Die Barrington Brüder - Skandale hinter den Kulissen der New Yorker Anwaltsszene (3-teilige Serie)

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Die Barrington Brüder sind die heißesten Typen in der New Yorker Anwaltsszene. Bei diesen Männern dreht sich hinter den Kulissen alles um Macht, Reichtum und Sex.

VERFÜHRUNG IN SCHWARZEM LEDER
Was für eine attraktive Frau! Blake kann den Blick nicht von ihr abwenden. Aber sie ignoriert ihn einfach. Wie ungewöhnlich - sonst machen es die Frauen ihm immer sehr leicht. Und wenn der Star-Anwalt etwas nicht widerstehen kann, dann einer schönen Herausforderung …

KÜSSE, HEIßER ALS DIE GLUT
Nur ein heißer Urlaubsflirt? Als Chey ihr Cottage in den Bergen mit einem sexy Fremden teilen muss, knistert die erotische Spannung bald stärker als jedes Feuer. Hemmungslos gibt sie sich Hunter hin - ohne zu ahnen, dass er ihr neuer Professor an der Uni ist …

HEIßE AFFÄRE MIT DEM BAD BOY
Sie will keinen Playboy, sie will keinen Bad Boy - und schon gar nicht Drew Barrington, der beides ist! Nach einer Enttäuschung muss Alana sehr vorsichtig sein. Aber ausgerechnet Drew scheint entschlossen, dass eine Affäre mit ihm genau das ist, was sie jetzt braucht …


  • Erscheinungstag 20.08.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733719234
  • Seitenanzahl 380
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Nicki Night

Die Barrington Brüder - Skandale hinter den Kulissen der New Yorker Anwaltsszene (3-teilige Serie)

IMPRESSUM

Verführung in schwarzem Leder erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
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Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

© 2015 by Renee Daniel Flagler
Originaltitel: „Her Chance At Love“
erschienen bei: Kimani Press, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 367 - 2016 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Brigitte Marliani-Hörnlein

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 08/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733719081

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

 

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1. KAPITEL

Wie lange hattest du schon keinen Sex mehr?“, brüllte Alana Tate.

Cadence Payne zuckte zusammen. Ihr Blick huschte durch den belebten Coffeeshop und landete schließlich auf dem geschockten Gesicht ihrer besten Freundin. Musste sie so laut sprechen? Wie peinlich! „Alana!“

„Nichts da Alana!“ Noch immer sprach sie in derselben Lautstärke, mit der sie gerade das halbe Lokal hatte wissen lassen, dass Cadence schon länger sexuell unterversorgt war. „Worauf wartest du? Jetzt erzähl mir nicht, dass du noch immer diesem Kenny nachtrauerst. Ich dachte wirklich, du wärst über ihn hinweg!“ Sie sprach von Kenneth Dalton, Cadences Exverlobtem. „Heiratet so kurz nach eurer Trennung diese Frau. Mistkerl.“

„Nicht so laut“, zischte sie. „Es hat nichts mit Kenny zu tun.“ Cadence verdrehte die Augen. Sie wusste, dass Alana es gut meinte, doch sie musste ihre Freundin runterholen, bevor sie zu weit ging. Sie nippte an ihrem Chai Latte. „Mir ist nur noch kein Mann über den Weg gelaufen, mit dem ich gerne ausgehen, geschweige denn ins Bett gehen möchte.“

„Das kommt daher, dass du in den letzten sechs Monaten nur deinen Job im Kopf hattest. Für etwas anderes hattest du ja keine Zeit.“ Alana warf ihr einen mitleidigen Blick zu. „Du musst mehr raus.“

„Sobald ich Senior Counsel bin, habe ich wieder Zeit für ein Date. Oder auch zwei.“ Ja, sicher. Sie hoffte, dass Alana sich damit zufriedengeben würde – auch wenn sie selbst nicht daran glaubte. Cadence hatte sehr gelitten, als Kenny von heute auf morgen die Verlobung beendet hatte. Die Trennung hatte nicht nur ihr Ego verletzt, sondern ihr auch gezeigt, wie weh Liebe tun kann. Und Kenny hatte noch zusätzlich Salz in die Wunde gestreut, als er wenige Wochen darauf eine andere Frau heiratete. Cadence blickte demonstrativ auf die Uhr und stand auf. Sie wollte nicht länger über das Thema sprechen. Alana folgte ihr zur Tür.

„Du kommst heute Abend mit mir mit“, erklärte sie.

Cadence blieb so abrupt stehen, dass Alana in sie hineinlief. Sie schüttelte den Kopf und ging weiter. „Wohin willst du?“, fragte sie und suchte in ihrer großen Tasche nach dem Autoschlüssel.

„Zu der NYAA-Party.“

Cadence wirbelte herum und hob protestierend die Hände. „Nein!“

„Ich weiß, dass du diese Art von Partys nicht magst, aber du musst mal raus und ein paar Leute kennenlernen.“

Cadence öffnete die Wagentür und setzte sich hinters Lenkrad. Alana schlüpfte auf den Beifahrersitz. Der letzte Ort, an dem Cadence jemanden kennenlernen wollte, war eine Party voller ehrgeiziger Anwälte. Eine Massenveranstaltung, auf der arrogante Männer in ihren maßgeschneiderten Anzügen herumtanzten und versuchten, alle anderen mit ihren Erfolgen auszustechen, während die Frauen schamlos ihre Ahnentafel und ihr Dekolleté zur Schau stellten. Ihre Ex war Anwalt. Unnötig zu erwähnen, dass die Beziehung ein Schuss in den Ofen gewesen war.

Cadence mochte diese Art von Veranstaltungen nicht, deshalb war sie auch kein Mitglied der New York Association of Attorneys. Sie fühlte sich in Anwesenheit dieser sich ständig selbst beweihräuchernden Egomanen nicht wohl. Abgesehen davon, dass sie eine Einzelgängerin und zudem auch noch Tochter eines Senators war, hatte sie mehr als genug künstlich aufgeblasene Beziehungen erlebt.

Ohne ein weiteres Wort fuhr Cadence in Richtung Garden City, wo ihre Freundin wohnte.

„Cadence!“ Alana drehte sich auf dem Beifahrersitz zu ihr. „Wir gehen zu der Party! Es wird sicherlich lustig. Wir müssen ja nicht lange bleiben. Aber ich gehöre dem Vorstand eines Ortsverbands an, ich muss mich also kurz sehen lassen.“

„Ohne mich, Alana.“

Alana knurrte. „Du solltest mal hineinschnuppern. Ich habe so viele großartige Verbindungen geknüpft.“

„Ich habe alle Verbindungen, die ich brauche. Mein Dad ist ein Senator, vergessen?“

„Deine eigenen Verbindungen …“ Frustriert schüttelte Alana den Kopf. „Du solltest wirklich über eine Mitgliedschaft nachdenken. Du wärst eine super Bereicherung.“

„Ich komme ganz gut allein zurecht. Du weißt, diese sogenannten sozialen Netzwerke sind nicht mein Ding.“

„Es ist ein Berufsverband, nicht irgendein Spaßverein.“ Alana schnaubte verärgert. „Außerdem bist du mir noch was schuldig. Komm heute Abend mit, und wir sind quitt.“

Cadence trat auf die Bremse. „Ich bin dir was schuldig?“

„Ja, weil du mich auf diese schreckliche Party deines Cousins geschleppt hast.“

„Ach … das.“ Cadence seufzte. Sie musste zugeben, diese Fete war eine Katastrophe gewesen. Sie hatte sich verpflichtet gefühlt, dort hinzugehen, weil es eine Familienangelegenheit war, aber sie hatte keine Lust gehabt, allein dorthin zu gehen. Deshalb hatte sie Alana mitgeschleppt und ihr versprochen, es wiedergutzumachen.

„Ja, genau das.“ Alana lächelte triumphierend.

„Ich habe noch nicht gesagt, dass ich mitkomme.“ Alana drehte sich zu Cadence um und starrte sie an.

Cadences Entschlossenheit schwand, als sie vor Alanas Eigentumswohnung parkte. „Okay. Ich gehe mit.“

„Yeah …“

Cadence setzte Alanas Feierfreude aber sofort einen Dämpfer auf. „Ich bleibe nicht länger als eine Stunde. Wenn ich genug habe, dann fahren wir.“

„Vertrau mir. Du wirst viel Spaß haben.“ Alana beugte sich zu ihrer Freundin und umarmte sie. „Ich hole dich um sechs ab. Wir müssen vor sieben im Stadtzentrum sein, damit wir noch einen Parkplatz in der Nähe ergattern.“

Cadence blickte auf die Uhr im Armaturenbrett. „Es ist schon halb sechs! Ich muss nach Hause, duschen, ein passendes Outfit suchen …“

„Wir sehen uns um sechs“, wiederholte Alana mit einem breiten Lächeln. Sie ignorierte Cadences gehetzten Gesichtsausdruck und stieg aus. „Glaube mir, du wirst nicht enttäuscht werden.“ Sie schlug die Tür zu, dann beugte sie sich vor und bedeutete Cadence, das Fenster zu öffnen. Sie steckte den Kopf ins Auto. „Die erste Hürde ist genommen … du gehst mit mir aus. Als Nächstes suchen wir einen Mann für dich, damit du mal wieder Sex hast.“ Alana amüsierte sich köstlich über den entsetzten Gesichtsausdruck ihrer Freundin.

Cadence kurbelte das Fenster hoch und fuhr los. Im Rückspiegel sah sie, dass Alana immer noch lachte.

Blake Barrington sah seine Brüder an und schüttelte den Kopf. Beide, Hunter und Drew, hielten sich den Bauch vor Lachen.

Innerhalb von fünfzehn Minuten hatten sich drei Frauen Blake praktisch zu Füßen geworfen. Er fragte sich, ob sich seine Brüder vielleicht einen Scherz mit ihm erlaubt und ihm einen Zettel mit einem eindeutig zweideutigen Spruch auf den Rücken geklebt hatten.

„Es reicht“, schalt er seine Brüder, die immer noch lachten. Drews Augen glänzten, und er bekam einen Hustenanfall. Hunter musste ihm ein paarmal auf den Rücken klopfen. Blake schüttelte wieder den Kopf und rief die Kellnerin, um die nächste Runde zu bestellen.

Als Drew sich wieder gefangen hatte, wischte er sich die Tränen weg und holte tief Luft. „Entschuldige. Ich konnte nicht anders. Mein Bruder als Freiwild.“ Drew bekam den nächsten Lachanfall.

