Der Rancher und das City-Girl

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Eine Woche! Mehr Zeit hat Rancher Tripp Noble nicht, um City-Girl Dee davon zu überzeugen, dass Royal der perfekte Ort für die Promi-Hochzeit ihrer besten Freundin ist. Also zeigt er ihr erst seine Ranch, dann die Stadt und geht mit ihr im edlen Texas Cattleman’s Club essen. Je besser er Dee kennenlernt, desto mehr fühlt er sich von ihr angezogen. Doch er sollte sich die hübsche junge Frau sofort aus dem Kopf schlagen. Denn Dee muss bald nach L. A. zurück …


  • Erscheinungstag 15.08.2023
  • Bandnummer 2302
  • ISBN / Artikelnummer 9783751515733
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Was soll das heißen, du kommst nicht?“

Dionna Reed ging in ihrer Suite auf und ab. Vor einer Stunde war sie hier im Resort The Bellamy im texanischen Royal angekommen und hatte ihre beste Freundin, die Schauspielerin Ariana Ramos, jeden Moment erwartet. Stattdessen teilte ihr Ari jetzt per Videoanruf mit, dass sie doch nicht nach Royal kommen würde.

„Aber es geht um deine Hochzeit, Ari. Da kannst du doch nicht einfach wegbleiben.“ Dionna merkte, dass sie lauter als nötig geworden war. Egal. Das hier war ein Notfall!

„Ich träume von meiner Hochzeit, seit ich fünf bin. Glaubst du also wirklich, dass ich lieber noch vier weitere Wochen hier am Set in Peru feststecken möchte?“ Aris Stimme zitterte leicht, und sofort bekam Dee ein schlechtes Gewissen.

Sie opferte nur vier Tage ihres umtriebigen Lebens, um Ari hier in Royal, der Heimatstadt ihres Verlobten Xavier Noble, moralisch zu unterstützen. Außerdem sollte sie ihren Rat abgeben, während Ariana und ihr Verlobter zusammen mit der Hochzeitsplanerin die Einzelheiten für die Festlichkeiten besprachen.

„Es tut mir leid, Ari. Ich weiß, wie sehr du dich darauf gefreut hast.“ Dionna ließ sich auf dem Ledersofa nieder und blickte sich in der luxuriösen Hotelsuite um, die ihre Freundin vermutlich eine Stange Geld kostete. „Was ist denn überhaupt passiert?“

„Kurz bevor wir den Abschluss des Drehs mit einer Party feiern wollten, ist die Bombe geplatzt“, berichtete Ari sichtlich verärgert. „Ich habe dir doch erzählt, dass mein Kollege Nicholas Rainey mich immer so lüstern ansieht, sobald die Kamera aus ist, oder? Nun, wie sich herausgestellt hat, ist er bei einigen anderen Frauen noch weitergegangen …“

„Willst du damit sagen …“

„Ja! Mehrere Frauen haben sich wegen sexueller Belästigung über ihn beschwert. Seit die Erste vor ein paar Tagen Anzeige gegen ihn erstattet hat, haben sich mindestens noch zehn weitere Frauen gemeldet – einschließlich seiner Schwägerin!“

„Du meine Güte! Ist seine Frau nicht gerade wieder schwanger?“, fragte Dionna.

„Mit dem fünften Kind“, rief Ari aufgebracht.

„Wow. Was für ein Mistkerl“, meinte Dionna. „Aber der Film war doch schon abgedreht. Wie geht es jetzt weiter? Wollen sie den Film auf Halde legen, in der Hoffnung, dass sich die Aufregung irgendwann legt?“

„Sie nehmen diese Anschuldigungen ernst, und das sollten sie auch. Nicks Agent und seine PR-Agentur haben ihn schon wie eine heiße Kartoffel fallenlassen, und das Studio nimmt ihn aus dem Film. Eine richtige Entscheidung. Aber es bedeutet, dass wir so gut wie jede Szene, in der er vorkommt, noch einmal drehen müssen. Und da er der Hauptdarsteller war, müssen wir im Grunde den ganzen Film neu drehen.“

„Oje, du Ärmste. Ich tue, was ich kann, um dir zu helfen. Soll ich die Hochzeitsplanerin anrufen, um den Termin zu verschieben?“ Dionna griff nach ihrer Ledertasche und holte ihren Terminplaner raus.

