Das Schicksal hat seinen eigenen Plan

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DAS SCHICKSAL HAT SEINEN EIGENEN PLAN von SUSAN MALLERY

Viel spricht dafür, nach einer zerbrochenen Beziehung in ihr Heimatstädtchen zurückzukehren, findet die hübsche Hannah. Alte Freundinnen, ihre Familie – und ihre Jugendliebe Eric. Noch attraktiver als damals ist er, und dazu sehr erfolgreich im Job. Tatsächlich flirtet er mit ihr, und als er sie das erste Mal küsst, geht für sie ein langgehegter heimlicher Traum in Erfüllung! Liebevoll zeigt Eric ihr, dass er sich nach Nähe genauso sehnt wie sie, und in seinen Armen verspürt Hannah pures Glück. Aber dann kommen ihr plötzlich Zweifel: Wird Eric sie auch dann noch begehren, wenn er von ihrer Schwangerschaft erfährt?


  • Erscheinungstag 30.01.2024
  • ISBN / Artikelnummer 9783751524124
  • Seitenanzahl 192
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Bekomme ich einen Bonus, wenn die Interessentin jung und attraktiv ist?“, fragte Jeanne.

Eric Mendoza versuchte, eine ernste Miene beizubehalten, aber das war nahezu unmöglich, als seine über fünfzig Jahre alte Sekretärin die Augenbrauen hochzog und ihm übertrieben zuzwinkerte.

„Ich finde, hübsche Beine sollten bei der Bonusfrage auch eine Rolle spielen“, fuhr sie von der anderen Seite seines Schreibtischs fort.

Er hob eine Hand, bevor sie ihm auch noch erklären konnte, was ein toller Busen wert wäre. „Du bekommst einen Bonus, wenn der Käufer qualifiziert ist, also genug Geld hat oder kreditwürdig ist. Aussehen und Geschlecht haben damit nichts zu tun.“

„Oh, sicher, das sagst du jetzt, aber nur, weil du die Käuferin noch nicht gesehen hast.“

Seufzend lehnte Eric sich zurück. „Hätte ich angedeutet, dass ein Bonus von solchen Äußerlichkeiten abhängt, hättest du mich als sexistischen Macho bezeichnet.“

„Oder schlimmer“, bestätigte Jeanne fröhlich. „Ich liebe diese Doppelmoral. Ich bin älter und eine Frau, also darf ich sagen, was ich will. Du bist ein junger, gut aussehender Manager, also musst du vorsichtig sein.“

„Im Moment muss ich arbeiten.“ Er zeigte auf die Papiere auf dem Schreibtisch.

„Ein Wink mit dem Zaunpfahl.“ Jeanne stand auf. „Wie lange?“

Er warf einen Blick auf den Computerbildschirm. Der Terminplan ließ nicht viel Zeit für ein Treffen mit der möglichen Käuferin von Immobilie zwölf, aber er wollte das Haus so schnell wie möglich loswerden.

„Zehn Minuten müssten reichen“, sagte er.

„Na gut. Ich bringe sie herein und störe in zehn Minuten.“ Sie lächelte. „Soll ich vorher klopfen, damit ich euch beide nicht in flagranti auf der Couch erwische?“

„Die Frage ignoriere ich.“

„Das habe ich mir gedacht, aber es würde dich nicht umbringen, wenn du ab und zu mal an dein Privatleben denken würdest. Wenigstens ein Mal im Vierteljahr brauchst du eine Frau, Eric.“

„Jeanne, hör auf mich zu bemuttern.“

„Irgendjemand muss es tun. Außerdem bin ich gut darin.“

Sie drehte sich um und ging hinaus. Eric sah ihr nach.

Seine engste Mitarbeiterin war respektlos, eigensinnig und unverzichtbar. Sie arbeitete seit seiner ersten Beförderung vor drei Jahren für ihn. Hinter ihrem respektlosen Mundwerk verbarg sich sowohl hohe Intelligenz als auch unerschütterliche Loyalität. Während seines schnellen Aufstiegs ins mittlere Management des Merlyn County Regional Hospital war sie ihm mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung eine wertvolle Hilfe gewesen. Er war zehn Jahre jünger als die meisten seiner Kollegen, was nicht selten für Neid und Missgunst sorgte. Jeanne hatte sich als wahres Bollwerk dagegen erwiesen.

