Boss mit Cowboyhut – Drei Milliardäre und eine Hochzeitswette (7-teilige Serie)

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IN DEN ARMEN DES MILLIARDÄRS von SARA ORWIG
Megan glaubt zu träumen: Ihr Ex Jared, der arrogante Milliardär, den sie noch immer begehrt, wünscht sich einen Neuanfang mit ihr? Leider ist das unmöglich – denn Jared darf niemals von ihrem Geheimnis erfahren!

GEFÄHRLICH SEXY – VERBOTEN REICH von SARA ORWIG
Er ist sexy, steinreich und ein Playboy – für Laurel drei Gründe, Chase Bennett zu meiden. Aber das ist unmöglich, denn von ihrem Hotel aus leitet er seine Geschäfte. Wann immer sie sich begegnen, knistert es heiß, und sein Blick scheint zu fragen: In meiner Suite – oder in deiner?

WIE HEIRATET MAN EINEN MILLIARDÄR? von SARA ORWIG
Milliardär Matt Rome weiß, was er will – die sexy Kellnerin Brianna. Sie ist ganz anders als alle High-Society-Ladys – und so verführerisch. Für eine Wette soll sie ihn heiraten, während er sie großzügig sponsert. Doch sein Plan geht nicht auf: Jeden Tag verfällt Matt ihrem Sexappeal mehr …

VORSICHT, VIEL ZU VERFÜHRERISCH! von SARA ORWIG
Was will Nick Rafford von ihr? Grace verspürt ein erregendes Prickeln, als sie den faszinierenden Millionär auf einer Party trifft. Dabei sollte sie sich besser in Acht nehmen. Womöglich hat Nick es auf ihr Liebstes abgesehen: den kleinen Michael, um den sie sich seit dem Tod ihrer besten Freundin kümmert. Doch als Nick sie an Weihnachten zu seiner Familie einlädt und unter dem Mistelzweig umarmt, kann sie ihm einfach nicht widerstehen – zu verführerisch sind seine Küsse. Eine heiße Liebesaffäre beginnt. Bis Nick plötzlich etwas Schockierendes verlangt …

IN DEN ARMEN DES MILLIONÄRS von SARA ORWIG
"Erkennst du mich nicht? Ich bin Caitlin Santerre!" Herausfordernd sieht Caitlin den Millionär Jake Benton an. Dass er wütend über ihr überraschendes Auftauchen wird, hat sie erwartet. Schließlich sind ihre Familien seit Generationen verfeindet. Allerdings hat sie nicht mit dem erotischen Knistern zwischen ihnen gerechnet. Dabei ist sie nur zu Jake gekommen, um das Haus ihrer geliebten Großmutter von ihm zurückzukaufen! Doch als ein Unwetter sie zwingt, über Nacht bei ihm zu bleiben, ist sie seinen Verführungskünsten und ihrem eigenen Verlangen hoffnungslos ausgeliefert ...

FÜR EINE NACHT VOLLER LEIDENSCHAFT von SARA ORWIG
Sie ist kratzbürstig wie eine Wildkatze! Dabei muss sie doch auch dieses erotische Prickeln zwischen ihnen fühlen – seine neue Angestellte ist für Tony ein Rätsel. Bis ihm plötzlich klar wird, dass er Isabelle kennt: Sie ist das sexy Mädchen, mit dem er auf dem College eine Nacht voller Leidenschaft verbrachte. Wie gerne würde er den heißen One-Night-Stand von damals wiederholen! Doch Isabelle ist erwachsen geworden: Eine Affäre ist ihr nicht mehr genug. Sie will ihn ganz oder gar nicht – und Tony weiß nicht, ob er ihre Erwartungen wirklich erfüllen kann …

SIEBEN TAGE IM PARADIES von SARA ORWIG
Nur sieben Tage und Nächte haben sie Zeit für ihre Liebe – dann muss Maddie zurück nach Miami. Sie ist lediglich nach Texas gekommen, um die Ranch ihres verstorbenen Großvaters zu verkaufen. Selbst die atemberaubenden Stunden der Leidenschaft mit ihrem Jugendfreund stimmen sie nicht um. So sehr sie Gabe auch begehrt: Eine Zukunft mit dem Rancher kann sie sich nicht vorstellen. Er hat ihr einst das Herz gebrochen und sie einfach im Stich gelassen – nochmal wird er ihr das nicht antun! Dieses Mal will Maddie diejenige sein, die aus seinem Leben verschwindet …


  • Erscheinungstag 30.12.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751512596
  • Seitenanzahl 815
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Sara Orwig

Boss mit Cowboyhut - Drei Milliardäre und eine Hochzeitswette (7-teilige Serie)

IMPRESSUM

In den Armen des Milliardärs erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

© 2009 by Sara Orwig
Originaltitel: „Dakota Daddy“
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 290 - 2010 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Valeska Schorling

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2021.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751512664

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

 

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PROLOG

„Möge der Beste gewinnen“, verkündete Jared Dalton, nachdem er und seine beiden Cousins aus der Limousine ausgestiegen waren und den hellen Sonnenschein Houstons genossen. Auf der Landebahn standen schon drei Düsenjets bereit, jeder mit dem jeweiligen Firmenlogo versehen.

„Wettsieger ist, wer von uns nach Ablauf eines Jahres am meisten Geld gemacht hat“, wiederholte Chase Bennett ihre Abmachung.

„Richtig, und die Frist läuft nächstes Jahr am ersten Freitag im Mai ab“, bestätigte Matt Rome. „Jeder steckt fünf Millionen in den Topf, was bedeutet, dass der Sieger fünfzehn Millionen kriegt.“

„Stimmt.“ Jared nickte. „Zusätzlich zu den Pokergewinnen natürlich.“

Chase grinste. „Ich hatte dieses Mal einfach Glück. Jungs, es war toll, endlich mal wieder mit euch zusammen zu sein.“

„Es war mal wieder höchste Zeit für ein gemeinsames Wochenende“, erklärte Matt.

Die drei verabschiedeten sich und schüttelten sich die Hände. „Bis bald, Kumpels“, sagte Jared grinsend. „Wenn nichts dazwischenkommt, sehen wir uns Weihnachten beim Familientreffen wieder“, fügte er hinzu. „Bleibt cool.“

Er stieg in seinen Jet, entschied sich für einen Fensterplatz und beobachtete, wie einer seiner Cousins in den Flieger nach Paris stieg und der andere in den nach Wyoming. Ihre Mütter waren Schwestern, und sie drei waren praktisch zusammen aufgewachsen. Sie waren sogar zur selben Zeit auf demselben College gewesen und hatten gemeinsam Football gespielt. Alle drei waren sie vermögend und Inhaber und Geschäftsführer großer Unternehmen. Sie waren noch immer die besten Freunde und nach wie vor Junggesellen – vielleicht für immer.

Jared war fest entschlossen, die Wette zu gewinnen. Dieser Vorsatz würde seiner Arbeit endlich wieder einen Kick geben, ähnlich wie seine ersten geschäftlichen Erfolge. Er wartete ab, bis auch sein Jet sich in der Luft befand, dann zog er seinen BlackBerry aus der Tasche, um seinen Angestellten erste Anweisungen zu erteilen. Anschließend dachte er über laufende Projekte nach und erkannte plötzlich, dass die Wette ihm die unverhoffte Chance zu einer schon lange fälligen Rache bot.

Warum nicht ein Gebot für die Sorenson-Ranch in Dakota abgeben? Der Gedanke war erregend! Sollte Sorenson darauf eingehen, konnte er eine Menge Geld bei diesem Deal herausschlagen, doch eigentlich spielte es keine Rolle, ob Edlund verkaufte oder nicht. Es war schon eine große Genugtuung, seinem Erzfeind zu verstehen zu geben, dass er dessen Besitz mühelos aus der Portokasse bezahlen konnte. Geld verdienen machte Spaß, aber Rache zu nehmen war eindeutig besser.

1. KAPITEL

Juni

Zu seiner Enttäuschung musste Jared feststellen, dass der alte Sorenson inzwischen verstorben war, und seine Ranch wurde tatsächlich zum Verkauf angeboten. Da Megan, Sorensons Tochter, nicht daran interessiert zu sein schien, war er davon ausgegangen, dass der Kauf kein Problem darstellen würde. Zu seiner Überraschung zog Megan ihr Verkaufsangebot jedoch zurück, nachdem sie erfuhr, dass er sich dafür interessierte. Daher hatte er beschlossen, zur Sorenson-Ranch zu fahren, um sie umzustimmen.

Er wollte Megan an einer Stelle auf dem Ranchgelände zur Rede stellen, wo sie ihm nicht ausweichen konnte. Deshalb hatte er die vergangene Nacht ohne ihr Wissen in einer ihrer komfortablen Gästehütten verbracht, um sie gleich frühmorgens abfangen zu können. Noch vor Tagesanbruch war er aufgestanden und wartete seitdem auf sie.

Irritierenderweise setzte sein Herzschlag für einen Moment aus, als er sie dann sah. Megan kam mit einem Sattel über dem Arm aus der Scheune und ging zum Korral. Leider war sie zu weit weg, sodass er nicht erkennen konnte, ob sie sich verändert hatte, doch ihr roter Pullover war genauso auffällig wie ihr sexy Gang, dem man die vielen Jahre Ballettunterricht ansah. Ihr schwarzes Haar hing ihr in einem dicken Zopf über den Rücken. Sie legte den Sattel und eine Decke über den Zaun. Die Pferde waren näher gekommen, und sie hielt ihnen Leckerlis hin. Kurz darauf hatte sie ein Pferd gesattelt und ritt davon.

Megans Anblick rief schmerzliche Erinnerungen bei Jared wach, und der Wunsch nach Rache war wieder da. Schade nur, dass ihr Vater nicht mehr lebte und nichts davon mitbekommen würde. Er begab sich ebenfalls zur Scheune, sattelte einen Fuchs und folgte Megan so unauffällig wie möglich.

In der weiten Graslandschaft hatte man einen freien Blick nach allen Seiten; nur unten am Fluss verdeckten Bäume die Sicht. Dort wollte er Megan einholen, wenn sie ihr Pferd tränkte, aber bis dahin durfte sie auf keinen Fall merken, dass er ihr auf den Fersen war. In der Ferne grollte Donner, und er sah zu den dunklen Wolken auf. Es würde wahrscheinlich bald regnen.

Bei den Bäumen angekommen, verschwand Megan aus seinem Gesichtsfeld. Plötzlich erinnerte er sich wieder an ihre damaligen Treffen am Fluss – und an die heißen Küsse. Seit der Trennung gelang es ihm nur selten, ohne bittere Gefühle an sie zu denken.

Er kannte Megan schon sein ganzes Leben lang, hatte ihr früher jedoch nie Beachtung geschenkt, selbst dann nicht, als ihre Väter sich wegen der Wasserrechte überwarfen. Sie war sechs Jahre jünger als er – das magere kleine Mädchen von der Nachbarranch. Sie fiel ihm erst auf, als er seinen Abschluss an der Universität in Chicago machte, wo sie gerade mit dem Studium begann.

Nur zu genau konnte er sich an ihre erste Begegnung erinnern. Ihr schwarzes Haar fiel ihr über die Schultern, und ihr Blick aus faszinierenden türkisblauen Augen machte ihn nervös. Sie trug eine enge weiße Baumwollbluse und einen beigefarbenen Rock. Er hatte keine Ahnung, wer die junge Frau war, die ihn lächelnd grüßte. Doch wenn eine schöne Frau ihn ansprach, musste er natürlich reagieren.

„Erkennst du mich etwa nicht, Jared?“

Überrascht starrte er sie an und runzelte nachdenklich die Stirn. „Waren wir zusammen auf der UT?“, fragte er, wobei er sich auf die Universität von Texas bezog.

Lachend streckte sie ihm die Zunge raus. Beim Anblick ihrer rosa Zunge schnappte er nach Luft. Am liebsten hätte er diese Frau geschnappt und sie augenblicklich geküsst. Sie war unglaublich sexy, obwohl er noch immer keinen Schimmer hatte, wer sie war.

„Himmel, Jared!“, rief sie.

Er schüttelte ratlos den Kopf und berührte eine Strähne ihres weichen Haars. „Okay, ich geb’s auf. Ich kann nicht begreifen, wie ich eine so tolle Frau vergessen konnte. Woher kennen wir uns?“

„Ich bin Megan Sorenson“, antwortete sie lachend.

Verblüfft starrte er sie an. Stimmt, die türkisfarbenen Augen erkannte er wieder, aber das war auch schon alles. Das magere Mädchen war verschwunden, und an ihre Stelle war eine sinnliche Frau getreten.

„Du bist ja erwachsen geworden!“, antwortete er fassungslos und provozierte damit einen weiteren Lachanfall.

„Ich wusste gar nicht, dass du hier noch studierst“, sagte sie. „Ich dachte, du hättest deinen Abschluss schon.“

„Stimmt. Ich bin frischgebackener Betriebswirt. Hättest du zufällig Lust, heute mit mir essen zu gehen?“

Megan legte den Kopf schief und sah ihn abwägend an. „Du weißt doch, dass unsere Väter verfeindet sind. Wir sollten lieber auf Distanz bleiben.“

„Komm schon, Megan. Ihr Kampf hat nichts mit uns zu tun. Ich hatte nie etwas gegen dich.“

„Lügner!“, sagte sie mit einem belustigten Funkeln in den Augen. „Du hast mich eine Plage genannt und mich nie gegrüßt, wenn wir uns begegnet sind.“

Er wurde rot. „Ich verspreche dir, es wiedergutzumachen, indem ich dir heute Abend meine volle und ungeteilte Aufmerksamkeit schenke.“

In ihren Augen flackerte Interesse auf. Plötzlich schien die Luft zwischen ihnen zu knistern. Jareds Herzschlag beschleunigte sich.

„Okay, gehen wir essen“, antwortete Megan atemlos.

„Um sieben hole ich dich ab.“

Von da an war er rettungslos verliebt. Er wollte Megan sogar heiraten, und sie schmiedeten schon entsprechende Pläne. Doch dann, in dem Sommer nach ihrem ersten Universitätsjahr, als Megan in Sioux Falls bei ihren Verwandten Olga und Thomas Sorenson Ferien machte, beorderte ihr Vater ihn zu sich.

Der Alte zwang ihn dazu, den Staat zu verlassen, indem er drohte, seinem Vater und notfalls auch Megan etwas anzutun. Jared hatte sich seitdem immer gefragt, ob Megan eigentlich bewusst war, was ihr Vater damals getan hatte. Lange Zeit hatte er gelitten und sich nach ihr gesehnt. Sein Kummer hatte sich schließlich in Wut verwandelt, als sie auf seine Briefe nicht reagierte. Der Gedanke, ihre Ranch zu kaufen, bereitete ihm daher größte Genugtuung. Diese Rache war schon lange überfällig. Schade nur, dass Edlund Sorenson nicht mehr am Leben war. Er hätte zu gern das Gesicht des Alten gesehen.

Jared hatte die Erfahrung gemacht, dass sich die meisten Hindernisse überwinden ließen, erst recht, wenn man so reich war wie er. Diesmal würde es nicht anders sein.

Er hörte Megans Pferd schon, bevor er die Lichtung erreichte, dann sah er sie. Sein Magen schien sich schmerzhaft zusammenzuziehen. Das plötzliche Verlangen nach ihr überkam ihn mit voller Wucht. Normalerweise war er nicht der Typ, der den Dingen lange hinterhertrauerte, aber plötzlich hatte er das Gefühl, er hätte sie nie verlassen dürfen. Er versuchte gerade, diesen unliebsamen Gedanken abzuschütteln, als sie sich plötzlich zu ihm umdrehte.

Sie wurde kreidebleich. Ihre Augen weiteten sich erschrocken, und sie schwankte einen Augenblick. Einen Moment dachte er, sie würde gleich in Ohnmacht fallen.

„Jared!“, rief sie erschrocken.

„Ich wollte dir keinen Schreck einjagen, Megan, tut mir leid.“ Er stieg vom Pferd.

So rasch, wie sie die Fassung verloren hatte, beherrschte sie sich auch wieder. Er bekam Herzklopfen bei ihrem Anblick.

„Du bist schöner als je zuvor“, sagte er und hätte sich im selben Moment am liebsten geohrfeigt. Ihre türkisfarbenen Augen flammten wütend auf – diese kristallklaren blaugrünen Augen, die ihn schon bei ihrem ersten Anblick an der Uni so beeindruckt hatten.

„Was fällt dir ein, einfach so hier einzudringen?“, fragte sie.

Sie wirkte inzwischen so gefasst, dass er nicht sicher war, ob er sich ihre erschrockene Reaktion bei seinem Anblick vielleicht nur eingebildet hatte.

„Das hier ist nicht deine Ranch und wird es auch nie sein. Mach, dass du von meinem Land kommst.“

„Sachte, sachte! Gib mir doch wenigstens eine Chance“, antwortete er belustigt. Sie hatte sich offensichtlich verändert. „Sieben Jahre sind eine lange Zeit.“

„Nicht lang genug. Ich habe deinen Leuten gesagt, dass die Ranch nicht mehr zum Verkauf steht. Du wirst dieses Land nie besitzen.“ Donner grollte über ihren Köpfen, und sie zog ein Handy aus der Hosentasche. „Ich weiß nicht, wie du an das Pferd gekommen bist, aber ich will, dass du es sofort dorthin zurückbringst, wo du es hergenommen hast, und gehst. Du hast dir unbefugt Zutritt zu meinem Besitz verschafft, und wenn du nicht augenblicklich hier verschwindest, rufe ich den Sheriff.“

„Reagier doch nicht so emotional.“ Jared verspürte plötzlich den Wunsch, ihren Zopf zu lösen. „Hör mir wenigstens zu. Du hast schließlich nichts zu verlieren.“

Wieder donnerte es, und Megan warf einen besorgten Blick zum Himmel.

„Wir sollten zur Scheune zurückreiten, es sei denn, es macht dir nichts aus, klatschnass zu werden“, fügte er hinzu.

Sie funkelte ihn wütend an, drehte sich wortlos um und stieg auf ihr Pferd. Auch er schwang sich in den Sattel, wobei ihm nicht entging, wie sich ihre enge Jeans über ihrem knackigen Po spannte. Er ließ ihr den Vortritt.

Die ersten Tropfen fielen, und ein Blitz zuckte über den Himmel. Sie mussten so schnell wie möglich den Schutz der Scheune aufsuchen. Jared trieb den Fuchs an, bis das Gebäude schließlich vor ihnen auftauchte.

Noch während sie hineingaloppierten, begann es heftig zu gießen. Jared stieg ab, und die beiden Pferde schüttelten die Köpfe, dass die Tropfen nur so flogen. Begleitet vom lauten Prasseln des Regens, sattelten sie die Tiere ab, rieben sie trocken und brachten sie in den Stall zurück. Megan stellte sich an das offene Stalltor und starrte in den Regen.

„Das ist wahrscheinlich nur ein Schauer“, sagte Jared. Er stand dicht genug bei ihr, um ihr exotisches Parfüm zu riechen. Früher hatte sie immer nach Rosen geduftet. „Warum hörst du dir meinen Vorschlag nicht wenigstens an? Ich weiß genau, dass du nicht hierher ziehen willst.“

„Woher willst du das wissen?“, fragte sie feindselig.

„Dann stimmt es also gar nicht?“, stellte er sie auf die Probe. Ihr wütender Gesichtsausdruck verriet ihm jedoch, dass er recht hatte.

„Ich werde meine Ranch auf keinen Fall an dich verkaufen“, wiederholte Megan klar und deutlich.

Jared betrachtete ihren Mund und musste daran denken, wie sie ihn früher geküsst hatte. Sie war damals achtzehn Jahre alt gewesen. Was für ein Gefühl wäre es wohl, sie jetzt zu küssen?

„Warum bist du überhaupt an dieser Ranch interessiert? Es gibt genug andere auf dem Markt.“

„Ich habe mit meinen Cousins Chase und Matt eine Wette abgeschlossen, dass ich innerhalb eines Jahres mehr Geld machen werde als sie.“

„Du willst meine Ranch also nur, um eine Wette zu gewinnen?“ Sie starrte ihn fassungslos an.

„Was macht das für einen Unterschied?“

„Ich verstehe nicht, wie dieser Kauf dir Geld bringen soll. Und woher hast du überhaupt gewusst, dass ich die Ranch verkaufen wollte?“

„Die Ranch allein reicht natürlich nicht. Ich habe noch andere Projekte am Laufen“, antwortete er leichthin. „Ich habe einen meiner Anwälte vorgeschickt, um ein Treffen einzufädeln. Er heißt Trent Colgin.“

Megan presste die Lippen zusammen. „Ich hätte es wissen müssen“, sagte sie und marschierte in den Stall zurück, um eine Pferdedecke zu holen. „Ich gehe jetzt ins Haus. Es kann den ganzen Tag so weiterregnen, und ich habe nicht die Absicht, noch länger hier bei dir zu bleiben. Mach, dass du fortkommst, egal, wie du hergekommen bist. Wenn du bis morgen nicht von meinem Land verschwunden bist, rufe ich den Sheriff.“

„Du wirst total nass werden.“

„Immer noch besser, als deine Gegenwart ertragen zu müssen“, antwortete sie, drehte sich um und rannte durch den Regen zum Haupthaus.

Jared lief hinter ihr her und holte sie mühelos ein. Es war ihm egal, dass er nass wurde. Hauptsache, er schaffte es, dass sie ihm überhaupt zuhörte. Schließlich liefen sie die Hintertreppe hoch auf die Veranda. Er schob seinen Hut nach hinten und beobachtete, wie Megan die tropfnasse Decke über einen Schaukelstuhl hängte.

Trotz der Decke, die sie sich über den Kopf geworfen hatte, war ihre Jacke vorn total durchnässt. Sie zog sie aus und legte sie über einen anderen Stuhl. Der feuchte Pullover klebte an ihren vollen Brüsten. Unwillkürlich musste Jared daran denken, wie er sie früher geküsst und dabei ihre Brüste liebkost hatte.

Er sah ihr in die Augen. Anscheinend wusste sie genau, was ihm gerade durch den Kopf ging. Langsam ließ er seinen Blick über ihren Körper gleiten, während sich ihre Brüste unter ihren raschen Atemzügen hoben und senkten. Als er ihr wieder in die Augen sah, sprühten zwischen ihnen geradezu Funken.

Herausfordernd schob Megan das Kinn vor und stemmte die Hände in die Hüfte. „Erwarte nicht, dass ich dich reinbitte.“

„Megan, hör dir mein Angebot doch wenigstens an. Ich biete dir nämlich ein Vermögen. Du willst die Ranch doch ohnehin nicht. Lass dich nicht von deinen Gefühlen beherrschen.“

„Ich weiß genau, was ich tue“, antwortete sie trotzig.

„Triff keine vorschnelle Entscheidung. Komm doch heute Abend zum Essen zu mir, dann können wir über alles diskutieren.“

„Bei diesem Wetter? Nein, danke.“ Sie schüttelte ablehnend den Kopf.

„Gegen Mittag soll es aufhören zu regnen. Warum willst du dir ins eigene Fleisch schneiden? Komm zum Essen, du hast schließlich nichts zu verlieren.“

„Kein Angebot der Welt wird mich davon überzeugen, an dich zu verkaufen“, entgegnete sie scharf, zog einen Schlüssel aus ihrer Hosentasche und steckte ihn ins Türschloss.

„Hast du etwa Angst vor mir?“

Ruckartig hob sie den Kopf und drehte sich wutentbrannt zu ihm um. Im Zorn schimmerten ihre Augen eher grün als blau.

„Nicht im Geringsten“, antwortete sie hochmütig. „Also schön, ich komme, aber glaube bloß nicht, dass ich meine Meinung ändere!“

„Wie wär’s mit sieben Uhr?“

„Ich werde dort sein.“

„Den Weg kennst du ja“, sagte er, und Megan wurde rot. „Bis später also.“ Auf dem Weg zur Hütte, wo er seinen Wagen geparkt hatte, widerstand er nur mit Mühe dem Impuls, sich nach ihr umzudrehen, dabei hätte er zu gern gewusst, ob sie ihm hinterhersah. Er hatte keine Tür zuschlagen gehört, aber bei dem heftigen Regen war das vielleicht einfach nicht möglich.

Immerhin bestand jetzt doch noch Hoffnung, dass er die Ranch bekam; bisher hatte er schließlich noch jede Frau rumgekriegt. Megan war wunderschön und viel souveräner als früher. Vor sieben Jahren war sie lieb und warmherzig gewesen. Jetzt erinnerte sie eher an eine Furie, doch hinter all der Wut verbarg sich eine selbstbewusste Frau. Sie war nicht mehr die naive, gutgläubige Achtzehnjährige, in die er sich damals verliebt hatte.

Der Gedanke an das Abendessen machte ihn kribblig. Wie lange würde er wohl dafür brauchen, sie zu verführen? Natürlich würde er sein Ziel, die Ranch zu kaufen, nicht aus den Augen verlieren, aber diese neue Megan war einfach zu attraktiv, um sie sich entgehen zu lassen.

In der Hütte packte er seine Sachen zusammen und fuhr zurück zu seiner Ranch, um alles Nötige für das Essen vorzubereiten. Die Natur schien auf seiner Seite zu sein. Der Regen ließ gegen Mittag nach, und die Sonne kam zum Vorschein und zauberte einen riesigen Regenbogen an den Himmel.