„Nein!“

„Warum nicht?“ Dionna blickte auf den Kalender. „Ihr wolltet doch jetzt Entscheidungen bezüglich der Hochzeit treffen. Da wäre die Anwesenheit der Braut doch ganz wünschenswert.“

„Wir haben das schon zweimal verschoben und können es nicht länger vor uns herschieben. Wir haben doch bereits Ende Februar. Bis zur Hochzeit im Juni bleibt nicht mehr viel Zeit.“

„Aber wie soll das ohne die Braut gehen?“, fragte Dionna ungläubig. „Soll Xavier dich bei jeder Entscheidung per Videoanruf zu Rate ziehen?“

„Was das angeht …“ Aris Miene wirkte auf einmal ziemlich verlegen.

„Noch mehr schlechte Neuigkeiten?“

„Ex kommt auch nicht.“

„Was? Wieso nicht? Das hier ist doch seine Heimatstadt. Er ist derjenige, der lieber hier statt in L. A. heiraten will.“ Dionna fand es immer noch nicht gut, dass Ari mit der Tradition gebrochen hatte und die Hochzeit in die Heimatstadt des Bräutigams verlegt hatte.

Doch Ex war es wirklich wichtig gewesen, wo sie heirateten, während es Ari nur darauf ankam, dass es eine spektakuläre Hochzeit wurde. Zudem war es ein Zugeständnis an ihre künftigen Schwiegereltern gewesen, die nicht gerade begeistert darüber waren, dass ihr Sohn, ein Bestsellerautor, einen Hollywoodstar heiraten wollte.

Für Ari war es ein kleines Opfer für den Mann, den sie vergötterte, erschwerte allerdings die Hochzeitsplanung. Vor allem jetzt.

„Ich weiß, Süße“, meinte Ari mit derselben Stimme, mit der sie Dee schon seit der Schulzeit, als sie beste Freundinnen geworden waren, zu fragwürdigen Dingen überredete. „Aber die Lesereise für sein neuestes Buch läuft gerade richtig gut. Xaviers Verleger möchte die Tour in Europa noch ausweiten, und außerdem haben sie zusätzliche Talkshow-Auftritte eingeplant.“

„Aber dieser Termin steht seit Wochen fest“, jammerte Dee.

„Deshalb wollte er ja auch ablehnen. Aber da ich jetzt auch nicht kommen kann, dachte er, er kann es ausnutzen, solange das Buch so heißbegehrt ist. Ich brauche dich da, Dee. Niemand kennt mich besser als du. Du weißt genau, was ich denke – meist sogar, noch ehe ich etwas gesagt habe. Du weißt, was ich mag und was nicht. Du bist meine perfekte Vertretung. Ich vertraue sogar darauf, dass du das Menü richtig auswählst. Notfalls kann ich später ja immer noch kleine Änderungen vornehmen. Aber zumindest wird der Ball ins Rollen gebracht.“

Dionna ließ sich die Worte ihrer Freundin durch den Kopf gehen.

„Ich brauche wirklich deine Hilfe, Dee“, flehte Ari. „Es gibt niemanden, dem ich diese Aufgabe sonst anvertrauen würde. Nicht einmal Sasha“, fügte sie hinzu und meinte ihre jüngere Schwester. „Bitte, bitte. Du darfst dir sogar dein Brautjungfernkleid selber aussuchen.“

Damit hatte sie Dionnas Aufmerksamkeit. Diese hatte nämlich schreckliche Angst davor, dass ihre Freundin sie in ein ärmelloses und so tief ausgeschnittenes Kleid stecken würde, dass man ihren Nabel sah.

„Abgemacht“, sagte Dee, ehe Ari ihre Meinung ändern konnte.