Eric machte sich noch einige Notizen für die bevorstehende Besprechung und hob den Blick, als die Tür aufging.

„Hannah Wisham Bingham für Sie“, sagte Jeanne höflich wie immer. Die Glucke spielte sie nur, wenn sie allein waren.

Eric erhob sich. Erst auf halbem Weg durchs Büro wurde ihm bewusst, dass er den Namen kannte.

„Hannah?“

Er betrachtete die hochgewachsene schlanke Blondine vor ihm und verglich sie insgeheim mit dem schüchternen Teenager, den er von längst vergangenen Sommerabenden draußen am See kannte. Ihre Augen waren noch immer hellgrün und ihr Lächeln irgendwie vertraut, aber alles andere war erwachsen, auf äußerst vorteilhafte Weise.

Ihr Lächeln wurde breiter, und das Grübchen verschwand. „Eric. Ich freue mich, dich zu sehen.“ Sie kam herein und sah sich neugierig um. „Ein großes Büro mit Aussicht. Ich bin beeindruckt.“

Hinter Hannahs Rücken hielt Jeanne den Daumen hoch. Schmunzelnd zeigte er auf die Couch in der Ecke. „Setz dich doch, Hannah.“

Als sie beide Platz genommen hatten, drehte er sich zu ihr. „Das ist eine Überraschung. Ich wusste gar nicht, dass du wieder in der Stadt bist.“

„Das bin ich erst seit zwei Tagen. Ich möchte ein Haus kaufen und habe mich gewundert, dass das Krankenhaus eins zu verkaufen hat. Oder betätigst du dich nebenbei als Makler?“

„Ich bin ein Mann mit vielen Talenten.“

„Das ist nichts Neues. Was ist das für ein Haus?“

Sie drehte die Handfläche nach oben, und die langen Finger bewegten sich anmutig. Der taillierte Blazer und der schmale Rock ließen sie wie das aussehen, was sie jetzt war – die wohlhabende Tochter einer prominenten Familie.

„Das Krankenhaus stellt Ärzten, die hier zu Gast sind, und ihren Familien eine Unterkunft zur Verfügung“, erklärte er. „Auch auf die Weise locken wir die Besten und Klügsten an. Das Haus, das zum Verkauf steht, gehört dem Krankenhaus. Es hat einen großartigen Blick auf die Berge und den See, aber für Ärzte in Bereitschaft liegt es zu weit außerhalb der Stadt. Der Verwaltungsrat war darin meiner Meinung.“

„Ich verstehe. Also bist du dafür zuständig, das alte abzustoßen und ein neues zu kaufen, richtig?“

„Das neue habe ich schon gekauft.“

„Warum überrascht mich das nicht?“ Sie lachte. „Abgelegen, mit toller Aussicht, das klingt nach genau dem, was ich suche. Wann kann ich es mir ansehen?“

„Wie wäre es mit heute Nachmittag?“

„Mein Terminkalender ist herrlich leer. Sag mir, wann.“

„Um drei.“

Sie legte den Kopf schräg. Das blonde Haar fiel ihr weich über die Schultern. „Kommst du auch, oder delegierst du so etwas?“

„Ich werde dort sein“, erwiderte er, obwohl es seine Termine durcheinanderbringen würde.

„Also abgemacht.“ Sie stand auf. „Ich freue mich darauf, das Haus zu besichtigen und mit dir zu reden. Wir haben viel aufzuholen. Es ist lange her.“

Er erhob sich lächelnd. „Stimmt. Mindestens fünf Jahre.“

„Sechs.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Das Jurastudium hat mir beigebracht, präzise zu sein.“

Sie wedelte zum Abschied mit den Fingern, bevor sie zur Tür ging. Eric sah ihr nach. Hannah war immer ein hübsches Mädchen gewesen. Jetzt war sie eine schöne Frau. Kein Wunder, dass Jeanne nach einem Bonus für tolle Beine gefragt hatte.

Er kehrte an den Schreibtisch zurück. Keine zehn Sekunden später platzte seine Sekretärin herein.

