Wo Liebe ist, sind Wünsche wahr

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Die wahre Liebe wohnt in Wishing Tree

Die Kleinstadt Wishing Tree sollte für Shaye Harper eigentlich nur ein Zwischenstopp auf ihrer Reise nach Seattle sein, wo sie ihren Liebeskummer überwinden wollte. Aber Shaye wird schnell von dem Zauber der besonderen Kleinstadt in den Bann gezogen - und von einem gut aussehenden Fremden, dem sie nicht widerstehen kann.

Für Lawson Easley steht fest, dass es keinen besseren Ort als seine Heimatstadt Wishing Tree gibt. Und er ist fest entschlossen, für immer hier zu bleiben. Zu dumm, dass die erste Frau, die sich wie die Richtige fürs Leben anfühlt, nur auf der Durchreise ist. Je mehr Zeit Lawson mit Shaye verbringt, desto mehr fühlt er, dass sie das Stück ist, das seinem Herzen fehlt.

»Mallery enttäuscht nie.« SPIEGEL-Bestsellerautorin Debbie Macomber


  • Erscheinungstag 23.08.2022
  • Bandnummer 0
  • ISBN / Artikelnummer 9783745703481
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Shaye Harper ließ den Blick über die Menschenmenge auf der Straße schweifen. Sie war in einer Kleinstadt aufgewachsen, daher waren deren manchmal skurrile Eigenheiten nichts Neues für sie, aber hier passierte gerade etwas definitiv Seltsames.

„Ich verstehe das nicht“, sagte sie.

„Das ist ein Fünfkilometerlauf.“

Sie drehte sich um und sah einen Mann ungefähr in ihrem Alter, der sie anschaute. Da sie ihm kaum bis zur Schulter reichte, schätzte sie ihn auf eins neunzig. Süß, mit großen, braunen Augen, welligen braunen Haaren und einem charmanten Lächeln.

„Den Teil verstehe ich“, erklärte sie lachend. „Aber die Geweihe?“

„Es nennt sich ‚Weihnachten im Juli‘“, sagte er. „Jedes Jahr am 5. Juli beginnen die dreiwöchigen Festlichkeiten mit dem Fünfkilometer-Rentierlauf.“

„Weihnachten im Juli?“

„Ja. Hier in Whishing Tree nehmen wir unsere Feiertage sehr ernst. Vor allem Weihnachten.“

Sie richtete den Blick wieder auf die Teilnehmer, die zum Großteil Shorts und T-Shirts trugen, dazu Stirnbänder mit besagten Geweihen. Sie liefen oder gingen durch die von Zuschauern gesäumten Straßen der Innenstadt.

Tatsächlich, jetzt, bei näherer Betrachtung, fielen ihr die Schilder an den Läden auf. Die meisten hatten einen weihnachtlichen Bezug im Namen, wie Jingle Café oder Santa Baby Boutique.

„Aber wir haben Sommer“, wunderte sie sich laut. „Gestern war der 4. Juli.“

Und das wusste sie so genau, weil sie einen sehr einsamen Nachmittag und Abend in einem Motel außerhalb von Spokane verbracht hatte. Allein zu reisen war nicht so aufregend, wie sie gehofft hatte.

Der süße Typ lächelte erneut. Dieses Mal fielen ihr seine Grübchen auf. Männer mit Grübchen hatten sie schon immer schwach gemacht. Zum Glück war sie nur auf der Durchreise, denn ansonsten fände sie es durchaus verlockend, mit ihm zu flirten. Allerdings führte Flirten oft dazu, dass man anfing, den Mann zu mögen, und das wiederum führte unweigerlich zu Problemen – zumindest in ihrer Welt. Männer, die sich für sie interessierten, waren immer die reinste Katastrophe. Deshalb gab es für sie nur eine Möglichkeit, sich zu schützen, und zwar, Männern grundsätzlich aus dem Weg zu gehen – vor allem welchen mit faszinierenden Augen und süßen Grübchen.

