Liebe im Rampenlicht - 4-teilige Serie

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DEIN BLICK WECKT MEIN BEGEHREN
Hollywood-Playboy Ethan Chambers fühlt sich sofort zu Rachel hingezogen, als er der zierlichen Maskenbildnerin am Filmset begegnet. Doch um seine Karriere nicht zu riskieren, muss er sich jetzt ganz auf seine Rolle konzentrieren! Nur wie, bei Rachels Sex-Appeal?

SÜßE MELODIE DER LEIDENSCHAFT
Die junge Sängerin Charlene kann ihr Glück kaum fassen: Der berühmte Musikproduzent Akil Hutton hat sie unter Vertrag genommen - und nach jeder Aufnahme knistert es heißer zwischen ihnen! Doch trotz aller Leidenschaft scheint Akil sein Herz hinter einer Mauer zu verbergen …

WEIL ICH DICH WILL
Goldenes Laub, sanfte Hügel - und ein Mann, der Livia den Atem raubt. Durch Hunter entdeckt das Model eine Welt voller Leidenschaft. Doch der attraktive Weingutbesitzer glaubt, dass sie es auf Dauer nicht ohne Glanz und Glamour aushält. Kann sie ihm das Gegenteil beweisen?

AUCH EIN BOSS KANN ZÄRTLICH SEIN
Sofia sollte ihren sexy neuen Boss Ram Jordan hassen. Schließlich hat sein Vater ihre Familie zerstört! Doch als sie bei einer Gala in Las Vegas die Hotelsuite mit Ram teilen muss, kann sie der wachsenden erotischen Spannung zwischen ihnen trotz allem nicht widerstehen …


  • Erscheinungstag 20.07.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733734367
  • Seitenanzahl 576
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Brenda Jackson, A.C. Arthur, Ann Christopher, Adrianne Byrd

Liebe im Rampenlicht - 4-teilige Serie

IMPRESSUM

Dein Blick weckt mein Begehren erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
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© 2010 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „Star of His Heart“
erschienen bei: Kimani Press, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 363 - 2016 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Victoria Werner

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733734435

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

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1. KAPITEL

„Ruhe bitte!“

„Klappe eins, die Erste!“

„Action!“

Die Stimme des Regisseurs kam über das Megafon. Seine Worte lösten in Rachel Wellesley einen angenehmen Schauer aus. Dies war ihre Welt. Sie hatte schon als Kind gewusst, dass sie einen Hang zur Kunst hatte.

Das einzige Problem war die Vielfalt an Möglichkeiten gewesen. Zuerst hatte sie malen wollen. Dann schreiben. Später hatte sie erwogen, sich mit Mode zu befassen. Am College hatte sie schließlich ihre Berufung gefunden und sich für die Sparten Make-up-Artist und Costume Design entschieden, eine Fortentwicklung der Berufe der Masken- und Kostümbildner vom Theater. Dafür lebte sie, das machte ihr Spaß – sie liebte es, am Filmset zu sein. In diesem Fall war es das TV-Set, an dem die beliebte Arztserie Paging the Doctor entstand.

Es war der erste Drehtag für die zweite Staffel. Alle Schauspieler der vergangenen Saison waren zurückgekehrt. Alle außer Eric Woods, der Dr. Myles Bridgestone gespielt hatte. Es hatte niemanden überrascht, dass sein Vertrag nicht verlängert worden war, nach all den Problemen, die es mit ihm gegeben hatte. Der bekannte Hollywoodstar hatte es offensichtlich für unter seiner Würde gehalten, für das Fernsehen zu spielen. Alle hatten unter seinen ständigen Klagen gelitten. Eric war der größte Albtraum eines jeden Regisseurs.

Rachel war gut mit ihm ausgekommen, aber ihre ältere Schwester Sofia behauptete, der Mensch, mit dem sie nicht auskommen könne, sei noch nicht geboren. Rachel musste ihr Recht geben. Sie war von Natur aus umgänglich und fand, dass viele Dinge es einfach nicht wert waren, sich darüber aufzuregen.

Aus den Augenwinkeln registrierte sie eine Bewegung. Sie sah, dass der Schauspieler eingetroffen war, der die Rolle des Dr. Tyrell Perry spielen sollte. Ethan Chambers. Schon mit achtundzwanzig hatte er Hollywood im Sturm erobert. Während der vergangenen Monate waren er und seine zahlreichen Affären das Lieblingsthema der Regenbogenpresse gewesen.

Rachel musterte ihn. Sie fand sein Lächeln unglaublich charmant. Wahrscheinlich wäre er der ideale Kandidat für eine Zahnpasta-Werbung. Er war groß, sicher gut einen Meter achtzig, und kräftig gebaut mit breiten Schultern, starken Armen und einer muskulösen Brust. Und dann waren da noch die unglaublichen graublauen Augen und das sexy Grübchen in seinem Kinn. An ihm stimmte einfach alles. Er war der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte.

Falls John Gleason, der Produzent, Ethan ins Team geholt hatte, um die Quoten in die Höhe zu treiben, hatte er sicher die richtige Wahl getroffen. Rachel hatte keinerlei Zweifel, dass er vor allem bei den Zuschauerinnen gut ankommen würde, gleich ob jung oder alt, ledig oder liiert.

Ihr fiel auf, dass er auch am Set bereits das Interesse einiger Frauen geweckt hatte. Er schien die Blicke nicht zu bemerken, da er sich leise mit einem Mann unterhielt. Sie vermutete, dass es sein Agent war. Auch wenn sie Ethan extrem attraktiv fand, war sie zu sehr Profi, um Berufliches und Privates zu vermischen. Sie hasste es, im Scheinwerferlicht zu stehen – während er es offensichtlich genoss, wenn man von der vielen Publicity ausging, die er in der letzten Zeit bekommen hatte.

Das würde sicher eine interessante Drehzeit werden. Der Regisseur, Frasier Glenn, würde begeistert sein.

„Cut! Gut gemacht! Wir gehen weiter zur nächsten Szene.“

Rachel eilte zu Livia Blake. Das Model hatte eine Rolle als Stargast übernommen. Für einige Folgen spielte sie die Ärztin Dr. Sonja Duncan. Die Szene, die sie soeben abgedreht hatten, war sehr emotional gewesen. Dr. Duncan hatte einem liebenden Ehemann mitteilen müssen, dass seine Frau während der OP an Herzversagen gestorben war.

Livia war auch in der folgenden Sequenz dabei. Es war Rachels Job, ihr Haar und das Make-up aufzufrischen. Und da sie auch für die Kostüme zuständig war, musste sie sicherstellen, dass Livias Outfit den Anforderungen der nächsten Einstellung entsprach.

Unwillkürlich wanderte Rachels Blick noch einmal zu Ethan Chambers hinüber. Der Mann an seiner Seite redete unablässig auf ihn ein. Ethans Körperhaltung verriet Anspannung. Sie hatte schon genügend Schauspieler an ihrem ersten Tag am Set erlebt, um zu erkennen, dass er nervös war. Das überraschte sie. Bei einem Mann mit seinem Aussehen hätte sie sehr viel Selbstvertrauen, wenn nicht gar Arroganz erwartet. Er schien in mehr als einer Hinsicht ganz anders als Eric Woods.

Ethan Chambers konnte immer noch nicht glauben, dass er tatsächlich hier am Set von Paging the Doctor war. Er sollte die Rolle des Neurochirurgen spielen – eine der Hauptrollen in einer der momentan beliebtesten Arztserien!

Vor allem Curtis Fairgate, sein Agent, genoss die Situation sichtlich – und schrieb sich erkennbar den Erfolg auf seine Fahnen, als ob Ethan nicht hart daran gearbeitet hätte, endlich da zu sein, wo er jetzt war.

Er musste an die drei Jahre denken, die er im Ausland studiert hatte. Jetzt konnte er endlich sagen, dass er Karriere beim Film machte. Sogar die Zustimmung seines älteren Bruders hatte er inzwischen, was einiges bedeutete. Immerhin hatte Hunter lange versucht, ihn dazu zu bewegen, im Familienunternehmen zu bleiben.

„Du hast doch deinen Text gelernt, oder?“

Ethan hob eine Braue. Er konnte nicht glauben, dass Curtis das wirklich gefragt hatte. „Natürlich“, beschied er ihn knapp. „Ich bin vielleicht nervös, aber nicht blöd. Diese Chance auf einen Durchbruch werde ich mir nicht vermasseln.“

„Gut.“

Ethan atmete einmal tief durch. Er fragte sich, wie es ihm und Curtis gelungen war, die letzten zwei Jahre zu überstehen, ohne sich gegenseitig umzubringen. Agenten waren dafür bekannt, aggressiv, zynisch und in manchen Fällen geradezu menschenverachtend zu sein. Curtis war alles davon – und das im Übermaß. Aber letztlich war es ihm ja tatsächlich gelungen, Ethan eine Rolle in dieser Serie zu verschaffen. Ausschlaggebend war aber wahrscheinlich gewesen, dass die Schwester einer seiner früheren Geliebten mit einem der Drehbuchautoren zusammen war.

Curtis redete von irgendetwas, das Ethan nicht interessierte. Verstohlen sah er sich um und beobachtete fasziniert die konzentrierte Arbeit am Set. Er war schon mehrfach bei einem Fernsehdreh gewesen, aber dies war der erste, bei dem Frasier Glenn Regie führte. Der Mann war bekannt dafür, alles sehr genau zu nehmen.

Ethan wollte die Aufmerksamkeit wieder seinem Agenten zuwenden, als sein Blick auf eine zierliche Frau fiel, die ein süßes Babydoll-Top und eine weit geschnittene Jeans trug. Sie war sicher nicht einmal einen Meter sechzig groß, aber er fand sie sexy mit ihrem kurzen dunklen Haar und den perfekten Gesichtszügen. Und im Gegensatz zu allen anderen, die so schrecklich ernst wirkten, lächelte sie.

„Ethan!“

Curtis schnippte mit den Fingern vor dem Gesicht seines Schützlings, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. „Denk nicht mal daran!“, warnte er.

Ethan sah ihn verärgert an. „Woran soll ich nicht denken?“

„Dich mit irgendeiner der Frauen hier einzulassen. Schon gar nicht mit der sexy Kleinen dort drüben. Ich kenne doch deinen Blick!“

Ethan runzelte die Stirn. Er mochte Frauen. Und er mochte Sex. Er liebte kurze Affären. Die Frauen, mit denen er zusammen war, waren ebenso wenig wie er an langfristigen Beziehungen interessiert. „Wieso?“, fragte er.

„Weil Frasier das an seinem Set nicht will. Das gibt nur überflüssige Komplikationen, die bei der Arbeit stören.“

Ethan schwieg, während sein Blick wieder zu der zierlichen Schönheit wanderte. Sie erinnerte ihn an eine Elfe. Und aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass sie jede Komplikation wert wäre. Aber er rief sich zur Ordnung. Er musste seine Spielermentalität für eine Weile zügeln. Zumindest bis zum Ende der Drehzeit. Sein Ziel war, einen festen Platz in der Serie zu bekommen. Wenn er diesen Traum erreichen wollte, musste er sich ganz auf die Arbeit konzentrieren.

Auch wenn er diese sexy Frau gern näher kennengelernt hätte …

„Ich glaube, Sie werden in dieser Staffel ein großer Hit werden, Ethan.“

„Danke.“ Er musste sich zwingen, die Frau anzusehen, die sich als Paige Stiles vorgestellt hatte. Sie war eine der Produktionsassistentinnen.

„Und wie schon gesagt – falls Sie Hilfe brauchen beim Textlernen, lassen Sie es mich wissen. Ich stehe Ihnen gern zur Verfügung.“

„Vielen Dank, Paige.“ Das Angebot schien freundlich, aber er erkannte die Absicht dahinter. Die Frau hatte ihm schon Avancen gemacht, als sie einander am Vormittag vorgestellt worden waren. Sie sah nicht schlecht aus. Er fand sie sogar ganz attraktiv. Aber sie weckte sein Interesse nicht in dem Maße wie die sexy Elfe.

Die zierliche Brünette war verschwunden, seit eine Szene nach der anderen abgedreht wurde. Falls sie Schauspielerin war, kam ihr Auftritt offensichtlich erst später. Er war versucht, die Assistentin nach ihr zu fragen, entschied sich dann aber dagegen. Ein Mann fragte eine Frau, die Interesse an ihm hatte, nicht nach einer Frau, an der er interessiert war.

„Wohin gehen wir?“, fragte er, als sie Richtung Tür gingen.

„Zum Make-up-Trailer. Dort ist auch die Garderobe untergebracht, weil sich eine Mitarbeiterin um beide Bereiche kümmert.“

„Gibt es dafür einen Grund?“ Die Regelung war ungewöhnlich, zumal bei einer Produktion dieser Größenordnung. Es war viel Verantwortung für eine Person.

„Nur den, dass sie beides machen wollte und Frasier ihr den Wunsch erfüllt hat. Aber wie sollte er nicht – sie ist eine Wellesley.“

Ethan wusste, dass den Wellesleys Limelight Entertainment Management gehörte, eine der angesagtesten Künstleragenturen der Stadt. Sie vertraten einige der größten Schauspieler Hollywoods, aber in den letzten Jahren hatte die Agentur ihren Bereich erweitert. Sie vermittelte jetzt auch bekannte Sänger, Bühnenbildner, Costume Designer, Drehbuchautoren und Make-up-Artists.

„Von den Wellesleys?“

„Von keinen geringeren.“

Ethan hatte ein gutes Einfühlungsvermögen für Menschen, insbesondere für Frauen. Er bemerkte sofort die Abneigung in ihrem Ton. Diplomatisch wechselte er das Thema. „Wie lange arbeiten Sie schon für Paging the Doctor?“

Sie begann zu reden, und genau wie er es zuvor bei Curtis gemacht hatte, nickte er nur hin und wieder und hing dabei seinen Gedanken nach. Er war wieder bei der zierlichen Elfe und fragte sich, wann ihre Wege sich erneut kreuzen mochten.

Endlich eine Pause! Erleichtert ließ Rachel sich auf einen der frei gewordenen Stühle sinken. Sie hatte inzwischen gut fünf Stunden im Trailer gearbeitet. Eine ihrer Assistentinnen arbeitete am Set und besserte vor Ort das Make-up nach, wo es nötig war. Rachel hingegen kümmerte sich um die Schauspieler, die noch nicht gedreht hatten, und sorgte dafür, dass sie ihr Basis-Make-up bekamen.

