Wann sagt ein Milliardär Ja?

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Wie kommt sie bloß an Wynn Starks ran? Die schöne Marketingchefin Giana will den Milliardär unbedingt dazu bringen, mit dem Imperium ihrer Familie einen Werbevertrag abzuschließen. Nur dann nimmt ihr Vater sie endlich ernst. Doch Wynn weicht ihr ständig aus! Bis Giana bei einer Gala ausgerechnet mit ihm im Fahrstuhl stecken bleibt. Was dann passiert, ist wenig professionell – dafür unverschämt sinnlich! Giana möchte mehr, aber Wynns Ja zu heißem Sex bedeutet leider ein entschiedenes Nein zu gemeinsamen Geschäften…


  • Erscheinungstag 07.06.2022
  • Bandnummer 2240
  • ISBN / Artikelnummer 9783751509053
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Irgendwelche Neuigkeiten, Giana?“, fragte Roman Lockett im Managermeeting der Atlanta Cougars am Montag nach Thanksgiving.

Giana war die Marketing- und Markenchefin des Footballteams. Sie verabscheute es, wenn ihr Bruder sie aufrief, als sei er der Lehrer und sie die Schülerin – besonders, da sie die einzige Frau an einem Tisch war, an dem außer ihr nur Männer saßen.

„Ich arbeite zusammen mit der Lockett Foundation daran, die Jugend- und Gemeindearbeit des Teams voranzutreiben. Und wir liegen in den letzten Zügen für die Planung eines College-Basketballturniers hier in der Arena.“

„Ausgezeichnet, Giana“, sagte ihr Vater, Josiah Lockett. „Und wie sieht es mit den Werbeverträgen für Curtis aus?“

Curtis Jackson war Wide Receiver, das neueste Mitglied der Atlanta Cougars und ein Star.

„Wir haben Werbeverträge für Turnschuhe, Fast Food, Handys und Luxuswagen in Aussicht.“

„Was ist mit Sportgetränken?“, hakte ihr Vater nach.

Giana wusste genau, worauf er hinauswollte. Er wollte mit LEAN zusammenarbeiten, der Getränkemarke von Wynn Starks. Doch der aalglatte Milliardär hatte Giana das ganze Jahr über auf Abstand gehalten. Normalerweise war es andersherum – Firmen bemühten sich um Verträge mit den Spielern, aber LEAN schien fest entschlossen, keine Verbindung mit den Atlanta Cougars einzugehen. Deswegen war der Deal auch so reizvoll für ihren Vater. Er konnte mit einem Nein einfach nicht umgehen.

Giana hatte es bereits auf dem üblichen Weg versucht: Sie hatte mit Starks’ Marketing-Team darüber gesprochen, wie gewinnbringend eine Partnerschaft ihrer Firmen sein könnte. Und sie hatte mit seinem persönlichen Assistenten telefoniert, in der Hoffnung, über diesen Kanal vielleicht weiterzukommen. Aber Wynn Starks schüttelte sie seit Monaten beharrlich ab. Am Ende siegte jedoch ihre Ausdauer: Sie hatte für heute ein Meeting mit ihm vereinbart.

„Ich prüfe momentan alle Optionen“, antwortete Giana schließlich, bewusst ausweichend.

„Hervorragend. Klingt so, als hättest du die Situation im Griff.“ Roman zwinkerte ihr zu. „Schauen wir uns als Nächstes die Liste der Verletzten an. Die Playoffs stehen kurz bevor.“

Kurz darauf wurde das Meeting beendet. Ihr Vater eilte gleich zu seinem nächsten Termin und verschonte Giana mit einem weiteren Verhör darüber, warum sie den Starks Inc.-Deal noch nicht abgeschlossen hatte.

„Danke für die Hilfe, Rom“, sagte sie, nachdem die anderen den Raum verlassen hatten.

