Julia Best of Band 244

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EINE WOCHE VOLLER LEIDENSCHAFT
Vor ihrer Vernunftehe will Samantha ein letztes Mal pure Leidenschaft erleben. Als sie dem attraktiven Ryan begegnet, weiß sie: Der Barkeeper ist der Richtige für ihr erotisches Abenteuer. Allerdings ändert dieser One-Night-Stand alles!.

WAS DIESE FRAU SO ALLES KANN
Ihr spießiger Verlobter ist Geschichte - und Regan ist fest entschlossen, ihre neue Freiheit voll auszukosten. Zum Beispiel mit einer Affäre ohne Tabus - am liebsten mit dem sexy Piloten Sam …

1000 WÜNSCHE HAST DU FREI
Zum Glück weiß niemand auf der Tropeninsel, in welchen Skandal Juliette in Chicago verwickelt war. Sie will nur vergessen, und das gelingt ihr in den Armen eines heißen Urlaubslovers. Doug ist zärtlich, leidenschaftlich - aber leider auch ein neugieriger Reporter!

  • Erscheinungstag 24.09.2021
  • Bandnummer 244
  • ISBN / Artikelnummer 9783751502887
  • Seitenanzahl 400
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Carly Phillips

JULIA BEST OF BAND 244

1. KAPITEL

Der Wagen gab keinen Laut mehr von sich. Frustriert stieg Samantha Reed aus. Laut Autovermietung war es der beste zur Verfügung stehende Mittelklassewagen gewesen. Obwohl sie den Wagen nur ungern in der Wüste zurückließ, hatte sie keine andere Wahl. Die Autovermietung würde einen Abschleppwagen schicken müssen. Zu schade, dass niemand einen Rettungstrupp für die Fahrerin schickte.

Sie atmete die heiße, staubige Luft ein und warf einen Blick in den Himmel. Die Sonne ging langsam hinter den in weiter Ferne liegenden Bergen unter. Wenn sie sich nicht beeilte, würde sie in der Dunkelheit durch die Wüste marschieren müssen. Nicht, dass sie überhaupt laufen wollte. Für einen Ausflug zu Fuß war sie auch wahrhaftig nicht richtig angezogen.

Sie nahm ihre Handtasche, ließ ihr Gepäck im Kofferraum und zog am Saum ihres neuen kurzen Seidenkleides. Ein Kleid, das in der Hitze angenehm kühl und bequem war, aber für eine Wüstenwanderung völlig unpassend. Der Urlaub fing ja gut an!

Sie hatte sich vorgenommen, eine Woche voller Spaß, Lust, Leidenschaft und Aufregung zu genießen, bevor sie eine Ehe einging, die so langweilig und trocken wie diese verdammte Wüste werden würde. Am nächsten Wochenende würde sie ihren Verlobten auf einem Seminar über Risikomanagement und Finanzvorteile in einer der exklusiven Ferienanlagen in Arizona treffen. Und wenige Wochen später sollte die Hochzeit sein.

Doch zuvor wollte sie ein einziges Mal in ihrem Leben nur an sich selbst denken. Das hatte sie verdient, angesichts der Tatsache, dass sie ihr Leben und ihr Glück ihrem Vater opferte. Immer war sie die gehorsame Tochter gewesen. Nur so war es überhaupt zu erklären, dass sie jetzt bereit war, einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebte. Einen Mann, der fast fünfzehn Jahre älter war als sie. Einen Mann, den sie kaum kannte.

Noch einmal zog sie am Saum ihres Minikleides. Es war kein anderer Wagen in Sicht. Sie blickte über die Schulter in die endlose Weite hinter sich. Es konnte nicht schlimmer sein als das, was die Zukunft für sie bereithielt.

In einem Monat wären die Träume von einer glücklichen Ehe Vergangenheit. Aber sie wollte – nein, sie brauchte – einige Erinnerungen, die sie in den kalten Nächten warm hielten. Sie würde nie erleben, was ihre Eltern miteinander erfahren hatten – eine große Liebe, auch wenn sie oft zu Lasten der einzigen Tochter ging. Aber sie wollte zumindest einmal in ihrem Leben leidenschaftlichen Sex erleben, bevor sie vor den Traualtar trat.

Erst jetzt wurde Samantha bewusst, dass sie die letzten neunundzwanzig Jahre einzig damit verbracht hatte, alles zu tun, um die Liebe ihrer Eltern zu gewinnen. Eine vergebliche Mühe. Natürlich wurde sie von ihren Eltern geliebt, aber nicht genug. Sie waren zu sehr mit sich selbst und ihrer Liebe zueinander beschäftigt gewesen, als dass noch Platz für ein Kind gewesen wäre.

Als sie ihrer sterbenden Mutter versprach, sich um den Vater zu kümmern, hatte sie das erste Mal das Gefühl, wirklich zu dieser Familie zu gehören. Ihre Mutter hatte etwas von ihr verlangt, und sie hatte es freiwillig und bedingungslos gegeben. Sie hatte damals nur nicht geahnt, wie sehr ein einziges Versprechen ihr ganzes Leben beeinflussen konnte. Mit ihrem Vater, einem Börsenmakler, war es nach dem Tod seiner Frau bergab gegangen. Als trauernder Witwer hatte er seine Geschäfte vernachlässigt.

Um die Verluste auszugleichen, hatte er für seine Kunden schließlich riskante Abschlüsse getätigt, in der Hoffnung, schnelle Gewinne zu erzielen. Es hatte jedoch nicht geklappt. Das Schlimmste daran war, dass er auch eigenes Kapital investiert und sich so hoch verschuldet hatte, dass seine Zukunft bedroht war. Und da es in Samanthas Macht stand, die Dinge zu regeln, war sie bereit dazu.

Tom, ihr neuer Chef und wohlhabender Freund ihres Vaters aus dem Country Club, hatte eine Lösung angeboten. Man könnte es auch Bestechung nennen, dachte Samantha. Er würde die Gläubiger ihres Vaters bezahlen und bekam im Gegenzug eine hübsche, junge Frau und perfekte Gastgeberin, die er wie eine Trophäe vorzeigen konnte. Jede gut aussehende Frau hätte diese Rolle übernehmen können, aber Samantha besaß noch einen weiteren Vorteil. Sie verstand etwas von seinem Geschäft und wusste sowohl mit seinen Kunden als auch mit seinen Konkurrenten umzugehen. Mit ihr an seiner Seite konnte er sich die Mühe und Zeit ersparen, geistlose Frauen zu hofieren, die sich darum rissen, die Frau eines reichen Mannes zu werden. Seine Worte, nicht ihre.

Die letzten Stunden ihrer Freiheit vergingen wie im Flug, und der Traum von einem erotischen Abenteuer mit einem Fremden war in greifbare Nähe gerückt. Mit Hilfe ihrer Ersparnisse hatte sie alles vorbereitet. Hemmungslos hatte sie Geld für Kleidung, Dessous und den luxuriösen Leihwagen ausgegeben, der jetzt nutzlos in der Wüste stand.

Sie warf einen wütenden Blick auf das Fahrzeug. Wenn sie eine zügellose, leidenschaftliche Affäre mit dem begehrenswertesten Fremden haben wollte, den sie finden konnte, musste sie zunächst einmal ihren Zielort erreichen.

Sie legte eine Hand über die Augen, um sich vor der Sonne zu schützen, und schaute den Highway entlang, der durch die Wüste führte. Falls man diese verdammte Straße überhaupt Highway nennen konnte. Vor oder zurück, überlegte sie. Wenn sie sich recht erinnerte, lag etwa eine Meile hinter ihr eine Art Ranch.

Eine leichte Brise kam auf, als die Sonne weiter hinter den Bergen verschwand. Samantha zitterte und bekam eine Gänsehaut. Schnellen Schrittes ging sie voran und kämpfte gegen das Schuldbewusstsein an, das sie jedes Mal überkam, wenn sie über ihren Plan nachdachte. Wenn sie erst einmal mit Tom verheiratet war, würde sie die treue Ehefrau sein, die er erwartete, doch noch war sie nicht verheiratet. Diese Woche sollte der Ersatz für die leidenschaftlichen Flitterwochen sein, die sie niemals erleben würde.

Der Anfang war gemacht, und sie ärgerte sich, dass es nur so langsam weiterging. Aus Angst, sich auf dieser holprigen Straße in ihren hochhackigen Pumps die Beine zu brechen, zog sie die Schuhe aus und lief barfuß weiter. Kleine Steinchen bohrten sich schmerzhaft in ihre Fußsohlen. Doch sie achtete nicht darauf.

Es war schon dunkel, als sie in der Ferne ein Licht entdeckte. Ihre Füße waren mittlerweile wund gelaufen, ihre Kehle ausgetrocknet und ihr Gesicht schmutzig von Staub und Tränen. Ihr fiel kein Wort ein, das ihren Zustand auch nur im Geringsten beschrieb. Verzweifelt war zu milde ausgedrückt.

Sie war an einem Punkt angelangt, an dem sie ihren Körper dem ersten Mann schenken würde, der ihr einen Stuhl anbot, eine Schulter zum Ausweinen und ein kaltes Getränk. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.

„He, Ryan, genießt du wieder einmal das einfache Leben?“

Ryan Mackenzie wischte mit einem feuchten Tuch über die Glasplatte der alten Theke. „Ihr wisst, dass ich an dieser Kneipe hänge“, sagte er zu den älteren Männern, die um einen Tisch herum im „The Hungry Bear“ saßen.

„Ich kann einfach nicht glauben, dass du diese Bude deiner luxuriösen Ferienanlage vorziehst.“

Ryan schaute auf die verschrammten Holzwände, die verstaubten, schief hängenden Bilder, den Billardtisch in einer Ecke und das Dartspiel in der anderen. Er atmete tief den Geruch von Nachos, Tabak und Bier ein. „Glaub es ruhig.“

„Ein Punkt für ihn“, sagte der älteste der Männer. „Er hat jetzt vielleicht viel Geld, aber ein Mann vergisst seine Wurzeln nicht.“

„Richtig, Zee, ich bin mit diesem Land genauso verwurzelt wie du.“ Ryan erinnerte sich an das kleine Farmhaus, in dem er aufgewachsen war, und an das beinahe identische Nachbarhaus. Er und seine Schwester Kate hatten sich in beiden Häusern wohl gefühlt, hauptsächlich wegen der Herzenswärme und des Humors des alten Mannes.

