Ein griechisches Fest der Liebe

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„Ich will keine Ehefrau. Ich brauche nur einen Erben.“ Die Arroganz des griechischen Milliardärs Apollo Metraxis schockiert Pixie zutiefst! Was für ein absurder Plan – und was hat das mit ihr zu tun? Da trifft sie die Erkenntnis wie ein Blitz: Sie soll ihm einen Erben schenken …


  • Erscheinungstag 30.08.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783745753516
  • Seitenanzahl 112
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

PROLOG

Vom Balkon drangen vertraute Männerstimmen herein, doch Holly wollte erst einen günstigen Moment abpassen, bevor sie sich dazugesellte. Mit offenen Armen würde sie von Apollo nicht empfangen werden, so viel war klar. Doch sie durfte ihm nicht einfach aus dem Weg gehen, schließlich war sie mit Apollos bestem Freund Vito verheiratet. Die beiden Männer kannten sich schon seit ihrer Internatszeit und waren wie Brüder füreinander. Sie standen immer in Kontakt, ganz egal, ob sie sich gerade am selben Ort aufhielten oder Tausende Kilometer zwischen ihnen lagen.

Holly wusste, warum Apollo etwas gegen sie hatte: Er sah sie als die mittellose Frau, der ein steinreicher Ehemann ins Netz gegangen war.

Sie hatte Vito vorgeschlagen, zu Hause zu bleiben, statt ihn zur Trauerfeier von Apollos Vater zu begleiten. Doch Vito war entsetzt gewesen, dass sie so etwas überhaupt in Erwägung ziehen konnte. Also hatte Holly klein beigegeben.

Der Aufenthalt auf Nexos, der Privatinsel der Familie Metraxis, war bisher alles andere als angenehm gewesen. Zur Trauerfeier waren zahllose Menschen gekommen, darunter auch jede einzelne von Apollos Exstiefmüttern samt Anhang. Dass Apollo wütend aus dem Raum gestürmt war, als später das Testament des Patriarchen verlesen wurde, hatte die Stimmung auch nicht gerade verbessert.

Sein Vater hatte offenbar verfügt, dass sein Sohn das Familienunternehmen erst erben würde, wenn er geheiratet hatte. Dabei hatte Apollo dieses Unternehmen bereits seit Jahren kommissarisch geführt, weil sein kranker Vater dazu nicht mehr in der Lage gewesen war.

Diese Information hatte Vito ihr vorhin zugeflüstert, aber auch nur, weil Holly keine Ruhe gegeben hatte. Apollo musste wie vom Donner gerührt sein. Ausgerechnet er sollte heiraten? Der Playboy, dem nichts mehr zuwider war als die Ehe?

„Du kennst doch genug Frauen, Apollo. Heirate eine von ihnen, lass dich wieder scheiden, und du hast deine Ruhe“, raunte Vito ihm gerade zu.

Holly schnappte nach Luft. So ein Vorschlag von ihrem Ehemann, den sie über alles liebte?

„So einfach, wie du es darstellst, wird es wohl kaum sein“, entgegnete Apollo mürrisch. „Wie soll ich sie denn wieder loswerden? Die Frauen kleben ja förmlich an mir. Außerdem gibt es da noch ein Problem: Wie soll ich verhindern, dass die Frau den Deal ausplaudert? Wenn herauskommt, dass die Ehe nur auf dem Papier besteht, werden meine Exstiefmütter gegen mich prozessieren, um an das Erbe meines Vaters zu kommen.“ Finster blickte er vor sich hin. „Sobald ich einer Frau sage, dass ich sie nicht will, fühlt sie sich verletzt und sinnt unweigerlich auf Rache. Nein, Vito, so einfach ist das nicht.“

Geduldig schaute Vito seinen besten Kumpel an. „Dann schließt du eben einen Vertrag mit deiner Auserwählten ab, an den ihr euch beide strikt haltet. Bei deinem Frauenverschleiß kann es allerdings schwierig werden, eine weibliche Person zu finden, die kein Hühnchen mit dir zu rupfen hat …“

Jetzt oder nie, dachte Holly und gesellte sich zu den Männern. „Es ist eine gute Idee, diese Angelegenheit wie eine Geschäftsbeziehung zu betrachten“, bemerkte sie vorsichtig.