Einige der Szenen, die heute gedreht wurden, zeigten die Ärzte außerhalb des Krankenhauses in einer entspannten Atmosphäre, entweder zu Hause oder bei einem Date. Also musste sie dafür sorgen, dass die richtige Kleidung bereitlag.

John hatte alle ihre Vorschläge abgesegnet. Seine Zustimmung freute sie sehr – auch was die Requisiten betraf. Einige der Bilder, die eingesetzt wurden, waren ihre eigenen Arbeiten. Außer Frasier und John wussten nur wenige, dass nach den Dreharbeiten aus Rachel die Leinwandkünstlerin Raquel wurde, deren Arbeiten in verschiedenen Galerien ausgestellt waren.

Ihre Schwester Sofia war nicht sehr glücklich mit der Situation. Sie fürchtete, dass Rachel neben der anstrengenden Arbeit beim Film und ihrer Betätigung als Künstlerin keine Zeit mehr für die Liebe bleiben würde, aber das war Rachels geringste Sorge. Sie war erst sechsundzwanzig und hatte im Moment kein Interesse an einer festen Beziehung.

Vor einigen Jahren hatte sie viele Dates gehabt, aber bisher hatte sie sich noch kein einziges Mal verliebt. Sie ging ganz entspannt davon aus, dass ihr das irgendwann noch passieren würde. Ihre Tante und ihr Onkel hatten eine sehr liebevolle Beziehung, und sie hatten ihr erzählt, dass es bei ihren Eltern ebenso gewesen war. Leider waren sie bei einem Flugzeugabsturz umgekommen, als Rachel noch klein gewesen war. Sie erinnerte sich nicht an sie.

Rachel erhob sich, als sie Stimmen vor der Tür hörte. Sie warf einen Blick auf ihren Arbeitsplan. Ihr nächster Termin war erst in einer guten Stunde.

Es klopfte an der Tür des Trailers. Paige steckte den Kopf herein. Die Vierundzwanzigjährige war mitten in der ersten Staffel eingestellt worden. Aus irgendeinem Grund waren sie gleich am ersten Tag aneinandergeraten, und ihre Beziehung war seither nicht besser geworden. Rachel wusste nicht, was Paige gegen sie hatte, ging aber davon aus, dass es etwas mit Rachels freundschaftlichem Verhältnis zu Frasier und John zu tun hatte.

„Du bist ja da!“, sagte Paige in einem Ton, der Rachel den Eindruck vermittelte, es sei ihr anders lieber gewesen.

Rachel lächelte betont freundlich. „Ja, ich bin da. Kann ich dir irgendwie helfen?“

„Frasier möchte gleich nach der Mittagspause die nächste Szene drehen. Deswegen sollst du dich schon mal um Ethan kümmern.“

Paige kam herein, dicht gefolgt von dem Schauspieler. Als Rachel in seine graublauen Augen sah, verstand sie zum ersten Mal im Leben, was es hieß, wie hypnotisiert zu sein. Nichts hatte sie auf den Sturm der Gefühle vorbereitet, der plötzlich durch ihren Körper wirbelte.

2. KAPITEL

Hierher hatte es die sexy Elfe also verschlagen! Ethan sah sich um. Er heuchelte Interesse an allem außer an der Frau, die ihm nicht mehr aus dem Sinn gegangen war, seit er sie am Morgen gesehen hatte.

„Rachel, das ist Ethan Chambers. Er spielt den Dr. Tyrell Perry. Ethan, das ist Rachel Wellesley, zuständig für Make-up und Garderobe.“

Wieder meinte Ethan einen gehässigen Unterton zu hören, auch wenn Paige lächelte. Aber es war offensichtlich, dass ihr Lächeln allein ihm galt.

Er streckte die Hand aus. „Es freut mich, Sie kennenzulernen, Rachel.“

„Ganz meinerseits, Ethan. Willkommen bei Paging the Doctor.“

Als sie ihre Hand in seine legte, war er versucht, sie an seine Lippen zu führen, wie er es sich in Frankreich angewöhnt hatte. Und als sie ihn anlächelte, stieg die Versuchung. Sie hatte ein so verführerisches Lächeln …

„John möchte ihn in einer halben Stunde am Set haben. Sieh zu, dass du bis dahin fertig bist.“

Ethan und Rachel sahen Paige verblüfft nach.

„Was ist der denn für eine Laus über die Leber gelaufen?“, murmelte Ethan, als die Tür hinter Paige zufiel.

Rachel musste lachen und als Ethan einstimmte, wusste sie, dass sie den Mann mochte. Und wie auch nicht? Ethan Chambers war von Nahem noch attraktiver als aus der Ferne. Sie konnte es gar nicht erwarten, ihn vor der Kamera zu sehen.

„Keine Ahnung, was Paige hat“, sagte sie. „Aber das ist ja auch nicht unser Problem. Mein Job ist es, Sie fertig zu machen.“

„Was ist mit Ihrer Mittagspause? Sollten Sie nicht etwas essen?“

„Das könnte ich Sie auch fragen. Was mich betrifft – ich bringe mir meist etwas von zu Hause mit und esse, wenn sich eine Gelegenheit bietet.“

Er nickte. „Ich bringe heute nichts hinunter, weil ich zu nervös bin. Deswegen habe ich gefragt, ob man das Make-up schon machen kann. Es tut mir leid, wenn ich Ihnen Ihre Pause verderbe.“

„Kein Problem. Nehmen Sie ruhig schon Platz, während ich mir Ihre Akte hole. Übrigens sind wir hier alle per Du. Ich hoffe, das ist okay?“

„Ja, natürlich. Aber was denn für eine Akte?“

„Sorry, ich bin sehr pingelig, wenn es um die Arbeit geht. Aber anders geht es nicht, wenn man für Frasier und John arbeitet. Ich habe hier einen Ablaufplan aller Szenen, die du heute drehst. Darin steht, was du tragen wirst und welche Beleuchtung für die jeweilige Aufnahme angesetzt ist. Daran kann ich sehen, welche Art Make-up erforderlich ist.“

Sie versuchte, nicht hinzusehen, als er seinen perfekten Körper in den Sessel manövrierte. Dennoch fiel ihr das Tattoo über seinem Handgelenk auf – ein paar dunkelrote Weintrauben.

„Weintrauben?“ Sie sah ihn fragend an.

„Sie erinnern mich an zu Hause.“

„Wo ist das?“ Sie zwang sich, den Blickkontakt zu unterbrechen, und reichte ihm den Kittel zum Schutz seiner Kleidung.

„Napa Valley.“

Rachel erinnerte sich, einen Klassenausflug in das Weinanbaugebiet gemacht zu haben. „Es ist wunderschön dort.“

„Das stimmt. Ich bin nur ungern fortgegangen.“ Er hatte sich den Kittel inzwischen übergezogen.

„Und warum hast du es dann getan?“

„Ich wollte meinen Traum verwirklichen. Leider ging das nicht im Unternehmen meiner Familie.“

Das konnte sie nachvollziehen. Ihre Schwester und ihr Onkel hatten auch stets gehofft, sie werde im Unternehmen der Familie mitarbeiten, aber das wollte sie nicht. Limelight Entertainment Management war von ihrem Vater, John Wellesley, und seinem Bruder Jacob gegründet worden. Die Agentur war inzwischen hoch angesehen und viele Stars verdankten ihr den Start ihrer Karriere.

„Es ist ein schönes Tattoo, aber ich muss es für die Arbeit vor der Kamera abdecken. Dr. Perry hat kein Tattoo“, erklärte sie, während sie den Stuhl langsam nach hinten kippen ließ.

„Das ist kein Problem. Mach, was auch immer nötig ist, Rachel.“

Es war weniger das, was er sagte, als die Art, wie er es sagte, die ihr einen prickelnden Schauer über den Körper jagte. Mit einem letzten Rest an Vernunft erinnerte sie sich daran, dass sie Ethan für die Dreharbeiten vorbereiten musste. Energisch zwang sie sich, den Blick abzuwenden, und rückte ihre Arbeitsutensilien zurecht. „Liegst du bequem?“

„Ja.“

„Und warum bist du nervös?“ Aus mehreren Tuben Make-up suchte sie die Richtige für seinen Hauttyp heraus. Es war August, und auch wenn die Klimaanlage am Set arbeitete, würden die Scheinwerfer viel Hitze abgeben. Sie musste dafür sorgen, dass seine Haut nicht glänzte.

„Das ist der erste Tag bei einem Job, der mir zum Durchbruch verhelfen könnte.“ Ethan räusperte sich. „Darauf habe ich hingearbeitet seit dem Tag, an dem ich beschlossen habe, Schauspieler zu werden. Ich habe kleine Rollen am Theater gespielt und Nebenrollen in Hollywoodfilmen, aber diese Rolle hier, das ist wie ein Traum, der Wirklichkeit geworden ist.“

Rachel nickte. Ihr selbst war es nicht viel anders gegangen. Sie hatte Karriere machen wollen ohne die Hilfe ihrer Familie. Deshalb schickte sie ihre Bewerbung ganz offiziell an Glenn Productions und wurde von Frasier und John zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Obwohl Frasier ein Freund ihres Vaters gewesen war und beide Männer gut mit ihrer Schwester Sofia bekannt waren, die jetzt gemeinsam mit Onkel Jacob die Firma leitete, war Rachel überzeugt, dass sie den Job durch ihr Können erhalten hatte und nicht aufgrund irgendeiner Bevorzugung. Dies war die zweite Staffel, die sie betreute, und sie arbeitete hart dafür, dass Frasier und John die Entscheidung nicht bereuten, ihr eine Chance gegeben zu haben. Ja, sie wusste, wie es war, wenn Träume wahr wurden.

Während sie eine leichte Grundierung auftrug, registrierte sie, dass Ethan eine makellose Haut hatte. Seine Knochenstruktur war perfekt, seine Lippen wohlgeformt und voll. Sie war froh, dass er die Augen geschlossen hatte, weil sein Blick die erstaunlichste Wirkung auf ihren Puls hatte. Sein Aftershave roch gut. Fast zu gut für ihren Seelenfrieden.

„Und was ist dein Traum, Rachel?“

Sie lächelte. „Wie kommst du darauf, dass ich einen habe?“

„Ich bin sicher, jeder Mensch hat wenigstens einen Traum, den er gern verwirklichen möchte.“

„Das stimmt. Und das hier ist meiner – die Arbeit als Make-up-Artist und Costume-Designerin.“

„Mir scheint, du bist sehr gut darin. Sehr professionell.“

„Danke.“ Sie reichte ihm einen Handspiegel. „Bei dir hat es nicht viel gebraucht. Ich halte nicht viel davon, zu dick aufzutragen.“

„Das finde ich gut.“

Sie hatte in ihrem Beruf genügend Männer kennengelernt, um zu wissen, dass sie auf diesen Teil des Schauspielerdaseins gern verzichtet hätten. Aber ein zur Rolle passendes Make-up gehörte zum Dreh nun mal dazu. „Was dein Tattoo betrifft – ich habe da eine Creme, die genau zum Ton deiner Haut passt. Sie reibt sich nicht ab, aber du kannst sie später einfach abwaschen.“

„Okay.“

Er streckte seinen Arm aus und sie begann, die Creme aufzutragen. Seine Haut war warm unter ihren Fingerspitzen. Sie wagte nicht, ihm in die Augen zu sehen, weil sie fürchtete, er könne erkennen, was die Berührung in ihr auslöste. Stattdessen versuchte sie, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Es blieb bei dem Versuch, denn nun lenkten andere Dinge sie ab. Dinge, wie das Pulsieren seiner Venen unter ihren Fingern. Ihr Körper reagierte mit einer Woge des Verlangens, die rasch ihren ganzen Körper erfasste.

Fast wider Willen hob sie den Blick. Sah ihm in die Augen. Eine Ewigkeit schien zu vergehen. Sie wollte sich abwenden, aber es war, als hielte sein Blick ihren gefangen. Langsam ließ sie seine Hand los. So viel also zu ihrer Überzeugung, Privates und Berufliches trennen zu können. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie sich vorgestellt, wie es sein könnte, seine Brust zu berühren. Die Hand tiefer gleiten zu lassen …

In diesem Moment klopfte es an der Tür. Zum ersten Mal war Rachel froh, Paige zu sehen.

„Wenn er so heiß ist, wie du sagst, dann solltest du ihn vielleicht wissen lassen, dass du interessiert bist, Rachel.“

Rachel rieb sich Farbe von den Händen, während sie ihrem Telefon einen empörten Blick zuwarf. Da ihre beste Freundin am anderen Ende der Leitung den Blick nicht sehen konnte, musste sie es in Worte fassen: „Ich bin nicht interessiert.“ Und da sie wusste, dass Charlene weiter auf dem Thema herumreiten würde, setzte sie noch hinzu: „Hör mal, Cha, ich dachte, wenigstens du würdest mich verstehen. Du weißt, dass ich etwas dagegen habe, Privates und Berufliches zu vermischen. Außerdem habe ich mehr als genug zu tun.“

Charlene lachte. „Du hast immer viel zu tun. Falls ein Mann dich dazu bringen kann, einmal weniger zu arbeiten, dann hat er meine Stimme. Es wird wirklich Zeit, dass du etwas mehr Spaß hast.“

Rachel verdrehte die Augen. „Das musst du gerade sagen!“

„Machen wir uns nichts vor: Männer fliegen nicht so auf mich wie auf dich.“

Rachel wusste, es hatte keinen Zweck, Charlene zu widersprechen. Ihre Worte würden zum einen Ohr hinein- und zum anderen hinausgehen. Sie wünschte, Charlene würde endlich begreifen, dass sie attraktiv und sexy war.

Ihre beste Freundin war wohl die netteste Frau, die Rachel kannte, aber sie hatte kein Glück, wenn es um Dates oder Romantik ging. Rachel gab Charlenes Eltern die Schuld daran, da sie ständig ihrer älteren Tochter Candis den Vorzug gaben. Rachel fand, dass Charlene viele hervorstechende Eigenschaften hatte, nicht zuletzt eine wunderschöne Singstimme.

