Die Lady und der Abenteurer

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Lady Miranda will bei der Wahl ihres Gatten nichts dem Zufall überlassen und bittet den attraktiven Neville probehalber in ihr Schlafgemach. Doch auf die sündige Nacht folgt ein böses Erwachen: Neville hat sie belogen!


  • Erscheinungstag 27.06.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733717322
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Es war purer Zufall, dass Neville Morleigh an diesem sonnigen Oktobermorgen genau in dem Moment aus dem Fenster blickte, als sein Anwalt Randal Tood die Straße überquerte – in einem Tempo, als gelte es, einem Verfolger zu entfliehen. Morleigh eilte durch seine bescheidene Wohnung über dem Schreibwarenladen an der Albermale Street und öffnete die Tür. Tood polterte die Treppe herauf und stürmte in den Raum.

„Ich befinde mich in einer furchtbaren Zwickmühle, Sir“, rief er, ohne eine Begrüßung. „Sie können sich nicht vorstellen, bei welch unglaublichem Ränkespiel ich mitwirken soll!“ Er legte Hut und Stock auf das Sofa, ließ sich auf den Platz daneben plumpsen und wischte sich über die schweißfeuchte Stirn. „Ich bin völlig außer mir!“

„Ganz ruhig, Tood“, entgegnete Neville Morleigh besorgt. Der kleine Anwalt war ihm in den vergangenen Jahren ein guter Freund gewesen, und es sah ihm gar nicht ähnlich, Probleme zu übertreiben. In der Regel löste er sie, ohne ein Aufheben davon zu machen. „Möchten Sie einen Brandy?“

„Oh ja! Danke!“ Tood strich sich mit der Hand übers Gesicht. Er holte tief Luft, stieß sie langsam wieder aus und versuchte sich zu beruhigen.

Neville reichte ihm einen großzügig gefüllten Schwenker. „Also, was ist los, Tood? Ich habe Sie noch nie so verstört erlebt. Gab es wieder einen Börsensturz?“

„Nein, nein. Es ist wegen Ihrer Ladyschaft.“ Tood trank einen Schluck Brandy und zuckte zusammen, als ihm die brennende Flüssigkeit die Kehle hinunterrann.

Ach so. Die Klientin, die der Anwalt außer ihm noch betreute. Tood vertrat nur sie beide: ihn und die Witwe Lord Ludmores. „Ich nehme an, Sie sprechen von Lady Ludmore. Zeigt sie sich schon wieder in der Gesellschaft? Es ist ein Jahr her, dass ihr Gatte starb, nicht wahr?“ Neville hatte die Wochen gezählt – fünfzig, um genau zu sein. Nun war sie keine verbotene Frucht mehr, und er stellte fest, dass er nach wie vor Appetit auf sie hatte.

„Sie will einen Mann kaufen!“ Tood schrie die Worte förmlich heraus und genehmigte sich einen weiteren Schluck Brandy.

Neville lachte laut auf. „Wozu das denn?“

„Als Ehemann. Sie will Kinder und die Kontrolle über ihr Vermögen. Natürlich auch über den betreffenden Mann. Eine erschreckend willensstarke Frau ist das, Mr Morleigh.“ Tood hob den Cognacschwenker an die Lippen und kippte den Rest hinunter. „Und ich soll die Angelegenheit für sie arrangieren.“

Neville setzte sich und schlug seine Beine übereinander. Er nippte an seinem Brandy und dachte an die Frau, die er seit zwei Jahren nicht aus dem Kopf bekam. Regierungsaufträge und Napoleons Eskapaden hatten ihm ein wenig Ablenkung geboten, aber nicht genug, um sie zu vergessen.

Sie war eine blonde Schönheit, ein Traum von einer Frau, darin herrschte Einhelligkeit unter ihren Bewunderern. Aber es war nicht nur ihr Aussehen, das seine Aufmerksamkeit gefesselt hatte und ihn in den Bann schlug. Es war die Art, wie sie sich bewegte, ein gewisses Etwas in ihrer Stimme, ihrem Lachen. Diese Frau hatte eine Ausstrahlung, die selbst dann noch zu spüren war, wenn sie sich am anderen Ende eines überfüllten Raums aufhielt. Sie war lebhaft, anmutig und hatte Sinn für Humor, von dem sie höchst geistreich Gebrauch zu machen pflegte.

Er hatte Abstand gewahrt. Miranda war verheiratet gewesen – und durchaus glücklich verheiratet, wie es schien.

Und obwohl er Ludmore darum beneidet hatte, war die unübersehbare Zuneigung Lady Ludmores für ihren älteren Gatten auch Gegenstand seiner Bewunderung gewesen. Sie sprach für ihre Warmherzigkeit und ihre Loyalität.

