Verhängnisvolles Spiel

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Ich bin zu weit gegangen! erkennt Lausanne verängstigt. Seit sie für viel Geld die Rolle der Millionenerbin Audrey Bedell spielt, scheint ihr eigenes Leben keinen Penny mehr wert. Oder haben die unheimlichen Überfälle auf sie gar nichts mit Audrey zu tun? Sondern mit der Suche nach ihrer Tochter, die sie als Baby zur Adoption freigegeben hat? Gefährliche Fragen - und nur ein Mann kann die Antworten finden: der smarte Privatdetektiv Dom Shea. Wenn er bei Lausanne ist, fühlt sie sich sicher, wenn er sie küsst, ist alle Angst vergessen. Trotzdem ist sie vorsichtig: In der Liebe ist sie ein gebranntes Kind. Was, wenn auch Doms Zärtlichkeit nur eine grausame Täuschung, nur ein verhängnisvolles Spiel mit dem Feuer ist?
  • Erscheinungstag 10.12.2012
  • ISBN / Artikelnummer 9783955761400
  • Seitenanzahl 192
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Beverly Barton

Verhängnisvolles Spiel

Roman

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MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2012 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Dangerous Deception

Copyright © 2006 by Beverly Beaver

erschienen bei: Harlequin Books, Toronto

Übersetzt von Tess Martin

Published by arrangement with

HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Titelabbildung: pecher und soiron, Köln

Autorenfoto: © by Harlequin Enterprises S.A., Schweiz

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN eBook 978-3-95576-140-0

www.mira-taschenbuch.de

eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

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PROLOG

Ich schwöre, dass ich dich finde.

Lausanne Raney fuhr mit der Spitze ihres Zeigefingers über das verschwommene Foto, behutsam, beinah ehrfürchtig. Vor zehn Jahren hatte sie dieses Bild durch das Fenster aufgenommen, das die Säuglingsstation von der Außenwelt abschirmte. Eine dünne Barriere zwischen ihr und ihrer neugeborenen Tochter.

Du musst wissen, dass ich glaubte, das Beste für dich zu tun. Ich war siebzehn, es gab niemanden, der sich dafür interessierte, ob ich lebendig oder tot war, und ich hatte keinen einzigen Cent in der Tasche.

Wenn sie noch einmal in diese Situation käme, würde sie dann wieder ihr Baby zur Adoption freigeben? Lausanne presste den Schnappschuss gegen ihre Brust und biss sich auf die Unterlippe. Sie weinte nicht mehr. Sie hatte seit Jahren nicht mehr geweint. Tränen waren nutzlos. Selbstmitleid hatte keinen Zweck.

Ja. Die Antwort war ja. Unter denselben Umständen würde sie ihr Kind wieder weggeben.

Damals hatte sie gewusst – und sie wusste es auch heute noch –, dass ihr Kind nur eine Chance hatte, wenn es von einem kinderlosen, fürsorglichen Ehepaar adoptiert wurde.

Na klar, sieh dir doch mal an, was ich mit meinem Leben gemacht habe. Ich hätte als Mutter total versagt. Und das konnte ich dir nicht antun, mein süßes Baby.

Lausanne legte das Foto zurück in die kleine Schachtel, in der außerdem nur noch zwei Gegenstände lagen. Ein winziges Goldkreuz an einer Kette von ihrer Mutter und das Zeugnis ihres Schulabschlusses, den sie während ihrer fünfjährigen Haftstrafe nachgeholt hatte.

Doch das alles war Vergangenheit. Jetzt war die Gegenwart. Sie hatte ihre Zeit abgesessen, ihre Schuld der Gesellschaft gegenüber gesühnt. Und so wahr mir Gott helfe, ich habe meine Lektion gelernt, dachte sie. Sie konnte keiner Menschenseele vertrauen, durfte sich nur auf sich selbst verlassen und vor allem nicht riskieren, sich noch einmal zu verlieben. Was Männer betraf, hatte sie nun wirklich keine Erfolgsgeschichte vorzuweisen. Ihre erste große Liebe hatte sie schwanger sitzen lassen. Aber das war nichts gewesen gegen Liebe Nummer zwei. Dieser Mann hatte einen kleinen Lebensmittelladen ausgeraubt, während sie im Auto wartete, nicht ahnend, was er gerade tat. Doch im Auge des Gesetzes war sie seine Komplizin gewesen.

Lausanne schloss die Schachtel, dann durchquerte sie das Schlafzimmer ihrer Zweizwimmerwohnung in Chattanooga, stellte sich auf die Zehenspitzen und schob die Schachtel auf das oberste Regal ihres kleinen Kleiderschranks.

Sie würde nicht ihr Leben lang in so einem Drecksloch wohnen. Eines Tages hätte sie eine hübsche Wohnung, ein neues Auto und schöne Kleider. Eines Tages. Nachdem sie herausgefunden hatte, wo ihr kleines Mädchen war. Im Gefängnis hatte sie sich zwei Dinge geschworen. Erstens: Sobald sie auf freiem Fuß war, würde sie hart arbeiten, um ein gutes Leben für sich aufzubauen. Zweitens: Sie würde herausfinden, wo ihre Tochter war, um sicherzustellen, dass sie glücklich war und eine gute Familie gefunden hatte.

Lausanne betrachtete sich in dem zersprungenen großen Spiegel an der Schranktür. Ihr komplettes Outfit hatte sie insgesamt sechzig Mäuse gekostet, doch ihrer Meinung nach sah es teurer aus. Sie hatte ein Händchen dafür, die Modetrends in Hochglanzmagazinen zu kopieren, ohne viel Geld dafür auszugeben.

Heute begann Schritt eins ihres Plans. Heute war ihr erster Arbeitstag als Rezeptionistin bei Bedell, Inc. Für sie gab es künftig keine Jobs als Kellnerin mehr. Und sie wollte so wie in den letzten sechs Monaten schon einen Teil ihres Einkommens aufs Sparbuch legen, um irgendwann eine Detektei mit der Suche nach ihrer Tochter beauftragen zu können.

1. KAPITEL

Sawyer McNamara, der Geschäftsführer der Dundee Private Security and Investigation Agency reichte den drei Agenten am Konferenztisch mehrere Aktenordner. Nachdem er seinen Platz am Kopfende eingenommen hatte, betrachtete er einen Mitarbeiter nach dem anderen. Sein Blick verweilte auf Lucie Evans. Sie sah auf.

“Was ist?” Ihr Ton war streitlustig.

Sawyer zuckte die Schultern. “Sind Sie mit dem falschen Fuß aufgestanden, Evans?”

Lucie runzelte die Stirn, dann knurrte sie etwas Unverständliches.

