Bianca Exklusiv Band 326

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LIEBESSTART INS GLÜCK von BARBARA HANNAY

Matties Umzug nach Sydney ist der erste Schritt in ihr neues Leben. Doch statt Ruhe findet sie dort den aufregend gut aussehenden Jake Devlin vor. Der ist nicht nur unglaublich attraktiv, sondern auch ein einfühlsamer Liebhaber. Nur von Matties Geheimnis ahnt er nichts …

DER KUSS DES PILOTEN von MARY J. FORBES

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DAS GLÜCK EINER SOMMERNACHT von BARBARA WALLACE

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  • Erscheinungstag 14.08.2020
  • Bandnummer 326
  • ISBN / Artikelnummer 9783733748791
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Barbara Hannay, Mary J. Forbes, Barbara Wallace

BIANCA EXKLUSIV BAND 326

1. KAPITEL

Mattie konnte ihr Glück kaum fassen. Das hübsche Apartmenthaus war ganz im mediterranen Stil gehalten: weiße Wände, blaue Türen und sonnige Balkone, die zur Bucht hinausgingen. Und dies sollte ihr neues Zuhause sein.

Ihre Wohnung hatte die Nummer drei und befand sich im Erdgeschoss. Während der Schwangerschaft brauchte sie also keine Treppen zu steigen. Außerdem konnte sie Brutus jederzeit in den Garten lassen. Einfach ideal.

Sie parkte den Wagen. Als sie die pinkfarbenen Geranien am Eingang erblickte, malte sie sich schon ihr Leben hier aus. Morgens würde sie sich mit ihrem Laptop in den Garten setzen und bei der Arbeit die Bucht betrachten. Abends könnte sie mit Brutus am Wasser entlangspazieren.

Auch die Lage der Wohnung war optimal: Es war nicht weit zur Klinik, und die Aussicht war einfach wunderschön. Sogar aus dem Auto konnte sie noch einen Zipfel der Sydney Harbour Bridge sehen. Und diese freundliche Atmosphäre in der Anlage! Mattie würde es genießen, ein ganzes Jahr hier zu wohnen.

Ihr Vorhaben schien zu gelingen: Alles fügte sich perfekt zusammen. Sie hatte ausführlich mit den Ärzten geredet und die Sache aus allen Perspektiven beleuchtet. Sie hatte keinerlei Bedenken mehr, dass sie das Richtige tat.

Wenn alles gut ging, würde sie Ende des Jahres das ersehnte Baby für ihre Freunde zur Welt bringen. Nun fehlte bloß eine erfolgreiche Implantation, und ihre Leihmutterschaft konnte beginnen.

Mattie nahm den Wohnungsschlüssel aus ihrer Handtasche, hob Brutus aus seinem Korb und öffnete die Autotür.

Wham!

Aus Nummer drei dröhnte hämmernde Musik. Mattie spürte, wie ihr glückliches Lächeln verschwand. Erstaunt schaute sie auf den Schlüsselanhänger. Ohne Zweifel – die Nummer drei war die richtige Wohnung. Ihre Wohnung. Erst heute Morgen hatte Gina ihr das versichert, als sie ihr die Schlüssel gegeben hatte.

„Du kannst dort bleiben, solange du willst“, hatte sie gesagt.

Das Apartment gehörte Ginas Bruder Will, der zurzeit in einer Mine in der Mongolei arbeitete. Mattie wollte kein Geld dafür annehmen, das Kind auszutragen. Deshalb hatte Gina ihr stattdessen diese Unterkunft angeboten. Alles war bereits geplant worden.

Und nun gab es offenbar einen anderen Mieter. Noch dazu einen, der so laut Heavy Metal hörte, dass einem draußen schon die Ohren wehtaten. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie starrte die blaue Tür an und drückte Brutus unwillkürlich an sich.

Oder hatten womöglich irgendwelche Leute die Wohnung besetzt und feierten eine Party?

Fast wäre sie wieder ins Auto gestiegen und geflüchtet. Doch schließlich siegte ihr Sinn für Gerechtigkeit. Dies war ihre Wohnung. Das stand felsenfest. Sie hatte das Recht auf ihrer Seite.

Also nahm sie allen Mut zusammen, stieg die zwei Stufen hinauf und klopfte.

Keine Reaktion.

Sie klopfte noch einmal.

Dann schlug sie mit der Faust gegen die Tür.

Endlich wurde die Musik leiser gestellt. Als kurz darauf geöffnet wurde, trat Mattie hastig einen Schritt zurück.

Der Mann im Türrahmen sah nicht wie ein Hausbesetzer aus. Eher wie ein Pirat.

Das war jedenfalls ihr erster Gedanke bei seinem Anblick. Er hatte wildes schwarzes Haar und einen Dreitagebart. Sein Hemd war halb offen. Vergeblich versuchte sie, die Augen von seiner braungebrannten, muskulösen Brust abzuwenden.

Er lehnte sich mit seinen breiten Schultern gegen das Holz und musterte sie. In seinem Blick stand eine Mischung aus Gereiztheit und Langeweile. „Was kann ich für Sie tun?“

Als sie in diesem Moment seine Stimme hörte, dachte sie nicht mehr an Piraten. Genau genommen dachte sie an gar nichts mehr. Seine tiefe Stimme klang voll, samtweich und sehr verführerisch. In Verbindung mit dem offenen weißen Hemd war Mattie nicht mehr in der Lage, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Mit aller Mühe riss sie sich zusammen und sah ihm in die Augen. „Ich … glaube … hier liegt ein Irrtum vor.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Bitte?“

Erneut setzte Mattie an: „Es scheint sich um eine Verwechslung zu handeln.“ Sie hielt ihren Wohnungsschlüssel in die Höhe. „Dies ist meine Wohnung. Nummer drei. Ich sollte heute hier einziehen.“

Kurz schaute er zu dem kleinen Hund auf ihrem Arm, dann zu ihrem Kleinwagen, der bis unters Dach mit ihren Habseligkeiten bepackt war. Schließlich sah er über die Schulter ins Innere der Wohnung. Dort lag seine blonde Begleiterin mit einem Glas Wein in der Hand auf dem Sofa.

„Was will sie?“, rief die Frau.

Er antwortete nicht. Stattdessen betrachtete er Mattie mit zusammengekniffenen Augen. „Kommen Sie vom Immobilienbüro?“

„Nein.“ Sie straffte die Schultern. „Ich habe eine private Vereinbarung … mit dem Eigentümer. Er weiß über alles Bescheid.“

„Würden Sie mir den Namen des Eigentümers nennen?“

„Wie bitte?“, gab Mattie entrüstet zurück. „Wie kommen Sie dazu, mir solche Fragen zu stellen? Ich habe einen rechtmäßigen Anspruch auf dieses Apartment. Und Sie?“

Zu ihrer Verärgerung lachte er nur. Kurz darauf erhob sich die langbeinige Blondine, stellte ihr Weinglas ab und kam an die Tür. Sie legte den Arm um seine Schultern und fragte ihn: „Was ist denn los, Jake?“

„Nur eine Grenzübertretung.“ Der Mann, der offenbar Jake hieß, sah Mattie amüsiert an.

„Was?“

„Ein kleiner Streit um den Gebietsanspruch“, erklärte er der Blonden, ohne den Blick von Mattie abzuwenden.

Angestrengt bemühte sich Mattie, ihre Verlegenheit vor ihm zu verbergen. Sie wandte sich seiner unfreundlichen Begleiterin zu und hielt noch einmal den Schlüssel hoch. „Es geht um die Wohnung. Offenbar liegt hier ein Missverständnis vor. Eigentlich sollte ich hier nämlich einziehen.“

„Wann?“ Die Frau wirkte genauso wenig hilfsbereit wie ihr Freund.

„Heute. Jetzt.“ Mattie zeigte auf den Schlüsselanhänger mit der Nummer drei. „Ich habe einen Schlüssel.“ Finster sah sie zu Jake. „Haben Sie auch einen? Oder sind Sie eingebrochen?“

Anstatt zu antworten, verschränkte er die Arme vor der Brust und starrte sie mit düsterer Miene an.

„Sehen Sie“, versuchte Mattie es weiter. „Ich sagte Ihnen bereits, dass ich eine Vereinbarung mit Will Carruthers habe.“

„Will Carruthers hat Sie geschickt?“, bemerkte er erstaunt. „Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?“

Mattie war nicht weniger erstaunt. „Sie kennen Will?“

„Natürlich kenne ich ihn. Wir arbeiten zusammen in der Mongolei. Er ist mein bester Kumpel.“

„Ach so.“ Sie musste schlucken und fuhr unglücklich fort: „Dann weiß er sicher, dass Sie hier sind.“

„Selbstverständlich weiß er das. Ich habe Urlaub. Letzte Woche war ich in Japan, und nun bin ich für eine Woche in Sydney. Will hat darauf bestanden, dass ich sein Apartment benutze.“

Ihr blieb nur die stille Hoffnung, dass seine Woche hier bald vorbei war. „Wann sind Sie angekommen?“

„Vorgestern.“

Ernüchtert seufzte sie auf und schaute Brutus an. Der Hund winselte mitfühlend und versuchte, ihr Kinn zu lecken. „Anscheinend sind die Termine durcheinandergeraten.“

So wie es schien, hatte dieser Jake ebenso Anspruch auf die Wohnung wie sie. Außerdem war er zuerst dagewesen. In diesem Fall musste sie sich wohl oder übel für die Woche eine andere Bleibe suchen.

Aber wo sollte sie mit der Suche beginnen? Es durfte nicht zu teuer sein. Leider kannte sie sich in Sydney kaum aus.

„Pech für Sie“, flötete Jakes Freundin. Mit einem selbstgefälligen Grinsen legte sie den Kopf besitzergreifend an seine Schulter.

„Sie haben noch gar nicht erzählt, woher Sie Will kennen“, stellte Jake fest.

„Ich kenne ihn schon mein Leben lang“, erwiderte Mattie. Was tatsächlich der Wahrheit entsprach – wenn sie Will Carruthers in den letzten Jahren auch nur selten gesehen hatte. Sie waren beide in Willowbank im Hinterland von New South Wales aufgewachsen und hatten deshalb dieselben Freunde.

„Wills Schwester Gina ist meine beste Freundin“, erklärte sie weiter. „Die beiden haben miteinander abgesprochen, dass ich die Wohnung ein Jahr lang benutzen kann.“

Für einen Augenblick ließ er sich anscheinend die Situation durch den Kopf gehen, dann zuckte er die Achseln. „Wenn das so ist … Es gibt keinen Grund, weshalb Sie nicht hier einziehen sollten. Das Apartment hat immerhin zwei Schlafzimmer.“

Seine Begleiterin schnaubte verärgert.

Mattie überlegte. Sie hatte absolut keine Lust, sich nach einer anderen Unterkunft umzusehen. Abgesehen davon würde dieses Pärchen ja nur noch ein paar Tage hier wohnen. „Macht es Ihnen auch wirklich nichts aus? Ich will niemanden stören.“

„Ich habe es Ihnen doch angeboten“, gab Jake ungeduldig zurück. „Und ich bin ohnehin die meiste Zeit unterwegs.“ Er sah seine Freundin an. „Wir können auch gleich in die Stadt gehen, Ange. Dann lassen wir …“ Er hielt inne und schenkte Mattie die Andeutung eines Lächelns. „Wie heißen Sie?“

„Matilda Carey.“ Höflich streckte sie ihm die Hand entgegen. „Die meisten nennen mich Mattie.“

„Jake Devlin.“ Er schüttelte ihre Hand. „Und wer ist das?“, erkundigte er sich nach dem Hund.

