Verbotene Küsse für den Boss

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Um den bescheidenen Verhältnissen zu entkommen, aus denen sie stammt, steckt Zoe ihre ganze Energie in ihre Karriere. Männer auf Abstand zu halten, fiel der attraktiven Bankerin bisher leicht. Doch ihr neuer Boss Ethan Blackwell stellt eine echte Herausforderung dar. Der CEO hat so eine verdammt sexy Ausstrahlung! Allerdings sind Beziehungen zwischen den Angestellten der Firma streng verboten. Wie soll Zoe nur dieses Begehren nach seinen Küssen bekämpfen, das sie in Ethans Nähe spürt? Sie darf ihm nicht nachgeben, sonst verliert sie ihren Job!


  • Erscheinungstag 08.06.2021
  • Bandnummer 2189
  • ISBN / Artikelnummer 9783751503709
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Na, dann viel Glück beim nächsten Mal.“ Seth Sanders Stimme klang kühl, beinahe abweisend und ohne jedes Mitgefühl.

Zoe Baldwin sah sein abfälliges Grinsen. Sie bemühte sich um eine ausdruckslose Miene und hoffte, dass ihr Gesicht ihre Gefühle nicht verriet. „Ja.“ Sie lächelte ihn verkrampft an. „Beim nächsten Mal.“ Sie wandte sich demonstrativ wieder ihrem Computer zu und würdigte ihn keines Blickes mehr.

Sie war fertig mit ihm, auch wenn sie ihm liebend gern noch ein paar klare Worte gesagt hätte. Doch sie wollte nicht verbittert wirken, nur weil sie bei einer Beförderung übergangen worden war. Dabei empfand sie heute tatsächlich Bitterkeit. Das war schon das zweite Mal. Das zweite Mal, dass ein Kollege, den sie ausgebildet hatte, den Job bekam, der eigentlich ihr zustand. Seth hatte bei beiden Gelegenheiten seinen Einfluss geltend gemacht. Zoe konnte es zwar nicht beweisen, doch tief in ihrem Innern wusste sie es genau.

Er blieb noch einen Moment lang neben ihr stehen, bevor er ging. Als er endlich weg war, spürte Zoe, wie ihr die Tränen in die Augen traten. Sie schnappte sich ihr Handy und ging auf die Damentoilette. Dort sperrte sie sich in der letzten Kabine ein und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie hasste es, wenn sie vor Wut weinte, denn sie fühlte sich in diesen Momenten schwach.

Ein paarmal atmete sie noch tief durch, dann richtete sie sich auf, schluckte ihre Tränen hinunter. Sie schloss die Augen, atmete langsam ein und versuchte, mit der Ausatmung so viel wie möglich von ihrer Frustration loszuwerden.

Seths Verhalten waren nichts weiter als Rache. Sie war eine der wenigen Frauen bei Bowman Advisors, die seine Annäherungsversuche abgewiesen hatte. Es war ihr egal, dass er der Sohn eines Vorstandsmitglieds war. Seth besaß genug Grips, es nicht noch einmal bei ihr zu probieren. Stattdessen versuchte er, ihr das Leben bei der Arbeit jeden einzelnen Tag so unangenehm wie möglich zu machen. Meistens ignorierte sie sein kindisches Verhalten, doch nun stand er ihrer Karriere im Weg. Leider besaß sie nicht genügend Beweise.

Zoe holte noch einmal tief Luft und atmete entschlossen wieder aus. Einer von ihnen musste gehen. Ihre Mentorin hatte ihr einmal erzählt, dass für gewöhnlich Chefs ihre Mitarbeiter entließen, es aber auch andersherum ging. Es wurde Zeit, dass sie Seth feuerte.

Sie verließ die Kabine, wusch sich die Hände und tupfte sich die Augen mit einem Papiertuch ab. Sie musterte sich im Spiegel und erkannte in ihrem Gesicht die Rehaugen ihrer Mutter. Das gab ihr Kraft.

