Hochzeit im Paradies

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Heirat unter Palmen! Sophies neuer Auftrag als Hochzeitsplanerin ist ein Traum – genau wie der Bruder der Braut, sexy Millionär Daniel, der heiß mit ihr flirtet. Da erfährt Sophie, warum er die Feier auf seinem Inselparadies wirklich erlaubt. War alles nur Täuschung, auch seine Küsse?


  • Erscheinungstag 28.05.2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751514507
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Nur über meine Leiche!“ Daniel Caruana war über den ersten Absatz der E-Mail, die seine Schwester ihm geschickt hatte, nicht hinausgekommen, als er den Ausdruck schon wütend zusammenknüllte und gegen die nächstbeste Wand warf. Monica und eine Heirat mit Jake Fletcher? Nie im Leben!

Nicht, solange Daniel das verhindern konnte.

Daniel fühlte sich nicht in der Lage, länger still sitzen bleiben zu können. Aufgeregt lief er in dem großzügigen Büro auf und ab und raufte sich dabei rastlos die Haare. Die deckenhohen Fenster seines Büros gaben einen atemberaubenden Blick auf die azurblaue See und einen feinsandigen Strand frei, der unter Nordqueenslands greller Sonne weiß leuchtete.

Doch nichts davon nahm Daniel wahr. Er sah nur noch rot.

Was hatte er sich nur dabei gedacht, Monica in Brisbane studieren zu lassen? So weit weg von Cairns, weit weg von seinem Einflussbereich. Aber nahe genug für die gierig grapschenden Hände von Jake Fletcher!

Daniel blieb abrupt stehen, und ihm lief es eiskalt den Rücken hinunter, als sich die Mosaikteilchen allmählich zusammenfügten. In dieser Woche hatte Jake ihn mehrfach angerufen, aber Daniel hatte die Bitte um Rückruf wie eine lästige Fliege von seinem Tisch gewischt. Er sah keinen Anlass, jemals wieder ein Wort mit Jake zu wechseln.

Und jetzt machte Jake also seine Absichten unmissverständlich klar. Bitte nicht Fletcher! Bitte nicht ausgerechnet Monica!

Nicht nach dem, was damals geschehen war.

Resigniert presste Daniel seine Stirn gegen das kühle Glas der Fensterscheiben und schloss die Augen. Ein Bild formte sich hinter seinen Lidern: ein fröhliches Mädchen mit blauen Augen und einem hinreißend süßen Lächeln. Emma.

Solange er lebte, würde er Emma nicht vergessen können. Vor allem nicht nach dem, was Fletcher ihr angetan hatte!

Er öffnete die Augen wieder und starrte abwechselnd in die Wolken am Himmel und in das tiefblaue Meer, als lägen dort die Antworten verborgen, die dieses drohende Unheil abwehren konnten. Normalerweise inspirierte ihn dieses Postkartenmotiv, munterte ihn auf oder beruhigte sogar seine Nerven.

Heute allerdings schien die sonnige Idylle nur auf sarkastische Weise den Sturm in Daniels Innerem zu verhöhnen.

Wütend schlug er mit der flachen Hand gegen die Scheibe. Verdammt, nicht Monica! Gerade erst war er den letzten sogenannten Freund seiner Schwester losgeworden, was ihn letztendlich stolze zwanzigtausend Dollar gekostet hatte. Kleingeld im Vergleich zu dem, was dieser Heiratsschwindler im schlimmsten Fall hätte abstauben können.

Fletcher dagegen wusste vermutlich ziemlich genau, wie hoch das Vermögen der Caruanas zu beziffern war. Niemals würde er sich mit läppischen Zwanzigtausend zufriedengeben, jetzt, da er – seiner Ansicht nach – praktisch zur Familie gehörte.