„Keine Sorge, Mann …“ Beruhigend legte Hunter die Hand auf Blakes Schulter, „… dein großer Bruder zeigt dir, wie man’s macht.“ Er reichte seinen Brüdern je eins von den Whiskeygläsern, die die Barkeeperin gerade auf die Theke gestellt hatte. „Prost“, sagte er und nahm einen kräftigen Schluck.

Sie hatten sich in der trendigen Lounge früh genug getroffen, um vor der Party der New York Association of Attorneys noch einen Drink zu nehmen. Hunter und Blake waren in die Fußstapfen ihres Vaters getreten und Anwälte geworden. Hunter war mit seinen neunundzwanzig Jahren der älteste der Brüder, Blake elf Monate jünger. Drew, der Jüngste, war zwei Jahre jünger als Blake und der Rebell der Familie. Obwohl er den juristischen Doktorgrad verliehen bekommen hatte, frönte er seiner Leidenschaft für Motorräder statt als Anwalt zu arbeiten. Fotos seiner Meisterschaftsrennen und preisgekrönten Motorraddesigns schmückten die Seiten der Sportmagazine.

Blake warf einen Blick auf die Uhr und leerte sein Glas. „Lasst uns gehen.“ Er führte seine Brüder durch die schummerige Lounge ein Stockwerk tiefer, wo die Party stattfand.

Auf dem Weg dorthin nickte er ein paar bekannten Gesichtern zu, während er nach weiteren Mitgliedern des Vorstands Ausschau hielt. Er selbst war kürzlich zum Vorstandsvorsitzenden gewählt worden, sein Vorgänger war weggezogen. Ihr Vater hatte ihnen immer geraten, mit den richtigen Leuten zu verkehren. Ihm, dem Vater, hatte es dabei geholfen, Richter zu werden. Nachdem Blake sich einen Überblick über den Ort und die anwesenden Frauen verschafft hatte, setzte er sich zu seinen Brüdern an die Bar.

„Wer ist das?“ Blakes und Hunters Augen folgten Drews Blick. Als sie merkten, wen Drew meinte, zogen sie eine Grimasse.

„Halt dich von ihr fern. Frag Blake“, warnte Hunter.

„Sie heißt Mandy, und ich habe sechs Monate gebraucht, bis sie endlich aufhörte, ständig nur mit Dessous unterm Mantel bekleidet vor meiner Tür zu stehen.“

Drew zog seine Augenbrauen hoch. „Du musst es ihr wirklich angetan haben.“

„Nein. Ich war mit ihrer Freundin zusammen, und offensichtlich haben sie ein paar Details über unser … ähm … Zusammensein ausgetauscht. Erst als wir uns getrennt hatten, tauchte Mandy bei mir auf und sprach davon, wie viel sie von mir gehört hatte und dass sie gern selbst ein paar Dinge mit mir erleben würde.“ Blake drehte Mandy, die auf sie zuzusteuern schien, den Rücken zu.

„Ist sie auch Anwältin?“, fragte Drew.

„Ja, aber sie ist dem Verband gerade erst beigetreten“, antwortete Hunter.

„Wow. So klug und doch so verrückt. Ha!“

„Ja“, sagte Blake. „Deshalb fange ich nichts mehr mit Anwältinnen an. Es ist nicht besonders cool, mit einer Frau zu schlafen und ihr am nächsten Morgen am Verhandlungstisch gegenüberzusitzen, und ihr und dein Mandant bekriegen sich.“

„Das ist tatsächlich übel.“ Drew zog eine Augenbraue hoch.

„Oh ja. Mir ist es mehr als einmal passiert“, fügte Hunter hinzu.

Die Brüder brachen wieder in Gelächter aus.

„He, Blake.“ Alana war inzwischen eingetroffen, stellte sich auf die Zehenspitzen und umarmte ihn freundschaftlich, bevor sie sich zu seinen Brüdern drehte. „Hallo, Hunter, Drew“, sagte sie und umarmte auch sie.

Nach Alanas Begrüßung schaltete Blake ab. Es war keine Absicht. Es lag an der Göttin, die hinter Alana stand. Ihr Anblick hatte ihn umgehend stumm und taub gemacht.

Jetzt zog Alana die Frau an ihre Seite. Wenn sie nicht so einen unbeteiligten Eindruck vermittelt hätte, dann hätte Blake sich auf der Stelle an sie herangemacht, doch da er ihr distanziertes Verhalten spürte, beschloss er, erst einmal abzuwarten.

Er schüttelte den Kopf und nahm wieder an der Unterhaltung teil. Es ärgerte ihn, dass ein einziger Blick auf diese wunderschöne Frau ihn so aus der Fassung gebracht hatte.

„Und wie heißen Sie?“, fragte er die Frau, nachdem er sich vorgestellt hatte, und reichte ihr die Hand. Ein gelangweiltes Lächeln umspielte ihren schönen Mund – eins, das ihm sagte, dass sie wirklich keine Lust hatte, hier zu sein. Trotz der mangelnden Begeisterung löste sie eine Reaktion in seinem Körper aus, die er nicht erwartet hatte.

„Cadence Payne.“

Ihre sanfte Stimme klang wie eine Liebkosung, und ein gewisser Körperteil reagierte, als hätte sie ihn berührt. Blake war so hingerissen von ihr, dass es tatsächlich einen Moment dauerte, bis er antwortete. „Wunderschöner Name. Freut mich, Sie kennenzulernen, Cadence.“ Blake hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie sanft. Dann setzte er ein strahlendes Lächeln auf, das, wie er hoffte, der erste Schritt in Richtung Flirt war.

„Guten Abend“, sagte sie zugeknöpft und zog ihre Hand zurück.

Diese Frau ist nicht so leicht zu knacken, dachte Blake. Doch er machte sich deswegen keine Sorgen. Er hatte noch nie ein Problem damit gehabt, eine Frau für sich zu gewinnen, egal, welche Abwehrmechanismen sie aufgefahren hatte. Frauen erlagen schnell dem Charme der Barrington-Brüder. Die Brüder waren Teufelskerle und zählten zu den begehrtesten Junggesellen weit und breit.

„Wie läuft es bisher? Ist unser Sprecher schon da?“ Alana stellte sich auf die Zehenspitzen und warf einen Blick über die Menge.

„Nicht, dass ich wüsste.“ Blake sah immer noch zu Cadence, die versuchte, seinem Blick auszuweichen.

„Okay. Ich frage nach. Bin gleich zurück.“ Bevor Blake oder Hunter antworten konnte, war Alana schon verschwunden.

Statt ihr zu folgen, setzte Cadence sich ans andere Ende der Bar. Blake kapierte den Wink und ließ sie allein, doch er würde sie auf keinen Fall gehen lassen, bevor er nicht ihre Telefonnummer hatte.

„Fertig?“, fragte Drew grinsend.

„Hm?“ Blake merkte, dass die Blicke seiner Brüder auf ihm ruhten. Sie erwarteten eine Antwort. „Was?“

„Er hat gefragt, ob du fertig bist“, schrie Hunter über den Lärm hinweg.

„Womit?“

„Sie mit den Augen zu verschlingen, Mann.“ Drew lachte. „Sie scheint nicht interessiert zu sein, du Armer.“

„Was? An mir nicht interessiert!“ Blake tat, als wäre Drews Einschätzung absolut lächerlich. „Weißt du nicht, wer ich bin?“ Gespielt großspurig schlug er sich gegen die Brust. „Ich bin Blake Barrington! Ihr solltet euch mal umhören“, scherzte er.

„Nun, der Dame scheint das egal zu sein“, antwortete Drew. „Überhaupt macht sie einen merkwürdigen Eindruck. Weißt du, ob sie auch Juristin ist?“

„Sie ist es“, antwortete Hunter.

Blake drehte sich zu seinem Bruder. „Du kennst sie?“ Er fragte sich, was er alles verpasst hatte, als Alana sie vorgestellt hatte, weil er gefangen war von ihrem Schmollmund, ihren runden Hüften, der zarten Haut, den perfekten Brüsten und ihren langen Beinen.

„Du kennst sie auch.“ Hunter bestellte die nächste Runde. „Das ist Senator Paynes Tochter. Ich habe sie nie persönlich kennengelernt, aber ich kenne das Gesicht.“

Blake ließ enttäuscht die Schultern hängen. Eine Juristin. Es war ihm ernst gewesen mit seinem Vorsatz, nie wieder mit einer Anwältin auszugehen. Es funktionierte einfach nicht. Er wunderte sich jedoch, dass er ihr noch nie begegnet war. New York City war zwar eine Großstadt, aber bestimmte gesellschaftliche Kreise waren überschaubar.

„He!“ Ein schriller Schrei erregte seine Aufmerksamkeit und lenkte ihn von Cadence ab.

Bevor er sich umdrehen konnte, spürte er schon einen weichen Frauenkörper an seinem Rücken. Ein vertrauter süßer Lilienduft wehte ihm in die Nase. Jasmine Lee. Sie schlang bereits die Arme um ihn.

„Was ist los, Baby?“, fragte Jasmine. Sie drehte ihn um, legte die Hände an seine Wangen und zog sein Gesicht zu sich – direkt auf ihre vollen, pinkfarbenen Lippen.

Diese unerwartet herzliche Begrüßung war ihm unangenehm, und er fragte sich, ob Cadence die Szene beobachtet hatte. Jasmines schamlose Art konnte seine Chance schmälern, Cadence näherzukommen.

Blake wich zurück, doch Jasmine schnappte nach seiner Hand. So höflich wie möglich entzog er sie ihr.

„Ich muss mich um ein paar Dinge kümmern. Wir sehen uns später, Jasmine“, sagte er und entfernte sich fluchtartig. Jasmine überließ er seinen Brüdern. Er machte sich auf die Suche nach Alana, um etwas über ihre Freundin herauszufinden.

Auf dem Weg durch die Menge wurde Blake einige Male aufgehalten. Wenig später verstummte die Musik, Lichter gingen an und erhellten den Raum. Blake drehte sich zur Bühne um, wo Don Shaver, Präsident der NYAA, gerade ans Mikrofon trat, um die Gäste willkommen zu heißen und die Mitglieder des Vorstandes vorzustellen. Blake begab sich dorthin und brach seine Mission vorübergehend ab. Er würde sich später Informationen über Cadence holen müssen. Als sein Name genannt wurde, setzte er sein charmantestes Lächeln auf und trat zu den anderen Vorstandsmitgliedern.

Nachdem sie vorgestellt waren, mischten sich die Funktionäre wieder unter die Gäste, und Don präsentierte den Festredner des Abends, den Kongressabgeordneten William Banks, der zufällig Blakes Mentor war. Mittlerweile waren so viele Menschen im Saal, dass Blake Alana nicht entdecken konnte. Er ging zurück zu seinen Brüdern, sah über Drews Schulter hinweg ans andere Ende der Bar und stellte fest, dass Cadence verschwunden war.