„Danke, Dee. Du bist die beste Freundin, die man sich wünschen kann.“

„Mal sehen, ob du das auch noch nach der Hochzeit sagst. Denn auch, wenn ich dich in und auswendig kenne, trifft das auf deinen Verlobten absolut nicht zu.“

Ari grinste. „Keine Sorge, Süße. Das ist geklärt.“

Dionna stöhnte. Das Funkeln in den Augen ihrer Freundin gefiel ihr gar nicht.

„Du willst kneifen?“, fragte Tripp Noble seinen Cousin Xavier, während er die Auffahrt der Noble Spur Ranch, die seit vier Generationen im Besitz von Tripps Familie war, hinunterfuhr. „Es ist aber nicht so, dass du wegen der Hochzeit kalte Füße kriegst, oder?“

Tripp und Ex waren gemeinsam auf der Ranch aufgewachsen und hatten wie Pech und Schwefel zusammengehalten, wenn sie mal wieder irgendeinen Unsinn ausgeheckt hatten. Doch Ex hatte Royal schon vor einer ganzen Weile verlassen. Er hatte davon geträumt, ein berühmter Autor zu werden – und es auch geschafft. Er war sogar berühmter geworden, als einer von ihnen sich je hätte träumen lassen.

Xavier hatte schon überall in den Staaten gewohnt und lebte zurzeit in Los Angeles. Die beiden Männer standen sich noch immer nahe, auch wenn sie sich lange nicht mehr persönlich getroffen hatten. Daher hatte Tripp sich darauf gefreut, endlich mal wieder Zeit mit seinem Cousin verbringen zu können.

„Nein, natürlich habe ich keine kalten Füße bekommen. Soll das ein Witz sein? Ariana ist das Beste, was mir je passiert ist. Ich kann es kaum erwarten, sie zu heiraten“, erklärte Ex ohne zu zögern.

„Was ist denn dann der eigentliche Grund, warum du nicht herkommst?“

„Habe ich dir doch schon gesagt. Mein Verleger will die Tour ausweiten.“

„Und …?“

Auch wenn sie die letzten Jahre nicht mehr oft zusammengekommen waren, kannte Tripp seinen Cousin gut genug.

„Okay, okay.“ Xavier seufzte. „Alles, was ich über die Tour gesagt habe, stimmt. Aber Ari hat schon ein riesiges Opfer gebracht, als sie zugestimmt hat, die Hochzeit nach Royal zu verlegen. Ich will das nicht vermasseln. Diese Hochzeit muss so traumhaft werden, wie Ari es sich vorgestellt hat … mindestens.“

„Und wer weiß besser als du, was sie sich wünscht?“

„Ich weiß viel über Ari“, stimmte Ex zu. „Aber, wenn es um diesen Hochzeitskram geht, bin ich nutzlos. Das darf nicht in die Hose gehen. Dafür ist ihr das alles zu wichtig.“

„Okay, wie lautet also der Plan? Wollt ihr den Termin verschieben?“

„Nein, das will Ari nicht. Sie möchte endlich anfangen und Dionna die Entscheidungen überlassen.“

„Mir ist schon klar, dass sie sich nahestehen, aber kann Ariana wirklich damit leben, dass ihre beste Freundin die Entscheidungen über ihre Hochzeit trifft?“, fragte Tripp.

Er kannte die Braut seines Cousins nur von Videotelefonaten, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sie etwas so Wichtiges wie die Planung ihrer Hochzeit jemand anderem überließ.

„Ari meint, dass niemand sie besser kennt, und das glaube ich auch.“

„Und was ist mit dem, was du willst?“, hakte Tripp nach. „Willst du mir weismachen, dass du dich aus dem Ganzen völlig raushalten willst? Ich meine, vorausgesetzt, dass es sich um deine einzige Hochzeit handelt …“

„Hahaha, du bist so unglaublich witzig …“

„Ich sag ja nur. Wenn du das nur einmal durchziehen willst, dann vermute ich mal, dass du dem Ganzen auch deinen Stempel aufdrücken willst“, erwiderte Tripp.