Nachdem er die TV-Nachrichten gesehen hatte, ging er ins Büro, um seinen Cousin Chase anzurufen. „Hi, hier ist Jared. In den Nachrichten sagen sie, dass du in Montana auf Öl gestoßen bist. Stimmt das?“

„Noch nicht, aber wahrscheinlich bald“, korrigierte Chase. „Wenn alles wie geplant läuft, mache ich ein Riesengeschäft.“

„Jetzt denkst du bestimmt, dass du die Wette gewinnen wirst“, neckte Jared ihn.

„Das will ich doch hoffen! Ihr zwei werdet euch jedenfalls ranhalten müssen.“

„Ich arbeite gerade an einem interessanten Projekt. Erinnerst du dich noch an Megan Sorenson? Ich will ihre Ranch kaufen.“

„Klasse Idee! Ihr Vater wird außer sich sein.“

„Leider ist es dafür zu spät; der Alte ist tot. Und nachdem Megan erfahren hat, dass ich der Käufer bin, hat sie die Ranch vom Markt genommen.“

„Schade, das wäre wirklich ein gelungener Schachzug gewesen. Das Land ist ideal für die Fasanenjagd, obwohl ich nicht recht sehe, wie du damit unsere Wette gewinnen willst.“

„Abwarten“, antwortete Jared geheimnisvoll. „Ich muss jetzt auflegen. Ich wollte dir nur rasch gratulieren und dir mitteilen, dass ich trotzdem am Ball bleibe.“

„Träum weiter“, antwortete Chase mit einem gutmütigen Lachen.

„Das werde ich.“ Jared legte rasch auf, um das letzte Wort zu haben – seit Kindertagen eine Angewohnheit zwischen ihnen. Eine Weile saß er da und starrte aus dem Fenster. Was jetzt?

Der Tag zog sich unerträglich in die Länge, aber schließlich war es Zeit zu duschen. Anschließend rasierte er sich und zog einen beigefarbenen Pulli, eine Baumwollhose und handgefertigte Cowboystiefel an, die ihn noch größer erscheinen ließen, als er ohnehin schon war.

Megan erschien pünktlich um sieben, und er empfing sie auf der Veranda. Er beobachtete, wie sie aus ihrem Geländewagen stieg und auf ihn zukam. Ihr Anblick in dem marineblauen Kleid, dessen Rock um ihre schönen Waden schwang, verschlug ihm den Atem. Eine Schleife hielt ihr Kleid auf der linken Schulter zusammen, während die andere nackt war. Der geschlitzte Rock zeigte beim Gehen ihre langen Beine. Das Haar hatte sie im Nacken zu einem Knoten geschlungen. Sie sah äußerst elegant aus. In der Öffentlichkeit würde sie sofort sämtliche Blicke auf sich ziehen – bewundernde der Männer und neidische der Frauen.

Jared fragte sich, ob sich das Kleid beim Öffnen der Schleife lösen würde. Er begehrte Megan plötzlich mit einer Intensität, die ihm einen Schock versetzte. Ihr Anblick löschte jeglichen Gedanken an Rache, die alten Wunden und seine Wut aus. Alles, was er sah, war eine hinreißende Schönheit, die er verführen wollte.

„Guten Abend, Jared.“

Ihre Begrüßung brachte ihn mit einem Ruck in die Realität zurück. „Du siehst umwerfend aus“, entgegnete er heiser und sah in ihre kühlen, von dichten Wimpern umrahmten türkisblauen Augen. „Willkommen auf meiner Ranch“, fügte er hinzu. „Komm rein.“

Wortlos kam sie die Stufen hoch und ging an ihm vorbei. Wieder nahm er ihr Parfüm wahr, einen Duft, den er nicht identifizieren konnte. Den Blick auf ihren Hüftschwung gerichtet, folgte er ihr in die Eingangshalle. Megan war atemberaubend. Die offene, fröhliche Achtzehnjährige hatte sich in eine leidenschaftliche Schönheit verwandelt.

„Ich grille gerade Steaks. Lass uns nach hinten auf die Terrasse gehen“, schlug er vor, als er sie eingeholt hatte.

Weiterhin schweigend, ging sie neben ihm her. Auf der Terrasse stieg Rauch von einem großen Edelstahlgrill auf.

„Du hast dich hier anscheinend mit allem Nötigen eingerichtet.“ Sie sah sich um.

„Kann ich dir etwas zu trinken bringen?“

„Weißwein, bitte.“

Sie folgte ihm zur Bar, wo er ihr ein Glas einschenkte. Dann drehte er sich zu ihr um und reichte es ihr. Die flüchtige Berührung ihrer Finger wirkte elektrisierend.

Megan legte den Kopf schief und sah ihn forschend an. „Du kehrst vermutlich bald nach Texas zurück, stimmt’s?“

„Kommt darauf an, wie du dich entscheidest. Jetzt, nachdem ich dir begegnet bin, habe ich es nicht besonders eilig.“

„Hör auf zu flirten, Jared. Oder ist das etwa zu viel verlangt?“

„Nein, du hast recht, aber in deiner Gegenwart kann ich einfach nicht rein geschäftlich bleiben.“

„Vertraulichkeiten nützen dir auch nichts.“

Jared lächelte. „Warte nur ab. Vielleicht kann ich dich später noch eines Besseren belehren.“

Megan betrachtete den inzwischen wieder mit grauen Wolken bedeckten Himmel.

„Als ich über den Fluss gefahren bin, reichte das Wasser fast bis zur Brücke.“

„Hast du etwa Angst, hier festzusitzen?“, fragte er belustigt.

Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn kühl an. „Keineswegs. Ich werde fahren, bevor es dazu kommt.“

„Lass uns auf die Zukunft trinken und die Vergangenheit vergessen.“ Er ignorierte ihre Bemerkung und hob sein Glas.

„Das hat doch alles keinen Zweck, Jared.“ Sie nahm einen Schluck Wein.

„Megan, wir haben uns damals gegenseitig verletzt. Immerhin warst du zwei Monate nach mir schon mit einem anderen verheiratet.“ Jared hoffte, man hörte ihm nicht an, wie sehr diese Tatsache ihn noch immer schmerzte.

„Wie du sicher weißt, hat meine Ehe nicht viel länger als einen Monat gedauert.“ Jetzt war sie wütend.

Es hatte ihm damals buchstäblich den Boden unter den Füßen weggerissen, als seine Eltern ihm von dem Empfang erzählten, den ihr Vater für die Neuvermählten gegeben hatte. Die Nachricht von ihrer Scheidung hatte ihn daher mit Genugtuung erfüllt. „Wo steckt eigentlich dein Sohn?“

„Bei meiner Tante und meinem Onkel in Sioux Falls“, antwortete sie kurz angebunden. „Er verbringt dort immer einen Teil der Sommerferien.“

Sie wirkte plötzlich verschlossen und distanziert, und auf ihrem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Furcht und Wut wider. Jared musste sich beherrschen, um seine bitteren Gefühle ihr gegenüber nicht offen zu zeigen. Schließlich wollte er den Kauf der Ranch nicht aufs Spiel setzen.

„Ich hatte damals keine Gelegenheit, dir alles zu erklären“, sagte er. „Aber ich habe dir wirklich nie wehtun wollen.“ Das musste ihr als Erklärung genügen. Die schlichte Wahrheit über ihren Vater würde sie ohnehin nicht glauben.

Megan schlenderte über die Terrasse. „Jared, lass uns nicht über die Vergangenheit reden. Wie du selbst gesagt hast, es ist vorbei.“

„Kein Problem. Allerdings kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass du wegen eben dieser Vergangenheit vom Verkauf der Ranch zurückgetreten bist. Gib es doch ruhig zu. Du wolltest verkaufen, bis du entdeckt hast, dass ich der Käufer bin.“

„Das bestreite ich auch gar nicht. Mein Dad hätte nie an dich verkauft, und ich werde es auch nicht tun – niemals.“

Ihre weit geöffneten Augen schimmerten wieder grünlich.

„Warte doch erst einmal ab, was ich zu zahlen bereit bin.“ Wenn sie die Summe hörte, würde sie mit Sicherheit nachgeben.

„Ich habe mich von dir schon zum Abendessen überreden lassen. Mach mir dein Angebot, und dann verschwinde aus meinem Leben.“

Megan wandte den Blick ab, doch es kam ihm vor, als würde mehr hinter ihren Worten stecken. Er wurde das Gefühl nicht los, dass ihm etwas entgangen war, aber er hatte keine Ahnung, was.

„Denke ja nicht, dass ich dich so bald in Ruhe lasse. Zwischen uns ist noch viel zu viel ungeklärt.“

„Du glaubst doch wohl nicht etwa, wieder an alte Zeiten anknüpfen zu können?“

Diese Frage stieß sie so vehement hervor, dass Jared richtig erschrak. Unruhig ging sie weiter auf und ab, und er starrte hinter ihr her. Warum war sie nur so feindselig und verbittert? Klar, er und sie hatten einst heiraten wollen, aber schließlich war es ja nicht so, dass er sie vor dem Altar hatte stehen lassen. So weit war es nämlich gar nicht gekommen. Er hatte gerade erst nach einem Verlobungsring Ausschau gehalten, als ihr Vater ihre Hochzeitspläne durchkreuzte. Das war lange her, trotzdem reagierte Megan so wütend, als wäre es erst letzte Woche und nicht vor sieben Jahren geschehen.

„Ich sehe mal nach dem Essen“, sagte er und ging zum Grill. Er wendete die Steaks und warf zwischendurch einen Blick auf Megan, die noch immer unruhig auf der Terrasse umherwanderte. War sie wirklich so sehr an der Umgebung interessiert, wie sie tat, oder wich sie ihm einfach nur aus?

Kopfschüttelnd ging er ins Haus, um alles für das Dinner vorzubereiten. Da es jederzeit wieder regnen konnte, wollte er lieber drinnen essen.

Er nahm sich vor, Megan nicht unter Druck zu setzen. Auf keinen Fall durfte sie wieder nach Hause fahren, bevor er sie zum Verkauf der Ranch überredet hatte. Er wollte nicht mit leeren Händen nach Texas zurückkehren. Also musste er ihr ein Angebot machen, das sie nicht ablehnen konnte. Außerdem verfolgte er noch ein weiteres Ziel – er wollte mit ihr schlafen.

Als er nach draußen zurückkehrte, um die fertigen Steaks zu holen, lief sie noch immer auf der Terrasse herum. Er nutzte die Gelegenheit, um sie heimlich zu beobachten. Ihr Anblick weckte die Erinnerung an ihre leidenschaftliche erste Nacht, in der er ihr die Unschuld genommen hatte.

Irritiert legte er die Steaks auf zwei Teller und ging zu ihr hinüber. „Das Essen ist fertig. Ich dachte, wir bleiben lieber drinnen – da ist es gemütlicher.“

„Gut“, sagte sie lächelnd. „Obwohl Gemütlichkeit bei einem Geschäftsessen etwas unangebracht ist.“

„Schön, dass du endlich mal lächelst. Steht dir gut.“

„Ein Lächeln bedeutet noch gar nichts“, antwortete sie auf dem Weg ins Haus.

Jared nahm ihren Arm und hielt sie fest, sodass sie sich zu ihm umdrehen musste. Es lag ihm auf der Zunge, mit der Wahrheit über ihren Vater herauszurücken, aber er beherrschte sich gerade noch rechtzeitig. Sie sollte nicht den Eindruck gewinnen, er wolle sich rechtfertigen. „Megan“, sagte er ernst. „Gib doch endlich zu, dass du nur deshalb so feindselig bist, weil ich dich vor sieben Jahren verlassen habe. Die Fehde zwischen unseren Vätern spielt dabei keine Rolle. Es geht hier nur um dich und mich, nicht wahr?“

2. KAPITEL

Megan sah mit klopfendem Herzen zu ihm auf. „Du hast völlig recht. Und ich hasse dich noch immer dafür, Jared.“ Sie wünschte ihn mit solcher Verzweiflung aus ihrem Leben fort, dass sie vor Nervosität zitterte. Sein Auftauchen am Morgen hatte ihr einen unglaublichen Schock versetzt.

Das Schlimmste war, dass er sie alles andere als kaltließ. Ihr Körper reagierte fast automatisch auf ihn. Er sah besser aus und war viel anziehender als in ihrer Erinnerung. Er war groß, dynamisch und sexy – alles Qualitäten, die sie nicht ignorieren konnte.

„Ich bin überrascht, dass du wegen dieser Sache selbst hergekommen bist. Du besitzt schließlich eine Kette sehr erfolgreicher Restaurants und ganze Hochhäuser mit Apartments. Damit hast du doch bestimmt genug um die Ohren.“

„Ich interessiere mich eben für deine Ranch. Für dich übrigens auch. Ich finde es seltsam, dass du nicht wieder geheiratet hast.“

„Warum?“ Ihre Handflächen wurden feucht vor Nervosität. Sie konnte nur hoffen, er merkte ihr das nicht an. „Ich bin eine geschiedene Singlemutter und beruflich stark eingespannt. Außerdem bin ich noch jung – sechs Jahre jünger als du, wie du weißt. Ich habe einfach noch nicht den Richtigen gefunden.“

„Ich werde das Gefühl nicht los, dass du mir nicht die ganze Wahrheit sagst.“

Megan wurde übel. „Mehr Erklärungen habe ich nicht zu bieten.“ Sie war so angespannt, dass sie sich für einen Moment in seinen dunklen Augen verlor. Sein Blick ging zu ihrem Mund, und ihre Lippen öffneten sich reflexartig. Schrecklich, wie sie auf ihn reagierte. Noch dazu lächelte er spöttisch. Anscheinend wusste er genau, welche Wirkung er auf sie hatte.

Er hob eine Hand, und sie ließ es zu, dass er langsam mit dem Zeigefinger über ihre Wange strich.

„Es könnte alles ganz anders zwischen uns laufen. Warum erneuern wir nicht einfach eine gute alte Freundschaft?“

„Sie war gut, bis du ohne ein Wort verschwunden bist!“, entgegnete sie, warf den Kopf zurück und trat einen Schritt zurück. Am liebsten wäre sie sofort ins Auto gestiegen und davongefahren. „Das mit uns ist schon lange vorbei, Jared. Ich …“

„Lass uns essen“, unterbrach er sie und ging mit großen Schritten ins Haus.

Es kam ihr vor, als hätte er ihre Gedanken erraten. Aufgewühlt und mit klopfendem Herzen folgte sie ihm mit Blicken. Warum wurde sie ausgerechnet jetzt mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, wo sie endlich etwas Frieden gefunden hatte? Wenn er sie doch nur in Ruhe ließe! Hoffentlich dauerte das Essen nicht so lange. Sobald es vorbei war, würde sie nach Hause fahren, und er würde hoffentlich nach Texas verschwinden.

Kurze Zeit später saßen sie an einem Tisch, auf dem Teller mit saftigen Steaks, dampfende Kartoffeln und ein frischer Salat standen.

„Erzähl mir von deinem Leben in Santa Fe. Du besitzt inzwischen eine Galerie?“

Lächelnd nahm sie einen Schluck Wasser. „Du hast bestimmt genaueste Erkundigungen über mich eingeholt. Gib zu, dass du ein Dossier über mich hast.“

„Eigentlich nicht“, antwortete er. „Ich kenne nur ein paar Eckdaten. Du bist Töpferin und lebst mit deinem Sohn in Santa Fe. Du bist Single und hast deine eigene Galerie.“

„Mehr gibt es auch nicht zu erzählen“, antwortete sie. „Santa Fe ist eine friedliche, blühende Künstlerkolonie, in der man ein gewisses Maß an Privatsphäre wahren und trotzdem als Künstlerin in der Öffentlichkeit präsent sein kann, und das gefällt mir ausgezeichnet. Mehr brauchst du nicht zu wissen. Du hingegen stehst natürlich ständig im Mittelpunkt der Medien.“

„Das hat überhaupt nichts zu sagen.“

„Anscheinend hast du ein Vermögen mit deiner exklusiven Kette Dalton’s Steakhouses verdient.“

„Ich hatte einfach Glück. Das erste Restaurant in Dallas war ein größerer Erfolg, als ich mir je hätte träumen lassen. Die Leute buchen einen Monat im Voraus, um dort zu essen.“

„Klingt beeindruckend. Du hattest also quasi aus dem Nichts einen Riesenerfolg.“

Jared zuckte die Achseln. „Mein Dad hat mich nach dem Studium finanziell großzügig unterstützt. Meinen jüngeren Brüdern wollte er später ebenfalls helfen, aber das war dann nicht mehr nötig. Ich habe genug verdient, um sie mit ins Geschäft zu holen.“

„Erzähl mir mehr von deinem Leben und deiner Arbeit.“

Ihre offensichtliche Weigerung, über sich selbst zu reden, schien ihn zu belustigen. Doch trotz der höflichen Konversation konnte sie die unterschwellige Spannung zwischen ihnen nicht ignorieren, genauso wenig wie die starke und unerwünschte Anziehung, die Jared auf sie ausübte. So vieles an ihm war ihr vertraut. Sie fühlte sich innerlich zerrissen von Schuldgefühlen, Wut und Verlangen. Mehr als sechs Jahre lebte sie nun schon mit einem Geheimnis. War ihr Stillschweigen womöglich ein Fehler gewesen?

Das Essen schien kein Ende zu nehmen, und sie waren noch immer nicht zum eigentlichen Thema gekommen. Um sich von ihren quälenden Gedanken abzulenken, versuchte sie sich auf Jareds Worte zu konzentrieren.

„Mein Leben ist nicht halb so interessant, wie du vielleicht glaubst“, erzählte er. „Ich arbeite viel, meistens in der Firmenzentrale in Dallas. Manchmal gehe ich abends aus, aber nichts Aufregendes. Ich reise viel und habe kein Liebesleben, das man ernst nehmen könnte. Gibt es in deinem Leben eigentlich irgendwelche Männer?“

Megan hätte am liebsten mit Ja geantwortet, ging aber lieber auf Nummer sicher. Vielleicht hatte er trotz seiner gegenteiligen Beteuerung doch gründliche Informationen über sie eingeholt. „Nein, mein Sohn und meine Arbeit füllen mich komplett aus.“

„Du bist eine schöne, begehrenswerte Frau“, sagte Jared überrascht. Seine Stimme klang plötzlich heiser. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es in deinem Leben keinen Mann gibt. Das muss deine Entscheidung sein.“

„Danke“, sagte sie. Sie wollte ihm eine möglichst knappe Antwort geben und dann zu einem anderen Thema übergehen, doch ihre Stimme klang verräterisch zittrig. „Vermutlich ist das tatsächlich meine Entscheidung, aber ich hätte ohnehin nicht genug Zeit für einen Mann. Die Tage sind immer viel zu kurz.“ Obwohl das Steak köstlich war, hatte sie keinen Appetit. Sie musste sich zu jedem Bissen zwingen.

„Erzähl mir von Ethan.“

Megan erschrak, als sie den Namen ihres Sohnes aus Jareds Mund hörte.

„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Er ist ein ganz normaler Sechsjähriger. Er spielt Fußball und Tischtennis und hat eine Begabung für Zahlen, sogar schon in seinem zarten Alter. Er ist groß und hat mein schwarzes Haar geerbt.“

„Haben dein Ex-Mann und du das gemeinsame Sorgerecht?“

Nervös schüttelte sie den Kopf. „Nein. Mike wollte unsere Ehe genauso schnell beenden wie ich. Als er von meiner Schwangerschaft erfuhr, waren wir bereits geschieden. Er hat mir das volle Sorgerecht übertragen. Ethan interessiert ihn nicht, die beiden kennen sich noch nicht einmal.“

„Ich finde es unfassbar, dass ein Mann keinen Kontakt zu seinem eigenen Sohn haben will. Es tut mir leid für den Jungen“, sagte Jared. „Aber wenigstens war er zu jung, um zu verstehen, was passiert ist.“

Draußen donnerte es wieder, und Megan drehte sich zum Fenster um. „Ich möchte lieber nach Hause zurückfahren, bevor es anfängt zu regnen.“ Als sie wieder Jared anschaute, begegnete sie seinem Blick aus dunklen Augen. Er verunsicherte sie. „Lass uns endlich zum Punkt kommen und dieses Gespräch hinter uns bringen. Meine Ranch steht nicht zum Verkauf.“

„Denk noch einmal darüber nach“, antwortete er leichthin und lehnte sich im Stuhl zurück. „Du willst doch in New Mexico bleiben, oder?“

„Stimmt, aber solange meine Tante und mein Onkel noch am Leben sind, fühle ich mich auch an South Dakota gebunden. Die beiden stehen Ethan genauso nahe wie mir.“

„Wenn du die Ranch zu dem Preis verkaufst, den ich dir biete, könntest du dir ein eigenes Flugzeug mit Pilot leisten oder jederzeit eins chartern. Die Ranch ist doch nur eine Last für dich. Außerdem wird sie herunterkommen, wenn du dich nicht ständig um sie kümmerst.“

„Ich bin mir der Problematik bewusst.“

„Warum ziehen dein Onkel und deine Tante eigentlich nicht hierher?“

Megan schüttelte den Kopf. „Sie sind richtige Stadtmenschen. Ich habe ihnen angeboten, sie für die Leitung der Ranch zu bezahlen und ihnen einen Anteil daran zu überschreiben, aber sie bleiben lieber in Sioux Falls. Onkel Thomas und Dad haben sich nie gut verstanden; er hat einfach kein Interesse an der Ranch.“

„Du willst doch hoffentlich nicht weiterhin Geld in ihren Unterhalt stecken, nur um mir eins auszuwischen? Das wäre pure Verschwendung.“

„Unsere Ranch ist sehr profitabel, wie du weißt. Genau deshalb ist sie doch auch so attraktiv für dich.“

Jared schüttelte den Kopf. „Sie ist nur profitabel, wenn sie vernünftig läuft. Dein Vater hat jede Menge Zeit und Geld in den Betrieb investiert. Du kannst nicht gleichzeitig in Santa Fe leben und hier alles so weiterführen wie er.“

Jared hatte natürlich recht, aber das wollte sie nicht zugeben. Wenn sie auf ihrem Standpunkt beharrte, würde er sie vielleicht endlich in Ruhe lassen, und sie konnte dann später einen anderen Käufer suchen.

„Dann willst du also doch die Galerie schließen und hierher ziehen?“

Die Frage klang beiläufig, aber seine äußerliche Gelassenheit trog. Obwohl sie Jared seit Jahren nicht gesehen hatte, spürte sie das genau. „Das wird bestimmt nicht nötig sein“, antwortete sie ähnlich gelassen wie er. „Falls doch, werde ich eben jemanden engagieren, der die Galerie übernimmt.“

Die Atmosphäre war inzwischen so angespannt, dass sie zu essen aufgehört hatten. Draußen donnerte es immer häufiger. „Jared, ich muss jetzt los, bevor die Brücke überflutet ist.“

„Du hast noch jede Menge Zeit“, sagte er wegwerfend.

Anscheinend glaubte er, sogar Macht über das Wetter zu haben, was sie unter anderen Umständen amüsiert hätte.

„Ich mache dir einen Vorschlag. Ich zahle dir eine Million mehr, als du für die Ranch verlangst. Also überlege dir gut, ob du bei deiner Entscheidung bleiben willst.“

Fassungslos starrte Megan ihn an. Eine Million mehr war kein Pappenstiel. Zusätzlich zu ihrem Preis war die Summe geradezu fantastisch. „Wirklich beeindruckend.“ Sie sah ihn prüfend an. „Warum willst du die Sorenson-Ranch eigentlich unbedingt haben?“

„Unter anderem wegen der Wasserrechte.“

„Der Fluss fließt durch die Dakotas weit nördlich von uns. Du kannst nicht das ganze Wasser kontrollieren.“

Er lächelte selbstgefällig. „Stimmt, aber je mehr Kontrolle ich habe, desto besser. Außerdem läuft deine Ranch gut. Wenn ich nicht absolut sicher wäre, dass sich die Investition lohnt, hätte ich kein Interesse. Ich habe dir ein verdammt gutes Angebot gemacht, Megan, das weißt du genau. Deine Wut auf mich trübt anscheinend dein Urteilsvermögen. So unprofessionell leitest du deine Galerie bestimmt nicht.“

„Ich war auch noch bei keinem Geschäft emotional so involviert wie hier. Wie soll ich da objektiv bleiben?“, fragte sie, obwohl es ihr gegen den Strich ging, die Tiefe ihrer verletzten Gefühle zu offenbaren. Jareds Augen weiteten sich ungläubig. Was dachte er sich eigentlich? Schon seine bloße Gegenwart tat ihr weh. Draußen donnerte es wieder. Es wurde allmählich höchste Zeit, den Abend zu beenden.

„Du bist ein skrupelloser Mensch, Jared“, sagte sie ausdruckslos.

„Das stimmt nicht. Zumindest nicht in deinem Fall, wie du weißt. Mein Angebot ist mehr als großzügig. Es übersteigt sogar den Wert der Ranch. Nichts daran ist skrupellos. Die meisten würden es widerspruchslos akzeptieren.“

Zu ihrem Schreck berührte er plötzlich ihre Hand. Ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus.

„Aber schließlich bist du nicht wie die meisten“, fügte er mit heiserer Stimme hinzu.

Megan holte tief Luft. Er senkte den Blick auf ihren Mund, der augenblicklich zu kribbeln begann.