„Ich stehe immer hinter dir.“

Giana sah zu ihrem großen Bruder auf. „Danke.“ Mit seinen ein Meter achtundachtzig war er um einiges größer als sie. Heute trug er einen grauen Designeranzug mit einer marineblauen Krawatte und sah damit ganz aus wie der Geschäftsführer, zu dem sein Vater ihn vor wenigen Monaten ernannt hatte, nachdem er selbst den Posten niedergelegt hatte. Roman war gut aussehend, mit milchkaffeebrauner Haut so wie ihre auch und einem sorgsam gestutzten Bart.

„Ich dachte mir, du kannst darauf verzichten, dir von Dad einen Vortrag über LEAN anzuhören.“

„Stimmt, aber mach dir keine Sorgen. Ich habe heute ein Meeting mit Wynn Starks. Hoffentlich kann ich den Deal endlich abschließen.“

Roman hob die buschigen Augenbrauen. „Bist du da nicht vielleicht ein wenig zu zuversichtlich, Gigi? Der Kerl ist nicht leicht zu fassen.“

„Ich spiele auf Sieg, Rom“, erwiderte Giana. „Genau wie du.“

„Na dann hol ihn dir, Tiger.“ Er lachte, als sie aus dem Raum tänzelte.

Als sie wenige Minuten später wieder in ihr Büro kam, fiel ihr Chefinnen-Ego in sich zusammen. „Was soll das heißen: abgesagt?“ Giana verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihre Assistentin, Mara Hall, an. „Ich dachte, die Sache sei fest ausgemacht.“

„Das war sie auch. Bis vor ein paar Minuten sein Assistent angerufen hat. Er sagte, Mr. Starks’ Terminkalender sei leider völlig ausgebucht.“

Giana verdrehte die Augen. Das war offenkundig eine Lüge. Wynn Starks musste ihren Namen auf seinem Terminplan entdeckt und seinen Assistenten angewiesen haben, das Meeting abzusagen. Was schon vor Wochen vereinbart worden war. Wie konnte er ihr nur immer wieder entwischen? Sie kannte die Antwort nicht, aber sie weigerte sich von nun an, weiter nach den Regeln zu spielen. „Mara, können Sie mir den Bericht bringen, den Nico Shapiro über Mr. Starks verfasst hat?“

Nico war der Ermittler, den die Atlanta Cougars in heiklen Situationen um Unterstützung baten. Er war verdammt gut in seinem Job.

„Aber natürlich.“ Mara verließ das Büro, und Giana lehnte sich verärgert zurück.

Wenn Mr. Starks mit harten Bandagen kämpfte, dann würde sie das eben auch tun. Sie war nicht mit drei Brüdern aufgewachsen, ohne gelernt zu haben, wie man andere austrickste.

Wenige Minuten später kehrte Mara zurück, eine Akte in den Händen. Sie reichte sie Giana.

„Danke“, sagte Giana. „Würden Sie bitte die Tür schließen?“

Kaum war Mara weg, ging Giana erneut den Bericht durch. Wie es aussah, besuchte Wynn regelmäßig ein Fitnessstudio; er boxte gern. Also überlegte sie sich eine Strategie. Sie würde genau dort auftauchen, wo er war, bis er gar keine andere Wahl mehr hatte, als mit ihr zu reden.

Wynn Starks war mies gelaunt. Er hatte gedacht, heute würde ein guter Tag. Er war fünf Meilen gelaufen. Beim Work-out hatte er einen klaren Kopf bekommen; perfekt, um sich anschließend auf die Geschäfte und seine Firma zu konzentrieren, die er vor mittlerweile zehn Jahren gegründet hatte.

Während er auf seinem Y2K – dem schnellsten Motorrad, das für den Straßenverkehr zugelassen war und von dem nur fünf Stück im Jahr gefertigt wurden – ins Büro fuhr und den Wind im Gesicht spürte, hatte er sich wunderbar lebendig gefühlt. Aber das war an diesem Morgen auch alles an guter Laune gewesen. Die Dinge waren äußerst schlecht gelaufen und das seit dem Moment, als sein Assistent Sam Clar ihn informiert hatte, dass ein Meeting mit Giana Lockett im Terminkalender stand.

