Im Himmelbett des Prinzen

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Vergeblich versucht die schöne Alandra dem faszinierenden Charme von Prinz Nicolas zu widerstehen: Nach einem romantischen Ball wird sie seine Geliebte. Bis sie am Fest der Liebe durch Zufall erfährt, dass ihr Traummann bereits einer anderen Frau versprochen ist …


  • Erscheinungstag 30.11.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733728403
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Er wollte sie und keine andere Frau.

Prinz Stephan Nicolas Braedon von Glendovia beobachtete die umwerfende Schönheit mit der glänzenden schwarzen Haarpracht aus der Entfernung. Sie war groß gewachsen und schlank, aber mit sinnlichen Kurven an genau den richtigen Stellen. Ihr langes glattes Haar fiel ihr bis fast auf die Hüften.

Die Farbe ihrer Augen konnte er nicht erkennen, wohl aber den Schwung ihrer vollen roten Lippen. Sein männlicher Instinkt sagte ihm, dass sie auch aus der Nähe mindestens ebenso anziehend sein würde wie aus der Entfernung.

Er beugte sich zu dem großen, kräftig gebauten Mann im Anzug, der neben ihm stand, und flüsterte ihm zu: „Ich will wissen, wie sie heißt. Finden Sie es heraus.“

Der Bodyguard folgte Nicolas’ Blick, nickte einmal kurz und entfernte sich. Nicolas wusste nicht, wie Osric sich die Information beschaffen würde, und es spielte für ihn auch keine Rolle, solange es dem Leibwächter gelang.

Wenige Minuten später kehrte Osric zurück und nahm seinen Platz an Nicolas’ Seite wieder ein. „Ihr Name ist Alandra Sanchez, Eure Hoheit. Sie ist für die Organisation des heutigen Abends verantwortlich.“

Alandra. Ein wunderschöner Name für eine wunderschöne Frau.

Sie bewegte sich selbstbewusst durch den großen Ballsaal voller Menschen, lächelte und plauderte mit den Gästen, während sie gleichzeitig darauf achtete, dass alles gut lief und die Besucher zufrieden waren. Das lange lavendelfarbene Abendkleid schimmerte bei jeder ihrer Bewegungen im Licht der Kronleuchter und schmiegte sich eng an ihre perfekten weiblichen Kurven.

Nicolas war nicht mit der Absicht zu diesem Fundraising-Dinner gekommen, eine neue Geliebte zu finden. Aber jetzt, da er Alandra gesehen hatte, wusste er, dass er die Vereinigten Staaten nicht wieder verlassen würde, ohne dafür zu sorgen, dass sie sein Bett teilte.

Offiziell war er zwar als Mitglied der königlichen Familie von Glendovia dafür zuständig, sich um die nationalen karitativen Projekte des kleinen Königreiches zu kümmern, aber normalerweise nahm er nicht an Wohltätigkeitsveranstaltungen in anderen Ländern teil. Diese Arbeit überließ er in der Regel seiner Schwester oder einem seiner beiden Brüder.

Seine Schwester Mia war es dann auch, die eigentlich die Reise in die Staaten und den Besuch dieses Dinners geplant hatte, bei dem Spenden für die Einrichtung einer Kinderabteilung in einer Klinik in Texas gesammelt wurden. Sie hatte jedoch in letzter Minute absagen müssen, und da Nicolas ohnehin Gespräche mit einigen einflussreichen Ölmagnaten führen musste, war er nun heute Abend anstelle seiner Schwester hier.

Bis vor wenigen Minuten war er über diese Änderung seiner eigenen Pläne ganz und gar nicht glücklich gewesen, nun aber überlegte er ernsthaft, ob er Mia nicht einen großen Blumenstrauß oder eine Schachtel ihrer Lieblingspralinen schicken sollte. Schließlich hatte sie ihm durch ihre Absage eine Begegnung ermöglicht, die außerordentlich reizvoll zu werden versprach.

Alandra Sanchez lächelte so strahlend, dass ihre Gesichtsmuskeln beinahe schmerzten. Sie warf prüfende Blicke im Saal umher, um sicherzugehen, dass alles so verlief, wie sie es geplant hatte. Die Organisation dieses Gala-Events hatte sie Monate an harter Arbeit gekostet – und das alles, um dafür zu sorgen, dass möglichst viele Spenden für die neue Kinderklinikabteilung zusammenkamen.

