Julia Extra Band 543

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MIT DIR BIS ZUM HORIZONT DER LEIDENSCHAFT von LYNNE GRAHAM
„Küss mich.“ Hat sie das wirklich gesagt? Claire erschrickt über sich selbst, aber der feurige Fremde, dem sie in einer verträumten Bucht begegnet ist, hat ihr Verlangen geweckt! Sie ahnt nicht, wen sie da sinnlich herausfordert: Scheich Raif, der dringend heiraten muss …

HAPPY END IN DER WEIHNACHTSNACHT? von CAROL MARINELLI
Auf Hollys Wunschliste steht nur ein Name: Dr. Daniel Chandler. Seit ihrer heißen Nacht will sie mehr als Lust – sie will eine Zukunft mit ihm. Ist es ein Wink des Schicksals, dass sie sich im Schneesturm in eine kleine Pension retten und dort gemeinsam das Fest der Liebe feiern?

PIKANTER FLIRT MIT DEM HEIMLICHEN PRINZEN von ELLA HAYES
Nichts wie weg! Lady Dulcibella flieht von dem langweiligen Junggesellinnenabschied ihrer Cousine in Barcelona. Doch sie kommt nicht weit: Ihr Fahrstuhl im Luxushotel bleibt stecken. Plötzlich ist sie allein mit einem sexy Traummann – Kronprinz Raffiel Munoz …

MITTERNACHTSTRÄUME AUF COCONUT CAY von CARA COLTER
Einladend glitzert das Meer im Mondlicht – und ein einziges Mal will Marlee nicht vernünftig sein: Ausgelassen geht sie mit Milliardär Matteo schwimmen, der wie sie Gast auf der Karibikhochzeit ist! Aber der Flirt unter tausend Sternen verändert ihr Leben …


  • Erscheinungstag 07.11.2023
  • Bandnummer 543
  • ISBN / Artikelnummer 9783751518239
  • Seitenanzahl 432
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Lynne Graham, Carol Marinelli, Ella Hayes, Cara Colter

JULIA EXTRA BAND 543

1. KAPITEL

Obwohl die Megajacht Mahnoor weit draußen in der Bucht ankerte, überragte sie mit ihren vielen Decks jedes andere Boot im Hafen der griechischen Insel Kanos – einschließlich der Fähre. In seinem Privatbüro auf dem obersten Deck wartete der Besitzer der Jacht Prinz Raif Sultan bin Al-Raschid, in der Geschäftswelt besser bekannt als der milliardenschwere Resort- und Immobilienentwickler Raif Sultan, auf den angekündigten Anruf von König Jafri von Quristan. Was um alles in der Welt könnte sein Vater, der ihn seit seiner Geburt meist ignoriert hatte, von ihm wollen? Das sollte Raif gleich herausfinden.

„Du willst in Quristan einen Hafen und ein Resort errichten?“, fragte der König ohne Begrüßung. „Das kannst du vergessen! Zerreiß den Vertrag!“

„Die Regierung unterstützt das Projekt“, protestierte Raif.

„Ich aber nicht! Ich will keine Touristen in meinem Land.“

„Das tut mir leid“, erwiderte Raif steif. „Der neue Hafen und das luxuriöse Resort werden in dem armen Gebiet viele neue Jobs schaffen. Alle Naturschutzvorschriften werden eingehalten …“

„Ich habe dir gesagt, was ich denke. Das sollte genügen, um deine Meinung zu ändern“, fiel sein Vater ihm ins Wort.

„Ich kann unmöglich einen Vertrag rückgängig machen, der bereits unterzeichnet und von der Regierung genehmigt ist.“

„Mir zu gehorchen, ist deine oberste Pflicht. Tust du das nicht, bist du nicht länger mein Sohn!“, drohte König Jafri und beendete das Gespräch.

Raif atmete tief durch und fluchte leise auf Englisch. Seine Pflicht? Er war doch kein Kind mehr, das sich sagen lassen musste, was es tun durfte und was nicht! Und das auch noch von einem Mann, den er kaum kannte und der sich ihm gegenüber nicht ein einziges Mal wie ein Vater verhalten hatte.

König Jafri hatte sich von Raifs Mutter getrennt, als dieser noch ein Baby war. Nach der Scheidung ging sie mit ihrem jüngsten Sohn nach England, wo Raif aufwuchs. Seine zwei wesentlich älteren Brüder Hashir und Waleed hatten als Thronerbe und dessen Ersatz bei ihrem Vater in Quristan bleiben müssen. Die Scheidung hatte die psychische Gesundheit der ehemaligen Königin zerstört. Vielleicht hatte sein Vater sich schuldig gefühlt. Jedenfalls hatte er sich von seiner Exfrau und seinem dritten Sohn abgewandt und kein Interesse mehr an Raifs Entwicklung gezeigt. Inzwischen musste Raif hin und wieder an feierlichen Veranstaltungen in seinem Geburtsland teilnehmen. Abgesehen davon schien sein Vater sich nicht für ihn zu interessieren.

Nachdem Raif sich vom ersten Schock erholt hatte, ergriff ihn ein unbändiger Zorn, in den sich noch der Schmerz der Zurückweisung mischte. Das machte ihn noch wütender. Er war siebenundzwanzig Jahre alt und kein Kind mehr, das sich nach der Aufmerksamkeit seines Vaters sehnte. Diese Gefühle sollte er längst überwunden haben. Er hatte auch ohne seinen Vater überlebt. Schon mit einundzwanzig hatte er erkannt, dass er auf eigenen Füßen stehen musste. Damals war er nach seinem einjährigen Pflichtdienst in der Armee Quristans in die Geschäftswelt zurückgekehrt. Seinem Vater hatte das nicht gefallen. Dabei hatten seine beiden älteren Brüder nicht einmal das eine Jahr in der Armee durchgehalten! Hashir hatte den Dienst nach einer geringfügigen Verletzung am Knöchel quittiert. Waleed hatte einen empfindlichen Magen vorgeschoben, um den Militärdienst ganz zu umgehen.

Aufgebracht verließ Raif sein Büro und ging hinunter zum Schnellboot. Kaum hatte er es betreten, eilten einige Sicherheitsleute herbei. Raif runzelte die Stirn. Er hatte allein sein und seinen Frust hinausbrüllen wollen. Wozu brauchte er auf dieser verschlafenen griechischen Insel Leibwächter? Hier gab es weder Touristen noch Papparazzi. „Ich will nur spazieren gehen“, sagte er angespannt.

„Eure Hoheit, wir müssen Sie schützen“, erwiderte Mohsin, der Chef des Sicherheitsteams, besorgt. „Gefahren lauern überall.“

„Dann beobachtet mich aus einiger Entfernung“, lenkte Raif ein. Die ständige Sorge um seine Sicherheit zermürbte ihn.

An Land wurde ihm schnell klar, dass ein Anzug für einen Spaziergang nicht die richtige Kleidung war. Die Sonne schien heiß, was ihn jedoch nicht störte. Er war an die sengende Hitze der Wüste gewöhnt. Jeden Sommer war er in Quristan mit dem Nomadenvolk seines Onkels durch die Wüste in Rabalissa gewandert. Seine inzwischen verstorbene Mutter war Königin von Rabalissa gewesen, bevor sie seinen Vater heiratete und so die beiden Länder vereinte. Die Vereinigung war überall begrüßt worden. Rabalissa war klein und rückständig, Quristan dagegen groß und reich an Öl. Leider hatte Rabalissa nur wenig von der Heirat profitiert. Die aktuelle Regierung war bestrebt, diese Ungleichheit zu beheben, aber sein Vater war in seinen Ansichten zu festgefahren und erkannte nicht, dass die große Armut und Unzufriedenheit in dem Gebiet zu Unruhen führten.

Raif verließ den Hafen und folgte einem ausgetretenen Pfad, der an der Küste entlangführte. Kurz dachte er daran, seine Brüder um Rat zu bitten, verwarf das aber sofort. Soweit er wusste, hatten seine Brüder sich ihrem Vater nie widersetzt – ganz gleich wie unangemessen seine Forderungen waren. Aber selbst ein König musste doch anerkennen, dass man einen legalen Vertrag nach der Unterzeichnung nicht rückgängig machen konnte. Raif seufzte verzweifelt. Sicher würde sein Vater nun alles tun, um das große Bauprojekt zu stören.

Der Pfad führte hinunter zu einer kleinen abgeschiedenen Bucht. Raif ging über den Sand, nahm seine Krawatte ab und stopfte sie in seine Jackentasche. Ihm war heiß, und das blaugrüne Wasser sah verlockend aus. Es war so friedlich, allein zu sein. Ich bin nicht oft genug allein, dachte er traurig. Er hatte nicht mehr das Bedürfnis, seinen Frust herauszubrüllen. Aber er wollte sich im Wasser etwas abkühlen.

Claire lag im Schatten eines Baums und machte ein Video für ihre Freundin Lottie in London. Plötzlich tauchte ein Mann in einem Anzug vor ihrer Linse auf. Der Anblick war so ungewohnt, dass sie lachen musste. Auf der Insel machte sich niemand so chic, außer für eine Hochzeit oder eine Beerdigung. Der Mann streifte sein Jackett ab und legte es auf einen Stein. Dann zog er das Hemd aus. Er will schwimmen, dachte sie und bewunderte seinen schlanken, muskulösen Körper. Er sah wie ein Superheld aus einem Film aus.

