengearbeitet, und es war immer alles strikt sachlich geblieben. Die Neue konnte Miss America sein, und es würde keinen Unterschied machen.

Dass sie allerdings eine Frau als Teilhaberin genommen hatten und nicht ihn, das störte ihn doch sehr. Aber diesen Schlag gegen sein männliches Ego würde er überleben.

„Du hörst mir schon wieder nicht zu“, stellte Colin tadelnd fest.

„N…nein“, gab Bruce zu. „Ich bin ziemlich müde. Wir mussten gestern spätnachts noch mal raus. Eine verrückt gewordene Bratpfanne. Die ganze Küche stand in Flammen.“

Colin verdrehte die Augen. Er sträubte sich gegen ehrenamtliche Tätigkeiten. „Na prächtig. Treffen wir uns heute nach Feierabend im Country Klub? Sagen wir, gegen fünf? Ich werde heute den ganzen Tag im Gericht in Ripley sein. Plädoyer in der Watson-Sache.“

„Ja, gern. Ich rufe dich an, wenn etwas dazwischenkommen sollte.“

„Oder falls du eine Wiederbelebung brauchst, nachdem du deine neue Chefin gesehen hast“, fügte Colin hinzu, während er zur Tür ging und sie öffnete. „Oh, hallo, Angela.“

„Grüß dich, Colin.“ Bruce’ hochschwangere Anwaltsgehilfin schob sich an ihm vorbei ins Büro. „Bruce, sie haben eben angerufen. Du sollst jetzt rüberkommen.“

Er warf einen Blick auf seine teure Armbanduhr, die ihm sein Vater zum bestandenen Examen geschenkt hatte. Zehn vor neun. „Früher als angekündigt.“

„Das ist bestimmt ein gutes Zeichen“, sagte Colin leichthin.

„Vielleicht.“ Bruce trank nachdenklich einen letzten Schluck Kaffee, steckte sich ein Pfefferminz in den Mund und stand auf, um sich das Jackett überzuziehen. „Wir werden sehen.“

„Er ist unterwegs“, informierte Reginald Morris und lächelte Christina an. „Noch einen Kaffee, bevor Sie ins kalte Wasser springen?“

„Ja, bitte.“ Sie hielt ihm ihre Kaffeetasse entgegen.

Es gab mit Christina nun insgesamt zehn Teilhaber der Kanzlei, davon eine weitere Frau, Susan Jenkins. Sie war siebenundfünfzig, arbeitete seit dreißig Jahren für Lancaster & Morris und kümmerte sich um Treuhand- und Vermögensangelegenheiten. Reginald Morris war gemeinsam mit drei Teilhaberanwälten für Körperschaftsangelegenheiten zuständig.

Einer von ihnen war sein Bruder Larry. Alle waren im Konferenzraum anwesend, bis auf Roger Lancaster, der mit seiner Frau zu einer dreimonatigen Kreuzfahrt unterwegs war und erst nach Neujahr wieder zurückerwartet wurde.

Die frisch gefüllte Kaffeetasse in der Hand, nahm Christina Bewegung an der Tür wahr. Da kam vermutlich Bruce Lancaster, Nachkomme des Kanzleigründers Lancaster. Den ganzen Morgen über war von ihm gesprochen worden. Er hatte gerade in Indianapolis einen spektakulären Berufungsfall gewonnen. Deshalb war er mehrere Wochen nicht in der Kanzlei gewesen.

„Er wird Ihre rechte Hand sein“, hatte Reginald Morris ihr versichert. „Seinetwegen haben wir den Diskriminierungsfall überhaupt bekommen. Die Frau, die bei ihm sauber macht, hat ihm von den Beschwerden ihrer Freundinnen erzählt, und er hat darauf bestanden, dass die Ladies mit ihm darüber reden, da ihr Arbeitgeber diese Beschwerden ignoriert. Er hat in ihrem Namen den Fall eröffnet, aber er spricht kein Wort Spanisch.“

Christina stellte ihre Tasse hin und stand auf. Bruce Lancaster war noch von einigen Anwälten verdeckt, doch schließlich teilte sich die Gruppe, und sie bekam ihn endlich zu Gesicht.

Ihr wurden die Knie schwach, sodass sie nach der Tischkante greifen musste, um sich daran festzuhalten.

„Da haben wir ihn, Christina“, verkündete Reginald Morris überflüssigerweise. „Darf ich vorstellen? Bruce Lancaster, zukünftig Ihr enger Mitarbeiter.“

Christina schob ihren Stuhl zurück und stand auf. Ihre Knie wurden weich, und sie griff nach der Tischkante, um sich festzuhalten. „Sie sind das!“ Sie reagierte unwillkürlich, völlig unkontrolliert. Denn fassungslos sah sie, wie der gut aussehende Feuerwehrmann auf sie zutrat, dem gegenüber sie sich vor Kurzem erst mehr als eine Blöße gegeben hatte.

Er hielt inne. „Sie!“, entfuhr es ihm, und es gelang ihm keinen Deut besser als ihr, seine Überraschung zu verbergen.

Reginalds Kopf ging hin und her, als wäre er Zuschauer bei einem Tennismatch. Er lächelte unsicher. „Ihr kennt euch?“

Oh, das war kein guter Anfang für ihre neue Karriere. Erst zu spät kommen und sich dann auch noch unprofessionell benehmen!

„Nein“, sagte sie.

„Doch“, entgegnete Bruce.

„Ich meine, wir sind uns begegnet“, korrigierte sie sich. „Aber wir kennen uns nicht.“ Mistkerl!

Er lächelte sie breit an, mit all seinem überlegenen, hollywoodreifen Charme. Mit einer Unbefangenheit, wie sie sich nur ein Familienmitglied erlauben konnte, klopfte er Reginald auf den Rücken, ohne Christina aus den Augen zu lassen. „Reginald, Christina ist die perfekte Wahl. Einfach exzellent. Angela ist mir auf den Fersen mit dem Papierkram. Da können wir sie gleich einarbeiten. Christina … ich darf Sie doch Christina nennen? Oder stand da nicht Chris in Ihrem Lebenslauf? Den Namen hatte mein Großvater mir gesagt.“

Christina war wie vor den Kopf gestoßen. Er hatte sie formvollendet überrollt, jede Jury wäre begeistert gewesen. Dieser Beau war gut, verdammt gut in seinem Job. „Ich bevorzuge Christina“, sagte sie nur.

Bruce reichte ihr seine Hand und sie ihm ihre. Er drückte kräftig zu. Seine Haut fühlte sich heiß an, und Christina lief ein erregter Schauer den Rücken hinunter, auf den sie in dieser Situation wirklich lieber verzichtet hätte.