Unglücklicherweise jedoch gestaltete sich der Abend nicht so erfolgreich, wie sie gehofft hatte, und zu allem Überfluss konnte Alandra nur sich selbst die Schuld dafür geben.

Jeder im Raum schien sie verstohlen zu beobachten, sie konnte die neugierigen Blicke förmlich spüren, ebenso wie die unverhohlene Missbilligung.

Und das alles nur, weil sie sich mit dem falschen Mann eingelassen hatte …

Von allen möglichen Ereignissen, die diesen Abend ruinieren konnten, war dies ganz sicher das schlimmste. Ein Wirbelsturm, eine Überschwemmung, selbst ein Brand im Hotel – mit solchen Katastrophen hätte sie umgehen können. Das wären lediglich größere Herausforderungen an ihr Organisationstalent gewesen, hier jedoch ging es um ihre persönliche Demütigung, um die Beschmutzung ihres guten Rufs.

Aber im Grunde geschah es ihr recht als Strafe dafür, sich überhaupt näher mit Blake Winters eingelassen zu haben. Sie hätte schon bei der ersten Begegnung ahnen können, dass ihr dieser Mann am Ende nichts als Ärger bereiten würde.

Und jetzt war eben jeder in diesem Raum – ja, sogar jeder in Gabriel’s Crossing, im Staat Texas und womöglich im ganzen Land – davon überzeugt, dass Alandra Sanchez eine skrupellose Ehebrecherin war, die das Glück einer Familie auf dem Gewissen hatte.

Genau das nämlich wurde in den Klatschspalten der Zeitungen über sie geschrieben. Ihr Foto, neben dem von Blake, seiner Frau und seiner zwei Kinder, war überall abgedruckt, zusammen mit infamen, verleumderischen Schlagzeilen.

Alandra bemühte sich, die Blicke und die geflüsterten Bemerkungen zu ignorieren, und bewegte sich mit erhobenem Kopf durch die Menge, als wäre alles in bester Ordnung. Als würde ihr Herz nicht wie wild pochen, als würden ihre Gedanken nicht um die Demütigung kreisen, die sie erfuhr, und als wären ihre Hände nicht feucht vor Anspannung.

Es war eine Woche her, dass ihre angebliche Affäre mit Blake Winters an die Öffentlichkeit gedrungen war, und nichts hatte sie darauf vorbereitet, dass der Fundraising-Abend ein Reinfall werden könnte. Keiner der geladenen Gäste hatte abgesagt. Niemand aus dem Stiftungsrat der Klinik hatte sich bei ihr gemeldet und sich über den Skandal beklagt, den sie verursacht hatte, oder gar gefordert, dass sie sich aus der Organisation der Gala zurückzog.

Daher war sie so naiv gewesen anzunehmen, der Abend würde ein Erfolg werden. Sie war davon ausgegangen, dass ihr Leben weiter so verlaufen würde wie bisher, obwohl die Reporter inzwischen buchstäblich vor ihrem Haus campierten.

Inzwischen jedoch war sie eines Besseren belehrt worden. Es hatte deswegen keine Absagen gegeben, weil jeder aus der High Society von Texas die Gelegenheit nutzen wollte, um sich aus der Nähe ein Bild zu machen, wie es aussah, wenn eine von ihnen einen tiefen Fall erlebte.

Alandra kam sich vor, als würde sie zu ihrem Abendkleid unpassenderweise einen Cowboyhut tragen, so sehr stand sie im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Die Aufmerksamkeit, selbst wenn sie negativ war, war jedoch nur eine Sache. Damit konnte sie umgehen. Viel mehr Sorgen als die Blicke und Bemerkungen bereiteten ihr die Auswirkungen, die ihr ruinierter Ruf auf die gesammelten Spendengelder des heutigen Abends haben konnte.

Sie hatte sich so viel Mühe bei der Vorbereitung der Veranstaltung gegeben, so viel Energie in ihre wohltätigen Aktivitäten gesteckt. Sie hatte Zeit und Geld investiert, um die Projekte zu unterstützen, die ihr am Herzen lagen. Und bisher war es ihr immer wieder gelungen, auch andere Menschen davon zu überzeugen, sich für ihre Anliegen zu engagieren.

