Atemloses Verlangen - Heiß wie der Sommer

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SOMMERZAUBER DER LIEBE von RACHAEL THOMAS
Noch immer packt Nikos das Verlangen, wenn er an die Nacht mit Serena denkt. Als ihn die schöne Engländerin überraschend um ein Wiedersehen bittet, ist er Feuer und Flamme! Nichts will der vermögende Reeder mehr, als sie erneut zu verführen – da gesteht sie ihm schockierende Neuigkeiten …

SINNLICHE SOMMERNACHTSTRÄUME von ISABELLE GODDARD
Geheimnisvolle dunkelbraune Augen, in den schwarzen Locken eine rote Rose … Die exotische Domino da Silva sorgt für Aufsehen, dabei ist sie längst einem spanischen Gentleman versprochen. Bis sie sich von dem berüchtigten Verführer Joshua Marchmain einen Kuss rauben lässt – und damit ihre ganze Zukunft aufs Spiel setzt!

HERZENSÜBERRASCHUNG FÜR DR. JENKINS von MOLLY EVANS
Eine Familie, Kinder? Taylor Jenkins, sexy Chirurg mit Nerven aus Stahl, genießt lieber seine Freiheit als Single. Bis eines schönen Sommertages die warmherzige Piper als Schwester auf seiner Station anfängt und unter atemberaubenden Umständen sein Herz verzaubert …

SOMMER DER VERSUCHUNG von THEA DEVINE
"Ich mache eine Männerdiät!" Die hübsche New Yorkerin Lo hat es satt, dass die Männer außer Sex nichts von ihr wollen. Deshalb möchte sie einen Sommer lang enthaltsam leben. Doch schneller als gedacht, führt ausgerechnet sexy Playboy Jed Costigan sie in Versuchung …

NUR EINE SINNLICHE SOMMERAFFÄRE? von SAMANTHA HUNTER
Sexy Überraschung für Edie: Sie muss sich ihr Ferienhaus an der Atlantikküste mit dessen gut gebautem Besitzer Joel teilen. Nacht für Nacht gibt sie sich sinnlichen Spielen in seinen Armen hin. Doch während sie heimlich von mehr träumt, scheint Joel nur eine Sommeraffäre zu wollen …


  • Erscheinungstag 27.07.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783751522656
  • Seitenanzahl 555
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

IMPRESSUM

Sommerzauber der Liebe erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
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Geschäftsführung: Katja Berger, Jürgen Welte
Leitung: Miran Bilic (v. i. S. d. P.)
Produktion: Jennifer Galka
Grafik: Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,
Marina Grothues (Foto)

© 2015 by Jules Bennett
Originaltitel: „A Royal Amnesia Scandal“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA SOMMERLIEBE
Band 27 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Helga Meckes-Sayeban

Umschlagsmotive: GettyImages_vladans

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck

ISBN 9783733717872

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Nikos Lazaro Petrakis stand am Fenster seines Büros und blickte über die gewaltige Anlage von Xanthippe Shipping – seines Imperiums, das er in den vergangenen Jahren aus eigener Kraft zu seiner jetzigen Größe aufgebaut hatte. Dahinter glitzerte unter einem wolkenlosen Himmel das tiefblaue Mittelmeer. Ein wahrhaft erhebender Anblick, doch in diesem Moment hatte Nikos weder Augen für den beeindruckenden Beweis seiner Willenskraft noch für die Schönheit der Natur.

Die SMS, die gerade gekommen war, hatte ein endgültig abgeschlossen geglaubtes Kapitel seines Lebens neu aufgeschlagen und ihn damit binnen weniger Sekunden in den Ausnahmezustand versetzt.

Wir müssen reden. Triff mich heute Abend am Strand. Serena

Serena James war Nikos stärker unter die Haut gegangen als jede andere Frau zuvor. Um ein Haar wäre es ihr gelungen, seine Verteidigungsmauer zu durchdringen. Darum war er fast froh über die Gelegenheit gewesen, all das Schöne, das zwischen ihnen entstanden war, mit einem einzigen Satz zu zerstören.

Seit jenem Abend vor drei Monaten hatte er nichts mehr von ihr gehört, und nun war sie plötzlich wieder zurück.

Nikos presste die Augen zusammen, um das verstörend lebendige Bild von ihr loszuwerden. Es war hart gewesen, sie zu vergessen, und – wie er nun feststellte – er hatte es noch immer nicht geschafft. Um seinem Vorsatz treu zu bleiben, niemals eine tiefe Bindung einzugehen, hatte er Serena brutal vor den Kopf gestoßen, doch anscheinend war es ihm nicht gelungen, den Faden der gegenseitigen Anziehung komplett zu durchschneiden.

Nach seiner Rückkehr von Santorini nach Athen hatte er sich in die Arbeit gestürzt und die geplante Übernahme der Kreuzfahrtgesellschaft Adonia mit einer Besessenheit vorangetrieben, die selbst seine engsten Mitarbeiter besorgte. Das war seine Art gewesen, Abstand zwischen sich und die Ereignisse auf der Insel zu bringen.

Und jetzt warf ihn eine zehn Worte lange SMS an den Nullpunkt zurück. Nikos öffnete die Augen wieder und zwang sich, tief durchzuatmen. Er wusste genau, warum Serena ihn sprechen wollte.

Sie war während des Sommers auf seine Heimatinsel gekommen, um für einen Artikel über die Ägäis zu recherchieren, und ihre leidenschaftliche Romanze hatte zu leichtsinnigem, ungeschütztem Sex am Strand geführt.

Nun würde sie ihn darüber informieren, dass ihre Begegnung nicht folgenlos geblieben war. Dass Konsequenzen daraus erwachsen würden, die definitiv nicht in seine Lebensplanung passten.

Nikos’ innere Alarmglocken begannen zu läuten. Warum hat sie so lange damit gewartet? Hat sie ihren beruflichen Hintergrund genutzt, um mehr über mich in Erfahrung zu bringen? Weiß sie inzwischen, dass ich keineswegs der einfache Fischer bin, als der ich mich ihr gegenüber ausgegeben habe?

Serena arbeitete für ein seriöses Reisemagazin und war mithin keine Vertreterin der Klatschpresse. Aber das hieß nicht, dass sie eine lohnende Story nicht zu ihrem Vorteil nutzen würde, wenn sich die Gelegenheit dazu bot. Da es in der Vergangenheit schon genug Spekulationen über seine Geschäftspraktiken und seine ständigen Frauengeschichten gegeben hatte, war Nikos besonders vorsichtig gewesen, um seine Identität zu schützen. Aber möglicherweise nicht vorsichtig genug.

Verdammt! Wäre ihm Serenas Beruf schon vor ihrer ersten gemeinsamen Nacht bekannt gewesen, hätte er vielleicht die Finger von ihr lassen können, anstatt sich in etwas hineinziehen zu lassen, dem er bisher immer hatte ausweichen können.

Mit zusammengebissenen Zähnen stieß er eine Verwünschung aus und marschierte zu seinem Schreibtisch. „Ich brauche meinen Jet“, teilte er seiner Assistentin durch die Sprechanlage mit. „Ich muss heute Nachmittag nach Santorini.“

Nikos brannte vor Zorn. Warum musste sie ausgerechnet jetzt auftauchen? Die Adonia- Verhandlungen waren gerade im letzten entscheidenden Stadium, in dem jede Irritation fatal sein konnte. Ein erfolgreicher Abschluss würde ihm über die Frachtgeschäfte hinaus auch noch den Markt der Kreuzschifffahrt eröffnen und ihn zum mächtigsten Reeder Griechenlands machen. Er konnte jetzt keine Komplikationen gebrauchen, schon gar nicht von der Art, die er befürchtete.

Nicht jetzt, und auch zu keinem anderen Zeitpunkt!

Dennoch konnte Nikos sein Gehirn nicht davon abhalten, wieder und wieder ihr Bild zu produzieren – lebensfroh, glücklich und umwerfend schön. Sie hatte ihn Dinge wünschen lassen, die er nicht haben konnte, und die Tatsache, dass er der erste Mann für sie gewesen war, hatte ihm die Trennung von ihr doppelt schwer gemacht. Fast unmenschlich schwer, um genau zu sein, doch was hätte er tun sollen? Er konnte keine emotionale Bindung eingehen, selbst wenn er es gewollt hätte. Nie wieder durfte er sich in eine so angreifbare Position begeben.