„Ich habe keine Lust, mit dir zu streiten, Cha. Du weißt, wie ich es hasse, wenn du dich klein machst.“

„Das tue ich nicht. Das sind Tatsachen.“

„Dann lass mich auch ein paar Tatsachen feststellen“, konterte Rachel. „Ich bin hier am Set den ganzen Tag von tollen Männern umgeben. Das einzige Problem ist, dass diese Männer auf die großen, langbeinigen Models stehen und nicht auf mich.“

Als Charlene nichts sagte, wusste Rachel, dass ihre Freundin etwas bedrückte. „Was ist los, Cha?“

Es dauerte einen Moment, bis Charlene seufzte. „Ich habe heute mit Mom gesprochen.“

Rachel ließ sich auf einen Stuhl sinken. Mrs Quinn war eine wahre Ausgeburt der Hölle, um es milde auszudrücken. Es gelang ihr immer wieder, die eine Tochter in den Himmel zu loben und gleichzeitig die andere in den Boden zu treten. „Und?“

„Candis hat es in die Bademoden-Ausgabe der Sports Illustrated geschafft und bleibt noch eine Weile in Paris.“

„Das ist ja prima. Du freust dich sicher für sie.“ Rachel wusste, dass sie das sagen konnte, weil Candis und Charlene trotz der Sticheleien ihrer Mutter ein gutes Verhältnis hatten.

„Ja, natürlich tue ich das.“

„Und?“

„Und was?“, fragte Charlene zurück.

Rachel musste an sich halten. Ihr Geduldsfaden drohte zu reißen. „Was hat deine Mutter noch gesagt?“

„Nur das Übliche. Dass sie nicht verstehen kann, warum Candis so hübsch ist und ich so hässlich, wo wir doch dieselben Eltern haben. Sie überlegt sogar, ob ich als Baby im Krankenhaus vertauscht worden bin. Sie hat es als Witz hingestellt, aber ich weiß, dass es ihr Ernst war.“

Rachel glaubte ihr, aber das wollte sie nicht sagen. Mit solch verletzenden Aussagen ihrer Mutter musste sich Charlene schon ihr ganzes Leben herumschlagen. „Du weißt, dass das Unsinn ist, Cha. Du hast so viel Ähnlichkeit mit deiner Mom, du kannst nur ihre Tochter sein.“

Rachel musste an ihre eigene Situation denken. Sie war bei ihrem Onkel Jacob und ihrer Tante Lily aufgewachsen, nachdem ihre Eltern tödlich verunglückt waren. Rachel war gerade knapp zwei Jahre alt gewesen, Sofia zehn. Ihre Tante und ihr Onkel waren wundervolle Ersatzeltern gewesen und hatten die beiden Mädchen wie die eigenen Kinder behandelt, die sie nie gehabt hatten. Nie hätten die beiden versucht, einen Keil zwischen die Schwestern zu treiben. Jeder hatte gewusst, dass Sofia in die Fußstapfen ihres Vaters treten und seinen Platz neben Onkel Jacob bei Limelight einnehmen wollte.

Obwohl alle es begrüßt hätten, wenn auch Rachel in die Firma eingetreten wäre, hatten sie sie nie unter Druck gesetzt. Und ihr war es mehr als genug, Sofia als ihre Agentin zu haben.

„Was hältst du davon, wenn wir am Wochenende ins Kino gehen“, schlug sie vor, weil sie ihre Freundin unbedingt auf andere Gedanken bringen wollte.

„Klingt super, aber hast du nicht zu viel zu tun?“

„Ich brauche etwas Abwechslung, und ich habe das Gefühl, das könnte dir auch nicht schaden.“

Kurze Zeit später begab Rachel sich in die Küche. Nachdem sie tagsüber nicht zum Essen gekommen war, plagte sie nun wirklich der Hunger. Auf dem Nachhauseweg hatte sie bei Botticello’s Place Halt gemacht, einem italienischen Restaurant, das den Eltern eines der Kameraleute gehörte. Sie mochte Jack Botticello und seine Eltern waren furchtbar nett. Wenn sie bei ihnen ein Gericht zum Mitnehmen bestellte, machten sie die Portion immer so groß, dass es für zwei Mahlzeiten reichte. So war es auch heute wieder. Es blieb noch genügend Lasagne für den nächsten Abend über.

Während des Essens ging sie im Geiste noch einmal den Tag am Set durch, insbesondere die Szenen, an denen Ethan Chambers beteiligt gewesen war. Sie musste an den Moment denken, als er das Zimmer eines Patienten betreten hatte. Er hatte eine unnachahmliche Haltung. Und erst die Stimme! Als er anfing zu sprechen, waren alle Augen und Ohren auf ihn gerichtet. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass er ein guter Schauspieler war. Die Rolle des Dr. Tyrell Perry schien ihm wie auf den Leib geschnitten.

Sie konnte es kaum erwarten, dass die neuen Folgen der Serie gesendet wurden. Wie würden die Zuschauer auf Ethan reagieren? Wahrscheinlich genauso wie alle, die am Set gewesen waren. Die Frauen lagen ihm mehr oder weniger zu Füßen und taten alles, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.

Irgendwann hatte er zwischen zwei Szenen zu einem Kameramann gesagt, er könne einen Kaffee vertragen. Drei Frauen, die es gehört hatten, rannten wie auf ein geheimes Kommando hin los, um seinen Wunsch zu erfüllen. Rachel spürte, dass ihr Verhalten ihm peinlich war. Das überraschte sie. Die meisten Männer hätten sich in dieser Aufmerksamkeit gesonnt. Aber es war sein erster Tag am Set. Zweifellos war es nur eine Frage der Zeit, bis er sich wie der Playboy verhalten würde, der er seinem Ruf zufolge war.

Unwillkürlich musste sie an seinen Besuch in ihrem Trailer denken. Hatte er bewusst versucht, sie nervös zu machen? Wollte er sie so kopflos machen wie Tina, Cindy und Nina bei ihrem Spurt nach dem Kaffee? Wahrscheinlich war er ebenso oberflächlich wie die anderen Frauenhelden in Hollywood. Unfassbar, dass sie sich für einen Moment tatsächlich zu ihm hingezogen gefühlt hatte! Aber sein Blick war einfach umwerfend. Der konnte eine Frau wirklich um den Verstand bringen.

Er hatte erwähnt, dass er aus Napa Valley kam. Später hörte sie, wie sich einige Kameraleute über seine Familie unterhielten. Erst dann begriff sie, dass er zu den Chambers gehörte. Es gab zwei landesweit bekannte Familien in Napa Valley, die Russells und die Chambers. Beide Familien produzierten auf ihren Weingütern einige der besten Weine Kaliforniens.

Okay, sie hatte für einen Moment die Selbstbeherrschung verloren und sich zu ihm hingezogen gefühlt. Das war eine Ausnahme. Sie kannte ihn jetzt und würde sich in Zukunft besser im Griff haben.

„Versprichst du es, Onkel Ethan?“

Ethan musste unwillkürlich lächeln. „Ja, versprochen.“

„Wirklich?“

„Wirklich.“

Seine sechsjährige Nichte Kendra konnte ihn mühelos um den Finger wickeln und sie wusste es. Als seine Eltern ihr erzählt hatten, dass Los Angeles in der Nähe von Disneyland war, hatte sie angefangen, ihm Fragen zu stellen. Vor allem interessierte sie, ob er schon Prinzessinnen gesehen hatte.

Allein ihre Stimme zu hören war eine Freude für ihn, denn seit Kendra vor drei Jahren ihre Mutter bei einem Autounfall verloren hatte, war sie sehr in sich gekehrt und sprach nur wenig. Nur bei ihm ging sie aus sich heraus.

„Daddy möchte mit dir sprechen, Onkel Ethan.“

„Okay, Sweetheart, und vergiss nie: Du bist mein Augenstern.“

„Vergesse ich nicht. Gute Nacht!“

Er hörte, wie sie den Hörer seinem Bruder gab. „Wie geht’s dir, Kleiner?“

Ethan musste lachen. Hunter war acht Jahre älter als er und ließ es ihn nie vergessen. Aber dennoch hatten sie ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Natürlich stritten sie manchmal wie alle Brüder, aber das hielt nie länger als ein paar Stunden vor. Außer das eine Mal vor einigen Jahren, als Hunter versucht hatte, ihn dazu zu bewegen, im Familienunternehmen zu arbeiten und seine Hollywood-Flausen, wie er es nannte, zu vergessen.

Ethan hatte seinen Traum dennoch verfolgt. Erst nach dem Autounfall, bei dem Hunters Frau umgekommen war, während er und seine Tochter überlebten, hatte Hunter seinen Bruder verstanden. Er hatte begriffen, dass das Leben kostbar und flüchtig war. Jeder musste die Zeit nutzen und seinen Traum leben.

„Alles im grünen Bereich. Kendra war heute sehr gesprächig.“

„Nur bei dir. Sie liebt ihren Onkel Ethan. Außerdem wollte sie dich nach den Prinzessinnen fragen.“

Ethan grinste. „Ja, das habe ich gemerkt. Was hat es denn damit auf sich?“

„Du hast ihr doch die DVD zu Der Froschkönig geschenkt. Sie hat sie sicher schon fünfmal gesehen. Und seitdem stehen Prinzessinnen bei ihr hoch im Kurs.“

Die Brüder sprachen noch ein paar Minuten miteinander, bevor Hunter den Hörer weiterreichte. Es tat Ethan immer gut, mit seiner Familie zu telefonieren, weil er sie alle sehr vermisste.

„Isst du auch vernünftig, Ethan?“ Eine typische Frage seiner Mutter!

Ethan warf einen Blick Richtung Mikrowelle, die natürlich ausgerechnet in diesem Moment mit einem lauten Ping! ankündigte, dass sein Essen fertig war. Dazu gönnte er sich ein Bier und zum Nachtisch sollte es ein Tütchen Erdnüsse geben, die er sich aus dem Automaten im Studio gezogen hatte. Ein wirklich ausgewogenes Mahl!

„Natürlich, Mom. Ich esse gut“, versicherte er rasch.

„Und hast du ein nettes Mädchen getroffen, das du mit nach Hause bringen möchtest?“

Das war ja wohl ein schlechter Scherz! Die letzten Frauen, mit denen er Dates gehabt hatte, hätte er nie seiner Familie vorstellen können. Aber dann stand ihm plötzlich das Gesicht der kleinen Elfe vor Augen. Sie würde passen, schoss es ihm durch den Kopf. Aus irgendeinem Grund mochte er sie, und das Knistern zwischen ihnen war mehr als auffällig gewesen, auch wenn sie erkennbar versucht hatte, es zu ignorieren.

Davon abgesehen – er hatte keine Zeit, Frauen kennenzulernen, weder nette noch andere. Er musste jeden Abend Text lernen, vor allem jetzt. Frasier war von seiner Arbeit heute sehr angetan gewesen und hatte für den nächsten Tag noch eine zusätzliche Szene angesetzt.

„Nein, Mom. Du brauchst noch keine Hochzeit für mich zu planen.“

Als er später zu Bett ging, musste er daran denken, wie gut es ihm ging. Seine Eltern waren bei guter Gesundheit. Hunter hatte seine Rolle als ältester Sohn ohne Murren angenommen und war in das inzwischen weit verzweigte Familienunternehmen eingestiegen.

So sehr Ethan Napa Valley liebte – es war ihm doch immer klar gewesen, dass die Firma ihm nicht so im Blut lag wie seinem Bruder. Nach dem College war er nach Hause zurückgekehrt und hatte versucht, einen Platz in der Firma zu finden, aber er war dabei nicht glücklich gewesen. Hunter hatte vermutet, es sei nur eine Frage der Zeit, aber es hatte sich nicht geändert. Also hatte Ethan nach einem Jahr beschlossen, seinen Traum zu verfolgen.

Und nun war er hier in Los Angeles und arbeitete an der Karriere, die er sich immer ersehnt hatte. Geld war dabei nie ein Thema gewesen – einerseits, weil seine Großeltern ein Treuhandkonto für ihn eingerichtet hatten, andererseits wegen der Anteile, die er am Unternehmen seiner Familie hielt. Natürlich kam es immer wieder einmal vor, dass irgendein Reporter wissen wollte, wieso ein Mann mit seinem Vermögen noch arbeiten wollte. „Arm oder reich, jeder hat seine Träume“, konnte er darauf nur antworten.

Er schaltete das Licht aus. Die Arbeit am Set war heute besser gelaufen als erwartet. Der Text hatte ihm keine Probleme bereitet und für eine Weile war er wirklich Dr. Tyrell Perry gewesen. Zur Vorbereitung hatte er sich Arztfilme angesehen und sogar drei Monate lang in einem Krankenhaus gearbeitet. Seither war sein Respekt für die medizinischen Berufe noch größer geworden.

Während er an die Decke starrte, wanderten seine Gedanken zu der Frau, die er kennengelernt hatte. Rachel Wellesley. Sie hatte irgendetwas an sich, das ihn anzog wie ein Magnet. Etwas, das er einfach hinreißend fand. Sogar unter den attraktiven Model-Typen am Set war sie noch etwas Besonderes.

Und als sie sich dann über ihn gebeugt hatte, um irgendein Puder über sein Gesicht zu stäuben, hatte er ihren Duft eingesogen. Mit geschlossenen Augen hatte er ihn genossen und sich dabei alles Mögliche vorgestellt. Es war ein zarter Duft, aber intensiv genug, um seine Sinne zu erregen.

Mehr als einmal hatte er sich später in Erinnerung rufen müssen, dass er sie überhaupt nicht kannte. Es war verrückt, ihretwegen den Kopf zu verlieren. Alles hatte er erwartet, aber nicht, von einer Frau wie ihr vom ersten Moment an fasziniert zu sein. Er lächelte, während er daran dachte, wie oft sie einander in die Augen gesehen hatten und wie oft sie sich bemüht hatten, genau das zu vermeiden.

Er wusste, dass er sich auf seine Arbeit konzentrieren musste. Er durfte sich nicht ablenken lassen. Das klang einfach genug, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass es das Schwerste war, das er sich je vorgenommen hatte.

3. KAPITEL

„Ruhe bitte!“

„Klappe vier, die Erste!“

„Action!“

Rachel saß still auf ihrem Stuhl und sah zu, wie die Szene abgedreht wurde. Plötzlich hörte sie zwei Frauen, Paige und die Schauspielerin Tae Shawna Miller, ziemlich laut hinter sich flüstern. Es ging um Ethan Chambers und darum, was für ein attraktiver Mann er doch war. Rachel musste an sich halten, um sich nicht umzudrehen und sie darauf hinzuweisen, dass während eines Drehs absolutes Redeverbot unter den Zuschauern herrschte. Hätte sie etwas gesagt, hätte sie selbst gegen die Regel verstoßen.

