Heimlich verliebt in einen Milliardär

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Partyplanerin Andie fasst ihr Glück nicht: Sie darf die Weihnachtsfeier für Milliardär Dominic Hunt organisieren! Da verlangt er plötzlich, dass sie sich gegenüber seinem Geschäftspartner als seine Verlobte ausgibt. Ein gewagtes Spiel, denn heimlich begehrt sie Dominic tatsächlich!


  • Erscheinungstag 25.08.2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751515368
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Er hatte es sich also mit den Medien verdorben. Wieder einmal. Man hatte seine Worte aus dem Zusammenhang gerissen und zitierte ihn überall falsch – in den Zeitungen, im Fernsehen und in den sozialen Medien:

Geschäftsmann und Milliardär Dominic Hunt weigert sich, zusammen mit anderen Firmenchefs für Wohltätigkeitsveranstaltung für Obdachlose im Freien zu schlafen.

Dominic schlug mit der Faust auf seinen Schreibtisch. Er hatte sich nicht geweigert, die Wohltätigkeitsorganisation zu unterstützen, sondern nur die Einladung abgelehnt, eine Nacht im Karton vor der Oper von Sydney zu verbringen. Außerdem hatte er eine hohe Summe gespendet, allerdings anonym. Warum reichte das nicht?

Dominic legte das Gesicht in die Hände. Es hatte eine Zeit in seinem Leben gegeben, in der er keine andere Wahl gehabt hatte, als im Freien zu übernachten. Das aber wollte er nie wieder tun, auch nicht für einen guten Zweck. Er konnte es auch nicht erklären, denn er würde die Geheimnisse seiner Vergangenheit nicht lüften. Niemals.

Mit einem beklemmenden Gefühl angesichts der negativen Presse über ihn und sein Unternehmen las er weiter, was sein Marketingleiter für ihn zusammengestellt hatte. Es stimmte, er verabscheute Weihnachten, aber nicht aus den Gründen, die die Medien erfunden hatten. Die zählten ihn sowieso zu den reichen Geizhälsen Australiens. Nichts hätte der Wahrheit fernerliegen können.

Er blieb grundsätzlich anonym, weil er nicht spendete, um Zustimmung in der Öffentlichkeit zu finden. Diesmal konnte er die Anfeindungen allerdings nicht ignorieren. Er stand kurz vor dem Abschluss eines Joint Ventures mit einem amerikanischen Familienunternehmen, das von einem Mann mit strengen Moralvorstellungen geleitet wurde.

Deshalb musste er der Öffentlichkeit beweisen, dass er kein Geizhals war. Dabei durfte er jedoch nicht verraten, inwieweit er sich engagiert hatte, sonst würden auch alle von seiner Vergangenheit erfahren.

Er war also in der Zwickmühle gewesen. Bis sein Marketingleiter vorgeschlagen hatte, zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung in seinem Haus in Hafennähe einzuladen. Obwohl ihm nichts über seine Privatsphäre ging, hatte Dominic schließlich widerstrebend zugestimmt.

Mit der Organisation wollte er jemand anders beauftragen. Die Vertreterinnen von drei Firmen hatten sich als so unfähig erwiesen, dass er sie bereits nach wenigen Minuten hinausgeworfen hatte. Nun sollte die vierte kommen. Andrea Newman von einer Firma namens Partyqueens. Dominic betrachtete die auffällige Visitenkarte vor ihm auf dem Schreibtisch. Keine Party ist uns zu groß oder zu klein versprach diese.

Partyqueens. Der Name wirkte viel professioneller als die der vorherigen Unternehmen. Aber auch seriös genug? Schließlich konnte diese Veranstaltung der entscheidende Faktor bei einem Abschluss sein, der seine Geschäftsinteressen international ausweitete.

Dominic blickte auf seine Uhr. An diesem Vormittag arbeitete er von seinem Home Office aus. Ms. Newman würde gleich hier erscheinen. Er würde ihr zwanzig Minuten geben – das war nur fair, und er legte großen Wert auf Fairness.