„Herzlich willkommen bei Lancaster & Morris. Wie gesagt, meine Mitarbeiterin Angela ist auf dem Weg in den kleinen Konferenzraum. Den habe ich für die gesamte Dauer des Falls mit Beschlag belegt.“

„Wunderbar“, sagte sie.

Er ließ ihre Hand los, und es gelang ihr endlich, ihr inneres Gleichgewicht wiederzuerlangen.

Reginald räusperte sich und übernahm wieder die Führung. „Na, dann werden wir euch an die Arbeit gehen lassen. Es heißt nicht umsonst, Zeit ist Geld. Willkommen an Bord, Christina. Ich lasse Sie in der vorzüglichen Obhut von Bruce. Er ist einer unserer besten Anwälte, und er wird Sie mit allem Wichtigen vertraut machen.“

„Vielen Dank.“ Sie kam sich vor, als sei sie einem hungrigen Löwen vorgeworfen worden.

Nacheinander verließen die anderen Kanzleiteilhaber den Konferenzraum, bis Christina allein mit Bruce dastand. Mit ihnen ging alle Herzlichkeit.

Christina hatte Bruce die ihm zustehende Beförderung zum Teilhaber weggenommen.

Und sie wussten es beide.

3. KAPITEL

„Wollen wir?“, fragte Bruce ohne weitere Umstände und zeigte mit seinem auffordernden Tonfall, wer hier tatsächlich das Sagen hatte. Er deutete mit ausladender Armbewegung zu den Doppeltüren hin, durch welche die anderen Anwälte verschwunden waren.

„Natürlich“, antwortete Christina kühl. Sie nahm ihre Aktentasche.

Von diesem Mann würde sie sich nicht unterkriegen lassen. Wenn er einen Kampf vom Zaun brechen wollte, dann jedenfalls nicht hier im großen Konferenzraum, wo jeder zuhören konnte, der vorbeikam.

Sie ging an ihm vorüber und bemerkte voller Genugtuung das leichte Beben seiner Nasenflügel, als ihm ihr blumiger Parfümduft in die Nase stieg. Draußen vor der Tür hielt sie kurz inne und konzentrierte sich darauf, gefasst und unbefangen zu wirken. Sie hatte keine Ahnung, wo der kleine Konferenzraum war.

„Brauchen Sie vielleicht Hilfe?“, fragte Bruce gedehnt hinter ihr.

Sie drehte sich zu ihm um, hob eine Augenbraue an und grinste herausfordernd. „Sie meinen, ausgerechnet Ihre Hilfe?“

„Oha. Schlagfertig sind Sie schon mal. Aber bitte, Ladies first. Der Raum, von dem aus wir arbeiten werden, liegt hinter der dritten Tür rechts.“

Hoch aufgerichtet ging sie zur genannten Tür und trat ein. Der kleine Konferenzraum war fast vierzig Quadratmeter groß. Eine Endzwanzigerin mit unübersehbarem Babybauch war bereits anwesend.

„Hallo“, begrüßte Christina sie mit ausgestreckter Hand. „Sie müssen Angela sein. Ich bin Christina Jones. Gratuliere zur Schwangerschaft.“

„Danke.“

„Werden Sie mit mir an diesem Fall arbeiten?“, fragte Christina die Anwaltsgehilfin.

„Nur solange dieser Fall dauert“, antwortete Bruce wie selbstverständlich für Angela. „Sie werden bestimmt irgendwann Ihre eigenen Mitarbeiter bekommen. Sprechen Sie Reginald einfach darauf an.“

Mit anderen Worten, Christina mochte ihm seine Beförderung weggenommen haben, da würde sie nicht auch noch seine Anwaltsgehilfin bekommen.

Angela sah kurz zwischen ihnen beiden hin und her, als wäge sie ab, wie sie die Situation am besten entspannen könne. „Ich bleibe noch bis Weihnachten. Danach werde ich für mindestens drei Monate in Schwangerschafts- und Mutterschaftsurlaub sein.“ Ein Lächeln breitete sich auf einmal über ihr Gesicht aus. „Es ist mein erstes Kind. Ein Mädchen.“

„Ich habe auch eine Tochter“, sagte Christina auf der Suche nach einem gemeinsamen Thema. „Bella ist acht.“

„Hm.“ Bruce räusperte sich hörbar, bevor Angela antworten konnte. „Das ist ja alles schön und gut. Aber wir haben zu tun.“

„Ich habe alle Akten hier aufgebaut“, informierte Angela ihn. „Und deine Nachrichten sind alle dort. Brauchst du sonst noch irgendetwas?“

„Nein, danke“, antwortete Bruce. „Mach dann bitte die Tür hinter dir zu.“

„Natürlich. War nett, Sie kennenzulernen, Miss Jones.“

Als Angela den Raum verlassen hatte, drehte Christina sich um und sah Bruce vorwurfsvoll ins Gesicht.

„Was ist denn?“, fragte er unschuldig.

„Ein Wunder, dass Sie sie nicht als Ihr Eigentum gebrandmarkt haben, bevor sie mich trifft. Ich sage Ihnen mal etwas, Bruce. Machen wir es einfach kurz und schmerzlos. Lassen Sie all Ihren Frust und Ihre Wut gleich jetzt raus. Ich habe Ihnen nicht nur die Teilhaberschaft, sondern auch die Mitarbeiterin genommen. Geben Sie einfach zu, dass Sie stinksauer sind. Ein reinigendes Gewitter, Sie wissen schon. Danach können wir vielleicht wirklich zusammenarbeiten. Schließlich haben wir, wie Sie ganz richtig bemerkten, eine Menge Arbeit vor uns.“

„Psychologie haben Sie wohl auch noch studiert, was?“ Er setzte sich demonstrativ an den Tisch, während Christina stehen blieb. „Sie haben recht, klären wir besser ein paar Sachen jetzt gleich. Ich bin ein Lancaster und direkter Nachkomme des Kanzleigründers. Roy Lancaster ist mein Großvater. Sie haben doch sicher vom Fall Wedlock gegen Storm gehört? Das war sein Plädoyer, und nur ein einziger der Richter war danach anderer Meinung.

Ich komme aus einer Familie, deren Mitglieder seit diversen Generationen Anwälte sind. Ich war Jahrgangsbester an der Uni, und ich hatte die höchste Punktzahl bei meinem Examen. Ich hätte überall arbeiten können.“

Sie hob den Kopf. „Kommen Sie auf den Punkt.“

Sein rechter Mundwinkel zuckte verdächtig. „Sagen Sie mir, warum ich sauer sein sollte. Nur weil ich jetzt ein Jahr länger auf die Teilhaberschaft warten muss? Wenn ich mal alt und grau sein werde, wird das hier immer noch meine Kanzlei sein, die ich weitervererben kann. Sie wird dann meinen Kindern, meinen Söhnen und Töchtern gehören. Also lassen Sie Ihre alberne Pseudopsychologie stecken. Ich ärgere mich kein bisschen deswegen. Sie liegen völlig daneben.“

Er hielt für einige Sekunden inne, und Christina wusste, der Herr Prozessanwalt war noch nicht fertig. Er hatte gerade erst angefangen.