„Treffe ich eine gute Wahl oder was?“, fragte sie zufrieden. „Kein Ehemann – ich habe gefragt.“

Er verzog das Gesicht. „Typisch.“

Jeanne gab sich gar nicht erst Mühe, verlegen auszusehen. „Ich wollte es wissen. Mir war klar, dass du sie nicht fragen würdest …“ Ihr Blick wurde neugierig. „Oder erzähle ich dir nichts Neues? Ihr beide scheint euch zu kennen.“

„Sie ist zwei Jahre jünger als ich. Wir sind uns als Teenager begegnet. Ich habe am See gearbeitet, und sie hat die Sommer dort verbracht. Ihr Vater ist Billy Bingham.“

Jeanne zog die Brauen hoch. „Der jüngere und wilde Sohn der ach-so-reichen Binghams? Ist er nicht gestorben?“

„Vor langer Zeit.“

Etwa ein Jahr, nachdem Hannah herausgefunden hatte, dass sie seine uneheliche Tochter war. In dem Sommer, in dem er und Hannah sich kennengelernt hatten. Ihre Großmutter hatte für sie Segelunterricht organisiert, und er war ihr Lehrer gewesen. Er war damals sechzehn, hielt sich jedoch für viel älter als sie. Trotzdem wurden sie Freunde. Seltsam, dass ausgerechnet sie der einzige Mensch gewesen war, bei dem er kein Blatt vor den Mund nehmen musste.

„Jetzt ist sie wieder hier“, sagte Jeanne. „Schätze, wenn sie eine Bingham ist, brauchen wir über sie keine Bankauskunft einzuholen. Sie muss Geld haben.“

„Ich treffe mich mit ihr am Haus. Um drei. Bitte halt mir den Nachmittag frei.“

Jeanne blinzelte demonstrativ. „Du willst das Büro wirklich vor halb sieben verlassen?“

„Ich bin dafür verantwortlich, dass das Haus zu einem guten Preis verkauft wird und in gute Hände kommt.“

„Oh, mich brauchst du nicht zu überzeugen. Ich bin begeistert. Ich kann mich nicht erinnern, wann du das letzte Mal ein Date hattest.“

„Mein Privatleben …“

„Ich weiß“, unterbrach sie ihn. „Es geht mich nichts an. Ich kann nichts dafür, Eric. Im Umkreis von fünfzig Meilen hat praktisch jede alleinstehende Frau versucht, deine Aufmerksamkeit zu erregen. Aber du ignorierst sie fast alle. Du gehst nur mit denen aus, die nicht mehr als eine nette Zeit wollen. Willst du denn nicht endlich heiraten?“

Wortlos starrte er sie an.

„Schön. Beantworte die Frage nicht. Sag mir, dass ich dich in Ruhe lassen soll. Aber ich finde, jemand muss dir die Meinung sagen.“

„Ich habe dich nicht um deine Meinung gebeten.“

Jeanne wirkte kein bisschen entmutigt. „Ich sage die Nachmittagstermine ab. Ich weiß, dir geht es nur ums Haus, aber selbst dir dürfte aufgefallen sein, dass Hannah eine sehr attraktive Frau ist. Du hast sie mal gemocht. Vielleicht kannst du das wieder tun. Unterhalt dich mit ihr. Lad sie zum Essen ein. Es würde dich nicht umbringen, ein wenig mit ihr zu flirten.“

Damit ging sie hinaus.

Eric versuchte, sich wieder auf den Bericht zu konzentrieren, in dem er gelesen hatte. Doch Jeannes Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf. Es würde ihn nicht umbringen, mit jemandem zu flirten. Sie hatte recht. Das würde es tatsächlich nicht.

Aber er hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass es besser war, seine Energie auf etwas Konkretes, zum Beispiel seine Karriere, zu verwenden als auf eine romantische Beziehung. Nach seiner Erfahrung war so etwas nie von Dauer, und die Liebe endete meistens tragisch.

Doch deswegen musste er nicht darauf verzichten, ein oder zwei Stunden lang die Gesellschaft einer alten Freundin zu genießen. Und wenn sie es auch so locker sah, konnten aus zwei Stunden leicht auch mehr werden.

Hannah würde es nicht stören, auch in späteren Jahren noch einen jugendlichen Teint zu haben, aber in bestimmter Hinsicht wäre sie gern ein wenig gealtert. Sie wünschte, die kultivierte Eleganz, die sie zur Schau trug, würde sich endlich auf sie übertragen und zum Teil ihrer Persönlichkeit werden. Und dass sie in allen Situationen gelassen und selbstsicher blieb. Aber nein. Offenbar konnte ein Mädchen Merlyn County verlassen, aber das hieß nicht, dass Merlyn County auch das Mädchen verließ.