Nikos stieß langsam die Luft aus und ging erneut zum Fenster. Ein voll beladenes Containerschiff glitt gerade in seinen Liegeplatz. Dahinter warteten sechs weitere. Doch das gewohnte Hochgefühl beim Anblick all dessen, was er erreicht hatte, blieb aus. Das Einzige, was in diesem Moment seine Gedanken beherrschte, war ein hinreißender Rotschopf, der ihm zwei Wochen lang den Verstand geraubt hatte.

Noch immer konnte er ihren blassen Teint vor sich sehen. Die grünen, funkelnden Augen. Das Haar, das wie flüssige Seide durch seine Finger glitt, während sie mit einem Lächeln zu ihm aufblickte, das eine einzige Einladung zum Küssen war …

Bilder ihres letzten gemeinsamen Abends tauchten vor Nikos auf. Von dem Abschiedskuss, der mit dem spektakulären Liebesakt am Strand geendet hatte. Von dem Moment danach, als Serena mit glühenden Wangen vor ihm stand und sich den Sand aus den Kleidern schüttelte, während er wie versteinert dasaß und sich für seine Schwäche verwünschte.

Noch nie hatte er sich so von seiner Lust hinreißen lassen. Niemals ohne Kondom!!! Das sollte doch eigentlich nicht so schwierig sein, und doch hatte seine haltlose Lust auf sie ihn seine eiserne Regel vergessen lassen. Dass sie so viel Macht über ihn hatte, war unerträglich für ihn gewesen, und dann hatte er ihr den Satz an den Kopf geworfen, der wie ein Peitschenhieb die warme Nachtluft durchschnitten hatte.

Sollte das, was gerade geschehen ist, Konsequenzen haben, wirst du mich umgehend informieren. Hast du das verstanden?

Ihre verletzte, erschrockene Miene hatte bei Nikos für einen Moment Schuldgefühle geweckt. Doch sein fast panisches Bedürfnis, sich aus dem gefährlichen Netz zu befreien, das sie um ihn gesponnen hatte, ließ solche Regungen nicht zu. Nicht, nachdem sie ihn dazu verführt hatte, ein so unkalkulierbares Risiko einzugehen.

Kein Wunder, dass sie vor ihm davongelaufen war. Er musste ihr wie Dr. Jekyll vorgekommen sein, der sich plötzlich in Mr. Hyde verwandelt hatte. Dabei war er im Grunde nur wütend auf sich selbst gewesen.

Seit dem Tag, an dem Serena aus seinem Leben verschwunden war, hatte Nikos sich nach ihr gesehnt, besonders in seinen einsamen Nächten. Doch er hatte nichts mehr von ihr gehört und auch selbst keinen Kontakt zu ihr aufgenommen. Aus Wochen wurden Monate. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass sein unverzeihlicher Kontrollverlust wohl doch ohne Folgen geblieben war.

Aber jetzt war sie zurück.

Das Blut pulste heftig in seinen Schläfen. Er wusste, warum Serena gekommen war, und dem musste er sich stellen.

Sie erwartete sein Kind.

Serena klopfte das Herz bis zum Hals, als sie am Strand wartete. Wo blieb Nikos? Wird er überhaupt kommen? Das rhythmische Geräusch der im Sand auslaufenden Wellen trug nicht viel zu ihrer Beruhigung bei.

Den ganzen Flug von London hierher war die Erinnerung an die schönsten zwei Wochen ihres Lebens von der zufälligen Offenbarung seiner wahren Identität überschattet gewesen. Sie hatte in der Abflughalle gesessen und die Nachrichten auf ihrem iPhone durchgescrollt, als ihr plötzlich sein Gesicht ins Auge sprang, gefolgt von einem Artikel über die intensiven Bemühungen des „griechischen Schifffahrtsunternehmers“ um die Übernahme einer Kreuzfahrtlinie.

Nikos ein steinreicher Reeder?

Es hatte eine Weile gedauert, bis die Information zu Serena durchgedrungen war. Sie war einfach zu … unglaublich. Sie hatte beschlossen, nach Santorini zu fliegen, weil sie annahm, er habe so gut wie kein Geld, aber dennoch das Recht, die Nachricht von ihr persönlich zu erfahren.

Und jetzt das!

Nachdem Serena den Artikel gelesen hatte, war auch ihre letzte kleine Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft erloschen. Ein Mann wie er – ein milliardenschwerer Großunternehmer – dürfte jetzt nur den Wunsch haben, sich von ihr zu distanzieren.

Instinktiv legte sie eine Hand auf ihren Bauch und das neue Leben darin. Sie hatte ihm ins Gesicht sehen wollen, wenn sie ihm sagte, dass aus ihrer leidenschaftlichen Begegnung ein Kind entstanden war. Aber inzwischen fragte sie sich, ob das eine gute Idee gewesen war.

Will ich einen Mann wie ihn wirklich noch einmal in mein Leben ziehen? In das Leben meines Kindes? Er hatte sie nach Strich und Faden belogen, und sie verabscheute Lügen mehr als alles andere. Ihr ganzes Leben lang war sie von ihnen umgeben gewesen.

Unwillkürlich musste Serena an ihren letzten Abend mit ihm auf der Insel denken. An den heißblütigen und zugleich zärtlichen Liebhaber, der sich plötzlich von einer ganz anderen Seite gezeigt hatte, als ihm die möglichen Folgen ihres spontanen Liebesaktes klar wurden.

Eigentlich sollte es nur ein Abschiedskuss werden, an den sie sich erinnern konnte, wenn sie ihr gewohntes Leben in England wiederaufnahm. Sie hatte gewusst, dass Nikos nicht mehr als eine Affäre wollte, und es akzeptiert. Aber aus dem Kuss wurde schnell mehr, und dann war es auf einmal passiert, ohne das auch nur einer von ihnen einen Gedanken an Verhütung verschwendet hätte.

„Serena.“

Sie schloss die Augen, als sie die vertraute Stimme hinter sich hörte. Tief und mit starkem griechischem Akzent. Natürlich erwartete er jetzt, dass sie sich zu ihm umdrehte, und das würde sie auch tun, aber sie brauchte noch einen Moment, um sich zu fassen. Sonst würde er ihr sofort die Gefühle ansehen, die sie immer noch für ihn hatte. Und das durfte auf keinen Fall passieren. Nicht nach allem, was er sich ihr gegenüber geleistet hatte.

„Serena …“, sagte Nikos wieder, und dann spürte sie plötzlich seine Hand auf ihrem Arm.

Nun konnte sie den Moment nicht länger hinauszögern. Langsam drehte sie sich zu ihm um – und konnte ihr Erschrecken kaum verbergen. Seine leuchtendblauen Augen, die so ungewöhnlich für einen Griechen waren und sie immer an den Himmel an einem Sommertag erinnert hatten, erwiderten kalt und emotionslos ihren Blick.

Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Dieser Mann war nicht der, in den sie sich verliebt hatte. Und das lag nicht nur daran, dass er statt der abgewetzten Jeans, in der er immer herumgelaufen war, einen teuren Maßanzug trug. Er war immer noch groß und dunkel und verboten attraktiv, doch seine markanten Züge zeigten jetzt scharfe Linien, die vorher nicht dagewesen waren, und sein sinnlicher Mund war zu einem schmalen, strengen Strich zusammengepresst.

„Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.“ Trotz ihres wilden Herzklopfens gelang es Serena, ihre Stimme einigermaßen fest klingen zu lassen.

Nikos breitete in einer bedauernden Geste die Hände aus. „Tut mir leid, ich hatte noch zu tun.“

„Du siehst sehr …“ Sie hielt inne und versuchte, die richtige Formulierung zu finden. Das Wissen um seine Täuschung und die Tragweite dessen, was sie ihm mitzuteilen hatte, machten höflichen Small Talk beinah unmöglich. Andererseits könnten die nächsten Minuten Auswirkungen auf ihr ganzes zukünftiges Leben haben, daher musste sie sich jetzt am Riemen reißen.