Verzaubert starrte Claire auf ihr Handy. Der Mann hatte schwarze Haare, war groß und unheimlich gut gebaut. Es war schon lange her, dass sie einen derart attraktiven Mann gesehen hatte. Die meisten Inselbewohner waren älter. Der Fremde warf seine Schuhe und Socken in den Sand und streifte die enge Hose ab. Darunter trug er Boxershorts, keine Badehose. Nun wurde ihr doch etwas unbehaglich zumute. Wenn er die Boxershorts auch noch auszieht, höre ich sofort auf zu filmen. Doch er ging direkt ins Wasser. Mit seinen langen, muskulösen Beinen kämpfte er sich durch die Brandung.

Er war ein guter Schwimmer. Dennoch wurde sie nervös, als er mit kräftigen Zügen durch die Strömung bei den Felsen schwamm. Claire seufzte, hörte auf zu filmen und schickte das Video an Lottie.

„Du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der über sechs Monate in Griechenland verbringt, ohne sich einen Freund anzulachen“, hatte Lottie sich in ihrem letzten Chat beschwert. „Ich bin Ehefrau und Mutter und habe einen langweiligen Job. Ich brauche etwas Abwechslung.“

Ein Freund ist das Letzte, was ich jetzt brauche, dachte Claire traurig. Nach dem Tod ihrer Mutter fühlte sie sich schrecklich einsam. Die letzten zehn Monate waren sehr verwirrend und emotional aufwühlend gewesen, aber auch eine Art Neuanfang. Sie hatte so viel über sich selbst erfahren. Alles hatte begonnen, als sie nach dem Tod ihres Vaters dessen Schreibtisch ausräumte …

„Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass noch jemand hier ist“, sagte plötzlich eine männliche Stimme in äußerst korrektem Englisch.

Überrascht sah Claire auf und errötete tief. Vor ihr stand der Mann, der in ihr Video hineingelaufen war. Seine Kleidung trug er in einem Bündel über dem Arm. Aus der Nähe betrachtet war er äußerst attraktiv. Feine schwarze Augenbrauen betonten bernsteinfarbene, von dichten schwarzen Wimpern umrahmte Augen. Er hatte fein gemeißelte hohe Wangenknochen, eine klassische Nase und einen sinnlichen Mund. Kurz gesagt, er war absolut atemberaubend.

„Ich hoffe, ich habe Sie nicht gestört“, fügte er hinzu und musterte die ungewöhnlich schöne Frau mit den großen blauen Augen und den feinen Sommersprossen intensiv. Das seidige blonde Haar reichte ihr bis zu den Schultern.

„Nein, aber Sie haben mir ein großartiges Video beschert“, entgegnete sie mit einem strahlenden Lächeln. „Ich habe gerade die Bucht gefilmt, als Sie ins Bild liefen und einen Striptease hinlegten.“

„Sie haben mich gefilmt, als ich mich ausgezogen habe?“ Raif war fassungslos. Das durfte nicht wahr sein! Er war zwar in England aufgewachsen, versuchte aber stets, die äußerst konservativen Sitten seiner quristanischen Familie zu achten.

„Sie waren ja nicht nackt!“, beschwichtigte Claire ihn, die sein Unbehagen spürte. „Das hier ist ein öffentlicher Strand. Hier ziehen sich ständig irgendwelche Leute aus und gehen schwimmen. Das ist keine große Sache!“

„Ich muss Sie bitten, das Video von Ihrem Handy zu löschen.“

Claire sah, wie grimmig er seine Kleidung festhielt, zog das Handtuch hervor, das sie sich in den Rücken gestopft hatte, und reichte es ihm. „Hier. Damit können Sie sich abtrocknen und anziehen, während wir uns streiten.“

„Danke. Ich habe nicht die Absicht, mich mit Ihnen zu streiten“, erwiderte Raif ruhig, nahm das Handtuch und entfernte sich etwas. Dann drehte er ihr den Rücken zu, um sich abzutrocknen und anzuziehen. Merkwürdig. Er schien voller Selbstvertrauen gewesen zu sein, bis sie das Video erwähnt hatte. Nun wirkte er fast schüchtern.

Verunsichert schüttelte Claire den Kopf und beobachtete das Spiel der Muskeln auf seinem bronzefarbenen Rücken. Er strahlte einen unwiderstehlichen Reiz aus, wie sie ihn noch nie bei einem Mann erlebt hatte. Diese spontane Anziehung war eine neue Erfahrung für sie.

„Machen Sie hier Urlaub?“, fragte er, als er ihr das Handtuch zurückgab.

„Nein, ich lebe seit einiger Zeit hier, plane aber, nach England zurückzukehren.“ Allerdings musste sie erst genügend Geld für den Flug und eine Wohnung zusammenhaben. Die Entscheidung, bei ihrer Mutter in Griechenland zu bleiben, hatte sie praktisch mittellos gemacht. Aber sie bereute es nicht.

Auf dem Pfad über ihnen erklangen plötzlich Stimmen. Eine Gruppe einheimischer Kinder stürmte – begleitet von einem Erwachsenen – mit lautem Freudengeschrei und einem Fußball den Strand. Als Claire aufstand und ihr Buch nahm, merkte sie, dass der schöne Fremde über einen Kopf als sie größer war. Sie zögerte, beschloss dann aber, ehrlich zu sein.

„Es wäre sinnlos, das Video von meinem Handy zu löschen. Ich habe es bereits an eine Freundin geschickt. Natürlich werde ich sie bitten, es nicht weiterzusenden. Ich fürchte, mehr kann ich nicht tun.“

In genau diesem Moment traf sie der Fußball mit voller Wucht. Sie verlor das Gleichgewicht, stürzte und landete mit einem Bein unsanft auf einem Stein.

Sofort kam ein Mann herbeigeeilt und entschuldigte sich. Ihre neue Bekanntschaft half ihr hoch und betrachtete besorgt das Blut, das aus der Wunde an ihrem Knie rann. Dann wandte er sich mahnend an den kleinen Fußballer, der sich ebenfalls entschuldigte. Es war der Sohn von Claires Vermieter, ein nettes Kind. Schnell versicherte sie dem Kleinen, dass es ihr gut gehe.

„Aber es geht Ihnen nicht gut“, wandte der Fremde neben ihr ein. „Sie sind verletzt.“

Das stimmte. Ihr Bein und ihre Hüfte schmerzten. Außerdem tat ihr Knie höllisch weh. Doch sie warf ihm einen warnenden Blick zu und verkündete fröhlich: „Ich wollte sowieso gerade nach Hause gehen.“

„Wo wohnen Sie?“

„Ein paar Meter den Hügel hinauf. Sie können das Haus wegen der Bäume nicht sehen. Diese Bucht ist praktisch mein Vorgarten“, scherzte sie und zuckte dabei leicht zusammen.

„Ich begleite Sie nach Hause“, bot er an.

„Das ist nicht nötig.“

In seinem Blick lag unverhohlener Widerspruch. Himmel, diese bernsteinfarbenen Augen können reden, dachte sie. Gemeinsam gingen sie den steilen Pfad zu dem kleinen Haus hinter den Bäumen hinauf, in dem ihre Mutter jahrelang gewohnt hatte.

„Filmen Sie öfter Fremde dabei, wie sie sich ausziehen?“

„Halten Sie mich etwa für pervers?“, fragte Claire entsetzt. „Wenn Ihnen Ihre Privatsphäre so wichtig ist, warum ziehen Sie sich dann an einem öffentlichen Strand aus?“

„Ich dachte, ich wäre allein, und ich halte Sie keineswegs für pervers. Ich will nur verstehen, warum jemand so etwas tut.“

„Sie sind plötzlich ins Bild gelaufen, während ich filmte. Und ich habe einfach weitergemacht. Ich dachte … Ich dachte …“ Claire verstummte. Die Situation war ihr peinlich.

„Sie dachten was?“, fiel er ihr ins Wort und sah sie misstrauisch an. „Dass Sie mich von irgendwoher kennen?“

„Nein, warum sollte ich?“ Claire blieb vor dem kleinen Haus stehen. „Ich fand Sie einfach schön. Das ist doch nicht schlimm, oder?“

Raif betrachtete ihre geröteten Wangen. „Schön?“, wiederholte er ungläubig. „Männer sind nicht schön.“

„Jetzt sind Sie sexistisch“, schimpfte Claire und straffte die Schultern.

„Also war es Begierde.“ Raif grinste spitzbübisch.

„Das habe ich nicht gesagt! Ich habe Sie nur ein paar Sekunden bewundert.“

„Wären Sie ein Mann, würde man Sie sicher verhaften. Wegen Verletzung der Privatsphäre“, scherzte Raif, der sich in weiblicher Begleitung selten so amüsiert hatte. Offenbar hatte diese Frau nicht die leiseste Ahnung, wer er war.

„Es war keine Begierde“, betonte Claire würdevoll. „Ich kann ein Gemälde bewundern, ohne es besitzen zu müssen. Aber ich hätte Ihre Gefühle in Betracht ziehen sollen. Die meisten Männer, die ich kenne, lassen sich gern bewundern. Sie aber scheinen eine Klasse für sich zu sein.“

„Allerdings“, bestätigte er mit einem schiefen Lächeln. „Setzen Sie sich.“ Er deutete auf die Stühle und den Tisch vor dem Haus. „Haben Sie einen Erste-Hilfe-Kasten? Ihr Knie muss versorgt werden.“

„Wie heißen Sie?“, fragte sie völlig hingerissen von seinem charmanten Lächeln.