Zoe setzte ein Lächeln auf. Sie meisterte alle möglichen Herausforderungen in ihrem Leben, also würde sie wohl auch mit den Seths dieser Welt fertigwerden. Mit neu gewonnenem Optimismus verließ sie den Waschraum und rief Willena Williams an. Die taffe, brillante und hoch angesehene Willena war eine Ikone in der Finanzwelt. Sie war außerdem Zoes Professorin an der Uni gewesen und nun ihre Mentorin. Zoe vertraute ihr bedingungslos.

„Guten Morgen, Zoe“, ertönte Willenas melodiöse Stimme am anderen Ende der Leitung, mit der sie mühelos einen ganzen Raum voller Menschen in ihren Bann ziehen konnte. Zoe sah Willena vor sich, wie sie am Schreibtisch ihres großen Büros saß. Vermutlich trug sie eines ihrer maßgeschneiderten Kostüme und eine Strähne ihres graumelierten, im Nacken kurzgeschnittenen Haars fiel ihr über das linke Auge. „Hattest du ein schönes Wochenende, meine Liebe?“

„Das hatte ich, aber der Tag heute … ist nicht so gut. Hast du Zeit für ein Mittagessen?“

„Oh, Mittagessen klappt leider nicht. Aber ich kann dich zum Abendessen treffen. Ich war schon länger nicht bei Smith’s und hätte mal wieder Lust auf ein gutes Steak.“

„Das wäre perfekt, Willena. Um sechs Uhr?“

„Halb sechs wäre mir lieber.“

„Großartig. Ich sehe dich dann.“

„Bis später.“

Zoe ging ins Büro zurück und fühlte sich schon ein bisschen besser. Trotz Seths unangenehmen prüfenden Blicken verging der Rest des Tages recht schnell, und in der Sekunde, in der die Uhr an ihrem Computer fünf Uhr anzeigte, fuhr sie ihn herunter, schnappte ihre Handtasche und verschwand durch die Tür.

Zügig bahnte sich Zoe einen Weg durch die Menschenmenge, die sich um diese Uhrzeit durch die Straßen von New York City drängte. Ihr schneller Schritt, in den sie immer automatisch verfiel, sobald sie zu Fuß in New York unterwegs war, passte zum Rhythmus und Tempo der Stadt. Nach einer kurzen U-Bahn-Fahrt kam sie pünktlich im Restaurant an. Willena gesellte sich wenige Minuten später zu ihr, und bald darauf saßen sie an ihrem Tisch.

„Einen Walker Blue, pur, bitte“, bestellte sie bei dem Kellner ihren üblichen Drink, bevor der ihnen die Speisekarten reichen konnte. „Und sie bekommt …“ Sie überließ Zoe die Antwort.

„Ich nehme einen Riesling, bitte“, ergänzte Zoe.

„Wie geht es dir, meine Liebe?“ Willena strich sich Butter auf ein warmes Stück Brot und biss hinein.

„Ganz okay“, erwiderte Zoe.

„Nur okay? Wie geht es der Familie?“

„Es ist alles in Ordnung. Und deiner?“

Willena hatte weder Ehemann noch Kinder. Sie war seit über fünfundzwanzig Jahren mit ihrer Arbeit verheiratet und hatte etliche Heiratsanträge abgelehnt. Dennoch war genug Zeit für ein paar Liebhaber geblieben, und sie ließ es sich nicht nehmen, als stolze, wohlhabende Tante eine Schar von Nichten und Neffen zu verwöhnen. „Mein Neffe ist in Harvard angenommen worden und tritt in die Fußstapfen seiner Tante. Ich bin unglaublich stolz auf ihn.“

„Das sind ja tolle Neuigkeiten! Ich weiß, wie sehr du dich darüber freust.“

„Das stimmt.“

Der Kellner brachte die Getränke, und sie bestellten Vorspeise und Hauptgang.

„Na schön“, sagte Willena, nachdem sie wieder allein waren. „Was gibt es bei der Arbeit?“

„Ich wurde schon wieder übergangen.“

„Hmm.“

„Doch diesmal hat es weher getan als beim ersten Mal. Ich meine, da habe ich es noch für einen fairen Wettbewerb gehalten. Aber diesmal fühlt es sich … ja, einfach persönlich an. Als hätte mich jemand angegriffen. So als ob sie nicht wollen, dass ich in dieser Firma aufsteige.“

„Mmm-hmm.“ Willena nickte. Ihre fehlenden Kommentare deutete Zoe als Aufforderung, weiterzusprechen.

