Heiratsantrag auf Hawaii

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Erst nach Hawaii, dann in die Karibik … Der begehrte griechische Junggeselle Nikolaos Stravos nimmt Sofia mit an die schönsten Orte der Welt. Doch traurig muss sie erkennen: Ihr Traummann handelt nur aus Pflichtgefühl, weil sie nach einem One-Night-Stand sein Kind unter dem Herzen trägt!


  • Erscheinungstag 21.10.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751513227
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Der Brautstrauß flog direkt auf Sofia Moore zu, und sie fing ihn geschickt auf. Glücklicherweise war sie nicht allergisch gegen die weißen Lilien und blauen Orchideen, aus denen das elegante Brautbukett ihrer besten Freundin Kyra bestand.

Applaus ertönte, und als sie aufsah, blickte sie geradewegs in ein Paar strahlend blauer Augen. Unwillkürlich beschleunigte sich ihr Herzschlag.

Niko Stravos sah gleich wieder beiseite, doch es war offensichtlich, dass sie ihm gefiel. Dasselbe galt auch umgekehrt. Sie fühlte sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen. Kein Wunder, er sah toll aus, dunkel und geheimnisvoll, und da war noch mehr, das sie nicht in Worte zu fassen vermochte.

Gemächlich schlenderte Sofia zu ihm hinüber. Gerade noch hatten sie vergnügt miteinander geplaudert und gescherzt, nun wirkte er seltsam steif und angespannt. „Wollen wir tanzen?“, fragte sie dennoch. Sie war nicht bereit, den netten Abend schon enden zu lassen.

Befangen betrachtete Niko das Bukett. „Bist du denn nicht müde?“

„Im Gegenteil! Ich liebe Hochzeiten.“ Zum ersten Mal seit ihrer geplatzten Verlobung amüsierte sie sich wieder richtig gut. „Du etwa nicht?“

„Was?“

„Magst du keine Hochzeiten?“

Erneut fiel sein Blick auf die Blumen in ihrer Hand. „Nicht besonders. Außerdem habe ich meist zu viel zu tun, um hinzugehen.“

„Umso gründlicher solltest du diese Gelegenheit auskosten. Kyra weiß bestimmt zu schätzen, dass du für sie eine Ausnahme machst.“

Als sie bemerkte, dass er den Brautstrauß immer wieder skeptisch betrachtete, legte sie ihn beiseite. „Ich liebe diesen Song. Lass uns tanzen!“

Verlegen wich er ihrem Blick aus. „Ich … ich darf dich nicht den ganzen Abend mit Beschlag belegen. Ich sollte gehen.“

„Aber wir amüsieren uns doch prächtig!“ Niko tat ihr gut, bei ihm fühlte sie sich endlich wieder lebendig, nach einer langen, unglücklichen Beziehung.

Zögernd gab er nach und bot ihr seinen Arm. „Darf ich bitten?“ Er geleitete sie auf die Tanzfläche unter einem weißen Pavillon am Strand des Blue Tide Resorts, die eingefasst war von festlich gedeckten, mit Kerzen und Blumengestecken geschmückten Tischen. Die übrigen Hochzeitsgäste feierten ausgelassen, und Sofia ließ sich von der guten Stimmung mitreißen.

Unvermittelt lächelte auch Niko. „Du bist ganz anders als die Frauen, die ich sonst kenne. Ich weiß nie, was ich von dir erwarten soll.“

„Ich habe allzu lange versucht, den Erwartungen anderer zu entsprechen, aber sosehr ich mich auch bemüht habe, genügt hat es nie. Am Ende ist es trotzdem zur Katastrophe gekommen. Seither lebe ich nach meinen eigenen Regeln.“

„Funktioniert das?“

„Ziemlich gut sogar. Du solltest es einmal ausprobieren.“

„Wieso denkst du, dass ich das nicht ohnehin tue?“

„Es ist nur so ein Gefühl.“ Niko wirkte ausgesprochen konservativ. Steif wie ein Tanzschüler hielt er sie in seinen Armen, nicht zu nah an sich herangezogen, seine Hände lagen exakt an den vorgeschriebenen Stellen. Andererseits trug er das dunkle wellige Haar eine Spur zu lang, und wenn er sich unbeobachtet glaubte, verschlang er sie geradezu mit Blicken. Der Gedanke, dass er eine geheime, impulsive Seite besaß, gefiel ihr.

