Gefährliche Romanze auf Windsor Castle

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Windsor Castle, 1363. Ein ungeheurer Vorschlag! Die schöne Hofdame Lady Cecily soll dem französischen Ritter Marc de Marcel, Geisel am englischen Königshof, zur Flucht verhelfen. Im Gegenzug verspricht Marc, dass seine Landsleute Prinzessin Isabella fortan mit gebührlichem Respekt behandeln. Viel zu leichtfertig hat sich Cecilys königlicher Schützling auf frivole Spiele mit den Franzosen eingelassen! Aber die pikante Allianz mit dem verführerisch attraktiven Chevalier verwickelt Cecily selbst in einen amourösen Skandal, der ihren Ruf in Gefahr bringt. Dabei hat doch der König bereits einen Ehemann für sie bestimmt …


  • Erscheinungstag 11.02.2020
  • Bandnummer 357
  • ISBN / Artikelnummer 9783733748289
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Smithfield, London – 11. November 1363

Mon Dieu, was für eine kalte Insel.

Eine steife englische Brise ließ die Wimpel und Banner flattern und fuhr ihm durchs Haar, da er seinen Helm noch nicht aufgesetzt hatte. Marc de Marcel strich sich eine Strähne aus der Stirn. Er musterte die Ritter auf der anderen Seite des Turnierplatzes und fragte sich, welcher davon wohl sein Gegner sein und welcher seinem Freund gegenübertreten würde.

Nun ja, im Grunde spielte es keine Rolle. „Eine Runde“, murmelte er. „Und er liegt auf der Erde, ganz gleich, welcher von beiden.“

„Die Gesetze der Ritterlichkeit verlangen, dass es drei Runden mit der Lanze gibt“, erklärte de Coucy. „Gefolgt von drei Hieben mit dem Schwert. Erst dann kann der Gewinner ausgerufen werden.“

Marc seufzte. Es war ein Schade, dass Tjoste zu einer so zahmen Angelegenheit geworden waren. Ihm wäre eine Chance, einen weiteren gottverdammten Anglais auszuschalten, ganz recht gekommen. „Eine Verschwendung der Kraft des Pferdes. Und meiner eigenen.“

„Menschen, denen man ausgeliefert ist, macht man sich besser nicht zum Feind, mon ami. Unsere Zeit hier wird um einiges erträglicher sein, wenn wir mit unseren Besiegern zusammenarbeiten.“

„Wir sind Geiseln. Nichts kann das erträglich machen.“

„Oh, die Damen können es.“ De Coucy nickte zur Tribüne hinüber. „Sie sind wirklich sehr hübsch.“

Marc folgte dem Blick seines Freundes. Zur Rechten von ­König Edward saß eine ganze Schar von Frauen, die fast unmöglich voneinander zu unterscheiden waren. Die Königin musste diejenige mit dem hermelingesäumten Purpurgewand sein, aber die anderen verschwammen zu einem Wirbel aus farbenfrohen Seidenstoffen.

Außer einer Dame. Ein Goldreif zierte ihr dunkles Haar, und sie sah mit finsterer Miene in seine Richtung, die Arme vor der Brust verschränkt. Selbst aus dieser Entfernung erkannte er einen Abscheu in ihren Zügen, der dem seinen glich, so als würde sie alle Franzosen zum Teufel wünschen.

Oh ja, dieses Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit.

Er zuckte mit den Schultern. Die Frauen der Anglais gingen ihn nichts an. Neben Edward saßen zwei weitere Könige, die England einen Besuch abstatteten und sich das Turnier ansahen. „Ich ziehe es vor, die Könige zu beeindrucken, nicht die Damen.“

„Ein Ritter strebt stets danach, die Damen zu beeindrucken“, erwiderte sein dunkelhaariger Freund lächelnd. „Es ist der beste Weg, auch ihren Männern zu imponieren.“

Enguerrand, Sire de Coucy, konnte einen Feind mit dem Schwert niederstrecken und gleich darauf mit den Damen ein Chanson anstimmen. Diese Fähigkeit seines jüngeren Freundes erstaunte Marc immer wieder. Was das Erste betraf, hatte Marc ihm vieles beigebracht, was das Zweite betraf, jedoch rein gar nichts.

„Wie machst du das?“, fragte er. „Wie bringst du es fertig, unseren Feinden auch noch lächelnd zuzunicken?“

„Ich halte die Ehre der französischen Ritterlichkeit hoch, mon ami.“

Damit meinte er, dass er wie alle anderen so tat, als führten die Ritter der Christenheit ein Leben nach den Regeln der Ritterlichkeit.

Aber das war eine Lüge, wie Marc nur zu genau wusste.

Man leistete einen Schwur und tat danach, was man wollte.

„Die Ehre Frankreichs ist bei Poitiers gestorben.“ Poitiers. Feige französische Befehlshaber und selbst der Sohn König Jeans waren einfach vom Schlachtfeld geflohen und hatten den Monarchen allein kämpfen lassen.

Enguerrand schüttelte den Kopf. „Diese Schlacht schlagen wir heute nicht.“

Aber Marc tat genau das. Er kämpfte noch immer, auch wenn die Schlachten lange vorüber waren und seit einigen Jahren Waffenruhe herrschte. Er war eine Geisel der Anglais, gefangen an diesem kalten, fremden Ort, und der Hass drohte ihn zu ersticken.

Der Herold riss ihn aus seinen Gedanken, indem er ihnen ihre Gegner zuwies. De Coucy würde zuerst reiten, gegen den größeren, grobschlächtigen Mann. Wenigstens ein Feind, der eines Kampfes würdig war.

Und wer blieb für ihn übrig? Sein Gegner war kaum mehr als ein Junge. Wenn er nicht aufpasste, würde er ihn am Ende noch aus Versehen umbringen.

Bei allen Heiligen, ist das kalt.

Zitternd sah Lady Cecily, Countess of Losford, dabei zu, wie sich ihr Atem in der eisigen Luft in Nebel verwandelte und davonwehte. Rot, Blau, Gold, Silber – die Farben verschwammen vor ihren Augen. Sie zierten Flaggen, Banner und Wappenröcke, die über den Rüstungen getragen wurden, und die Schabracken der Pferde. Ein großartiges Spektakel für die Könige, die zu Besuch gekommen waren. Und König Edward, der dritte dieses Namens, regierte nach seinem Sieg über Frankreich triumphal über dies alles.

Sie hob das Kinn und bemühte sich um eine Haltung, die ihres gesellschaftlichen Ranges würdig war.

Es ist deine Pflicht.

Die Worte ihrer Eltern, deren Stimmen jedoch nur noch in ihrer Erinnerung widerhallten.

„Nicht wahr, Cecily?“

Sie wandte sich Isabella, der Tochter des Königs, zu und fragte sich, was diese wohl gesagt haben mochte. Die Prinzessin hatte noch fünf weitere Hofdamen, und wenn sie sich mit diesen unterhielt, ließ Cecily ihre Gedanken schweifen. „Gewiss habt Ihr recht, Mylady.“ Das war immer eine gute Antwort.