„Denk darüber nach.“

Noch immer hielt er sie fest und tastete mit dem Daumen nach ihrem rasenden Puls. Seine Augen glitzerten befriedigt; offensichtlich spürte er genau, dass sie körperlich noch immer stark auf ihn reagierte. Knisternde Spannung lag in der Luft. Megan wollte den Blick abwenden oder etwas sagen, um die angespannte Stille zu durchbrechen, war jedoch wie gebannt von seinem Blick. Unwillkürlich musste sie daran denken, wie es damals gewesen war, mit ihm zu schlafen. Sie konnte sich noch an jede Nuance seiner Küsse erinnern.

„Bleiben wir doch bitte beim Geschäftlichen.“ Sie rang mühsam um Fassung.

Plötzlich wurde ihr bewusst, dass es draußen regnete. Seit wann eigentlich? Sie war so vertieft in das Gespräch gewesen, dass sie nichts davon mitbekommen hatte, dabei goss es geradezu. Abrupt erhob sie sich. „Ich werde jetzt gehen. Eigentlich hatte ich schon vor dem Regen aufbrechen wollen.“

„Bleib doch sitzen und warte, bis der Schauer vorbei ist“, schlug Jared vor. „Wir können trotzdem noch höflich miteinander umgehen. Wenn du willst, reden wir auch nicht mehr über die Ranch.“

„Ich habe sonst nichts mit dir zu besprechen, Jared.“ Sie betete innerlich, dass er nie erfuhr, wieso es so schwierig für sie war, mit ihm zusammen zu sein. Der ganze Tag war ein einziger Albtraum gewesen.

„Die Rückfahrt wird nicht leicht. Soll ich dich nicht lieber fahren und dir morgen den Wagen vorbeibringen lassen?“

„Nein.“ Sie nahm ihre Handtasche. Jared folgte ihr und holte sie ein.

„Hast du einen Regenmantel oder einen Schirm dabei?“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe meinen Schirm im Auto liegen lassen.“

„Warte einen Augenblick, ich leihe dir einen.“

Sie sah ihm hinterher. Beim Anblick seines schlanken Körpers und der langen Beine fiel ihr wieder ein, wie gut er sich früher angefühlt und wie gern sie ihn berührt hatte. Genervt drehte sie sich zum Fenster um und sah, wie heftig der Regen dagegenprasselte. Sie wollte einfach nur raus. Irgendwie würde sie es schon über die Brücke schaffen. Jedenfalls würde sie auf keinen Fall die Nacht in Jareds Haus verbringen! Erleichtert sah sie ihn mit einer Regenjacke und einem Schirm zurückkehren.

„Hier, bitte. Ich kann beides entbehren.“

„Danke. Wo willst du hin?“, fragte sie, als er sich ebenfalls einen Regenmantel überzog.

„Ich werde dir in meinem Wagen folgen und aufpassen, dass du sicher über die Brücke kommst. Eigentlich habe ich sie schon lange ersetzen lassen wollen, aber sobald es mal länger nicht regnet, vergesse ich es. Manchmal wird sie jahrelang nicht überflutet.“

„Ich komme schon allein klar. Danke für das Dinner, Jared. Ich werde über dein Angebot nachdenken und mich dann bei dir melden.“ Das sagte sie schon im Gehen über die Schulter. Er war dicht hinter ihr und streckte seinen Arm an ihr vorbei, um ihr die Autotür zu öffnen. Sein Wagen war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich musste er erst durch das Haus zurück in die Garage gehen, um ihn zu holen. Egal, jetzt kam es nur noch darauf an, den Fluss zu überqueren.

Sie ließ den Motor des Geländewagens an und fuhr los. Angestrengt starrte sie durch die Windschutzscheibe, deren Scheibenwischer nicht ordentlich mit den Wassermassen fertig wurden.

Jeder Blitz machte sie noch nervöser. Das grelle Licht erhellte mit riesigen Pfützen bedeckte Felder, und im Straßengraben strömte das Wasser wie in einem Bach. Offensichtlich konnte der durchtränkte Boden den Regen nicht mehr aufnehmen.

Hoffentlich sind wir nicht schon von der Außenwelt abgeschnitten! Nicht hier und jetzt. Warum hatte sie sich nur von Jared zu diesem Essen überreden lassen? Sie hätten die Sache doch auch anders klären können.

Megan fuhr gerade über einen Hügel, als wieder ein Blitz über den Himmel zuckte. Beim Anblick des Flusses vor ihr stieß sie einen Schreckenslaut auf. Obwohl ihre Umgebung kurz darauf wieder in Dunkelheit gehüllt war, brannte sich das Bild unauslöschlich in ihr Gedächtnis ein: Die Brücke war verschwunden.

Sie warf einen Blick in den Rückspiegel und erlebte eine weitere Überraschung. Hinter ihr waren Scheinwerfer zu sehen, die sich rasch näherten. Das musste Jared sein.

Beim nächsten Blitz erkannte sie, dass nur noch der obere Teil des Brückengeländers aus dem Wasser ragte. Verzweifelt wurde ihr bewusst, dass die Überquerung des Flusses unmöglich war. Hinter ihr drückte Jared auf die Hupe, bremste und stieg aus seinem schwarzen Pick-up. Er kam zur Beifahrerseite ihres Wagens gelaufen. Widerstrebend entriegelte sie die Tür und ließ ihn rein.

„Du kannst die Brücke jetzt unmöglich überqueren. Tut mir leid, Meg!“ Er setzte sich und schlug die Tür zu.

„Megan, bitte schön!“, korrigierte sie ihn. Es war das erste Mal seit ihrem Wiedersehen, dass er sie Meg genannt hatte.

„Komm, lass uns zu mir zurückfahren. Ich habe genügend Gästezimmer.“

Ein weiterer Blitz ließ erkennen, dass der Fluss immer weiter über das Ufer trat.

„Wenn diese Nacht erst einmal überstanden ist, wirst du das alles bestimmt ganz schnell vergessen.“

Sie drehte sich zu ihm um und stellte fest, dass er sie beobachtete.

„Wenn du willst, werde ich deinen Wagen für dich wenden.“

„Nicht nötig, aber trotzdem danke“, antwortete sie. „Ich bin bislang immer gut allein zurechtgekommen.“ Es fiel ihr schwer, ihre Aversion zu verbergen.

Ihr Handy klingelte, und sie zog es aus der Tasche. Ihr Sohn war am Apparat. Sie warf Jared einen nervösen Blick zu. Angst und Schuldgefühle plagten sie, als sie sich meldete.

Jared winkte ihr zum Abschied zu und stieg aus dem Auto. Erleichtert seufzte sie auf, obwohl ihr klar war, dass jetzt auf den angespannten Abend eine noch anstrengendere Nacht folgen würde. Sie fasste sich kurz und versprach zurückzurufen, sobald sie im Trockenen war. Dann wendete sie den Wagen, dessen Räder bereits im Wasser standen.

Noch immer prasselte der Regen in Strömen herab, trommelte laut auf das Dach und tauchte alles außerhalb des Scheinwerferlichts in undurchdringliche Dunkelheit. Jareds Pick-up war bereits verschwunden. Der Gedanke, unter einem Dach mit ihm übernachten zu müssen, machte sie noch nervöser, als sie ohnehin schon war. Sein Haus konnte gar nicht groß genug sein, um sie seine Gegenwart vergessen zu lassen. Bis auf Weiteres waren sie dort trotzdem zusammengepfercht.

Megan versuchte, sich keine Sorgen zu machen. Irgendwie würde sie die Nacht schon hinter sich bringen und Jared so gut es ging aus dem Weg gehen. Er hatte sie den ganzen Abend so heiß und begehrlich angesehen, dass ihr Körper von Kopf bis Fuß zu prickeln schien. Sein Blick war alles andere als distanziert oder geschäftsmäßig gewesen.

Schon früher hatte er seine Ziele immer erbarmungslos verfolgt. Diesmal hatte er es auf die Ranch abgesehen, doch auf keinen Fall würde sie zulassen, dass er sie verführte, um das zu bekommen, was er wollte.

Megan straffte die Schultern. Sie musste ihn von sich und ihrem Leben fernhalten, bevor er herausfand, was er nie erfahren durfte.

Sie war so in ihre Gedanken und Sorgen versunken, dass sie kaum noch auf die Straße vor ihr achtete. Als der Wagen plötzlich unerwartet ins Schleudern geriet, riss sie sich zusammen und richtete ihre Konzentration voll aufs Fahren.

Wie sie vermutet hatte, wartete Jared bereits auf der beleuchteten Veranda, als sie vor dem Haus vorfuhr. Er hatte einen Fuß auf das Geländer gestützt, und sie fragte sich, wieso er nur so verdammt sexy aussah. Das machte es viel schwieriger, kühle Distanz zu wahren. Die gemeinsame Vergangenheit, für sie insgeheim die beste Zeit ihres Lebens, machte es unmöglich, in seiner Gegenwart neutral zu bleiben.

Megan schaltete den Motor aus und saß eine Minute einfach nur da, um sich zu sammeln. Draußen stürmte es inzwischen. Windböen peitschten über die Erde, was perfekt zu ihrem Gefühlschaos passte. Schließlich holte sie tief Luft, stieg aus und spannte den Regenschirm auf. Schnell rannte sie ins Haus. Ihre unpraktischen Pumps und den Schirm ließ sie in der Halle zurück. „Ich lasse die Schuhe lieber hier stehen, um den Fußboden nicht zu verschmutzen“, erklärte sie überflüssigerweise und folgte Jared durch die Halle.

„Kannst du dich eigentlich noch an dieses Haus erinnern?“

„Natürlich“, antwortete sie kurz angebunden. Er legte den Kopf schief und sah sie von der Seite an. Eine seiner Augenbrauen hob sich fragend. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sie kannte diesen Blick nur allzu gut.

„Du hast hier nicht viel verändert, wenn ich mich recht erinnere.“ Sie musterte die Topfpalmen und die gerahmten Küstengemälde.

„In diesem Teil des Hauses nicht, aber ich habe die Küche erweitert und ein Schlafzimmer für mich angebaut. Wie gefällt es dir?“

Er stieß eine Tür auf, knipste einen Lichtschalter an und betrat ein Zimmer, das mit einem riesigen Pfostenbett und Walnussmöbeln ausgestattet war.

„Gut.“

„Lass uns zurück in die Küche gehen und etwas Warmes trinken. Was hättest du gern? Heiße Schokolade, Tee oder doch lieber etwas Kaltes?“

„Heißen Tee, bitte. Ich habe meinem Sohn vorhin versprochen, ihn zurückzurufen. Wenn du mich bitte entschuldigen würdest?“ Megan zog ihr Handy aus der Tasche und ging ins Wohnzimmer. Während sie mit Ethan telefonierte, stand sie vor dem Terrassenfenster und sah hinaus in den Regen. Sie vermisste ihren Sohn sehr und bedauerte, ihn jetzt nicht in die Arme nehmen zu können, aber bei ihren Verwandten war er bestens aufgehoben. Sie musste sich keine Sorgen machen. Dann sprach sie noch kurz mit ihrer Tante und erzählte ihr, dass sie auf Jareds Ranch festsaß.

Bei jedem Blitz konnte sie erkennen, dass der Regen noch nicht nachgelassen hatte. Die Pfützen wurden größer und größer. Es bestand die Gefahr, dass sie auch am kommenden Morgen noch nicht nach Hause fahren konnte.

Nachdem sie ihrer Tante versichert hatte, dass alles in Ordnung war, steckte sie ihr Handy weg und ging zu Jared in die Küche. Sie setzte sich auf einen Barhocker und beobachtete, wie er gelbe Porzellanbecher auf ein Tablett stellte. Seine Gesichtszüge waren ihr unglaublich vertraut, was kein Wunder war. Wenn er jemals Ethan sähe, wüsste er sofort Bescheid.

Bei dem bloßen Gedanken an diese Möglichkeit bekam sie Panik. Mit seinen braunen Augen und dem schwarzen Haar sah Ethan seinem Vater so ähnlich, wie es überhaupt nur möglich war; sogar das Grübchen im Kinn hatte er von ihm geerbt.

Ein lauter Donnerschlag ertönte und ließ für einen Moment das Deckenlicht flackern. Jared trat zu ihr und warf einen Blick aus dem Fenster.

„Ich hole für alle Fälle Kerzen“, sagte er und ging in die Speisekammer.

„Das hat mir gerade noch gefehlt“, murmelte Megan vor sich hin. Hoffentlich musste sie nicht den Rest des Abends bei Kerzenschein mit ihm verbringen. Er war auch so schon verführerisch genug.

Als er mit den Kerzen zurückkam, lenkte sie das Gespräch vorsichtshalber auf seine Arbeit und folgte ihm ins Wohnzimmer. Dort kuschelte sie sich in einen Sessel. Das Licht war gedämpft, Jared hatte leise Musik angemacht, und draußen prasselte der Regen. Er setzte sich auf das Sofa neben ihr und stellte das Tablett mit dem dampfenden Teebecher und einer Kaffeetasse auf den Sofatisch. Normalerweise hätte sie die Atmosphäre als behaglich empfunden, aber in dieser Situation wollte sie einfach nur austrinken, auf ihr Zimmer gehen und die Tür hinter sich abschließen.

Während er ihre Fragen über seine Büros in Dallas und Paris, seine Geschäftsreisen und seine Häuser beantwortete, fragte sie sich plötzlich, ob sie damals nicht den größten Fehler ihres Lebens gemacht hatte. Hätte sie Jared nicht schon längst mitteilen müssen, dass er der Vater ihres Sohnes war?

War es falsch gewesen, keinen Kontakt zu ihm aufzunehmen? Im selben Moment wusste sie, dass sie jederzeit wieder genauso handeln würde. Jared hatte sie ohne ein Wort sitzen gelassen und bis zu diesem Morgen nie Kontakt zu ihr aufgenommen.

Ihre lange aufgestaute Wut auf ihn wallte für einen Moment wieder in ihr auf, als sie an Jareds Liebeserklärungen und die wilde Leidenschaft zwischen ihnen zurückdachte. Er hatte sie Knall auf Fall einfach so verlassen, ohne ihr auch nur den Ansatz einer Erklärung zu bieten. Als sie sich bei seinen Eltern nach ihm erkundigte, sagten sie ihr, er habe einen neuen Job in Texas angenommen. Sie gaben ihr seine Telefonnummer, doch sie hatte ihn nie kontaktiert. Der Schmerz darüber, verlassen worden zu sein, saß einfach zu tief und wurde noch unerträglicher, als sie von ihrer Schwangerschaft erfuhr.

Sie würde Jared nie verzeihen!

Trotzdem war sie machtlos gegen ihre Schuldgefühle. Hatte sie ihrem Sohn womöglich eine Beziehung vorenthalten, die sein Leben bereichert hätte? Andererseits war ein Mann, der jemanden einfach so sitzen ließ, kein gutes Vorbild. Vielleicht hätte Jared Ethan ohnehin keine Beachtung geschenkt, was die Sache nur noch schlimmer für ihn gemacht hätte.

Gegen ihren Willen stiegen wieder die Erinnerungen in ihr auf – schmerzliche an Jared und unangenehme an ihren Vater, der außer sich vor Wut über ihre Schwangerschaft gewesen war. Als er davon erfuhr, war Jared schon zwei Monate fort. Sie hatte sofort gewusst, dass sie ihr Baby ohne die Unterstützung ihres Vaters bekommen musste.

Dank ihrer Tante und ihrem Onkel in Sioux Falls war sie nicht völlig allein gewesen; sie hatten ihr bei der Geburt beigestanden.

Jared legte den Kopf schief und warf ihr einen fragenden Blick zu, der ihr nur allzu vertraut war. Wie oft hatte sie den gleichen Blick schon bei ihrem Sohn gesehen?

„Ich habe bisher viel zu viel über mich gesprochen. Erzähl mir von dir“, sagte er.

Er lehnte sich entspannt zurück und zog einen Fuß auf das andere Knie. Plötzlich folgte auf einen besonders grellen Blitz ein gewaltiger Donnerschlag, der die Fensterscheiben klirren ließ. Das elektrische Licht flackerte und erlosch.

„Bleib sitzen.“ Jared erhob sich. „Ich habe alles für den Notfall vorbereitet.“

Beim nächsten Blitz sah sie ihn mit Streichhölzern in der Hand. Er zündete mehrere Kerzen an und steckte sie in Ständer auf dem Tisch.

Das Rauschen des Regens war jetzt deutlicher zu hören, da die Musik verstummt war. Das flackernde Kerzenlicht tauchte Jared in einen goldenen Schein und betonte seine hohen Wangenknochen, die von dichten Wimpern umrahmten Augen, das Grübchen in seinem Kinn und sein glänzendes schwarzes Haar. Unwillkürlich musste Megan daran denken, wie es sich früher angefühlt hatte, ihm durch das Haar zu streichen, das sich bei nassem Wetter immer lockte. Er kam zu ihr und setzte sich wieder, diesmal direkt neben sie auf das Sofa.

„Du siehst fantastisch aus, vor allem bei Kerzenlicht.“

„Danke.“ Gegen ihren Willen freute sie sich über das Kompliment. „Bei Kerzenlicht sieht jeder gut aus. Wechseln wir das Thema – arbeitest du mehr in den USA oder im Ausland?“

„Okay, reden wir weiter über Unverfängliches, wenn dir das lieber ist. Allerdings ist das nicht besonders interessant“, antwortete Jared. „Ich arbeite meistens in den Staaten. Bist du gleich nach Santa Fe gezogen, als du mit der Töpferei anfingst?“

„Nicht sofort.“ Interessierte ihn das wirklich? „Ich habe für einen Innenarchitekten in Sioux Falls und nebenbei selbstständig gearbeitet“, fuhr sie fort. „Durch meine Website und den Innenarchitekten wurde ich allmählich bekannt. Ich hielt es irgendwann für ratsam, mich in Santa Fe niederzulassen, und habe mich dort schließlich ganz selbstständig gemacht.“

„Das hat deinem Vater bestimmt nicht gefallen.“

„Richtig, aber er hielt es für eine lehrreiche Erfahrung. Er war sicher, ich würde scheitern und nach Hause zurückkehren.“ Sie hatte sich damals große Sorgen gemacht, ob sie die richtige Entscheidung damit traf, mit ihrem kleinen Sohn umzuziehen. Sie hatte Angst gehabt, Ethan damit zu viel zuzumuten. Wenn sie es recht bedachte, hatte sie damals ständig in Angst gelebt.

„Hat er dein Talent je anerkannt?“

Sie lächelte. „Als ich irgendwann genug Geld verdient habe, hat er seine Einstellung geändert.“

„Typisch“, sagte Jared. „Nichts ist so überzeugend wie Erfolg. Ich kann mir dich bei der Arbeit mit Ton gar nicht vorstellen.“ Er nahm ihre Hände. „Diese Hände sehen nicht so aus, als würdest du töpfern.“

Seine Berührung steigerte ihr schwelendes Verlangen nach ihm noch, ein Verlangen, das sich weder durch Wut noch Vernunft unterdrücken ließ. Sie holte tief Luft und entzog ihm ihre Hände.

„Ich halte gern deine Hände“, sagte Jared heiser.

„Das kommt vom Sturm und dem Kerzenlicht – und dem Wein, den du beim Essen getrunken hast. Wahrscheinlich hältst du die Hände jeder Frau gern, mit der du den Abend verbringst.“

Er streichelte ihre Wange und schüttelte ernst und nachdrücklich den Kopf. „Kann schon sein, aber das hier ist anders. Ich hatte keine Ahnung, dass es so sein würde, als ich hierher zurückkehrte.“

Megan wurde wütend. Auf keinen Fall würde sie zulassen, dass er die körperliche Anziehung zwischen ihnen zu seinem Vorteil nutzte. Sie fand ihn zwar immer noch attraktiv, aber bisher behielten ihre negativen Emotionen Gott sei Dank die Oberhand.

„Jared, du brauchst mich nicht mit Komplimenten zu umgarnen, bloß weil du etwas von mir willst“, sagte sie brüsk. Sie musste ihn emotional auf Distanz halten.

Er lächelte schief. „Du missverstehst mich gründlich. Ich habe gerade überhaupt nicht mehr an die Ranch gedacht.“

Seine heisere Stimme klang sanft wie eine Liebkosung. Megan trank ihren Tee aus und stand abrupt auf. „Ich gehe jetzt schlafen.“

Er erhob sich ebenfalls. „Es ist noch früh, Megan.“

„Die Zeiten haben sich geändert, Jared. Wir sind nicht mehr dieselben. Ich nehme eine Kerze mit.“ Als sie sich bückte, um ihr Geschirr zu nehmen, umfasste er ihr Handgelenk. Seine Berührung wirkte wie zufällig, ihr Herz machte trotzdem einen Satz, und es überlief sie heiß. Erschrocken sah sie hoch.

„Du weißt genau, dass das nicht stimmt. Lass das Geschirr stehen“, sagte er.

Sie stand noch immer wie erstarrt über den Tisch gebeugt, nur wenige Zentimeter von Jared entfernt. Das Kerzenlicht zauberte goldene Reflexe in seine braunen Augen.

„Lass mich los“, presste sie angestrengt hervor. Verlangen nach ihm überwältigte sie, gepaart mit Zorn, weil er noch immer eine solche Wirkung auf sie hatte. Ihr wurde bewusst, dass er sie gleich küssen würde – und dass sie sich das insgeheim sogar wünschte. „Nein!“, sagte sie etwas bestimmter. Sie richtete sich auf, und er ließ sie los, wobei er sie jedoch unverwandt mit glühendem Blick ansah.

„Wie wär’s mit einem Waffenstillstand?“, schlug er leise vor. „Es ist alles so lange her, Megan.“

Sie sah ihn wütend an. „Dieses Gespräch ist überflüssig.“ Sie musste um Fassung ringen. Warum konnte sie nicht einfach so tun, als würde die Vergangenheit ihr nichts mehr ausmachen? Sie zündete ein Streichholz an, und wieder umfasste er ihr Handgelenk, sodass sie die Kerze zusammen anzündeten.

Jareds Berührung machte ihr seine körperliche Nähe nur noch stärker bewusst. Noch dazu ließ er sich viel Zeit, den Docht in Brand zu setzen. Am liebsten hätte sie ihm die Hand entrissen, aber sie hatte ihm schon genug von ihren Gefühlen offenbart. Sie sah über die Streichholzflamme hinweg in seine Augen, die begehrlich ihren Mund betrachteten. Sein Blick verschlug ihr den Atem. Ihre Lippen teilten sich. Sie wollte ihn, egal, wie unvernünftig das war.

„Zünde die Kerze an, Jared“, flüsterte sie.

Hauchzart strich er mit dem Daumen über ihr Handgelenk. Wie damals reagierte sie bei ihm auch auf die kleinste Berührung. Ihr Verlangen wuchs mit jedem Herzschlag. Jared stellte die Kerze ab und umfasste ihren Hinterkopf.

„Jared“, flüsterte sie, doch ihr schwacher Protest klang eher wie eine atemlose Aufforderung.

Dann zog er sie an sich und küsste sie.

Seine Lippen waren warm und zärtlich; zart berührte er ihre Zunge mit seiner und ließ sie tief in ihren Mund gleiten. Leidenschaftlich gab sie sich seinem Kuss hin. Er legte den freien Arm um ihre Taille, kam um den Tisch herum und zog sie an sich.

Endlich lag sie wieder in seinen Armen. Wie oft hatte sie von diesem Moment geträumt und dann beim Aufwachen feststellen müssen, dass es nur eine Fantasie war und Jared ihr in Wirklichkeit das Herz gebrochen hatte? Jetzt stand sie tatsächlich hier, sie küsste ihn und fand ihn noch erotischer als in ihrer Erinnerung.

Aus Glut wurde Feuer. Sie widerstand dem Impuls, die Arme um ihn zu schlingen, um ihn noch fester an sich zu ziehen. Ein Teil von ihr sehnte sich verzweifelt nach ihm, und der andere wollte sich losreißen, um zu verhindern, was gerade geschah, aber seine Küsse raubten ihr den Verstand. Hungrig erwiderte sie sie, obwohl sie genau wusste, dass sie damit unweigerlich auf eine Katastrophe zusteuerte. Jede Sekunde, die verging, steigerte ihr seit Jahren aufgestautes Verlangen. Schließlich schob sie ihn unter Aufbietung ihrer gesamten Willenskraft von sich.

Nur widerwillig ließ er sie los und öffnete die Augen.

„Schluss damit, Jared“, keuchte sie. „Dieser Kuss hat nichts zu bedeuten. Es ist einfach nur schon viel zu lange her, dass ich jemanden geküsst habe.“

„Sei mir nicht böse, Meg. Ich küsse dich nun einmal gern“, sagte er leise. „Es ist ja nichts Schlimmes passiert.“

„Ich gehe jetzt ins Bett!“, sagte sie schroff und ging zur Sicherheit auf die andere Seite des Tisches. „Du brauchst mich nicht zur Tür zu begleiten“, fügte sie hinzu, als er auf sie zukam. „Gute Nacht, Jared!“

„Ich wünschte, ich könnte deine Meinung über mich ändern. Wir waren jung, Megan.“ Sein dunkles Hemd stand am Hals offen, und das Haar fiel ihm in die Stirn. Wegen des Regens war seine Naturkrause ausgeprägter als sonst, und schwarze Locken umrahmten sein Gesicht.

