Ein Feuerwerk aus Leidenschaft - Kapitel 3

Adam las die letzten Zeilen der Krankenakte und warf seinem Vater vom Fußende des Bettes einen besorgten Blick zu. „Ich wünschte, du hättest mir gesagt, dass du früher schon Herzprobleme hattest.“

„Es bestand kein Grund, dich zu beunruhigen, mein Sohn“, erwiderte Donald.

Weil er so weit entfernt lebte, dass er ohnehin nichts ausrichten konnte? Glaubten seine Eltern etwa, er würde in London bleiben, obwohl sein Vater krank war? Er war ja immerhin Arzt und konnte dafür sorgen, dass Donald die richtige Behandlung bekam. Adam schüttelte ungeduldig den Kopf. „Nun, jetzt bin ich aber beunruhigt. Dad, du musst unbedingt auf deine Gesundheit achten. Das ist wirklich wichtig.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich denke, du solltest dich zur Ruhe setzen.“

Donald verdrehte die Augen. „Oh, nein. Nicht das schon wieder!“

„Komm schon, Dad. Sieh den Tatsachen ins Auge“, erwiderte Adam beharrlich. „Du hast viel zu viel Stress. Du hast vor einer Weile selbst gesagt, dass du in der Position des Rektors die meiste Zeit in Konferenzen verbringst, um über Budgetplanungen zu diskutieren. Das ist nicht mehr die Art von Arbeit, die du wirklich magst. Wenn du so weitermachst, kannst du deinen Ruhestand mit Mum nicht mehr genießen. Denn du wirst nicht mehr da sein.“

„Du übertreibst maßlos“, gab sein Vater brummig zurück.

„Verdammt, das tue ich nicht. Du hast einfach zu viel Stress. Und das ist nicht gut für dich. Außerdem macht dir dein Job doch gar keinen Spaß mehr! Anstatt deine Schule so zu leiten, wie du es für angemessen hältst, musst du dich mit Leuten herumärgern, die dir nicht die nötigen Mittel dafür zur Verfügung stellen wollen. Es spielt auch keine Rolle, dass dein Stellvertreter einen guten Job macht. Der Stress ist einfach zu viel für dein Herz. Wenn du so weitermachst, erlebst du deinen nächsten Geburtstag nicht mehr. Von einem beschaulichen Ruhestand ganz zu schweigen. Aber wenn du dich jetzt zur Ruhe setzt, wohl dosiert Sport treibst und deine Medikamente regelmäßig nimmst, bleibst du uns noch viele Jahre erhalten.“

Donald hob abwehrend die Hände. „Es war doch nichts weiter, mein Sohn. Nur eine kurze vorübergehende Störung.“

Adam blickte seinen Vater fassungslos an. „Dad, du hast eine Angina Pectoris. Von wegen, es war nichts weiter! Das ist eine ernsthafte Erkrankung. Bestimmt hast du deine Medikamente nicht regelmäßig genommen, auch wenn du Mum das Gegenteil weisgemacht hast. Deshalb hattest du einen Herzanfall und liegst jetzt hier im Krankenhaus.“

„Aber es war nur ein leichter Herzanfall!“

„Nur? Dad, wenn du deine Lebensgewohnheiten nicht grundlegend änderst, wirst du in absehbarer Zeit einen zweiten, wahrscheinlich schlimmeren Anfall erleiden. Und dann können die Ärzte dich vielleicht nicht wieder zurückholen.“ Er schüttelte resigniert den Kopf. „Ich wünschte, du würdest mich ernst nehmen.“

„Aber das tue ich doch.“

Adam begann, unruhig im Krankenzimmer auf und ab zu gehen. „Wenn es sein muss, schreibe ich dein Rücktrittsgesuch selbst und fälsche deine Unterschrift.“

„Jetzt wirst du theatralisch.“

„Nein, ich will nur, dass du gesund wirst. Dass du noch da bist, wenn deine Enkelkinder auf die Welt kommen. Ich möchte, dass sie dich kennenlernen und die Chance haben, dich genauso zu lieben, wie ich es tue. Ich will, dass du ihnen Geschichten vorliest, ihnen die Namen der Vögel beibringst und sie lehrst, wie man sie an ihrem Gesang erkennen kann. So, wie du es bei mir gemacht hast, als ich ein kleiner Junge war.“