Nichts Neues also, dachte Dom Shea. Jede Unterhaltung zwischen Sawyer und Lucie begann und endete als Kampfansage. Die beiden passten zusammen wie Öl und Wasser. Und die gesamte Belegschaft konnte nicht begreifen, warum Lucie überhaupt noch für Dundee arbeitete. Warum hatte sie nicht längst gekündigt? Oder besser noch, warum hatte Sawyer sie nicht gefeuert? Nun, Dom jedenfalls wollte sich da mit Sicherheit nicht einmischen. Er war mit Lucie ein paarmal ausgegangen. Sie hatten sich gut amüsiert, doch von Anfang an war klar gewesen, dass zwischen ihnen keine erotische Spannung entstehen würde, und somit hatten sie sich damit begnügt, Freunde zu bleiben. Mit Sawyer war Dom hingegen nicht befreundet. Er respektierte seinen Chef. Mochte ihn. Bewunderte ihn sogar. Aber Sawyer McNamara hielt sorgsam Abstand zu seinen Angestellten.

“Heute bekommen Sie alle neue Aufträge”, sagte Sawyer. “Lesen Sie sich die Unterlagen durch, und wenn Sie Fragen haben, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Falls aus irgendeinem Grund jemand seinen Fall tauschen will – überlegen Sie es sich gut. Ich habe jeden Einzelnen von Ihnen extra für den Job ausgewählt.”

Sie alle wussten, was Sawyer damit sagen wollte. Nämlich: Wenn Ihnen der Fall nicht passt, Pech gehabt.

Dom öffnete seinen Ordner – es handelte sich um ein ziemlich dickes Dossier mit jeder Menge Zeitungsfotos, Artikeln und Schnappschüssen. Der Name Bedell, Inc. fiel ihm als Erstes ins Auge. Im Südosten war der Name Bedell gleichbedeutend mit altem Geld. Generationen von Multimillionären hatten Geld angehäuft und das momentane Familienoberhaupt zum Milliardär gemacht. Der alte Edward Bedell, der schon vor dem Bürgerkrieg nach Tennessee gekommen war, hatte sein Vermögen zunächst mit dem Bau von Eisenbahnen verdient. Die weltweiten Geschäfte des derzeitigen Edward Bedell umfassten so ziemlich alles – Immobilien, Bauaufträge, Pharmaziehandel und die Forschung. Der Hauptsitz von Bedell, Inc. war in Chattanooga, wo Edward höchstpersönlich die Tagesgeschäfte seines Familienunternehmens überwachte.

Dom blätterte die Zeitungsausschnitte durch und hielt bei einem Hochzeitsfoto inne, das vor sechs Jahren in der Chattanooga Times Free Press erschienen war. Audrey Bedell und Grayson Perkins. Das Lieblingspaar der Medien. Als er das Foto studierte, war er sich nicht sicher, wer von beiden besser aussah, Audrey oder ihr Bräutigam. Perkins wirkte perfekt wie ein Model, für einen Mann war er fast zu schön.

“Sie schicken mich zurück nach England!” Lucie hieb mit der Faust auf den Tisch. Nur einmal. Aber das reichte, um den Tisch zum Vibrieren zu bringen und jeden im Raum zu erschrecken. Jeden außer Sawyer, der nur ein wenig blasiert die Augen zusammenkniff und die Lippen zu einem selbstzufriedenen Lächeln verzog.

“Gibt es vielleicht ein Problem mit England?”, fragte er.

Lucie straffte die Schultern, richtete sich auf und betrachtete ihn empört mit ihren kaffeebraunen Augen. “Ich habe die letzten beiden Monate in London verbracht und exakt fünf freie Tage gehabt. Und so wie das hier klingt”, sie tippte auf die Aktenmappe, “muss ich deswegen mindestens noch ein paar Monate in London sein.”

“Vermutlich länger”, entgegnete Sawyer.

Lucie knirschte mit den Zähnen. “Sie könnten auch Geoff Monday hinschicken. Er ist Brite und wäre bestimmt froh, eine Weile in seiner Heimat arbeiten zu können.”

“Geoff ist mit einem anderen Auftrag beschäftigt. Davon abgesehen geht es um Personenschutz für Mr. Smirnovs Frau und Kinder. Er hat ausdrücklich nach einer weiblichen Mitarbeiterin gefragt. Und da gibt es momentan nur Sie, Ms. Evans.”

“Na schön.” Lucie sammelte die Unterlagen ein, tat sie zurück in die Mappe und sprang auf. “Ich werde mit Daisy besprechen, was ich noch brauche.” Sie riss ihre Handtasche von der Lehne des Stuhls und marschierte direkt auf die Tür zu. Dort blieb sie kurz stehen, zeigte Sawyer den Mittelfinger, verließ das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.

Als ob nichts geschehen wäre, als ob ihm nicht gerade eine Mitarbeiterin ihre Geringschätzung gezeigt hätte, blickte Sawyer von Dom zu Deke Bronson. “Schauen Sie sich Ihre Unterlagen durch, und wenn Sie noch irgendwelche Fragen haben …”

“Keine Fragen”, entgegnete Deke mit dunkler Stimme, die so wunderbar zu seinem Böse-Jungen-Image passte. “Ich denke, mein Auftrag ist ziemlich klar. Längere Erklärungen sind nicht notwendig.”

Sawyer nickte. “Rufen Sie mich direkt an, sobald Sie in Kalifornien angekommen sind und mit Berger gesprochen haben. Seine persönlichen Leibwächter zu trainieren wird etwa sechs Wochen dauern und uns ziemlich viel Geld einbringen. Ich schicke Sie, weil Sie am einschüchterndsten von all meinen Mitarbeitern wirken. Bergers Gorillas brauchen nur einen Blick auf Sie zu werfen und werden all Ihre Anweisungen befolgen.”

Bronson nickte ausdruckslos. Nachdem er den Raum verlassen hatte, wandte Sawyer sich an Dom. “Ich vermute, Sie haben noch Fragen.”

“Ein paar. Erstens, kümmere ich mich allein um diesen Fall, oder …”

“Allein … zunächst zumindest. Falls Sie Unterstützung brauchen, werde ich mich darum kümmern. Und alle Ressourcen von Dundee stehen Ihnen natürlich wie üblich zur Verfügung.”

Dom zeigte auf seinen Ordner. “Warum hat er nicht die Polizei verständigt? Wenn meine Tochter vermisst würde …”

“Das ist es ja gerade”, sagte Sawyer. “Er ist sich nicht hundertprozentig sicher, dass seine Tochter tatsächlich als vermisst gelten muss. Aber seit einer Woche hat niemand sie gesehen oder etwas von ihr gehört.”

“Das würde ich als vermisst bezeichnen.”

“Und ich würde Ihnen zustimmen … wenn Audrey Bedell Perkins eine normale Frau wäre.”

“Was sie nicht ist.”

“Sehr richtig.”

“Und was ist nach Ansicht ihres steinreichen Vaters mit ihr geschehen? Was glaubt ihr Ehemann?”

“Wie Bedell sagt, haben sie zuerst befürchtet, dass sie entführt worden sei, aber es gibt keine Forderungen. Deswegen vermutet er, dass sie mal wieder eine ihrer spontanen Reisen angetreten hat.”

Dom musterte seinen Chef nachdenklich.

“Mrs. Perkins ist nicht der Typ treue Ehefrau. Gelegentlich macht sie mit ihrem jeweils aktuellen Liebhaber Urlaub.”

“Und was hält Mr. Perkins davon?”

“Ich habe keine Ahnung, aber Sie werden die Chance bekommen, ihm diese Frage zu stellen.”

