Champagnernächte mit Drew

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Endlich hat ihre Schwester Ja gesagt! Die schöne Konditorin Caroline war im Stress. Nur einen Lichtblick gab es: den sexy Trauzeugen Drew Montgomery. Wenn sie sich einen Traummann backen könnte, dann wäre das süße Ergebnis genau wie Drew. Aber noch ist die Hochzeitsfeier nicht vorbei …


  • Erscheinungstag 11.02.2019
  • Bandnummer 2
  • ISBN / Artikelnummer 9783733745684
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Caroline Coopersmith legte ein großes Stück Hochzeitstorte auf ihren Teller und ging damit zu dem Tisch, der für die engsten Angehörigen der Braut reserviert war. Im Moment vergnügten sich aber alle außer ihr ausgelassen auf der Tanzfläche.

Als sie allein am Tisch saß, entschied sie sich dazu, sich zu der süßen Sünde auch noch ein Glas Champagner zu gönnen. Sie winkte einen Keller zu sich, nahm ein Glas Champagner von dessen Tablett und stellte es neben ihren Teller. Dann streifte sie die Schuhe mit den zehn Zentimeter Stilettoabsätzen ab.

Endlich. Sie holte tief Luft. Zum ersten Mal an diesem Abend – tatsächlich sogar zum ersten Mal seit Monaten – konnte sie sich entspannen. Sie hatte als Trauzeugin ihrer jüngeren Schwester Claudia wirklich alle Hände voll zu tun gehabt.

Ihre Schwester war nicht nur eine sehr nervöse Braut gewesen, sondern hatte auch noch unbedingt ihren Traum von einer perfekten Hochzeit verwirklichen wollen. Caroline war deshalb von ihr während der Hochzeitsvorbereitungen ziemlich auf Trab gehalten worden. Doch zu guter Letzt war ihre Schwester verheiratet – und sie war endlich frei.

Sie sah sich nun nach Drew Montgomery um. Der Trauzeuge des Bräutigams und sie waren sich gestern bei der Hochzeitsprobe zum ersten Mal begegnet. Beim darauf folgenden Abendessen hatten sie außerdem nebeneinander am Tisch gesessen. Seine Bekanntschaft zu machen und Zeit mit ihm zu verbringen, war sehr nett gewesen.

Caroline bemerkte plötzlich, dass Claudia ihr zuwinkte. Ihre jüngere Schwester wollte sie offensichtlich auf die überfüllte Tanzfläche locken. Sie musterte schnell die Gäste darauf. Doch als sie Drew dort auch nicht entdecken konnte, schüttelte sie verneinend den Kopf. Sie sah Claudia an und hob ihr Glas, als wolle sie einen Toast ausbringen. Auf euch beide! Legt ohne mich eine heiße Sohle aufs Parkett.

Ihre Schwester nickte und wandte sich wieder ihrem frischgebackenen Ehemann zu. Kyle zog sie trotz des schnellen Rhythmus des Popsongs I Gotta Feeling von den Black Eyed Peas eng an sich und wiegte sie in seinen Armen. Als sich das Paar küsste, war den beiden anzusehen, wie sehr sie sich liebten. Sie wirkten, als wenn sie sich um nichts in der Welt Sorgen machten.

Das brauchen sie ja auch wirklich nicht. Zumindest nicht im Moment. Caroline seufzte, als sie das glückliche Ehepaar betrachtete, und kostete nun die Torte. Die Hochzeit war zum Glück reibungslos über die Bühne gegangen. Jetzt musste Claudia nur noch den Brautstrauß werfen.

Anschließend würde sie selbst sich in ihre noble Hotelsuite zurückziehen und ein heißes Bad in dem riesigen Whirlpool aus Marmor nehmen. In der Zwischenzeit ließ sie sich die köstliche Karottentorte auf der Zunge zergehen, die mit Cognac getränkt und mit einer Haselnussmarzipancreme gefüllt war.