„Du bist nicht von hier, oder?“

„Nein. Ich komme aus einer Kleinstadt in Iowa.“ Sie sah, wie das letzte Grüppchen Läufer den runden Marktplatz verließ. „Wir haben auch unsere Traditionen, aber niemand trägt dabei ein Geweih.“

„Weihnachten im Juli ist für uns eine große Sache“, erklärte er. „Wie schon gesagt, es fängt mit dem Fünfkilometerlauf an, dann haben wir den weihnachtlichen Backwettbewerb, am 15. um zehn Uhr abends werden die Lichter am Baum entzündet, danach folgt der Lichterball, und den Abschluss bildet die Oldtimer-Parade. Die ist am 25., dem letzten Tag der Festlichkeiten. Es gibt auch einen großen Umzug.“

„Mit Weihnachtsmann?“, fragte sie, während die Menge um sie herum begann, sich aufzulösen.

„Natürlich.“

„Wirklich? Ihr habt einen Weihnachtsmann bei einem Umzug im Juli?“

„Beim Weihnachtsumzug im Juli.“

„Klar. Warum nicht. Aber warum entzündet ihr den Baum am 15.? Warum nicht heute Abend? Und was für ein Baum ist das überhaupt?“

„Natürlich ein Weihnachtsbaum. Und er wird direkt da aufgestellt.“ Er zeigte in die Richtung. „Im Zentrum des Weihnachtskranzes.“

„Des was?“

„Des Weihnachtskranzes. Das ist unser runder Marktplatz. Siehst du all die Läden darum herum? Sie sind in einem Kreis angeordnet, wie Kerzen auf einem Kranz.“ Mit dem Lächeln kehrten die Grübchen zurück. „Komm schon. Du musst zugeben, dass das charmant ist. Ich bin übrigens Lawson.“

„Shaye. Du kommst also von hier?“

„Hier geboren und aufgewachsen.“ Er schaute an ihr vorbei. „Ich habe viel von der Welt gesehen, und für mich gibt es keinen schöneren Ort als Whishing Tree.“

Da war etwas in seinem Ton, das Versprechen auf eine Geschichte. Nicht, dass sie ihn gut genug kennen würde, um ihn danach zu fragen. Vermutlich hatte jeder so seine Geschichten aus der Vergangenheit. Auf sie traf das definitiv zu.

„Bist du mit deiner Familie hier?“, fragte er.

„Nein. Ich bin allein. Ich fuhr gerade in westlicher Richtung auf dem Highway, als ich das Schild für Judys Pasteten gesehen habe, also habe ich angehalten.“ Sie hielt inne, unsicher, ob das seltsam klang. „Ich hatte gestern meinen ersten Pie, und er war köstlich.“ Sie lächelte. „Ich schätze, ich mag Kuchen.“

„Ich auch. Komm, lass mich dich zum Lunch bei Judys Pasteten einladen.“ Er zwinkerte ihr zu. „Zufällig kenne ich die Besitzerin.“

Sie lachte. „Es ist eine Kleinstadt, Lawson. Ich bin mir sicher, du kennst die meisten Leute, die hier wohnen.“

„Aber nicht alle. Und wir haben hier viele Touristen, sodass es immer ausreichend neue Leute zum Kennenlernen gibt.“ Wieder zwinkerte er ihr zu. „Neue Leute zu treffen kann Spaß machen.“

Sie wollte sagen, dass sie nicht wirklich eine Touristin war – sie war nur auf der Durchreise –, entschied dann aber, dass das nicht wichtig war. Sie würde einen schnellen Lunch mit ihm einnehmen, bevor sie sich wieder ins Auto setzen und den Rest der Strecke in Angriff nehmen würde.

Die Menschenmenge hatte sich verzogen, nachdem der letzte Läufer vorbeigekommen war. Shaye folgte Lawson den kurzen Weg zu Judys Pasteten. Die Ladenfront ähnelte der, die sie in Spokane gesehen hatte. Große Schaufenster, in denen köstlich aussehende, handtellergroße Pies ausgestellt waren. In einer Ecke hing ein Schild: „Unterstützung gesucht.“ Als sie eintraten, wurden sie von einer schwangeren Frau begrüßt, die erst Lawson, dann Shaye ansah. Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe, während sie beide fragend musterte.