“Scheint sich um keine typisch amerikanische Familie zu handeln.”

Sawyer lachte leise. “Wohl kaum.”

Dom blickte auf seine Unterlagen. “Vater Edward, Milliardär. Tochter Audrey, verwöhntes dreißigjähriges Partygirl. Die vierte Mrs. Bedell ist nur ein paar Jahre älter als Bedells Tochter. Cara Bedell, Audreys jüngere Halbschwester. Und nicht zuletzt der blaublütige Göttergatte Grayson Perkins.”

“Sie haben ein Rätsel zu lösen”, erklärte Sawyer. “Falls Sie den Eindruck bekommen, dass es sich nur um ein reiches Miststück handelt, das seinem Vater ein paar graue Haare mehr bescheren will, dann nehmen Sie Kontakt mit Lieutenant Desmond vom Polizeirevier in Chattanooga auf. Er ist in diesem Fall Ihr Mann.”

Dom nickte. “Glauben Sie, dass Audrey Perkins ermordet wurde?”

“Unseren Recherchen zufolge halte ich es für möglich, dass ein paar Leute die Dame gern tot sehen würden.”

“Ehrlich, Edward, ich weiß nicht, warum du einen Privatdetektiv engagieren musstest, um Audrey aufzuspüren.” Patrice strich sich mit der Hand über ihr perfekt frisiertes und dunkel gefärbtes Haar. Alles an Patrice Withmore Bedell schrie geradezu: Ich bin reich! “Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass sie einen kleinen Ausflug macht.”

Cara hasste ihre Stiefmutter. Groß, lange Beine, große Brüste. Und jung. Viel zu jung für ihren Vater. Eine geldgeile Hure, die dem übergroßen Ego ihres Vaters geschmeichelt und seinen alternden Schwanz geblasen hatte. Cara fragte sich, ob sie wohl noch immer schmeichelte und blies, nachdem sie sich Mrs. Bedell nennen konnte.

Edward ließ den Bourbon in seinem Glas kreisen, dann starrte er seine Frau düster an. Es war seine vierte. Audreys Mutter, Ehefrau Nummer eins, war die Liebe seines Lebens gewesen. Leider war Annaliese Bedell bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als Audrey gerade mal zwei Jahre alt war. Vier Jahre später hatte er erneut geheiratet. Ehefrau Nummer zwei, Caras Mutter Sandra Gilley. Und nur, weil sie schwanger wurde. Die Ehe hielt, bis Cara ein Jahr alt war, und endete in einem bitteren Scheidungskrieg. Wenige Jahre später hatte Sandra sich umgebracht. Ehefrau Nummer drei tauchte auf, als Audrey zwölf und Cara sechs Jahre alt war, und immerhin hielt sie zehn Jahre durch. Norah Lee hatte versucht, ihnen eine Mutter zu sein, und schrecklich versagt. Und genauso schrecklich hatte sie bei dem Versuch versagt, Edward ein weiteres Kind zu schenken, am besten einen Jungen. Sie erlitt zwei Fehlgeburten – es handelte sich jeweils um Mädchen. Und schließlich brachte sie eine Totgeburt zur Welt – diesmal einen Sohn.

Vor drei Jahren dann hatte Edward die vierte Braut mit nach Hause gebracht – eine Stiefmutter direkt aus der Hölle. Audrey war das ziemlich egal gewesen, nachdem sie und Grayson inzwischen ihr eigenes Haus besaßen und nicht mit dieser Frau unter einem Dach leben mussten. Cara vermutete, dass sie mit vierundzwanzig Jahren wohl auch schon längst hätte ausziehen sollen, doch tief in ihrem Innern hegte sie noch immer die Hoffnung, ihrem Vater, der sich kaum für sie interessierte, auf diese Weise doch noch nahezukommen. Er gab ihr alles, was für Geld zu kaufen war, doch geliebt hatte er sie nie. Nicht so wie Audrey. Dabei sehnte sich Cara nach nichts auf der Welt mehr als nach der Liebe ihres Vaters.

Als Kind hatte sie ihre große Schwester angebetet und sich sehnlichst gewünscht, so wie sie zu sein. Was natürlich unmöglich war. Audrey war schmal, fast zierlich, hatte herrliches feuerrotes Haar und ein entsprechendes Temperament. Cara hingegen wies einen robusten Knochenbau auf und war rotblond. Audrey, eine Schönheit wie ihre Mutter, stand immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Cara fühlte sich eher so unauffällig wie eine Tapete an der Wand, war still und zurückhaltend und hatte eher das Aussehen ihres Vaters geerbt.

“Audrey ist nie länger als eine Woche weggeblieben, ohne mir eine Nachricht zu hinterlassen”, sagte Edward mit fester Stimme. “Sie würde mich niemals absichtlich beunruhigen … oder überhaupt jemanden. Gray und Cara glauben beide, dass etwas Schlimmes geschehen sein muss und wir Audrey finden müssen.”

Edward trank den Bourbon aus, dann reichte er Jerry, seinem Lakaien, das leere Glas. Cara zumindest bezeichnete ihn als Lakai – er war Chauffeur, Butler und persönlicher Assistent in einem. Jeremy Lomans Äußeres war in jeder Hinsicht durchschnittlich – braunes Haar, braune Augen, normal groß und normal gebaut. Nicht gut aussehend. Nicht hässlich. Und er besaß die Persönlichkeit eines Zombies. Er sprach meist nur, wenn er etwas gefragt wurde, und kümmerte sich um ihren Vater, als hätte er kein anderes Ziel im Leben.

“Sie ist mit dem Schwachkopf Bobby Jack Cash abgehauen, wie wir alle wissen”, sagte Patrice. “Es ist idiotisch von dir, dein Geld für eine teure Privatdetektei in Atlanta aus dem Fenster zu werfen.”

“Es ist immerhin mein Geld”, erklärte Edward. “Und Audrey ist meine Tochter.”

“Und meine Frau”, erklang eine Stimme von der Tür.

Jeder im Raum verstummte umgehend. Dann drehten sie sich nacheinander um und starrten Grayson Perkins IV. an. Caras Herz machte einen kleinen Satz, als sie ihren Schwager betrachtete. Wie immer, seit sie ihn als Dreizehnjährige zum ersten Mal gesehen hatte. Grays Mutter Emeline saß im Vorstand einer Wohltätigkeitsorganisation, für die Norah Lee ehrenamtlich gearbeitet hatte, und die beiden waren enge Freundinnen geworden. Und auch nach Norah Lees Tod blieb Emeline mit Edward befreundet. Edward höchstpersönlich hatte Gray für Audrey ausgesucht, weil er der Ansicht war, dass seine Herkunft viel mehr zählte als das fehlende Geld seiner Familie. Die Perkins stammten von alten Helden der Südstaaten und von englischen Aristokraten ab.

“Komm herein, mein Junge.” Edward winkte seinem Schwiegersohn zu.

Grayson zögerte einen kurzen Moment. Dann schlenderte er wie ein Hollywoodstar ins Wohnzimmer und sah auch genauso aus. Grayson war zweifellos die schönste Kreatur auf Gottes Erdboden. Groß, schlank, elegant. Er hatte dunkles, lockiges Haar, schokoladenbraune Augen und lange Wimpern, um die ihn jede Frau beneidet hätte. Seine Gesichtszüge waren wie gemeißelt.

