Die Schöne und der Bastard - Kapitel 14

~ Kapitel 14 ~

Möge Gott mich vor den Unschuldigen und den Narren bewahren! ging es Soren durch den Kopf, als diese Worte über ihre Lippen kamen. Über diese Lippen, die ihn dazu brachten, während der gemeinsamen Mahlzeit Wein zu trinken. Diese Lippen, die er am liebsten geküsst und gekostet hätte. Er wollte sie nicht haben?

Wenn sie ihn noch ein wenig mehr reizte, würde er sie auf dieses allzu verlockende Bett legen, ihr alle Kleidung ausziehen, die sie am Leib trug, und dann jedes Fleckchen ihrer Haut küssen. Und wenn es keine Stelle an ihrem Körper mehr gab, die nicht von seinem Mund und seinen Händen berührt worden war, dann würde er sich zwischen ihren Schenkeln in Position bringen und sie zu seiner Frau machen. Seine Männlichkeit regte sich bei dieser Vorstellung.

Sybilla glaubte, er wolle sie nicht haben?

Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und betrachtete sie. So etwas würde sie ganz sicher nicht glauben, wenn sie gewusst hätte, wie viel Mühe es ihn gekostet hatte, mit dem Priester über eine Aufhebung ihrer Ehe zu reden, anstatt sich zu ihr ins Bett zu legen. Sein Verstand wusste, was ihre Frage zu bedeuten hatte, sein Körper dagegen wollte sie zu gern falsch verstehen.

„Die Worte eines Kindes.“ Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her, weil seine erregte Männlichkeit ihn beim Sitzen störte. Zum Glück konnte sie ihn dabei nicht beobachten. „Während ich Raed unterwiesen habe, was zu seinen Pflichten gegenüber seinem Herrn gehört, ist mir ins Gedächtnis gekommen, welche Pflichten ich dir gegenüber habe.“ Er durfte jetzt nur nicht an ganz bestimmte Pflichten denken, sonst würde er gleich unterbrechen und sich zurückziehen müssen.

„Ich muss gestehen, ich kann Euch nicht folgen, Lord Soren.“ Sie sah ihn verwirrt und auch aus einem unerfindlichen Grund ein wenig verärgert an.

„Ich habe zu Raed gesagt, dass es zu den Pflichten eines Mannes gehört, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen und zuzugeben, wenn er sich geirrt hat. Genau darum geht es, Sybilla.“

„Lord Soren, verzeiht mir meine Beharrlichkeit, aber warum sollte Euch interessieren, was mit mir geschieht? Ihr habt mir sehr deutlich Eure Gründe dargelegt, wieso Ihr mich hasst. Ich begreife Euren Hass, und ich begreife auch Euer Streben nach Vergeltung. Aber das hier, das …“, sie deutete mit einer Hand auf den Tisch, „… das begreife ich nicht.“

Er stand auf und schob den Stuhl nach hinten. Prompt verkrampfte sie sich, um sich auf das gefasst zu machen, was er als Nächstes tun würde. Dieses Verhalten hatte er bei ihr schon zuvor beobachtet.

„Der Axthieb, mit dem dein Vater auf mich losgegangen ist, hätte mich töten sollen, Sybilla. Niemand, weder Heilkundige noch Priester, nicht einmal Williams Leibarzt konnte sich erklären, wie ich diesen Angriff überlebte. Aber ich weiß wieso: Ich musste weiterleben, damit ich mich an ihm rächen konnte. Dieser Gedanke hielt mich am Leben, in jeder noch so qualvollen Stunde, bei jedem Versuch der Heilkundigen, das beschädigte Fleisch meines Körpers wiederherzustellen. Jedes Mal wenn ich in Versuchung geriet, einfach zu kapitulieren und mich dem Tod hinzugeben, da begann sich meine Rachsucht zu widersetzen und zwang mich zum Weiterleben.“

Bei seinen Ausführungen bekam sie eine Gänsehaut, während sie die Serviette mit beiden Händen zusammenpresste. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, ihr auch noch den Rest zu sagen. „Ich kam her, um dich zu töten und um alles zu vernichten, was Durward gehört hat“, erklärte er, ohne die Wahrheit zu beschönigen.

Sybilla schob ihren Stuhl ein Stück weit nach hinten und versuchte aufzustehen, aber er fasste sie an den Schultern und hielt sie zurück. Als er sie wieder zurück auf den Stuhl dirigiert hatte, sprach er: „Du bist jetzt vor mir sicher.“ Sie aber schüttelte den Kopf, und er konnte das wiedererwachte Entsetzen an ihrer Miene ablesen.

