Julia Saison Band 14

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LUSTVOLLE WÜNSCHE - STRENG GEHEIM! von CINDI MYERS

Ein Mann, der sie im Sturm erobert, der sie sämtlichen Stress vergessen lässt: Der Fotograf Chad könnte Glynna ganz schön gefährlich werden! Aber mit einem solchen Bad Boy kann sie sich nicht einlassen. Bis er mit ihr für einen Artikel zu einem Ferienresort nur für Paare reist, unter Palmen am Meer. Die Heimat ist weit weg, und Chad ist ihr ganz, ganz nah …

WOLLEN SIE MICH HEIRATEN? von MAUREEN CHILD

Binnen vier Tagen heiraten, nur wegen eines Familienfluchs - Mike Tarantelli weiß nicht, ob er lachen oder entsetzt sein soll, als ihn die hübsche Jenny als Ehemann gewinnen will. Niemals! Doch als sie sich in ihrem sommerlich kurzen Rock einen Wildfremden als Bräutigam angeln will, stellt er fest, dass ihm der Gedanke ganz und gar nicht gefällt …

EIN EROTISCHES GESCHENK von ALISON KENT

Sie trägt ein durchsichtiges Oberteil und erregt ihn wie nie zuvor mit ihrem scharfen Strip: Jacob kann kaum glauben, dass Melanie die Frau auf dem Video ist, das seine sinnlichen Fantasien weckt. Ob sie gar nicht so kühl ist, wie sie im Büro immer tut? Um es herauszufinden, muss er sie wohl wiedersehen. Und ihr kleiner Film macht wirklich Lust auf mehr …


  • Erscheinungstag 07.06.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733717773
  • Seitenanzahl 432
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cindi Myers, Maureen Child, Alison Kent

JULIA SAISON BAND 14

CINDI MYERS

Lustvolle Wünsche – streng geheim!

Ein Mann, der sie im Sturm erobert, der sie sämtlichen Stress vergessen lässt: Der Fotograf Chad könnte Glynna ganz schön gefährlich werden! Aber mit einem solchen Bad Boy kann sie sich nicht einlassen. Bis er mit ihr für einen Artikel zu einem Ferienresort nur für Paare reist, unter Palmen am Meer. Die Heimat ist weit weg, und Chad ist ihr ganz, ganz nah …

MAUREEN CHILD

Wollen Sie mich heiraten?

Binnen vier Tagen heiraten, nur wegen eines Familienfluchs – Mike Tarantelli weiß nicht, ob er lachen oder entsetzt sein soll, als ihn die hübsche Jenny als Ehemann gewinnen will. Niemals! Doch als sie sich in ihrem sommerlich kurzen Rock einen Wildfremden als Bräutigam angeln will, stellt er fest, dass ihm der Gedanke ganz und gar nicht gefällt …

ALISON KENT

Ein erotisches Geschenk

Sie trägt ein durchsichtiges Oberteil und erregt ihn wie nie zuvor mit ihrem scharfen Strip: Jacob kann kaum glauben, dass Melanie die Frau auf dem Video ist, das seine sinnlichen Fantasien weckt. Ob sie gar nicht so kühl ist, wie sie im Büro immer tut? Um es herauszufinden, muss er sie wohl wiedersehen. Und ihr kleiner Film macht wirklich Lust auf mehr …

1. KAPITEL

Von jetzt an werden wir alles anders machen.

Na klar, dachte Glynna, während sie die Mitteilung von Gordon McCormick – auch bekannt als ihr Vater – über seine Pläne las, das Image der vierzehntäglich erscheinenden Zeitschrift Texas Style, die er seit fünfundzwanzig Jahren leitete, aufzupeppen. Glynna hatte keinen Zweifel daran, dass die Zeitschrift sich ändern würde – ihr Dad hatte bereits eine neue Chefredakteurin und einen neuen Artdirector eingestellt, um etwas an den sinkenden Auflagenzahlen und dem biederen Image zu ändern. Was sich wohl kaum ändern würde, war Glynnas Rolle als Arbeitstier in der Redaktion.

Sie schaute auf ihren überladenen Schreibtisch. Wie hatte sie sich so weit von ihrem wahren Traum entfernen können? Sicher, sie schrieb nach wie vor Artikel für das Magazin, aber nur zwischen den übrigen Aufgaben, mit denen ihr Vater sie eindeckte. Und was war mit den Enthüllungsreportagen, die sie schreiben wollte und die sie ganz nach oben bringen sollten? Ein halbes Dutzend solcher Arbeiten waren in die Aktenmappen auf ihrem Schreibtisch gestopft und forderten Zeit, die sie nicht hatte.

Skeptisch betrachtete sie die dicke Mappe ganz oben auf ihrem Eingangsfach – es handelte sich um Leserumfragen, die sie für ihren Vater in einem Bericht zusammenfassen wollte. Einen Bericht, den er sich einmal kurz ansehen und anschließend ignorieren würde. Allein über diese Mappe nachzudenken machte Glynna gereizt.

Sie atmete tief durch, nahm die Mappe und warf sie in den Papierkorb. Beim Anblick der Mappe zwischen Fast Food-Einwickelpapier und Kaffeepappbechern fühlte sie sich erleichtert. Sie musste lächeln.

Doch das Vergnügen war nur von kurzer Dauer, da ihr anerzogenes Pflichtgefühl sich meldete. Was würde ihr Vater sagen, wenn er das sähe?

Überwältigt von Schuldgefühlen, fischte sie die Mappe wieder aus dem Papierkorb und legte sie zurück in das Eingangsfach. Manchmal war es wirklich eine Last, ein Gewissen zu haben.

Ihre Gegensprechanlage meldete sich. „Glynna, kannst du in mein Büro kommen, wenn du einen Augenblick Zeit hast?“

Als sie die Stimme der Chefredakteurin Stacy Southern hörte, besserte sich Glynnas Laune sofort. Da hatte ihr Dad einmal etwas getan, was ihr das Leben leichter machte. Stacy war eine tolle Redakteurin und eine echte Freundin. Die beiden Frauen hatten sich an dem Tag verbündet, als Stacy ein Bewerbungsgespräch für den Posten des Chefredakteurs hatte. Glynna war ihr auf der Damentoilette begegnet, wo Stacy hektisch versucht hatte, eine Laufmasche in ihrer Strumpfhose zu stoppen.

Eine neue Strumpfhose und zwei Aspirin später hatte Stacy den Job und Glynna eine neue beste Freundin.

Sie drückte den Knopf für Stacys Büro. „Ich bin gleich da.“ Jede Entschuldigung, ihrem überquellenden Eingangsfach zu entkommen, war ihr recht.

Auf dem Weg zu Stacys Büro wäre sie beinahe mit einer vertrauten Gestalt in Motorrad-Lederkluft zusammengeprallt, als die Tür zum Treppenhaus aufflog. Er sprang gerade noch rechtzeitig zurück, doch die Satteltasche, die er über die Schulter geworfen hatte, ging auf, sodass sich lauter Umschläge auf den Boden ergossen.

„He, tut mir leid.“ Chad Dawson, Fotograf der Zeitschrift und ihrem Vater wegen seiner unkonventionellen Art ein Dorn im Auge, stützte sie. „Ich habe nicht damit gerechnet, hier jemanden anzutreffen.“

Glynna befreite sich von ihm, wobei das Leder seiner fingerlosen Motorradhandschuhe ihre Seidenbluse streifte. Mit seinen vom Wind zerzausten schulterlangen blonden Haaren und der Lederjacke fiel er unter den Büroangestellten in Anzug und Krawatte auf wie eine Kobra in einem Käfig voller Meerschweinchen. Und für Glynna war er mindestens ebenso gefährlich. Er besaß die ärgerliche Fähigkeit, sie nervös zu machen, obwohl sie sich alle Mühe gab, gelassen zu bleiben. Vielleicht lag es an der beunruhigenden Art, wie er sie mit seinen stahlblauen Augen ansah. Oder es lag an dem offenkundigen Spaß, den ihm sein in jeder Hinsicht unangepasstes Verhalten bereitete.

Möglicherweise aber lag es auch daran, dass ihr jedes Mal heiß wurde, wenn er in der Nähe war, an diesem ungewollten Aufflackern von Verlangen, das sie daran erinnerte, dass sie eine Frau war und Chad ein Mann. Ein Mann allerdings, mit dem sie nichts zu tun haben wollte, trotz der automatischen Reaktion ihres Körpers auf ihn. Wieso konnte sie alles andere in ihrem Leben kontrollieren, nur das nicht?

„Wohin sind Sie so eilig unterwegs?“ Sie verbarg ihre Gereiztheit, indem sie sich bückte und die herausgefallenen Umschläge mit den Abzügen einsammelte. Als sie sich aufrichtete, ging einer der Umschläge auf, und ein Schwarz-Weiß-Foto fiel auf den Boden.

Sie starrte das Foto an und errötete, denn es zeigte eine nackte Frau mit vollen Brüsten, die in einem Sessel saß, das Gesicht hinter ihren Haaren verborgen, während ihre gespreizten Beine nichts der Fantasie überließen.

„Darf ich?“ Chad nahm ihr das Foto aus der Hand.

„Was … was machen Sie damit?“ Glynna wich zurück und versuchte ruhig zu bleiben, obwohl ihr Herz heftig pochte.

Chad sah lächelnd auf das Foto. „Hat Ihnen das niemand erzählt? Wir fanden, es würde die Leserschaft von Texas Style vergrößern, wenn wir anfangen, in der Mitte der Zeitschrift ein ausklappbares Aktfoto zu präsentieren.“

Typisch Chad. Er konnte nie eine direkte Antwort geben. Na schön. Sie konnte sein Spiel mitspielen. „Aha. Und natürlich haben Sie sich freiwillig für die Fotos gemeldet.“

„Natürlich.“

„Ist das eine Ihrer Arbeiten?“ Sie deutete auf das Bild und versuchte, es nicht anzustarren. Es war erotisch, ohne pornografisch zu sein, sogar künstlerisch, das sah sie, obwohl sie keine Expertin auf diesem Gebiet war.

„Ja, allerdings“, antwortete er, schob das Foto zurück in den Umschlag und verstaute ihn in der Satteltasche. „Vielleicht haben Sie ja mal Lust, für mich zu posieren. Ich wette, Ihrem Vater würde das gefallen.“

Sie erstarrte, während sich ihre Brustspitzen bei der Vorstellung, sich vor Chad auszuziehen, aufrichteten. „Was hat mein Vater denn damit zu tun? Abgesehen davon, dass ich nicht die Absicht habe, für Sie zu posieren.“

Chad zuckte mit den Schultern. „Das überrascht mich kaum. Schließlich sind Sie Daddys braves kleines Mädchen.“ Sein Blick wanderte ihren Körper hoch und verweilte bei ihren Brüsten, bevor Chad ihr wieder in die Augen sah. „Aber es ist schade, wirklich.“ Er drehte sich um und schlenderte den Flur hinunter, wobei seine Schritte durch den Teppich gedämpft wurden.