Cara liebte Grayson seit Jahren.

“Falls meine Meinung interessiert: Ich glaube, dass es richtig war, einen Detektiv zu engagieren”, sagt Grayson. “Falls sie mit Bobby Jack verschwunden ist, könnte sie wirklich in ernsthaften Schwierigkeiten stecken.”

“Ach Gray …” Cara hätte am liebsten die Arme um ihren Schwager geschlungen und ihn getröstet. Sie hatte diesen verlorenen Ausdruck in seinen Augen in den sechs Jahren der Ehe mit ihrer Schwester schon zu oft gesehen. Audrey verdiente einen Mann wie Grayson überhaupt nicht. Manchmal wünschte Cara, dass ihre Schwester tot wäre. Und ein- oder zweimal hatte sie sogar in Betracht gezogen, selbst dafür zu sorgen.

“Um wie viel Uhr erwartest du denn diesen Detektiv?”, fragte Grayson.

“Er müsste jeden Moment hier sein”, antwortete Ed. “Noch vor dem Mittagessen. Er kommt mit dem Auto aus Atlanta.”

“Ich gehe davon aus, dass du den besten Detektiv ausgesucht hast, den man für Geld bekommen kann.”

“Selbstverständlich. Ich habe die Dundee Agency engagiert.” Edward musterte Grayson argwöhnisch. “Warum fragst du?”

“Die Frage war rein rhetorisch.”

“Tatsächlich?”

“Sie liebt ihn, weißt du”, erklärte Grayson sachlich.

“Wer liebt wen?”, fragte Edward.

Graysons große schöne braune Augen füllten sich mit Tränen. Er biss die Zähne zusammen.

Oh Gott, gleich wird er anfangen zu weinen, dachte Cara.

“Sag schon, Junge. Du kannst doch nicht Audrey meinen und diesen …”

“Doch, natürlich meint er ihn”, kam Cara ihm zu Hilfe. Sie wollte Gray weitere Fragen ersparen. “Audrey ist total verrückt nach Bobby Jack Cash. Sie hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie unsterblich in ihn verliebt ist. Sie hat Grayson sogar um die Scheidung gebeten.”

“Wie bitte!” Edwards Gesicht wurde dunkelrot.

“Siehst du”, ergriff Patrice triumphierend das Wort. “Ich wusste es. Deine über alles geliebte Audrey ist mit diesem Abschaum von einem Mann abgehauen und vögelt sich durch Europa oder die Karibik oder …” Eine klatschende Ohrfeige brachte Patrice umgehend zum Schweigen. Sie taumelte zurück, schrie leise auf und hielt sich die linke Wange. “Du Scheißkerl.” Drohend starrte sie ihren Mann an, der sie, soweit Cara wusste, noch nie zuvor geschlagen hatte.

Eds Nasenlöcher blähten sich, er kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und ballte die Fäuste. “Wage es nicht noch einmal, so etwas Vulgäres und Geschmackloses über meine Tochter zu sagen. Hast du mich verstanden, Frau?”

“Ich verstehe”, erwiderte Patrice. “Ich verstehe viel mehr, als du dir vorstellen kannst.”

Dom war auf einer Farm in Texas aufgewachsen, in einem alten Haus, wo er sich mit seinem älteren Bruder Rafe ein Zimmer geteilt hatte. Seine Eltern waren nicht arm gewesen, aber auch nicht reich. Er hatte auf Pferden gesessen, seit er laufen konnte, genauso wie Rafe. Und wie Pilar und Marta und Bianca. Seine Mutter Camila war in Texas geboren und aufgewachsen. Ihre Eltern waren kurz nach der Hochzeit aus Mexiko ausgewandert. Camila hatte ihre Kinder im katholischen Glauben erzogen, voller Stolz auf ihre mexikanische und irische Herkunft. Streng, aber liebevoll.

Das Anwesen der Bedells war dagegen eine ganz andere Angelegenheit. Als Dom nun die Eingangshalle der großen Vorkriegsvilla in Lookout Mountain betrat, fragte er sich, ob Audrey Bedell Perkins durch ihren unermesslichen Reichtum zu so einem erstklassigen Miststück geworden war. Nachdem er ihre Akte durchgearbeitet hatte, war Dom zu dem Schluss gelangt, dass er anstelle ihrer Familie vermutlich froh über ihr Verschwinden gewesen wäre. Die Dame hatte das Geld ihres Vaters verschleudert, als würde es auf Bäumen wachsen. Sie hatte ihren Mann regelmäßig betrogen und sich überall auf der Welt Feinde gemacht. Sie wurde von Chattanoogas High Society gleichermaßen beneidet und verachtet.

“Guten Tag, Sir”, sagte der steife Butler. “Mr. Edward erwartet Sie bereits.”

Bevor sie die halb geöffnete Doppeltür zum Wohnzimmer erreichten, hörte Dom laute Stimmen.

“Bitte hört auf”, flehte eine Frauenstimme. “Gray sollte nicht so leiden, und der arme Daddy …”

“Der arme Daddy”, äffte eine andere Frauenstimme sie nach. “Du bist doch diejenige, die jedem leidtut. Die arme, bemitleidenswerte Cara. Das hässliche Entlein. Die Tochter, die von ihrem Vater nicht geliebt wird, und die Schwägerin, die Grayson nicht einmal bemerkt …”

“Halt verdammt noch mal die Klappe”, ertönte eine Männerstimme.

“Mr. Shea von der Dundee Agency ist hier”, verkündete der Butler.

Stille.

Kalte, harte Blicke fixierten Dom, als er das Zimmer betrat. Ein großer Mann mit einer weißen, von rotbraunen Strähnen durchzogenen Mähne kam auf ihn zu.

“Ich bin Edward Bedell.”

Dom schüttelte Bedell fest die Hand. “Domingo Shea.”

“Ich freue mich, dass Sie da sind, Mr. Shea. Ihr Chef Sawyer McNamara hat mir versprochen, seinen besten Mann zu schicken. Sind Sie das? Sind Sie der Beste bei Dundee?”

“Ich bin einer der Besten”, antwortete er. “Und mein Chef ist der Ansicht, dass ich der beste Mann für diese Aufgabe bin. Sonst hätte er mich nicht ausgewählt.”

Edward Bedell nickte. “Sie wissen, was ich von Ihnen möchte – ich will, dass Sie meine Tochter finden. Und Sie wissen auch, dass Geld keine Rolle spielt. Was auch immer es kostet – finden Sie Audrey.”

“Ja, Sir. Das habe ich vor.”

“Ich beantworte Ihnen jede Frage, versorge Sie mit allen Informationen, die Sie brauchen. Sie müssen nur fragen.”

Dom blickte sich im Zimmer um. “Sie könnten damit beginnen, mich Ihrer Familie vorzustellen. Zumindest vermute ich, dass es sich um Ihre Familie handelt.”

