Die Flammen der Leidenschaft - 9. Kapitel

Die Flammen der Leidenschaft

9. KAPITEL

Erst als Kate auf den Tacho ihres Autos sah, bemerkte sie, dass sie viel zu schnell fuhr. Immer noch spürte sie ihre Wangen vor Scham und Wut brennen. Mühsam zwang sie sich dazu, langsamer zu fahren.

    Ein Teil von ihr hatte Verständnis für Lance’ Verhalten – er wollte mit der Lösung der Verlobung warten, bis er Lexi persönlich sprechen konnte. Und selbst wenn er nur ein Zehntel von dem für Kate empfand, was Kate für ihn fühlte, musste es schwer genug für ihn sein, all den Gefühlen und der enormen Anziehungskraft zwischen ihnen zu widerstehen, denen sie sich täglich aussetzten – Verlobung hin oder her.

    Aber am meisten beunruhigte sie ihre eigene Reaktion. Sie hatte völlig vergessen, wer sie war. Ihre neuen Klamotten und das Make-up hatten sie glauben lassen, jemand anderes zu sein – aber nicht mehr die Kate, die sie kannte. Diese Erkenntnis war ihr in dem Moment gekommen, als sie in Lance’ Büro in der Ecke hastig ihre Kleider übergestreift hatte – da hatte sie gemerkt, dass sie einen Fehler beging.

    Liebe sollte sich nicht so anfühlen, überlegte sie, als sie den Wagen abstellte und ins Haus ging.

    Liebe sollte etwas Schönes sein, das man mit anderen teilte. Aber bisher war ihre Liebe zu Lance nur ein kleines, schmutziges Geheimnis gewesen. Es war ihr vorher gar nicht aufgefallen, dass dies in ihrer Beziehung zur festen Gewohnheit geworden war. Im Laufe der Zeit hatte sie sich daran gewöhnt, ihre Gefühle und sich selbst zu verbergen.

    Zwar war die letzte Woche wundervoll gewesen, aber heute Abend hatte sie erkannt, dass sie mehr wollte.

    Sie warf einen Blick auf das Armband, das Lance ihr geschenkt hatte und wusste, dass sich für ihn nichts geändert hatte, er empfand immer noch genauso viel oder wenig für sie wie vor dem Vorfall. Aber sie hatte keine Ahnung, was er wirklich von ihr wollte. Wollte er die Affäre einfach nur ziellos weiterlaufen lassen?

    Und wollte sie wirklich für ihn weiterarbeiten – und mit ihm schlafen?

    Das war wohl das Dilemma der modernen Frau, dachte sie. Es gab keine klaren Grenzen bei diesem Thema. Sie hatte keine Ahnung, welche Richtung sie einschlagen sollte.

    Sie stellte sich unter die Dusche und wünschte sich, die Erinnerungen an Lance in und an ihrem Körper wegspülen zu können – die Erinnerungen an die Nähe, die sie für eine viel zu kurze Zeit geteilt hatten.

    Sie zog ein Sommerkleid an und ging durch ihr Haus, das sie mit Antiquitäten eingerichtet hatte, die ihre Mutter und sie in einem Ort in der Nähe von Dallas gekauft hatten. Die Wände waren mit Familienfotos geschmückt. Aber nichts von all dem gehörte wirklich zu ihr – all diese Dinge wirkten, ähnlich wie ihre neuen Anziehsachen, wie Schaufensterdekorationen für eine Person, die Kate gerne sein wollte, aber nicht war. Dieses Haus war einfach nur so, wie Kate es sich für ein Stadtmädchen vorgestellt hatte. Aber Kate hatte nie wie eine dieser Großstadtfrauen gelebt – bis jetzt. Sie wollte, nein, sie musste ihr Leben ändern, wenn sie die Gefühle, die Lance in ihr auslöste, irgendwie überleben wollte.

    Bis zu diesem Monat war ihr gar nicht klar gewesen, wie tief ihre Gefühle für Lance wirklich waren. Mittlerweile liebte sie das Lächeln, das er ihr schenkte, wenn niemand in ihrer Nähe es sah. Sie liebte die kleinen Überraschungen, die er ihr bereitete, und sie mochte das Gefühl, als ob sie die einzige Frau auf der Welt war, die er treffen und mit der er seine Zeit verbringen wollte, das er ihr vermittelte.

    Und diese Art von Liebe … die verschwand nicht einfach so. Sie musste sich über alles erst einmal klar werden. Konnte sie ihre Affäre mit Lance fortsetzen, obwohl er immer noch verlobt war?