Die Stimme des Kongressabgeordneten Banks dröhnte in die Menge. Er erzählte gerade eine Anekdote, die Blake schon viele Male gehört hatte. Seufzend stellte Blake fest, dass er es heute Abend nicht schaffen würde, sich an Cadence heranzumachen. Er wollte hören, was sein Mentor zu sagen hatte, würde sich aber später auf die Suche nach Alana machen, um von ihr Näheres über Cadence zu erfahren.

2. KAPITEL

Cadence kam eine halbe Stunde früher ins Büro, genau wie in den letzten Monaten auch. Sie war jetzt achtundzwanzig Jahre und hatte den Ehrgeiz, die jüngste Frau zu sein, die das Unternehmen je zur Partnerin ernannt hatte. Wenn sie sich die freie Stelle als Senior Counsel angelte, war sie auf dem richtigen Weg, ihr Ziel in Rekordzeit zu erreichen.

So früh es war, ihre Augen waren bereits müde vom Lesen der Dokumentation des Falles, an dem sie gerade arbeitete. Cadence stützte sich mit den Händen auf dem Schreibtisch ab und stand auf. Sie strich über die Nadelstreifenhose, atmete tief aus und ging durch das leere Büro in den Pausenraum.

Sie schaltete den Kaffeeautomaten ein und legte die Kapsel für einen French Vanilla Kaffee ein. Während der Kaffee in die Tasse lief, überlegte Cadence, was noch alles auf ihrer Agenda für heute stand. Ihr neuester Fall hatte es in sich. Nicht so sehr aus juristischer Sicht. Damit wurde sie fertig. Aber der Mandant war anstrengend.

Richard McLennan war ein junger, verwöhnter, reicher Mann, der noch keinen Tag in seinem Leben gearbeitet hatte. Er war völlig ungeeignet, das Wirtschaftsprüfungsunternehmen zu leiten, das er nach dem plötzlichen Tod seines Vaters geerbt hatte. Immer wieder gab es Probleme wegen sexueller Belästigung. Cadence und der Vorstand des Unternehmens hatten ihm geraten, sich auf das Geschäft und nicht auf die „Schätze“ seiner Angestellten zu konzentrieren. Leider war der junge Mr. Allwissend davon überzeugt, dass er alles unter Kontrolle hatte, obwohl ständig neue Anzeigen erstattet wurden. Wenn die Presse Wind davon bekam, dann würde die Firma einen ernsthaften Imageverlust erleiden.

Die letzten Tropfen dröppelten in die Tasse. Cadence schloss die Augen und genoss das reiche Aroma. Gerade als sie den ersten Schluck trinken wollte, störte Kerry Coopers nasale Stimme den genüsslichen Moment.

„Guten Morgen, Cadence“, schnurrte Kerry. Cadences Magen zog sich zusammen, und sie verdrehte heimlich die Augen. Dann setzte sie ein Lächeln auf und drehte sich zu ihrer Kollegin um. „Ihnen auch einen guten Morgen, Kerry“, sagte sie und nickte höflich.

Kerry stolzierte in den Pausenraum, lächelte durchtrieben und trat gefährlich nah zu Cadence, bevor sie sich ihre eigene Tasse nahm. „Raten Sie, mit wem ich gestern Abend gegessen habe“, flötete Kerry.

Wen interessiert’s? „Mit wem?“

„Richard McLennan.“

Mit dem sind Sie also auch ins Bett gehüpft. Dieser sehr direkte Satz lag ihr auf der Zunge, doch sie entschied sich für die etwas weniger freche Variante. „Er scheint Ihr Typ zu sein.“ Cadence neigte den Kopf, lächelte freundlich und amüsierte sich innerlich über Kerrys fragenden Blick. Obwohl ihr viele Fragen durch den Kopf schossen und sie das Gefühl hatte, ein Messer im Rücken zu haben, ließ sie sich von Kerry nicht provozieren. „Wir unterhalten uns später“, sagte sie fröhlich. Auf dem Weg aus dem Pausenraum spürte sie förmlich, wie sich Kerrys Augen in ihren Rücken bohrten.

Kaum war sie in ihrem Büro, wählte sie auf dem Handy Alanas Nummer.

„Weißt du, was die Frau dieses Mal getan hat?“, sprudelte es aus ihr heraus, bevor Alana überhaupt Hallo sagen konnte.

„Moment, ich schließe eben die Tür.“ Die Leitung war einen Moment still, und Cadence hörte, wie eine Tür ins Schloss fiel. „Okay. Ich bin zurück. Was um alles in der Welt ist passiert?“

„Sie hat mit meinem Mandanten gegessen!“

„Das gibt es doch nicht. Kommt es da nicht zu einem Interessenkonflikt?“

„Nicht unbedingt. Solange nicht über den Fall gesprochen wurde, gibt es kein Problem. Das weißt du.“

„So sollte es sein.“

„Ich weiß. Aber sie würde sowieso nichts zugeben. Sie hat ganz klar etwas vor. Seit sie herausgefunden hat, dass ich ebenfalls Senior Counsel werden will, schleicht sie durch dieses Büro und versucht ständig, mich zu unterwandern. Ich trau ihr nicht über den Weg.“

„Wie hast du es herausgefunden?“

„Sie hat es mir gerade gesagt. Du hättest ihr teuflisches Grinsen sehen sollen.“

„Wer war noch dabei?“

„Keiner.“

„Und was hast du gesagt?“

„Dass er ihr Typ zu sein scheint, und dann habe ich mich mit einem freundlichen Lächeln vom Acker gemacht.“

„Ha! So ist es richtig. Zeig nie, dass du nervös bist! Das klingt, als könntest du nach der Arbeit einen Drink gebrauchen. Was hältst du davon, wenn wir uns in dieser Lounge an der Ecke Seventh and Twenty-Third Street treffen?“

Cadence runzelte die Stirn. Sie könnte wirklich einen Drink gebrauchen sowie die Gesellschaft und den Humor ihrer Freundin, doch bei der Arbeit, die sie noch zu erledigen hatte, lehnte sie besser ab. Schnell wog sie Gründe dafür und dagegen ab.

„Komm schon. Dein Schweigen sagt mir, dass du darüber nachdenkst, warum du nicht mitgehen kannst. Wir haben alle viel zu tun“, sagte Alana, als könnte sie Cadences Gedanken lesen. „Und wir alle brauchen ab und zu eine Pause, Cay. Jetzt komm schon. Es wird auch nicht spät.“

Was sollte sie da noch sagen? „Ach, was soll’s? Ich werde dort sein.“

Cadence hielt den Hörer vom Ohr weg, als Alana einen Freudenschrei ausstieß. „Ich verspreche, ich sorge dafür, dass es dir besser geht.“ Cadence schüttelte den Kopf und lächelte über ihre Freundin. „Ach, das habe ich ganz vergessen“, sagte Alana. „Gegen sieben kommen ein paar Leute aus dem Verband dorthin. Wir müssen Einzelheiten unserer nächsten Party besprechen. Wir beide treffen uns am besten direkt nach Feierabend, dann kannst du, wenn du möchtest, nach Hause gehen, wenn die anderen kommen. Du darfst aber auch gern bleiben. Wir brauchen nicht lange für unseren Kram. Bitte sag jetzt nicht, dass du deshalb nicht kommst.“

„Okay. Wir treffen uns um sechs.“

„Yeah!“ Wieder ein Schrei.

Cadence zuckte zusammen. Dann hörte sie ein leises Klopfen an ihrer Bürotür. „Ich muss Schluss machen. Bis später“, flüsterte sie in den Hörer.

„Blake wird dort sein“, sagte Alana gerade noch, bevor die Leitung unterbrochen war.

Cadence tat, als hätte sie Alanas Worte nicht gehört, doch ihr Innerstes zog sich bei der Nennung des Namens zusammen.

„Herein.“

Adam Benjamin, ihr direkter Vorgesetzter und der Partner, den sie am meisten schätzte, steckte den Kopf durch die Tür. „Guten Morgen, Cadence.“

Cadence stand auf, nickte höflich und lächelte. „Guten Morgen, Mr. Benjamin.“

Adam sah hinter sich, bevor er ihr Büro betrat. „Man weiß nie, wer einen beobachtet.“ Er presste die Hände aneinander. „Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Sie ausgezeichnete Arbeit leisten. Weiter so.“

Cadence senkte den Kopf. „Danke, Sir.“ Von allen Partnern in dem Unternehmen hatte vor allem Adam ihr immer auf seine freundliche und professionelle Art das Gefühl gegeben, willkommen zu sein. Wenn er allein die Entscheidung treffen würde, wer Senior Counsel wurde, dann hätte sie die Position bereits. Leider war mehr als nur Adams Zustimmung notwendig.

Cadence sollte erfreut sein über Adams Überraschungsbesuch. Dank ihm wusste sie jetzt, dass die Partner sie auf dem Schirm hatten. Trotzdem schweiften ihre Gedanken immer wieder zu dem ab, was Alana zum Schluss des Telefonats gesagt hatte. „Blake wird dort sein.“ Warum hat sie das gesagt? Warum sollte es mich interessieren? Sie musste jedoch zugeben, dass Blake trotz seiner Arroganz und seines Imponiergehabes ein toller Mann war.

Cadence war nicht entgangen, wie er sie neulich abends angestarrt hatte, doch als sich all diese Frauen – wunderschöne, sinnliche und superschlanke Frauen – an ihn heranmachten, entschied sie, dass sie wohl nicht sein Typ war. Sie setzte sich in eine Ecke und blieb dort, bis Alana bereit war zu gehen.

Blake wird dort sein. Erneut spulten sich Alanas Worte in ihrem Kopf ab, und nach langer Zeit der Enthaltsamkeit schoss mal wieder ein heftiges Prickeln durch ihren Körper. Sie fühlte sich wie ein Teenager, der einen heimlichen Schwarm hatte – einen, der geheim bleiben musste. Er war Anwalt, und sie erinnerte sich an ihren Vorsatz, sich von dieser Gattung Mensch fernzuhalten. Außerdem war sie mit ihrer begrenzten Erfahrung kaum in der Lage, mit einem wirklichen Playboy fertigzuwerden. Sie musste ihr Herz schützen.

Als Cadence schließlich auf die Uhr blickte, war es weit nach zwei Uhr nachmittags. Sie drehte den Kopf und versuchte, die verspannten Muskeln in Nacken und Schultern ein bisschen zu lockern. Dann reckte und streckte sie sich.

„Herein“, rief sie, als jemand laut an ihre Tür klopfte.