Trotzdem genoss sie auf der Fahrt zum Haus, das sie besichtigen wollte, den schönen Nachmittag und die Tatsache, dass sie endlich die richtige Wahl getroffen hatte.

Der Frühling brachte frisches Grün, knospende Blüten und eine wahre Sinfonie von Vogelgesang mit sich, und Hannah ließ die Seitenscheibe nach unten gleiten, um die klare Luft einzuatmen. Nach einem kalten Winter in der Enge der Universität an der Ostküste war es ein herrliches Gefühl, wieder nach Hause zu kommen.

Irgendwo in Virginia, auf der Fahrt nach Kentucky, war ihr klar geworden, dass sie gar nicht so sehr vor einem Leben davonlief, das sie nicht mochte. Eher sehnte sie sich nach dem einzigen Ort, an den sie immer gehört hatte. Dazu hatte sie ihren verlässlichen Zweitürer, mehrere Straßenkarten und drei Tage gebraucht, aber jetzt war sie hier und bereit zu einem Neuanfang.

Irgendwie jedenfalls. Wie es schien, hatten weder Zeit noch die Entfernung und die Ausbildung an einer der besten und teuersten Hochschulen des Landes ihr dazu verholfen, Eric Mendoza zu vergessen. Mit vierzehn hatte sie ihn für die Verkörperung des coolen, attraktiven älteren Jungen gehalten. Zehn Jahre später war er das noch immer, aber noch mehr – erfolgreicher, interessanter und in dem perfekt geschnittenen Anzug noch eindrucksvoller.

Wenigstens hatte sie sich nichts anmerken lassen. Das war schon etwas. Sie würde Geld darauf verwetten, dass er nicht wusste, was sie damals für ihn empfunden hatte. Sie war bis über beide Ohren in ihn verliebt, aber nicht naiv gewesen. Sie hatte die lange Reihe seiner Gespielinnen kommen und gehen sehen. Als Frau hatte Hannah gegen sie keine Chance gehabt, aber als gute Freundin war sie die Einzige gewesen, die ein fester Bestandteil seines Lebens blieb.

Jetzt waren sie beide erwachsen. Und er mir nicht mehr überlegen, dachte sie und musste plötzlich lächeln. Nein, das stimmte nicht ganz. Es sei denn, es war sein Herz, das zu klopfen begann, wenn sie in der Nähe war. Aber wie sie ihn kannte, war das wohl kaum der Fall. Trotzdem, ein Mädchen durfte doch wohl noch träumen …

Sie sah auf die Uhr und konzentrierte sich wieder auf die kurvenreiche Straße. Auf der linken Seite tauchte ein Briefkasten mit der Nummer auf, nach der sie suchte. Sie bog in die breite Einfahrt ein. Kurz darauf näherte sie sich einem Haus aus Holz und Stein mit einem steilen Dach und einem Ausblick, der endlos schien.

Hannah fuhr langsamer. Die Vorderfront war aus Naturstein, links befand sich eine Garage, rechts eine Pforte. Soweit sie von hier aus erkennen konnte, war der Garten verwildert, aber noch immer wunderschön. Ein gepflasterter Pfad führte an zwei Bänken und einer Vogeltränke vorbei. Es gab viele Fenster, zwei schmale flankierten die Tür, und auf der Veranda standen zahlreiche leere Terrakotta-Kübel.

Sie parkte ihren Wagen neben dem BMW und stieg aus. Bisher hatte sie das Haus nur von außen gesehen, aber wenn das Innere dazu passte, würde sie es vermutlich kaufen.

Eric kam um die Ecke der Garage und auf sie zu.

„Was meinst du dazu?“, fragte er.

Sie nahm den Blick von der Fassade und spürte, wie sie sich in dem unbeschwerten Lächeln auf seinem markanten Gesicht zu verlieren begann.

Die Jahre ließen die Wangenknochen noch stärker als früher hervortreten und das Kinn kantiger und fast ein wenig trotzig wirken. Inmitten der gebräunten Haut blitzten blendend weiße Zähne auf, aber es waren die großen dunklen Augen, die sie am meisten faszinierten.

Sie erinnerte sich daran, wie sie fünfzehn und ihr Leben von Zahnspangen, schlechter Haut und der unerfüllten Liebe zu Eric bestimmt gewesen war. Unzählige Nächte hindurch hatte sie in ihrem Zimmer gesessen und peinliche Gedichte zu Papier gebracht, um das Wunder seiner Augen zu beschreiben. Nie hatte sie die richtigen Worte für die Kombination von Braun und Gold finden oder erklären können, wie seine Wimpern so lang und dicht sein konnten, ohne im Geringsten feminin zu wirken.