„Ich habe nicht damit gerechnet, dich heute hier zu sehen“, sagte sie.

Lawson wandte sich an Shaye. „Das ist meine Schwester Adien. Schwesterherz, das ist Shaye. Wir haben uns am Start vom Fünfkilometerlauf kennengelernt.“

Das ging schnell, formte Adien stumm mit den Lippen, bevor sie Shaye ein Lächeln schenkte. „Schön, dich kennenzulernen. Herzlich willkommen in Whishing Tree.“

„Danke.“ Shaye sah Lawson an. „Deiner Familie gehört Judys Pasteten?“

„Was?“ Adien lachte. „Schön wär’s, aber nein. Ich arbeite hier nur in Teilzeit.“ Sie tätschelte ihren Bauch. „Zumindest bis das Kleine hier das Licht der Welt erblickt.“

Shaye ignorierte den Anflug von Eifersucht, der ihr ins Herz stach. Sie hatte immer eine Familie gewollt, aber bisher lag die Erfüllung dieses Wunsches in weiter Ferne. Und da sie den Männern abgeschworen hatte, würde es auch schwierig werden, ihren Plan, sich zu verlieben, zu heiraten und ein Baby zu bekommen, umzusetzen.

Adien deutete auf die Angebote des Tages und holte dann einen kleinen Karton heraus. „Was darf es für dich sein?“

Shaye entschied sich für zwei herzhafte Pies – einmal Hühnchen mit Champignons und einmal Spinat und Schafskäse – sowie einen mit frischen Beeren zum Dessert. Lawson wählte zwei mit Geflügelwurst und einen mit Bœuf-Stroganoff-Füllung. Dazu ebenfalls den mit frischen Beeren sowie je eine Dose Cola für sich und für Shaye. Ihrer kurzen Diskussion darüber, wer bezahlte, setzte Adien ein Ende, indem sie Lawsons Geld nahm. Sie schnappten sich ein paar Servietten und gingen hinüber zu der kleinen Picknickecke auf der anderen Seite des Marktplatzes.

Es war noch nicht ganz Mittag, deshalb waren noch viele Tische frei, und sie wählten einen im Schatten. Im Moment waren es noch milde dreiundzwanzig Grad, aber später am Tag sollte es heiß werden. Nach allem, was Shaye in den Spokane-Nachrichten gehört hatte, hatte dieser Sommer im Pazifischen Nordwesten außergewöhnlich warm angefangen.

Sie setzten sich einander gegenüber. Lawson stellte die Pasteten auf den Tisch und verteilte die Servietten.

Shaye biss in die Hühnchen-Pastete und konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken.

Er grinste. „So gut, wie du sie in Erinnerung hast?“

„Besser. Ich dachte, der Laden in Spokane wäre der einzige, aber ich schätze, es handelt sich um eine Kette.“

„Ja. Sie findet sich hauptsächlich im Westen des Staates. Toby – der Besitzer – hat in Austin mit den Pasteten-Rezepten seiner Großmutter angefangen. Sie ist die Judy in Judys Pasteten.

„Wie ist er von Austin hierhergekommen?“

„Er ist hier aufgewachsen.“ Lawsons braune Augen funkelten amüsiert. „Man kann den Jungen aus Wishing Tree rausholen …“

„Aber man kriegt Wishing Tree nicht aus dem Jungen. Ich verstehe.“

Aus der Nähe sah Lawson noch besser aus als aus der Ferne. Er war lässig gekleidet in Jeans und T-Shirt, strahlte aber ein Selbstbewusstsein aus, als wüsste er, dass er sich in jeder Situation behaupten konnte. Er war stark – sie sah die Muskeln in Schultern, Armen und Brustkorb unter dem T-Shirt –, aber seltsamerweise nicht einschüchternd, sondern freundlich und willkommen heißend.