„… elegant aus“, vollendete sie den angefangenen Satz. „Wie ein erfolgreicher Geschäftsmann.“

Nikos zog kurz die Brauen hoch, und sie glaubte, so etwas wie Zorn in dem blauen Eis seiner Augen aufblitzen zu sehen. Fast nichts deutete mehr auf den Mann hin, mit dem sie zwei paradiesische Wochen verbracht und dem sie mehr als nur ihr Herz geschenkt hatte.

„Du weißt, warum ich gekommen bin?“ Sie widerstand dem Drang, die Arme um sich zu schlingen, um sich vor seiner Kälte zu schützen. Es hätte schwach gewirkt, und Schwäche durfte sie jetzt nicht zeigen.

„Du hättest es schon vor zwei Monaten tun sollen.“

Ärger schien die einzige Emotion zu sein, die ihr Wiedersehen in ihm auslöste. Ärger darüber, dass sie seinem Befehl, ihn im Fall einer Schwangerschaft „umgehend zu informieren“, nicht sofort nachgekommen war. Serena schluckte. Was immer sie in diese zwei Wochen mit Nikos hineingeträumt haben mochte, ihm hatten sie anscheinend nicht das Geringste bedeutet.

„Bis jetzt war ich wegen ständiger Übelkeit nicht in der Lage zu reisen“, teilte sie ihm mit.

„Du hättest anrufen können. Ich hatte dich ausdrücklich darum gebeten.“

„Gebeten?“, wiederholte Serena ungläubig. „Du hast nicht darum gebeten, Nikos. Du hast es befohlen!“

Er zog es vor, nicht darauf einzugehen. „Es hätte dich nur einen Anruf gekostet“, beharrte er. „Warum hast du so lange gewartet? Und warum kommst du jetzt?“

Die Aura von Macht und Autorität war auch etwas, das Serena damals nicht an ihm wahrgenommen hatte. Dieser Nikos war durch und durch kontrolliert, einschüchternd und – was das Schlimmste war – ohne jede Spur von Freundlichkeit.

Bisher war es ihr gelungen, ihren Schock und ihre Bestürzung hinter einer ruhigen Fassade zu verbergen, aber sehr lange würde sie das nicht mehr durchhalten. Hinter Nikos erglühte der Himmel in dramatischen Orange- und Purpurtönen. Wie konnte so ein herrlicher Sonnenuntergang nur einen so schrecklichen Moment untermalen?

„Offenbar soll ich jetzt dafür bestraft werden, dass ich es dir nicht sofort mitgeteilt habe.“ Trotz ihrer Bemühungen um einen neutralen Tonfall konnte Serena die Kränkung nicht ganz aus ihrer Stimme heraushalten. „Aber ich wollte es dir lieber persönlich sagen, anstatt nur anzurufen. Und das hat bedeutet, dass ich warten musste, bis es mir wieder gut genug ging, um in ein Flugzeug zu steigen.“

„Und dennoch kannst du es nicht.“ Er kam näher, sein ganzer Körper war eine einzige grimmige Herausforderung. „Du bringst es nicht über die Lippen, stimmt’s?“

Plötzlich bäumte sich alles in Serena gegen sein empörendes Verhalten auf. Er zerstörte ihre Liebe, zertrat brutal jede Hoffnung, die noch in ihr gewesen war.

„Und ob ich das kann!“, konterte sie mit hoch erhobenem Kinn. „Ich bin schwanger, Nikos! Schwanger mit deinem Kind!“ Trotz ihres inneren Aufruhrs gelang es ihr, jedes Wort mit glasklarer Deutlichkeit auszusprechen.

„Warum hast du die weite Reise gemacht? Was genau willst du von mir?“ Er trat noch dichter an sie heran, ragte einschüchternd vor ihr auf. Der frische Duft seines makellos weißen Hemds stieg ihr in die Nase, und zu ihrem Entsetzen spürte Serena, dass ihr Körper sogar jetzt noch nach ihm verlangte.

„Ich will gar nichts. Jedenfalls nicht von Nikos, dem Fischer, aber der bist du ja nicht, oder?“ Ruhig erwiderte sie seinen Blick, obwohl sie innerlich vor Nervosität und Unsicherheit zitterte.

Er kniff die Augen zusammen und musterte sie scharf. „Wie viel?“

Serena machte einen Schritt zurück, um seiner übermächtigen Nähe zu entkommen. „Was soll das heißen, wie viel ?“

Spätestens jetzt begriff sie, dass es ein großer Fehler gewesen war, hierherzukommen. Sie hatte Nikos ins Gesicht sehen wollen, wenn er es erfuhr, um sich endgültig davon zu überzeugen, dass er ihre Gefühle für ihn nie erwidern würde. Sie hatte sich so etwas wie inneren Frieden davon erhofft, und nun steckte sie plötzlich in einer Situation, die zunehmend einem Albtraum ähnelte.

„Ich rede von Geld.“

Er spie das Wort so angewidert aus, dass Serena noch weiter vor ihm zurückwich, bis sie mit dem Rücken gegen einen großen Felsblock stieß.

„Ich will dein Geld nicht, ich …“ Ihr wurde schwindlig, aber sie musste das jetzt zu Ende bringen. „Ich wollte es dir nur persönlich sagen und dann wieder nach England zurückfliegen.“

Sie sah Nikos an und wünschte, die Dinge stünden anders. Dass er ihr keine falsche Identität vorgespielt hätte. Dass er damals nicht diese schrecklichen letzten Worte zu ihr gesagt hätte. Deutlicher hätte er ihr kaum vermitteln können, wie sehr er den Gedanken, Vater zu werden, verabscheute.

Sie dachte an ihre Schwester Sally, die sich sehnlichst ein Baby wünschte und trotz mehrerer Versuche mit künstlicher Befruchtung immer noch kinderlos war. Dass sie selbst derartig leicht schwanger geworden war, fand Serena so unfair und grausam, dass sie es Sally immer noch nicht hatte sagen können.

Nikos war der Einzige, der es wusste. Doch in diesem Augenblick gab er Serena das Gefühl, völlig allein und isoliert dazustehen. Ihr ganzes Leben hatte sie mit der Gewissheit verbracht, ein unerwünschtes Kind zu sein, das seine Eltern zum Zusammenbleiben gezwungen hatte. Hätte Nikos etwas für sie empfinden können, wäre das alles mit einem Schlag bedeutungslos geworden. Sie hätte mit ihm und dem Baby einen Neuanfang gemacht und die Vergangenheit für immer hinter sich gelassen.

Aber das war leider nur eine naive Wunschvorstellung gewesen.

„Du glaubst, du kannst mir eröffnen, dass ich Vater werde, und dann einfach wieder verschwinden, als hätten wir nur übers Wetter geredet?“ Abrupt wandte Nikos sich von ihr ab und blickte starr aufs Meer hinaus.

„Wie sollten wir denn gemeinsam ein Kind aufziehen?“

Eine Weile herrschte Schweigen, und erst als Serena behutsam seinen Arm berührte, drehte er sich wieder zu ihr um. Als sie den Schmerz in seinen Augen sah, hätte sie sich am liebsten in seine Arme geworfen, damit der Mann, den sie liebte, sie für immer festhielt und endlich alles gut wurde.

Denn genau das war es, was sie sich wirklich wünschte.

Nur existierte der Mann, den sie liebte, gar nicht.

„Wir können es nicht, Nikos“, murmelte sie traurig. „Jedenfalls nicht zusammen.“

„Was willst du damit sagen, Serena?“

Nikos Lippen fühlten sich wie betäubt an. Erinnerungen an den Tag, an dem seine Mutter gegangen war, drängten an die Oberfläche, und mit ihnen die alten, jahrelang unterdrückten Fragen.

Was für ein Mensch war sie? Abgesehen davon, dass ihr Beruf und ein luxuriöses Leben ihr wichtiger gewesen waren als ihr Ehemann und ihr kleiner Sohn. Hat sie ihre Entscheidung je bereut? Als Nikos an seinem sechzehnten Geburtstag einen Brief von ihr bekam, in dem sie ihm schrieb, dass sie ihn nie hatte verletzen wollen, hatte er ihn wütend in Fetzen gerissen und sich geschworen, sie für immer aus seinem Leben auszublenden.