Wie aufs Stichwort klingelte es an der Tür. Zumindest war Andrea Newman pünktlich. Er ging die breite Marmortreppe hinunter zur Haustür.

Sein erster Eindruck von der Frau war, dass sie sehr attraktiv war. Nicht im herkömmlichen Sinne, denn sie hatte ein eher eckiges Gesicht, das von blondem Haar mit dunklen Strähnen eingerahmt wurde, einen großen Mund und ungewöhnlich grüne Augen. Dominic ertappte sich dabei, dass er sie einen Moment zu lange betrachtete.

„Guten Morgen, Mr. Hunt – Andie Newman von Partyqueens“, sagte sie. „Vielen Dank, dass Sie mir den Zahlencode für das Tor gegeben haben. Ihre Sicherheitsvorkehrungen sind ja richtig furchteinflößend.“ Verriet ihre warme, heisere Stimme einen herausfordernden Unterton?

„Der Code ist immer nur einmal gültig, Ms. Newman“, belehrte er sie mit einem warnenden Unterton, bevor er sie eingehend betrachtete.

Sie war groß und trug eine hellbraune Jacke, einen wild gemusterten Rock aus einem seidigen Stoff, der ihr bis über die Knie reichte, und hochhackige Ankleboots, dazu eine Umhängetasche aus weichem Leder. Damit war sie genauso chic, aber unkonventioneller als die anderen drei, deren Vorschläge genauso langweilig gewesen waren wie ihr Erscheinungsbild.

„Andie“, sagte sie.

In dem Moment wehte eine Frühlingsbrise ihren Rock hoch, und Dominic erhaschte einen Blick auf verführerisch lange, schlanke Beine und rote Unterwäsche. Schnell sah er weg.

„Oh“, stieß sie hervor und hielt den Rock vorn schnell fest. In dem Moment wehte er hinten hoch, und Dominic ballte die Hände zu Fäusten, damit er nicht der Versuchung nachgab, ihr zu helfen.

Eine feine Röte überzog ihre hohen Wangenknochen, und Andie lachte heiser, während sie mit dem widerspenstigen Stoff kämpfte. Selbst nachdem der Wind sich gelegt hatte, hielt sie den Rock fest.

„Na, das ist ja ein toller erster Eindruck, oder?“ Einen Moment lang sahen sie sich in die Augen, und Dominic war der Erste, der den Blick abwandte.

Sie war wirklich schön.

„Es gibt Schlimmeres“, meinte er schroff. „Ich bin gespannt, was als Nächstes kommt.“

Andie wusste nicht, was sie erwidern sollte. Sie stand auf der Schwelle zu Dominic Hunts Herrenhaus und drohte zum ersten Mal in ihrer beruflichen Laufbahn die geschäftsmäßige Coolness zu verlieren, auf die sie so stolz war – nicht weil der Vorfall mit dem Rock sie aus der Fassung gebracht hatte oder weil das prachtvolle Haus und der wundervolle Rundblick über den Hafen von Sydney sie derartig beeindruckten. Nein, es war der große Mann vor ihr, der sie wahnsinnig verlegen machte.

„Danke“, brachte sie hervor, während sie sich das Haar aus dem Gesicht strich.

Während ihrer Tätigkeit als Stylistin für Zeitschriften und Werbeagenturen und als Partyplanerin hatte sie sich den Ruf erworben, auch mit schwierigen Menschen fertigzuwerden. Deshalb hatten ihre beiden Partnerinnen in ihrem aufstrebenden Unternehmen auch sie vorgeschlagen. Sie brauchten unbedingt einen Auftrag wie diesen, um sich einen Namen zu machen.

Gerüchten zufolge hatte Dominic Hunt bereits den Vertreterinnen drei anderer, viel größerer Firmen eine rüde Abfuhr erteilt. Außerdem galt er als ausgesprochen geizig. Er verkörperte also all die Eigenschaften, die sie bei Menschen nicht mochte.

