Unwiderstehlich und verboten

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Es ist Verlangen auf den ersten Blick. Dabei weiß die hübsche Innenarchitektin Sierra, dass sie und Blake Callahan komplett unterschiedlich denken: Sie glaubt unerschütterlich an das Gute im Menschen. Der milliardenschwere Mogul dagegen wird von knallhartem Kalkül geleitet. Als Sierra in einer heißen Nacht trotzdem schwach wird, schwört sie sich: Sobald sie den neuen Anbau seiner Luxus-Ranch fertig eingerichtet hat, wird sie abreisen. Aber sie hat nicht mit den süßen Folgen gerechnet, die sie beide für immer verbinden …


  • Erscheinungstag 30.04.2018
  • Bandnummer 2027
  • ISBN / Artikelnummer 9783733720711
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Sierra Benson war nervös. In Kürze würde Blake Callahan in ihrem Büro eintreffen.

Vor rund zwei Jahren hatte sie als Innenarchitektin in seinem Auftrag gearbeitet, ohne ihn jedoch persönlich kennenzulernen. Immerhin hatte sie anschließend ein Dankschreiben von ihm bekommen. Seitdem hatte sie den Beruf gewechselt und war inzwischen die Leiterin der Wohltätigkeitsorganisation Brigmore Charities in Kansas City.

Sie wusste nicht, warum er um diese Zusammenkunft gebeten hatte. Natürlich hoffte sie, dass er eine größere Summe spenden wollte. Sie hatte einiges über ihn gelesen. Er war vierunddreißig Jahre alt, also sechs Jahre älter als sie, ein Multi –$3millionär aus Texas, Rancher, Immobilieninvestor und Besitzer einer Hotelkette. Er verfügte jedenfalls über die Mittel, um ihre Wohltätigkeitsorganisation zu unterstützen.

Ihre Sekretärin Nan Waverley öffnete die Tür einen Spaltbreit. „Dein Besuch ist da, Sierra.“

„Sehr gut. Danke, Nan. Ich bin bereit für ihn.“

Blake Callahan trat ein – und einen Augenblick lang verschlug es Sierra den Atem.

Sie hatte in der Zeitung und im Internet Fotos von ihm gesehen. Aber jetzt, in natura, wirkte er doch ganz anders. Überlebensgroß, überwältigend. Seine Ausstrahlung, seine Energie waren fast mit Händen greifbar. Das hätte ein Foto nie wiedergeben können.

Sierra sah ein Blitzen in seinen Augen und meinte zu erkennen, dass auch sie Eindruck auf ihn machte. Konnte das sein?

Sie riss sich zusammen und beendete den Augenkontakt. Schnell erhob sie sich von ihrem Schreibtisch, ging auf ihn zu und streckte zur Begrüßung die Hand aus.

„Schön, dass Sie gekommen sind, Mr. Callahan. Ich bin  –$3Sierra Benson. Ich freue mich, Sie endlich persönlich kennenzulernen.“

Es sollte ein ganz normaler Begrüßungshandschlag sein – doch in dieser eigentlich unverfänglichen Berührung steckte die reine Magie. Wie vom Donner gerührt stand Sierra da. Und es entging ihr nicht, dass Blake Callahan ebenso verzaubert schien.

Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis sie schließlich ihre Hand von seiner löste.

„Sagen Sie doch einfach Blake zu mir“, schlug er freundlich lächelnd vor. „Und ich hoffe, ich darf dann Sierra sagen.“

„Aber ja, gerne. Bitte setzen Sie sich doch. Leider haben wir uns ja damals nicht kennengelernt, als ich mich um die Inneneinrichtung Ihres Hotels gekümmert habe. Zur feierlichen Eröffnung konnte ich wegen einer Familienangelegenheit leider nicht kommen. Aber das Projekt hat mir viel Spaß gemacht.“

Blake wirkte in seinem teuren Anzug wie einem Katalog entsprungen. Er sah einfach perfekt aus. Doch im Gegensatz zu einem Männermodel strahlte er Körperlichkeit aus; er schien harte Arbeit gewohnt zu sein, seine Muskeln stammten nicht aus dem Fitnessstudio. Seine Bewegungen verrieten Gewandtheit und Eleganz.

Fast schämte sie sich ein wenig für ihr Büro. Er war so schick, so gut gekleidet – und hier war alles alt, abgenutzt, heruntergekommen. Die Schreibtischoberfläche wies unzählige Kratzer auf, die Stühle quietschten.