„Seth wirkte regelrecht glücklich, dass ich die Stelle nicht bekommen habe.“ Zoe erzählte Willena von der Unterhaltung mit ihm am Morgen. „Er verhält sich immer wieder total unangemessen. Ich werde mich beschweren, aber ich möchte den richtigen Zeitpunkt abwarten. Schließlich will ich nicht wie eine schlechte Verliererin dastehen.“ Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen. „Es macht ihm Spaß, mich zu nerven. Ich bin hochqualifiziert und verdiene den Posten.“

Willena murmelte immer wieder zustimmend, während Zoe sich Luft machte, bis das Essen kam.

„Du weißt doch, dass diese Firma die Altherren-Seilschaften erfunden hat“, sagte Willena schließlich. „Es ist ja sehr ehrenhaft von dir zu glauben, du müsstest nur hart genug arbeiten, um irgendwann dafür belohnt zu werden.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das läuft dort nicht so. Wenn du keinen Draht zu jemandem in der Führungsriege hast oder mit einem Vorstandsmitglied verwandt bist, sind deine Chancen, die Karriereleiter hochzusteigen, sehr gering. Doch das wusstest du.“ Sie schnaubte. „Du hast von ihnen das bekommen, was du brauchtest. Wenn andere Firmen den Namen Bowman in deinem Lebenslauf sehen, wird dir das einen Vorteil verschaffen. Doch jetzt ist es Zeit weiterzuziehen. Also, was ist dein Plan?“, fragte sie Zoe, während der Kellner ihre Vorspeise brachte.

Ein Plan. Gute Frage. Zoe hatte noch keinen. Sie wusste nur, dass es Zeit war, sich weiterzuentwickeln. Hoffentlich bekam sie auch ein besseres Gehalt. „Ich brauche tatsächlich einen Plan“, räumte sie ein.

„Ja. Spontanität spart man sich besser für sein Liebesleben auf. In der Geschäftswelt ist es unabdingbar, planvoll vorzugehen. Wir wollen bei der Karriere keine hastigen oder unbedachten Entscheidungen treffen. Überleg dir, wo du dich in ein paar Jahren siehst, und sorge dafür, dass dich deine nächsten Schritte diesem Ziel näherbringen.“

Zoe war froh, dass sie Willena angerufen hatte. Ihre Mentorin gab selten ungefragt Ratschläge, aber nachdem Zoe ihr von ihrer Situation erzählt hatte, war es Willena gelungen, ihrer ehemaligen Studentin mit wenigen Worten einen sehr guten Denkanstoß zu liefern.

„In der Zwischenzeit habe ich noch ein paar Freunde an den richtigen Stellen.“ Willena sprach immer sehr beiläufig über ihr riesiges professionelles Netzwerk. „Du kennst doch Blackwell Wealth Management, oder?“

„Natürlich.“

„Sie expandieren. Ich werde Bill fragen, um was es genau geht. Vielleicht ergibt sich bei ihnen eine Gelegenheit. Ich halte dich auf dem Laufenden.“

„Das wäre wirklich großartig.“

„Arbeite dein Konzept aus und schick es mir zu. Dann schauen wir, was für Optionen es für dich gibt.“

Zoe nickte. Plötzlich kam es ihr vor, als sei eine schwere Last von ihren Schultern genommen. Seth würde ihr nicht im Weg stehen. Nur weil er sie nicht befördern wollte, hieß das nicht, dass sie keine Karriere machte.

„Aber wie sieht es eigentlich in deinem Liebesleben aus?“, fragte Willena und musterte Zoe mit hochgezogener Augenbraue.

Zoe warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Willena! Mir geht es gut.“

„Du brauchst auch ein bisschen Spaß, Herzchen.“

„Hm, dieser Lachs ist köstlich!“ Zoe unterdrückte ein Lächeln, während sie sich einen Bissen in den Mund steckte und die Augen schloss. Als sie die Augen wieder öffnete, betrachtete Willena sie immer noch mit dem gleichen fragenden Ausdruck.