Genüsslich schloss sie die Augen, als sie sich die verschiedenen Aromen auf der Zunge zergehen ließ. Haselnüsse … Gewürznelke … Muskat … Sie selbst hätte die Füllung vielleicht noch mit einer zusätzlichen Prise Zimt versehen, wenn sie die Hochzeitstorte gebacken hätte – und eventuell mit einem Hauch von Orangenschale. Das war ein Geheimtipp, um Torten und Kuchen das gewisse Etwas zu verleihen.

Backen war ihr Hobby, bei dem sie sich wohlfühlte und stets völlig entspannen konnte. Angesichts ihres stressigen Jobs in der von ihrem Urgroßvater gegründeten Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsfirma Coopersmith & Bales suchte sie immer öfter Zuflucht in der leckeren Welt der süßen Backkunst. Es war ein Wunder, dass sie nicht schon dreißig Kilo Übergewicht hatte.

Caroline warf erneut einen Blick auf ihre Schwester, die so schön und verliebt aussah. Die Welt war in Ordnung, solange es nur die wahre Liebe gab. Sie glaubte wieder fest daran, seit sie das Liebesglück von Claudia und Kyle hautnah miterlebt hatte.

Das änderte jedoch leider nichts daran, dass ihre eigene romantische Zukunft allem Anschein nach nicht so rosig aussah. Im Laufe der Jahre hatte sie zwar eine Menge Freunde, aber niemals eine ernsthafte Beziehung gehabt. Ihre vorsichtige Zurückhaltung in Bezug auf Männer war einer ihrer Fehler, den sie auch bereitwillig zugab.

Zufällig schienen aber auch die meisten Männer, mit denen sie sich bisher verabredet hatte, aus verschiedenen Gründen stets unerreichbar gewesen zu sein. Oder sie waren immer gerade auf dem Sprung irgendwohin zu neuen Jobs, dem College oder Praktika gewesen. Einige wiederum waren auch gerade einfach nicht in der Verfassung für eine richtige Beziehung gewesen.

Offenbar hatte einer Beziehung immer etwas im Weg gestanden. Egal, ob es tatsächlich so gewesen war, oder das Hindernis nur in ihrer Vorstellung existiert hatte. Damit rechtfertigte sie auch, dass sie die aus Selbstschutz errichteten Abwehrbarrieren niemals abbaute.

An diesem Wochenende jedoch hatte Caroline den Eindruck gehabt, dass zwischen ihr und Drew Montgomery ein Funke übergesprungen war. Nach der Trauung des Brautpaars hatte er sich allerdings auf einmal rargemacht. Aber das ging schon in Ordnung. Na ja, zugegebenermaßen war sie schon enttäuscht deswegen, aber was hatte sie erwartet?

Ihr war sogar kurz der Gedanke gekommen, dass Drew genau der Typ Mann wäre, mit dem sie ein sexuelles Abenteuer wagen würde – wenn sie der Typ Frau für One-Night-Stands wäre. Denn er sah gut aus, war groß gewachsen und hatte breite Schultern. Seine Haare und Augen waren dunkelbraun. Außerdem umgab ihn irgendwie die Aura eines Enfant terrible, was ihn nur noch reizvoller für sie machte.

Einen One-Night-Stand auch nur in Erwägung zu ziehen, war allerdings vollkommen verrückt, denn so etwas sähe ihr überhaupt nicht ähnlich. Andererseits war sie eine ungebundene Frau von dreiunddreißig Jahren, die beruflich stets sehr eingespannt war. Sie hatte einfach keine Zeit, auf Männerfang zu gehen. Außerdem: War es denn wirklich so verkehrt, wenigstens den Hauch einer Liebelei erleben zu wollen – egal, wie flüchtig sie auch wäre?

Nun, es war ein verlockender Tagtraum gewesen. Aber jetzt, da sie ihre Pflichten als Trauzeugin und ältere Schwester erfüllt hatte und sich bei gefährlich viel Champagner und Torte entspannte, war Drew verschwunden.

Caroline sah auf den inzwischen leeren Teller. Die Torte war wirklich ein Genuss gewesen. Sie könnte sich ja noch ein zweites Stück gönnen und bräuchte dabei gar kein schlechtes Gewissen zu haben. Zumindest solange sie die Kalorien von Mayas Schokoladentrüffeln nicht mit in Betracht zog, die sie bereits vor der Trauung gegessen hatte.