Sie konnte nur hoffen, dass die beiden irgendwann den Mund hielten. Irritierend war, dass Paige dabei war. Als Produktionsassistentin hätte sie es wirklich besser wissen sollen.

Rachel wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Szene zu, die gerade gedreht wurde. Sie konnte nicht umhin zu bewundern, wie flüssig Ethan seinen Text sprach. Er war perfekt in der Rolle des sexy Doktors mit der rauen Schale, die nur von seinen Patienten erweicht werden konnte. Und allem Anschein nach erhielt die Geschichte eine neue Wendung. Dr. Perry entdeckte die Liebe – in Form einer neuen Kollegin, der verwitweten Dr. Sonja Duncan.

Rachel war am Set gewesen und hatte sich mit einem Kameramann unterhalten, als Ethan am Morgen eingetroffen war. Sofort hatten sich alle Blicke der anwesenden Frauen ihm zugewandt. Wieso verloren die Frauen nur so schnell den Kopf beim Anblick eines attraktiven Mannes? Sie musste zugeben, dass sie am Vortag selbst ein gewisses Herzflattern in seiner Nähe verspürt hatte, aber das war ja noch kein Grund, sich wie ein verzücktes Schulmädchen zu benehmen.

„Aus! Ruhe am Set bitte!“

Frasier sah Paige und Tae Shawna an und runzelte die Stirn. Er wusste genau, wer gesprochen hatte, und vom Regisseur zur Ordnung gerufen zu werden war ungut. Sie hatten dafür gesorgt, dass Zeit vergeudet wurde, und alle wussten, dass Frasier das nicht mochte.

„Action!“

Jetzt war es mucksmäuschenstill, während die Szene sich weiter entwickelte. Dr. Tyrell Perry und Dr. Sonja Duncan diskutierten den Zustand eines Patienten. Es war offensichtlich, dass die beiden sich zueinander hingezogen fühlten. Die Fernsehzuschauer wussten bereits aus einigen Rückblenden, dass Sonjas verstorbener Mann, ebenfalls ein Arzt, umgekommen war, als eine Gang, die es auf einen Patienten abgesehen hatte, die Notaufnahme stürmte und wild um sich schoss. Dabei waren der Arzt, eine Schwester und einige wartende Patienten tödlich verletzt worden.

Da Dr. Duncan nur als Gastrolle im Drehbuch eingetragen war, ging Rachel davon aus, dass die Romanze bald ein Ende finden würde. Noch war jedoch unklar, auf welche Weise. Frasier war bekannt dafür, seine Zuschauer über viele Szenen hinweg im Unklaren zu lassen, also konnten sie nur raten, wie es weitergehen würde. Während Rachel den beiden Schauspielern zusah, fragte sie sich unwillkürlich, ob die Chemie zwischen ihnen auch hinter der Kamera stimmte.

Bisher hatte sie noch keine Chance gehabt, Livia, die Dr. Duncan spielte, näher kennenzulernen. Beim Make-up und anschließend in der Garderobe hatten sie sich kaum unterhalten. Ihr erster Eindruck war, dass Livia ebenso oberflächlich war wie viele der anderen Hollywood-Schauspielerinnen. Sie hatte den Ruf, ein Party-Girl zu sein, und war ebenso häufig Thema in der Regenbogenpresse wie Ethan. Es würde also durchaus passen, wenn die beiden sich nicht nur vor der Kamera mochten.

„Aus! Gute Arbeit! Wir verlängern die Mittagspause um eine Stunde und treffen uns pünktlich wieder am Set.“

Rachel war dankbar für die zusätzliche Stunde. Es schien, dass auch die anderen Frasiers Großzügigkeit nutzen wollten – auf mehr als eine Art. Aus den Augenwinkeln beobachtete Rachel, wie einige Frauen in Ethans Richtung strebten. Sie verdrehte die Augen. Hatten sie denn überhaupt kein Schamgefühl? Interessanterweise ging Livia gleich nach draußen, so als sei der Tumult um Ethan ihr völlig gleichgültig.

Kopfschüttelnd wandte Rachel sich ab, um ihre Handtasche zu holen. Sie wollte die freie Zeit nutzen, um noch einige Besorgungen zu machen.

Ethan sah Rachel zur Tür gehen, bevor seine Aufmerksamkeit wieder von den zwei Frauen vor ihm beansprucht wurde. Tae Shawna hatte ihn doch tatsächlich eingeladen, am Abend zum Nacktbaden in ihrem Pool zu kommen. Natürlich hatte er abgelehnt. Paige hatte sich erneut erboten, ihm beim Textlernen zu helfen. Auch das hatte er abgelehnt. Aus irgendeinem Grund lagen die beiden ihm nicht. Wenn er ehrlich war, interessierte ihn im Moment überhaupt keine Frau – abgesehen von der, die gerade davoneilte.

„Wo isst du zu Mittag, Ethan? Wir würden uns freuen, wenn du uns begleitest“, lud Paige ihn ein.

„Danke, aber ich muss noch ein paar Dinge erledigen.“ Es war gelogen, aber er fand, dass es eine verzeihliche Notlüge war.

„Kein Problem. Vielleicht können wir dabei helfen und dann …“

„Vielen Dank, aber das ist nicht nötig.“ Er zog die Wagenschlüssel aus der Hosentasche. An sich hatte er das Geschenk für Kendra erst am Wochenende kaufen wollen, aber warum nicht jetzt, wenn er die beiden Frauen damit loswerden konnte? „Wir sehen uns dann später!“

Für einen Moment sah es so aus, als wollte Paige sich ihm anschließen, aber dann gab sie auf. „Okay, dann bis später.“

Er eilte zum Ausgang und erreichte die Tür im selben Moment wie jemand anderes. Ihre Hände trafen sich am Griff. Er wusste sofort, dass sie es war – ihr Duft hatte sie verraten.

„Entschuldigung.“

„Entschuldigung.“ Sie sagten es fast wie aus einem Mund. Er trat beiseite, um ihr den Vortritt zu lassen. „Ich sehe, du willst die Extrastunde auch nutzen.“

Rachel lächelte ihn an. „Ich glaube, das wollen alle.“ Sie warf einen Blick über seine Schulter. „Wo ist dein Fanclub?“

Langsam ließ er seinen Blick über ihr Gesicht wandern. Er registrierte ein süßes kleines Grübchen in ihrem Mundwinkel. Wie hatte ihm das gestern entgehen können? „Mein Fanclub?“

„Ja.“

Sie gingen zusammen Richtung Parkplatz.

„Vertrau mir, auf einige Fans kann man gern verzichten.“

„Und ich soll dir glauben, dass es dir nicht schmeichelt?“

„Genau das sollst du.“

Sie blieb stehen und er tat es ihr gleich. „Wieso spielt es eine Rolle, was ich glaube?“

Ethan musste zugeben, dass die Frage berechtigt war. Wieso war es ihm wichtig, was sie dachte? Er wusste die Antwort sofort: Er mochte sie, und würde sie gerne näher kennenlernen. Es war nur so, dass er dafür keine Zeit hatte. Er musste sich auf seine Rolle konzentrieren. Sein Beruf hatte Vorrang. Er hatte seit sechs Monaten keine Frau gehabt und konnte das noch weitere sechs Monate oder länger so halten.

Aber das hieß nicht, dass er und Rachel nicht Freunde sein konnten. Dass sie sich gestern zueinander hingezogen gefühlt hatten, ließ sich nicht ändern. Schließlich war sie eine attraktive Frau und er ein heißblütiger Mann. Aber solange sie alles unter Kontrolle hielten, sprach nichts gegen eine Freundschaft.

„Es spielt eine Rolle, weil ich es schön fände, wenn wir Freunde sein könnten.“

Sie schob sich eine Strähne aus der Stirn. „Und wieso möchtest du das?“

„Mir ist gestern aufgefallen, dass du richtig nett bist.“ Er schmunzelte. „Du hast dich nicht über mein Lampenfieber lustig gemacht. Und es ist offensichtlich, dass alle am Set dich mögen, vom Hausmeister bis hin zu den Bossen. Du kannst also kein allzu schlechter Mensch sein. Außerdem – du und Livia, ihr seid die beiden einzigen Frauen hier, in deren Gesellschaft ich mich wohlfühle.“

Sie hob eine Braue. „Livia?“

„Ja.“

„Es geht mich ja nichts an, aber ich dachte, dass zwischen euch vielleicht etwas läuft.“

„Das tut es – vor der Kamera. Sie soll während der nächsten Episoden meine neue Liebe spielen.“

Rachel nickte. „Eure Szenen waren ziemlich überzeugend.“

Ethan lachte leise. „Wir sind Schauspieler. Wir müssen überzeugend sein.“ Er warf einen Blick auf die Uhr. „Ich muss mich beeilen. Ich möchte im Disney Store etwas für meine kleine Nichte kaufen. Sie steht im Moment auf Prinzessinnen, deswegen dachte ich an eine Prinzessinen-Puppe.“

„Du hast eine Nichte?“

„Ja. Kendra. Sie ist die Tochter meines Bruders, und ich gebe es nur ungern zu, aber sie ist einfach perfekt.“

Rachel musste lachen. „Das glaube ich dir. Es gibt einen Disney Store hier ganz in der Nähe am Hollywood Boulevard. Ich will selbst in die Richtung, um etwas aus dem Laden für Künstlerbedarf zu holen.“

„Hast du etwas dagegen, wenn wir zusammen gehen?“

„Nicht, solange wir nicht über die Arbeit reden. Wir brauchen etwas Abstand.“

Er ließ die Wagenschlüssel in der Hosentasche verschwinden. Es war ein herrlicher Augusttag und er hatte eine wunderbare Frau an seiner Seite. Besser konnte es doch nicht sein. „Worüber wollen wir reden?“, wollte er wissen.

„Über dich.“

„Heh, wir haben uns gestern schon über mich unterhalten.“

„Richtig, aber eigentlich weiß ich nur, dass du aus Napa Valley kommst und dass du eine Nichte hast.“ Sie lachte. „Ich könnte natürlich von dem ausgehen, was ich über dich gehört und gelesen habe …“

„In der Regenbogenpresse …“

„Nein, die lese ich nicht. Und es wäre schön, wenn es auch sonst niemand täte, weil diese Magazine dann ihren Betrieb einstellen könnten.“

„Du hältst nichts vom Recht der Pressefreiheit?“

„Doch, nur neunzig Prozent dessen, was sie schreiben, dürfte erfunden sein. Aber das ist wohl der Preis dafür, ein Star zu sein.“

„Ja, das ist ein Nachteil, das gebe ich zu. Aber solange ich selbst weiß, was wirklich wahr ist, mache ich mir darum keine Gedanken.“

„Ich hasse es, im Scheinwerferlicht zu stehen.“

Er fragte sich, wie sie dem entkommen konnte, wenn sie eine Wellesley war. Die Agentur ihrer Familie war seit fast dreißig Jahren so eng mit der Filmindustrie verwoben, dass die Wellesleys in Hollywood ein fester Begriff waren.

Er hatte Recherchen zu Limelight angestellt, als er aus dem Ausland in die Staaten zurückgekehrt war. Er hatte sogar erwogen, sie zu bitten, sein Management zu übernehmen, bis er sich für Curtis entschieden hatte – den Freund eines Freundes, dem er noch einen Gefallen geschuldet hatte. Aber er würde nicht zögern, sich an Limelight zu wenden, wenn sein Vertrag mit Curtis beendet war. Nach allem, was er gehört hatte, waren die Künstler, die sich von Limelight vertreten ließen, mehr als angetan von dem Service der Agentur.

„Es stört mich nicht, im Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stehen“, erklärte er. „Es ist ein Teil des Berufs. Davon abgesehen ist meine Familie in Napa Valley ziemlich bekannt. Daher bin ich es gewöhnt, dass mir jemand ein Mikrofon vor die Nase hält – nur, um mich dann falsch zu zitieren.“ Er erinnerte sich, mehrmals der Playboy Chambers genannt worden zu sein, während Hunter immer als der verantwortungsbewusste Chambers dargestellt wurde.

„Macht dir das nichts aus?“, wollte Rachel wissen.

„Es macht wohl jedem etwas aus, wenn die Wahrheit verbogen wird, und ich bin da keine Ausnahme. Aber ich lasse mich davon nicht um den Schlaf bringen.“ Er musterte sie – und spürte, dass es ihr anders gehen würde. Es musste einen Grund dafür geben. Er hielt die Frage zurück. Er hatte kein Recht, in sie zu dringen. Die Frau schuldete ihm nichts, schon gar nicht eine Offenlegung ihrer tiefsten Gefühle. Sie waren nicht verheiratet. Nicht einmal ein Paar. Und würden es nie sein.

Nein, bei ihr wollte er es mit Freundschaft versuchen.

Rachel empfand Ethans Nähe wie eine warme Umarmung. Das war umso erstaunlicher, als sie beschlossen hatten, nur Freunde zu sein. Die Entscheidung war ganz in ihrem Sinne. Sie hätte es nicht anders haben wollen. Sie trennte Berufliches und Privates, und sie hatte zu viel Arbeit, um sich auf mehr als auf Freundschaft einzulassen.

Der letzte Mann, mit dem sie ein Verhältnis gehabt hatte, war Theo Lovett gewesen. Das war schon einige Jahre her. Sie waren fast sechs Monate ein Paar gewesen, als sie durch Zufall herausfand, dass er sich nur für sie interessierte, um über sie Zugang zur Agentur ihrer Familie zu bekommen. Sie hatte ungewollt sein Gespräch mit einem Freund belauscht, als er sie noch unter der Dusche vermutete. Mit seiner Behauptung, er habe nur einen Spaß gemacht, konnte er sie nicht umstimmen. Noch am selben Tag setzte sie ihn vor die Tür.

Mit einem Kopfschütteln kehrte sie in die Gegenwart zurück. Offensichtlich hatte sie verpasst, was Ethan in der Zwischenzeit gesagt hatte, denn inzwischen sprach er über ein anderes Thema: seine Familie.

„Mein älterer Bruder heißt Hunter. Wir sind acht Jahre auseinander.“

Sie sah zu ihm hinüber. Obwohl er so viel größer war als sie, schienen ihre Schritte perfekt aufeinander abgestimmt.