    Als es eine Stunde später an ihrer Tür klopfte, konnte es nur eine Person sein.

    Sie öffnete die Tür, stellte sich aber in den Rahmen. „Lance“, sagte sie lediglich.

    „Kann ich reinkommen?“

    Nachdenklich legte sie den Kopf schief. Zwar war Lance schon mehrfach hier gewesen, aber nicht, seitdem sie sich nähergekommen waren. Alle ihre Stelldicheins – was für ein altmodisches Wort das war, dachte sie – hatten bei Lance stattgefunden. Schließlich ließ sie ihn doch hinein, denn sie mussten wirklich unbedingt miteinander reden. „Klar. Ist alles in Ordnung mit den Ermittlungen?“

    „Ja. Mr. Martin hat ein paar ungeduldige Arbeiter aufgegriffen, die sich in der Nähe der Brandstelle aufgehalten haben, und ich musste ihm versichern, dass sie sauber sind.“

    Sie ging voraus ins Wohnzimmer und hörte, wie Lance die Eingangstür schloss. Dann setzte sie sich in den Schaukelstuhl, der ihrer Großmutter gehört hatte, und nahm einen Schluck Limonade.

    „Möchtest du auch was trinken?“, erkundigte sie sich.

    „Wenn du ein Bier hättest, das wäre toll“, erwiderte Lance, der unschlüssig den Picknickkorb in der Hand hielt. „Hast du schon was gegessen?“, fragte er.

    „Nein, bisher noch nicht.“

    „Ich packe schon mal aus, während du mir das Bier holst. Ich bin fast am Verhungern. Es war ein langer Tag.“

    „Ja, wem sagst du das“, stimmte Kate zu. Mit ihrem Boss zu schlafen war wirklich anstrengend gewesen. In ihrem Kühlschrank fand sich ein Coors Light, das sie Lance brachte. Mit einem dankbaren Lächeln nahm er es ihr aus der Hand.

    Nachdem er sich einen kräftigen Schluck genehmigt hatte, setzte er die Flasche auf einem Untersetzer auf dem Couchtisch ab. Er hatte kalte Pasta und Geflügelsalat ausgepackt, genau die Art von Abendessen, die Kate an einem heißen Juliabend liebte. Sehr wahrscheinlich war es kein Zufall, dass Lance ausgerechnet diese Sachen mitgebracht hatte, denn er war ein sehr aufmerksamer Mann.

    „Danke für das Essen“, sagte sie, als sie sich neben ihn auf das Sofa setzte und nach einer Gabel griff. Sie lenkte das Gespräch auf die Arbeit und auf Mitch, der am Ende der Woche aus Washington zurückkehren würde. Sie wollte auf gar keinen Fall über ihr Liebesgeständnis sprechen.

    Doch als sie das Essen beendet hatten, lehnte Lance sich auf der Couch zurück, breitete die Arme auf der Rückenlehne aus und sagte: „So, und du liebst mich also?“

Lance hatte während der Fahrt zu Kate an nichts anderes denken können. Keine Frau hatte ihm jemals gesagt, dass sie ihn liebte – eingeschlossen seine Verlobte und seine Mutter. Er war nicht unbedingt ein sehr gefühlsbetonter Mann, aber dass Kate ihn liebte, bedeutete ihm viel.

    Jetzt, da sie ihm ihre Gefühle für ihn gestanden hatte, wollte er es noch mal hören. Und er wollte sie lieben, während sie es sagte. Er wollte ihr dabei so nah sein, wie nur irgend möglich.

    „Ich … ja, ich liebe dich, aber das bedeutet nicht, dass du mit mir machen kannst, was du willst“, sagte Kate.

    „Ich habe nicht einen Moment daran gedacht, dass es möglich sein könnte. Eigentlich habe ich gar keine Ahnung, was es bedeutet“, sagte Lance.

    „Was redest du da?“

    „Ich will damit sagen, dass ich nicht sehr viel Erfahrung mit der Liebe habe“, erklärte er.

    „Tja, da du der einzige Mann bist, in den ich mich je verliebt habe, kann man wohl sagen, dass keiner von uns beiden sehr viel Erfahrung in diesen Dingen hat“, stellte Kate fest.

    Trotzdem kannte Kate sich in Sachen Liebe doch besser aus als Lance, fand er. Er wusste, dass sie sich zwar gelegentlich über ihre Familie beschwerte, sie aber trotzdem behütet aufgewachsen war und geliebt wurde.

    „Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich die besten Voraussetzungen sind“, meinte Kate.