„Gut, dass du es erwähnst. Da kommst du jetzt nämlich ins Spiel.“

„Ach ja?“ Tripp nahm eine Sekunde lang die Augen von der Straße und musste dann scharf bremsen, um das Eichhörnchen, das über die Straße flitzte, nicht zu erwischen.

„Dionna vertritt Ari, und ich möchte, dass du mich vertrittst. Du kennst mich, Tripp. Du weißt, was mir gefallen würde, was ich akzeptieren kann, um Ari glücklich zu machen, und was ich hassen würde.“

„Hey, Alter, wenn es um deinen Junggesellenabschied geht, bin ich dabei. Aber sehe ich etwa aus wie ein verdammter Hochzeitsplaner?“

„Eine Hochzeitsplanerin haben wir bereits engagiert, Rylee Meadows. Sie kommt an diesem Wochenende nach Royal.“ Er ahnte, dass Xavier grinste. „Ich bitte dich doch nur, mit ihr und Dionna zusammenzuarbeiten, damit sichergestellt ist, dass diese Hochzeit Aris und meinen Wünschen entspricht. Du weißt, dass ich dich nicht um diesen Gefallen bitten würde, wenn es nicht wirklich wichtig wäre.“

Tripp, der gerade an einer Ampel hielt, dachte über die Bitte seines Cousins nach.

Da er und Ex sich so nahestanden wie Brüder, würde er ihm natürlich helfen. Selbst wenn es bedeutete, dass er Aushilfs-Hochzeitsplaner spielen musste.

Außerdem hatte er das ja auch schon in den vergangenen Monaten getan. Da Ariana erkannte hatte, wie wichtig die Familie für Ex war, hatte sie Tripp in die Telefonate über die Hochzeit mit einbezogen. Und es war Tripp gewesen, der dezent darauf hingewiesen hatte, dass seine Tante und sein Onkel, Xaviers Eltern, nicht gerade begeistert waren, dass die Trauung in L. A. stattfinden sollte, woraufhin Ari die Hochzeit nach Royal verlegt hatte.

Ehrlich gesagt hatte er nicht damit gerechnet, dass sie ihre Traumhochzeit-Location in L. A. aufgeben würde. Aber es war offensichtlich, dass sie seinen Cousin liebte, und das respektierte er. Daher wollte er, dass diese Hochzeit denkwürdig wurde, Ari und auch Ex zuliebe, einfach, weil sie es verdient hatten.

Wenn Ari solch ein Opfer für Xavier brachte, dann würde es ihn selbst ja wohl nicht umbringen, ein bisschen Zeit dafür zu opfern.

„Okay, ich bin dabei. Sag mir einfach, was du brauchst“, gab Tripp nach.

„Wir hätten heute Abend eigentlich mit den Mädels essen gehen sollen. Um ihnen zu zeigen, was für ein toller Ort Royal ist. Dionna ist bereits in der Stadt, und um ehrlich zu sein, ist sie nicht besonders glücklich darüber, dass wir in Royal feiern wollen. Tu mir den Gefallen und versuche, ihre Meinung zu ändern.“

In den Videotelefonaten hatte Aris beste Freundin hübsch ausgesehen, hatte aber reserviert gewirkt und so, als würde sie sich stets an die Regeln halten. Mit ihrem Brillengestell aus Schildplatt, den zurückgekämmten Haaren wirkte sie wie eine strenge, aber heiße Bibliothekarin. Beim dritten Videoanruf war sie ein wenig lockerer geworden. Und auch, wenn er und sie nicht unterschiedlicher sein könnten, hatte Dee etwas an sich, was Tripp anzog.

„Du willst also, dass ich mit Dee Spaß habe? Wird erledigt.“

„Dein Tonfall gefällt mir nicht“, widersprach Ex.

„Du hast mich gebeten, ihre Meinung über Royal zu ändern.“ Tripp lachte.