„Alston und du, ihr wart nicht das, was ich erwartet hatte“, verriet er ihr. „Ich habe lange Zeit vergessen, dass meine Männer aus dem Grund an meiner Seite kämpften, weil sie sich irgendwo zusammen mit mir niederlassen wollten. Deshalb haben sie mich begleitet. Ich war bereit, dich zu töten, bis mir deine Leute gezeigt haben, was Loyalität heißt. Als sie sich schützend vor dich stellten, da verlor ich den Willen, dir das Leben zu nehmen.“

Er hielt inne und musterte ihr wunderschönes Gesicht, das eine ganze Reihe von wechselnden Gefühlen erkennen ließ, die alle etwas mehr über sie verrieten. Den Gesichtsausdruck, den sie dann beibehielt, erkannte er sofort, da er ihn selbst oft genug zur Schau trug: Zorn.

„Also habt Ihr mich stattdessen geheiratet?“, fragte sie, warf die Serviette zur Seite und umklammerte die Armlehnen.

„Es schien mir zu der Zeit die bessere Lösung.“

Dann tat sie auf einmal etwas, was er bei ihr noch nie erlebt hatte: Sie lachte. Kein Kichern oder Lächeln, sondern ein von Herzen kommendes Lachen. Es fiel ihm schwer zu glauben, dass sie blind war, weil ihre Augen dabei funkelten. Nach einem Moment wurde das Lachen leiser, dann verstummte es, und sie schaute ernst drein.

„Und jetzt wollt Ihr, dass ich von hier weggehe?“

Soren hatte den wahren Grund für die Heirat bislang verschwiegen, doch nun musste er mehr über seine Pläne verraten, als er es gegenüber irgendeinem Menschen tun wollte. Konnte er ihr vertrauen?

„Alston nimmt einen wichtigen Platz hier oben im Norden ein, Sybilla. Alston muss gehalten werden, damit die Grenze zu den Schotten auf ganzer Länge gesichert bleibt, und es muss Northumbria davon abhalten, sich Williams Land einzuverleiben.“ Er ließ eine Pause folgen, damit sie das alles verarbeiten konnte. „William hat mich hergeschickt, damit ich die Kontrolle über dieses Land übernehme und es verteidige. Ich soll beurteilen, wer loyal ist und wer danach streben könnte, seine Herrschaft hier und auch im Süden zu stürzen.“

Soren wusste, dass Morcar und Edwin glaubten, William würde sich mit dem Land begnügen, das den Godwinsons gehört hatte, doch ihm selbst war etwas anderes bekannt. William wollte über einen möglichst großen Teil der Insel herrschen, dabei war die westliche Hälfte des Nordens nur der Anfang.

„Und …?“ Kluges Mädchen. Sie wusste, das war noch nicht alles.

„Die Verräter sind näher, als ich es mir je vorgestellt hätte“, antwortete er. „Ich muss in Alston für Frieden sorgen, erst dann kann ich meine Anstrengungen auf die Feinde richten, die dort draußen lauern.“

„Dann heißt das, dass Ihr Euch Eurer Probleme hier in Alston entledigt, wenn Ihr mich ins Kloster schickt?“, fragte sie argwöhnisch.

Soren fuhr sich durchs Haar und schüttelte den Kopf. Sie glaubte tatsächlich, er wollte sie wegschicken. Offenbar ergab sein Plan für niemanden außer ihm selbst einen Sinn.

„Nein, ich brauche dich hier. Allerdings bin ich bereit, die Ehe für ungültig erklären zu lassen, nachdem hier Ruhe eingekehrt ist – sofern das dann immer noch dein Wunsch ist.“

Nun schüttelte sie den Kopf. „Ich verstehe das nicht. Wie soll es Euch von Nutzen sein, wenn ich bei Euch bleibe?“

„Ich muss in der Lage sein, mich auf die Ausbildung und Verteilung meiner eigenen und jener Männer zu konzentrieren, die Giles und Brice mir von ihren Streitkräften überlassen. Angesichts der Berichte über Rebellen in der Umgebung von Alston muss ich die Verteidigung des Guts und der Festung stärken und dafür sorgen, dass die Rebellen von ihren Verbündeten abgeschnitten werden. Da demnächst die Ernte ansteht, brauche ich jemanden, der mit Guermont und seinen Männern zusammenarbeitet und das Ganze überwacht. Jemanden mit Erfahrungen, jemanden, der sich mit den Äckern, den Getreidesorten und den Leuten hier auskennt. Du, Sybilla, bist dieser Jemand, den ich brauche.“