Sie hatte sich natürlich sofort an ihre Freundin Maya LeBlanc gewandt, als der von ihrer Schwester beauftragte Chocolatier in Texas plötzlich den Betrieb eingestellt hatte. Außerdem hatte sich der Betrüger einfach mit Claudias Anzahlung aus dem Staub gemacht.

Ihre Freundin war die Inhaberin von Maya’s Chocolaterie in St. Michel auf der anderen Seite des Atlantiks. Auf ihre Bitte hin hatte diese sich sofort bereit erklärt, kurzfristig einzuspringen. Maya hatte sogar eigens für Claudias Hochzeit ein besonderes Rezept für Trüffel aus Zartbitterschokolade kreiert.

Zum Schluss hatte die Chocolatière die handgefertigten Schokoladentrüffel eigenhändig individuell verpackt und sie nach Celebration, Texas, geschickt. Jeweils drei der exquisiten Leckereien waren als insgesamt dreihundertneunundvierzig kleine Geschenke an die Hochzeitsgäste verteilt worden.

Außerdem hatte Maya für Claudia und Caroline ganz besondere Trüffel kreiert, die sie „Hochzeitsüberlebensausrüstung“ genannt hatte. Claudias Trüffel aus weißer Schokolade hatten beruhigende Kräuter wie Kamille und Lavendel enthalten, die tatsächlich ihre Wirkung entfaltet hatten, denn ihre Schwester schien mittlerweile vollkommen ruhig und unbeschwert zu sein.

Der Schachtel mit Carolines Trüffeln aus Zartbitterschokolade hatte eine kurze Notiz von Maya beigelegen.

Iss diese Trüffel am Tag der Hochzeit und denk daran, meine Süße, dass eine reizende Trauzeugin immer ihre Belohnung bekommt: L’amour!

L’amour? Liebe wäre wirklich eine schöne Belohnung. Erneut sah sie sich nach Drew um. Doch sie konnte ihn immer noch nirgendwo entdecken. Na dann holte sie sich eben noch ein zweites Stück Torte. Gerade als sie wieder mit den Füßen in die Schuhe schlüpfen wollte, riss eine Männerstimme sie aus ihrer Träumerei.

„Ist der Platz neben dir noch frei?“ Drew wartete gar nicht erst auf eine Antwort auf die rhetorische Frage und setzte sich neben Caroline.

Wo kommt der denn so plötzlich her? Egal. Jetzt wo er hier war, lag ihr das erste Stück Torte auf einmal schwer wie ein Stein im Magen. Sie atmete langsam ein, um ihre Nerven zu beruhigen. Das wie ein Mieder geschnittene Oberteil ihres Kleids schien plötzlich viel zu eng zu sein. Noch ein zweites Stück Torte zu essen, wäre wohl doch keine gute Idee.

„Ich hatte noch gar nicht die Gelegenheit, es dir zu sagen: Das ist ein wirklich schönes Kleid.“

Sie bemerkte plötzlich das Glitzern in seinen Augen, die dieselbe Farbe wie Mayas verführerische Schokoladentrüffel hatten. Er hatte ganz offensichtlich den Schalk im Nacken. Das war eine ganz andere Seite des sexy Mannes, der ihr den Kopf verdreht hatte, wenn er nur den Raum betrat. Verdammt, er sieht wirklich gut aus in dem Smoking.

Um ihn nicht noch weiter anzustarren, zwang sie sich dazu, einen Blick auf die Tanzfläche zu werfen. „Ja. Meine Schwester hat versprochen, dass man das Kleid noch bei vielen anderen Gelegenheiten tragen könnte. Was meinst du? Ist es auch passend für einen Abend in der Stadt?“ Sie packte den kürbisfarbenen Taftrock mitsamt dem Tüllunterrock, um damit laut zu rascheln.