„Toby ist letzten Herbst zurückgekommen“, fuhr er fort. „Ungefähr zur gleichen Zeit wie ich.“

„Wo bist du gewesen?“

„Überall. Ich war acht Jahre in der Army. Habe viel Zeit an verschiedenen Orten der USA verbracht und war in Deutschland und Afghanistan.“

Sie riss die Augen auf. „Was hast du da gemacht?“

Er lächelte. „Ich bin Automechaniker. Seit ich ungefähr drei war, bin ich verrückt nach Autos. Mit vierzehn habe ich hier im Ort in einer Werkstatt angefangen. Nach meiner Verpflichtung haben sie mich dort eingesetzt, wo ich am nützlichsten war. Wenn du ein Problem mit deinem Jeep oder Humvee hast, bin ich dein Mann.“

„Sorry, dass ich dich enttäuschen muss. Ich habe nur einen zehn Jahre alten Pick-up.“

„Den kann ich auch reparieren.“

Sein Lächeln war ansteckend und beinahe so lecker wie die Pies.

„Mein Dad war ein Autonarr“, erzählte sie. „Ich habe es geliebt, Zeit mit ihm zu verbringen, also habe ich gelernt, ihm zu helfen. Wir haben gemeinsam Oldtimer restauriert. Jedes Jahr im Frühling hat er irgendeine alte Karre gefunden, und wir haben den Sommer damit zugebracht, sie zu restaurieren. Das hat Spaß gebracht.“

Lawsons Augen leuchteten auf. „Eines Tages möchte ich das zu meinem Hobby machen.“

Shaye hatte ihren Hühnchen-Pie aufgegessen und nahm sich den mit Spinat und Feta.

„Du bist also vor einem Jahr aus der Army ausgetreten?“, fragte sie.

„Nein.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin vor knapp zwei Jahren ehrenhaft entlassen worden, aber erst letzten Herbst zurückgekommen.“

„Was hast du in dem Jahr gemacht?“ Sie hielt inne. „Entschuldige, ich stelle zu viele Fragen. Ich bin von Natur aus neugierig.“

„Neugierde ist gut. So lernen wir.“ Er lächelte wieder. „Sagen wir, dass der Übergang ins Leben als Zivilist nicht immer leicht ist. Ich wusste, dass ich ein paar Dinge zu verarbeiten hatte, und das wollte ich nicht hier tun. Also habe ich mir ein Jahr genommen, um quer durchs Land zu reisen und unterwegs auf Tankstellen und in Werkstätten zu arbeiten. Nachdem ich meinen Kopf geradegerückt hatte, bin ich zurückgekommen.“

Er sah sie aufmerksam an. „Und hier bin ich nun. Ich arbeite in der gleichen Werkstatt wie als Teenager. Der Besitzer ist ein guter Kerl mit zwei Töchtern, die kein Interesse an dem Geschäft haben. Parallel studiere ich BWL online und spare mein Geld, damit ich ihn in fünf Jahren herauskaufen kann.“

Das Lächeln, das kleine Schmetterlinge in Shaye aufsteigen ließ, kehrte zurück. „Ich spare schon, seitdem ich fünfzehn bin. Autowerkstätten sind ziemlich teuer.“

„Das kann ich mir vorstellen.“

Sie behielt einen leichten Tonfall bei, doch innerlich war sie so beeindruckt von ihm wie vermutlich noch nie von einem Mann zuvor. Die, die sie kannte, neigten dazu, jede Möglichkeit zu schnell verdientem Geld zu nutzen, die ihnen bei zwei bis drei Bier zu viel einfiel. Sie waren opportunistisch, gedankenlos und immer bereit, einen zu enttäuschen. Okay, abgesehen von ihrem Vater, der war eine Ausnahme gewesen.