Wieder lachte Zoe. Auf diese Frage hatte sie wirklich keine Antwort, und sie wusste auch nicht, wann sie die jemals haben würde.

2. KAPITEL

„Ich hatte gerade das schlimmste Vorstellungsgespräch aller Zeiten“, sagte Ethan und seufzte. „Dieser Typ war so arrogant, dass man hätte meinen können, er bewerbe sich als mein Boss.“

„Wow, das klingt, als hättest du in letzter Zeit nur miese Kandidaten erwischt. Dann gehört der Posten des Vize vermutlich am Ende doch mir“, zog ihn sein Bruder Carter am anderen Ende der Leitung auf.

„Das habe ich nicht gesagt. Also bestell erst mal keine neuen Visitenkarten, Bruderherz. Ich habe allein heute noch drei Vorstellungsgespräche in meinem Kalender. Und der VP-Posten gehört mir.“

„Willst du darauf wetten?“

„Es geht doch nichts über ein bisschen freundliche Konkurrenz. Worum willst du wetten?“

„Hm … Wie wäre es um etwas wirklich Peinliches?“

„Ach, tu dir das nicht an. Ich lache nicht gerne über deinen Schmerz, wenn ich gewinne, aber ich werde es mir nicht verkneifen.“

Carter lachte. „Du meinst, wenn ich gewinne. Lass mich nachdenken …“

Ethan stellte sich Carter vor, der bestimmt mit den Fingern auf seinen Schreibtisch trommelte, während er angestrengt nachdachte.

„Ich hab’s“, rief Carter so plötzlich, dass Ethan förmlich zusammenzuckte.

„Na, dann lass hören.“

„Der Verlierer kauft dem Gewinner einen nagelneuen Satz Callaway-Eisen.“

„Hey, das sind wirklich coole Schläger!“, erwiderte Ethan. „Die könnte ich gut gebrauchen, wenn ich dich das nächste Mal auf dem Grün besiege. Wie wäre es dazu noch mit einem neuen Golfcart?“

„Ach, du willst auch noch einen neuen Wagen drauflegen?“

„Von wegen. Und du wirst für mich tief in die Tasche greifen müssen, denn ich will einen Cart mit etwas mehr PS. Dann komme ich mit meinen neuen Schlägern zu dir rübergefahren und überreiche dir persönlich meine neue Visitenkarte.“

„Ähm, Mr. Blackwell … bitte entschuldigen Sie.“

Ethan hob überrascht den Kopf, als seine Assistentin ihn ansprach. „Was gibt es, Bella?“ Sobald er den neuen Manager eingestellt hatte, würde Bella in der Filiale die neue Office Managerin.

„Ihre nächste Kandidatin ist da. Eine Ms. …“, Bella schaute auf die Unterlagen in ihrer Hand, „… Baldwin. Zoe Baldwin.“

„Na schön, geben Sie mir zwei Minuten, und schicken Sie sie dann herein.“

„In Ordnung, Sir.“

„Meine nächste Kandidatin ist da“, sagte Ethan zu seinem Bruder. „Hoffentlich ist sie besser als ihre Vorgänger. Ich melde mich wieder.“

„Cool. Und viel Glück. Ich schicke dir noch Bilder von den Eisen, die ich gerne hätte, wenn du die Wette verlierst.“

„Sehr witzig. Bis später.“ Ethan beendete das Gespräch und steckte sich ein Pfefferminz in den Mund.

Er freute sich nicht gerade auf die Vorstellungsgespräche, die vor ihm lagen. Die vergangenen Tage, in denen er eine Reihe von potenziellen Kandidaten interviewt hatte, die die neuen Büros von Blackwell Wealth Management in seinem Einzugsbereich leiten sollten, waren anstrengend gewesen. Er und Carter hatten bereits ein paar interessante Anekdoten über die Bewerbungsgespräche ausgetauscht, seit ihr Vater sie mit seinen Expansionsplänen für die Firma und die Eröffnung von neuen Niederlassungen betraut hatte.

