Happy End mit einem Playboy?

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PR-Agentin Chloe Burnett weiß, wie man Ärger vermeidet – und sie weiß auch, dass Parker Sullivan Ärger bedeutet. Der notorische Playboy ist nicht nur attraktiv, sondern auch unglaublich charismatisch. Doch ausgerechnet er ist ihr nächster Kunde! Bei einem Businesstrip verbringen sie eine explosive Nacht miteinander. Danach sind sie sich einig, dass es bei einem One-Night-Stand bleiben soll. Aber als finstere Gestalten Chloe bedrohen und sie erpressen wollen, muss sie noch enger mit Parker zusammenarbeiten…


  • Erscheinungstag 19.07.2022
  • Bandnummer 2247
  • ISBN / Artikelnummer 0803222247
  • Seitenanzahl 144

Leseprobe

1. KAPITEL

Chloe Burnett hatte ein wahres Talent für Katastrophen-PR; sie war einfach dazu geboren.

„Ms. Burnett, ich muss Ihnen noch drei Sachen sagen, bevor Sie fahren.“ Chloes Assistent, Forrest Mack, steckte den Kopf in ihr Büro. Er war groß und hatte ein breites Kreuz, sodass die meisten ihn für einen Athleten hielten. Dabei war er in Wahrheit ein angehender Schachmeister und ein ziemlicher Softie.

Chloe lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und starrte an die Decke. „Warum tut meine Mutter mir das nur immer wieder an, Forrest?“

Er interpretierte diese Frage offenbar als Einladung und trat in ihr Büro, um die aufgestapelten Formulare auf ihrem Schreibtisch zu ordnen. „Ich weiß es nicht. Sie machte eigentlich einen ganz sympathischen Eindruck auf mich, aber ich kann mir vorstellen, dass sie auch äußerst anspruchsvoll sein kann.“

Anspruchsvoll war noch eine Untertreibung. Das Leben von Eliza Burnett war eine einzige Seifenoper, mit ihr in der Rolle der unglücklich verliebten, wohlhabenden Matriarchin. Chloe spielte dabei die unerschütterliche, arbeitswütige Tochter, die man zu absolut allem bewegen konnte, wenn man ihr nur ein schlechtes Gewissen machte. Sie ließ sich sogar dazu überreden, an einem Freitag nach Long Island zu fahren – und wieder zurück – und das alles nur, weil ihre Mutter ihrem zukünftigen Ex-Mann weder entgegentreten noch ihm glauben wollte, dass er ihr all ihre Besitztümer später zukommen lassen würde. Dieses ganze Unterfangen war einfach nur lächerlich.

„Dafür ist sie mir später etwas schuldig, aber so richtig.“

Forrest nickte schweigend, eine stumme Erinnerung daran, dass Chloe es zwar immer wieder sagte, es aber nie wahr machte. „Die drei Sachen?“

„Schieß los.“ Chloe schloss ihren Laptop und steckte ihn in ihre Prada-Tasche.

„Thomas Henleys Presseagent möchte den Termin von Montag auf Dienstag verschieben. Außerdem haben wir die Überwachungsvideos von Dakota Ladd ausgewertet. Sie hat definitiv einen Diebstahl begangen, aber das sollten Sie sich vermutlich selbst ansehen.“

Chloe atmete tief durch die Nase ein und erhob sich von ihrem Schreibtisch. „Die Terminverschiebung ist kein Problem. Hauptsache, sie passt in meinen Kalender. Was Dakota betrifft: Vereinbare einen Telefontermin mit ihrem Manager. Ich glaube, wir sollten sie noch einen Monat in die Entzugsklinik schicken. Selbst wenn das nichts bringt, wirkt es zumindest nach außen hin so, als würde sie sich um Besserung bemühen.“

„Alles klar.“

Chloe eilte an Forrest vorbei. „Moment mal. Was war denn die dritte Sache?“

„Liam steht bereits unten mit dem Wagen bereit. Auf der Rückbank wartet ein Zimt-Kokos-Latte auf Sie.“

„Danke.“ Chloe schenkte ihm ein Lächeln. „Nach diesem kleinen Botengang mache ich Feierabend, also warte nicht auf mich. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.“

„Danke gleichfalls, Ms. Burnett.“

Chloe schritt durch das Großraumbüro und nickte ihren Angestellten im Vorbeigehen zu. Ihr Team bestand aus zweiunddreißig Leuten, und ihre Firma, Burnett PR, wuchs mit jedem Tag. In der Geschäfts- und Unterhaltungswelt gab es einfach immer Skandale. Wenn alles gut ging, würde sie arbeiten, bis sie fünfzig war, die Firma dann verkaufen und sich an irgendeinem Strand zur Ruhe setzen. Katastrophen-PR war nicht gerade ihr Traumjob, aber sie war unheimlich gut darin, Probleme zu lösen. So gut, dass sie damit ein Heidengeld verdiente.