„Du erinnerst mich an meinen Dad“, platzte es aus ihr heraus, und sofort fragte sie sich, ob er das falsch auffassen würde. „Ich meine das positiv. Er war der beste Mann, den ich kannte.“

Sein Blick fing ihren auf. „Das ist ein großes Kompliment. Danke.“

„Gern geschehen.“

Lawson erkannte, dass er in Schwierigkeiten steckte. Eigentlich hatte er angenommen, gegen ein hübsches Gesicht immun zu sein, aber da hatte er sich wohl geirrt. In der Sekunde, in der ihm Shaye mit ihren langen roten Haaren und den Sommersprossen über den Weg gelaufen war, hatte er einen Tritt gegen den Magen verspürt, der ihn in die Knie zwang. Doch das war gar nicht der Punkt; Aussehen war nur oberflächlich. Das eigentliche Problem war, dass er sie immer mehr mochte, je mehr sie sich unterhielten.

„Wo ist dein Vater jetzt?“, fragte er und nahm seinen Beeren-Pie in die Hand.

Sie unterdrückte einen Seufzer. „Ich habe ihn vor drei Jahren verloren. Er hat einen Herzinfarkt erlitten und ist gestorben. Es gab immer nur uns drei. Keiner meiner Eltern hatte noch Verwandte, also standen wir einander sehr nahe. Ihn zu verlieren war ein großer Schock für meine Mom und mich.“

Sie versuchte sich an einem Lächeln. „Ich bin für ein paar Monate wieder nach Hause gezogen, um bei ihr zu sein. Damals war ich auf dem College und hatte einen Teilzeitjob, um mir das Studium zu finanzieren. Meine Eltern hatten nie viel Geld. Mein Dad hat bei der Post gearbeitet, und meine Mom hatte gesundheitliche Probleme, sodass sie nicht immer arbeiten konnte. Sie hatten angeboten, einen Kredit auf ihr Haus aufzunehmen, um das College zu bezahlen, aber das wollte ich nicht. Sie haben so hart dafür gearbeitet, das Haus abzubezahlen, und es war ihre Altersvorsorge. Die konnte ich ihnen nicht nehmen.“

„Das verstehe ich“, sagte er. „Sie kümmern sich unser ganzes Leben lang um uns, aber dann verändert sich etwas, und wir fangen an, darüber nachzudenken, wie wir uns um sie kümmern können.“

Sie nickte. „Genauso ist es. Dann ist er gestorben, und ich war so dankbar, dass meine Mom das Haus hatte. Mein Dad hatte eine kleine Lebensversicherung, deshalb wusste ich, dass sie klarkommen würde. Und gerade als ich darüber nachdachte, mein Studium wieder aufzunehmen, da ist auch sie gestorben.“

Ihre wunderschönen grünen Augen füllten sich mit Tränen, die sie schnell wegblinzelte.

„Sie hat länger geschlafen, was öfter vorkam. Es war keine große Sache, aber plötzlich hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Ich ging in ihr Zimmer, und sie war über Nacht für immer eingeschlafen.“

Instinktiv streckte er die Hand über den Tisch aus und nahm ihre. „Das tut mir leid. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schwer das für dich gewesen sein muss, beide so kurz hintereinander zu verlieren.“

„Das war es. Sie sind so schnell gegangen, ohne irgendeine Warnung. Ich bin … einfach zusammengebrochen. Ich hatte keine Familie mehr und wusste nicht, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Meine Freunde haben mir geholfen, aber sie haben ja auch ihr eigenes Leben. Es war eine schwere Zeit.“

Sie zog ihre Hand zurück und sah ihn an. „Ich habe keine Ahnung, warum ich dir das alles erzähle. Du musst mich für sehr seltsam halten.“

„Ich denke, du hast viel durchgemacht und tauchst daraus jetzt langsam wieder auf. Das schafft nicht jeder. Sei stolz auf deine Fortschritte.“

Sie schenkte ihm ein Lächeln, das ihm den Atem raubte.

„Ich schätze, du weißt, was es heißt, mit dem Unerwarteten umgehen zu müssen“, murmelte sie.