„Ach, ja?“ Die Prinzessin lächelte. „Ich dachte, du machst dir nichts aus den Franzosen.“

Sie seufzte. Isabella zog sie liebend gerne auf, wenn sie einmal nicht zugehört hatte. „Ich fürchte, ich war gerade abgelenkt.“

„Ich habe gesagt, dass dieser Franzose kühn aussieht.“

Cecily folgte ihrem Blick. Auf der anderen Seite des Turnierplatzes stiegen zwei Franzosen gerade auf ihre Streitrösser, allerdings hatten sie ihre Helme noch nicht aufgesetzt. Einer von ihnen, ein Ritter, den sie noch nie zuvor gesehen hatte, war groß und blond, und seine Züge waren scharf geschnitten. Er wirkte wie ein Raubtier, das mit einem einzigen Angriff töten konnte.

„Er sieht gut aus, nicht wahr?“

Cecily runzelte die Stirn, beschämt, weil Lady Isabella sie dabei erwischt hatte, wie sie eine französische Geisel anstarrte. „Blonde Männer gefallen mir nicht sonderlich.“

Die Prinzessin machte sich nicht die Mühe, ihr Lächeln zu verbergen. „Ich meinte den dunklen.“

Ah, den anderen, den sie kaum eines Blickes gewürdigt hatte. Aber es spielte keine Rolle, welchen der beiden die Prinzessin gemeint hatte. Cecily verabscheute sie beide. Trotz der Gebote der Ritterlichkeit verstand sie nicht, warum der König den Geiseln erlaubt hatte, am Turniergeschehen teilzunehmen. Immerhin waren sie kaum höhergestellt als ein gewöhnlicher Gefangener, und solche Privilegien sollten ihnen verwehrt bleiben. „Sie sehen sicher beide noch besser aus, wenn sie im Schlamm liegen.“

Diese Bemerkung ließ Isabella und die anderen Damen in helles Gelächter ausbrechen, bis sie sich nach einem strengen Blick von Königin Philippa wieder gesittet benahmen.

Cecily lächelte, erleichtert, weil sie die Situation mit einem Scherz hatte retten können. Dabei war es ihr todernst gewesen. Tatsächlich war es eine Schande, dass das Tjosten zu einer so zahmen und zeremoniellen Angelegenheit geworden war. Ihr hätte es nichts ausgemacht, ein wenig französisches Blut vergossen zu sehen.

„Ich frage mich, welcher von ihnen wohl gegen Gilbert reitet“, rätselte Isabella.

Cecily sah zu Gilbert, oder genauer Sir Gilbert, hinüber, der gerade und aufrecht und hoffnungsvoll auf seinem Pferd saß. Sie hatte ihm als Zeichen ihrer Gunst einen violetten Seidenschal überreicht, und dieser flatterte nun an Gilberts Lanze.

Ihm gegenüber sah der blonde französische Ritter in Kettenhemd und Rüstung auf seinem kampferprobten Schlachtross noch eindrucksvoller aus. Sie kannte sich mit kriegerischem Gebaren zwar nicht sonderlich gut aus, aber die Art, wie er auf dem Pferd saß und die Lanze hielt, verriet Selbstvertrauen und Ruhe. „Ich bin sicher, dass Gilbert beide Franzosen aus dem Sattel heben könnte“, erklärte sie, obwohl sie sich da alles andere als sicher war.

Isabella warf ihr einen skeptischen Blick zu. „Sei kein Schaf. Das hier ist Gilberts erstes Turnier. Er kann schon froh sein, wenn er nicht die Lanze fallen lässt. Warum um alles in der Welt hast du ihm ein Pfand gegeben?“

Cecily seufzte. „Er sah so verloren aus.“

Ein kurzes Stirnrunzeln vertiefte die Falten zwischen Isabellas Brauen. „Aber du siehst ihn doch nicht als möglichen Gemahl.“

„Gilbert?“ Cecily lachte. „Er ist eher so etwas wie ein Bruder für mich.“ Er war als junger Knappe zu ihrem Vater gekommen, nur wenige Jahre älter als sie. Und wenn der König ihr einen Gemahl aussuchen würde, dann würde seine Wahl nicht auf einen niederen Ritter fallen, sondern auf einen mächtigen Mann, der so vertrauenswürdig war, dass man das Schicksal Englands in seine Hände legen konnte.

Aber wer würde es sein?

Nachdenklich beugte sich Cecily näher zu Isabella und flüsterte: „Hat Euer Vater schon irgendetwas über meine Hochzeit gesagt?“

Der Tod ihres eigenen Vaters hatte Cecily zu einer sehr begehrten Erbin gemacht. Sie war nun fast zwanzig, und es war Zeit, höchste Zeit, dass man sie und Losford Castle einem Mann übergab, den der König als würdig erachtete.

Die Prinzessin schüttelte den Kopf. „Seine königlichen Gäste fordern seine ganze Aufmerksamkeit. Der König von Zypern oder Jerusalem, oder wie auch immer er sich nennt, drängt meinen Vater dazu, auf einen Kreuzzug zu gehen.“ Sie rollte mit den Augen. „In seinem Alter! Es ist schon schlimm genug, dass er heute den letzten Zweikampf des Turniers bestreiten will.“

Wenigstens ist er noch am Leben, wollte Cecily sagen, aber sie hütete ihre Zunge.

„Außerdem …“ Isabella rieb ihre kalten Finger. „Außerdem möchte ich nicht, dass du mir so früh schon wieder weggeschnappt wirst.“

Aber es war nicht früh. Drei Jahre waren vergangen, seit ihr Vater von den Franzosen getötet worden war. Und der Todestag ihrer Mutter würde sich in nicht einmal zwei Monaten zum ersten Mal jähren. Die Zeit der Trauer war vorbei. Und doch …

Sie lächelte Isabella an. „Ihr wollt nur jemanden, der Euch Gesellschaft leistet bei Euren Vergnügungen.“

Isabella war sage und schreibe einunddreißig Jahre alt und unverheiratet. Und sie hatte jede Menge Zeit und Geld, um die Freuden des Lebens bei Hofe auskosten zu können.

„Du bist schon zu lange in Trauer. Du solltest das Leben ein wenig genießen, bevor du heiratest.“

Da ertönten die Trompeten und kündigten den nächsten Wettstreit an. Während der Herold die Regeln für den Zweikampf verkündete, empfand Cecily jedoch keine Vorfreude. Finster musterte sie die französischen Ritter. Gott hätte sie nicht am Leben lassen dürfen, wenn ihr Vater hatte sterben müssen.

De Coucys rot-weiß-blaues Banner flatterte knatternd im scharfen Wind. Er lächelte siegesgewiss. Offensichtlich freute er sich darauf, seine Turnierküste zu zeigen. „Ein herrlicher Tag! Der König glaubt, er könnte uns beeindrucken, aber am Ende wird er es sein, der beeindruckt ist, n’est-ce pas?“

Marc grinste. So oft waren sie schon Seite an Seite geritten. Erinnerungen an glorreiche Schlachten ließen sein Herz schneller pochen. „Wirst du ihn in einem oder in zwei Durchgängen schlagen?“

Enguerrand setzte den Helm auf und hob seine in einem Panzerhandschuh steckende Hand. Drei Finger.