Bedell räusperte sich. “Ja, allerdings.” Er deutete auf eine langbeinige Frau mit zwei erstklassigen Silikonbrüsten. Als sie neben ihn trat, ließ er einen Arm um ihre Taille gleiten. “Das ist Patrice … meine Frau.”

Mrs. Bedell lächelte Dom an. Aber es war ein Lächeln, das sagte: Ich bin nicht glücklich verheiratet. Und sie machte ihm damit ein schweigendes, aber eindeutiges Angebot.

“Ma’am.” Dom vermied direkten Blickkontakt mit ihr. Auf keinen Fall durfte er der Frau eines Kunden falsche Hoffnungen machen.

“Und das ist meine jüngere Tochter Cara.” Bedell schenkte der großen, sommersprossigen rotblonden Frau nur einen kurzen Seitenblick.

Cara Bedell wirkte freundlich und normal. Doch da er ihren Hintergrund kannte, ihre Familie und den Lebensstil, an den sie gewöhnt war, ging er davon aus, dass sie weder so freundlich noch so normal war, wie sie sich gab.

“Dieser Gentleman ist Audreys Mann, Grayson Perkins.” Bedell sah seinen Schwiegersohn direkt an. “Er macht sich genauso große Sorgen um Audrey wie ich.”

“Sie müssen Audrey finden”, sagte Perkins.

Dom musterte diesen viel zu gut aussehenden Mann. Eine Schande, dass die Natur so viel Schönheit auf einen Typ verschwendet hatte. “Wer hat Mrs. Perkins als Letztes gesehen?”, fragte er.

Schweigen.

“Ich vermute, das war ich”, antwortete Perkins schließlich. “Wir haben zusammen gefrühstückt, danach bin ich ungefähr zur selben Zeit ins Büro gefahren wie sie zum Einkaufen in die Stadt.”

“Und wann war das?”

“Vor zehn Tagen.”

“Und seither hat niemand etwas von ihr gehört?”

“Keinen Ton”, bestätigte Bedell.

“Ihre Tochter ist früher auch schon verschwunden, nicht wahr? Sie hat öfter ohne ein Wort die Stadt verlassen.”

“Aber natürlich hat sie das”, rief Patrice Bedell. “Ich versuche Edward zu erklären, dass es dieses Mal nicht anders ist als sonst, aber …”

“Dieses Mal ist es anders.” Grayson Perkins Stimme zitterte. “Wir befürchten, dass sie mit einem sehr gefährlichen Mann auf und davon ist, einem Exhäftling namens Bobby Jack Cash. Er gehört zu der Sorte Mann, der für Geld alles tun würde.”

Aus den Augenwinkeln bemerkte Dom, wie Cara Bedell sich nach und nach ihrem Schwager näherte. Schmerz stand in ihrem Gesicht.

“Haben Sie Grund zu der Annahme, dass sie gezwungen wurde, mit ihm zu gehen?”, fragte Dom.

“Wir wissen nicht sicher, ob sie mit diesem Kerl die Stadt verlassen hat”, antwortete Bedell.

“Selbstverständlich wissen wir das”, korrigierte Patrice ihn. “Sie ist verschwunden. Er ist verschwunden. Sie hatten eine Affäre. Was für einen anderen Schluss könnte man da ziehen?”

Dom blickte von einem zum anderen. “Ich könnte mir schon eine weitere Schlussfolgerung vorstellen.”

“Und die wäre?”, fragte Bedell.

“Jemand mit einem entsprechenden Motiv hat Mrs. Perkins und Mr. Cash ermordet.”

2. KAPITEL

Dom erreichten die Informationen vom Dundee-Hauptbüro gegen fünfzehn Uhr. Eine Routineüberprüfung von Audrey Bedell Perkins’ Kreditkarten ließ erkennen, dass sie die letzten zehn Tage in vier verschiedenen Städten Ausgaben für Hotels, Limousinen, Restaurantbesuche und Einkäufe in teuren Boutiquen angehäuft hatte. Offenbar war sie von Chattanooga aus direkt nach Birmingham gereist. Die letzten Abbuchungen von ihrem Kreditkartenkonto stammten aus West Palm Beach in Florida.

Mrs. Perkins hatte im Palm Beach Classico Hotel eingecheckt, allerdings hatte Dom bisher nicht herausfinden können, ob sie allein war. Seiner Vermutung nach hatte sie ihren Liebhaber bei sich. Diese reichen, verwöhnten Erbinnen waren doch überall auf der Welt gleich. Und nach allem, was er bisher über Audrey erfahren hatte, gehörte sie zu den Schlimmsten ihrer Sorte. Natürlich war es nicht seine Aufgabe, über sie zu urteilen, sondern sie zu finden und zu Daddy nach Hause zu bringen. Wenn er bis sechzehn Uhr den Privatjet von Dundee bestieg, konnte er noch vor dem Abendessen in Palm Beach sein, Kontakt mit Audrey aufnehmen und sie pünktlich zur Schlafenszeit in ihrem Haus in Chattanooga abliefern. Dann hätte er seinen Auftrag in weniger als vierundzwanzig Stunden erledigt.

Mit seinem Mobiltelefon rief er Bedell an.

“Villa der Familie Bedell”, meldete sich der Butler. Dom erkannte seine Stimme wieder.

“Hier ist Domingo Shea von der Dundee Agency. Könnte ich bitte mit Mr. Bedell sprechen?”

Dom betrachtete seinen geschlossenen Koffer, der auf einem Gestell neben dem Hotelbett lag. Nur gut, dass er sich bisher nicht die Mühe gemacht hatte, ihn auszupacken, nachdem er nicht einmal eine einzige Nacht hier verbringen würde.

“Mr. Bedell ist momentan nicht verfügbar, Sir. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?”

“Hören Sie, es geht um seine Tochter Audrey.”

“Ja, Sir, ich verstehe, doch Mr. Bedell ist nicht da. Er ist ausgeritten und …”

“Schön, dann versuche ich ihn auf dem Handy zu erreichen.”

“Mr. Bedell nimmt sein Handy nicht mit, wenn er ausreitet.”

“Schön, sagen Sie ihm, dass ich seine Tochter gefunden habe und sie vermutlich heute Nacht noch nach Hause bringe.”

“Ich … also … ja, Sir. Das richte ich ihm aus.”

Danach rief er hastig im Büro von Dundee an. Daisy Holbrook, die Büroleiterin, nahm beim zweiten Klingeln ab.

“Daisy, meine Süße, ich brauche den Jet, und zwar sofort.”

“Sie haben Glück. Zufälligerweise ist er gerade frei.”

“Könnten Sie ihn direkt nach Chattanooga schicken, sagen wir vor fünf Minuten?”

“Warten Sie einen Moment, ich kümmere mich darum.” Es dauerte nicht länger als drei Minuten, bis Daisy sich wieder meldete. “Der Jet wird in einer Stunde in Chattanooga sein. Und jetzt nennen Sie mir die Details, damit ich die Papiere ausfüllen kann. Sie wissen doch, wie viel Wert Mr. McNamara auf korrekt ausgefüllte Formulare legt.”

“Oh, heute heißt er also Mr. McNamara? Womit hat er Sie verärgert?”

“Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.”