„Enkelkinder?“, wiederholte Donald spöttisch. „Dazu wird es bei deinem Lebenswandel nie kommen. Du hast doch jede Woche eine neue Freundin.“

Adam blieb stehen und sah ihn mit ernster Miene an. Da Donald das Thema zur Sprache gebracht hatte, war jetzt ein günstiger Zeitpunkt, um ihm den Handel vorzuschlagen. Hoffentlich ließ er sich darauf ein. „Ich möchte dir ein Geschäft vorschlagen. Du setzt dich endlich zur Ruhe und achtest auf deine Gesundheit, und ich werde eine Familie gründen.“

Moira McRae, die gerade den Raum mit zwei Kaffeebechern in den Händen betrat, hörte die letzten Worte ihres Sohnes und brach in schallendes Gelächter aus. „Aber Adam, du solltest keine Versprechungen machen, die du nicht einhalten kannst.“

Adam war sich ziemlich sicher, dass sein Vater der Herausforderung nicht widerstehen konnte. „Ich werde es tun, wenn er es tut.“

Wie erwartet, hellte sich Donalds Gesicht auf. „In Ordnung. Abgemacht.“

Adam warf seiner Mutter einen Blick zu. „Mum, du bist Zeugin. Dad stimmt seiner Pensionierung zu und wird tun, was die Ärzte ihm raten. Im Gegenzug werde ich mich häuslich niederlassen. Wir haben also eine Abmachung, und zwar eine verbindliche.“

Moira verdrehte die Augen. „Keiner von euch beiden wird sich daran halten. Also ist diese Übung vollkommen sinnlos.“

„Weit entfernt. Wenn wir heute Abend zu Hause sind, setze ich mich sofort an den Computer und schreibe sein Rücktrittsgesuch“, widersprach Adam.

„Oh, nein“, sagte Donald und drohte ihm mit einem Zeigefinger. „Zuerst musst du beweisen, dass es dir ernst ist. Du darfst eine Familie nicht erst gründen, wenn du mein Alter erreicht hast. Du musst es jetzt tun. Vorher rühre ich keinen Finger.“

Während Adam die medizinischen Geräte überprüfte, an die sein Vater angeschlossen war, überlegte er, ob er ihm die große Neuigkeit schon verkünden sollte. Aber Donald durfte sich im Moment keinesfalls aufregen. Er brauchte Ruhe. Die Nachricht, dass sein Sohn sich verlobt hatte, konnte möglicherweise eine weitere Herzattacke auslösen.

Adam schnitt eine Grimasse. Er hatte seinen Plan nicht gründlich durchdacht, sondern sich Hals über Kopf in die Sache hineingestürzt. Wie er es immer tat. Das war dumm gewesen. Bei der Arbeit war er besonnen und sorgfältig. Er war schnell, traf jedoch immer die richtigen Entscheidungen. In seinem Privatleben allerdings schien er dazu nicht fähig zu sein.

„Ich verstehe“, sagte Donald triumphierend. „Deinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, weißt du genau, dass du deinen Teil der Vereinbarung nicht einhalten kannst. Also gilt unsere Abmachung nicht. Ich werde nicht in Rente gehen.“

„Ganz im Gegenteil“, behauptete Adam. „Ich mache mir nur Sorgen, dass du wieder einen Herzanfall bekommst, wenn ich es dir erzähle.“

„Uns was erzählst?“, erkundigte Moira sich neugierig.

„Dass ich …“ Er räusperte sich und beschloss, es zu riskieren. „Dass ich mich verlobt habe.“

Seine Eltern quittierten diese Eröffnung mit fassungslosem Schweigen.

„Mit wem?“, fragte seine Mutter schließlich misstrauisch.

„Mit Kerry. Meiner Nachbarin von unten.“

Moira blinzelte verwirrt. „Mit Kerry?“

Adam nickte.

„Geht das nicht … ein bisschen schnell?“, erkundigte sich sein Vater vorsichtig.

Auf diese Frage war Adam vorbereitet. „Kaum. Ich kenne sie schon seit über einem Jahr.“

„Du hast uns nie erzählt, dass ihr euch regelmäßig trefft“, bemerkte Moira vorwurfsvoll.

„Das machen wir, seit sie eingezogen ist. Als Freunde. Jedenfalls bis vor einer Weile. Bis ich endlich gemerkt habe, wer da direkt unter mir wohnt. Die perfekte Frau.“

„Also eine von deinen flatterhaften blonden Krankenschwestern“, brummte Donald.