Ethan war für das gesamte Gebiet von Long Island zuständig, während Carters Bezirk die fünf Stadtteile von New York City umfasste und ihr Kollege Dillon Chambers für die Expansion in Westchester County verantwortlich war. Jeder von ihnen war Regionaldirektor, und derjenige von ihnen, der in den ersten sechs Monaten die besten Zahlen erzielte, würde Vice President werden.

Der Posten war mit einem beeindruckenden Gehalt und einem ansehnlichen Bonus dotiert und beinhaltete obendrein ein Eckbüro mit einem spektakulären Ausblick auf Lower Manhattan. Und nun hatten er und Carter noch diese Wette abgeschlossen.

„Bereit, Sir?“, fragte Bella.

„Ja, danke. Schicken Sie sie rein.“ Ethan schloss einen kurzen Moment die Augen und holte tief Luft. Bitte lass sie normal sein.

„Guten Morgen, Mr. Blackwell.“

Die Stimme der Frau ging ihm durch und durch. Ethan blickte auf und stand dann langsam auf. Automatisch streckte er der Vision, die auf ihn zukam, die Hand entgegen. Sie war umwerfend schön. So schön, dass ihm tatsächlich spontan keine Antwort auf ihre Begrüßung einfiel.

„Ähm, ja, guten Morgen, Ms. …“

„Baldwin. Zoe Baldwin.“

„Ja.“ Ethan schüttelte ihre Hand und schob dann seine Hand in die Hosentasche.

Ms. Baldwin stand einen Augenblick lang verlegen vor ihm. Plötzlich klang das Schweigen zwischen ihnen wie eine Alarmglocke in Ethans Ohren.

„Bitte, setzen Sie sich doch.“ Langsam kam er wieder zu sich. „Haben Sie eine Kopie Ihrer Bewerbung bei sich?“

„Ja, natürlich.“ Sie reichte Ethan die Unterlagen, der bei der Gelegenheit nachschaute, ob sie einen Ring am Finger trug. Tat sie nicht.

„Großartig.“ Er nahm ihr die Mappe ab und überflog ihren Lebenslauf, ohne ein Wort zu begreifen.

Er hatte bereits entschieden, dass er diese Frau unmöglich einstellen konnte. Ein Blick auf sie, und er hatte seine Manieren und seinen Namen vergessen. Das war nicht gut. Schließlich war er Geschäftsmann, und zudem ein Geschäftsmann, der den Umgang mit schönen Frauen gewohnt war.

„Aha.“ Er tat so, als würde er die Referenzen in ihrer Bewerbungsmappe lesen. Sie hätten auch auf Griechisch sein können. Er räusperte sich und versuchte sich zu konzentrieren. Endlich war er in der Lage, den Inhalt ihres Lebenslaufs aufzunehmen. Er war durchaus beeindruckend. Weitere Sekunden verstrichen.

Ethan legte die Mappe vor sich auf den Tisch und lehnte sich zurück. „Warum Blackwell Wealth Management?“

„Die Entwicklung Ihrer Firma ist stark, trotz einiger Turbulenzen hier und da“, fing sie an. „Sie sind sehr gut mit den Herausforderungen umgegangen, mit denen sie konfrontiert waren, und konnten, statt nur zu überleben, als Unternehmen etliche Erfolge verbuchen. Sie wachsen wie keine andere Firma, und doch ist es ihnen gelungen – trotz des zweistelligen Gewinns – nachhaltig zu operieren.“

Langsam erwärmte sich Zoe für das Thema und führte ruhig und gelassen ihre Gründe aus, warum sie bei Blackwell arbeiten wollte.

„Ich arbeite sehr hart, bin eine echte Teamplayerin und lerne schnell“, sagte sie schließlich und hob das Kinn. „Außerdem besitze ich all die Fähigkeiten, die Sie benötigen. Ich bin gut ausgebildet und klug genug, die Hilfe von erfahrenen und gut vernetzten Mentoren anzunehmen. Ich bin zudem ehrgeizig und glaube fest daran, dass ich Ihr Unternehmen dabei unterstützen kann, seine Ziele zu erreichen. Ich freue mich darauf, Mitglied Ihres Teams zu werden und mich weiterzuentwickeln. Ich denke, dass Blackwell der richtige Platz für mich ist.“

Zoe beendete ihre Antwort mit einem Lächeln, das Selbstbewusstsein, nicht Selbstgefälligkeit verriet.