Glynna sah ihm hinterher. „Wie meinen Sie das?“ Sie sprach zu leise, als dass er sie hätte hören können.

Dabei konnte sie sich ausmalen, was er geantwortet hätte. Chad machte kein Geheimnis daraus, dass er sie und ihren Vater für stets um ihren Ruf besorgte Spießer hielt. Zumindest war das seine Einschätzung bei der letzten Redaktionssitzung gewesen, bei der er sich hatte blicken lassen müssen.

Wenn er nicht so ein brillanter Fotograf gewesen wäre, hätte ihr Vater ihn schon vor Wochen rausgeworfen. Doch seine Brillanz und das Lob sowohl der Anzeigenkunden als auch der Leser ließen den Herausgeber über vieles hinwegsehen.

Auf wackligen Beinen setzte Glynna ihren Weg zu Stacys Büro fort. Chad war ein begnadeter Fotograf. Seine Arbeit hatte ihm die Anerkennung der Texas Press Association eingebracht und Preise in regionalen Ausstellungen. Wieso fotografierte er dann nackte Frauen? War die Frau auf dem Foto ein Model oder eine Freundin?

Ihre Miene verfinsterte sich. Zweifellos hatte Chad eine ganze Reihe von Freundinnen unter den Models, die ganz wild darauf waren, sich von ihm fotografieren zu lassen. Frauen, die längst nicht so spießig waren wie sie.

In diesen trübsinnigen Gedanken vertieft, klopfte sie an Stacys offene Bürotür.

„Glynna! Komm rein.“ Lächelnd drehte Stacy sich vom Computer weg, um ihre Freundin zu begrüßen. Sie war in den Dreißigern und besaß den Ruf, etwas bewegen zu können. Sie war eingestellt worden, um die Wende in dem kränkelnden Magazin herbeizuführen. Doch sie und Gordon waren bereits wegen der Richtung, die Texas Style einschlagen sollte, aneinandergeraten. Glynna fand, die Auseinandersetzung könnte interessant werden, solange sie sich selbst aus der Schusslinie hielt.

Sie setzte sich in den Sessel vor Stacys Schreibtisch und streifte ihre hochhackigen Pumps ab. „Was gibt’s?“

„Das übliche Montagmorgenchaos.“ Stacy deutete auf den Stapel Papiere vor ihr.

„Hattest du ein gutes Wochenende?“

Glynna zuckte mit den Schultern. Ihr Wochenende verbrachte sie üblicherweise mit Arbeit und einem Abendessen am Sonntagabend mit ihrem Vater. „Das Übliche.“

Stacy blickte skeptisch. „Keine heißen Dates? Sexy Männer? Wilde Abenteuer?“

Glynna lachte laut. „Seit wann widerfährt mir so was?“ Als sie noch mit Männern ausgegangen war, hatte sie den konservativen Gelehrtentyp bevorzugt. Der war nicht besonders prickelnd, aber in ihren gesellschaftlichen Kreisen war die Auswahl nun mal nicht so groß.

Stacy murmelte etwas und schlug den Ordner auf, der vor ihr lag. „War das Chad Dawson, den ich gerade auf dem Flur gehört habe?“

Glynna ärgerte sich, weil sie errötete. „Ja.“

„Hm, das wäre ein sexy Mann für dich. Gut aussehend, intelligent, talentiert und ein bisschen verrückt.“ Stacy grinste. „Mit dem hättest du kein langweiliges Wochenende.“

„Mit dem hätte ich überhaupt kein Wochenende.“ Glynna ignorierte das Kribbeln im Bauch bei der Vorstellung von einem Date mit Chad Dawson. „Ehrlich, er ist nicht mein Typ und wäre sicher nicht an jemandem wie mir interessiert.“

„Was soll das denn heißen? Du bist attraktiv, intelligent und talentiert. Mir scheint, da habt ihr zwei einiges gemeinsam.“

„Du hast zu hart gearbeitet, Stacy, und bildest dir schon Dinge ein.“ Glynna versuchte das Thema zu wechseln. „Weswegen wolltest du mich sprechen?“

„Oh, das wird dir gefallen.“ Stacy blätterte in dem Ordner und nahm eine Hochglanzbroschüre heraus. „Wirf mal einen Blick darauf.“

Glynna betrachtete das Foto eines jungen Paares in knappen Badesachen, das sich in der Brandung tummelte. Was ist Ihre romantische Fantasie? lautete der Text dazu.

Glynna blätterte weiter. Ein einer Sandburg nachempfundenes Gebäude ragte an einem Strand mit Palmen und weiteren jungen Paaren auf. „Im La Paloma Resort werden Fantasien wahr“, las sie vor. „La Paloma? Von der Ferienanlage habe ich noch nie gehört.“ Sie schob die Broschüre zu Stacy zurück. „Ist das eins von diesen Hotels für frisch Verheiratete?“

„Fast richtig. Es ist eine neue Ferienanlage nur für Paare auf La Paloma Island vor der Küste von Galveston. An diesem Wochenende ist große Eröffnung, und wir wurden eingeladen, einen Reporter zu schicken, um darüber zu berichten.“

„Wieso? Eine neue Ferienanlage ist ja ganz nett, aber es ist nicht gerade das, worüber wir normalerweise berichten.“

„Eben. Das alte Texas Style hätte ganz kurz am Ende des Heftes ein paar Zeilen darüber gebracht, zwischen einem Artikel über das Renovierungsprojekt eines Ölbarons und der Erwähnung eines Steakhauses. Was genau der Grund dafür ist, weshalb die Verkaufszahlen in den Keller gehen. Wenn wir mehr Abonnenten gewinnen wollen, müssen wir junge Leser gewinnen, und das können wir nur mit den entsprechenden Artikeln. Und Sex verkauft sich gut.“

„Und deshalb sollen wir über eine neue Ferienanlage berichten?“

„Es geht nicht nur um die Ferienanlage. Ich denke an eine Titelgeschichte mit dem Thema ‚Romantische Fantasien‘. Etwas Aufregendes und Unterhaltsames.“

Glynna schüttelte den Kopf. Die typische Titelgeschichte von Texas Style drehte sich um die bevorstehende Opernspielzeit, die düsteren Zukunftsaussichten für Öl und andere, für die alte Oberschicht Houstons interessante Dinge. „Darauf wird mein Dad sich nie einlassen.“

„Deshalb beabsichtige ich auch, ihm nichts zu verraten, bis es zu spät ist“, erklärte Stacy. „Wenn wir nicht jetzt etwas Drastisches unternehmen, wird es bald kein Texas Style mehr geben. Die Konkurrenz setzt uns zu. Aber ein Artikel wie dieser wird die Leute dazu bringen, über uns zu reden. Das wiederum wird uns mehr Leser bescheren und mehr Anzeigen. Dein Vater wird sich vielleicht zu Anfang sperren, aber später wird er mir dankbar sein.“

Glynna seufzte. „Du hast recht. Dad ist zwar starrköpfig, aber ein guter Geschäftsmann. Gegen das Ergebnis wird er kaum etwas einzuwenden haben.“

„Großartig.“ Stacy lehnte sich lächelnd zurück. „Sei um neun Uhr Freitagmorgen an Pier sechs. Die Jacht der Ferienanlage bringt dich nach La Paloma.“

„Jacht?“ Glynna stand auf. „Wovon redest du?“

„Von der Eröffnungsfeier. Ich habe dir doch gerade erzählt, dass sie einen Reporter eingeladen haben, um darüber zu berichten.“

„Aber das muss doch nicht ich sein! Hast du nicht gesagt, es sei ohnehin nur für Paare? Außerdem bin ich Enthüllungsjournalistin. Romantik ist nicht mein Ding.“

„Dann wird es vielleicht Zeit, dass du zu diesem Thema mal recherchierst.“ Stacy legte die Computerausdrucke beiseite. „Ich riskiere damit einiges. Diese Story muss toll werden, und dazu brauche ich meine beste Reporterin – dich.“

„Ich fühle mich geschmeichelt, aber mal ehrlich …“

„Kein Aber. Ich habe ihnen bereits deinen Namen durchgegeben. Außerdem finde ich, dass du eine Auszeit gebrauchen kannst.“ Stacy musterte sie. „Wann hattest du zum letzten Mal Urlaub?“

Glynna wich ihrem Blick aus. Ihr Vater nahm selten frei, und sie fühlte sich verpflichtet, seinem Beispiel zu folgen. Sie sagte sich, dass sie später, wenn ihre Karriere vorangekommen war, noch Zeit für Urlaub haben würde.

„Es wäre ja auch nicht direkt Urlaub, wenn ich darüber berichten soll“, sagte sie.

„Es gibt keinen Grund, weshalb du dich nicht auch gleichzeitig amüsieren könntest.“ Stacy schob ihr die Broschüre wieder zu. „Die Anlage hat einen Privatstrand, Gourmetrestaurants, abendliche Vorstellungen und sogar eine Heilquelle. Du kannst ein paar Tage ausspannen und eine tolle Story schreiben. Außerdem weiß ich, dass du für dieses Wochenende nichts geplant hast.“

Glynna seufzte. Stacy kannte sie viel zu gut. „Na schön. Ich werde hinfahren. Aber dafür schuldest du mir etwas.“

Stacy grinste. „Man kann nie wissen. Vielleicht denkst du nach diesem Wochenende, dass du mir etwas schuldig bist. Schließlich kann in einem romantischen Paradies alles passieren.“

Chad marschierte entschlossenen Schrittes auf Nick Castillos Büro zu. Er war verärgert, weil Nick ihn so plötzlich herbeordert hatte. Noch wütender machte ihn jedoch die Begegnung mit Glynna McCormick. Irgendetwas an dieser Frau provozierte ihn jedes Mal.

Zum einen war sie ebenso spießig wie ihr Vater. Ihm war nicht entgangen, wie sie missbilligend die Lippen zusammengepresst hatte, als sie das Foto gesehen hatte. Sie war was – fünfundzwanzig? Sechsundzwanzig? Hatte sie noch nie eine nackte Frau gesehen?

Hatte sie schon mal einen Mann nackt gesehen? Er konnte sich an keinen Büroklatsch über Dates erinnern, aber er war auch erst seit Kurzem bei der Zeitschrift. Um Glynna zu durchschauen, hatte es allerdings gereicht. Ihre unnahbare Art hielt vermutlich die meisten Männer auf Distanz. Er kannte diese Prinzessinnen, die sich für etwas Besseres hielten. Sie brauchte einen richtigen Mann, der ihre Welt ins Wanken brachte und ihr zeigte, wozu ihr sexy Körper geschaffen war.

Chad schüttelte diesen Gedanken ab, als er in den Flur zu Nicks Büro einbog. Wieso dachte er überhaupt an Glynna? Es sollte ihm doch völlig egal sein, ob ihre Welt ins Wanken geriet oder nicht. Es gab wichtigere Dinge, an die er denken musste, zum Beispiel an die Vorbereitungen für seine erste größere Ausstellung.