Großartiges Haus, großartiger Mann. Was sollte ein Mädchen da machen? „Der erste Eindruck ist toll“, sagte sie und zeigte zum Pfad und dem Garten hinüber.

„Warte, bis du es von innen siehst. Diese Immobilie hat von den Gastärzten und ihren Familien immer die besten Noten bekommen.“

Er führte sie zur Pforte und hielt sie auf. Unwillkürlich fühlte Hannah sich in die Jugend versetzt, in der sie festgestellt hatte, dass sie selbst mit hohen Absätzen einen Kopf kleiner als Eric war.

Man sollte meinen, dass ihr gebrochenes und noch gar nicht so lange verheiltes Herz sie ein oder zwei Dinge über hübsche Gesichter gelehrt hatte, aber das wäre ein Irrtum. Offenbar zählten attraktive Männer aus der Vergangenheit nicht, oder aber sie hatte ihre Lektion nicht begriffen.

Also straffte Hannah die Schultern und schwor sich, dass es für den Rest des Nachmittags nur um Geschäftliches gehen würde. Sie war daran interessiert, ein Haus zu kaufen, Eric hatte eins anzubieten – ENDE der Geschichte.

Während er einen Schlüssel aus der Tasche holte, betrat sie die kleine Veranda, schaute auf das wuchernde Grün und stellte sich vor, wie die Hecken begradigt und die Rosen zurückgeschnitten wurden. Mit ein wenig Pflege und viel Unkrautjäten konnte der Vorgarten zu einer Sehenswürdigkeit werden. Sie würde viel Zeit haben und sich darauf freuen. Ein paar Wochen an der frischen Luft wären ideal, um wieder in ihrer alten Heimat Wurzeln zu schlagen.

Eric schloss die Tür auf und ließ Hannah den Vortritt. Das kleine Foyer ging in ein großes Wohnzimmer über, in dem keine Möbel standen, sodass nichts von den hohen Bogenfenstern und dem ausladenden, aber keineswegs protzigen Kamin ablenkte. Rechts vom Eingang lag das Esszimmer, links davon führte ein breiter Flur weiter ins Haus.

„Wie lange ist es schon unbewohnt?“, fragte sie.

„Seit etwa einem Monat. Nachdem wir entschieden hatten, es zu verkaufen, haben wir gewartet, bis die Familie ausgezogen war, und es innen und außen gestrichen.“

Sie ließ den Blick über die weißen Wände wandern. „Geschmackvoll.“

Er schmunzelte. „So ist ein Neuanstrich für den Käufer am einfachsten.“

„Stimmt.“ Sie hatte schon ein paar Ideen.

Als sie durch die Küche ging, bemerkte sie, dass der Holzboden sich bis in diesen Raum erstreckte. Die Dielen waren alt, aber in guter Verfassung, genau wie die Schränke und Arbeitsflächen. Vielleicht würde sie die Kacheln durch Granitplatten ersetzen, aber das konnte warten. Herd, Kühlschrank und die anderen Geräte waren alle neu.

„Wie viele Schlafzimmer?“, fragte sie.

„Zwei oben. Zwei weitere unten.“

Sie runzelte die Stirn. „Ich dachte, es ist eingeschossig?“

„Von der Straße aus könnte man das denken, aber es ist an den Hang gebaut und hat ein bewohnbares Untergeschoss – Familienzimmer, Wirtschaftsraum und die beiden zusätzlichen Schlafzimmer.“

Sie folgte ihm ins Wohnzimmer und sah die Treppe, die nach unten führte. Bevor sie sich dort umschaute, wollte sie die beiden Schlafzimmer auf dieser Ebene sehen. Das erste war groß und modern und verfügte über genug Schrankraum für einen Schönheitswettbewerb, das zweite kleiner, aber hell und sonnig. Hannah malte sich aus, wie es mit Spielsachen und Kindermöbeln aussehen würde.

Das Untergeschoss war so geräumig und lichtdurchflutet wie das obere. Nur der Wirtschaftsraum und der, in dem die Heizung untergebracht war, besaßen keine Fenster. Hier befanden sich die beiden zusätzlichen Schlafzimmer, ein Bad, ein zweiter Kamin und viel Stauraum.