Bei anderen Events hatte sie zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere großzügige Schecks von den anwesenden Reichen und Schönen erhalten, die bis zum Ende der Veranstaltung immer zahlreicher wurden. Heute Abend jedoch blieben ihre Hände – und damit auch die Kassen der Klinik – leer.

Und das alles nur, weil sie das Pech gehabt hatte, vor einem Jahr bei einer anderen Fundraising-Veranstaltung Blake Winters über den Weg zu laufen. Sie war dumm genug gewesen, ihn nicht gleich abzuweisen, als er sie um ein Rendezvous gebeten hatte, und nun mussten andere Menschen, die in Not und auf ihre Hilfe angewiesen waren, unter Alandras Dummheit leiden.

Dieser Gedanke machte sie wütend und traurig zugleich, und sie presste eine Hand auf den glatten Satinstoff ihres Kleides, um das nervöse und angsterfüllte Flattern in ihrem Magen zu beruhigen.

Sie würde sich einfach weiter so verhalten, als wäre nichts geschehen – und gleichzeitig inständig darauf vertrauen, dass die Neugier der Gäste irgendwann befriedigt wäre und alle Leute sich daran erinnerten, warum sie eigentlich hier waren.

Andernfalls würde sie wohl ein nicht unerhebliches Loch in ihre eigenen Finanzreserven reißen, wenn sie die Spenden, die der Kinderabteilung am heutigen Abend entgingen, selbst ausgleichen wollte.

Nachdem sie eine Runde durch den ganzen Saal absolviert und sich vergewissert hatte, dass jeder Stuhl besetzt war, jeder Gast sein Essen erhalten hatte und auch sonst alles funktionierte, kehrte Alandra an ihren Platz auf einem kleinen Podium, das für die Organisatoren des Abends vorgesehen war, zurück.

Sie plauderte mit den beiden Frauen, die neben ihr saßen, und versuchte vergeblich, das köstliche Essen zu genießen. Jeder Bissen schien ihr förmlich im Hals stecken zu bleiben.

Auf dem Programm standen eine Ansprache des Vorsitzenden des Stiftungsrates und eine kleine Zeremonie, bei der mehrere Mitglieder ausgezeichnet wurden, die sich im vergangenen Jahr besonders um die Klinik verdient gemacht hatten. Auch Alandra erhielt für ihre Aktivitäten eine Ehrenplakette.

Endlich näherte sich die Veranstaltung ihrem Ende, und Alandra seufzte vor Erleichterung. Inzwischen hatte sie doch noch einige Schecks bekommen und Versprechen für weitere erhalten. Nicht so viele wie in der Vergangenheit allerdings, und auch das Verhalten der Spendengeber ihr gegenüber war anders als früher.

Dennoch besserte sich ihre Stimmung.

Sie machte eine letzte Runde durch den Saal, verabschiedete sich von den Gästen, die aufbrachen, und achtete darauf, dass keine Handtaschen und Handys auf den Tischen zurückblieben.

Als sie nach ihrer eigenen perlenbesetzten Handtasche und ihrer Stola griff, ging sie in Gedanken ihre Pläne für den morgigen Tag durch. Eine tiefe Männerstimme unterbrach jedoch ihre Überlegungen.

„Miss Sanchez?“

Sie drehte sich um und sah sich einem breitschultrigen, dunkelhaarigen Riesen gegenüber.

Einen Moment lang schaute sie verblüfft zu ihm auf, dann jedoch zwang sie ein Lächeln auf ihre Lippen.

„Ja?“

„Wenn Sie eine Minute Zeit erübrigen könnten, würde mein Boss sich gern mit Ihnen unterhalten.“

Er neigte den Kopf zur Seite, um sie auf einen Mann aufmerksam zu machen, der ganz allein an einem der runden Tische im hinteren Teil des Raumes saß.

Soweit sich das aus dieser Entfernung beurteilen ließ, sah er ziemlich gut aus.

Und er starrte sie unverhohlen an.