Nick bellte Befehle in den Telefonhörer, als Chad den Kopf zur Tür hereinsteckte. Der Artdirector winkte ihn herein. „Ich weiß, wie viel es kostet, und es ist mir egal!“, knurrte Nick. „Lassen Sie das Budget meine Sorge sein und kümmern Sie sich um das, was ich von Ihnen erwarte.“

Chad ließ seine Satteltasche fallen, machte es sich in dem weich gepolsterten Ledersessel vor dem Schreibtisch bequem und streckte die langen Beine aus. Kaum hatte der Artdirector aufgelegt, sagte Chad: „Was war denn so eilig heute Morgen? Ich habe ein halbes Dutzend wichtiger Dinge zu erledigen.“

„Ja, ja, du großer Künstler. Komm mir nicht mit dem Blödsinn.“ Nick legte die Fingerspitzen beider Hände aneinander und grinste. „Du wirst besänftigt sein, wenn du hörst, was ich mir für dich ausgedacht habe.“

„Lass mich raten. Ich soll einen prämierten Stier bei der Viehschau fotografieren? Ist das nicht immer ein Knüller bei Texas Style?“

Nick lachte. „In der Vergangenheit vielleicht, aber jetzt nicht mehr.“ Er lehnte sich vor. „Was würdest du von einer achtseitigen Fotostory halten? Etwas künstlerisch Aufregendes – genau das, was dir liegt.“

Chad versuchte die Begeisterung, die sich sofort in ihm ausbreitete, zu dämpfen. „Das ist ziemlich radikal für eine Zeitschrift wie diese. Hat Stacy zugestimmt?“

„Sie weiß noch nichts davon, aber ich werde sie schon überreden.“

„Ich weiß nicht. Stacy ist keine von deinen kleinen Freundinnen, die man zu irgendetwas überreden kann.“

„Nein, aber sie ist intelligent. Und hinter ihrer sachlichen Fassade ist sie immer noch eine Frau.“ Nick grinste. „Eine verdammt attraktive sogar, auch wenn sie nicht mein Typ ist. Ich werde sie davon überzeugen, dass wir solche Artikel brauchen, wenn wir der Konkurrenz voraus sein wollen.“

„Was ist mit McCormick?“

Nick runzelte die Stirn. „Was soll mit ihm sein? Er hat gesagt, er will die Zeitschrift umgestalten. Wir tun das Nötige.“

Chad hob seine Satteltasche auf und warf sie sich über die Schulter. „Ich kann nicht glauben, dass du mich für diesen Mist zu dir ins Büro bestellt hast. Hinterlass nächstes Mal eine Nachricht auf meinem Schreibtisch.“

„Warte. Ich habe wirklich etwas für dich.“ Er warf ihm eine Broschüre zu.

Chad fing sie auf und betrachtete das junge Paar auf dem Titelbild, das sich am Strand liebte. „Das La Paloma Resort? Was soll ich damit?“

„Das ist die Titelgeschichte für die nächste Ausgabe. Es geht um eine Luxushotelanlage nur für Paare auf Paloma Island. Ich will, dass du dieses Wochenende hinfährst und Fotos machst.“

Chad überflog die Broschüre, die Sonne, Sand und Sex versprach. Von Letzterem würde er allerdings nicht viel erleben, wenn es ein Hotel für Paare war. Trotzdem, einige Tage faul am Strand liegen und seine Kamera auf Bikinischönheiten richten, das klang nicht schlecht. „Wer schreibt den Artikel?“

„Wer wohl? Starreporterin Glynna McCormick.“

Chads Miene verdüsterte sich. Das fehlte ihm noch – ein Wochenende, umgeben von turtelnden Hochzeitsreisenden, während er sich die Eisprinzessin aufgehalst hatte.

„Was ist los? Meinst du, du schaffst ein paar Tage mit der Tochter vom Chef nicht?“

Chad warf die Broschüre auf den Schreibtisch. „Kümmere du dich um Stacy, ich werde mich um Glynna kümmern.“ Er würde ihr schon klarmachen, dass er seine Ruhe vor ihr haben wollte. Sobald sie erst einmal die Grundregeln festgelegt hatten, würde es keine Probleme mehr geben.

2. KAPITEL

Glynna stellte ihren Wecker Freitagmorgen eine Stunde früher. Während sie einen Koffer mit Bikinis, Strandkleidern und Sandaletten packte, erledigte sie drei Anrufe bei Geschäftspartnern, reservierte einen Tisch für ihren Vater und seinen Kunden in seinem Lieblingsrestaurant und faxte die Reservierung zusammen mit einigen Marketingpräsentationen in sein Büro, damit sie schon auf ihn warteten, wenn er um acht Uhr ins Büro kam.

Sie war schon unterwegs zu ihrem Wagen, als ihr einfiel, dass sie die Reinigung anrufen musste, damit sie die Anzüge ihres Vaters in sein Büro lieferten. Sie wollte schon kehrtmachen, entschied sich jedoch anders. Ihr Vater war erwachsen. Es würde ihn nicht umbringen, wenn er sich einmal selbst um die Reinigung kümmerte.

Motiviert von dieser kleinen Rebellion, fuhr sie zehn Meilen schneller als erlaubt und hatte noch zwei Minuten bis zur Abfahrt, als sie Pier sechs in Galveston erreichte.

Sie mischte sich unter die Händchen haltenden Paare in bunten Hemden und kurzen Hosen und fühlte sich ein wenig deplatziert. „Da sind Sie ja“, hörte sie eine vertraute männliche Stimme hinter sich. „Ich dachte schon, Sie schaffen es nicht rechtzeitig.“

Sie wirbelte herum und wäre um ein Haar mit Chad Dawson zusammengestoßen. In Kakishorts, T-Shirt mit Bierreklame, Sandalen und mit vom Wind zerzaustem Haar hätte er ebenso gut ein Student im Urlaub sein können. Nur die lederne Kameratasche, die von seiner Schulter hing, verriet, dass er nicht der typische Strandurlauber war. „Was machen Sie denn hier?“, fragte Glynna.

Er hob seine Tasche an. „Ich konnte mir doch die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Sie im Bikini zu fotografieren.“ Er musterte ihr Strandkleid, das Schultern und Beine sehen ließ. „Das ist das erste Mal, dass ich Sie nicht in Ihrer Bürouniform sehe.“ Er grinste. „Es gefällt mir.“

„Als sei mir Ihre Meinung wichtig“, entgegnete sie, obwohl sie sich insgeheim über sein Kompliment freute. Sie wandte sich ab von ihm und sah auf die Bucht hinaus. Der Wind trug den Duft von Salz, Fisch und Diesel der Fischerboote zu ihr herüber. „Stacy hat mir nicht gesagt, dass sie Ihnen den Auftrag gegeben hat, die Fotos zu dieser Story zu liefern.“

„Sie meinte, sie wollte den Besten. Und das bin wohl ich.“

Seine Arroganz ging ihr auf die Nerven, nur musste Glynna zugeben, dass er recht hatte. Sie hätte wissen müssen, dass Stacy den Top-Fotografen der Zeitschrift beauftragen würde. Fein. Sie hatten getrennte Aufgaben zu erledigen. Es war schließlich nicht so, als müssten sie viel Zeit an diesem Wochenende miteinander verbringen.

„Da ist unser Luxusdampfer ja.“ Chad trat neben Glynna und deutete auf die riesige weiße Jacht, die auf sie zukam. Er stieß einen leisen Pfiff aus. „Dieses romantische Unternehmen scheint Geld abzuwerfen.“

„Haben Sie etwas gegen Romantik?“, fragte sie.

„Sagen wir, meine Vorstellung von Romantik deckt sich nicht unbedingt mit dem schmalzigen Herzschmerz, mit dem sie vermarktet wird.“ Er sah sie an. „Und Sie? Verbergen sich geheime Sehnsüchte nach roten Rosen und zu Tränen rührenden Rockballaden hinter Ihrer strengen Fassade?“

Sie musste lachen. „Ich komme ganz gut ohne Rockballaden aus. Aber welche Frau mag keine Rosen?“

Die Jacht hatte angelegt, daher nahm Glynna ihre Tasche und folgte den anderen Paaren. Chad schlenderte hinterher. „Rosen sind doch so unoriginell“, sagte er. „Ich dachte, Sie hätten mehr Fantasie.“

Sie wollte ihm sagen, dass sie sich überhaupt über Blumen freuen würde, egal von welchem Mann, überlegte es sich jedoch anders. Sie hatte nur wenig Erfahrung mit Romantik, aber das brauchte er ja nicht zu wissen.

Kapitän Davies hieß sie an Bord der Freebird willkommen. „Unsere Reisezeit nach La Paloma beträgt ungefähr zwanzig Minuten, also setzen Sie sich ruhig und machen es sich bequem“, forderte er die Gäste auf.

Glynna setzte sich auf eine gepolsterte Bank am Bug, und Chad setzte sich neben sie. Seine Hüfte berührte beinahe ihre. Am liebsten wäre Glynna ein wenig von ihm abgerückt, nur waren sie zwischen frisch verheirateten, aneinandergeschmiegten Paaren eingequetscht, daher begnügte sie sich damit, ihn wenigstens nicht anzusehen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die schaumgekrönten Wellen. Der Wind hatte noch stärker aufgefrischt. Glynna musste ihre Haare zusammenhalten, damit sie ihr nicht ständig ins Gesicht wehten.

Die Jacht legte ab. Draußen in der Bucht erschrak Glynna über den rauen Seegang. Wellen schlugen gegen den Schiffsrumpf, und Gischt spritzte am Bug auf. Ihr Magen reagierte empfindlich, und sie fragte sich, ob es eine so gute Idee gewesen war, das Frühstück ausfallen zu lassen. Andererseits, wenn sie etwas gegessen hätte, würde sie sich dann jetzt nicht noch viel elender fühlen?

Sie biss die Zähne zusammen und machte die Augen zu. Auf keinen Fall wollte sie vor Chad und den Fremden seekrank werden. Das wäre zu peinlich.

„Machen Sie die Augen nicht zu“, flüsterte er sanft und nahm ihre Hand in seine.

Erschrocken sah sie ihn an. „Was machen Sie da?“

„Wenn Sie die Augen zumachen, wird es nur schlimmer.“

Sie zog ihre Hand zurück und strich damit über ihr Knie. „Mir geht’s gut.“

„So sehen Sie aber nicht aus. Ihr Gesicht ist grau, und Ihnen steht der kalte Schweiß auf der Stirn.“ Er legte ihr die Hände auf die Schultern. „Richten Sie den Blick auf den Horizont, nicht auf die Wellen. Das hilft.“

Sie tat, was er sagte, denn ihr Magen rebellierte heftig gegen das unstete Auf und Ab der Jacht.