„Nein, obwohl Kerry wirklich langes blondes Haar hat. Aber sie trägt es meist zu einem Knoten zusammengesteckt. Und du weißt sehr gut, dass sie Pyrotechnikerin ist und keine Krankenschwester. Sie entwirft Feuerwerke.“ Adam runzelte missbilligend die Stirn. „Sie ist alles andere als flatterhaft, Dad.“

„Also ist sie ein ernsthafter Mensch?“, fragte Moira. „Vielleicht zu ernsthaft?“

„Manchmal“, antwortete Adam. „Sie nimmt ihren Beruf sehr ernst.“

„Du willst uns also weismachen, dass du dich mit einem ruhigen, ernsthaften Mädchen verlobt hast? Und nicht mit einer deiner üblichen Partymäuschen?“, hakte seine Mutter nach.

Adam wand sich unter ihrem Vorwurf. „Also, weißt du, Mum! Hast du wirklich so eine schlechte Meinung von mir?“

„Nein, mein Schatz. Aber ich kenne dich schon dein ganzes Leben lang. Du liebst den Trubel und magst die Lichter der Großstadt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie du mit jemandem, der ganz anders ist, ein gemeinsames Leben aufbauen willst.“

Adam verdrehte die Augen. „Kerry wohnt in London, Mum. Und ein Feuerwerk hat ziemlich helle Lichter.“

„Hmm“, machte Donald. „Ist sie hübsch?“

Adam lächelte. „Ja, sehr.“ Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass er die reine Wahrheit sagte. Er hatte es zuvor nie wirklich registriert, aber Kerry war wirklich sehr hübsch. Ihre Augen waren groß und meergrün. Wenn sie entspannt und guter Laune war, konnte ihr Lächeln ein ganzes Zimmer erhellen.

Aber meist hielt sie andere Menschen auf Abstand. Wenn er ihr nicht geholfen hätte, als sie sich am Tag ihres Einzugs ausgesperrt hatte, hätte sie ihn wahrscheinlich auch behandelt wie alle anderen. Höflich und freundlich, aber distanziert.

„Hast du ein Foto von ihr dabei?“, wollte seine Mutter wissen.

„Ja, aber ich kann es dir im Moment nicht zeigen.“

„Warum denn nicht?“, fragte Donald argwöhnisch.

„Weil es im Handy gespeichert ist. Und das darf ich hier wegen der medizinischen Geräte nicht einschalten. Es könnte Störsignale aussenden. So, wie du hier verdrahtet bist, möchte ich das Risiko nicht eingehen, Dad.“

Der Ausdruck in den Gesichtern seiner Eltern sagte ihm, dass sie ihm kein Wort glaubten.

Er seufzte. „Also gut. Mum, komm mit mir auf den Flur. Dort zeige ich dir das Foto.“

„Was ist mit mir?“, protestierte sein Vater.

„Du gehst nirgendwohin“, teilte ihm Moira mit. „Ich werde dir Bericht erstatten.“

Sobald sie außer Donalds Hörweite waren, wandte sich Moira an ihren Sohn. „Du sagst das doch nur, damit er sich endlich pensionieren lässt, nicht wahr?“

Ja, gab Adam im Stillen zu. Es sah seiner Mutter ähnlich, diesen Verdacht zu hegen. Kerry hatte recht. Die ganze Idee war völlig idiotisch. „Nein.“

„Hmm“, machte Moira nur.

„Ich möchte, dass er sich zur Ruhe setzt. Aber ich bin wirklich verlobt“, erklärte er, während er die Bilder auf seinem Handy durchsuchte, bis er den Schnappschuss von Kerry gefunden hatte. Er reichte seiner Mutter das Telefon. „Das ist meine Verlobte.“

„Ich hätte nie geglaubt, dich einmal diese Worte sagen zu hören“, erklärte Moira, während sie das Foto betrachtete. „Sie sieht ganz anders aus, als ich erwartet hätte. Mehr der Typ des Mädchens von nebenan.“

„Genau genommen ist sie das Mädchen von unten“, erwiderte Adam und grinste schief. „Du musst doch zugeben, dass sie ziemlich hübsch ist.“

„Das schon. Aber viel zu natürlich, um dein Typ zu sein. Ihr Haar ist nicht mal gefärbt.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich gehe dir nicht auf den Leim, Adam McRae. Sie mag deine Nachbarin sein, aber du bist garantiert nicht mit ihr verlobt.“