An diesem Tag beschloss er auch, niemals den Fehler seiner Eltern zu begehen und zu heiraten. Auch wenn das bedeutete, dass er nie Vater sein würde.

Und jetzt trug Serena sein Kind unter dem Herzen.

Nikos atmete tief ein. Das Schicksal hatte in seinen Lebensplan eingegriffen, und ganz gleich, was sie sagte oder tat, er würde diesem Kind in jeder Hinsicht ein Vater sein. Es würde nicht den Schmerz erleben, den er erfahren hatte, egal zu welchen Mitteln er greifen musste, um das zu erreichen.

„Wir können diesem Kind nicht die Eltern sein, die es braucht“, sagte Serena in die angespannte Stille hinein.

Ihre Stimme war sanft, doch es schwang eine feste, unnachgiebige Note darin. Darauf lief es also hinaus! Sie wollte das Baby ihrer Schwester geben! Nikos konnte kaum fassen, mit welcher Mühelosigkeit sie ihr eigenes Kind abschrieb. Genau wie seine Mutter es damals getan hatte.

„Ich hatte nie die Absicht, Vater zu werden. Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht für mein Kind da sein werde“, erklärte er grimmig. „Und ich werde es, verlass dich darauf.“

Etwas, das wie Furcht gemischt mit Hoffnung aussah, lag in Serenas Blick, als sie zögernd einen Schritt auf ihn zu machte. „Du willst das Baby zusammen mit mir großziehen?“

Nikos verschloss sein Herz vor dem Bild einer glücklichen Familie, das unvermittelt vor seinem inneren Auge auftauchte. „Diese Möglichkeit passt überhaupt nicht in dein Konzept, stimmt’s?“, höhnte er. „Denn du hast ja bereits beschlossen, es wie ein lästiges Gepäckstück weiterzureichen.“

„Ich habe nichts dergleichen beschlossen!“ Sie sah ihn an wie ein waidwundes Reh.

„Du hast damals ständig davon geredet, wie sehr deine Schwester sich nach einem Baby sehnt“, erinnerte Nikos sie. „Weißt du noch, was du zu mir gesagt hast? Wenn ich für sie ein Kind bekommen könnte, würde ich es tun. Genau das waren deine Worte.“

„Wie kannst du mir jetzt einen Strick daraus drehen?“, protestierte Serena. „Es war das, was ich mir gewünscht, nicht, was ich geplant habe!“

Er lachte hart auf. „Vielleicht war es anfangs so. Aber dann hast du herausgefunden, wer ich bin, und beschlossen, mein Kind als Verhandlungsobjekt zu benutzen, um von mir Geld für weitere IVF-Behandlungen für deine Schwester zu bekommen. Oder schlimmer noch, du wolltest ihr das Baby gleich überlassen.“

„Nein, so ist es nicht. Es ist doch mein Baby …“

„Meins aber auch, Serena!“ Adrenalin pumpte durch Nikos’ Adern. Das Blut rauschte so heftig in seinem Kopf, dass er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Er wusste nur, dass er für sein Kind da sein musste.

Materiell gesehen war das kein Problem, doch wie stand es mit der emotionalen Seite? Kann ich ein liebevoller Vater sein, ohne je selbst Elternliebe gekannt zu haben? Zu seinen Großeltern hatte er als Junge stets eine gewisse Distanz gehalten. Er hatte ihre Liebe gescheut und sich stattdessen hinter seiner sicheren Schutzmauer verschanzt. Dennoch bestand eine starke Bindung zwischen ihnen. Kann ich mit meinem Kind wenigstens das erreichen?

Oder bin ich dazu zu herzlos?

Hat meine Mutter mich darum verlassen?

Hat mein Vater mir deswegen kaum einen Blick gegönnt?

War alles mein Fehler?

„Ich werde für mein Kind da sein“, wiederholte er schroff und suchte dabei Serenas Gesicht nach Schuldgefühlen ab. Nach irgendeinem Zeichen, das ihren Betrug verriet.

„Und was genau soll das bedeuten?“

Die demonstrative Empörung in ihrer Stimme bestätigte seinen Verdacht.

„Hör auf, die Unschuldige zu spielen“, sagte er kalt. „Du weißt doch genau, wer ich bin. Für eine Journalistin muss es ein Kinderspiel gewesen sein, mehr über den Vater deines Kindes zu erfahren.“

Nikos spie die Worte förmlich aus. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass das Meer näher gekommen war. Wie lange standen sie schon hier? Minuten? Stunden? Er wusste es nicht. Wusste nur, dass sich plötzlich alles verändert hatte. Dass etwas geschehen war, das ihn für immer verändern würde.

„Ja, ich weiß, wer du bist, Nikos“, gab Serena zu. „Aber ich habe es erst in der Abflughalle des Flughafens herausgefunden, als ich im Internet die Nachrichten gelesen habe. Dummerweise hielt ich dich bis dahin für einen einfachen Fischer, aber du hast mich belogen und benutzt!“

„So wie du den einfachen Fischer benutzt und belogen hast“, konterte Nikos.

„Das habe ich nie getan!“

„Dann streitest du ab, dass du mich in der Absicht verführt hast, mit einem Kind schwanger zu werden, das du deiner Schwester schenken wolltest?“

„Natürlich streite ich das ab!“

„Gut“, stellte er fest. „Dann kann ich deine Pläne ja auch nicht durcheinanderbringen.“

„Und was soll das nun wieder bedeuten?“

Widerwillig musste Nikos ihre Standfestigkeit bewundern. Sie war sogar noch schöner, wenn das Feuer der Entschlossenheit in ihren grünen Augen loderte.

„Es bedeutet, dass ich meinem Kind ein Vater sein werde, egal welche Hindernisse du mir in den Weg zu legen versuchst“, eröffnete er ihr. „Ich werde sie alle beseitigen, um zu bekommen was ich will.“

2. KAPITEL

Serena verwünschte ihre schwangerschaftsbedingte Emotionalität. Ihr war nur noch nach Heulen zumute. Doch sich wollte sich auf keinen Fall die Blöße geben, vor Nikos’ Augen in Tränen auszubrechen.

Ihr Treffen verlief ganz und gar nicht nach Plan. Sie hatte nicht erwartet, dass er sie mit offenen Armen empfangen würde, aber die Entdeckung seines Betrugs und seine Entschlossenheit, ihr seinen Willen aufzuzwingen, kamen total unerwartet für sie.

„Warum hast du mir vorgemacht, du wärst nur ein einfacher Fischer von der Insel?“, flüsterte sie.

„Es war damals das Beste.“ Seine Stimme klang fest und entschieden, seine Miene verriet nichts.

Ich werde alle Hindernisse beseitigen, um zu bekommen was ich will.

Nikos’ Warnung klang ihr immer noch in den Ohren. Es kam ihr vor, als würde sich die Geschichte ihrer Eltern wiederholen – mochte sie sich auch noch so angestrengt haben, anders zu sein als sie.

Sie waren gezwungen gewesen, wegen einer ungeplanten Schwangerschaft zusammenzubleiben, und sie war mit dem Schuldbewusstsein aufgewachsen, der Grund für die ewigen Streitereien zu sein, die irgendwann in gegenseitigen Hass gemündet hatten. Sie wollte ihrem Kind nicht dieselbe Schuld aufbürden wegen des Fehlers, den sie und Nikos gemacht hatten.

„Ich bin ein Fischer von der Insel, aber ich bin auch Geschäftsmann. Meine Büros liegen in Piräus, und ich lebe in Athen.“ Seine Stimme klang jetzt etwas weicher, aber eine innere Stimme sagte Serena, dass die Gefahr noch nicht vorüber war.

„Was hast du dann auf Santorini gemacht? Naive Ausländerinnen abgeschleppt, um dein Ego aufzupeppen?“ Sie konnte sich diesen Seitenhieb einfach nicht verkneifen.