Ethan wusste beinahe nicht, was er sie sonst noch fragen sollte. Sie hatte genau das Richtige gesagt. Am liebsten hätte er gerufen: „Sie sind eingestellt.“ Stattdessen nickte er, warf einen weiteren Blick auf ihre Bewerbung und stellte noch ein paar Detailfragen zu verschiedenen früheren Jobs.

Jede Antwort war besser als die vorige. Ethan war wirklich beeindruckt. Er konnte sich sehr gut vorstellen, dass Zoe Baldwin es bei Blackwell weit bringen würde. Sie war klug und schön. Also, was stimmte nicht mir ihr?

„Haben Sie Fragen an mich, Ms. Baldwin?“

„Ja, die habe ich. Was ist angesichts der Gerüchte über eine mögliche Rezession Blackwells Strategie, die Interessen der Firma als auch die der Angestellten und Klienten zu schützen?“

Wow, sie ist wirklich gut. „Das ist eine ausgezeichnete Frage.“

Ethan erklärte ihr die strategischen Ziele der Firma und warum es trotz der Gerüchte um eine Rezession nun genau der richtige Moment für eine Expansion war.

Zoe machte sich Notizen, während er antwortete, und stellte noch einige weitere gezielte und kluge Fragen, die zum Nachdenken anregten. Während sich ihre Lippen bewegten, bemerkte Ethan, dass er sich tatsächlich Mühe geben musste, auf ihre Worte zu achten. Ein paarmal rutschte er unruhig auf seinem Sessel hin und her, um sie nicht anzustarren. Er wollte auf gar keinen Fall, dass sein Verhalten unangemessen erschien oder Zoe sich unwohl fühlte.

Ethan war sich sicher, dass sie bei den erwähnten Turbulenzen den Fall von sexueller Belästigung meinte, den es einige Jahre zuvor bei Blackwell gegeben hatte. Das Unternehmen hatte sich schnell und gründlich mit dem Vorwurf befasst, eindeutig Position bezogen und Maßnahmen ergriffen, damit sich so etwas nicht wiederholte. Doch die Medien hatten von den Vorwürfen Wind bekommen und einige vernichtende Schlagzeilen veröffentlicht.

Ethan beantwortete Zoes letzte Frage über die nächsten Schritte beim Einstellungsprozess. Nachdem sie keine weiteren Fragen mehr hatte, stand er auf. „Ich bin sehr beeindruckt. Sollten Sie es in die nächste Runde schaffen, melden wir uns bei Ihnen.“

„Ich danke Ihnen, Mr. Blackwell. Ich hoffe, bald von Ihnen zu hören. Es würde mich sehr freuen, bei Blackwell Wealth Management zu arbeiten, und bin überzeugt, dass es beiden Seiten Vorteile bringen würde.“

Ethan lächelte. Wieder hatte sie genau das Richtige gesagt. „Vielen Dank, Ms. Baldwin.“ Er streckte ihr die Hand entgegen. Ihre Handfläche fühlte sich genauso weich an, wie er es von ihrer Begrüßung in Erinnerung hatte. Hastig ließ er sie los und nickte. Sie wandte sich zum Gehen, und Ethan gab sich alle Mühe, ihr nicht hinterherzustarren. Ziellos schob er stattdessen einige Papiere auf seinem Schreibtisch hin und her. Nachdem sie sein Büro verlassen hatte, ließ er sich seufzend in seinen Sessel fallen.

Sie war bislang bei Weitem die beste Kandidatin. Doch wie sollte er eine Frau einstellen, von der er kaum den Blick abwenden konnte? Das musste unweigerlich zu Problemen führen.