Um ihn aus seiner Komfortzone zu holen, schmiegte Sofia sich an ihn. Als ihre Brust seinen Oberkörper streifte, schnappte er nach Luft.

„Keine Angst, ich beiße nicht“, raunte sie ihm zu und kam sich dabei vor wie eine Draufgängerin. Ob das gedämpfte Licht oder der Champagner schuld an ihrem Anflug von Verwegenheit war, wusste sie nicht. Sie hatte jedenfalls viel zu viel Spaß daran, um aufzuhören.

Leise lachend zog Niko sie fester an sich. Ganz nah. Eng umschlungen tanzten sie weiter. Sein Atem streifte ihren Nacken, und auf ihren Armen bildete sich eine Gänsehaut. „Kann es sein, dass du mich zu manipulieren versuchst?“

Ihr Pulsschlag beschleunigte sich, sie musste schlucken. „Wäre das so schlimm?“

„Das ist noch niemandem gelungen.“

„Lass es einfach zu, sonst verpasst du möglicherweise etwas.“ Für flüchtige Affären war Sofia sonst nicht zu haben, doch in dieser Nacht unterlag die Stimme der Vernunft ihren Gefühlen. Sie schlug alle Vorsicht in den Wind und beschloss, für Niko eine Ausnahme zu machen.

„… Sofia, hast du mich gehört?“

„Entschuldige, es ist so laut hier.“ Tief in Gedanken versunken, hatte sie nicht mitbekommen, was er sagte, dabei hatte er eine herrliche tiefe Stimme und einen sexy Akzent.

„Wollen wir auf meine Suite gehen? Dort können wir unsere Unterhaltung ungestört fortsetzen. Oder möchtest du lieber die Nacht durchtanzen?“

Beinahe hätte sie seine Einladung ausgeschlagen, doch sie besann sich gerade noch rechtzeitig. Am nächsten Tag würde er abreisen, während sie ihr blaues Chiffonkleid gegen die schwarz-weiße Zimmermädchenuniform eintauschte. Nichts sprach dagegen, sich eine märchenhafte Nacht zu gönnen, von der sie noch jahrelang träumen konnte …

1. KAPITEL

Zwölf Wochen später

Nikolaos Stravos duschte in aller Eile. Er hatte verschlafen. Das war ihm noch nie passiert. Das Blue Tide Resort schien ihn zu atypischem Verhalten zu verleiten. Bei seinem letzten Aufenthalt hatte er den ersten One-Night-Stand seines Lebens gehabt. Die Erinnerung an die Stunden mit der faszinierenden Frau ließ ihn lächeln.

Seit jener Nacht hatte sich viel verändert in seinem Leben. Er war inzwischen alleiniger Geschäftsführer des Stravos Trusts, eine Position, auf die er von Jugend an vorbereitet worden war und die geradezu übermenschliche Anstrengungen von ihm forderte.

Angefangen hatte alles hier im Resort, bei der Hochzeitsfeier seiner neu gefundenen Cousine Kyra mit dem Hotelier Cristo Kiriakas. Das Fest hatte für Niko in einer unvergesslichen Nacht mit der Brautjungfer Sofia geendet. Kurz darauf war sein Großvater einem Herzanfall erlegen, plötzlich und unerwartet, und er war ganz allein dagestanden – nicht zum ersten Mal in seinem Leben.

Er drehte den Wasserhahn zu, schnappte sich ein Badetuch und frottierte sich ab. Statt sich gedanklich auf die Konferenz mit Cristo vorzubereiten, ging ihm Sofia nicht aus dem Kopf. Er nahm sich vor, sich nach ihr zu erkundigen, denn er wusste so gut wie nichts über sie. Als er am Morgen nach der Hochzeit aufgewacht war, war sie nicht mehr da gewesen, verschwunden wie ein Traum.