„Raif“, antwortete er. „Es klingt zwar wie der englische Name Rafe, wird aber anders geschrieben.“

„Ich bin Claire. Das war der Lieblingsname meiner Mutter. Sie lebt nicht mehr“, erklärte sie, öffnete die Tür und ging ins Haus. „Möchten Sie etwas Kaltes zu trinken? Ich habe einen Krug Limonade im Kühlschrank.“

„Holen Sie erst den Erste-Hilfe-Kasten.“

„Nein.“ Sie kam zurück zur Tür und sah ihn mit ihren leuchtend blauen Augen schelmisch an. „Zuerst werde ich meine Freundin warnen, dass sie das Video auf keinen Fall weiterschicken darf und sofort löschen soll.“

„Dabei können Sie das Video auch gleich von Ihrem Handy löschen.“

„Muss ich das?“, neckte Claire ihn. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen. „Wenn Sie das Objekt meiner Begierde sind, würde ich es dann nicht behalten wollen, um es mir in einsamen Nächten anzusehen?“

Raif lachte laut auf. Claires Schlagfertigkeit und Lebhaftigkeit waren außerordentlich reizvoll. Er selbst war eher ernsthaft, was daran lag, dass er bei seiner depressiven und suizidgefährdeten Mutter aufgewachsen war. Er hatte schnell erwachsen werden müssen. Durch die Scheidung hatte Mahnoor den geliebten Ehemann, ihre beiden älteren Söhne und ihre Rolle als Königin verloren. Das hatte ihr Leben zerstört. Raif hatte sich bemüht, den sexuell freizügigen Lebensstil, der ihr Trost geworden war, zu tolerieren. Doch ihr chaotisches Privatleben hatte ihm den Appetit auf Gelegenheitssex gründlich verdorben.

Nun jedoch stellte er die Entscheidungen infrage, die er in jüngeren Jahren getroffen hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben fand er eine Frau äußerst begehrenswert. Claire war zierlich und offenbar charaktervoll und so ganz anders als die kultivierten, gesellschaftlich unterdrückten Frauen, die er kannte und die in seiner Gegenwart jedes Wort sorgfältig wählten. Claire wusste nicht, dass er vermögend war. Und selbst wenn … Er hatte den Verdacht, dass materielle Besitztümer sie nicht beeindruckten.

„Der Erste-Hilfe-Kasten“, erinnerte er sie. Leicht verärgert, dass sie ständig von einem Thema zum nächsten wechselte wie ein Kolibri von Blüte zu Blüte.

„Und Limonade?“

„Warum nicht?“, stimmte Raif zu und folgte ihr in die winzige Pantryküche, wo sie die Limonade einschenkte.

Ich muss wohl selbst nach dem Erste-Hilfe-Kasten suchen.

„Ich hätte Ihnen besser ein Bier anbieten sollen.“ Sie reichte ihm ein Glas.

„Ich trinke nicht.“

„Ich auch nicht. Aber ich habe immer Bier im Haus, falls Besuch kommt.“

„Männlicher Besuch?“ Irgendwie gefiel ihm der Gedanke nicht.

„Um Himmels willen, nein. Dies ist eine kleine Insel, das gäbe bloß Gerede.“ Claire lächelte. „Meine Freundin Sofia und ich arbeiten beide in der Hafenbar.“ Raif war erleichtert. In einer Ecke entdeckte er den Erste-Hilfe-Kasten, aber der war leer. Claire öffnete eine Schublade und wühlte in dem Durcheinander herum, bis sie Pflaster und Wundsalbe gefunden hatte. Auf Raifs Bitte hin reichte sie ihm Küchentücher, wovon sie eines anfeuchtete. „Ich bin nicht sehr tapfer“, warnte sie. „Wenn es wehtut, schreie ich bestimmt.“

„Setzen Sie sich“, sagte er und stellte sein Glas ab.

„Hier drin gibt es keine Stühle.“

„Darf ich?“ Raif breitete die Arme aus. „Ich setze Sie auf die Arbeitsfläche.“

Claire lachte. „Wenn Sie wollen. Aber ich bin keine dürre Bohnenstange.“

Lachend hob Raif sie hoch. Dabei berührte ihr blondes, nach Zitrone duftendes Haar seine Wange. Sofort machte sich ein heftiges Verlangen in ihm bemerkbar. Sanft setzte er Claire ab und reinigte dann vorsichtig die Wunde an ihrem Knie. Ab und zu zuckte Claire zusammen, gab aber sonst keinen Laut von sich. „Das gibt einen Bluterguss und vermutlich eine Narbe.“

„Ich werde es überleben“, erklärte sie, als er Salbe auftrug und ein Pflaster über die Wunde klebte. „Wahrscheinlich werde ich von dem Sturz noch andere blaue Flecke haben.“

„Sie sagten doch, es gehe Ihnen gut.“

„Ich wollte Dimitris nicht beunruhigen. Er ist ein guter Junge, und Unfälle passieren nun einmal.“

„Nicht, wenn man vorsichtig ist.“

„Sie hören sich an, als hätten Sie ein Handbuch für Sicherheit und Gesundheitsschutz verinnerlicht“, schimpfte Claire.

Einen Moment war Raif irritiert, dann lachte er. Ihre Kritik gefiel ihm, doch eine solche Unverfrorenheit war er nicht gewohnt. „Sie meinen, ich bin langweilig?“

„Etwas festgefahren in Ihren Gewohnheiten. Ich wette, als Kind wurden Sie dazu erzogen, gesehen, aber nicht gehört zu werden. So wie ich. Mein Vater war der Meinung, ein freimütiges Kind sei ein Werk des Teufels. Er war sehr streng.“

„Also haben Sie rebelliert“, nahm er an, umfasste Claires Taille und stellte sie wieder auf die Füße.

„Nicht als Kind. Da wollte ich nur die Anerkennung meines Vaters“, gab Claire traurig zu. Als Raif sie absetzte, verlor sie einen ihrer Flip-Flops, taumelte leicht und hielt sich instinktiv an seinem Jackett fest. Als sie in seine bernsteinfarbenen Augen sah, begann ihr Herz wild zu schlagen. Es war einer dieser besonderen zeitlosen Momente. Eine große Sehnsucht erfasste sie, und sie konnte den Blick nicht von seinen Augen wenden. Als er den Kopf senkte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und öffnete die Lippen. Nie zuvor hatte sie sich so sehr gewünscht, geküsst zu werden. „Küss mich“, bat sie, unfähig, gegen diese Sehnsucht anzukämpfen.

Raif vergaß seine Zurückhaltung, denn die Verlockung war zu groß. Stets hatte er sich von Frauen ferngehalten und sich eingeredet, er würde seinen Idealen gerecht werden. Warum? Wofür? Das fragte er sich jetzt. Vorsichtig zog er Claire an sich und ließ die Lippen sanft über ihre Gleiten, um sie im nächsten Moment voller Verlangen zu küssen. Mit der Zunge erforschte er ihren Mund und nahm sich alles, was sie zu geben bereit war. Er bebte vor Erregung. Bisher hatte er sich immer unter Kontrolle gehabt, doch Claire hatte etwas an sich, das ihn die Beherrschung vergessen ließ.

Raifs leidenschaftlicher Kuss ließ Claire erbeben. Sie hatte so lange darauf gewartet, eine solche Leidenschaft mit einem Mann zu erleben, und war zutiefst erschüttert, sie plötzlich zu erfahren. Der Schock war so groß, dass sie unwillkürlich zurücktrat. Kurz dachte sie daran, ihn fortzuschicken, weil er es wagte, sie derart in Versuchung zu führen. Doch das Verlangen war größer.

„Bleib zum Abendessen“, bat sie ihn und wich noch einen Schritt zurück. Die Gefühle, die er in ihr auslöste, verwirrten sie.

Raif versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bringen.

Sie will, dass ich bleibe? Der Gedanke gefiel ihm. „Warum nicht?“, erwiderte er, froh darüber, dass sein Jackett seine Erregung verbarg. Plötzlich vibrierte das Handy in seiner Tasche.

Es sind bestimmt die Sicherheitsleute. „Entschuldige, den Anruf muss ich entgegennehmen“, sagte er leise und ging hinaus. Unter einem Baum am Rand des kleinen Vorgartens standen seine Leibwächter und sahen ihn irritiert an.

„Sir“, sagte Mohsin, „Sie befinden sich in einem fremden Haus.“

Beinahe hätte Raif gelacht. Sein Sicherheitsteam war es nicht gewohnt, dass er vom Weg abwich. Er hatte seine normale Routine durchbrochen. Deshalb waren sie nervös. „Mir geht es gut. Ich bleibe hier und werde zu gegebener Zeit zum Hafen zurückkehren. Sie müssen hier nicht Wache stehen.“

In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er eine Entscheidung getroffen hatte und zum ersten Mal bereit war, ein Risiko einzugehen.