Sam war ein zurückhaltender junger Mann mit blasser Haut, meist zerzaustem braunem Haar und einem warmen Lächeln. Er bevorzugte Turnschuhe und ein Polohemd gegenüber Anzug und Krawatte.

Wynn runzelte mürrisch die Stirn, während er den Protein-Shake leerte, den Sam für ihn bereitgehalten hatte. „Ich dachte, das Meeting hätte ich gecancelt.“

„Ja, hatten Sie. Aber sie hat einen neuen Termin gemacht.“

„Ich habe kein Interesse an einem Meeting mit einer verwöhnten reichen Prinzessin, die harte Arbeit nicht mal dann erkennen würde, wenn sie ihr ins Gesicht springt.“

Nachdem Giana Lockett das erste Mal Kontakt zu ihm gesucht hatte, hatte Wynn ein paar Nachforschungen betrieben. Sie stammte aus der Lockett-Familie, denen die Cougars gehörten, Atlantas Footballteam. Sie hatten jede Menge Connections und waren stadtbekannt – und genau die Art von Leuten, denen Wynn grundsätzlich aus dem Weg ging. Sie erinnerten ihn einfach zu sehr an die Familie seiner Ex-Frau Christine. Ihnen ging es immer nur um Geld, Macht und Privilegien – Dinge, die Wynns Meinung nach bei Weitem nicht alles waren. Er bemühte sich, sein Geld, seine Macht und Privilegien dazu zu nutzen, anderen zu helfen, statt nur sich selbst die Taschen zu füllen.

Wynn war kein Fan von Football. Während seiner Highschool-Zeit war er gnadenlos von den Spielern des Footballteams tyrannisiert worden. Er war schon immer schlank und fit gewesen, aber damals noch wesentlich kleiner, und das hatten sie ausgenutzt. Sie hatten ihm das Essensgeld abgenommen und ihn in seinen Spind gesperrt. Genau deswegen ging er Footballteams grundsätzlich aus dem Weg und konzentrierte sich lieber auf andere Sportarten.

„Sie ist sehr hartnäckig“, sagte Sam und folgte ihm in sein Büro.

„Schütteln Sie sie ab. Ganz egal, wie. Werden Sie sie einfach los.“

Sam ging, und Wynn dachte schon, der Tag könne nur besser werden, da erfuhr er aus dem Vertrieb, dass das neue Getränk von Starks Inc. noch nicht alle Anforderungen erfüllte. Der Verkaufsstart musste verschoben werden. Wynn knirschte mit den Zähnen; er verabscheute es, zu versagen.

Starks Inc. war auf Sportgetränke, frische Säfte und Smoothies spezialisiert. Seine erste Marke, LEAN, war äußerst erfolgreich und hatte dadurch auch Starks Inc. zu Bekanntheit verholfen. Die Investoren, die ihn schon im Alter von dreißig Jahren zum mehrfachen Milliardär gemacht hatten, erwarteten den nächsten großen Kassenschlager, und Wynn musste liefern.

Er war immer noch schlechter Stimmung, als er in seinem Lieblingsfitnessstudio in Buckhead ankam. Er hatte sich dort für den späten Nachmittag mit seinem besten Freund, Silas Tucker, zum Sparring verabredet. Silas war ein erfolgreicher Gastronom in Atlanta und besaß mehrere Restaurants. Er hatte seinen Durchbruch, nachdem er einen Kochwettbewerb im Fernsehen gewonnen hatte.

„Hey, Mann, schön, dich zu sehen“, sagte Silas und umarmte Wynn mit einem Arm.

Silas und Wynn waren etwa gleich groß und beide sportlich und schlank – und damit perfekte Boxpartner. Der größte Unterschied zwischen ihnen? Silas kam mit seiner dunklen Haut stets gut bei den Frauen an, die auf Wynns hellbraune Haut und seine ständigen Bartstoppeln weniger standen.

„Gib mir eine Minute, bin gleich da.“ Wynn ging zur Umkleidekabine und zog sich um, ehe er seine Tasche in einen Spind schloss und ins Studio zurückkehrte. Er musste dringend ein wenig Dampf ablassen.