„Das ist Ihr Boss?“, fragte sie.

„Ja.“

So viel zu ihrem Versuch, Informationen darüber zu bekommen, wer genau der Chef des Riesen war.

Da er an der Galaveranstaltung teilgenommen hatte, musste er jedoch ein aktueller oder potenzieller Spendengeber sein, und für ein solches Gespräch hatte sie immer Zeit. Erst recht, wenn die betreffende Person es sich leisten konnte, einen eigenen Bodyguard zu beschäftigen, der wie ein CIA-Agent oder ein Profiwrestler wirkte …

„Aber sicher“, erwiderte sie betont ungezwungen.

Der Riese drehte sich zur Seite und geleitete Alandra durch den fast leeren Saal. Um sie herum wurden währenddessen die Tische abgedeckt, die Stühle zusammengeschoben und die Dekoration abgehängt.

Als sie auf den Mann zutrat, der um ein Gespräch mit ihr gebeten hatte, hob er gerade sein Champagnerglas und nippte daran.

Er trug einen exzellent geschneiderten dunkelblauen Anzug, der sich jedoch durch seinen Schnitt von den Garderoben der anderen Männer an diesem Abend deutlich unterschied. Der Mann war nicht von hier, so viel stand fest.

Im Übrigen musste sie auch feststellen, dass ihre Einschätzung, er sehe „ziemlich gut“ aus, eine maßlose Untertreibung war. Mit seinen dunklen Haaren und den erstaunlichen blauen Augen, deren Blicke sie eindringlich musterten, hatte er fast das Aussehen eines Hollywoodstars.

Der Mann war einfach umwerfend.

Sie streckte ihm eine Hand entgegen und stellte sich vor. „Hallo, ich bin Alandra Sanchez.“

„Ich weiß“, erwiderte er, ergriff ihre Hand und hielt sie fest, während er Alandra sanft zu sich zog. „Nehmen Sie doch bitte Platz.“

Sie ließ ihre Stola tiefer über ihr weit ausgeschnittenes Rückendekolleté gleiten und setzte sich auf den Stuhl neben ihm. „Ihr … hm … Mitarbeiter meinte, Sie würden sich gern mit mir unterhalten.“

„Ja“, sagte er gedehnt. „Darf ich Ihnen ein Glas Champagner anbieten?“

Sie öffnete den Mund, um abzulehnen, aber der breitschultrige Leibwächter hatte im selben Moment schon ein Glas gefüllt und stellte es auf den Tisch.

„Danke sehr.“

Obwohl sie nun beide etwas zu trinken hatten und das eigentliche Ereignis des Abends bereits vorbei war, schwieg der Mann neben ihr zunächst. Das Schweigen hatte eine unbehagliche Wirkung auf Alandra, sie rückte nervös auf ihrem Stuhl herum und spürte, wie sie eine leichte Gänsehaut überlief.

„Worüber möchten Sie gern mit mir sprechen, Mr. …?“, brachte sie schließlich hervor. Auf keinen Fall wollte sie einen möglichen Spender vor den Kopf stoßen.

„Nennen Sie mich Nicolas“, erwiderte er.

Alandra bemerkte, dass er einen leichten Akzent hatte, den sie jedoch nicht zuordnen konnte.

„Nicolas“, wiederholte sie lächelnd, um ihm entgegenzukommen. Dann startete sie einen weiteren Versuch, um herauszufinden, was dieser Mann von ihr wollte.

„Sind Sie daran interessiert, unseren Fonds für die neue Krebsstation für Kinder zu unterstützen?“, fragte sie. „In diesem Fall nehme ich Ihren Scheck natürlich liebend gern entgegen oder, wenn Ihnen das lieber ist, vermittle Ihnen einen Kontakt zur Stiftung, damit Sie Ihre Spende persönlich übergeben können.“

Seine Reaktion auf ihre Worte bestand darin, sie zunächst einfach weiter anzuschauen, der Blick seiner leuchtend blauen Augen schien bis in ihr Innerstes zu dringen.

Nachdem er noch einen weiteren Schluck des exklusiven Champagners gekostet hatte, sagte er schließlich langsam: „Ich unterstütze Ihr kleines … Projekt sehr gern. Das ist allerdings nicht der Grund, warum ich Sie hierher gebeten habe.“

Alandra versuchte, sich ihre Verwunderung nicht anmerken zu lassen. Was sonst sollte dieser Mann von ihr wollen?