Niemals! Verzweifelt presste Daniel seine steifen Finger gegen das kalte Glas. Das mit Fletcher würde zweifellos nicht billig werden, aber letztendlich hatte jeder Mensch seinen Preis. Und was immer es kosten mochte, Monica von dem schädlichen Einfluss dieses Kerls zu befreien, es war die Sache wert.

Hinter ihm klingelte das Telefon, und nach kurzem Zögern ergriff Daniel den Hörer. Am liebsten hätte er ungestört weiter über dieses Problem nachgedacht, aber schließlich hatte er das Unternehmen seiner Familie nicht aus den roten Zahlen geholt und ihm zu internationalem Ruhm verholfen, indem er Anrufe ignorierte.

„Was ist?“

Sein ziemlich barscher Ton sorgte kurz für Stille in der Leitung, doch seine Privatsekretärin erholte sich auch schnell wieder von ihrem Schreck. „Mr. Caruana?“, begann sie mit viel zu hoher Stimme. „Hier ist eine Miss … Miss Turner, die Sie sprechen möchte.“

Sein Stirnrunzeln vertiefte sich, und für einen Moment rückte das leidige Thema Jake Fletcher in den Hintergrund. An eine Miss Turner konnte er sich im Hinblick auf seinen Terminplan überhaupt nicht erinnern. „Wer?“

„Sophie Turner. Von ‚Der perfekte Tag‘.“

Dieser Name sagte ihm nichts, aber Daniel war es gewohnt, dass ihm alle möglichen Leute unter fadenscheinigen Vorwänden näherkommen wollten. Meistens ging es um einen Gefallen, wie beispielsweise die Unterstützung einer wackeligen Geschäftsidee, deren Finanzierung von den Banken bereits abgelehnt worden war. Und diese Sophie Turner bildete mit Sicherheit keine Ausnahme. „Nie von ihr gehört. Werden Sie sie irgendwie los!“

Seine Gereiztheit nahm zu, als das Telefon keine dreißig Sekunden später erneut klingelte. „Was ist denn jetzt noch?“, brummte er in den Hörer.

Die Stimme seiner Sekretärin klang noch etwas eingeschüchterter. „Miss Turner sagt, alles wäre in einer E-Mail erklärt, die Ihre Schwester Ihnen zugesandt hat.“

„Was für eine Mail?“

„Haben Sie Ihre Mails noch nicht durchgesehen?“ Die arme Frau klang immer unsicherer. „Ich habe extra alles ausgedruckt und auf Ihren Schreibtisch gelegt.“

Ach, diese E-Mail! Hastig bückte er sich und hob den zerknüllten Zettel auf, der in einer Ecke des Raumes gelandet war. Leider hatte er nur den ersten Absatz gelesen, in dem Moni ihm mitteilte, dass sie seinen Erzfeind heiraten würde. Danach war Daniel praktisch nicht in der Lage gewesen, noch mehr Details aufzunehmen.

„Moment mal!“ Er legte den Hörer beiseite und glättete das Papier. Widerwillig begann er, von vorn zu lesen:

Daniel, bitte freu dich für mich! Eigentlich hatte ich den Männern für immer abgeschworen – kein Wunder, nach drei dicht aufeinanderfolgenden Trennungen –, aber dann bin ich Jake Fletcher begegnet, und die letzten Wochen hätten nicht perfekter sein können. Er behandelt mich wie eine Prinzessin und hat jetzt sogar um meine Hand angehalten. Und ich habe Ja gesagt.

Nein! tobte es in Daniels Kopf. Niemals! Mit geschlossenen Augen kämpfte er gegen seine aufschäumende Wut, bis er sich so weit beruhigt hatte, um die Mail weiterzulesen.

Ich weiß, ihr beide seid in der Vergangenheit nicht gut miteinander ausgekommen. Vielleicht hast du deshalb auch letzte Woche Jakes Anrufe nicht beantwortet. Allerdings hoffe ich inständig, du kannst die Vergangenheit hinter dir lassen, wenn du erst siehst, wie sehr wir zwei uns lieben.