„Warum das lange Gesicht?“, fragte Silas, als Wynn wieder vor ihn trat. „Schlechter Tag?“

Als er nicht antwortete, hakte Silas nicht weiter nach. Er wusste: Wenn Wynn reden wollte, würde er das tun. Stattdessen wärmten sie sich auf, legten ihre Bandagen an und traten in den Ring.

„Was gibt’s Neues?“, fragte Silas, während sie das erste Match begannen.

„Das Übliche: Arbeit, Arbeit, Arbeit.“

„Im Leben geht’s doch nicht nur um Arbeit. Du bist schon seit Jahren in Turbogeschwindigkeit unterwegs. Das warst du schon, ehe Starks Inc. groß geworden ist. Aber falls du’s noch nicht gemerkt hast: Du hast dein Ziel erreicht.“

Silas hielt inne, sodass Wynn ihm einen Doppelschlag verpassen konnte. „Hey, unfair. Ich war noch nicht bereit.“ Silas rieb sich mit dem Boxhandschuh über den Kiefer.

„Vielleicht solltest du aufhören, so viel zu quatschen“, erwiderte Wynn und ging wieder in Position. „Ich muss meinen Frust ablassen.“ Wenn ihn der Kampf nicht genug beanspruchte, würde er später einfach in seinem Studio zu Hause weitermachen.

„Die beste Art, diese Anspannung loszuwerden, ist ein wenig weibliche Aufmerksamkeit, wenn du verstehst, was ich meine“, sagte Silas und verpasste ihm einen schnellen rechten Haken.

Wynn duckte sich und wich dem Schlag aus. „Wenn ich weibliche Aufmerksamkeit brauche, hole ich sie mir einfach.“

„Ach ja? Wann war dein letztes Date?“

Wynn konnte sich nicht daran erinnern, aber das war auch egal; er hatte kein Interesse an Frauen. Das hatte er verloren, nachdem seine Ex-Frau Christine auf seinem Herzen herumgetrampelt war und ihm beinahe das Unternehmen abgeluchst hatte. Gott sei Dank war ihr Ehevertrag absolut wasserdicht gewesen. Er beglückwünschte sich gerade im Stillen dafür, als es plötzlich still im Fitnessstudio wurde.

„Was zur Hölle?“ Wynn drehte sich um, und Silas verpasste ihm einen schnellen Schlag, der Wynn in die Knie gehen ließ. Just in diesem Moment erschienen in seinem Blickfeld die spektakulärsten braunen Beine, die er je gesehen hatte. Kein Wunder, dass alle im Studio verstummt waren. Die Beine waren endlos, und Wynn stellte sich unwillkürlich vor, wie es sich wohl anfühlen würde, sollte sie sie um ihn schlingen.

Wynn ließ den Blick an der Frau hinaufwandern, bis er schließlich in die dunkelbraunen Augen von niemand anderem als Giana Lockett sah.

Ihre Miene sagte alles. Sie war wütend – oder vielmehr fuchsteufelswild. Noch ehe sie auch nur ein Wort sagte, reagierte sein Körper auf sie. Ihm drehte sich der Magen um; wie konnte eine schöne Frau nach allem, was ihm zugestoßen war, trotzdem diesen Effekt auf ihn haben? Fluchend stand er auf. Giana war sicher hier, um ihm gehörig die Meinung zu sagen – und trotz allem erregte ihn diese Vorstellung.

Giana verschränkte die Arme vor der Brust. Sie trug einen Sport-BH und hochtaillierte Leggings. Das Outfit war freizügig, doch sie hatte es ganz bewusst gewählt; sie wollte endlich Wynn Starks’ Aufmerksamkeit gewinnen, egal mit welchen Mitteln. Sie hatte nicht darüber nachgedacht, welchen Effekt dieser Auftritt auf die anderen Männer im Fitnessstudio haben könnte.