Drew trank einen Schluck Bier und ließ den Blick langsam vom Taftrock hinauf zum Miederoberteil des Kleides und schließlich zu dessen Ausschnitt wandern. Als sie die Arme verschränkte und eine Hand auf den Halsansatz legte, schaute er ihr schließlich in die Augen. „Ja, es macht zwar ziemlich viel Lärm, aber es steht dir wirklich außerordentlich gut, Caroline. Es ganz hinten in deinen Kleiderschrank zu verbannen, wäre eine Schande. Ich sage: Trag es und zeig dich damit.“

„Wohl kaum, Drew. Darin ähnele ich nämlich einem Kürbis, den jemand zu Halloween nach draußen gestellt hat“, scherzte sie. Er war ihr so verlockend nahe und sah ihr noch immer in die Augen. Ein paar Strähnen seiner lockigen, dunklen Haare fielen ihm in die Stirn, während er sie frech angrinste. Sie war absolut hingerissen von ihm.

Dieser Mann brachte sie förmlich um den Verstand. Plötzlich war sie gar nicht mehr so sehr darauf aus, sich in den Whirlpool aus Marmor zurückzuziehen. Zumindest nicht alleine. Was wäre, wenn sie ihn einfach einladen würde, ihr dabei Gesellschaft zu leisten? Bei der Vorstellung allein stieg ihr schon die Hitze in die Wangen.

Sie sollte nicht einmal daran denken, denn das führte unweigerlich zu dem One-Night-Stand, den sie innerlich bereits verworfen hatte. Sie hatte so viel um die Ohren, dass sie ohnehin schon nicht genug Schlaf bekam. Neben ihrem Arbeitspensum in der Firma kreierte sie nach Feierabend auch noch Desserts für Celebrations Inc., Catering Company, um ihrer Freundin A. J. Sherwood-Antonelli zu helfen.

Nein, sie hatte wirklich keine Zeit für einen Mann in ihrem Leben. Nun, zumindest nicht über diesen Abend hinaus. Vielleicht wäre aber genau das ja noch ein Grund mehr, nicht so prüde zu sein, und endlich mal ein sexuelles Abenteuer zu wagen.

Caroline versuchte, sich diese Fantasie aus dem Kopf zu schlagen. Bestimmt war sie inzwischen rot geworden. Was war denn nur los mit ihr? Hatte sie vielleicht zu viel Champagner getrunken? Oder war die Überdosis Zucker daran schuld?

„Eindeutig Zucker“, sagte er.

Na großartig. Jetzt las Drew schon ihre Gedanken. „Wie bitte?“

„Ich dachte gerade, dass du in diesem Kleid nicht wie ein Zierkürbis sondern eindeutig, wie ein Zuckerkürbis aussiehst.“ Er lehnte sich grinsend auf seinem Stuhl zurück, als er bemerkte, wie sehr er sie damit in Verlegenheit gebracht hatte.

„Das ist nämlich ein großer Unterschied, weißt du?“, fügte er hinzu. „Einer der Reporter beim Journal hat gerade einen Artikel über eine Kürbisfarm in Celina geschrieben. Demnach sollte man nie einen großen Zierkürbis für Kuchen verwenden, sondern einen der kleinen festen Zuckerkürbisse. Denn die sind viel süßer.“ Erneut nahm er sie von oben bis unten in Augenschein.

Kleiner fester Zuckerkürbis? War das etwa bildlich gesprochen? Caroline erschauerte, verschränkte aber dieses Mal nicht die Arme vor der Brust. Stattdessen blinzelte sie ihn nervös an. „Sollte das etwa ein Kompliment sein?“

„Ja, das sollte es.“

Sie tätschelte daraufhin seinen Arm und konterte: „Wenn dir nichts Besseres einfällt, ist das wirklich jämmerlich.“ Zunächst hatte sie in seiner Nähe kaum den Mund aufbekommen, doch an diesem Wochenende hatte sie die Erfahrung gemacht, dass er irgendetwas an sich hatte, das ihre Zunge löste.

Und das war gefährlich, weil sie sich dann nämlich auf dünnem Eis bewegte. Heute Abend war es besonders gefährlich, denn nichts und niemand lenkte sie mehr davon ab, dass Drew sie Dinge denken und fühlen ließ, die sie nur auf Abwege bringen würde.