Marc lachte. De Coucy war stets der perfekte Ritter, ganz im Gegensatz zu so vielen seiner Landsleute. Als sein Freund losritt, verfolgte Marc jede seiner Bewegungen, so als könnte er den Ausgang des Wettstreits damit beeinflussen. Er betrachtete den jüngeren Mann immer noch als seinen Schüler, obwohl de Coucy sich seinen Titel, seine Ländereien und seinen rechtmäßigen Platz als Anführer längst verdient hatte.

Beim ersten Durchgang traf die Lanze seines Freundes den Schild seines Gegners. Beim zweiten Durchgang gestattete er seinem Gegner eine Berührung, drehte sich jedoch im letzten Moment zur Seite, um dafür zu sorgen, dass es nur ein flüchtiges Streifen war, das nicht schwer ins Gewicht fallen würde.

Es war eine großartige Leistung, so zu kämpfen, dass der arme englische Ritter vielleicht tatsächlich glaubte, einen Treffer gelandet zu haben.

Schließlich schlug Enguerrand seinem Gegner beim dritten Durchgang die Lanze so heftig aus der Hand, dass sie über den halben Turnierplatz flog.

Die Knappen eilten los, um den Kämpfern aus dem Sattel zu helfen und ihnen die Schwerter für den nächsten Teil des Zweikampfes zu reichen. Wieder ließ de Coucy es so aussehen, als wäre der Kampf ein sorgfältig einstudierter Tanz. Der erste Hieb traf seinen Gegner sauber, aber er warf ihn nicht zu Boden. Den zweiten Hieb nahm er selbst auf sich, allerdings so, dass er mehr oder weniger wirkungslos blieb. Mit dem dritten Hieb hebelte er seinem Gegner das Schwert aus der Hand, womit das Duell beendet war.

Applaus erhob sich von den Tribünen, begeisterter, als Marc es von ihren Geiselnehmern erwartet hatte.

De Coucy kam ohne Helm und mit einem breiten Grinsen zurückgeschlendert. Drei Durchgänge hatte er vorausgesagt. Drei Durchgänge waren es geworden.

„Gut gemacht, mein Freund“, sagte Marc. „Auch wenn der letzte Hieb etwas danebengegangen ist.“

Enguerrand lachte. „Nur, wenn ich vorgehabt hätte, ihn umzubringen.“

Marc sah über den Turnierplatz zu dem jungen Ritter hinüber, der sich ihm stellen würde. Sein Gegner, der trotz seiner Rüstung schmächtig wirkte, schien sich gerade erst seine Sporen verdient zu haben.

„Es ist eine Beleidigung, dass ich gegen diesen Jungen kämpfen muss.“ Ein kleiner violetter Schal flatterte tapfer an der Lanze des englischen Ritters. „Du wolltest doch, dass ich die Damen beeindrucke. Meinst du, sie werden beeindruckt sein, wenn dieses Pfand von den Pferden zertrampelt wird?“

„Reiß dich zusammen, mon ami.“

Marc seufzte. Man erwartete von ihm, dass er so kämpfte wie de Coucy: gut genug, um sich, seinem Mitstreiter und seinem Land Ehre zu machen, aber nicht so gut, dass es dem Anglais Schaden zufügte. Das verlangten die Gebote der Ritterlichkeit.

Einen Moment lang dachte er darüber nach, Mitleid mit dem Jungen walten zu lassen. Einen Rest von Ritterlichkeit hatte er sich bewahrt. Allerdings nicht sehr viel.

Er konnte die erforderlichen drei Runden umsichtig reiten und seinem Gegner gestatten, den Turnierplatz mit unversehrter Würde zu verlassen.

Aber die Menschen sagten das eine und taten das andere. Sie leisteten Treuschwüre und ließen ihre Stellungen dann in der Schlacht im Stich. Sie schworen, Frauen zu beschützen, und vergewaltigten sie dann stattdessen.

Ehre war ihnen gleichgültig, sie wollten nur den Schein wahren. An manchen Tagen kam es ihm vor, als wäre das ganze Leben nur eine einzige große Trugvorstellung, in der jeder vorgab, etwas zu sein, was er nicht war.

Er war es leid, etwas vorzutäuschen.

Ihm war nur noch eine Art des Protestes geblieben, und er würde sie nutzen. Er würde den Jungen nicht umbringen, nein. Aber ihn demütigen? Das konnte er. Und das würde er mit Freude tun.

Sein Schlachtross tänzelte unter ihm und stampfte auf die kalte, harte Erde. Marc sah zur Seite, und als das Signal für den Start kam, gab er seinem Pferd die Fersen.

Cecily weigerte sich, dem ersten Franzosen zu seinem Sieg zu applaudieren, bis Isabella ihr einen Stoß gegen die Rippen versetzte. „Der dunkelhaarige Franzose hat meisterlich gekämpft, findest du nicht?“

Ohne jede Begeisterung klatschte Cecily. „Wie könnt Ihr etwas Gutes über einen Franzosen sagen?“

„Bei dir klingt es, als wären sie alle Heiden. Hast du vergessen, dass auch in den Adern meines Vaters französisches Blut fließt?“

Ja, so war es. Wegen seiner französischen Ahnen hatte König Edward Anspruch auf den Thron Frankreichs erhoben. Aber ­Cecily empfand keine derartige Verbindung. Männer wie die französischen Ritter, vielleicht sogar genau diese Männer, hatten ihren Vater umgebracht. Und dann, nicht allzu lange nach seinem Tod, war auch ihre Mutter gestorben …

Seufzend nahm sie den Tadel der Prinzessin hin und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Turnierplatz zu. Mit dem Helm auf dem Kopf wirkte der blonde Ritter mit dem blau-goldenen Waffenrock noch bedrohlicher. Sie konnte nur hoffen, dass er Gilbert nicht verletzen würde. Natürlich war das hier kein Krieg. Niemand starb bei einem Turnier.

Jedenfalls nicht sehr oft.

Der Herold gab das Startzeichen. Sie schickte ein Gebet für Gilberts Sicherheit gen Himmel und machte sich auf einen weiteren in die Länge gezogenen Kampf mit Lanze und Schwert gefasst.

Die Pferde donnerten los, ihre Hufe trommelten über den Boden, Blau-Gold galoppierte gegen Grün-Weiß. Gilbert saß wackelig und leicht schief auf seinem Pferd, wohingegen der Franzose so sicher und unverrückbar wirkte wie die Mauern von Windsor Castle. Cecily hielt den Atem an. Sie waren zu schnell, was wenn der Franzose wirklich …?

Lanzen krachten auf Rüstungen. Etwas flog über den Turnierplatz. Gilberts Pferd bäumte sich auf.

Dann lag Gilbert flach auf dem Rücken.

Cecily sprang auf. War er verletzt? Oder schlimmer? Nicht noch ein Verlust, bitte …

Der Franzose ließ sein Pferd rückwärts gehen, damit es nicht versehentlich auf den Gestürzten trat. Als Gilberts Knappe zu seinem Ritter gerannt kam, setzte sich Gilbert jedoch bereits ohne Hilfe wieder auf und nahm den Helm ab. Er wirkte genauso jung und dünn und unerfahren, wie er war.

Aber, Gott sei Dank, war er nicht verletzt.