Sie trat auf den Ring zu, in dem Wynn mit einem anderen Mann boxte, und erhaschte zum ersten Mal aus nächster Nähe einen Blick auf ihn. Unwillkürlich leckte sie sich über die Lippen. Auf den Bildern in Nicos Akte hatte Wynn Starks aalglatt und gepflegt gewirkt – doch aus der Nähe schien er eher gefährlich. Das Tank Top und die Shorts, die er trug, betonten seinen sportlichen Körperbau und seine muskulösen Arme. Sein Haar war dunkel und kurz geschnitten, sein ausgeprägter Kiefer von Bartstoppeln bedeckt, und seine Augen waren dunkelbraun. Bei seinem Anblick wurde Giana ganz warm, doch sie verdrängte das Gefühl sofort wieder. Sie war aus geschäftlichen Gründen hier, und sie würde sich ganz sicher nicht von Wynns gutem Aussehen ablenken lassen.

„Mr. Starks. Sie sind nicht leicht zu erreichen“, sagte Giana, als er keine Anstalten machte, etwas zu sagen.

Er flüsterte seinem Freund etwas ins Ohr, und Giana konnte nicht umhin, dessen Grinsen zu bemerken, während Wynn aus dem Ring stieg. Er zog sich die Handschuhe aus und sprang vor ihr auf den Boden. „Haben Sie je darüber nachgedacht, dass ich vielleicht nicht erreicht werden will?“

„Wir hatten einen Termin.“

„Den ich abgesagt habe, aber offenbar war das nicht deutlich genug. Sagen Sie mir eins, Giana Lockett: Ist es Ihre Angewohnheit, Leuten aufzulauern und dorthin zu gehen, wo Sie nicht erwünscht sind?“

„Sie wissen, wer ich bin?“

„Ja, natürlich.“ Erbittert erwiderte Wynn ihren Blick. „Sie sind eine Lockett. Ganz Atlanta weiß, wer Sie sind.“

„Dann wissen Sie sicher auch, dass ich Geschäftsfrau bin, Mr. Starks. Und wären Sie so höflich gewesen, unser Meeting einzuhalten, hätte ich vielleicht – nur vielleicht – nicht zu solch drastischen Maßnahmen greifen und Sie in Ihrem Fitnessstudio belästigen müssen.“ Sie bemerkte, wie Wynn den Blick von ihrem Gesicht zu ihrem Outfit wandern ließ.

„Ich kann Ihr Outfit nur bewundern, Ms. Lockett, so wie wahrscheinlich jeder andere Mann hier.“ Er sah sich kurz um. „Aber genau das war schließlich Ihre Absicht, oder? Sie wollten auffallen.“ Er ging an ihr vorbei zu einem Regal mit Handtüchern, nahm eines heraus und wischte sich den Schweiß vom Gesicht.

„Ich will, dass Sie aufhören, unsere Termine abzusagen, und dass Sie mir zuhören“, sagte sie hitzig.

„Ich fürchte, Sie sind umsonst hergekommen, Ms. Lockett, denn ich habe kein Interesse an dem, was Sie zu sagen haben.“ Wynn hatte seine Vorgeschichte mit den tyrannischen Sportlern nie publik gemacht; Giana konnte also nicht wissen, dass er kein Fan von Footballspielern war. Er wollte schon an ihr vorbeigehen, da packte sie ihn am Arm.

„Warten Sie!“ Finster sah sie zu ihm auf und bemerkte augenblicklich die Veränderung in seinem Blick – er hatte es auch gespürt. Dieses Knistern zwischen ihnen. Sofort ließ sie ihn wieder los und drückte sich die Hand an ihren Bauch, als hätte sie sich verbrannt.

Sie wollte ihre potenzielle Geschäftsbeziehung nicht wegen irgendwelcher Gefühle aufs Spiel setzen. Und Wynns Miene wurde gleich wieder feindselig, als habe sie sich das Knistern nur eingebildet.