Im Parkhaus angekommen, öffnete ihr Fahrer Liam ihr die Tür des schwarzen SUVs. Chloe stieg ein und verspürte ein glückliches Flattern in ihrem Bauch, als sie den Kaffeebecher in dem dafür vorgesehenen Halter sah, und daneben eine Flasche kaltes Wasser. Forrest war wirklich ein Engel.

Sie trank einen Schluck und machte sich dann wieder an die Arbeit. Sie erledigte Anrufe, verschickte E-Mails und schaute sich das gefürchtete Überwachungsvideo an. Dakota arbeitete schon seit ihrer Kindheit als Schauspielerin, und das hatte ihr Selbstempfinden aufs Äußerste getrübt. Sie neigte zu allerlei schlechtem Verhalten, doch ihr Hang zum Diebstahl war das beharrlichste ihrer Probleme. Wenn man pro Film sieben Millionen verdiente, machte es keinen guten Eindruck, wenn man im Einkaufscenter billige Ohrringe mitgehen ließ. Chloes Meinung nach war das ein eindeutiger Hilferuf, aber Chloe war keine Psychologin, und Dakota ignorierte ihre wiederholte Bitte, sie möge sich doch ein anderes Hobby suchen, immer wieder.

Chloes Handy vibrierte plötzlich … eine Nachricht von Taylor Hayes, eine ihrer besten Freundinnen. Taylor und Chloe hatten zusammen mit Alexandra Gold eine Privatschule im Norden von New York besucht und waren seitdem miteinander befreundet. Ihr Abschluss lag mittlerweile zwölf Jahre zurück, doch sie standen einander immer noch unheimlich nah. Dank ihrer ähnlichen Hintergründe – sie stammten alle aus wohlhabenden Familien – verstanden sie einander sehr gut, und da sie alle in Manhattan wohnten, war es ein Leichtes, miteinander in Kontakt zu bleiben.

Ich fass es nicht, dass du mir nichts von @LittleBlackBook erzählt hast.

Zusammen mit dieser Nachricht hatte Taylor ihr einen Link zu dem betreffenden Social-Media-Konto geschickt.

Aufgrund ihres Jobs war Chloe stets über all diese Dinge informiert. Sie konnte es sich nicht leisten, irgendetwas zu verpassen, sei es noch so groß oder klein, aber sie hatte keine Ahnung, worauf Taylor in diesem Fall anspielte.

Noch nie davon gehört.

Wahrscheinlich war es nicht weiter von Bedeutung, denn ansonsten wäre sie längst darüber im Bilde.

Dein Ernst? Alle reden darüber.

Beunruhigt tippte Chloe auf den Link. Das Profilbild war äußerst einfach gehalten. Zwei Buchstaben in Blattgold auf schwarzem Hintergrund – SA. Die Beschreibung darunter war kurz und kryptisch.

Ich hätte zum Skandal werden können, stattdessen war ich die ganze Zeit über direkt vor eurer Nase versteckt. Jetzt bin ich an der Reihe, ein paar Geheimnisse auszuplaudern. Ich werde sie alle offenbaren.

Als Nächstes fiel Chloe die Anzahl der Follower ins Auge … schon beinahe eine Million. Das waren verdammt viele, nach nur einem Beitrag, besonders da kein berühmter Name dahinterstand. Was war das? Irgendein Trick? Der einzige Beitrag lieferte nur einen Fetzen weiterer Informationen. Die goldenen Lettern gehörten zum Einband eines schwarzen ledergebundenen Notizbuchs. Es war an den Ecken abgenutzt, wahrscheinlich alt und nicht gerade preiswert. Es wirkte absolut harmlos. Doch dann las Chloe die Bildunterschrift.