Bei dem nervösen Gesichtsausdruck ihrer Assistentin verkrampfte sich ihre Muskulatur sofort wieder. „Cadence … wir haben ein …“ Bevor Amy Fisher das Wort Problem aussprechen konnte, kam Richard McLennan schon durch die Tür gestürmt.

Cadence sprang auf. Beim Anblick ihres arg derangiert wirkenden Mandanten schnappte sie hörbar nach Luft. Wenn nicht schon sein roter Kopf und die zerzausten Haare die Frage aufwerfen würde, was passiert war, dann wäre es das Veilchen unter seinem rechten Auge.

„Richard!“

„Cad…“ Richard räusperte sich, dann taumelte er zu ihr. „Cadence! Ich will, dass dieses Flittchen verhaftet wird!“

Cadence eilte um ihren Schreibtisch herum. Sie schaffte es gerade noch, Richard aufzufangen, bevor er gegen einen Stuhl fiel.

„Richard! Sehen Sie mich an.“

Sein Blick ging rastlos hin und her, als er zu sprechen versuchte. „Sie hat mir direkt aufs Auge geschlagen!“ Die Worte stolperten aus seinem Mund, dann bekam er einen Schluckauf. „Ich verklage sie auf Schmerzensgeld“, lallte Richard. Cadence wurde fast schlecht von der Whiskeyfahne, die ihr entgegenschlug.

„Amy, bringen sie bitte einen starken Kaffee für Mr. McLennan ins Konferenzzimmer.“ Cadence legte den Arm um Richard und führte ihn aus ihrem Büro an den neugierig blickenden Kollegen vorbei in den Besprechungsraum. Richard nuschelte und grummelte den ganzen Weg vor sich hin.

Nachdem sie seinen kräftigen Körper erfolgreich auf einen Stuhl verfrachtet hatte, holte Cadence tief Luft, wobei sie wieder den intensiven Whiskeygeruch aus seinem Mund einatmete. Sie konnte nicht glauben, was sie hier gerade erlebte.

Amy kam mit einem dampfenden Kaffee und versuchte, Richard zum Trinken zu bewegen. Sein Kopf ruckte unkontrolliert hin und her. Amy musste sein Kinn halten, um seinen Mund an die Tasse zu bringen. Sie schaffte es, dass er einige Schluck trank, dann stellte sie den Kaffee auf den massiven Mahagonitisch.

Cadence bat Amy, Adam zu holen, damit ein weiterer Anwalt anwesend war, wenn sie Richard befragte. Zumindest hatte er sich etwas beruhigt. Er murmelte nicht mehr unzusammenhängendes Zeug und trank seinen Kaffee jetzt allein.

„Was ist hier los?“ Adams Stimme dröhnte durch den Raum. Beim Anblick von Richards blauem Auge sah er zwischen Cadence und Richard hin und her. „Was zum Teufel ist passiert?“

„Dieses Flittchen!“ Richard räusperte sich. „Sie hat mir aufs Auge geschlagen.“

„Sagen Sie mir, wer und warum“, bat Adam.

Cadence stand neben Richard und wartete mit verschränkten Armen auf seine Antwort.

„Victoria Kelly!“

Cadence schloss die Augen, schüttelte den Kopf und seufzte. Victoria Kelly war eine der Angestellten, die Richard wegen sexueller Belästigung angezeigt hatten. „Erzählen Sie mir genau, was passiert ist, Richard“, sagte sie ruhig und setzte sich neben ihn.

Cadence bemühte sich um Professionalität, als sie Richards hanebüchene Schilderung hörte. Er habe nur den Rücken einer Angestellten gestreift, behauptete er. Es war die Frau, von der er sich fernhalten sollte. Eins habe dann zum anderen geführt, erklärte er weiter, und bevor er wusste, wie ihm geschah, habe sie ihm eine verpasst, direkt auf das rechte Auge. Danach war er aus dem Büro gerannt, in ein Taxi gesprungen und zur Anwaltskanzlei gefahren.

„Wenn ich wieder ins Büro komme, werde ich sie feuern!“

„Okay, Richard. Jetzt beruhigen Sie sich erst einmal.“ Cadence sprach leise auf ihn ein. „Am besten ist, Sie ruhen sich etwas aus. Ich kümmere mich um alles.“ Cadence war sicher, dass er mit seiner Klage nicht durchkommen würde, aber ihr Job war es, alles nur erdenklich Mögliche für ihren Mandanten zu tun. Im Moment war es am wichtigsten, dass er wieder nüchtern wurde.

„Ich rufe ein Taxi. Fahren Sie nach Hause und schlafen Sie sich aus, danach können wir Ihre Klage einreichen.“

„Puh!“ Richard legte die Hand auf die Stirn. „Danke, Cadence. Ich wusste, dass Sie es deichseln würden.“

„Das tut Cadence immer“, fügte Adam stolz hinzu. Cadence lächelte das erste Mal, seit Richard in ihr Büro getorkelt war.

„Gehen Sie heute nicht mehr ins Büro, Richard. Verstanden? Wenn Sie etwas brauchen, dann lasse ich Amy anrufen. Und Ihre Sekretärin kann es Ihnen bringen.“

„Das wird nicht klappen.“ Richard warf die Hände in die Luft.

„Warum nicht?“

„Victoria ist meine Sekretärin. Vergessen?“

„Keine Sorge, Richard. Wir sorgen dafür, dass Sie bekommen, was Sie brauchen“, versicherte Cadence ihm.

Adam stand auf und schlug Richard auf den Rücken. „Sie sind in guten Händen, Richard. Seien Sie ganz beruhigt, wir regeln alles.“

Richard nickte nur.

„Cadence, kann ich Sie kurz sprechen?“ Adam gab Cadence ein Zeichen, ihm auf den Flur zu folgen. Er warf noch einen Blick in dem Raum, bevor er sprach. „Sie müssen der Sache sofort auf den Grund gehen. Sobald Sie sicher sind, dass er zu Hause ist, fahren Sie zu diesem Büro und finden heraus, was wirklich passiert ist. Wir müssen die Angelegenheit so schnell und diskret wie möglich aus der Welt schaffen.“

„Ja, Sir.“

Adam warf ihr einen hoffnungsvollen Blick zu, bevor er in sein Büro zurückkehrte. Cadence sah ihm nach und blieb dann noch einen Moment vor dem Konferenzraum stehen. Schließlich holte sie tief Luft und wappnete sich für das, was vor ihr lag.

Sie konnte nicht sagen, welchen Verlauf die Geschichte nehmen würde. Sie wusste jedoch, dass sie keine Zeit finden würde, sich mit Alana zu treffen. Ihre Freundin würde es verstehen. Was Cadence überraschend enttäuschend fand war die Tatsache, dass sie Blake heute Abend nicht sehen würde. Obwohl sie wusste, dass sie nicht sein Typ war.

Das neue Fiasko mit Richard war mit einem beträchtlichen Zeitaufwand für Cadence verbunden. Sie sorgte dafür, dass er sicher nach Hause kam, bevor sie sich auf den Besuch in seinem Unternehmen vorbereitete, um Antworten zu bekommen.

Das Display ihres Handys leuchtete auf. Cadence seufzte. Alana kam ihr mit dem Anruf zuvor.

„Hallo“, sagte Cadence.

„Du hörst dich an, als gäbe es ein Problem.“

„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Mein Widerling von Mandant hat sich noch tiefer reingeritten. Ich schaffe es heute Abend nicht.“

„Oh Mann, Cadence!“

„Ich weiß. Es tut mir leid, aber ich kann es nicht ändern. Wir holen das nach. Ich verspreche es.“

„Okay. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, chica.“

„Danke. So, jetzt muss ich mich um die Geschichte dieses Ekelpakets – ich meine natürlich meines Mandanten – kümmern.“

„Wow, nennen wir heute so unsere wichtigsten Mandanten? Ich frage mich, ob die Partner das gern hören.“

Cadence riss den Kopf hoch, als sie Kerrys Stimme vernahm. Es klang so unangenehm, als würde man mit den Fingernägeln über eine Tafel kratzen.

„Na, lauschen wir?“ Cadence verkniff sich, was sie eigentlich sagen wollte, und rang sich ein Lächeln ab.

Obwohl Cadence noch am Telefon war, trat Kerry ins Büro und setzte sich auf die Schreibtischkante. Sprachlos angesichts dieser Unverfrorenheit starrte Cadence die Frau nur an.

Einige Momente vergingen. „Kann ich zurückrufen?“, fragte sie dann ihre Freundin höflich.

„Habe verstanden“, antwortete Alana. „Wir reden später.“

„Was kann ich für Sie tun, Kerry?“, fragte Cadence.

Kerry zeichnete mit der Fingerspitzen Achten auf den Schreibtisch und ließ sich einen Augenblick Zeit mit der Antwort. „Ich habe das Gefühl, Ihr Mandant hat ein Problem.“

„Das könnte man so sagen.“ Cadence schob die Unterlagen zusammen, die sie für den Besuch in Richards Büro rausgesucht hatte. „Aber das haben wir schnell geregelt.“

„Vielleicht kann ich helfen“, bot Kerry an.

Cadence lächelte und verkniff sich wieder, was sie am liebsten sagen würde. „Ich denke, ich werde allein damit fertig.“

Kerry schmollte. „Das ist schade. Ich dachte, Sie wüssten meine Unterstützung zu schätzen.“ Sie rutschte von der Schreibtischkante. „Ich dachte, Sie wären ein Teamplayer“, sagte sie auf dem Weg zur Tür. „Es wäre doch schade, wenn die Partner den Eindruck bekämen, dass Sie es nicht sind.“

Cadence spürte, wie die Wut in ihr hochstieg. Diese Frau schaffte es immer wieder, sie zu provozieren. Mit Mühe beherrschte sie sich, bis Kerry die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann atmete sie einige Male tief durch. Längst war sie zu dem Schluss gekommen, dass Kerry mit ihren Provokationen versuchte, ihre Konkurrentin aus dem Konzept zu bringen. Natürlich könnte Cadence mit den gleichen Waffen kämpfen, doch sie wollte die Position, die sie anstrebte, mit sauberen Mitteln erreichen. Sie würde sich nicht auf Kerrys Niveau begeben.

Dann erinnerte sie sich, dass Kerry damit geprahlt hatte, am vergangenen Abend mit Richard ausgegangen zu sein, und sie fragte sich, ob sie etwas mit den Ereignissen heute in seinem Büro zu tun hatte. Cadence schüttelte die Beklommenheit ab, die dieser Gedanke heraufbeschwor, stopfte ihre Unterlagen in die Tasche und schlenderte hoch erhobenen Hauptes durch die Kanzlei.