Obwohl sie nicht allzu versessen auf diese Auseinandersetzung war, fand sie sie doch unerwartet erfrischend. Dieser Mann war von messerscharfer Intelligenz. Er hatte sich voll unter Kontrolle, auch wenn er verbale Hiebe austeilte. Das fand sie faszinierend, wie sie sich eingestehen musste.

„Hm“, fuhr er endlich fort. „Mal sehen, wie schlau Sie wirklich sind. Vielleicht kriegen wir wirklich ein reinigendes Gewitter hin, damit wir vernünftig miteinander arbeiten können. Erzählen Sie mir doch mal, mit wem ich es überhaupt zu tun habe. Ich war in Indianapolis, als Sie Ihr Vorstellungsgespräch hatten. Das ging ja alles ziemlich flott mit Ihrer Einstellung.“

„Stimmt.“

„Wie viele Fälle haben Sie in letzter Zeit gewonnen?“

„Steht alles in meinem Lebenslauf. Ich bin sicher, man erlaubt Ihnen, sich den durchzulesen. Oder ich bringe Ihnen morgen eine Kopie mit. In meiner letzten Kanzlei war ich als Junior-Teilhaberin auf dem besten Weg zur Senior-Teilhaberin.“

„Und Sie fühlen sich qualifiziert genug, um hier zu arbeiten?“

„Natürlich. Ich war ja nicht die einzige Bewerberin, die am Schluss in die engere Wahl kam. Reginald Morris war offenbar der Meinung, ich sei die Beste von ihnen. Bei meinem Harvard-Studium war ich Jahrgangsbeste. Sie können also davon ausgehen, dass ich da nicht bloß studiert habe, um mir einen Mann zu angeln.“ Sie machte eine kleine Pause. „Ich habe außerdem erstklassige Referenzen.“

Er verdrehte gelangweilt die Augen. „Hören Sie doch auf, der Frage auszuweichen. Ich wollte wissen, wie viele Fälle Sie in letzter Zeit gewonnen haben. Tun Sie mir den Gefallen, und sprechen Sie offen mit mir. Ehrlichkeit ist das Mindeste, was ich erwarten kann. Aber vielleicht verstehen Sie jetzt den wirklichen Grund, warum ich sauer bin. Sie haben seit acht Jahren nicht mehr gearbeitet.

Das hier ist mein Fall. Ich habe ihn an Land gezogen, und ich habe vor, ihn auch zu gewinnen. Sie mögen ja vor Jahren mal eindrucksvolle Erfolge gehabt haben. Aber der Hauptgrund, warum Sie hier eingestellt wurden, sind Ihre Spanischkenntnisse.“

„Wir …“

„Unterbrechen Sie mich nicht, solange Sie keinen guten Grund haben, mir zu widersprechen. Das ist unhöflich und nicht gern gesehen, besonders vor Gericht. Lassen Sie mich die Lage kurz zusammenfassen. Sie sind hier als Spanisch sprechende Anwältin für Spanisch sprechende Frauen. Eine Dolmetscherin, kaum mehr. Unterstellen Sie mir jetzt bitte keinen Sexismus. Das ist schlicht und einfach die Beschreibung Ihrer Rolle hier und damit Ihres Jobs.

Sie haben seit Jahren nicht praktiziert, schon gar nicht im Gerichtssaal. Ich werde nicht zulassen, dass Sie hier hereingetänzelt kommen und gleich an einen derart wichtigen Fall gelassen werden. Sie sind nicht von hier, und dieser Fakt kann einem hier außerordentlich im Wege sein.“

„Ich bin …“

Er ignorierte ihren Versuch, ihn zu unterbrechen. „Keine dieser Frauen wird jemals etwas von Harvard gehört haben. Weder, was das ist, noch, wo es liegt. Die meisten von ihnen haben nicht einmal die Grundschule beendet. Sie tragen auch keine Designerschuhe. Sie können sich nicht einmal die Kleider leisten, die sie von morgens bis abends in der Fabrik nähen.

Wir sind hier in Indiana, in der tiefsten Provinz, nicht in der Großstadt. Kulturassimilation und ethnische Traditionspflege werden hier ganz klein geschrieben. Sie mögen dieselbe Herkunft haben wie diese Frauen, aber sozial und einkommensmäßig stehen Sie derart weit über ihnen, dass Sie genauso gut eine hundertprozentige Weiße sein könnten.“

„Sind Sie jetzt fertig?“, fragte Christina steif.

„Nein, noch nicht.“ Bruce schluckte und presste dann einen Moment die Zähne zusammen, bevor er weiterredete. „Das hier ist keine Spielerei. Es ist etwas anderes, als wenn man sich ein Haremsdamenkostüm anzieht und mit der Nebelmaschine einen Feueralarm auslöst. Hier kann man echten Schaden anrichten. Diese Frauen werden ganz real benachteiligt. Ein Fehler, und wir sind den Fall wieder los. Und die Frauen ihre Jobs, ihre Zukunft. Das werde ich zu verhindern wissen.“

Christina verzog keine Miene und widerstand dem Wunsch, die Fäuste zu ballen und Bruce Lancaster zu schlagen wie einst ihren Cousin, als der sie an den Zöpfen gezogen hatte. Damals war sie zehn gewesen.

Bruce Lancaster hatte eben viel Schlimmeres getan. Er hatte ihre Integrität beleidigt und sie als inkompetent abgestempelt wegen irgendwelcher Ereignisse, auf die sie keinen Einfluss gehabt hatte. Er hatte sie auch herabgewürdigt, genau wie Kyle.

Was für ein Idiot. Wahrscheinlich war er nicht besser als die Typen, gegen die sie in diesem Fall antreten sollten. Er mochte verdammt gut aussehen, aber sympathisch war er ihr nicht.

Sie holte tief Luft und beschloss, diese Diskussion erst fortzuführen, wenn sie sich in diesem Job bewährt hatte. Dann würde sie ihm jedes einzelne seine Worte von eben unter die Nase reiben, und zwar gründlich.

„Schön und gut“, sagte sie ganz ruhig. „Nachdem Sie sich nun hoffentlich genug abreagiert haben in dem gänzlich unangebrachten Versuch, mich auf meinen Platz zu verweisen, sollten wir uns jetzt vielleicht doch langsam dem Fall zuwenden, anstatt hier noch mehr Zeit zu verschwenden.“

Er starrte sie an, mit wachsamen blauen Augen.