Ethan schaute auf die Uhr. Ihm blieben fünfzehn Minuten bis zum nächsten Gespräch. Er machte sich ein paar Notizen zu Zoes Bewerbung, legte ihre Mappe beiseite und überprüfte das LinkedIn-Profil der nächsten Kandidatin. Er konnte sich nicht leisten, noch einmal von einer umwerfenden Schönheit aus dem Konzept gebracht zu werden.

Plötzlich musste er lachen und malte sich Carters Belustigung aus, wenn er ihm von der Begegnung erzählte.

Ethan nutzte die Minuten bis zum nächsten Termin, um seine Mails zu lesen. Er musste sich einfach ablenken, da Zoe Baldwin ihm einfach nicht aus dem Kopf ging. Doch da tauchte ihr Name ganz oben in seiner Inbox auf. In ihrer Mail bedankte sie sich für das Gespräch und dafür, dass er sie für die Stelle in Betracht zog. Sie fasste ein paar Punkte aus ihrem Gespräch zusammen und hoffte, bald von ihm zu hören. Sie schloss mit einem Dank an ihre Mentorin Ms. Willena Williams, die sie auf diese Gelegenheit aufmerksam gemacht hatte.

Wirklich klug von ihr. Zu erwähnen, dass eine hoch angesehene Businessfrau wie Willena Williams ihre Mentorin war, konnte nicht schaden. Dieser Umstand und die Geschwindigkeit, mit der sie ihre Dankesmail geschrieben hatte, brachten Zoe Baldwin weitere Pluspunkte ein.

Vielleicht sollte er überlegen, wie er doch an der Seite einer so schönen Frau arbeiten und sich dabei auf das Wesentliche konzentrieren konnte. Schließlich war er ein erfahrener Profi. Doch Zoe Baldwin hatte etwas an sich, das ihn auf die Probe stellen würde. Das spürte er ganz genau.

Er dachte noch einen Moment über sein Dilemma nach. Er brauchte das richtige Team am Start, um diesen Wettbewerb zu gewinnen. Zoe konnte definitiv dazu beitragen.

Das war seine Chance. Er musste seinen Vater beeindrucken und Vice President werden. Carter besaß Ethan gegenüber einen Vorteil und hatte dem Familienoberhaupt nie so viel beweisen müssen.

3. KAPITEL

Zoe probierte gerade ihr fünftes Outfit an. Die ersten vier lagen verstreut auf ihrem Bett. Sie drehte sich prüfend vor dem Spiegel und schüttelte den Kopf, bevor sie Jackett und Hose wieder auszog und beides zu den anderen Sachen warf.

Sie grinste und redete sich ein, dass ihr Outfit eine so große Rolle spielte, weil es ihr erster Arbeitstag war und sie einen guten Eindruck machen wollte. Das stimmte auch, doch der wahre Grund war, dass sie vor allem für ihren neuen Boss attraktiv aussehen wollte.

Zoe musste zugeben, dass Ethan Blackwell einer der attraktivsten Männer war, die ihr je unter die Augen gekommen waren. Sie wollte ihn nicht bezirzen, sondern schlicht und ergreifend großartig aussehen.

Ethan hatte einfach etwas an sich. Er war smart, selbstbewusst und besaß einen unglaublichen Sex-Appeal. Das zweite Gespräch mit ihm war noch besser gelaufen als das erste. Zoe war entschlossen gewesen, den Job zu bekommen, doch nachdem sie das Büro verlassen hatte, konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, dass sie sich regelrecht in Ethan verknallt hatte. Noch Tage danach tauchte er immer wieder unverhofft in ihren Gedanken auf. Als er schließlich anrief, um ihr den Job anzubieten, hatte ihr die Vorstellung, nun jeden Tag in seiner Nähe zu sein, die Knie weich werden lassen.

Da Männer in ihrem Leben nie eine große Rolle gespielt hatten, musste sie nun über sich selbst lachen. Warum in aller Welt kam sie sich vor wie eine Highschool-Schülerin, die sich in den süßesten Jungen der Schule verknallt hatte? Dabei hatte sie nicht nur ihre Hausaufgaben über die Firma gemacht, sondern sich auch gründlich über ihren neuen Boss informiert. Sein Ruf war einwandfrei, er engagierte sich sozial und war wie sein Bruder Carter nicht verheiratet. Außerdem waren sie Teil der Blackwell-Familie, gehörten mit ihrem alten Stammbaum einer anderen Welt an und genossen gesellschaftliche Privilegien. Zoe hatte zu dieser exklusiven Welt nur über ihre Klienten im Finanzmanagement Zugang und sorgte dafür, dort nur wenige Details über ihre bescheidene Herkunft preiszugeben.