Alana zu treffen und Blake zu sehen, wäre ein schöner Abschluss dieses schrecklichen Tages gewesen, doch leider musste das warten. Ihre Arbeit und der Kampf um die angestrebte Position hatten Vorrang. Wieder ein Beweis dafür, dass es in ihrem Leben keine Zeit für Romanzen gab.

Blake hatte bei der Organisation der jährlichen Job-Messe des Verbandes erfolgreich bewiesen, dass er sich in vielen Dingen auskannte. Die Organisatoren schienen technisch wenig versiert zu sein, und nachdem sie einige Male vergeblich versucht hatten, die Computer mit dem WLAN- der Universität zu verbinden, war er eingesprungen und hatte den Tag gerettet.

Blake und ein paar andere Mitglieder der NYAA hatten ihren Samstag geopfert, um jungen Studenten bei ihren Lebensläufen zu helfen. Wie es aussah, würden sie damit nicht so schnell fertig werden. Alana hatte versprochen, sich um weitere Helfer zu kümmern. Noch war das Ergebnis ihrer Bemühung nicht zu erkennen. Blake wartete gespannt auf ihre Ankunft. Er hoffte, dass sie mindestens fünf weitere Freiwillige mitbrachte.

Was er wirklich wissen wollte, aber nicht zu fragen gewagt hatte, war, ob ihre Freundin Cadence mitkommen würde. Er hatte immer noch keine Chance gehabt, sie seinen Charme spüren zu lassen, doch sie schwirrte ihm ständig durch den Kopf. Auch wenn sein Engagement auf der Messe ihm wenig Zeit lassen würde, mit Cadence zu flirten, so war er entschlossen, irgendwie mit ihr anzubändeln. Er würde sie nicht wieder gehen lassen, ohne zumindest ihre Telefonnummer zu haben.

„Blake!“, rief Sandy Grove, eine der anderen Freiwilligen. „Dieses Ding druckt nicht.“

Blake ging an den Tisch, auf dem mehrere Drucker standen. „Lass mal sehen“, sagte er und prüfte die Verbindungen. „Sieht alles gut aus, Sandy. Bist du sicher, dass du den richtigen Drucker angewählt hast?“

„Was?“

Blake schüttelte den Kopf, als sie ihn verlegen anlächelte. „Du musst in die Systemsteuerung gehen und den Drucker hinzufügen, den du benutzen willst. Hast du das getan?“

„Nein. Ich dachte, nachdem du so viel daran herumgebastelt hast, ginge das von allein.“

Blake lachte. „Rutsch rüber“, sagte er und schob sie zur Seite. Er gab über die Tastatur ein paar Befehle ein, der Drucker klickte, und das Dokument kam heraus. „Bitte schön.“

„Blake, du bist süß und klug!“ Sandy kicherte.

„Was für ein Kompliment“, sagte er sarkastisch und schüttelte den Kopf.

„Jetzt werde bloß nicht überheblich.“ Sie stieß ihn an.

„Blake“, rief in diesem Moment jemand anderes quer durch den Raum.

„Du wirst schon wieder gebraucht.“

„Ich komme.“ Blake lief in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war.

Nachdem er auch hier geholfen hatte, sah er sich nach Alana um. Die Messe würde in ein paar Minuten eröffnen, und vor den Toren hatte sich schon eine lange Schlange gebildet, wie ihm berichtet worden war.

Endlich entdeckte er Alana und lief zu ihr. Bei ihr standen mindestens zehn weitere Helfer.

„Alana!“ Blake umarmte sie dankbar.

„Und, was sagst du?“ Mit einer ausladenden Geste zeigte sie auf die Mannschaft, die sie mitgebracht hatte.

„Gut gemacht.“ Blake wusste besonders zu schätzen, dass auch Cadence zu den Freiwilligen gehörte. Er schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln. „Willkommen und allen ein herzliches Dankeschön. Habt ihr alle einen Laptop mitgebracht?“ Die Menge nickte bejahend. Einige hielten ihren Laptop hoch. „Großartig.“ Blake schlug die Hände zusammen, doch bevor er ihnen zeigen konnte, wo sie gebraucht wurden, rief schon wieder jemand nach ihm.

Nur noch ein paar Minuten blieben. Hektisch eilten die Vertreter von Kanzleien und anderen Unternehmen an ihre Tische, um sich auf den Ansturm der Studenten vorzubereiten.

Während Blake beschäftigt war, kümmerte sich Alana darum, dass Tische für ihre Leute gebracht wurden. Auf die Tische stellte sie Schilder mit dem Hinweis: Lebenslauf-Service, gesponsert von der NYAA.

„Lasst uns einen Testlauf machen, um sicherzugehen, dass alle korrekt mit dem Drucker verbunden sind.“ Alana dirigierte ihre Gruppe wie ein Orchester.

„Danke, Alana.“ Blake zog sie in eine freundschaftliche Umarmung.

„Du weißt, ich stehe hinter dir. Funktioniert es bei allen?“

„Ich bekomme einen Error angezeigt“, sagte Cadence.

Bevor Alana antworten konnte, war Blake schon bei ihr. „Ich helfe Ihnen.“ Wieder gab er ein paar Befehle ein, und das Testblatt kam aus einem der Drucker hinter ihnen.

Blake nahm das Blatt und brachte es ihr. „Bitte schön“, sagte er und reichte es ihr. Dabei streifte er ihre Hand. Allein diese leichte Berührung ließ ihn erschauern. Bedächtig betrachtete er sie. Cadence drehte sich weg, doch Blake hatte in ihren Augen bereits erkannt, dass er ihr gefiel.

Leise seufzend entfernte er sich. In weniger als einer Minute würden die Türen geöffnet werden. „Okay. Alle bereit?“ Die Gruppe antwortete mit einem kollektiven Ja. „Super. Dann los.“

Sekunden später strömten die Studenten in die Halle. Der Vormittag verging wie im Flug. Erst als sein Magen zu knurren begann, merkte Blake, wie hungrig er war. Er stand auf, bevor der nächste Student seine Hilfe in Anspruch nehmen konnte. „Hat noch jemand Hunger?“, rief er.

„Ja“, ertönte es von mehreren Tischen.

„Wir können entweder abwechselnd essen gehen, oder ich hole etwas für uns alle.“ Blake warf einen Blick auf die vielen Studenten, die noch beraten werden wollten. „So schnell wird es hier nicht weniger werden. Ich schlage vor, ich hole uns etwas.“

„Das ist sicherlich besser“, bestätigte Alana.

„Was meint ihr? Pizza? Sandwiches?“

„Pizza ist am einfachsten“, sagte Cadence.

Ihre Stimme war Musik in Blakes Ohren. Er stimmte zu, nur weil sie den Vorschlag gemacht hatte. „Also Pizza“, sagte er, bevor jemand etwas anders vorschlagen konnte. „Ich besorge mehrere mit verschiedenem Belag.“ Blake hielt einen Moment inne. Er wollte nicht zu eifrig erscheinen. „Cadence, haben Sie Lust, mit mir zu fahren? Ich könnte Hilfe bei der Auswahl gebrauchen.“

Cadence schien zu verkrampfen. Es dauerte einen Moment, bis sie antwortete. Alana richtete sich auf und wartete gespannt. Als Cadence schließlich Ja sagte, merkte Blake, dass er den Atem angehalten hatte.

Cadence kletterte mit Blakes Hilfe in den großen, auf Hochglanz polierten SUV. Sie konnte immer noch nicht fassen, dass sie tatsächlich zugestimmt hatte, ihn zu begleiten. Vielleicht lag es daran, dass sie ihn heute von einer Seite erlebte, die den Wunsch in ihr weckte, ihn besser kennenzulernen. Sie bemerkte die besondere Aufmerksamkeit, die er ihr schenkte – er hielt ihre Hand einen Moment länger als notwendig, seine Stimme wurde sanfter, wenn er mit ihr sprach, und immer wieder erwischte sie ihn dabei, wie er ihr verstohlene Blicke zuwarf.

Vor dem heutigen Tag hatte Cadence ihn in die Schublade „arrogante Anwälte“ gesteckt – wenn auch hinreißend arroganter Anwalt. Nachdem sie erlebt hatte, wie er den Organisatoren aushalf und unermüdlich mit den Studenten arbeitete, beurteilte sie ihn anders. Er musste schon ein besonderer Mensch sein, wenn er freiwillig Zeit in eine solche Sache investierte. Sie bewunderte, wie er alles unter Kontrolle zu haben schien.

Jetzt beobachtete sie, wie er um den SUV herumging, nachdem er ihr so höflich hineingeholfen hatte. Sie dachte an den Anblick seiner schönen männlichen Hände, die beim Tippen der Lebensläufe nur so über die Tastatur flogen. Sie dachte daran, wie sich seine Rückenmuskulatur angespannt hatte, als er einen Karton Papier hochhob, um die Drucker nachzuladen. Wie sich seine Brust majestätisch hob und senkte, als er mit Menschen sprach. Mehrere Male hatte sie sich zwingen müssen wegzusehen und sich auf einen Studenten oder ihren Laptop zu konzentrieren, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Sie mochte es, wie er agierte. Und dann noch dieser unglaublich sexy Gang!

Als er auf der Fahrerseite einstieg, drehte sie den Kopf zum Fenster. Seine Nähe ließ ihre Haut kribbeln. Ihr wurde warm, und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Unruhig rutschte sie auf dem Sitz hin und her. Es überforderte sie, neben ihm zu sitzen und vielleicht in seine dunklen, geheimnisvollen Augen starren zu müssen. Seine tiefen Grübchen verschlugen ihr den Atem. Sie stellte sich vor, ihre Zunge hineinzutauchen. Woher kam bloß dieser Gedanke? Es war ihr peinlich, so als könnte Blake hören, was sie dachte. Cadence blickte auf ihre linkischen Hände und kicherte verlegen.

„Habe ich etwas verpasst?“, fragte Blake.

„Was?“ Verdammt. Warum musste er sprechen? Seine tiefe, erotische Stimme ließ sie innehalten, und sie verlor sich so in dem wohltuenden Klang, dass sie nicht einmal hörte, was er sagte.

„Ich dachte, ich hätte Sie lachen hören. Deshalb habe ich gefragt, ob ich etwas verpasst habe.“

„Ach so, nein.“

Ein Moment verging. Dann noch einer. Keiner von ihnen bewegte sich. Der verträumte Blick, den er in ihre Richtung warf, nahm Cadence gefangen. Dann lächelte Blake wieder, wobei er seine gesunden, strahlend weiße Zähne zeigte, die von vollen Lippen eingerahmt waren. Das sexy Grinsen weckte Gefühle in Cadence, die sie vor Monaten begraben geglaubt hatte. Seine tiefen Grübchen erschienen wieder in seine Wangen, und sie verspürte erneut den Drang, ihre Zungenspitze hineinzutupfen.