Ein Poltern riss ihn aus seinen Gedanken. Es klang, als wäre etwas umgefallen. Was und warum? Er hatte kein Fenster offen stehen gelassen, Zugluft konnte also nicht die Ursache sein. Er beschloss nachzusehen, was passiert war, schlang das Handtuch um seine Hüften und ging los. Auf den Fliesen machten seine nackten Füße kein Geräusch.

Im Wohnzimmer entdeckte er die Ursache für das Poltern: Eine schöne junge Frau hatte offenbar die Lampe auf dem Ecktisch umgeworfen. Gerade versuchte sie, sie aufzurichten. Als sie ihn bemerkte, zuckte sie zusammen und schrie vor Schreck auf.

Es dauerte einen Moment, ehe ihm bewusst wurde, dass er sie kannte: Es war Sofia, Kyras Brautjungfer. Ihr Blick fiel auf das Handtuch um seine Hüften, und sie errötete heftig. Das amüsierte ihn, schließlich hatten sie eine leidenschaftliche Nacht miteinander verbracht.

Es tat Niko zwar leid, sie erschreckt zu haben, doch die unerwartete Begegnung ließ ihn seine guten Manieren vergessen. Statt sich zurückzuziehen, um sich etwas überzuziehen, fragte er: „Was machst du denn hier?“

Sie öffnete den Mund, brachte aber kein Wort heraus. Unvermittelt drehte sie sich um und stürmte aus der Tür, aus dem Bungalow.

„Hey, warte!“ Das hatte er nicht beabsichtigt. Verblüfft registrierte er, wie sehr ihn das Wiedersehen freute. Sie durfte ihm nicht entkommen! Erst wollte er den Grund für ihren Besuch erfahren. Kurz entschlossen lief er ihr hinterher. Erst als er im Freien stand, wurde ihm bewusst, dass er nichts am Leib trug als ein Handtuch. Verlegen blieb er stehen und sah ihr nach.

Während andere Frauen sich an ihn klammerten, lief Sofia immer wieder vor ihm davon. Das erregte seine Neugier. Er nahm sich vor, bei der nächsten Begegnung behutsamer vorzugehen.

Eine Hand aufs Geländer gestützt, sah er ihr nach, bis sie außer Sicht war. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie eine Zimmermädchenuniform trug. Arbeitete sie etwa im Hotel?

Ein Pfiff ertönte, und er wandte sich um. Vor dem Nachbarbungalow sonnte sich eine hübsche Brünette im roten Bikini. Sie lächelte und winkte ihm zu, doch er erwiderte die Geste nicht.

Drinnen klingelte sein Handy zur Erinnerung an seinen Termin in fünfzehn Minuten. Widerwillig kehrte er ins Haus zurück, aber Sofia ging ihm nicht aus dem Kopf. Hatte sie die gemeinsame Nacht ebenso wenig vergessen können wie er? War das der Grund für ihren Besuch? Wieso war sie dann geflohen? An seiner spärlichen Bekleidung lag es sicher nicht.

Nachdenklich schlüpfte er in den erstbesten Anzug. Seine Erfahrungen mit Frauen waren begrenzt, und daran gedachte er so bald auch nichts zu ändern. Sollte er eines Tages heiraten, würde es eine Vernunftehe sein. Er hatte in seinem Leben bereits zu viele Verluste erlitten, um sein Herz für eine Romanze aufs Spiel zu setzen. An Liebe glaubte er ohnehin nicht. Eine strategisch geplante, auf Respekt und gemeinsamen Zielen basierende Ehe erschien ihm als ideal für alle Beteiligten.

Vergiss Sofia, sagte er sich. Sie erwartete vermutlich etwas Dauerhaftes, während er ihr bestenfalls flüchtige Aufmerksamkeit schenken könnte. Bereits am nächsten Morgen musste er auf eine Mission abreisen, auf die sein Großvater ihn gesandt hatte. Für die schöne Frau mit den geheimnisvollen Augen blieb ihm keine Zeit.