„Das ist ja fast wie bei meiner Schwester und mir. Sie ist neun Jahre älter als ich.“

„Wirklich? Hat sie auch immer versucht, dich zu bevormunden?“

„Das kann man wohl sagen. Unsere Eltern sind bei einem Flugzeugabsturz umgekommen. Unsere Tante und unser Onkel haben uns adoptiert, aber irgendwie fand Sofia immer, sie sei für mich verantwortlich. Erst als sie zum College ging, konnte ich etwas freier atmen.“

„Und steht ihr euch jetzt nahe?“

„Ja, sehr. Wie ist es bei dir und deinem Bruder?“

„Wir haben auch ein sehr gutes Verhältnis – obwohl er mich früher wirklich genervt hat. Aber jetzt weiß ich zu würdigen, dass er mich immer vor unseren Eltern gedeckt hat.“

„Was hat denn deine Familie gesagt, als du dich dafür entschieden hast, deinen eigenen Weg zu gehen?“

„Sie haben sich nicht gerade überschlagen vor Begeisterung. Aber ich glaube, Hunter hat mehr darunter gelitten als meine Eltern. Die Chambers sind seit Generationen im Weingeschäft. Ich war der Erste, der etwas anderes wollte. Mein Bruder hat mich unter Druck gesetzt, damit ich noch blieb, aber irgendwann hat er eingesehen, dass es keinen Zweck hatte.“

Er legte ihr eine Hand auf den Rücken, als andere, die es offensichtlich eilig hatten, sie überholten. Sie spürte die Wärme seiner Berührung durch ihre Bluse. Und plötzlich waren sie wieder da: die Schmetterlinge in ihrem Bauch.

„Was ist mit deiner Familie?“, fragte er. Offensichtlich merkte er nicht, welche Wirkung seine Berührung auf sie ausübte.

„Nachdem ich Onkel Jacob und Tante Lily erklärt hatte, was ich wollte, waren sie einverstanden. Sie wollten, dass ich das tue, was mich glücklich macht. Sofia fand anfangs, dass ich es unseren Eltern schuldig wäre, in der Agentur mitzuarbeiten, aber irgendwann hat auch sie eingesehen, dass ich etwas anderes brauche.“ Rachel lächelte versonnen. „Im Gegenzug habe ich Limelight Entertainment erlaubt, mich zu managen.“

Sie erreichten das Tor am Eingang zum Studiogelände. Jetzt mussten sie darauf gefasst sein, von Paparazzi entdeckt zu werden. Rachel bemerkte, dass Ethan sich eine Sonnenbrille aufgesetzt hatte. Er trug immer noch den Arztkittel und ein Stethoskop um den Hals. Vielleicht hielt man ihn so für einen Arzt, der gerade eine Pause machte.

Sie zog auch eine Sonnenbrille aus der Tasche, obwohl es Jahre her war, dass sie zuletzt von Paparazzi belästigt worden war. Als sie noch jünger war, interessierten sie sich sehr für die beiden Wellesley-Erbinnen. Sie hatte ihre Fragen immer als aufdringlich und unangenehm neugierig empfunden. Das war der Hauptgrund, wieso sie es vorzog, nicht mehr in ihr Blickfeld zu geraten.

Rachel sah zu Ethan hinüber, als er seine Hand wieder auf ihren Rücken legte. Sie beschleunigten die Schritte, um auf die andere Straßenseite zu gelangen, bevor die Ampel wieder umsprang. Ihr Puls begann zu rasen, was allerdings wenig mit ihrem Tempo zu tun hatte. Sie musterte Ethan verstohlen. Der Arztkittel sah an ihm unglaublich sexy aus. Sexy? Waren sie nicht überein gekommen, nur Freunde zu sein? Es hatte überhaupt nichts zu bedeuten, dass sie einiges gemein hatten. Zum Beispiel die Tatsache, dass sie sich ihren eigenen Weg gesucht hatten, statt auf vorgezeichneten Bahnen zu bleiben. Oder dass sie beide aus bekannten Familien stammten. Und ältere Geschwister hatten, die ihr Leben bestimmen wollten.

Rachel sah sich unauffällig um und atmete erleichtert auf, als sie nirgends Paparazzi entdeckte. Aber letztlich konnten sie überall auftauchen. Mit etwas Glück gingen Ethan und sie als ein ganz normales Pärchen in der Mittagspause durch.

Ein Pärchen, das nur befreundet war.

„Du bist wirklich ein guter Onkel!“

Ethan nahm das Wechselgeld entgegen, das das junge Mädchen an der Kasse des Disney Stores ihm gab. Hätte er seine Kreditkarte benutzt, wäre er aufgeflogen. Er sah, dass die junge Frau ihn durchdringend musterte, so als wolle sie herausfinden, ob er wirklich nur ein Arzt war oder jemand, den sie kennen sollte.

„Ich hoffe, die Kleine sieht es auch so“, bemerkte er an Rachel gewandt. „Ich bezweifle, dass Hunter weitere Kinder haben wird.“ Er nahm die Tragetasche mit der Puppe entgegen.

„Wieso?“

„Er hat seine Frau bei einem Autounfall verloren“, erklärte er auf dem Weg zum Ausgang. „Annettes Tod war ein ziemlicher Schock für ihn. Seither hat er sich auf keine ernsthafte Beziehung mehr eingelassen. Es ist jetzt drei Jahre her.“

„Wie traurig.“

„Das kann man sagen. Hunter und Kendra waren auch mit im Wagen, aber sie hatten nur leichte Verletzungen. Kendra war damals drei. Sie hat unter dem Verlust ihrer Mutter sehr gelitten. Sie hat sich ganz in ihre eigene Welt zurückgezogen und aufgehört zu sprechen.“

Rachels Blick spiegelte tiefes Mitgefühl. „Wie schrecklich für das Kind.“

Ethan atmete tief durch. Er fragte sich, wieso er diese Dinge mit einer Frau teilte, die er gerade erst kennengelernt hatte. Aber Rachel war so ganz anders als die Frauen, die er sonst traf. Bei ihr hatte er nicht das Gefühl, dass sie sich gleich auf ihn stürzen würde. Es war, als sähe sie ihn als einen Menschen, nicht als ein Sexsymbol. Das gefiel ihm.

„Inzwischen spricht sie wieder, aber nicht so viel, wie es in ihrem Alter üblich wäre“, erklärte er. „Und mit einigen Menschen redet sie mehr als mit anderen. Dazu gehöre auch ich. Es hat eine Weile gedauert, bis sie wieder so viel Vertrauen gefasst hatte.“

Er warf einen Blick auf die Uhr. Es wurde Zeit für den Rückweg. Sie hatten bereits einige Pinsel für Rachel gekauft. Sie hatte ihm erklärt, dass sie hin und wieder Lust hatte zu malen, und hatte versprochen, ihm irgendwann einmal etwas von ihren Arbeiten zu zeigen.

Als sie zum Studio zurückkamen, musste er sich eingestehen, dass er die Zeit mit Rachel sehr genossen hatte. Er freute sich, sie zur Freundin zu haben. Plötzlich schoss ihm ein neuer Gedanke durch den Sinn. Was, wenn sie mehr als nur Freunde würden? Er zwang sich, den Gedanken rasch wieder zu vergessen.

Er sah zu ihr hinüber und bemerkte, wie sie den Blick suchend umherschweifen ließ. Er spürte, dass sie nervös war wegen irgendwelcher Paparazzi. Das war er auch, aber nur weil er wusste, dass es sie störte. Obwohl er sich gerade erst geschworen hatte, nicht in sie zu dringen, konnte er die Frage nicht zurückhalten: „Wieso hast du solche Angst vor den Paparazzi, Rachel?“

Er bemerkte ihre Überraschung und vermutete, dass ihre Gründe tief saßen.

„Ich mag sie eben nicht.“

Sie versuchte, ruhig zu wirken, so als sei seine Frage belanglos, aber er spürte, dass es anders war. „Warum nicht?“, hakte er nach.

Er hatte die Hoffnung auf eine Antwort schon aufgegeben, als sie plötzlich sagte: „Ich habe dir ja gesagt, dass meine Eltern noch vor meinem zweiten Geburtstag umgekommen sind. Da mein Onkel und meine Tante uns adoptierten, wurden meine Schwester und ich bekannt als die Limelight – Erbinnen. Aus irgendeinem Grund hatten die Paparazzi es ständig auf uns abgesehen. Ich kann dir nicht sagen, wie oft mir irgendjemand ein Mikrofon vor die Nase gehalten oder mich am Zopf gezogen hat, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Es war wirklich … beängstigend, und es wurde erst besser, als ich aufs College ging. Als ich zurückkam, war das Interesse glücklicherweise auf andere Personen übergegangen. Aber hin und wieder kommt es doch noch vor, dass jemand sich dafür interessiert, was aus den Limelight – Mädchen geworden ist. Sofia macht das nichts aus, im Gegenteil, sie nutzt es für ihre eigenen Interessen.“

Ethan dachte über das, was sie gesagt hatte, nach. Die Vorstellung, dass jemand ein Kind belästigte, um an eine Geschichte zu kommen, brachte ihn auf. Und dass dieses Kind Rachel gewesen war, verstärkte den Ärger nur noch. Es erstaunte ihn selbst, dass er sich als ihr Beschützer fühlte.

Er glaubte, im hintersten Winkel seines Kopfes so etwas wie eine Alarmsirene schrillen zu hören, aber er beschloss, sie zu ignorieren …

4. KAPITEL

Rachel stand am Fenster des Arbeitszimmers ihres Onkels und sah auf den Ozean hinaus. Die Sonne ging gerade unter und sie genoss den Anblick. Genauso wie sie die Dreharbeiten der vergangenen zwei Wochen genossen hatte.

Frasier und John waren begeistert von dem Tempo, mit dem es voranging. Ethan war die ideale Besetzung des Dr. Perry, und die beginnende Romanze zwischen dem abweisenden Doktor und der widerstrebenden Dr. Duncan hatte Fahrt aufgenommen. Am Vortag hatten sie eine Liebesszene gedreht, die die Temperatur am Set ziemlich in die Höhe getrieben hatte – soweit es die familientaugliche Sendezeit zuließ.

Rachel konnte ehrlich sagen, dass die Arbeit ihr sehr viel Spaß machte. Sie freute sich jeden Morgen darauf, ins Studio zu gehen. Je mehr Zeit Ethan und sie miteinander verbrachten, desto mehr unterhielten sie sich und vertieften ihre Freundschaft. Oft lästerten sie heimlich über die Frauen, die sich bemühten, Ethans Interesse zu wecken. Einige gingen wirklich aufs Ganze. Zum Beispiel Jasmine Crowder. Sie hatte ihn gebeten, in ihren Trailer zu kommen, um ein Bild aufzuhängen, das vom Haken gefallen war. Statt selbst zu gehen, schickte Ethan einen der Kameraleute. Der Arme bekam fast einen Schlag, als er den Trailer betrat und sich einer halbnackten Jasmine gegenübersah, die sich lasziv auf dem Sofa räkelte.

Das war nur einer der vielen Versuche gewesen, Ethan zu verführen – und ein weiterer, dem er glücklich entgangen war. Sein Verhalten beeindruckte Rachel. Inzwischen hatte sie ihre Meinung geändert und sah in ihm nicht mehr den oberflächlichen Playboy, sondern einen hart arbeitenden Schauspieler. Das war eine weitere Gemeinsamkeit, die sie teilten: Sie nahmen ihre Arbeit ernst.

„Lily meinte, hier würde ich dich finden.“

Rachel wandte sich lächelnd um, als sie die tiefe Stimme ihres Onkels hörte. Er und seine Frau waren nach dem Tod ihrer Eltern immer für sie dagewesen. Rachel war glücklich darüber, in einer Familie aufgewachsen zu sein, in der sie das Gefühl haben konnte, bedingungslos geliebt zu werden – so wie sie war und unabhängig davon, was sie beruflich tun wollte.

Sie hatte von ihrer Tante und ihrem Onkel erfahren, dass ihre Mutter eine erfolgreiche Künstlerin gewesen war. Mehrere von Vivian Wellesleys Bildern hingen hier im Haus wie auch in verschiedenen Kunstgalerien und Museen überall im Land. Vivian hatte ihr Talent und ihre Liebe zur Malerei an ihre Tochter weitergegeben.

So wie Sofia eindeutig nach ihrem Vater schlug. Sie hatte erfolgreich seinen Platz in der Firma eingenommen. Fast neun Jahre lang war Sofia das einzige Kind und somit selbstverständlich der ganze Stolz ihrer Eltern gewesen. Sie hatte ihren Vater vergöttert und tat es immer noch, obwohl ihre Eltern nun schon fünfundzwanzig Jahre tot waren. Für Sofia war John Wellesley einer der größten Männer, die je gelebt hatten.

Der Mann, der Rachel jetzt gegenüberstand, war Johns Zwillingsbruder.

„Onkel Jacob!“ Rachel umarmte ihn. Sie kannte Fotos der beiden Brüder. Einen zu sehen, bedeutete auch, den anderen zu sehen. Hätte ihr Vater gelebt, wäre er zu einem solch distinguierten Herrn gereift. Mit seinen fünfundfünfzig Jahren strahlte ihr Onkel viel Charme aus und ein Charisma, das einfach umwerfend war. Ethan hatte ihr von der engen Beziehung zu seiner Nichte erzählt, und sie konnte dieses Verhältnis gut nachvollziehen, weil sie dasselbe mit ihrem Onkel verband.

„Welchem Umstand habe ich denn die Ehre deines Besuches zu verdanken?“ Er betrachtete sie aufmerksam von Kopf bis Fuß. „Hm, ich sehe nichts, was gebrochen wäre oder sonst wie lädiert. Dabei habe ich immer noch einen Vorrat an Verbandsmaterial parat.“

Rachel musste lachen. Als Kind war sie ein rechter Wirbelwind gewesen. Und jedes Mal, wenn sie sich verletzt hatte, war sie zu ihrem Onkel gerannt, damit er ihre Wehwehchen heilte.

„Komm schon, Onkel Jacob! Es ist ja nicht so, dass ich nie zu Besuch käme“, verteidigte sie sich lachend.