„Ich kann gar nichts überwachen, Mylord, weil ich nichts sehen kann.“

Der verbitterte Tonfall hallte einen Moment lang nach, ehe er begann, sein Angebot an sie zu versüßen. „Ich werde auf die Sicherheit deiner Leute achten, Sybilla. Wenn in diesem Gebiet Ruhe eingekehrt ist und die Rebellengruppen zerschlagen wurden, was alles nicht länger als ein halbes Jahr dauern wird, dann werde ich deiner Bitte nachkommen und dich gehen lassen. Ganz gleich, ob du dann noch blind bist oder wieder sehen kannst, du wirst dann frei sein das zu tun, was immer du willst. Ob du ins Kloster oder an einen anderen Ort willst, ich werde es für dich arrangieren.“

„Eine Ehe auf Zeit? Eine Aufhebung, selbst wenn ich wieder sehen kann?“ Sybilla wollte Gewissheit haben, dass sie diesen ungewöhnlichen Handel auch wirklich richtig verstand, den er ihr schmackhaft zu machen versuchte.

„Aye. Und wenn du dann nicht mehr ins Kloster gehen willst, sondern ein anderes Ziel ausgesucht hast, werde ich dafür sorgen, dass es dir möglich gemacht wird. Es wird dann so sein, als wären wir niemals verheiratet gewesen.“

Aus einem unerfindlichen Grund musste sie an den Kuss denken, den er ihr gegeben hatte, und unwillkürlich berührte sie ihre Lippen, während sie an die Leidenschaft dachte, die dieser eigentlich so harmlose Kuss bei ihr ausgelöst hatte. „Und werdet Ihr danach streben, diese Ehe zu vollziehen?“ Nur zögerlich kam sie auf dieses Thema zu sprechen, weil sie nicht wusste, ob er es nur vergessen hatte, oder …

„Aye“, antwortete er mit tiefer, heiserer Stimme. „Ich werde dich in deinem Bett aufsuchen.“

Es war mehr ein Versprechen als eine Antwort, das konnte sie ihm anmerken. Auch ihr Körper verstand die Botschaft, da das Blut in ihren Adern zu brodeln begann. Dennoch musste sie Vorsicht walten lassen, da diese Aussicht noch schlimmer war als die Schwärze im Treppenhaus, wo sie jeden Moment damit rechnete, den Halt zu verlieren und in die Tiefe zu stürzen.

Sie hatte die Chance, sich für das zu entscheiden, was ihr nie zuvor möglich gewesen war. Alston war von Feinden umgeben, und diese Invasoren würden sich unter Umständen an sie wenden, damit sie ihnen gegen ihre Nachbarn und gegen andere Angelsachsen half, die treu zu ihrem König gestanden hatten.

Doch seine letzten Worte, diese Ankündigung eines intimen Zusammenseins, wie sie es noch nie erlebt hatte … das machte ihr Angst, aber es hatte auch etwas Verführerisches. Trotzdem, das Ergebnis eines solchen Zusammenseins konnte für einige Probleme sorgen. Darauf war er bislang nicht zu sprechen gekommen …

„Und Kinder?“, platzte sie heraus. „Was ist, wenn ich ein Kind bekomme?“

Auch wenn sie bereit war, Alston aufzugeben – eine Sache, bei der ihre Überzeugung immer mehr zu bröckeln begann –, war es dem Kind gegenüber gerecht, ihm sein Erbe vorzuenthalten?

„Es wird kein Kind geben, Sybilla. Dafür werde ich sorgen“, versprach er ihr.

Männer verströmten ihre Saat, Kinder waren das Ergebnis. Als jemand, der selbst unehelich zur Welt gekommen war, sollte er so etwas doch wissen. Wie konnte er ihr dann ein solches Versprechen geben? Sie musste an Gythas Bemerkung denken, was seine Vergangenheit und seine zahlreichen Geliebten anging. War aus keiner dieser Begegnungen je ein Kind hervorgegangen?

„Wie könnt Ihr Euch so sicher sein?“, wollte sie wissen. Sie hatte von Kräutern gehört, die Fehlgeburten auslösen konnten, während andere angeblich eine Empfängnis verhinderten. Das wusste sie aus Unterhaltungen, die sie zufällig belauscht hatte. Aber sollten diese Dinge tatsächlich so funktionieren?

Sie spürte seine Wärme, als er zu ihr kam. „Es gibt immer Wege, Sybilla“, flüsterte er ihr ins Ohr, womit er ihr erneut eine Gänsehaut über den Rücken jagte. „Ich kenne diese Wege.“

Die Art, wie seine Lippen eben ihren Hals berührten, verrieten ihr, dass er zum Thema Lust viel mehr wusste als sie. Ihre Standhaftigkeit geriet ins Wanken, gleichzeitig jagten ihr Dutzende von Fragen durch den Kopf. Dennoch brachte sie es fertig, die eine Sorge auszusprechen, die schon Generationen ihrer Familie vor ihr beschäftigt hatte.