Sofias Herz pochte heftig, als sie in den Umkleideraum im Untergeschoss des Resorts schlüpfte. Es war Vormittag, ihre Kollegen waren bei der Arbeit, während die Hotelgäste sich am Strand in der Sonne aalten, Golf spielten oder die malerische griechische Küste erkundeten.

Sie trat an ihren Spind und lehnte sich schwer atmend dagegen. Was wollte Niko im Blue Tide Resort? Warum hatte Kyra nichts von seinem Besuch erwähnt? Mit bebenden Händen zog sie ihr Handy aus der Tasche. Ihre Augen brannten, ihr Magen revoltierte. Die unerwartete Begegnung hatte sie zutiefst erschüttert. An der Tür seines Bungalows hatte kein Bitte nicht stören-Schild gehangen. Wie vorgeschrieben, hatte sie dennoch mehrfach angeklopft und war erst eingetreten, als sie keine Antwort erhalten hatte. Daher hatte sie sich fast zu Tode erschreckt, als jemand ins Zimmer getreten war. Ausgerechnet Niko! Mit bebenden Fingern schrieb sie eine Nachricht an Kyra:

Er ist hier!

Sekundenlang passierte nichts. Wenn man Kyra einmal brauchte … Unwillkürlich legte sie eine Hand auf ihren noch flachen Bauch. „Schon gut, Kleines. Wir kriegen das hin, das verspreche ich dir.“ Ungeduldig tippte sie:

Ich brauche dich.

Endlich antwortete Kyra.

Bin schon da. Wer ist hier?

Niko. Was soll ich nur tun?

Willst du ihn sehen?

Sofia hatte Kyra nichts von dem One-Night-Stand erzählt, obwohl sie bisher alles mit ihrer besten Freundin geteilt hatte. Niko war Kyras neu entdeckter Cousin, das machte es so kompliziert. Außerdem gab es noch etwas, das sie ihr verheimlichte: ihre Schwangerschaft. Davon hatte sie selbst erst Anfang der Woche erfahren. Sie wollte es Kyra sagen, sobald sie wusste, wie Niko dazu stand.

Nein. Ja. Ich weiß nicht.

Soll ich ihm etwas von dir ausrichten?

Nein!

Sag Bescheid, falls du deine Meinung änderst.

Wie immer zeigte sich Kyra großzügig und hilfsbereit. Sie hatte ihrer Freundin auch einen Platz im Programm für das hauseigene Managementtraining verschafft. Trotzdem dachte Sofia ernsthaft darüber nach, in die USA zurückzukehren und dort Rechnungswesen zu studieren. Sie hatte schon immer ein Händchen für Zahlen gehabt.

Kyras Angebot, die Vermittlerin zwischen ihr und Niko zu spielen, war verlockend, doch sie musste ihn persönlich sprechen. Wie würde er wohl auf ihre Neuigkeit reagieren?

Beschwingt kehrte Niko in seinen Bungalow zurück. In einer Hand hielt er die Notizen, die er während des Treffens mit Cristo angefertigt hatte, mit der anderen löste er seine Krawatte und öffnete die obersten Hemdknöpfe. Aus Gewohnheit war er im Anzug zu dem Meeting gegangen. In formeller Kleidung fühlte er sich mehr in Kontrolle, ganz wie sein Großvater es ihm vorgelebt hatte. Da sein Vater jung verstorben war, war Niko die Rolle des Konzernerben zugefallen. Er tat alles, um seinen Vater und Großvater stolz auf sich zu machen.

Cristo dagegen war leger gekleidet erschienen, obwohl der Ankauf der Stravos-Star-Hotelkette ein wichtiges Projekt war. Die Verhandlung war gut verlaufen, und Niko hätte eigentlich in Hochstimmung sein müssen, aber sobald er das Wohnzimmer betrat, hatte er ein schlechtes Gewissen.

Sofia hatte ihn angesehen wie Rotkäppchen den bösen Wolf. Er hätte sie nicht so unfreundlich ansprechen dürfen!