„Brutus.“

Er lachte. „Oh, der Kleine sieht aber auch echt gefährlich aus.“ Offenbar fiel ihm nun seine Begleiterin ein. „Das ist Ange.“

„Hallo, Ange“, begrüßte Mattie sie lächelnd.

„Hallo“, gab Ange säuerlich zurück.

„Brauchen Sie Hilfe beim Ausladen?“

Überrascht schaute Mattie ihn an. Mit so viel Höflichkeit hatte sie nicht gerechnet. Anges vernichtender Blick brachte sie allerdings auf den Boden der Tatsachen zurück. „Um Gottes willen, nein. Das schaffe ich allein. Ich habe nur einen Kanarienvogel und ein paar Koffer.“

„Einen Kanarienvogel?“ Belustigt und zugleich erstaunt hob er den Arm und kratzte sich am Kopf. Mit dieser Geste setzte er ein beeindruckendes Muskelspiel in Gang.

Eigentlich wollte Mattie ihm erzählen, dass sie den Vogel von ihrer Großmutter geerbt hatte. Sein Anblick lenkte sie jedoch so sehr ab, dass sie keinen Ton herausbekam.

„Jake“, schaltete sich Ange mit warnendem Unterton ein. „Wir wollten doch los. Ich hole meine Sachen.“

„Sicher.“ Er begann, sein Hemd zuzuknöpfen.

Mattie blickte den beiden nach, als sie kurze Zeit später zu einem Taxi eilten. Dann betrat sie die Wohnung. So hatte sie sich den Start in ihrem neuen Zuhause nicht vorgestellt. Die unerträgliche Musik hämmerte noch immer aus den Boxen – wenn sie nun auch etwas leiser war. Hastig stellte sie die Anlage aus.

Sie durchquerte das Wohnzimmer. Auf dem Couchtisch standen eine angebrochene Weinflasche, eine Schale mit Nüssen und zwei Gläser. In der Küche stapelte sich schmutziges Geschirr, und die Spülmaschine stand offen. Anscheinend hatte jemand das Geschirr hineinstellen wollen und war dabei unterbrochen worden.

Mattie ging weiter und fand das Badezimmer am Anfang des Flurs. Die nassen Handtücher und daneben das schwarze Spitzenhöschen auf dem Fußboden überraschten sie nicht. Sie teilte sich nicht zum ersten Mal eine Wohnung mit anderen. Und genau diese Art von Unordnung kannte sie noch von ihrer letzten Mitbewohnerin. Umso merkwürdiger war es, dass der Anblick dieses Höschens ihre Laune trübte.

Der nächste Raum war ein Schlafzimmer mit einem Kingsize-Bett, natürlich ungemacht. Die zerwühlten Betttücher sprachen eine deutliche Sprache – ebenso wie die leere Champagnerflasche auf dem Nachttisch.

Ein flaues Gefühl im Bauch trieb sie an, ihre Erkundungstour eiligst fortzusetzen. Im hinteren Bereich der Wohnung entdeckte sie schließlich ein ungenutztes Schlafzimmer. Hier würde sie also übernachten.

Es war wesentlich kleiner als das andere. Außerdem gab es keinen Blick auf die Bucht, aber dafür war es sauber und ordentlich. Mattie überlegte einen Moment. Vermutlich hätte sie sich ohnehin für dieses Zimmer entschieden und das größere mit der schönen Aussicht als Gästezimmer genutzt.

Allerdings würde sie nicht allzu oft Gäste haben. Gina und Tom wollten sie ab und zu besuchen. Ebenso ihre Eltern. Matties Vorhaben, sich als Leihmutter zur Verfügung zu stellen, hatte ihre Eltern zuerst natürlich schockiert. Und außer ihren Eltern wusste auch niemand darüber Bescheid. So war es mit Gina abgesprochen. Mattie hatte ihren Freunden nur wenig über den Umzug nach Sydney erzählt.

In die Stadt zu ziehen war eine wohlüberlegte Entscheidung, die sie mit Gina bis ins Detail durchgesprochen hatte. Den beiden Freundinnen war klar gewesen, dass sie die Leihmutterschaft nicht geheim halten konnten, wenn Mattie in Willowbank blieb. Außerdem wäre es für Gina zu bedrückend, die Schwangerschaft so hautnah mitzuerleben. Also hatten sie sich für Sydney entschieden.

Diese Lösung hatte nur einen Nachteil: Es würde ein einsames Jahr werden. Das war auch der einzige Kritikpunkt der Psychologin gewesen, die Matties Beweggründe für die Leihmutterschaft beleuchtet hatte. Mattie hatte sie davon überzeugen können, dass sie mit sich selbst vollkommen zufrieden und nicht auf Gesellschaft angewiesen war. Als Kinderbuchautorin und Illustratorin war sie es gewohnt, sich über Stunden oder Tage auf nichts anderes als ihre Arbeit zu konzentrieren.

„Haben Sie einen Partner? Einen Freund?“, hatte die Psychologin gefragt.

Mattie hatte erwidert, dass es im Moment keinen Mann in ihrem Leben gab. Dass es seit fast drei Jahren keinen mehr gab, hatte sie für sich behalten.

„Wenn Ihnen in den nächsten Monaten jemand begegnet – was dann?“, wandte die Psychologin ein. „Eine Schwangerschaft schränkt Sie in Ihrem sozialen Leben erheblich ein.“

Daraufhin hätte Mattie antworten können, dass bei ihr schon seit einiger Zeit kaum noch ein soziales Leben stattfand. Allerdings hielt sie es für klüger, dieses Detail zu verschweigen. „Es ist doch bloß für ein Jahr“, sagte sie achselzuckend.

Die Psychologin hatte entgegnet: „Aber Sie werden Hilfe brauchen.“

„Die Eltern des Babys kommen mich regelmäßig in Sydney besuchen. Außerdem gibt es ja noch Telefon und E-Mail. Man kann doch jederzeit mit seinen Freunden und mit der Familie sprechen oder sich schreiben.“

Sie hatte der Psychologin nicht erzählt, dass Matilda Carey nicht der Typ war, der andere um Hilfe bat. Sie war jemand, der andere unterstützte, wann immer es ihr möglich war. Diese Eigenschaft hatte sie bereits in ihrer Kindheit gezeigt. Anderen zu helfen war für sie so selbstverständlich wie Luft zu holen. So etwas änderte sich nicht innerhalb eines Jahres.

Es war nach Mitternacht, als Mattie die Wohnungstür hörte. Darauf folgte das Hallen von schweren Schritten auf den Terrakottafliesen. Auf vergnügte Stimmen oder Gelächter lauschte sie jedoch vergeblich. Sie vernahm nur einen dumpfen Laut und ein unterdrücktes Fluchen – als wäre jemand über irgendetwas gestolpert. Dann ertönten wieder Schritte und das Rauschen von Wasser im Badezimmer.

Schließlich schienen die Schritte in Jakes Schlafzimmer zu verschwinden. Mattie zog sich das Kissen über den Kopf. Wenn dort drüben heute Nacht wieder das Bett zerwühlt wurde, wollte sie sich zumindest die entsprechenden Geräusche dazu ersparen.

Am nächsten Morgen spülte Mattie ihr Frühstücksgeschirr, als Jake in die Küche kam. Er war verschlafen und unrasiert. Ein empfindsamer Brummbär, wie ihre Mutter sagen würde.

„Morgen“, meinte Mattie locker und lächelte ihm über die Schulter zu.

Er murmelte etwas Unverständliches.

„Es ist noch heißer Tee da, wenn Sie möchten.“

Jake schüttelte den Kopf. Stirnrunzelnd schaute er sich in der aufgeräumten, blitzblanken Küche um. „Was ist mit der Kaffeekanne passiert?“

„Oh, die steht jetzt hier oben.“ Mattie hatte sie abgewaschen und anschließend in den Hängeschrank gestellt.

Er betrachtete die Kanne, als hätte er sie nie zuvor gesehen. „Haben Sie die abgewaschen?“

„Ja, wieso?“

Mürrisch blickte er sich im Raum um. „Und Sie haben die Küche in Ordnung gebracht.“

„Kein Problem. Es hat auch nicht lange gedauert.“

Schweigend schüttelte er erneut den Kopf und verzog das Gesicht. Im Stillen vermutete sie, dass er Kopfschmerzen hatte. Sie überlegte, ob sie ihm Rührei mit Speck anbieten sollte. Nach einer durchzechten Nacht half oft ein deftiges Frühstück gegen den Kater.

Aber an diesem Morgen spürte sie, dass Jake Devlin ihr bei einem solchen Angebot den Kopf abreißen würde. Außerdem hatte er ja Ange, die ihn pflegen konnte. Mattie vermutete, dass die Blondine noch tief und fest in seinem Bett schlief.

„Sie haben hier gleich Ihre Ruhe“, sagte sie. „Ich muss nämlich in die Stadt. Ich habe heute Morgen einen Termin.“

Jake warf ihr einen knappen Blick zu. „Ich auch.“

„Schön.“ Sie holte tief Luft und war erstaunt darüber, dass er ihr wenigstens diese Kleinigkeit über sich verraten hatte. „Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg.“

Für eine Sekunde wirkte es beinahe, als wollte er lächeln und etwas Freundliches erwidern. Stattdessen zuckte er jedoch die Achseln und beschäftigte sich mit der Kaffeekanne.

Eilig verließ Mattie die Küche. Was kümmerte es sie, ob er freundlich war oder nicht? In ein paar Tagen wäre er wieder in der Mongolei. Abgesehen davon interessierte es sie nicht im Geringsten, ob er überhaupt jemals lächelte. Seine schlechte Laune war sein Problem, nicht ihrs.

Als sie an seinem Schlafzimmer vorbeikam, sah sie automatisch zur halb geöffneten Tür herein. Natürlich wollte sie niemandem hinterherspionieren. Wenn Ange noch schlief … Moment mal!

Sie schaute genauer hin und vergewisserte sich, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Tatsächlich, das Bett war leer. Offensichtlich hatte Ange heute Nacht nicht hier geschlafen. Möglicherweise war genau das der Grund für Jakes üble Stimmung.

2. KAPITEL

Die Pflegerin im Altersheim begrüßte Jake mit einem freundlichen Lächeln. „Kommen Sie, Mr. Devlin. Roy ist aufgestanden und fertig angezogen. Er freut sich sehr über Ihren Besuch.“

„Das ist schön zu hören“, erwiderte Jake höflich. Trotzdem hatte er ein unbehagliches Gefühl, als er ihr durch den engen Flur folgte. Dieses Heim wirkte noch genauso bedrückend wie bei seinem letzten Besuch. Es roch wie in einem Krankenhaus. An den Wänden hingen Pastellgemälde von Schmetterlingen, Blumen und Obstschalen. Diese Bilder gefielen Roy bestimmt nicht. Weit und breit nicht ein einziges Pferd oder ein Eukalyptusbaum.

Im Vorbeigehen erblickte Jake in einigen Zimmern die Bewohner: weißhaarige alte Leute, die in ihren Betten schliefen oder ein Nickerchen im Sessel machten. Sein Unbehagen verwandelte sich in echte Bestürzung. Roy Owens hatte sein ganzes Leben im Outback auf Rinderfarmen verbracht. Jake fand es unerträglich, dass ein so starker Mann wie Roy seine letzten Jahre an einem solchen Ort verbringen musste.

Jake war schon bekümmert, bevor er Roys Zimmer betrat. Als er seinen alten Freund dann sah, verlor er beinahe die Fassung.

Sechs Monate waren seit seinem letzten Besuch vergangen. In dieser Zeit hatte Roy sich so verändert, dass er kaum wiederzuerkennen war. Verschwunden war der zähe, drahtige Held, den Jake sich als Kind zum Vorbild genommen hatte. An seine Stelle war ein blasser, zerbrechlicher Greis getreten. Jake hatte einen Kloß im Hals und musste schwer schlucken.