Nikos beantwortete ihn mit einem eisigen Blick. „Mein Leben hat sich geändert, als ich die Insel verließ, aber meine Wurzeln sind immer noch hier. Ich komme jedes Jahr für zwei Wochen her, um die kleine Fischermannschaft hier zu unterstützen. Es ist meine Art, mit meinen Großeltern verbunden zu bleiben, und du hast nie danach gefragt, was dich auf den ersten Blick anders erscheinen ließ.“

„Anders als was?“ Alles, was er sagte, erschien Serena zusammenhanglos. Oder lag es an ihrer Erschöpfung und ihren unberechenbaren Emotionen?

„Als die Frauen, die vor allem an meinem Bankkonto interessiert waren“, klärte Nikos sie auf. „Nur sieht es jetzt so aus, als wärst du gar nicht so anders.“

„Du hast mich belogen, weil du Angst hattest, ich wäre nur auf dein Geld aus? Warum hast du dich dann überhaupt mit mir eingelassen?“ Sie schleuderte ihm die Frage entgegen, während eine Welle von Übelkeit sie zu übermannen drohte.

„Was wir zusammen hatten, war etwas Besonderes …“

Kaum hatte Nikos ihre Hand in seine genommen, begann Serenas Puls zu jagen. Sie hasste sich dafür, denn es schien all den Schmerz und den Aufruhr, den sie gerade erst erlebt hatte, Lügen zu strafen.

„… aber es hat nie etwas anderes daraus werden sollen als eine Urlaubsromanze. Eine zeitlich begrenzte Affäre.“

Richtig, sagte Serena sich. Sie hatte auf mehr gehofft, aber im Grunde ihres Herzens war ihr von Anfang an klar gewesen, dass mit ihrer Abreise von der Insel alles vorbei sein würde.

Sie zog ihre Hand aus seiner und schüttelte verzweifelt den Kopf. „Geld ist nicht alles, Nikos. Wir können dieses Kind nicht zusammen aufziehen.“

Ihre Worte sickerten wie Gift in Nikos und vermischten sich mit der Erinnerung an den Tag, an dem seine Mutter das Weite gesucht hatte.

„Das klingt für mich immer noch sehr danach, als wolltest du mein Baby weggeben“, bemerkte er scharf.

„Das ist absurd.“

„Ist es das wirklich?“

Sie seufzte. „Wir können das jetzt nicht klären, Nikos. Nicht, solange du mit diesen haltlosen Beschuldigungen um dich wirfst.“

Sie sah ihn offen an, doch Nikos’ Talent, die Absichten seines Gegenübers zu durchschauen, schien ihn verlassen zu haben. Er konnte weder Wahrheit noch Lüge erkennen, sondern nur ihre Entschlossenheit, ihm um jeden Preis die Stirn zu bieten.

Er trat so dicht an sie heran, dass er den Duft ihres blumigen Parfums wahrnahm. Er erweckte Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit, als er noch geglaubt hatte, sie wäre anders. Doch in Wahrheit war diese Frau – die einzige, mit der er sich mehr als eine flüchtige Affäre gewünscht hatte – nicht besser als seine Mutter. Genau genommen war sie sogar noch schlimmer. Sie wollte nicht nur ihr Kind verlassen, sondern erwartete auch noch von ihm, dass er dasselbe tat.

„Wir müssen vernünftig sein, Nikos. Das Baby wird bei mir in England aufwachsen.“

Bildet sie sich etwa ein, ich werde lammfromm Ja dazu sagen, ohne zu wissen, ob sie wirklich vorhat, sich selbst um mein Kind kümmern? Vielleicht ist der Handel mit ihrer Schwester ja schon perfekt?

„Vergiss es. Das kommt überhaupt nicht infrage.“

Seine Antwort kam wie ein Pistolenschuss und traf mitten ins Ziel. Serenas Augen weiteten sich erschrocken, die langen, dichten Wimpern flatterten wie Schmetterlingsflügel.

Warum muss sie so schön sein?

So verdammt verführerisch?

„Du kannst nicht einfach Nein dazu sagen“, begehrte sie auf. „Wir haben doch überhaupt noch nicht darüber geredet.“

Sie suchte in seinem Gesicht nach einem Anzeichen von Entgegenkommen, während Nikos’ Blick wie magisch von ihren vollen, bebenden Lippen angezogen wurde. Weiß sie, welche Wirkung sie auf mich hat? Ist ihr klar, dass in diesem Moment nichts anderes in meinem Kopf Platz hat als der Wunsch, sie in meine Arme zu reißen und bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen?

Noch immer liefen die Wellen mit unbegreiflicher Gleichmut am Strand aus, während seine Vergangenheit mit der Gegenwart verschmolz.

„Wie kann ich sicher sein, dass du mein Kind nicht doch deiner Schwester gibst?“

„Ich werde es niemandem geben!“, stieß Serena gequält hervor. „Ich will dieses Baby, und es wird alles von mir bekommen, was ich ihm nur geben kann.“

Die bedingungslose Entschlossenheit in ihrer Stimme berührte einen wunden Punkt in Nikos. „Genauso geht es mir.“

„Aber wie kann das sein, wenn du andererseits zugibst, dass du nicht Vater sein willst?“

Sie kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu, doch er wich vor ihrer Berührung zurück. Er hatte die Möglichkeit, jemals Vater zu sein, schon vor langer Zeit ausgeschlossen, da das eine Heirat implizierte. Aber jetzt, da er mit der unausweichlichen Tatsache konfrontiert war, wusste er genau, was er wollte.

„Ein Kind braucht Stabilität und ein liebevolles Zuhause“, erklärte Serena. „Ob nur ein Elternteil da ist oder beide ist nicht entscheidend, solange es sich sicher und geborgen fühlt.“

Eine unerwartete Stärke ging von ihr aus. Sie sah ihm fest in die Augen, forderte ihn mit allem heraus, was sie hatte.

„Und was lässt dich glauben, dass ich dazu nicht in der Lage bin?“ Ihre beharrlichen Versuche, ihm seine diesbezügliche Eignung abzusprechen, machten ihn unglaublich wütend.

„Hör auf damit, Nikos“, verlangte sie. „Ich werde nicht zulassen, dass mein Baby zum Streitobjekt zwischen uns wird.“

„Nach deinem Plan, dich von mir schwängern zu lassen, bist du nicht in der Position, Forderungen zu stellen.“ Er spürte, wie ihm die Kontrolle entglitt, während sie zunehmend an moralischer Überlegenheit gewann.

„Diese Unterstellung ist meilenweit von der Wahrheit entfernt“, widersprach sie mit provozierender Gelassenheit. „Dieses Baby war in keiner Weise geplant. Aber ich will es von ganzem Herzen und könnte nicht einmal die Möglichkeit in Betracht ziehen, es wegzugeben.“

Plötzlich war Nikos wieder ein Junge, der genau an diesem Strand stand und mit der Hoffnung aufs Meer hinausblickte, dass das nächste Schiff seine Mutter an Bord hatte. Dass sie ihre Meinung geändert hatte und zu ihm zurückkam. Jahr um Jahr hatte er auf sie gewartet, bis er endlich begriff, dass sie eine kalte, herzlose Frau war, die er nie mehr wiedersehen würde.

„Aber du willst Geld?“

„Darum geht es hier auch nicht, Nikos. Ich habe zwar kein Vermögen, aber ich werde mit Sicherheit für meinen Sohn oder meine Tochter da sein.“

Für meinen Sohn oder meine Tochter.

Auf einmal gewann der ungeborene Mensch, der in Serena heranwuchs, Konturen. Es würde entweder ein Mädchen mit flammend rotem Haar werden oder ein kleiner Junge mit einem frechen Lächeln und einem ausgeprägten Willen …

Als Serena ihm zögerlich die Hand auf den Arm legte, zog Nikos ihn so abrupt zurück, als hätte er sich verbrannt. Er wollte nicht das erregende Kribbeln spüren, das ihre Berührung in ihm auslöste. Denn das bedeutete, dass sie immer noch die Macht besaß, ihn zu beeinflussen, und das durfte er nicht zulassen.

Serena sank das Herz, als Nikos ihre versöhnliche Geste brüsk zurückwies. Ganz offensichtlich verabscheute er ihre Berührung, und die Feindseligkeit in seinen Augen machte ihr Angst.