Wenn du zu den Reichen und Schönen gehörst, solltest du vielleicht mal über die Schulter sehen. @LittleBlackBook kennt wahrscheinlich längst all deine schmutzigen Geheimnisse. Falls nicht, finde ich sie heraus.

Chloe lief ein Schauer über den Rücken. Wer steckte nur dahinter, und was hatten diese Initialen – SA – zu bedeuten? Das Ganze war absolut faszinierend, verhieß zugleich aber nichts Gutes, denn es klang ganz so, als würde bald irgendjemand bloßgestellt werden. Schon jetzt fühlte sie mit dieser Person mit. Sie stand Leuten wie ihr Tag für Tag zur Seite, tröstete sie und versuchte, mit ihnen zusammen herauszufinden, was sie mit ihrem Leben anfangen sollten und wie sie diese Sachen hinter sich lassen konnten. Wenn bald die Wäsche der Reichen und Mächtigen vor anderen Leuten gewaschen wurde, könnte Chloe dadurch allerdings auch einige neue Klienten gewinnen.

Das ist wirklich interessant. Danke für den Tipp.

Sofort tauchten die drei Punkte auf, die signalisierten, dass Taylor bereits wieder tippte.

Bleibt es dabei, dass wir heute Abend was trinken gehen?

Ich denke schon. Bin gerade auf dem Weg nach Long Island, zum Haus von Moms zukünftigem Ex. Hole dort die letzte Fuhre ihrer Sachen ab.

Das sind insgesamt vier Stunden Fahrt! Kann sie nicht jemanden einstellen, der das übernimmt?

Das ist meine Pflicht als Tochter.

Aha. Siehst du dann auch deinen Stiefbruder?

Ihr Stiefbruder war Parker Sullivan, ein arroganter Sportagent und Playboy. Sie waren einander nie begegnet. Die Ehe von Chloes Mutter und Parkers Vater war einfach zu kurz dafür gewesen, doch Chloe hatte sich online schlaugemacht und zugegebenermaßen mehr als nur ein Foto von Parker angeschaut. Rein subjektiv betrachtet, war der Mann unheimlich attraktiv.

Glaub schon, schrieb sie Taylor.

Dann viel Glück. Ruf an, wenn du fertig bist. Ich kann den Drink echt gebrauchen!

Mach ich.

Vielleicht sollte sie Parker vorwarnen, dass sie vorbeikam. Der Scheidungsanwalt ihrer Mutter hatte ihr zwar Parkers Nummer gegeben, aber bisher hatten sie noch keinen Kontakt miteinander gehabt. Kurzerhand schrieb sie ihm eine Nachricht:

Hi Parker, hier ist Chloe. Ich komme in einer Stunde bei deinem Dad vorbei. Wäre toll, wenn Moms Sachen schon bereitstünden. Dann geht’s möglichst schnell.

Sofort kam eine Antwort.

Alles klar, Schwesterherz.

Chloe verengte die Augen.

Ich bin nicht deine Schwester.

Sorry. Stiefschwesterherz.

Chloe hatte Parker noch nicht einmal getroffen, und dennoch hatte sie das Gefühl, ihn längst zu kennen; noch so ein gut aussehender, reicher Kerl, der nichts zu verlieren hatte.

Nicht mehr lang. Die Scheidung ist bald durch.

Noch nicht.

Sie verdrehte die Augen. „Was für ein Arsch“, sagte sie laut, wohlwissend, dass Liam keinen Kommentar dazu abgeben würde. Anscheinend stimmte alles, was sie je über Parker Sullivan gehört hatte. Hoffentlich wurde das nicht noch zum Problem, denn sie hatte nachweislich eine Schwäche für großspurige Typen. Sie konnte schon jetzt hören, wie Taylor und Alexandra sie vor ihm warnten: Halt dich ja von ihm fern, Chloe.

Eine Stunde später erreichten sie die übertrieben noble Enklave Sagaponack. Diesen Teil Long Islands hatte Chloe schon oft besucht, meist wegen irgendwelcher Sommerpartys in den Hamptons. Die weitläufigen Rasenflächen, die ausladenden Anwesen und riesigen Villen beeindruckten sie herzlich wenig, schließlich war sie auch umgeben von solchem Wohlstand aufgewachsen. Sie wusste die schönen Dinge des Lebens durchaus zu schätzen, doch diese glitzernden Fassaden änderten nichts daran, was sich dahinter abspielte. Letzten Endes waren sich doch alle Familien ähnlich. Es gab Geheimnisse, Verrat und wenn man Glück hatte auch Liebe und Geborgenheit. Geld verkomplizierte die Sache bloß, und die Leute, die hier lebten, hatten schon seit Jahrzehnten ganze Berge davon.