Christina begriff, dass sie ihn mit dieser Reaktion kalt erwischt hatte. „Sehen Sie, Bruce – ich darf Sie doch Bruce nennen? Ich mag zwar keine so beachtliche Trophäenreihe gewonnener Prozesse vorzuweisen haben wie Sie oder auch nur annähernd Ihre Erfahrung vor Gericht, aber das heißt noch lange nicht, dass ich zu nichts zu gebrauchen bin. Mein Exmann wollte mir das zwar jahrelang einreden, aber wenn er es nicht geschafft hat, wird es Ihnen erst recht nicht gelingen. Sie haben mich angeklagt und aufgrund ungünstiger Umstände und Ihres eigenen Vorurteils verurteilt. Keine Sorge, ich werde nicht versagen.“

„Das könnte ich mir zeitlich auch nicht leisten“, gab er scharf zurück.

„Nicht nötig.“ Sie hielt seinem Blick entschlossen stand. „Können wir uns dann jetzt an die Arbeit machen, für die wir von diesen Frauen bezahlt werden? Ich schlage Waffenstillstand vor. Wenigstens, bis Sie einen echten Beweis gegen mich finden.“

Er verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete sie, von ihrem strengen, mittelblonden Haarknoten über das blaue Designerkostüm bis zu den farblich passenden High Heels. „Die Jury berät noch“, erklärte er dann.

„Das reicht mir.“ Momentan zumindest. Kyle hatte über die Jahre genug Schaden an ihrem Selbstbewusstsein angerichtet. Bruce sollte sich vorsehen, wenn er meinte, sie würde sich einfach so überrollen lassen. Nie wieder, von niemandem, das hatte sie sich geschworen.

Er deutete auf einen Stapel brauner Fächermappen an einem Ende des Tischs. „Diese Ordner enthalten die Original-Gesprächsnotizen. Eidesstattliche Aussagen haben wir bisher nicht machen lassen.“ Er stand auf, ging zu einem anderen Stapel und deutete auf ihn. „Das hier sind die Verstoßmeldungen, die wir bei der Kommission für Gleichbehandlung im Beruf eingereicht haben.

Und das hier sind die Bücher, die ich besorgt habe. Fallbeispiele und relevante Gesetze. Die Präzedenzurteile sehen vielversprechend aus. Aber es hat kürzlich ein paar Gesetzesänderungen in Sachen Gleichbehandlung gegeben, möglicherweise auch hinsichtlich sexueller Belästigung. Einige der Frauen haben weitaus mehr gelitten als andere. Aber wir haben für sie alle Beschwerde eingereicht und dem Arbeitgeber einen Brief mit Änderungsforderungen geschrieben.

Wenn er darauf eingeht, kommt es zur Einigung. Wenn nicht, klagen wir auf mehrfachen Verstoß gegen das Antidiskriminierungsgesetz, sobald die Kommission uns grünes Licht dafür gibt. Wo wollen wir anfangen?“

Christina hatte ihm aufmerksam zugehört. „Am Anfang“, antwortete sie. „Das empfiehlt sich meistens. Am besten eine Chronologie aller bisherigen Ereignisse.“

„Okay.“ Bruce nickte und setzte sich wieder.

Diesmal folgte Christina seinem Beispiel und setzte sich auf den Stuhl gegenüber.

Und so saßen sie noch mehrere Stunden später, vertieft in ihre Arbeit, als Angela an der Tür klopfte und gleich darauf öffnete.

„Ich habe euch beiden Lunch mitgebracht“, sagte sie.

„Danke“, antwortete Bruce entspannt, als sei er nicht im Geringsten erschöpft davon, sich von morgens bis in den Nachmittag hinein intensiv zu konzentrieren.

„Ich hoffe Sandwiches mit Putenfleisch sind richtig?“, fragte Angela, als sie ihm die Papiertüte gab.

„Perfekt.“

„Ja, sehr schön“, sagte Christina, obwohl sie sich seit ihrer Schwangerschaft eigentlich meist vegetarisch ernährte. Aber heute war ihr das egal. Ihr Magen meldete sich vernehmlich. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie die vielen Stunden vergangen waren. Es war schließlich schon nach eins, und sie hatte heute nicht gefrühstückt. „Vielen Dank, dass Sie sich darum gekümmert haben.“

Angela lächelte. „Oh, kein Problem. Ich weiß ja, was Bruce für einen Arbeitsstil hat. Er würde überhaupt nichts essen, wenn ich ihn nicht regelmäßig dazu zwingen würde. Außerdem war es eine gute Ausrede für mich, mir mein Lieblingssandwich mit Hähnchenbrustsalat zu holen. Seit ich schwanger bin, bin ich völlig verrückt danach.“ Sie hielt inne. „Kann ich noch irgendetwas für euch tun? Der kleine Kühlschrank da hinten ist voller Getränke.“

Christina hätte das gern früher erfahren. Ihre Kehle war längst wie ausgedörrt.

„Ich denke, wir haben alles, danke“, erwiderte Bruce, und er sah Christina warnend an, damit ihr ja nicht etwa einfiel, noch irgendwelche Wünsche anzumelden.

„Ja, alles bestens“, sagte sie und schob den Stuhl nach hinten. „Aber ich muss mich mal kurz entschuldigen.“

„Zum Waschraum geht es hier entlang“, erklärte Angela, als habe sie Christinas Gedanken gelesen. Sie hielt die Tür offen und wartete.

Christina folgte ihr auf den Flur. Dies war eine günstige Gelegenheit, sich weiter miteinander bekannt zu machen. Wenn sie Angela nicht für sich gewann, hatte sie bei der Arbeit an diesem anspruchsvollen Fall schlechte Karten.

„Meine Füße tun mir weh. Gibt es hier im Ort eine Masseurin?“

„Schön wär’s“, antwortete Angela trocken. „Die Schuhe trage ich inzwischen zwei Nummern größer. Mein Mann reibt mir jeden Abend die Füße. Er hasst es, aber für mich ist es himmlisch.“

„Da haben Sie aber Glück mit Ihrem Mann.“ Kyle hätte nicht im Traum daran gedacht, so etwas zu tun. Er hatte sich nur beklagt, dass Christina aussah, als habe sie einen Basketball unter ihrer Kleidung versteckt.