„Lord Soren, ich werde meine Leute nicht verraten. Selbst wenn ich sie an Euch abgeben muss, ich werde ihnen nicht in den Rücken fallen.“

Er entgegnete nichts, doch sie hörte, dass er noch dastand, noch immer nahe genug, um sie anzufassen, wo immer er es wollte. Ihr war klar, dass er die Ehe vollziehen wollte, sobald sie ihr Einverständnis mit seinem Plan erklärte. Sollte sie das wirklich machen?

Zweifel begannen an ihr zu nagen. Sie konnte keinen Beweis erbringen, dass diese Abmachung tatsächlich existierte. Wie der Priester ihr gesagt hatte, konnte Soren die Ehe jederzeit für ungültig erklären lassen, womit sie dann jedes Recht an ihrem Land verlieren würde. Dann wäre sie ohne Land, ohne Einkommen und ohne Augenlicht. Sie durfte auch nicht vergessen, dass er geschworen hatte sie zu töten, um seine Rache an ihrem Vater zu vollenden. War das hier vielleicht nur eine Falle, damit sie zunächst mit ihm zusammenarbeitete, er ihre Fähigkeiten und ihren Körper nutzen konnte, bis er irgendwann keine Verwendung mehr für sie hatte und sich ihrer entledigen würde?

Als seine Hand über ihre Brüste strich, waren alle Zweifel mit einem Mal vergessen. Seine Finger spielten mit ihren Brustspitzen, und Sybilla merkte, wie sie sich versteiften. Dann küsste er ihren Hals, leckte über ihre Haut und knabberte behutsam, bis Sybilla nach Luft schnappen musste. Die ganze Zeit über liebkoste er mit seiner Hand weiter ihre Brüste, und obwohl einige Lagen Stoff ihre Haut bedeckten, konnte sie jede seiner Berührungen so deutlich spüren, als wäre sie nackt.

Sie wollte zum Reden ansetzen, doch er drückte seine Lippen auf ihre, kostete sie und ließ sie von sich kosten. Seine andere Hand vergrub er in ihren Haaren und löste den Zopf, während er sie weiter an sich gedrückt hielt, sie küsste und über ihre Brüste strich. Sybilla spürte, dass sie sich nach mehr verzehrte, nach etwas anderem, und auf einmal fiel ihr auf, dass ihr Körper sich wie aus eigenem Antrieb an ihn schmiegte.

Zu keiner Zeit unterbrach er den Kuss, und als seine Zunge in ihren Mund glitt, konnte sie ihn noch besser kosten. Zunge und Hand bewegte er im gleichen Rhythmus, und Sybilla war bereit, sich ihm hinzugeben und sich auf seinen Handel einzulassen, wenn sie dafür mehr von dem bekam, was er ihr in diesem Augenblick gab.

Dann wanderte seine Hand langsam über ihren Bauch und … noch tiefer. Es war schlicht skandalös, sich von einem Mann so anfassen zu lassen, doch trotz ihrer Unschuld wusste ihr Körper genau, wie er darauf zu reagieren hatte.

Zwischen ihren Schenkeln verspürte sie ein Kribbeln, und ihr stockte der Atem, als er seine Finger auf einmal dorthin legte und sie zu streicheln begann. Obwohl auch hier mehrere Lagen Stoff im Weg waren, konnte sie diese intimste aller Berührungen allzu deutlich wahrnehmen.

Sybilla war nicht länger in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Als er den Saum ihrer Röcke zu fassen bekam und seine Hand an ihren Beinen nach oben gleiten ließ, die oberhalb der Strümpfe unbedeckt waren, stockte ihr vor Schreck und Lust zugleich der Atem. Sie griff nach seinem Arm, war sich jedoch nicht sicher, ob sie ihn zurückhalten oder zu mehr auffordern sollte.

„Hast du Angst, Sybilla?“

„Aye“, flüsterte sie, doch das war untertrieben, denn der Gedanke an den Schritt, den sie zu tun im Begriff war, bereitete ihr blankes Entsetzen.