Liam fuhr jetzt vor einem schmiedeeisernen Tor vor, tippte den aktuellen Code ein und fuhr dann die schotterbedeckte Auffahrt hinunter. Zu beiden Seiten erstreckten sich akkurat gestutzte Hecken und leuchtend grünes Gras, soweit das Auge reichte. Vor ihnen lag die Villa von George Sullivan, Parkers Vater. Die Sullivans wohnten schon seit Generationen hier, allesamt Finanziers und Banker. Das musste Chloe Parker lassen: Er hatte die Tradition gebrochen und sich für eine andere Karriere entschieden. Immerhin.

Liam hielt nun vor dem Haupteingang, einer großen Flügeltür am Ende einer breiten Steintreppe. Schnell stieg er aus dem Wagen und öffnete ihr die Tür. Sie streckte die Beine aus und ergriff Liams Hand, um auszusteigen. Wegen des Schotters unter ihren Absätzen brauchte sie eine Sekunde, um das Gleichgewicht zu finden, ehe sie ihre Kleider richtete, denn ihr Rock war beim Aussteigen ein wenig hochgerutscht. Danach sah sie auf und erblickte Parker. Er stand bereits vor der Tür, das dichte kastanienbraune Haar, die markanten Gesichtszüge und die durchdringenden blaugrauen Augen waren noch beeindruckender als auf den Fotos. Doch es war sein Grinsen, das ihre Aufmerksamkeit am meisten erregte. Er hatte gesehen, wie ihr der Rock hochgerutscht war, und es hatte ihm offenbar gefallen.

Diese Aussicht auf Chloe hatte Parker nun wahrlich nicht erwartet, schon gar nicht bei ihrem ersten Treffen. Der flüchtige Anblick ihrer glatten Oberschenkel brachte ihn ganz schön auf Touren, und als sie sich dann auch noch vorbeugte, um den Rock wieder herunterzuziehen, bekam er zusätzlich noch eine perfekte Aussicht auf ihren Ausschnitt.

Sie war reine Poesie in Bewegung, als sie auf ihn zukam. Ihre Hüften wiegten sich unter diesem engen Rock hin und her, und ihre schlanken Beine wurden von den unverschämt sexy High Heels perfekt in Szene gesetzt. Er hatte bereits Fotos von Chloe gesehen: ein hübsches Gesicht, große braune Augen und fülliges rotes Haar. Doch von Angesicht zu Angesicht war sie die reinste Sexbombe. Beinahe hatte er das Gefühl, sie sei seiner Fantasie entsprungen. Die Art Frau, von der er träumte, wenn er gerade keine Freundin hatte.

„Du musst Parker sein.“ Sie stieg die Treppe hinauf wie eine Göttin, doch ihr Tonfall sagte ihm, dass sie genauso war wie all die anderen reichen Mädchen, die er kannte … eine weitere leicht verklemmte Frau, die geradezu darum bettelte, von ihm erobert zu werden. Ein Ruf, dem er nur zu gern folgte, denn er liebte die Herausforderung, er lebte praktisch dafür.

„Du musst Chloe sein.“ Er streckte die Hand aus, um ihre zu schütteln. Kurz standen sie da, die Handflächen aneinandergelegt, und sahen sich in die Augen. Prompt knisterten die Funken zwischen ihnen und brachten ihn aus dem Konzept. Parker hatte schon einer Menge Frauen gegenüber dieses Knistern verspürt, doch keine von ihnen war eine Zeit lang seine Stiefschwester gewesen.