Apollo sah sie abschätzig an. Selbst im schwarzen Anzug versprühte er den für ihn typischen rebellischen Charme. Das schwarze Haar reichte ihm bis auf die Schultern, die Augen glitzerten wie Smaragde. Unter einer Hemdmanschette lugte eine kunstvoll gestaltete Drachentätowierung hervor. Apollo wirkte unkonventionell, gefährlich und arrogant. Der konservative Vito war das genaue Gegenteil.

„Wer hat dich denn um deine Meinung gebeten?“, fragte Apollo trocken.

„Drei Köpfe sind schlauer als zwei.“ Ungerührt setzte Holly sich zu den beiden Männern.

Apollo warf ihr einen arroganten Blick zu. „Ach ja?“

Holly ließ sich nicht beirren. „Ja. Du solltest die Sache nüchtern betrachten, statt ein Drama daraus zu machen.“

„Holly!“ Vito warf seiner Frau einen warnenden Blick zu.

„Ist doch wahr“, rechtfertigte sie sich. „Apollo neigt zur Übertreibung. Es wird doch wohl vernunftbegabte Frauen geben, die sich von seinem Charme nicht beeindrucken lassen.“

„Ach ja? Kennst du eine?“, fragte Apollo herausfordernd.

Sie dachte angestrengt nach. Dieser Mann war superreich und sah fantastisch aus. Wenn er einen Raum betrat, konnten neun von zehn Frauen nicht die Blicke von ihm reißen …

Doch dann lächelte Holly triumphierend. „Meine Freundin Pixie kann dich nicht leiden. Einigen anderen Frauen wird es bestimmt ebenso gehen.“

„Pixie?“ Apollo schüttelte den Kopf und wechselte einen entsetzten Blick mit Vito.

„Sie kommt wohl kaum infrage“, warf Vito schnell ein. Er hatte seiner Frau nicht alles gesagt. Im Gegensatz zu Holly wusste er genau, was in der testamentarischen Verfügung von Apollo verlangt wurde …

Schon die Erwähnung des Namens von Hollys bester Freundin genügte, um Apollo wütend zu machen. Die Frau war eine bettelarme Friseurin!

Er war nur zu genau im Bilde über Holly und Pixie. Sowie Holly aufgetaucht war und behauptet hatte, Vitos Sohn Angelo zur Welt gebracht zu haben, hatte Apollo einen Privatdetektiv damit beauftragt, das Leben der beiden Frauen bis in den dunkelsten Winkel zu beleuchten.

Dabei hatte sich herausgestellt, dass Pixie schon mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war. Ihr Bruder war hochverschuldet und Pixie hatte aus für Apollo unerfindlichen Gründen die Schulden übernommen. Der Bruder hatte eine heftige Abreibung bekommen, weil er die Schulden nicht rechtzeitig beglichen hatte. Beim Versuch, ihren Bruder zu beschützen, war Pixie zwischen die Fronten geraten und einmal sogar mit gebrochenen Beinen im Rollstuhl gelandet.

Hollys Freundschaft zu einer Frau mit solch einem düsteren Hintergrund hatte Apollos Misstrauen nur bestärkt. Bis zum heutigen Tag war ihm unverständlich, wieso Vito sich sofort bereit erklärt hatte, Holly zu heiraten.

Seit der Hochzeit wartete er nur darauf, dass Pixie ihre Freundschaft zu Holly ausnutzen und um finanzielle Unterstützung bitten würde. Sehr zu seiner Verwunderung war das bisher nicht geschehen. Apollo war darüber erleichtert, denn es widerstrebte ihm, sich ein weiteres Mal einzuschalten. Durch sein feindseliges Verhalten während Vitos Hochzeit hatte er Holly schon genug gegen sich aufgebracht.