Seit er denken konnte, hatte Roy als Vormann auf der abgelegenen Rinderfarm seiner Eltern im nördlichen Outback von Queensland gearbeitet. Roy war ein großer, stattlicher Kerl gewesen, stark wie ein Bulle. Von ihm hatte Jake das Reiten gelernt. Roy hatte ihm alles Mögliche beigebracht: wie man nach Barschen angelte, Kälber einfing, Gold schürfte und wilden Bienen zu ihrem Stock folgte.

Wie oft hatte Jake mit Roy abends am Lagerfeuer gesessen und seinen faszinierenden Geschichten gelauscht! Niemand wusste besser über den Nachthimmel Bescheid als Roy. Niemand kannte die überlieferten Erzählungen über das Buschland und die Abenteuer der ersten Siedler im Outback besser als er. Im Alter von zehn Jahren war Jake überzeugt gewesen, dass er von Roy Owens alles lernen konnte, was ein Mann auf dieser Welt wissen musste.

Roy konnte einen wilden Bullen einfangen oder einen Suchtrupp anleiten, um einen vermissten Touristen aufzuspüren. Und natürlich konnte er köstliches Stockbrot im offenen Feuer backen. Was Jake stets am meisten an ihm bewundert hatte, war seine Geduld gewesen. Ganz gleich, wie hart er gearbeitet und was er alles zu tun gehabt hatte: Roy hatte immer Zeit für den kleinen einsamen Jungen gefunden, dessen Eltern zu sehr mit der Rinderzucht, dem Trainieren ihrer Rennpferde und mit ihrem eigenen Leben beschäftigt gewesen waren.

Als Roy in das Altersheim nach Sydney gezogen war, hatte Jake seine Eltern nach dem Grund dafür gefragt. Sie hatten ihm erklärt, dass es ihnen sehr leidtat, aber es keine andere Möglichkeit gab: Roy war auf medizinische Betreuung und regelmäßige Pflege angewiesen.

„Habt ihr ihn denn mal besucht?“, hatte Jake gefragt. „Habt ihr gesehen, wie er dort lebt?“

„Darling, du weißt doch, wie furchtbar beschäftigt dein Vater und ich sind“, hatte seine Mutter geantwortet. „Wir besuchen ihn, sobald wir die Zeit dazu finden.“

Bisher hatten sie diese Zeit nicht erübrigen können.

Doch Jake hatte Roy immer gerngehabt. Deshalb schmerzte es ihn umso mehr, Roy so zu sehen. Der starke Cowboy, das Idol seiner Kindheit, war alt und gebrechlich geworden. Ohne die Unterstützung einer Familie. Fügsam wie ein kleines Kind, eingesperrt in ein briefmarkengroßes Zimmer. Es rührte ihn fast zu Tränen, als Roy bei seinem Anblick über das ganze Gesicht strahlte.

„Jake! Wie geht es dir, Junge? Es tut gut, dich zu sehen.“ Mit seiner knochigen Hand klopfte er auf einen Stuhl. „Setz dich, Sohn. Sie bringen uns gleich den Vormittagstee. Komm und erzähl mir von der Mongolei.“

Roys Körper war vielleicht schwach, doch sein Geist war hellwach. Er interessierte sich wirklich für das Land – anders als die meisten Menschen, die Jake über die Mongolei befragten. Er wusste, dass Pferde dort für die Menschen ebenso wichtig waren wie in Australien. Im Outback lernten Kinder das Reiten meist schon, bevor sie laufen konnten. Bei den Kindern in der mongolischen Steppe war es genauso.

Jake begann zu erzählen. Dabei wurde ihm schmerzlich bewusst, dass Roy und er inzwischen die Rollen getauscht hatten: Heute war er derjenige mit den spannenden Geschichten, und Roy war der dankbare Zuhörer.

Zwei Stunden später verabschiedete sich Jake von Roy mit einem sehr schlechten Gewissen. Er hatte das Gefühl, den alten Mann im Stich zu lassen.

Mattie war bester Stimmung, als sie vom Arzt nach Hause kam. Die Vorbereitungen für die Leihmutterschaft liefen reibungslos. Die eingefrorenen Embryonen waren bereits in der Klinik eingetroffen. Wenn ihr Zyklus sich nicht verschob, könnte sie in zwei Wochen beginnen, die vorbereitenden Hormone einzunehmen. Und mit etwas Glück wäre sie in einem Monat schon schwanger.

Sie konnte es kaum abwarten.

Gina und Tom waren ein bewundernswertes Paar. Wenn jemand es verdient hatte, Kinder zu bekommen, dann sie. Die beiden waren bereits von klein auf unzertrennlich gewesen, und nichts hatte ihre Liebe zueinander erschüttern können. Heute betrieben sie eine Farm am Willow Creek. Freunde waren dort jederzeit willkommen. Im Haus duftete es immer nach frisch gebackenem Kuchen, und Gina hielt stets eine Kanne Tee bereit. Aber am Ende des Flurs gab es ein kleines leeres Zimmer, ganz in Weiß und Gelb – dort hätte längst ein Baby einziehen sollen.

Als Gina erfahren hatte, dass ihr die Gebärmutter entfernt werden musste, hatte Mattie ihre Freundin auf der Farm besucht. An dem Tag hatte Mattie sie mit verweinten Augen zusammengesunken auf der Wohnzimmercouch vorgefunden. Gina war so bestürzt und traurig gewesen, als wäre ein geliebter Mensch gestorben.

Im Grunde war genau das geschehen: Mit dieser Nachricht hatte plötzlich festgestanden, dass sie niemals Kinder bekommen würde. Ein grausamer Schicksalsschlag für Gina, die schon als kleines Mädchen zusammen mit Mattie ihre Familie geplant hatte. Wie oft hatten die Freundinnen im Baumhaus mit ihren Puppen gespielt und sich dabei ihre Zukunft ausgemalt!

Als Einzelkind war Mattie der Meinung gewesen, dass zwei Kinder für eine nette, kleine Familie genau richtig waren. Gina dagegen kam aus einer großen Familie. Als Ehemann hatte sie nie jemand anderen als Tom gesehen, und von ihm hatte sie sich fünf Kinder gewünscht. Sie hatte sich ausgemalt, dass sie zweimal Zwillinge bekommen würde. Danach hatte sie sich noch ein Mädchen gewünscht – ihr letztes Kind hatte sie verwöhnen wollen, wenn die Zwillinge in die Schule gegangen wären.

Der Gedanke, dass Gina nicht einmal ein Kind bekommen konnte, war für Mattie unerträglich gewesen. Nach ihrer geplatzten Hochzeit hatte sie alle Träume von einer eigenen Familie aufgegeben. Recht schnell war ihr eine Lösung fürs Ginas Problem eingefallen: Mattie würde sich als Leihmutter zur Verfügung stellen.

Es war ein perfekter Plan. Gina und Tom würden das ersehnte Kind bekommen. Mattie selbst könnte so etwas Positives, etwas Lebensbejahendes tun. Und dadurch würde sie vielleicht auch ihren Liebeskummer bewältigen.

Die Idee brachte für alle Beteiligten nur Vorteile. Also hatte Mattie nicht lange gewartet, um die Sache mit Gina und Tom zu besprechen.

An einem Sonntag hatten ihre Freunde sie zu einem Mittagessen auf die Farm eingeladen. Es gab gebratenes Hähnchen mit Wintergemüse und zum Nachtisch Eis mit Beeren. Nachdem die anderen Gäste gegangen waren, half Mattie Gina und Tom beim Aufräumen in der Küche. Mattie wusch die Weingläser ab, während Gina die Spülmaschine einräumte. Tom hatte gerade Kaminholz hereingebracht.

Anfangs verstand Gina nicht, wovon die Rede war.

„Eine Leihmutterschaft“, erklärte Mattie.

Zunächst musste Gina sich von diesem kleinen Schock erholen. Gleich darauf spiegelten sich Hoffnung und Freude in ihrem Gesicht. Als sie jedoch das Stirnrunzeln ihres Mannes bemerkte, wurden anscheinend auch ihre Zweifel geweckt.

„Das können wir nicht annehmen, Mattie“, meinte Tom. „Hast du dir das genau überlegt? Du würdest ein Kind austragen, das nicht dein eigenes ist.“

„Ich weiß das alles. Aber ihr seid meine besten Freunde.“

Trotzdem brachte Tom kein überzeugendes Lächeln zustande. Er fuhr sich mit der Hand durch die roten Haare. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass irgendeine andere Frau als Gina mein Kind zur Welt bringt. Das ist verrückt. Auch wenn eine so wundervolle Freundin wie du sich dazu bereit erklärt.“

Diese Diskussion hatte vor sechs Monaten stattgefunden.

Enttäuscht hatte Mattie angenommen, dass sich das Thema damit erledigt hatte. Durch den Gedanken, für ihre Freundin ein Baby auszutragen, war ihr das Leben wieder sinnvoll erschienen. Nach der Trennung von Pete hatte sie ihre Großmutter gepflegt. Vor Kurzem war Gran dann gestorben, und seitdem war Mattie sich irgendwie nutzlos vorgekommen.

Sicher, sie hatte wieder ein Buch geschrieben. Die Arbeit hatte ihr Spaß gemacht. Dennoch waren da tief in ihrem Innern eine gewisse Rastlosigkeit und Leere gewesen. Und dann hatten Tom und Gina angerufen.

Ob sie noch einmal über die Sache reden könnten. Tom hatte seine Meinung geändert. Auch eine Adoption käme für sie infrage, aber lieber wäre ihnen Matties Vorschlag. Und wenn sie immer noch bereit für eine Leihmutterschaft war, wären sie ihr unendlich dankbar.

Auf dem Heimweg von der Klinik hielt Mattie jetzt an einem Supermarkt und kaufte eine Flasche Wein. Mit der guten Nachricht vom Arzt war ihr zum Feiern zumute. Außerdem würde sie während der Schwangerschaft ja ganz auf Alkohol verzichten müssen. Bei der Gelegenheit besorgte sie auch gleich noch die Zutaten für ihr Lieblingsgericht, Pizza mit Pilzen und Kartoffeln.

Möglicherweise war Jake Devlin nach wie vor schlecht gelaunt, und Ange saß mit mürrischem Gesichtsausdruck auf dem Sofa. In dem Fall würde sie die beiden zur Pizza einladen. Ein leckeres Essen bewirkte bei den meisten Menschen ja Wunder.

Zu Hause schrieb sie schnell eine E-Mail an Gina und Tom. Danach machte sie einen langen Spaziergang mit Brutus, der alle paar Meter etwas entdeckte, was er ausgiebig beschnüffelte. Geduldig ließ sie ihn die neue Umgebung erkunden. Als sie erfrischt zurückkam, schob sie eine ihrer eigenen CDs in den Player und schenkte sich ein Glas Wein ein. Dann ging sie in die Küche, um den Pizzateig zu kneten und das Gemüse klein zu schneiden.

Die Pizza konnte beinahe schon in den Ofen geschoben werden, als Mattie die Wohnungstür hörte. Heiße und kalte Schauer liefen ihr über den Rücken.

Meine Güte, was für eine alberne Reaktion! Was war bloß mit ihr los? Als sie Schritte im Flur vernahm, stellte sie gerade die Temperatur am Herd ein. Doch als Jake Devlin die Küche betrat, war ihr sofort klar, dass der Grund für ihre glühenden Wangen nicht die Hitze aus dem Backofen war.

„Wie geht’s?“, fragte er beiläufig.

Sie lächelte nervös in seine Richtung. Dieser Mann war einfach umwerfend sexy! „Gut“, gab sie knapp zurück.