„Wollen Sie mir nicht wenigstens eine Chance geben?“ Sie musste ihm irgendwie beweisen, dass sie mehr zu bieten hatte als nur ein hübsches Gesicht. „Die Atlanta Cougars und unsere Spieler wären eine großartige Möglichkeit, Starks Inc. zu noch mehr Markenbekanntheit zu verhelfen.“

„Ich muss mir weder von Ihnen noch von irgendwem anders sagen lassen, wie ich meine Firma zu leiten habe. Bisher habe ich mich allein sehr gut geschlagen“, sagte Wynn. „Gehen Sie nach Hause, Ms. Lockett.“

Er ließ sie mitten im Fitnessstudio stehen. Verschmäht.

Von all den starrköpfigen Männern, mit denen Giana je zu tun gehabt hatte, war Wynn Starks eindeutig der schlimmste. Aus irgendeinem Grund hatte er eine unglaublich schlechte Meinung von ihr – aber wieso nur? Sie war ihm heute zum ersten Mal begegnet. Aber offensichtlich hatte Wynn Starks etwas gegen sie, und Giana hatte absolut keine Ahnung, wie sie das ändern sollte.

2. KAPITEL

„Wollen wir noch was trinken gehen?“, fragte Silas, als Wynn aus der Dusche trat, ein Handtuch um die Hüfte gewickelt. Silas war bereits bekleidet, mit Jeans, Hemd und Turnschuhen.

„Ja! Gib mir nur ein paar Minuten.“

„Klar, ich warte draußen auf dich. Dann kannst du mir erklären, warum du Giana Lockett so hast abblitzen lassen.“

Silas ging, und Wynn trocknete sich ab. Er war sich nicht sicher, warum er so abweisend zu Giana gewesen war. Er wusste nur eins: Kaum hatte er sie mit diesem aparten Zopf und in dem eng anliegenden Outfit gesehen, hatte sein Verstand ausgesetzt.

Sie hatte sich so sexy gekleidet, um zu einer Reaktion zu provozieren. Und das hatte sie geschafft – auf mehr als eine Art. Als sie ihn am Arm berührt hatte, hatte er sofort ein Ziehen im Unterleib verspürt, das ihn daran erinnerte, wie lang seine letzte Nacht mit einer Frau schon zurücklag. Hatte er deswegen diese Funken zwischen ihnen gespürt?

Was es auch war, Wynn wollte keine Geschäfte mit den Locketts machen. Josiah Lockett war dafür bekannt, ein harter Hund zu sein, auch wenn er vor Kurzem seinem Sohn Roman die Leitung des Unternehmens übergeben hatte. Nichtsdestotrotz war Wynn nach seinen schmerzlichen Erfahrungen mit Footballspielern entschlossen, nur mit anderen Sportlern zusammenarbeiten.

Nachdem er sich Jeans und T-Shirt übergezogen hatte, traf er sich draußen mit Silas. Dieser lehnte an einem Ferrari. „Wollen wir zur Bar fahren? Ich kann dich später wieder herbringen, damit du dein Motorrad abholen kannst.“

Wynn ließ sich auf den Sitz gleiten, und kaum waren sie unterwegs, kam Silas gleich zur Sache. „Also, was ist da zwischen dir und Giana Lockett?“

Wynn runzelte die Stirn. „Nichts ist zwischen uns. Ich kenne sie kaum.“

Lachend warf Silas ihm einen Blick zu. „Da hatte ich aber einen anderen Eindruck. Wirkte auf mich ganz so, als würden zwischen euch die Funken fliegen.“

Wynn verdrehte die Augen und starrte aus dem Fenster. „Tja, da liegst du falsch.“

„Wenn du das sagst … Aber sonderlich überzeugend finde ich das nicht.“

„Warum hast du eigentlich so eine große Klappe, was mein Liebesleben angeht? Bis vor ein paar Monaten haben du und Janelle noch auf unterschiedlichen Kontinenten gelebt.“ Silas und seine Model-Ehefrau Janelle hatten sich vor einigen Jahren voneinander entfremdet und seitdem getrennt gelebt. Erst vor Kurzem hatten sie wieder zueinandergefunden.