„Sie haben mir wegen der Rosen noch keine Antwort gegeben“, bemerkte er, die Hände nach wie vor auf ihren Schultern. „Sind das wirklich Ihre Lieblingsblumen?“

Der plötzliche Themenwechsel überraschte sie. „Ich mag Dahlien“, antwortete sie nach kurzem Überlegen.

„Wieso?“

„Ich weiß es nicht. Was spielt das für eine Rolle?“

„Es muss doch einen Grund geben. Denken Sie nach.“

Sie versuchte, sich auf die Frage zu konzentrieren, nicht auf ihre Übelkeit, das schwankende Boot oder die Wellen. „Meine Mutter hatte Dahlien im Garten. Ich erinnere mich, wie sie sie zu Sträußen gebunden hat. Schon damals gefielen mir die leuchtenden Farben. Sie sind exotisch, ein bisschen wild.“

Chad schwieg so lange, dass sie sich fragte, ob er überhaupt zugehört hatte. Doch als sie ihn ansah, stellte sie fest, dass er sie betrachtete. Die Andeutung eines Lächelns erschien auf seinem Gesicht. „Exotisch, so, so. Anscheinend steckt mehr in Ihnen, als ich dachte.“

Glynna wollte gerade fragen, was er damit meinte, doch in diesem Augenblick verstummte der Motor der Jacht, und Sekunden später stießen sie sacht gegen den Anleger. Chad stand auf und bot ihr die Hand. „Na bitte, Sie haben es überstanden. Sobald Sie wieder an Land sind, wird es Ihnen besser gehen.“

Sie ließ sich von ihm beim Aufstehen helfen. Ihr Magen hatte sich tatsächlich schon beruhigt. Während Chad ihr die Hand auf den Rücken legte und sie das Schiff verließen, dämmerte es ihr. „All diese Fragen über Blumen – Sie wollten mich damit bloß ablenken, oder?“

„Manchmal hilft es, nicht an die Seekrankheit zu denken.“

„Danke.“ Sie war erstaunt, eine ganz andere Seite an ihm entdeckt zu haben. Vielleicht war er doch nicht nur der spöttische Rebell, den er so gut spielte.

„Sie haben ein hübsches Lächeln“, bemerkte er. „Sie sollten es öfter einsetzen.“

Flirtete er etwa mit ihr? Sie war nicht sicher, ob es ihr gefiel. Sie zog ihre Hand wieder zurück und verspürte das alte Unbehagen. „Wir sollten jetzt lieber von Bord gehen.“

Die anderen Paare gingen lachend und redend einen mit Muschelkalk bestreuten Pfad entlang, der zu einem Gebäude mit der Aufschrift „Rezeption“ führte. Chad und Glynna blieben allein zurück. Eine große, dünne Afroamerikanerin mit kurz geschorenen Haaren begrüßte sie. „Sie müssen Chad und Glynna sein.“ Sie gab ihnen die Hand. „Ich bin Marcie Phillips, die Geschäftsführerin hier im La Paloma. Herzlich willkommen. Wir freuen uns, dass Sie an unserer Eröffnungsfeier teilnehmen können.“

„Ich bin schon gespannt darauf, mir Ihre Hotelanlage anzusehen.“ Glynna ließ den Blick schweifen über die aus Palmenblättern geflochtenen Sonnenschirme, die bunten Segelboote gegenüber dem Beachvolleyballfeld und den von Marmor eingefassten Swimmingpool, um den herum auf Liegestühlen Paare in der Sonne lagen. „Es ist wirklich hübsch hier.“

„Ich habe Ihnen Informationsmaterial in Ihre Hütte gelegt, und selbstverständlich stehe ich Ihnen während Ihres Aufenthaltes jederzeit für Fragen zur Verfügung.“

Marcie forderte sie auf, ihr Gepäck auf dem Anleger zu lassen, damit der Portier es zur Hütte bringen konnte, und führte sie den Pfad entlang. „Ich habe Sie in einer unserer Luxushütten untergebracht“, erklärte sie. „Sämtliche unserer Annehmlichkeiten wie Whirlpools stehen Ihnen hier am Strand zur Verfügung.“

Glynna hatte Mühe, mit Marcie Schritt zu halten. „Entschuldigen Sie“, unterbrach sie die Geschäftsführerin. „Sagten Sie eine Hütte?“

Marcie verlangsamte ihr Tempo kaum. „Natürlich. Sie ist als Ferienparadies für Paare entworfen. Jede Hütte hat ein Doppelbett, ein gut ausgestattetes Wohnzimmer mit Stereoanlage, DVD-Player …“

Glynna legte Marcie die Hand auf den Arm, um sie zum Stehenbleiben zu bewegen. „Aber wir brauchen zwei Hütten.“

Marcie runzelte verblüfft die Stirn. „Ich dachte, Ihnen wäre klar, dass dies eine Ferienanlage für Paare ist. Ich bin sicher, dass ich Ihrer Chefredakteurin das deutlich erklärt habe.“

Glynna gab sich Mühe, ruhig zu bleiben. „Das hat sie. Aber Chad und ich sind kein Paar.“

„Wir sind zur Eröffnung komplett ausgebucht“, erwiderte Marcie. „Dies ist die einzige noch freie Hütte.“

Glynna sah zu Chad. Er hatte ihr auf dem Boot geholfen. Würde er ihr auch jetzt helfen?

„Ich habe kein Problem damit, mir die Hütte mit Ihnen zu teilen, wenn Sie auch keines haben“, erklärte er. „Schließlich sind wir erwachsene Menschen, und es ist auch nur für ein Wochenende.“

Glynnas Mut sank. Ein ganzes Wochenende mit dem spöttischen, scharfzüngigen und aufregenden Chad Dawson? Innerhalb weniger Stunden würden sie sich gegenseitig in den Wahnsinn treiben!

„Das wäre wundervoll.“ Marcie wirkte erleichtert. Lächelnd wandte sie sich an Glynna. „Danke für Ihr Verständnis.“

Chad sah sie ebenfalls an. „Was meinen Sie? Oder haben Sie Angst, ich könnte Ihre Tugend in Gefahr bringen?“

Jetzt saß sie in der Klemme. Entweder stimmte sie zu, oder sie würde als prüde dastehen. Mit gespielter Gleichgültigkeit sagte sie: „Mir ist es egal, wenn es Chad egal ist. Wir sind ohnehin die meiste Zeit mit Arbeit beschäftigt.“

„Großartig. Ihre Hütte liegt gleich dort drüben.“ Marcie ging weiter und führte sie zur letzten Hütte in einer Reihe von sechs. Das rechteckige, weiß getünchte Gebäude hatte blaue Fensterläden, war auf drei Seiten von einer Veranda umgeben und sah aus wie ein Lebkuchenhaus.

„Wie romantisch“, bemerkte Chad, und seine tiefe Stimme ließ Glynna erschauern.

Nachdem Marcie sie durch die drei Zimmer geführt hatte, verließ sie sie. Kurz darauf erschien der Portier und stellte das Gepäck in den Flur.

Glynna trug ihre Tasche ins Schlafzimmer. Chad folgte ihr. „Keine Sorge, ich werde Sie nicht anrühren“, versprach er. „Sie sind nämlich überhaupt nicht mein Typ.“

Diese Bemerkung gab ihr einen Stich. Nicht dass sie an Chad interessiert war, aber musste er es ihr so unter die Nase reiben, dass sie nicht begehrenswert war?

Sie machte ihren Koffer auf und nahm ihre Kosmetiktasche heraus. „Ich nehme das Bett. Sie können das Sofa haben.“

Sie wollte ins Bad, doch Chad verstellte ihr den Weg. „Auf keinen Fall. Ich bin ein ganzes Stück größer als Sie. Sie nehmen das Sofa.“

Sie starrte ihn an und wurde sich nicht nur seiner Größe bewusst, sondern auch seiner breiten Schultern und seiner breiten Brust. „Na schön. Ich werde das Sofa nehmen.“

„Gut.“ Er ging zum Bett und zog sein T-Shirt über den Kopf.

Glynna bekam einen trockenen Mund beim Anblick seines muskulösen Rückens. „Was … was tun Sie da?“

„Wir sind hier am Strand. Ich ziehe meine Schwimmsachen an. Ich schlage vor, Sie tun das Gleiche, es sei denn, Sie wollen auffallen.“

Er ging ins Bad und ließ sie allein. Sie machte ihren Koffer wieder auf und nahm ihren konservativsten Badeanzug heraus – einen schlichten Tankini mit hohem Beinausschnitt, der ihr plötzlich viel zu freizügig vorkam.

Sie sah zur geschlossenen Badezimmertür. Sollte sie sich jetzt umziehen oder warten, bis das Bad frei war? Was, wenn Chad herauskam, während sie sich noch umzog?

Mit zitternden Fingern griff sie nach dem Reißverschluss ihres Kleides. Was, wenn Chad jetzt herauskam und sie halb angezogen vorfand? Würde er sie dann immer noch so unattraktiv finden?

Rasch zog sie sich aus und den Tankini an. Dann hängte sie das Strandkleid in den Schrank und verstaute die benutzte Wäsche in einer Seitentasche ihres Koffers. Auf keinen Fall wollte sie ihre Unterwäsche herumliegen lassen, sodass Chad womöglich darüber stolperte.

Endlich trat er mit einem Badehandtuch über der Schulter aus dem Badezimmer. Er würdigte sie kaum eines Blickes, sondern ging zu seiner Tasche, um die Digitalkamera zu holen. „Ich werde mal ein paar Fotos zur Vorbereitung schießen.“ Damit verließ er die Hütte.

Glynna schaute ihm hinterher und ließ sich aufs Bett sinken. Nachdem Chad fort war, kam ihr die Hütte viel zu still vor. Sie betrachtete das Bild, das gegenüber dem Bett hing. Es zeigte ein Paar, das Hand in Hand in den Sonnenuntergang schlenderte. Das romantische Gemälde verhöhnte sie. Wann hatte sie zum letzten Mal etwas annähernd Romantisches erlebt? Wo war der Mann, der sie im Sturm eroberte und sie ihre Arbeit, ihren Vater und sämtlichen Stress vergessen ließ? Wo war der Mann, der ein bisschen Schwung in ihr langweiliges Leben brachte?

Ein Mann wie Chad Dawson. Der Gedanke ließ sie erschauern. Vielleicht war es doch keine so kluge Idee, ein ganzes Wochenende mit ihm in einer Hütte zu verbringen.

Chad musste die Hütte verlassen, bevor er etwas tat, was er später bedauern würde. Er musste den Verstand verloren haben, als er glaubte, er könnte ein ganzes Wochenende auf so engem Raum mit der Eisprinzessin verbringen.

Allerdings war sie längst nicht so kalt, wie er vermutet hätte. Im Gegenteil, er vermutete sogar eine leidenschaftliche Frau hinter der kühlen Fassade. Und das war genau das, was ihn in Schwierigkeiten bringen würde.

