Romanze – das klingt bereits so herrlich nach Französisch und Italienisch – den großen Sprachen der Liebe. Dabei ist diese Form der Erzählung eigentlich ursprünglich spanisch: Sie bezeichnete im spanischen Mittelalter lyrische Erzählungen von Sagen und historischen Ereignissen, die von Sängern in der Sprache des Volkes verfasst wurden. Von jeher ist also die Romanze Volksliteratur im besten Sinne.
Heute bezeichnen wir freilich etwas anderes mit dem Wort „Romanze“. Für uns hat das Wort seine stark sprachliche Fixierung verloren. Mit „romantisch“ meinen wir eben heute vor allem „gefühlvoll“, eine Romanze ist ein durch starke Emotionen charakterisiertes Liebesabenteuer oder eben eine Erzählung davon. Ein wenig ist von ihrem originalen Begriff vielleicht dennoch geblieben: Denn häufig spielt das, was wir in der Literatur als Romanze bezeichnen, nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit und meist in adeligen Kreisen. Im Vordergrund stehen dann oft Standeskonflikte – wenn etwa die arme Protagnisten aus dem Bauernstand – oder eine Kammerzofe – sich in den Prinzen verliebt, ihn aber doch – eigentlich! – nicht heiraten darf. Hier ist vielleicht durchaus noch etwas vom ursprünglichen Begriff zu merken.