Vor Daniels innerem Auge tauchten unzählige Fotos von einer lächelnden jungen Frau auf, die leider niemals wieder lachen würde. Wie könnte er jemals die Vergangenheit ruhen lassen?

Mir ist klar, wie plötzlich das alles kommt. Aber du sollst einer der ersten sein, die von meinem Glück erfahren. Dieses Mal ist es das Richtige, ich spüre das genau!

Das Richtige! Pah! Bestimmt dachte Fletcher das Gleiche, allerdings liebte er in erster Linie das immense Familienvermögen seiner zukünftigen Braut. Wann würde seine Schwester endlich begreifen, worauf es den Männern wirklich ankam? Vor allem Kerlen wie Fletcher!

Eigentlich wollte ich es dir persönlich sagen, aber du warst nicht erreichbar, und Fletcher hat mich als Verlobungsgeschenk nach Hawaii entführt. Ich habe es einfach nicht mehr geschafft, dich zu erwischen.

Ein bitterer Geschmack breitete sich in Daniels Mund aus, und er ballte seine Hand zur Faust. Die Vorstellung von Moni und Fletcher auf Hawaii setzte ihm zu, und am liebsten wäre Daniel sofort losgeflogen, um seine Schwester zurückzuholen, bevor dieser Schwachkopf sie noch schwängerte.

Wahrscheinlich hatte er es genau darauf abgesehen. Aber es würde mehr als nur ein Baby brauchen, um diese Hochzeit wahr werden zu lassen! Eher fror die Hölle zu, als dass Monica mit Jake Fletcher vor den Altar trat!

Sie war inzwischen einundzwanzig Jahre alt. Also konnte Daniel sie wohl kaum an den Haaren nach Hause zerren. Dennoch würde er nicht still danebenstehen, während sie den größten Fehler ihres Lebens beging. Flüchtig überflog er die letzten Zeilen.

Also habe ich eine Hochzeitsplanerin engagiert und sie gebeten, dich zu besuchen. Ihr Name ist Sophie Turner, und sie ist mir eine echte Freundin geworden.

Wir beide sprechen dann später miteinander. Und in der Zwischenzeit … sei bitte nett zu ihr!

Seine Schwester versprach ihm noch eine hübsche Urlaubspostkarte von Waikiki-Beach, aber Daniels Blick blieb an der Bitte hängen, diese fremde Frau freundlich zu behandeln. Wofür hielt seine Schwester ihn eigentlich? Für ein Monster?

Er war kein Monster, nur ein Geschäftsmann und ein engagierter Bruder, der seine kleine Schwester vor berechnenden Erbschleichern beschützen wollte. Das war Daniel seiner Familie schuldig. Aber dieser Beschützerinstinkt machte ihn doch nicht zu einem Ungeheuer?

Selbstverständlich würde er diese Sophie Turner empfangen, und zwar mit ausgesuchter Höflichkeit, genauso wie es seine Schwester von ihm erwartete. Er würde sie einladen, sich kurz ihre Planung anhören und ihr anschließend den Kopf geraderücken.

Denn die Dienste dieser Frau wurden nicht gebraucht. Solange Daniel noch atmete und bei klarem Verstand war, gab es keine Eheschließung zwischen seiner Schwester und einem Typen wie Jake Fletcher.

Entschlossen nahm er den Telefonhörer wieder zur Hand. „Schicken Sie Miss Turner herein!“

2. KAPITEL

Unruhig rutschte Sophie auf dem Besucherstuhl weiter nach vorn. Auf ihren Knien lag ein ledernes Portfolio, das alle Einzelheiten bezüglich Monicas und Jakes Hochzeitsplanung enthielt.

Ihr fiel auf, wie sich die Wangen der jungen Sekretärin vor Nervosität rot färbten, als sie zum zweiten Mal in einer Minute ihren Boss anrufen sollte. Es befand sich also ein Körnchen Wahrheit an den Gerüchten über Daniel Caruanas Charakter. Im Internet war Sophie beim Studium zahlreicher Artikel allmählich aufgegangen, wie viel Respekt Geschäftspartner, Personal oder Geliebte vor seinen Launen und seinem Durchsetzungsvermögen hatten.