Er sah, dass ihr Glas leer war, winkte einer Kellnerin herbei, nahm Champagner vom Tablett und stellte ihn vor Caroline auf den Tisch. „Jämmerlich, hm?“

„Ziemlich.“

„Verdammt, dann muss ich das wohl wiedergutmachen. Oder dir wenigstens beweisen, dass ich nicht ganz so jämmerlich bin. Zumindest nicht, wenn es darauf ankommt.“

Sein Grinsen ist umwerfend.

„Würdest du demnächst in deinem Zuckerkürbiskleid mit mir ausgehen, wenn ich diesen Smoking trage?“, fuhr er fort. „Inklusive der kürbisfarbenen Fliege natürlich.“ Er zeigte auf seine Fliege und dann auf ihr Kleid. „Dann passen wir nämlich perfekt zusammen.“

Sie war sich nicht sicher, was sie darauf sagen sollte. Keinesfalls wollte sie sich falsche Hoffnungen machen. „Aber das würde bedeuten, dass du dir den Smoking erneut ausleihen musst, und ich müsste es verschieben, dieses scheußliche Kleid zu verbrennen.“ Sie fand es clever, das neckische Geplänkel beizubehalten. „Also, ich glaube nicht, dass das funktioniert.“

Als sich seine Miene verfinsterte, wollte Caroline gerne glauben, dass er wirklich enttäuscht über diese angebliche Abfuhr war. Obwohl sie nur locker miteinander flirteten, fühlte es sich so an, als wenn es ein Anfang wäre und viel mehr daraus entstehen könnte.

„Nun, wenn du mich bei der Bitte um ein Date abblitzen lässt, musst du es auf andere Weise wiedergutmachen. Das ist schließlich das Mindeste, was du tun kannst.“

Ein Date? Drew hatte wirklich mit ihr ausgehen wollen? Aber er hatte doch nur Spaß gemacht. Nahm er das Leben überhaupt jemals ernst? Sie war sich nicht sicher, ob er die Verabredung unter dem Motto kürbisfarbene Outfits ernst gemeint hatte. Spiel trotzdem mit. „Was genau schwebt dir denn da so vor?“

„Genau in diesem Moment?“ Er schnappte sich ein weiteres Glas Champagner vom Tablett eines vorbeigehenden Kellners und stellte es lächelnd vor sie auf den Tisch.

Sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. „Ich glaube, ich weiß, was du im Moment vorhast. Du versuchst, mich betrunken zu machen. Heißt das etwa, du planst, die Situation auszunutzen?“

„Steht das denn zur Wahl? Denn wenn nicht, würde ich es sehr begrüßen, wenn du mich stattdessen verführen würdest.“ Er hielt kurz inne, als die schnelle Tanzmusik zu Soul wechselte. Sie sahen einander tief in die Augen, und die Atmosphäre veränderte sich. Ein Prickeln lag in der Luft.

„Du musst zugeben, dass die Chemie zwischen uns definitiv stimmt, Caroline“, fuhr er fort, „und ich glaube, dass wir dieses Knistern zwischen uns …“, er deutete mit der Hand erst auf sie und dann auf sich, „… vielleicht mit ein paar Experimenten ein wenig ausloten sollten. Sonst bist du vielleicht später nicht mehr in der Verfassung, den Brautstrauß zu fangen. Dann gehst du leer aus.“

Was sollte sie davon halten? Drew tat es schon wieder. Er betonte, dass zwischen ihnen die Funken sprühten. Das war nicht zu leugnen. Es war wirklich förmlich zu spüren, doch wenn die Sache dann ernster wurde, machte er erneut einen Scherz. Also handelte es sich für ihn doch nur um einen belanglosen Flirt, oder?

Dabei sollte ich es auch belassen und es nicht komplizierter machen, als es sein muss. „Oha, Romeo. Wie kommst du denn darauf, dass ich den Brautstrauß fangen will? Und wage es ja nicht zu sagen, dass alle Frauen darauf aus sind.“

„Magst du etwa keine Blumen?“

„Ich liebe Blumen.“ Als er sich näher zu ihr beugte und einen Arm auf die Rückenlehne ihres Stuhls legte, konnte sie die Hitze seines Körpers förmlich spüren. Sein einzigartiger und berauschender Duft hüllte sie augenblicklich ein.