„Sie haben sich viel Arbeit gemacht.“

„Nicht wirklich.“ Sie versuchte, ihrer Stimme einen gleichgültigen Klang zu geben. „Es sieht hier vielleicht chaotisch aus, aber es ist nur eine einfache Pizza.“

Er stellte sich neben sie, stemmte die Hände lässig in die Hüften und schaute ihr über die Schulter. Sein Hemd war heute anständig zugeknöpft – es gab absolut keinen Grund dafür, dass Mattie plötzlich die Knie weich wurden.

Während Jake ihr mit unerwartetem Interesse zusah, bemühte sie sich, ihre Nerven unter Kontrolle zu bringen. Sie atmete tief durch. Doch es half nicht. Sie verspürte keine Besserung.

„Die sieht wirklich gut aus.“ Jake schien es ernst zu meinen. „Pizza mit Kartoffeln kannte ich bisher gar nicht.“

„Probieren Sie einfach mal. Es schmeckt köstlich.“

Großartig. Vor Aufregung klang sie atemlos wie nach einem Hundertmeterlauf.

„Schmeckt bestimmt fantastisch.“ Er schenkte ihr ein Lächeln. Und das war für sie noch weitaus gefährlicher als der Anblick seiner nackten Brust.

Um sich abzulenken, begann sie die Küche aufzuräumen. Ohne ihn anzusehen, kündigte sie an: „Das Essen ist in zwanzig Minuten fertig.“

„Ich fürchte, ich kann nicht so lange bleiben. Ich habe noch etwas vor.“ Er blickte auf seine Uhr. „Eigentlich muss ich gleich wieder weg. Aber ich will vorher noch unter die Dusche.“

Mattie lächelte ihn strahlend an, um ihre Enttäuschung zu verbergen. Sie vermutete, dass Jake sich mit Ange treffen würde.

„Guten Appetit“, rief er ihr über die Schulter zu, als er die Küche verließ.

„Vielen Dank.“

Es war ein schöner, warmer Abend. Mit Brutus zu ihren Füßen aß Mattie ihre Pizza draußen und trank dazu ein Glas Wein. Der Balkon lag nach Osten, doch der Sonnenuntergang tauchte auch auf ihrer Seite den Himmel in ein zartes Rosa und ließ das Wasser perlmuttfarben schillern. Ein wunderschöner Anblick. Auch die Pizza war gelungen. Trotzdem konnte Mattie sich nicht wirklich entspannen.

Was war mit ihr los? Gestern noch hatte sie sich darauf gefreut, in Sydney allein zu leben. Und schon einen Abend später sehnte sie sich nach Gesellschaft.

Das Ganze war vollkommen unlogisch. Eigentlich hatte sie das Essen von Anfang an nur für sich zubereitet und nicht damit gerechnet, mit irgendjemandem zu teilen. Weshalb war sie dann jetzt so enttäuscht? Und wie sollte sie neun Monate Schwangerschaft und die hormonell bedingten Stimmungshochs und – tiefs durchstehen? Offenbar reichte schon jetzt ein einzelner unerfreulicher Mensch – den sie zudem kaum kannte –, um ihre Gefühle vollkommen durcheinanderzuwirbeln.

Dabei mochte sie Jake Devlin nicht einmal!

Ihre Laune besserte sich kaum, als sie die Küche aufräumte und zum Schluss den Vogelkäfig abdeckte. Missmutig fragte sie sich im Stillen, was sie nun tun sollte.

Sie kannte nur ein Mittel, das sie garantiert aufheitern würde. Also holte sie ihren Skizzenblock, Pinsel und Farben und legte alles auf dem Couchtisch zurecht.

Sie legte ein Kissen auf den Fußboden und setzte sich im Schneidersitz darauf. Dann begann sie, das allererste Bild für ihr neues Buch vorzuzeichnen.

Die Idee zu der Geschichte trug sie schon seit Wochen mit sich herum, doch der Umzug hatte sie zu sehr in Anspruch genommen. Heute Abend war der perfekte Zeitpunkt gekommen, um ihre Einfälle auf Papier festzuhalten. Endlich.

Wie in all ihren Kinderbüchern sollte auch diese Geschichte ihren Ausgang in der ganz normalen Alltagswelt der Heldin nehmen. Das kleine Mädchen würde mit seinen Eltern, einer Katze und einem Kanarienvogel in einem gemütlichen Haus am Rande der Innenstadt leben.

Die Anfangsszene sollte im Badezimmer spielen.

Mit einem sorgfältig angespitzten Bleistift zog sie den ersten Strich auf einem weißen Blatt Papier und seufzte glücklich. Es dauerte nur Sekunden, bis sie sich in der bezaubernden Traumwelt verlor. Zum Glück ließ ihre Fantasie sie nie im Stich.

Die Wohnung war dunkel, als Jake nach Mitternacht nach Hause kam. Da er nicht wie am vergangenen Abend stolpern wollte, schaltete er das Licht ein. Stirnrunzelnd kratzte er sich am Kopf, als er das Durcheinander auf dem Couchtisch erblickte.

Stammte diese Unordnung etwa von Mattie, dem Putzteufel?

Neugierig trat er näher und betrachtete ein Bild, das auf dem Tisch lag.

Menschenskind!

Offenbar hatte Mattie es zum Trocknen dort liegen lassen. Die bunte Skizze war mit Feder und Tusche gemalt worden und zeigte die Ecke eines Badezimmers.

In einer eleganten Badewanne mit Klauenfüßen war ein Mädchen zu sehen. Das Meer aus Schaum um die Kleine herum schillerte in allen Regenbogenfarben. Einige Seifenblasen tropften über den Rand hinunter auf die flauschige weiße Fußmatte. Daneben lagen zwei achtlos hingeworfene rosa-weiß gestreifte Söckchen mit Rüschenrand.

Ein blauer Pulloverärmel hing aus einem geflochtenen Wäschekorb, hinter dem eine schwarze Katze ihren Kopf hervorreckte.

Für das Bild hatte Mattie nur wenige Striche gezeichnet und ganz zarte Farben verwendet. Dennoch übte diese einfache Szene eine Faszination aus, der Jake sich kaum entziehen konnte. Er betrachtete das Gesicht der Kleinen, ihren braunen Lockenkopf und ihre strahlend blauen Augen. Plötzlich musste er lachen. Das Mädchen wirkte ganz alltäglich und dennoch unerhört vertraut – es war seiner anziehenden Schöpferin keineswegs unähnlich.

Am nächsten Morgen wurde Mattie durch das Geklapper von Geschirr geweckt. Sie hatte etwas länger geschlafen, nachdem sie sich gestern Nacht später als gewohnt hingelegt hatte. Im Bett hatte sie noch eine Weile wach gelegen und über ihr Buch nachgedacht. Trotzdem hatte sie nicht mitbekommen, wie Jake zurückgekommen war. Es musste sehr spät gewesen sein. Umso erstaunlicher war es, dass er schon auf den Beinen war.

Sie schlüpfte schnell in Jeans und T-Shirt und ging kurz ins Badezimmer, um sich das Gesicht zu waschen und die Haare zu bürsten. Dann betrat sie neugierig die Küche. Bereits auf dem Flur hatte es nach gebratenen Pilzen gerochen.

Jake verquirlte gerade Eier, um daraus Rührei zu machen. Mit einem breiten Lächeln drehte er sich zu ihr um und begrüßte sie: „Morgen.“

„Guten Morgen“, erwiderte sie steif.

„Ich bin schon mit Brutus draußen gewesen.“

„Danke.“ Erstaunt stellte sie fest, dass er sogar den Hundenapf aufgefüllt hatte.

„Wie kommt so ein kleiner Köter zu so einem Namen?“ Kopfschüttelnd schaute er zu dem Hund hinunter, der geräuschvoll seine Mini-Cracker kaute.

„Das weiß ich auch nicht“, gab Mattie zurück. „Wahrscheinlich haben seine früheren Besitzer einen besonderen Sinn für Humor gehabt.“

„Seine früheren Besitzer?“

„Ich habe eine Freundin, die Tierärztin ist. Irgendjemand hat ihr Brutus vor die Tür gestellt, aber sie konnte ihn nicht behalten.“

Jake sah sie an. „Und dann haben Sie ihr angeboten, ihn zu sich zu nehmen.“

„Ja.“

Eine Weile betrachtete er sie nachdenklich. Schließlich deutete er auf die Pfanne. „Ich habe ein paar Pilze im Kühlschrank gefunden und dachte, ich mache ein Omelett zum Frühstück.“

Mattie behielt die Kontrolle über sich und zeigte sich weder beeindruckt noch erfreut. Ihre eigene Reaktion auf diesen Mann am vergangenen Abend hatte sie vollkommen schockiert. Deshalb hatte sie sich geschworen, ihn auf Abstand zu halten. Es brauchte nur etwas Willenskraft. Damit würde sie es sicher schaffen, sich nicht von seinen breiten Schultern, dem sexy Lächeln und den verführerischen dunklen Augen gefangen nehmen zu lassen.

Sich in ihn zu verlieben wäre absolut unvernünftig. Schließlich hatte er eine Freundin – oder wahrscheinlich sogar mehrere. Abgesehen davon reiste er in weniger als einer Woche ab. Und in der Woche darauf war sie vielleicht schon mit dem Baby ihrer Freundin schwanger.

Kein Mann der Welt würde sich dann noch für sie interessieren.

Das war auch gut so. Nach ihren bitteren Erfahrungen mit der Liebe hatte sie sich geschworen, solchen Kummer in Zukunft zu vermeiden. Sie hatte beschlossen, sich im kommenden Jahr voll und ganz auf Gina und Tom und ihr Baby zu konzentrieren. Wenn sie eines Tages alt war, würde sie auf diese Zeit mit besonderem Stolz zurückblicken.

„Das Omelett ist gleich fertig. Sie sind herzlich eingeladen“, bot Jake ihr an.

„Nein danke. Ich bin allergisch gegen Eier.“

Ungläubig schaute er sie an, sagte jedoch nichts.

Sie zuckte nur mit den Achseln. „Zum Frühstück esse ich immer Haferflocken.“

Entdeckte sie da einen Anflug von Enttäuschung in seinem Gesicht? Treffer, Mr. Devlin!

Gleich darauf zuckte jedoch auch er mit den Schultern. „Pech für Sie. Meine Omeletts sind legendär.“

Mattie nahm eine Schale, gab ein paar langweilige Haferflocken und Wasser hinein und stellte sie in die Mikrowelle. „Wo haben Sie kochen gelernt?“, fragte sie ihn über die Schulter.

„In der Mongolei.“

Sie drehte sich um. „Tatsächlich?“ Trotz all ihrer guten Vorsätze konnte sie ihr plötzliches Interesse nicht unterdrücken.

„Wir haben dort einen hervorragenden Koch. Einen Kanadier namens Pierre. Wenn ich frei habe und nichts mit mir anzufangen weiß, helfe ich ihm in der Küche.“

„So eine Mine in der Mongolei bietet sicher nicht viel Abwechslung.“

„Es sei denn, man hat eine Mitfahrgelegenheit in die Hauptstadt Ulan-Bator.“

„Sind Sie auch Geologe, so wie Will?“

Er schüttelte den Kopf. „Ich bin Umweltwissenschaftler.“

„Aha. Also kümmern Sie sich darum, dass die Minengesellschaft nicht allzu viel Schaden an der Natur anrichtet.“

„So ungefähr.“

„Das ist bestimmt eine befriedigende Arbeit.“

„Der Job ist nicht schlecht.“ Er nahm die Pfanne vom Herd.

Inzwischen waren auch Matties Haferflocken fertig.