Kopfschüttelnd setzte er sich hinter den geräumigen Schreibtisch und schaltete den Laptop ein. Seit dem Morgen waren zahlreiche geschäftliche E-Mails eingetroffen. Sie würden noch eine Weile warten müssen. Stattdessen formulierte er ein Schreiben an seine Rechtsabteilung bezüglich seiner Absprachen mit Cristo. Dabei drängte sich immer wieder Sofia in seine Gedanken. Er erinnerte sich an ihren erschrockenen Blick und ihre Flucht. Mühsam konzentrierte er sich wieder auf seine Arbeit und las die Mail aufmerksam durch, bevor er sie abschickte. Inzwischen waren weitere Nachrichten in seiner Eingangsbox aufgelaufen, aber erneut musste er an Sofia denken.

Was hatte sie nur zu ihm geführt? Sie hatte geradezu ängstlich ausgesehen. Da er ahnte, dass er sich erst wieder auf die Arbeit konzentrieren konnte, wenn er die Antwort darauf kannte, griff er zum Telefon. An der Rezeption bat er, man möge ihm das für seine Räume zuständige Zimmermädchen schicken. Er hätte Papiere verlegt, die sie ihm finden helfen sollte. Geradeheraus nach Sofia zu fragen hätte zu viele Fragen aufgeworfen.

Kaum fünf Minuten später klopfte es an der Tür. Draußen stand Sofia, einen Stapel flauschiger weißer Handtücher im Arm. „Hallo! Danke, dass du gekommen bist.“

Verlegen wich sie seinem Blick aus. „Ich … ich habe keine Unterlagen bemerkt.“

„Wie auch? Du warst ja wie der Blitz aus der Tür.“

„Ich wusste nicht, dass sich noch jemand im Bungalow aufhält.“

Niko hatte bis spät nachts gearbeitet und morgens verschlafen. Obendrein hatte er vergessen, das Nicht stören – Schild aufzuhängen. Das beantwortete einige seiner Fragen, aber längst nicht alle. „Ich verstehe. Trotzdem müssen wir reden.“

Ängstlich sah sie ihn an. „Das … müssen wir wohl.“

Ihr Missbehagen und der nervöse Blick verrieten ihm, dass ihm nicht gefallen würde, was sie zu sagen hatte. Allerdings hatte er nicht die leiseste Vorstellung, worum es sich handeln könnte. Am besten machte er kurzen Prozess und verabschiedete sich hier und jetzt für immer von ihr. Stattdessen trat er beiseite. „Komm rein!“

Sie zögerte, dann ging sie an ihm vorbei, bemüht, ihn ja nicht zu berühren. Die Hände ringend, blieb sie im Wohnzimmer stehen.

„Setz dich“, forderte er sie auf.

Zaghaft ließ sie sich auf die äußerste Kante der Couch sinken und verschränkte die Hände im Schoß. Eine Weile herrschte drückende Stille.

„Worüber möchtest du reden?“ So schlimm, wie ihre Körpersprache es andeutete, konnte es kaum werden. Wahrscheinlich bedauerte sie im Nachhinein, dass sie am Morgen nach der Hochzeit ohne Abschied gegangen war und hoffte auf eine zweite Chance. Leider musste er ihr eine Abfuhr erteilen, so gern er sie näher kennengelernt hätte. An eine ernsthafte Beziehung konnte er nicht einmal denken, sein Arbeitspensum ließ es nicht zu. Das würde er ihr behutsam beibringen, um ihr nicht wehzutun.

Sie wirkte sehr verletzlich und weckte einen Beschützerinstinkt in ihm, den Niko nie zuvor an sich bemerkt hatte. Ihre großen braunen Augen glänzten feucht, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Weinende Frauen waren ihm ein Gräuel. Daher stellte er, wenn er sich gelegentlich für Geschäftsessen oder soziale Events mit Frauen verabredete, immer schon im Vorfeld klar, dass nichts Ernsthaftes daraus erwachsen würde.