„Warum willst du dann den Strauß nicht fangen?“, flüsterte er ihr ins Ohr.

Sein heißer Atem strich über ihre Wange. Am liebsten würde sie ihn in ihre Hotelsuite zerren, um es in diesem Whirlpool mit ihm zu treiben. Stattdessen fuhr sie mit einem Finger über seine furchtbare kürbisfarbene Fliege. Trotz allem sah er in diesem Smoking einfach umwerfend aus. Außerdem war er ihr jetzt so nah. Sie müsste sich nur noch einen Zentimeter zu ihm hinüberbeugen … dann würden sich ihre Lippen berühren.

„Meine Philosophie lautet, dass man sich immer holen sollte, was man im Leben begehrt. Was ist denn sonst der Sinn und Zweck des Lebens?“

Seine Worte trafen bei Caroline mitten ins Schwarze und ernüchterten sie ein wenig. Hatte sie ihr Leben jemals wirklich gelebt? Warum sollte sie sich nicht das nehmen, was sie wollte? Warum sollte sie nicht auch einmal etwas tun, was für sie völlig untypisch war, und einfach nur ihren Spaß dabei haben? Selbst wenn sie Drew nur für eine einzige Nacht haben könnte.

Bisher hatte sie immer erst mit einem Mann geschlafen, wenn sie mit ihm eine feste Beziehung eingegangen war. Der Gedanke, einfach so spontan mit Drew ins Bett zu gehen, verschlug ihr den Atem – aber vielleicht war es auch wegen der Art, wie er sie ansah.

Was auch immer es war – heute Abend war etwas anders als sonst. Lag es an der Hochzeit oder an dem Champagner? Vielleicht auch nur daran, dass sie Lust auf ihn hatte, und dass er sie zu begehren schien.

„Zwischen uns sprühen definitiv die Funken. Aber willst du den Zauber nicht einfach genießen, anstatt dieses Knistern wie ein wissenschaftliches Experiment weiter auszuloten? So etwas zerstört doch nur die Magie. Zufällig liebe ich die Fantasie nämlich noch mehr als Blumen.“

„Wissenschaft war noch nie meine Sache“, erwiderte er. „Vielleicht sollten wir stattdessen lieber tanzen.“

Caroline konnte nicht allein dem Champagner die Schuld daran geben, dass sie die Nacht mit Drew verbracht hatte. Dennoch hätte sie gerne gewusst, was gestern Abend eigentlich in sie gefahren war.

Sie schaute in den Badezimmerspiegel und wischte sich einige übrig gebliebene hartnäckige Make-up-Spuren weg, die von der Dusche nicht fortgespült worden waren. Drew und sie hatten miteinander getanzt, bis Claudia schließlich den Brautstrauß geworfen hatte.

Ihre Schwester hatte ihr einen Moment lang in die Augen gesehen, sich umgedreht und dann den Strauß so gezielt geworfen, dass er direkt in Carolines Armen gelandet war. Danach waren Claudia und Kyle in eine romantische Nacht verabschiedet worden, in die Limousine gestiegen und verschwunden.

Daraufhin hatten sie und Drew keine Zeit mehr verschwendet. Sie waren mit einer Flasche Champagner nach oben in ihre Hotelsuite gegangen. Ja, sie hatte genau gewusst, was sie da tat. Auch wenn sie sich vollkommen untypisch verhalten hatte, seit er abends zu ihr an den Tisch gekommen war.

Jetzt um sechs Uhr morgens war es zu spät, sich infrage zu stellen. Als sie auf Zehenspitzen ins Bad gegangen war, hatte Drew noch tief und fest geschlafen. Sie hatte sich extra viel Zeit gelassen, für den Fall, dass er mittlerweile aufgewacht war … damit er es so einfach wie möglich hätte, die Suite unbemerkt zu verlassen.