„Holst du die Sachen meiner Mutter für mich oder soll ich reinkommen?“

„Dann kommen wir also gleich zum Geschäft?“

„Ja, denn ich bin später noch mit einer Freundin in der City verabredet und will nicht zu spät kommen.“

Parker trat einen Schritt zurück und lud sie mit einer Geste zum Eintreten ein. „Schade. Dann bekommen wir ja gar keine Gelegenheit, uns besser kennenzulernen, und das, obwohl unsere Eltern verheiratet waren.“

„Für gerade mal acht Monate“, sagte Chloe, trat ein und wandte sich zu ihm um. „Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber das ist für meine Mom keine große Sache.“

„Das Gefühl kenne ich. Die Ehen meines Vaters werden immer kürzer. Wenn es so weitergeht, lässt er die Scheidungspapiere demnächst schon während der Verlobungsfeier ausstellen. Aber er besteht trotzdem nach wie vor darauf zu heiraten. Ich versteh’s einfach nicht. Warum sich die Mühe machen?“

Chloe warf ihm einen überraschten Blick zu. „Diese Frage stelle ich meiner Mutter auch immer wieder. Warum sich binden? Man kann doch einfach so mit dem Kerl schlafen, mit ihm auf Partys gehen und in den Urlaub fahren. Was ist so schwer daran, die Dinge locker anzugehen?“

Wenn sie nur wüsste, wie sehr ihre Worte ihn gerade anturnten. „Das seh’ ich ganz genauso.“

Chloe schaute sich im Foyer um, bis ihr Blick an einem Karton auf einem der antiken Polsterstühle hängen blieb. „Sind das ein paar der Dinge meiner Mutter?“

„Nein, das ist alles.“

„Was? Das kann nicht sein.“

„Doch, wirklich. Da drin sind ein gerahmtes Foto von dir, ein paar Flaschen Parfum und ein wenig Schmuck. Mein Dad kauft Frauen unheimlich gern Schmuck. Er ist ein ziemlicher Romantiker.“

Kopfschüttelnd ließ Chloe die Schultern hängen. „Wie schön, dass meine Mutter mich den ganzen Weg hierher hat kommen lassen, nur um einen einzigen Karton abzuholen, der auch einfach per Post hätte verschickt werden können.“

„Mein Vater hat mit mir das Gleiche gemacht. Er wollte es nicht von einem der Angestellten regeln lassen, war aber genauso unwillig, sich selbst darum zu kümmern.“

Chloe schenkte ihm ein Lächeln, das ihm glatt den Atem verschlug. „Weißt du, das hilft tatsächlich. Wenigstens sitze ich nicht allein im Boot.“

Parker breitete die Arme aus. „Willkommen im Boot. Genießen Sie das schlechte Gewissen – serviert von Ihren Eltern –, so viel Bourbon, wie Sie trinken können, und – wenn Sie Glück haben! – ein riesiges Erbe, sobald alles vorüber ist.“

Chloe lachte leise. „Sehr clever, und einfach so aus dem Ärmel geschüttelt. Kein Wunder, dass du für deine Verhandlungskünste bekannt bist.“

Parker spürte, wie er rot wurde. Er vergrub die Hände in den Taschen und senkte den Blick. „Ich tue nur das Richtige, im Namen meiner Klienten. Das ist alles.“

„Du hast gerade Marcus Grant unter Vertrag genommen, oder?“

Fasziniert sah Parker wieder auf. „Du interessierst dich für Sport?“

„Nicht für Football. Ich bin eher Basketballfan. Aber ich kenne viele der Absolventen von Marcus’ ehemaliger Schule. Ich bin ganz in der Nähe zur Schule gegangen, und ich verfolge ziemlich genau die Nachrichten. Das gehört zu meinem Job.“

„Ah, verstehe. Gut zu wissen, dass sich die Neuigkeiten über Marcus verbreiten.“

„Er wird immer bekannter. Erst der Rookie-Vertrag mit dem riesigen Antrittsgeld, und dann die millionenschweren Werbeverträge.“

Er fühlte sich mit jedem ihrer Worte stärker zu Chloe hingezogen. „Wow, du kennst dich wirklich aus.“

Sie zuckte mit den Achseln. „Ich weiß schließlich nie, wann der nächste potenzielle Klient auf mich wartet. Sportler neigen dazu, sich in Teufelsküche zu bringen.“

Parker schüttelte den Kopf so vehement er konnte. Seinem wichtigsten Klienten gegenüber verspürte er einen gewissen Beschützerinstinkt. „Nein, Marcus nicht. Der Kerl hat eine vollkommen weiße Weste. Er arbeitet hart wie ein Tier, geht nie feiern, dafür aber jeden Sonntag in die Kirche. Er trinkt weder Alkohol noch nimmt er Drogen. Er tut nichts von dem, was deine Klienten so treiben.“