„Ich bewohne eine sehr schöne Suite hier im Hotel“, fuhr er fort. „Und ich möchte gern, dass Sie jetzt mit mir kommen und den Rest der Nacht in meinem Bett verbringen. Wenn es gut läuft und wir … zueinanderpassen, können wir vielleicht zu einer längerfristigen Vereinbarung kommen.“

Alandra blinzelte konsterniert, blieb ansonsten jedoch vollkommen regungslos auf ihrem Stuhl sitzen. Hätte er ihr den Champagner ins Gesicht gekippt, wäre sie kaum weniger sprachlos gewesen.

Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie reagieren sollte, ja wie sie reagieren wollte.

Dies war keineswegs das erste Mal, dass sie ein solches Angebot erhielt. Männer, ob jung oder alt, reich oder arm, hatten sich schon immer von ihr angezogen gefühlt. Sie war häufig genug ins Theater, zu Abendessen oder auch kleinen Ausflügen auf exklusive Privatinseln eingeladen worden.

Und natürlich war ihr immer klar gewesen, dass dabei jeder einzelne dieser Männer gehofft hatte, dass aus dem Essen, dem Theater oder dem kleinen Inseltrip mehr werden würde, dass er sie letztlich verführen und in sein Bett locken würde.

Niemals jedoch hatte sie bisher erlebt, dass ein Mann so schamlos und direkt vorging und sie geradezu aufforderte, mit ihm zu schlafen.

Der einzige Grund dafür war der Skandal um sie und Blake, das lag auf der Hand. Empört straffte sie ihre Schultern. Diese verdammten Artikel hatten sie als leichtfertige Ehebrecherin dargestellt, und anscheinend hatte der Mann mit den blauen Augen daraus geschlossen, dass sie auch offen für sein unmoralisches Angebot wäre.

Nun, das war nicht der Fall. Im Gegenteil, Alandra war zutiefst beleidigt und entsetzt. Sie schob ihren Stuhl zurück, stand auf und zog ihr Tuch fester um die Schultern, während sie ihre kleine Handtasche krampfhaft festhielt. Einen Moment lang stand sie nur da, sah ihn an und formulierte in Gedanken ihre Antwort.

„Ich weiß nicht, für welche Art Frau Sie mich halten. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es nicht zu meinen Angewohnheiten gehört, mit einem Mann ins Bett zu gehen, den ich fünf Minuten zuvor kennengelernt habe.“

Sie warf einen kurzen Blick auf den kräftigen Leibwächter, der reglos einige Schritte entfernt stand. „Vielleicht kann Ihr Bodyguard Ihnen ja helfen, eine Frau zu finden, die weniger anspruchsvoll ist und sich leichter überzeugen lässt, heute Nacht Ihr Bett mit Ihnen zu teilen. Allein scheinen Sie ja nicht dazu in der Lage zu sein.“

Damit drehte Alandra sich auf dem Absatz um und verließ den Ballsaal.

Was dachte dieser Mann eigentlich, wer er war?

Was glaubte sie wohl, wer sie war, dass sie in dieser Weise mit ihm sprechen durfte?

Noch nie war Nicolas so zurückgewiesen worden.

Während er sich von seiner Verblüffung erholte, ging er in Gedanken zurück zu seinen bisherigen Eroberungen.

Eigentlich war er sogar überhaupt noch nie zurückgewiesen worden.

Und hatte diese Frau etwa andeuten wollen, dass er nicht imstande war, sich selbst eine Geliebte zu suchen? Oder dass er Osric gar anweisen musste, eine Frau zu bezahlen, damit sie Zeit mit ihm verbrachte?

Er schüttelte den Kopf, als könnte er noch immer nicht glauben, was gerade geschehen war.

Hinter ihm trat Osric einige Schritte näher und beugte sich über seine rechte Schulter. „Eure Hoheit, möchten Sie, dass ich ihr folge und sie zurückbringe, damit Sie Ihr Gespräch fortsetzen können?“

Kurz stellte Nicolas sich vor, wie der muskulöse Bodyguard der zarten Miss Sanchez folgte, sie zu Boden warf und sich dann über die Schulter legte, um sie zurückzutragen … die Dame würde in diesem Fall zweifellos das ganze Hotel zusammenschreien.