Caroline wollte nämlich gerne jegliche Peinlichkeiten am Morgen danach vermeiden. Insbesondere da die Nacht so perfekt gewesen war. Das Ende des Stelldicheins – meine Güte, hatte sie dieses Wort schon jemals vorher benutzt? – sollte genau so leicht und locker verlaufen wie der Anfang.

In ihrer Hotelsuite hatten Drew und sie sich die Flasche Champagner ebenso geteilt wie den riesigen Whirlpool und anschließend das große Bett. Sie waren auf sexuelle Entdeckungsreisen gegangen, von denen sie mit jemandem wie ihm vorher nicht einmal zu träumen gewagt hätte.

Ausgerechnet ein One-Night-Stand mit dem besten Freund ihres frischgebackenen Schwagers! Meine Güte, hoffentlich erfuhr Claudia nie etwas davon. Ihre Schwester wäre garantiert alles andere als begeistert davon. Aber Caroline weigerte sich trotzdem, ein schlechtes Gewissen zu haben, denn sie hatte sich zur Abwechslung eben auch einmal ein Vergnügen gegönnt.

Noch niemals zuvor in ihrem Leben hatte sie sich derart zu einem Mann hingezogen gefühlt, den sie kaum kannte. Mit seinem Charme war er vermutlich ein Meister darin, Frauen zu umwerben. Dieser Gedanke versetzte ihr einen regelrechten Kick.

Vielleicht sah sie die Situation aber auch in einem zu romantischen Licht. Eines wusste sie nach diesem Wochenende allerdings mit Sicherheit über Drew: Er war unerschütterlich davon überzeugt, dass man das Leben in vollen Zügen auskosten sollte.

Was war sonst der Sinn und Zweck des Lebens? Seine Worte gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf und hatten schließlich den Ausschlag gegeben, sich für diese heiße Nacht zu entscheiden. Und der Rest war bekanntlich Geschichte. Zugegebenermaßen handelte es sich um ein sehr kurzes Kapitel in der Geschichte ihrer Romanzen, doch dafür um eines, das unvergesslich bleiben würde.

Vielleicht sollte sie ja seine Philosophie auch beruflich beherzigen und ihrem Vater endlich gestehen, dass sie nicht ihr ganzes restliches Leben in den stickigen Büros von Coopersmith & Bales verbringen wollte. Wie würde er wohl reagieren, wenn sie ihm erklären würde, dass sie ihre Harvard Business School – Ausbildung zu den Akten legen und stattdessen lieber backen wollte?

Garantiert würde er sie auslachen. Sie hatte dieses Thema schon mehrfach unauffällig bei ihrem Vater angesprochen, war aber jedes Mal nur auf taube Ohren gestoßen. Im Moment war seine Welt genau so, wie er sie haben wollte: Claudia war mit dem Mann verheiratet, den er praktisch ausgesucht hatte. Außerdem stand Caroline bereit, um die Rolle des Seniorpartners in der Firma zu übernehmen, wenn er sich irgendwann zur Ruhe setzte.

Nur bei dem Gedanken daran fühlte sie sich bereits beklommen. Doch im Moment konnte sie nichts dagegen tun. Ein One-Night-Stand mit Kyles Trauzeugen – einem Mann, den ihr Vater nie gutheißen würde – war offenbar momentan der einzig gangbare Weg für sie, sich ihrem Vater auf irgendeine Weise zu widersetzen.

Caroline warf einen letzten Blick in den Spiegel. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass Drew die Gelegenheit mittlerweile genutzt hatte, um das Hotelzimmer zu verlassen. Dennoch strich sie sich zuerst ein paar feuchte Haarsträhnen aus dem Gesicht und drapierte das Revers des Bademantels so, dass ihr Dekolleté auch gut zur Geltung kam.

Autor

Nancy Robards Thompson
Nancy Robards Thompson, die bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde, lebt in Florida. Aber ihre Fantasie lässt sie Reisen in alle Welt unternehmen – z. B. nach Frankreich, wo einige ihrer Romane spielen. Bevor sie anfing zu schreiben, hatte sie verschiedene Jobs beim Fernsehen, in der Modebranche und in der...
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