„Sie haben in dem Hotel wirklich Wunder gewirkt“, lobte Blake. „Ich würde sagen, Sie waren die beste Innenarchitektin, die wir je beschäftigt haben.“

„Oh, vielen Dank“, sagte sie leise und schlug verlegen die Augen nieder. Bestimmt wurde sie jetzt rot.

„Deshalb war ich sehr überrascht, dass Sie Ihren Beruf an den Nagel gehängt haben. In der Innenarchitektur schienen Sie Ihre Bestimmung gefunden zu haben.“

„Danke, das haben Sie wirklich schön gesagt. Aber meine größte Leidenschaft – meine Bestimmung, wenn Sie so wollen – ist es, anderen Menschen zu helfen. So sehe ich das  –$3jedenfalls. Deshalb bin ich liebend gerne Geschäftsführerin bei Brigmore Charities geworden. Die Organisation hat schon so vielen Menschen geholfen. Ich erzähle Ihnen gern mehr darüber – ich nehme an, dass Sie deswegen hier sind?“

Schweigend schüttelte er den Kopf.

Enttäuscht sah sie ihn an. „Nein? Das ist wirklich zu schade. Wir hatten gehofft, dass Sie uns mit einer Spende unterstützen möchten. Warum sind Sie dann hier, Mr. Callahan?“

„Blake“, korrigierte er sie. „Wir waren doch schon beim Vornamen, Sierra.“ Er lächelte so charmant, dass sie fast ihre Enttäuschung vergaß.

Er räusperte sich. „Ich will mein Ranchhaus in Texas um einen Anbau erweitern. Und weil ich von Ihrer Arbeit für mein Hotel so begeistert war, wollte ich Sie als Innenarchitektin engagieren.“

„Ihr Angebot ist wirklich sehr schmeichelhaft, Blake, aber ich muss leider ablehnen. Mit meinem Job als Geschäftsführerin bin ich voll ausgelastet. Tut mir leid, dass Sie sich umsonst hierherbemüht haben. Natürlich könnte ich Ihnen noch etwas über unsere Organisation erzählen, die mit den Spendengeldern, die wir erhalten, wirklich viel Gutes tut …“

„Ich muss gestehen, ich bin ein wenig enttäuscht“, sagte er und musterte sie eindringlich. Sein Blick machte sie nervös. „Ich würde Sie wirklich sehr, sehr gerne als Innenarchitektin engagieren. Aber vielleicht können wir ja Ihre und meine Interessen verbinden. Sie helfen mir beim Anbau der Ranch, und ich unterstütze Ihre Wohltätigkeitsarbeit.“

Er klang freundlich, geradezu harmlos – aber die Botschaft war klar. Er würde nur etwas spenden, wenn sie sich seinem Willen beugte.

„Wie gesagt, Ihr Angebot schmeichelt mir, aber ich kann meine Arbeit hier nicht im Stich lassen. Dafür bedeutet sie mir zu viel. Schon mein Großvater hat die Arbeit für Brigmore Charities geliebt, und ich habe ihm vor seinem Tod versprochen, dass ich sein Werk fortführen werde.“

„Dieser Job als Innenarchitektin wäre zeitlich begrenzt. Und ich würde Sie wirklich sehr, sehr gut bezahlen.“

Sie lächelte. Offenbar war dieser Mann es nicht gewohnt, eine Absage zu erhalten.

„Meine Interessen liegen jetzt bei der Wohltätigkeitsarbeit“, betonte sie. „Es gibt viele gute Innenarchitekten. Ich bin mir sicher, dass Sie jemanden finden werden, der Ihren Vorstellungen entspricht.“ Das war deutlich. Jetzt musste er es doch wohl kapiert haben!

Einen Augenblick lang saß er schweigend da. Dann griff er in seine Jackentasche, zog sein Scheckbuch hervor und begann zu schreiben. Aha, dachte sie. Jetzt will er mich mit einem  –$3hohen Honorar beeindrucken. Offensichtlich bekam er sonst immer, was er wollte. Aber er würde sich wundern. Sie war nicht käuflich.

Sie beobachtete, wie er noch einen zweiten Scheck ausstellte.