2. KAPITEL

„Mach es dir im Wohnzimmer bequem“, sagte Claire, als Raif zurück ins Haus kam. „Ich bin in der Küche beschäftigt.“

Beinahe hätte er erwidert, sie solle sich nur mit ihm beschäftigen, unterdrückte diesen lächerlichen Wunsch jedoch und ging in das winzige Wohnzimmer. Auf dem Boden waren Bücher zerstreut, und zwischen den Pflanzen auf der Fensterbank lag eine schwarze Katze. Claire war ihm gefolgt.

„Das ist Circe“, erklärte sie. „Mach dir keine Gedanken, wenn sie dich ignoriert. Sie ist sehr wählerisch. Als ich herkam, hatte ich echt Mühe, sie zu beeindrucken.“

„Wann bist du nach Griechenland gekommen?“

Auf dem Rückweg zur Küche blieb Claire stehen. „Vor zehn Monaten. Ich kam auf die Insel, um meine Mutter zu treffen, und bin geblieben.“

„Um sie zu treffen? Zum ersten Mal?“, fragte Raif erstaunt.

Claire nickte. „Sie hat meinen Vater und mich verlassen, als ich noch ein Baby war.“

Er runzelte die Stirn.

„Es ist nicht so schlimm, wie es klingt“, versicherte Claire. „Als Kind hat man mir immer erzählt, sie sei eine gottlose Frau gewesen. Ich war ungefähr vier, als meine Stiefmutter sagte, meine Mutter wäre ein schlechter Mensch und ich müsse aufpassen, damit ich nicht so werde wie sie.“

„Das muss sehr schwierig für dich gewesen sein.“ Raif war völlig verzaubert von ihrer Ehrlichkeit. Ihre Familiengeschichte war demzufolge alles andere als perfekt. So etwas vertrauten Menschen ihm sonst nie an. Er hatte immer geglaubt, er sei der einzige Mensch, der in einer zerrütteten Familie aufgewachsen war. Seine Brüder waren bereits Teenager, als er geboren wurde, und im königlichen Haushalt als verhätschelte und verwöhnte Prinzen aufgewachsen. Sie hatten die Mutter, die sie gezwungenermaßen bei ihrem Vater zurücklassen mussten, kaum vermisst. Als sie später von der Alkoholsucht der früheren Königin und ihrer Vorliebe für junge Männer erfuhren, hatten sie Raif bemitleidet. Aber das hatte seinen Stolz verletzt und die Kluft zwischen ihm und seinen Brüdern nur größer gemacht.

„Ich beginne jetzt mit dem Kochen“, verkündete Claire.

Raif setzte sich, schaute kurz die Katze an und ignorierte sie dann. Er wusste, dass sie – anders als Hunde – nicht umworben werden wollten. Es dauerte nicht lange, da kam die Katze zu ihm, musterte ihn mit ihren großen grünen Augen und setzte sich dann zu seinen Füßen. Vorsichtig ließ Raif die Hand sinken und strich leicht über den Rücken des Tiers. Schon sprang es auf seinen Schoß, um sich weiter streicheln zu lassen.

„Circe!“, schimpfte Claire von der Tür her.

„Es ist schon in Ordnung.“ Er lächelte. „Ich bin an diese Tiere gewöhnt. Meine Mutter hatte Siamkatzen.“ Gestört sprang die Katze von seinem Schoß und wieder auf die Fensterbank.

„Meine Mutter hat sie als Kätzchen bei sich aufgenommen. Ich werde sie mitnehmen, wenn ich die Insel verlasse. Sie ist die einzige Verbindung, die ich noch zu meiner Mutter habe“, sagte Claire traurig.

Raif erhob sich geschmeidig. „Wann hast du deine Mutter verloren?“

„Letzte Woche. Es kam aber nicht überraschend. Sie war schon todkrank, als ich ankam“, erklärte sie hastig. „Für mich ist jeder Tag, den wir zusammen verbringen konnten, unglaublich kostbar.“

Erstaunt beobachtete Raif, wie sie mit einem scharfen Messer schnell und effizient das Gemüse klein schnitt. Wie ein Profi!

„Aber ich hatte Glück. Stell dir vor, ich hätte sie gar nicht kennengelernt“, fuhr Claire fort. „Ich bin so froh, dass ich die Chance ergriffen habe, sie kennenzulernen, und nicht auf die Leute gehört habe, die mich davon abhalten wollten.“

„Wer waren es?“

„Mein Boss, meine Stiefmutter, mein Freund. Alle waren dagegen, dass ich hierherkomme. Aber es war meine einzige Chance.“ Mit ihren großen blauen Augen sah sie ihn an. „Die musste ich doch ergreifen, oder?“

„Da stimme ich zu. Nur was hat dich das gekostet?“

„Den Freund und den Job“, gestand sie. „Aber ich würde mich wieder so entscheiden. Das war es wert. Sie war es wert.“

Raif lächelte. „Das freut mich für dich. Nur wie hast du ihr verzeihen können, dass sie dich verlassen hat?“

Claire gab das klein geschnittene Gemüse in eine Schüssel. „Hättest du mich das vor ein paar Jahren gefragt, hätte ich gesagt, ich könnte ihr das nie verzeihen. Dann starb mein Vater. Meine Stiefmutter bat mich, seinen Schreibtisch auszuräumen. Sie und mein Halbbruder mussten umziehen, denn das Haus gehörte der Kirche und wurde für den nächsten Pastor benötigt.“

„Du hast nicht bei ihnen gelebt?“

„Nein. Ich bin ausgezogen, sobald ich mir ein Zimmer in einer WG leisten konnte“, sagte Claire traurig. „Meine Stiefmutter und ich – wir haben uns nicht gut verstanden.“

Raif beobachtete, wie sie Teller und Besteck herausholte, nahm die Schüssel und brachte alles zu einem kleinen Tisch am Fenster im Wohnzimmer.

„Setz dich“, sagte sie, ging zurück in die Küche und holte einen Korb mit Brot, eine Flasche Wasser und zwei Gläser. „Es ist ein sehr einfaches Essen“, warnte sie ihn.

„Das ist kein Problem. Du hast also den Schreibtisch deines Vaters ausgeräumt. Was hat das mit allem zu tun?“

„Ich fand die vielen Briefe, die meine Mutter in all den Jahren geschickt und in denen sie um Erlaubnis gebeten hatte, mich sehen zu dürfen“, antwortete Claire. „Ich war fassungslos. Mir hatte man immer nur erzählt, meine Mutter habe einen anderen Mann kennengelernt und sei mit ihm durchgebrannt. Niemand hat je erwähnt, wie sehr sie sich bemüht hat, mich wiederzusehen. Als mein Vater der Scheidung zustimmte, überließ sie ihm das Sorgerecht für mich, weil sie sich schuldig fühlte. Ihr war nicht bewusst, dass er ihr dann auch verbieten konnte, mich zu sehen. Leider hatte sie nicht genug Geld, um vor Gericht zu gehen.“

Raif nahm sich etwas Salat und ein Stück Brot. „Dein Vater muss sehr verbittert gewesen sein.“

„Ja, er hat ihr nie verziehen, dass sie ihn verlassen hat. Dabei hat er sehr bald nach der Scheidung Sarah geheiratet. Meine Mutter war bei der Heirat erst achtzehn. Ein Jahr später kam ich auf die Welt. Sie war viel zu jung, um mit einem fünfzehn Jahre älteren Mann verheiratet und auch noch Mutter zu sein.“

„Offensichtlich hat sie dein Mitgefühl gewonnen. Aber ich habe auch Mitleid mit deinem Vater. Die meisten Menschen erwarten von ihrem Ehepartner Treue. Sie war seine Frau und hat sein Vertrauen missbraucht.“

Claire schnitt ein Gesicht. „Das stimmt. Sie fuhr zusammen mit ihrer Schwester in den Urlaub, obwohl mein Vater dagegen war, und verliebte sich unsterblich in einen griechischen Fischer, den sie später heiratete. Sie und Kostas lebten fast fünfzehn Jahre lang zusammen in diesem Haus. Vor ein paar Jahren kam er bei einem Sturm auf See ums Leben, und sie blieb allein hier.“

„Dennoch war sie eine untreue Ehefrau“, wandte Raif ein.

Claire seufzte. „Das Leben ist nicht schwarz und weiß.“

„Manchmal schon. Mein Vater ließ sich von meiner Mutter scheiden, weil er sich langweilte. Sie hat nichts Unrechtes getan. Sie war ihm stets eine gute Ehefrau und hat ihm drei Söhne geschenkt. Dennoch reichte er die Scheidung ein. Das hat ihr Leben zerstört. Sie verlor fast alles, was ihr lieb und teuer war, und bekam schwere Depressionen.“

„Das muss sehr hart gewesen sein – für sie und für dich.“ Nachdenklich sah Claire ihn an. „Was ist mit deinen Brüdern?“

„Die waren zum Zeitpunkt der Scheidung schon fast erwachsen und blieben bei meinem Vater.“

„Also hattest du keinerlei Unterstützung von der Familie in Bezug auf deine Mutter“, stellte Claire bestürzt fest.

„Dieses Brot ist unheimlich gut“, lenkte Raif ab. Er hatte Claire schon mehr als sonst jemandem erzählt und wollte nicht weiter über seine Mutter reden.