Isabella hob eine Braue. „Ich fürchte, dein Pfand konnte auch nicht helfen.“

„Das war wohl kaum ein fairer Wettstreit. Und genau deswegen hätte der Franzose ritterlich sein und ihn schonen sollen.“

„Ich glaube nicht, dass er sich viel aus solchen Höflichkeiten macht. Sein Freund dagegen …“

Noch während Isabella sprach, wendete der Franzose, den ­Cecily so gerne im Dreck liegen gesehen hätte, sein Pferd und verließ den Platz.

Dieses Mal gab es keinen Applaus.

Westminster – am selben Abend

Vom Rand des Podiums aus ließ Cecily den Blick durch die riesige Halle des Westminster Palace schweifen und beobachtete, wie Diener riesige Leuchter durch die Menge trugen. Das Kerzenlicht warf flackernde Schatten über die Gesichter, und sie sah sich jedes davon genau an, auf der Suche nach ihrer Zukunft.

Würde der große Earl aus dem Westen des Landes zu ihrem Gemahl bestimmt werden? Oder vielleicht der beleibte Baron aus Sussex, der vor Kurzem seine Gemahlin beerdigt hatte?

In der Menge entdeckte sie auch französische Geiseln, was ihre Laune trübte. Sie war nicht in der Stimmung, den Mördern ihres Vaters Höflichkeit vorzuheucheln. Wenigstens würde der Kerl, der Gilbert geschlagen hatte, es sicher nicht wagen, sich an diesem Abend sehen zu lassen.

Entschlossen, seinen königlichen Besuch mit der ganzen Macht und Pracht seines Hofes zu beeindrucken, hatte König Edward die Nacht zum Tag gemacht. Die Tafel war mit zahlreichen bronzenen Leuchtern bestückt, und Fackeln in schmiedeeisernen Haltern erhellten den größten Teil der Halle.

Doch in den Schatten lauerten traurige Erinnerungen. Wehmütig dachte Cecily daran, dass ihr Vater am Tisch des Königs gesessen hatte, bevor Franzosen sein Leben beendeten. Als ihre Mutter noch am Leben gewesen war, hatten sie sich flüsternd über die Gewänder der anderen Damen ausgetauscht. Das burgunderrote Kleid, das Lady Jane trug, hätte ihrer Mutter sicher gefallen …

„Cecily? Hast du mich gehört?“

Sie beugte sich vor, um Isabellas Flüstern zu verstehen. „Tut mir leid. Was habt Ihr gesagt?“

Fältchen erschienen auf der Stirn der Prinzessin. „Pass auf“, wisperte sie. „Vater hat gute Neuigkeiten aus Schottland bekommen. Er ist in großzügiger Stimmung und hat keinen so kühlen Kopf wie sonst. Am Ende verlobt er dich mit dem nächsten Adligen, der gerade zur Verfügung steht, noch bevor die Nacht vorbei ist.“

Cecily sah sich in der Halle um und wappnete sich. „Hat er jemand Bestimmtes erwähnt?“

Isabella schüttelte den Kopf. „Nicht mir gegenüber.“

Sie wusste nicht, wen sie heiraten würde, aber sie wusste, dass es ein loyaler und starker Engländer sein würde. Ein Mann, dem der König ebenso rückhaltlos vertrauen konnte, wie er ihrem Vater vertraut hatte. Denn Losford Castle befand sich in der Nähe des Meers. Es wachte über den Kanal und war damit das wichtigste Bollwerk des Landes. Es hielt Feinde von Englands Ufern fern.

Es durfte nur an einen Mann fallen, dem die Pflicht über alles ging.

Genau wie ihr.

Sie hatte immer gewusst, was ihr Los sein würde. Sie war das einzige Kind des Earl of Losford und damit die einzige Erbin der Ländereien und des Titels. Sie würde den Mann heiraten, den ihre Eltern oder der König für sie aussuchten.

„Denkst du an ihn?“ Isabellas Frage holte sie in die Gegenwart zurück.

„Ich denke jeden Tag an meinen Vater.“ Nicht dass sie ihn häufig gesehen hätte. Wie die meisten Männer hatte er einen großen Teil seines Lebens in Frankreich beim Kriegsgeschehen verbracht.

„Ich meinte deinen Ehemann. Denkst du daran, wer er wohl sein wird?“

Eine merkwürdige Frage für eine Frau, die schon über dreißig und noch unverheiratet war. Cecily fand es nicht schlimm, dass ihr Vater es nicht eilig gehabt hatte, sie zu vermählen. So hatte sich ihre Welt immer noch ausschließlich um ihre Eltern, die Burg und das Leben bei Hofe gedreht.

Sie ist noch nicht bereit, hatte ihre Mutter ihrem Vater zugeflüstert.

Der Tod ihrer Eltern hatte ihre Welt so zerstört, dass sie sich fragte, ob ein Gemahl sie je wieder zusammenfügen könnte. „Ich denke nur daran, dass ich die Wahl des Königs akzeptieren werde.“ So, wie es ihre Pflicht war.

„Tja, Vater verlangt, dass sich ein Mann auf dem Turnierplatz beweist. Und heute haben ihn die französischen Geiseln jedenfalls mehr beeindruckt als unsere eigenen Männer.“

Ärger rang mit Erleichterung. Denn die Franzosen kamen als Anwärter auf ihre Hand nicht infrage. „Bei dem Dunklen kann ich das ja verstehen“, räumte sie zähneknirschend ein. „Er hat sich den Geboten der Ritterlichkeit gefügt, der blonde Franzose hingegen war eine Schande.“

„Vielleicht, aber Vater sagt, dass er inmitten einer Schlacht wohl ein Mann ist, den man gerne an seiner Seite hat.“

Ein überraschendes Geständnis für einen Herrscher, der nach den Idealen von König Artus und seiner Tafelrunde strebte.

„Schau mal, da drüben“, fuhr Isabella fort.

Erleichtert, dass Isabella sich anderen Dingen zuwandte, folgte Cecily ihrem Blick. „Wo?“

„Der französische Ritter. Der Dunkle. Da beim Feuer.“

Entspannt stand er neben seinem blonden Freund vor einem der riesigen Kamine, so als befände er sich in seinem eigenen Schloss und nicht in dem des Königs.

„Es ist höchste Zeit, dass wir einander kennenlernen“, erklärte die Prinzessin. „Geh und bring ihn her. Ich möchte ihm zu seinem heutigen Erfolg beim Tjosten gratulieren.“

„Ich weigere mich, mit diesem Mann zu sprechen“, sagte ­Cecily und dachte dabei an den Blonden. Wie hieß er doch gleich? Irgendwie hatten Isabella und sie bei all dem Lärm und Geplauder auf dem Turnierplatz keinen der Namen der beiden Ritter verstanden, als man sie angekündigt hatte. „Nachdem er Gilbert so behandelt hat …“

Isabellas Mund zuckte.

Cecilys finstere Miene hellte sich auf.

Dann lachten sie beide los. „Armer Gilbert.“

Zuerst hatte es so ausgesehen, als hätte er es fast unbeschadet überstanden, aber dann waren die Prellungen so schmerzhaft geworden, dass er die Halle früh und hinkend verlassen hatte. Wenigstens werde ich nicht so tun müssen, als würde ich einer weiteren detaillierten Erzählung seiner peinlichen Vorstellung voller Interesse lauschen, dachte Cecily erleichtert.