Er machte ein paar Aufnahmen von den Hütten, den Blumengärten und den Schatten spendenden Pavillons. Später würde er sich diese Aufnahmen ansehen und entscheiden, welche es wert waren, mit seiner Sinar aufgenommen zu werden, die großformatige Bilder lieferte. Er fotografierte Paare am Pool, auf dem Volleyballfeld und am Strand in der Brandung. Der Zyniker in ihm fragte sich, ob wirklich alle so glücklich waren, wie sie aussahen.

Die Frau und der Mann, die sich in der Brandung tummelten, lösten sich voneinander und ging den Strand entlang. Chad ging auf sie zu und stellte sich als Reporter von Texas Style vor. „Wir bringen einen Artikel über die Hotelanlage, und ich habe Sie gerade fotografiert. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?“

Die Frau lächelte. „Wir werden in einer Zeitschrift erscheinen?“

„Ich kann nichts versprechen, aber möglicherweise.“ Er kramte in seiner Hosentasche nach seinem Bleistiftstummel und dem Notizblock, den er stets bei sich trug. „Wie heißen Sie?“

„Rich und Emily Spencer“, antwortete der Mann. Er war jung, Mitte zwanzig, mit bereits dünner werdendem braunen Haar und einer schiefen Nase.

„Was treibt Sie nach La Paloma?“, wollte Chad wissen.

„Wir sind in den Flitterwochen“, antwortete Emily und schmiegte sich an Rich. „Ist es nicht ein wundervoller Ort?“

„Ja.“ Chads Aufmerksamkeit wurde abgelenkt von einer Frau, die auf sie zukam. Sie bewegte sich mit katzenhafter Eleganz entlang der Brandung. Ihre dunklen Haare wehten im Wind, und ihre Haut schimmerte golden im Sonnenlicht.

„Kennen Sie sie?“, fragte Rich.

Er nickte. „Sie ist die Reporterin, mit der ich diesen Artikel mache.“

„Sie Glücklicher“, bemerkte Rich, was ihm einen wütenden Blick von Emily einbrachte.

„Oh ja“, murmelte Chad. „Ich Glücklicher. Das kann man wohl sagen.“

3. KAPITEL

Chad wollte sich umdrehen und in die entgegengesetzte Richtung davongehen, doch Glynna lief ihm hinterher. „Chad, warten Sie. Ich habe Sie gesucht.“

Er blieb stehen. Sein Blick war auf den Ozean gerichtet, seine Miene nicht zu deuten. „Was haben Sie gemacht?“, fragte sie, ein wenig außer Atem.

„Ein paar Fotos, zur Probe.“ Er schaute zur Hotelanlage. „Das ist schon ein toller Ort. Es gibt eine Heilquelle, eine Sauna, vier Whirlpools, zwei Swimmingpools, ein Fitnessstudio, vier Restaurants, zwei Bars und einen Karaokeclub. Jeden Luxus, den man sich mit Geld kaufen kann.“

„Aus Ihrem Mund hört es sich an, als sei das etwas Schlechtes.“

Endlich sah er sie an, doch jeder freundliche Ausdruck war aus seinen Augen verschwunden. „Ich habe nichts gegen Geld, nur gegen die Haltung, die viele reiche Leute an den Tag legen. Nur weil sie dicke Konten haben, glauben sie, ihnen steht eine Sonderbehandlung zu.“

„Mögen Sie mich deshalb nicht? Weil Sie mich für eine reiche Zicke halten?“

Zu ihrem Erstaunen lächelte er. „Wer sagt denn, dass ich Sie nicht mag?“

„Ich weiß nie, was ich von Ihnen halten soll“, gestand sie aufrichtig.

„Und ich weiß nie, was Sie denken.“ Er hielt ihr die Hand hin. „Schließen wir einen Waffenstillstand? Wir sind ein Wochenende lang in diesem künstlichen Paradies zusammen, also warum sollen wir nicht das Beste daraus machen?“

Sie gab ihm die Hand. Die Berührung löste eine seltsame Beschwingtheit in Glynna aus. „Sie haben recht. Erst seit ich hier bin, ist mir klar geworden, wie dringend ich Entspannung brauche.“

Er hielt ihre Hand weiter fest. „Ich weiß genau, was Sie brauchen.“ Er zog sie mit sich.

„Warten Sie!“ Sie stolperte bei dem Versuch, mit ihm Schritt zu halten. „Wohin gehen wir?“

„In die Bar. Sie werden im Nu entspannt sein.“

Wieso war ihm nicht schon früher aufgefallen, was für ein bezauberndes Lächeln sie hatte? Chad saß auf dem Barhocker neben Glynna und beobachtete, wie sie den Miniatursonnenschirm aus Papier in ihrem Glas mit Rumbowle drehte. Sie hatte schöne weiße Zähne und volle pinkfarbene Lippen. Sinnliche Lippen, die zum Küssen gemacht waren.

Glynnas Blick war auf das Meer gerichtet. Die Bar war zu allen Seiten offen, sodass der Wind den Duft von Salz und Sonnenöl und die Rufe vom Volleyballfeld herübertrug. „Wenn ich mir überlege, dass ich zuerst gar nicht herkommen wollte“, meinte sie.

„Wieso wollten Sie nicht?“

„Normalerweise schreibe ich solche seichten Sachen nicht.“ Sie sah ihn über den Rand ihres Glases hinweg an. „Na ja, und ich dachte, es würde keinen Spaß machen.“

Dies war eine völlig andere Glynna McCormick als die, die er kannte. Außerhalb des Büros und ohne die strengen Kostüme, die sie immer trug, war sie viel umgänglicher, lockerer … und unglaublich sexy.

Wie dumm von ihm, dass er ihr versprochen hatte, die Finger von ihr zu lassen. Sein Blick wanderte über ihre vollen Brüste und ihren Pareo, der ein Stück nacktes Bein sehen ließ. Sie war eine äußerst sinnliche Frau, und er war es nicht gewohnt, sich selbst zu verleugnen.

Falls er nicht längst schon verrückt war, würde er es nach diesem Wochenende sein. Vielleicht sollte er am Strand schlafen …

„Erzählen Sie mir von den Aktfotos.“

Die Frage riss ihn aus seinen Gedanken. „Welche Aktfotos?“

„Die, die aus Ihrer Tasche neulich im Büro gefallen sind. Arbeiten Sie freiberuflich für den Playboy oder so?“

„Hätte der Playboy an meine Tür geklopft, wäre ich jetzt nicht hier.“

„Wofür waren die Fotos dann?“

Er hob sein leeres Glas und stellte es wieder hin. „Für eine Ausstellung erotischer Fotos in einer Galerie in der Innenstadt.“

„Eine Ausstellung nur mit Ihren Fotos?“

„Ja, aber es ist nur eine kleine Galerie. Falls sich die Arbeiten jedoch gut verkaufen, könnte es zu größeren Ausstellungen führen.“

„Ich glaube nicht, dass viele Fotografen ihre eigene Ausstellung bekommen. Ich bin beeindruckt.“ Sie öffnete und schloss den Papiersonnenschirm. „Es war ein schönes Foto. Wer war das Model?“

„Die Frau eines Freundes von mir. Er hat sie zum Fotoshooting begleitet, und ich habe ihnen kostenlose Abzüge statt einer Gage angeboten. Man tut eben, was man kann.“

„Was ist denn Ihr Ziel?“

„Ich würde gern eine landesweite Ausstellung haben, eine Ausstellung in New York, und ich möchte einer der ganz Großen in der Fotografie werden.“

„Das Talent haben Sie. Jetzt brauchen Sie nur noch Glück.“ Sie klang wehmütig.

„Was ist mit Ihnen? Schreiben Sie noch andere Sachen außer denen für die Zeitschrift?“

„Ich arbeite an einigen Artikeln, nur habe ich so viel um die Ohren, dass ich keine Zeit für meine eigenen Artikel habe.“

„Was würden Sie denn gerne machen, wenn Sie die Wahl hätten?“

„Ich würde gern nach New York gehen, um dort für eine große Zeitschrift zu schreiben.“

„Wieso tun Sie es nicht? Was hält Sie davon ab?“

„Mein Vater …“

Chad legte ihr die Hand auf den Arm. „Soll er ewig Ihr Leben bestimmen?“

Sie zog den Arm abrupt weg. „Sie haben ja keine Ahnung, wovon Sie reden.“

„Ich bin nicht blind. Ich sehe doch, wie Sie springen, wenn er ruft.“ Er griff erneut nach seinem Glas und wünschte, es wäre nicht leer. „Sie sind eine erwachsene Frau. Wieso verhalten Sie sich nicht entsprechend?“

„Stecken Sie sich Ihre Meinung sonst wohin.“ Sie rutschte vom Barhocker und ging davon, wobei sie nur leicht schwankte, als sie auf den Sand trat.

Leise fluchend wandte Chad sich von ihrem Anblick ab und gab dem Barkeeper ein Zeichen, ihm einen neuen Drink einzuschenken. Nun hatte er es also vermasselt, gerade als er dachte, sie würden sich verstehen. Aber sollte ihm das nicht egal sein? Glynna und er kamen aus zwei völlig verschiedenen Welten. Sein Vater und sein Großvater hatten auf den Ölfeldern geschuftet, ihre Freizeit in Bars bei Bier und Billard verbracht, während Glynnas Familie in feinen Klamotten herumlief, Cocktails schlürfte und abends Häppchen am Pool aß. Glynnas Karriere war von Anfang an vorgezeichnet gewesen. Sie hatte keine Ahnung, was es hieß, sich durchbeißen zu müssen. Wieso also sollte ihre Meinung ihm nicht egal sein?

Glynna zog sich zum Abendessen um, obwohl sie eigentlich viel lieber drei Kopfschmerztabletten genommen und sich bis zum nächsten Morgen die Decke über den Kopf gezogen hätte. Warum nur hatte sie diese beiden Gläser Rumbowle getrunken? Die Sonne war noch nicht untergegangen, und sie fühlte sich schon wie am Morgen danach.

Aber ihr Kopf war nicht das Einzige, was schmerzte. Chads Worte hatten sie tief getroffen, was umso schmerzvoller war, da er recht hatte. Natürlich ließ sie es zu, dass ihr Vater über ihr Leben bestimmte. Das konnte jeder auf den ersten Blick sehen. Nur wussten sie nicht, dass er alles war, was sie hatte. Seit ihre Mutter gestorben war, als Glynna neun war, hatte es nur noch sie beide gegeben. Er hatte ihr Beziehungen zu Männern ausgeredet und sie bis vor zwei Jahren davon überzeugen können, zu Hause zu wohnen. Danach hatte sie darauf bestanden, eine eigene Wohnung zu beziehen.

Da war sie nun also, sechsundzwanzig und allein. Nie hatte sie etwas getan, was nicht die Zustimmung ihres Vaters fand. Lange hatte das auch funktioniert.