Claire lächelte. „Das sollte es auch. Schließlich bin ich Köchin. Lebt deine Mutter noch?“

„Nein, sie ist schon seit ein paar Jahren tot. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du dich jetzt fühlen musst. Du hast deine Mutter erst so spät kennengelernt und hast erkannt, dass du sie magst, und dann …“

„Mein Vater und meine Stiefmutter waren sehr religiös und brachten mir bei, dass ich mich für meine Mutter schämen müsse. Deshalb war es so ein Schock, diese Briefe zu lesen. Mein Vater hat sie alle aufbewahrt, obwohl er nie wollte, dass wir uns kennenlernen. Ich stelle mir vor, dass er die Briefe gelesen und sich gefreut hat, dass er die Macht hatte, uns voneinander fernzuhalten. Das war seine Rache.“

„Du hast ihm nicht nahegestanden?“

„Nein. Wie auch? Er hat mich nie als eigenständige Person gesehen, sondern immer nur als die Tochter meiner Mutter“, erklärte Claire traurig. „Mit meiner Stiefmutter hatte er einen Sohn, und den hat er ganz anders behandelt. Wahrscheinlich wäre es ihm lieber gewesen, meine Mutter hätte mich damals mitgenommen.“

„Es tut mir leid, dass du deine Mutter schon so kurz nach eurem Kennenlernen verloren hast“, sagte Raif leise.

Tränen standen in Claires Augen, und sie blinzelte heftig. „So ist das Leben“, sagte sie betont forsch. „Was machst du hier auf Kanos?“

„Ich war die letzten Wochen auf Reisen.“

„Im Anzug?“

„Ich hatte heute Morgen ein Meeting mit Geschäftsleuten.“

Claire nickte langsam. „Es war schön, wieder einmal Gesellschaft zu haben. Ohne meine Mutter erscheint mir das Haus so leer.“

„Du musst dir Zeit zum Trauern nehmen.“

„Ich wusste, dass wir nicht viel Zeit haben würden“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme. „Ich sollte das eigentlich besser verkraften.“

Raif sah, dass ihr eine Träne über die Wange lief und legte Claire eine Hand auf ihre Schulter. „Sich auf eine Möglichkeit vorzubereiten ist nicht dasselbe, wie mit dem tatsächlichen Geschehnis fertigzuwerden.“

„Ja, das weiß ich jetzt.“

„Ich will dich hier nicht allein lassen“, gestand er unumwunden.

„Dann bleib. Ich werfe dich nicht raus.“

Raif seufzte. „Du willst Gesellschaft haben. Und ich will dich küssen.“

„Habe ich gesagt, dass Küssen nicht erlaubt ist?“ Claire errötete. Was war nur in sie gefahren? Und warum war es ihr so wichtig, ihn nicht gehen zu lassen?

„Du bist einsam und traurig. Das will ich nicht ausnutzen“, erklärte er angespannt.

„Manchmal muss man den Dingen einfach ihren Lauf lassen“, erwiderte sie.

Raif hatte noch nie den Dingen einfach ihren Lauf gelassen. Dennoch hatte der Gedanke, sich zu entspannen und seinen Neigungen zu folgen, etwas unheimlich Verlockendes. „Stimmt“, sagte er lächelnd.

„Wartet denn niemand auf deine Rückkehr?“, fragte Claire besorgt.

„Niemand.“ Die Crew der Jacht zählte sechzig Mann, ganz zu schweigen von seinem Sicherheitsteam und den Verwaltungskräften. Er wusste, wie es war, sich unter vielen Leuten allein zu fühlen. Aber er hatte keine Ahnung, was es bedeutete, tatsächlich allein zu sein. Von Kindheit an war er immer von Bediensteten und Sicherheitsleuten umgeben gewesen.

Claire war es peinlich, dass ihr die Tränen gekommen waren. Schnell räumte sie das Geschirr zusammen und brachte es in die Küche.

Raif folgte ihr. „Lass das einfach stehen.“

„Ein sauberes Haus sorgt für einen aufgeräumten Geist. So hat man mich erzogen“, scherzte Claire und begann, die Teller abzuwaschen und sie in das Abtropfgestell zu stellen.

Eine Weile sah Raif nur zu. Er erinnerte sich vage, dass er einmal einer Frau beim Abtrocknen zugesehen hatte, als er während seiner Internatszeit übers Wochenende bei einem Freund geschlafen hatte. Etwas verlegen nahm er ein Geschirrtuch in die Hand.

„Du musst nicht helfen.“

„Ich kann doch nicht untätig hier herumstehen.“ Er hatte plötzlich das Gefühl, dass er an diesem Tag viel zu viel Zeit mit Nichtstun verbracht hatte. Er kümmerte sich sonst um die Investitionen von Quristan und leitete nebenbei sein eigenes Entwicklungsimperium. Schon oft hatte man ihn als Workaholic bezeichnet. Aber er war stolz darauf, die Interessen und den Reichtum seines Landes zu fördern. Zumindest als er noch glaubte, er könnte gute Arbeit leisten, ohne dabei seinen Vater zu verärgern.

Die Regierung Quristans und die Einheimischen waren begeistert. Nur sein Vater war wütend. Doch daran konnte er nichts ändern. Vieles in der modernen Welt verärgerte König Jafri, der am liebsten noch immer mit uneingeschränkter Macht geherrscht hätte – wie sein Vater früher. Dass man ihn dieser Macht beraubt hatte und er die Einflussnahme der demokratisch gewählten Regierung akzeptieren musste, hatte ihn frustriert. Er glaubte, man erbiete ihm als König nicht den Respekt, den er verdiente. Fest entschlossen, nicht weiter darüber nachzudenken, nahm Raif einen Teller und trocknete ihn vorsichtig ab.

In dem Moment, als er den Teller abstellte, nahm Claire ihm das Geschirrtuch weg. Während sie weiter abtrocknete und das Geschirr in den Schrank räumte, lehnte Raif sich gegen den Kühlschrank. Als sie an ihm vorbeiging, zog er sie sanft in seine Arme und drückte die Lippen auf ihre Schulter. Ihre Wärme und ihr Duft nach Zitrone entfachten die Begierde in ihm. Sie hatte etwas an sich, das ihn gleichzeitig entspannte und erregte. Keine Frau hatte je diese Wirkung auf ihn gehabt.

Claire erschauerte und lehnte sich an seine muskulöse Brust. Nie zuvor hatte sie sich so zu einem Mann hingezogen gefühlt. Einerseits war es beängstigend, andererseits aber auch unheimlich aufregend. Ihr war klar, was sie zulassen wollte. Aber es war allein ihre Entscheidung, ob sie mit ihm ins Bett gehen wollte oder nicht. Ihr letzter Freund hatte versucht, sie zum Sex zu zwingen, doch sie hatte sich strikt gewehrt. Wie konnte es sein, dass sie sich mit einem Fremden so schnell und so innig verbunden fühlte? Warum fand sie Raif nur so unwiderstehlich?

Entschlossen drehte Claire sich um, stellte sich auf die Zehenspitzen und presste die Lippen auf seinen Mund. Als er ihren Kuss erwiderte, schoss eine Welle der Begierde durch ihren Körper. Genau das hatte sie immer gesucht und nie gefunden: dieses verrückte unkontrollierbare Verlangen. Es ließ sie ihre Trauer vergessen und hoffen, dass sie ihre Lebensfreude wiederfinden würde.

„Wo ist dein Schlafzimmer?“, fragte Raif.

Claire verschränkte die Finger mit seinen und führte ihn in den nächsten Raum, den ihre Mutter vor ihrer Ankunft in leuchtenden Mittelmeerfarben gestrichen hatte. Es war der perfekte Rückzugsort für die künstlerisch veranlagte Tochter, als die Jo sich Claire vorgestellt hatte. Jo selbst liebte es, zu malen, zu töpfern und Schmuck herzustellen. Leider hatte Claire keine künstlerische Ader. Sie liebte Blumen und Pastellfarben, gärtnerte und kochte gern, hatte aber nie selbst etwas herstellen oder ausgefallene Sachen tragen wollen. Schnell verdrängte Claire diese traurigen Gedanken. Sie wollte das Leben feiern und etwas wagen, statt stets die Vorsichtsmaßregeln zu befolgen, mit denen sie aufgewachsen war. Erst als sie gegen diese Regeln rebellierte, hatte sie ihre Mutter kennengelernt und herausgefunden, wer sie wirklich war.

„Ich könnte jetzt eine Dusche brauchen“, sagte Raif plötzlich. „Ich habe vom Schwimmen noch Salz auf der Haut.“

„Daran habe ich gar nicht gedacht“, gestand Claire, zeigte ihm das angrenzende Bad und reichte ihm ein frisches Handtuch. Dann ging sie in ihr Zimmer zurück und überlegte. Sollte sie ihm sagen, dass es für sie das erste Mal wäre? Wollte er ihr bewusst die Chance geben, ihre Meinung zu ändern? Nein, warum sollte er? Männer taten das nicht. Schnell zog sie sich aus, warf ihre Sachen in den Wäschekorb und legte sich ins Bett. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, mit dem richtigen Mann zusammen zu sein. Zwischen ihnen gab es eine Verbindung, eine Vertrautheit, die sie nicht erklären konnte. Jedenfalls empfand sie wesentlich mehr als je zuvor.