Er war ihr nie offiziell vorgestellt worden und hatte es zu der Zeit auch nicht gewünscht, um gar nicht erst in Versuchung zu geraten. Ludmore war ein geachteter Mann gewesen, der es nicht verdient hatte, dass man ihm Hörner aufsetzte, selbst wenn seine Gattin sich geneigt gezeigt hätte. Aber Neville verführte aus Prinzip keine verheirateten Frauen.

Eine Witwe hingegen hatte die Freiheit, sich einen Liebhaber zu nehmen, wenn sie diskret vorging … Und womöglich konnte er nun, da sie ungebunden war, eine Affäre mit ihr beginnen. Aber ungebunden würde sie nicht lange bleiben, wenn es ihm nicht gelang, sie von ihrem lächerlichen Plan abzubringen. „Hat sie jemand Bestimmten im Auge?“, fragte er Tood.

Der Anwalt fischte ein gefaltetes Blatt Papier aus seiner Rocktasche und reichte es Neville. „Das ist die vorläufige Liste, die sie gemacht hat. Sie will jemand, der mittellos, dankbar und auf keinen Fall gewalttätig ist und nicht dem Glücksspiel frönt oder eine Schwäche für käufliche Frauenzimmer hat. Dessen soll ich mich vergewissern, bevor ich die Gesprächstermine vereinbare.“ Tood erhob sich und goss sich Brandy aus der Flasche auf dem Büfett nach. „Ich kam sofort zu Ihnen, weil ich hoffte, dass Sie mir ein paar geeignete Kandidaten nennen können.“

Neville las sich die Namen durch, die sie in ihrer schönen, fließenden Handschrift auf dem Blatt Papier notiert hatte. Von Berufs wegen auf der Hut vor subversiven Elementen, verstand er es als Teil seiner Aufgabe, sämtliche einflussreichen Mitglieder der guten Gesellschaft zu kennen, die Englands Kriegsanstrengungen nicht mit Wort und Tat unterstützten. Die drei jedoch, deren Namen Lady Ludmore aufgeschrieben hatte, waren politisch nie auffällig geworden, was vermutlich das Einzige war, das man zu ihren Gunsten sagen konnte. Er rieb sich das stoppelige Kinn, während er über die einzelnen Namen nachsann.

„Also, wen haben wir da? Bathgate, das alte Ekel. Sie wird ihn abstoßend finden, sobald er den Mund aufmacht und irgendeine Geschmacklosigkeit von sich gibt. Simpson. Unerträglich religiös, wie ich hörte. Predigt in einem fort.“ Er tippte mit dem Finger auf die Liste. „Und Lawney. Was für ein unausstehlicher Langweiler, sogar wenn er nicht betrunken ist.“ Neville legte die Liste beiseite und seufzte. „Aber sie sind alle drei verschuldet bis über beide Ohren, und für ein paar Pfund die Woche und obendrein die Berechtigung, das Bett mit ihr zu teilen, werden sie mit Kusshand zu allem bereit sein.“

„Meine Güte! Kennen Sie ein paar Männer, die ich ihr empfehlen könnte?“

Neville grinste. „Junggesellen, die ihren Anforderungen entsprechen, gibt es nicht wie Sand am Meer, doch mit einem, der Ihnen vollauf genügt, könnte ich dienen. Aber erst einmal sollte sie die anderen kennenlernen. Raten Sie ihr, keine Entscheidung zu fällen, bis sie sich alle angesehen hat.“

Nach zwei Gläsern Brandy war Tood recht entspannt. „Und wen schlagen Sie als Ergänzung der Dreierbande vor?“

„Mich natürlich.“ Neville lächelte.

Tood schnappte nach Luft. „Sie wollen Lady Ludmore heiraten?“

Neville neigte den Kopf, ohne die Frage indes zu bejahen. Einen Kandidaten, der schlechter zum Ehemann taugte als er selbst, konnte er einer Frau gar nicht anbieten – erst recht nicht einer Frau, die er schätzte. Er traute keiner Dame so weit, dass er sich für ein ganzes Leben an sie binden würde, und er kannte so gut wie kein Paar, das auf Dauer miteinander glücklich war. Die meisten Ehen bestanden nur auf dem Papier. Ganz zu schweigen davon, dass er sein gesamtes Leben umkrempeln müsste, wenn er heiraten wollte.

Autor

Lyn Stone
Lyns Ausflug in die Romanliteratur begann in den 90-ern. Am Valentinstag des Jahres 1996 unterschrieb sie ihren ersten Vertrag mit dem kanadischen Verlag Harlequin. “Blumen, Süßigkeiten, Küsse und auch noch ein Buchverkauf! Es wird nie wieder so einen Tag wie diesen geben!“sagt sie begeistert
Lyn studierte Kunst und arbeitete in Europa,...
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