„Oh ja, mein Brian ist ein echter Schatz!“, bestätigte Angela. „Wir sind jetzt zwei Jahre verheiratet, aber es fühlt sich immer noch an wie in den Flitterwochen.“ Sie waren vor der Damentoilette angekommen, und sie blieb stehen. „Ich mag Sie, Christina. Lassen Sie sich von Bruce nicht unterkriegen. Er ist ein echter Sklaventreiber, aber nur, weil er selbst so hart arbeitet und so gut in seinem Job ist. Er will immer alles mindestens hundertzehnprozentig haben. Mit weniger gibt er sich nicht zufrieden. So ist er nun mal.“

„Ach, machen Sie sich nur keine Sorgen. Ich komme gut zurecht“, log Christina.

Angela schien ihr das abzunehmen, denn sie sagte: „Super. Er ist ein toller Boss. Er weiß wirklich, was er tut. Er war Examensbester, das haben Sie sicher schon gehört. Ach, und glauben Sie bloß nicht, was immer Sie vielleicht hören, von wegen, er sei ein Casanova oder so. Das ist nur Gerede von eingeschnappten Frauen aus Morrisville, die bei ihm nicht landen können. Er ist viel zu sehr mit seiner Arbeit verheiratet. Falls Sie noch Fragen haben, rufen Sie mich einfach an.“

„Gern.“ Christina war froh über dieses Angebot.

Beim Händewaschen sah sie prüfend in den Wandspiegel. Ein paar mittelblonde Haare hatten sich aus dem straffen Knoten am Hinterkopf gelöst, und sie befestigte sie wieder. Sie hatte leicht geschwollene Augen, das kam von der Extrastunde Schlaf, mit der sie gerechnet, die sie aber nicht bekommen hatte. Bloß gut, dass Angela für eine Zwischenmahlzeit gesorgt hatte. Heute früh hatte Christina keine Zeit gehabt, sich etwas mitzunehmen. Aber morgen würde sie ihr eigenes Lunchpaket dabeihaben.

Als sie in den kleinen Konferenzraum zurückkehrte, war Bruce am Telefon. Sein Sandwich lag halb gegessen im Papier, die Halbliterflasche Cola stand daneben, nur noch halb voll.

„Such bitte nach der abweichenden Meinung in der Sache Martin gegen Blatt. Die Richter waren zwei gegen einen damit. Der Aufschrei in der Öffentlichkeit war so groß, dass danach sogar das Gesetz geändert wurde, weil es vorher nicht gerecht war. Das sollte genau das sein, was du für dein Plädoyer da brauchst. Ich setze Jessica da ran, sie soll dir die Unterlagen zufaxen.“

Während er ins Telefon lauschte, gestikulierte Bruce zu Christina, sie solle endlich essen. Ihre Tüte lag noch unangerührt auf dem Tisch.

„Ah, nein, in dieses Wespennest würde ich an deiner Stelle lieber nicht stechen. Das lenkt die Jury nur von der Hauptsache ab. Immer wieder auf denselben Punkt kommen und auf Gerechtigkeit bestehen.“ Er schwieg einen Moment. „Klar. Wir sehen uns um fünf.“

Er legte auf und sah Christina kurz an. „Holen Sie sich etwas aus dem Kühlschrank.“ Dann drückte er eine Taste auf dem Telefon und telefonierte über die Sprechanlage. „Jessica, hier ist Bruce. Graben Sie doch mal eben die abweichende Richtermeinung im Fall Martin gegen Blatt aus, und faxen Sie diese Unterlagen rüber zur Colin in Ripley. Schnellstmöglich. Ja. So wichtig ist die Sache. Nein, ich gehe heute nicht mehr selbst rüber. Legen Sie einfach los. Stellen Sie sich vor, der Termin wäre gestern gewesen, okay? Colin zählt auf Sie.“

Er ließ die Taste los und schaute auf. Christina stand immer noch. „Was ist denn? Habe ich etwas im Gesicht?“

„Nein.“

„Ich arbeitete auch über Mittag und esse zwischendurch. Das mache ich schon immer so. Ist viel effektiver, als fünf Minuten draußen rumzustehen und die Vögel anzustarren. Außerdem ist es dafür sowieso zu kalt, jetzt, wo die Kaltfront da ist.“

Christina ging zum Kühlschrank und nahm sich eine Limonadendose. Sie hätte ein wenig Koffein gebrauchen können, aber sie mochte keine Cola.

„Das war Colin Morris“, erklärte Bruce unerwartet sein Telefonat. „Sie werden ihm sicher noch begegnen. Er ist wie ich Junior-Teilhaber. Reginalds Sohn.“

„Brauchte er Hilfe bei einem Fall?“

„Beim Plädoyer verzichtet man gern auf unangenehme Überraschungen. Leider hat der Anwalt der Gegenpartei Colin eine vor den Latz geknallt. Aber Colin schlägt zurück. Macht er immer.“

„Und Sie hatten die richtige Antwort sofort parat.“

„Hatte ich, ja.“ Bruce ließ es klingen wie „ja, so ein toller Anwalt bin ich“. „Ich habe ein fotografisches Gedächtnis und kann mir gut Fakten merken. Irgendwann mache ich bestimmt mal bei Wer wird Millionär? mit. Wo waren wir stehen geblieben?“

Christina schraubte betont ruhig ihre Flasche auf und trank einen Schluck. „Ich hätte gern ein paar Minuten, um in Ruhe mein Sandwich zu essen“, sagte sie dann. „Anders als Sie vermeide ich es tunlichst, die Mittagspause durchzuarbeiten. Auf die Art kann ich meine Gedanken besser ordnen. Ich würde ja dafür in mein eigenes Büro gehen, aber das dauert zu lange.“

„Die haben Sie echt einfach ins kalte Wasser geworfen, was? Na, los, essen Sie schon.“ Er begann, rhythmisch mit den Fingern auf den Tisch zu klopfen.

„Hören Sie auf damit“, forderte Christina und wickelte ihr Sandwich aus. Seine Finger hielten inne. „Danke. Das ist besser.“

Sie bemerkte, dass das Sandwich Oliven enthielt, nahm das mitgelieferte Plastikbesteck aus der Folie und begann, mit dem Messer sorgfältig die Olivenstückchen aus dem Sandwich zu entfernen.

„Ganz schöne Verschwendung, finden Sie nicht?“, fragte Bruce missbilligend.