Hatte er ihr das auch erklärt? Seine Erinnerungen an die Hochzeit waren verschwommen. Er wusste noch, dass sie allein am Tisch gesessen und er sie angesprochen hatte. Sie hatte ihn fasziniert, besonders ihr Lächeln hatte es ihm angetan. Es ließ ihr Gesicht erstrahlen und war unglaublich ansteckend. Sie hatten getanzt und Champagner getrunken, und er hatte sich gewünscht, die Nacht würde nie enden.

Die Frau, die ihm in diesem Moment gegenübersaß, besaß wenig Ähnlichkeit mit der sprudelnden, mitreißenden Brautjungfer. Sie sah aus, als würde das Gewicht der Welt auf ihren schmalen Schultern lasten.

Ihre Probleme gehen dich nichts an, rief er sich energisch zur Ordnung. So gern er ihr auch helfen würde, morgen schon musste er abreisen.

Sofia hatte keine Ahnung, warum Niko sie zu sich beordert hatte. Seine Räume waren sauber, sie war später am Morgen zurückgekehrt und hatte sie gründlich geputzt und mit frischen Handtüchern ausgestattet. Als sie bemerkte, dass sie den Stapel immer noch in den Händen hielt, legte sie ihn neben sich aufs Sofa.

An die gemeinsame Nacht anknüpfen wollte er offenbar nicht, dazu sah er viel zu ernst drein. Hatte er womöglich von ihrer Schwangerschaft erfahren? Unmöglich. Sie wusste es ja selbst erst seit wenigen Tagen und hatte niemandem davon erzählt.

Am klügsten wäre es, ihm rasch reinen Wein einzuschenken, doch sie brachte die Worte nicht über die Lippen. Sein eindringlicher Blick machte sie verlegen, und sie starrte zu Boden. Ihr wurde übel.

Sprich es aus, du willst schließlich nichts von ihm, sagte sie sich. Sie beabsichtigte, sich allein um ihr Baby zu kümmern, fand aber, er hätte ein Recht, von seiner Vaterschaft zu erfahren.

Niko räusperte sich. „Du bist vermutlich gekommen, weil du denkst, wir könnten weitermachen, wo wir aufgehört haben …“

„Was? Nein!“

„Nicht?“, fragte er verblüfft.

„Wofür hältst du mich?“ Verärgert presste Sofia die Lippen aufeinander. Sie würde sich ihm nie an den Hals werfen, so sexy und reich er auch war.

„Verzeih mir. Ich habe wohl voreilig Schlüsse gezogen.“ Ganz glaubte er ihr jedoch nicht. „Wieso wolltest du mit mir reden?“

„Ich … ich …“ Mit einem Mal wurde ihr entsetzlich übel. Um sich nicht in seiner Anwesenheit zu übergeben, sprang sie auf und lief zur Tür. Sie würde ihm später von der Schwangerschaft berichten, sobald sie sich besser fühlte.

„Warte“, hörte sie ihn rufen.

Vor der Tür des Bungalows blieb sie stehen, umfasste Halt suchend das Treppengeländer und atmete tief durch. Allmählich beruhigte sich ihr Magen. „Ich muss dir etwas sagen“, begann sie zaghaft. „Es geht um unsere gemeinsame Nacht.“

„Schon gut.“ Niko trat neben sie. Seine Stimme klang viel sanfter als eben. „Ich verstehe. Ich muss auch immer wieder daran denken.“

„Wirklich?“

„Sie war etwas Besonderes. Leider bist du verschwunden, ohne dich zu verabschieden. Ich dachte, du bereust, was geschehen ist.“

Ihr stockte der Atem. Träumte sie, oder hatte sie ihn völlig falsch eingeschätzt? „Meinst du das ernst? Dass es dir etwas bedeutet hat?“

Niko senkte den Kopf und küsste Sofia auf den Mund. Sein Kuss ließ keinen Raum für Zweifel und versetzte sie sofort zurück in jene magische Nacht. Zugegeben, der Champagner und die romantische Musik hatten ihren Teil beigetragen, aber es war Niko gewesen, der ihr Herz im Sturm erobert hatte.