Ein wenig bekam Sophie sogar ein schlechtes Gewissen, weil sie das arme Mädchen tatsächlich zu einem zweiten Anruf überreden musste. Andererseits hatte sie einen ganzen Tag dafür eingeplant, um von Brisbane nach Cairns zu reisen, und Monica und Jake verließen sich auf sie.

Sophies Hauptaufgabe war es, zu vermitteln und die Wogen zu glätten. Nicht gerade ein ermutigender Gedanke. Offenbar hatte Daniel – vor allem, nachdem er und seine Schwester zu Waisen geworden waren – Monica gegenüber einen extrem ausgeprägten Beschützerinstinkt entwickelt, was die Situation ziemlich erschwerte. Zu allem Überfluss waren Daniel und Jake schon auf der Highschool nicht miteinander ausgekommen. Jedenfalls hatte Jake so etwas als möglichen Grund vorgebracht, warum Daniel seine Anrufe nicht erwiderte.

Etwas Schwerwiegendes muss zwischen ihnen vorgefallen sein, überlegte Sophie, wenn sie nicht einmal mehr ein einziges Wort miteinander wechseln.

Sie hatte Monica und Jake vorgeschlagen, selbst mit Daniel zu sprechen, aber Monica entschied sich am Ende für eine weniger offensive und dafür diplomatische Lösung. Also teilte sie ihrem Bruder die Neuigkeiten per E-Mail mit und verschwand anschließend für zwei Wochen, während Sophie die Hochzeitsvorbereitungen mit Daniel besprechen sollte.

Und wenn das glückliche Paar dann zurückkehrte, wäre der Boden für ihre Eheschließung durch Sophie bereitet, und Daniel könnte in seiner Schwester endlich die erwachsene Frau sehen, die sie war.

In Monicas Augen war das alles ganz einfach, jedenfalls hatte sie das Sophie gegenüber behauptet. Narrensicher.

Monica hatte sie fest in die Arme geschlossen und sich im Voraus bei ihr bedankt. In ihrem hoffnungsvollen Blick lag obendrein ein gewisses Maß an Verzweiflung, und Sophie schluckte deshalb ihre Einwände tapfer hinunter. Sie brachte es einfach nicht über das Herz, die jungen Liebenden im Stich zu lassen.

Jetzt kam ihr das Ganze allerdings wie eine Schnapsidee vor. Sie wurde zunehmend nervöser, als sie bemerkte, wie lange die junge Sekretärin auf eine positive Antwort von ihrem Chef warten musste. Mit den Fingernägeln trommelte Sophie auf dem Leder ihrer Mappe herum.

Narrensicher, dachte sie. Dass ich nicht lache!

Auf dem Gesicht der anderen Frau las sie inzwischen echte Angst. So einfach würde die Überzeugungsarbeit bei Monicas Bruder also nicht werden. Aber zuerst einmal musste sie diesen Mann persönlich kennenlernen, allein schon, weil sie ja bald miteinander verwandt waren.

Sophie hatte sich immer eine heile Familie gewünscht, und es war für sie wie ein Wunder gewesen, nach all den Jahren der Trennung Jake wiederzubegegnen. Auch wenn die Wiedervereinigung der Geschwister traurigerweise nur durch den Tod ihrer Mutter zustande gekommen war. Und jetzt würde sich ihre kleine Familie noch weiter vergrößern.

Monica war ein reizendes Mädchen, mit der Sophie sich auf Anhieb blendend verstanden hatte. Eine nettere Schwägerin konnte Sophie sich gar nicht wünschen. Doch die Aussicht, Daniel als Schwager zu bekommen, war dagegen nicht besonders erfreulich. Aber seine Verwandten konnte man sich eben nicht aussuchen.