Stirnrunzelnd verschränkte Chloe die Arme vor der Brust. „Manche meiner Klienten haben nie das getan, was ihnen von der Presse vorgeworfen wird, und selbst wenn sie tatsächlich ein Verbrechen begangen haben … jeder macht doch mal Fehler. Besonders als Promi steht man stets unter enormem Stress. Man wird rund um die Uhr von der ganzen Welt beobachtet. Da ist es unmöglich, jeden noch so kleinen Ausrutscher zu vermeiden.“

„Für Marcus nicht. Er kommt nie vom rechten Weg ab, und er nutzt sein Talent bestmöglich aus.“

„Was wiederum du ausnutzt.“

Parker zuckte mit den Schultern. „Ich bin sein Agent. Selbst wenn er nicht so tugendhaft wäre … ich verstehe einfach nicht, warum alle so besessen davon sind, einen perfekten Ruf zu haben. Was ist so schlimm daran, wenn man mal einen Fehler macht? Dann regelt man die Sache halt und lässt sie hinter sich.“

„Das ist nicht immer möglich. Der eigene Ruf ist extrem wichtig. Er kann Einfluss auf die Karriere haben, aufs Gehalt, auf die Familie. Er kann sogar das Liebesleben einer Person in den reinsten Albtraum verwandeln. Da ist Schadensbegrenzung nur sinnvoll und lohnenswert.“

„Ich sehe einfach keinen Sinn dahinter.“

Sie stieß ein frustriertes Brummen aus – in Parkers Ohren ein äußerst attraktives Geräusch. Könnte er es wohl wegküssen? Ihren Mund erobern und sie vergessen lassen, worüber sie sich gerade geärgert hatte? „Damit stellst du meinen gesamten Beruf infrage. Wie fändest du es, wenn ich deine Karriere beleidigen würde?“

„Was ist schon fragwürdig daran, als Sportagent zu arbeiten? Das ist ein vollkommen seriöser Beruf. Einer, der schon seit Jahrzehnten existiert.“

„Meine Arbeit ist ebenfalls absolut ehrlich.“

„Ich behaupte ja nichts anderes. Wenn du die Leute davon überzeugen kannst, dir einen Haufen Geld für das zu zahlen, was du tust, dann nur zu.“

Chloe nahm den Karton. „Ich gehe dann jetzt.“

Parker streckte die Arme aus. „Gib her. Ich trage ihn für dich.“

Chloe wandte sich, mit dem Karton in den Händen, von ihm ab. „Schon gut. Den kann ich selbst tragen.“

Parker wollte nicht mit ihr streiten. Er hatte sie mit seinem Kommentar über ihren Job offenbar verärgert, dabei war er nur ehrlich gewesen. Er würde bestimmt keine andere Meinung heucheln, nur damit sie sich besser fühlte. „Wenn du meinst.“

Sie marschierte zur Tür, schien jedoch schnell zu erkennen, dass sie unmöglich gleichzeitig den Karton festhalten und die Tür öffnen konnte. Parker eilte zu ihr, um das für sie zu übernehmen. Seine Brust streifte dabei ihre Schulter, und erneut verspürte er dieses Knistern. Es gefiel ihm, sie wütend gemacht zu haben, doch die Anziehung war immer noch da. „Tschüss, Parker“, sagte Chloe schnippisch, während sie nach draußen ging.

„Tschüss, Chloe. War schön, dich kennenzulernen. Ich hoffe, wir laufen uns bald mal wieder über den Weg.“

Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, stieg sie die Treppe hinunter, während ihr Fahrer eilig den Wagen umrundete, um ihr den Karton abzunehmen.

Parker blieb auf der Türschwelle stehen und sah Chloe dabei zu, wie sie ins Auto stieg. Verdammt, sie war wirklich wesentlich attraktiver, als er erwartet hatte. Auf gewisse Art und Weise hatte es etwas Gutes, dass sie sich erst kurz vor der Scheidung ihrer Eltern kennenlernten. Denn er hätte wesentlich mehr gegen diese Anziehungskraft angekämpft, wenn sie noch Stiefgeschwister gewesen wären.