„Hey, Alter, wehe, du vergeigst das. Ariana bedeutet mir alles, und Dee und Ari stehen sich näher als Schwestern.“

„Ach, komm schon. Ari vergöttert dich. Alles wird gut.“

„Aber nicht, wenn mein Cousin, der Playboy, ihre beste Freundin anbaggert und ihr das Herz bricht. Ich habe schon Ehen gesehen, die wegen geringerer Sachen gescheitert sind. Du wirst also einsehen, dass ich es nicht riskieren möchte herauszufinden, wie nachsichtig Ari diesbezüglich ist“, erklärte Xavier ernst.

Tripp lag es auf der Zunge zu erwähnen, dass sie hier von einer erwachsenen, taffen Frau von Mitte dreißig und nicht von einer naiven Studentin redeten. Aber Xavier schien in dieser Sache keinen Spaß zu verstehen, daher hielt Tripp den Mund. Schließlich hatte er auch gar nicht die Absicht, etwas mit Dee anzufangen.

„Ich verspreche, dass ich bestes Benehmen an den Tag lege. Zufrieden?“, fragte Tripp, während er vor dem Blumenladen im Zentrum von Royal hielt.

„Ja, mehr oder weniger.“ Xavier seufzte. „Ernsthaft, ich danke dir, dass du mir hilfst. Ich weiß, dass Hochzeitsplanung nicht gerade dein Steckenpferd ist.“

„Ist schon okay, aber vergiss nicht, dass du mir dafür was schuldest. So, jetzt muss ich ein paar Sachen erledigen. Sag Bescheid, wenn du von deiner Tour zurück bist.“

„Auf jeden Fall.“ Xavier verabschiedete sich.

Tripp seufzte. Er war wirklich nicht an Dionna interessiert, aber die Frau war genauso faszinierend, wie sie nervig war. Er würde lügen, wenn er erklärte, der Gedanke wäre ihm nicht schon durch den Kopf gegangen.

2. KAPITEL

„Du willst, dass ich mit Tripp zusammen deine Hochzeit plane?“, wiederholte Dee die Bitte ihrer Freundin. „Das wird ja immer schöner.“

„Tripp kennt Ex genauso gut wie du mich. Ihr seid die perfekten Stellvertreter für uns. Und wenn irgendwas Dringendes ist, könnt ihr ja immer noch einen von uns kontaktieren. Wir melden uns dann so schnell wie möglich“, erklärte Ariana.

„Müssen wir Tripp wirklich mit einbeziehen? Also ich bin sicher, dass Rylee und ich das auch allein hinbekommen.“

„Was hast du gegen Tripp? Er sieht gut aus. Er ist heiß. Er hat Humor.“

„Genau!“, rief Dionna. „Er wirkt auf mich wie ein verwöhnter Playboy, dem alles auf einem Silbertablett serviert wird. Ein Mann, der nichts ernst nimmt. Dir ist schon klar, dass das die schlimmste Art von Mann ist, mit der du mich zusammenbringen kannst … für diese Projekt“, fügte sie hastig hinzu.

Auf keinen Fall wollte sie ihrer Freundin einen Floh ins Ohr setzen.

„Das ist nicht fair von dir, Dee. Tripp ist ein Rancher, und so, wie ich das verstanden habe, arbeitet er genauso hart wie seine Leute. Und eure gegensätzlichen Charaktere machen euch zu einem tollen Planungsteam, weil ihr euch ergänzt. Du wirst sicherstellen, dass er mit dem nötigen Ernst dabei ist, und er wird dir helfen, mal ein bisschen lockerer zu werden. Hier geht es letztlich ja um eine Feier. Ich möchte nur, dass es die beste, edelste Feier wird, die es in diesem kleinen Ort je gegeben hat.“

„Na, wunderbar. Das baut ja gar keinen Druck auf“, stöhnte Dionna.

„Ach, du schaffst das schon“, versicherte Ariana ihr. „So, und nun lass uns mal überlegen, was du zum Abendessen anziehen kannst.“

„Das hier ziehe ich an.“ Dionna deute auf die weiße Bluse, die schwarze Stoffhose und die bequemen Schuhe.