Warum dauert das so lange? fragte sie sich und wechselte zum wiederholten Mal ihre Sitzposition. Dann überprüfte sie erneut, ob die Unterlagen auch wirklich vollständig waren, und starrte anschließend voller Ungeduld an die Decke. Dieser arrogante Kerl! Wenn er einfach mit ihrem Bruder telefoniert hätte, wäre dieser ganze Besuch überflüssig gewesen.

Auf Sophies fragenden Blick hin zuckte die andere Frau entschuldigend die Achseln. Seufzend sah Sophie durchs Fenster auf den von Palmen umsäumten Strand und das glitzernde Korallenmeer.

So ein Büro könnte ich mir auch gefallen lassen! Wehmütig dachte sie an ihre eigenen unspektakulären Räume in Brisbane, die nicht einmal einen winzigen Blick auf den Fluss erlaubten, eingepfercht zwischen den ganzen Hochhäusern. Aber vielleicht war dieser Arbeitsplatz hier auch nur eine faire Entschädigung, wenn man für einen teuflischen Vorgesetzten schuften musste.

„Mr. Caruana wird Sie jetzt empfangen.“

Diese Nachricht ließ Sophie innerlich zittern. Natürlich war sie froh, die Wartezeit hinter sich zu haben und doch noch ihren Termin zu bekommen, trotzdem zerrte die lang ersehnte Audienz bei diesem aufgeblasenen Kerl gewaltig an ihren Nerven. Wenn es nach ihr ginge, würde sie den Herrn, der eine Ewigkeit brauchte, um sich zu einem Gespräch herabzulassen, einfach versetzen. Immerhin war sie selbst nicht auf sein zögerliches Einverständnis für diese Hochzeit angewiesen.

Andererseits ging es hier nicht um sie, sondern um Jake und Monica. Also holte sie tief Luft, strich sich beim Aufstehen noch einmal über ihren Rock und steckte eine lose Haarsträhne hinter ihr Ohr.

Kühl, selbstsicher und professionell – so wollte Sophie auftreten und wahrgenommen werden. Der Daniel Caruana, über den sie recherchiert hatte, erwartete ausschließlich erstklassige Präsentationen, und eine solche würde sie ihm liefern. Später, nach der glanzvollen Hochzeit, und wenn sie beide sich erst besser kannten, war noch genügend Zeit, um sich zwanglos zu unterhalten. Heute jedoch ging es in erster Linie ums Geschäft.

Dankend lächelte sie der Sekretärin zu, die ganz offensichtlich erleichtert war, ihren Boss nicht noch ein drittes Mal stören zu müssen, um der hartnäckigen Besucherin einen Gesprächstermin zu verschaffen.

Sachte klopfte Sophie an die geschlossene Tür, bevor sie das größte Büro betrat, das sie jemals zu Gesicht bekommen hatte. Beeindruckt von diesen unerwarteten Dimensionen blieb sie stehen und sah sich um. So viel Platz für einen einzigen Mann? Vermutlich brauchte er das, um sein immenses Ego unterzubringen!

Doch Sophie wollte sich kein zu schnelles Urteil über ihren zukünftigen Schwager erlauben. Entschlossen setzte sie ihr professionellstes Lächeln auf und dachte dabei an die Kraft positiver Gedanken.

„Mr. Caruana“, begrüßte sie ihn etwas zu strahlend. „Ich freue mich, Sie doch noch kennenzulernen.“

Mit verschränkten Armen stand er – den Rücken zur Tür gewandt – vor einer riesigen Fensterfläche, die den Blick auf eine von Queenslands schönsten Küsten freigab. Doch viel fesselnder als die Strandszenerie fand Sophie die stattliche Silhouette, die sich vom Sonnenlicht absetzte: breite Schultern, schmale Hüften und lange, kräftige Beine.