Sie schüttelte den Kopf. „Gute Nacht“, wiederholte sie und ging emotional total erschöpft auf ihr Zimmer.

Sie spürte noch immer seine Lippen auf ihrem Mund und sehnte sich mit jeder Faser ihres Körpers nach ihm. Nicht zu fassen, wie sie auf ihn reagierte! Es war, als hätte er die Büchse der Pandora geöffnet. Vielleicht lag es ja wirklich daran, dass sie schon zu lange allein war, aber bisher hatte sie eigentlich nichts vermisst. Mit der Arbeit und Ethan war ihr Leben so ausgefüllt, dass sie Nacht für Nacht erschöpft ins Bett fiel. Mit einem einzigen Kuss hatte Jared mühelos alles zunichtegemacht. Sie war dahingeschmolzen und hatte diesen Kuss sogar erwidert. Jetzt hatte sie die Bescherung!

Sie durchquerte das Zimmer und versuchte den Gedanken zu verdrängen, dass Jared sich wahrscheinlich gerade auszog und ins Bett ging. Früher hatte er nackt geschlafen, und wahrscheinlich tat er das immer noch. Ihre Fantasien quälten sie so, dass sie nicht schlafen konnte.

Warum hatte sie ihm nicht bewiesen, dass sie gegen ihn immun war, anstatt seinen Kuss leidenschaftlich zu erwidern? Sie konnte an nichts anderes mehr denken, obwohl sie das nur noch mehr erregte.

Wie konnte sie nur so auf einen Mann reagieren, den sie verachtete?

Und was war mit der Million, die er ihr bot?

Wenn sie ihm die Ranch verkaufte, würde sie ihn wahrscheinlich nie wiedersehen. Ihr Verstand riet ihr, das Angebot zu akzeptieren. Sie hätte dann für immer finanziell ausgesorgt und wäre die Ranch los, an der ihr ohnehin nichts lag. Damit würde sie auch einen Großteil ihrer Bindungen an South Dakota kappen. Nur wenn sie ihre Tante und ihren Onkel besuchte, würde dann noch das Risiko bestehen, Jared über den Weg zu laufen. Dass er unter diesen Umständen die Wahrheit herausfand, war äußerst unwahrscheinlich.

Trotzdem war der Gedanke, ihm die Ranch zu übereignen, unerträglich. Ihre Wut über das, was er ihr angetan hatte, war noch immer so stark, dass sie es ihm unbedingt heimzahlen wollte. Sie träumte schon seit Jahren von einer solchen Gelegenheit.

Dazu kam noch, dass ihr Vater die Ranch nie an Jared verkauft hätte. Er hasste die Daltons. Jareds Vater und er stritten sich unaufhörlich über das Wasser, da jeder den anderen beschuldigte, sich mehr zu nehmen, als ihm zustand, Auseinandersetzungen, die auch auf andere Bereiche übergriffen. Wenn beispielsweise ein Zaun kaputtging, erklärte unweigerlich einer den anderen für schuldig.

Zudem hatte ihr Vater Jareds Vater für dessen einfache Herkunft verachtet, und als Jared sie verlassen hatte, war ihr Vater außer sich gewesen, auch wenn er ihr die Hochzeit vorher hatte ausreden wollen.

Was war wichtiger? Das Geld oder ihre persönliche Genugtuung?

Wenn sie daran zurückdachte, wie eiskalt Jared sie verlassen hatte und aus welchem Grund er jetzt zurückgekehrt war, wurde ihr klar, dass sie nicht an ihn verkaufen konnte – zu keinem Preis.

Was war, wenn sie sich und ihrem Sohn damit schadete? Jareds Geld würde reichen, um Ethans Ausbildung und einen komfortablen Lebensstil zu sichern, den sie sich sonst nicht leisten konnten. Von anderen Käufern würde sie wahrscheinlich nicht annähernd den gleichen Preis bekommen.

Außerdem kostete das alles Zeit. Der Betrieb der Ranch war aufwendig und kostspielig, und wegen des schlechten Gesundheitszustands ihres Vaters im vergangenen Jahr war einiges vernachlässigt worden. Es wäre daher nur vernünftig, an Jared zu verkaufen. Ganz abgesehen davon hatte sich bisher auch noch niemand außer ihm für die Ranch interessiert.

Megan rollte sich auf einem Sessel in der Nähe des Fensters zusammen. Sie beobachtete den Regen und die Blitze und hoffte, der Flusspegel würde schnell wieder sinken, sobald das Unwetter vorbei war.

Erschöpft rieb sie sich die Schläfen. Sie war überzeugt, in dieser Nacht kein Auge mehr zutun zu können. Sollte sie nun verkaufen oder nicht? Sie musste endlich damit aufhören, an Jareds Kuss zu denken und sich Vorwürfe wegen ihrer Schwäche ihm gegenüber zu machen.

Sie stand auf und trat rastlos ans Fenster. Schließlich kehrte sie wieder zum Sessel zurück und zermarterte sich weiter den Kopf. Erst spät in der Nacht schlief sie erschöpft im Sessel ein.

Als sie aufwachte, hob das Tageslicht schlagartig ihre Stimmung und machte ihr Hoffnung, bald wegfahren zu können. Noch immer unentschlossen wegen der Ranch, begab sie sich ins Badezimmer, um zu duschen und sich anzuziehen. Nachdem sie sich gekämmt hatte, ging sie in die Küche, wo Jared bereits mit einer Tasse Kaffee am Tisch saß. Er trug Jeans und ein kurzärmliges Cowboyhemd und sah wieder unwiderstehlich aus.

„Guten Morgen“, sagte er gut gelaunt und stand auf, um sie zu begrüßen. Er musterte sie anerkennend. „Du siehst toll aus – genau wie gestern.“ Er streckte eine Hand aus und wickelte sich eine Strähne ihres Haars um den Finger. „Offen mag ich dein Haar am liebsten.“

Beim Duft seines männlichen Aftershaves beschleunigte sich ihr Herzschlag. „Danke für das Kompliment“, antwortete sie. „Ich bin zwar ein bisschen overdressed, aber was solls.“

„Ich könnte dir meine Jeans leihen“, sagte er mit funkelnden Augen.

„Nein, danke“, antwortete sie hastig.

„Habe ich mir schon gedacht, aber sie würde dir sowieso nicht passen. Ich habe Frühstück gemacht – bedien dich.“ Er zeigte auf zugedeckte Schüsseln und Töpfe auf dem Herd. „Auf dem Tisch ist Obst. Möchtest du Orangensaft, Milch oder Kaffee? Du kannst alles haben, wenn du willst.“

„Orangensaft und Kaffee bitte.“ Mit einem Teller in der Hand inspizierte sie die vielen Schüsseln und Töpfe. Sie nahm sich Rührei, Kiwischeiben und eine Schale Brombeeren, obwohl sie keinen Appetit hatte. Während er ihr Saft und Kaffee einschenkte, traf sie einen Entschluss. Sie brachte es einfach nicht über sich, ihm die Ranch zu verkaufen, egal, was diese Entscheidung sie kostete.

„Das ist ja ein üppiges Frühstück. Kochst du öfter mal?“

„Nur wenn es nicht anders geht. Die Küchenhilfe ist leider heute von der Ranch abgeschnitten.“

„Sieht so aus, als müsste ich noch länger hier ausharren.“ Sie trug ihren Teller zum Tisch und setzte sich ihm gegenüber.

„Es gibt hier im Haus jede Menge Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben.“

Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Als er entwaffnend lächelte, schüttelte sie ebenfalls lächelnd den Kopf. „Wir werden uns einfach nur unterhalten. Falls du übrigens Arbeit hast, tu dir keinen Zwang an.“

„Aber nicht doch. Wenn du die Ranch nicht an mich verkaufst, sind wir demnächst Nachbarn. Wir sollten also unsere Bekanntschaft auffrischen.“

„Das ist sinnlos“, antwortete sie zu rasch.

„Du willst doch hoffentlich nicht wie unsere Väter weitermachen?“

„Nein … aber trotzdem.“

„Also? Wie hast du dich entschieden? Verkaufst du oder nicht?“

3. KAPITEL

Jared beobachtete Megan angespannt. Seine Intuition sagte ihm, dass sie sein Geld ablehnen würde, auch wenn seine Vernunft ihm das Gegenteil einzureden versuchte.

„Du hast mir ein so großzügiges Angebot gemacht, dass ich fast die ganze Nacht wach gelegen habe.“

„Eine Schande. Wir hätten uns die Zeit auch anders vertreiben können.“ Jared stellte fest, dass er es einfach nicht lassen konnte, mit ihr zu flirten. Sie war so atemberaubend, dass er sie am liebsten in die Arme genommen hätte. Ihr Haar glänzte im Sonnenlicht, das durch die Fenster drang, und ihre dunklen, dichten Wimpern bildeten einen faszinierenden Kontrast zum klaren Türkisblau ihrer Augen. Genervt über seine Bemerkung schüttelte sie den Kopf.

„Ich werde dir die Sorenson-Ranch nicht verkaufen.“

Er unterdrückte den Impuls zu fluchen und zuckte stattdessen lächelnd die Achseln. „Bist du dir sicher, dass du auf die zusätzliche Million verzichten willst? Denk doch mal an deinen Sohn.“

Sie wurde rot, und in ihren Augen flackerten Emotionen auf, die er nicht deuten konnte. Offensichtlich hatte er einen wunden Punkt getroffen.

„Ethan und ich werden ohne dein Geld zurechtkommen. Bisher haben wir das auch geschafft.“

„Vielleicht änderst du deine Meinung ja noch, wenn du dich erst einmal ein paar Jahre zwischen der Ranch und Santa Fe aufgerieben hast.“

„Ich komme schon klar, Jared.“

„Nun gut. Ich bin zwar enttäuscht, aber einen Vorteil hat deine Entscheidung wenigstens.“ Er legte ihr die Hände auf die Schultern und schob seine Finger unter die Schleife, die ihr Kleid hielt. „Wir werden Nachbarn“, sagte er. Eigentlich war sie ihm sowieso wichtiger als ihre Ranch. „Du wirst dich in Zukunft öfter hier aufhalten müssen – und ich komme ebenfalls häufiger.“

Megan holte tief Luft und sah ihn stirnrunzelnd an. „Auch wenn wir Nachbarn sind, werden wir keinen Kontakt miteinander haben.“

„Warum nicht, Meg?“ Seine Stimme klang heiser. „Wir werden uns unweigerlich über den Weg laufen. Warum kannst du die Vergangenheit nicht einfach vergessen? Ich habe mich doch schon bei dir entschuldigt. Deine Weigerung zu verkaufen bedeutet, dass wir uns in Zukunft öfter sehen werden. Das ist unausweichlich.“

„Das war eigentlich nicht meine Absicht“, antwortete sie.

Doch auch wenn ihre Worte ablehnend klangen, verriet ihre Stimme etwas ganz anderes. Ihr Protest klang schwach, fast schon zögerlich.

„Trotzdem hast du genau das erreicht. Ich bin wieder Teil deines Lebens. Ich freue mich schon jetzt auf unsere Nachbarschaft.“

„Du kannst ruhig nach Texas zurückkehren, Jared. Du weißt genau, dass zwischen uns nichts laufen wird.“

„Wenn du wirklich willst, dass ich aus deinem Leben verschwinde, solltest du deine Antwort noch einmal überdenken. Ich habe allerdings eher den Eindruck, dass ein Teil von dir sich über meine Nähe freut.“

Megan entzog sich seinem Griff, als sein Handy klingelte und er es aus der Tasche nahm. „Bitte entschuldige mich einen Augenblick“, sagte er und ging ran.

„Das war einer der Farmarbeiter“, erklärte er, nachdem das Gespräch beendet war. „Der Flusspegel ist gesunken. Die Brücke ist zwar noch etwas mit Wasser bedeckt, aber sie ist wieder passierbar.“

„Sehr gut!“ Megan war erleichtert. „Dann fahre ich jetzt nach Hause.“

Jared hatte keinen Zweifel, dass sie mit allen Mitteln gegen die körperliche Anziehung zwischen ihnen anzukämpfen versuchte, aber diesen Kampf würde sie irgendwann verlieren, dessen war er sich sicher. „Ich fahre voran“, sagte er auf dem Weg zur Haustür und setzte seinen schwarzen Stetson auf. Gemeinsam traten sie hinaus in den warmen Sonnenschein. Der Tag war frisch und klar und der Himmel tiefblau. Ein größerer Kontrast zur stürmischen Nacht zuvor war kaum denkbar.

Bei Megans Wagen blieb er stehen. „Ich überquere die Brücke zuerst, um sicherzugehen, dass sie noch hält. Sobald ich drüben bin, kannst du fahren.“

„Es hat wahrscheinlich keinen Zweck, wenn ich dir sage, dass du mich nicht zu begleiten brauchst, oder?“

„Hör endlich damit auf, dir ins eigene hübsche Fleisch zu schneiden, Megan.“

„Ich werd’s versuchen, Jared“, sagte sie sarkastisch.

„Lass die Tür offen, damit du notfalls rausklettern kannst oder ich dir helfen kann, falls etwas passiert. Wenn ich beim Rüberfahren das Gefühl habe, dass die Brücke instabil ist, werde ich dir kein Zeichen geben zu folgen. Okay?“

„Ja, danke.“

„Megan“, sagte er mit gesenkter Stimme, „ich bin froh, dass du letzte Nacht hier warst. Es war schön, dich wiederzusehen und wieder mit dir zusammen zu sein. Besser sogar noch als früher.“ Das war eine Anspielung auf ihren Kuss und Megans bereitwillige Reaktion darauf. Obwohl sie noch immer wütend auf ihn war, hatte sie ihn offenbar genossen. Wie würde sie sich erst gehen lassen, wenn er die Wogen zwischen ihnen endlich geglättet hatte?

„Das hatte gar nichts zu bedeuten, Jared. Ich war eben schon lange mit keinem Mann mehr zusammen, und die Nacht war turbulent. Außerdem übst du nun mal eine gewisse Anziehung auf mich aus, ob mir das gefällt oder nicht.“

„Das klang ja fast wie ein Kompliment. Zumindest hoffe ich, dass es eines war.“

Megan schüttelte genervt den Kopf. Er hielt ihr die Tür auf und warf einen verstohlenen Blick auf ihre schönen Beine, als sie in den Wagen stieg. Er schloss die Tür hinter ihr und eilte zu seinem Pick-up. Als er einen Blick zurückwarf, merkte er, dass sie ihn beobachtete. Schon wieder hatte er das dumpfe Gefühl, dass ihm irgendetwas entgangen war, aber er wusste nicht, was.

Jared fuhr über den Hügel und betrachtete die trüben Wassermassen, die über die Brücke strömten. Man konnte nicht sehen, wie stark sie beschädigt worden war. Er drosselte das Tempo und vergewisserte sich im Rückspiegel, dass Megan sich noch hinter ihm befand. Sie bremste und wartete mit dem Passieren der Brücke, bis er sie sicher hinter sich gelassen hatte.

Als sie beide auf der anderen Flussseite angekommen waren, hielt er an, stieg aus und ging zu ihrem offenen Wagenfenster. Er beugte sich hinunter und schob seinen Hut nach hinten. „Hast du Lust, heute mit mir essen zu gehen?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Jared. Es gibt keinen Grund mehr, uns wiederzusehen. Ich verkaufe nicht. Unsere Wege werden sich jetzt trennen.“

Er legte eine Hand um ihren Hinterkopf, beugte sich vor und küsste sie hart auf den Mund.

Obwohl er sie überrumpelt hatte, erwiderte sie seinen Kuss. Sofort bekam er eine Erektion. Am liebsten hätte er die Autotür geöffnet und die Dinge weiter vorangetrieben. Nach einer Weile entzog sie sich ihm keuchend. Ihr Blick war voller Verlangen und ihre Lippen gerötet von seinem Kuss.

„Leb wohl, Jared“, flüsterte sie.

Er trat einen Schritt zurück. „Ruf mich an, wenn du deine Meinung änderst.“

Wortlos fuhr sie davon, und er stand da und starrte ihr nach, bis ihr Geländewagen hinter einer Kurve verschwand. Sie war inzwischen viel schöner als mit achtzehn Jahren, wesentlich souveräner und hatte unendlich viel mehr Sex-Appeal. Er wollte mit ihr schlafen und würde so lange nicht lockerlassen, bis er sie verführt hatte. Es war nur eine Frage der Zeit.

Er stieg wieder in den Pick-up und fuhr über den Fluss zurück, in Gedanken an die Megan von damals versunken, als sie sich noch liebten und sie nackt und voller Leidenschaft in seinen Armen gelegen hatte. Er rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her. Es musste doch möglich sein, sie irgendwie in sein Bett zu bekommen? Aufstöhnend versuchte er, die erotischen Fantasien zu verdrängen.

Das Klingeln des Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Es war sein Cousin Matt.

„Hey, Matt hier. Chase hat gesagt, dass du gerade in South Dakota bist. Ich wollte mich nur vergewissern, dass du nicht weggespült wurdest. Das Unwetter hat es sogar bis in die Nachrichten geschafft.“

„Danke der Nachfrage“, antwortete Jared. „Ich bin okay. Die Brücke war letzte Nacht überflutet, aber heute scheint schon wieder die Sonne, und das Wasser sinkt.“

„Schön zu hören. Ich habe erfahren, dass du die Sorenson-Ranch kaufen willst. Rache macht Spaß, nicht wahr?“

„Der alte Sorenson ist leider schon tot, aber mich an Megan zu rächen macht eine Menge wett.“

„Viel Glück. Ich bin aber hundertprozentig sicher, dass ich die Wette gewinne.“

„Nichts als Wunschträume. Trotzdem, danke für den Anruf“, sagte Jared grinsend und sah im Geiste Matts kampflustiges Gesicht vor sich.

„Du solltest lieber schleunigst an die Arbeit zurückkehren“, war Matts spöttische Antwort, bevor er auflegte. Jared musste lachen und warf einen Blick auf seinen Terminkalender.

Montag Morgen hatte er einen Termin bei seinem Rechtsanwalt in Sioux Falls und war danach zum Mittagessen mit seinem Immobilienmakler verabredet. Gleich im Anschluss wollte er nach Dallas zurückkehren. Dann fiel ihm Megan wieder ein, und er vergaß seine Termine.

Am Montag Morgen zog Jared einen dunklen Anzug an und machte sich ohne seinen Bodyguard und Chauffeur auf den Weg zu seinem Rechtsanwalt in Sioux Falls. Es war wieder ein sonniger Tag.

Nach dem Mittagessen verabschiedete er sich von dem Immobilienmakler, seinem zweiten Termin an diesem Tag, und ging zu seinem Auto, in Gedanken bereits bei den vor ihm liegenden Aufgaben in Dallas. Zwischendurch blieb er stehen und vergewisserte sich per Handy bei seinem Piloten, dass das Flugzeug startklar war. Während er telefonierte, warf er einen Blick auf die andere Straßenseite und wurde auf eine Frau aufmerksam, die ihm bekannt vorkam.

Sein Herz setzte einen Schlag aus – es war Megan, die ihr Haar diesmal hochgesteckt trug. Sie stand vor einem Restaurant und unterhielt sich mit zwei Erwachsenen. Neben ihr, mit dem Rücken zu ihm, stand ein kleiner Junge.

In den beiden Erwachsenen erkannte er Megans Tante Olga und ihren Onkel Thomas Sorenson, die er schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Der Junge musste demnach Megans Sohn sein. Aus einem spontanen Impuls heraus überquerte er die Straße und ging auf Megan zu, die mit dem Rücken zu ihm stand.

„Hallo, Megan“, sagte er freundlich, und alle vier drehten sich zu ihm um. Megan wurde kreidebleich.

„Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht gesehen.“ Jared streckte Thomas Sorenson die Hand entgegen, der ein paar Sekunden zögerte, ehe er sie ergriff.

Für einen Augenblick hatten er und seine Frau genauso erschrocken ausgesehen wie Megan. Thomas musterte ihn kühl und erwiderte seinen Händedruck nur widerwillig. Lächelnd drehte Jared sich zu Olga Sorenson um, Thomas’ zierlicher blonder Frau, die ihm mit zusammengepressten Lippen zunickte. Offensichtlich nahmen sie ihm seine plötzliche Abreise vor sieben Jahren noch immer übel. Jared richtete den Blick auf Megan, die ihn stirnrunzelnd ansah.

„Tut mir leid, wenn ich euch störe, aber ich wollte nicht wegfahren, ohne Hallo zu sagen. Ich wollte mich nicht aufdrängen.“

Verlegene Stille folgte auf seine Worte, und er fragte sich, was eigentlich los war. Warum verhielten sich alle so merkwürdig?

Jared warf einen Blick auf den Jungen, der eine leuchtend rote Spielzeugrakete in den Händen hielt. „Das muss dein Sohn Ethan sein“, sagte er und streckte seine Hand zum Gruß aus. „Ethan, ich bin Jared Dalton.“

Der Junge sah zu ihm hoch und schüttelte seine Hand.

„Ich freue mich …“ Plötzlich stockte Jared der Atem. Der Junge hatte dunkle Augen, ein Grübchen am Kinn und schwarze Locken, die unter einer Baseballkappe hervorquollen. Er glich ihm auf seinen Kinderfotos wie ein Ei dem anderen.

Dies war sein Sohn!

4. KAPITEL

Jared starrte Megan an, und ihr Gesichtsausdruck bestätigte seinen Verdacht, dass Ethan Sorenson sein Sohn war.

Sie beobachtete ihn mit einer Mischung aus Furcht und Wut, und mit einem Mal begriff er, weshalb sie sich am Wochenende oft so seltsam verhalten hatte.

Dieser Augenblick würde sich unauslöschlich in sein Gedächtnis einbrennen – die strahlende Sonne, die drei Erwachsenen, die ihn gleichzeitig feindselig und schuldbewusst ansahen, und Ethan, der sich der prekären Situation überhaupt nicht bewusst zu sein schien.

Jared betrachtete Ethan. Der Junge schien nicht zu wissen, wer er war. Er hatte also einen Sohn, und das schon seit Jahren!

Die Erkenntnis war ein Schock. Megan hatte ihm nie etwas gesagt, und so wie es aussah, hatte sie auch nie die Absicht gehabt, das nachzuholen. Sie hätte ihn einfach nach Texas zurückreisen lassen, ohne dass er je von seinem Sohn erfuhr.

Er löste den Blick von Ethan und sah Megan in die Augen. „Wir müssen reden“, sagte er schroff.

Sie nickte und verabschiedete sich mit einer Umarmung von ihrem Sohn.

„Schön, dass ich Sie mal wiedergesehen habe“, wandte Jared sich an die Sorensons. „Ethan, ich freue mich, dich kennengelernt zu haben.“

Sein Sohn! Er konnte es immer noch nicht fassen. Am liebsten hätte er das Kind in die Arme genommen und einen Augenblick festgehalten, stattdessen lächelte er ihn nur an.

„Wie alt bist du, Ethan?“

„Sechs, Sir“, antwortete Ethan höflich.

Die Frage war eigentlich unnötig. Er war vor sieben Jahren fortgegangen, und Ethan musste neun Monate später geboren worden sein.

Die Sorensons riefen Ethan zu sich und gingen davon.

Jared überlegte kurz, wo er und Megan sich ungestört unterhalten konnten, ohne dass er zur Ranch zurückfahren musste. Es brodelte in ihm vor Wut und Ungeduld.

Warum hatten seine Angestellten nicht herausgefunden, wer der wahre Vater des Kindes war? Wahrscheinlich wegen Megans Heirat.

„Dein Onkel und deine Tante kennen die Wahrheit, nicht wahr?“, fragte er Megan.

„Ja. Ich stehe ihnen sehr nahe, näher als meinem Vater früher.“

Jared legte ihr eine Hand auf den Arm. „Wir können hier nicht reden. Lass uns ins Hotel gehen und ein Zimmer buchen, wo wir ungestört sind.“

„Hotel? Warum fahren wir nicht zur Ranch?“

„Weil ich nicht länger warten will. Ich habe Fragen an dich, Megan, und ich will Antworten. Sofort!“

Auf dem Weg zum Hotel sah sie ihn aus schmalen Augen an. „Ich dachte, du wolltest heute die Stadt verlassen.“

„Ich wollte mich gerade auf den Rückweg machen, als ich dich gesehen habe“, antwortete er und ging zur Rezeption.

Kurze Zeit später fuhren sie schweigend mit dem Fahrstuhl in den fünften Stock und betraten die Suite, die Jared gebucht hatte. Warmes Sonnenlicht strömte durch die Fenster, ein deutlicher Kontrast zu seiner kalten Wut.

Megan machte ein paar Schritte in den Raum hinein, dann drehte sie sich zu ihm um und sah ihn trotzig an.

„Du hast mich damals verlassen, Jared! Du hast keinerlei Anspruch auf Ethan, absolut keinen!“

„Ach, nein?“, fragte er scharf, zog seinen Mantel aus und schleuderte ihn auf einen Stuhl. „Ethan ist mein Sohn! Warum hast du mir nie von ihm erzählt?“

„Wie bitte?“ Sie zitterte vor Wut. „Warum hätte ich denn bitte schön Kontakt zu dir aufnehmen sollen, wo du mich doch offensichtlich nicht mehr sehen wolltest?“

Jared ging auf sie zu und packte sie an den Schultern. „Du hättest mir deine Schwangerschaft mitteilen müssen, und das weißt du verdammt genau“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.