Er legte beide auf ihren Schreibtisch. „Der eine Scheck ist für Ihre Arbeit als Innenarchitektin. Sie müssten für die Zeit Ihrer Tätigkeit auf meiner Ranch wohnen, aber es dürfte nicht länger als ein paar Wochen dauern. Der andere Scheck ist eine Spende für Ihre Organisation. Wenn alles zu meiner Zufriedenheit erledigt wird, spende ich noch einmal den gleichen Betrag, und zwar drei Mal im Abstand von jeweils einem Jahr.“

Auf jedem der beiden Schecks war eine halbe Million Dollar eingetragen. Einen Augenblick lang war sie sprachlos. So viel Geld! Sollte das ein Scherz sein?

„Warum sollten Sie mir eine so unvernünftig hohe Summe anbieten? Es gibt genug hervorragende Innenarchitekten auf dem Markt.“

„Deren Arbeit kenne ich nicht. Ihre schon, wegen des  –$3Hotels, das Sie für mich ausgestattet haben. Außerdem – jetzt, da wir uns endlich persönlich getroffen haben, würde ich Sie gerne näher kennenlernen.“

Zwischen ihnen beiden knisterte es, das konnte sie nicht leugnen. Trotzdem, sein Wunsch, sie näher kennenzulernen, schreckte sie eher ab. Sie war ein gebranntes Kind: In ihrem letzten Job als Angestellte hatte ihr Chef mit allen Mitteln versucht, sie ins Bett zu kriegen.

Andererseits: Sie konnte Blake Callahan nicht einfach böse Absichten unterstellen, sie kannte ihn schließlich nicht. Und die in Aussicht gestellte Spende war wirklich verlockend. Wie viel Gutes man mit einer halben Million Dollar tun konnte! Und er hatte sogar gesagt, er würde noch mehr spenden. Auf dem üblichen Wege, über Fünf- oder Zehn-Dollar-Spenden, dauerte es etliche Jahre, solche Summen zusammenzubekommen.

„Das … das würden Sie wirklich tun?“, fragte sie leise. „Nur damit ich Ihren neuen Ranch-Anbau einrichte?“

Er nickte. „So ist es. Und wie gesagt, wenn alles zu meiner Zufriedenheit erledigt wird, spende ich noch mehr.“

Sie musste das Angebot annehmen, das war sie Brigmore Charities einfach schuldig, schließlich waren sie ein gemeinnütziges Unternehmen. Sie würden so vielen Menschen helfen können! So unauffällig wie möglich musterte sie ihr Gegenüber. Was sie über Blake Callahan wusste, hatte sie aus den Medien. Er tauchte häufiger bei Partys und Events auf, und dabei war er fast immer in Begleitung irgendeiner wunderschönen Frau.

„Sie leben und arbeiten meistens in Dallas, nicht wahr?“, fragte sie.

„Ich versuche, jeden Monat möglichst eine Woche in Dallas zu verbringen“, antwortete er, „sofern nicht etwas besonders Wichtiges dazwischenkommt. Ich halte mich nun mal am liebsten auf der Ranch auf.“

Wenn sie den Job annahm, würde sie vermutlich häufig mit ihm zu tun haben. Aber sie würde schon darauf achten, dass der Kontakt geschäftsmäßig blieb. Außerdem ging es ihm bestimmt nur um ihre Leistung als Innenarchitektin. Sicher konnte er die schönsten, glamourösesten Frauen haben – was würde er mit ihr wollen?

Nein, das Angebot war zu verlockend, sie musste es einfach annehmen. Und sie wusste genau, dass er das auch wusste.

„Okay, Blake, Sie haben gewonnen. Ich nehme Ihr Angebot an. Diese Spende ist derart großzügig …“

„Es ist nicht nur eine Spende, sondern auch Teil Ihrer Bezahlung“, stellte er lächelnd klar. Wenn er so lächelte, wirkte er verdammt verführerisch. Noch einmal blitzte in ihr der Gedanke auf, dass angesichts der Riesensumme doch etwas Anzügliches bei seinem Angebot mitschwingen könnte, aber sie verwarf ihn schnell wieder. Nein, dieser Mann konnte jede Frau haben. Sie entsprach garantiert nicht seinem Beuteschema.