„Und darum weiß ich jetzt, dass das Junggesellendasein nichts für mich ist“, erwiderte Silas. „Ich habe meine Frau vermisst, und eins kann ich dir versichern: Wir holen die verlorene Zeit gerade nach.“

Wynn lachte. „Schön für dich. Aber nicht jeder ist für die Ehe geschaffen.“

„Komm schon, eine Zeit lang warst du mit Christine glücklich, oder nicht?“

„Ja, am Anfang lief es ziemlich gut, und ich habe es genossen, zu jemandem zu gehören. Aber dann hat sie ihr wahres Gesicht gezeigt. Damit sind Ehe und Beziehungen für mich vom Tisch.“

„Ich dachte, die Zeit heilt alle Wunden?“

„Ich bin der lebende Beweis dafür, dass das nicht stimmt“, sagte Wynn schnaubend.

Silas parkte den Ferrari draußen an der Straße. In der Kneipe wimmelte es vor Leuten, die die Happy Hour nutzten, doch Silas und Wynn konnten sich trotzdem zwei Plätze am Tresen sichern. Wynn bestellte sich einen Bourbon, Silas einen Whiskey.

„Also, warum ist Giana hinter dir her? Was will sie von dir?“

Wynn nippte an seinem Bourbon. „Ich schätze, sie ist auf einen Werbevertrag für einen ihrer Spieler aus.“

„Und was wäre daran so schlimm?“, fragte Silas. „Die Atlanta Cougars haben gerade eine Spitzensaison, jetzt, wo Curtis Jackson bei ihnen unter Vertrag ist. Es wird sogar gemunkelt, dass sie es in die Meisterschaft schaffen könnten.“

„Ja, aber hast du schon vergessen, wie es mir in der Highschool ergangen ist? Wie ich von diesen Footballspielern tyrannisiert wurde? Denn ich weiß es noch allzu gut.“

„Natürlich weiß ich das noch, aber du kannst nicht alle Footballspieler für das bestrafen, was dir in deiner Kindheit zugestoßen ist. Schränke dich nicht so ein. Wenn ein Star wie Curtis Jackson für LEAN werben würde, wäre das absolut großartig.“

Wynn runzelte die Stirn. LEAN war sein Baby. Das würde er nicht einfach jedem anvertrauen. „Da könnte was dran sein.“

„Und Giana Lockett? Wenn du mich fragst, solltest du versuchen, sie besser kennenzulernen. Sie ist eine wunderschöne Frau, und wenn du sie nicht willst, wird jemand anders sie sich schnappen.“

„Soweit ich weiß, ist Giana momentan Single.“

„Und hast du Interesse?“

„Nein.“ Doch während er das Nein aussprach, erkannte er, dass das gelogen war. Zwischen ihnen waren die Funken geflogen. Er hatte stark auf Giana reagiert, kaum dass er sie gesehen hatte.

Aber er musste ihr bildhübsches Gesicht vergessen: diese weiche braune Haut, die mandelförmigen Augen und den sinnlichen Mund, der Sünde versprach. Er wollte sich keine weitere Tändelei mit einer reichen Tochter leisten. Giana Lockett war tabu.

Giana war nicht glücklich darüber, wie der Nachmittag gelaufen war. Sie hatte gedacht, das Gespräch mit Wynn würde besser verlaufen. Doch stattdessen war er nun nur entschlossener denn je, ihre Pläne bei jeder möglichen Gelegenheit zu durchkreuzen.

Niedergeschlagen ging Giana zum Haupthaus des Anwesens ihrer Eltern in Tuxedo Park, um im Gefrierschrank nach ihrer Lieblingseiscreme zu suchen.

Als Roman geheiratet und mit seiner Frau Shantel ein Haus in Buckhead gekauft hatte, ergriff Giana die Gelegenheit und zog ins Gästehaus, um den Adleraugen ihrer Mutter zu entfliehen. Sie hätte schon früher ausziehen können, aber ihre Mutter hatte ihre Kinder gern in der Nähe, und als einzige Tochter hatte Giana nachgegeben.