    „Warum nicht?“

    „Weil Liebe auf Gegenseitigkeit beruhen sollte, ansonsten ist sie eben nicht gut. Du musst dich also auch ein wenig bemühen.“

    „Hör mal, Kate. Ich kann nichts versprechen, was ich nicht halten kann.“ Würde er Kate jetzt verlieren? Das wollte er auf gar keinen Fall. Nachdem er sie auf diese Weise kennengelernt hatte, konnte er sie nicht mehr so einfach wieder fortgehen lassen.

    „Danke, dass du so ehrlich bist. Aber ich muss endlich tun, was gut für mich ist. Ich kann einfach keinen Mann lieben, für den ich nicht an erster Stelle komme.“

    „Das ist nicht fair, du weißt, dass du für mich das Wichtigste bist.“

    „Ja, wenn uns niemand sieht: in deinem Büro oder bei dir zu Hause“, antwortete Kate leise.

    Sie hatte es satt, sich vor der Welt verstecken zu müssen – das hatte Lance jetzt verstanden, und er fand diese Einstellung gut. Aber er wollte nicht, dass Kate dachte, sie könne ihn nach ihren Wünschen manipulieren. Es war ihm wichtig, dass sie ihm die Führung in ihrer Beziehung überließ.

    „Was soll ich dazu sagen?“, fragte er.

    Sie biss sich auf die Lippen und drehte sich zur Seite, sodass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. „Wenn ich dir das erst erklären muss, bedeutet das, wir haben nichts mehr zu bereden.“

    Lance war nicht sicher, worauf sie hinauswollte. Doch halt, das stimmte nicht, er wusste ganz genau, was sie wollte. „Ich werde nicht sagen, dass ich dich liebe, Kate. Ich habe dir schließlich gerade erst gesagt, dass ich mit diesem Gefühl überhaupt keine Erfahrung habe.“

    „Wie kannst du das nur sagen? Du hast dich schon mit so vielen Frauen getroffen.“

    „Keine von denen hat mich geliebt.“

    „Aber deine Mutter hat dich wohl geliebt und dein Vater auch, oder? Und Mitch liebt dich.“

    Lance zuckte mit den Schultern. Die Zuneigung, die sein Bruder und er füreinander empfanden, würde er nicht unbedingt als Liebe bezeichnen. Es war lediglich ein Band, das in ihrer Kindheit zwischen ihnen geschmiedet worden war – und das kaum etwas in der Welt zerstören konnte. „Ich weiß nicht. Das kann man nicht vergleichen.“

    „Warum nicht?“, wollte sie wissen.

    „Weil ich möchte, dass du mich liebst. Es fühlt sich richtig an, Kate. Ein Teil von mir weiß, dass du zu mir gehörst. Egal ob es richtig oder falsch ist, aber so fühle ich nun einmal.“

    „Ich gehöre zu dir?“, fragte sie.

    Er nickte. Was würde er machen, wenn sie ihm sagte, dass er verschwinden sollte – nicht nur aus ihrem Haus, sondern auch aus ihrem Leben? Das was er ihr eben gesagt hatte, hatte er noch nie zu jemandem gesagt. Mehr konnte er einfach nicht geben.

    „Ich mag den Gedanken, zu dir zu gehören, Lance. Aber ich bin verwirrt“, meinte Kate.

    „Das verstehe ich. Aber was soll ich tun, damit du weißt, woran du bist?“

    „Du bist immer noch verlobt mit Lexi“, stellte Kate fest.

    „Ich löse die Verlobung auf, Kate. Ich kann keine andere heiraten, wenn wir zusammen sind.“

    In diesem Augenblick erkannte Lance, dass er alles tun würde, worum Kate ihn bitten würde, wenn es in seiner Macht stand. Er wollte endlich klare Verhältnisse. Es wurde höchste Zeit für ihn herauszufinden, was er als Mann wollte.

    Und im Moment sah es so aus, als wäre Kate alles, was er wollte.

    „Gib mir ein bisschen Zeit, um darüber nachzudenken“, sagte sie. „Ich habe das Gefühl, dich schon ewig zu lieben, und vielleicht ist es an der Zeit herauszufinden, was es wirklich für mich bedeutet – und für dich.“

    Lance gefiel nicht, was sie da sagte. Aber er würde bestimmt nicht um ihre Zuneigung betteln. Zu häufig hatte er heftige Auseinandersetzungen zwischen seinen Eltern mitbekommen, bei denen es um das gleiche Thema gegangen war.

    „Ich spiele dein Spiel nicht mit, Kate. Wenn du mit mir zusammen sein willst – wenn du mich liebst –, könntest du dich auch ein bisschen mehr anstrengen, finde ich.“

    Als Kate die Arme vor der Brust verschränkte und ihn ansah, wusste Lance sofort, dass er das Falsche gesagt hatte.