Dom lachte. “Lügnerin.”

Daisy schnaubte leise. “Ich habe den größten Respekt vor Sawyer, aber ich muss Lucie recht geben, dass er manchmal ein unmenschlicher Roboter sein kann.”

“Wow. Kommen Sie, Süße, sagen Sie mir, was los ist.”

“Er hat Geoff Monday suspendiert.”

“Er hat was?”

“Ich weiß nichts Genaues, aber anscheinend hat Geoff bei seinem letzten Auftrag etwas getan, was Sawyer für unpassend hielt, und deswegen hat er ihn für einen Monat ohne Bezahlung suspendiert!”

“Hm.” Dom wusste schon eine Weile, dass Daisy für Geoff Monday schwärmte, einen ehemaligen Agenten des Secret Intelligence Service, der vor ein paar Jahren für Dundee zu arbeiten begonnen hatte. Monday selbst schien nicht zu wissen, dass die süße kleine Daisy den Boden unter seinen Füßen anbetete. “Versuchen Sie nicht, sich für ihn einzusetzen, auch wenn Sie total in ihn verknallt sind.”

Schweigen.

“Kommen Sie, Daisy, geben Sie doch zu, dass Sie …”

“Ich mag und respektiere Geoff. Das ist alles und …”

“Lassen Sie sich nicht mit Monday ein”, warnte Dom sie. “Er ist ein guter Kerl, wirklich, aber er ist nicht nur zu alt für Sie, er ist, was seine Erfahrungen betrifft, sogar mindestens hundert Jahre älter als Sie. Hören Sie auf mich, kleine Schwester, suchen Sie sich einen netten jungen Mann und vergessen Sie Monday.”

“Habe ich Sie um Ihren Rat gebeten? Nein, habe ich nicht. Davon abgesehen denkt Geoff in etwa dasselbe von mir wie Sie und alle anderen Typen hier bei Dundee – er betrachtet mich als kleine Schwester. Also wagen Sie es bloß nicht, irgendjemandem gegenüber zu erwähnen, dass ich ein wenig für ihn schwärme. Ich hatte keine Ahnung, dass Sie das bemerkt haben. Ich dachte, nur Lucie wüsste davon.”

Jeder, der die Blicke sah, die Daisy Monday zuwarf, wusste davon. Jeder außer Monday selbst. “Ich merke so etwas meist recht schnell.”

“Und Sie behalten es für sich, ja?”

“Okay.”

“Und jetzt sagen Sie mir genau, warum Sie den Jet brauchen, damit ich den Papierkram erledigen kann.”

Dom kam um achtzehn Uhr dreißig im Palm Beach Classico Hotel an, fragte nach Mrs. Perkins und erfuhr, dass die Dame nicht auf dem Zimmer war, er aber eine Nachricht hinterlassen könne. Mehr fand er nicht heraus, auch nicht, als er ein paar Scheine Bargeld in Aussicht stellte.

“Ich werde auf sie warten.” Er suchte sich einen Platz, von dem aus er den Eingang genauso überblicken konnte wie die Aufzüge.

Inzwischen war es achtzehn Uhr fünfundfünfzig, und er wartete immer noch. Er gab sich eine weitere Stunde, danach wollte er versuchen, von den anderen Hotelangestellten etwas in Erfahrung zu bringen. Dom war von Natur aus ein ungeduldiger Mensch. Er hasste es, Zeit zu verschwenden, seine eigene oder die eines anderen. Doch die Jahre als SEAL, als Kampfschwimmer einer Spezialeinheit der US-Streitkräfte, hatten ihn einiges gelehrt, unter anderem Geduld – bis zu einem gewissen Grad zumindest.

Um kurz nach sieben betrat eine kleine Rothaarige mit schweren Einkaufstüten die Lobby. Dom zog ein Foto von Audrey Perkins aus der Tasche, betrachtete es noch einmal genau, dann musterte er prüfend die junge Frau, die an ihm vorbeilief. Ähnliche Haarfarbe, ähnliche Größe und Statur, doch die Gesichtszüge waren ein wenig anders. Offenbar hatte sich Bedells ältere Tochter, nachdem das Foto entstanden war, einigen kleinen Schönheitsoperationen unterzogen.

“Brauchen Sie vielleicht Hilfe, Mrs. Perkins?” Ein Hotelpage eilte ihr entgegen.

“Nein, danke, das geht schon.” Ihre Stimme war sanft, ungeheuer weiblich und hatte einen süßen Südstaatenakzent.

Dom studierte sie eingehend, dann blickte er wieder auf das Foto. In Wahrheit war sie sogar noch hübscher als auf dem Foto. Dank der Schönheitsoperationen? Auf jeden Fall trug sie jetzt eine andere Frisur. Auf dem Foto, das Edward Bedell ihm gegeben hatte, war ihr glattes rotes Haar zu einem Pagenkopf frisiert. Heute fiel eine dicke, ungebändigte rotblonde Lockenmähne weit über ihre Schultern herab.

Als sie auf den nächstgelegenen Fahrstuhl zusteuerte, sprang Dom auf die Beine, lief hinter ihr her und erreichte sie gerade in dem Moment, als die Fahrstuhltüren sich zu schließen begannen.

“Warten Sie”, rief er und schlüpfte zwischen den Türen hindurch. Beinahe wäre er gegen die vollen Einkaufstüten geprallt, die sie vor sich hielt. “Entschuldigung.” Er trat einen Schritt zurück, blickte in zwei überraschte moosgrüne Augen und musste unwillkürlich lächeln.

Ohne zu zögern, lächelte sie zurück, dann sah sie weg, als wäre ihr eingefallen, dass dieses Lächeln als Aufforderung zu einem Flirt verstanden werden könnte. Merkwürdig, dachte Dom, dass eine Frau mit ihrem Ruf sich über so etwas Gedanken machte.

“Brauchen Sie vielleicht Hilfe mit Ihren Einkäufen?”

“Nein, vielen Dank.”

So eine Stimme sollte verboten werden. Es war eine Stimme, die Männer auf ganz bestimmte Gedanken brachte. Heiße, schweißtreibende Gedanken.

“Sind Sie schon lange in Palm Beach?”, fragte er.

“Zwei Tage.” Sie hob den Blick.

Dieses Mal sah keiner von ihnen weg. Sie lächelte erneut. Unsicher. Beinah schüchtern. Er konnte einfach nicht den Blick von ihr wenden, und das nicht nur, weil sie so eine verdammt gut aussehende Frau war. Sondern weil sie etwas umgab – eine Art von Verletzlichkeit, von Vorsicht.

Sie war umwerfend, kein Zweifel. Cremeweiße, glatte Haut, ein paar blasse Sommersprossen auf ihrer kleinen Nase und ihren hohen Wangenknochen. Volle rote Lippen, die in einem den Wunsch weckten, sie zu küssen, oder an all die Dinge denken ließen, die so ein herrlicher Mund mit einem anstellen konnte. Aber ihre Augen waren es, die Dom verzauberten.

Als Frauenkenner fand er das andere Geschlecht grundsätzlich faszinierend. Schon als Junge war er ein Mädchenschwarm gewesen und hatte sich von seinem Bruder Rafe deswegen ständig aufziehen lassen müssen.