Pixie Robinson. Nachdenklich sah er Vito und Holly nach, die gerade Hand in Hand im Haus verschwanden, um sich vor dem Essen umzuziehen. Den Anblick der zierlichen Blondine, die im Rollstuhl der Hochzeit ihrer besten Freundin beigewohnt hatte, würde er nicht so schnell vergessen. Den ganzen Tag über hatte sie ihm finstere Blicke zugeworfen.

Holly musste verrückt sein, den Namen überhaupt zu erwähnen. Natürlich war sie voreingenommen, denn Pixie war ja ihre beste Freundin. Trotzdem konnte sie doch wohl nicht im Ernst vorschlagen, dass Apollo Pixie heiraten und schwängern sollte, oder?

Apollo schüttelte sich innerlich. Dann fiel ihm ein, dass Holly diese unerhörte Verfügung im Testament seines Vaters ja gar nicht kannte.

Ich habe den alten Herrn gründlich unterschätzt, dachte Apollo wütend. Vassilis Metraxis hatte schon immer alles für den Fortbestand des Familiennamens getan. Fünfmal hatte er nach seiner ersten Ehe geheiratet, um einen weiteren Erben zu zeugen. Doch immer vergeblich! Apollo war inzwischen dreißig Jahre alt und der einzige Nachkomme des Patriarchen. Wie oft hatte Vassilis ihn unmissverständlich aufgefordert, endlich zu heiraten und Kinder in die Welt zu setzen. Das hatte Apollo kategorisch abgelehnt. Er war fest entschlossen, ledig und kinderlos zu bleiben. Daran konnten auch die geldgierigen Stiefmütter mit ihren Kindern aus anderen Ehen nichts ändern. Apollo hatte immer ein gutes und sogar inniges Verhältnis zu seinem Vater gehabt. Nur in diesem einen Punkt waren sie sich uneinig geblieben.

Auch deswegen hatte Vassilis’ Verfügung Apollo einen heftigen Schock versetzt. Er sollte zunächst das Unternehmen weiterführen und durfte sich des gewohnten Wohlstands erfreuen. Doch die Sache hatte einen Haken. Sollte er nicht innerhalb von fünf Jahren heiraten und einen Erben produzieren, würde das Metraxis-Vermögen zu gleichen Teilen unter den Exfrauen seines Vaters aufgeteilt werden. Dabei hatten sie alle bereits bei den Scheidungen großzügige Abfindungen erhalten.

Fassungslos musste Apollo zur Kenntnis nehmen, dass sein verstorbener Vater ihn aus dem Grab hinaus zu erpressen versuchte.

Nachdenklich schaute er aufs stürmische Meer hinaus. Mit großer Wucht donnerten die Wellen gegen die Felsen.

Apollos Großvater hatte Nexos erworben und den Familiensitz dort bauen lassen. Die verstorbenen Mitglieder der Familie Metraxis lagen auf dem kleinen Friedhof hinter der Dorfkirche. Dazu gehörte auch Apollos Mutter, die bei seiner Geburt gestorben war.

Die Insel war Apollos Zuhause. Nirgendwo sonst fühlte er sich heimisch. Die Vorstellung, diese Heimat zu verlieren, war ihm unerträglich. Diese enge Verbundenheit mit der Insel, dem Sitz seiner Familie, dem Familiennamen wurde ihm erst jetzt bewusst. Heirat, Ehe, Familie war für ihn bisher immer unvorstellbar gewesen. Er hielt nichts von der Ehe, betrachtete diese Institution als Farce. Sein Vater mit seinen sechs gescheiterten Ehen war ja das beste Beispiel. Apollo hatte sich geschworen, niemals ein Kind zu zeugen. Ihm selbst war in seiner Kindheit übel mitgespielt worden. So ein Schicksal wünschte er niemandem.

Doch nun zwang sein Vater ihn aus dem Jenseits dazu, sich zu verheiraten und einen Erben zu zeugen. Sollte Apollo sich dem letzten Willen seines alten Herrn widersetzen, würde er alles verlieren – die Insel mit dem Familiensitz, das Familienunternehmen, einfach alles.