„Seit du an das andere Ende der Stadt gezogen bist, sehen wir nicht mehr allzu viel von dir.“

Rachel nagte an ihrer Unterlippe. Ihre Tante und ihr Onkel besaßen neben diesem Apartment mit Meerblick in Malibu Beach noch die riesige Villa in Beverly Hills. Vor einigen Monaten hatte sie sich ein Haus am Rande Hollywoods gekauft. Vorher hatte sie ganz in der Nähe zum Rodeo Drive gewohnt. Dort hatte es ihr gut gefallen, bis einer der Jonas Brothers in den Wohnkomplex gezogen war. Seither wimmelte es dort von Paparazzi und sie hatte sich ausgerechnet, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bevor sie auch auf sie stießen.

„Ich brauchte mehr Freiraum.“ Sie wusste, dass ihr Onkel sie verstehen würde. Es war kein Geheimnis, dass sie es nicht gerade liebte, in der Öffentlichkeit zu stehen.

Er nickte. „Und wann lädst du uns zum Essen in dein neues Domizil ein?“

Sie lachte laut auf. Alle wussten, dass sie nicht kochen konnte. Sie hatte es ein paarmal versucht, aber es war jedes Mal ein Fiasko gewesen. Anschließend hatte sie für sich befunden, dass es so viele Restaurants gab, in denen man gut essen konnte, dass es nicht nötig war, sich und anderen den Magen mit ihren Kochkünsten zu verderben.

„Sobald ich alles eingeräumt habe. Im Moment stehen immer noch diverse Kisten herum. Ich hatte im Studio einfach zu viel zu tun. Außerdem ist da noch das Bild, das ich vor der großen Wohltätigkeitsgala im nächsten Monat fertig malen möchte.“

„Ich verstehe.“ Jacob Wellesley führte sie zum Sofa, damit sie sich zu ihm setzen konnte. „Du bist eine sehr beschäftigte Lady, genau wie damals deine Mutter. Wir haben immer versucht, ihr klarzumachen, dass ein Tag nur eine begrenzte Anzahl von Stunden hat, aber sie versuchte dennoch, immer viel zu viel darin unterzubringen.“

Rachel musste unwillkürlich lächeln. Sie liebte es, wenn ihr Onkel und ihre Tante von ihren Eltern erzählten.

„Und wie läuft es im Studio? Frasier verlangt nicht zu viel von dir, oder?“

Frasier Glenn war ein alter Freund ihres Vaters gewesen und stand auch ihrem Onkel sehr nah. Er war einer von Limelights ersten Klienten gewesen. Bei ihrem Bewerbungsgespräch für die Stelle bei Paging the Doctor hatte Frasier ihr offen gesagt, dass er sie aufgrund ihrer eigenen Verdienste einstellte und nicht wegen seiner langjährigen Freundschaft mit ihrer Familie. Dafür war sie ihm sehr dankbar gewesen.

„Nein, nein, John und Frasier sind wunderbar. Ich lerne sehr viel von ihnen.“ Sie lehnte sich in die Kissen zurück.

„Ich habe gehört, der Vertrag von Eric Woods ist nicht verlängert worden.“

„Das stimmt, aber es war nicht anders zu erwarten, so wie er sich verhalten hat. Jetzt verbreitet er in der Regenbogenpresse, dass die Kündigung aus heiterem Himmel kam.“

Jacob schüttelte den Kopf. „Ich bin sicher, er hat es gewusst. Frasier ist immer offen. Wenn er entscheidet, jemanden rauszuwerfen, dann sagt er auch, warum. Eric versucht einfach nur, sein Gesicht zu wahren. Alle wissen, dass seine letzten Filme gefloppt sind. Bei seinen Launen dürfte es schwer sein, einen Regisseur zu finden, der noch bereit ist, mit ihm zu arbeiten.“

Rachel nickte. „In der neuen Staffel hat sich einiges verändert. Sie haben einen neuen Doktor ins Drehbuch geschrieben und ich bin überzeugt, er wird die Quoten in die Höhe treiben.“

„Wirklich? Wer ist es?“

„Ethan Chambers.“

Ein leichtes Lächeln umspielte Jacobs Lippen. „Ich bin Chambers nie begegnet, aber ich habe viel von ihm gehört. Es heißt, er wird es weit bringen. Er hat gute Kritiken bekommen für den Gastauftritt bei CSI im letzten Jahr. Und dann ging das Gerücht um, er soll zum Sexiest Man of the Year gewählt werden. Das würde seiner Karriere auch nicht gerade schaden.“

Rachel konnte sich gut vorstellen, dass Ethan in der engeren Wahl war. Ihre Stimme hätte er ganz eindeutig.

„Und wie macht Chambers sich?“

„Ich finde, er spielt hervorragend. Es ist allerdings schwierig, die Frauen am Set dazu zu bringen, sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren, wenn er da ist.“

„Mmh, ist das so?“

Sie lächelte, weil sie sich vorstellen konnte, was ihr Onkel jetzt dachte. „Okay, ich gebe zu, er ist heiß, aber es liegt mir nicht, einen Mann so anzuhimmeln. Außerdem bringt Ethan Chambers etwas mit, womit ich niemals leben könnte.“

„Und was soll das sein?“

„Das Scheinwerferlicht.“

Es war Samstag. Rachel hatte einige Zeit an ihrem Bild gearbeitet, als ihr Telefon klingelte. Sie nahm den Anruf entgegen, ohne auf die Nummer zu achten, weil sie davon ausging, dass es entweder Charlene oder Sofia war.

„Hallo?“

„Rette mich!“

Rachel war verblüfft. „Ethan?“

„Ja, ich bin’s.“

Für einen Moment verschlug es ihr die Sprache. Sie kannten sich jetzt seit zwei Wochen, betrachteten einander als Freunde und hatten eines Tages am Set die Telefonnummern ausgetauscht, aber er hatte sie bisher nie angerufen und sie hatte nie einen Grund gehabt, ihn anzurufen. Wieso rief er sie jetzt an? Sie sollte ihn retten?

„Was um alles in der Welt ist los bei dir?“ Sie stellte das Handy auf Lautsprecher und trocknete sich die Hände.

„Ich brauche heute Nacht einen Platz zum Schlafen. Als ich nach Hause kam, wimmelte es vor meinem Haus von Paparazzi. Glücklicherweise haben sie mich nicht gesehen. Ich habe auf der Stelle kehrtgemacht. Hast du Erbarmen mit mir und bietest mir ein Bett für die Nacht?“

Sie warf das Handtuch beiseite. „Ethan, du weißt, wie sehr ich es hasse …“

„… im Scheinwerferlicht zu stehen. Ja, ich weiß“, unterbrach er sie. „Deswegen habe ich ja auch gezögert, dich anzurufen, aber du musst mir diesen Gefallen tun, Rachel. Ich fahre jetzt schon seit Stunden herum, immer mit einem Auge auf dem Rückspiegel, ob mir jemand folgt. Es ist niemand da. Sie warten wahrscheinlich immer noch vor meinem Haus. Sie würden nicht auf die Idee kommen, mich bei dir zu suchen.“

Davon war wohl auszugehen. Die Paparazzi gingen sicher davon aus, dass Ethan irgendeinem Starlet das Bett wärmte. Er war Single und sexy. Ein Mann, der wahrscheinlich Bedürfnisse hatte, die ihm jede Frau gern erfüllt hätte. Wieso musste er ausgerechnet ihre Privatsphäre in Gefahr bringen?

Sie nagte an ihrer Unterlippe. Morgen war Sonntag. Sie mussten am Montagmorgen um acht wieder im Studio sein. Was, wenn irgendjemand Wind davon bekam, dass Ethan bei ihr übernachtet hatte, ganz gleich wie harmlos es gewesen war? Was, wenn dann sofort eine große Sache daraus gemacht wurde?

Alle am Set wussten, dass sie Freunde geworden waren, aber niemand dachte sich etwas dabei, da Rachel eigentlich mit jedem befreundet war – außer mit Paige. Außerdem würde niemand vermuten, dass zwischen Ethan und ihr etwas lief, weil sie nicht der Typ war, mit dem er sich sonst immer abgegeben hatte.

Dennoch: Sie wollte nicht, dass irgendjemand aus welchen Gründen auch immer anfing, Spekulationen anzustellen. Und schon gar nicht wollte sie, dass Paparazzi ihn bei ihr aufstöberten. Nein, daran mochte sie nicht einmal denken. Das einzig Gute war: Sie hatte eine Garage mit zwei Stellplätzen. Sein Wagen wäre also vor ihrem Haus nicht zu sehen. Außerdem lebte sie in einem geschlossenen Wohnkomplex, zu dem nicht jedermann einfach Zugang hatte. Er war bekannt für seine strengen Sicherheitsvorkehrungen.

„Rachel?“

Sie holte tief Luft. „Okay, aber falls jemand von der Presse Wind davon bekommt und anfängt, mir nachzustellen, Ethan, dann kannst du dein Testament machen.“

Sie hörte ihn lachen. „Ich hoffe, dazu wird es nicht kommen.“

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Und?“

„Ich gehe das Risiko ein.“

„Mit den Paparazzi?“

„Nein, mit dir. Ich setze darauf, dass unsere Freundschaft dich letztendlich davon abhalten wird, mit dem Messer auf mich loszugehen. Außerdem kenne ich dich inzwischen gut genug, um zu wissen, dass du ein weiches Herz hast.“

Entweder habe ich ein weiches Herz oder einen aufgeweichten Verstand! befand Rachel eine Stunde später, als sie Ethan die Tür öffnete. Und sie hatte einen Haufen Hormone in ihrem Körper, die im Moment Amok liefen. Ethan sah nicht nur atemberaubend aus, er roch auch gut. Zum Anbeißen gut. Sie brauchte eine Weile, um ihre Stimme wiederzufinden.

Die Reaktion ihres Körpers auf ihn überraschte sie. Sie waren übereingekommen, nur Freunde zu sein, aber im Moment war Freundschaft so ungefähr das Letzte, was sie für diesen Mann empfand. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Blick über seinen Körper glitt. Er stand gegen den Türrahmen gelehnt, lässig, in Jeans und Hemd, bei dem die oberen vier Knöpfe geöffnet waren, sodass ein Stück seiner Brust zu sehen war. Es erschien Rachel wie die reinste Versuchung. Falls er immer so bei den Frauen vor der Tür zu stehen pflegte, war es kein Wunder, dass er so begehrt war. Und es war kein Wunder, dass sie einen wahren Adrenalinschub durch ihren Körper schießen spürte.

„Und du bist sicher, dass dir niemand gefolgt ist?“, fragte sie, während sie beiseitetrat, um ihn hereinzulassen. Sie ging davon aus, dass sie sich nur lange genug mit ihm unterhalten musste, um ihren Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen.

„Absolut sicher. Ich bin noch zwanzig Minuten herumgefahren, um zu sehen, ob jemand hinter mir ist. Deine Anweisungen waren übrigens sehr gut. Ich habe den Weg problemlos gefunden.“

Sie schloss die Tür hinter ihm. Dabei bemerkte sie die Tragetasche in seiner Hand. Als sie ihn fragend ansah, erklärte er: „Ich habe unterwegs kurz Halt gemacht, um ein paar Toilettensachen einzukaufen.“

„Und niemand hat dich erkannt?“

„Nein, ich hatte meinen Schutz dabei.“ Er zog eine Baseballkappe und einen künstlichen Bart aus der Jackentasche.

Rachel musste ein Lächeln unterdrücken. „Etwas Besseres ist dir nicht eingefallen?“

Er lachte leise. „Hängt davon ab, wovon wir reden.“

Er flirtete mit ihr!

Es war während der vergangenen zwei Wochen mehrfach vorgekommen, dass er seinen Charme spielen lassen hatte und sein teuflisches Lächeln anknipste, das seine graublauen Augen strahlen ließ. Aber sie hatte seine Attacken einfach abgewehrt, indem sie über ihn lachte. Heute Abend war es anders. Heute war sie machtlos gegen die Reaktionen, die sein Flirten in ihrem Körper auslösten.

„Wir reden von deiner Maskierung, Ethan“, beschied sie ihn trocken.

„Oh.“ Er betrachtete die Gegenstände in seiner Hand. „Die Sachen sind okay. Sie haben ihren Zweck erfüllt.“

Sie schob sich eine Strähne hinter das Ohr. „Das wollen wir hoffen.“

Erneut bedachte er sie mit diesem unglaublich sexy Lächeln – und ließ damit alle ihre inneren Barrieren krachend in sich zusammenfallen.

Oh, oh! seufzte der letzte Rest an Verstand, der ihr noch geblieben war. Du hast einen großen Fehler gemacht …

Rachel musste zustimmen. Ethan hier übernachten zu lassen war wahrscheinlich der größte Fehler, den sie je gemacht hatte.

5. KAPITEL

Ethan warf Rachel einen heißen Blick zu – weil er keinen anderen Blick für sie hatte. Er konnte es nicht fassen, dass er sie schon wieder sehen durfte. War es wirklich erst gestern gewesen, dass er allein mit ihr im Trailer gewesen war, während sie sein Make-up auflegte? Sie hatte sich über ihn gebeugt, und ihr Duft hatte ihn fast um den Verstand gebracht.

Sie waren übereingekommen, nur Freunde zu sein, und er hatte sich wirklich bemüht, sein Verlangen am Set unter Kontrolle zu halten. Aber nachts, allein in seinem Bett, sprachen seine Träume eine andere Sprache. Darin wurde sie zu seiner heißen Geliebten …

Keine andere Frau hatte sich je derart in seine Gedanken gedrängt wie sie.

Es stimmte, er war ein paar Stunden herumgefahren, bevor er endlich beschlossen hatte, sie anzurufen. Es hätte etliche andere Frauen gegeben, die er hätte anrufen können, aber sie war die Einzige, bei der er sicher sein konnte, dass es nicht gleich an die Regenbogenpresse gelangte. Aber jetzt musste er ehrlich mit sich selbst sein und sich den eigentlichen Grund für seinen Anruf eingestehen: Er hatte sich danach gesehnt, sie zu sehen. Denn im Grunde wäre die Konfrontation mit den Paparazzi kein Problem gewesen.

Er atmete tief durch und zwang sich, sie nicht länger anzusehen wie ein Verhungernder, der ein saftiges Steak vor sich hatte, das er nur zu gern auf der Stelle verschlingen würde. Er ließ den Blick durch den Raum wandern, um seine aufgewühlten Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er sah einige Umzugskartons und erinnerte sich daran, dass sie erst vor Kurzem hier eingezogen war. Es war eine hübsche Wohnung, groß und weitläufig. Die Möbel, die sie dafür ausgesucht hatten, waren perfekt.