„Mum, du weißt, dass ich im Allgemeinen nicht lüge. Wenn du mir nicht glaubst, kannst du sie ja anrufen und mit ihr reden.“ Er nahm seiner Mutter das Telefon aus der Hand und suchte nach Kerrys Mobilnummer. Wie gut, dass sie ihre Telefonnummern für Notfälle schon vor Monaten ausgetauscht hatten, genau wie ihre Ersatzschlüssel. „Falls sie den Anruf nicht annehmen kann, hinterlasse ich eine Nachricht auf der Mobilbox.“

„Hmm“, machte Moira wieder.

Adam wählte Kerrys Nummer. Zu seiner Erleichterung meldete sie sich nach dem ersten Läuten. „Hallo, Liebling. Ich bin es. Ich stehe gerade auf dem Flur vor dem Krankenzimmer meines Vaters.“

 

Liebling? Seit wann nannte Adam sie Liebling?

Kerry blinzelte verwirrt, dann fiel bei ihr der Groschen. Vermutlich konnten seine Eltern das Gespräch mit anhören. Das hieß wohl, dass sein verrückter Plan funktionierte und sie seine Verlobte spielen sollte. „Hi, Adam. Wie geht es deinem Dad?“

„Besser, als ich erwartet hätte. Aber meine Mutter hat fast einen Herzschlag bekommen, als ich den beiden von uns erzählt habe.“

„Hat dein Vater sich auf das Geschäft eingelassen?“

„Oh, ja.“

„Und jetzt möchten sie mit mir sprechen.“

„Genau genommen meine Mutter.“

Ach, du lieber Himmel! „Adam, worüber soll ich denn mit ihr reden?“

„Über Frauenthemen?“

„Du bist mir eine große Hilfe“, sagte sie sarkastisch.

„Natürlich, Liebling. Du hast absolut recht. Ich reiche das Telefon jetzt an meine Mutter weiter.“

Kerry seufzte. Jetzt musste sie sich wohl schleunigst etwas einfallen lassen. „Hallo, Mrs McRae?“

„Bitte, nennen Sie mich Moira. Darf ich Kerry sagen?“

„Gern. Adam sagt, sein Vater befindet sich auf dem Weg der Besserung. Ich bin sehr froh, das zu hören.“

„Vielen Dank.“ Moira machte eine Pause. „Sie werden also meinen Sohn heiraten?“

Nicht in hundert Jahren. „Wir haben noch keinen Termin festgelegt.“ Und das werden wir auch nicht, fügte Kerry im Stillen hinzu.

„Ich verstehe.“

Moira McRae klang keineswegs überzeugt. Kerry schloss kurz die Augen. Da musste sie sich wohl mehr Mühe geben.

„Ihr beide kennt euch schon eine ganze Weile“, bemerkte Adams Mutter.

Kerry lachte. „Ja, seit ich in die Wohnung unter ihm eingezogen bin und er für mich eingebrochen ist.“

„Eingebrochen?“

„Ich hatte mich selbst ausgesperrt. Er hat mich gerettet. Dann hat er mir den besten Milchkaffee gemacht, den ich jemals getrunken habe. Und mich mit Schokoladenkeksen gefüttert. Gegen den Stress.“

„Ich verstehe. Und dann haben Sie sich in ihn verliebt?“

„Ich konnte ihn von Anfang an gut leiden. Aber Liebe war es noch nicht. Adam lebt ja auf der Überholspur. Mit seiner Geschwindigkeit kann ich nicht mithalten. Aber als ich ihn besser kennenlernte, wurde mir klar, dass er in Wirklichkeit nur Angst hatte, er könnte tief in seinem Herzen doch sehr konventionell sein und häuslich werden wollen.“

„Das hört sich an, als ob Sie meinen Sohn gut kennen würden“, meinte Moira trocken.