Er hatte keine Wahl. Seine Prinzipien musste er über Bord werfen. Am schlimmsten traf ihn aber die Tatsache, dass er seine Freiheit aufgeben musste, um das Familienerbe für sich zu retten. Er war gezwungen zu heiraten, gezwungen , mit einer Frau zusammenzuleben, gezwungen , ein Kind zu zeugen, das er niemals hatte haben wollen. Wie sollte er das alles so schnell in die Wege leiten?

Vitos Vorschlag, einfach eine Frau für diese Aufgaben zu engagieren, war wohl die einzige Lösung. Irgendwo auf der Welt gab es bestimmt eine Frau, die ihn heiraten würde, wenn er sie gut dafür bezahlte. Natürlich musste sie Stillschweigen über die Vereinbarung bewahren und durfte die Geschichte nicht an die Medien verkaufen.

Wie aber sollte er eine Frau finden, der er vertrauen konnte? Ich muss etwas gegen sie in der Hand haben, dachte Apollo. Sonst plaudert sie mein Geheimnis womöglich doch aus.

Nachdenklich sah er vor sich hin. Es musste eine Frau sein, die ihn ebenso brauchte wie er sie und sich deshalb strikt an seine Anweisungen halten würde. Pixie Robinson war eine Option, auch wenn ihm das nicht passte. Er könnte die Schulden ihres Bruders übernehmen und sie damit unter Druck setzen. Sie würde den Mund halten, um ihren Bruder zu schützen. Und Apollo könnte sein Erbe antreten und das Familienimperium behalten … Ja, Pixie war definitiv eine Option.

Doch im Grunde traute Apollo keiner Frau über den Weg. Kein Wunder, denn seine erste Stiefmutter hatte ihn ins Internat gesteckt, als er kaum vier Jahre alt gewesen war. Die zweite Stiefmutter hatte ihn immer wieder verprügelt. Die dritte hatte ihn verführt. Die vierte hatte seinen geliebten Hund einschläfern lassen. Die fünfte hatte versucht, seinem Vater ein Kind unterzuschieben. Den unzähligen Frauen, mit denen Apollo seither ins Bett gegangen war, hatte er ebenso misstraut wie seinen Stiefmüttern. Sie alle waren darauf aus gewesen, ihn während der kurzen Affären um möglichst viel Geld zu erleichtern. All diese Erlebnisse hatten Apollos Frauenbild geprägt. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es auch Frauen gab, die einem Mann keinen Schaden zufügen wollten.

Mit Ausnahme von Holly, gab er widerstrebend zu. Es war offensichtlich, wie sehr sie Vito und ihr gemeinsames Kind liebte. Also gab es doch noch einen anderen Frauentyp: Frauen, die zur Liebe fähig waren. Aber so eine Frau konnte Apollo nicht gebrauchen. Liebe würde alles nur noch komplizierter machen. Nein, das kam für ihn nicht infrage. Er brauchte eine Frau, die er kontrollieren konnte, eine Frau, die alles tat, was er verlangte.

Erneut kreisten seine Gedanken um Pixie – und um ihren hochverschuldeten Bruder. Sie muss ziemlich dumm sein, fuhr es ihm durch den Kopf, sonst hätte sie ihrem Bruder wohl kaum geholfen und dadurch ihr eigenes Leben ruiniert. Das wäre mir nie passiert, dachte Apollo. Zum ersten Mal war er froh, keine Geschwister zu haben. Pixie fühlte sich wohl für ihren Bruder verantwortlich. Aber war sie auch bereit zu heiraten und ein Kind zu bekommen, um ihren Bruder zu retten?

Holly hatte eben behauptet, dass Pixie ihn nicht ausstehen könnte. Offensichtlich war der armen Holly verborgen geblieben, wie begehrlich ihre beste Freundin Apollo angesehen hatte, wenn sie sich unbeobachtet gefühlt hatte.

Ein wissendes Lächeln umspielte Apollos sinnliche Lippen. Ja, die zierliche Blondine war definitiv eine Option. Also gut, er würde Pixie auf den Prüfstand stellen. Schließlich hatte er ja nichts zu verlieren.