„Schickt eine der anderen Damen, Mylady“, bat sie, sobald sie sich wieder beruhigt hatte. „Oder einen Pagen.“ Das wäre eine passende Beleidigung für diesen Kerl.

Isabella schüttelte den Kopf „Sprich mit ihm oder lass es sein, aber bring mir seinen Freund.“

Seufzend stieg Cecily vom Podium und durchquerte die Halle. Während sie sich durch die Menge schob, wuchs ihr Ärger noch. Sie lebte in England, unter einem englischen König und an einem englischen Hof, und trotzdem war sie von französischer Musik umgeben. Wenn sie tanzte, dann folgte sie französischen Schritten. Selbst die Unterhaltungen bei Hofe erfolgten auf Französisch. Kein Wunder, dass sich die Geiseln hier so wohl zu fühlen schienen. Abgesehen davon, dass sie auf der falschen Seite des Kanals schliefen, könnten sie sich genauso gut zu Hause befinden.

Isabella hatte recht. Sie teilten Kultur, Sprache und in einigen Fällen sogar die Blutlinie, doch das alles hielt sie nicht davon ab, einander umzubringen.

Als sie fast bei den beiden Männern angekommen war, verschwand der Dunkelhaarige auf einmal im Gedränge. Sie blieb stehen und wollte der Begegnung schon ausweichen, aber sie war bereits zu nahe, und nun blickte der Blonde auf und sah sie direkt an.

Jetzt konnte sie sich nicht mehr abwenden.

Er lehnte gegen die Wand, offenkundig entspannt, doch aus der Nähe sah sie, dass er trotz der Musik und des Gelächters um ihn herum angespannt und kampfbereit wirkte.

Sie hielt inne und wartete darauf, dass er sie zur Kenntnis nahm und sich verbeugte. Stattdessen musterte er sie stumm.

„Es ist üblich, dass ein Ritter eine Dame grüßt“, brachte sie durch zusammengebissene Zähne heraus.

Er zuckte mit den Schultern.

Konnte denn nichts und niemand diesen Barbaren aus der Ruhe bringen? „Ich gehöre zum königlichen Haushalt.“

„Dann soll ich mich also nicht nur vor der englischen Königsfamilie verbeugen, sondern auch noch vor ihren Bediensteten?“

„Ich bin keine Dienerin“, fauchte sie. Eine Dame, die Samt trug, konnte er nicht mit einer Kammerzofe verwechselt haben. Er hatte sie beleidigen wollen, so viel stand fest. Schlimmer noch, es war ihm gelungen. Sie öffnete die zu Fäusten geballten Hände und zwang sich zu einem Schulterzucken, das ebenso gleichgültig wirkte wie seines. „Wie Ihr soeben bewiesen habt, wird die französische Ritterlichkeit weit überschätzt.“

Da richtete er sich auf, als hätten diese Worte ihn wirklich so getroffen, wie sie es beabsichtigt hatte. „Chevalier Marc de Marcel, zu Euren Diensten.“ Ein leichtes Neigen des Kopfes, so perfekt, dass es zu einer Parodie wurde.

„Ritterlichkeit umfasst mehr als ein paar höfliche Worte. Ein wahrer Ritter hätte einem unerfahrenen Gegner gestattet, den Turnierplatz mit Würde zu verlassen.“

Er betrachtete ihr violettes Kleid, und ein Ausdruck, den sie nicht deuten konnte, huschte über seine Züge. „Das Pfand, das er getragen hat. Es war Eures.“ Etwas im Tonfall seiner Stimme deutete an, dass sie und Gilbert …

Aber es bedeutete nicht das, was Ihr glaubt. „Auch wenn es nicht so wäre, würde ich dasselbe sagen.“ Sie hatte Mühe, unter seinem prüfenden Blick gleichmäßig weiter zu atmen. Die Wut in seinen Augen war ihrer eigenen ebenbürtig. Oder war da noch etwas anderes als Wut? Etwas, das eher an Hunger erinnerte …

Er lächelte. Langsam und ohne jede Fröhlichkeit. „Wenn ich derjenige wäre, der vom Pferd gefallen ist, dann würdet Ihr mich jetzt genauso finster ansehen.“

Das stimmte, und sie wurde rot bei dem Gedanken, dass sie als ebenso unhöflich betrachtet werden konnte, wie er es war. Eine Countess sollte über derlei Schwächen stehen. Sie hüllte sich in eine Maske aus höflichem Interesse. „Ihr seid noch nicht lange hier?“

Seine Miene wurde noch finsterer. „Wochen, die mir wie Jahre vorkommen. Der Comte d’Oise wurde nach Hause geschickt. Bevor Euer König ihm jedoch gestattete zu gehen, hat er einen Ersatz gefordert. C’est moi. Nun habt Ihr Eure Antwort. Ihr könnt gehen.“

„Die Tochter des Königs möchte Euch kennenlernen.“ Eine Lüge, die aber ihre Anwesenheit erklären konnte.

„Sie interessiert sich sehr für die Gefangenen ihres Vaters.“

Aber nur für die gut aussehenden, dachte Cecily, hielt jedoch den Mund. Stattdessen wandte sie sich ab und hoffte, dass er ihr folgen würde.

Er tat es.

Lady Isabella unterdrückte ein Lächeln, als sie sich ihr näherten, und Cecily konnte nur hoffen, dass die Prinzessin sie nicht damit aufziehen würde, dass sie mit ebendem Mann zurückgekehrt war, mit dem sie kein Wort hatte wechseln wollen. „Der Chevalier Marc de Marcel, Mylady. Er ist erst vor Kurzem hier eingetroffen.“

Seine Verbeugung vor der Königstochter wirkte kaum ehrerbietiger als sein knappes Nicken vor Cecily. „Darf sich eine Geisel der Tochter des Königs vorstellen, Mylady?“

Ein Hauch von Schärfe lag in seiner Stimme. Als hätten seine Worte zwei Bedeutungen. Nun ja, Isabella würde das gefallen. Sie war immer für einen Scherz empfänglich, und wenn er tiefgründiger war als auf den ersten Blick zu erkennen, umso besser. Das alles war natürlich nur Theater. Dennoch hatten Isabellas muntere Gesprächigkeit und der nie versiegende Strom von Ablenkungen Cecily davor bewahrt, in völlige Verzweiflung abzugleiten.

Merkwürdigerweise sah Marc de Marcel jedoch nicht Isabella an, sondern sie.

„Ja“, antwortete Isabella und lenkte seinen Blick damit auf sich. „Tatsächlich wird es sogar verlangt. Und Euer Freund …“ Königlich neigte sie den Kopf in Richtung des anderen Ritters, der wieder in der Halle erschienen war. „Auch er wurde mir noch nicht vorgestellt, obwohl er, wie ich glaube, schon sehr viel länger in England ist als Ihr.“

Als hätte er diese Worte vernommen, kam der dunkle Ritter zu ihnen. Als hätte er nur darauf gewartet. Als hätten die beiden Franzosen genau das geplant.

Und als er vor die Tochter des Königs trat, wartete er nicht erst auf die Erlaubnis, sich vorstellen zu dürfen.

„Enguerrand, Sire de Coucy.“ Keine Erklärung. Als ob sein Name und sein Titel genug wären.