„Ja, das stimmt. Er ist ein sehr netter und aufrichtiger Mann. Ich habe großen Respekt vor ihm.“ So weit, so wahr. Kerry wusste, dass Moira so etwas nicht von ihr hören wollte. Sie war erpicht darauf zu erfahren, wie es in Sachen Liebe um Adam und sie bestellt war. Jetzt war es also höchste Zeit, die liebende Verlobte zu spielen. „Ich habe ihn lange Zeit als Freund betrachtet. Aber dann haben wir auf einer Party miteinander getanzt. Und plötzlich merkten wir, wie zwischen uns die Funken sprühten. Adam küsste mich. Mir war, als würde ein ganzes Feuerwerk vor meinem inneren Auge abbrennen.“

Kerry hatte den schlimmen Verdacht, dass die Geschichte nicht völlig aus der Luft gegriffen war. Dass, wenn Adam sie einmal wirklich richtig küssen würde, sie sich tatsächlich fühlen würde, wie bei einem großartigen Feuerwerk.

„Und dann habt ihr euch entschlossen, zu heiraten.“

„Sie wissen doch, wie Adam ist“, erwiderte Kerry. „Ein richtiger Wirbelwind. Wenn man entdeckt hat, dass man den Rest seines Lebens mit einer ganz bestimmten Person verbringen möchte, sollte dieser Rest möglichst sofort beginnen.“

„Ich weiß, was Sie meinen. So war es, als Donald in mein Leben trat. Ich kannte ihn schon eine ganze Weile. Eines Tages sah ich ihn an und wusste plötzlich, wer er wirklich war. Der Mann, den ich heiraten würde.“

Kerry hörte die Tränen in Moiras Stimme und hasste sich selbst. Wie konnte sie diese arme Frau nur so schmählich anlügen? Besonders jetzt, da ihr Ehemann im Krankenhaus lag und sie jeden Trost brauchte, den sie bekommen konnte.

„Dann also willkommen in der Familie, Kerry.“

Kerry wurde es langsam zu viel. Sie hoffte inständig, dass Adam sich einmischen würde. Und zwar möglichst schnell. „Danke.“

„Ich freue mich schon darauf, Sie kennenzulernen.“

„Mir geht es genauso.“

„Ich gebe Adam jetzt das Telefon zurück.“

„Danke“, erwiderte sie erleichtert.

„Kerry?“, meldete sich Adam. „Wir gehen jetzt zu Dad zurück. Ich rufe dich heute Abend an, Liebling.“

„Vielleicht kannst du für einen Moment auf die Toilette verschwinden“, sagte Kerry schnell. „Ich schicke dir eine SMS, damit du weißt, was ich deiner Mutter erzählt habe.“

„In Ordnung.“ Er räusperte sich. „Ich liebe dich“, setzte er verlegen hinzu.

Wann hatte sie diese Worte zum letzten Mal zu jemandem gesagt? Und auch so gemeint? Aber wenigstens konnte niemand mithören, also musste sie jetzt nichts darauf erwidern. „Ich schreibe dir. Bis bald.“

Unverzüglich machte sie sich daran, eine knappe Zusammenfassung ihrer Unterhaltung mit Moira ins Handy zu tippen.

 

Wenn du etwas hinzufügst, lass es mich wissen, damit wir uns nicht in Widersprüche verwickeln.

 

Einige Minuten später gab ihr Handy einen Signalton von sich. Sie öffnete die neue Nachricht.

 

Du bist ein Schatz. Vielen Dank.

 

Kerry lächelte.

 

Keine Ursache. Lösch die Nachricht, damit deine Mum sie nicht sieht.

 

Adam antwortete umgehend.

 

Gute Idee! Ich schulde dir etwas.

 

Ja, er schuldete ihr sogar ziemlich viel. Sie musste verrückt sein, sich auf diese Sache einzulassen. Aber wenn es Adams Vater erst besser ging, konnten sie diese vorgetäuschte Verlobung in aller Stille auflösen. Und niemand würde zu Schaden kommen.

 

„Sie scheint ein nettes Mädchen zu sein“, sagte Moira, nachdem Adam das Krankenzimmer wieder betreten hatte. „Und sie kennt dich ziemlich gut.“

„Das habe ich dir doch gesagt“, gab er scheinbar unbekümmert zurück. Er hatte den hässlichen Verdacht, dass sie ihn jetzt einem unangenehmen Verhör unterziehen würde

„Wann lernen wir sie denn kennen?“, wollte Donald wissen.

„Bald“, antwortete Adam vage. Oh, Hilfe, dachte er. Seine Gedanken überschlugen sich. „In dieser Jahreszeit hat sie am meisten zu tun. Ihr wisst schon, die Feuerwerke für Bonfire Night und Silvester. Wir müssen abwarten, bis sie Zeit hat.“

Er hoffte inständig, dass seine Eltern sich mit dem Telefonat zufriedengeben würden.