    „Ich liebe dich seit einer sehr langen Zeit, Lance Brody, während du noch nicht einmal bemerkt hast, dass es mich überhaupt gibt. Du musst tun, was du tun musst. Ich spiele keine Spielchen mit dir, sondern spreche nur aus, was mir wichtig ist. Und ich habe keine Lust darauf, von dir herumgeschubst zu werden.“

    „Ich schubse dich nicht herum“, entgegnete Lance. Langsam wurde ihm klar, dass ihre Liebe nicht echt sein konnte. Wahrscheinlich ging es eben doch nur um Sex. Für Kate war ihr Verhältnis etwas Besonderes, weil er der erste Mann war, bei dem sie sich wie eine Frau gefühlt hatte. Aber war das wirklich Liebe?

    Kate schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht gesagt, dass du etwas falsch gemacht hast, ich brauche nur Zeit zum Nachdenken. Und du brauchst die Zeit, um die Sache mit Lexi zu klären. Lance, ich höre bestimmt nicht über Nacht auf, dich zu lieben.“

    „Darauf würde ich nicht wetten. Es kommt mir fast so vor, als müsste ich nach deiner Vorstellung erst eine Checkliste mit Punkten abarbeiten, bevor du dich wirklich auf mich einlässt.“ Lance stand auf, um zur Eingangstür zu gehen. „Du hast dich wirklich nicht verändert, obwohl du das glaubst, denn du stehst immer noch an der Seitenlinie des Lebens und wartest darauf, dass das Leben dich abholt.“

Kate sah Lance dabei zu, wie er das Haus verließ und unterdrückte den Drang, ihn aufzuhalten. Aber er hatte sie doch angelogen! Immer noch war er mit der anderen Frau verlobt, die er, und das war fast das Schlimmste an der ganzen Sache, noch nicht einmal liebte. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, kehrte sie ins Wohnzimmer zurück, wo sie die Reste ihres gemeinsamen Abendessens erwarteten.

    Ihr wollte nicht in den Kopf gehen, wie ein Mann auf der einen Seite so perfekt sein konnte, dass sie sich in ihn verliebte, er sie aber auf der anderen Seite so schwer enttäuschte.

    Auch auf die Gefahr hin, sich selbst etwas vorzumachen, aber Lance war vielleicht immer noch an ihr interessiert – auch, wenn er es nicht direkt Liebe nannte.

    Ihr Telefon klingelte, und sie erkannte Lance’ Nummer.

    Sie ging ran. „Hallo, Lance.“

    „Hör zu, Katie. Ich weiß nicht genau, was ich gesagt habe, und warum die Situation so außer Kontrolle geraten ist. Aber ich will auf keinen Fall unsere Beziehung beenden.“

    Das wollte Kate auch nicht. Doch als sie sich in ihrem einsamen, kleinen Reihenhaus umsah, wusste sie, dass sie nicht so weitermachen konnten wie bisher. Lance’ Verlobung hatte den Stein ins Rollen gebracht – sie hatte endlich gehandelt und die Dinge verändert, die sie zu lange einfach nur hingenommen hatte. Und sie hatte schließlich herausgefunden, dass kein Mann – besonders nicht Lance – sich in sie verlieben würde, wenn sie nur einfach da war.

    „Ich kann das im Augenblick nicht, ich muss nachdenken“, sagte sie.

    „Was kannst du nicht?“

    „Mit dir reden. Ich würde allem, was du sagst, zustimmen, und das wäre nicht gut. Weder für mich noch für dich. Du hast gesagt, du weißt nicht, was Liebe ist, und dass du sie nie auf so eine Art erfahren hast. Ich glaube, ich weiß, was du damit gemeint hast.“

    „Was habe ich denn damit gemeint?“

    Er hatte damit sagen wollen, dass er nie zuvor einem Menschen wie ihr begegnet war, jemand, der so in ihn verliebt war, dass er jedes kleinste bisschen Zuneigung, das er ihm entgegenbrachte, begierig aufsaugte. Damit war es jetzt aber vorbei, sie hatte schließlich ihren Stolz … und verdiente etwas Besseres.

    „Deiner Meinung nach ist es in Ordnung gewesen, dass ich dich liebe“, sagte sie.

    „Mehr als in Ordnung“, erwiderte Lance.

    „Warum? Liebst du mich denn auch?“, wollte Kate wissen.

    Als er zögerte, war ihr das Antwort genug.