Cadence räusperte sich und sah sich im Inneren des Fahrzeugs um. „Ganz schön groß, dieses Auto.“ Sie schloss die Augen. Die Worte klangen irgendwie albern. Sie überlegte, was sie sonst sagen könnte. „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie einen solchen Wagen fahren.“

Blake lachte. „Wieso?“ Er legte den Gang ein und fuhr aus der engen Parklücke.

„Ich weiß nicht. Ich dachte nur, Sie wären eher jemand, der auf mehr Luxus steht.“

Blake grinste. „In Luxuskarren passen meine Motorräder nicht rein.“

„Wow! Räder. Plural.“

„Ja. Meine Brüder und ich sind ziemlich abenteuerlustige Typen. Normalerweise benutzen wir meinen Wagen, um unsere Motorräder, Quads und Jetski zu transportieren.“

Cadence entging das Glänzen in seinen Auge nicht, als er von seinem Hobby sprach. Für ihren Geschmack waren das alles Dinge, die viel zu gefährlich waren.

„Sind Sie schon mal Motorrad gefahren?“

„Ich? Nein!“ Sie schüttelte den Kopf, als wäre dieser Gedanke völlig absurd.

„Vielleicht nehme ich Sie eines Tages mal mit.“

„Danke, lieber nicht.“

Blake lachte nur. „Da drüben ist eine Pizzeria. Was sollen wir bestellen?“

„Drei verschiedene sollten reichen. Eine mit Käse, eine mit Salami und eine mit Gemüse“, schlug Cadence vor.

„Sehr gut. So haben wir für jeden Geschmack etwas.“

Blake und Cadence plauderten angeregt, während sie auf die Pizzen warteten. Als sie später wieder im Wagen saßen, breitete sich ein freundschaftliches Schweigen zwischen ihnen aus.

Sie parkten auf demselben Platz wie zuvor, und Blake stellte den Motor aus. Doch statt auszusteigen, lehnte er sich zurück.

„Cadence.“

Verdammt. Jedes Mal, wenn der Mann ihren Namen aussprach, passierte etwas Unerklärliches mit ihr. „Ja?“ Sie räusperte sich. „Was ist?“

„Ich hätte gern Ihre Telefonnummer.“

„Wirklich?“ Cadence zog die Augenbrauen zusammen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Mann längerfristig an ihr Interesse haben könnte. Sie dachte an all die sexy Frauen, die ihn bei der Juristenparty belagert hatten. Sie war nicht an Gelegenheitssex oder einer bedeutungslosen Beziehung interessiert, warum sollten sie also ihre Zeit verschwenden?

„Warum sind Sie so überrascht?“

„Ich …“ Sie hielt einen Moment inne, sammelte ihre Gedanken. Sie wollte nicht unwirsch rüberkommen. „Ich habe im Moment viel zu tun und …“

„Essen Sie?“

„Bitte?“

„Sie wollen mir gerade sagen, dass Sie keine Zeit haben auszugehen, aber Sie müssen essen, oder?“

„Jaaa“, sagte sie langsam. Sie wusste, wohin das führen würde. Blake akzeptierte kein Nein. Es war ganz offensichtlich, dass er daran gewöhnt war, bei Frauen seinen Kopf durchzusetzen.

„Also lassen Sie sich von mir zu einem netten Essen einladen.“

Cadence gab daraufhin einen Laut von sich, der wie ein Grunzen begann und in einem Kichern endete.

Ungerührt nahm Blake sein Handy und tippte ein paarmal auf das Display, bevor er wieder sprach. „Sie essen auch freitags, richtig?“

Cadence nickte. „Ja, Blake.“

„Okay. Dann warten Sie mit dem Abendessen am Freitagabend bis acht Uhr. Ich hole Sie ab und bringe Sie gleich danach wieder zurück, damit sie weiterarbeiten können. Also, wie lautet Ihre Telefonnummer?“

Cadence gab auf − und Blake ihre Nummer.

„Das war doch gar nicht so schwer, oder?“, neckte Blake. „Ich rufe Sie an, dann haben Sie auch meine Nummer. Speichern Sie sie.“

Cadence nickte wieder. „Sie sind ganz schön direkt.“

„Kommen Sie. Bringen wir die Pizza rein.“ Blake stieg aus und lief um den Wagen herum, um ihr beim Aussteigen zu helfen.

Wieder verspürte sie ein Prickeln, als er ihre Hand nahm. Cadence rutschte vom Sitz und landete auf dem schmalen Stück zwischen der Autotür und Blakes Körper. Zuerst rührte Blake sich nicht. Erst als Cadence ihn aus zusammengekniffenen Augen ansah, trat er grinsend zur Seite und holte die Pizzaschachteln aus dem Wagen.

In diesem Moment war Cadence klar, dass sie auf keinen Fall am Freitagabend mit ihm essen gehen würde. Es gab zu viele Gründe, die dagegen sprachen. Blake war ein Playboy und Anwalt – zwei Klippen, die sie möglichst weiträumig umschiffen wollte. Wichtiger noch war, dass sie nicht in den Sog eines Mannes geraten wollte, der einen nahezu unanständig großen Verschleiß an Frauen hatte. Sie musste jetzt nur noch die Gefühle ignorieren, die sie in seiner Gegenwart trotz aller Vorsätze verspürte. Liebeskummer war das Letzte, was sie gebrauchen konnte.

3. KAPITEL

Blake streckte sich in Richtung Decke und drehte seinen Oberkörper dann von einer Seite auf die andere. Er blickte sich um und sah, dass die anderen sich ebenfalls reckten und die verspannte Muskulatur lockerten. Die Messe war zu Ende, die Mitarbeiter der Firmen packten ihre Sachen zusammen und machten sich bereit zur Abfahrt.

Die beiden Stücke Pizza, die er zum Lunch gegessen hatte, waren längst verdaut, und jetzt knurrte sein Magen vor Hunger. Er sah zu Alana, die mit Cadence plauderte. Worüber sprachen sie? Er lächelte, als er an die kurze Zeit allein mit Cadence dachte. Noch immer hatte er ihren süßen, unverwechselbaren Duft in der Nase. Und so müde er nach dem langen Tag war, er hatte noch nicht genug von ihr. Ihre Telefonnummer und die Pläne für ein Dinner reichten ihm nicht.

Blake schüttelte den Kopf. Er war ein Barrington. Von Frauen umschwärmt. Sie warfen sich ihm und seinen Brüdern nur so an den Hals. Warum also bekam er ausgerechnet diese nicht aus dem Kopf?

Seit er sie das erste Mal gesehen hatte, kreisten seine Gedanken um sie. Sicher, Cadence war eine echte Herausforderung, doch er hatte auch früher schon Frauen gehabt, die sich zierten. Und anders als bei denen war er jetzt nicht daran interessiert, diese Herausforderung zu bezwingen, nur um zu beweisen, was für ein toller Hecht er war.

Blake hörte seinen Namen. Er drehte sich um und sah, dass der Organisator in seine Richtung kam.

Jeff schüttelte Blakes Hand. „Ich kann Ihnen gar nicht genug für Ihre Hilfe danken.“

Blake nickte. „Gern geschehen.“

„He, Sie und Ihr Team waren großartig. Ich würde gern mit Ihnen über unsere anderen Programme reden, vielleicht könnten Sie ja auch mal zu unseren Studenten sprechen.“

„Kling gut. Schicken Sie mir Informationen zu. Ich arbeite gern etwas dazu aus.“

„Großartig!“ Jeff schüttelte Blakes Hand fester, lächelte und nickte dankbar.

Blake blickte an ihm vorbei und sah, dass Alana und Cadence ihre Sachen eingepackt hatten und sich bereits in Richtung Tür bewegten.

„Jeff, ich muss los. Schicken Sie mir eine E-Mail, und wir lassen uns etwas einfallen.“

Damit ließ er Jeff stehen und lief hinter Cadence und Alana her und holte sie kurz vor der Tür ein. Er streckte die Arme nach Alana aus und zog sie an sich.

„Danke, dass du immer die Nachhut bildest.“

Alana lachte und löste sich aus seiner Umarmung. Dann wandte sich Blake an Cadence. „Und Ihnen vielen Dank, dass Sie die Pizza mit mir geholt haben.“

„Bitte.“ Cadence lächelte nur und nickte.

„Bekomme ich keine Umarmung?“ Blake schmollte.

Cadence verdrehte die Augen, schüttelte den Kopf und ging zu Blake, der bereits seine Arme ausgestreckt hatte. Er schloss instinktiv die Augen. Ihre Haut war kühl und samtig weich. Er verweilte einen Moment in der Umarmung, dann wich er widerstrebend zurück.

„Darf ich die Damen zum Dinner einladen? Als Dank für die ganze Arbeit heute? Ihr müsst hungrig sein. Ich selbst bin kurz vorm Verhungern.“

„Natürlich darfst du uns zum Essen einladen! Zu Drogen sage ich Nein, zum Essen immer Ja.“ Alana lachte. Sie blickten zu Cadence, die sich zu Blakes Einladung noch nicht geäußert hatte.

„Nicht heu…“

„Komm schon, Cadence!“, schnitt Alana ihr das Wort ab. „Du hast gerade gesagt, dass du Hunger hast.“

Cadence warf ihr einen vernichtenden Blick zu, doch Alana winkte nur ab. „Wohin gehen wir?“, fragte sie Blake. „Cadence ist ohne Wagen da. Sie fährt mit mir.“

Cadence gab sich geschlagen. „Mir bleibt wohl nichts anderes übrig.“ Sie sah Alana an. „Das nächste Mal fahre ich mit meinem eigenen Auto, dann bin ich unabhängig.“

Alana lächelte ihre Freundin an, dann wandte sie sich an Blake. „Kümmer dich nicht um sie. Sie ist ein Stubenhocker. Manchmal muss ich sie regelrecht aus dem Haus zerren.“

„Mögen Sie die asiatische Küche?“ Blake richtete seine Frage an Cadence.

„Sicher.“

„Dann lasst uns ins Asia Moon gehen“, schlug Blake vor. „Das ist nicht weit von hier.“

„Super Idee“, freute sich Alana. „Ich könnte jetzt gut einen von deren Martinis vertragen.“

„Okay. Ich muss nur noch meine Sachen einpacken. Wir treffen uns dort in …“ Blake blickte auf seine Uhr, „… zwanzig Minuten.“ Blake wartete, bis die beiden zustimmend genickt hatten, dann eilte er zurück an seinen Tisch. Vor Freude wäre er am liebsten in die Luft gesprungen und hätte die Hacken zusammengeschlagen. Dank Alanas Hartnäckigkeit hatte er noch ein paar Stunden Gelegenheit, bei Cadence seinen Charme spielen zu lassen.