Seine Lippen verscheuchten ihre Ängste, und reine, ungetrübte Leidenschaft erwachte in ihr. Jetzt wusste sie wieder, wie es hatte geschehen können, dass ihr Verstand ausgesetzt hatte und sie der Stimme ihres Herzens gefolgt war. Aus der Nacht hätte nichts Ernstes erwachsen sollen, dennoch hatte sie ungeahnte Konsequenzen gehabt. Lebensverändernde sogar.

Niko streichelte über ihren Rücken. Sofia entspannte sich unter seinen Händen und lehnte sich an ihn. Sie schlang die Hände um seinen Nacken und vergrub die Finger in seinem dunklen Haar …

Peng!

Wie vom Blitz getroffen, schrak sie zurück und wandte sich um. Erst sah sie den Volleyball, dann lief eine Gruppe von Mädchen auf den Bungalow zu. Sie entschuldigten sich vielmals. Niko versicherte ihnen, dass nichts passierte wäre.

Währenddessen versuchte Sofia zu begreifen, wie es so weit hatte kommen können. Verlegen presste sie die Hand an ihre Lippen, wo sie seinen Kuss noch immer spürte. Ihr Herz pochte heftig. Innerlich schalt sie sich. Sie hätte sich beherrschen müssen. Ihren Gefühlen nachzugeben würde ihre Lage nur unnötig verkomplizieren.

Als Niko zu ihr trat, wäre sie am liebsten davongelaufen, um seinen unausweichlichen Fragen auszuweichen.

„Denk nicht einmal daran. Diesmal bin ich angezogen. Du entkommst mir nicht.“

„Der Kuss … das darf nicht noch einmal geschehen.“ Bring es hinter dich, riet ihr eine innere Stimme. Je eher, desto besser. Ihre Handflächen waren feucht, ihr Mund fühlte sich wie ausgetrocknet an. Was sie zu sagen hatte, würde einen Keil zwischen sie treiben und alles unwiderruflich verändern.

„Was hast du mir denn nun zu sagen?“, fragte er ernst.

Erneut tat ihr Magen einen Satz. Die Worte, die sie mühsam einstudiert hatte, waren wir fortgeblasen.

„Sofia?“

Du bist nicht von allein in diese Situation geraten, sagte sie sich, doch das machte es nicht besser. Wieso nur fiel es ihr so schwer, darüber zu sprechen? Weil er ihr die Schuld geben würde!

„Ich habe nicht viel Zeit“, drängte Niko mit einem Blick auf seine teure Armbanduhr. „Sollen wir später reden?“

„Nein!“

„Dann ist es anscheinend wichtig.“ Als sie nur nickte, hielt er ihr die Tür auf. Sie kehrten in den Bungalow zurück.

Sofia wusste, sie brauchte nur drei Worte zu sagen: Ich bin schwanger. Wieso brachte sie sie nicht heraus?

„Möchtest du etwas trinken? Eine Mimosa vielleicht?“, fragte Niko und ging zur Minibar.

Alkohol wollte sie in ihrem Zustand nicht trinken. „Ich bin noch im Dienst“, erklärte sie knapp. „Hast du ein Wasser für mich?“

Er reichte ihr das Gewünschte. „Hier. Worüber wolltest du denn nun mit mir reden?“

Sie befeuchtete ihre trockene Kehle. „Ich bin schwanger.“

Einen Moment lang schien die Welt stillzustehen, und Niko erblasste. „Ist … ist es von mir?“, stieß er mühsam heraus.

„Natürlich. Glaubst du etwa, dass ich mit jedem Mann ins Bett gehe, dem ich begegne?“

„Woher soll ich das wissen?“ Er schüttelte den Kopf. „Entschuldige. Ich kann gerade nicht klar denken.“ Er begann, im Zimmer auf und ab zu laufen. Irgendwann blieb er stehen und sah sie an. „Wie konnte das nur passieren?“ Erneut schüttelte er den Kopf. „Vergiss es, das war eine dumme Frage. Ich stehe unter Schock. Wir haben doch aufgepasst!“

Autor

Jennifer Faye
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