Zee grinste. „Es hat dich reich gemacht, Mackenzie.“

„Also, was treibst du hier? Probleme mit den Frauen?“ Die Männer ließen nicht locker.

„Ich nicht, aber Bear“, erwiderte Ryan. Bear war Zees Sohn, Ryans bester Freund und Eigentümer dieser Kneipe. Ryan nahm ein Glas und trocknete es ab. „Ihr wisst doch, dass er seinem Mädchen nachjagt. Ich spiele in der Zeit den Barkeeper.“

„Du sollest besser deine Zeit damit verbringen, dir auch eine Frau zu suchen.“

Ryan ignorierte den Einwurf. Es musste schon eine besondere Frau kommen, damit er seine Freiheit aufgab, und diese Frau hatte er bisher nicht kennengelernt. Er schaute Zee an und dachte an die glücklich Ehe, die der alte Mann geführt hatte. Auch Ryans Eltern waren glücklich verheiratet gewesen.

Nicht zum ersten Mal fragte Ryan sich, ob er dadurch ein zu idealisiertes Bild von einem Familienleben hatte. Nur wenige Beziehungen entwickelten sich wirklich so positiv, und noch weniger Frauen respektierten die Werte, die für ihn in einer Familie so wichtig waren.

Trotzdem, er konnte nicht leugnen, dass das Hotelleben schrecklich einsam war und ihn langsam zermürbte.

„Wenn ich du wäre, würde ich mir eins von diesen Häschen schnappen, die in deiner Hotelanlage herumlaufen, statt alten Kerlen wie uns Drinks zu servieren.“

„Du bist aber nicht ich, Earl.“ Diese Häschen wollten nichts weiter als etwas Sonne tanken und sich einen reichen Mann angeln. Und diejenigen, die bereits einen Mann hatten, kamen für ein flüchtiges Abenteuer ins „The Resort“.

Ryan war es nicht nur leid, diesem Spiel zuzusehen, er war es auch leid, die Zielscheibe der Bemühungen dieser Frauen zu sein. Deshalb bot die gelegentliche Aushilfe bei Bear die perfekte Fluchtmöglichkeit.

„Noch eine Runde, Ryan“, rief Zee.

Er warf einen Blick in ihre Richtung. „Ihr seid noch nicht einmal mit der ersten fertig.“

Er beobachtete, wie Zee die rot-weiße Gardine zurückzog und aus dem Fenster sah. Die Ausstattung könnte etwas aufgemöbelt werden, dachte Ryan. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn Bear endlich heiratete. Eine Frau würde sich eventuell um die Inneneinrichtung der Bar kümmern.

„Sieht aus, als bekämen wir jetzt etwas Spaß.“ Zee klatschte begeistert in die Hände. Donnerstagabend war Damenabend, und die Achtzigjährigen warteten aufgeregt auf die jungen Schönheiten. „Kommt gerade die Treppe herauf.“

Der alte Mann war für Ryan und seine Schwester ein väterlicher Freund, seit ihr eigener Vater vor zwölf Jahren gestorben war. Das bedeutete aber nicht, dass er einen weiblichen Gast belästigen durfte. „Lasst sie in Ruhe, Jungs.“

„Spielverderber“, schimpften die Männer wie aus einem Munde. In dem Moment wurde die Tür geöffnet, und die Mitleid erregendste Gestalt trat ein, die Ryan je gesehen hatte.

Sie war eine Lady … unter der dicken Schicht Wüstenschmutz. Die schwarzen schulterlangen Haare waren staubig und zerzaust. Barfuß, die Schuhe in der Hand, stolperte sie in die Kneipe.

Ein schneller Blick und jahrelange Erfahrung sagten ihm, dass sie ein Designerkleid aus Seide trug. Es enthüllte aufregend viel nackte Haut. Völlig erschöpft lehnte sie am Türrahmen.

Bevor er sie genauer betrachten konnte, hatten die drei alten Männer sie schon umzingelt. Ryan sah zur Decke und verdrehte die Augen. Dann ging er um den Bartresen herum. „Um Gottes willen, lasst der Lady Platz zum Atmen“, rief er.

Die Männer verzogen sich murrend. Und Ryan blickte direkt auf das weiße, eng anliegende Oberteil des Kleides mit den Spaghettiträgern. Dank der kalten Nachtluft waren die Spitzen ihrer Brüste hart und zeichneten sich deutlich unter dem dünnen Stoff ab. Er verspürte das dringende Bedürfnis, seine Hände über ihre Brüste zu legen und die Lady zu wärmen.

Er hatte zu lange keinen Sex gehabt, wenn ihn dieses verschmutzte weibliche Wesen so anmachte. Die Frau sah von ihm zu der Gruppe an dem Ecktisch.

„Keine Angst, die tun Ihnen nichts.“ Er deutete auf die drei Männer, die sie schamlos beäugten.

„Trotzdem vielen Dank“, erwiderte sie mit heiserer, erotisch klingender Stimme. Gern würde er glauben, dass sie immer diesen Klang hatte, doch da die Frau anscheinend einen Marsch durch die Wüste hinter sich hatte, lag es wahrscheinlich mehr an dem vielen Staub, den sie geschluckt hatte. „Mein Wagen fährt nicht mehr“, erklärte sie.

„Setzen Sie sich erst einmal. Ich bringe Ihnen etwas Kaltes zu trinken“, sagte er. „Für Ihre Kehle. Und dann können Sie Ihr Herz einem freundlichen Barkeeper ausschütten.“ Vielleicht fand er sogar ein Sweatshirt, das sie anziehen konnte. Um sich zu wärmen und um die beachtlichen weiblichen Reize zu verbergen. Ansonsten bestand die Gefahr, dass sein Verstand aussetzte.

Sie hob den Blick genau in dem Moment, als er direkt auf ihre Brüste starrte. Eine leichte Röte überzog ihre Wangen, und sie lächelte verlegen, während sie schnell die Arme vor der Brust verschränkte, um sich vor seinen Blicken zu schützen.

In dem Moment wurde er sich ihrer wahnsinnigen Augen bewusst. Noch nie hatte er solch eine faszinierende Farbe gesehen, eine einzigartige Kombination aus verschiedenen Blautönen, umrahmt von dunklen Wimpern und heller Haut. Eine Haut, die nur durch verlaufene Wimperntusche und auf Staub getrockneten Tränen verunziert war.

Ihr Anblick rührte ihn. Schmutzig, ungepflegt und so ganz anders als die Frauen, die regelmäßig in seine Hotelanlage zu einer Verjüngungskur kamen. In der Welt, in der er lebte, betrachteten die Frauen Kosmetik und Schönheitsoperationen als notwendiges Mittel, um ihre Männer zu halten. Natürliche Schönheit, wie diese Frau sie besaß, war selten.

„Ich habe ziemlich breite Schultern“, sagte er, als sie weiterhin schwieg.

„Das sehe ich.“ Plötzlich verzog sie ihren Mund zu einem strahlenden Lächeln, und ihre Augen funkelten, als sie ihn ohne Scheu von oben bis unten betrachtete.

Da es in Bears Kneipe keine besonderen Kleidungsvorschriften für den Barkeeper gab, bevorzugte Ryan bequeme Kleidung. Ihm gefiel es, und ihr ganz offensichtlich auch.

„Ich habe einen anstrengenden Marsch hinter mir. Wollten Sie mir nicht einen Platz anbieten?“ Kokett sah sie ihn an. Verdammt, diese Frau hatte sein Interesse geweckt … sie reizte ihn ungemein. Sie trat einen Schritt vor, schrie auf – vor Schmerzen, wie er annahm – und fiel gegen ihn.

„Mir haben sich schon viele Frauen an den Hals geworfen, aber so noch nicht.“

„Vielleicht liegt das daran, dass die anderen nicht meilenweit barfuß durch die Wüste gelaufen sind.“

Ryan murmelte etwas und hob sie auf seine Arme.

„Was soll das?“ Sein ritterliches Benehmen schien sie zu ärgern.

„Ich helfe Ihnen, es sei denn, Sie möchten gern noch einen Schritt versuchen.“ Er machte Anstalten, sie wieder auf den Boden zu stellen.

Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und klammerte sich an ihm fest. Erstaunt stellte er fest, dass sie stärker war, als sie aussah.

„Sehen Sie jetzt ein, dass Sie Hilfe brauchen?“

Sie nickte und presste sich an ihn. Er spürte die sanften Rundungen ihrer Brüste an seiner Brust und ihren festen Po an seinem Bauch. Ein Kribbeln ging durch seinen Körper.

Sie legte den Kopf in den Nacken und seufzte. „Mein Held.“

„Immer zu Diensten.“ Ihr Haar kitzelte an seiner Wange, und ihre Haut duftete trotz ihrer Tour durch die Wüste nach Pfirsich. Sein Körper reagierte sofort, und seine Gedanken wanderten in eine gefährlich erotische Richtung.

Ryan setzte sie auf einem Stuhl ab und nahm ihren Fuß. Mit der Fingerspitze glitt er sanft über die Wunden und Schrammen. Verwirrt sah sie ihn an.

„Oben habe ich ein Desinfektionsmittel und Pflaster“, sagte er mit belegter Stimme. Besser gesagt, Bear hatte es. Sein Freund hatte schon viele Raufereien gehabt, und oft war Ryan zur Stelle gewesen, um Bear nach solch einer Schlägerei zu versorgen und in der Kneipe wieder Ordnung zu schaffen.

„Oben?“, piepste sie. Dann räusperte sie sich schnell und sagte noch einmal: „Oben? Wo? In einem Zimmer? Einer Wohnung?“ Ihre Neugierde schien die Zweifel zu überwiegen, und sie bombardierte ihn mit Fragen.

„Eine Wohnung“, erwiderte er amüsiert.