Dann drehte Daniel sich um, und der herrliche Ausblick verblasste in Sophies Augen vollends. Das, was sie auf den vielen Fotos im Internet nicht hatte erkennen können, traf sie wie ein Schlag. Natürlich war ihr nicht neu, wie attraktiv Daniel mit seinen schwarzen Haaren und den stahlgrauen Augen aussah, und auch seine markanten männlichen Gesichtszüge kannte sie bereits. Nein, da war noch mehr, das ihr die Sprache verschlug. Charisma und eine unsichtbare Anziehungskraft, die wie ein aufregender Strudel auf sie wirkte.

Er neigte leicht den Kopf und sah Sophie prüfend an, wobei seine Augen immer schmaler wurden. „Ist es tatsächlich eine Freude?“

Vielleicht nicht, dachte sie, ersparte sich jedoch eine offene Antwort auf seine Frage. Nicht, dass er auf eine gewartet hätte.

„Sie wollten mich sprechen?“, setzte er mit unverhohlener Ungeduld nach.

„Ja.“ Sophie schluckte und wünschte sich mehr denn je, ihr Bruder und seine Braut würden sie in dieser Sache nicht im Stich lassen. Dann besann Sophie sich aber doch auf ihre bevorstehende Aufgabe und zwang ihre starren Beine, sich wieder zu bewegen und auf ihn zuzugehen. „Natürlich.“ Sie streckte Daniel ihre Hand entgegen. „Sophie Turner von ‚Der perfekte Tag‘. Wir sorgen für die perfekten Erinnerungen, die man ein Leben lang im Herzen trägt.“ Ihr Werbeslogan kam ihr wie von selbst über die Lippen, bevor Sophie sich bremsen konnte. Aber sie war nun einmal stolz auf ihr Unternehmen und auf alles, was sie erreicht hatte.

Eine gefühlte Ewigkeit lang starrte Daniel auf die ausgestreckte Hand vor sich, und erst jetzt bemerkte Sophie den Schatten eines Bartes auf seinem kantigen Kinn. Die kurze Entfernung erlaubte ihr auch einen tieferen Blick in seine schönen Augen, in deren Abgründen man sich leicht verlieren konnte.

Endlich nahm er ihre Hand in seine, und Sophie schnappte unwillkürlich nach Luft, so als würde sie eine Extraportion Sauerstoff brauchen. Stattdessen atmete sie den Duft seiner Haut ein, und ihre Sinne trübten sich. Am liebsten hätte Sophie sich kräftig geschüttelt, um wieder zur Besinnung zu kommen.

„Monica hat mir schon viel von Ihnen erzählt“, begann sie holperig. „Eigentlich wollte sie ja selbst herkommen, um Ihnen von ihren Plänen zu berichten, aber …“

„Aber dann wurde sie plötzlich nach Hawaii entführt?“, schloss Daniel trocken. „Von dem letzten Mann, in den sie sich gerade mal wieder Hals über Kopf verliebt hat?“

Seine zynischen Worte und sein kaltes Lächeln ließen die Spannung im Raum ansteigen. Dieser Mann, von dem sie sprechen, ist zufällig mein Bruder, wollte Sophie erwidern, und er liebt Monica ebenso sehr wie sie ihn!

Aber Sophie brachte kein einziges Wort über die Lippen, solange ihre Hand noch in Daniels gefangen war. Die Wärme, die von ihm ausging, schien sich in ihrem ganzen Körper zu verbreiten. Mit einer einzigen, entschlossenen Bewegung entzog Sophie sich Daniels festem Griff.

Hektisch sah sie sich um, und ihr Blick fiel auf eine lederne Sitzgruppe, die um einen großen Glastisch angeordnet war. „Wollen wir uns vielleicht setzen?“, schlug sie vor und war erleichtert, ihre Haltung allmählich zurückzuerobern. „Dann kann ich Sie bezüglich Monicas und Jakes Plänen auf den neuesten Stand bringen.“

Ohne auf seine Reaktion zu achten, setzte Sophie sich hin und legte ihre Ledermappe neben sich ab. Dann bemerkte sie, dass Daniel sich nicht vom Fleck gerührt hatte. Das spöttische Lächeln schien sich in sein Gesicht eingegraben zu haben, und es dauerte eine ganze Weile, ehe er widerwillig auf Sophie zuschritt.