Doch was immer auch geschehen war oder noch geschehen würde – sie hatten gemeinsam ein neues Leben erschaffen und mussten einen Weg finden, ihrem Baby das Bestmögliche zu geben. Und das bedeutete, dass sie zu irgendeiner Form von Einigung kommen mussten.

„Was schlägst du vor, wo das Baby aufwachsen soll?“ Anscheinend war Nikos ebenfalls zu diesem Schluss gekommen. Doch es war deutlich zu spüren, dass er nur mit Mühe die Ruhe bewahrte.

„Bei mir.“

„Also in England?“

„Ja.“

Wieder musste Serena an Sally denken. An das qualvolle Wechselbad zwischen Hoffnung und bitterer Enttäuschung, das mit jeder neuen IVF-Behandlung einhergegangen war. Es war eine himmelschreiende Ungerechtigkeit des Schicksals, dass sie selbst nach nur einem Mal ungeschütztem Sex schwanger geworden war – auch wenn dieser Liebesakt viel mehr als nur pure Lust für Serena bedeutet hatte.

In jener Nacht hatte sie sich so tief und unauflöslich mit Nikos verbunden gefühlt, dass nichts sie auf seine Reaktion danach vorbereitet hatte. Weder auf seine plötzliche Distanziertheit, die ihr schmerzlich klarmachte, dass sie nur ein netter Zeitvertreib für ihn gewesen war, noch auf seine kalte Forderung, ihn unverzüglich über eventuelle „Konsequenzen“ zu informieren.

„Das heißt also, dass du unser Kind aufwachsen siehst, es seine ersten Worte sagen hörst und seine ersten Schritte beobachtest, während ich in den Hintergrund verwiesen werde und froh sein darf, wenn ich es ein paarmal sehen darf, bevor es ein Teenager ist?“

Nikos’ tiefe, leicht raue Stimme holte Serena umgehend in die Gegenwart zurück. Sie schluckte hart gegen den Kloß in ihrer Kehle an und versuchte, die erneut aufsteigenden Tränen zurückzudrängen. Zumindest ersparte sein vorwurfsvoller Tonfall ihr Gewissensbisse.

„Du musst gar nicht erst versuchen, so zu tun, als würdest du dieses Baby wollen, Nikos. Nicht nachdem du so deutlich gemacht hast, dass es nur eine unerwünschte Konsequenz für dich wäre.“

„Ich hatte nicht geplant, Vater zu werden.“

„Ich weiß. Und darum werde ich nach England zurückkehren und mein Baby allein aufziehen.“

Die Wut, die plötzlich aus seinen Augen sprühte, ließ Serena erneut vor ihm zurückweichen. Als sie dabei in dem weichen Sand ins Stolpern geriet, packte Nikos blitzschnell ihren Arm, und auf einmal lag sie in seinen Armen. Sein vertrauter Duft umhüllte sie und setzte eine Flut unerwünschter Erinnerungen frei.

„Die Tatsache, dass ich dieses Kind nicht bewusst in die Welt gesetzt habe, bedeutet nicht, dass ich ihm den Rücken zukehren werde.“

Seine Worte beschleunigten Serenas Herzschlag, und unversehens tauchte vor ihrem inneren Auge ein Bild von ihm, ihr und dem Baby auf. Doch gleich darauf verdrängte die traurige Realität dieses Idealbild einer glücklichen Familie. Wie sollten sie sich nach dem hässlichen Abschied im Sommer und seinen Lügen bezüglich seiner Identität gemeinsam um ein Kind kümmern?

Sie schüttelte langsam den Kopf. „Es wird nie funktionieren, Nikos.“

Seine Finger gruben sich schmerzhaft in ihren Arm, als er sie noch näher an sich zog. Serena spürte seinen warmen Atem auf ihren Wangen, was erneut den Wunsch in ihr weckte, die Augen zu schließen und ihre Lippen auf seine zu pressen. Es war wie ein Zeitsprung zurück zu ihrer ersten Begegnung. Zu der prickelnden Anziehung, die sie von der ersten Sekunde an zueinander gezogen hatte.

Als das Handy in Serenas Tasche klingelte, verflog der Zauber, der sie kurz gefangen gehalten hatte. Nikos ließ sie los und trat einen Schritt zurück, die Augen schmal und voller Argwohn. Nachdem das Klingeln aufgehört hatte, fühlte sich das Schweigen zwischen ihnen fast bedrohlich an. Selbst das Geräusch der Wellen schien gedämpfter als bisher zu klingen, als wartete die ganze Welt atemlos darauf, was jetzt geschehen würde.

„Ich werde nicht zulassen, dass mein Kind in einem anderen Land aufwächst. Es wird sein griechisches Erbe kennenlernen, seine griechische Familie und vor allem seinen Vater.“

Jedes seiner sanft ausgesprochenen Worte streichelte Serenas Gesicht, doch selbst wenn Nikos Griechisch gesprochen hätte, wäre ihr klar gewesen, dass es keine Liebesbekundungen waren.

„Und wie passe ich in das Ganze?“, wollte sie wissen.

„Das ist deine Entscheidung.“ Wieder klang es wie eine verführerische Liebkosung.

„Und wenn ich lieber in England leben will?“

„Dann musst du das tun. Nachdem das Kind hier in Griechenland geboren wurde, wo es auch bleiben wird.“

Sie schnappte ungläubig nach Luft. „Du kannst mich nicht zum Bleiben zwingen! Oder erwartest du, dass ich ohne mein Baby gehe?“

„Ich zwinge dich zu gar nichts, Serena. Du hast die Wahl.“

„Nein, Nikos.“ Plötzlich durchströmte sie wieder neue Kraft.

„Wir werden natürlich heiraten.“

Wieder klingelte ihr Handy.

„Vielleicht solltest du das Gespräch annehmen“, schlug Nikos vor.

„Nein, ich kann nicht.“

Hätte er sie in diesem Moment gefragt, ob sich ihre Antwort auf den Heiratsvorschlag oder den Anruf bezog, hätte Serena das nicht sagen können. In ihrem Kopf herrschte ein heilloses Chaos.

Nikos musterte Serena unverwandt. Verzweiflung mischte sich mit Wut und verband sich in seinem Innern zu einem explosiven Cocktail, der jede Sekunde in die Luft gehen konnte.

„Was soll das heißen, du kannst nicht ?“

Verglichen mit dem, was bei dieser Unterhaltung auf dem Spiel stand, kam ihm der Kampf um Adonia wie ein lauschiges Picknick vor. Hier ging es um sein Kind. Sein eigenes Fleisch und Blut. Unmöglich, sich jetzt einfach umzudrehen und zu gehen. Wenn er das täte, wäre er noch schlimmer als seine Mutter.

„Ich weiß es nicht …“, flüsterte Serena und schüttelte ratlos den Kopf.

„Dann solltest du schnell zu einem Schluss kommen.“

„Aber … du liebst mich doch gar nicht.“

„Liebe hat damit nichts zu tun.“

„Warum sollen wir dann heiraten?“

„Damit ich meinem Kind in jeder Hinsicht ein Vater sein kann.“

Denn genau das wollte Nikos mit einer Inbrunst, die ihn selbst verblüffte. Er wollte, dass sein Kind in einer Welt voller Liebe und Glück aufwuchs, trotz seiner Zweifel, ob es so etwas überhaupt gab.

„Und pass gut auf, dass du die richtige Entscheidung triffst“, fügte er langsam hinzu. „Mein Kind wird nicht zwischen zwei Ländern hin- und hergeschoben wie ein unerwünschtes Weihnachtspräsent.“

3. KAPITEL

Serena spürte, dass sie dringend Abstand brauchte, um in Ruhe über alles nachzudenken. „Vielleicht sollten wir morgen weiterreden“, schlug sie vor. „Es war ein langer Tag, und die Reise war ziemlich anstrengend.“

Nikos musterte sie mit unerwarteter Besorgnis. „Ja, du hast recht“, stimmte er ihr zu. „Wenn du frisch und ausgeruht bist, kannst du sicher rationaler denken. Dann wirst auch du einsehen, dass wir unserem Kind zuliebe heiraten sollten.“

Der Kommentar brachte Serena erneut auf die Palme. Sie war rational. Und sie hatte nicht vor, jemanden zu heiraten, der sie nicht liebte.