„Du hast es schön hier, Rachel.“

„Danke. Möchtest du jetzt das Schlafzimmer sehen?“

Als er fragend eine Braue hob, setzte sie rasch hinzu: „Ich meine natürlich das Zimmer, in dem du heute Nacht schlafen wirst. Das Gästezimmer.“

Natürlich hatte er gleich verstanden, was sie meinte, aber sie war so süß, wenn sie rot wurde. Er liebte es, sie so verwirrt zu sehen. „Natürlich. Aber du hast nicht gefragt, ob ich etwas trinken möchte – und ich bin durstig.“

„Du bist doch nicht etwa ein nerviger Hausgast, oder?“

„Ich bemühe mich, es nicht zu sein, muss dir aber noch ein Geständnis machen: Ich habe auch Hunger.“

Rachel schüttelte lachend den Kopf. „Dann bist du hier falsch. Ich kann dir etwas zu trinken geben, aber eine Mahlzeit kann ich dir nicht bieten.“

„Wieso?“

„Ich kann nicht kochen, und bevor du fragst: Meine Tante und mein Onkel hatten immer eine Köchin im Haus und ich hatte nie das Bedürfnis, kochen zu lernen.“

Er lachte leise. „Kein Problem. Ich kenne mich in der Küche aus.“

„Das ist sehr schön für dich, aber es bleibt dennoch ein Problem.“

„Wieso?“

„Ich habe keine Lebensmittel im Haus.“

Er sah sie verblüfft an. „Nichts?“

„Na ja, meine beste Freundin konnte sich das Elend in meinem Kühlschrank in der letzten Woche nicht länger ansehen und hat ein paar Grundnahrungsmittel eingekauft – Eier, Butter, Brot und so.“

„Mehr brauche ich nicht. Zeig mir den Weg zur Küche.“

„Das war ja ein Gedicht!“ Rachel lehnte sich mit einem genüsslichen Seufzer zurück. „Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, wie du das gezaubert hast, hätte ich es nicht für möglich gehalten.“

Ethan lachte. „Das war einfach nur ein getoastetes Ei-Sandwich, Rachel. Keine große Sache.“

„Das sieht jeder anders. Ich kann nicht einmal ein Ei kochen. Nicht einmal Wasser, wenn man es genau nimmt. Wenn ich den Topf auf den Herd stelle, vergesse ich ihn garantiert und das Wasser brodelt stundenlang vor sich hin.“

„Wieso sollte deine Freundin Eier kaufen, wenn du sie nicht kochen kannst?“ Er trank einen Schluck Bier. Er hatte durch Zufall einige Flaschen entdeckt – hinter den Malutensilien, die sie im Kühlschrank aufbewahrte.

„Man kann sie ja auch braten.“ Sie trank, wie er, direkt aus der Flasche. „Und ich weiß, dass es nur ein Sandwich war, aber es war dennoch gut. Mir war nicht klar, dass ich solchen Hunger hatte.“

„Hast du denn nichts zu Abend gegessen?“ Er erhob sich, sammelte die Teller ein und stellte sie in die Spüle.

„Ich habe mit meiner Tante und meinem Onkel zu Mittag gegessen. Zu Hause habe ich gleich angefangen zu malen. Dabei habe ich die Zeit vergessen.“ Sie erhob sich gleichfalls. „Wärst du nicht gekommen, hätte ich mir wahrscheinlich irgendwann eine Pizza oder etwas Ähnliches bestellt.“

Er sah zu, wie sie ihre leere Bierflasche in den Abfalleimer warf. Sie trug ein paar Shorts und ein Top – und sah darin einfach zum Anbeißen aus. Sein Blick glitt tiefer und er fand sogar ihre nackten Füße mit den lackierten Nägeln süß.

„Mein Onkel kennt dich oder hat zumindest von dir gehört“, sagte sie und zwang ihn damit, den Blick wieder zu heben. „Er war voll des Lobes.“

„Wirklich? Was hat er gesagt?“

„Er glaubt, dass du es noch weit bringen wirst.“

Ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus. „Wenn das von Jacob Wellesley kommt, bedeutet es mir viel.“ Er leerte sein Bier und trat neben Rachel, um die Flasche zu entsorgen. Unwillkürlich sog er Rachels Duft ein. Sie roch nicht einfach nur gut. Ihr Duft war umwerfend. Es war der Duft einer Frau, die er begehrte.

Er lächelte sie an und war erstaunt, dass sie ihn wütend anfunkelte.

„Was ist?“, fragte er verblüfft.

Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Ich glaube, wir müssen uns das eine oder andere in Erinnerung rufen – zum Beispiel, dass wir vor zwei Wochen vereinbart haben, nur Freunde zu sein.“

„Genau, das sind wir.“

„Das dachte ich auch“, erwiderte sie. „Aber …“

„Aber was?“, hakte er nach.

„Ich fange da so unterschwellige Schwingungen auf.“

„Was denn für Schwingungen?“ Als sie nichts sagte, trat er einen Schritt auf sie zu. „Was meinst du, Rachel?“ Er schaute sie durchdringend an und diese wunderbaren Augen sahen wahrscheinlich sehr viel mehr als ihr lieb war. Sehr viel mehr, als gut war.

„Ach, nichts. Vergiss, was ich gesagt habe“, erklärte sie.

„Ich weiß nicht, ob ich das kann.“

Wieso sah er sie jetzt so an, dass es Schauer prickelnder Erregung in ihr auslöste – und sie daran erinnerte, dass es lange her war, seit sie mit einem Mann zusammen gewesen war? Fast zwei Jahre, um genau zu sein, und damals war es nichts gewesen, was sie irgendwie weiter berührt hätte.

„Du hast keine Wahl, Ethan“, hörte sie sich sagen.

„Wirklich nicht?“ Und als sie den Kopf schüttelte, setzte er hinzu: „Und was ist, wenn ich dir sage, dass ich dieselben Schwingungen spüre? Ich glaube, sie werden nicht vergehen, wenn wir uns nicht wenigstens einmal küssen, um unsere Neugier zu befriedigen.“

Sein Eingeständnis ließ ihre Erregung weiter wachsen, aber sie gab sich noch nicht geschlagen. „Das mag für dich gelten, nicht für mich“, sagte sie spitz.

Er trat noch einen Schritt näher. „Du willst behaupten, du seist nicht neugierig?“

Natürlich war sie neugierig. Welche Frau wäre das nicht beim Anblick dieser Lippen? „Nicht im Geringsten“, log sie und hielt seinem Blick dabei eisern stand.

Leider schien ihm nichts zu entgehen. Ihr Puls ging schneller. Und als seine Mundwinkel sich zu einem sexy Lächeln hoben, musste sie scharf einatmen.

Er schien sie herauszufordern. Nervös fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippe, als sie eine Attacke schierer Panik in sich aufsteigen fühlte.

Gott, wie gern er diese Zunge an seiner gespürt hätte! Pulsierende Hitze raste durch seinen Körper. Erstaunlich, was für einen Unterschied zwei Wochen machen konnten. Während der ersten Tage am Set war er bereit gewesen, alles aufzugeben für seine Rolle bei Paging the Doctor. Aber jetzt hatte er sich in Dr. Tyrell Perry eingelebt und seine Gedanken kreisten nicht mehr ständig um den Text, sondern auch um etwas – oder vielmehr: um jemand – anderes. Und dieser Jemand stand nun direkt vor ihm.

„Weißt du, was ich glaube, Ethan?“ Ihre Frage durchbrach seine Gedanken.

„Nein. Was denn?“

„Ich glaube, deine Behauptung, du bräuchtest einen Platz zum Schlafen, war nur ein Vorwand. Ein Vorwand, um dich hier einzuschleichen.“

Er hörte die Schärfe ihres Tons, sah das Feuer in ihrem Blick. „Das stimmt nicht“, widersprach er rasch. „Ich habe dich aus genau dem Grund angerufen. Ich hatte sonst niemanden.“

„Komm schon, Ethan. Glaubst du allen Ernstes, dass ich dir das abnehme? Du bist mit so vielen Frauen in Verbindung gebracht worden. Willst du mir wirklich erzählen, keine hätte dich bei sich übernachten lassen?“

„Die eine oder andere hätte es sicher getan.“ Er schwieg einen Moment. „Lass es mich anders ausdrücken: Es gibt andere Frauen, die ich hätte anrufen können, aber du bist die einzige, die ich anrufen wollte.“

Sie schwieg. Er sah förmlich, wie ihre Gedanken rasten, während sie versuchte, seine Worte zu verarbeiten. „Wieso, Ethan?“, fragte sie schließlich.

Er erkannte ihren Frust – und sah gleichzeitig das Verlangen in ihren Augen. Unverhohlenes Verlangen. Es schien ebenso stark wie sein eigenes.

Aber Rachel war eine logisch denkende Person und sie würde nur eine logische und offene Antwort akzeptieren. Also sagte er: „Weil du die einzige Frau bist, die ich will.“

Rachel sah Ethan sprachlos an. Wieso war alles so kompliziert? Wieso zwang er sie, zuzugeben, was sie so verzweifelt zu unterdrücken versucht hatte? Noch nie hatte sie sich derart zu einem Mann hingezogen gefühlt.

Es wäre so einfach, zu ihm zu gehen, die Arme um seine Schultern zu legen und einen heißen Kuss mit ihm zu tauschen. Einen Kuss, der sie wahrscheinlich in ihren Grundfesten erschüttern würde.

Aber sie musste vernünftig sein. Er bedrohte etwas, das sie unter gar keinen Umständen verlieren wollte: ihre Privatsphäre. Jede Frau, mit der er sich abgab, wurde ebenso zum Objekt der Regenbogenpresse wie er selbst. Dafür würden die Paparazzi schon sorgen. Er war ein Mann, der sein Leben, privat wie beruflich, vor den Augen der Öffentlichkeit führte – und genau das versuchte sie für sich zu vermeiden.

Sie schüttelte den Kopf. Irgendwie lief alles schief. Sie hatten vereinbart, nur Freunde zu sein. Warum blieben sie nicht dabei? Sie waren Freunde, und etwas anderes würden sie nie sein. Er wusste es, sie wusste es. Wenn er sich weigerte, Vernunft anzunehmen, dann musste sie es tun.

Nervös zupfte sie am Saum ihres T-Shirts. „Komm, ich zeige dir, wo du heute Nacht schlafen wirst.“

Sie wandte sich zur Tür und atmete auf, als sie hörte, wie er ihr folgte.

Hinter Rachel zu gehen hatte eindeutig seine Vorzüge. Ethan bewunderte ihre kurvigen Hüften und den Po, der sich unter ihren knappen Shorts abzeichnete. Sie war sich wahrscheinlich nicht bewusst, was sie ihm bot, und das war nur gut so, denn er musste unbedingt nachdenken.

Im Gegensatz zu dem, was sie zu vermuten schien, war er nicht mit der Absicht hier aufgekreuzt, sich auf sie zu stürzen – auch wenn diese Möglichkeit durchaus verlockend war.

Er folgte ihr die Treppe hinauf und sah sich um, als sie den ersten Stock erreichten. Auch hier waren Bilder aufgehängt, die ihm förmlich ins Auge sprangen.

„Sind die von dir?“, fragte er, als sie stehen blieb und ihn fragend ansah.

Sie folgte seinem Blick. „Ein paar davon.“ Sie zeigte sie ihm. „Die anderen sind von meiner Mutter. Sie war eine erfolgreiche Künstlerin. Einige ihrer Bilder hängen in verschiedenen Museen für Moderne Kunst.“

„Sie sind wunderschön. Du hast ihr Talent geerbt, das sieht man.“

„Danke.“

Sie erreichten das Gästezimmer. Es war ein riesiger Raum mit einem schmalen Bett. Aber es war ein Bett und heute wollte er nicht wählerisch sein, obwohl ihm ihr Bett lieber gewesen wäre.

„Das Bad ist dort drüben. Dort findest du auch genügend Handtücher und alles andere, was du für eine Nacht brauchst.“

Ihm entging nicht, dass sie die eine Nacht betonte. Sie erwartete, dass er am Morgen wieder verschwand. „Danke, ich weiß das zu schätzen. Und ganz gleich, was du denkst, Rachel – ich bin nicht mit irgendwelchen Hintergedanken hergekommen.“

Statt zu sagen, dass sie ihm glaubte, nickte sie nur und ging dann wieder. Instinktiv glitt sein Blick über ihre Shorts. Verdammt, er war ein Mann, und im Moment wurde ihm das sehr intensiv bewusst gemacht.

Ein paar Stunden später lag Rachel zusammengerollt in ihrem Kingsize-Bett. Ethan war erst seit ein paar Stunden in ihrem Haus und schon roch es überall nach Mann. Sie gab es ja nur ungern zu, aber es gefiel ihr.

Es war ihr aufgefallen, als sie nach oben kam, um zu Bett zu gehen. Sie hörte die Dusche des Gästezimmers laufen und bemerkte den Duft von Ethans Aftershave, der in der Luft lag.

Während sie sich für die Nacht fertig machte, hörte sie, wie er herumging. Es war ein merkwürdiges Gefühl, noch jemanden im Haus zu haben. Außer Charlene und Sofia hatte sie kaum Gäste.

Dann war alles ruhig. Wunderbar! Er schlief wahrscheinlich tief und fest wie ein Baby, während sie hier hellwach im Bett lag und an ihn dachte. Und daran, dass er sie hatte küssen wollen. Auch wenn sie es ihm niemals eingestanden hätte – sich selbst gegenüber konnte sie nun zugeben, dass sie tatsächlich neugierig war und ihn gern geküsst hätte. Aber mit der Befriedigung von Neugier war keinem von ihnen gedient.

Außer vielleicht, wenn sie zu nichts Weiterem führte.

Rachel seufzte. Ein Kuss sollte zu nichts Weiterem führen? Wem wollte sie etwas vormachen? Sie hatte keinen Zweifel daran, dass ein Kuss in der Küche direkt hierher in ihr Schlafzimmer geführt hätte. Auch wenn sie sich vorgenommen hatten, nur gute Freunde zu sein.

Da er so bereit schien, die Regeln zu brechen – wieso sollte sie es dann nicht ebenso halten? Solange es bei dem Kuss blieb …? Konnte es schaden, etwas zu genießen, das sie beide wollten?