So oder so, er war fest entschlossen, die harte Schale zu knacken, die Cadence umgab. Er lachte leise in sich hinein, als er daran dachte, was er darunter finden würde.

„Jetzt bist du mir was schuldig!“ Die Worte schossen wie Kugeln aus einem Kanonenrohr. Cadence schloss den Sicherheitsgurt, setzte sich zurück und verschränkte die Arme.

Alana lachte. „Hör auf, so zu tun, als würdest du mit diesem Mann nicht essen gehen wollen – diesem tollen Mann!“

„So etwas Besonderes ist er nun auch wieder nicht.“

Alana trat auf die Bremse, und Cadence fiel nach vorn. „Mädchen! Ich bin es! Jetzt tu nicht so, als würdest du ihn nicht attraktiv finden. Er hat dich den ganzen Tag angeschmachtet.“ Alana blickte nach links und nach rechts, dann fuhr sie weiter.

„Hat er nicht.“ Cadence rollte mit den Augen und verkniff sich ein Lächeln.

„Ich bitte dich! Cadence will Pizza, also essen wir alle Pizza“, sagte Alana. „Wollen Sie die Pizza mit mir holen, Cadence?“, ahmte sie Blake nach. „Er hat dich angesehen, als wärest du sein Mittagessen. Ganz zu schweigen von der Umarmung vorhin. Ich dachte, er lässt dich nie wieder los.“

Cadence sah verlegen aus dem Seitenfenster. „Du übertreibst.“

„Ich weiß nicht, warum du dieses Spielchen spielst. Du hattest seit über einem halben Jahr keinen Mann mehr, und hier kommt dieser tolle Typ, klug und mit einem Wahnsinnskörper, einfach perfekt für dich, und du weist ihn ab.“

„Wenn er so fantastisch ist, warum gehst du dann nicht mit ihm aus?“

„Blake ist tabu. Ich war mal mit seinem Bruder zusammen“, erklärte sie.

„Was? Das hast du mir gar nicht erzählt. Mit welchem?“ Cadence zeigte offen ihre Überraschung. „Ich dachte, ich kenne all deine Freunde.“

„Drew. Aber es war nichts Ernstes. Wir sind nur ein paarmal ausgegangen.“

„Ach so.“ Cadence lächelte in sich hinein, froh zu hören, dass ihre Freundin nicht an Blake interessiert war. „Ich mag keine Playboys, außerdem bezweifle ich, dass ich sein Typ bin. Mein Busen ist zu klein, und ich bin einfach keine Tussi.“

„Ha! Diese Brüder ziehen alle Typen an. Er ist eine gute Partie, und er gibt der Gesellschaft etwas zurück. Sie alle tun das, und das mag ich an ihnen.“

„Das sehe ich.“

„Blake ist sehr aktiv in einer Jugendorganisation. Er berät und betreut Jungs im Teenageralter. Er geht mit ihnen raus und tut alles Mögliche für sie. Das ist wirklich cool. Es trägt dazu bei, dass er auf dem Boden bleibt.“

Cadence dachte über Alanas Worte nach. Sie bewunderte Menschen, die nicht nur nahmen, sondern auch gaben.

„Außerdem scheint er wirklich interessiert an dir zu sein. Gib ihm eine Chance. Man weiß nie, was passiert.“

„Ich weiß nicht. Vielleicht bin ich einfach noch nicht so weit.“ Sie war zwar über Kenny hinweg, hatte aber die Zurückweisung noch nicht verkraftet. Das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war Hoffnung auf jemanden, der die Gefühle einer Frau vermutlich nicht ernst nahm. Er mochte ein Wohltäter sein, er war aber auch ein Playboy.

„Okay, du magst noch nicht bereit für ihn sein, aber ich weiß sicher, dass er dich gern besser kennenlernen möchte.“

„Wie kommst du darauf?“ Cadence neigte gespannt den Kopf.

„Seit der Party fragt er mich nach dir aus.“

„Das sagst du mir erst jetzt?“

Alana zuckte mit den Schultern.

„Dort drüben ist es.“ Alana nahm den erstbesten Parkplatz. „Näher kommen wir sicher nicht ran. Es scheint ziemlich voll zu sein.“

Die Freundinnen prüften im Rückspiegel ihr Make-up, bevor sie ins Restaurant gingen. Alana stellte sich auf die Zehenspitzen und reckte den Hals auf der Suche nach Blake, während Cadence sich diskret umsah. Offenbar war er noch nicht eingetroffen.

„Lass uns nachfragen, wie lange wir auf einen Tisch warten müssen.“

Cadence folgte ihrer Freundin durch die Menge zu der Hostess. Die Wartezeit würde etwa fünfundvierzig Minuten betragen. Die Frauen fanden das in Ordnung, da Blake noch gar nicht da war.

„Darf ich Ihren Namen notieren?“, fragte die Hostess Alana.

„Gern. Alana. Ein Tisch für drei, bitte.“

„Okay. Sie sagten Alana, richtig?“, fragte die Frau. Alana nickte. „Essen Sie heute Abend mit Mr. Barrington?“

Cadence und Alana tauschten überraschte Blicke. „Ja. Woher wissen Sie das?“

„Mr. Barrington hat angerufen, deshalb haben wir Sie erwartet. Folgen Sie mir bitte.“ Die Hostess nahm mehrere Speisenkarten und führte die beiden Frauen durch das überfüllte Restaurant zu einem Nebenraum für Privatfeiern. Sie bekamen einen Tisch für acht Personen, und die Hostess legte auf jeden Platz eine Menükarte. „Ich schicke den Kellner sofort zu Ihnen. Mr. Barrington und die restlichen Gäste werden sicher bald eintreffen.“

„Danke“, sagte Alana höflich zu der Frau, bevor sie sich zu Cadence drehte. „Wie zum Teufel hat Blake das geschafft?“

„Ich weiß nicht, aber ich bin froh, dass wir keine Dreiviertelstunde warten müssen. Ich habe sogar daran gedacht zu gehen, aber vermutlich ist es in jedem Restaurant an einem Samstagabend so voll.“ Cadence blickte sich wieder um.

„Und Blake hat uns hierher und nicht woandershin eingeladen“, neckte Alana.

„Danke, Kim“, hörten sie Blakes Stimme direkt vor der Tür. Er betrat den Raum, den einen Arm seitlich ausgestreckt. „Ladys!“ Einige der Freiwilligen von der Job-Messe folgten ihm wie seine persönliche Entourage. Er nahm am Kopfende neben Cadence Platz und rieb sich lächelnd die Hände. „Ich hoffe, ihr musstet nicht zu lange warten.“

„Überhaupt nicht“, antwortete Alana. „Wie hast du das geschafft?“

„Man muss eben die richtigen Leute kennen.“ Blake lachte laut.

Cadence war dankbar, dass Blake weitere Helfer mitgebracht hatte. Das würde es ihr erleichtern, an einem Tisch mit ihm zu sitzen. Ein Kellner nahm die Bestellungen auf, und bis das Essen gebracht wurde, herrschte eine angeregte Unterhaltung. Dann wurde es still, denn die Gruppe war so hungrig, dass während des Essens nicht viel gesprochen wurde. Der Lärmpegel stieg wieder, als sie fertig waren und weitere Drinks gebracht wurden.

Cadence genoss das Essen und die Gesellschaft und war fast froh, nicht sofort nach Hause gegangen zu sein. Es war eine nette Abwechslung von ihrem Alltag.

Der Wein floss in Strömen, und die Unterhaltung wurde noch lebhafter, als das Thema Beziehungen aufkam. Der krasse Meinungsunterschied zwischen Männern und Frauen führte zu einer heißen Debatte.

„Das kommt, weil die meisten Männer nur das eine wollen!“, schrie Sandy beinahe.

„Bei vielen Frauen ist das heute auch so.“ Blakes Antwort erzeugte ein kollektives Luftschnappen bei den Frauen. „Anwesende eingeschlossen … offenbar.“ Die polternde Antwort der Frauen kam einem Aufruhr gleich. Blake hielt die Hände hoch. „Wartet. Lasst mich noch eins sagen.“

„Lasst den Mann sprechen“, lallte Eddie, und alle lachten.

„Als offenbar gut aussehender Mann sehe ich die Dinge aus anderer Sicht. Bei meinen Reisen begegne ich den unterschiedlichsten Frauentypen. Ich kann sie mir aussuchen.“

„Oh Gott! König Blake spricht. Hört gut zu“, warf Sandy ein.

„Nein!“, sagte Blake. „Im Ernst. Selbst wenn ich nicht so ein toller Kerl wäre …“, scherzte Blake und setzte sich mit einem strahlenden Lächeln in Pose. Die Frauen am Tisch verdrehten die Augen und lachten laut. „Es spielt keine Rolle. Manche Frauen sind heute einfach anders. Sie haben nicht mehr die Wertevorstellung, die sie früher hatten. Wenn du als Mann nicht deine eigene Wertevorstellung hast, dann kannst du fast alle bekommen. Wenn du mehr zu bieten hast als nur dein gutes Aussehen, so wie ich, ach, vergesst es! Die Welt könnte dir buchstäblich gehören.“

„Es ist unglaublich, wie arrogant Sie sind.“ Cadence hatte ihren Gedanken laut ausgesprochen. Blake war offensichtlich überzeugt davon, ein Geschenk Gottes an die Frauen zu sein.

„Ich bin nicht arrogant, Sweetheart. Ich bin selbstbewusst. Das ist ein Unterschied.“ Er zwinkerte ihr zu.

Cadence ärgerte sich, dass seine gönnerhafte Klarstellung ihn irgendwie noch verführerischer machte. Und darüber, dass er sie Sweetheart genannt hatte, könnte sie in Verzückung geraten. „Wie auch immer“, sagte sie mürrisch und winkte ab.

„Es stimmt. Ich habe das Glück, dass vieles für mich spricht. Ich habe eine gute Ausbildung und verdiene viel Geld. Ich versuche, keinen Blödsinn anzustellen, und ich wünschte, die Frauen würden es auch nicht tun.“

„Okay, König Blake, ich sage es ungern, du hast ja nicht unrecht“, sagte Sandy, dann nahm sie ihr Glas und trank einen Schluck Weißwein.

„Das Problem ist, wie du es rüberbringst“, gab Sandy Cadence recht.