Chloes Wagen fuhr los, Parker schloss die Tür und mixte sich einen Drink. Er hatte gerade Eiswürfel in ein Glas geworfen, als er eine Textnachricht bekam. Vielleicht war das ja Chloe. Dieser Gedanke war äußerst befriedigend. Er fischte das Handy aus der Tasche.

Doch es war nicht Chloe. Die Nachricht stammte von Marcus. Wir haben ein Problem.

2. KAPITEL

Chloe kochte die ganze zweistündige Fahrt über vor Wut. Die Arbeit konnte sie kaum ablenken, und das sagte eine Menge aus; Parker hatte sie vollkommen aus der Bahn geworfen. Nichts und niemand hielt sie sonst nämlich je von der Arbeit ab.

Parker war genau wie jeder andere gut aussehende reiche Kerl, den sie je getroffen hatte. Er schäumte nur so über vor ungezügeltem Selbstbewusstsein, und das unterstrich sein gutes Aussehen sogar noch. Er strotzte geradezu vor Großspurigkeit, und Chloe ärgerte sich darüber, wie sehr sie sich davon hatte beeindrucken lassen. Sie fühlte sich vollkommen rastlos, so als wäre sie mit überschüssiger Energie aufgeladen. Natürlich wusste sie nur zu gut, was dahintersteckte: sexuelle Frustration. Es waren nun schon Monate vergangen, seit sie das letzte Mal mit einem Mann zusammen gewesen war, und in ihr loderte das Verlangen. Sie verzehrte sich nach der Berührung eines Mannes, aber nicht nach Parker selbst. Das wäre falsch. Außerdem würde ihre Mutter ausrasten.

Liam setzte Chloe vor dem Restaurant ab, in dem sie mit Taylor verabredet war. „Rufen Sie an, wenn Sie soweit sind, dann hole ich Sie wieder ab“, sagte er, nachdem er ihr die Tür geöffnet hatte.

Chloe hängte sich ihre Lieblingshandtasche von Hermès über den Arm und trat auf den Bürgersteig. „Wenn Sie meinen Laptop und den Rest meiner Arbeitssachen in meine Wohnung bringen könnten, würde ich mir später einfach ein Taxi nehmen. Dann könnten Sie schon früher nach Hause zu Ihrer Familie.“

„Sind Sie sicher, Ms. Burnett? Das ist mein Job.“

„Es ist auch Ihr Job, für Ihre Frau da zu sein. Wann soll das Baby eigentlich kommen?“

„In zwei Wochen.“

„Dann fahren Sie nach Hause.“

„Wird gemacht, Ms. Burnett. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.“

„Ich Ihnen auch.“ Chloe ging ins Restaurant und entdeckte Taylor sofort am hinteren Ende des Bartresens, vor ihr stand ein bereits fast leeres Cocktailglas. Taylor war eine wahre Schönheit, mit einem kinnlangen Bob und makelloser Haut. Ihre braunen Augen waren dunkel wie die Nacht und passten damit perfekt zu ihrer Persönlichkeit. Denn Taylor war klug und gütig, aber sie war auch ständig frustriert und auf der Suche nach der einen Sache, die sie endlich glücklich machen könnte.

„Da bist du ja“, sagte sie und glitt von ihrem Barhocker, um Chloe zu umarmen.

„Wie geht’s dir?“, fragte Chloe und nahm neben ihrer Freundin Platz.

„Es ist Freitag, und mein erster Drink ist bereits fast leer. Könnte also schlimmer sein.“ Taylor schlürfte den letzten Rest ihres Cocktails und ließ dann die Eiswürfel im Glas klirren. „Willst du auch einen?“

„Gern. Wollen wir auch was zu essen bestellen? Ich verhungere nämlich gleich.“

Taylor winkte den Barkeeper heran, der sofort zu ihnen hinüber kam. Er war unheimlich groß und schenkte ihnen ein breites Lächeln. „Was kann ich euch Ladys bringen?“

„Zwei Dark ’n Stormy“, sagte Taylor und schob ihm ihr leeres Glas hin. „Außerdem eine Portion Trüffelfritten.“

„Und eins dieser Fladenbrote mit Pilzen und frischem Mozzarella“, fügte Chloe hinzu.

„Kommt sofort“, sagte der Barkeeper. „Meldet euch, wenn ihr sonst noch etwas braucht.“

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