„Ich würde zwei Mitarbeiter anstellen, die mir assistieren. Natürlich würde ich sie aus eigener Tasche bezahlen, beziehungsweise von Ihrem Honorar für mich.“

„Das ist nicht nötig. Ich bezahle sie. Reichen Sie einfach die Rechnung bei mir ein.“

„Und wann soll ich anfangen?“

„So schnell wie möglich. Nächste Woche, dachte ich. Ich möchte den Anbau fertiggestellt haben, so schnell es geht.“

Sie blätterte in ihrem Terminkalender, obwohl sie genau wusste, dass sie am Montag anfangen konnte. Auch ihr war daran gelegen, den Auftrag so bald wie möglich abzuschließen. Umso schneller konnte sie sich wieder Brigmore Charities widmen – und dann mit einem Riesenhaufen Geld im Rücken. Die Wohltätigkeitsorganisation würde einen Riesenaufschwung nehmen.

Brigmore Charities war vor vielen Jahren von Clyde Brigmore, einem Freund ihres Großvaters, ins Leben gerufen worden. Nach einem schwierigen Start hatte ihr Großvater sich immer mehr engagiert und das gemeinnützige Unternehmen zur Blüte gebracht. Angefangen hatte alles mit einer kleinen Obdachlosenunterkunft, später war ein Kinderheim dazugekommen. Und seit dem vergangenen Jahr gehörte auch noch eine Tierschutzorganisation dazu. Spenden gab es von Kirchengemeinden in Kansas City und von Privatpersonen.  –$3Sierras Aufgabe war es vor allem, Gelder für die Organisation heranzuschaffen und zu verwalten. Sie ging voll in ihrer Arbeit auf und fühlte sich dabei ihrem verstorbenen Groß –$3vater sehr nahe.

Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie in Gedanken abgeschweift war. Sie hatte Blake Callahan gar nicht mehr zugehört.

„Wäre das in Ordnung für Sie?“, fragte er.

„Entschuldigung, mir schwirrt immer noch der Kopf wegen Ihrer Riesenspende. Was haben Sie gesagt?“

Er lächelte amüsiert. „Freut mich, dass meine Spende Sie so beeindruckt. Ich hatte Ihnen gerade angeboten, Sie mit meinem Privatjet nach Dallas fliegen zu lassen. Dort würde eine Limousine Sie abholen und zur Ranch bringen.“

„Oh ja, das käme mir sehr entgegen. Wenn ich Montag schon anfangen soll, ist es sicher das Beste, wenn ich am Sonntag eintreffe, um mich einzugewöhnen.“

„Ja, wunderbar. Ich werde auch auf der Ranch sein und kann Ihnen dann alles zeigen.“

Sie nickte. Immer wieder musste sie auf die beiden Schecks blicken.

„Dann sind wir also im Geschäft?“, fragte er.

Sie blickte auf und sah ihm direkt in die Augen. „Ja, wir sind im Geschäft.“

Worauf habe ich mich da nur eingelassen? fragte sie sich im Stillen. Auf seiner Ranch wohnen, immer mit ihm in Kontakt sein …

Ihr Herz schlug schneller. Na, so schlimm würde es schon nicht werden. Er war ein vielbeschäftigter Mann und würde ihre Arbeit sicher von einem Angestellten überwachen lassen.

Er erhob sich. „Rufen Sie mich jederzeit an, wenn Sie Fragen haben. Hier ist meine Visitenkarte und außerdem noch meine Privatnummer. Sobald Sie wissen, wann Sie aufbrechen wollen, lasse ich Ihnen weitere Infos zu Ihrem Flug zukommen.“

„Das kann ich Ihnen jetzt schon sagen. Ab zwölf Uhr mittags am Sonntag bin ich abflugbereit.“

„Gut, ich gebe Ihnen Bescheid. Wie kann ich Sie erreichen?“

Sie gab ihm ihre Visitenkarte. „Unter meiner Handynummer können Sie mich jederzeit anrufen.“ Leicht streifte ihre Hand die seine, und ein Gefühl der Erregung durchflutete Sierra.

Für sie war es ungewöhnlich, dass sie so stark auf einen Mann reagierte. Aber sie war fest entschlossen, dieser Erregung keine Beachtung zu schenken. Sie war gewissermaßen mit ihrem Beruf verheiratet, mit ihrer Berufung – und die Verbindung zu Blake Callahan sollte eine rein geschäftliche bleiben.