„Und Sie?“, fragte er beiläufig. „Was machen Sie?“

„Ich habe nicht studiert. Und eigentlich habe ich auch keinen richtigen Beruf. Ich lasse mich treiben.“

„Und Sie malen.“

„Stimmt. Sie haben sicher die Unordnung im Wohnzimmer gesehen. Tut mir leid.“

„Dafür brauchen Sie sich nicht zu entschuldigen. Ich war eigentlich ganz froh darüber, dass endlich mal etwas herumliegt. Jetzt weiß ich wenigstens, dass Sie ein normaler Mensch sind.“

Sein verschmitztes Lächeln wirkte sexy und charmant. Und es machte sie so nervös, dass sie wegschauen musste. Zum Glück kam ihr der Kanarienvogel zu Hilfe, der in diesem Moment zu zwitschern begann.

Sie lief zu dem Käfig am Fenster und zog das Tuch herunter. „Morgen, Pavarotti.“

Jake lachte auf. „Pavarotti?“

„So heißt der Vogel. Wie der Opernsänger.“

Kopfschüttelnd gab er das Omelett aus der Pfanne auf einen Teller.

Aus der Besteckschublade holte Mattie für Jake Messer und Gabel und für sich selbst einen Löffel. Dann setzte sie sich ihm gegenüber an den kleinen Küchentisch. Im selben Moment wurde ihr bewusst, dass sie in ernsten Schwierigkeiten steckte.

Denn tief in sich spürte sie ihren Magen flattern – ähnlich wie der Vogel im Käfig.

Jake nahm einen Bissen von seinem luftigen Omelett und deutete mit dem Kopf zum Vogelbauer. „Sind Sie Opernfan?“

Unwillkürlich dachte sie an seine Heavy-Metal-Musik. Am liebsten hätte sie die Frage bejaht, nur um ihn zu provozieren. Ihr Hang zur Ehrlichkeit überwog jedoch.

„Meine Großmutter war ein Opernfan“, erwiderte sie. „Sie hat ihm den Namen gegeben. Wenn es nach mir gegangen wäre, würde er Elvis heißen. Aber natürlich hatte sie das letzte Wort.“ Sie machte eine Pause. „Meine Großmutter ist letztes Jahr gestorben. Und ich habe Pavarotti geerbt.“

Er nickte nachdenklich. „Sie standen Ihrer Großmutter wohl sehr nahe.“

„O ja. Ich habe zwei Jahre lang bei ihr gewohnt und mich bis zu ihrem Tod um sie gekümmert.“

Für einen Moment betrachtete er sie erstaunt und schien plötzlich traurig. Doch mit einem Mal setzte er wieder die mürrische Miene auf, die Mattie von ihm kannte.

Das aufgeregte Flattern in ihrem Innern legte sich abrupt.

Eine Weile aßen sie schweigend. Schließlich erkundigte sie sich: „Haben Sie heute etwas Interessantes vor?“

„Ich wollte vielleicht ins Kino gehen.“

„Bei diesem schönen Wetter?“

„Ich bin ein halbes Jahr nicht im Kino gewesen“, verteidigte er sich. „Da habe ich eine Menge verpasst.“

„So gesehen haben Sie recht.“

„Wollen Sie mitkommen?“

Die Frage kam so überraschend, dass sie ihn mit offenem Mund anstarrte. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Warum ging er nicht mit Ange ins Kino? Immerhin waren sie ein Paar. Oder hatte er gar keine feste Freundin? War er vielleicht der Typ Mann, der im Urlaub nur auf lockere Affären aus war?

Eigentlich hatte sie heute keine Pläne. Wenn Jake allerdings mit seiner Einladung bestimmte Absichten verfolgte, sollte sie lieber Nein sagen.

„Ich kann leider nicht“, antwortete sie entschlossen, bevor sie es sich anders überlegen konnte. „Ich bin verabredet.“

Falls er enttäuscht war, so ließ er es sich nicht anmerken. Doch kaum hatte er wenig später die Wohnung verlassen, erreichte Matties Stimmung einen neuen Tiefpunkt. Nie zuvor hatte sie sich so rastlos und unglücklich gefühlt. Unruhig ging sie in der Wohnung auf und ab, die ihr plötzlich so groß und so leer erschien. Dennoch kam sie sich darin wie gefangen vor.

Um endlich an irgendetwas anderes als an Jake Devlin zu denken, machte sie einen Termin beim Friseur. Glücklicherweise hatte gerade eine Kundin abgesagt.

Zweieinhalb Stunden später betrachtete sie sich im Spiegel und lächelte zufrieden. Kastanienbraune und kupferrote Strähnen zierten ihr mittelbraunes Haar. Der lockige Bob umschmeichelte ihr Kinn und betonte ihre Wangen.

Sie redete sich ein, sie hätte mit dem Friseurbesuch nur ihre Selbstsicherheit vor der Schwangerschaft stärken wollen. Mit Jake hatte der neue Look nichts tun.

Zu Hause gönnte sie sich ein ausgiebiges Bad. Danach schlüpfte sie in ihre beste graue Hose und eine cremefarbene Seidenbluse und legte ihre Granatohrstecker an.

Sie sah einfach umwerfend aus – und kam sich mit einem Mal ziemlich albern vor. Würde Jake sich nicht wundern, warum sie sich so herausgeputzt hatte?

Während sie überlegte, ob sie sich nicht lieber umziehen sollte, hörte sie schon die Haustür. Eilig verschwand sie in der Küche und tat, als suchte sie etwas in den Schränken.

Jake kam den Flur entlang und blieb an der Küchentür stehen. „Verzeihung.“ Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. „Da habe ich mich wohl in der Wohnung geirrt.“

Mattie spürte, wie sie rot wurde. Auch das noch! Wie peinlich, dachte sie.

„Sie haben sich schick gemacht. Also gehen Sie heute noch aus“, vermutete er.

„Ja“, schwindelte sie. „Ich bin mit einem Freund zum Dinner verabredet.“

Er nickte. „Na dann … einen schönen Abend.“

„Danke.“

Jake wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber zu ihr um. „Übrigens, Mattie.“

„Ja?“

„Die neue Frisur steht Ihnen ausgezeichnet.“

Wütend auf sich selbst machte sie sich zu Fuß auf den Weg. Seit sie Jake begegnet war, schien ihr Verstand auszusetzen. Sie hatte ihm nicht die Wahrheit gesagt: Sie hatte ja gar keine Pläne für den Abend. Und nun musste sie wie ein verwahrlostes Kind durch die Straßen von Sydney irren, um irgendwo essen zu gehen. Dabei hatte sie alle Zutaten für eine schöne Mahlzeit eingekauft und zu Hause im Kühlschrank liegen.

Die nächstbeste Möglichkeit bot ein Café einen Straßenblock weiter. Es war ein einfaches Lokal mit Metallmöbeln und einer Auswahl an asiatischen Nudel- und Pfannengerichten.

Für diese Umgebung war Mattie viel zu fein angezogen: Die meisten Gäste trugen Jeans und T-Shirt. Trotzdem setzte sie sich und nahm sich vor, den Abend zu genießen.

Sie bestellte etwas zu essen und ein Glas Wein dazu. Zehn Minuten lang lief alles bestens. Und dann betrat Jake das Café.

3. KAPITEL

Mattie bekam Herzklopfen, als sie Jake entdeckte. Er stand im Eingang und schaute sich im Café um. Er sah fantastisch aus: ganz in Schwarz gekleidet und das Haar vom Wind zerzaust.

Hastig senkte sie den Blick. Wenn er sie nicht ohnehin schon gesehen hatte, konnte es sich nur noch um Sekunden handeln. Was sollte sie sagen? Dass ihr Freund sich verspätete? Womöglich hatte er sie längst durchschaut und wusste, dass sie ihre Verabredung bloß erfunden hatte.

Sie schüttelte den Kopf, damit ihr die Haare ins Gesicht fielen und sie sich dahinter verstecken konnte. Vielleicht konnte sie so tun, als hätte sie ihn gar nicht bemerkt.

Im nächsten Moment kam er auf ihren Tisch zu und blieb vor ihr stehen. Mit angehaltenem Atem hob sie den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. Sie schluckte. Was um alles in der Welt sollte sie sagen?

Während sie noch darüber nachdachte, streckte Jake ihr bereits die Hand entgegen. „Sehr erfreut.“ Er lächelte. „Ich bin Jake Devlin. Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte er ohne jede Ironie oder Überheblichkeit.

Trotzdem zögerte sie.

„Nun sagen Sie schon Ja“, drängte er sie. „Oder wollen Sie unbedingt hören, wie ich normalerweise fremde Frauen anspreche?“

„Wäre das so schlimm?“

„Allerdings. Ich kenne nämlich nur die abgedroschensten Anmachsprüche.“

Dieses Eingeständnis war von einem selbstkritischen, schiefen Lächeln begleitet. Damit verdrehte er Mattie endgültig den Kopf. Dass er sie wahrscheinlich durchschaut hatte, störte sie nicht. Er machte reinen Tisch zwischen ihnen. Dies sollte ein Neuanfang sein. Sie war entzückt. Ja, sie war definitiv verknallt.

„Setzen Sie sich, Mr. Devlin.“

„Danke.“ Er setzte sich ihr gegenüber an den Tisch.

„Sehr erfreut.“ Sie lächelte und gab ihm die Hand. „Ich bin Matilda Carey.“

„Schön, Sie kennenzulernen.“ Er verzog keine Miene. „Nennen Ihre Freunde Sie Mattie?“

„Die meisten tun das.“ Sie zuckte die Achseln, bevor sie leichtfertig hinzufügte: „Manchmal nennen sie mich auch Florence Nightingale.“ Ihren anderen, verhassten Spitznamen behielt sie für sich – Sankt Matilda.

„Entspricht das Ihrem Wesen? Sind Sie der Typ, der sich um andere kümmert?“

„Ich fürchte, ja.“

In seinen Augenwinkeln bildeten sich kleine Fältchen. „Lassen Sie mich raten.“ Er legte den Kopf schief. „Sind Sie vielleicht jemand, der sich um kranke Großmütter kümmert?“

Sie runzelte die Stirn. Wollte er sich über sie lustig machen? Vorsichtshalber wechselte sie das Thema. „Ich habe schon bestellt. Nudelsuppe mit Huhn.“

„Ich glaube, ich probiere mal die Rindfleischpfanne.“ Er winkte die Kellnerin heran und fragte Mattie: „Möchten Sie noch ein Glas Wein?“ Als sie den Kopf schüttelte, bestellte er für sich selbst ein Bier und wartete, bis die Kellnerin sich entfernt hatte.

Dann beugte er sich vor und faltete die Hände auf dem Tisch. Das Lächeln wich einer nachdenklichen Miene. „Im Ernst, Mattie. Ich habe darüber nachgedacht, was Sie für Ihre Großmutter getan haben. Zwei Jahre lang haben Sie sich um sie gekümmert. Das ist sehr großmütig.“

Sie trank einen Schluck Wein, um ihre Verwunderung zu verbergen.

„War es ein großes Opfer für Sie?“, erkundigte er sich.

„Überhaupt nicht. Es war eine schöne Zeit. Gran war so lieb. Und sie war froh, dass sie Gesellschaft hatte. Sie hat sich nie über ihre gesundheitlichen Probleme beklagt.“

„War sie sehr krank?“

„Sie hatte ein schwaches Herz und wurde schnell müde. Und sie konnte den Haushalt nicht mehr allein schaffen. Aber ich habe ihr gern geholfen.“

„Was wäre wohl gewesen, wenn Sie sich nicht um sie gekümmert hätten?“

„Vielleicht wäre sie in ein Altersheim gegangen. Meine Eltern leben in einer Kleinstadt und haben dort ein Eisenwarengeschäft. Sie hätten meine Großmutter nicht so pflegen können, wie es nötig war.“

„Ihre Eltern hatten Glück, dass Sie eingesprungen sind.“

„Ich habe gern geholfen“, wiederholte sie. „Außerdem verdanke ich Gran eine ganze Menge: Als ich klein war, hat sie mich versorgt, wenn ich krank war. Windpocken, Masern, Mandelentzündung – egal, was es war. Meine Mutter hatte wenig Zeit für mich. Sie musste Dad im Geschäft helfen.“

Geistesabwesend ordnete Jake den Salz- und den Pfefferstreuer neu und machte ein bekümmertes Gesicht.