Nun ja, so war es auch. Die Familie de Coucy war wohlbekannt, selbst auf dieser Seite des Kanals. Früher einmal hatten sie sogar Ländereien hier besessen.

Stumm neigte Isabella den Kopf. Wer sie war, musste sie ihm nicht erst sagen. Alle wussten, dass sie die älteste und liebste Tochter des Königs war.

Die Fanfaren der Spielleute verkündeten, dass ein neuer Tanz begann. Isabella erhob sich und hielt de Coucy die Hand hin, womit sie ihm keine andere Wahl ließ, als sie auf die Tanzfläche zu führen. Nicht dass er sonderlich widerstrebend gewirkt hätte.

Cecily suchte in der Hoffnung auf eine Rettung den Raum ab. Eigentlich sollte sie mit einem Mann tanzen, der einflussreich und mächtig genug war, einmal ihr Gemahl zu werden, nicht mit einer Geisel.

Aber die Geisel bot ihr erst gar nicht den Arm.

Nun dann, wenn sie schon in der Falle saß, dann konnte sie genauso gut Liebenswürdigkeit heucheln. „Stammt Ihr aus dem Val d’Oise?“

Ein Stirnrunzeln, so als ob es ihn ärgerte, an seine Heimat erinnert zu werden. „Ja.“

„Und tanzt man dort?“

„Manchmal. Wenn die Gottverfluchten uns eine Pause vom Krieg gönnen.“

Sie blinzelte. „Die was?“

Er lächelte. „So nennen wir die Anglais.“

„Warum?“

„Weil dieses Wort in jedem ihrer Sätze mindestens einmal vorkommt.“

Sie musste ein Grinsen unterdrücken. Ihr Vater hatte tatsächlich hin und wieder geflucht, und sie konnte sich vorstellen, dass es auf einem Schlachtfeld noch sehr viel mehr Gründe zum Fluchen gab.

Stattdessen hielt sie ihm hoheitsvoll die Hand hin. „Wenn man bei Euch tanzen kann, dann zeigt es mir.“

„Gehört das zu den Strafmaßnahmen für die Geiseln?“

„Nein“, gab sie zurück. „Es gehört zu den Privilegien.“

„Dann, ich bitte Euch, Demoiselle, verratet mir Euren Namen, damit ich weiß, mit wem ich tanze.“

Es beschämte sie, dass er sie daran erinnern musste. Der Ärger hatte ihre Gedanken vernebelt, und sie hatte sich wie eine gewöhnliche Dienstmagd benommen. „Lady Cecily, Countess of Losford.“

Seine überraschte Miene war eine Genugtuung. Er betrachtete ihr unbedecktes Haar und sah dann hinter sie, als würde er erwarten, dort einen beschützerischen Earl zu sehen.

„Ich führe den Titel.“ Was sie sowohl mit Stolz als auch mit Trauer erfüllte. Sie führte ihn, weil sie die Letzte aus ihrer Familie war.

Er nickte knapp und streckte ihr nun ohne Zögern die Hand hin, als hätte er das schon die ganze Zeit vorgehabt.

Überraschung oder etwas anderes, Tiefgründigeres und Unvertrautes regte sich in ihr, als sie ihre Hand in seine legte. Sie hatte erwartet, dass seine Finger weich sein würden, wie die so vieler Ritter, nun, da der Krieg vorüber war. Stattdessen waren sie schwielig, seine Knöchel zerschrammt. Verletzungen vom Turnier dieses Tages, vermutete sie zuerst, doch als sie an einer Fackel vorbeischritten, erkannte sie, dass es alte Narben waren.

Sie gesellten sich zu den anderen Paaren. De Coucy und Isabella lächelten und tuschelten miteinander, als wäre dieser Abend allein zu ihrer Unterhaltung ausgerichtet worden. Dieser Mann zeigte nicht die Spur von Groll wegen seiner Gefangenschaft, während de Marcel stur finster dreinsah, als die Musik einsetzte.

Sie hätten nicht unterschiedlicher sein können, diese beiden.

Bei einem Tanz wie diesem, bei dem sich die Tänzer in einem Kreis aufstellten und nach einigen Schritten den Partner wechselten, konnte man sich nicht gut unterhalten. De Marcel tanzte, wie er redete. Präzise, ohne Überschwang, er tat nur das, was unbedingt erforderlich war.

Sie fragte sich, ob ihm überhaupt irgendetwas Freude machte.

Ihre Gesellschaft jedenfalls nicht. Sobald der Tanz beendet war, ließ er ihre Hand los, und sie atmete auf. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie angespannt sie unter seiner Berührung gewesen war.

Still stand er da und sah sich in der Halle um, wie auf der Suche nach einem Fluchtweg. Und das, obwohl dieser Franzose, dieser Feind, wenn er nur wollte, einen Krug vom besten Wein des ­Königs trinken, seinen Bauch mit köstlichem Braten und seine Ohren mit der süßen Musik der Hofmusiker füllen konnte. Er konnte ein Leben in Überfluss führen, während ihr Vater tot im Grab lag.

„Was habt Ihr getan?“, fragte sie. „Womit habt Ihr Euch die Ehre verdient, für eine hochrangige Geisel eintreten zu dürfen?“

„Die Ehre?“

„Ihr wurdet in der Schlacht geschlagen, Ihr habt … meine Landsmänner umgebracht, und trotzdem heißt Euch der König an seinem Hof willkommen, wo Ihr Essen und Trinken könnt, so viel Ihr wollt, und zu nichts gezwungen werdet. Das scheint mir eine sehr großzügige Strafe zu sein.“

„Ein goldener Käfig ist immer noch ein Käfig.“

„Aber Ihr seid in Sicherheit. Ihr könnt tun und lassen, was Ihr wollt.“

„Und wenn ich nach Hause will?“

Ihr Vater würde nie mehr nach Hause zurückkehren. „Irgendeine Form der Strafe muss es schließlich geben. Wir haben euch besiegt!“

Sobald die Worte heraus waren, veränderte sich seine Miene.

„Nein! Ihr habt uns nicht besiegt. Das ist nie geschehen. Wir wurden von Feiglingen verraten. Sire de Coucy und ich waren nicht unter ihnen. Wir hätten gekämpft, bis der letzte der Gottverfluchten tot gewesen wäre.“

Dieses Mal war es ein Fluch, den er ihr entgegenschleuderte.

„Dann hasst Ihr die Engländer also.“ Unverblümte Worte, aber er war schließlich ein unverblümter Mann

„So sehr wie Ihr die Franzosen“, antwortete er.

„Das bezweifle ich.“ Mit schierer Willenskraft gelang es ihr, ihn nicht anzuschreien. „Aber da Ihr uns so sehr verabscheut und die Gastfreundschaft unseres Königs Euch zuwider ist, hoffe ich, dass Eure Zeit hier knapp bemessen sein wird.“

Da verbeugte er sich höhnisch. „Wenigstens in diesem Punkt sind wir einer Meinung, Mylady.“

2. KAPITEL

Marc sah zu, wie die Countess davonging. Sein Blick ruhte länger als beabsichtigt auf ihren Hüften, die sinnlich hin und her schwangen.