Aber jetzt war da Chad, der mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hielt und ihr schön geordnetes Leben durcheinanderbrachte. Ihr Vater mochte ihn nicht, aber das war ihm egal. Wo andere vor Gordon McCormicks Zorn zitterten, bot Chad ihm die Stirn.

Glynna setzte sich aufs Sofa und legte die Hände in den Schoß. Es hatte Zeiten gegeben, wo sie alles dafür gegeben hätte, seinen Mut zu haben. Vielleicht war dieses Wochenende ihre Chance, ein paar Dinge von Chad zu lernen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, und sie schlang die Arme um sich, als wollte sie die Erregung, die sich in ihr ausbreitete, unter Kontrolle bringen.

Ihr Vater war nicht hier, Chad schon. Wieso sollte sie das nicht ausnutzen? Wieso sollte sie nicht mal ihre romantischen und sonstigen Fantasien ausleben? Warum sollte sie Chad nicht einfach bitten, ihr dabei zu helfen, sich selbst zu finden?

Chad saß an der Bar, als Glynna hereinkam. Er versuchte, sie zu ignorieren und in die andere Richtung zu sehen, aber das war unmöglich. Sie zog seinen Blick magisch an.

Trotzdem gelang es ihm, ihr den Rücken zuzukehren, während sie näher kam. Er überlegte gerade, ob er sich noch ein Bier bestellen sollte, als er ihre Hand auf der Schulter spürte.

„Kommen Sie, gehen wir spazieren“, forderte Glynna ihn mit sanfter Stimme auf.

Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war ein Spaziergang in der Dunkelheit mit ihr. „Bleiben wir lieber hier“, schlug er daher vor. „Ich lade Sie zu einem Drink ein.“

Sie sah zu den lachenden Paaren mit ihren sonnengebräunten Gesichtern. „Nein, ich muss Sie etwas fragen. Unter vier Augen.“

„Das ist keine gute Idee.“

„Wieso nicht?“

Er schob sein Glas beiseite und ließ seinen Blick viel zu lange auf ihr ruhen. Sie trug ein kurzes trägerloses Kleid aus einem seidigen Stoff in den warmen Rosa- und Orangetönen eines Sonnenuntergangs. Glynna verschränkte die Arme vor der Brust, als wolle sie sich vor Chads Blicken schützen. „Wieso nicht?“, fragte sie noch einmal.

„Weil ich ein bisschen zu viel getrunken habe, Sie in dem Kleid viel zu gut aussehen und ich wahrscheinlich etwas tun werde, womit ich mir eine Ohrfeige einhandle.“

Ihr Lachen überraschte ihn. Sie nahm seine Hand. „Kommen Sie, gehen wir spazieren.“

Er ließ sich von ihr aus der Bar führen, vorbei am beleuchteten Pool zum dunklen Strand, wo Glynna ihre Schuhe auszog und Hand in Hand mit ihm zum Wasser ging.

Er musterte sie aus dem Augenwinkel. Im Mondlicht wirkten ihre Züge sanfter, und sie sah jünger und verletzlicher aus. „Worüber wollen Sie sprechen?“

Glynna blickte zum Meer. „Sicher ist Ihnen das nicht bewusst, aber ich habe Sie immer bewundert.“

Chad lachte. „Na, Sie haben vielleicht eine Art, mir das zu zeigen.“

„Den Spott habe ich wohl verdient. Aber es stimmt. Ich beneide Sie darum, wie unbeirrt Sie Ihren Weg gehen, ganz gleich, was andere denken. Sie haben keine Angst vor meinem Vater. Es gibt nicht viele Männer, die er nicht einschüchtern kann.“

„Sie haben recht, mir war nicht klar, dass Sie so denken.“ Er zog an ihrer Hand, damit Glynna sich zu ihm umdrehte. „Warum erzählen Sie mir das jetzt?“

Sie hob das Kinn und sah ihm in die Augen. Chad erkannte Entschlossenheit und Angst in ihrem Blick. Letzteres überraschte ihn. Weshalb sollte eine Frau, die alles hatte, sich vor irgendetwas fürchten? „Ich möchte Sie an diesem Wochenende um einen Gefallen bitten.“

„Und um welchen?“

Sie befeuchtete ihre Lippen so provozierend sinnlich, dass ihn ein heißer Schauer durchlief. „Ich möchte, dass Sie so tun, als wäre ich nicht die Glynna McCormick, die Sie zu kennen glauben. Als wäre ich nicht Gordons Tochter.“

Er streichelte ihre Wange. „Wer sind Sie dann?“

Sie schmiegte das Gesicht an seine Hand. „Ich bin nur eine Frau. Eine Frau, die es satthat, immer nur das zu tun, was andere von ihr erwarten. An diesem Wochenende will ich tun und lassen, was mir gefällt. Ich will einen Teil von mir wiederentdecken, den ich schon viel zu lange verleugnet habe.“

„Und was genau willst du?“, fragte er leise.

„Das.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, schlang ihm die Arme um den Nacken und küsste ihn, zögernd zuerst, dann schon selbstbewusster.

Chad zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, ehe er Glynna fest an sich drückte, um den Kuss voller Leidenschaft zu erwidern. Sie stieß einen kleinen Laut aus, der ihn alle Zurückhaltung vergessen ließ. Nichts zählte mehr außer seinem Verlangen. Er wollte Glynna hier und jetzt.

Chad umfasste ihren Po und ließ sie seine Erregung spüren. Sie schlang ein Bein um ihn, wobei ihr hauchdünnes Kleid ihren Oberschenkel hochrutschte. Chad streichelte die zarte Haut und ließ seine Hand langsam höher wandern.

„Gehen wir zurück zur Hütte“, hauchte Glynna atemlos.

Das erinnerte ihn schlagartig daran, wo sie sich befanden und weshalb sie hier waren. Und daran, wer sie war. Er löste sich so abrupt von ihr, dass sie beinah hingefallen wäre. „Das ist verrückt.“

„Ja, das ist es.“ Ihre Wangen waren gerötet. „Darum geht es ja. Ich will, dass wir an diesem Wochenende all die Dinge tun, die wir zu Hause niemals tun können. Ich möchte die Fantasien ausleben, über die ich schreiben soll.“

Chad wich einen Schritt zurück. „Du willst, dass wir miteinander schlafen.“

Sie errötete noch ein wenig mehr. „Ja.“

„Warum? Mal abgesehen von dem offensichtlichen Grund, dass wir uns zueinander hingezogen fühlen.“

„Ich glaube, dass ich durch ein solches Wochenende herausfinden könnte, was ich wirklich will. Ich weiß, für jemanden wie dich klingt das verrückt. Schließlich hast du stets nur getan, was du wolltest. Ich dagegen versuche schon so lange, den Erwartungen anderer zu entsprechen, dass ich gar nicht mehr weiß, wer ich eigentlich bin.“

„Und du glaubst, ein Wochenende mit mir im Bett wird dich klarer sehen lassen?“

„Es ist das Radikalste, was mir einfällt.“ Sie lächelte. „Außerdem glaube ich, dass wir beide es genießen werden. Sehr sogar.“

Und ob er das würde. Es würde sicher Spaß machen, die prüde Eisprinzessin ein wenig auftauen zu sehen. „Was passiert, wenn wir wieder nach Hause kommen?“

„Es gibt keine Verpflichtungen. Jeder geht seines Weges, und keiner wird je davon etwas erfahren, was hier geschehen ist.“

Ein ganzes Wochenende lang Sex mit einer attraktiven Frau, ohne irgendwelche Verpflichtungen einzugehen? „Ich wäre schön dumm, wenn ich Nein sagen würde.“

„Also fangen wir an.“ Sie hielt ihm die Hand hin.

Er ergriff sie und zog Glynna zu dem Pfad, der zu den Hütten führte. Jetzt hatte er es eilig. „Es ist nur fair, wenn ich dich warne – ich beabsichtige, nicht aufzuhören, bevor das Boot am Sonntagabend kommt.“

4. KAPITEL

In der Hütte zündete Glynna Kerzen an. Ihr anfänglicher Mut war rapide geschwunden, seit sie mit Chad auf so engem Raum zusammen war.

Das Rascheln von Stoff ließ sie zusammenfahren. Sie wirbelte herum und sah, dass Chad sein T-Shirt auszog. „Was machst du da?“, stammelte sie.

Er öffnete den Hosenknopf. „Ich weiß ja nicht, wie es bei dir ist, aber ich ziehe es vor, solche Sachen nackt zu tun.“

„Ja, schon. Aber findest du nicht, wir sollten uns vorher unterhalten?“

„Ich dachte, wir hätten uns schon unterhalten.“ Er zog seine Hose aus. Jetzt trug er nur noch einen engen schwarzen Slip, der kaum etwas der Fantasie überließ. „Oder kommen dir inzwischen Zweifel?“

„Nein. Selbstverständlich nicht.“ Sie setzte sich auf die Bettkante, da sie weiche Knie hatte. Sie sah zu Chad, dessen breite Schultern und muskulöse Schenkel im Kerzenlicht golden schimmerten. Die feinen Haare auf seiner Brust glänzten.

Chad ging auf sie zu. Kurz vor ihr blieb er stehen, sodass seine Erektion sich fast auf ihrer Augenhöhe befand und somit unmöglich zu ignorieren war. Glynna schluckte. Ihre Wangen glühten.

„Was ist los?“, fragte er.

„Ich … ich habe so etwas noch nie getan.“

„Du hattest noch nie Sex?“

„Nein. Ich meine, doch. Natürlich hatte ich schon Sex. Aber nicht geplant, so wie jetzt. Und mit jemandem, den ich nicht sehr gut kenne.“ Sie sah zu den Glastüren, die auf die Terrasse hinausführten. War es zu spät, um wegzurennen? Aber wenn sie das tat, würde sich nie etwas ändern. Sie würde weiterhin gefangen sein in der Rolle der gehorsamen Tochter und der gewissenhaften Angestellten.

Glynna holte tief Luft. „Du hast viel Erfahrung, und ich nicht.“

Chad kniete sich vor sie und legte seine Hände auf ihre Oberschenkel. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Tu, was immer du magst.“ Er schob ihr Kleid ein paar Zentimeter hoch und küsste ihre Knie. „Wir werden es langsam angehen und uns miteinander vertraut machen.“

Sie spürte seinen heißen Atem an der Innenseite ihrer Schenkel, während er sich von ihren Knien hin zum Spitzensaum ihres Slips vorarbeitete. Glynna hatte das Gefühl, innerlich zu schmelzen. Gleichzeitig stieg ihre Anspannung, je weiter sich sein Mund ihrem empfindlichsten Punkt näherte.

Sie schloss die Augen, als sie seinen Mund auf ihrem hauchdünnen Seidenslip fühlte. Heftiges Verlangen stieg in ihr auf. Es war so lange her …

„Gefällt dir das?“

Ihre Antwort war ein Stöhnen.