„Was ist, Jake? Habe ich etwas Falsches gesagt?“

„Nein, Sie bestätigen nur gerade meine schlimmsten Befürchtungen.“

„Wieso?“

Tief seufzend stützte er den Kopf in eine Hand. Und plötzlich erzählte er ihr von einem alten Cowboy, den er seit seiner Kindheit kannte. Ein Mann namens Roy, der inzwischen in einem Altersheim in Sydney lebte. Jake beschrieb, wie stark und zäh dieser Mann gewesen war und wie schwach und hilflos er heute war.

„Meine Eltern und ich haben ihn im Stich gelassen“, sagte Jake leise. „Wir sollten viel mehr für ihn tun.“

Automatisch griff sie nach seiner Hand. Er zuckte zusammen, als hätte er sich verbrannt.

„Sie besuchen Roy doch, wann immer Sie Zeit haben“, tröstete sie ihn. „Was könnten Sie sonst für ihn tun? Schließlich arbeiten Sie in der Mongolei. Ich bin sicher, er freut sich über Ihre Besuche.“

Seine dunklen Augen funkelten, als sich ihre Blicke begegneten. Im selben Moment spürte Mattie, dass sich etwas tief in ihrem Innern rührte – so, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Hilfe! Mit aller Kraft hatte sie sich dagegen gewehrt, Jake Devlin zu mögen. Und nun wurde ihr bewusst, dass sie ihn sogar sehr mochte.

Viel zu sehr. War sie etwa dabei, sich zu verlieben?

Bestimmt nicht. Sie durfte sich nicht verlieben. Nicht schon wieder. Nie wieder! Und auf keinen Fall jetzt.

Sie zog ihre Hand zurück. „Haben Sie Roy heute ins Kino mitgenommen?“

„Nein.“ Er schüttelte den Kopf und ärgerte sich offenbar über sich selbst. „Auf die Idee bin ich nicht mal gekommen. Ich bin so ein selbstsüchtiger Egoist! Und dabei gefallen ihm Filme mit viel Action und Abenteuer. Den hätte er bestimmt gern gesehen.“

„Morgen ist auch noch ein Tag“, meinte Mattie.

Seine Miene hellte sich auf. „Genau. Morgen ist zwar mein letzter Tag hier, aber warum soll ich ihn nicht mit Roy verbringen? Das ist eine tolle Idee.“

Allmählich fand Mattie Gefallen an dem Thema. „Wenn er früher an der frischen Luft gearbeitet hat, könnte ihm ein Ausflug ins Freie Spaß machen. Vielleicht eine Hafenrundfahrt. Meinen Sie, er würde so etwas gesundheitlich vertragen?“

„Ich denke, ja. Das ist wirklich eine gute Idee.“

Gleich nachdem die Kellnerin ihm sein Bier gebracht hatte, nahm er einige Schlucke. Mattie ertappte sich dabei, wie sie ihn unverblümt beobachtete. Das Auf und Ab seines Adamsapfels zog sie förmlich in den Bann. Anscheinend wirkte absolut alles an ihm atemberaubend männlich, geheimnisvoll und sexy auf sie. Kein Zweifel: Er war der attraktivste Mann, der ihr je begegnet war.

Bis auf ihren Exverlobten waren alle Männer, mit denen sie befreundet gewesen war, aus ihrer Heimatstadt gekommen. Sie waren zusammen in den Kindergarten und später gemeinsam zur Schule gegangen. Da hatte es keine Überraschungen und nichts zu ergründen gegeben. Jake dagegen steckte voller Geheimnisse.

Er bemerkte, wie Mattie ihn anschaute und wie sie nun rot wurde. In seinem Innern spürte er ein wachsendes Unbehagen.

Warum er ihr in dieses Café gefolgt war, wusste er selbst nicht genau. Allerdings vermutete er, dass er sich ein paar Tipps von ihr erhofft hatte, wie er dem alten Roy helfen konnte. Eins stand jedenfalls fest: Er war nicht hier, weil sie mit ihrer neuen Frisur so sagenhaft gut aussah oder weil sie in der schicken grauen Hose so eine süße Figur hatte.

Nein, zum Teufel! Mattie als Frau interessierte ihn überhaupt nicht.

Sie war gar nicht sein Typ. Klein und ernst und unscheinbar. Gut, als unscheinbar konnte er sie jetzt gerade absolut nicht bezeichnen. Aber sie war klein, und ernst war sie auch.

Eben hatte sie bloß seine Hand berührt, und diese einfache Geste hatte ihn erregt. Damit hatte er im Leben nicht gerechnet. Sicher, sie war nett. Aber er konnte diese Frau doch nicht ernsthaft begehren!

Andererseits beschäftigten ihn viele Fragen: Warum hatte er mit Ange Schluss gemacht? Warum hielt er sich morgens so lange in der Küche auf? Und warum hatte er Mattie eingeladen, mit ihm ins Kino zu gehen?

Das alles ergab keinen Sinn. Hinzu kam, dass sie völlig widersprüchliche Signale aussandte. Mal schien sie ihn beeindrucken zu wollen, und dann wieder ging sie ihm aus dem Weg. Und trotzdem war er heute Abend wie ein Trottel hinter ihr hergelaufen. Natürlich brauchte er ihren Rat wegen Roy. Aber war das tatsächlich der einzige Grund?

Erleichtert atmete er auf, als das Essen serviert wurde und ihn von seinen Gedanken ablenkte.

Nach einer Weile lobte Mattie ihre Suppe. Diese war so voller Nudeln und Gemüse, dass sie fast alles mit den Stäbchen aß.

Erneut schweifte Jake in Gedanken in gefährliche Bereiche ab. Aufmerksam betrachtete er, wie geschickt ihre Finger mit den Essstäbchen umgingen. Mattie hatte blasse, zierliche, elegante Hände. Vielleicht die hübschesten, die er je gesehen hatte. Er stellte sich vor, wie sie beim Malen den Pinsel führte. Dann dachte er daran, wie sie ihn vor ein paar Minuten berührt hatte. Er malte sich aus …

„Wie ist das Essen in der Mongolei?“, fragte sie unvermittelt.

Es dauerte einen Moment, bis er sich gefangen hatte. „Meinen Sie die traditionelle Küche oder unser Essen in der Kantine?“

„Beides wahrscheinlich.“

„Unser Küchenchef kocht meistens nach westlicher Art. Die Mongolen ernähren sich dagegen vor allem von Hammelfleisch. Sie trinken sogar das Fett. Das ist kein Land für Vegetarier.“

„Mongolisches Lamm esse ich eigentlich ganz gern.“

„Was man hier in Sydney in den asiatischen Restaurants bekommt, ist mit dem Hammel in der Steppe nicht zu vergleichen.“

Achselzuckend nahm sie seine Antwort zur Kenntnis und ging nicht weiter darauf ein. „Wohnen Sie dort in Baracken, oder haben Sie so ein kleines rundes Zelt?“

„Ich habe ein Zelt. In der Landessprache nennt man es ger.“

„Ist das nicht recht primitiv?“

„Diese Zelte sind gar nicht so übel. Die Wände bestehen aus mehreren Lagen Filz. Es ist ganz lauschig da drinnen. Im Winter kann man mit einem Ofen heizen, und im Sommer rollt man die Wände einfach hoch, wenn es zu warm wird.“

„Das ist eine ganz andere Welt.“ Nachdenklich blickte sie hinaus auf die Lichter der Stadt.

„Ja. Genau das reizt mich an dem Job. Und es fällt mir nicht schwer, mich den Gegebenheiten dort anzupassen. Ich bin in einem abgelegen Teil Australiens aufgewachsen. Das hilft vermutlich.“

Neugierig sah sie ihn an. „Gibt es einen speziellen Grund, weshalb Sie ausgerechnet dort arbeiten?“

Diese Frage hörte er nicht zum ersten Mal. Als Mattie sie jedoch stellte, wünschte er sich, er hätte edlere Motive vorzuweisen. Aber die hatte er nun einmal nicht, und es erschien ihm sinnlos, etwas zu erfinden.

„Ich bin frei und ungebunden“, erwiderte er. Dabei bemerkte er selbst, wie er unwillkürlich das Kinn vorschob, als wollte er sich verteidigen. „So lerne ich etwas von der Welt kennen und verdiene außerdem richtig gut dabei.“

Zu seinem Erstaunen sah sie ihn nicht vorwurfsvoll an, sondern lächelte. „Und wenn Sie Urlaub haben, können Sie feiern und sich so richtig gehen lassen.“

„Meistens.“

Er hatte sich offensichtlich viel zu sehr gehen lassen, als Mattie aufgetaucht war. Ebenso offensichtlich war, dass er umgehend damit Schluss gemacht hatte. Warum dies so war, das wollte er lieber nicht so genau ergründen.

„Erzählen Sie mir etwas von Ihren Bildern“, wechselte er das Thema.

„Das sind nur Illustrationen für ein Kinderbuch“, gab sie bescheiden zurück.

„Schreiben Sie auch die Geschichten dazu?“

Sie nickte.

„Haben Sie schon etwas veröffentlicht?“

Wieder nickte sie. „Drei Bücher bisher.“

„Im Ernst?“ Damit hatte er nicht gerechnet. „Unglaublich. Also sitze ich einer richtigen Schriftstellerin gegenüber!“

„Die meisten Leute würden mich nicht so bezeichnen. Sie glauben, dass es keine große Leistung ist, ein Kinderbuch zu schreiben.“

„So ein Unsinn. Schließlich muss man sich die Geschichte überhaupt erst einmal ausdenken. Dann zeichnen Sie auch noch selbst die passenden Bilder dazu. Und Kinder sind doch ohnehin die härtesten Kritiker, finden Sie nicht?“

Seine Begeisterung zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht, und sie stimmte ihm zu.

„Wovon handeln die Geschichten?“

Plötzlich wirkte Mattie verlegen. „Es würde Sie nur langweilen.“ Sie stocherte in den Resten in ihrer Schüssel herum.

„Das käme auf einen Versuch an.“

„Aber Sie dürfen nicht lachen“, warnte sie ihn.

„Auf keinen Fall.“

„Die Geschichten handeln von einem kleinen Mädchen namens Molly.“ Sie legte die Stäbchen quer über die Schale, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.

„Und …?“ Jake betrachtete sie neugierig.

„Molly ist eine weiße Hexe. Wenn ihre Eltern nicht auf sie aufpassen, erlebt sie alle möglichen Abenteuer. Sie tut Gutes und vollbringt Heldentaten.“

Genau wie ihre Schöpferin, dachte Jake und konnte ein Schmunzeln nicht ganz unterdrücken.

„Ich wusste, dass Sie lachen würden“, meinte Mattie und klang deutlich gekränkt.

„Ich lache nicht.“ Warum konnte er nicht aufhören zu lächeln? „Ehrlich, ich bin beeindruckt. Und ich kann mir vorstellen, dass Mollys Geschichten sehr beliebt sind.“

„Das sind sie durchaus“, schnaubte Mattie. Ihr war anzusehen, dass sie das Thema als beendet betrachtete.