„Ich mag keine Oliven, egal in welcher Form.“

Er zuckte mit den Schultern. „Dann sagen Sie Angela besser, was Sie gern mögen, und sie besorgt es Ihnen.“

Christina war mit ihrer Operation am offenen Sandwich fertig. „Ich bringe mir ab morgen mein eigenes Essen mit.“

„Sie kriegen Essensfreibeträge. Diese Freibeträge sind genau für solche Situationen wie heute vorgesehen oder wenn Sie mit Klienten essen gehen. Hat man Ihnen auch das vergessen zu sagen?“

„Ich hatte es wahrscheinlich nur vergessen, da ich momentan keine Klienten habe.“ Na wunderbar. Jetzt fühlte er sich wahrscheinlich noch überlegener. „Ich bringe mir einfach nur gern mein eigenes Essen mit. Ich werde nur die Hälfte dieses Sandwiches schaffen.“

Sie schnitt das Sandwich durch und schob die eine Hälfte beiseite. Dann sah sie Bruce’ Blick. „Haben Sie noch Hunger? Hier, Sie können das haben. Wirklich.“

„Wenn Sie es nicht wollen.“ Er griff sich ohne Zögern das Brot. „Normalerweise bringt Angela mir so ein belegtes Riesen-Brötchen. Heute wollte sie wohl keine Unterschiede machen.“

Das Telefon klingelte, und seine Sandwich-Hälfte blieb unberührt.

„Bruce Lancaster.“ Sein Gesicht wurde finster, während er zuhörte. „Nein, es ist gut, dass Sie mich angerufen haben. Sagen Sie ihr, ich bin schon unterwegs. Heute muss sie zur Arbeit gehen. Sie kann nicht einfach wegbleiben. Das gibt denen sonst das Recht, sie zu entlassen. Sagen Sie ihr, dass sie dort heute sicherer als je zuvor ist.“

Er legte auf und erhob sich. „Krise. Können Sie vielleicht unterwegs im Auto essen? Oder soll ich Ihnen unterwegs einen Hamburger kaufen? Ich meine, falls Sie mich begleiten wollen.“

Christina traf ihre Entscheidung sofort, obwohl sie keine Ahnung hatte, wovon Bruce redete. „Natürlich.“ Sie stand ebenfalls auf. „Was ist denn passiert?“

„Eine unserer Klientinnen weigert sich, heute zur Arbeit zu gehen. Sie war in der letzten Woche schon zwei Tage nicht da, und wenn sie heute wieder ohne Krankenschein fehlt, hat der Arbeitgeber das gesetzlich legitimierte Recht, sie zu feuern.“

„Bringen wir sie zum Arzt?“, fragte Christina, als Bruce schon aus der Tür war.

„Nein, wir bringen sie zur Arbeit“, antwortete er über die Schulter.

4. KAPITEL

Fünfzehn Minuten später verstand Christina, was Bruce gemeint hatte, als er feststellte, dass sie nicht von hier war. Nicht, dass das seine verletzenden Bemerkungen von vorhin weniger schlimm machte.

Womit er jedoch recht hatte, war die Tatsache, dass sie diese Welt hier nur aus dem Fernsehen kannte. Selbst in Mexico-Stadt lebte ihre Verwandtschaft in abgeschottetem Luxus hinter Mauern in einem wohlhabenden Stadtteil, bedient von Angestellten. Sie hatte von jenen Menschen gehört, die in Armut lebten und um Tagelöhnerjobs kämpften, aber sie hatte tatsächlich nie direkt mit ihnen zu tun gehabt.

Hier stand sie jetzt vor drei heruntergekommenen Ruinen von flachen Motelgebäuden, die sich um einen leeren, unkrautüberwachsenen Parkplatz drängten. Zwei Autowracks rosteten neben überquellenden Müllcontainern. Eine ebenfalls rostige Kinderschaukel quietschte leise im Wind. Es war eine gottverlassene Einöde.

„Du meine Güte“, flüsterte Christina, als Bruce’ Pick-up vor einem der Gebäude anhielt. Hinter einigen Fenstern bewegten sich vergilbte Gardinen, die wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten dort hingen, und neugierige Gesichter spähten nach den Ankömmlingen aus, um dann schnell wieder zu verschwinden.

„Wenn hier in der Nähe eine Schnellstraße gebaut würde, kämen Sie aus dem Staunen nicht heraus, wie schnell aus solchen abgelegenen Ecken präsentable Ortschaften werden. Hier sollte man auch mal dreinschlagen, aber das wäre eine separate Klage. Solange unsere Klientinnen jedenfalls nur Mindestlohn verdienen, können sie sich keine andere Unterkunft leisten.“

„Und das sind alles legale Immigranten? Mit Arbeitserlaubnis?“ Christina mochte ihren Augen kaum trauen. Die trübe Wolkendecke am Himmel tat ein Übriges dazu, den Betrachter an Szenen aus billigen Horrorfilmen denken zu lassen.

„Alle unsere Klientinnen sind legale Einwanderer. Das ist eines der wenigen Gesetze, gegen welche die Morrisville Bekleidungsfabrik noch nicht verstoßen hat. Die Wanderlandarbeiter sind schon weg, ihre Saison ist vorbei. Die wohnen dann hier zu zehnt in einem Zimmer. Und abgesehen von kirchlichen Organisationen interessiert das niemanden.“

„Ein echtes Dreckloch“, sagte Christina und steuerte in ihren italienischen High Heels um ein vertrocknetes Häufchen Hundekot. Der trockene Wind blies Staub umher. Jetzt im November war alles Grün längst braun und verdorrt.

„Sie sollten sich in Zukunft vielleicht besser etwas zurückhaltender kleiden – professionell, aber nicht zu anspruchsvoll“, instruierte Bruce sie. „Bis auf Gerichtstermine natürlich. Die meisten Leute hier kaufen ihre Kleidung im nächsten Wal-Mart drüben in Greensburg.“

„Sie tragen doch auch einen Anzug“, hielt Christina ihm entgegen. In ihrer letzten Kanzlei und auch danach in ihrer Ehe war immer großer Wert darauf gelegt worden, dass sie erstklassig gekleidet war. Selbst ihre Schwangerschaftskleider waren alles Designermodelle gewesen.

„Ja, aber nur, weil heute Morgen das Teilhabertreffen war. Diese Leute hier denken sofort an Ausländerpolizei, wenn sie Leute in Businesskleidung auf sich zukommen sehen.“

Bruce ging zu einer der Türen, von denen die Farbe abblätterte, und klopfte. Die Nummer sieben hing schief an einem Nagel und klapperte im Takt.

„María!“, rief er. „María Gonzales. Ich bin Bruce Lancaster. Machen Sie auf! Ich muss mit Ihnen sprechen. Clara schickt mich zu Ihnen.“

Ein Redeschwall auf Spanisch war durch die geschlossene Tür zu hören. Es gab aber kein Anzeichen, dass die Tür geöffnet werden würde. Bruce klopfte erneut. „María, por favor!“

„Lassen Sie mich mal“, sagte Christina. Einige andere Türen hatten sich geöffnet, und Köpfe reckten sich heraus, um sofort zu verschwinden, wenn man hinsah. „María! Soy Christina Jones, la social de Bruce. Por Favor abra la puerta. Le ne cesitamos hablar. Es muy importante.“

„Was haben Sie gesagt?“, fragte Bruce.