„Ja“, stimmte Alana zu und lachte mit dem Rest der Gruppe. „Aber tatsächlich sind viele Männer und Frauen nur noch an oberflächlichen Dingen interessiert. Am Ende zählt aber, wie gut du behandelt wirst. Aussehen, Geld und Ausbildung können dich in der Nacht nicht halten oder dir sagen, wie sehr sie dich lieben.“

„Genau!“ Blake sah zu Cadence. „Deshalb könnte ich der ideale Mann sein. Ich halte dich nachts und sage dir, wie sehr ich dich mag … unter anderem.“

„Wenn dieser Mann sich noch weiter selbst beweihräuchert …“ In gespieltem Frust warf Sandy die Hände hoch.

„Ich bin ganz deiner Meinung, Sandy!“, sagte Alana.

„Ärgert euch nicht über die Wahrheit“, warf Eddie ein.

Alle am Tisch krümmten sich vor Lachen.

Alana blickte auf ihr Handy. „Du meine Güte! Es ist fast neun Uhr!“

„Was?“ Cadence richtete sich auf. Sie hatte haufenweise Arbeit mit nach Hause genommen, die sie erledigen wollte. Nach ihrem Freiwilligendienst aber und nach dem Abend mit Blake und Alana war sie sicher, dass sie nichts mehr schaffen würde. Wo war nur die Zeit geblieben?

Sandy leerte ihr gerade gefülltes Weinglas in einem Zug. Dann stützte sie die Hände auf den Tisch und erhob sich. „Das war ein toller Abend, aber ich muss los.“

„Ich auch“, lallte Eddie. Er zog sein Portemonnaie hervor. „Was bin ich dir schuldig?“

„Ihr seid eingeladen“, sagte Blake und zeigte sein umwerfendes Lächeln.

„Danke!“ Eddie steckte sein Portemonnaie wieder ein.

„Danke!“, riefen auch die anderen am Tisch.

„Gern geschehen. Ich danke euch, dass ihr euch die Zeit genommen habt, heute auszuhelfen. Eddie, du kannst mit mir fahren. Ich bringe dich morgen wieder zu deinem Wagen.“

Er hatte es wieder geschafft. Cadence wollte sich nicht von ihm verzaubern lassen, aber erneut zeigte er eine Charaktereigenschaft, die nichts mit Arroganz zu tun hatte, und ihr gefiel, was sie sah. Die Gründe, warum sie ihm besser aus dem Weg ging, schwanden dahin. Als sie ihre Sachen nahm und sich verabschiedete, fasste sie gedanklich zusammen, was für und was gegen Blake Barrington sprach. Er war erfolgreich, gut aussehend, humorvoll, einfühlsam, charmant und großzügig, obwohl er ein eingebildeter Casanova und Anwalt war.

Blake brachte Alana und Cadence zum Wagen. Kaum hatte Alana den Wagen mit der Funkfernbedienung geöffnet, war Blake schon an Cadences Seite und hielt ihr die Tür auf. Als alle im Auto saßen, beugte er sich durch das geöffnete Fenster hinein, dankte Alana ein letztes Mal und lächelte Cadence an.

„Wir sehen uns Freitag?“ Er lächelte frech und unglaublich sexy.

Cadence könnte schwören, ein Funkeln in seinen Augen zu sehen. „Klar“, sagte sie, obwohl sie nicht die Absicht hatte, sich mit ihm zu treffen. Aber sie wollte ihm vor Alana keinen Korb geben. Sie würde ihm in den nächsten Tagen mitteilen, dass sie es nicht schaffte. Blake nahm ihre Hand und küsste sie – ein zärtlicher, anhaltender Kuss, der sie ahnen ließ, dass er ein hingebungsvoller Liebhaber war. Ein Feuer breitete sich in ihr aus. Meine Güte! Cadence räusperte sich und rutschte auf ihrem Sitz hin und her.

„Gute Nacht“, sagte sie, wobei sie starr geradeausblickte. Sie konnte sich nicht dazu durchringen, in seine sehnsüchtigen Augen zu blicken, aus Angst, sich in ihnen zu verlieren. Und da sie aus den Augenwinkeln Alanas breites Grinsen sah, wollte sie ihre Freundin auch nicht ansehen.

„Kommt gut nach Hause“, sagte Blake schließlich und richtete sich auf.

Cadence schloss das Fenster, und bevor Alana etwas sagen konnte, deutete sie mit dem Finger auf sie. „Kein Wort.“

„Ha!“ Alana fügte sich, doch sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie den Gang einlegte und aus der Parklücke fuhr.

Cadence schloss die Augen und zwang die Schmetterlinge, die in ihrem Bauch herumflatterten, zur Ruhe.

4. KAPITEL

Blake verließ eilig das Gerichtsgebäude. Er musste nach Long Island, um sich mit den jungen Männern von Billy’s Promise zu treffen, eine Wohltätigkeitsorganisation, in die er viel Zeit investierte, um – meist vaterlosen – Jungen zu helfen, zu rechtschaffenen Mitgliedern der Gesellschaft zu werden. Heute Abend hatte er eine Extraüberraschung für die Jungs. Der höchst erfolgreiche Rapper Iconik kam mit seinem Team von der Plattenfirma zu Besuch. Blake wollte den Jungs all die Jobs vorstellen, die notwendig waren, um einem Musiker zum Erfolg zu verhelfen. Schon bei dem Gedanken, wie aufgeregt die Kids sein würden, wenn Iconik eintraf, musste er lächeln.

Das Quietschen von Turnschuhen auf Holz, fröhliches Lachen und das Geräusch von aufprallenden Bällen schlug Blake entgegen, als er das Jugendzentrum erreichte.

„He! Was gibt es, Mr. B.?“, rief einer der jungen Männer. Blake klatschte einige der Jungs ab, als sie sich um ihn scharten.

„Ich habe heute Abend etwas ganz Besonderes für euch.“ Blake grinste breit.

„Was?“ Die Jungen sahen sich aufgeregt an.

„Das verrate ich noch nicht.“ Blake ließ seinen Blick über die Gruppe schweifen. „Stellt bitte etwa zwanzig Stühle im Halbkreis auf. Ich gehe kurz ins Büro.“

„Machen wir“, sagte einer der Jungs und übernahm das Kommando, als Blake sich entfernte.

Blake begrüßte Tracy, den Leiter des Jugendtreffpunkts, und Anita, eine junge Studentin, die nach den Vorlesungen in dem Zentrum arbeitete.

„Hallo, Mr. B.“

„Können Sie mir einen Gefallen tun?“ Ohne die Antwort abzuwarten, zog Blake seine Kreditkarte aus dem Portemonnaie. „Rufen Sie bei Taste of Tuscany an und bestellen Sie …“ Blake zählte in Gedanken, „… fünf Bleche Pizza. Und bitte auch etwas zu trinken. Wir werden heute Abend Gäste haben.“

„Gern, Mr. B.“

Blake ging zurück zu den jungen Männern. Sie saßen jetzt, waren aber genauso laut. Er klatschte in die Hände, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Gerade, als er sie auf den Überraschungsbesuch vorbereiten wollte, rief einer: „He, der Kerl da hinten sieht aus wie der Rapper Iconik!“ Alle, auch Blake, drehten sich um und sahen, dass Iconik und seine Crew gerade auf sie zusteuerten.

„Eure Überraschung ist da!“

Die Jungen sprangen auf, klatschten sich ab und hielten sich vor Staunen die Hand vor den Mund, als Blake die Gäste begrüßte.

Gleichzeitig mit Iconik und dessen Mannschaft trafen auch die Presse und der Abgeordnete Banks ein. Dieses Ereignis würde seiner Organisation große Publicity bringen. Die nächsten zwei Stunden lauschten die Jugendlichen erst jedem Wort, das die Gäste zu sagen hatten, und bombardierten dann das Team mit Fragen. Anschließend organisierte Iconik Selfies mit den Kids und ein paar Gruppenfotos mit Blake und dem Abgeordneten Banks. Zum Schluss beschenkte er sie noch mit signierten Postern, T-Shirts und Kopien seiner neuesten CD.

„Und jetzt wird aufgeräumt“, sagte Blake, nachdem Iconik und sein Team sich verabschiedet hatten. „Stellt die Stühle zurück und werft die Pizzakartons und Pappbecher in den Abfall. In ein paar Minuten wird das Zentrum geschlossen.“

„Das war großartig“, bedankte sich Abgeordneter Banks bei Blake. „Ich bin sehr stolz auf Sie, Blake. Machen Sie mit dieser tollen Arbeit weiter. Irgendwann kommen Sie in die Politik.“ Banks lachte.

„Ich glaube nicht, dass ich dafür geeignet bin, Sir. Die Politik überlasse ich besser Ihnen. Ich bleibe dabei, Fälle zu gewinnen.“

„Tun Sie das.“ Banks lachte. „Ja, tun Sie das.“ Einen Moment schwiegen beide. „Ähm, Blake.“

„Ja, Sir.“

Banks machte eine kurze Pause, lange genug, dass Blake seine veränderte Haltung bemerken konnte. „Haben Sie …“ Er schwieg wieder. „Ich wollte nur sagen, dass ich stolz auf Sie bin.“

„Danke?“ Blakes Antwort klang mehr wie eine Frage. Hatte Banks das nicht bereits gesagt? Blake war auch stolz auf sich. Das Strahlen in den Augen der jungen Leute zu sehen, fühlte sich so gut an, wie einen Fall zu gewinnen.

„Das war toll, was Sie hier geleistet haben. Wir hören voneinander.“

„Klar.“

Im nächsten Moment war Banks weg. Sein Verhalten kam Blake merkwürdig vor. Er fragte sich, ob der Abgeordnete etwas ungesagt gelassen hatte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Wenn irgendetwas nicht stimmte, dann würde Banks es ihm schon bald sagen. Banks hatte sich angewöhnt, Blake Mandanten zu schicken, und ließ sich auch selbst von ihm juristisch beraten. Banks wusste, dass Blake nicht daran interessiert war, in die Politik zu gehen, beharrte aber darauf, dass die richtigen Beziehungen immer von Vorteil waren.

Anita schloss das Zentrum hinter ihnen ab. Blake fragte sich, was Cadence von dem Event heute gehalten hätte. Er erinnerte sich an die Worte seines Vaters. „Es ist toll, etwas Schönes zu erleben, aber es ist noch besser, wenn man das Erlebte mit jemandem teilen kann.“ Er stellte sich vor, Cadence wäre diejenige, mit der er Siege und schöne Erlebnisse teilten könnte, und fragte sich, wie sie reagieren würde.

Autor

Nicki Night
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