Da sie ihn von Fotos und Fernsehinterviews her kannte, hatte sie gewusst, dass er gut aussah, wenngleich er auch etwas grimmig wirkte. Allerdings hatte nichts sie auf die Realität vorbereitet. Groß, breitschultrig und sehr muskulös, wie sie trotz des hellen Anzugs erkennen konnte, war er nicht auf eine jungenhafte Art attraktiv, sondern ausgesprochen maskulin. Er hatte ein markantes Kinn, eine etwas schiefe Nase, einen sinnlichen Mund mit einer kleinen Narbe im Winkel und widerspenstiges schwarzes Haar und war von einer Aura der Macht umgeben.

Andie musste sich zusammenreißen, um ihr Herzklopfen und die aufsteigende Hitze zu ignorieren. Sie durfte ihn nicht als Mann wahrnehmen, zumal er überhaupt nicht ihr Typ war. Ihr Traummann war einfühlsam und hatte ein sonniges Gemüt, so wie ihre erste große Liebe, um die sie wohl immer trauern würde.

Also streckte sie die Hand aus und rang sich ein Lächeln ab. Zu ihrem Leidwesen verspürte sie sofort ein Prickeln, als er sie ergriff. Sie atmete tief durch. „Soweit ich weiß, bin ich die vierte Partyplanerin, die Sie empfangen, und ich möchte nicht, dass es eine fünfte gibt.“

Abschätzend musterte er sie aus seinen grauen Augen. „Dann sollten Sie reinkommen und mich überzeugen“, erwiderte er. Selbst seine Stimme war attraktiv: tief, ruhig und ausgesprochen maskulin.

„Gern“, antwortete Andie energisch.

Sie folgte ihm in die Eingangshalle des etwa hundert Jahre alten modernisierten Hauses, in der ein dunkler Holzboden und cremefarbene Marmorwände eine gediegene Atmosphäre schufen. In der Mitte führte eine Marmortreppe mit schmiedeeisernem Geländer ins Obergeschoss.

„Wow!“ Beeindruckt blickte Andie sich um und vergaß dabei völlig, wie nervös Dominic Hunt sie machte. „Was für eine fantastische Treppe. Ich stelle mir darauf einen Chor vor, der Ihre Gäste mit Weihnachtsliedern empfängt.“

„Wie meinen Sie das?“

Lächelnd wandte sie sich zu ihm um. „Entschuldigung, es war nur so eine Idee. Natürlich muss ich Sie erst überzeugen, dass ich die Richtige für diesen Auftrag bin.“

„Ich meinte das mit den Weihnachtsliedern.“

Betont unbekümmert schüttelte sie den Kopf. „Der Gedanke kam mir nur beim Anblick der Treppe. Ein Kinderchor wäre nett. Ihre Gäste würden bestimmt sofort in Festtagsstimmung kommen, ohne dass es zu kitschig wirkt.“

„Es wird aber keine Weihnachtsfeier!“ Beinah verächtlich betonte er das Wort Weihnachten und runzelte die Stirn. „Ehrlich gesagt, möchte ich überhaupt keine Feier veranstalten. Ich bin jedoch aus geschäftlichen Gründen mehr oder weniger dazu gezwungen.“

„Wirklich?“ Sie musste aufpassen, damit sie nichts Falsches sagte. „Ihren Informationen habe ich entnommen, dass Sie eine große Wohltätigkeitsveranstaltung in der Vorweihnachtszeit wünschen, und zwar an einem Datum, das Ihnen die größtmögliche Publicity verschafft.“

„Richtig“, bestätigte er. „Nur dass es keine Weihnachtsfeier sein soll.“

Wieder atmete Andie tief durch. „Ich habe das Briefing Ihrer Marketingabteilung dabei.“ Sie klopfte auf ihre Handtasche. „Aber ich möchte lieber Ihre Vorstellungen hören. Können wir uns setzen?“

Demonstrativ blickte Dominic Hunt auf die Uhr. „Ich gebe Ihnen zehn Minuten.“

Dann führte er sie in ein Wohnzimmer, das die gesamte Vorderseite des Hauses einnahm und einen herrlichen Blick auf den Hafen mit der Brücke und der Oper bot. Glastüren führten auf eine riesige Terrasse.