„Dass ich Ihre Kollegin bin und sie die Tür öffnen soll, weil wir dringend etwas besprechen müssen.“

„Oh.“ Er schien beeindruckt. Aber Christina hatte keine Zeit, ihren kleinen Triumph zu genießen, denn eben öffnete sich die Tür einen Spalt weit. Die Sicherheitskette blieb vorgelegt.

Eine Frau schaute durch den Spalt und gab eine weitere Tirade auf Spanisch von sich. Christina übersetzte.

„Sie sagt, der Boss erlaubt ihr immer noch nicht, rechtzeitig das Fließband zu verlassen. Außerdem ist die Damentoilette kaputt, und sie kann nicht auf die Männertoilette gehen. Und er sieht sie immer so anzüglich an und fasst sich in den Schritt dabei.“

„McAllister“, sagte Bruce, der offenbar sofort wusste, von wem die Rede ist. „Er ist der Übelste von allen. Er ist Donald Grays Neffe, und das ist wahrscheinlich der einzige Grund, warum er noch nicht entlassen wurde. Wegen der kaputten Toilette rufe ich gleich mal die Bundesarbeitsschutzbehörde an.“

„Ja, noch eine Bundesbehörde, die mit dem Fall zu tun bekommt, kann nicht schaden“, stimmte Christina zu.

„Gerüchten zufolge wartet man dort nur auf eine Gelegenheit, in dieser Fabrik mal nach dem Rechten zu sehen“, erzählte er. „Verstopfte Toiletten könnten ihnen genau den Vorwand liefern, den sie brauchen. Ich rufe dort an, und Sie versuchen bitte, María zu überzeugen, dass sie unbedingt heute zur Arbeit gehen muss. Wenn sie das nicht tut, kommen die Mistkerle wieder einmal davon mit dem, was sie den Arbeiterinnen antun. Los, sagen Sie ihr das. Sie muss zur Arbeit gehen. Sie ist ohnehin schon spät dran.“

„Sie sagt, die Pausen sind nicht lang genug, um die Toiletten in den anderen Etagen zu benutzen. Sie hat schon eine beginnende Blaseninfektion.“

„Na prächtig. Sagen Sie ihr, laut Gesetz haben auch Nichtgewerkschaftsmitglieder Anrecht auf eine Toilettenpause. Wenn die Toiletten in ihrer Etage nicht benutzbar sind, dann darf sie ohne Lohnabzug andere benutzen, auch wenn die weiter entfernt liegen. Wir finden nachher raus, wo genau wir uns deswegen für sie beschweren müssen. Aber sie muss heute noch auf Arbeit erscheinen. Überzeugen Sie sie. Wenn ich etwas sage, versteht sie kein Wort.“

Er zog sein Handy heraus und rief per Kurzwahl in der Kanzlei an. „Angela, ich brauche Namen und Telefonnummer von jemandem bei der Arbeitsschutzbehörde OSHA. Ich möchte wissen, ob es legal ist, eine ganze Fabriketage ohne funktionierende Toiletten zu lassen. Und informieren Sie dann bitte auch die Gleichstellungsbehörde davon.“

Christina betrachtete die kleine, schmale Frau hinter dem Türspalt, während am Boden eine Kakerlake unter einem Herbstblatt hervorkroch und über den unebenen Beton lief. Bruce zertrat sie.

Christina erschauerte. „María, tine que or al trabajo.“

Sie sah, wie die Augen der Frau sich entsetzt weiteten, und schob schnell einen Fuß in den Türspalt. Ihre Zehen wurden schmerzhaft eingeklemmt, weil María im selben Moment versuchte, die Tür zuzuknallen. „Nein, du wirst mich nicht aussperren“, presste Christina auf Englisch zwischen den Zähnen hervor. Sie drückte mit der Hand gegen die Tür, um ihrem Fuß etwas mehr Freiraum zu erkämpfen. Die blättrige Farbe klebte an ihrem Handballen fest, als wären es Aufkleber.

Dann erklärte sie der Mexikanerin in schnellem Spanisch, warum sie heute unbedingt zur Arbeit gehen musste. Es wurde eine hitzige Diskussion, die etwa fünf Minuten dauerte. Doch sie endete damit, dass Christina den Fuß wegzog und María die Tür ganz öffnete.

Bruce telefonierte noch und stand ein Stück entfernt.

María kam aus dem Motelzimmer heraus, und Christina dachte kurz daran, dass all die früheren Diskussionen mit ihrer Mutter am Ende wohl tatsächlich etwas gebracht hatten. Sie hatte nämlich die Lieblingsmethode ihrer Mutter angewandt, indem sie emotionalen Druck ausgeübt hatte. Bevor María die Tür schloss, sah Christina kurz eine alte Frau und ein kleines Kind im Hintergrund. Marías Familie, die zweifellos der Grund war, warum María überhaupt unter diesen unerträglichen Bedingungen arbeitete. Die Familie, um derentwillen sie auch heute zur Arbeit gehen musste, um weiter für sie sorgen zu können.

„Wir fahren Sie zur Fabrik, und ich werde mit Ihrem Boss sprechen“, erklärte sie auf Spanisch. „Haben Sie zu Mittag gegessen?“ Christina wusste die Antwort schon, bevor sie die Frage ganz ausgesprochen hatte. „Dann halten wir unterwegs und besorgen Ihnen etwas zu essen.“

Bruce klappte sein Handy zu und kam zu ihnen heran. Sofort senkte María den Kopf auf die Brust und starrt auf ihre Schuhspitzen.

„Lassen Sie das“, fuhr Christina sie auf Spanisch an, und die zierliche Frau sah überrascht auf. „Machen Sie sich nicht klein vor ihm!“, redete Christina weiter. „Sie sind doch nicht weniger wert als er, nur weil er ein Weißer ist. Sie können stolz sein auf Ihre Herkunft!“

Zu Bruce gewandt sagte sie: „Wir können. Ich habe ihr erklärt, dass wir sie zur Arbeit bringen, da alle anderen in ihrer Schicht schon weg sind. Ich habe ihr auch gesagt, wir holen ihr unterwegs noch etwas zu essen. Und ich möchte den Geschäftsführer der Firma sprechen.“

„Donald Gray empfängt keine Besucher“, entgegnete Bruce, während sie gemeinsam zu seinem Pick-up gingen. „Habe ich schon x-mal versucht.“

„Kann sein“, sagte Christina. „Ich aber noch nicht.“

Er schien einen Moment zu überlegen. „In Ordnung“, sagte er dann. „Schaden kann es nicht, wenn Sie es mal probieren.“

Im Auto zog Christina die Jacke ihres Designer-Kostüms eng um ihren Oberkörper. Sie trug eine teure Seidenbluse darunter, und das war ihr auf einmal peinlich. María trug ein bedrucktes Sweatshirt und ausgewaschene Jeans. Sie wurde gnadenlos ausgebeutet.