1. KAPITEL

„Guten Morgen, Hector.“ Schlaftrunken streichelte Pixie den kleinen Terrier, der es sich auf ihrem Bauch gemütlich gemacht hatte.

Dann stand sie auf, suchte das winzige Badezimmer auf, das sie sich mit den anderen Mietern teilte, zog sich an und griff nach der Leine, die sie an Hectors Halsband befestigte. Auf ging es zum Morgenspaziergang um den Block.

Ängstlich beäugte der kleine Terrier den großen Hund auf der anderen Straßenseite. Hector hatte vor allem und jedem Angst, wahrscheinlich sogar vor seinem eigenen Schatten. Zuhause verhielt er sich ruhig und friedlich. Pixie hatte ihn noch nie bellen hören.

„Wahrscheinlich hat man es ihm als Welpe verboten“, vermutete der Tierarzt, dessen Praxis neben dem Friseursalon lag, in dem Pixie arbeitete. „Er hat Angst, Aufmerksamkeit zu erregen. Er wurde offensichtlich misshandelt. Davon abgesehen ist er aber gesund und noch sehr jung.“

Noch immer war es Pixie ein Rätsel, wie sie sich dazu überreden lassen konnte, in ihrer schwierigen Situation den kleinen Hund aufzunehmen. Aber sie hatte schon ganz andere Probleme bewältigt! Und der junge Terrier war ihr innerhalb kürzester Zeit ans Herz gewachsen. Außerdem hatte er sie darüber hinweggetröstet, dass Holly und Angelo zu Vito nach Italien gezogen waren.

Sie hatte ihre beste Freundin verloren. Noch belastender für Pixie war jedoch, dass sie Holly nichts von Patricks Spielschulden erzählen durfte. Ihre Freundin hätte augenblicklich vorgeschlagen, die Schulden zu übernehmen. Doch Patrick war nicht Hollys und Vitos Problem, sondern Pixies – und das schon seit dem Tod ihrer Mutter.

Auf dem Sterbebett hatte Margery Robinson ihrer Tochter das Versprechen abgenommen, sich um Patrick zu kümmern. „Er ist ein so sanftmütiger Junge, und hat nur noch seine große Schwester.“

Es war fast unmöglich gewesen, das Versprechen zu halten, denn Patrick und sie waren zu unterschiedlichen Pflegefamilien gekommen. Erst als Pixie ihre Ausbildung zur Friseurin abgeschlossen hatte und Geld verdiente, konnte sie Patrick regelmäßig in London besuchen.

Auch Patrick hatte inzwischen seine Lehre beendet und arbeitete bei einem großen Bauunternehmen als Elektriker. Er hatte eine Freundin. Leider hatte er aber auch Gefallen am Kartenspiel gefunden … Der Mann, bei dem er Spielschulden hatte, war sehr gefährlich. Holly hatte versucht, Patrick zu helfen. Sie sparte an allen Ecken und Kanten, zog aus dem geräumigen Reihenhaus aus, das sie sich mit Holly geteilt hatte und lebte nun in einem preiswerten Zimmer. Bad und Küche teilte sie sich mit anderen Mietern.

Jede Woche schickte sie Patrick Geld, doch der Schuldenberg wuchs durch die horrenden Zinsen immer weiter. Und Patrick wurde verprügelt, wenn er die Raten nicht rechtzeitig bezahlte.

Ihr brach noch immer der Angstschweiß aus, wenn sie sich an den Abend erinnerte, als während ihres Besuchs bei Patrick plötzlich Schuldeneintreiber aufgetaucht waren. Die Schlägertypen standen vor der Tür und verlangten Geld. Als er ihnen verzweifelt mitteilte, er könnte die fällige Rate nicht bezahlen, fingen sie an, auf ihn einzuprügeln. Pixie hatte sich mutig dazwischen geworfen – und war dabei die Treppe hinuntergestürzt.

Beide Beine hatte sie sich dabei gebrochen. Die Folgen dieses Unfalls waren verheerend. Pixie hatte nicht mehr arbeiten können und war auf Krankengeld angewiesen gewesen.