„Mit einer Dusche?“

Er zog die Augenbrauen hoch. „Dusche und Badewanne. Warum?“

„Ich bin einfach neugierig. Und Sie leben dort?“, fragte sie weiter.

„Ja.“ Für eine Woche oder wie lange es auch dauern mochte, bis Bear seine Freundin zurückerobert hatte. Aus Gründen, über die er im Moment noch nicht genauer nachdenken wollte, schien es ihm angebracht zu verschweigen, dass er lediglich aushalf.

Es war lange Zeit her, dass ihn jemand einfach als Ryan, den Barmann, kennengelernt hatte und nicht als Ryan Mackenzie, Eigentümer der eleganten Ferienanlage „The Resort“, Junggeselle, wohlhabend und somit eine erstklassige Partie. Kein Wunder, dass er zur Zielscheibe geldgieriger Frauen geworden war. Es hatte gedauert, bis er gemerkt hatte, dass nicht er, sondern sein Geld die Damen interessierte, und so hatte er gelernt, in Bezug auf Frauen vorsichtig und argwöhnisch zu sein.

Die Verwundbarkeit dieser Frau reizte ihn, und er wollte die Chance haben, als gewöhnlicher Mensch gemocht zu werden und nicht wegen seines Geldes.

Er sah, wie sie nervös an ihrem kurzen Kleid zupfte. „Leben Sie allein?“, fragte sie, ohne ihn anzusehen.

„Ja.“

„Oh. Gut.“ Unter der Staubschicht auf ihrem Gesicht errötete sie leicht.

Ihre Unverfrorenheit scheint ihr peinlich zu sein, dachte er. „Gut?“

„Für meine Füße.“ Sie erhob sich. „Meinen Sie, ich könnte mich oben ein wenig waschen?“, fragte sie.

Er nickte. „Während Sie sich frisch machen, lasse ich Ihren Wagen von den Jungs abschleppen und Ihr Gepäck holen.“

Sie sah sich um. „Von welchen Jungs?“

„Die, die Sie umzingelt haben, als Sie in der Tür erschienen. Auch jetzt lassen sie Sie noch nicht aus den Augen.“

Sie grinste. „Ach, die Jungs. Fahren die etwa?“

„Nicht legal.“

Ihr herzhaftes Lachen erfüllte die Kneipe und erregte seine Sinne. „Was mein Gepäck betrifft“, sagte sie. „Wie kommen Sie darauf, dass ich überhaupt etwas bei mir habe?“

„Meine Süße …“ Er ließ seinen Blick über ihren wohlgeformten Körper und ihre helle Haut schweifen. „So wie Sie aussehen, können Sie nur eine Touristin sein.“

Er streckte die Hand aus, um sie beim Laufen zu unterstützen, doch sie schüttelte den Kopf.

„Das kann ich allein.“

„Okay. Ich bin direkt hinter Ihnen, falls Sie doch Hilfe benötigen. Hier geht es hoch.“ Er deutete auf die Treppe in einer dunklen Ecke. Sie bewegte sich unsicher auf ihren schmerzenden Füßen. „Einer von euch Jungs kümmert sich um die Bar“, rief er den Stammgästen zu, denen Bear genauso vertraute wie seinem Freund.

Ryan starrte auf ihren schmalen Rücken, als sie die Treppe hinaufstieg. Er war eine Stufe unter ihr. Ihr kurzes Kleid endete weit oberhalb der Knie, was kein Problem gewesen war, solange sie sich auf einer Ebene befanden. Doch bei dem unerwarteten Anblick, der sich ihm bot, als sie vor ihm die Treppe hinauflief, schoss ihm das Blut in die Lenden. Mit solch verführerischen Dessous hatte er nicht gerechnet. Dieser Hauch von Spitze, der mehr zeigte als verbarg, erregte ihn. Dabei kannte er nicht einmal den Namen der Lady.

Ihm wurde schwindelig bei dem Gedanken, dass er Bear fast seine Hilfe verweigert hätte, da in dieser Woche in seiner Hotelanlage einige Konferenzen abgehalten wurden. Was wäre ihm alles entgangen!

Sie hatte den richtigen Mann gefunden. Nur leider wusste sie nicht, wie sie es anstellen sollte, ihn zu verführen. Samantha schloss die Badezimmertür hinter sich und zog ihr Kleid aus. Wer hätte gedacht, dass der erste Mann, dem sie begegnete, der erste unter achtzig, fügte sie in Gedanken hinzu, genau der Mann war, den sie suchte.

Ihre Fragen waren nicht gerade geschickt gewesen. Doch beim Anblick dieser dunklen, tief liegenden Augen und dem Schnurrbart über den sinnlichen Lippen, war sie nicht mehr in der Lage gewesen, klar zu denken.

Bei dem Gedanken, dass er auf der anderen Seite der Tür wartete, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Es gab keinen Zweifel: Dieser dunkelhaarige, phantastisch aussehende Fremde war genau das, was sie gesucht hatte. Mit einem Barkeeper in einer abgelegenen Kneipe konnte sie leidenschaftliche Stunden erleben, ohne den Mann später wieder sehen zu müssen. Falls sie es überhaupt schaffte, ihn zu verführen.

Samantha nahm sich ein Handtuch aus dem Regal und hängte es an einen Haken. Sie sah sich im Bad um. Klein, aber mit allem ausgestattet, was man benötigte. Keine Kinkerlitzchen. Nur eine Zahnbürste und ein Aftershave auf der Konsole unter dem Spiegel. Sie nahm die Flasche, schraubte den Verschluss auf und roch daran. Ein einziges Schnüffeln genügte, und sie fühlte sich nicht länger allein. Sein Duft hüllte sie ein. Er war bei ihr.

Sie war noch nie mit einem Mann zusammen gewesen, der einen Schnurrbart hatte. Würde dieser Schnurrbart beim intensiven Liebesspiel eine zusätzliche Stimulation bieten? Sie schloss die Augen und fing an zu träumen. Ein sinnlicher Mund, warmer Atem, erfahrene Hände auf ihrer empfindsamen Haut. Feste Lippen, die über ihre Schenkel glitten, Barthaare, die sie kitzelten. Sie legte die Hände an ihre Brüste und stellte sich vor, es seien seine, die die zarten Spitzen massierten.

Sie öffnete die Augen und kehrte in die Realität zurück. Da stand sie allein in einem fremden Badezimmer, spielte mit den harten Knospen und war völlig erregt. Entsetzen packte sie. Noch nie hatte sie so etwas getan. Noch nie hatte sie so gefühlt. Sie nahm die Hände von ihren Brüsten und beschloss, endlich unter die Dusche zu gehen.

Ihre Hände zitterten, als sie den Wasserhahn aufdrehen wollte. Wie konnte sie diesen Mann nur so sehr begehren? Einen Mann, den sie kaum kannte.

Samantha erbebte. Ihr blieb nur eine Woche. Sieben Tage Freiheit, bevor sie sich mit ihrem ungeliebten Verlobten traf. So hatte sie sich ihr Leben nicht vorgestellt, doch die Zukunft ihres Vaters stand auf dem Spiel. Und da ihr Leben nur noch aus dieser einen Woche bestand, wollte sie das Beste daraus machen. Ihre Chance stand draußen vor der Tür.

Bevor sie ihm jedoch in die Arme fiel, musste sie duschen. Nein, erst etwas trinken, dachte sie und ließ Wasser in ein Zahnputzglas laufen. Mit etwas Glück wüsste sie in ein paar Stunden, wie leidenschaftlich Sex sein konnte. Samantha warf einen Blick in den Spiegel und erschrak. Das Glas fiel ihr aus den Händen ins Waschbecken. Wie sah sie bloß aus? Dreckig, ungepflegt und alles andere als verführerisch.

Ohne Vorwarnung wurde die Tür aufgerissen, und sie war nicht mehr allein. „Was war das?“

Der Griff nach dem Handtuch kam zu spät. Der Liebhaber ihrer Träume stand in der Tür und starrte auf ihren fast nackten Körper. Sie blickte an sich hinab. Ihre seidige, sexy Wäsche, einziges Eingeständnis an ihre Weiblichkeit unter den konservativen Kostümen, die sie bei der Arbeit trug, zeigte mehr, als sie verbarg. Viel mehr, als sie diesem Fremden zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehen lassen wollte.

„Nun?“

Sie antwortete nicht. Kein Wort kam ihr über die Lippen. Verzweifelt versuchte sie, ihre Blöße zu bedecken. Sie drehte sich, um das Handtuch vom Haken zu holen. Er stieß einen Pfiff aus, als er ihren Stringtanga sah.

„Solche Dinger sollten verboten sein.“

Verlegen legte sie die Hände auf ihren Po. In diesem Moment merkte sie, dass sie absolut nicht zur Verführerin geboren war. Im Gegenteil, die Situation war ihr peinlich. Sie war so unerfahren in solchen Dingen, obwohl sie natürlich schon Beziehungen gehabt hatte. Doch ein Abenteuer für eine Nacht hatte es nie gegeben, und wahrscheinlich würde es das auch nie.

Sie hatte ihre Chance vertan, und ihr Ego war ziemlich angeschlagen. Reife Leistung für einen Abend.

Er ging an ihr vorbei. Sein männlicher Duft wirkte wie ein Aphrodisiakum auf ihre Sinne. Als ob das nötig wäre. Sein Anblick allein genügte, sie zu erregen.

Er nahm das Handtuch vom Haken und reichte es ihr. „Bitte schön“, knurrte er.

Verwirrt wegen seines harschen Tonfalls drehte sie sich um und sah ihn an. Seine Augen wirkten noch dunkler aus zuvor. Seine Wangen waren stark gerötet und seine vollen Lippen bildeten eine schmale Linie.

„Hier.“ Er wedelte mit dem Handtuch vor ihren Augen herum. „Oder ich kann für nichts mehr garantieren.“

„Sofort, Sir.“ Ihr Blick glitt an ihm hinab und blieb auf der deutlichen Ausbuchtung in seiner Jeans hängen. Zufrieden lächelte sie. Noch war nichts verloren. Ihre Verführungstechnik konnte vielleicht verbessert werden, aber sie hatte noch nicht alles verpfuscht. Dieser Mann begehrte sie, daran bestand kein Zweifel. Ihrem Glück stand also nichts mehr im Weg.