Für den Moment war alles besprochen, und Sierra geleitete ihren Besucher zur Tür. „Vielen Dank für alles“, sagte sie. „Für Ihre großzügige Spende – und für Ihr Vertrauen in meine Arbeit.“

„Gern. Ich kenne Ihre Arbeit ja schon. Und ich schätze sie wirklich sehr.“

Nachdem Blake Callahan gegangen war, wandte Sierra sich an Nan. „Ich werde mir einige Zeit freinehmen müssen. Mr. Callahan hat mich engagiert, um den Anbau seiner Ranch auszustatten.“

„Von dem hätte ich mich auch engagieren lassen“, erwiderte Nan schwärmerisch. „Egal wofür. Das war der bestaussehende Mann, der je durch diese Tür gekommen ist. Oh, erzähl Bert nicht, dass ich das gesagt habe.“

„Keine Sorge, das bleibt unter uns.“ Sierra dachte an Bert Hollingsworth, ihren Stellvertreter, und musste lächeln. Er war sechs Jahre älter als sie, mit blonden widerspenstigen Haaren und einem ständig besorgten Blick. Sie hatten sich von Anfang an verstanden, waren gute Freunde, aber ihre Beziehung war rein platonisch. Eine Wirkung wie Blake Callahan hatte er nie auf sie ausgeübt.

„Rufst du Bert an und bittest ihn, gleich herzukommen? Ich möchte etwas mit euch beiden besprechen.“

Sierra begab sich wieder in ihr Büro. Wie hypnotisiert starrte sie die beiden Schecks an. So viel Geld! Noch immer schwirrte ihr der Kopf. Schade, dass ihr Großvater das nicht mehr erleben durfte. Er hatte sie den Glauben an das Gute im Menschen gelehrt, und fast täglich fand sie seine Überzeugung bestätigt. Menschen, die etwas spendeten, die ehrenamtlich ihre Hilfe anboten …

Blake Callahan hatte nicht verstanden, warum sie ihre Karriere als Innenarchitektin aufgegeben hatte. Aber sie war hundertprozentig davon überzeugt, das Richtige getan zu haben. Nur in der Wohltätigkeitsarbeit fand sie ihre wahre Erfüllung. Menschen zu helfen, ihnen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben – das war es, was sie glücklich machte.

Wenig später traf Bert ein, und er und Nan betraten Sierras Büro. „Na, wie war der Termin mit diesem Callahan?“, fragte Bert.

„Darüber wollte ich mit euch beiden reden“, sagte Sierra. „Er hat mich für ein Projekt auf seiner Ranch als Innenarchitektin angeheuert, deshalb muss ich mir hier eine Zeit lang freinehmen.“

„Ich dachte, den Job als Innenarchitektin hättest du endgültig an den Nagel gehängt“, bemerkte Bert stirnrunzelnd.

„Blake Callahan hat mich überredet. Mit Geld.“ Sie lachte auf. „Hier, seht euch diese Schecks an. Jeder über fünfhunderttausend Dollar. Der eine ist mein Honorar, der andere eine Spende für Brigmore Charities.“

Bert und Nan waren fassungslos.

Kopfschüttelnd sagte Bert: „Ich wusste ja, dass dieser Blake Callahan reich ist – aber mit so einer Spende hätte ich nie gerechnet.“

„Und deinen Honorarscheck brauchst du ja nicht mal mit deiner alten Firma zu teilen“, sagte Nan. „Du bist ja nicht mehr angestellt.“

„Nein, aber ich werde Brigmore Charities etwas davon abgeben. Und auch mein Dad und seine Kirchengemeinde bekommen etwas. Wie viel Gutes man mit so viel Geld tun kann!“

„Ich kann das Ganze noch gar nicht glauben“, sagte Bert. „Für mich ergibt es keinen Sinn. Du magst ja eine hervorragende Innenarchitektin sein – aber so viel Geld?“

Sierra zuckte mit den Schultern. „Er war mit meiner Inneneinrichtung für sein Hotel damals superzufrieden. Deshalb wollte er mich für seinen Ranch-Anbau. Zuerst habe ich abgelehnt – das hat ihn wahrscheinlich angestachelt. Er ist offenbar ein Mann, der immer bekommt, was er will, koste es, was es wolle. Und er möchte uns sogar noch mehr spenden, drei Jahre lang.“

Wieder schüttelte Bert ungläubig den Kopf.

„Ist er Single?“, fragte Nan.