„Lass mich los!“, fauchte sie ihn an und riss sich los. „Du hast dir alles selbst zuzuschreiben.“

„Warum hast du eigentlich geheiratet?“

Sie sah einen Moment zur Seite und biss sich auf die Unterlippe. Dann wandte sie ihm wieder ihren Blick zu.

„Ich habe nur geheiratet, weil ich schwanger war.“

„Hast du deinen Mann nie geliebt?“, fragte er überrascht. Trotz seiner Wut war er insgeheim erleichtert. „War er denn nicht außer sich, als er gemerkt hat, dass du …“

„Nein, unsere Ehe war nur eine Art Geschäftsabkommen. Mein Vater hat sie eingefädelt, um zu vertuschen, wer der wahre Vater des Babys ist.“

Jared sah sie ungläubig an. „Und du warst damit einverstanden?“

„Verdammt, Jared! Du hast mich sitzen gelassen, als ich schwanger war. Mein Vater ist damals fast ausgeflippt vor Wut und hat kurz darauf alles Nötige in die Wege geleitet.“

Jareds Zorn auf Megans Vater kehrte mit voller Wucht zurück. Es war unglaublich, welche Kontrolle dieser Bastard auf sie und auf sein Leben ausgeübt hatte! „Was genau hat dein Vater getan?“, fragte er.

„Er hat die Hochzeit arrangiert, oder viel eher gekauft“, antwortete Megan betont langsam, als sei er begriffsstutzig.

„Wo hat er deinen Mann aufgetrieben?“

„Mike ist der Sohn eines Ranchers aus Montana. Damals arbeitete er als Ingenieur in Phoenix. Mein Vater hat ihn dafür bezahlt, mich zu heiraten.“

„Und das war okay für dich?“

„Was hätte ich denn tun sollen? Es war ja schließlich nur eine Ehe auf dem Papier, um dem Kind einen Vater zu geben.“

„Aber er war nicht der wirkliche Vater. Habt ihr jemals zusammengelebt?“

„Etwas länger als einen Monat. Die Ehe wurde nie vollzogen. Wir hatten getrennte Schlafzimmer und gingen beide unsere eigenen Wege. Mike hat sich nicht für mich interessiert. Er wollte nur das Geld, um eine eigene Firma gründen zu können. Ich musste ihn heiraten. Mein Vater hat gedroht, sonst nicht für mich und das Baby zu sorgen.“

„Dieser Bastard!“, stieß Jared wutentbrannt aus. Als er damals South Dakota verließ, hatte er geglaubt, dass die Sorensons ihm nie wieder etwas antun konnten. Ein fataler Irrtum. Es tat unglaublich weh, dass Megan ihm das Wichtigste in seinem Leben – seinen Sohn – verheimlicht hatte.

„Und das ausgerechnet von dir?“, fragte sie aufgebracht. „Du bist schließlich derjenige, der für das alles verantwortlich ist! Ich hatte damals keine Ausbildung und war total von meinem Vater abhängig.“

Jared war kurz davor, Megan endlich von dem doppelten Spiel Edlund Sorensons zu erzählen, aber er vermutete, das würde ihm nur noch mehr Vorwürfe einbringen. Außerdem wollte er mehr über Ethan erfahren.

„Erzähl weiter. Du hast Mike also geheiratet und bist nach Arizona gezogen.“

„Richtig. Unter den damaligen Umständen war ich zu nichts zu gebrauchen. Mike hat sich nur um seine Karriere gekümmert. Ich glaube, er hatte damals auch eine Freundin, aber er war rücksichtsvoll genug, sie aus unserem Leben rauszuhalten. Wir haben uns nach sieben Wochen in aller Stille scheiden lassen, und ich bin ausgezogen.“

„Ich habe gehört, dass dein Vater hier noch einen Empfang für euch gegeben hat.“

„Das stimmt. Dad wollte die Leute damit glauben machen, dass Ethan Mikes Sohn ist.“

„Wie hat das auch nur irgendjemand annehmen können, nachdem Ethan auf der Welt war?“

Megan zuckte die Achseln. „Keine Ahnung, ob damals darüber geklatscht wurde oder nicht. Es hat mich nicht interessiert.“

„Zu dumm nur für deinen Vater, dass Ethan genau wie ich aussieht. Der Junge muss ihn ständig an mich erinnert haben“, sagte Jared. „Triffst du Mike noch manchmal?“

„Nein. Ich habe seit der Scheidung nicht wieder mit ihm gesprochen.“

Jared war überrascht, wie sehr diese Antwort ihn erleichterte.

„Mein Vater hat mir ab und zu von ihm erzählt. Mike hat eine eigene Firma gegründet und wieder geheiratet. Mehr weiß ich nicht.“

„Verdammt!“ Sie hatten beide so viel durchmachen müssen, und alles nur wegen Megans Vater! „Und in der ganzen Zeit ist es dir nie eingefallen, dem Vater deines Babys von der Existenz seines Sohnes zu erzählen?“

„Lass das, Jared! Bitte gib nicht mir die Schuld!“

Er packte sie wieder an den Schultern und unterdrückte den Wunsch, sie zu schütteln. „Ich bin der biologische Vater, und als solcher habe ich heutzutage Rechte. Du weißt verdammt genau, dass du mir die Wahrheit hättest sagen müssen!“

„Das sehe ich aber ganz anders!“ Ihre Stimme überschlug sich, so wütend war sie.

„Wirklich? Als ich dich letzten Samstag angesprochen habe, wurdest du weiß wie eine Wand und bist fast ohnmächtig geworden!“ Wütend starrte Jared sie an. „Du hast dich schuldig gefühlt, weil du es mir verheimlicht hast. Gib es doch zu, Megan! Gib zu, dass es falsch war, mir nichts von Ethan zu erzählen!“

Megans Augen schienen sich zu verdunkeln, so zornig war sie. Sie schüttelte vehement den Kopf und steigerte damit nur noch Jareds Wut.

„Nein! Du hast dir das Recht darauf verspielt, als du ohne ein Wort verschwunden bist!“

Jared zuckte zusammen. Aus ihrer Sicht hatte sie recht, doch noch immer wollte er ihr nicht sagen, dass ihr Vater dafür verantwortlich war. Das würde nur wie eine lahme Ausrede klingen. „Vielleicht habe ich es wirklich nicht anders verdient, aber du hättest es mir trotzdem sagen können. Wenn ich gewusst hätte, dass du ein Baby erwartest, wäre ich zurückgekommen.“

„Jared, ich bitte dich! Mach dich nicht lächerlich! Du weißt genau, dass das nicht wahr ist. Wahrscheinlich hättest du mich nur gefragt, ob ich mir sicher bin, dass du der Vater bist.“

„Das stimmt nicht!“, entgegnete er heftig. „Ich wäre auf jeden Fall zurückgekommen.“

„Das glaube ich dir einfach nicht!“ Sie schnaubte verächtlich und atmete genauso schwer wie er.

„Trotzdem kann ich einfach nicht fassen, dass du mir in all den Jahren kein Sterbenswörtchen gesagt hast. Ich verstehe auch nicht, warum meine Eltern mir das verschwiegen haben.“

„Ich bin ihnen nach Ethans Geburt nie über den Weg gelaufen. Außerdem haben die Leute akzeptiert, dass Mike der Vater ist. Und deine Eltern sind weggezogen, kurz nachdem ich hierher zurückkam.“

„Warum hast du es mir nicht wenigstens dann gesagt? Es war genug Zeit vergangen, um …“

„Genug Zeit, um über das hinwegzukommen, was du mir angetan hast?“, fragte sie hitzig.

Jared presste die Lippen zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. „Trotzdem!“

„Okay“, antwortete sie, plötzlich viel gefasster. „Ich habe es dir sagen wollen, als Ethan ein Jahr alt war, aber dann habe ich es von Jahr zu Jahr weiter hinausgeschoben. Was hätte ich denn tun sollen? Den Hörer abnehmen, um den Mann anzurufen, der mich sitzen gelassen hat, und ihm zu sagen: Ach, übrigens, wir haben ein Baby? Du bist damals ohne ein Wort verschwunden! Warum um alles in der Welt hätte ich dich anrufen sollen? Warum ist das für dich nur so schwer zu begreifen?“

„Megan, ich hatte das Recht, es zu erfahren, weil ich der leibliche Vater bin“, antwortete Jared. „Wo wurde Ethan geboren?“

„In Chicago. Dad hat die Stadt ausgesucht, weil sie weit weg lag und groß genug war, um Anonymität zu gewährleisten.“

Das wurde ja immer schlimmer. „Du warst allein in Chicago? Hattest du dort wenigstens Freunde?“

„Als würde dich das wirklich interessieren!“, sagte sie bitter. „Jared, das alles ist schon lange vorbei.“

„Ich will aber wissen, was passiert ist. Beantworte gefälligst meine Fragen!“

„Meine Tante ist in den letzten zwei Wochen der Schwangerschaft bei mir gewesen. Mein Vater kam nie. Als Ethan sechs Monate alt war, hat er mir befohlen zurückzukommen.“

„Es muss ein bitterer Schlag für ihn gewesen sein, dass Ethan genauso aussieht wie ich.“

„Das war ein Schlag für uns alle. Ich habe darum gebetet, dass er nicht wie du aussieht – und dass du nie etwas erfährst“, sagte sie kalt.

„Verdammt, Megan!“

„Warum interessiert dich das alles überhaupt?“

„Es ist ein Schock zu erfahren, dass ich ein Kind habe. Da ist es doch ganz natürlich, dass ich Fragen stelle. Und das ist noch nicht alles. Ich will Ethan kennenlernen.“

Megan sah ihn erschrocken an.

„Wie war es eigentlich, als du hierher zurückgekehrt bist? Die Leute müssen doch auf den ersten Blick erkannt haben, wer Ethans wahrer Vater ist.“

„Das konnte man nicht sehen, bis er Haare bekam. Dad war außerdem clever genug, einen Mann für mich zu finden, der dir ähnlich sieht – schwarzes Haar, braune Augen, groß gewachsen. Niemand machte sich Gedanken.“

„Wir müssen uns eine Lösung überlegen“, sagte Jared.

Sie trat ans Fenster und drehte sich zu ihm um. „Halte dich gefälligst von Ethan fern! Du hast jedes Recht verwirkt, als du mich verlassen hast. Vergiss es also.“

„Wenn du dich da mal nicht irrst. Ich werde nicht zulassen, dass du nach Hause zurückkehrst und ihn mir wegnimmst.“

„Oh doch, genau das werde ich tun!“

„Hör mir gut zu, Megan! Ich werde meinen Sohn kennenlernen!“, sagte Jared mit wachsender Wut. Das Verrückte war, dass er sie trotz allem begehrte. Sie war genauso schön und sexy wie aufreizend. Strähnen ihres schwarzen Haars hatten sich gelöst und fielen ihr ins Gesicht, und ihre Wangen waren gerötet. Er wollte mit ihr schlafen, und er wollte, dass sie mit ihm kooperierte – was beides unmöglich war.

„Okay, lass uns zurück zur Ranch fahren, um alles auszudiskutieren“, sagte er. „Wir können auch zu dir gehen, wenn dir das lieber ist.“

„Ich sehe keinen Sinn darin, weiter zu reden!“

„Megan, ich werde Ethan kennenlernen. Das ist eine Tatsache, kein bloßer Wunsch“, erklärte Jared. Er war kurz davor, zu explodieren. „Wir werden jetzt gemeinsam die Zukunft besprechen, entweder auf deiner oder meiner Ranch.“

Megan presste die Lippen zusammen. „Du stehst unter Schock“, sagte sie. „Vielleicht beruhigst du dich während der Autofahrt etwas. Überlege dir gut, ob du Ethans Leben wirklich auf den Kopf stellen willst. Du bist nämlich mal wieder total selbstsüchtig. Du wirst ihm wehtun, wenn du dich in sein Leben drängst. Ethan wird auf einmal hundert Fragen stellen.“

„Das hättest du dir früher überlegen müssen. Es war doch klar, dass es irgendwann so weit kommt.“

„Das alles wäre nie geschehen, wenn du es nicht auf die Ranch abgesehen hättest“, sagte sie bitter.

„Warum hast du dann nicht an mich verkauft? Meine Rechtsanwälte hätten sämtliche Vertragsangelegenheiten in die Hände genommen, sodass unsere Wege sich bis zu deiner Rückkehr nach New Mexico nicht mehr gekreuzt hätten. Wenn du Ethan wirklich vor mir verheimlichen wolltest, hast du einen großen Fehler begangen, Megan.“

Sie wurde rot. Offensichtlich hatte er ins Schwarze getroffen.

„Das mag sein, aber ich konnte den Gedanken, an dich zu verkaufen, einfach nicht ertragen. Du kriegst deinen Willen ohnehin schon viel zu oft.“

„Na schön, aber für diese Einstellung zahlst du jetzt eben einen Preis.“

Stirnrunzelnd nahm sie ihre Handtasche und ging zur Tür. „Wenn du wirklich darauf bestehst, treffen wir uns auf meiner Ranch. Ich habe nämlich keine Lust, wieder auf deiner festzusitzen.“

Jared nahm seinen Mantel, holte sie ein und hielt ihr die Tür auf. „Nach diesem Zwischenspiel im Hotel wird man über uns reden.“

„Interessiert mich nicht. Schließlich habe ich nicht vor, hier zu leben“, antwortete sie. „Außerdem kenne ich hier kaum noch jemanden. Die paar Freunde, die ich noch habe, werden mich verstehen. Sie wissen genau, dass zwischen dir und mir niemals wieder etwas laufen wird.“

„Das kann man nie wissen.“

„Ich schon. Wir sind beide viel zu verletzt.“

Jared antwortete nicht. Gedankenverloren begleitete er sie nach draußen.

„Mein Auto steht gleich da drüben“, sagte Megan. „Wir sehen uns dann bei mir zu Hause.“

„Okay. Ich will, dass du ebenfalls über alles nachdenkst.“

Sie nickte und ging rasch davon. Er betrachtete eine Weile ihren Hüftschwung und ihre langen Beine, dann eilte er zu seinem Auto und fuhr los.

Unterwegs dachte er wieder über das Gespräch nach. Immer wieder spielte er in Gedanken den Moment durch, als Ethan zu ihm aufgesehen hatte, und beschloss, sich nicht aus dem Leben seines Sohnes drängen zu lassen. Megan konnte gerade nicht klar denken. Außerdem hatte er gewisse Rechte. Er würde nicht zulassen, dass sie ihn von seinem Sohn fernhielt.

Ihr verdammter Vater! Erst jetzt konnte Jared ihre Bitterkeit und ihre Wut nachvollziehen. Warum hatte sie ihn nie angerufen? Leider konnte er die Vergangenheit nicht ändern.

Jared merkte plötzlich, dass er viel zu schnell fuhr, und drosselte das Tempo. Schmerzhaft wurde ihm bewusst, dass er Ethans erste Lebensjahre verpasst hatte – die Baby- und Kleinkindzeit –, aber das würde von jetzt an anders werden!

Es musste doch möglich sein, ihren Sohn gemeinsam großzuziehen, auch wenn sie ein völlig unterschiedliches Leben führten. Er und Megan brauchten eine gemeinsame Lösung für ihr Problem anstatt gegenseitige Vorwürfe.

Bei seiner Ankunft stand Megans Wagen bereits vor ihrem Haus. Als Jared die Veranda betrat, öffnete sie ihm die Tür. „Komm rein, Jared“, sagte sie.

Zum ersten Mal seit sieben Jahren betrat er wieder die Eingangshalle der Sorenson-Ranch. Unwillkürlich musste er an das letzte Mal denken, als er durch diese Tür gegangen war. Von diesem Moment an hatte sein Leben sich verändert, und er hatte Megan nie wiedergesehen – bis jetzt –, und das alles nur wegen ihres Vaters.

Er folgte ihr in das weitläufige Wohnzimmer, das noch genauso aussah wie in seiner Erinnerung. Der gemauerte Kamin, die Jagdtrophäen, das große Porträt Edlunds und das kleinere Megans gegenüber waren dieselben wie damals. Peinigende Erinnerungen stiegen in ihm auf.

Megan drehte sich zu ihm um. „Lass es uns hinter uns bringen. Ich hoffe, du hast dich inzwischen etwas abreagiert, Jared. Du siehst doch wohl hoffentlich ein, dass du beruflich viel zu viel um die Ohren hast, um dich um ein Kind zu kümmern.“

„Du etwa nicht?“, fragte er zynisch.

„Natürlich, aber ich reise zumindest nicht ständig in der Weltgeschichte herum. Meine Werkstatt und meine Galerie sind zu Hause, sodass ich bei Ethan sein kann, wenn er heimkommt.“

„Ich bin ausgesprochen glücklich, das zu hören.“

„Ich bitte dich!“, entgegnete sie. „Du interessierst dich doch nur für Ethan, weil er etwas Neues für dich ist.“

Jared spürte wieder Wut in sich aufsteigen. „Megan, ich will meinen Sohn mit großziehen. Also, was schlägst du vor?“

Megan runzelte die Stirn und schüttelte ablehnend den Kopf. „Mir fällt keine realisierbare Lösung ein. Du lebst und arbeitest in Dallas und bist viel unterwegs. Ich wohne in New Mexico und hier. Das macht regelmäßigen Kontakt zwischen euch unmöglich.“

Jared presste die Lippen zusammen, schob die Hände in die Hosentaschen und trat ans Fenster, um nachzudenken.

„Ich habe Angst, dass ihn das alles verstört“, sagte sie.

Jared wirbelte herum. „Ich bin sein Vater! Wenn du mir das von Anfang an gesagt hättest, wäre ich vom Tag seiner Geburt an für ihn da gewesen. Wenn ich ihn verstöre, dann nur vorübergehend. Kinder sind sehr anpassungsfähig. Ich möchte, dass er mich lieb gewinnt, Megan. Siehst du denn nicht, dass es außerdem gut für ihn wäre, einen Vater zu haben?“

Sie drehte sich von ihm weg, doch er sah, dass sie sich verzweifelt auf die Unterlippe biss. Jared zügelte seine Ungeduld. „Es wird ihm guttun, einen Vater zu haben, der an seinem Leben Anteil nimmt. Ich kann ganz andere Dinge mit ihm unternehmen als du. Warum willst du ihn dieser Erfahrung berauben?“

„Tu doch nicht so, als würde ich ihm schaden, wenn ich dich von ihm fernhalte!“, sagte sie aufgebracht und wirbelte zu ihm herum. Sie hatte Tränen in den Augen.

„Megan!“, sagte er leise und legte sanft die Hände auf ihre Schultern.

Sie entwand sich ihm und trat ein paar Schritte zurück. „Lass das, Jared!“

„Wir haben uns doch vor sieben Jahren geliebt“, sagte er geduldig und ging wieder auf sie zu. „Wir waren beide an Ethans Zeugung beteiligt.“

Wieder drehte sie sich zu ihm um. Ihre Augen funkelten. „Als Nächstes willst du mir wohl weismachen, dass du mich immer noch liebst!“, zischte sie ihn an.

„Nein“, antwortete Jared zögernd. „Aber ich weiß, dass wir gut miteinander auskommen könnten, und wir fühlen uns körperlich zueinander hingezogen. Du kannst das nicht leugnen“, sagte er und strich ihr zärtlich über die Wange. „Durch Ethans Geburt sind wir unwiderruflich aneinandergebunden, also lass uns jetzt eine gemeinsame Lösung finden.“

„Du suchst doch nur nach einem Ausweg aus deinem Dilemma!“

Er verspürte plötzlich Lust, ihr die Starrköpfigkeit wegzuküssen. Sein Blick suchte ihren Mund. Als würde sie etwas ahnen, trat sie ein paar Schritte zurück und setzte sich auf einen Ledersessel. Jared nahm ihr gegenüber Platz. „Ich habe über einiges nachgedacht, als ich hierher fuhr.“

„Kann ich mir vorstellen“, antwortete sie trocken.

Jared musste seinen Zorn zügeln. Er war es nicht gewohnt, dass man ihm etwas verweigerte oder dass eine Frau ihm gegenüber so unbeugsam blieb. Er lehnte sich zurück und holte tief Luft. „Für fast jedes Problem findet sich eine Lösung“, sagte er. „Vorausgesetzt natürlich, man ist an einer Lösung interessiert. Hast du dir schon etwas überlegt?“

„Ehrlich gesagt, Nein. Es geht einfach nicht.“

Er dachte kurz nach. „Schön. Du nimmst Ethan während des Schuljahrs, und ich nehme ihn in den Sommerferien.“

„Ausgeschlossen! Er wohnt im Sommer immer einen Monat bei meiner Tante und meinem Onkel. Sie sind wie Großeltern für ihn.“

„Von mir aus, aber dann nehme ich ihn die restlichen zwei Monate und in den Frühjahrsferien.“

„Auf keinen Fall! Ethan ist viel zu sehr auf mich fixiert. Die ersten Jahre war ich praktisch ständig bei ihm. Wir zwei sind wie eine Einheit. Er wird nicht damit einverstanden sein, nächsten Sommer zwei Monate bei dir zu wohnen.“ Sie schlug die langen Beine übereinander.

„Ich rede nicht vom nächsten Sommer, sondern von diesem.“

Megan schüttelte den Kopf. „Ich will Ethan nicht mit dir teilen.“

„Das wirst du aber müssen“, sagte Jared ruhig. Er würde nicht aufgeben, zumal das Recht mit Sicherheit auf seiner Seite war. „Ich hätte da noch einen anderen Vorschlag, Megan. Vielleicht kommt das ja eher für dich in Betracht. Wie wär’s mit einer Vernunftehe?“

5. KAPITEL

„Du hast schon einmal aus Vernunftgründen geheiratet“, sagte Jared kalt.

Megan wurde wütend. Aufgebracht sagte sie: „Du willst Ethan doch nur, um an meine Ranch zu kommen! Niemals!“

Jared erhob sich, kam langsam auf sie zu und blieb nur wenige Zentimeter vor ihr stehen. Sein Zorn schlug ihr wie eine Wand entgegen. Megan hob herausfordernd das Kinn und sah ihn trotzig an.

„Es geht mir keineswegs um deine verdammte Ranch!“, sagte er scharf. „Ich will meinen Sohn! Ist das so schwer zu verstehen?“

„Ehrlich gesagt, ja! Du kommst mir überhaupt nicht wie der väterliche Typ vor. Du bist ein notorischer High-Society-Playboy, und ich kann den Verdacht nicht loswerden, dass du dich nur für Ethan interessierst, weil du alles kontrollieren willst, genauso wie mein Vater!“ Sie sah, dass Jared rot anlief und nur mühsam seinen Zorn zügelte.

„Wirf mich nicht in einen Topf mit deinem Vater!“, stieß er hervor.

„Ich werde mich mit allen Mitteln gegen dich zur Wehr setzen, Jared.“ Sie stand auf und ging ein paar Schritte auf und ab. Dann drehte sie sich zu ihm um. „Ich bin Ethans Mutter und habe ihn bisher allein großgezogen. Du hast uns vor seiner Geburt verlassen. Spar dir also deine Drohungen und deine Anwälte!“

Wütend starrten sie einander an. Sie hatten sich in eine Sackgasse manövriert. Trotzdem war sie sich der Tatsache bewusst, dass Jared ihr allem Kummer und all ihrer Wut zum Trotz immer noch Herzklopfen bereitete. Es war nicht zu fassen, dass sie ihn noch immer begehrte; schließlich hatte er sie tief verletzt und schien fest entschlossen, es wieder zu tun.

„Kein Richter der Welt wird mir Ethan wegnehmen“, erklärte sie hitzig und verdrängte die aufsteigende Panik. „Dein Lebenswandel spricht einfach gegen dich.“

„Jeder Richter wird meine Rechte anerkennen. Außerdem kann ich Ethan mehr bieten als du.“

Megan überlief es eiskalt.

„Sobald ich hier aus der Tür bin, werde ich meinen Anwalt anrufen und das Sorgerecht für Ethan beantragen. Danach kriegst du nicht so schnell wieder eine Chance, mit mir zu verhandeln, also überdenke lieber deine Haltung.“

„Nur zu, Jared. Dein Versuch, mich einzuschüchtern, macht mich nur noch entschlossener!“

„Ich schüchtere dich ein? Bisher war ich verdammt kooperativ! Ich versuche lediglich, eine Lösung zu finden, mit der wir beide leben können, ganz im Gegensatz zu dir. Du blockst alles ab!“

„Es gibt eben keine realistische Lösung! Jeder deiner Vorschläge wird Ethan wehtun.“

„Nicht, wenn wir heiraten!“

„Ich will aber nicht in einer lieblosen Ehe mit dir gefangen sein!“

Jared wurde rot vor Wut. „Dann gibt es nur eine Lösung. Ich rufe meinen Anwalt an, und das Gericht entscheidet, wie viel Zeit mit Ethan jedem von uns zusteht.“

„Schön. Dann werde ich meinen Anwalt ebenfalls anrufen“, sagte sie. Innerlich war sie jedoch stark verunsichert. „Du bist wirklich erbarmungslos, Jared. Leider habe ich das zu spät erkannt.“

„Du lässt mir keine andere Wahl.“

Ohne ihre Antwort abzuwarten, ging er hinaus und schlug die Tür hinter sich zu. Megan stellte sich ans Fenster und beobachtete, wie er mit langen Schritten zu seinem Auto ging. Er setzte sich hinters Steuer, fuhr jedoch noch nicht los. Sie konnte erkennen, dass er telefonierte, und ging ins Arbeitszimmer, um die Nummer von Rolf Gustavsson, dem Anwalt ihrer Familie, rauszusuchen.