In aller Ruhe nahm sie das Handtuch und wickelte es sich um den Körper. „Fertig“, sagte sie schließlich und lächelte ihn verführerisch an.

„Jetzt kann es losgehen“, murmelte er.

Samantha schluckte. „So?“ Ihre Stimme zitterte ein wenig, wie sie verärgert feststellte. „Jetzt schon?“

Sie hätte es vorgezogen, ihn zuerst ein wenig besser kennenzulernen, und sie hätte gern geduscht. Offensichtlich hielt er dies nicht für erforderlich. Sie wurde nervös.

Doch als er den Arm nach ihr ausstreckte, legte sie ihre Hand in seine große, warme Handfläche. Ihn zu berühren bereitete ihr ein größeres sinnliches Vergnügen, als sie sich vorgestellt hatte. Nur mit Mühe unterdrückte sie die Gedanken an das, was kommen würde. Er umschloss mit seinen langen Fingern ihre schmale Hand. Finger, die ohne Zweifel sehr zärtlich sein konnten.

„Nun?“, fragte er.

„Was heißt, nun?“ Er erwartete doch nicht von ihr, dass sie den ersten Schritt unternahm? Sie leckte sich über die Lippen und fühlte sich plötzlich unbehaglich in dem kleinen Bad.

„Können wir weitermachen, bevor dies hier zu einer Sauna wird?“

Anscheinend hielt der Mann nichts von einem Vorspiel. Samantha hoffte, dass er zumindest ein Freund des Nachspiels war, denn so wie die Dinge sich entwickelten, würde dies nicht die langsame, lustvolle Erfahrung werden, die sie sich vorgestellt hatte.

„Ich glaube nicht …“

„Na gut. Dann fange ich eben an. Ich heiße Ryan“, sagte er und schüttelte ihre Hand. „Und du?“

2. KAPITEL

Ryan stand in der Tür und konnte es selbst nicht fassen, dass er in das Bad gestürmt war, ohne vorher anzuklopfen. Doch als er das Klirren von Glas hörte, dachte er, es sei etwas Schreckliches passiert. Stattdessen stand sie halb nackt da und starrte ihn an, weil er in ihre Privatsphäre eingedrungen war.

„Mein … Name?“ Sie wirkte verunsichert.

„Ja. Ich habe so ziemlich alles von dir gesehen, Süße.“ Und er wusste, wie ihre Brustspitzen sich aufstellten, wenn ihr kalt war. Unwillkürlich wanderte sein Blick zu ihren Brüsten, die jetzt von einem flauschigen Handtuch bedeckt waren. „Ich glaube nicht, dass es ein Verstoß gegen die guten Sitten wäre, wenn du mir deinen Namen nennst.“

Sie wurde rot. „Sam …“ Sie hielt nachdenklich inne. „Einfach Sam.“

Ihre Hand lag immer noch in seiner, und er streichelte mit dem Daumen über ihre Haut. Sie schien nichts dagegen zu haben, oder aber sie war zu durcheinander, um es überhaupt zu bemerken. Egal, ihm gefiel die Berührung.

„Sam.“ Er ließ den Namen auf der Zunge zergehen, spielte in Gedanken damit. Sam. Dann dachte er an ihre herrlichen Brüste und die festen Spitzen. Ein männlicher Name passte nicht dazu, und er schüttelte den Kopf. „Passt mir irgendwie nicht. Ist das die Abkürzung für Samantha?“, fragte er.

Sie holte tief Luft. „Ja. Aber der passt mir nicht.“

Er lächelte. Ihm gefiel diese Frau, auch wenn er sie nicht ganz verstand. „Darf ich fragen, weshalb nicht?“

„Ich habe Urlaub, und ich möchte zumindest diese eine Woche die Menschen vergessen, die mich so nennen.“

Sie war also auf der Flucht. Genau wie er auch. Deshalb konnte er ihren Wunsch nur zu gut verstehen. Ihm selbst bot die Familie den besten Zufluchtsort für eine Atempause. Doch die wohnte zu weit weg, um sie spontan zu besuchen. Seine Schwester lebte mit ihrer Familie einige Stunden entfernt. Und als sein erster Neffe geboren wurde, den er leider viel zu selten sah, hatte auch seine Mutter das Hotel verlassen und war in die Nähe ihrer Tochter Kate gezogen.

Deshalb suchte er ab und zu bei Bear Zuflucht. Er betrachtete die Frau, deren Hand er immer noch hielt. Woher kam sie? Und wovor lief sie davon? „Und wenn die Woche vorüber ist?“, fragte er.

Sie zuckte mit den Schultern. „Dann geht das normale Leben weiter.“

„Als Samantha.“

„Richtig.“ Sie zog ihre Hand zurück und schlang ihre Arme um ihren Körper. „Seit Jahren habe ich keinen Urlaub gemacht. Deshalb habe ich mir diese eine Woche gegönnt, bevor ich am nächsten Wochenende an einer Konferenz teilnehme.“

„Jeder, der in diese Gegend kommt, ist wegen einer Konferenz hier. Arizona ist mittlerweile das, was früher Florida war.“ Aus diesem Grund war er auch so erfolgreich.

Mitte der fünfziger Jahre hatte sein Vater das Land billig kaufen können. Nach dessen Tod hatte Ryan einen kleinen Teil davon für mehr Geld, als er sich je erträumt hätte, verkauft und damit die Frühstückspension seiner Familie vergrößert. Das „The Resort“, eine Ferien- und Konferenzanlage, hatte sich als Goldmine erwiesen und die Mackenzies – Ryan, seine Mutter und seine Schwester – zu Millionären gemacht.

Er hatte allerdings nicht die Absicht, Samantha jetzt schon davon zu erzählen. „Okay, Sam.“ Sie nickte zustimmend. „Da wir das jetzt geklärt haben, können wir weitermachen.“ Impulsiv führte er ihre Hand an seine Lippen und hauchte einen Kuss auf ihr Handgelenk. Ihr Herz pochte laut.

Dann entriss sie ihm ihre Hand. „Oh nein, das können wir nicht. Ich habe dich gerade erst kennengelernt und habe nicht die Absicht, sofort in dein Bett zu springen.“

„Das ist gut, denn ich kann mich nicht erinnern, dich dazu eingeladen zu haben.“ Er lachte herzlich. „Aber glaube mir, sobald es so weit ist, wirst du es merken.“

„Oh …“ Sie starrte ihn peinlich berührt an.

Ryan hatte noch nie eine Frau kennengelernt, die so widersprüchlich war. Vor einigen Minuten hatte sie seinen Körper noch begutachtet wie ein Stück Fleisch in einem Delikatessengeschäft. Ihre Wäsche war so aufreizend, dass ein Mann sofort an Sex denken musste. Und doch hielt sie das Handtuch mit eisernem Griff fest. Er verscheuchte die Erinnerung daran, wie sie ohne Handtuch aussah. Im Moment jedenfalls.

Was für eine Frau war Samantha? Die Unschuldige oder die Verführerin? Ihm gefielen die Gegensätze in ihrem Charakter, und er wollte, dass sie in seiner Nähe blieb.

Nachdem er hauptsächlich Frauen kennengelernt hatte, die nur hinter seinem Geld her waren, bot Sam eine faszinierende Abwechslung. Aber bevor er sie verführte, wollte er sicher sein.

„Eigentlich wollte ich dir nur vorschlagen zu duschen.“ Er trat zurück und ging zur Tür.

„Ryan, warte.“

Er drehte sich um.

„Tut mir leid. Für mich ist das alles neu … ich nehme an, das hast du gemerkt, so wie ich falsche Schlüsse ziehe und drauflosrede und …“

Er kehrte in das kleine Badezimmer zurück und brachte sie mit seiner Anwesenheit zum Schweigen. Die Versuchung, sie in die Arme zu schließen, war groß, und er begann zu schwitzen … was nicht an der Hitze im Bad lag. Impulsiv streckte er die Hand aus und wickelte sich eine Strähne ihres schwarzen Haares um den Finger.

„Was ist neu?“, fragte er.

„Das hier. Was zwischen uns passiert.“

„Geschieht denn etwas zwischen uns?“ Er musste einfach wissen, was sie wollte, bevor er sich einen weiteren Schritt vorwagte.

Ihre Blicke trafen sich. „Das weißt du doch genau.“ Ihre faszinierend blauen Augen wirkten ehrlich und ernst.

Er bewunderte ihren Mut, offen auszusprechen, dass es zwischen ihnen knisterte.

„Und was sollen wir dagegen tun?“ Er kitzelte sie mit der Haarsträhne am Kinn. „Sam?“ Er flüsterte ihren Namen. Plötzlich erschien es ihm wichtig, die Wünsche der Frau zu respektieren.

Sie erbebte innerlich und seufzte. „Ich weiß es nicht.“ Sie beugte sich vor und war ihm so nah, dass kaum ein Stück Papier zwischen sie passte.

Die Sprache ihres Körpers war eindeutig, und Ryan hatte die Antwort darauf. Er wollte die kleine Lücke zwischen ihnen schließen, ihre Lippen schmecken und ihre Geheimnisse kennenlernen. Ganz sicherlich hatte diese faszinierende Frau viele. Aber ihre Antwort genügte ihm noch nicht.

Er sah in ihre sanften Augen. Sie begehrte ihn, aber es gab Dinge, die sie dringender benötigte. Zum Beispiel eine Dusche und etwas Zeit für sich.

„Denk darüber nach … und lass es mich dann wissen.“ Er streckte sich und ließ die Haarsträhne los. Dabei berührte er mit den Fingerspitzen ganz zart ihre Schulter. „Die Autovermietung schickt einen Ersatzwagen. Deinen Koffer stelle ich in das Zimmer nebenan. Komm nach unten, sobald du geduscht und dich umgezogen hast.“

Sie lächelte. „Danke. Du bist ein sehr netter Mann, Ryan.“

Er verzog das Gesicht. Er war nicht nett, er war scharf auf sie. Deshalb wunderte er sich, warum er sich zurückhielt. Ohne Zweifel würden einige zärtliche Worte und liebevolle Berührungen genügen, um sie in sein Bett zu bekommen.