Etwas nervös stand Raif unter der Dusche. Er war kurz davor, ein lebenslanges Zölibat zu beenden. Claire löste diese Leichtsinnigkeit in ihm aus. So hatte er sich noch nie gefühlt, und er wollte mehr davon. Sie vermittelte ihm ein Gefühl purer Freiheit und Freude. Ein Gefühl, das er kaum kannte. Sie wollte ihn, und er wollte sie. So einfach war das. Es war kein Grund, daraus etwas Größeres zu machen. Er trocknete sich ab, ging nackt ins Schlafzimmer zurück und fragte neckend: „Denkst du immer noch, dass ich schön bin?“

Beim Anblick seines perfekten Körpers blieb Claire die Luft weg. „Ja“, sagte sie ohne Zögern.

Lachend legte er sich zu ihr ins Bett und zog sie in seine Arme. Er presste die Lippen auf ihren Mund und küsste sie so leidenschaftlich, dass eine Welle der Erregung durch ihren Körper schoss. Heißes Verlangen erfasste sie. Als er mit den Händen ihre Brüste umschloss und mit den Daumen die empfindlichen Spitzen reizte, hob sie ihm die Hüften entgegen.

„Du bist wunderschön“, sagte er, drückte sie in die Kissen und betrachtete anerkennend ihr honigblondes Haar, ihre kornblumenblauen Augen, die geröteten Wangen und die von seinen Küssen geschwollenen Lippen. Ihre Brüste waren so weich und fest zugleich. Sanft umschloss er eine der rosigen Spitzen mit dem Mund, knabberte daran und erschauerte, als Claire die Hände über seinen flachen Bauch und seine Schultern gleiten ließ.

Seine Haut war so weich und so warm. Sie genoss es, seinen Körper zu erforschen, der so ganz anders als ihrer war. Jedes Mal, wenn Raif an ihrer Brustspitze leckte, fuhr es ihr blitzartig in den Schoß. Mit den Händen erkundete er jede Kurve ihres Körpers. Dann zog er sie wieder in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich. Dabei fuhr er mit den Fingerspitzen an der Innenseite ihres Oberschenkels entlang, fand ihre empfindsamste Stelle und reizte sie gekonnt, bis er schließlich einen Finger in sie hineingleiten ließ. Ein wildes Verlangen ergriff sie.

„Nimmst du die Pille?“, fragte er dann plötzlich unvermittelt.

„Nein.“ Sie erstarrte und schaute zu ihm auf.

„Ich habe kein Kondom dabei.“ Frustriert zog Raif sich zurück. „Darüber hätten wir früher reden sollen.“

„Du hast nichts dabei?“, fragte sie überrascht.

„Ich hatte keinen Grund … na ja, bis jetzt.“

Claire setzte sich auf, ihre Wangen waren gerötet. „Ich habe eins.“

„Da bin ich aber erleichtert.“ Raif sah zu, wie sie aus dem Bett kletterte, eine Handtasche aus dem alten Kleiderschrank nahm und ein kleines Päckchen herausfischte.

„Meine Mutter bestand darauf, dass ich immer eines dabeihabe – nur für den Fall“, erklärte sie verlegen. „Sie fand es merkwürdig, dass ich immer noch unschuldig bin, und wollte nicht, dass ich …“

Geschockt setzte Raif sich auf. „Du bist noch unschuldig?“

Verlegen zog Claire die Nase kraus. „Du findest es auch merkwürdig, oder? Aber für meinen Vater und meine Stiefmutter war vorehelicher Sex eine Todsünde. Deshalb habe ich mich zurückgehalten. Mein Vater hätte mir vorgeworfen, ich sei genau wie meine Mutter. Ich hatte zu viel Angst vor ihm. Mit zunehmendem Alter wurde es immer schwieriger, diesen Schritt zu tun. Meine Güte, was sage ich da!“

„Es muss dir nicht peinlich sein.“ Raif fing das kleine Päckchen auf, das sie ihm zuwarf, nahm ihre Hand und zog Claire wieder ins Bett. „Ich bin auch nicht erfahren. Über die Gründe möchte ich im Moment nicht sprechen.“

Überrascht schaute sie in seine atemberaubenden bernsteinfarbenen Augen, die von dichten schwarzen Wimpern umrahmt waren. Er war wunderschön! Wie konnte er da unerfahren sein?

„Du musst also nachsichtig mit mir sein“, sagte er schroff.

Claire lächelte und flüsterte: „Nur, wenn du auch mit mir nachsichtig bist.“

Er nahm sie wieder in die Arme und drückte sie zurück in die Kissen. „Ich muss nicht nachsichtig mit dir sein. Ich muss dich nur zu schätzen wissen“, erklärte er mit rauer Stimme. Dann küsste er sie.

Ihr Herz begann wie wild zu schlagen. Unwillkürlich schob sie die Finger in sein weiches Haar. Wieder wurde ihr heiß, und ihr Verlangen wuchs. Erneut widmete Raif sich ihrer empfindsamsten Stelle und reizte sie so gekonnt, dass Claire es kaum noch aushalten konnte. Sie wand sich und stöhnte auf. Sie wollte mehr, wusste aber nicht, was das eigentlich bedeutete. Aber sie wollte es – so schnell wie möglich.

„Ich weiß“, stöhnte Raif und zog eine Spur von Küssen zwischen ihren Brüsten. „Aber du bist noch nicht bereit.“

„Ich fühle mich bereit“, hauchte sie.

„Ich will dir nicht wehtun“, erklärte er und rutschte weiter nach unten, um den Mund auf ihre empfindsamste Stelle zu drücken.

Dieser sinnliche Angriff schockierte sie zutiefst, löste gleichzeitig aber einen Strudel äußerst intensiver Gefühle in ihr aus. Beinahe hätte sie gesagt, er solle aufhören, sie erkannte aber im selben Moment, dass sie ihn dann wahrscheinlich verletzen würde. Die wunderbaren Gefühle, die er in ihr entfachte, steigerten ihre Erregung immer mehr. Sämtliche Muskeln in ihrem Körper spannten sich an, bis sie plötzlich kurz vor dem Höhepunkt stand. Dabei sah sie buchstäblich Sterne und schrie auf.

„Jetzt bist du bereit“, verkündete Raif mit rauer Stimme und drang sanft in sie ein.

Claire lag still da. Jede seiner Bewegungen war ihr überdeutlich bewusst. Sie zog die Knie an und spürte jeden seiner Stöße, während er immer tiefer in sie eindrang.

Plötzlich hielt er inne und schaute ihr in die Augen. „Ich habe Angst, dir wehzutun.“

„Ich habe immer erwartet, dass es wehtun würde“, gestand sie. „Bitte, hör nicht auf.“

Ihre Worte spornten ihn an. Er zog sich etwas zurück und stieß dann wieder heftig zu. Ein scharfer Schmerz ließ sie aufschreien.

„Ich nehme an, dass es nicht so ist, wie du es dir erträumt hast“, scherzte Claire, holte tief Luft und hoffte, dass er die Tränen in ihren Augen nicht bemerkt hatte. Ermutigend hob sie ihm die Hüften entgegen und schlang die Beine um ihn.

Raif stöhnte auf und drang noch tiefer in sie ein. „Du fühlst dich so gut an“, stieß er rau hervor. „Wie Seide.“

Seine rhythmischen Bewegungen ließen Claire ihr Unbehagen vergessen. Automatisch passte sie sich seinem Rhythmus an. Eine Welle der Erregung ergriff sie, als er das Tempo seiner Stöße erhöhte, bis er schließlich aufstöhnte und ebenfalls den Höhepunkt erreichte.

„Nächstes Mal wird es leichter sein“, sagte sie beruhigend, als er sie mit einer Mischung aus Befriedigung und Schuldgefühl ansah.

„Es wird ein nächstes Mal geben? Eine zweite Chance?“

Auf einmal verspürte sie eine ungeahnte Zärtlichkeit. Nie zuvor hatte sie sich einer anderen Person so nahe gefühlt wie ihm in diesem Moment. „Wenn du das möchtest“, flüsterte sie, schlang die Arme um ihn und massierte seine breiten Schultern. Langsam entspannte er sich.

„Ja, das möchte ich“, sagte er mit einem strahlenden Lächeln, das ihr das Herz erwärmte. „Ich will dich.“

„Wir haben kein Kondom mehr, also musst du dich früh genug zurückziehen“, warnte sie ihn.

Raif hielt sie weiter umschlungen und strich ihr das Haar aus dem erhitzten Gesicht. „Das war wunderbar“, sagte er leise. „Absolut wunderbar, weil es mit dir war.“

Etwas widerwillig zog er sich aus ihr zurück. Auf einmal runzelte er die Stirn und fluchte leise. „Das Kondom ist gerissen.“

„Oh nein!“ Unwillkürlich fragte sich Claire, wie lange das Päckchen wohl herumgelegen hatte, bevor ihre Mutter es ihr aufgedrängt hatte.

„Ich war grob zu dir. Das ist wohl der Grund“, meinte er bedrückt.

„Du warst nicht grob“, widersprach sie sanft. „Sag so etwas nicht.“

„Warum habe ich das Gefühl, als würde ich dich schon eine Ewigkeit kennen?“ Raif betrachtete sie verwirrt und ging dann ins Bad, um sich zu waschen.