Sie griff zum Telefon und war überaus erleichtert, als Rolf sofort ranging. Nachdem sie ihm ihr Problem geschildert hatte, erklärte er, erst einige Recherchen vornehmen zu müssen, bevor er sich dazu äußern könne, und sie dann zurückzurufen. Ihr Blick fiel auf Ethans Reifenschaukel, die in einem Walnussbaum hin und her schwang. Sie beendete das Telefonat und rieb sich die Schläfen.

Rolf war ein sympathischer Mann, der ihrer Familie oft eine große Hilfe gewesen war, aber im Gegensatz zu ihr konnte Jared sich die besten Anwälte des Landes leisten.

Eine Vernunftehe kam trotzdem nicht infrage. Nicht einer von Jareds Vorschlägen war akzeptabel. Megan ließ den Kopf in die Hände sinken und fragte sich, wieso er Ethan nur über den Weg gelaufen war.

Inzwischen bereute sie zutiefst, die Ranch nicht sofort an Jared verkauft zu haben, aber es war zu spät für Reue. Sie musste mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung leben. Wieder einmal dachte sie daran, wie viele falsche Entscheidungen sie in ihrem Leben schon getroffen hatte, und fühlte sich verunsichert. Was war, wenn sie unrecht hatte?

Ihr Kopf schmerzte. Die Vorstellung eines gemeinsamen Sorgerechts war ihr zutiefst zuwider. Das Gericht würde doch bestimmt nicht außer Acht lassen, dass Jared sie verlassen hatte, überlegte sie, war sich dessen jedoch nicht sicher.

In der Nacht, als sie erwartungsgemäß nicht schlafen konnte, fasste sie einen Entschluss. Sie würde Jared die Ranch verkaufen, wenn er im Gegenzug auf Ethan verzichtete. Das war ihre letzte Chance. Es war ihr zwar unangenehm, aber immer noch besser, als Ethan mit Jared teilen zu müssen.

Gequält von bösen Vorahnungen, stand sie bei Sonnenaufgang auf, um zu duschen. Danach zog sie sich an, steckte sich die Haare hoch und ging in die Küche. Doch auch der Morgenkaffee vermochte ihre Stimmung nicht zu heben.

Wenig später rief Jared an. Seine Stimme strotzte förmlich vor Vitalität.

„Guten Morgen“, sagte er. „Dachte ich mir doch, dass du schon wach bist. Ich will mit dir reden.“

„Dann komm vorbei. Ich bin schon seit Stunden auf den Beinen“, antwortete sie und hoffte, sie klang genauso frisch wie er. Gleichzeitig fragte sie sich, weshalb er schon wieder mit ihr sprechen wollte. Es war doch alles gesagt.

„Ich bin gleich bei dir“, antwortete er.

Viel zu schnell hörte sie Jareds Auto in der Einfahrt. Sie ging auf die Veranda und beobachtete, wie er ausstieg. Er trug ein dunkles Cowboyhemd, Jeans und Stiefel, und der Wind wehte ihm das dunkle Haar in die Stirn. Er sah ausgeruht, voller Energie und Tatendrang aus – was nichts Gutes verhieß.

„Guten Morgen“, begrüßte er sie und betrachtete sie forschend.

„Komm rein.“ Megan drehte sich um und ging ihm voran ins Haus. Er schloss die Eingangstür und holte sie auf dem Weg ins Wohnzimmer ein. „Setz dich.“

Er nickte, und sie nahmen einander gegenüber Platz. Er sagte nichts, und sein Schweigen zerrte an ihren Nerven. Was zum Teufel wollte er schon wieder von ihr?

„Mein Anwalt hat mich bereits zurückgerufen. Hast du schon von deinem gehört?“

Megan schüttelte den Kopf. „Noch nicht, aber er hat auch nicht die Möglichkeiten, die deiner hat. Ich bin daher nicht überrascht. Jared, ich habe nachgedacht und möchte dir einen Vorschlag machen. Wenn du dich künftig aus meinem Leben raushältst, werde ich dir die Ranch verkaufen, auch ohne den Bonus von einer Million“, sagte sie und hielt nervös die Luft an.

Jared schüttelte den Kopf. „Ich will meinen Sohn sehen.“

Megans Enttäuschung war so groß, dass ihr die Tränen kamen.

„Megan, nicht“, sagte Jared leise, stand auf und legte die Arme um sie.

Als er sie an sich zog, konnte sie sich nicht länger beherrschen und begann zu schluchzen.

„Hör auf zu weinen. Lass uns doch gemeinsam ein Arrangement finden, mit dem wir beide leben können.“

Noch bevor sie mit ihrem Anwalt gesprochen hatte, schwante Megan, dass sie sich wohl oder übel Jareds Willen fügen musste. Er legte einen Finger unter ihr Kinn, hob es an und wischte ihr mit einem Taschentuch die Tränen aus dem Gesicht. Dabei sah er ihr unverwandt in die Augen.

„Hör mal, du hast doch gerade Urlaub, genau wie ich, und Ethan ist bei deinen Verwandten. Fliege mit mir an die Küste von Yucatan. Ich besitze dort ein Haus, wo wir ungestört reden können.“

„Bleibt mir denn eine andere Wahl?“

„Ich fürchte nicht. Das Flugzeug ist in einer Stunde startbereit. Wie lange wirst du brauchen, dich reisefertig zu machen?“

„Ich war noch nie länger von Ethan getrennt, von seinen Ferien bei meinem Onkel und meiner Tante natürlich abgesehen.“

„Und genau dort ist er gerade. Es geht ihm gut.“

Megan nickte resigniert. Plötzlich stellte sie fest, dass sie noch immer in Jareds Armen lag und dass er sie glühend ansah. Offensichtlich dachte er in diesem Augenblick nicht nur an Ethan. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, trotzdem schob sie ihn entschlossen von sich. „Okay, ich gebe nach“, sagte sie. „In einer Stunde bin ich so weit.“

„Ich hole dich ab. Hast du einen Stift? Ich gebe dir die Telefonnummer des Hauses, damit deine Verwandten dich dort im Notfall erreichen können.“

„Ich nehme das Handy mit.“

„Und was ist, wenn es nicht funktioniert? So hast du noch eine weitere Option.“

Sie reichte ihm einen Stift und sah zu, wie er zwei Nummern auf eine Visitenkarte schrieb. Seine Schrift sah noch immer genauso aus wie früher.

Er kam auf sie zu und legte einen Arm um ihre Taille. „Hör auf, dir Sorgen zu machen, Megan. Wir finden bestimmt eine Lösung. Ich werde mein Möglichstes tun, Ethans Liebe zu gewinnen. Ich will schließlich auch nur das Beste für ihn.“

Ach, wirklich? Das Beste für Ethan wäre, wenn Jared sich von ihm fernhielte, aber Widerspruch war zwecklos. Das Recht war auf seiner Seite. „Ich will es versuchen“, flüsterte sie. Sie hatte Angst, lauter zu sprechen, weil sie befürchtete, dann wieder in Tränen auszubrechen. „Ich mache mich jetzt fertig.“

„Okay, aber über ein Lächeln würde ich mich freuen.“

Er bückte sich etwas, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein und lächelte sie an. Halbherzig verzog sie die Lippen.

„Schon besser. Ich werde tun, was ich kann, um deine Laune zu steigern.“

Megan brachte ihn hinaus und lief sofort ins Haus zurück, nachdem er davongefahren war. Sie wählte die Nummer ihres Anwalts, bedankte sich für seine Mühe und erzählte ihm, dass sie eingewilligt hatte, sich mit Jared zu einigen, da er bereit sei, eine gemeinsame Lösung zu finden.

Nachdem sie aufgelegt hatte, bedeckte sie ihr Gesicht mit den Händen und weinte. Sie wollte das alles nicht! Schließlich rappelte sie sich auf und rief ihre Tante an, um ihr mitzuteilen, dass sie für ein paar Tage mit Jared wegfuhr. Als sie mit Ethan sprach, versuchte sie, möglichst normal zu klingen, doch er merkte ohnehin nichts. Er redete pausenlos über ein neues Spiel, das er bekommen hatte, und nahm kaum zur Kenntnis, dass sie verreisen wollte. Megan verabschiedete sich und beeilte sich mit dem Umziehen und dem Packen.

Sie dachte an Jared und konnte sich schon vorstellen, was er mit ihr vorhatte. Unter Garantie wollte er nicht nur das Besuchsrecht für seinen Sohn klären, sondern sie auch verführen. Auf keinen Fall wollte sie sich wieder in ihn verlieben, auch wenn er der erotischste und charmanteste Mann war, den sie je kennengelernt hatte. Sie musste vor ihm auf der Hut sein. Bisher allerdings hatte sie kläglich versagt, was das anging.

Um Viertel nach elf befanden sie sich in der Luft und flogen gen Süden. Um ein Gespräch mit Jared zu vermeiden, sah sie aus dem Fenster. Als sie ihn schließlich doch irgendwann anschaute, stellte sie fest, dass er sie beobachtete. Er sah äußerst selbstzufrieden aus, und warum auch nicht? Die erste Schlacht hatte er immerhin gewonnen.

„Ich sehe den Dingen voller Zuversicht entgegen“, sagte er und beugte sich zu ihr, um ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.

„Du bist eben ein unverbesserlicher Optimist.“

„Wenn wir uns erst einmal geeinigt haben, wird alles leichter, auch für dich, aber Schluss damit für heute. Wir müssen erst unser Verhältnis zueinander verbessern.“

„Wenn du meinst“, antwortete sie abweisend und sah wieder aus dem Fenster, um nicht frustriert aufzuschreien. Sie musste sich beherrschen, wenn sie Zugeständnisse von Jareds Seite wollte.

„Ja, das meine ich.“ Er nahm ihre Hand. „Ich habe jetzt drei Tage, um dich besser kennenzulernen.“

„Du kennst mich gut genug“, antwortete sie und sah ihn an. Seine dunklen Augen schimmerten unergründlich.

„Stimmt nicht. Ich kannte dich, als du achtzehn warst. Du hast dich verändert. Du bist viel selbstsicherer als früher und viel unnahbarer.“

„Das kommt wahrscheinlich automatisch, wenn man älter wird. Du allerdings hattest auch früher schon jede Menge Selbstbewusstsein.“

Er lächelte verschmitzt. „Hältst du mich etwa für arrogant? So klingt das nämlich.“

Gegen ihren Willen erwiderte sie sein Lächeln. „Du hast es erfasst. Ich habe mich nur deshalb so vorsichtig ausgedrückt, weil ich dich nicht gegen mich aufbringen will.“

„Was sind eigentlich deine Zukunftspläne, Megan? Willst du deine Galerie in Santa Fe auch dann behalten, wenn du die Hälfte deiner Zeit auf der Ranch verbringst?“

„Ja. Santa Fe ist unser Zuhause.“ Ihre Hand lag noch immer in seiner, und er streichelte mit dem Daumen ihr Handgelenk. Bei der Berührung flammte ihre Erregung erneut auf.

„Ich liebe Santa Fe“, fuhr sie fort. „Ich will niemals von dort wegziehen. Ich habe immer gehofft, dass Ethan später mal in meiner Nähe wohnen wird, aber das ist natürlich unwahrscheinlich. Der Himmel weiß, was jetzt aus ihm wird, wo er dir begegnet ist.“

„Es ist doch noch lange hin, bis er alt genug ist, um auszuziehen“, sagte Jared. „Schwimmst du eigentlich gern?“

„Sehr sogar. Ich habe allerdings keinen Badeanzug dabei. Auf der Ranch brauche ich keinen.“

„Wir werden in der Stadt halten und dir einen kaufen.“

„Das mache ich lieber allein“, antwortete sie lachend.

Er lächelte. „Schon viel besser“, sagte er und berührte einen ihrer Mundwinkel.

Sanft ließ er seinen Zeigefinger über ihre Unterlippe gleiten. Megan wurde heiß.

„Ich verspreche dir, dich richtig zum Lachen zu bringen, bevor die Nacht vorbei ist.“

„Bleib beim Thema, Jared“, antwortete sie sachlich. „Diese Reise ist nur ein Zwischenspiel, um Ethans Zukunft zu planen. Es geht nicht darum, unsere Bekanntschaft zu erneuern.“

„Was ist verkehrt daran, eine alte Freundschaft aufzufrischen?“

„Es war viel mehr als nur eine Freundschaft! Ich will nicht, dass du mir ein zweites Mal das Herz brichst.“ Nie wieder wollte sie so leiden müssen wie in dem Jahr, nachdem er sie verlassen hatte.

„Ich habe nicht die Absicht, dich zu verletzen.“

„Dann sieh zu, dass unser Verhältnis möglichst unpersönlich bleibt. Ich gebe mir große Mühe, Jared. Mach es mir nicht noch schwerer.“

„Das würde ich nie tun“, antwortete er und lehnte sich zurück. „Also, schildere mir einen typischen Tag aus deinem Leben. Was treibt ihr zwei für gewöhnlich so?“

„Während der Schulzeit verbringe ich den Großteil des Tages in der Werkstatt. Drei Angestellte übernehmen den Verkauf in der Galerie, außer mittwochs und freitags. Es sind immer zwei von uns da.“

„Ich war schon seit Jahren nicht mehr in Santa Fe. Wie heißt deine Galerie eigentlich?“

Jared verschränkte die Hände hinter dem Kopf und streckte die langen Beine aus. Er wirkte wie eine Raubkatze, äußerlich entspannt, jedoch bereit, von einer Sekunde auf die andere zuzuschlagen.

„Warte, lass mich raten“, sagte er. „‘Sorenson Gallery‘.“

„Bin ich wirklich so fantasielos?“, fragte sie lächelnd, und er erwiderte ihr Lächeln. „Ich habe in Gedanken mit einigen weniger durchschnittlichen Namen gespielt, aber vor der Eröffnung war alles so neu und aufregend. Ich wollte mir schnell einen Namen machen und habe deshalb ‚Sorenson Gallery‘ gewählt. Das war in dem Jahr, als du dein erstes Restaurant in Dallas eröffnet hast – ‚Dalton’s‘, glaube ich.“

„Ich habe den Namen aus dem gleichen Grund genommen wie du deinen“, sagte er. „Du hast dich also über mich auf dem Laufenden gehalten?“

Megan zuckte die Achseln. „Meine Tante und mein Onkel kennen Leute, die mit deiner Familie befreundet sind. Die Welt ist manchmal klein.“

„Und viel interessanter, seitdem du in mein Leben zurückgekehrt bist“, fügte er hinzu.

„Jared, ist es zu viel verlangt, das Flirten zu unterlassen?“

„Bei dir schon“, antwortete er mit einem verführerischen Lächeln. Er beugte sich wieder zu ihr. „Du siehst wunderschön aus, aber etwas fehlt noch.“

„Was denn?“, fragte sie betont lässig, obwohl sie sich seiner körperlichen Nähe sehr bewusst war.

„Ohne das hier würdest du viel besser aussehen.“ Er hob eine Hand, um den Clip zu lösen, mit dem sie ihr Haar hochgesteckt hatte. Dick und schwarz fiel es ihr über die Schultern und den Rücken. „Schon viel besser!“, sagte Jared.

Lächelnd schüttelte Megan sich das Haar aus dem Gesicht. „Es ist aber nicht gerade praktisch.“

„Bitte opfere dich mir zuliebe. Ich werde mich auch erkenntlich erweisen.“

„Wie ist eigentlich das Wetter am Reiseziel?“

„Sonnig und warm.“

Allmählich entspannte sie sich etwas. Sie machte es sich bequem und plauderte mit Jared, wobei sie von Zeit zu Zeit über seine Erzählungen lachen musste. Der Flug verging überraschend schnell. Irgendwie genoss sie Jareds Gesellschaft sogar, auch wenn jede Minute mit ihm schmerzliche Erinnerungen an früher weckte.

„Wir müssen gleich da sein“, stellte sie beim Anblick des tiefblauen Golfes unter ihnen fest. „Wohnst du in der Stadt?“

„Nein, ich habe eine Villa an der Küste. Wir sind dort ungestört.“

„Ich glaube kaum, dass das nötig ist, aber es klingt trotzdem gut.“

Nach der Landung führte Jared sie zu einer Limousine, neben der schon sein Chauffeur und Bodyguard wartete. Einige Minuten später befanden sie sich in einem kleinen, exklusiven Bademodenladen in der Stadt. Während Jared telefonierte, zeigte man ihr einige Modelle. Sie wählte ein halbes Dutzend und probierte sie an, ohne sie Jared zu zeigen. Dann traf sie ihre Entscheidung und zog sich wieder an.

„Du hast mir ja gar nichts vorgeführt“, beschwerte er sich.

„Du siehst mich früh genug darin, wenn wir schwimmen gehen.“

„Ich zähle schon die Minuten!“

Gegen ihren Willen musste Megan lächeln. „Du flirtest ständig, Jared. Natürlich nur dann, wenn wir uns nicht streiten“, räumte sie ein.

„Ich hoffe, dass Letzteres ein für alle Mal passé ist.“

Bei diesen Worten klang er so ernst, dass plötzlich doch Hoffnung auf eine einvernehmliche Lösung in ihr aufflackerte. Beim Anblick seiner braunen Augen wurde ihr auf einmal ganz wehmütig zumute. Es hätte alles so schön sein können, wenn er sich nicht damals aus dem Staub gemacht hätte. Sie schüttelte diese Emotionen ab und öffnete ihre Handtasche.

Jared nahm ihr den Badeanzug aus der Hand. „Ich bezahle“, sagte er mit einem Tonfall, der jeden Protest im Keim erstickte, und bat die Verkäuferin, noch zwei weitere einzupacken.

Megan lachte. „Jared, ich nehme an keinem Schwimmwettbewerb teil. Ich brauche nur einen Badeanzug.“

„Man kann nie wissen.“

„Das ist Geldverschwendung.“ War Jareds Lebensstil immer so extravagant? Inwieweit würde das Ethans Leben verändern? Und was war mit ihrem?

„Lass das mal meine Sorge sein“, antwortete er lächelnd.

Sie verließen die Stadt und fuhren über einen von großen Bäumen gesäumten Highway. Irgendwann bogen sie ab und passierten ein schmiedeeisernes Tor. Jared winkte einem Mann zu, der den Gruß freundlich erwiderte.

„Wie oft bist du eigentlich hier?“, fragte Megan.

„Einige Wochen im Jahr. Der Mann eben war der Pförtner. Ich habe ihm rechtzeitig Bescheid gesagt, dass wir kommen. Das Personal hat schon alles Nötige vorbereitet.“

Megan wurde neugierig und fragte sich, ob er ihr das Haus nur zeigen wollte, um ihr zu beweisen, dass er besser für Ethan sorgen konnte als sie, aber es fühlte sich nicht so an. Er schien wirklich stolz darauf zu sein. Sie fuhren durch dichte Vegetation und erreichten ein weiteres Tor, das sich automatisch beim Herannahen des Wagens öffnete. Eine gelb getünchte Mauer umgab ein Anwesen, dessen Garten sich als echtes Paradies entpuppte. Palmen und andere tropische Bäume und Pflanzen wuchsen auf einem smaragdgrünen Rasen, der sich bis zu einer großen weißen Villa erstreckte. Dahinter schimmerte blau das Meer.

„Jared, das ist ja herrlich hier!“, rief sie begeistert.

„Schön, dass es dir gefällt. Wie wär’s mit einem Bad im Meer?“

„Klingt wundervoll. Genau das, was ich nach dem langen Flug brauche.“ Für einen Moment fühlte sie sich so wohl, dass sie sogar ihre Probleme vergaß.

„Dann gehen wir also erst einmal schwimmen. Auspacken kannst du später, oder Lupita erledigt das für dich.“

„Ich packe lieber selbst aus, danke“, antwortete sie belustigt. „Ich kann es kaum erwarten, ins Wasser zu kommen.“

„Ich auch nicht“, sagte Jared. Seine Stimme klang plötzlich heiser.

„Schwimmst du denn nicht ständig, wenn du hier bist?“, fragte Megan, ihn absichtlich missverstehend.

„Doch, aber ich brenne darauf, dich im Badeanzug zu sehen.“

„Komm, hör schon auf!“ Wieder betrachtete sie bewundernd das Haus, das von einer breiten Terrasse umgeben war, auf der Töpfe mit blühenden Orchideen standen. Gelbe und scharlachrote Bougainvillen rankten sich an den Wänden empor bis zum Dach. „Das ist einfach zauberhaft.“

Nachdem sie geparkt hatten, kam ein Mann in Uniform aus dem Haus, der ihr als Adan vorgestellt wurde. Er trug die Koffer hinein. Dann lernte Megan Lupita kennen, die ihr freundlich zulächelte und Jareds kurze Anweisungen entgegennahm.

Das Innere des Hauses verschlug ihr den Atem. Nach einer weitläufigen, von Säulen gestützten Eingangshalle folgte ein großes Wohnzimmer, hinter dessen Fenstern ein riesiger Swimmingpool mit Fontäne und Wasserfall zu sehen war. Ein Holzdeck führte zu einem weißen Sandstrand. Dahinter lag das Meer.

„Das ist einfach unglaublich.“

„Finde ich auch“, antwortete er und kam auf sie zu. „Hol deinen Badeanzug. Wir treffen uns draußen.“

Sie sah zu ihm auf. Die Luft zwischen ihnen knisterte förmlich vor erotischer Spannung. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. „Wo ist mein Zimmer?“ Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Jared nahm ihren Arm und führte sie über einen langen Flur in ein Zimmer mit Seeblick.

„Wie gefällt es dir?“

Megan betrachtete die mit gelb-weißen Polstern bedeckten Rattanmöbel und den sich träge drehenden Deckenventilator. „Es ist wunderschön, wie in einem alten Film.“

„Ich erwarte dich am Pool.“

Er strich ihr mit dem Handrücken über die Wange, und ihr Puls raste unter seiner Berührung. Sie sehnte sich danach, alle Vorsicht über Bord zu werfen. Schade, dass sie ihm nicht trauen konnte.

Er lächelte ihr zu und ging durch die Terrassentür nach draußen.

Megan betrachtete das riesige Bett und erkundete das großzügige Badezimmer mit eingelassener Badewanne und einer Spiegelwand, dann kehrte sie ins Schlafzimmer zurück und packte ihre Einkäufe aus.

Sie hatte einen marineblauen Einteiler ausgesucht, der so viel wie möglich verhüllte. Nachdem sie sich umgezogen hatte, musterte sie sich kritisch im Spiegel. Sie hatte absichtlich nichts Frivoles gewählt, um Jared nicht zu ermuntern. Er nutzte so schon jede Gelegenheit, um mit ihr zu flirten, und leider konnte sie nicht verhindern, dass sie auf seine flüchtigsten Berührungen reagierte. Nachdem sie sich ihren Bademantel übergeworfen hatte und in Flip Flops geschlüpft war, ging sie über die Terrasse zum Pool, wo Jared bereits seine Bahnen zog.

Megan schleuderte die Flip Flops von den Füßen und legte den Bademantel ab. Jared erreichte den Beckenrand und strich sich die nassen Locken aus dem Gesicht. Als er sie entdeckte, schwamm er auf sie zu und stieg aus dem Wasser.

Wassertropfen glitzerten auf seinen Schultern und in seinem Brusthaar. Beim Anblick seines schlanken, muskulösen Körpers, der noch besser trainiert war als früher, überlief es Megan heiß. Seine schwarze Badehose verbarg so wenig, dass ihr unwillkürlich sein Anblick von früher in den Sinn kam, wenn er nackt und erregt war. Hastig richtete sie den Blick auf seine Augen und stellte fest, dass er sie wollüstig betrachtete. In diesem Augenblick wurde ihr bewusst, dass sie mit dieser Reise einen weiteren fatalen Fehler begangen hatte.

6. KAPITEL

Mit klopfendem Herzen sah sie ihn auf sich zukommen.

„Jared“, flüsterte sie und ignorierte die warnende Stimme in ihrem Kopf.

Jared nahm sie in die Arme und zog sie an sich. Durch ihren dünnen Badeanzug konnte sie seinen muskulösen Körper, seine warme, nasse Brust und seine starken Schenkel spüren. Er senkte den Blick auf ihren Mund, und ihre Lippen teilten sich sofort.

„Jared“, wiederholte sie leise.

Er beugte sich herunter, bedeckte ihre Lippen mit seinen und ließ seine Zunge in ihren Mund gleiten. Ihr Verlangen war so stark, dass sie die Arme um seinen Nacken schlang und ihn hungrig küsste. Plötzlich war es ihr egal, dass sie sich damit emotional auf Glatteis begab. Er war einfach zu aufregend und zu sexy.

Sie schob die Finger in sein dickes Haar und streichelte ihn, worauf Jared sie fester an sich zog, sodass sie seine Erektion an ihrem Bauch spüren konnte. Ihr Herz raste. Er strich ihr über den Nacken, ließ eine Hand in ihr Oberteil gleiten, umfasste eine ihrer Brüste und strich mit der Handfläche über die Brustwarze.