„Das ist nicht dein Ernst“, entfuhr es Ari.

„Das ist doch kein Date“, erinnerte Dionna ihre beste Freundin. „Ich treffe mich mit dem Trauzeugen, um Einzelheiten eurer Hochzeit zu besprechen.“

„Es ist ein Abendessen“, widersprach Ariana nach einer verdächtig langen Pause. „Leider muss ich jetzt los, aber tu mir den Gefallen und zieh was Hübsches an und entspann dich mal. Sonst geht das mit euch beiden gleich zu Beginn in die Hose.“

Tripp Noble.

Allein der Gedanke an sein gut aussehendes Gesicht, das breite Lächeln und diese faszinierenden goldbraunen Augen sandte einen wohligen Schauer über ihren Rücken.

Tapp nicht wieder in diese Falle!

Ja, der Mann war gut aussehend, witzig und wohlhabend. Doch er konnte auch stur und unglaublich nervig sein, wie er während der Videotelefonate bewiesen hatte. Hatte sie gerade noch davon geträumt, wie es wohl wäre, Tripps köstliche Lippen zu küssen, war sie im nächsten Moment versucht, ihm den Hals umzudrehen, weil er so dickköpfig war.

Sicher, Tripp war attraktiv. Charmant. Da konnte man schon mal in Versuchung geraten, zumal er mit ihr geflirtet hatte. Aber sie beide waren einfach zu unterschiedlich. Außerdem war Flirten für ihn vermutlich genauso normal wie Atmen. Es bedeutete noch lange nicht, dass er sie mochte.

Und Dee hatte nicht die Absicht, ihren Namen der Liste seiner Eroberungen hinzuzufügen.

Sie war jetzt fünfunddreißig. Wenn sie sich wieder mit einem Mann einließ, dann mit einem, mit dem sie die Zukunft verbringen würde. Nicht mit einem Charmeur, der die Worte ewiger Junggeselle noch auf seinem Grabstein stehen hatte.

Erstaunt blickte sie auf, als es klopfte. „Ja?“

„Eine Lieferung für Dionna Reed.“ Als Dionna die Tür öffnete, reichte der Bote ihr ein Paket. Sie unterzeichnete und gab ihm ein Trinkgeld, bevor sie die Tür schloss.

Der Absender verriet, dass das Paket von Ari kam. „Was hast du jetzt schon wieder ausgeheckt?“, überlegte Dee.

Sie öffnete das Paket und entdeckte bunte Röcke, Blusen und Hosen. Ein langärmliges schwarzes Minikleid. Weitere Kleider in unterschiedlichen Farben und Mustern und einen blauen, edlen Jumpsuit. Dazu jeweils passende Schuhe und Accessoires. Und das alles aus Dees eigenem Kleiderschrank.

Ari war seit Wochen in Peru. Wann hatte ihre Freundin die Sachen, die Dee aus Frust nach der Trennung gekauft hatte, wohl rausgesucht? Gar nicht. Es war vermutlich Aris jüngere Schwester Sasha gewesen.

Sie überlegte gerade, dass sie mit Ari mal ein ernstes Wörtchen sprechen sollte, wann es angemessen war, den Ersatzschlüssel zu benutzen, als ihr Telefon piepte.

Wie ich sehe, hast du das Päckchen erhalten. Du hast fantastische Beine, daher würde ich mich für das schwarze Minikleid entscheiden. Und verzichte auf den Haarknoten! Vergiss nicht, Fotos zu schicken!

Ari entging wirklich nichts.

Dee seufzte. Nachdem ihre letzte Beziehung vor einiger Zeit in die Brüche gegangen war, hatte sie unbewusst angefangen, nur noch Schwarz und Weiß zu tragen. Die Farben passten perfekt zu ihrer allgegenwärtigen Gemütslage: eine Kombination aus Elend und Hoffnung. Aber da ihre beste Freundin sich so viel Mühe gegeben hatte, sollte sie auf diesem Kurztrip vielleicht auch mal über ihren Schatten springen.