Stattdessen ging er hinunter in die gut besuchte Kneipe, wo ihn ausgelassene Männer und ein größeres Problem erwarteten.

„Was soll das heißen, dass Theresa unbedingt mit mir sprechen will?“ Ryan sah über Zees Schulter hinweg zu der einzigen Kellnerin, die nervös eine Papierserviette in Stückchen riss. „Warum arbeitet sie nicht?“

„Während du oben warst, hat sie einige Gläser an die Tische gebracht. Und fallen lassen“, murmelte Zee.

„Wie ist das passiert?“

„Hardy hat die Hand auf ihren Po gelegt, und das mochte sie nicht.“ Der alte Mann kicherte, wurde dann aber sofort ernst. „Ihre Mama hat sich den Oberschenkel gebrochen, als sie aus der Badewanne stieg. Deshalb sind Theresas Gedanken nicht bei der Arbeit.“

Ryan fluchte. Er wusste, dass er die Kellnerin nicht hier beschäftigen konnte, wenn sie zu Hause dringend benötigt wurde. Selbst wenn die Kneipe voll war. „Ich werde mit ihr reden. Sonst noch etwas?“

„Hardy ist hinter der Bar und verwässert die Drinks. Earl kippt mehr runter als er verträgt, und das Gepäck der sexy Lady steht dort drüben in der Ecke“, informierte ihn Zee.

„Und du?“

„Ich bin Türsteher. Frauen mit zu kleinen Brüsten lasse ich nicht herein.“ Der alte Mann grinste.

„Keine Diskriminierung, Zee“, warnte Ryan lachend.

„Soll ich der Lady das Gepäck bringen?“

„Nein danke, das übernehme ich selbst.“ Ryan traute Zee nicht über den Weg. Die Versuchung, einen Blick auf Samanthas phantastischen Körper zu werfen, war groß. Ryan konnte es verstehen. Er selbst würde auch gern noch einmal den herrlichen Anblick genießen. Doch das Lokal war gut besucht, und die Verpflichtung seinem Freund gegenüber ließ es nicht zu, dass er seine Arbeit vernachlässigte. Und wenn Samantha eine typische Frau war, dann würde es einige Zeit dauern, bis sie sich zurechtgemacht hätte.

Was ihm nur recht war, da er erst seine Libido unter Kontrolle bekommen musste. Er machte sich an die Arbeit.

Keine fünfzehn Minuten später erschien die Frau, die für seinen erregten Zustand verantwortlich war, in der Bar. Er hätte es wissen müssen. Seine Samantha war keine typische Frau.

Sie setzte sich auf einen freien Barhocker und stützte die Arme auf der Theke ab. Lauter Münzen mit dem Gesicht von Abraham Lincoln lagen unter der Glasscheibe des Tresens. Sam – der Name gefiel ihr, und sie beabsichtigte, dabei zu bleiben – mochte das altmodische Ambiente der Bar.

Sie war New Yorks elegante Restaurants gewöhnt und genoss es, sich in dieser gemütlichen, rustikalen Atmosphäre zu entspannen. Entspannen war relativ, da Ryan nur wenige Meter von ihr entfernt am anderen Ende der Theke stand und sich mit einer jungen Frau unterhielt. Die weiße Schürze ließ darauf schließen, dass sie die Kellnerin war. Sie schien unglücklich zu sein.

Obwohl Sam kein Wort der Unterhaltung hören konnte, spürte sie, dass es ernst war. Ryan schüttelte den Kopf, ging an die Kasse und gab der Frau Geld, das sie offensichtlich nicht annehmen wollte. Ryan weigerte sich, es zurückzunehmen. Die junge Frau schlang schließlich die Arme um seinen Hals und drückte ihn fest an sich.

Was sich zwischen den beiden abspielte, war augenscheinlich geschäftlich, trotzdem verspürte Sam einen Anflug von Eifersucht, als die Frau Ryan berührte. Sekunden später kümmerte Ryan sich wieder um das Geschäft. Er zapfte Bier und servierte es lächelnden Frauen.

Sam hätte die ganze Nacht dasitzen und ihn beobachten können. Er bewegte sich schnell und sicher, bediente, räumte ab, wischte über Tische und öffnete Flaschen, als habe er das schon sein ganzes Leben lang getan. Es ist eben sein Job, dachte sie.

Nicht das erste Mal wurde ihr bewusst, dass sie nichts über den Mann wusste, den sie als Liebhaber auserkoren hatte, außer dass er sie mit seinem feurigen Blick erregte. Trotzdem vertraute sie ihm irgendwie.

Ryan konnte ihre Leidenschaft wecken. Seine Berührung entfachte ein Feuer in ihr, und seine Stimme erregte ihre Sinne. Wenn sie Spaß, Aufregung und heiße Nächte haben wollte, dann war sie hier richtig. Denk darüber nach … und lass es mich wissen. Sehnsucht vermischte sich mit Angst. Sie musste nur diese Angst überwinden, um den ersten Schritt zu tun. Der Gedanke an Tom und ein Leben in getrennten Betten oder Schlafzimmern, falls sie das erreichen konnte, machte ihr die Entscheidung leicht.

„He, Süße, kann ich dir einen Drink spendieren?“

Es war einer der alten Männer, die sie umzingelt hatten, als sie den Fuß in diese Kneipe setzte. „Sicher.“

„Ryan“, rief der Mann. „Zwei Tequila. Und vergiss die Zitrone nicht.“

Ryan drehte sich zu ihnen um und runzelte die Stirn. Er erledigte einige andere Bestellungen, dann kam er zu ihnen. Sam wurde nervös. Ihre Kehle war trocken. Sie wusste, was sie wollte. Doch wie sollte sie es ihm sagen?

Er blieb direkt vor ihr stehen und stützte sich mit den Händen auf der Theke ab. Selbst seine dunkel behaarten Arme reizten sie. Wie würde es sein, wenn sie seinen Körper berührte? „Tequila.“

Sie zuckte lässig mit den Schultern, obwohl sie sich alles andere als das fühlte. „Das ist es, was der Herr bestellt hat.“

„Für dich bin ich Zee, Honey. Und gib uns nicht dieses verwässerte Zeug, das Bear mir immer einschenkt“, warnte er Ryan.

Ryan sah sie an. „Willst du wirklich Tequila?“

„Warum nicht?“

„Hast du je einen getrunken?“

Sie schüttelte den Kopf.

„Das habe ich mir gedacht.“ Trotzdem bereitete er zwei Tequila zu.

„Wer ist Bear?“, fragte Sam.

„Der Kerl, dem diese Kneipe gehört“, erklärte Ryan.

„Dein Chef also.“

„Ihm gehört der Laden, und ich kümmere mich darum.“ Ryan stellte ihnen die Gläser hin, zusammen mit einem Salzstreuer und Zitronenscheiben. „Prost“, sagte er und wandte sich dann den Gästen zu, die neben Sam saßen.

Seit ihrer Ankunft hatte sich die Zahl der Gäste vervierfacht, und Ryan arbeitete ganz allein und ohne Pause. „Er sieht überarbeitet aus.“

Zee nickte. „Und unterbezahlt.“

„Halt den Mund, Zee.“ Ryan warf dem alten Mann einen warnenden Blick zu.

Sie legte den Kopf zur Seite. „Schwere Arbeit ist nichts, dessen man sich schämen müsste.“

„Er hat seiner Kellnerin heute Abend frei gegeben“, erklärte Zee.

„Ich dachte, ich hätte sie vorhin noch gesehen“, erwiderte Sam.

„Stimmt. Aber ihre Mutter ist gestürzt. Deshalb hat Ryan sie nach Hause geschickt. Er hat sie sogar für den heutigen Abend bezahlt … nur das Trinkgeld wird ihr fehlen.“

Das erklärte die Szene, deren Zeuge sie geworden war. Eine Umarmung aus Dankbarkeit. Sam war erleichtert.

Sie blinzelte und sah zu Ryan. „Das war sehr nett von ihm“, murmelte sie. Sie war nicht nur über einen sehr erotischen Mann gestolpert, nein, er spielte auch noch den edlen Ritter, wie sie erfreut feststellte.

„Der Junge hat ein Herz aus Gold. Hatte er schon immer.“

Ryan blieb vor ihnen stehen. „So viel Lob von dir bin ich gar nicht gewöhnt“, lachte er. Beim Anblick seiner strahlenden Augen und seiner sinnlichen Lippen verspürte Sam sofort wieder ein erregendes Ziehen im Körper. Eine völlig neue Erfahrung. Sie erschauerte und rieb sich mit den Händen über ihre nackten Arme.

Zee schaute auf die noch vollen Gläser. „Willst du den ganzen Abend davor sitzen, Honey? Oder wollen wir endlich trinken?“

Sam hatte schon im College beobachtet, wie man Tequila trank, aber sie hatte noch nie einem achtzigjährigen Mann dabei zugesehen. Zee gab eine perfekte Vorstellung ab. „Bist du sicher, dass er das verträgt?“, fragte sie Ryan, als Zee sich mit dem Ärmel über den Mund wischte.

„Besser als du.“

Sie nahm die Herausforderung an. Wie der alte Mann leckte sie über ihren Handrücken, streute Salz auf die Haut, leckte wieder, trank den Schnaps und griff nach einer Zitronenscheibe.

„Nicht schlecht für das erste Mal“, lobte Zee und füllte die Gläser.

Sams und Ryans Blicke trafen sich in dem Moment, als sie die saure Frucht an die Lippen führte … denn sie hatte gerade einen Schluck Leitungswasser, gefärbt mit Lebensmittelfarbe, hinuntergeschluckt. Und er wusste es. Mit einem Augenzwinkern gab er ihr zu verstehen, dass sie das Spiel mitspielen sollte.