Stöhnend vor Wonne ließ sie ihre Hände über seinen Rücken gleiten und presste ihr Becken an ihn. Sie wollte mehr.

„Meg“, flüsterte er.

Er schob das Oberteil ihres Badeanzugs herunter, umfasste ihre Brüste, strich mit den Daumen über die harten Knospen und sah ihr voller Begierde in die Augen. Megan hielt sich mit einer Hand an seiner Schulter fest und ließ die andere an seinem Körper hinabgleiten.

Sie konnte sich noch genau an den Sex mit Jared erinnern und war begierig, ihn wiederzuentdecken. Als sie die Hände von seinem Schenkel aufwärts über seine Hüfte und seinen flachen Bauch gleiten ließ, schnappte er nach Luft. Dann spürte sie eine seiner Hände auf ihrem Bauch. Jared streichelte sie zärtlich, und sie erschauerte. Im nächsten Moment spürte sie, wie er die Hand zwischen ihren Beinen in den Badeanzug schob und sie dort berührte.

„Ja!“, stieß sie aus und drängte sich ihm entgegen. Als er sie quälend langsam streichelte, klammerte sie sich an ihn. Machtlos gab sie ihrem Verlangen nach, denn jede Faser ihres Körpers verlangte nach ihm. Als er sich zu ihr herunterbeugte und seine Lippen sich um eine ihrer Brustwarzen schlossen, durchrieselte eine erregende Hitzewelle ihren Körper.

Aufkeuchend schob sie seine Badehose hinunter, und als er seine Lippen von ihr löste, ging sie vor ihm in die Hocke, umfasste seine Erektion und umkreiste die samtene Spitze mit ihrer Zunge.

Stöhnend schob Jared die Finger in ihr Haar und zog ihren Kopf an sich. Megan genoss es, in ihm die gleiche Begierde zu wecken, die sie empfand, doch lange hielt er es nicht aus. Er packte sie und zog sie hoch.

Sein Blick war heiß wie Lava, und bevor sie sich versah, lag sie auf einem Liegestuhl und Jared hockte neben ihr. Mit sanften Küssen bedeckte er ihren Hals und ihre Brüste und liebkoste sie lustvoll mit Zunge und Zähnen, während er gleichzeitig eine Hand zwischen ihre Beine schob und sie streichelte, bis die Spannung nahezu unerträglich wurde. Dann rutschte er herum, legte sich ihre Beine über seine Schultern und verwöhnte sie mit seiner Zunge.

Überwältigt schloss Megan die Augen. Jede Berührung steigerte ihre Lust, bis sie es kaum noch erwarten konnte, ihn in sich zu spüren.

„Nimm mich“, forderte sie ihn auf, und er hob den Kopf und lächelte sie an.

„Wir brauchen ein Kondom.“

Er lächelte verschmitzt, nahm sie auf den Arm und trug sie zurück ins Haus und in sein Schlafzimmer, wo er sie sanft auf das Bett legte.

Erneut kniete er sich zwischen ihre Beine, streichelte die empfindsame Innenseite ihrer Schenkel und ließ sie seine kundige Zunge spüren. Megans Verlangen wurde nahezu unerträglich.

Endlich nahm er ein Kondom aus der Nachttischschublade. Während er das Päckchen öffnete, genoss sie gierig seinen Anblick. Er war muskulös und braun gebrannt – ein perfekt gebauter Mann – und sah einfach fantastisch aus.

Als sie ihm wieder in die Augen sah, war die starke körperliche Anziehung zwischen ihnen spürbar wie Elektrizität, doch es mischte sich noch etwas anderes darunter, etwas Zerbrechlicheres: lange aufgestaute Sehnsucht.

Stumm öffnete sie die Arme und hieß ihn willkommen. Er küsste sie erneut, und sie schlang die Arme um ihn.

Endlich hatte sie ihn wieder. Die Jahre voller Sehnsucht schienen plötzlich wie ausgelöscht. Wie sehr hatte sie sich diesen Augenblick herbeigewünscht!

Von Emotionen überwältigt, zog sie ihn an sich, und als er in sie eindrang, bäumte sie sich auf, um ihm entgegenzukommen. Sie schlang die Beine um seine Hüfte und umfasste seinen festen Po.

Ihre Vereinigung fühlte sich so richtig an, so natürlich.

Lustvoll stöhnend bewegte sie ihr Becken. Wieder und wieder drang er quälend langsam in sie ein und steigerte so ihre Begierde, bis sie die Fingernägel in seinen Rücken krallte und sich wild unter ihm bewegte, um ihn anzustacheln.

Schließlich gab er seine Zurückhaltung auf und passte sich mit heftigen, tiefen Stößen dem Tempo an, das sie vorgab. Sie schienen derartig zu einer Einheit zu verschmelzen, dass Megan aufschluchzte.

„Meg, Liebling!“, flüsterte Jared rau.

Die Zärtlichkeit in seiner Stimme drang tief in ihr Herz. Wieder einmal wurde sie sich ihrer Verletzlichkeit bewusst und erkannte plötzlich, dass sie nicht nur seinen Körper wollte, sondern viel mehr.

Dann hatte sie ihren Orgasmus; Sterne explodierten vor ihren geschlossenen Augen, und ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Lustvoll zuckend bäumte sie sich auf, worauf Jared stöhnend seine Stöße beschleunigte, bis er selbst kam.

Kaum war er wieder zu Atem gekommen, spürte Megan erneut die Lust in sich aufsteigen und schlang Arme und Beine um ihn.

„Jared“, flüsterte sie. „Bitte hör nicht auf.“ Sie drängte sich ihm entgegen und bewegte ihr Becken vor und zurück, bis Jared darauf einging, worauf ihre quälend süßen Empfindungen sich bis zu einem zweiten Höhepunkt steigerten.

Anschließend lagen sie schwer atmend aneinandergekuschelt und streichelten einander. Es kam Megan vor, als würde sie langsam aus einem weit entlegenen Paradies zurückkehren.

Nach einer Weile drehte Jared sich auf die Seite, und sie schmiegte sich an ihn und drückte ihr Gesicht an seinen Hals. Sie zwang sich, an nichts zu denken und nur ihren Zustand ermatteter Befriedigung zu genießen.

Jared rückte etwas von ihr ab, legte einen Finger unter ihr Kinn und hob es an, damit er ihr in die Augen sehen konnte. „Mit dir zu schlafen ist unglaublich, Meg!“

„Pst.“ Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Bitte sag nichts. Sei einfach für ein paar Minuten still“, forderte sie ihn auf, obwohl sie sich seinen Worten nur anschließen konnte.

Sanft ließ sie den Finger über sein Kinn bis zu seiner Brust gleiten. Er betrachtete sie ernst und bedeckte ihr Gesicht mit zarten Küssen. Zärtlich strich er ihr das Haar aus dem Gesicht.

„Du bist einfach wundervoll“, sagte er heiser und richtete sich etwas auf, um ihre nackten Brüste zu liebkosen.

Megan nahm seine Hand und küsste seine Finger. Noch immer wollte sie an nichts denken als den gegenwärtigen Augenblick. Jared drehte sich auf den Rücken und zog sie schweigend an sich, so wie sie es sich gewünscht hatte. So lagen sie eine ganze Weile. Schließlich richtete sie sich auf, doch er hielt sie fest.

„Wo willst du hin?“, fragte er.

„Unter die Dusche.“

Er erhob sich ebenfalls. „Ich komme mit.“

Megan schüttelte den Kopf. „Jared, wir …“

Er umschlang ihre Taille und erstickte ihren Protest mit einem leidenschaftlichen Kuss. Schlagartig war Megan wieder so erregt, als hätten sie sich nicht gerade erst geliebt.

Nur widerstrebend öffnete sie die Augen, nachdem Jared sie freigegeben hatte, und sah, dass er sie beobachtete. Als er aufstand, bemerkte sie, dass er so erregt war wie sie. Mit einer Leichtigkeit, die sie überraschte, nahm er sie auf die Arme, trug sie ins Bad und stellte das warme Wasser in der Dusche an. Er setzte sie unter dem Wasserstrahl ab und küsste sie erneut. Voller Verlangen schlang sie die Arme um ihn und schmiegte sich an ihn. Ihre nassen, erhitzten Körper pressten sich aneinander.

Megan stöhnte leise auf, als sie Jareds heiße Erektion an ihrem Bauch fühlte. Bisher war er der Einzige, mit dem sie geschlafen hatte, was er jedoch nicht wissen durfte. Das Schlimmste war jedoch, dass sie nicht genug von ihm bekommen konnte, nachdem sie sich erst einmal hatte gehen lassen.

Er hob sie hoch, lehnte sich gegen die Glaswand der Dusche und zog sie an sich, wobei er in sie eindrang. Megan schrie auf, warf den Kopf zurück und bewegte sich im Rhythmus seiner schnellen, harten Stöße.

Diesmal erlebten sie den Höhepunkt gleichzeitig.

Er würde ihr wieder das Herz brechen, das wusste sie genau. Es hatte keinen Zweck, die Wahrheit zu leugnen. Von ihren Gefühlen überwältigt, wandte sie den Kopf ab.

„Meg, Liebling, du bist die reinste Magie, einfach wunderschön“, hörte sie Jared sagen.

Wieder berührten seine Worte sie tief. Sie hob den Kopf und sah ihn an. „Lass mich runter, Jared.“

Er stellte sie auf die Füße, zog sie an sich und küsste sie, bis sie den Kuss mit gleicher Leidenschaft erwiderte.

„Du hast keine Ahnung, was du mir antust.“

Er klang wild und zärtlich zugleich, und ihr war klar, dass sie jede Schlacht gegen ihn verlieren würde. Wie hatte sie sich je einbilden können, ihm gewachsen zu sein? Der Sex mit ihm machte sie willenlos, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

Jared bedeckte ihre Schultern mit Küssen, schob seine Zunge in ihr Ohr und kitzelte sie. Dann küsste er sie erneut und schob sie rückwärts unter den Wasserstrahl.

Er lächelte, und das machte seine Züge weicher und verlieh seinem Gesicht eine Wärme, die sie vermisst hatte, bis er wieder in ihr Leben getreten war. Sie erwiderte sein Lächeln, obwohl sie genau wusste, dass sie sich mit Lichtgeschwindigkeit in die Katastrophe manövrierte.

„Du bist ein charmanter Teufel“, sagte sie kopfschüttelnd.

„Und du eine Verführerin. Die reinste Versuchung.“ Die Hände auf ihrer Hüfte, trat Jared einen Schritt zurück und betrachtete sie eingehend. Dann drehte er das Wasser ab und holte zwei Handtücher aus einem Regal. Er reichte ihr eines und begann, sie mit dem anderen abzutrocknen. Megan frottierte seine breiten Schultern und seine muskulöse Brust.

Mit langsamen, sinnlichen Bewegungen trocknete Jared ihre Brüste, ihren Bauch und die Innenseiten ihrer Schenkel ab und schob das Handtuch zwischen ihre Beine.

Megan schnappte nach Luft und packte ihn an den Armen. „Jared!“, protestierte sie schwach.

„Was ist? Ich trockne dich doch nur ab“, antwortete er gelassen und machte weiter. „Komm her.“

Er hob sie hoch, trug sie aus der Dusche und stellte sie vor die Spiegelwand. „Sieh nur, wie gut wir zusammenpassen. Du bist noch schöner als früher“, flüsterte er ihr zu und stellte sich dicht hinter sie. Dann ließ er seine Hände über ihren Bauch und ihre Brüste gleiten. Während er sie im Spiegel unverwandt beobachtete, umfasste er ihre Brüste und begann, die harten Brustwarzen zu liebkosen. Ihr Verlangen flammte erneut auf.

Sie wollte sich zu ihm umdrehen, doch er hielt sie fest.

„Warte“, raunte er ihr zu. „Sieh uns an. Sieh, was ich bei dir bewirke.“ Dabei legte er seine Daumen auf ihre Brustwarzen und umkreiste sie damit.

Seine Hände lagen dunkel auf ihrer hellen Haut. Mit vor Erregung klopfendem Herzen spreizte Megan die Beine und zerrte an seiner Hand. Er machte unbeirrt weiter, tat ihr aber den Gefallen und schob die andere zwischen ihre Beine. Megan bewegte rhythmisch ihr Becken und griff nach hinten, um ihn auf jede nur erdenkliche Weise zu berühren.

„Jared, du sollst …“, begann sie, aber er beugte sich über sie und küsste sie auf die Schultern und ihren Nacken. Ihre Worte erstarben.

Seine Hand verursachte ihr süße Qualen. Sie spreizte die Beine noch weiter, um ihm Zugang zu gewähren, und bewegte ihr Becken heftiger.

„Warte!“ Sie packte seinen Arm. „Wir dürfen das nicht!“

„Wir tun es aber“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Du setzt mich in Flammen, Meg“, fügte er mit rauer Stimme hinzu.

Noch nie hatte sie ihn so begehrt wie in diesem Augenblick.

Er küsste sie und trug sie zum Bett, wo er sie so quälend langsam liebte, dass ihr Höhepunkt alle bisherigen übertraf.

Schweigend lag sie hinterher in seinen Armen. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie sich von ihm losmachte.

„Wo willst du schon wieder hin?“

„Auf mein Zimmer, Jared.“

„Bleib doch noch ein Weilchen hier. Ich brauche dich, Meg“, bat er.

Sie gehorchte und legte sich wieder neben ihn, und er drehte sich auf die Seite und strich ihr das Haar aus dem Gesicht.

„Ich muss dich immerzu ansehen“, flüsterte er.

Außerstande, ihm zu antworten, streichelte sie seine Brust. Reue stieg in ihr auf und drohte, sie zu überwältigen. Schließlich setzte sie sich auf und hüllte sich in eine Decke. „Jared, wir haben einen Fehler gemacht.“

Er legte sich auf den Rücken und sah sie verwirrt an. „Warum? Es war fantastisch und hat keinem von uns geschadet.“

Sie schüttelte den Kopf und wich dem Blick seiner dunklen Augen aus, die auf den Grund ihrer Seele zu sehen schienen. „Lass es gut sein, Jared. Es ist vorbei. Ich war schon so lange mit keinem Mann mehr zusammen, dass ich einfach nicht widerstehen konnte. Außerdem bist du unglaublich sexy, und ich habe eine Schwäche für dich, wie du weißt. Ich wollte es genauso sehr wie du. Ich mache dir keinen Vorwurf, aber es war das letzte Mal. Wir müssen unser Problem wegen Ethan klären, aber wir werden in Zukunft weder miteinander schlafen, noch werde ich dich aus Vernunftgründen heiraten.“

„Warum nicht? Wir passen im Bett doch super zusammen!“

Megan wusste nur allzu gut, wie leicht er ihren Widerstand brechen konnte, daher beschloss sie, ihm jetzt doch reinen Wein einzuschenken.

Sie sah ihm in die Augen. „Verstehst du denn nicht? Du hast mir damals das Herz gebrochen – und das will ich nie wieder durchmachen! Ich habe heute nur mit dir geschlafen, weil es außer dir nie einen anderen Mann in meinem Leben gegeben hat.“

Seine Augen weiteten sich überrascht.

„Bisher konnte niemand dir das Wasser reichen. Selbst wenn ich mir fest vorgenommen hatte, mit jemandem zu schlafen, habe ich es nicht über mich gebracht. Nur aus diesem Grunde wurde ich heute schwach, aber es wird nicht wieder vorkommen. Wir sind nur zusammen, um uns wegen Ethan zu einigen, ganz egal, was heute passiert ist.“

Schwer atmend stand sie auf, riss die Decke vom Bett und hüllte sich darin ein. Er erhob sich ebenfalls, doch sie schüttelte ablehnend den Kopf und wich zurück. „Fass mich nicht an!“, sagte sie. Mit zusammengezogenen Augenbrauen blieb Jared stehen.

„Megan, ich war damals genauso verletzt wie du.“

„Ach, wirklich?“, fragte sie spöttisch. „Mir kommen die Tränen! Lass uns nicht mehr über die Vergangenheit reden. Ich gehe jetzt duschen und dann schwimmen.“

Als sie das Zimmer verließ, brannten wieder Tränen in ihren Augen. Waren es Tränen der Wut oder der Enttäuschung? Sie nahm sich vor, in Zukunft rationaler mit Jared umzugehen, und wünschte, sie hätte diese Reise schon hinter sich.

Sie holte ihren Bademantel und ihren Badeanzug, duschte und sprang in den Pool, um sich zu beruhigen und die Dinge endlich wieder in einem klaren Licht zu sehen.

7. KAPITEL

„Komm, ich helfe dir aus dem Wasser. Lass uns lieber im Meer baden. Das ist erfrischender.“ Megan war so vertieft in den Rhythmus ihrer Schwimmzüge gewesen, dass sie Jared gar nicht bemerkt hatte.

Sie reichte ihm eine Hand, und er zog sie aus dem Becken. Als sie vor ihm stand, legte er seine Hände auf ihre Hüfte.

„Lass mich deinen Badeanzug mal genauer betrachten. Er sieht toll aus, aber für meinen Geschmack ist er etwas zu hochgeschlossen.“

„Jared, wir haben noch immer nicht unsere Probleme wegen Ethan geklärt.“

„Bleib locker, Megan“, sagte er lässig. „Es schadet nicht, wenn wir sie für heute einfach mal vergessen.“

„Ich kann meine Sorgen aber nicht so schnell abschütteln wie du“, antwortete sie. „Küsse und gemeinsame Bäder im Meer bringen uns nicht weiter.“

„Das sehe ich anders“, widersprach er und nahm ihre Hände. „Es kann nicht schaden, wenn wir uns einander wieder etwas annähern. Schließlich werden wir künftig oft miteinander zu tun haben. Und Ethan geht es gut. Es hilft ihm nicht, wenn du dir Sorgen machst. Komm, lass uns Freundschaft schließen.“

„Klingt komisch, nachdem wir zusammen geschlafen haben.“ Dennoch musste sie zugeben, dass er recht hatte. Sich Sorgen zu machen, löste ihre Probleme nicht. „Okay, überredet. Ich werde versuchen, meine Sorgen für heute zu vergessen.“

„Lass mich dabei helfen. Ein Bad im Meer wird dich entspannen.“ Er zog sie hinter sich her zum Strand.

„Da liegt ja eine Jacht!“ Ein strahlend weißes Boot schaukelte weiter draußen auf dem Wasser.

„Das ist meine. Mal sehen, wer als Erster da ist!“

Jared warf die Handtücher in den warmen Sand, und Hand in Hand liefen sie ins Wasser. Erst als es ihnen bis zu den Knien reichte, ließ er sie los. Megan war überrascht, wie lange das Wasser flach blieb. Jared sprang kopfüber hinein und schwamm zur Jacht. Als sie dort ankam, reichte er ihr die Hände und zog sie an Bord. Prustend strich sie sich das nasse Haar aus dem Gesicht.

„Das Wetter ist einfach herrlich.“

„So herrlich wie du“, antwortete er und legte einen Arm um sie.

„Jared …“

„Pst, Meg. Ein Kuss kann nicht schaden.“

Er senkte den Blick auf ihren Mund und beugte sich über sie. Mit klopfendem Herzen ließ sie es geschehen.

„Dir vielleicht nicht“, flüsterte sie, bevor seine Lippen ihre berührten. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und erwiderte den Kuss. Schließlich stieß sie ihn von sich.

„Hör auf. Weißt du nicht mehr, was ich gesagt habe?“

Er gehorchte, setzte sich neben sie auf das Deck, sah sie dabei aber voller Verlangen an. Sie machte ihm eine lange Nase. „Außerdem verbitte ich mir, mich beim Schwimmen zu stören.“ Eigentlich hatte sie mit einer scherzhaften Antwort gerechnet, aber er sah sie nur ernst an. Was ging in ihm vor?

Megan wusste, dass sie sich für den Rest ihres Lebens an diesen Tag erinnern würde: an die in der Sonne funkelnden Wassertropfen auf Jareds Haut, das Plätschern der Wellen gegen den Schiffsrumpf und den Blick auf die Villa am Ufer – ein Realität gewordener Traum.

„Nach dem Abendessen werden wir einen neuen Versuch starten, uns zu einigen.“

Sie nickte, doch sie wusste, dass die friedliche Stimmung illusorisch war. „Also, ich wollte schwimmen, und das werde ich jetzt auch tun.“ Sie schaute über das Wasser und entdeckte eine gelbe Boje einige Hundert Meter entfernt. „Kann man unbesorgt bis zu der Boje dort schwimmen?“, fragte sie.

„Ja, kein Problem.“

Ohne lange nachzudenken, sprang sie ins Wasser, kurz darauf hatte Jared sie eingeholt, und nachdem sie die Boje umrundet hatten, schwammen sie zum Strand zurück. Megan stieg aus dem Wasser, breitete ein Handtuch im Sand aus und setzte sich darauf. Jared tat es ihr nach.

„Das war herrlich. Ich sollte mir vielleicht auch ein Haus am Meer kaufen. Ethan würde das gefallen. Er schwimmt zwar nicht besonders gern, aber er liebt Wasser.“

Jared stand auf und reichte ihr eine Hand. „Wenn du so weit bist, können wir uns anziehen und Lupita bitten, das Essen zu servieren.“

„Wo steckt sie eigentlich? Ich habe seit meiner Ankunft niemanden mehr gesehen.“

„Das Personal ist angewiesen, sich möglichst wenig blicken zu lassen. Sobald Lupita das Essen gebracht hat, wird sie in ihre Wohnung zurückkehren. Mein Personal wohnt hinter der Mauer, die wir vorhin passiert haben. Innerhalb der Mauer gibt es nur mein Haus, die Nebengebäude und uns.“

Als sie die Terrasse betraten, sagte er: „Ich gehe Lupita suchen. Wir treffen uns in einer halben Stunde hier auf einen Drink.“

Megan nickte und ging auf ihr Zimmer.

In seinem schwarzen Pullover und der dunklen Hose sah Jared auf eine gefährliche Weise gut aus. Megan konnte nicht umhin, ihn als Bedrohung für ihre Zukunft zu empfinden. Schmerzhaft wurde ihr wieder bewusst, dass ihr Leben sich von nun an verändern würde. Mit der Ruhe war es vorbei.

Jared schlenderte auf sie zu, nahm ihre Hände und betrachtete sie von Kopf bis Fuß. „Du siehst bildschön aus. Viel leckerer als das Dinner.“

Sie winkte ab. „Danke, danke.“

„Was möchtest du trinken?“

„Eine Piña Colada bitte.“

Er ging hinter die Bar und goss hellen und dunklen Rum in einen Mixer, fügte weitere Zutaten hinzu und vermischte alles mit zerstoßenem Eis. Er goss den Drink in ein Cocktailglas, reichte es ihr und nahm sich ein kaltes Bier. Megan setzte sich auf einen Stuhl und blickte aufs Meer. Die Sonne stand wie ein riesiger roter Ball über dem Horizont.

„Willst du Ethan auch hierher bringen?“, fragte sie.

„Ich werde ihn überall mit hinnehmen.“

Seine Worte schnitten ihr tief ins Herz. „Ich wollte immer mit ihm verreisen, hielt es aber für ratsam, noch zu warten, bis er älter ist. Und jetzt ist es zu spät.“

„Unsinn, das kannst du doch alles nachholen“, antwortete Jared. „Du könntest uns zum Beispiel begleiten, wenn du willst.“

Sie drehte sich zu ihm um. „Jared, das heute war nur bedeutungsloser Sex. Was uns verbindet, ist rein körperliche Anziehung. Meine negativen Gefühle dir gegenüber haben sich nicht geändert, und dir ergeht es bestimmt auch nicht anders.“

Jared stellte sein Bier hin. „Du irrst dich. Dieser Nachmittag hat mehr zu bedeuten, als du dir eingestehen willst, du bist nur noch immer zu wütend auf mich, um das zu erkennen. Warum sollten wir nicht gemeinsam mit Ethan hierherkommen und eine schöne Zeit miteinander verbringen?“

Sie schüttelte den Kopf. „Weil es nicht funktionieren würde, Jared.“

Er sah aus, als würde er jeden Moment aufbrausen, entspannte sich jedoch sofort wieder. „Du beraubst dich selbst einiger schöner Augenblicke“, sagte er.

„Ich weiß, was ich tue.“

„Das Essen ist serviert“, durchdrang Lupitas Stimme die angespannte Stille, die auf ihren Wortwechsel gefolgt war.

„Danke, Lupita.“ Jared erhob sich, nahm Megans Arm und führte sie um die Ecke auf einen ihr bisher noch unbekannten Abschnitt der Terrasse. Zahlreiche Palmen in Töpfen verliehen diesem Teil den Zauber eines Gartens am Meer.

Auf einem Metalltisch mit Glasplatte standen brennende Kerzen, farbenfrohes Porzellan und funkelndes Kristall. Aus Schüsseln stieg Dampf auf. Jared schob ihr einen Stuhl hin und küsste sie zart auf den Hals, nachdem sie sich gesetzt hatte. Dann nahm er lächelnd ihr gegenüber Platz.