„Es gibt noch so vieles zu genießen“, flüsterte Chad, schob ihr Kleid höher und küsste sie auf den Bauch. Mit der Zunge kitzelte er ihren Nabel, ehe er sich zu ihren Brüsten bewegte. Zärtlich küsste er die verlockenden Rundungen und umspielte die Knospen mit der Zunge.

Noch immer vor ihr kniend, zog er Glynna das Kleid aus und legte seine Hände auf ihre Hüften, um sie näher zu sich heranzuziehen. Ihr Slip war die einzige Barriere zwischen ihnen. Er beugte sich zu Glynna herunter und begann, eine ihrer hoch aufgerichteten Brustspitzen mit der Zunge zu liebkosen. Glynna bog sich ihm entgegen und schnappte nach Luft. Er saugte erst an der einen Knospe, dann an der anderen, bis Glynna vor Begierde zitterte.

Als er den Kopf hob, schrie sie auf und klammerte sich an ihn, doch er schob sie sanft zurück. „Jetzt bist du an der Reihe, dich mit mir besser vertraut zu machen.“

Er richtete sich auf und streifte seinen Slip ab. Fasziniert starrte sie auf sein hartes Glied.

„Rutsch ein Stück, damit ich mich neben dich legen kann.“

Sie tat es und zögerte nur kurz, ehe sie auch ihren Slip auszog. Dann streckte sie sich auf dem Bett aus und hätte Chad am liebsten aufgefordert, sie endlich zu lieben. Doch das wagte sie nicht.

„Was soll ich tun?“, fragte sie stattdessen.

„Berühre mich, wo immer du mich berühren willst.“

Zögernd legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. Seine Haut fühlte sich warm an, die Muskeln fest. Sie ließ die Finger hinunter zu seiner Brust gleiten, fuhr mit den Nägeln durch die feinen goldenen Haare und ließ sie auf einer flachen Brustwarze ruhen.

Glynna glitt ein wenig tiefer, um sie zu küssen und mit der Zunge zu umspielen. Chad sog scharf die Luft ein und drückte sanft ihre Schulter, um sie zum Weitermachen zu ermutigen.

Sie widmete sich der anderen Brustspitze, nahm den zarten, leicht salzigen Geschmack seiner Haut wahr. Glynna konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal jemandem so nah gewesen war und es so sehr genossen hatte.

Chad legte ein Bein um sie und zog sie an sich, wobei seine Erektion ihren sensibelsten Punkt berührte. Glynna umschloss sein Glied mit den Fingern, übte sanft Druck aus. Ein köstliches Schwindelgefühl erfasste sie. Es war herrlich erregend, ihn so zu berühren, und ihr Verlangen steigerte sich.

Chad versuchte sie zu küssen, doch sie drehte den Kopf weg.

„Wir brauchen ein Kondom“, flüsterte sie.

Er stand auf und ging ins Bad. Glynna drehte sich auf den Rücken, schloss die Augen und genoss es, dass der Luftzug vom Deckenventilator ihre erhitzte Haut kühlte.

Sie hörte Folie reißen und machte die Augen wieder auf, um zuzusehen, während Chad sich das Kondom überstreifte. Dann legte er sich neben sie. Sie wollte sich an ihn schmiegen, doch er hielt sie zurück.

„Vielleicht sollten wir uns lieber noch ein wenig unterhalten“, meinte er neckend.

Lachend stieß sie ihn aufs Bett und berührte seine pulsierende Härte. „Willst du wirklich lieber reden?“

Er stöhnte und streichelte ihre Hüften. „Dein Körper spricht schon den ganzen Tag mit meinem, und es gefällt mir, was sie sich gesagt haben.“

Glynna kniete über ihm, führte ihn zu sich und seufzte, als er tief in sie eindrang. Sie bewegte sich bewusst langsam, um jede Sekunde mit ihm zu genießen.

Doch ihr Verlangen wurde stärker, und sie bewegte sich schneller. Chad liebkoste ihre Brüste, ehe er die Hand zu ihrem sensibelsten Punkt schob. Glynna stützte sich mit beiden Händen auf seiner Brust ab und federte in wildem Tempo auf und ab, um ihn jedes Mal von Neuem so tief wie möglich in sich aufzunehmen.

Ihr Höhepunkt kam plötzlich und heftig wie eine Explosion, die sie fortriss. Ein Beben durchlief Chad, als er wenige Sekunden nach Glynna kam.

Erschöpft sank sie auf ihn und schmiegte das Gesicht an seine Schulter. Sie klammerte sich an ihn, während sie darauf wartete, dass das überwältigende Gefühl allmählich abebbte.

Zärtlich und beruhigend streichelte er ihren Rücken. Sie lächelte und schmiegte sich noch enger an ihn. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass sie ihn einmal nicht hatte leiden können.

Ohne sie loszulassen, rollte er sich mit ihr herum, bis sie auf der Seite lagen und sich ansahen. Sie lächelte. „Das war ziemlich beeindruckend.“

„Ich glaube, du hast ein Talent dafür“, erwiderte er.

„Aber ich wette, es gibt noch ein paar Dinge, die du mir beibringen kannst.“

„Etwas sagt mir, dass du eine gute Schülerin sein wirst.“ Er ließ sich auf den Rücken fallen. Sie wollte sich wieder an ihn kuscheln, widerstand diesem Wunsch jedoch. Es wäre nicht gut, sich zu nahe zu kommen. Schließlich waren sie nur für ein Wochenende zusammen. Das durfte sie nicht vergessen.

Diese Erkenntnis war ernüchternd. Sie setzte sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. „Wohin gehst du?“, wollte er wissen.

„Ich habe noch nichts zu Abend gegessen.“

„Wir können uns etwas vom Zimmerservice bringen lassen.“ Er streckte sich und streichelte ihre Hüfte. „Hast du schon mal vom Körper eines Geliebten gegessen?“

Die Vorstellung löste ein sinnliches Prickeln auf ihrer Haut aus. Trotzdem schüttelte sie den Kopf. „Ich gehe aus.“ Sie musste eine Weile allein sein, um sich daran zu erinnern, dass das alles nur ein Experiment war, eine vorübergehende Geschichte. Wenn sie jetzt blieb, würde sie nur wieder mit Chad im Bett landen und sich vielleicht sogar einreden, dass die Gefühle, die sie empfand, von Dauer waren.

Sie ging ins Bad, wusch sich und zog Shorts und eine ärmellose Bluse an. Auf Unterwäsche verzichtete sie, weil sie nicht mehr ins Schlafzimmer gehen und Chads Blicke auf sich spüren wollte, während sie danach suchte. Ohne Unterwäsche auszugehen kam ihr sexy und verwegen vor, aber andererseits war diese Nacht wie dafür gemacht.

Als sie ins Schlafzimmer zurückkam, war das Bett leer. Erstaunt schaute sie sich um. Chads Sachen, die über dem Sessel gelegen hatten, waren fort. Er war verschwunden.

Glynna saß im Imbiss, drehte eine Fritte in der Ketchuplache auf ihrem Teller und fragte sich, wie es möglich war, dass sie sich in einem Moment wundervoll fühlte und im nächsten einsamer und verunsicherter als je zuvor.

War Chad wütend auf sie, weil sie kurz nach dem Liebesspiel aufgestanden war? War er deswegen verschwunden? Und was spielte es für eine Rolle? Wieso machte sie sich Sorgen, was er von ihr erwartete, wenn es bei diesem Wochenende einzig darum ging, herauszufinden, was sie wollte?

„Ist das Essen wirklich so schlecht?“

Sie erschrak, als Chad sich eine Fritte von ihrem Teller stibitzte. Er kaute nachdenklich. „Nicht schlecht. Aber kalt.“ Er setzte sich auf den Stuhl neben Glynna.

„Wo bist du gewesen?“, fragte sie.

„Ich war am Strand joggen. Ich musste mal raus und nachdenken.“

Das konnte sie verstehen. „Ich auch.“ Sie schob ihren Teller beiseite und trank einen Schluck von ihrer Diätlimonade. „Was ist dabei herausgekommen?“

„Normalerweise halte ich mit meiner Meinung nicht hinterm Berg. Manchen Leuten gefällt das nicht, aber dafür brauchen sie auch nicht zu fürchten, dass ich sie anlüge.“

Worauf will er hinaus? fragte sie sich. „Das ist eines der Dinge, die ich an dir bewundere. Also?“

Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und lehnte sich zu ihr hinüber. „Also musst du mir gegenüber auch ehrlich sein. Wieso bist du vorhin weggelaufen?“

Ihr Magen zog sich zusammen. Sie hatte nie gut über ihre Gefühle sprechen können. „Ich habe gesagt, dass ich Sex mit dir will, nicht meine Seele offenbaren.“

„Du hast gesagt, du willst herausfinden, wer du wirklich bist.“ Er nahm ihre Hand und hielt sie so, als wollte er ihr die Zukunft voraussagen. „Lektion eins – Sex findet zu einem Großteil im Kopf eines Menschen statt, und ich will wissen, was in deinem Kopf vorgeht. Wieso bist du weggelaufen?“

Sie versuchte ihre Hand wegzuziehen, doch er hielt sie fest. „Ich glaube, ich war ein bisschen überwältigt von dem, was passiert ist. Es war nicht so, wie ich es erwartet hatte.“

Er runzelte die Stirn. „Ich hoffe, das bedeutet, es war besser.“

„Oh ja, es war besser. Und … anders.“

Er fuhr mit dem Zeigefinger ihre Lebenslinie entlang. „Es war sehr intensiv. Ich kann nicht behaupten, dass mir das oft passiert.“

„Mir ist es noch nie vorher passiert. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat.“

„Möglicherweise ist es so intensiv gewesen, weil es für uns beide schon eine Weile her ist. Vielleicht passen wir auf der körperlichen Ebene auch besonders gut zusammen.“ Er grinste. „Wer hätte das gedacht?“

Sie errötete. „Wir haben nicht viel gemeinsam, oder?“

„Aber möglicherweise mehr, als du glaubst.“

„Das kannst du nicht ernst meinen. Wir haben überhaupt nichts gemeinsam.“

„Überleg doch mal. Wir sind beide ehrgeizig und können Inkompetenz nicht leiden.“

Sie betrachtete seine langen Haare, das verwaschene T-Shirt und die ausgebeulte Shorts. Er sah sexy aus, aber ganz anders als die Männer, mit denen sie bisher ausgegangen war. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, wie sie zusammenpassen sollten. „Wir leben in verschiedenen Welten“, sagte sie.