„Sie hat mir erzählt, dass es bei euch beiden auf einer Party beim Tanzen gefunkt hat“, sagte seine Mutter.

„Oh, ja. Ich hätte nie gedacht, dass das passieren würde.“

„Wir auch nicht“, erklärte Moira.

Adam betrachtete seine Eltern und entdeckte auf ihren Gesichtern einen Ausdruck, den er noch nie gesehen hatte. Sie wirkten grenzenlos erleichtert. Darüber, dass er seinen lockeren Lebenswandel aufgeben und häuslich werden wollte. Und darüber, dass sie sich keine allzu großen Sorgen mehr um ihn machen mussten.

Das war viel mehr, als er erwartet hatte. Sein Plan schien fast zu gut zu funktionieren. Nun ja, Kerry und er hatten hart daran gearbeitet, sie zu überzeugen. Aber eigentlich hatte er nicht geglaubt, dass seine Eltern ihm die Geschichte abkaufen würden.

Und nun wirkten die beiden so zufrieden. Mehr als das, sie kamen ihm glücklich vor.

„Ich habe immer gehofft, du würdest dich in Elspeth verlieben“, sagte sein Vater. „Sie ist so ein nettes Mädchen.“

„Aber nicht die Richtige für unseren Sohn“, wandte Moira ein. „Sie wäre niemals nach London gezogen. Und Kerry lebt bereits dort.“

„Wohl wahr“, brummte Donald.

„Also wirst du bald heiraten“, sagte Moira lächelnd zu Adam. „Im ersten Moment dachte ich, du erzählst uns das alles nur, um deinen Vater zum Aufhören zu bewegen. Aber jetzt habe ich mit Kerry gesprochen. Sie kennt dich so gut. Und sie liebt dich so, wie du bist. Das habe ich mir immer für dich gewünscht, Adam. Eine Frau, die nicht versucht, dich zu ändern.“

„Denk nur, wir bekommen eine Tochter“, sagte Donald froh und erleichtert zu seiner Frau.

Adam wurde klar, dass er sich geirrt hatte. Seine Eltern waren nicht nur glücklich, sie waren geradezu enthusiastisch. Er hatte ihnen offenbar etwas gegeben, was sie sich schon lange gewünscht hatten. Vielleicht sogar das Einzige, was wirklich zählte. Eine Schwiegertochter. Eine Hoffnung für die Zukunft.

„Du hast vorhin Enkelkinder erwähnt“, sagte Moira eifrig. „Denkt ihr beide denn schon an Nachwuchs?“

Adam unterdrückte ein Stöhnen. „Wir müssen nicht heiraten, weil ein Baby unterwegs ist“, erklärte er schnell. „Falls es das ist, woran du denkst.“

„Sie haben noch so viel Zeit“, wandte Donald sich an seine Frau. „Es werden schon noch Kinder kommen, wenn sie bereit dazu sind. Vielleicht zwei oder drei.“

Das wurde ja immer besser. Jetzt fing sein Vater schon an, seine Enkelkinder zu zählen.

„Wir freuen uns auf jeden Fall, Kerry kennenzulernen“, bemerkte Moira. „So bald wie möglich. Ich bin schon sehr gespannt.“

Adam lächelte und nickte gelassen. Es gelang ihm, die Fassung zu bewahren. Aber in seinem Kopf schwirrten die unterschiedlichsten Gedanken herum. Er ahnte bereits, wie schwer es werden würde, seinen Eltern das Scheitern seiner vorgetäuschten Verlobung beizubringen. Es würde sie bestimmt hart treffen, wenn er nun doch nicht heiraten und die Aussicht auf Enkelkinder wieder in weite Ferne rücken würde. Aber bis zur Stunde der Wahrheit hatte Donald sich bestimmt längst zur Ruhe gesetzt und genoss sein stressfreies Leben hoffentlich in vollen Zügen.

Adam hatte das Geschäft mit seinem Vater erfolgreich abgeschlossen. Aber ihn quälte das dumme Gefühl, dass er sich damit mehr Ärger als gewünscht einhandeln würde.


Sold out

Sold out

Sold out
Vorheriger Artikel Ein Feuerwerk aus Leidenschaft - Kapitel 4
Nächster Artikel Ein Feuerwerk aus Leidenschaft - Kapitel 2