“Alle Mädchen stehen auf dich, kleiner Bruder, weil du so verdammt hübsch bist. Himmel, du bist hübscher als unsere Schwestern und fast so hübsch wie Mama.” Rafe hatte die derben Züge ihres Vaters geerbt: irische blaue Augen und einen rötlichen Teint, während er nach seiner schönen mexikanischen Mutter kam.

Dom hatte schon eine Menge aufregende Frauen kennengelernt, doch er konnte sich nicht erinnern, sich jemals so schnell zu jemandem hingezogen gefühlt zu haben wie zu Audrey Perkins.

Zum Teufel, Mann, du bist ein verdammter Idiot. Diese Lady ist nicht nur verheiratet, sie ist eine reiche, verzogene Göre. Und obendrein eine Schlampe.

“Alles in Ordnung bei Ihnen?”, erkundigte sie sich.

Erst jetzt ging ihm auf, dass sie mit ihm gesprochen und er nicht reagiert hatte.

“Ja, alles in Ordnung. Ich war nur kurz abgelenkt. Entschuldigen Sie. Geschäftliches.”

“Sie sind beruflich hier in Palm Beach?”

Er nickte.

Ohne Vorwarnung glitten die Fahrstuhltüren auf, ein Mann mit Glatze kam herein.

“Steigen Sie beide aus?”, fragte der Mann.

Audrey kicherte. “Nein. Ich … ich fahre in den sechsten Stock.”

“Und Sie?”, fragte der Mann, nachdem er für sich das vierte und für Audrey das sechste Stockwerk ausgewählt hatte.

Nachdem er kein Zimmer hatte, nannte er die erstbeste Zahl, die ihm einfiel. “Siebter Stock, besten Dank.”

Schweigend fuhren sie nach oben. Als der Mann im vierten Stock ausstieg und die Türen sich hinter ihm schlossen, brachen Dom und Audrey in Gelächter aus.

“Wir haben hier nur im Fahrstuhl herumgestanden und nicht mal auf den Knopf gedrückt”, sagte sie. “Er muss gedacht haben, wir spinnen.”

“Vermutlich.” Dom griff nach zwei ihrer Einkaufstaschen. “Die sehen viel zu schwer für Sie aus. Ich trage Sie in Ihr Zimmer. Sie können mir vertrauen, ich bin ein Gentleman.”

Ihr Lächeln erstarb sofort. “Danke. Die wurden langsam wirklich schwer. Aber was das Vertrauen angeht – ich kenne Sie gar nicht, und ich habe auf bittere Weise lernen müssen, niemandem auf der Welt zu vertrauen.”

“Sie sind zu jung und zu schön”, er betrachtete sie von Kopf bis Fuß, “und zu reich, um so zynisch zu sein.”

“Haben Sie noch nie davon gehört, dass man Glück nicht mit Geld kaufen kann?”

“Sind Sie unglücklich, Miss …”

Der Fahrstuhl hielt im sechsten Stock.

“Mrs. Perkins”, sagte sie, als die Türen aufglitten. “Audrey Perkins. Und in diesem Moment bin ich recht glücklich.”

Mit der Schulter hielt er die Türen offen, bis sie ausgestiegen war. Dann folgte er ihr durch den Korridor. Sie warf einen Blick zurück und blieb stehen. “Wollen Sie mir verraten, wer Sie sind?”

Er grinste. “Na klar. Ich heiße Domingo Shea.”

Audrey nickte, dann lief sie weiter, bis sie eine Doppeltür erreichten. “Da sind wir.” Sie wühlte in der Tasche ihrer maßgeschneiderten beigefarbenen Hose, bis sie den Schlüssel fand. Als Dom ihr in die Suite folgen wollte, ließ sie die Einkaufstaschen auf den Boden fallen, drehte sich um und blockierte die Tür.

Er schenkte ihr sein verführerischstes Lächeln. “Wollen Sie mich nicht reinlassen?”

Mit ausgestreckten Armen schüttelte sie den Kopf. “Danke für Ihre Hilfe. Ich kann die Tüten jetzt wieder nehmen.”

“Sie sind eine ziemlich misstrauische Frau, nicht wahr?”

Sie nahm ihm die Tüten aus der Hand, knallte ihm aber nicht die Tür vor der Nase zu, wie er es schon beinah erwartet hatte. “Hören Sie, Mr. Shea, wenn Sie es genau wissen wollen, ich finde Sie unglaublich attraktiv. Aber ich bin auf keinen One-Night-Stand aus, und ich bin nicht …”

“Wie wäre es mit einem Abendessen? Ohne irgendwelche Erwartungen.”

Sie musterte ihn nachdenklich, ein Hauch von Neugier schimmerte in diesen bemerkenswerten grünen Augen. “Nur Abendessen?”

“Ich könnte um zwanzig Uhr zurückkommen und Sie abholen, oder wir treffen uns in einem Restaurant. Wie es Ihnen lieber ist. Ich vermute, es gibt in diesem Hotel ein nettes Restaurant.”

“Es heißt Flamingo Room.”

“Also, sind wir verabredet?”

Sie zögerte.

Er hielt sich mit beiden Händen am Türrahmen fest, beugte sich vor und sah ihr direkt in die Augen. “Wir essen zusammen und lernen uns besser kennen.”

“Nur Abendessen”, erklärte sie ihm.

“Nur Abendessen.”

“Sie reservieren einen Tisch, und ich treffe Sie um zwanzig Uhr in der Lobby.”

Er grinste breit, dann wandte er sich ab und lief leise pfeifend zum Fahrstuhl.

Vielleicht hätte er Mrs. Perkins einfach sagen sollen, dass er ein Privatdetektiv war, den ihr Vater und ihr Ehemann engagiert hatten, um sie nach Hause zu holen. Aber falls sie sich geweigert hätte, hätte er nur ihren Vater anrufen können, um ihm zu sagen, wo sie war. Bis der alte Mann in Palm Beach angekommen wäre, hätte seine Tochter schon auf dem Weg nach Timbuktu sein können. Und er konnte sie sich ja wohl schlecht über die Schulter werfen und sie durch die Lobby tragen, während sie schrie und um sich trat. Schließlich war sie volljährig und hatte das Recht, hinzugehen, wohin immer sie wollte, ob es ihrem Daddy nun passte oder nicht.

Nein, das Beste war, mit ihr zunächst zu essen und ein paar Gläser Wein zu trinken, vielleicht einen Strandspaziergang im Mondschein zu machen, um ihr dann zwei Möglichkeiten vorzuschlagen. Entweder konnte sie freiwillig mit ihm zum Flughafen kommen und mit dem Dundee-Jet zurück nach Chattanooga fliegen. Oder sie konnte ihren Vater anrufen und ihm sagen, dass sie gesund und munter war und keine Lust hatte, nach Hause zu kommen.

Dom rechnete damit, dass sie ihn mindestens eine halbe Stunde lang warten lassen würde, und war angenehm überrascht, als Audrey Punkt zwanzig Uhr in der Lobby erschien. Wieder löste allein ihr Anblick eine Erregung in ihm aus, die er am liebsten geleugnet hätte. Sie war so ganz und gar Frau, dass sie auf geradezu primitive Weise alles Männliche in ihm ansprach.