    „Verdammt, Kate, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich begehre dich mehr, als ich je eine andere Frau begehrt habe“, antwortete Lance.

    Das reichte ihr nicht, immerhin konnte sich ihr Aussehen verändern. Würde das zwangsläufig bedeuten, dass Lance sie früher oder später nicht mehr lieben würde?

    „Das ist nicht genug“, bemerkte sie.

    „Es ist immerhin ein Anfang“, meinte Lance.

    „Ja, vermutlich ist es das. Ich möchte aber auch geliebt werden von demjenigen, den ich liebe. Ich will, dass du genauso gerne mit mir zusammen bist wie ich mit dir.“

    „Katie-Girl, du machst die Sache komplizierter, als sie sein müsste. Ich komm zu dir, und ich zeige dir, dass ich dich genauso brauche wie du mich“, versuchte Lance, sie zu locken.

    Die Versuchung, Ja zu sagen, war groß, und beinahe hätte Kate es auch getan, doch sie durfte nicht vergessen, dass Sex nicht das Gleiche wie Liebe war. Sie war nicht auf Lance angewiesen, gleichgültig, wie toll es zwischen ihnen beiden lief, aber Sex war eben nur Sex, und den konnte sie auch mit jemand anderem haben.

    „Ich rede nicht davon, miteinander zu schlafen, Lance.“

    „Aber genau das ist doch ein Ausdruck für das, was wir fühlen.“

    „Was wir fühlen? Liebst du mich denn auch?“

    „Verdammt noch mal, Kate, ich habe doch schon gesagt, dass ich es nicht weiß.“

    „Das weiß ich. Es tut mir leid, dass ich dich gedrängt habe. Aber ich weiß mir einfach keinen anderen Rat mehr. Als du dich verlobt hast, hast du mir das Herz gebrochen. Und heute Abend musste ich erfahren, dass du immer noch verlobt bist.“

    Sie hörte auf zu reden. Sie konnte Lance nicht weiterlieben, jetzt, wo sie wusste, dass er ihre Liebe eigentlich gar nicht erwiderte. Und jetzt, wo sie außerdem wusste, dass er immer noch mit Lexi verlobt war.

    „Ich werde Lexi Cavanaugh nicht heiraten, Kate. Ich kann keine andere Frau heiraten, solange ich etwas für dich empfinde, auch wenn ich es nicht benennen kann.“

    „Gut, das beruhigt mich ein wenig. Aber ich brauche Abstand zu dir, bis du das geklärt hast.“

    „Warum?“

    Sie konnte einfach nicht sicher sein, dass Lance tatsächlich das Gleiche für sie empfand wie sie für ihn.

    Diese Gewissheit brauchte sie aber unbedingt. Denn dann würde alles, was sie zusammen taten, aus Liebe getan werden. Und das würde genug für sie sein. Aber das konnte sie ihm nicht erklären, sie fand es ja selbst verwirrend.

    „Ich muss einfach ein bisschen Abstand haben. Es tut mir leid.“

    Lance schwieg am anderen Ende der Leitung, und Kate fragte sich, was er wohl dachte. Obwohl sie ihn in den vergangenen Wochen sehr gut kennengelernt hatte, war dieser Mann immer noch ein Rätsel für sie. Wahrscheinlich würde er es auch immer bleiben. Das war schließlich einer der Gründe dafür gewesen, warum sie sich in ihn verliebt hatte. Manchmal lagen in seinem Blick ein Geheimnis und eine Traurigkeit, die Kate unwiderstehlich fand.

    Egal was passieren würde, sie ahnte, dass sie Lance immer lieben würde.

    „Mach’s gut, Lance.“

    Er fluchte verhalten. „Gibst du deinen Job bei Brody Oil and Gas genauso auf, wie du mich aufgibst?“

    „Ja, das mache ich. Ich komme nicht mehr ins Büro zurück. Wahrscheinlich verlasse ich sogar Houston.“

    „Mach das“, erwiderte er. „Renn weg, wenn du meinst, dass es das Richtige ist. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es dir hilft.“

    „Woher willst du das wissen?“

    „Meine Mutter ist einfach weggerannt, und ich glaube nicht, dass sie glücklicher gewesen ist, nachdem sie uns verlassen hat.“

    Bevor Kate etwas darauf erwidern konnte, hatte er aufgelegt. Kate wurde klar, dass sie Lance tiefer verletzt hatte, als sie für möglich gehalten hatte. Doch das durfte nicht ihre größte Sorge sein. In erster Linie musste sie sich um ihr Herz kümmern, das sich anfühlte, als wäre es soeben in zwei Hälften zerbrochen.

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