Allerdings hoffte sie, dass es heute Abend nicht noch mehr Überraschungen gab. Sie war schon nervös genug wegen des Treffens mit dem frustrierenden und gleichzeitig faszinierenden Tripp Noble.

Tripp parkte seinen Wagen vor dem Hotel und stieg aus, bevor er nach der Vase mit dem großen Blumenstrauß aus Lilien und Rosen griff. Er reichte den Autoschlüssel einem Parkwächter und ging nach drinnen.

Er war mit Dionna im Restaurant des Luxus-Resorts verabredet. Doch erst jetzt wurde ihm klar, dass er eine halbe Stunde zu früh dran war und sich mit dieser riesigen Vase nicht gut an die Bar setzen konnte. Also würde er ihr die Blumen in die Suite bringen, und dann konnten sie gemeinsam nach unten ins Restaurant gehen. Er zog sein Handy aus der Tasche, scrollte durch den Gruppenchat und merkte sich Dees Zimmernummer, bevor er in den Fahrstuhl stieg.

Er genoss diesen kurzen Moment der Ruhe, da die letzten Tage auf der Ranch hektisch gewesen waren. Er hatte sich bemüht, möglichst viel abzuarbeiten, um Zeit für seinen Cousin und dessen Verlobte zu haben. Wie es aussah, würde er die Zeit jetzt stattdessen mit Dionna verbringen.

Nach monatelangen Textnachrichten und Videochats wusste Tripp noch immer nicht so recht, was er von ihr halten sollte.

Sie war klug und patent. Aber sie war auch eine Perfektionistin, die entschlossen schien, die Hochzeitsplanung zu einer todernsten Sache zu machen. Außerdem wirkte sie wie eine Klugscheißerin. Schon mehrmals waren sie während der Videokonferenzen aneinandergeraten. Dee besaß einen trockenen Humor, sodass Tripp manchmal noch Tage später über die Unterhaltungen mit ihr lauthals lachen musste. Irgendwie ging ihm die Frau unter die Haut, und er fragte sich, wie ein Kuss von ihr wohl schmecken würde.

Hastig verdrängte er den Gedanken und dachte an das Versprechen, das er seinem Cousin gegeben hatte.

Es war zwar nicht so, dass er geplant hatte, Dionna zu verführen. Okay, er hatte mit ihr geflirtet. Aber das war eher ein strategischer Schachzug gewesen. Ein Versuch, sie dazu zu bringen, ihm zuzustimmen. Kein Auftakt zu einer Affäre. Trotzdem machte die Tatsache, dass Dionna für ihn tabu war, die Vorstellung, sich mit ihr einzulassen, umso verlockender. Seit er Ex versprochen hatte, nichts mit ihr anzufangen, war er leider geradezu besessen von der Idee. Lag wohl an seiner rebellischen Ader.

Er würde schon darüber hinwegkommen. Und in ein paar Tagen war Dee sowieso wieder weg. Sie würde nach Hollywood zurückkehren, und er würde sein Leben in Royal weiterführen. Alles gut.

Wieso raste dann sein Puls wie bei einem pubertierenden Teenager beim ersten Date?

Tripp schloss die Augen, um all die irritierenden Gedanken zu verscheuchen, ehe er an Dees Hoteltür klopfte.

Schritte waren zu hören, ehe es einen Moment lang ruhig war, als sie vermutlich durch den Spion schaute. Dann schwang die Tür auf.

„Was ist das jetzt wieder? Der entschuldigende Blumenstrauß dafür, dass jemand nervt?“

Tripp neigte den Strauß etwas zur Seite, weil der unbeabsichtigt sein Gesicht verdeckt hatte. Er musterte Dee, die eine Hand auf ihre wohlgeformte Hüfte gestemmt hatte.

Verdammt.