Die Einrichtung, die perfekt mit dem Art-déco-Stil des Hauses harmonierte und die Handschrift des angesagtesten Innenarchitekten Sydneys verriet, hatte eine ausgesprochen maskuline Note und war sehr stylish, geradezu perfekt für eine Party.

Doch Andie rief sich ins Gedächtnis, dass sie nur zehn Minuten hatte. Zehn Minuten, um Dominic Hunt zu überzeugen, dass sie genau die war, die er brauchte.

Dominic bat Andie Newman, die sichtlich angespannt wirkte, auf dem höheren der beiden einander gegenüberstehenden Sofas Platz zu nehmen. Nachdem er sich auf das andere gesetzt hatte, lehnte er sich zurück und nahm ihre Visitenkarte aus der Jacketttasche. „Erzählen Sie mir von Partyqueens. Seit wann gibt es das Unternehmen?“

„Wir sind erst seit drei Monaten im Geschäft.“

„Wir?“

„Ich habe zwei Partnerinnen, Eliza Dunne und Gemma Harper. Wir haben alle zusammen bei einer Zeitschrift gearbeitet, bevor wir uns selbstständig gemacht haben.“

Dominic kniff die Augen zusammen. „Und jetzt sind Sie Partyqueens?“

„Das waren wir schon immer, auch während unserer Zeit in der Redaktion.“ Als er eine Braue hochzog, fuhr sie fort: „Nein, nicht so, wie Sie denken.“ Sie lächelte. „Na ja, vielleicht schon. Um jedoch ein Fest zu organisieren, muss man auch selbst gern feiern, finden Sie nicht?“

„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht“, erwiderte er. Er war noch nie ein großer Partygänger gewesen, auch nicht, nachdem sein Geld ihm so viele Türen geöffnet hatte. Egal, ob er im gefährlichsten Stadtteil von Brisbane in einem leer stehenden Gebäude übernachtet oder mit den Entscheidungsträgern von Sydney verkehrt hatte, er hatte sich nie richtig zugehörig gefühlt. „Sie waren Journalistin?“, hakte er nach, weil sie ihn immer mehr faszinierte.

Andie schüttelte den Kopf. „Eigentlich bin ich Innenarchitektin, aber nachdem mein Arbeitgeber Pleite gemacht hatte, bin ich im Wohnressort eines Lifestylemagazins gelandet. Gemma war dort im Kochressort tätig und Eliza im Vertrieb. Vor sechs Monaten hat man uns eröffnet, dass die Zeitschrift eingestellt wird, sodass wir alle unseren Job verloren haben.“

„Das muss ein ziemlicher Schock gewesen sein“, bemerkte Dominic.

Als er sich mit achtzehn Jahren als Immobilienmakler selbstständig machte, hatte er auch immer Existenzängste gehabt. Da er diese trotz seines Erfolgs nach wie vor hatte, war er so bestrebt, immer weiter zu expandieren. Ohne Geld, ohne ein Zuhause konnte er schnell wieder Nick Hunt ohne festen Wohnsitz werden, statt in Vaucluse, einer der exklusiven Adressen in Australien, zu residieren.

„Eigentlich hätte es das nicht sein dürfen, weil ständig irgendwelche Zeitschriften eingestellt werden“, sagte Andie. „Aber ich war am Boden zerstört.“

„Das tut mir leid.“

Sie zuckte die Schultern. „Ich habe mich schnell wieder aufgerappelt.“

Dominic kniff die Augen zusammen. „Das ist ein ziemlicher Sprung von einem Job bei einer Zeitschrift zu einer Veranstaltungsfirma.“ Er war überrascht, wie enttäuscht er bei der Vorstellung war, dass er ihr aufgrund ihrer mangelnden Erfahrung ebenfalls eine Absage erteilen musste.