„Das würde nichts ändern“, erklärte sie trotzig.

Nikos ging nicht darauf ein. „Wohnst du im selben Hotel wie letztes Mal?“, erkundigte er sich stattdessen.

Sie nickte stumm. Wollte nicht an die Nächte denken, die sie dort gemeinsam verbracht hatten. Warum sie dennoch um dasselbe Zimmer gebeten hatte, war ihr selbst ein Rätsel. Wahrscheinlich war es eine sentimentale Reminiszenz an die glückliche Zeit mit ihm. Oder weil sie hier ihre Unschuld verloren hatte.

Er war sanft und zärtlich gewesen. Hatte gewusst, dass sie unerfahren war, aber nicht, wie sehr. Sie war sicher gewesen, dass Nikos der Mann war, auf den sie gewartet hatte. Sie hatte ihn geliebt und mit ihm schlafen wollen, weil er überhaupt nicht wie der Nikos war, der jetzt vor ihr stand. Der offen zugab, sie belogen zu haben und sie praktisch zu einer Heirat zwingen wollte.

„Dann sollten wir jetzt dorthin gehen.“

Als er wie selbstverständlich nach ihrer Hand griff, ließ die Berührung sofort Hitze in Serena aufflammen. Unglaublich, dass ihr Körper sich immer noch nach seinem sehnte. Dass sie ihn trotz allem, was inzwischen geschehen war, immer noch liebte.

Die warme Nachtluft trug Musikfetzen aus den umliegenden Bars und Restaurants zu ihnen herüber. Das Meer war jetzt fast schwarz und verschmolz mit dem sternenübersäten Nachthimmel. Dennoch fühlte es sich überhaupt nicht romantisch an, Hand in Hand mit Nikos über den Strand zu wandern, sondern eher bedrohlich. Und doch folgte sie ihm wie ein braves Hündchen, weil sie unfähig war, ihm zu widerstehen.

Dann meldete sich plötzlich ihr Verstand zurück, und sie blieb stehen. „Nikos, was soll das eigentlich werden?“, verlangte sie zu wissen.

Eine Weile sah er sie schweigend an. Seine Augen blitzten wie die eines Kriegers, hielten ihren Blick fest und sandten ebenso beängstigende wie erregende Schauer über Serenas Rücken.

„Ich übernehme die Kontrolle.“ Der griechische Akzent ließ seine dunkle, leicht heisere Stimme noch aufregender klingen.

„Worüber? Über mich?“ Sie hob das Kinn und hoffte, dass er nicht merkte, wie unsicher sie tatsächlich war.

„Über mein Kind.“

Sie blinzelte ungläubig. Glaubt er wirklich, dass es so einfach ist? Dass er nur den starken Beschützer spielen muss und ich seinem Plan sofort zustimme? Ihn heirate und schon ist alles Friede, Freude, Eierkuchen? Er muss doch einsehen, dass eine Ehe ohne Zuneigung – von Liebe ganz zu schweigen – nicht funktionieren kann. Sie wusste das aus bitterer Erfahrung.

„Dazu brauchst du nicht bis zum Hotel mitzukommen.“ Seine Hand in ihrer fühlte sich richtig an, aber die ganze Situation war falsch. „Lass uns morgen darüber reden.“

„Das werden wir“, versprach Nikos. „Und zwar in Athen.“

Damit ging er weiter, und wieder ließ Serena zu, dass er sie mit sich zog. Sie verließen den Strand und gingen über die Straße zu dem kleinen, familienbetriebenen Hotel zu, das sie so liebte. Wie oft waren sie diesen Weg gegangen, als alles noch unbeschwert und einfach gewesen war?

Dann erst realisierte sie seine Worte.

„Athen?“ Sie merkte erst, dass sie das Wort laut ausgesprochen hatte, als Nikos sie mit seinen blauen, wachsamen Augen von der Seite musterte.

„Dort wohne und arbeite ich. Wir fliegen in einer Stunde.“

Die Selbstverständlichkeit, mit der er diese Ankündigung machte, verschlug ihr die Sprache. Woher in aller Welt nahm er die Sicherheit, dass sie auf sein absurdes Ansinnen eingehen würde?

„Warum sollte ich mit dir irgendwohin gehen, nachdem du mich vom ersten Tag an belogen hast?“

„Es gibt nur einen Grund, Serena, aber dafür einen sehr triftigen. Du bist mit meinem Kind schwanger.“

Die Lichter des Hotels ließen die Umrisse seiner markanten Wangenknochen scharf hervortreten. In diesem Augenblick konnte sie ihn sich lebhaft in einem Sitzungssaal vorstellen, wo er alles und jeden dominierte und kontrollierte.

„Ein Kind, das du nicht willst“, erinnerte sie ihn. Allmählich spürte Serena Hysterie in sich aufsteigen. Ihre Nerven lagen blank, und sie war mittlerweile so erschöpft, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.

„Darüber können wir später diskutieren“, sagte Nikos kurz angebunden. „Lass uns jetzt deine Sachen holen. Mein Flugzeug wartet.“

Sein autoritäres Auftreten machte Serena rasend, aber sie hatte nicht die Energie, dagegen aufzubegehren. Und das lag nicht nur an ihrer Müdigkeit. Im Grunde ihres Herzens wollte sie mit Nikos zusammen sein und hoffte gegen jede Vernunft, dass es trotz allem auf irgendeine Weise ein Happy End für sie geben würde.

Als sie die kleine, hell erleuchtete Rezeption betraten, holte die Realität sie wieder ein. Nein, sagte sie sich ernüchtert. Dazu wird es nie kommen. Trotzdem sollte sie mit ihm gehen und so lange in Athen bleiben, bis sie alles geklärt hatten. Nikos war immerhin der Vater ihres Kindes, und sie schuldete es ihrem Baby, die Sache gütlich zu regeln. Gleichzeitig schuldete sie es sich selbst, zu verhindern, dass er sie wieder verletzte. Und um das zu erreichen, musste sie stark bleiben.

Nach einem leisen Palaver mit dem Hotelbesitzer streckte Nikos den Arm nach ihr aus und zog sie liebevoll an sich. Was natürlich nur eine Show für den alten Herrn Dukakis war.

„Wir fliegen bald los, dann kannst du im Jet schlafen.“ Nach einem besorgten Blick in ihr blasses Gesicht küsste er sie sanft auf die Stirn. „Du musst furchtbar erschöpft sein.“

Herr Dukakis lächelte ihnen zu, als wäre er Zeuge, wie ein Traumpaar zusammenfand, worauf Serena nicht anders konnte, als die Scharade mitzumachen, die Nikos begonnen hatte.

Die Treppe nach oben war so eng, dass sie förmlich gegen seinen athletischen Körper gepresst wurde. Ihr Körper reagierte sofort voller Lust auf diese Berührung. Das Gefühl war so stark, dass sie froh war, als sie endlich ihr Zimmer erreichten.

Als sie in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel kramte, fielen Serena wieder die Anrufe ein. Mit ihnen würde sie sich später befassen. Jetzt galt es erst einmal, mit einem viel zu dominanten Griechen fertig zu werden.

„Hast du absichtlich dasselbe Zimmer genommen?“ Um Nikos’ Mundwinkel spielte die Andeutung eines Lächelns.

Serena betrat den gemütlichen Raum und blickte sich um. Es sah alles noch genauso aus wie in der Nacht, als sie sich zum ersten Mal geliebt hatten.

„Nein“, log sie. „Sie müssen sich wohl an mich erinnert haben.“ Sie warf ihm ein kurzes Lächeln zu und vergaß für einen Moment, warum sie hier waren. Es war wie eine Rückkehr zu der Zeit, die sie hier gemeinsam verbracht hatten.

„Ist das alles?“ Nikos musterte mit hochgezogenen Brauen ihren kleinen Trolley. Der kurze magische Moment war verflogen.