De Coucy, der seiner Pflicht, der Tochter des Königs aufzuwarten, entronnen war, gesellte sich wieder zu ihm und folgte seinem Blick. „Ah, ja, sie ist hinreißend, nicht wahr? La belle dame de Losford? Die Art, wie sie den Kopf hält, dieser schlanke Hals und das schimmernde dunkle Haar …“ Seine Stimme verklang, während seine Gedanken in Verzückung abzugleiten schienen.

Kurz sah Marc vor seinem inneren Auge das Bild, wie er sie in die Arme nahm und küsste und damit den finsteren Zug um ihren Mund vertrieb, der immer auftauchte, wenn sie in seine Richtung sah. Auch schon bevor sie einander kennengelernt hatten.

Dann würde sie sein Ehrgefühl sogar noch geringer schätzen. Natürlich würde sie überhaupt nichts mehr von ihm halten, wenn sie wüsste, was er alles getan hatte und bereit war, wieder zu tun.

Marc zwang sich dazu, den Blick von Lady Cecily zu lösen, und zuckte mit den Schultern. „Ich habe kein Interesse an den Gottverfluchten. Auch nicht an ihren Frauen.“ Aber das war eine Lüge. Die junge Countess, Feuer und Eis zugleich – er hatte Interesse an ihr. Ein ganz und gar fehlgeleitetes Interesse.

Enguerrand schüttelte den Kopf. „Dein Ton könnte Milch sauer werden lassen, mon ami.“

„Wie kannst du das nur ertragen?“ Ja, der englische König war gastfreundlich, und sie lebten tatsächlich in einem goldenen Käfig, wie Cecily angedeutet hatte. Sie alle taten so, als würden sie einem gemeinsamen Ehrgefühl entsprechend den Regeln der Ritterlichkeit folgen.

Aber er war die Scharade leid.

Sein Freund wirkte verwirrt. „Pardon?“

Marc seufzte. Es war eine zu allumfassende Frage. „Wie kannst du so großzügig unseren Gefängniswärtern gegenüber sein?“ De Coucy war schon seit drei Jahren hier. Vielleicht hatte er sich einfach daran gewöhnt.

„Es ist besser, mit den Männern hier auszukommen, wenn es möglich ist.“

„Und mit den Frauen?“

Bien sûr. Vor allem mit den Frauen.“ Er lachte.

Für de Coucy war es anscheinend leicht, das zu tun, was von ihm erwartet wurde. Seine Sünden auf dem Schlachtfeld mit dem Charme eines Höflings zu tarnen. Aber Marc fiel es überaus schwer.

Enguerrand senkte die Stimme. „Manchmal kann man mit ­Fingerspitzengefühl mehr erreichen als mit einem direkten Angriff.“

„Was meinst du damit?“

Nun erkannte er, dass hinter Enguerrands Handeln ein Plan steckte. „Wenn ich mich mit Lady Isabella … anfreunde, dann kann sie ihren Vater vielleicht davon überzeugen, mir mein Land zurückzugeben, nicht wahr?“

Er sprach von den englischen Ländereien der de Coucys, die Enguerrand nie selbst zu Gesicht bekommen hatte und die fremdartige Namen trugen, wie Cumberland und Westmoreland. Sie lagen weit im Norden, in der Nähe Schottlands, wohin Enguerrands Urgroßmutter als junge Braut gegangen war. Schon vor Jahren waren die Ländereien wieder an die Krone gefallen.

„Warum sollte König Edward einer Geisel Land geben?“

Ein Schulterzucken und ein Lächeln. „Ich werde es nie erfahren, wenn ich es nicht versuche. In der Zwischenzeit werden die Monate allerdings lang – trotz der mannigfaltigen Unterhaltungen, die die Prinzessin für jene arrangiert, die in ihrer Gunst stehen. Wir verbringen lieber noch mehr Abende wie diesen hier, anstatt uns im windigen Turm zu langweilen, oder?“

Ja, so war sein Freund. Er betrachtete sich selbst immer noch eher als Gast denn als Gefangener. „Ich will nicht mehr Zeit bei Hofe verbringen als unbedingt nötig.“

„Nicht einmal mit der reizenden Countess?“

„Besonders nicht mit ihr.“ Doch ohne es zu wollen, suchte er den Raum nach ihr ab und erhaschte einen Blick auf ihr violettes Kleid. Sie hatte eine gefährliche Mischung aus Wut und Verlangen in ihm geweckt. Ein Gefühl, das er nicht zulassen durfte.

Er wandte der Menschenmenge den Rücken zu. „Für dieses Vorhaben brauchst du meine Hilfe nicht.“

„Nicht heute Abend, mon ami. Aber bald wird es so weit sein. Und wenn die Zeit gekommen ist …?“ Fragend hob er eine Braue.

Pflicht. Ehre. Kaum mehr als leere Worte. Aber Loyalität? Ohne sie war ein Mann nichts. „Wenn es so weit ist, brauchst du es nur zu sagen.“

„Jetzt komm.“ Enguerrand legte ihm eine Hand auf die Schulter und drehte ihn zu dem Tumult in der Halle um. „Sing. Tanz. Sei fröhlich und schließ Freundschaften.“

„Das überlasse ich lieber dir.“

Lachend winkte Enguerrand ab und ging dann, um genau das zu tun. Nickend und lächelnd durchquerte er die Halle, ganz so, als wäre er zu Hause auf dem Château de Coucy.

Und warum auch nicht? Er und die anderen französischen Geiseln lebten alle in der Sicherheit, dass eines Tages ein Lösegeld festgesetzt werden würde. Dass sie freigekauft werden und in ihre Heimat zurückkehren würden, wo sie weiter singen und tanzen konnten.

Er nicht.

Der Comte d’Oise hatte versprochen, dass er zurückkehren oder das Lösegeld zahlen oder einen Ersatzmann schicken würde. Bis Ostern. Marc sollte höchstes sechs Monate in England verbringen müssen. Noch weniger, falls sich alles rascher abwickeln ließ.

Aber wenn Marc im Nachhinein über die Unterhaltung nachdachte, dann wurde ihm klar, dass der Comte ihm nicht in die Augen gesehen hatte, während er seine Pläne beschrieb. Alles war vage geblieben.

Warum war er überhaupt hergekommen? Warum hatte er sich freiwillig in die Hände seiner Feinde begeben? Lehnstreue oder die Chance, seinen alten Freund wiederzusehen, der seit drei Jahren in Gefangenschaft bei den Engländern lebte?

Wegen seiner dummen Vorstellung von Ehre?

An diesem Abend schien die einzige Person, deren Bitterkeit seiner eigenen gleichkam, die Countess von Losford zu sein.

Am nächsten Tag hatte sich Gilbert erholt, wie Cecily erfreut feststellte. Er bewegte sich noch etwas steif, aber immerhin war er ansonsten unversehrt. Sie hatte Gewissensbisse, weil sie sich mit Isabella über ihn lustig gemacht hatte, und ging nach der Morgenmesse zu ihm. Er weigerte sich jedoch, ihr in die Augen zu sehen.

„Es tut mir leid, dass ich dir keine Ehre gemacht habe“, sagte er, während sie von der Abtei zurück zum Palast gingen. Er hielt den Kopf leicht gesenkt, und braune Strähnen fielen ihm vor die Augen. Er sah so jung aus wie ein Knappe, obwohl er zwei Jahre älter war als sie.