„Nein, danke, Osric“, entgegnete er. „Ich werde wohl allein in meine Suite zurückkehren.“

Er erhob sich von seinem Platz, rückte den Sitz seines Anzugs zurecht und verließ den Ballsaal. Der Leibwächter folgte ihm in kurzer Entfernung.

Eigentlich sollte er aufgebracht sein, aber während sie mit dem Aufzug zu seiner großzügigen Suite im dreiunddreißigsten Stock fuhren, wurde Nicolas klar, dass das nicht der Fall war.

Ironischerweise interessierte ihn die dunkelhaarige Schönheit nur umso mehr. Zunächst waren es ihr Gesicht und ihr Körper gewesen, die seine Aufmerksamkeit gefesselt hatten, und ihr Anblick aus der Nähe hatte sie als Gespielin nur noch attraktiver erscheinen lassen.

Er hätte erwartet, dass ihre brüske Abweisung sein Interesse erlahmen ließ, dass er nicht den Wunsch verspüren würde, mit einer Frau ins Bett zu gehen, die eine derart spitze Zunge hatte. Stattdessen jedoch hatte ihr Widerstand sein Interesse an ihr nur noch erhöht.

Er begehrte sie jetzt noch mehr als zuvor. Sie war nicht nur schön, sondern auch temperamentvoll – zwei Eigenschaften, die er an den Frauen in seinem Bett äußerst schätzte.

Alandra Sanchez war vielleicht der Meinung, dass sie eben im Ballsaal das letzte Wort gehabt hatte, als sie ihm mehr oder minder deutlich zu verstehen gegeben hatte, er möge sich zum Teufel scheren. Aber Prinz Stephan Nicolas Braedon war daran gewöhnt, seinen Willen durchzusetzen und das zu bekommen, was er wollte.

Er wollte sie.

Und er würde sie auch bekommen. Er musste sich nur noch überlegen, wie.

Eine Woche später

„Dad? Alandra? Ist jemand zu Hause?“

Alandra hörte die Stimme ihrer Schwester aus dem Erdgeschoss und schob nur allzu gern die Veranstaltungspläne, an denen sie den ganzen Nachmittag gearbeitet hatte, zur Seite. Eine Pause würde ihr guttun.

Nachdem Elena ihr Elternhaus verlassen hatte, um mit ihrem Mann Chase zusammenzuziehen, traf Alandra ihre Schwester sehr viel seltener als vorher.

Sie stand auf und ging hinunter in die Eingangshalle, wo Elena gerade einen Stapel Briefe durchsah, der neben einer Vase mit frischen Blumen auf einem runden Tisch lag.

Als sie Alandras Schritte hörte, blickte sie auf und verdrehte die Augen. „Stell dir vor, ein Reporter hat versucht, mir zu folgen, als ich mit dem Wagen durch das Sicherheitstor gefahren bin“, sagte sie aufgebracht und wies in Richtung Eingang. „Er hat da draußen gelauert, ob jemand zu euch kommt.“

Alandra runzelte die Stirn und trat näher, um ihre Schwester zur Begrüßung zu umarmen. „Oh, das tut mir leid. Ich hatte wirklich gedacht, sie würden irgendwann das Interesse verlieren und sich der nächsten Story zuwenden.“

„Es ist ja nicht deine Schuld“, antwortete Elena tröstend und erwiderte die Umarmung. „Ich bin sicher, sie finden schon bald ein neues Objekt für ihre Klatschgeschichten.“

Autor

Heidi Betts
Die Liebesaffäre der preisgekrönten Autorin Heidi Betts mit dem Romance-Genre begann schon in der Grundschule, als sie sich in Liebesromane anstatt in ihre Hausaufgaben vertiefte. Es dauerte nicht lange, bis sie den Entschluss fasste, eigene Romane zu schreiben.

Ihr erstes Buch wurde vom Dorchester Verlag im Jahr 2000 veröffentlicht, gefolgt von...
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