Chantelle Shaw im Interview

Wir haben die Neuerscheinung ihres Romans „Verlobe dich nie mit einem Playboy!“ (eine von vier Geschichten im JULIA Extra Band 463) zum Anlass genommen und ein Interview mit unserer Autorin Chantelle Shaw geführt. Dabei ging es um starke Frauen, Van Halen und „Der Herr der Ringe“. Klingt spannend, oder? Lesen Sie hier weiter:

Was hat Sie zu Ihrem neuesten Buch „Verlobe dich nie mit einem Playboy!“ inspiriert?

Normalerweise fängt alles damit an, dass ich eine Szene vor meinem geistigen Auge sehe. Bei dem Buch, das ich gerade schreibe, war es das Bild der Heldin in einer Kirche, wo scheinbar ihr Ex-Mann wieder heiratet. Sie weiß nicht mal, wie sie da hingekommen ist, aber sie sieht das, und es bricht ihr das Herz. Die Braut kommt herein, der Ex dreht sich zur Heldin um, und ihre Blicke treffen sich. Da ist klar: Er ist nur der Trauzeuge. In der Heiratsanzeige, die die Protagonistin in der Zeitung gesehen hat, waren die Namen von Trauzeuge und Bräutigam vertauscht worden. Den ganzen Plot habe ich ausgehend von diesem einen prägenden Bild konstruiert, das mir so plötzlich in den Kopf kam.

Auch inspirierend ist es, wenn einen beim Lesen eines Buches eine Stelle auf ganz spezielle eigene Gedanken bringt. Neben Büchern kommen mir auch durch Zeitschriften und Zeitungen Ideen – und Testamente sind sehr interessant. Die geben richtig viel her.

Können Sie Ihren Schreibprozess schildern? Wo schreiben Sie gerne und wie fangen Sie an?

Ich schreibe eine Geschichte immer chronologisch von Anfang bis Ende. Anfangs erstelle ich eine Zusammenfassung und lege genau fest, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln soll. Nach ungefähr zwei Dritteln des Buches kann ich das Ende wie einen Film vor mir sehen; ich höre sogar die Stimmen der Protagonisten! Jedes Mal gibt es diesen einen Moment, wo ich diese Vision verliere und denke, die Sache geht nicht auf. Doch bis jetzt hat es immer noch geklappt.

Gibt es etwas, das Sie beim Schreiben als besonders herausfordernd empfinden?

Ehrlich gesagt alles. Es wird einfach nicht leichter. Je länger ich schreibe, desto mehr stelle ich mich selbst infrage. Für die ersten drei Bücher, die ich für Mills & Boon geschrieben habe, hatte ich nicht einmal eine Zusammenfassung gemacht. Ich hatte keine Ahnung, was passieren oder wie sich das Happy End fügen würde. Das Schreiben war toll, aber auch beängstigend, weil immer die Gefahr besteht, dass man in einer Sackgasse landet.

Welchen Rat würden Sie aufstrebenden Liebesroman-AutorInnen geben?

Ich war selbst sozusagen eine aufstrebende Leserin … Eines Tages las ich ein Interview mit Penny Jordan, in dem sie erzählte, wie sie zum Schreiben kam. Von da an war sie mein Vorbild.

Ich denke, das Wichtigste ist, von Herzen zu schreiben. Man kann nicht mit dem Ziel schreiben, irgendjemandem zu gefallen oder zu einem bestimmten Genre zu passen. Ich schreibe Contemporary Romances, weil ich Liebesromanreihen liebe und selbst lese. Für ein anderes Genre würde ich nie schreiben, das ist einfach nicht mein Ding.

Außerdem ist es wichtig, tief in die Thematik einzusteigen und zum emotionalen Kern der Geschichte vorzudringen. Die Protagonisten sollten immer im Vordergrund stehen. Die Handlung muss gut sein, aber die Figuren und deren Entwicklung haben die höchste Priorität.

Welches Genre lesen Sie am liebsten?

Am liebsten tatsächlich Liebesromane, aber auch Hilary Mantel und Agatha Christie. Das Buch, das ich gerade ausgelesen habe, ist „Girl On The Train“ von Paula Hawkins.

Wie würden Sie Ihren idealen romantischen Helden beschreiben?

Die meisten meiner Helden sind wie Aragorn aus „Der Herr der Ringe“, weil ich ihn, den epischen Fantasy-Helden und „Der Herr der Ringe“ vergöttere. Außerdem kommt mir beim Schreiben oft Van Halen, eine amerikanische Band aus den 80ern, in den Sinn. In dem Musikvideo des Lieds „Jump“ wirkt der Sänger von Van Halen wie der arroganteste Mensch der Welt. Total unerhört – ich liebe es einfach. Solch großes Selbstbewusstsein gebe ich meinen Helden sehr gerne; das Beste ist, wenn sich dann seine verletzliche Seite zeigt. Aber nur der Heldin. Sie ist die Einzige, der er sich öffnet.

Wer ist Ihre liebste fiktive Heldin?

Die Heldin in dem Buch, das ich gerade schreibe, ähnelt Emily Blunt: Sie wirkt immer ein wenig verletzlich, obwohl sie versucht, stark zu sein. Ich suche mir zur Inspiration oft ein Foto einer Schauspielerin oder einer anderen guten Bezugsperson – attraktiv, hübsch, interessant, aber auch ein bisschen verrückt. Einmal hatte ich eine Helikopterpilotin als Protagonistin, eine andere war taub. Ich mag starke Frauen, auch die, die noch nicht immer stark waren. Es ist interessiert mich, was sie durchgestanden haben.

Das ist bei der Darstellung der Beziehung von Heldin und Held essentiell, vor allem, wenn es ans Eingemachte geht: wenn beide ihre Distanz aufgeben und sich dem anderen völlig unverfälscht zeigen.

Was gefällt Ihnen am Schreiben von Romances?

Ich habe schon immer selbst Liebesromane gelesen – ich liebte sie, mit ihren Happy Ends. Mit dem Schreiben wurde es erst ernst nach dem Tod meine Mutter, der ein extremer Tiefpunkt für mich war. Ich werde nie vergessen, wie sie während ihrer Chemotherapie einmal sagte: „Ich habe immer nur Bücher mit Happy End gelesen.“ Und da beschloss ich, immer nur Bücher mit Happy End zu schreiben. Meine Romane sollen die Leserinnen glücklich machen, sollen ihnen ermöglichen, für eine Weile dem Alltag zu entfliehen.

Wir danken Chantelle Shaw, die sich die Zeit genommen hat, mit uns zu plaudern. Verpassen Sie nicht ihren neuen Roman „Verlobe dich nie mit einem Playboy!“.

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