Wenn sämtliche Männer, die sie kennenlernte, so auf sie reagierten, konnte er gut verstehen, wie leicht es Audrey fiel, sie in ihren Bann zu ziehen. Er musste sich immer wieder selbst daran erinnern, dass sie anders war, als sie wirkte. Hinter ihrer Schönheit verbarg sich die Hässlichkeit einer egoistischen, hinterhältigen Frau.

Als der Kellner auf sie zukam, nahm Dom ihren Arm. “Sie sehen fantastisch aus.”

Das war keine Lüge. Sie sah tatsächlich fantastisch aus. Das bronzene Seidenkleid ließ ihre glatte Haut strahlen und ihr Haar schimmern.

Audrey entgegnete nichts, doch ihr kleines Lächeln verriet, dass sie sich über sein Kompliment freute.

Als sie sich an einen kleinen Tisch in einer abgeschiedenen Ecke des schummrig beleuchteten Restaurants gesetzt hatten, hob Audrey den Blick. “Ist es Ihre Masche, Frauen in Fahrstühlen aufzugabeln?”

“Um ehrlich zu sein, Sie sind die Erste.”

“Tatsächlich?”

“Fällt es Ihnen schwer, das zu glauben?”

Sie zuckte die Schultern.

Warum war sie ihm gegenüber nur so misstrauisch? Sie hatte doch keine Ahnung, dass er auf sie angesetzt war. Vermutlich erstreckte sich ihr Misstrauen auf alle Männer oder sogar auf jeden Menschen. Hatte sie ihr Leben lang herausfinden müssen, ob sie um ihretwegen oder wegen ihres Vermögens gemocht wurde?

Jetzt mach sie nicht zum Opfer, rief Dom sich zur Ordnung. Audrey Bedell Perkins benutzte andere Menschen, nahm sich, was sie wollte, betrog ihren Ehemann seit Jahren.

Nachdem sie bestellt hatten und an ihrem Merlot nippten, brach Dom mit einer riskanten Frage das Schweigen. “Ihr Name kommt mir bekannt vor. Und Ihr Akzent ist entschieden aus dem Süden, allerdings nicht aus dem tiefen Süden.”

Sie versteifte sich sichtlich. “Ich komme aus Tennessee.”

“Tennessee, ja? Ich wohne in Atlanta. Könnte ich vielleicht mal Ihr Foto in der Zeitung gesehen oder über Sie in der Gesellschaftskolumne gelesen haben?”

Sie holte tief Luft, setzte ein gezwungenes Lächeln auf und antwortete: “Ich bin Audrey Bedell Perkins. Wahrscheinlich haben Sie von meinem Vater gehört.”

“Sie sind Edward Bedells Tochter, richtig? Natürlich. Aber ich hätte Sie nach den Zeitungsfotos nicht erkannt. In Wirklichkeit sind Sie viel hübscher.”

Ihre Wangen färbten sich rosa. “Danke.”

“Wenn ich mich richtig erinnere, sind Sie verheiratet.”

Sie nickte scheu, setzte das Weinglas ab und faltete die Hände im Schoß. “Ja, ich … ich bin verheiratet.”

“Und Ihr Mann ist nicht mit Ihnen in Palm Beach?”

“Nein, ist er nicht.”

“Reisen Sie allein?”

“Warum stellen Sie so viele Fragen, Mr. Shea? Sie sind doch kein Reporter, oder?”

Dom lachte. “Guter Gott, nein. Ich bin Geschäftsmann. Und was meine vielen Fragen betrifft, sagen wir einfach, ich finde Sie faszinierend.”

“Finden Sie mich faszinierend oder die Tatsache, dass ich eine reiche Erbin bin?”

“Ich vermute, Sie möchten gern die Wahrheit hören.”

“Ja.”

“Dann ist die Antwort: beides. Wenn Sie nicht einen Penny besitzen würden, fände ich Sie sehr interessant, aber die Tatsache, dass Sie Edward Bedells Tochter sind, macht Sie noch aufregender.”

“Ich weiß Ihre Ehrlichkeit zu schätzen. Das ist heutzutage selten.”

Der Kellner brachte die Salate. Dom nahm die Gabel in die Hand. “Würden Sie mir eine Frage ganz ehrlich beantworten?”

Sie blickte ihn prüfend an, als wollte sie herausfinden, was er vorhatte. “Ich werde es versuchen.”

“Ist es Ihre Gewohnheit, sich von jedem Mann zum Essen einladen zu lassen, der Sie faszinierend findet?”

Sie musterte ihn noch einen Augenblick, dann antwortete sie: “Sie beziehen sich auf die Tatsache, dass ich eine verheiratete Frau bin, nicht wahr? Wären Sie schockiert, wenn ich gestehe, dass ich mich nicht besonders verheiratet fühle? Dass Sie in mir den Wunsch wecken, nicht verheiratet zu sein?”

Sein Magen verkrampfte sich. Mist! Sie war gut. Verdammt gut. Sie spielte auf ihm wie auf einer Geige. Wie oft schon hatte sie diesen Satz zu Männern gesagt? Er griff über den Tisch nach ihrer Hand.

“Normalerweise halte ich mich von verheirateten Frauen fern, aber in Ihrem Fall würde ich eine Ausnahme machen. Natürlich möchte ich nicht, dass Ihr Mann oder vielleicht ein eifersüchtiger Liebhaber …”

“Mein Mann ist in Chattanooga”, sagte sie. “Wir … wir sind sozusagen getrennt. Und es gibt keinen eifersüchtigen Liebhaber.”

Also war Audrey nicht mit Bobby Jack Cash davongelaufen oder wenn doch, dann hatte sie ihn irgendwo unterwegs sitzen lassen. Dass sie allein hier war, machte die Sache viel einfacher. Nach dem Abendessen würde er sie also zu einem Spaziergang am Strand überreden und ihr verraten, wer er war. Sie dann bitten, mit ihm heute Nacht noch nach Chattanooga zu fliegen. Falls sie sich weigerte, konnte er sie überzeugen, sich zumindest bei ihrem Vater zu melden, oder im schlimmsten Fall den alten Mann selbst anrufen.

“Sie sind mit einem Mal sehr schweigsam”, sagte sie. “Stimmt etwas nicht?”

Er drückte ihre Hand. “Ich dachte nur eben daran, wie ich diesen Abend gern beenden würde.”

Sie riss sich los. “Keine Erwartungen. Das haben Sie versprochen.”

Er hob beschwichtigend beide Hände. “Ein Mann darf doch träumen, oder?”

“Ich habe nur einem Abendessen zugestimmt.”

Autor

Beverly Barton
Beverly Barton hat eine Schwäche, für Bad Boys, Männer mit kleinen Fehlern. In ihrer Kindheit schwärmte sie für „Die Schöne und das Biest“ – genauer gesagt, für das Biest. „Alle meine Lieblingsmänner sind stark, dominant und sehr maskulin. Aber am allerwichtigsten ist, dass sie ein Herz aus Gold haben“, erläutert...
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