Sie schnappte sich den blauen Anzug vom Bett und streifte ihn über. Dazu zog sie eine blassrosa Bluse und einen passenden Gürtel an und schlüpfte in ein Paar blauer Pumps. Dann komplettierte sie das Outfit mit goldenen Ohrsteckern und einer Gliederkette. Sie war bereit für ihren ersten Arbeitstag bei Blackwell Wealth Management. Ein letzter Blick in den Spiegel. Sie seufzte.

„Na los, du kannst das“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild, dann hängte sie sich ihre Designertasche über die Schulter und nahm ihre Autoschlüssel. Im Gegensatz zu ihrem letzten Job würde sie für den Weg zur Arbeit nicht mehr als fünfzehn Minuten mit dem Auto benötigen. Außerdem gab es in der Nähe ihres neuen Büros genügend Parkplätze. Vorbei die Tage, an denen sie sich auf dem Weg nach Manhattan anderthalb Stunden in der Rush Hour in die Pendlerzüge und die U-Bahn quetschen musste. Abgesehen von ihrem beeindruckenden Gehalt war das einer der größten Vorteile ihres neuen Jobs. Na ja, das und das Privileg, jeden Tag ihren lächerlich gut aussehenden Boss anzusehen.

Das war alles, was Ethan für sie sein würde. Mit ihrem Boss auszugehen kam für Zoe überhaupt nicht in Frage. Sie hatte zu oft miterlebt, wie Leute sich ihre Karriere zerstörten, weil sie etwas mit einem Kollegen anfingen – oder sogar mit dem Vorgesetzten. Zoe wusste außerdem, dass sie sich nach ein paar Wochen sicherlich an Ethan und sein gutes Aussehen gewöhnen würde und es dann keine Rolle mehr spielte.

Außerdem konnte er ganz gewiss unter unzähligen schönen Frauen wählen, die sich um ihn rissen. Vermutlich ging er gleichzeitig mit mehreren aus und genoss die Abwechslung. Zoe war überzeugt, dass diese Frauen aus seiner Welt stammten und ebenfalls wohlhabend und privilegiert waren. Auf Zoe traf keines von beidem zu, und das störte sie nicht weiter.

Bevor sie sich auf den Weg machte, füllte sie ihren Thermobecher mit einem Kaffee ihrer Lieblingsröstung und schlang sich zum Schutz vor der kühlen Herbstluft einen Paschmina-Schal um den Hals, statt eine Jacke zu nehmen.

„Wahrscheinlich ist er sowieso arrogant“, sagte sie zu ihrem Abbild im Rückspiegel, bevor sie den Parkplatz vor ihrem Wohnkomplex verließ.

„Arrogant und eingebildet“, fuhr sie mit ihrer Einschätzung fort. „Schließlich stammt er aus einer perfekten privilegierten Vorzeigefamilie mit beiden Elternteilen.“

Die Frauen im Büro würden ihn wahrscheinlich unverhohlen anhimmeln. Das war für Zoe bereits Grund genug, sich von einem Mann fernzuhalten. Sie konnte förmlich das leise Getuschel über Ethan im Büro hören, und daran würde sie sich nie im Leben beteiligen. Ihn gelegentlich verstohlen zu betrachten, reichte ihr vollkommen. Sie hatte etwas für gut aussehende Männer übrig, war aber nicht von einem Mann abhängig.

Zoes Lieblingsplayliste dröhnte durch ihr Auto. Sie wippte rhythmisch mit dem Kopf, während sie über einige der stark befahrenen Straßen von Nassau County fuhr. Die Fahrt gab ihr genug Zeit, um sich gedanklich auf ihren ersten Arbeitstag einzustellen.

Autor

Nicki Night
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