Nachdem sie Lunch für María besorgt hatten, waren es nur wenige Minuten bis zur Fabrik. Vermutlich gingen die Arbeiter im Sommer zu Fuß dorthin.

Wie seltsam, ging es Christina durch den Sinn. Sie selbst hatte die besten Schulen in den Vereinigten Staaten besucht und nie Diskriminierung erlebt. Für María dagegen war es Alltag. Leute wie María misstrauten jeder Regierung und kämpften aus eigener Kraft um ihren amerikanischen Traum, ohne zu ahnen, dass das Gesetz voll auf ihrer Seite war, wenn es um sichere Arbeitsbedingungen und faire Behandlung ging.

Christina hatte María auch darauf hingewiesen, dass die Regierung der Vereinigten Staaten ihr immerhin eine der begehrten Greencards ausgestellt hatte, ein Privileg, von dem viele mexikanische Einwanderer nur träumen konnten. Das amerikanische Rechtssystem würde ihr helfen, für ihre Familie eine bessere Zukunft zu erarbeiten, das hatte Christina ihr versprochen. Und sie war entschlossen, dieses Versprechen zu halten.

Als Bruce auf das Gelände der Bekleidungsfabrik fuhr, bekam Christina zum ersten Mal den Schauplatz all der Ungerechtigkeiten zu Gesicht. Es handelte sich um nichtssagende Produktionsgebäude, wie es sie überall auf der Welt gab. Bruce hielt am Pförtnerhäuschen und trug sich in die Besucherliste ein. Minuten später hatten sie María zum Angestellteneingang gebracht, wo sie ihre Karte stempelte und dann das Gebäude betrat. Ihr direkter Vorgesetzter war nirgends zu sehen.

Bruce parkte seinen Wagen neben dem Haupteingang.

„Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte drinnen eine extrem gelangweilte Empfangsdame, die kaum von ihrem Modejournal aufsah. Sie war vielleicht achtzehn, hatte vermutlich erst letztes Frühjahr ihren Schulabschluss gemacht. Als sie Bruce’ strahlendes Lächeln sah, leuchtete ihr Gesicht auf.

„Ich möchte gern zu Donald Gray“, sagte er.

„Haben Sie einen Termin?“, fragte das Mädchen.

Bruce schüttelte den Kopf und streckte die Hand nach ihrem Namensschild an der Bluse aus. Er hob es leicht an: Julie. „Nein, nicht für heute. Würden Sie ihn bitte anrufen, Julie, und ihm sagen, dass Bruce Lancaster hier ist?“

Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe und schüttelte ebenfalls den Kopf. „Das kann ich nicht. Er empfängt Besucher nur mit Termin. Ich kann aber eine Nachricht für ihn aufnehmen. Und Sie könnten Ihre Visitenkarte hierlassen.“

Mit einem noch strahlenderen Lächeln holte Bruce eine Visitenkarte aus der Hosentasche und spielte damit wie mit einem Pokerchip. „Na kommen Sie schon, Julie. Rufen Sie ihn für mich an.“

„Ich weiß nicht, ob ihm das recht ist“, sagte sie zögernd. Ihre Entschlossenheit wankte bereits.

„Er wird ihnen dankbar sein, glauben Sie mir.“ Er zwinkerte sie mit seinen unwiderstehlichen blauen Augen an.

Wenn Christina diesen Mann nicht schon von einer ganz anderen Seite kennengelernt hätte, wäre sie jetzt genauso hingerissen von seinem Charme gewesen wie Julie. Auch so blieben seine Bemühungen bei ihr nicht ganz ohne Wirkung. Ihr Puls hatte sich erheblich beschleunigt, während sie ihm zusah.

Julie nahm den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer. „Ja, hier ist Julie vom Empfang. Mr. Bruce Lancaster von Lancaster & Morris ist hier und möchte gern Mr. Gray sprechen.“

Ihr Blick wanderte von Bruce zu Christina. „Er ist in Begleitung einer Frau.“ Sie wandte sich ab und wisperte dann: „Sie trägt Prada. Ich habe dieses Kostüm letzten Monat in der Cosmo gesehen.“ Sie hielt einen Moment inne und sprach dann wieder lauter. „Ja, gut, ich sage es ihnen.“ Sie legte auf und wandte sich wieder den beiden Besuchern zu. „Mr. Gray ist leider verhindert. Aber Elaine Gray ist auf dem Weg hierher.“

„Vielen Dank“, lächelte Bruce. Dann nahm er Christina beim Ellenbogen und zog sie vom Empfangstisch weg. „Das kann nur an Ihrem teuren Kostüm liegen. Auch Elaine Gray empfängt sonst nie Besucher.“

„Wie das? Ist sie etwa immun gegen Ihren Charme?“

Bruce grinste. „Ja, seit ich mit Marilee Becker zum Abschlussball gegangen bin anstatt mit ihr. Sie ist zweiunddreißig, hat in Washington studiert, in St. Louis für eine Kanzlei gearbeitet und ist vor zwei Jahren zurückgekehrt, nachdem ihre Beziehung in Scherben lag.“

„Und wo haben Sie gelernt?“

„Morrisville High School, wie jeder hier.“

„Nein, ich meine, wo haben Sie Jura studiert? Mir ist nur gerade aufgefallen, dass ich nicht nur noch keine Visitenkarte für Lancaster & Morris habe, sondern auch nichts über Ihren beruflichen Werdegang weiß.“

Autor

Bonnie Gardner
Mehr erfahren
Michele Dunaway
Seit sie in die erste Klasse ging, wollte Michele Dunaway Schriftstellerin werden. Na ja sie wollte auch Nonne werden, aber dies Idee wurde schnell verworfen als sie feststellte, dass Jungen doch nett sind und auch keine Läuse haben. Während sie also nicht in die Fußstapfen ihrer Schwester trat, haftete der...
Mehr erfahren
Brenda Harlen
Brenda ist eine ehemalige Rechtsanwältin, die einst das Privileg hatte vor dem obersten Gerichtshof von Kanada vorzusprechen. Vor fünf Jahren gab sie ihre Anwaltskanzlei auf um sich um ihre Kinder zu kümmern und insgeheim ihren Traum von einem selbst geschriebenen Buch zu verwirklichen. Sie schrieb sich in einem Liebesroman Schreibkurs...
Mehr erfahren