„Gehst du jetzt?“, rief Claire ihm nach.

„Soll das ein Witz sein? Du hast mir doch eine zweite Chance angeboten!“

Claire lachte und entspannte sich. Sie war erleichtert, dass die Verlegenheit zwischen ihnen verschwunden war. Raif kam zurück ins Bett, schaltete das Licht aus und schloss sie in seine Arme, als hätte er das schon sein Leben lang getan.

Als Claire am nächsten Morgen aufwachte, war sie allein. Nackt stand sie auf, zog sich den Morgenmantel über und ging durchs Haus. Raif war verschwunden. Doch auf dem Tisch am Fenster fand sie einen Zettel mit einer Telefonnummer.

Falls die Nacht Folgen hatte oder du einfach in Kontakt bleiben willst.

Raif war weg, und Claire fühlte sich schrecklich leer. Was hast du denn erwartet, schalt sie sich.

Ein One-Night-Stand mit einem Fremden führt selten zu einer dauerhaften Beziehung. Du wirst ihn nie wiedersehen.

Das Herz tat ihr weh. Sie hatte sich einreden wollen, eine Trennung würde ihr nicht wehtun. Aber sie hatte sich belogen. In dieser unglaublich kurzen Zeit war Raif ihr ans Herz gewachsen. Er war nett, fürsorglich und zärtlich gewesen. Alles, was sie sich immer gewünscht, aber bei keinem anderen Mann gefunden hatte, hatte er ihr gegeben. Doch wie schwer konnte es sein, sich so zu verhalten, wenn man ohnehin nur wenige Stunden hatte bleiben wollen?

Nun war sie ins reale Leben zurückgekehrt. Um zwölf Uhr musste sie in der Hafenbar sein, wo sie an den Wochenenden kochte und bediente. Es war der einzige Job, den es derzeit hier gab und der zusammen mit dem Trinkgeld gerade genug für Miete und Essen einbrachte. Yannis, der Barbesitzer, hoffte, ihr während der Touristensaison mehr Arbeit anbieten zu können. Aber auf einer kleinen Insel wie Kanos konnte man sich nicht darauf verlassen. Manchmal legten die Boote an, manchmal nicht. Sie musste nach England zurückkehren, denn im Winter gab es hier keine Arbeit für sie.

Claire ging unter die Dusche. Am liebsten hätte sie Raif gleich angerufen. Während sie sich anzog, musste sie unwillkürlich an die vergangene Nacht denken. Das zweite Mal war atemberaubend gewesen. Er hatte ihr gezeigt, was Vergnügen bedeutete. Sie hatten es zusammen entdeckt, wodurch das Erlebnis wesentlich intensiver und bedeutungsvoller gewesen war. Aber wie bedeutungsvoll konnte eine einzige Nacht sein? Warum konnte sie die Realität nicht akzeptieren?

Er hat gesagt, er sei auf Reisen. Natürlich werde ich ihn nie wiedersehen. Wenigstens hat er keine leeren Versprechungen gemacht.

Bekleidet mit Shorts und T-Shirt, öffnete sie die Tür, um zur Arbeit zu gehen, und erstarrte. Draußen stand ein riesiger Korb mit Rosen und glitzernden Ballons. Sie lachte und griff nach der beigefügten Karte. Darauf stand einfach nur: „Raif“. Was gab es sonst auch noch zu sagen? Mit einem strahlenden Lächeln eilte sie ins Haus, holte Vasen aus dem Schrank und stellte die wunderschönen Rosen sorgfältig ins Wasser. Was für eine wunderbare aufmerksame Geste! Vielleicht war es besser, dass er nicht geblieben war. Sie hätten sich sowieso trennen müssen.

3. KAPITEL

Raif stand auf dem Sonnendeck und schaute aufs Meer hinaus. Er hatte getan, was er tun musste. Warum fühlte er sich dann so schlecht? Claire war wunderbar, aber es gab keine Zukunft für sie beide. Er liebte eine andere Frau – schon seit Jahren. Sein Herz konnte er Claire nicht schenken, doch genau das hätte sie verdient.

Nie zuvor hatte er eine Frau so sehr begehrt wie Claire, und diese Erkenntnis erschütterte ihn. Bei Nahla hatte er nie so empfunden. Sie war verheiratet und hatte Kinder. Raif hatte das immer akzeptiert und war stets respektvoll geblieben. Claire aber besaß eine erstaunliche erotische Anziehungskraft. Seit er sie am Strand gesehen hatte, hatte er kaum einen Gedanken an den Wutausbruch seines Vaters verschwendet.

Als Claire in die Bar kam, war Yannis dabei, draußen einen großen Tisch einzudecken. „Gegen acht Uhr kommt eine größere Gesellschaft von einer der Jachten“, sagte er. „Ich habe Sofia gebeten zu bedienen, damit du dich nur ums Kochen kümmern musst.“

„Wie viele Personen kommen?“, fragte Claire.

„Zehn, keine Kinder. Es ist ein Geburtstag. Aber sie bringen ihren eigenen Kuchen mit.“

„Das erspart Zeit.“ Claire lachte. Außer ein paar älteren Stammgästen an der Bar war das Restaurant leer. Sie hätte demzufolge genug Zeit gehabt, einen Kuchen zu backen.

„Ich habe Sofia gesagt, dass ihre Schwester uns mehr frisches Gemüse als sonst bringen soll“, verkündete Yannis stolz. „Wie du siehst, denke ich mit.“

„Das tust du“, stimmte Claire zu und ging in die Küche, um die anderen Vorräte zu überprüfen, was Yannis oft vergaß, wenn überraschend Gäste kamen.

Sie hatte drei Jahre lang eine Ausbildung zur Köchin gemacht. Vor einem Jahr hatte sie dann eine Stelle als Köchin in einem Toprestaurant gefunden. Leider hatte sie diese Stelle aufgeben müssen, als sie beschloss, nach Griechenland zu fliegen, um bei ihrer Mutter zu bleiben. Doch Köche wurden immer gesucht. Wenn sie wieder in England war, würde sie sicher schnell einen neuen Job finden. Vielleicht nicht gleich in einem Toprestaurant. Ihr Vater hatte ihre Berufswahl rundweg abgelehnt. Seiner Meinung nach hätte sie einen in seiner Gemeinde angesehenen Mann heiraten und mit ihm Kinder großziehen sollen.

Ihr Halbbruder Tom hatte gerade mit dem Theologiestudium begonnen und bereits einen Posten in einer Kirchengemeinde in Aussicht. Claire gab gern zu, dass die langen und späten Arbeitszeiten in der Gastronomie ein Nachteil waren. Aber sie kochte gern und liebte die Hektik in der Restaurantküche.

Jetzt verbrachte sie den Nachmittag damit, Brot zu backen und eine Auswahl an Nachspeisen und Gebäck vorzubereiten. Es wurde ein arbeitsreicher Abend. Yannis kam irgendwann kurz herein und sagte, dass ihre Speisen und insbesondere die Desserts großes Lob erhalten hätten. Kurz vor Dienstschluss holte er sie an den Tisch der Gäste und meinte: „Ich habe eine günstige Möglichkeit für dich gefunden, nach Hause zu kommen.“

Ein sympathischer Mann mittleren Alters stellte sich als Kapitän Hastings von der Mahnoor vor. Erstaunt zog Claire die Augenbrauen hoch, als ihr bewusst wurde, dass er die riesige Jacht meinte, die in der Bucht vor Anker lag.

„Haben Sie Interesse an einer befristeten Beschäftigung?“, fragte der Kapitän. „Unser stellvertretender Küchenchef hat sich beim Bergsteigen ein Bein gebrochen und fällt eine Weile aus. In etwas über zwei Monaten legen wir in Southampton an. Wir brauchen für den Rest der Reise einen Ersatz.“

„Ich bin Gregoire, der Küchenchef“, erklärte ein glatzköpfiger älterer Mann mit starkem französischem Akzent. „Erzählen Sie uns doch, was für eine Ausbildung und Berufserfahrung Sie haben.“

Man zog einen Stuhl für sie heran und stellte ihr die Crewmitglieder vor, die am Tisch saßen. Die meisten von ihnen waren Frauen.

Gregoire stellte anspruchsvolle Fragen, dennoch war Claire voller Hoffnung. An Bord einer Jacht zu arbeiten, die zurück nach England segelte – das war die Lösung all ihrer Probleme. Sie hätte keine Reisekosten, könnte ihr Gehalt sparen und hätte so bei der Ankunft genug Geld für die Miete einer Wohnung.

„Ich denke, wir versuchen es mit Ihnen. Sie können auf der Jacht nützliche Erfahrungen sammeln“, meinte Gregoire.

Claire holte tief Luft. „Kann ich meine Katze mitnehmen? Sie ist sehr gut erzogen. Allerdings hat sie noch keine Reisepapiere.“

„Es spricht nichts dagegen, solange Sie das Tier unter Kontrolle halten“, sagte der Kapitän. „Das mit den Papieren können Sie bei einem der nächsten Landgänge erledigen.“

Die Jacht sollte am nächsten Morgen ablegen. Also sollte Claire sofort anfangen. Sie hätte lieber mehr Zeit zum Packen gehabt, wusste aber, dass Sofia die Sachen ihrer Mutter zu der örtlichen Wohltätigkeitsorganisation bringen würde. Claire würde nur einige kleinere Erinnerungsstücke behalten. Alles andere machte in ihrer Lage keinen Sinn.