„Das werde ich wohl kaum vergessen.“ Er musterte ihre Seidenbluse und die Designershorts. „Aber an diesem Wochenende spielt das keine Rolle, oder?“ Er ließ ihre Hand los. „An diesem Wochenende tun wir einfach nur, was uns Spaß macht.“ Er streichelte ihre Wange. „Es geht darum, sich zu entspannen und mal fallen zu lassen.“

„Du hast recht.“ Wenigstens für dieses Wochenende musste sie aufhören, ihrem Verstand zu gehorchen und mehr auf die Stimme ihres Herzens lauschen. „Und was jetzt?“

„Ich möchte dich fotografieren.“

Sie fing an zu lachen, doch seine ernste Miene ließ sie verstummen. „Wieso?“

„Ich will dich nackt fotografieren.“

„Ich glaube nicht …“

„Mach dir jetzt keine Gedanken darüber“, unterbrach er sie. „Wir unterhalten uns später darüber.“ Er stand auf und hielt ihr die Hand hin. „Komm, gehen wir spazieren.“

„Wohin?“

„Irgendwohin, wo wir allein sind.“ Seine Augen funkelten mutwillig. „Es wird Zeit für Lektion zwei.“

5. KAPITEL

Schweigend gingen sie am Strand spazieren. Chad war in Gedanken versunken und nahm weder Glynnas Hand in seiner noch die Wellen wahr, die ihre Füße umspülten. Die Idee, Glynna zu fotografieren, war ihm ganz spontan gekommen, doch je mehr er darüber nachdachte, desto mehr war er davon fasziniert. Glynna besaß eine äußere Schönheit, die sich gut auf einem Foto zum Ausdruck bringen ließ. Die Kunst bestand darin, ihre äußere Strenge und ihre innere Verletzlichkeit zugleich darzustellen.

„Wohin gehen wir?“, fragte Glynna erneut.

„Das weiß ich noch nicht.“

Die Musik vom Karaokeclub war zu hören. Laut Hotelbroschüre wurde der Club nach Mitternacht zum Tanzclub, mit einer Tanzfläche unter freiem Himmel und Blick aufs Meer.

„Gehen wir in den Club“, schlug Chad vor.

Glynna blieb stehen. „Ich will nicht tanzen.“

„Diese Art zu tanzen wird dir gefallen, das verspreche ich dir.“

Statt sie direkt zum Club zu führen, ging er mit ihr an den Strand unterhalb der Terrasse, auf der getanzt wurde. Eine Reihe von Kokospalmen säumte die Mauer, die die Terrasse vom Strand trennte. Wenn er sich seiner Joggingrunde richtig entsann … ja, da war sie, die Hängematte zwischen zwei Palmen, die am Rand des Lichtscheins von der Tanzfläche standen.

„Was hast du vor?“, wollte Glynna wissen.

„Ich fand, dies wäre ein hübscher Ort, um ungestört zu tanzen.“

Von oben drangen Musik, Gelächter und das Klirren von Gläsern zu ihnen herunter. „Was meinst du damit?“

Chad zog sie an sich, sodass sie deutlich seine Erregung spüren konnte. „Hast du jemals Sex in der Öffentlichkeit gehabt?“

„Nein!“

Sie versuchte, sich zu befreien, doch er hielt sie fest und betrachtete ihr Gesicht, um ihre Reaktion auf seine Worte einzuschätzen. „Es kann sehr aufregend sein.“ Er fuhr mit dem Finger über ihren Hals und zum Ansatz ihrer Brüste. Glynna seufzte leise. „Zu wissen, dass man jederzeit erwischt werden kann, gibt dem Ganzen einen ganz besonderen Kick.“ Er presste die Lippen auf ihren Hals.

„Ich halte das für keine gute Idee“, murmelte sie.

„Warum nicht? So belebt ist es hier ja nun auch nicht.“ Er schaute sich um. „Außerdem ist es relativ dunkel hier unten. Niemand kann uns sehen. Und die Musik ist laut, man wird uns also auch nicht hören. Es sei denn, du schreist.“ Erneut küsste er ihren Hals. „Du schreist gern, wenn du zum Höhepunkt gelangst, nicht wahr? Und ich habe die Absicht, dich zum Höhepunkt zu bringen.“

„Chad, ich …“

„Du hast gesagt, du willst etwas über dich herausfinden. Das kannst du nur, indem du etwas riskierst und Dinge wagst, die du nie zuvorgetan hast.“

Glynna schaute über die Schulter zum leeren Strand. „Selbst wenn uns jemand sieht, wird man nicht wissen, wer wir sind, oder?“

„Man wird uns für ein Paar in den Flitterwochen halten, das von Lust überwältigt wurde.“ Er strich mit dem Daumen über ihre Brustspitze, die sich sofort aufrichtete.

„Na schön.“ Glynna lächelte zögernd. „Ich mache mit.“

Dass sie sich überwunden hatte, erregte ihn. Er küsste sie und begann ein erotisches Spiel mit seiner Zunge, während er gleichzeitig ihre Brust liebkoste.

„Setz dich hierher.“ Er zog Glynna zur Hängematte, die Schwung nach vorn bekam, als sie sich auf ihr niederließen. Glynna stieß gegen ihn und legte die Beine um ihn, sodass sie seine Erektion zwischen ihren Schenkeln spüren konnte.

Bevor er zurückweichen konnte, legte sie ihre Hand auf seine Shorts. „Ich mag es, dass du schon so erregt bist“, flüsterte sie.

Entschlossen, die Kontrolle über die Situation zu behalten, schob er ihre Hand weg und zog ihre Bluse hoch. Ihre nackte Haut schimmerte hell im schwachen Licht. Bei der ersten Berührung seiner Lippen schrie sie auf, hielt sich jedoch sofort die Hand vor den Mund.

„So ist es richtig“, flüsterte er. „Jemand könnte uns hören.“

Sie stöhnte und wand sich. Die Reibung fachte seine Begierde noch stärker an. Er wollte den Reißverschluss seiner Shorts öffnen, doch Glynna hielt ihn auf. „Lass mich das machen.“

Er wollte protestieren, aber ihr Blick verriet, dass es sich lohnen würde, das Kommando für einen Augenblick abzugeben. Quälend langsam öffnete sie den Reißverschluss, wobei sie mit dem Daumennagel über die Wölbung in seinem Slip fuhr. Dann zog sie seinen Slip ein klein wenig herunter und umfasste sein Glied. Chad musste sich zusammennehmen, um nicht die Beherrschung zu verlieren.

Teils um Glynna, teils um sich selbst abzulenken, schob er zwei Finger unter ihre Shorts. Er spürte Glynnas Bereitschaft, was seine Erregung noch steigerte, und drang mit den Fingern in sie ein.

Sie spannte die Muskeln an und bog den Rücken durch. „Das ist so gut“, hauchte sie. „Bitte hör nicht auf.“

„Glaub mir, ich habe nicht die Absicht aufzuhören.“ Er streichelte sie weiter, behutsam zunächst, dann mit größerer Entschlossenheit. Glynnas Atem ging stoßweise.

Chad betrachtete sie. Sie hatte den Kopf zurückgeworfen, ihre Haare fielen ihr in wirren Strähnen auf den Rücken. Die Lippen waren leicht geöffnet, die Augen geschlossen. Sie war wundervoll auf eine Art, wie sie es nie zuvor gewesen war, wild und ursprünglich, weder durch Hemmungen noch durch gesellschaftliche Regeln eingeengt. Zu sehen, wie Lust und Verlangen sie veränderten, steigerte seine Erregung.

Erneut sog er an einer ihrer Brustspitzen, und kaum hatte er damit begonnen, erbebte Glynna heftig. Sie biss ihn in die Schulter, um nicht zu schreien. Chad schlang beide Arme um sie, wiegte sie und streichelte ihren Rücken.

Nach einer Weile atmete sie wieder ruhiger. Träge lehnte sie sich zurück und sah zu ihm auf. „Wie kommt es, dass Sex früher nie so war?“

„Vielleicht weil du nicht den richtigen Partner hattest“, erwiderte Chad.

Ihr Blick wanderte zum offenen Reißverschluss seiner Shorts. „Jetzt bist du an der Reihe.“ Sie setzte sich auf und stemmte die Füße in den Sand, um der Hängematte Schwung zu geben, sodass sie gegen seine Beine stieß. „Das könnte interessant werden.“

Er packte ihre Hüften, um sie anzuhalten. „Ich finde, du solltest deine Shorts ausziehen.“

Er rechnete mit ihrem Protest, dass sie sich nicht in aller Öffentlichkeit ausziehen könne, doch streifte sie die Shorts sofort ab und ließ sie in den Sand fallen. „Du bist dran“, sagte sie noch einmal.

Rasch befreite Chad sich von Shorts und Slip, obwohl er sich ein wenig albern vorkam, als er den Wind auf seiner nackten Haut spürte. Jeder, der vorbeikäme, würde beim Anblick seines im Mondlicht leuchtenden hellen Pos sofort wissen, was hier vor sich ging.

Glynna umfasste seinen Po. „Du hast einen sexy Po. Das ist mir schon vorher aufgefallen, besonders in deiner Lederkluft.“

„Oh, du warst also schon länger auf mich scharf?“ Die Vorstellung gefiel ihm.

„Ich mag zwar ein wenig gehemmt sein, aber ich bin nicht tot.“

„Ich finde nicht, dass du gehemmt bist.“ Er lehnte sich vor, sodass seine Erektion sie berührte. Er konnte es kaum erwarten, endlich in ihr zu sein.

Glynna lächelte. „Nein, das bin ich nicht, oder?“ Sie stieß sich mit einem Fuß ab, sodass sie zurückschwang. In dieser Haltung blieb sie und beugte sich vor. „Etwas fehlt hier.“

„Meinst du ein Kondom? Ich habe eins in meiner Tasche.“ Er wollte in die Gesäßtasche seiner Shorts greifen, doch Glynna hielt ihn auf, indem sie eine Hand um seine pulsierende Härte legte.

„Ich dachte eher an etwas mehr Feuchtigkeit.“ Mit diesen Worten beugte sie sich vor und nahm ihn in den Mund. Chad stöhnte und umklammerte ihre Schultern, während ihre Lippen ihn umschlossen. Die aufreizenden Bewegungen ihrer Zunge brachten ihn an den Rand der Ekstase. Sollte er sich zusammennehmen oder einfach gehen lassen?

Sie nahm ihm die Entscheidung ab, indem sie lächelnd zu ihm aufsah. „Ich glaube, jetzt sind wir bereit für das Kondom.“

Sie nahm das Päckchen und riss es auf. Als sie ihm das Kondom überstreifte, hatte er erneut Mühe, sich zu beherrschen, doch irgendwie gelang es ihm. Dann lehnte Glynna sich zurück und schlang die Beine um ihn. „Mal sehen, wie Sex in der Hängematte ist.“

Autor

Alison Kent

Leidenschaftlich gern gelesen hat Alison Kent schon immer, ihre Lust am Schreiben entdeckte sie erst als Dreißigjährige. Mittlerweile hat sie bereits zahlreiche Romane verfasst, denen die Romantic Times „Leidenschaft, Sinnlichkeit und dunkle Faszination“ bescheinigt. Mit ihren prickelnden Liebesgeschichten und den spannenden Thrillern schrieb sich Alison Kent auf Anhieb in die...

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