Ein weiteres Merkmal seines edlen Charakters. Ryan, wie auch immer er mit Nachnamen heißen mochte, war ein sexy, hart arbeitender, sexy, anständiger, sexy Kerl. Der perfekte Mann für ihre Zwecke. Sam gefiel, was sie sah und hörte. Sie hätte keinen besseren als Ryan finden können.

Aber zunächst musste er sich um die Bar kümmern, und so wie es aussah, konnte er Hilfe gebrauchen.

Das Fass war leer. Die Damen im „The Hungry Bear“ überraschten Ryan immer wieder. Im „The Resort“ wurde hauptsächlich erstklassiger Wodka ausgeschenkt, während bei Bear Dunkelbier getrunken wurde. So unterschiedlich können Frauen sein, dachte Ryan, als er ein neues Fass holte.

Ein blumiger Duft hüllte ihn ein, und er spürte, dass er nicht mehr allein im Lagerraum war. Er hob den Kopf. Ohne sich umzudrehen, wusste er, wer es war. Samantha.

„Was machst du hier?“, fragte er. Sie bot eine Ablenkung, an der er sich im Moment nicht erfreuen konnte. Vielleicht später, wenn das Lokal geschlossen war. Falls sie bereit war. Aber nicht jetzt.

„Ein Paar ist gerade gekommen und hat ein Bier verlangt. Da das Fass leer war und ich hinter der Bar keine Flaschen entdecken konnte, bin ich …“

„Du hast dich um die Bar gekümmert?“

„Es war sonst niemand da“, verteidigte sie sich.

„Ich habe Zee gebeten, ein Auge darauf zu halten.“

„Zee meint, er sei betrunken.“

Diese Bemerkung löste die Spannung, und sie brachen beide in Lachen aus. „Du passt gut auf ihn auf“, bemerkte sie anerkennend. Aber nicht nur Anerkennung sprach aus ihrem Blick. Da war noch etwas anderes. Er fühlte sich unbehaglich.

„Irgendjemand muss es tun … er ist Bears Vater. Vor einigen Jahren hat er seine Frau verloren und sucht seitdem immer ein wenig Ablenkung und Aufmerksamkeit. Vielen Dank übrigens, dass du dir Zeit für ihn genommen hast.“

Es gab nicht viele Menschen, die ihre Zeit einem alten, einsamen Mann opferten. Bears Kunden kümmerten sich Bear zuliebe um ihn und weil sie ihn seit ewigen Zeiten kannten, so wie auch Ryan. Samantha hatte es jedoch für einen Fremden getan.

„Wie lange waren sie verheiratet?“

„Mehr als fünfzig Jahre.“

„Wow! Eine lange Zeit.“

„Für die beiden nicht. Sie haben sich wirklich geliebt.“ Ryan überlegte, wann er zum Fürsprecher der Ehe geworden war. Nicht, dass er etwas dagegen hätte, selbst eines Tages zu heiraten. Im Gegenteil. Er hatte nur nicht daran geglaubt, je eine Frau zu finden, die es wirklich ehrlich und ernst meinte. Eine Frau, für die es sich lohnte, dieses Risiko einzugehen. Er schaute Samantha an. Bis heute?

Ryan wollte die Chance haben, dies herauszufinden.

„Warum sollte man sich auch aus einem anderen Grund als Liebe an jemanden binden? Sonst kann man ja den Kopf gleich in die Schlinge stecken.“

Sie räusperte sich. „Können wir nicht über etwas anderes reden?“

„Warum? Hast du ein Problem mit dem Thema Hochzeit?“, fragte er leichthin. Wenn alles so lief, wie er es sich vorstellte, würde er später noch viel Zeit haben, ihr Geheimnisse zu entlocken. Anscheinend gab es einige. „Sag Zee das nicht, sonst hält er dir einen Vortrag über Traditionen, Respekt und Liebe.“

Sie lächelte. Ein Lächeln, das ihn seiner Sinne beraubte. Es war gefährlich, noch länger allein mit ihr im kühlen und einsamen Lagerraum zu bleiben.

„Er ist harmlos … und süß.“ Sie schloss die Tür hinter sich und ging auf ihn zu. Als sie ganz nah bei ihm stand, holte sie tief Luft: „So wie du“, murmelte sie. Ihre Stimme zitterte ein wenig vor Nervosität.

Er hob ihr Kinn mit dem Zeigefinger. „Darling, ich bin alles andere als süß.“ Kalt, zurückhaltend, desinteressiert. Das jedenfalls waren die Adjektive, mit denen die Damen im „The Resort“ ihn beschrieben, wenn er ihre Annäherungsversuche rigoros abwehrte. Doch er hatte gelernt, dass er in dieser Hinsicht nicht freundlich sein durfte.

„Warum überlässt du es nicht mir, das zu beurteilen.“ Sie legte die Hände auf seine Schultern und drückte ihn zurück an die Wand. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen und lehnte sich an ihn.

Sie küsste ihn. Hart und schnell, als wollte sie verhindern, dass Vernunft die Oberhand gewann. Er hatte nichts dagegen. Auch als sie mit den Händen unter sein Hemd glitt, wehrte er sich nicht. Sie hatte den ersten Schritt unternommen, und er würde dafür sorgen, dass sie es nicht bereute. Weder den Kuss noch das, was folgen würde. Er war scharf auf sie und wollte mehr.

Allerdings bekam er keine Chance. Sie löste sich von ihm, bevor er impulsiv handeln und sich das nehmen konnte, was er wollte. Und was sie ihm noch vor einigen Sekunden angeboten hatte.

Aus großen Augen sah sie ihn an. „Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, dass ich mich dir einfach an den Hals werfe.“

Ihre Unsicherheit rührte ihn. „Das weiß ich auch nicht, aber habe ich mich beschwert?“

Sie lächelte. „Du meinst, es hat dir gefallen?“

Er hielt sie am Arm fest und drückte ihn sanft. „Hast du das nicht gemerkt? Meine Technik muss grausam sein.“ Mit dem Daumen zeichnete er kleine Kreise auf ihr Handgelenk.

Er trat einen Schritt auf sie zu, und als sie nicht zurückwich, schloss er sie in die Arme. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah ihm in die Augen.

„Du kannst mir vertrauen, Süße.“

„Ich weiß.“ Ihr strahlendes Lächeln beruhigte ihn, und er küsste sie ganz zart. Sie erwiderte den Kuss und entspannte sich in seinen Armen. Sein Kuss wurde immer heißer, immer fordernder, und ihr leises Stöhnen erregte ihn noch mehr.

Ihre sommerliche Bluse war bereits über ihre Schultern gerutscht. Impulsiv griff er nach den Trägern ihres Tops und schob sie zusammen mit der Bluse so weit hinunter, dass ihre Brüste entblößt waren. Gierig nahm er eine der herrlich harten Knospen zwischen die Lippen. Sie stieß einen kleinen heiseren Schrei aus. Aufstöhnend bog sie sich ihm entgegen, damit er die dunklen Spitzen besser erreichen konnte.

Ryan war kurz davor, völlig die Kontrolle über sich zu verlieren. Noch ein paar Sekunden länger und die Gäste, die in der Kneipe saßen, wären ihm egal. Er würde ihr und sich selbst die Kleidung vom Körper reißen und in sie eindringen. Sie war so heiß und willig. Er musste unbedingt aufhören, wollte sie aber noch nicht loslassen.

Es blieb ihm jedoch keine andere Wahl, und so hob er den Kopf. „Hältst du mich immer noch für harmlos?“, fragte er schwer atmend.

„Nein, aber du schmeckst so süß.“ Sie lächelte verlegen. „Ich wusste nicht, wie ich mich dir nähern sollte … aber ich bin froh, dass ich es getan habe.“

Er hatte recht gehabt. Einen Mann zu verführen, war etwas Neues für sie. Er fragte sich, welche Geheimnisse sie noch in sich bewahrte. Sie hatte bereits zugegeben, dass sie für kurze Zeit aus ihrem normalen Leben ausgeschert war. Und wenn man bedachte, wie unerfahren und unschuldig sie zu sein schien, musste er sich fragen, warum sie ausgerechnet ihn verführen wollte. All die unbeantworteten Fragen erhöhten die Faszination, die sie auf ihn ausübte.

Er sah ihr in die Augen. Sie glänzten eigenartig. Eine Mischung aus Leidenschaft und Ungläubigkeit. Ryan verstand sie. Er selbst hätte nie geglaubt, dass sie so eine hocherotische Kombination abgeben würden. Diese Frau war voller Widersprüche. Er hatte ihr anfängliches Zögern gespürt und war sicher gewesen, dass sie sich zurückziehen würde. Stattdessen war sie zu ihm gekommen. Zu Ryan, dem Barkeeper.

Wenn ihn seine Ahnung nicht täuschte, dann war ihr dieses heiße, unerhörte Verlangen ebenso neu wie … nein. Nein. Er schüttelte den Kopf. Dieses Begehren war nichts Neues für ihn. Er hatte schon häufig eine Frau leidenschaftlich begehrt. Doch nie war es so schnell gegangen.

Er presste ihren Körper fest an seinen, damit sie den Beweis seines Verlangens spüren konnte. Ihre Reaktion zeigte ihm, dass sie seine Erregung genau fühlte.

Sie hatte ihre noch feuchten Haare zu einem Zopf geflochten. Er spielte mit dem Ende. „Es ist noch nass.“

„Ich wollte keine Zeit mit dem Föhnen vergeuden.“

Während er mit ihren Haaren spielte, wanderte sein Blick über ihr Gesicht, verweilte auf ihren Lippen und richtete sich dann auf die Ader an ihrem Hals; wo ihr Puls heftig pochte. Zärtlich küsste er die Stelle. Dann sah er in ihre großen Augen. „Wo wirst du übernachten?“, fragte er.

Sie räusperte sich. „Dort, wo ich willkommen bin.“

Sie war hier willkommen. Der Gedanke schockierte ihn, aber er stellte fest, dass er es ernst meinte. Wenn sie bei ihm blieb, bekäme er die Chance, sie besser kennenzulernen. Er wollte mehr über sie erfahren, und er wollte in dieser Nacht mit ihr schlafen.