Der Unfall lag nun sechs Monate zurück. Langsam kehrte wieder Normalität in Pixies Leben ein. Doch Patricks Schuldenberg wuchs weiter! Sein Leben war in Gefahr, ihr mutiger Einsatz hatte überhaupt nichts bewirkt. Der Mann, bei dem Patrick Spielschulden hatte, wurde immer ungeduldiger. Er wollte sein Geld zurück, oder er würde ein Exempel an Patrick statuieren, um anderen Schuldnern Angst einzujagen.

Nach ihrer Morgenrunde setzte Pixie den kleinen Hund zu Hause wieder in seinem Körbchen ab und machte sich auf den Weg zum Frisiersalon. Leider hatte sie kein Auto mehr, denn sie hatte Clementine verkauft, um Patrick das Geld zu geben. In der Kleinstadt brauchte sie ja eigentlich keinen Wagen. Hier ließ sich auch alles zu Fuß erreichen.

In der Mittagspause wollte sie Hector zu einem kleinen Spaziergang abholen und unterwegs ein Sandwich essen.

Freundlich begrüßte sie im Salon ihre Kolleginnen und ihre Chefin Sally. Als sie im Personalraum ihre Sachen verstaute, erschrak Pixie als sie ihr eigenes Spiegelbild erblickte. Seit wann sah sie so langweilig aus? Sie war doch erst dreiundzwanzig Jahre alt! Die Jeans und das schwarze Top gehörten in die Altkleidersammlung. Ihr Teint war zwar immer noch frisch und makellos, aber ihr Make-up war nicht gerade aufregend und ihr naturblondes Haar fiel ihr einfach offen auf die Schultern. Die Tage, in denen sie sich an unterschiedlichsten Styles ausprobiert hatte, lagen definitiv hinter ihr! Seufzend wandte Pixie sich ab und widmete sich den Kundinnen.

Nachdem sie die abgeschnittenen Haare ihrer dritten Kundin zusammengefegt hatte, warf Pixie einen Blick ins Auftragsbuch. Seltsam, den Namen des nächsten Kunden kannte sie gar nicht. Männer ließen sich normalerweise von Pixies einzigem männlichen Kollegen die Haare schneiden.

Pixie sah auf, als die Tür aufging. Und wer betrat den Salon? Kein Geringerer als Apollo Metraxis!

Er steuerte direkt auf sie zu. „Ich bin dein Zwölf-Uhr-Termin.“

Sprachlos musterte sie ihn, dann hatte sie sich von der Überraschung erholt. „Was tust du denn hier? Ist was mit Holly oder Vito?“, fügte sie beunruhigt hinzu.

„Nein, ich brauche einen Haarschnitt“, antwortete er, ohne sich darum zu scheren, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Er war daran gewöhnt.

In schwarzer Motorradjacke, schwarzen Jeans und Stiefeln wirkte er noch größer als sonst. Wie gebannt ruhte Pixies Blick auf dem perfekt gebauten Mann mit den ungewöhnlichen hellgrünen Augen. Was hatte dieser griechische Milliardär, der noch nie zuvor auch nur ein Wort mit ihr gewechselt hatte, an ihrem Arbeitsplatz verloren? Der Typ war Vitos Trauzeuge gewesen und hatte auf der Hochzeit eine unmögliche Rede gehalten, über die Pixie sich sehr aufgeregt hatte.

„Tut mir leid, ich habe gleich einen Kunden“, erklärte sie knapp.

„John Smith.“ Apollo lächelte frech. „Das bin ich. Der Name muss dir doch verdächtig vorgekommen sein.“

Darauf ging Pixie nicht ein. „Also gut“, sagte sie. „Ich nehme dir die Jacke ab.“

Wortlos zog Apollo die Lederjacke aus und reichte sie Pixie. In dem kurzärmligen T-Shirt kam sein muskulöser Oberkörper perfekt zur Geltung. Zum Vorschein kam nun auch die Drachentätowierung auf dem Arm, die Pixie schon bei Hollys Hochzeit fasziniert hatte.