„Wie schon gesagt, ich wollte nur fair sein und es dir persönlich sagen. Ich hatte nicht vor, länger zu bleiben. Nachdem du so deutlich bekundet hast, wie sehr dir die Vorstellung zuwider ist, Vater zu sein, konnte ich kaum davon ausgehen, dass wir da weitermachen würden, wo wir aufgehört haben.“

„Ich habe nichts dergleichen bekundet“, widersprach er ihr, doch sie sah ihm deutlich an, dass sie einen Nerv getroffen hatte.

„Und ob du das hast, Nikos. Die Möglichkeit, dass diese Momente am Strand Folgen haben könnten, hat dich entsetzt! Versuch nicht, es jetzt zu leugnen.“

Nachdem sie das losgeworden war, fühlte Serena sich nicht mehr ganz so ausgeliefert. Sie würde sich nicht von Nikos manipulieren lassen, nur weil er Geld und Einfluss hatte. Als sie ihn kennenlernte, hatte sie nichts davon gewusst, und heute war es ihr egal.

„Das ist nicht wahr, und du weißt es.“ Er kam näher, und ihr Herz galoppierte wie eine losgelassene Herde Wildpferde.

„Tue ich das?“, forderte sie ihn heraus, um seine verheerende Wirkung auf sie zu überspielen.

Seine tiefe, samtige Stimme sabotierte ihre verzweifelten Versuche, ihr Verlangen nach ihm zu unterdrücken. Doch es musste ihr trotz allem irgendwie gelingen. Wie sollte sie ihn sonst davon überzeugen, dass er ihr völlig gleichgültig war?

Er bewegte sich weiter auf sie zu. Seine Augen waren jetzt ganz dunkel und verhangen vor Begehren. „Sie ist immer noch da, richtig? Diese unwiderstehliche Anziehung, die uns Nacht für Nacht in diesem Bett festgehalten hat.“

Serena blickte wie hypnotisiert zu ihm, während ihre Gedanken zum vergangenen Sommer zurückflogen. Von Anfang an hatte sie gewusst, dass dieser Mann etwas ganz Besonderes für sie war. Dass sie wahrscheinlich nie wieder jemandem begegnen würde, der sie auf diese Weise anzog.

Sie betrachtete sein männlich schönes Gesicht und spürte, wie ihr das Herz schwer wurde. Für ihn war es nie so gewesen. Er hatte in ihrer Romanze nie mehr als einen unverbindlichen Sommerflirt gesehen. Eine bedeutungslose Episode, die er mit einem Schulterzucken hinter sich gelassen hatte.

Draußen in der Dunkelheit bewegte sich in ewiger Rastlosigkeit das Meer, sein salziger Geruch hing in der warmen Brise. Dies war das Erbe ihres Kindes. Ein Erbe, das es nie kennenlernen würde, wenn sie jetzt ging. Aber wie sollte sie bleiben, wenn Nikos sie nicht wollte?

Sie nicht und auch nicht das Kind, das in ihr wuchs.

„Serena …“

Sie hörte seine heisere Stimme dicht hinter sich, atmete seinen Geruch ein und nahm seine Körperwärme wahr. Jetzt nur nicht schwach werden! ermahnte sie sich, als sie seine Hände auf ihren Schultern spürte. Langsam drehte sie sich zu ihm um und begegnete dem Blick seiner blauen Augen, in denen sich dasselbe heiße Verlangen spiegelte, gegen das sie gerade ankämpfte.

Serena schloss die Augen, doch es half nichts. Als seine warmen Lippen leicht über ihre streiften, zuckte sie heftig zurück und funkelte Nikos an.

„Glaub ja nicht, dass du mich dieses Mal mit deinen Küssen gefügig machen kannst!“

„Ich muss dich nicht küssen, um zu bekommen, was ich will.“

Er rückte noch dichter an sie heran, sodass Serena gezwungen war, gegen die Wand zurückzuweichen. Doch sie hielt ohne mit der Wimper zu zucken seinem Blick stand. Sein kaltschnäuziges Statement hatte alle noch verbliebenen Illusionen in ihr zerstört. Sie war ihm egal. Das Baby war ihm egal. Es ging ihm nur darum, das zu bekommen, was er wollte.

„Und was genau willst du?“, fragte sie ihn herablassend, um ihn aus der Reserve zu locken. Würde er offen zugeben, dass er nur sein Machtbedürfnis befriedigen wollte?

„Ich will, dass du mit mir nach Athen kommst, Serena.“

„Nein, Nikos. Daraus wird nichts.“

„Warum bist du dann hier?“

Sie schoss eine Salve grüner Blitze auf ihn ab. „Ich bin hergekommen, um einem Fischer zu sagen, dass er Vater wird. Und dass ich ihn niemals davon abhalten würde, sein Kind zu sehen. Aber du bist nicht dieser Fischer.“

Ungebetene Erinnerungen an jene Nacht am Strand überfielen sie. Die Nacht, in der sie sich geliebt hatten, ohne an die Konsequenzen zu denken. In der sie das neue Leben geschaffen hatten, das sie in sich trug und dessen Zukunft von der Entscheidung abhing, die sie jetzt traf.

„Es ist doch nur gut, dass ich es nicht bin“, hielt Nikos ihr entgegen. „Denn jetzt kann ich dir geben, was immer du willst. Aber nur wenn du meine Frau wirst. Kein Kind von mir wird illegitim zur Welt kommen.“

Kopfschüttelnd betrachtete Serena ihn. „Du glaubst wirklich, dass du die Macht hast, das durchzusetzen, nicht wahr? Aber du kannst mich nicht mit Gewalt zum Traualtar schleppen.“

Empört über die Selbstverständlichkeit, mit der er davon ausging, dass alles nach seinen Wünschen laufen würde, lief sie zur Tür und riss sie weit auf.

Hoffentlich geht er jetzt, betete sie im Stillen.

Doch Nikos dachte überhaupt nicht daran.

Wie kommt sie nur dazu zu glauben, dass sie mich so mir nichts dir nichts vom Leben meines Kindes abschneiden kann? fragte er sich, während er ihr gegenüberstand und sie mit finsterem Blick fixierte.

Er hatte nicht Vater werden wollen, aber nun war es so, und er würde seiner Verantwortung nachkommen. Serena würde seine Frau werden, damit sein Kind ohne das Stigma einer unehelichen Geburt aufwuchs.

Sofern er sie dazu bringen konnte, seinem Plan zuzustimmen. Vielleicht würde sie es vorziehen, einfach zu gehen – wie seine Mutter, die zu egoistisch gewesen war, um auch nur eine Sekunde an andere zu denken.

„Du wirst meine Frau werden“, erklärte er entschieden. „Das Kind, das du erwartest, ist mein Erbe, und ich lasse nicht zu, dass du mich von ihm fernhältst.“

Sie stand reglos neben der offenen Tür und strahlte aus allen Poren Feindseligkeit aus. „Was willst du denn machen? Mich zu einer Heirat zwingen?“

Ihr spöttischer Tonfall traf Nikos tiefer, als er zugeben wollte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sie kalt an. „Hör zu, ich mache dir jetzt einen Vorschlag, den du nicht ablehnen kannst …“

Sich rücksichtslos gegen Geschäftskonkurrenten durchzusetzen, war er gewohnt. Aber wie er gerade feststellte, war es etwas völlig anderes, dasselbe bei einer Frau zu tun, die er z...

Autor

Rachael Thomas

Vor über zwanzig Jahren wählte Rachael Thomas Wales als ihre Heimat. Sie heiratete in eine Familie mit landwirtschaftlichem Betrieb ein und konnte in ihrem neuen Zuhause endlich Wurzeln schlagen. Sie wollte schon immer schreiben; noch heute erinnert sie sich an die Aufregung, die sie im Alter von neun Jahren empfand,...

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Bevor Samantha Hunter sich voll und ganz dem Schreiben widmete, arbeitete sie zehn Jahre als Lehrerin für kreatives Schreiben an der Universität. Ihr erster Liebesroman, Virtually Perfect, den sie 2004 fertigstellte, wurde direkt veröffentlicht. Sieben weitere Liebesromane folgten bis heute. Samantha Hunter ist mit Leib und Seele Autorin. Und wenn...
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