„Wie bringst du es fertig, hier wegzufahren und nach Texas zurückzukehren?“

„Ich halte die Stille immer nur für ein paar Tage aus. Dafür bin ich zu rastlos und arbeite viel zu gern. Dir erginge es bestimmt nicht anders, wenn du hier Wochen verbringen müsstest. Beim ersten Mal war ich noch einen ganzen Monat hier, aber das hat sich nicht wiederholt.“

Vermutlich brachte er jedes Mal eine andere Frau mit, ging es Megan durch den Kopf, doch sie schob diesen unliebsamen Gedanken beiseite, konzentrierte sich auf das Gespräch und genoss die Jambalaya. Dazu gab es Melone, Mango und Kiwi mit Gorgonzola. Das Dessert bestand aus dünnen Scheiben Käsekuchen, die mit Schokoladen- und Himbeersauce beträufelt waren. Alles war köstlich und das Gespräch unverfänglich, doch Jareds Blicke offenbarten unverhohlene Begierde.

Als die Sonne unterging, schaltete sich automatisch die Außenbeleuchtung auf der Terrasse und am Strand ein. Das Licht hob seine Gesichtszüge stärker hervor und betonte seine gerade Nase und die hohen Wangenknochen. Megan musste sich zwingen, ihn nicht ständig anzustarren.

Nachdem sie aufgegessen hatten, räumten Lupita und Adan das Geschirr ab und sagten Gute Nacht.

„Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie es ist, mit einem Bodyguard zu leben.“

„Du und Ethan werdet auch einen brauchen.“ Jared legte eine Hand auf ihre. „Ethans Leben wird sich von jetzt an verändern, ob du es willst oder nicht. Für einen Reichtum wie den meinen zahlt man leider einen Preis, Paparazzi, zum Beispiel, oder das Risiko von Kidnapping.“

Megan zuckte zusammen und sah zur Seite. Sie wollte das alles nicht. „Wenn ich dir doch nur die Ranch verkauft hätte! Dann hättest du nie von Ethan erfahren“, sagte sie bitter.

„Dafür ist es jetzt zu spät.“

„Jared, versuch doch wenigstens, mich zu verstehen. Außerdem kann ich nicht oft genug betonen, dass dieser extravagante Lebensstil dich als Vater ungeeignet macht.“

„Du solltest mir schon etwas Verantwortungsgefühl zugestehen“, antwortete er.

„Du hast gefährliche Hobbys wie Bergsteigen oder Rodeo.“

Er lächelte flüchtig. „Ich bin seit Jahren nicht mehr Rodeo geritten. Das habe ich schon aufgegeben, als ich meinen Collegeabschluss machte. Und ich würde Ethan nie zum Klettern mitnehmen.“

„Ich will auch nicht, dass du mit ihm um die Welt jettest.“

„Keine Sorge. Ich möchte ihn allerdings an bestimmte Orte mitnehmen. Solche wie diesen hier zum Beispiel.“

Megan verschränkte die Hände. „Jared, Ethan und ich stehen uns sehr nahe. Wahrscheinlich bin ich eine Glucke und überängstlich, aber ich liebe ihn sehr. Von der Töpferei abgesehen, ist er alles, was ich habe. Und er steht an erster Stelle. Der Gedanke, ihn teilen zu müssen, tut einfach weh. Ich habe Angst, ihn zu verlieren, so ungern ich das auch eingestehe.“

Jared nickte. „Das verstehe ich voll und ganz, Megan. Und genau aus diesem Grund habe ich dir auch eine Vernunftehe vorgeschlagen. Warum hast du eigentlich solche Bedenken? Du hast doch auch kein Problem damit, ihn deiner Tante und deinem Onkel zu überlassen.“

„Das ist Teil des Problems. Wie soll ich da noch oft mit ihm zusammen sein?“

„Ich hätte nichts gegen deine Gesellschaft einzuwenden, wenn er bei mir ist. Du wirst ihn nicht aufgeben müssen, solange du mit mir kooperierst. Trotzdem wird sich natürlich einiges ändern. Sobald sich herumspricht, dass ich sein Vater bin – und du wieder Teil meines Lebens –, müsst ihr beide geschützt werden. Außerdem könnt ihr einen Chauffeur gebrauchen.“

Zum ersten Mal seit ihrem Wiedersehen mit Jared musste Megan herzlich lachen. „Ein Chauffeur! In Santa Fe?“

Jared grinste. „Schön, dich endlich mal wieder richtig lachen zu hören, Meg.“

„Ich werde mich zum Gespött der Stadt machen.“

„Das glaube ich kaum. Es gibt dort mehr Leute mit Chauffeur, als du denkst. Wahrscheinlich achtest du einfach nur nicht auf sie.“

„Ethan wird es seinen besten Freunden erzählen wollen.“

„Kein Problem. Sie können jederzeit mitfahren. Wir müssen auch über die passende Schule nachdenken. Du hast die freie Wahl.“

„Ich schicke einen Sechsjährigen nicht fort. In Santa Fe kommt er nach der Schule immer nach Hause, und wir machen die Hausaufgaben zusammen.“

„Ich kann auch einen Privatlehrer bezahlen, wenn du willst. Und auf der abgelegenen Ranch braucht ihr unbedingt einen diskreten Bodyguard.“

„Du bist sehr großzügig.“ Jeder seiner Vorschläge machte ihr mehr Angst, selbst wenn es zu Ethans Bestem war.

„Jetzt zum Besuchsrecht“, sagte Jared.

Sie sah ihn bittend an. „Was hältst du davon, wenn du ihn an den Wochenenden bekommst und wir uns in den Ferien abwechseln?“, schlug sie vor, obwohl ihr der Gedanke, Ethan an den Wochenenden nicht zu sehen, gegen den Strich ging.

„Das reicht mir nicht. Ich möchte die Hälfte seiner Zeit.“

Jared klang so unnachgiebig, dass Megan schluckte. „Verlege deinen Firmensitz doch nach Santa Fe“, schlug sie schließlich vor. „Das wäre die bequemste Lösung.“

„Ausgeschlossen“, antwortete er ruhig. „Santa Fe ist viel zu abgeschieden und luftverkehrstechnisch nicht so gut angeschlossen wie Dallas. Wenn jemand von uns umziehen muss, dann du. Für dich macht das viel weniger Umstände. Fort Worth hat zahlreiche Museen, und Kunstgalerien gibt es sowohl dort als auch in Dallas. Du könntest ohne Weiteres Arbeit finden.“

Megan dachte nach. Ihr Leben in Santa Fe war so friedlich und einfach gewesen, und jetzt würde Jared alles zerstören.

„Ich soll nach Dallas ziehen und in einer großen Stadt leben, mit all dem Verkehr und der Hektik?“

„Es gibt auch ruhige Stadtteile, sowohl in der Innenstadt als auch außerhalb. Du kriegst jedes Haus, das du willst, oder ich baue dir eins“, bot er an.

Megan schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Verstand er denn nicht, dass sie sein Geld und seine Einmischung nicht wollte? „Ich weiß nicht, Jared“, antwortete sie schließlich. „Der Schritt, Santa Fe und alles, was ich mir dort aufgebaut habe, zu verlassen, erscheint mir zu gewagt. Und was ist mit Ethans Freunden?“

„Megan, er ist sechs Jahre alt“, sagte Jared geduldig. „Er wird sich schnell umgewöhnen.“

Aufgewühlt stand sie auf, ging ein paar Schritte und betrachtete die weißen Schaumkronen auf dem Wasser. Musste sie wirklich umziehen? Wenn sie es nicht tat, würde sie Ethan jedes Mal weit wegschicken müssen, wenn er zu Jared fuhr.

Warum hatte sie ihm nur nicht ihre Ranch verkauft?

Er kam hinter ihr her, umfasste ihre Schultern und drehte sie zu sich um. „Es ist die einfachste Lösung, Megan. Ich kann meinen Firmensitz und meine ganzen Mitarbeiter unmöglich nach Santa Fe verlegen. Sei realistisch.“

„Realistisch! Damit meinst du doch nur, dass ich Ethan aufgeben soll!“

„Das ist nicht wahr“, antwortete er ruhig. „Ich möchte ihn nur mit dir teilen. Ich will doch auch nur das Beste für ihn. Du tust ja gerade so, als würde ich ihn einem grausamen Schicksal aussetzen.“

„Ich weiß“, gab sie kleinlaut zu. „Ich muss mich wohl erst an den Gedanken gewöhnen, nach Dallas zu ziehen.“

„Es wäre wirklich die beste Lösung.“

„Und was ist, wenn du mal heiratest? Deine Frau wird eigene Kinder wollen und Ethan nie so lieben wie eine leibliche Mutter.“

„Ich werde niemals heiraten, dich ausgenommen.“

„Ich heirate aber nicht ohne Liebe. Du hättest dann Ethan und bequemen Sex noch dazu, während ich mich emotional viel zu sehr verstricken würde.“

„Warum nimmst du das Leben nicht einfach, wie es kommt, anstatt dir überflüssige Sorgen zu machen?“ Jared massierte ihre Schultern. „Du bist total verkrampft.“

„Ich kann das alles eben nicht einfach auf die leichte Schulter nehmen“, beharrte sie. „Würden dir nicht ein Monat im Sommer und eine Woche im Winter reichen?“

„Nein. Ich will eine gerechte Aufteilung.“

Megan holte tief Luft und spielte im Kopf immer wieder die verschiedensten Möglichkeiten durch, um sie dann sofort wieder zu verwerfen. „Gib mir Zeit, darüber nachzudenken, Jared“, sagte sie und machte sich von ihm los. Gedankenverloren sah sie auf das Meer, in dem sich der silbrige Mond spiegelte.

„Megan, warum machst du nur alles so verdammt schwierig?“, flüsterte er ihr zu und hauchte zarte Küsse auf ihren Nacken.

Sie drehte sich um, um zu protestieren, und sah ihm in die Augen. „Lass das“, sagte sie leise.

„Das meinst du doch gar nicht so“, antwortete er und erstickte weitere Protestlaute mit einem Kuss.

Ihr Widerstand löste sich in Luft auf, sobald seine Lippen ihre berührten. Sie wollte nur noch eins: mit ihm schlafen. Sie schlang die Arme um seinen Nacken, stellte sich auf die Zehenspitzen und erwiderte den Kuss leidenschaftlich. Stöhnend zog er sie an sich.

„Meg, Liebling, du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich dich will“, flüsterte er, legte seine Hände an ihr Gesicht und küsste sie erneut.

Er knöpfte ihre Bluse auf, öffnete den BH und schob ihn hinunter. Dann umfasste er ihre Brüste und ließ seine Daumen zart über ihre Brustwarzen gleiten.

Megan war außerstande, sich zu wehren. Jared war ein verbotener Traum und eine Gefahr für ihren Seelenfrieden, aber den hatte er ohnehin schon zerstört. Leidenschaftlich drängte sie sich an ihn und küsste ihn, bis er aufstöhnte. Es gab kein Zurück mehr. Sie fühlte sich so hilflos wie ein Blatt im Wind.

Nur Sekunden später fiel ihr Rock zu Boden und bauschte sich um ihre Füße. Sie trat hinaus und schleuderte die Schuhe von den Füßen. Jared betrachtete sie eingehend. Mit zitternden Fingern zog sie ihm das Hemd aus der Hose und öffnete den Gürtel. Nachdem Jareds Hose zu Boden gerutscht war, schleuderte er sie mit den Füßen beiseite und schlüpfte aus den Schuhen. Sein Slip folgte, dann bückte er sich, angelte ein Kondompäckchen aus seiner Hosentasche und nahm Megan auf die Arme.

„Es ist wie ein Traum“, flüsterte sie, mehr zu sich als zu ihm.

„Ein wahr gewordener Traum, Meg.“

Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und küsste ihn, während er sie zur nächsten Liege trug und sie hinlegte. Im nächsten Moment hatte er sich das Kondom übergestreift und drang quälend langsam in sie ein. Sie schlang die Arme um ihn, legte ihre Beine um seine Hüfte und zog ihn an sich, denn sie wollte ihn endlich tief in sich spüren.

„Jared, Liebster …“ Sein Kuss erstickte ihre Worte, während er sich wieder und wieder langsam zurückzog und genauso langsam wieder in sie eindrang, bis sie sich aufbäumte und sich vor Verlangen unter ihm wand.

Schweißperlen bedeckten seine Schultern und seine Stirn. Schließlich konnte er sich nicht mehr zurückhalten, und seine Stöße kamen schneller. Ihr Orgasmus war überwältigend; lustvoll bewegte sie sich mit ihm, bis er selbst zum Höhepunkt kam.

Der Sex mit ihm war großartig, aber ein Riesenfehler. Megan war sich dessen bewusst, dennoch fühlte sie sich wohl in seinen Armen und streichelte und küsste ihn.

„Meg, ich möchte, dass du noch länger hierbleibst.“ Er bedeckte ihre Schläfe mit Küssen. „Lass uns einfach abwarten, wie die Dinge sich entwickeln.“

In dieser tropischen Umgebung war es schwierig, vernünftig zu bleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie musste so schnell wie möglich nach Hause zurückkehren, bevor es endgültig zu spät war.

Jared strich ihr das Haar aus dem Gesicht. „Du bist wunderschön.“

Für einen Augenblick war Megan so glücklich, dass sie fast nachgegeben hätte. Eine schwache Brise wehte vom Ufer herüber, an dem sich die Wellen brachen. Sie würde sich immer daran erinnern, wie sie nackt und eng umschlungen hier mit ihm am Strand gelegen hatte. „Wir sollten duschen“, sagte sie.

„Wie wär’s stattdessen mit einem Bad im Mondschein? Pool oder Meer?“

„Meer.“

Jared stand auf und nahm ihre Hand. Sie liefen bis zu den Knien ins Wasser und ließen sich hineinfallen, um zu schwimmen. Kurze Zeit später fing Jared sie im hüfthohen Wasser ein und zog sie an sich, um sie wieder zu küssen. Seinen warmen, nassen Körper an ihrem zu spüren, war eine erneute süße Qual. Mit klopfendem Herzen wurde ihr wieder bewusst, dass sie von diesem verzauberten Ort fliehen musste, um die Dinge in klarem Licht zu sehen.

Trotzdem schlang sie die Arme um ihn und erwiderte seinen Kuss. Er hob sie hoch, watete mit ihr zum Strand und trug sie in sein Schlafzimmer.

Nachdem sie erneut miteinander geschlafen hatten, hielt er sie in den Armen und flüsterte ihr Kosenamen zu. Sie liebten sich die ganze Nacht hindurch und schliefen schließlich eng umschlungen ein.

Als Megan aufwachte, war der Platz neben ihr leer. Sie dachte einen Moment nach und fasste den Entschluss, nach Hause zurückzukehren, eine Hypothek auf die Ranch aufzunehmen und die bestmöglichen Anwälte zu engagieren, um Jared zu bekämpfen.

Sobald sie sich angezogen und gepackt hatte, setzte sie sich auf die Terrasse und rief ihren Mitarbeiter an, der für die Buchhaltung zuständig war, um sich nach den derzeitigen Hypothekenzinssätzen zu erkundigen.

Danach kontaktierte sie ihre Bank in South Dakota, um festzustellen, wie viel ihr Vater ihr genau hinterlassen hatte, und vergewisserte sich in Santa Fe über die Höhe ihrer Ersparnisse. Zum Schluss fragte sie ihren Börsenmakler, was ihre Aktien und Anleihen wert waren.

Zu Hause würde sie sich sofort einen neuen Anwalt nehmen, den besten, den sie sich leisten konnte. Jared konnte sie auf keinen Fall bei der Auswahl zurate ziehen, aber sie hatte einen Kunden, der Milliardär war. Vielleicht konnte er ihr jemanden empfehlen.

Sie würde Ethan von seinem Vater erzählen müssen, aber wenn das schon unvermeidbar war, sollte es zumindest nach ihren Vorstellungen geschehen.

Inzwischen hatte sie sich dazu durchgerungen, ihn Jared einen oder zwei Tage zu überlassen. Als überzeugter Junggeselle stellte er dann vielleicht fest, dass ihm ein Kind letztlich doch zu anstrengend war. Damit wären ihre Probleme mit einem Schlag gelöst. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er sich wirklich so intensiv um Ethan kümmern würde, wie er es sich vorgenommen hatte.

Megan bürstete ihr Haar und flocht es zu einem Zopf. Sie fand Jared in der Küche, wo das Frühstück schon bereitstand.

Er musterte sie eingehend. „Guten Morgen. Leiste mir Gesellschaft“, sagte er und schlenderte auf sie zu.

Abwehrend hob sie die Hände. „Die letzte Nacht war wunderschön, Jared, aber jetzt, bei Tageslicht, sieht alles schon wieder ganz anders aus. Ich will so schnell wie möglich nach Hause.“

„Warum? Ich hatte den Eindruck, dass es zwischen uns besser läuft und wir das meiste geklärt haben. Wozu die Eile?“

„Ich hatte nie vor, mit dir zu schlafen.“

„Aber es war doch schön.“

„Natürlich war es das, aber ich habe es nicht gewollt. Es tut mir einfach nicht gut. Wie schon gesagt, ich kann meine Gefühle nicht so leicht raushalten wie du. Ich will mich nicht wieder in dich verlieben.“

„Dabei wäre das die beste Lösung. Es würde alle unsere Probleme beseitigen.“

„Ich traue dir aber nicht. Zu Hause, in meiner gewohnten Umgebung, mit dem gewohnten Alltag, sehe ich bestimmt klarer als hier. Ich möchte dort über meine Optionen nachdenken. Bisher habe ich allerdings keine gefunden, die mir zusagen. Vielleicht werden wir doch vor Gericht gehen müssen“, sagte sie.

Seine Gesichtszüge verhärteten sich, und er sah sie kalt an, doch es war ihr gleichgültig, was er von ihrer Antwort hielt. Seine Vorschläge hatten ihr auch nicht gefallen.

„Megan, treib es nicht zu weit. Ein Rechtsstreit könnte für uns alle drei sehr unangenehm werden.“

Sein Ton, der bestimmt schon so manchen gestandenen Mann eingeschüchtert hatte, war eisig. Sie schüttelte abwehrend den Kopf. „Du kannst mir keine Angst einjagen. Ich stelle mir Folgendes vor: Ich werde nach Hause zurückfahren und Ethan sagen, dass du sein Vater bist. Danach wirst du zwei Tage auf meiner Ranch verbringen und ihn kennenlernen. Wenn ich ein gutes Gefühl dabei habe, darfst du ihn mit zu dir nach Hause nehmen, um herauszufinden, wie dir die alleinige Verantwortung für ihn gefällt.“

Jareds Gesichtsausdruck veränderte sich sofort. Er kam um den Tisch herum und umfasste ihre Taille. „Megan, das ist ja wundervoll! Das klingt schon viel besser. Auf diese Weise können Ethan und ich uns beschnuppern, und du siehst uns zwei zusammen. Was für ein toller Vorschlag!“

„Ich dachte mir schon, dass er dir gefällt“, antwortete sie.

„Ich werde sofort das Flugzeug vorbereiten lassen. In zwei Stunden können wir los. Wie klingt das?“

„Gut, Jared.“

Er lächelte, und ihr Herz machte einen Satz. Er sah so verdammt anziehend und sexy aus! Trotz ihrer Wut wollte sie seine Arme um sich spüren und ihn küssen, aber sie war zu vernünftig, dem Impuls nachzugeben. Allmählich dämmerte ihr, dass sie sich trotz aller Vorsätze erneut in ihn verliebt hatte.

„Alles wird sich für uns drei zum Guten wenden, du wirst schon sehen.“

„Das wäre natürlich toll. Ich sehe nur nicht, wie.“

Jared holte sein Handy aus der Tasche, und Megan packte ihre Reisetasche und stellte sie vor die Haustür. Dann setzte sie sich auf die Terrasse und wartete.

„Ich hätte gern ein Foto von Ethan und will unbedingt seine Fotoalben sehen“, sagte Jared auf dem Rückflug.

„Natürlich. Die meisten Alben sind allerdings in Santa Fe, nicht in South Dakota.“

„Dann werde ich sie mir anschauen, sobald ich nach Santa Fe komme.“

„Jared, bist du dir sicher, dass dir die Verantwortung für ein Kind nicht doch zu viel wird?“, fragte sie und erntete einen bösen Blick von ihm.

„Keine Chance. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um ein gutes Verhältnis zu meinem Sohn aufzubauen und ihm ein guter Vater zu sein.“

„Das bedeutet aber mehr, als nur den Kumpel zu spielen.“

„Das weiß ich selbst. Wie lange wirst du brauchen, um ihn bei deinem Onkel und deiner Tante abzuholen?“

„Ich fahre nach Sioux Falls, sobald wir zurück sind. Meine Tante und mein Onkel wissen schon, dass ich Ethan noch heute mit auf die Ranch nehme. Du kannst morgen dazustoßen.“

„War Ethan enttäuscht über deinen Anruf?“

„Nein. Wie du selbst gesagt hast – Kinder sind flexibel. Er freut sich darauf, mich zu sehen, und ich freue mich ebenso. Deinetwegen habe ich ihn doppelt so schmerzlich vermisst wie sonst.“

Jared nickte und nahm ihre Hände in seine. „Danke nochmals. Ich weiß, wie sehr dir das alles gegen den Strich gehen muss, aber es ist unvermeidbar. Umso mehr weiß ich deinen Vorschlag zu schätzen.“

„Ich will schließlich auch nur das Beste für ihn“, antwortete sie. Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen.

„Ich will dich immer noch“, sagte er, umfasste ihren Hinterkopf und küsste sie lange und zärtlich.

Anstatt ihm zu widerstehen, erwiderte sie den Kuss, obwohl jede Zärtlichkeit sie nur noch stärker an ihn fesselte und die Zukunft umso schwieriger für sie gestaltete.

„Erzähl mir von Ethan“, bat er, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten.

Während des Mittagsimbisses sprachen sie über ihren Sohn, und danach unterhielt Jared sie mit amüsanten Geschichten aus seinem Leben.

Nach der Ankunft verabschiedete sie sich von ihm und fuhr nach Sioux Falls, voller Sehnsucht nach Ethan. Wie schon so oft in letzter Zeit bedauerte sie, dass sie ihm nicht von Anfang an die Wahrheit über seinen Vater erzählt hatte und dass er diesen Mann bisher nur einmal flüchtig gesehen hatte.

8. KAPITEL

Am Donnerstag stand Jared schon morgens vor der Tür auf Megans Ranch. Unter einem Arm trug er ein in graues Papier eingewickeltes Päckchen, einen Football, in der anderen Hand hielt er eine Tüte. Er war so nervös wie schon lange nicht mehr. Obwohl er nur Ethan im Kopf hatte, konnte er den Blick nicht von Megan lösen, die enge Jeans, ein grünes T-Shirt und Boots trug. Wieder bedauerte er, dass sie nicht noch eine Nacht länger auf Yucatan geblieben waren. Er vermisste sie bereits schmerzlich und war selbst überrascht, wie sehr er sich nach ihr sehnte. Dabei hatte er geglaubt, längst über sie hinweg zu sein.

„Ich habe mein Gepäck im Auto gelassen. Ich hole es später“, sagte er, und Megan nickte. „Hat Ethan die Neuigkeit gut aufgenommen?“

„Ja.“

Megans Augen schimmerten türkisblau. Sie sah blass und ernst aus.

„Er ist neugierig auf dich. Ich glaube, es gefällt ihm, einen Vater zu haben, aber er ist noch etwas schüchtern.“

„Wo ist er?“

„Er wartet im Wohnzimmer. Sobald ich euch miteinander bekannt gemacht habe, lasse ich euch allein, damit ihr euch besser kennenlernen könnt. Vielleicht gehe ich reiten. Das Wetter ist schön, du kannst also gern mit ihm rausgehen. Ich nehme mein Handy mit, falls etwas ist, und komme erst in zwei Stunden wieder.“

Jared nickte. „Klingt gut. Ich möchte euch heute Abend zum Essen einladen.“

„Danke, aber ich habe schon Steaks besorgt. Wir essen hier, das ist einfacher.“

Sie betraten das Wohnzimmer, wo Ethan in Jeans und T-Shirt auf dem Sofa saß und mit seinen Spielzeugautos spielte. Der Junge blickte hoch und betrachtete ihn mit einer Mischung aus Scheu und Neugier. Dann stand er auf und blieb abwartend stehen.

„Ethan, das hier ist Jared Dalton. Du hast ihn schon letzte Woche in der Stadt gesehen. Er ist der Mann, von dem ich dir erzählt habe, dein richtiger Vater.“

Jared streckte die Hand aus und schüttelte die von Ethan. „Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.“

„Ethan, warte bitte noch einen Moment mit dem Öffnen“, sagte Megan. „Wie ich dir schon gesagt habe, werde ich dich und Jared jetzt allein lassen, damit ihr euch kennenlernen könnt. Ich nehme mein Handy mit, falls du mich anrufen möchtest. Ich bin bald wieder da.“

Sie bückte sich, und Ethan lief mit ausgestreckten Armen auf sie zu. Megan hob ihn hoch und küsste ihn. Ethan umarmte sie fest, bis sie ihn wieder zu Boden setzte.

„Sei ein braver Junge“, ermahnte sie ihn.

Autor

Sara Orwig

Sara’s lebenslange Leidenschaft des Lesens zeigt schon ihre Garage, die nicht mit Autos sondern mit Büchern gefüllt ist. Diese Leidenschaft ging über in die Liebe zum Schreiben und mit 75 veröffentlichten Büchern die in 23 Sprachen übersetzt wurden, einem Master in Englisch, einer Tätigkeit als Lehrerin, Mutter von drei Kindern...

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