„Es sieht vielleicht so aus, aber hören Sie mich an“, bat sie, wobei ihre Augen funkelten. „Wir mussten sofort unsere Schreibtische räumen. Dann haben wir uns in ein Café gesetzt und überlegt, was wir machen sollen. Die stellvertretende Chefredakteurin hat uns gebeten, die Feier anlässlich des achtzehnten Geburtstags ihrer Schwester zu organisieren. Zuerst haben wir gezögert, aber dann wurde uns klar, dass jede von uns viel Erfahrung mitbringt.“

„Können Sie das näher erklären?“

Sie hielt den Daumen hoch, und ihm fiel auf, dass ihre Nägel orange lackiert waren. „Erstens, ich bin die Kreative, die viel Erfahrung im Styling hat.“ Dann hob sie den Zeigefinger. „Zweitens, Gemma ist ausgebildete Köchin, und das Essen ist einer der wichtigsten Punkte bei der Planung einer Feier.“ Es folgte der mittlere Finger. „Drittens, Eliza kennt sich hervorragend mit Finanzen und Verträgen aus und ist außerdem eine Weinkennerin.“

„Sie haben also beschlossen, zusammen eine Firma zu gründen?“ Ihr Unternehmergeist gefiel ihm.

Andie schüttelte den Kopf, sodass ihre doppelten Kreolen klirrten. „Zu dem Zeitpunkt noch nicht. Wir haben die Party organisiert, während wir nach einem neuen Job gesucht haben und als freie Mitarbeiterinnen für Zeitschriften und Agenturen tätig waren.“

„Und wie war die Feier?“ Er dachte an seinen eigenen achtzehnten Geburtstag, den er überhaupt nicht gefeiert hatte. Aber er war glücklich darüber gewesen, endlich volljährig zu sein und nie wieder in sein Zuhause zurückkehren zu müssen, das zu diesem Zeitpunkt die reinste Hölle gewesen war. Außerdem hatte es bedeutet, dass für ihn nicht mehr das Jugendstrafrecht galt, wenngleich seine Zeit auf der Straße schon hinter ihm lag.

„Von einigen kleinen Pannen abgesehen, war es ein großer Erfolg. Das Mädchen ging auf eine exklusive Privatschule, und sowohl ihre Freundinnen als auch deren Eltern waren begeistert. Durch Mundpropaganda bekamen wir dann weitere Aufträge.“

„Zahlen Eltern viel für die Feiern ihrer Kinder?“ Natürlich musste er diese Fragen nicht stellen, aber er war neugierig, vor allem, was sie betraf.

Nun zog sie die Augenbrauen hoch. „Wir reden hier von wohlhabenden Familien in den Vororten im Osten und im Norden. Diese Leute wollen sich gegenseitig ausstechen.“ Ihr Mienenspiel und ihre lebhaften Gesten faszinierten ihn. „Für die Geburtstagsfeier einer Vierjährigen verfügten wir zum Beispiel über ein Budget von mehreren Tausend Dollar.“

„So viel Geld für ein Kleinkind?“ Abgesehen von seinem karitativen Engagement hatte er mit Kindern nichts zu tun. Den Traum, einmal selbst welche zu haben, hatte er längst aufgegeben. So etwas wie Familienleben war ihm völlig fremd.

„Allerdings“, bestätigte sie.

Er erwärmte sich immer mehr für Andie Newman, doch er musste sich vergewissern, dass sie über ausreichend Erfahrung verfügte. Da er immer sehr zurückgezogen gelebt hatte, musste das Fest ein voller Erfolg werden.

„Also, wann haben Sie Ihre Firma denn letztendlich gegründet?“

„Wir bekamen immer mehr Aufträge. Auch für runde Geburtstage von Erwachsenen. Trotzdem betrachteten wir es noch als Notlösung, obwohl die Leute uns vorschlugen, eine Vollzeitbeschäftigung daraus zu machen.“

„Bei Neugründungen geht ein sehr hoher Prozentsatz im ersten Jahr pleite“, warnte er sie.