„Vertrau mir“, redete er in einem fast betörenden Tonfall auf sie ein, „ich werde mich um dich kümmern. Ich kann dir zeigen, wie du deine Verletzungen überstehen kannst.“

Aus einem unerfindlichen Grund wirkten seine Worte auf sie so, als hätte er ihr einen Eimer eiskaltes Wasser ins Gesicht geschüttet. Vielleicht war es die Andeutung, dass sie nie wieder sehen würde und seine Hilfe benötigte, aber mit Gewissheit konnte sie das nicht sagen. Auf jeden Fall bewirkte seine Äußerung, dass sie nicht länger bereit war, ihm auf diese Reise in die Welt der Leidenschaft zu folgen.

„Ich kann nicht“, erwiderte sie und schob seine Hand fort. „Ich kenne Euch nicht gut genug, um Euch zu vertrauen.“

Er verharrte mitten in der Bewegung. Sybilla wartete darauf, dass er sie losließ, während ihr Körper gegen das abrupte Ende aufbegehrte, das sie ihm aufgezwungen hatte.

„Ich kann nicht“, wiederholte sie.

Er nahm die Hand von ihrem Bein und ließ zu, dass sie ihre Röcke geradezog. Dann hielt er sie lange genug, bis sie sicher dastand, und während sie sich an der Tischkante festklammerte, hörte sie, wie ein Stuhl herangezogen und hinter sie gestellt wurde. Sie setzte sich hin, wenngleich auch mit etwas zu viel Schwung.

„Dann wünsche ich dir einen guten Abend, Sybilla“, sagte er.

Sie hörte ihn im Zimmer umhergehen, als sammle er noch irgendetwas zusammen, schließlich ging er zur Tür, wo er dann stehen blieb. Zwar rechnete Sybilla damit, dass er noch etwas sagte, aber dann wurde der Riegel bewegt, und gleich darauf war Soren gegangen. Sie blieb sitzen, versuchte wieder ruhig und gleichmäßig zu atmen, während sie damit rechnete, jeden Moment das ausgelassene Geplapper von Gytha und Aldys zu hören. Doch es herrschte weiter Ruhe.

Als seine Ehefrau hatte sie kein Recht, ihm ihren Körper zu verweigern. Daher fragte sie sich, warum er beim ersten Widerwort von ihr aufgehört hatte, obwohl seine Absicht doch klar gewesen war. Der Handel, den er ihr angeboten hatte, konnte keinen Bestand haben, selbst wenn er in guter Absicht agiert hatte. Seine Rechte als Ehemann würde bei einer solchen Angelegenheit niemand infrage stellen. Lord Soren hätte ihr jetzt und hier die Unschuld nehmen können, ob sie damit einverstanden gewesen wäre oder nicht, und niemand hätte ihm anschließend dieses Recht streitig gemacht.

Wenn er sie also wollte, warum hatte er dann aufgehört? Weshalb legte er Wert auf ihr Einverständnis, wenn er das gar nicht brauchte?

Ihr Atem ging fast wieder normal, als sie aus dem Flur Stimmen hörte, die sich ihren Gemächern näherten. Auf einmal begannen ihre Wangen zu glühen, da sie sich fragte, wie sie Gytha und Aldys erklären sollte, was sich zugetragen hatte. Die beiden würden alles ganz genau erfahren wollen, das wusste sie nur zu gut. Was sie sagen sollte, war ihr noch immer nicht klar, als die zwei zur Tür hereinkamen.

Zwar blieben sie nach ein oder zwei Schritten stehen, weil sie zweifellos den Tisch mit den Überresten des Abendmahls sahen, die beiden Weinkrüge, ihre zerzauste Herrin … O nein! Sie hatte überhaupt nicht an ihr Aussehen gedacht! Er hatte ihren Zopf gelöst und ihren Schleier zur Seite geworfen. Aber die beiden Dienerinnen kamen mit keinem Wort darauf zu sprechen, sondern fragten nur, ob ihr das Essen geschmeckt hatte.

Da sie sich außerstande sah, über das Geschehene zu reden, täuschte sie Kopfschmerzen vor und lag schon wenig später in ihrem Bett. Aldys setzte sich noch eine Weile zu ihr, verließ sie aber, als Sybilla ihr die Erlaubnis dazu gab.

Von diesem ereignisreichen Tag erschöpft und verwirrt zugleich, rechnete Sybilla damit, jeden Moment in einen tiefen Schlaf zu sinken.

 

Viele Stunden später hatte in der Festung und auf dem Gut Nachtruhe Einzug gehalten, aber Sybilla lag hellwach in ihrem Bett und wälzte sich von einer Seite auf die andere. Ihr Körper war durch seine Berührungen zu einem sonderbaren Leben erwacht, aber ihr Geist suchte unermüdlich nach Gründen für sein unerklärliches Angebot.

Wenn er sie begehrte und wenn er Alston behalten wollte, warum bot er ihr dann die Freiheit an?


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