Um seinen Fehler wiedergutzumachen, fragte Jake: „Wollen wir zusammen irgendwo einen Kaffee trinken?“

Sie sah ihn an. „Haben Sie heute Abend gar nichts vor?“

Lange und mit festem Blick schauten sie sich in die Augen. Jake war überzeugt, dass sie seine Einladung ablehnen würde. Was auch das Vernünftigste wäre, oder nicht? Schließlich waren sie ja nicht auf ein Abenteuer aus. Für einen Kaffee jetzt noch das Lokal zu wechseln würde allerdings eindeutig einen Schritt in die falsche Richtung bedeuten.

Bevor ihm etwas einfiel, um sich aus seiner eigenen Falle zu befreien, erwiderte Mattie freundlich: „Kaffee klingt gut.“ Sie schenkte ihm ein breites Lächeln, bei dem sich ein bezauberndes Grübchen bildete. „Zu Ihnen oder zu mir?“

Jake war froh über ihre schlagfertige Antwort. Damit lenkte sie ihre Beziehung zurück auf ungefährliche Bahnen. Schließlich teilten sie sich nur eine Wohnung – mehr war da nicht. Er erwiderte ihr Lächeln. „Gehen wir zu mir“, schlug er ohne Zögern vor. „Das ist ganz bequem, gleich um die Ecke.“

Auf dem Rückweg wehte ihnen ein frischer Wind vom Hafen ins Gesicht, sodass sie sich kaum unterhalten konnten. Zu Hause begrüßte Brutus sie überschwänglich. Lachend beugte sich Jake hinab und kraulte ihn hinter den Ohren.

Nun bot Mattie ihm an, ihnen einen Kaffee zu kochen. Es überraschte sie nicht, als Jake meinte, er würde doch noch kurz in die Stadt gehen. Enttäuscht war sie trotzdem. Das war natürlich vollkommen unsinnig, denn sie wollte ja nichts von ihm. Außerdem stand eins für sie fest: Männer ließen Frauen wie sie sofort stehen, wenn ihnen etwas Besseres über den Weg lief.

Sie verabschiedete ihn mit einem strahlenden Lächeln. „Viel Spaß noch.“

„Ihnen auch.“

„Und viel Spaß morgen, falls Sie mit Roy einen Ausflug machen.“

„Danke.“

Jake blieb auf der Treppe stehen und drehte sich noch einmal um. Still stand sie in der Tür. Ein Windstoß zerzauste ihr Haar. Langsam wickelte sie eine lose Strähne um den Finger und strich sie sich hinters Ohr. Das war bestimmt keine Einladung zum Flirten, aber Jake war wie gebannt. Er starrte auf ihre Hand, dann auf ihr Ohr.

In diesem Augenblick sprühten zwischen ihnen Funken. Mattie hielt den Atem an und lehnte sich gegen den Türrahmen. Ihre Knie fühlten sich schlagartig so weich an, dass sie befürchtete, ihre Beine könnten einfach nachgeben. Mit Sicherheit würde sie ohnmächtig werden, wenn Jake sie jetzt berührte.

Ganz leicht schüttelte Jake jedoch den Kopf. Damit war der Zauber verflogen. „Würden Sie mitkommen?“, fragte er schließlich.

„Wie bitte?“ Sie verstand seine Frage nicht. Lud er sie etwa ein, sich mit ihm heute Abend in der Stadt zu amüsieren?

„Morgen“, erklärte er lächelnd. „Wenn ich Roy abhole. Würden Sie dann mitkommen?“

Klatsch! Es war, als hätte ihr jemand einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gekippt. Ohne den Hauch eines Zweifels sah sie es ein: Jake war ihr nicht ins Café gefolgt, weil sie ihm in der schicken Seidenbluse gefiel oder weil er ihre neue Frisur mochte. Er hatte sich nicht zu ihr an den Tisch gesetzt, weil er sich in sie verliebt hatte. Und er wollte auch nicht den Rest des Abends mit ihr verbringen.

Die Wahrheit war wenig schmeichelhaft. Er brauchte schlicht und ergreifend ihre Hilfe – wie so viele Menschen vor ihm in Matties Leben.

Früher oder später wandten sich alle mit irgendeiner Bitte an Mattie Carey. Dieses Mal musste sie allerdings ablehnen, um ihre eigene Seele zu schützen. Sie schüttelte den Kopf. „Tut mir leid.“

Fragend betrachtete er sie. „Haben Sie morgen wieder eine Verabredung? Was ist es diesmal? Ein Termin zur Maniküre?“

Mattie blickte auf ihre Hände. „Ich … ich muss an meinem Buch arbeiten.“

„Könnten Sie nicht diesen einen Tag opfern, Mattie?“

Und wenn er sie noch so eindringlich ansah: Sie würde sich nicht überreden lassen. Ein einziges gemeinsames Essen hatte sie schon völlig aufgewühlt. Wenn sie einen ganzen Tag mit ihm verbrachte, würde sie seinem Charme erliegen. Das wäre ausgesprochen unklug. Und vor allem gefährlich.

Sie hatte bereits eine Fernbeziehung hinter sich. Obwohl seitdem fast drei Jahre vergangen waren, zuckte sie allein beim Gedanken daran immer noch zusammen. Nein, diese Erfahrung wollte sie nicht wiederholen. Und schon gar nicht so kurz vor der Schwangerschaft.

„Es wäre wirklich schade, wenn Sie nicht mitkommen“, meinte Jake ernst. „Roy würde Sie bestimmt gern kennenlernen.“

Armer, alter Roy, dachte sie mitfühlend. Vielleicht machte sie aus einer Mücke einen Elefanten. Immerhin bat Jake sie nur darum, mit ihm zusammen einen alten Mann zu unterhalten. Das war alles andere als eine romantische Verabredung.

Außerdem half sie anderen Menschen gern.

Sie verschränkte die Hände hinter dem Rücken und hoffte inständig, dass sie jetzt keinen Riesenfehler machte. „Also gut. Ich komme mit.“

Als Jake gegangen war, holte sie ihre Malutensilien und machte sich an die Arbeit. Es sollte ein Bild für eine Doppelseite werden: Molly am Schlafzimmerfenster, die auf die nächtliche Stadt blickte.

Mattie hatte klare Vorstellungen davon, wie die Szene aussehen sollte. Sie wollte Molly als Umriss vor dem hellgelben Fenster zeigen. Im Dunkeln verstreut sollten Häuser mit ebenfalls hell erleuchteten Fenstern zu sehen sein. Darin wollte sie Menschen erkennbar machen, die Mollys Hilfe brauchten: ein krankes Kind, eine einsame alte Frau, ein verloren gegangenes Kätzchen.

Obwohl das Bild in ihrem Kopf bereits fertig war, ging ihr die Arbeit nicht leicht von der Hand. Es gelang ihr nicht, sich wie sonst ganz ihrer Fantasie hinzugeben und so den Rest der Welt einfach zu vergessen.

Heute Abend drängelte sich beharrlich etwas dazwischen. Jake Devlin. Sie musste immer wieder an ihn denken. Wie er sie angesehen hatte, als sie sich die Locke hinters Ohr gestrichen hatte! Mattie war überzeugt davon, dass sie diesen Moment niemals vergessen würde. Als sich ihre Blicke begegnet waren, hatte sie das Gefühl gehabt, mit diesem Mann vollkommen in Einklang zu sein.

Wahrscheinlich hätte Jake jede andere Frau in dieser Situation geküsst. Zwischen Jake und ihr war der Zauber jedoch unbemerkt verflogen. Und es war sinnlos, sich im Nachhinein darüber den Kopf zu zerbrechen. Vielleicht hatte es für den Bruchteil einer Sekunde tatsächlich zwischen ihnen gefunkt. Doch Mattie hatte gelernt, solchen Gefühlen nicht zu trauen.

Als Teenager hatte sie daran gezweifelt, dass sie sich je wieder verlieben könnte: Auf der Highschool hatte sie sich in einen Jungen verknallt, der aber nach kurzer Zeit mit ihr Schluss gemacht hatte. Sie hatte lange gebraucht, um darüber hinwegzukommen und ihr Selbstwertgefühl wieder aufzubauen. Natürlich hatte sie sich ab und zu verabredet, aber an niemandem war sie ernsthaft interessiert gewesen.

Bis vor dreieinhalb Jahren ein gut aussehender Fremder in Willowbank aufgetaucht war.

Pete aus Perth. Mit seinem süßen Lächeln und seiner lässigen Art hatte er ihr sofort den Kopf verdreht, als er eines Tages in das Geschäft ihrer Eltern spaziert war. Sie war verrückt nach ihm gewesen. Als er dann nach Westaustralien zurückkehren musste, hatte sie sich jedes Wochenende ins Flugzeug gesetzt, um bei ihm zu sein. Sieben Monate lang war das so gegangen. Pete hatte sich an den Flugkosten beteiligt. Sie war sich so erfahren und weltgewandt vorgekommen. Und begehrt.

Pete hatte ihr den Himmel auf Erden versprochen. Genauer gesagt einen Diamantring, eine Hochzeit in Weiß, ein Haus am Stadtrand und zwei Kinder. Mehr hatte Mattie nie gewollt. Doch eines Tages war ein Anruf aus Perth gekommen. Mattie hatte bereits an Petes Stimme gehört, dass sich etwas verändert hatte.

Irgendetwas war passiert.

Er hatte ihr eröffnet, dass es auf die Dauer zu teuer wäre, jeden Monat nach Perth zu fliegen. Eigentlich hätte sie nur eins und eins zusammenzählen müssen. Aber sie hatte Angst davor gehabt, die entscheidende Frage zu stellen. Sie hatte die Antwort darauf nicht hören wollen.

Am Ende hatte Pete ihr eine SMS geschickt:

Tut mir leid, ich muss die Hochzeit absagen. Es liegt nicht an dir, Baby. Nur an mir.

In blinder Panik hatte sie ihn sofort angerufen – und ihre stille Befürchtung hatte sich bestätigt. Ja, er hatte tatsächlich eine andere gehabt und wollte nun wissen, ob sie den Verlobungsring zurückschicken könnte.

Das war vor drei Jahren gewesen.

Matties Herz war in tausend Stücke zerbrochen. Sie war sich so klein vorgekommen, so erniedrigt. Eine Verliererin. Eine Null. Und außerdem hatte sie sich geschämt: Schließlich hatte sie sich in einen feigen Typen verliebt, der die Hochzeit per SMS abgesagt hatte.

Davon abgesehen war ihr Stolz gehörig verletzt gewesen. Jeder in Willowbank hatte von ihren Heiratsplänen gewusst. Vom Bürgermeister bis zum Fleischerlehrling hatte die ganze Stadt nun mitbekommen, dass sie sitzen gelassen worden war. Kein Wunder, dass sie am Ende den Glauben verloren hatte – den Glauben an die Männer, an sich selbst und an diesen romantischen Unsinn, der sich Liebe nannte.

Ihre Freunde hatten sie aufmuntern wollen und ihr geraten, sich die Sache nicht so zu Herzen zu nehmen. Leicht gesagt für die anderen! Von denen war niemand kurz vor der Hochzeit einfach fallen gelassen worden.

Für Mattie hatte damit festgestanden, dass sie ihren Traum von einer glücklichen Ehe mit Kindern aufgeben musste. Daher war sie nicht mehr ausgegangen und hatte seitdem auch keinen Freund gehabt. Stattdessen kümmerte sie sich um Menschen, die auf Hilfe angewiesen waren. Es gab unzählige Möglichkeiten, anderen etwas Gutes zu tun. Und das erschien ihr sinnvoller, als noch einmal ein gebrochenes Herz zu riskieren.