„Mir hätte der Platz oben schon gereicht“, sagte sie und strich mit dem Fuß über den beigefarbenen Berberteppich. „Es ist ein sehr schönes Haus.“

Eric zog die Glastür im Familienzimmer auf und ging hindurch. „Warte, bis du das hier siehst“, sagte er lächelnd.

Sie folgte ihm nach draußen. Der Garten war riesig und fiel zum See hin nicht ab. Ein Zaun umgab das Grundstück. Gestutzte Bäume erlaubten einen perfekten Blick auf die Berge, selbst vom Untergeschoss aus.

„Schöne Aussicht“, murmelte Hannah, während sie über den Rasen zum Zaun ging.

Eric blieb an einer Pforte stehen. „Zu der Immobilie gehört ein kleiner Bootssteg.“

„Was?“

Ihr Blick fiel auf die Steinstufen, die zum See unterhalb des Hauses führten.

Der Anblick des blauen Wassers erinnerte sie an glückliche Nachmittage auf einem Segelboot. Ginman’s Lake mochte den, der die Großen Seen im Mittleren Westen oder den Ozean gesehen hatte, nicht besonders beeindrucken, aber für die Einheimischen war er das Paradies.

„Ist dies der Punkt, an dem ich mich uninteressiert geben muss, damit du mich überzeugen kannst?“, fragte sie, obwohl sie längst wusste, dass sie den Ort gefunden hatte, den sie zu ihrem Zuhause machen wollte.

Eric schüttelte den Kopf. „Ich bin kein Makler. Ich kann dir sagen, dass der Preis fair ist, dass sämtliche Reparaturen und Wartungsarbeiten der letzten sieben Jahre dokumentiert sind und wir eine fünfjährige Garantie für alle technischen Anlagen und Einbaugeräte übernehmen.“

Sie lächelte. „Gut zu wissen. Ich kann mich damit revanchieren, dass ich bar zahlen werde.“

Er zeigte zum Haus. „Dann lass uns darüber reden.“

Sie setzten sich auf die Verandatreppe. Hannah streckte die Beine aus und ließ sich das Gesicht von der Sonne wärmen.

„Das hat mir gefehlt“, gab sie zu. „Alles. Das Leben hier ist viel unkomplizierter.“

„Es hat seine Momente.“

Sie drehte sich zu ihm. „Du bist jetzt seit … fünf Jahren mit dem College fertig und schon auf der Überholspur, was?“

„Woher soll ich das wissen?“, entgegnete er.

„Das habe ich an der Größe deines Büros gesehen.“

„Kann schon sein. Ich habe hart gearbeitet, und es geht mir gut.“

Sie erinnerte sich an seinen Traum, reich und mächtig zu werden. Unehelich aufzuwachsen, noch dazu auf der falschen Seite der Stadt, brachte Menschen dazu, ihre Kindheit so weit wie möglich hinter sich zu lassen. Das wusste sie aus eigener Erfahrung. Aber während Eric ausschließlich auf den beruflichen Erfolg zu setzen schien, hatte sie sich nur nach einem richtigen Zuhause und Geborgenheit gesehnt.

„Du hast auch einiges erreicht“, sagte er. „Jurastudium in Yale. Glückwunsch.“

„Danke“, erwiderte sie und versuchte, nicht an die Universität oder irgendetwas anderes zu denken, das mit ihrem Leben in New Haven zu tun hatte.

„Das hier wird ein tolles Sommerdomizil für dich sein.“

Erstaunt sah sie ihn an. „Was?“

„Deshalb willst du es doch kaufen, oder? Damit du ein eigenes Haus hast, wenn du den Sommer hier verbringst.“

„Nein. Es soll kein Ferienhaus sein. Ich werde hier leben.“

2. KAPITEL

„Warum?“, fragte Eric ungläubig.

Hannah lächelte. „Warum ich das Leben an der Ostküste aufgebe, um nach Kentucky zurückzukehren?“

„Eine gute Frage für den Anfang.“

„Ich mag es hier.“ Sie warf ihm einen Blick zu. „Du bist nicht fortgezogen.“

„Nein, aber ich habe hier nach dem College einen guten Job gefunden. Hätte er sich mir anderswo geboten, wäre ich jetzt weg.“

„Hmm. Ich nicht.“ Sie schaute wieder zu den Bergen hinüber. „Ich kann dir sagen, es gibt keinen schöneren Ort als den hier.“

„Du solltest mehr reisen.“

Sie lachte, und es ging ihm unter die Haut. Ihm wurde warm. Was nicht nur an dem melodischen Laut lag, sondern auch am blumigen Duft ihrer Haut, dem anmutigen Profil und den leicht hochgezogenen Augenbrauen, wenn sie belustigt war.