Aber sie verabscheute es, einkaufen gehen zu müssen. Abgesehen von einer Flasche Champagner und einer Charcuterie-Platte von einer ihrer Wohltätigkeitsveranstaltungen, war ihr Kühlschrank so gut wie leer. Und gerade brauchte sie einfach Zucker, um ihre Enttäuschung zu verarbeiten. Da sollte sie im Haus ihrer Eltern eigentlich fündig werden.

Dankbar nahm Giana die Packung Eiscreme aus dem Edelstahlgefrierschrank ihrer Eltern; ihr Butler Gerard hatte ihre Lieblingssorte gekauft. Gerard begleitete ihre Familie schon, seit sie sich erinnern konnte, und er verwöhnte Giana grenzenlos.

Schon seit sie klein war, bekam sie alles, was sie sich wünschte: Sei es ein Pony zu ihrem achten Geburtstag oder ein Porsche zu ihrem sechzehnten. Sie war einfach Daddys kleines Mädchen. Als sie jedoch schließlich aus dem Schatten trat und ihr eigenes Leben führen wollte, war ihr Vater überrascht gewesen, dass sie ihren eigenen Kopf hatte. Giana wollte nicht bloß die Frau eines reichen Mannes werden. Sie wollte eine Karriere und hatte hart dafür gekämpft. Wynn Starks würde sie nicht aufhalten. Ihr Vater wollte diesen Vertrag, und es war ihr schon immer äußerst wichtig gewesen, ihn stolz zu machen. Vielleicht wollte sie ihm auch nur beweisen, dass sie einen ebenso guten Geschäftssinn hatte wie Roman.

Sie steckte den Löffel ins Eis und seufzte genüsslich.

„So gut, hm?“, ertönte hinter ihr die Stimme ihres Bruders Xavier. Sie drehte sich auf dem Barhocker um. Xavier war groß, mit dunkelbrauner Haut, whiskeybraunen Augen und kurzem krausem Haar. Dank seines Barts und seiner vollen Lippen waren die Frauen während seiner Zeit als Quarterback scharenweise hinter ihm her gewesen.

Sie grinste. „Ja, schon.“ Sie aß einen weiteren Löffel. „Was machst du hier?“

„Ich hatte gehofft, du hättest vielleicht Lust auf ein gemeinsames Abendessen. Aber wie ich sehe, isst du lieber gleich den Nachtisch.“

„Mein Nachmittag war eine einzige Katastrophe, da hielt ich Tod durch Schokolade für nur passend.“

„So schlimm kann es nicht gewesen sein“, sagte Xavier, ging zu einem der Schränke gegenüber und holte sich einen Löffel. Er setzte sich zu ihr an die Kücheninsel und aß einen Löffel Eis. Dann seufzte er ebenfalls laut.

„Siehst du“ – Giana zeigte mit dem Finger auf ihn – „es ist echt lecker. Und ich bin so mies drauf, weil ich Wynn Starks immer noch nicht dazu überreden konnte, unsere Spieler für seine Marken werben zu lassen.“

Sie verabscheute es zu scheitern – genau wie ihr Vater. Er war ein strenger Vorgesetzter und duldete kein Versagen. Sie wollte ihm beweisen, dass sie alles schaffen konnte und ebenso erfolgreich war wie Roman.

Xavier zuckte die Schultern. „Dann lass die Sache hinter dir. Da draußen gibt es für jemanden wie Curtis noch Tausende andere Verträge. Ich weiß noch, als ich Quarterback war …“ Er verstummte abrupt.

Autor

Yahrah St John
Yahrah St. John hat bereits dreißig Bücher geschrieben. Wenn sie nicht gerade zu Hause an einer ihrer feurigen Liebesgeschichten mit unwiderstehlichen Helden und temperamentvollen Heldinnen arbeitet und sie mit einem Schuss Familientragödie würzt, kocht sie gern aufwändige kulinarische Leckereien oder reist auf der Suche nach neuen Abenteuern um die Welt....
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