Er beugte den Kopf. „Oben steht ein Doppelbett“, flüsterte er ihr ins Ohr.

Es war doch nur logisch, dass er ihr ein Bett anbot. Er wollte sie in seiner Nähe haben, und sie brauchte einen Platz, wo sie bleiben konnte. Es würde ihm schwerfallen, auf Distanz zu bleiben. Sie glaubte vielleicht, dass sie mehr von ihm haben wollte, doch in ihren Augen spiegelte sich Unsicherheit wider. Sie wusste, dass die Chemie zwischen ihnen stimmte, doch gefühlsmäßig war sie noch nicht so weit.

Wenn viel zu gewinnen war, konnte Ryan sehr geduldig sein. „Nun?“, fragte er.

„Ich …“ Er biss zärtlich in ihr Ohrläppchen, und sie erbebte. „Ich muss nächsten Donnerstag im Hotel sein“, brachte sie hervor. „Meine Konferenz beginnt Freitagmorgen um acht.“

Ein lautes Klopfen an der Tür unterbrach sie, bevor die Situation außer Kontrolle geraten konnte. „Ich bin vielleicht alt, aber mein Erinnerungsvermögen ist noch ganz gut. So lange kann es nicht dauern“, schrie Zee. „Draußen sitzen durstige Gäste.“

Sam wurde rot, und Ryan nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. „Er irrt sich.“

„So?“ Ihre Stimme klang sehnsuchtsvoll.

Ryan nickte. „Es wird die ganze Woche dauern. Dafür werde ich sorgen“, erwiderte er.

Dann drehte er sich um und verließ den Lagerraum. Er ließ ihr Zeit, sich zu sammeln, und hoffte, dass sonst niemand gemerkt hatte, wie lange er weg gewesen war. Oder dass er das Bier vergessen hatte. Oder dass er Samantha so sehr begehrte, dass er kaum laufen konnte.

Diese Frau, ihre Ernsthaftigkeit und Verletzlichkeit, ließen ihn das erste Mal seit Jahren an eine Zukunft denken. Zwischen ihnen stimmte nicht nur die Chemie. Es war mehr. Seine Gefühle waren in Aufruhr geraten. Deshalb hatte er sie eingeladen, die Woche bei ihm zu verbringen.

Noch nie war die Zeit als Barkeeper so vielversprechend gewesen. Als Ryan zurück in den Schankraum kam, fragte er sich, ob es jemandem auffallen würde, wenn er die letzte Runde früher als normal ankündigte.

3. KAPITEL

Sam wischte den Tisch ab und steckte das Trinkgeld ein, das neben dem Glas gelegen hatte. Sie hatte sich schnell an die neue Aufgabe gewöhnt und erledigte ihren Job als Kellnerin gut. Es machte ihr Spaß, die Gäste zu bedienen, und diese wiederum schienen sich gern mit ihr zu unterhalten.

„He, Schatz, noch eine Runde für den Tisch in der Ecke.“

Sam verdrehte die Augen. Wo nahm Zee nur seine Energie her. Sie selbst wurde langsam müde. Sie bückte sich hinter der Bar und holte Ryans Spezialdrink für Zee hervor.

„Alles okay?“

Ihr Herz machte einen Satz, als sie die tiefe, heisere Stimme vernahm. „Ja, mir geht es gut.“

„Du hattest einen anstrengenden Marsch hierher.“ Sein Blick verweilte auf ihren Leinenschuhen. Seine Fürsorge erstaunte sie. Der Mann brauchte eine Kellnerin, oder er hätte den Laden schließen können, trotzdem hatte er Theresa nach Hause geschickt. Und jetzt machte er sich Sorgen wegen der paar Schrammen an ihren Füßen.

Raue Schale, weicher Kern, dachte Sam. Etwas, das ihr an Ryan gefiel.

„Sag den Jungs, dass dies die letzte Runde ist“, ordnete er an.

Sie hätte ihn vor Erleichterung am liebsten geküsst. Doch in Anbetracht der vielen Gäste beherrschte sie sich. Während sie die letzten Getränke servierte, wurde sie zunehmend nervöser. Eine ganze Nacht lag noch vor ihnen, und allein der Gedanke daran erregte sie.

Schließlich schloss sie hinter dem letzten zahlenden Gast die Tür. Sie hörte, dass Ryan bereits die Stühle auf die Tische stellte. Sie wagte nicht, ihn anzusehen. Die Erinnerung daran, wie sie sich im Lagerraum an ihn herangemacht hatte, war ihr peinlich.

„Und dann habe ich auch noch zugestimmt, die Woche in seinem Bett zu verbringen“, murmelte sie vor sich hin.

In der Kneipe war so viel zu tun gewesen, dass es außer einigen intensiven Blicken und gelegentlichen Fragen wegen einer Bestellung kein persönliches Wort zwischen ihnen gegeben hatte. Wenn sie natürlich hier blieb, würde sie ihm früher oder später in die Augen sehen müssen.

Wem wollte sie eigentlich etwas vormachen? Wenn sie blieb, würde sie mehr sehen als nur die dunklen von langen Wimpern umrahmten Augen. Sie würde alles von Ryan sehen.

Nun, sie wollte eine heiße Affäre. Sie wollte Leidenschaft und Erregung kennenlernen. Und er hatte auf Anhieb bewiesen, dass er ihr alles geben konnte. Die Erinnerung daran ließ ihr Herz schneller schlagen, und sie spürte, dass sie mehr als bereit war, ihren sündigen Vorsatz in die Tat umzusetzen.

Obwohl sie Tom nicht liebte und sie die Verlobung nur wegen ihres Vaters einging, bekam sie ein schlechtes Gewissen. Sich einem Mann an den Hals zu werfen, während sie mit einem anderen verlobt war, machte ihr mehr zu schaffen, als sie sich eingestehen wollte. Allerdings nicht genug, um sie an ihren Plänen zu hindern. Sie spürte, dass diese Entscheidung mehr mit Ryan zu tun hatte als mit ihrem Wunsch, einmal über die Stränge zu schlagen. Sie wollte diese eine Woche mit diesem Mann.

Tom würde es nie erfahren. Wahrscheinlich wäre es ihm sowieso egal. Jeder von ihnen würde eine bestimmte Funktion im Leben des anderen ausüben. Sie wäre die Trophäe an seinem Arm, und er würde ihr das Geld geben, damit sie die Schulden ihres Vaters bezahlen konnte. Sie war die Einzige, die keine Vorteile aus dem Handel zog.

„Außer dass es mich zu dir geführt hat“, murmelte sie. Ihr Blick glitt zu Ryans breitem Rücken. Sie beobachtete das Spiel seiner Muskeln, während er arbeitete. Stark und selbstbewusst wie er war, würde er wahrscheinlich nur ungern erfahren, dass sie zumindest theoretisch einem anderen Mann gehörte.

Sie fuhr mit dem Daumen über den Ringfinger, wo normalerweise ihr Verlobungsring steckte. Ihr selbst gefiel der Gedanke nicht, dass Männer Frauen wie ihr Eigentum betrachteten. Und für einen Mann wie Ryan könnte so ein kleines Detail – ihre bevorstehende Hochzeit – heikel sein. Da sie ihn jedoch nie wieder sehen würde, sah sie keinen Grund, die einmalige Chance auf eine heiße Affäre zu vertun.

„Sammy Jo, lass uns noch einen trinken, bevor Hardy mich nach Hause fährt.“ Sie verdrehte die Augen. Sie hätte Zee nie erlauben dürfen, diesen lächerlichen Namen zu benutzen.

„Sammy Jo?“

„Samantha Josephine“, erklärte Zee. „Wenn du eine Frau kennenlernen willst, musst du nur die richtigen Fragen stellen.“

„Sammy Jo.“ Ryan stützte sich auf seinem Besen ab und betrachtete sie. Sein heißer Blick glitt über ihren Körper und verweilte an Stellen, die er in der Öffentlichkeit nicht betrachten durfte. Stellen, die er früher am Abend gesehen hatte. Und sie hatte den Eindruck, dass er sich an viel mehr erinnerte, als er momentan sehen konnte. „Sammy Joe“, wiederholte er. Seine Stimme klang verführerisch heiser. „Das gefällt mir.“

So wie er den Namen aussprach, gefiel es ihr auch. Sie zwang sich, den Augenkontakt zu ihm abzubrechen, und wandte sich Zee zu. „Tut mir leid, aber heute gibt es nichts mehr.“ Noch ein Glas Wasser konnte sie einfach nicht trinken. Sosehr sie den alten Mann mochte und seine Gesellschaft genoss, für diesen Abend hatte sie ihn genug an der Nase herumgeführt.

Mit einem gezwungenen Lächeln sah sie Zee an und täuschte einen Schluckauf vor.

Ryan kicherte. Zee grinste. „Ich habe doch gesagt, dass ich dich unter den Tisch trinke. Dann also gute Nacht. Bis morgen.“ Er verließ die Bar, sein Fahrer folgte ihm auf den Fersen.

Ryan schloss die Tür hinter ihm und legte den Riegel vor. Von jetzt an würde Sam das klickende Geräusch eines Riegels immer mit diesem Mann und dieser Nacht in Verbindung bringen.

„Endlich allein.“ Er lächelte sie an und winkte sie zu sich. „Komm her … Sammy Jo.“

Seine dunklen Augen glänzten vor zügelloser Begierde. Automatisch bewegte sie sich in seine Richtung. Sein heißer Blick weckte eine unglaubliche Sehnsucht nach Sex in ihr.

Drei, vier Schritte und sie war bei ihm. Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und küsste sie. Mit der Zunge glitt er zwischen ihre geöffneten Lippen. Sam erwartete einen harten, fordernden Kuss, so wie die vorherigen.

Doch er küsste sie unsagbar zärtlich, erforschte die Tiefe ihres Mundes und knabberte sanft an ihrer Unterlippe, bis sie fast aufschrie vor Begierde, so unerwartet süß und erregend war dieser Kuss. Schließlich hob er den Kopf und blickte ihr tief in die Augen.