Entschlossen riss sie sich zusammen, nahm die schwere Jacke und hängte sie an die Garderobe neben dem Empfangstresen.

„Komm rüber zum Spülbecken!“ Bei dem Gedanken, Apollo gleich mit eigenen Händen berühren zu müssen, wurde Pixie plötzlich ganz aufgeregt …

Apollo musterte sie. Pixie war noch kleiner als erwartet. Die zierliche Person reichte ihm ja kaum bis zur Brust. Am auffälligsten waren ihre wunderschönen ausdrucksvollen grauen Augen. Die kleine Stupsnase war niedlich, die wie eine Rosenknospe geformten Lippen luden zum Küssen ein. Der makellose helle Teint erinnerte an feinstes Porzellan. Pixies war eine natürliche Schönheit, die kein Make-up benötigte.

Apollo nahm auf dem Frisierstuhl Platz, und Pixie drapierte einen Umhang um seine breiten Schultern. Dann legte sie ihm noch ein Handtuch über. Sie war wild entschlossen, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.

„Was führt dich ausgerechnet in diesen Salon?“, erkundigte sie sich neugierig.

„Das errätst du nie.“ Apollo lehnte sich zurück, damit das Haar im Spülbecken gewaschen werden konnte.

Bewundernd fuhr sie durch das dichte, blauschwarz schimmernde Haar und überging Apollos Bemerkung. „Wann hast du unsere gemeinsamen Freunde zuletzt gesehen?“

„Vergangene Woche, bei der Trauerfeier für meinen Vater.“

Pixie merkte auf. „Oh, das tut mir sehr leid“, sagte sie mitfühlend.

„Wieso sollte es dir leid tun?“, fragte Apollo abfällig. „Du hast ihn nicht gekannt, und mich kennst du auch nicht.“

Sein Tonfall ärgerte sie. Kräftiger als nötig verteilte sie das Shampoo in seinem Haar. „Ich wollte nur höflich sein und mein Beileid ausdrücken.“

„Empfindest du denn Mitleid?“

Am liebsten hätte Pixie ihn von Kopf bis Fuß nass gespritzt. Mühsam riss sie sich zusammen. „Natürlich empfinde ich Mitleid mit Menschen, die einen nahen Verwandten verloren haben.“

„Er war schon lange krank. Sein Tod kam also nicht unbedingt überraschend“, erklärte Apollo und schloss die Augen.

Pixie bewunderte die unglaublich langen schwarzen Wimpern und widmete sich geistesabwesend der Arbeit. Was wollte Apollo hier? Sie konnte sich sein überraschendes Auftauchen nicht erklären.

„Erzähl doch mal von dir“, forderte Apollo sie unvermittelt auf.

„Wozu?“

„Weil ich dich darum bitte“, antwortete er.

„Ich würde aber lieber etwas über dich erfahren“, entgegnete Pixie. „Was führt dich nach England?“

„Ich habe geschäftlich hier zu tun und nutze die Gelegenheit, Freunde zu besuchen“, erzählte er lässig.

Pixie verteilte etwas Pflegespülung im Haar und begann, Apollos Kopfhaut zu massieren. Ich habe ihn gar nicht gefragt, ob er das möchte, dachte Pixie nervös, machte aber trotzdem weiter.

Apollo entspannte sich. Ob sie wohl auch andere Massagen anbot. Im Bericht des Privatdetektivs hatte er nichts zu Pixies Liebesleben gefunden. Vielleicht war das darauf zurückzuführen, dass sie mit zwei gebrochenen Beinen mehr oder weniger ans Haus gefesselt gewesen war.

Autor

Lynne Graham
Lynne Graham ist eine populäre Autorin aus Nord-Irland. Seit 1987 hat sie über 60 Romances geschrieben, die auf vielen Bestseller-Listen stehen.

Bereits im Alter von 15 Jahren schrieb sie ihren ersten Liebesroman, leider wurde er abgelehnt. Nachdem sie wegen ihres Babys zu Hause blieb, begann sie erneut mit dem...
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