„Hier bin ich zu Hause.“

„Natürlich.“ Sie war eine Bingham. Für sie bedeutete Merlyn County Familie, Wurzeln und Wohlstand.

„Ich bin nicht sicher, ob mir deine Antwort gefällt“, gestand sie. „Warum hältst du es für natürlich?“

„Du bist eine von ihnen.“

„Oh, bitte. Eine Bingham?“ Sie rümpfte die Nase. „Ja, das bin ich wohl. Juristisch gesehen.“

„Billy Bingham war dein Vater.“

„Aber ich fühle mich nicht wie eine von ihnen, wie du es nennst. Ich bin noch immer das Mädchen, das in Armut aufgewachsen ist. Bei mir zu Hause war es ein toller Abend, wenn es Fast Food und einen Videofilm gab.“

„Jetzt ist es Champagner.“

Sie lachte wieder. „Hältst du weniger von mir, wenn ich zugebe, dass ich noch nie Champagner getrunken habe?“

„Ich würde dir nicht glauben.“

„Es stimmt. Ich habe nie viel getrunken, und auf dem College waren die meisten Partys eher Bierfeste als High-Society-Treffen. Bei den Binghams rühre ich keinen Tropfen Alkohol an. Ich hätte viel zu große Angst, etwas falsch zu machen.“

„Aber trotzdem willst du in ihre Nachbarschaft ziehen.“

„Guter Punkt.“ Sie legte die Stirn in Falten. „Hier oben bin ich nicht gerade ihre Nachbarin. Sie wohnen auf der anderen Seite der Stadt.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, warum du dich nicht in Paris niederlässt.“

„Glaub mir, so viel Geld habe ich nicht. Obwohl dort zu leben das Problem mit dem Champagner lösen würde“, scherzte sie.

„Ich habe gehört, sie trinken ihn zum Frühstück“, scherzte er.

Ihre Augen wurden groß. „Über den Cornflakes?“

„Mit Baguette und Käse.“

Erneut zog sie die Nase kraus. „Nein, danke. Ich bleibe bei einem Bagel mit Obst, auch wenn das heißt, dass ich auf das edle Prickeln auf der Zunge verzichten muss.“

„Vermutlich eine gute Wahl.“

„Im Herzen bin ich noch immer ein Mädchen vom Lande.“

Er musterte ihre Kleidung. „Du siehst nicht so aus.“

Sie strich über den Rock und senkte die Stimme. „Das stammt alles aus einem Outlet. Du würdest in Ohnmacht fallen, wenn du wüsstest, wie wenig ich dafür bezahlt habe.“

„Das bezweifle ich.“

Sie schmunzelte. „Okay, du kaufst nicht oft ein. Ich bin jetzt vielleicht eine Bingham, aber ich kann noch immer einen Dollar strecken, bis er um Gnade schreit.“

Das musste sie von ihrer Mutter gelernt haben.

„Ist deine Schwester noch in der Stadt?“, fragte sie.

„Sicher. CeCe arbeitet in der Klinik neben dem Krankenhaus, im Gesundheitszentrum für Frauen. Sie ist Hebamme.“

Hannah nickte. „Ja, ich erinnere mich. Sie muss ihre Arbeit lieben.“

„Das tut sie.“

„Und du?“ Sie legte den Kopf schräg. „Macht es dir Spaß, auf der Karriereleiter nach oben zu klettern?“

„Jeder Zentimeter.“

„Ich weiß nicht, ob mir das gefallen würde“, gab sie lächelnd zu. „Aber mein Onkel Ron wird mich wohl kaum in die Führungsetage einladen, also ist das kein Problem.“

Autor

Susan Mallery

Die SPIEGEL-Bestsellerautorin Susan Mallery unterhält ein Millionenpublikum mit ihren Frauenromanen voll großer Gefühle und tiefgründigem Humor. Mallery lebt mit ihrem Ehemann und ihrem kleinen, aber unerschrockenen Zwergpudel in Seattle.

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