Sierra verkniff sich ein Lächeln. „Oh ja, das ist er. Nach allem, was man liest, geht er zwar gelegentlich mit schönen Frauen aus, hat aber keine feste Beziehung.“

„Du solltest einen kleinen Teil deines neuen Reichtums investieren, um Nachforschungen über ihn anstellen zu lassen“, riet Bert ihr. „Irgendwie kommt mir die Sache komisch vor. Er will dich ein bisschen zu sehr.“

Lächelnd schüttelte Sierra den Kopf. „Nein, das wird nicht nötig sein. Eine Million ist für ihn einfach nicht besonders viel Geld, das wirst du sehen, wenn du ihn googelst. Sein Vater ist Milliardär, und er selbst hat durch seine Geschäfte auch genug Vermögen. Schöne Frauen umschwirren ihn wie die Motten das Licht. Da braucht er mich nicht. Außer als Innenarchitektin.“

„Soll ich dich nicht lieber auf seine Ranch begleiten?“, fragte Bert stirnrunzelnd.

„Nicht nötig. Aber danke für das Angebot.“

„Wenn du mich doch brauchen solltest, ruf mich an. Egal wann. Ich komme sofort.“

„Ja, ist gut, danke. Aber davon abgesehen werde ich sowieso nicht oft alleine mit ihm sein. Ich heuere zwei Assistenten an. Die werden voraussichtlich auch mit auf der Ranch wohnen.“

„Das beruhigt mich“, meinte Bert.

„Falls du eine Sekretärin brauchst, denk an mich“, sagte Nan lächelnd.

Die nächste halbe Stunde verbrachten die drei mit Planungen angesichts der neuen finanziellen Situation. Schließlich ging Nan zurück ins Vorzimmer, Bert blieb in Sierras Büro und schloss die Tür. „Ich möchte noch unter vier Augen mit dir reden.“

„Leg los.“

„Ich finde, du solltest den Auftrag nicht annehmen. Und auch den Scheck nicht.“

„Machst du Witze? Warum denn nicht, um Himmels willen?“

„Dieser Mensch hat irgendetwas vor. Bei diesen Riesensummen, die im Spiel sind …“

Sie lachte. „Für uns ist eine Million Dollar unvorstellbar viel Geld. Für ihn ist es nur ein Griff in die Portokasse.“

„Warum hat er sich nicht an die Agentur in New York gewandt, für die du damals gearbeitet hast?“

„Vielleicht hat er das ja, und die haben ihm gesagt, dass ich nicht mehr für sie tätig bin. Auf jeden Fall will er für die Inneneinrichtung nur mich und niemand anderen. Und offensichtlich ist er daran gewöhnt zu bekommen, was er will. Er lässt mich sogar in seinem Privatjet zur Ranch bringen. Und jetzt mach dir keinen Kopf mehr. Denk lieber darüber nach, wie wir das viele Geld am besten investieren.“

„Na schön. Aber gib mir die Adresse dieser Ranch. Und sobald dir etwas verdächtig vorkommt, rufst du mich an.“

„Versprochen, aber dazu wird es nicht kommen“, erwiderte sie lächelnd. Sie kannte das schon von Bert. Ständig sah er schwarz und machte sich ohne Grund Sorgen.

„Wenn alles glattliefe, das wäre wirklich fantastisch. Mehrere unserer Heime haben eine Renovierung dringend nötig.“

„Vielleicht können wir sogar anbauen.“

„Ich schaue mir mal an, was am dringlichsten ist. Bis später.“

„Bis später.“

Als Bert gegangen war, seufzte Sierra. Ach, Bert. Immer war er in Sorge um sie. Dabei war sie sich hundertprozentig sicher, dass Blake Callahan nichts Böses im Schilde führte. Allerdings ging eine andere Art von Gefahr von ihm aus, wenn man es so nennen wollte. Zwischen ihm und ihr hatte es von der ersten Sekunde an eine schier unglaubliche Anziehungskraft gegeben. Das, und nur das, konnte gefährlich werden. Zumal sie sich geschworen hatte, sich nie auf einen Vorgesetzten oder Auftraggeber einzulassen …

Am späten Freitagnachmittag flog Blake nach Dallas, wo ein kleines Privatflugzeug auf ihn wartete, das ihn auf den winzigen Flugplatz von Downly brachte. Dort bestieg er das für ihn bereitstehende Auto und fuhr westwärts zu seiner Ranch.