Und doch tat er mit diesem schweren Eingeständnis einen Schritt, der ihn mehr zum Mann machte. Zu einem Mann, der nicht seine eigene Demütigung bedauerte, sondernd die Tatsache, dass er sie enttäuscht hatte.

„Es war nicht deine Schuld, sondern die von de Marcel“, antwortete sie. „Ich habe noch nie eine solche Verletzung der Turnierregeln gesehen.“

Allerdings verschwieg sie ihm lieber, dass sie am Abend zuvor mit dem Mann getanzt hatte. Seine Hand hatte sich rau, aber sicher angefühlt. Unerbittlich.

Bei der Erinnerung an die Wärme dieser Berührung stieg ihr Hitze in die Wangen.

Gilbert war jedoch zu sehr mit seiner Reue beschäftigt, um es zu bemerken. „Ich war schlecht vorbereitet. Eine gute Lektion.“

„Bist du denn nicht wütend?“ Sie war es jedenfalls. Es war besser – leichter –, Trauer in Wut zu verwandeln. Wut hatte Kraft. Trauer war nur eine offene Wunde.

„Auf mich selbst“, antwortete er. Ein hartes Eingeständnis. „Nächstes Mal mache ich es besser.“

Sie schüttelte den Kopf. „Denk nicht mehr an ihn.“ Sie würde es jedenfalls nicht tun.

In den nächsten Tagen endeten die Turnierfeierlichkeiten, die Geiseln wurden in ihre Quartiere zurückgebracht, und der Hof traf Vorbereitungen für die Rückkehr nach Windsor Castle für die Weihnachtssaison.

Cecily verbannte den rüden Franzosen aus ihren Gedanken.

Nun ja, vielleicht dachte sie doch das ein oder andere Mal an ihn, aber nur weil Gilbert den Tjost jedes Mal, wenn sie ihn sah, erneut haarklein durchspielte und verkündete, was er anders machen würde, wenn er de Marcel jemals wieder gegenübertrat.

Und wenn sie ein-, zweimal ihren eigenen persönlichen Tjost mit dem Mann durchdachte, dann nur, um sich selbst an der Stelle ihrer Mutter zu rügen, weil sie sowohl die Haltung als auch ihre Würde verloren hatte. Wahrscheinlich würde sie ihn nie wiedersehen, aber sie schwor, das nächste Mal die Fassung zu wahren, wenn sie einer der französischen Geiseln gegenübertreten musste.

Eine Woche später, als sie dabei zusah, wie der Schneider Isabellas Weihnachtsgewand enthüllte, hatte sie jedoch dringendere Sorgen.

Ihre Familie verbrachte das Fest zwar so lange sie denken konnte bei Hofe, aber bisher war es immer ihre Mutter gewesen, die sich um alles gekümmert hatte. Cecily hatte ihr natürlich geholfen, aber nun schien das Ereignis drohend über ihrem Kopf zu hängen. Nur noch drei Wochen.

Sie musste alle Vorbereitungen allein treffen. Sie musste zeigen, dass sie nicht nur eine begehrte Erbin war, sondern auch eine fähige Gemahlin sein würde. Leider gab es ein Problem: Sie wusste nicht genau, was sie zu tun hatte.

„Ist es nicht schön?“ Isabella hielt ihr neues Gewand hoch, das mit Silberfäden reich bestickt und mit Hermelin besetzt war.

„Passend für eine Königin“, antwortete Cecily.

„Nicht ganz.“ Isabella reichte es der Schneiderin, die es vorsichtig auf dem Bett ausbreitete. „Das Gewand meiner Mutter ist noch prächtiger.“ Sie strich über den edlen Stoff.

Cecily biss sich auf die Lippe bei dieser plötzlichen Erinnerung. Sie hatte keine Mutter mehr, die ihr raten konnte, welches Kleid am schmeichelhaftesten sein würde. Doch manchmal, wenn irgendwo eine Tür aufging, glaubte sie, die Schritte ihrer Mutter zu vernehmen …

„Cecily, hör zu!“ Isabellas Stimme holte sie in die Gegenwart zurück.

„Ja, Mylady.“

„Was wirst du tragen?“

Ach ja, das war eines der Dinge, um die sie sich hätte kümmern müssen. „Ich … weiß es nicht. Ich habe nichts Neues.“ Tief in Trauer hatte sie kein neues Weihnachtsgewand bestellt. „Vielleicht wird es ja niemand merken.“

„Sei nicht albern! Du musst aussehen, als wärst du bereit für eine Hochzeit, nicht für eine Beerdigung.“

Sie senkte den Blick. Sie hatte zwar kein Trauerschwarz getragen, aber wenn sie nicht Gewänder in den königlichen Farben trug, hatte sie sich für dunkle, gedämpfte Töne entschieden. „Ich könnte eines von Mutters Kleidern umschneidern lassen. Das grüne vielleicht. Mutter mochte es, wenn ich Grün trage.“

„Dieser Farbton ist zu kräftig für die derzeitige Mode.“ Isabella schüttelte den Kopf. „Ich dachte mir schon, dass das passieren würde.“ Sie gab der Schneiderin einen Wink. „Also habe ich dir etwas anfertigen lassen.“

Mit großen Augen sah Cecily dabei zu, wie die Schneiderin einen pelzbesetzten, an den Seiten offenen Surcot auf das Bett legte. Wenn sie diesen über einem ihrer alten Kleider trug, würde es neu aussehen. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

Isabella lachte. „Probier ihn einfach an, du dummes Gänschen.“

Mithilfe der Schneiderin und der Zofe legte sie das Obergewand an und zog den Surcot über den Kopf. Sie strich über das weiche Zobelfutter und versuchte, sich nicht auszumalen, was dieses Stück gekostet hatte. Isabella tat das nie, weshalb die ihr zur Verfügung stehenden Geldmittel selten einmal ausreichten. Der König murrte zwar, kam jedoch immer für die Schulden seiner Tochter auf. „Wie kann ich Euch dafür danken, Mylady?“

Mit einer Handbewegung scheuchte Isabella die Dienerinnen außer Hörweite. „Das ist dein letztes Weihnachtsfest als unverheiratete Frau. Danke mir, indem du es genießt!“

Das letzte Weihnachten als unverheiratete Frau und das erste ohne ihre Mutter.

Ihr Verlust war noch immer frisch und schmerzhaft. Trotzdem musste sie den Hof davon überzeugen, dass sie bereit war, in die Zukunft zu blicken und ihre Pflicht zu tun, anstatt der Vergangenheit nachzutrauern. Während dieser Weihnachtssaison durfte es keine Tränen geben.

Sie hob das Kinn und drehte sich im Kreis. „Dann möchtet Ihr also, dass ich von jetzt bis zum Dreikönigsfest singe und tanze und alle Männer anstrahle!“ Die fröhlichen Worte und das Lächeln hatte sie sich abgerungen.

Trotzdem lachte Isabella und klatschte in die Hände. „Ja! Bis dahin werden alle unvermählten Männer bei Hofe hoffen, als neuer Herr von Losford Castle ausgewählt zu werden. Sogar die Geiseln!“

Autor

Blythe Gifford
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