Er hatte gewusst, dass Dionna eine schöne Frau war. Aber ihm war nicht klar gewesen, dass sie mit Kurven ausgestattet war, die seinen Puls in unbekannte Höhen treiben konnten und ihm die Knie weich werden ließen. Ihm klappte der Mund auf, und er brachte kein Wort heraus.

„Tripp?“ Dee riss die Augen auf, als sie ihn erkannte. Verlegen presste sie eine Hand auf die Wange. „Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du es bist. Als ich durch den Spion geschaut habe, habe ich nur die Blumen gesehen. Ich dachte, es wäre noch eine Überraschung von Ariana, als Entschuldigung dafür, dass sie nicht hier ist.“

„Tut mir leid, wenn ich dich enttäusche.“ Tripp hob die Vase kurz hoch. „Hast du was dagegen, wenn ich die irgendwo abstelle?“

Dee trat zur Seite und bedeutete ihm reinzukommen. „Die sind doch nicht für mich, oder?“

„Gefallen sie dir nicht?“ Tripp stellte die schwere Kristallvase auf den Couchtisch.

„Nein, ich meine natürlich doch, sie sehen toll aus. Was für ein herrlicher Strauß. Aber das hier ist doch kein Date, und bisher hat mir noch nie jemand Blumen zu einem Geschäftsessen mitgebracht.“

Dee hob die Hände ans Gesicht, als wollte sie ihre Brille hochschieben. Nur, dass sie die heute gar nicht trug. Und zum ersten Mal bemerkte er, wie hübsch ihre dunkelbraunen Augen waren.

„Deine Haare …“, meinte Tripp, ehe ihm auffiel, dass er schon wieder laut zu denken anfing, eine lästige Angewohnheit.

„Was ist damit?“ Dee fuhr mit den Fingern durch ihre schwarzbraunen, schulterlangen Locken, da sie heute statt des üblichen Knotens ihre Haare offen trug. „Ich hatte es vorhin zusammengebunden. Vielleicht sollte ich …“

„Es gefällt mir. Sehr sogar“, sagte Tripp. „Ich habe dich noch nie ohne deine Brille und mit offenen Haaren gesehen. Du siehst toll aus. Sonst natürlich auch“, fügte er schnell hinzu.

Wieso rede ich nur wie ein Idiot?

„Danke.“ Dee strich über ihr schwarzes Minikleid, das sich eng um ihre Kurven schloss und nur bis zur Mitte ihrer braunen Oberschenkel reichte. Sie schenkte ihm ein schiefes Lächeln. „Aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Sind die Blumen für mich?“

„Ja, natürlich.“ Tripp stopfte die Hände in die Taschen seiner grau-schwarz karierten Hose. „Aber offen gestanden war es Corryna Lawsons Idee, sie dir mitzubringen.“

„Corryna?“ Dionnas zog die Augenbrauen zusammen. „Der Name kommt mir bekannt vor.“

„Sie ist hier aus dem Ort die Floristin, von der ich dir erzählt habe. Die, von der ich glaube, dass sie perfekt wäre, um den Blumenschmuck für die Hochzeit zu gestalten. Wovon du ja nicht so recht überzeugt warst.“

„Ich verstehe.“ Dee musterte kritisch den Blumenstrauß und ordnete einige Stiele neu. „Das ist ein hübscher Strauß. Aber bevor ich zustimme, sie zu engagieren, muss ich erst mehr von ihr sehen.“

„Natürlich.“ Tripp versuchte, sein zufriedenes Grinsen zu unterdrücken.

„Entschuldige mein Benehmen eben an der Tür“, sagte Dee schließlich. „Das macht unser erstes Kennenlernen etwas peinlich.“ Wieder fuhr sie mit den Fingern durch ihre Haare. „Es ist schön, dich endlich persönlich kennenzulernen, Tripp.“

Autor

Reese Ryan

Reese Ryan schreibt Liebesgeschichten, die nicht nur sexy und gefühlvoll sind, sondern in denen sie auch von kleineren Familiendramen erzählt. Reese ist im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten geboren und aufgewachsen, ihre Familie hat aber auch Wurzeln in Tennessee.

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