Er nickte langsam. „Ich habe so einiges gesehen. Ich habe zwar acht Jahre damit zugebracht, Autos zu reparieren, aber ich war in Afghanistan sehr nah an den Kämpfen dran.“

„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das ist. Woher hattest du den Mut dazu?“

„Mut wozu?“

„Dich zu verpflichten, wenn ein Krieg im Gange war. Mehrere sogar. Du konntest nicht wissen, ob du heil zurückkehren würdest.“

„Es ist wichtig zu dienen.“

Sie lächelte, und die ganze Welt erstrahlte. „Einfach so? Du hast es gemacht, weil es das Richtige war?“

Er verstand ihre Frage nicht, antwortete aber trotzdem: „Ja.“

„Wow.“

„Das ist nicht wow.“

Sie lachte. „Finde ich schon. Aber lassen wir es gut sein. Bist du froh, wieder zu Hause zu sein?“

„Ja. Ich bin bereit für den nächsten Abschnitt meines Lebens.“ Er zögerte, bevor er gestand: „Ich überlege, mir ein Haus zu kaufen.“

„Das freut mich für dich.“

„Die Anzahlung wird einen Großteil meiner Ersparnisse auffressen, aber ich möchte Wurzeln schlagen. Im Moment wohne ich in einer Wohnung über der Garage meiner Schwester. Ich mag es, ihr und ihrer Familie nah zu sein, aber ich glaube, es ist an der Zeit für ein wenig Abstand.“

„Hast du noch mehr Geschwister?“

„Ja. Ich bin einer von fünfen. Der Mittlere, aber der älteste Junge. Meine beiden älteren Schwestern wohnen noch hier in der Stadt, aber meine jüngere Schwester und mein Bruder wollten die Welt sehen. Meine Eltern sind noch hier. Sie haben vier Enkelkinder, aber meine Mom beklagt sich, dass sie noch mehr will.“

„Fühlst du dich unter Druck gesetzt?“

Er grinste. „Ab und zu, und dann muss ich ihre Tränen ertragen, während sie versucht, mir Schuldgefühle zu machen, damit ich ihr ein paar Enkel schenke.“

„Aber bisher hast du widerstanden?“

„Ich denke, ich möchte erst heiraten. Was das angeht, bin ich ziemlich altmodisch.“

„Ich auch.“

Sie schauten einander an und lächelten.

„Wollen wir ein wenig spazieren gehen?“, fragte er. „Ich kann dir den Weihnachtskranz zeigen, unseren Marktplatz. Dort sollte es jetzt ruhig sein. Der Lauf endet am Lichterpark, wo ein Barbecue für die Teilnehmer und deren Familien stattfindet. Die meisten werden erst in ein paar Stunden zum Weihnachtskranz zurückkehren.“ Er zwinkerte ihr zu. „Ich kann dir alle möglichen Insiderinformationen geben.“

„Das wäre schön.“

Sie warfen ihren Müll weg, dann zeigte Lawson auf den ersten Laden zu ihrer Linken.

Navidad Café. Das Essen da ist super. Ehrlich, ihre gemischten Vorspeisen sind die besten, und meine Schwestern und meine Mom schwören, dass die Margaritas himmlisch sind.“

Shaye grinste ihn an. „Du bist kein Fan von Margaritas?“

„Eher nicht. Daneben ist der Geist der Weihnacht. Eine Bar. Und das mit dem Geist nehmen sie sehr wörtlich.“

„Das verstehe ich nicht.“

„Sie bieten nur harte Spirituosen an. Kein Bier, keinen Wein. Howard, der Besitzer, nimmt es damit sehr genau. Es gibt zwar eine Speisekarte, aber er mag es nicht, wenn Leute was davon bestellen.“

Shaye lachte. „Warum bietet er es dann an?“

„Keine Ahnung.“ Er zeigte auf den nächsten Laden. „Judys Pasteten kennst du bereits, also muss ich dazu nichts mehr sagen.“

Sie gingen weiter.

„Da sollten wir reingehen“, schlug er vor.

Autor

Susan Mallery

Die SPIEGEL-Bestsellerautorin Susan Mallery unterhält ein Millionenpublikum mit ihren Frauenromanen voll großer Gefühle und tiefgründigem Humor. Mallery lebt mit ihrem Ehemann und ihrem kleinen, aber unerschrockenen Zwergpudel in Seattle.

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