Sie war völlig außer Atem und hatte einen Kloß im Hals. Sie schluckte. „Wofür war das?“, fragte sie.

„Ich wollte sichergehen, dass du dich erinnerst, warum.“ Sie musste nicht fragen „Warum was?“ Warum sie sich über ihn hergemacht hatte. Warum sie zugestimmt hatte, bei ihm zu bleiben. Warum sie ihre Meinung nicht ändern sollte. Sie wusste es bereits. Er war die Antwort auf alle Fragen. Seine unglaubliche Männlichkeit und seine erotische Ausstrahlung. Nur er war in der Lage, sie dermaßen zu erregen. Sie war in den Westen gekommen, um eine leidenschaftliche Affäre zu erleben, aber selbst in ihren wildesten, erotischsten Träumen hatte sie sich nicht einen Mann wie Ryan vorgestellt.

Er umfasste ihre Taille und hob sie auf einen der Barhocker. Dank ihres lockeren Tops spürte sie seine Hände auf ihrer nackten Haut. Die Berührung weckte in ihr das Verlangen nach mehr. Doch statt mit den Händen weiter über ihre nackte Haut hinauf zu ihren Brüsten zu gleiten, nahm er ihre Füße und zog ihr die Leinenschuhe aus. Sanft massierte er ihre schmerzenden Fußsohlen.

Sie lehnte sich gegen die Bar und seufzte zufrieden. „Hm, das tut gut.“

„Ich könnte mir einige Dinge vorstellen, die noch besser sind, aber ich glaube, im Moment brauchst du dies am meisten.“

„Du bist gut über jemanden im Bilde, den du gerade erst kennengelernt hast.“ Sie dachte immer noch an seinen leidenschaftlichen Kuss und nicht an ihre schmerzenden Füße.

„Du bist leicht zu durchschauen.“

„Ich weiß nicht, ob mir das gefällt.“

Ryan hatte ihr den zweiten Schuh ausgezogen und massierte hingebungsvoll auch den anderen Fuß.

„Du hast mich heute Abend überrascht“, sagte er.

„Du bist wohl nicht daran gewöhnt, von einer Frau angefallen zu werden.“ Sam gab sich keiner Illusion hin. Er hatte sie vielleicht ermutigt, aber sie war letztendlich diejenige gewesen, die sich an ihn herangemacht hatte.

Er lachte. „Ich meine etwas anderes. Deine Hilfe heute Abend. Du bist eingesprungen, als ich dringend jemanden brauchte. Das hat mir gefallen.“

Er wanderte mit seinen Händen über ihre Waden hinauf zu ihren Oberschenkeln. Sie erstarrte, doch unter seiner kontinuierlichen Massage entspannte sie sich schnell und genoss seine Berührungen.

„Ich kann dir Theresas Lohn zahlen“, sagte er.

„Du hast Theresa schon Geld gegeben“, erinnerte sie ihn.

„Ihre Familie braucht das Geld, und Bear wird nichts dagegen haben. Aber du musst auch nicht umsonst arbeiten. Es ist nicht viel, aber …“

Sam konnte sich kaum auf etwas anderes konzentrieren als auf das Gefühl seiner Hände auf ihrer nackten Haut. Er glitt weiter hinauf. Wo würde er als Nächstes landen? Doch trotz des prickelnden Gefühls und der wachsenden Begierde erkannte sie, was für ein besonderer, fürsorglicher Mann Ryan war … und wenn sie wollte, gehörte er ihr für die Dauer ihres Aufenthalts.

Aber sie musste zu erkennen geben, was sie von ihm wollte … Geld bestimmt nicht. „Ich will dein Geld nicht, Ryan.“

Er murmelte etwas, was sie jedoch nicht richtig verstand. Es klang so ähnlich wie „Dann wärst du die Erste“. Er schob ihren Rock höher, und sie atmete schneller.

„Warum nicht?“, fragte er. „Du hast es verdient.“

„Ich möchte kein Geld für etwas, das ich gern getan habe. Es hat mir Spaß gemacht, dir zu helfen.“

„Ich bin sicher, dass du heute Abend eine Menge Trinkgeld kassiert hast“, meinte er.

„Für den ersten Abend war es nicht schlecht“, erwiderte sie grinsend.

„Du bist eine phantastische Frau, Sammy Jo.“ Langsam strich er mit den Fingerspitzen über ihren seidigen Slip. Sie erschauerte heftig und stöhnte leise bei der ersten intimen Berührung.

„Zeigst du so deine Dankbarkeit?“, fragte sie, als er mit dem Daumen behutsam den überaus sensiblen Punkt zwischen ihren Schenkeln berührte und sanft massierte.

„Nein, Liebling, das tue ich, weil es dich erregt, und das gefällt mir.“ Sie war enttäuscht, als er seine Hand fortzog und auf ihren Oberschenkel legte. Sie merkte jedoch, dass er genauso aufgewühlt war wie sie.

„Ich möchte nur nicht, dass du zu erschöpft bist von der Arbeit in der Bar. Ich habe nämlich noch etwas mit dir vor.“ Er küsste sie zärtlich auf die Lippen, bevor er sich niederbeugte und ihr die Schuhe wieder anzog.

„Geh schon hoch. Ich komme nach, sobald ich hier mit dem Aufräumen fertig bin.“

Sam blinzelte. Ihr Verstand war nicht mehr in der Lage, seine Worte zu begreifen. Sie war erregt und wollte ihn unbedingt haben. Sie wollte mit ihm schlafen, allerdings nicht hier in der Bar. So war sie mehr als dankbar, dass er die Führung übernahm. Sie winkte ihm zu und stieg die Treppe hinauf.

Ryan hatte recht. Sie war völlig erschöpft. Wie es aussah, würde er noch einige Zeit zum Aufräumen benötigen. In der Zwischenzeit würde sie sich ein wenig ausruhen. Danach wäre sie in der richtigen Stimmung.

Ryan eilte die Treppe hinauf. Wann hatte das letzte Mal eine Frau sein Bett gewärmt? Sam gefiel ihm nicht nur äußerlich. Er mochte auch ihr Wesen. Sie war weder eingebildet noch habgierig, sondern bescheiden und liebenswert. Und sie gab anderen Menschen unglaublich viel. Nicht nur Ryan, als er Hilfe brauchte, sondern auch Zee und den anderen Stammgästen, die Lobeshymnen auf die neue Kellnerin gesungen hatten. Sie passte in diese Kneipe, was ihn überraschte, denn er hätte seinen letzten Dollar darauf verwettet, dass sie aus einer ganz anderen Welt stammte.

Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Der Raum erstrahlte im Kerzenlicht. Die Frau war einfach unglaublich. Sie musste sich noch einmal hinuntergeschlichen und die roten Kerzenständer geholt haben, während er aufräumte. Dicke weiße Kerzen flackerten in der Dunkelheit und verbreiteten eine erotische Atmosphäre.

Ryans Blick ging direkt zum Bett, um zu sehen, welche Überraschung ihn dort erwartete. Samantha lag vollständig bekleidet auf der Bettdecke, das Kopfkissen im Arm … und war fest eingeschlafen.

Er ließ seinen Blick über sie schweifen. Gleichmäßig hob und senkte sich ihre Brust im Schlaf. Ihr Gesicht schimmerte im Kerzenschein. Aufmerksam betrachtete er das feine Profil, das hohe Jochbein und die vollen Lippen. Lippen, die zum Küssen wie geschaffen waren. Doch heute Nacht würde er sie nicht mehr schmecken. Er war froh darüber, dass sie eingeschlafen war, denn er hatte sich vorgenommen, die Sache langsam angehen zu lassen und erst die unterschwelligen Zeichen zu lesen, die sie setzte. Nicht die offensichtlichen wie einen romantisch erleuchteten Raum.

Er ließ sich neben sie auf das Bett fallen und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie seufzte leise und rückte näher an ihn heran. Interessant, wie sie sich instinktiv zu ihm drehte. Selbst im Schlaf. Sein Herz machte einen Sprung.

Schlafend sah sie noch verlorener aus als in dem Moment, als sie den Fuß in die Kneipe gesetzt hatte. Ihre Bemühungen, ihn zu verführen, ließen darauf schließen, dass sie ein sexuelles Abenteuer als Antwort auf ihre Probleme suchte. Es wäre einfach, der Versuchung einfach zu erliegen und zu nehmen, was sie bot. Wenn er es jedoch tat, würde er sie nie wiedersehen.

Er wusste nicht, warum er sich dessen so sicher war. Es war einfach so. Und er wollte Samantha nicht verlieren, bevor er sie richtig kennengelernt hatte. Im Moment würde er sich einfach um sie kümmern und ihr Zeit lassen, Vertrauen zu ihm zu fassen. So schwer es ihm fiel, Sex mit ihr war im Augenblick tabu.

Sie murmelte etwas im Schlaf. Träumte sie schlecht? Ryan drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn und ignorierte das lustvolle Ziehen in seinen Lenden. Sosehr er sie begehrte, mehr noch wollte er ihr helfen, die Probleme aus dem Weg zu räumen, vor denen sie fortlief.

Normalerweise war er nicht der edle Ritter, der sich in erster Linie für die Probleme irgendeiner Frauen interessierte. Aber diese Frau wollte er beschützen. Er wollte sich um Samantha kümmern. Ryan fragte sich jetzt nicht, warum. Er hatte eine Woche Zeit, es herauszufinden.

Als seine innere Uhr ihn früh am nächsten Morgen weckte, merkte er, dass er nicht viel geschlafen hatte. Wie sollte er auch. Samantha hatte sich eng an ihn geschmiegt und hielt den Beweis seiner Erregung in der Hand.

Autor

Carly Phillips

Carly Phillips entschied sich trotz eines abgeschlossenen Jurastudiums gegen eine Karriere als Anwältin und für das Leben als Hausfrau und Mutter. Ihr Faible fürs Lesen verwandelte sich schon bald in eine Leidenschaft fürs Schreiben. 1999 begann Carly schließlich ihre Laufbahn als professionelle Autorin. Bis heute hat sie 25 Romane verfasst,...

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