Erneut hörte sie Ethan herumgehen. Sie lächelte flüchtig. Es war zwei Uhr am Morgen und er konnte offenbar ebenso wenig schlafen wie sie.

Sie setzte sich auf. Hörte, wie die Tür seines Zimmers geöffnet wurde. Hörte ihn nach unten gehen. Was er wohl in der Küche wollte?

Plötzlich reichte es ihr. Kurz entschlossen ließ sie sich aus dem Bett gleiten. Wenn er einen Kuss haben wollte, dann sollte er einen Kuss bekommen!

Seufzend ließ Ethan die Tür des Kühlschranks zufallen, nachdem er sich eine Flasche Bier herausgenommen hatte. Er brauchte etwas, um sich abzukühlen. Er hatte versucht, Schlaf zu finden – nur um dann von den heißesten Träumen überfallen zu werden, in denen Rachel und er zusammen in den ausgefallensten erotischen Stellungen auftauchten. Falls diese Bilder immer wieder kamen, konnten sie ihn sehr wohl für zukünftige Beziehungen ruinieren – zumindest bis er herausgefunden hatte, wie nahe diese Träume der Wirklichkeit kamen.

Er trank und hoffte inständig, dass die kühlende Wirkung den direkten Weg zu seiner Erektion nahm.

„Ich sehe, du kannst auch nicht schlafen.“

Ethan fuhr herum. Rachel hatte er nun wirklich nicht erwartet. Nachdem sie ihm das Gästezimmer gezeigt hatte, war von ihr nichts mehr zu sehen gewesen. Wahrscheinlich hatte sie sich in ihrem Schlafzimmer versteckt.

Sie ging zur Kaffeemaschine und er wünschte, er könnte den Blick von ihren bloßen Beinen in dem knappen Pyjamahöschen und dem von hauchdünnen Spaghettiträgern gehaltenen Top abwenden.

„Ja, ich konnte nicht schlafen“, gestand er, bevor er noch einen Schluck Bier trank. Dabei bräuchte er eigentlich etwas Stärkeres.

„Wieso? Ist das Bett nicht bequem genug?“

„Nein, nein, das Bett ist in Ordnung.“ Er hätte ihr gern die Wahrheit gesagt, glaubte aber nicht, dass sie damit umgehen konnte, deswegen ließ er es.

„Was ist dann dein Problem?“

Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Gegenfrage: Was ist deins?“ Es war nicht seine Absicht gewesen, so schroff zu klingen. Ebenso wenig wie er seinen Blick von ihren Augen hinunter zu ihren Schenkeln hatte wandern lassen wollen. Aber er konnte es nicht verhindern. Sein Puls beschleunigte sich wieder, als er den Blick hob. Dabei sah er gerade noch, wie sich Rachels Lippen zu einem Lächeln verzogen.

„Was ist so witzig?“, knurrte er.

„Sag du es mir.“ Sie kam auf ihn zu und ihr Duft – blumig und weiblich – stieg ihm in die Nase. Während er sie ansah, wurde sein Verlangen fast unerträglich. Die Erinnerung an den Traum, der ihn geweckt hatte, jagte ihm heiße Schauer über die Haut.

Er hielt sie nicht für eine Frau, die Männer bewusst anmachte, um sie dann abblitzen zu lassen. Und er hoffte, dass das tatsächlich nicht ihre Absicht war, denn er war nicht in der Stimmung für solche Spielchen. Als sie direkt vor ihm stehen blieb, atmete er ihren Duft tief ein. Sein Testosteronpegel schoss durch die Decke.

„Erinnerst du dich, dass ich von Schwingungen gesprochen habe, die ich zwischen uns spüre, Ethan?“ Sie sah ihn fragend an.

„Ich erinnere mich.“ Ihre Lippen waren einfach zu verlockend. So etwas sollte verboten sein.

„Nun ja …“

Er wollte sie nicht verschrecken. „Was … nun ja, Rachel?“

„Du hattest recht mit der Neugier.“

„Was meinst du damit?“

Sie räusperte sich. „Du hast gesagt, diese Schwingungen zwischen uns werden nicht vergehen, wenn wir uns nicht wenigstens einmal küssen, um unsere Neugier zu befriedigen.“

Er nickte langsam. „Du gibst also zu, neugierig zu sein?“

„Hm, ein wenig.“

Er schwieg. Gab ihr eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, was sie gesagt hatte, und noch wichtiger: darüber, was sie nun tun wollte.

Rachel hatte das Gefühl, noch nie eine derart intensive Erregung verspürt zu haben. Nicht zuletzt lag es sicher daran, dass Ethan nur eine Jeans trug, die ihm tief auf den Hüften saß. Sie brauchte seinen nackten Oberkörper nicht anzusehen, um zu wissen, dass sie mit einem gefährlich gut aussehenden Mann allein war.

Und offensichtlich war er ein Mann mit einem guten Gedächtnis. Er schien nur zu deutlich in Erinnerung zu haben, dass sie gezögert hatte, als sie von den Schwingungen zwischen ihnen gesprochen hatte. Nun überließ er ihr die Initiative.

Er kannte die Frauen. Sie wollte, dass er sie küsste – das musste er spüren. Früher am Abend war sie noch nicht so weit gewesen, aber jetzt war sie mehr als bereit. Nichts würde sich durch einen Kuss zwischen ihnen ändern. Davon war sie inzwischen überzeugt. Wieso sollte es anders sein? Sie war nicht sein Typ, ebenso wenig wie er ihrer war. Ein Kuss würde nicht gleich eine Ehe erzwingen. Montag, am Set, würden sie wieder einfach nur Freunde sein. Nicht mehr und nicht weniger.

„Du denkst zu viel nach.“

Sie erschrak. Und musste ihm recht geben. Aber sie war schon immer so gewesen, dass sie über alle Für und Wider sorgfältig nachdachte, bevor sie handelte. Dies war auch einer dieser Momente, in denen sie herausfinden musste, ob das Für das Wider überwog.

Und es gab keinen Zweifel: Das Für lag vorn.

Lächelnd trat sie näher, fasziniert von den graublauen Augen, die sie aufmerksam beobachteten. Mit klopfendem Herzen stellte sie sich auf die Zehenspitzen und verschränkte die Arme in seinem Nacken.

„Sind wir jetzt einer Meinung?“ Ethan legte ihr die Hände an die Taille und zog sie an sich, wobei seine Lippen nur noch Zentimeter von ihren entfernt waren.

Noch nie hatte sie eine solche Flut von Emotionen erlebt, die jetzt ihren ganzen Körper durchströmte. „Ja, das sind wir“, flüsterte sie. „Komm … Küss mich!“

6. KAPITEL

Nichts hätte Ethan auf das Verlangen vorbereiten können, das ihn in diesem Moment förmlich überrollte. Er konnte sich nicht mehr länger zurückhalten. Drückte seine Lippen auf Rachels, als wolle er sie verschlingen.

Er konnte gar nicht glauben, dass sie wirklich in seinen Armen lag. Er küsste sie mit einer Leidenschaft, als sei sie das letzte weibliche Wesen auf Erden – und das war sie in diesem Moment für ihn. So wie sie hatte er noch keine Frau begehrt.

Ihre Zungen fanden sich zu einem Tanz ungezügelter Begierde. Für einen Moment mussten sie sich voneinander lösen, um Atem zu schöpfen. Er wollte ihr keine Zeit lassen, noch einmal nachzudenken, deswegen senkte er seine Lippen gleich wieder auf ihre und hob sie dabei auf seine Arme. Noch lange vor Ende der Nacht sollte es kein Stück ihrer Haut geben, das er nicht geküsst hatte.

Ohne lange zu fragen, trug er sie in ihr Schlafzimmer. Sie wollte ihn – und er war entschlossen, ihr keine Chance zu geben, Zweifel daran aufkommen zu lassen. Obwohl er sie vom ersten Augenblick des Kennenlernens an begehrt hatte, hatte er geglaubt, er könne damit zufrieden sein, nur mit ihr befreundet zu sein. Das war wohl ein Irrtum gewesen.

Er legte sie auf das Bett und glitt neben sie, weil er sie weiter in seinen Armen halten und sie küssen wollte. Seine Zunge rieb sich an ihrer. Die Sinnlichkeit ihrer Bewegungen ließ ihn erschauern.

Plötzlich schob Rachel ihn von sich. Sie schnappte nach Luft. Ihr Blick hing an den Lippen, die sie gerade so intensiv geküsst hatte. Er spürte das Pulsieren seiner Erregung, als sie sich mit der Zunge, die eben noch um seine gekreist war, über die Oberlippe fuhr.

„Ich glaube, wir sollten uns ausziehen, Ethan.“

Er musste trotz aller Anspannung lächeln. „Du hast recht.“ Er rutschte vom Bett und streifte sich die Jeans ab, während sich sein ganzer Körper nur danach sehnte, wieder bei ihr zu sein. Hastig zog er ein Kondom aus der Tasche und riss die Folienverpackung mit den Zähnen auf. Er brauchte seine ganze Konzentration, um es sich überzustreifen.

Sekunden später kniete er neben ihr. Hastig zog er sie aus, bis sie endlich nackt vor ihm lag. Der zarte Duft ihrer Weiblichkeit stieg ihm in die Nase und stimulierte seinen ohnehin erregten Körper noch weiter. Sie sollte ihm gehören. Ganz.

Er senkte den Kopf und drückte seine Lippen auf ihre, während er seine Hände hinter ihren Rücken schob und sie an sich drückte. Er liebte es, ihren Bauch an seiner Erektion zu spüren.

Er unterbrach den Kuss und ließ seine Lippen tiefer wandern. Bedeckte ihre Brüste mit federleichten Küssen, bevor er eine Brustwarze in den Mund nahm. Rachel stöhnte auf.

Ohne sie freizugeben, hob er den Kopf ein wenig und sah das Verlangen, das sich in ihrem Blick spiegelte. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder ihren Brüsten zu – saugte an der einen, während er die andere zärtlich massierte. Er liebte es, sie zu schmecken, sie zu berühren. Begehrte sie mit jeder Faser seines Körpers.

„Ethan …“

„Sag mir, was du möchtest, Rachel“, flüsterte er. „Sag mir, was du magst.“

Als sie statt einer Antwort nur stöhnte, hauchte er seinen Atem über eine feuchte Brustwarze. „Gefällt dir das?“

Ihre Antwort kam ohne zu zögern. „Ja.“

„Und das?“, raunte er ihr ins Ohr, bevor er seine feuchten Lippen ihren Körper hinuntergleiten ließ. Sie hob die Hüften an, als sein Mund ihre empfindsamste Stelle erreichte. Seine Zunge traf auf die Süße ihres Verlangens.

Ihre Augen waren geschlossen, ihr Atem ging schwer.

Doch er wollte mehr. Wollte sie an den Rand der Ekstase bringen – und darüber hinaus. Als er fühlte, wie ihr Körper unter seinen Liebkosungen erbebte, löste er sich von ihr. Schob sich zwischen ihre Beine und drang mit einem heftigen Stoß in sie ein. Sie schrie lustvoll auf.

Es war, als würde sein ganzer Körper von einer Explosion erschüttert, die gleich darauf auch sie erfasste. Sie waren derart erregt, dass schon diese kurze Vereinigung genügte, um sie beide auf den Gipfel der Lust zu katapultieren.

Erschöpft ließ Ethan sich neben Rachel auf die Matratze fallen.

Beim nächsten Mal würden sie es langsam angehen lassen. Und es würde ein nächstes Mal geben. Dafür wollte er sorgen.

Schwer atmend spürte Rachel den unglaublichen Empfindungen nach, die durch ihren Körper rauschten. Sie lag einfach nur da, konnte sich nicht rühren. Als Ethan sich entschuldigte, um ins Bad zu gehen, konnte sie kaum darauf reagieren. Sie hatte nicht einmal die Kraft, sich wieder auf den Rücken zu rollen, so ausgelaugt fühlte sie sich. Und das lag nicht daran, dass es ihr erster Orgasmus seit zwei Jahren gewesen war. Es lag an dem Mann, der ihn ihr verschafft hatte.

Kurze Zeit später hörte sie ihn wieder. Sie öffnete ein Auge und sah ihn nackt aus dem Bad kommen. Der schwache Schein der Nachttischlampe genügte, um seine Erregung einzufangen. Wie konnte er schon wieder fit sein, wenn sie immer noch Mühe hatte, zu sich zu kommen? Ihr fiel auf, dass er sich ein neues Kondom übergestreift hatte. Er konnte doch nicht allen Ernstes glauben, dass sie schon bereit war für eine neue Runde!

Die Matratze neigte sich ein wenig zur Seite, als er sich neben sie legte. Zärtlich fuhren seine Hände über ihren Rücken und liebkosten die Rundungen ihres Pos. Sie schloss die Augen und genoss seine Berührung. Als er seine Finger durch die Spitze seiner Zunge ersetzte, stöhnte sie vor Lust.

Willenlos gab sie sich dem Spiel seiner Hände und Lippen hin. Sie atmete tief durch und spürte, wie die Leidenschaft erneut ihren ganzen Körper erfasste.

„Dreh dich um, Baby.“

„Ich kann nicht“, flüsterte sie. „Ich bin noch zu schwach.“

„Dann lass mich helfen.“

Sie hörte sein leises Lachen, bevor er sie sanft auf den Rücken rollte. Ihre Blicke trafen sich. Und als ihre Lippen erneut zu einem heißen Kuss verschmolzen, spürte sie förmlich, wie die Kraft in ihren Körper zurückkehrte. Wie die Sehnsucht nach ihm jede ihrer Zelle zu erfassen schien.

Sie legte ihm die Arme um die Schultern, während ihre Zungen sich einen heißen Tanz lieferten, der die Flammen der Leidenschaft immer höher schlagen ließ.

Schließlich hob er den Kopf und glitt zwischen ihre Schenkel. Sie stöhnte vor Erwartung. Wusste, dass er ihr brennendes Verlangen jetzt stillen würde.

Autor

Brenda Jackson

Brenda ist eine eingefleischte Romantikerin, die vor 30 Jahren ihre Sandkastenliebe geheiratet hat und immer noch stolz den Ring trägt, den ihr Freund ihr ansteckte, als sie 15 Jahre alt war. Weil sie sehr früh begann, an die Kraft von Liebe und Romantik zu glauben, verwendet sie ihre ganze Energie...

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