Als Mattie am nächsten Tag Roy kennenlernte, war sie froh, dass sie dem Besuch zugestimmt hatte. Ein Blick in seine wachen Augen genügte ihr, um den alten Mann ins Herz zu schließen. Durch Roys schütteres, zurückgekämmtes Haar schimmerte seine Kopfhaut, seine Beine waren dünn und vom vielen Reiten gekrümmt. Trotzdem strahlte dieser drahtige Mann eine Lebendigkeit aus, die ihr gleich gefiel.

Statt ihm die Hand zu geben, umarmte sie ihn spontan. Dann trat sie beiseite, als die Männer sich begrüßten.

„Du scheinst es eilig zu haben, hier rauszukommen“, sagte Jake gut aufgelegt. „Du bist ja aus dem Zimmer geschossen wie ein Rennpferd beim Startschuss.“

„Ich wollte keine Minute versäumen.“ Roys blaue Augen funkelten verschmitzt – wie bei einem kleinen Jungen, der die Schule schwänzte. „Die Pflegemafia hat sich gegen mich verbündet. Sie wollen mich nicht länger als zwei Stunden gehen lassen.“

„Was passiert, wenn du nicht pünktlich wieder da bist?“, fragte Jake. „Verwandelst du dich dann in einen Kürbis?“

„Warum nicht in einen Märchenprinzen?“, lachte Roy und zwinkerte Mattie zu.

Da er etwas wackelig auf den Beinen war, bot sie ihm ihren Arm, damit er sich bei ihr unterhaken konnte.

„Danke, Liebling.“ Plötzlich sah er Jake scharf an. „Wie kommt es, dass ein Gauner wie du so ein nettes Mädchen findet?“

Mattie war auf Jakes Antwort gespannt. Sicher wollte er genau wie sie vermeiden, dass Roy falsche Schlüsse zog. Andererseits konnte er auch nicht einfach sagen: Oh, wir teilen uns nur zurzeit eine Wohnung. Oder: Mattie ist vor ein paar Tagen zufällig vor meiner Tür aufgetaucht. Aber wie sonst wollte er ihre Bekanntschaft erklären?

Wie sich herausstellte, hatte sie sich umsonst den Kopf zerbrochen. Offenbar war Jake geübt darin, unangenehme Fragen zu beantworten. „Mattie und ich haben uns durch einen gemeinsamen Freund kennengelernt.“ Er lächelte, ohne sie dabei anzusehen. „Einer meiner Kollegen in der Mongolei stammt aus derselben Stadt wie sie.“

„Woher kommen Sie?“, wandte Roy sich nun an sie.

Im Stillen gratulierte sie Jake zu dem Manöver, mit dem er die Unterhaltung auf sichere Bahnen gelenkt hatte. „Aus Willowbank“, erwiderte sie. „Das ist eine Kleinstadt westlich der Blue Mountains.“

Roy wirkte verzückt. „Also sind Sie ein Mädchen vom Lande.“

„Dort bin ich geboren und aufgewachsen.“

„Das habe ich gleich gewusst.“

Bevor er vom außergewöhnlichen Charme der Landmädchen schwärmen konnte, waren sie am Auto angekommen. Jake würde fahren. Mattie schlug vor, dass Roy auf dem Beifahrersitz Platz nehmen sollte. Dort könnte er am leichtesten ein- und aussteigen. Sie selbst setzte sich nach hinten.

„Eigentlich hatten Mattie und ich eine Hafenrundfahrt geplant. Ich fürchte, das schaffen wir in der kurzen Zeit leider nicht. Was möchtest du gerne machen? Hast du irgendeinen Wunsch?“ Jake steuerte den Wagen vom Parkplatz und fädelte sich in den Verkehr ein.

Neugierig sah Roy sich um, als sie nun auf der belebten Hauptstraße durch die Stadt fuhren. „Gibt es hier vielleicht irgendwo einen Park mit einem kleinen Stück Buschland?“

„Bestimmt.“ Jake nickte zuversichtlich. „Wir halten die Augen offen.“

„Wenn alle Stricke reißen, können wir in den Botanischen Garten gehen“, meinte Mattie. „Ansonsten kenne ich mich in Sydney nicht besonders gut aus.“

„Tja, wenn wir einen Pub suchen würden, dann wäre ich euer Mann“, sagte Jake.

Sie hatten jedoch Glück: Recht schnell fanden sie einen Park mit viel Grün.

Die Rasenflächen waren gepflegt, und im Schatten der Bäume standen Picknicktische. Außerdem gab es einen wunderschönen See, an dessen Ufer junge Mütter mit ihren Kleinkindern die Enten fütterten. Roy sah sich alles genau an, nachdem sie ausgestiegen waren. Dann legte er den Kopf in den Nacken, schaute in den klaren blauen Himmel und holte tief Luft.

„Was meinst du?“, fragte Jake hoffnungsvoll.

Roy blickte an ihm vorbei und nickte langsam. „Schön hier.“

„Aber nicht das, was du dir vorgestellt hast“, vermutete Jake.

„Na ja …“, gab Roy zögernd zu. „Es ist hier ziemlich aufgeräumt, oder?“

Um die Situation ein wenig aufzulockern, lachte Mattie verständnisvoll. „Sie wollen richtiges Buschland … alte Eukalyptusbäume mit herabhängenden Ästen und kniehohes trockenes Gras. Stimmt’s, Roy?“

Er lächelte verschmitzt. „Ich glaube, ja.“

„Und Sie wollen die Eukalyptusblätter riechen.“

Er nickte.

„Und auf einem Lagerfeuer Tee kochen, so wie es im Outback üblich ist.“

„Mattie, übertreiben Sie es nicht.“ Jake sah sie über Roys Kopf hinweg warnend an. „So etwas können wir ihm hier leider nicht bieten.“

Aber Mattie war nicht mehr aufzuhalten, denn jetzt war sie ganz in ihrem Element. Sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen machte ihr Spaß. Für sie gab es nichts Schöneres, als dessen Wünsche zu erraten und sie zu erfüllen – bevor die Person ihre Wünsche überhaupt laut geäußert hatte. Schon als Kind war das ihr Lieblingsspiel gewesen: Zum Beispiel hatte sie vorausgeahnt, wann sie im Garten Erbsen und wann Bohnen pflücken sollte. Noch ehe ihre Mutter sie tatsächlich darum bitten konnte, hatte Mattie die Aufgabe bereits erledigt.

Im Grunde war es leicht, da sie die Vorlieben ihrer Mutter kannte. Zum Rindfleisch gab es für gewöhnlich Bohnen, zum Lamm Erbsen. Aber ihre Mutter war jedes Mal begeistert gewesen, wenn sie die geschälten Erbsen oder die geputzten Bohnen im Durchschlag entdeckt hatte.

Meine kleine Gedankenleserin hatte sie sie dann genannt und Mattie in die Arme genommen. Und Mattie hatte sich geliebt, geborgen und gebraucht gefühlt.

„Ich mache mich mal auf die Suche. Vielleicht finde ich ja einen Eukalyptusbaum“, sagte sie nun zu Roy und Jake. „Ihr könnt euch schon dort drüben an den Picknicktisch setzen. Ich bin gleich wieder da.“

Sie hatte den Teich nicht einmal halb umrundet, als sie eine Gruppe von Eukalyptusbäumen entdeckte. Ein paar von den dürren weißen Zweigen mit den länglichen Blättern würden Roy bestimmt aufmuntern. Sie sammelte einige vom Boden auf und kehrte zu den beiden Männern zurück.

„Die Blätter sind vertrocknet, aber sie riechen immer noch gut.“ Mit diesen Worten legte sie die Zweige auf den Tisch.

Roy nahm sich einen, zerrieb die Blätter zwischen den Fingern und atmete den frischen Duft ein. „Wunderbar.“ Er seufzte wehmütig.

„Man muss nur ein Stück um den Teich herumgehen“, sagte Mattie. „Und einen Kessel für Tee treiben wir sicher auch irgendwo auf.“

„Das geht nicht“, protestierte Jake. „Wir können hier im Park kein Feuer machen.“

Beschwichtigend legte sie die Finger auf seinen Arm. Ein großer Fehler. Es fühlte sich an, als würde sich bei der Berührung ein Stromkreis schließen. Sie zog hastig die Hand weg und atmete tief durch.

„Ich … ich weiß, dass wir hier kein offenes Feuer machen dürfen.“ Erneut holte sie tief Luft und erinnerte sich im Stillen daran, dass dieser Vormittag Roy gehören sollte. Um ihn ging es. Jake war nur eine Ablenkung, die sie ignorieren musste. „Aber bei uns im Garten ginge es. Wir könnten einen Campingkocher nehmen. Das käme dem Original ziemlich nah. Was meinen Sie, Roy?“

Der alte Mann sah ein bisschen verwirrt aus. Offenbar hatte er Mühe, mit Matties Energie Schritt zu halten und gleichzeitig die unterschwelligen Signale zwischen ihr und Jake zu verfolgen. Trotzdem nickte er glücklich.

Jake dagegen hatte weitere Einwände. „Aber wir haben keine Campingausrüstung.“

„Dann halten wir unterwegs irgendwo an und kaufen alles, was wir brauchen. Das dauert höchstens fünf Minuten. Und es kostet auch nicht viel.“

Kopfschüttelnd schenkte Jake ihr ein Lächeln, und daraufhin durchflutete eine wohlige Wärme Matties Körper bis in die Haarspitzen.

4. KAPITEL

Wenig später bereiteten die drei den Tee auf einem Campingkocher bei Mattie und Jake im Garten zu. Dabei befolgten sie die althergebrachten Regeln, sodass es fast an eine japanische Teezeremonie erinnerte.

Mit Brutus auf dem Schoß saß Roy in einem Lehnstuhl und wartete, bis das Wasser kochte. Als es so weit war, beugte er sich vor und warf würdevoll eine Handvoll Teeblätter hinein. Traditionsgemäß rührte Mattie das Gebräu mit einem Eukalyptuszweig um. Anschließend schleuderte Jake den kleinen Blecheimer am Henkel in einem weiten Bogen durch die Luft.

Sie tranken aus Metallbechern, die Mattie im Campingmarkt entdeckt hatte. Dazu gab es warme Milchbrötchen mit viel Butter und Zuckersirup.

„Nächstes Mal backen wir ein richtiges Stockbrot“, versprach sie Roy.

Jake wollte entgegnen, dass sie sich kein Programm ausdenken zu brauchte. Schließlich war sie nicht für Roy verantwortlich. Aber er ahnte, dass er mit diesem Rat bei ihr nichts erreichen würde. Sie hatte Roy unter ihre Fittiche genommen – genau wie sie Brutus vorm Tierheim bewahrt, ihre Großmutter versorgt und zweifellos noch vielen anderen geholfen hatte.

Zu helfen war für sie eine Selbstverständlichkeit. Sie scheute keine Mühen, anderen eine Freude zu bereiten. Und wie verhielt es sich umgekehrt? Wer strengte sich an, um sie glücklich zu machen? Wer war zu Opfern bereit, um ein zufriedenes Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern – ein Lächeln, wie Roy es heute gezeigt hatte?

Als sie ihn ins Heim zurückbrachten, war Roy deutlich verändert. Sein Gang wirkte sicherer als vorher, und er hielt sich gerade. Er strahlte über das ganze Gesicht und schien Farbe bekommen zu haben.

Autor

Barbara Wallace

Babara Wallace entdeckte ihre Liebe zum Schreiben, als eines Tages ihre beste Freundin Kim ihr einen Roman lieh, der von Katzen handelte. Einmal gelesen und sie war gefesselt. Sie ging nach Hause und schrieb ihre eigene Geschichte. Sinnlos zu erwähnen, dass es der Roman „Ginger the Cat“ (ihre eigene Katze)...

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Auch für ihre vier Kinder schrieb sie und ermutigte sie stets dazu, ihren kreativen Neigungen nachzugehen.
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