Während der Fahrt musste er ständig an Sierra Benson denken. Er hatte sie engagieren wollen, weil ihm ihre Arbeit so gut gefallen hatte, aber als er sie dann persönlich kennengelernt hatte – da hatte es ihn wie ein Blitz getroffen. Er war nicht gerade unerfahren, aber so hatte ihn noch nie eine Frau fasziniert. Er war wie verzaubert gewesen. Und dass er ihr diese Riesensumme geboten hatte – das war ganz spontan geschehen, ohne Überlegung. Mit insgesamt einer Million Dollar war er natürlich weit übers Ziel hinausgeschossen. Verrückt eigentlich. Sonst war er doch ein vernünftiger, planvoller Mensch.

Auf jeden Fall würde ihr Aufenthalt auf seiner Ranch interessant werden. Im Stillen träumte er davon, ihr näherzukommen, sie zu küssen …

Aber das würde wahrscheinlich nie geschehen. Sie war auf dem Weltrettungstrip, und diese Art von Frauen suchte, wenn überhaupt, eine ernsthafte feste Beziehung. Am besten mit Trauschein. Unwillkürlich schüttelte er sich.

Nein, sie beide waren zu verschieden. Sierra Bensons Lebensziel war es, anderen zu helfen, was ja sehr lobenswert war, aber seiner Ansicht nach früher oder später unweigerlich in Enttäuschung enden musste. Irgendwann würde sie die wahre Natur der Menschen erkennen und desillusioniert aufgeben. Aber noch war sie nicht so weit. Wenn er nur daran dachte, dass sie ihr Talent als Innenarchitektin einfach so verkümmern ließ! Hätte sie eine eigene Firma aufgemacht, hätte sie garantiert Riesenerfolg. Aber nein, die Wohltätigkeitsarbeit war ihr wichtiger. Sie sah alles durch die rosarote Brille und glaubte an das Gute im Menschen.

Ihm hingegen war diese Sichtweise schon früh ausgetrieben worden. Sein Vater hatte ihn und seine Mutter verlassen, als Blake noch klein gewesen war. Das hatte eine tiefe seelische Wunde bei ihm hinterlassen. Wie konnte ein Vater nur so etwas Grausames tun? Nach außen hin hatte er den Menschenfreund gespielt, doch in seinem Inneren hatte es anders ausgesehen.

Auch Sierra, die gutgläubige Idealistin würde irgendwann enttäuscht werden. Und daraus ihre Lehren ziehen. Dann wäre sie wie alle anderen – selbstsüchtig und auf den eigenen Vorteil bedacht.

Eigentlich entsprach sie so gar nicht seinem Beuteschema. Wäre da nicht diese unerklärliche Anziehung gewesen. Nun, er würde einige Zeit mit ihr verbringen – für die folgende Woche hatte er ohnehin seinen monatlichen Ranchaufenthalt eingeplant –, dann würde er ja sehen, ob der Zauber beim ersten Treffen nur ein Strohfeuer gewesen war oder etwas Ernsteres.

Am Sonntagnachmittag bestieg Sierra den luxuriösen Privatjet, der sie nach Dallas bringen sollte. Sie fühlte sich wie eine Königin.

Im Ledersessel fläzend, ein Glas Wein neben sich, ließ sie die vergangenen Tage Revue passieren. Zu ihrer Unterstützung hatte sie zwei Innenarchitekten angeheuert, die sie noch von früher kannte und die ein paar Tage nach ihr auf der Ranch eintreffen sollten.

Die beiden hatten in New York ihre eigene Agentur für  –$3Innenausstattung. Eli Thompkins war ein ruhiger, erfahrener Innenarchitekt, dessen Arbeit Sierra schon bewundert hatte, bevor sie ihren Abschluss gemacht und in der Branche angefangen hatte. Es würde ein Traum sein, mit ihm zu arbeiten.

Autor

Sara Orwig

Sara’s lebenslange Leidenschaft des Lesens zeigt schon ihre Garage, die nicht mit Autos sondern mit Büchern gefüllt ist. Diese Leidenschaft ging über in die Liebe zum Schreiben und mit 75 veröffentlichten Büchern die in 23 Sprachen übersetzt wurden, einem Master in Englisch, einer Tätigkeit als Lehrerin, Mutter von drei Kindern...

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