„Ja, vielleicht könnten wir das“, murmelte er mehr zu sich selbst und überraschte sie, indem er sich wie selbstverständlich direkt neben Sophie auf das relativ enge Sofa setzte.

Blitzschnell rutschte sie zur Seitenlehne und machte sich so schmal wie möglich, während sie mit bebenden Fingern ein paar Unterlagen hervorzauberte. „Ich habe da diverse Broschüren mitgebracht“, erklärte Sophie etwas zerstreut.

Daniel gefiel es, Frauen zu verunsichern. Es hielt sie stets in der Defensive, genau dort, wo er sie haben wollte. Außer natürlich im Bett. Dort begegnete er gern mal der verborgenen Tigerin.

Ob die adrette Miss Turner im Bett auch zur Tigerin wurde?

Er nahm sich viel Zeit, die hübsche Frau neben sich ausgiebig zu mustern. Das durchgehend geknöpfte blaue Seidenkleid verbarg mehr, als es enthüllte, aber man konnte dennoch darunter eine nette Figur erahnen. Reizende Proportionen, eine schmale Taille, lange Beine und ein Gesicht, das zu diesem exzellenten Körperbau passte.

Der zweite Eindruck bestätigte den ersten, und Daniels Interesse erwachte. Auch das Profil war ausgesprochen schön: hohe Wangenknochen, eine klassische Nase, volle Lippen …

Daniel runzelte die Stirn. Zwar konnte er sich im Augenblick nicht an ihren Namen erinnern, aber irgendetwas an ihr kam ihm seltsam bekannt vor. Doch dann verwarf er diesen Gedanken. Ihm waren schon unendlich viele Frauen begegnet, aber wäre diese hier unter ihnen gewesen, hätte er sie sicherlich nicht gehen lassen, ohne sie etwas näher kennenzulernen.

Es sei denn, sie war gebunden. Viele Menschen teilten seine Skrupel nicht, das wusste Daniel, aber für ihn kam es gar nicht infrage, die Frau eines anderen Mannes zu verführen. „Sind Sie verheiratet, Miss Turner, oder verlobt?“ Wenigstens war ihm der Name wieder eingefallen!

Ruckartig wandte Sophie ihm den Kopf zu. Ein paar Broschüren rutschten ihr dabei aus der Hand und fielen auf ihren Schoß. „Warum wollen Sie das wissen?“

Dieses Mal war sein Lächeln echt, als er ihr bereitwillig mit den Broschüren half und dabei sachte über ihren Oberschenkel strich. Ihr auffälliges Zittern verriet Sophie, obwohl die Berührung nur federleicht gewesen war. Eine Reaktion, die Daniel inzwischen bei Frauen gewöhnt war.

„Sie arbeiten in der Hochzeitsbranche. Deshalb gehe ich davon aus, dass nur eine verheiratete Frau wirklich versteht, worauf es einer Braut an ihrem großen Tag ankommt. Woher sollten Sie sich sonst damit auskennen?“

„Oh, ich verstehe“, entgegnete sie ausweichend und wurde rot. Daniel fragte sich, ob sie wohl gehofft hatte, er würde sich aus anderen Gründen nach ihrem Familienstand erkundigen.

Autor

Trish Morey
Im Alter von elf Jahren schrieb Trish ihre erste Story für einen Kinderbuch- Wettbewerb, in der sie die Geschichte eines Waisenmädchens erzählt, das auf einer Insel lebt. Dass ihr Roman nicht angenommen wurde, war ein schwerer Schlag für die junge Trish. Doch ihr Traum von einer Karriere als Schriftstellerin blieb.
Nach...
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