Nachdem sie mit den jüngeren Crewmitgliedern noch einen Drink genommen und Liz, die Kosmetikerin an Bord, und einige der Stewards kennengelernt hatte, fing sie an, sich auf ihren neuen Job zu freuen.

„Oh, ich vergaß zu fragen, wem die Jacht gehört? Oder handelt es sich um einen privaten Charterer?“

„Seiner Königlichen Hoheit, Prinz …“

„Seiner Königlichen Hoheit?“, fragte Claire erstaunt.

„Er kommt aus dem Ausland und ist wahnsinnig reich. Aber keine Sorge. Man bekommt ihn fast nie zu Gesicht. Er ist ein wichtiger Unternehmer und arbeitet an Bord. Er erwartet eine große Gruppe an Gästen, also werden wir alle reichlich zu tun haben“, erklärte Liz.

Raif wachte im Morgengrauen auf. Wie immer ging er direkt ins Fitnessstudio, wo ihn bereits eine schwarze Katze namens Circe erwartete, die einem der Crewmitglieder gehörte. Er hatte versucht, sie zu ignorieren, denn sie weckte Erinnerungen, die er lieber vergessen hätte. Doch die Katze war hartnäckig, folgte ihm sogar in seine Privaträume und ließ sich gnädig von ihm streicheln, bevor er in die Dusche ging.

Wie viele schwarze Katzen wie Circe mochten wohl nahe der Häfen am Mittelmeer leben? Wahrscheinlich Tausende und mindestens fünfzig mit dem Namen dieser griechischen Göttin. Er hatte das Tier erst bemerkt, als sie in Triest angelegt hatten, wo das neue Crewmitglied wohl zugestiegen war. Schnell hatte sich die selbstbewusste schwarze Katze zum Schiffsmaskottchen entwickelt. Soweit er wusste, kam sie bei ihren Streifzügen immer zuerst zu ihm. Danach besuchte sie den Kapitän auf der Brücke. Offenbar kaufte der raubeinige ältere Mann frischen Fisch für sie. Selbst Raifs berühmter Küchenchef hatte ein spezielles Fressen für das Tier kreiert. Die Katze besuchte die gesamte Crew zu unterschiedlichen Zeiten des Tages. Im Kosmetikstudio hatte sie ihr eigenes Spielzeug, und nachmittags machte sie in Raifs Büro ihr Nickerchen.

Das Schlimmste aber war, dass sie Raif ständig an Claire erinnerte. Dabei war er sich jeder Meile, die das Boot ihn weiter von ihr entfernte, schmerzlich bewusst. Sie hatte ihm eine SMS geschickt, um ihm für die Blumen zu danken, sich danach aber nicht mehr gemeldet. Warum auch? Schließlich hatte er auf ihre Nachricht nicht geantwortet. Wäre sie schwanger, hätte sie ihn sicher informiert. Er sollte froh sein, dass diese unvergessliche Nacht keine Folgen gehabt hatte. Doch tief in seinem Herzen war er ganz und gar nicht froh, denn er konnte weder Claire noch diese einzigartige Nacht mit ihr vergessen.

Einige Decks unterhalb der Suite des Eigentümers betrachtete Claire den Schwangerschaftstest, den sie im letzten Hafen gekauft hatte. Nachdem ihre Periode zweimal ausgeblieben war, gab es offenbar doch Grund zur Sorge. Das erste Mal hatte sie angenommen, es würde am Stress durch den Tod ihrer Mutter liegen. Beim zweiten Mal hatte sie Panik bekommen. In den letzten Tagen war ihr sehr oft übel gewesen. Der Kaffee schmeckte ihr nicht mehr, und ihre Brüste spannten. Die Übelkeit kam und ging, aber die extreme Müdigkeit war ihr ständiger Begleiter. Nie hätte sie gedacht, dass sie schon beim allerersten Sex schwanger werden könnte. Wie hatte sie nur so dumm und naiv sein können? Frustriert suchte sie in ihrer komfortablen Kabine ihre wanderlustige Katze. Aber Circe war natürlich nicht da.

Das Tier den größten Teil des Tages in der Kabine einzusperren hatte nicht funktioniert. Irgendwann war Circe durch ein Bullauge entwischt und hatte entdeckt, dass da draußen ein großes interessantes Boot mit vielen Leuten auf sie wartete. Danach war es unmöglich gewesen, sie in der Kabine zu halten. Als Claire merkte, dass die Katze offenbar niemanden störte, hatte sie aufgehört, sich Sorgen zu machen. Nun schloss sie Circe nur noch in der Kabine ein, wenn sie an Land ging, was nur selten vorkam, da sie sparen musste und nicht oft Shoppen gehen konnte.

Claire liebte die Arbeit auf der Jacht. Die Bezahlung war hervorragend, die Unterkunft erstklassig, und zur Crew zählten viele Frauen, sodass sie immer Gesellschaft hatte. Außerdem gab es auf der Mahnoor einige Extras. Waren keine Gäste an Bord, durften die Crewmitglieder sich von Liz mit Kosmetikbehandlungen und Massagen verwöhnen lassen, den Pool und das Fitnessstudio benutzen und sich die neuesten Filme anschauen.

Die Arbeitsstunden waren lang, denn im Moment hatte sie viele anspruchsvolle Gäste zu bewirten. Obwohl Claire die Hektik in der Bordküche gefiel, war sie froh, dass das Barbecue auf dem Oberdeck an diesem Morgen vorerst die letzte Veranstaltung war. Es war das erste Mal, dass sie Zugang zu einem der oberen Decks bekam, was sonst den ranghohen Crewmitgliedern vorbehalten war. Sobald die Gäste von Bord waren, würde es für den Rest der Reise nach London ruhig und friedlich sein.

Sie machte den Test und wartete. Würde Raif helfen, falls der Test positiv war? Sie war oft versucht gewesen, ihn anzurufen oder ihm eine Nachricht zu schicken, aber er hatte sie nie kontaktiert und nicht einmal reagiert, als sie ihm für die Blumen gedankt hatte. Wo lebte er eigentlich? Sie wusste nichts über ihn. Schließlich prüfte sie das Ergebnis des Tests. Er war positiv. Das hatte sie erwartet, dennoch war es ein Schock. Plötzlich war ihr speiübel, und sie rannte ins Bad, um sich zu übergeben.

Während Claire an der Grilltheke die Teller für das Mittagessen vorbereitete, betrachtete sie die elegante Einrichtung und vielen attraktiven Frauen, die in winzigen Bikinis auf dem Oberdeck flanierten. Unter ihnen war ein berühmtes Supermodel mit langen schwarzen Haaren. Sie trug einen großen Hut, um ihr fotogenes Gesicht vor der Sonne zu schützen, und einen Tanga, der den Blick auf ihren Po und ihre langen Beine freigab. Ihre Füße steckten in Stöckelschuhen. Man hatte extra einen Teppich ausgelegt, um den Boden des Decks zu schützen.

Claire stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen Blick auf den Prinzen zu erhaschen. In der Menge entdeckte sie einen Mann mittleren Alters, umgeben von drei weiteren Männern, vermutlich waren es Leibwächter. Das muss er sein, dachte sie. Aber warum hatten die anderen Frauen an Bord beteuert, sie würde beeindruckt sein, wenn sie seine Königliche Hoheit sah?

Plötzlich schrie das Supermodel auf. Sofort richtete Claire den Blick wieder auf sie und sah, wie etwas Schwarzes gegen die Wand geschleudert wurde und auf den Boden fiel. Circe! Claire konnte nicht fassen, was sie da sah. Neben ihr fluchte Gregoire auf Französisch.

Die Schwarzhaarige war regelrecht hysterisch. „Sie hat mich am Bein berührt. Ich kann Tiere nicht ausstehen!“

„Du hättest sie aber nicht treten und verletzen müssen!“, sagte jemand.

Langsam näherte Claire sich dem leblosen Körper ihrer Katze. Gregoire trat neben sie. Bevor Claire etwas tun konnte, hob er die Katze sanft auf und versprach: „Wir holen sofort einen Tierarzt.“

„Tun Sie das sofort“, befahl in diesem Moment eine Stimme mit einem Claire nur zu vertrauten Akzent.

Ungläubig schaute sie auf. Es war tatsächlich Raif. Er nickte einem der Männer in der Nähe zu, und der eilte fort. „Raif?“, flüsterte sie schwach.

„Bitte, servieren Sie weiter“, bat er Gregoire und streckte die Hände aus, um Circe zu übernehmen. „Meine Gäste sollen ihre letzte Party an Bord genießen.“

Autor

Lynne Graham
Lynne Graham ist eine populäre Autorin aus Nord-Irland. Seit 1987 hat sie über 60 Romances geschrieben, die auf vielen Bestseller-Listen stehen.

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Cara Colter hat Journalismus studiert und lebt in Britisch Columbia, im Westen Kanadas. Sie und ihr Ehemann Rob teilen ihr ausgedehntes Grundstück mit elf Pferden. Sie haben drei erwachsene Kinder und einen Enkel.
Cara Colter liest und gärtnert gern, aber am liebsten erkundet die begeisterte Reiterin auf ihrer gescheckten Stute...

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