Andie schnitt ein Gesicht. „Das war uns durchaus bewusst. Aber dann fragten uns Leute von einer PR-Agentur, für die ich tätig war, ob wir auch Feiern für Firmen und Produkteinführungen organisieren könnten. Es wurde immer mehr, und wir überlegten, ob wir unsere eigene Firma gründen sollten.“

„Ein mutiger Schritt.“ Er hatte auch viele mutige Schritte gewagt, und die meisten hatten sich ausgezahlt.

Nun beugte sie sich vor, und ihm fiel auf, wie schön ihre grünen Augen waren. „Wir haben in Alexandria im Industriegebiet Räume gemietet, und es läuft hervorragend. Doch ich will ehrlich sein. Wir haben noch kein Fest von solchen Ausmaßen organisiert. Wir wollen den Auftrag. Wir brauchen ihn. Daher werden wir alles geben, damit es gelingt.“

Partyplanerin Nummer vier war also schon mal ehrlicher als die anderen. Dominic spielte mit der Visitenkarte. „Können Sie mir denn versichern, dass Sie der Aufgabe gewachsen sind und sie hervorragend umsetzen werden?“

Andie zuckte nicht mit der Wimper. „Ja. Absolut. Wir sind zwar nur zu dritt, aber wir haben unzählige Kontakte in Sydney. Was wir nicht selbst schaffen, delegieren wir. Wir freuen uns auf die Herausforderung.“

Nun wurde ihm bewusst, dass sie auf der Sofakante saß, die Finger ineinander verschränkt hatte und mit dem Fuß wippte. Sie wollte diesen Auftrag unbedingt.

Er hätte es niemals so weit gebracht, wenn er nicht über eine so hervorragende Menschenkenntnis verfügt hätte. Diese sagte ihm, dass Andie Newman das Gewünschte abliefern konnte – und er sehr gern mit ihr zusammenarbeiten würde.

Das Problem war nur, dass er sie sehr attraktiv fand und am liebsten mit ihr ausgegangen wäre. Doch er verabredete sich grundsätzlich nicht mit Angestellten oder Frauen, mit denen er zusammenarbeitete. Diesen Fehler hatte er bei seiner Exfrau gemacht und würde ihn nicht wiederholen. Wenn er Andie Newman engagierte, würde er eine kompetente Partyplanerin bekommen. Wenn er ihr den Auftrag nicht gab, würde er sich mit ihr verabreden können. Er war hin- und hergerissen.

„Ihre Begeisterung gefällt mir“, erklärte Dominic. „Aber es wäre riskant, mit einer Firma zusammenzuarbeiten, die in vieler Hinsicht noch … unerfahren ist.“

„Wir haben einen ganzen Ordner mit Referenzen von zufriedenen Kunden.“ Ihre Stimme klang ein wenig schriller. „Doch bevor Sie sich entscheiden, lassen Sie uns besprechen, was Sie von uns erwarten.“ Sie zog eine Mappe aus ihrer Tasche und nahm ein Blatt heraus. Es handelte sich offenbar um das Briefing seiner Marketingabteilung, denn er erkannte sein Firmenlogo wieder.

„Ich bin verwirrt“, gestand sie. „Sie wollen keine Weihnachtsfeier. Verlangt wird hier aber eine Weihnachtsfeier im großen Rahmen, die positive Publicity für Dominic Hunt bewirkt. Was ist denn jetzt richtig?“

Am liebsten hätte Andie ihre Worte zurückgenommen, denn sie durfte Dominic Hunt auf keinen Fall verprellen. Sie wollte nie wieder den Launen eines Arbeitgebers ausgeliefert sein und sich von einem Tag auf den anderen auf der Straße wiederfinden, nachdem sich ihr Leben vor fünf Jahren so einschneidend verändert hatte.

Für eine Weile herrschte angespanntes Schweigen, und obwohl seine Miene unergründlich war, schien ihn etwas zutiefst zu bewegen. Wut? Besorgnis? Bedauern? Jedenfalls musste sie sich zwingen, ihm nicht die Hand auf den Arm zu legen oder ihn gar zu umarmen, denn das wäre ein noch größerer Fehler gewesen.

Dass sie offensichtlich schmerzliche Emotionen bei Dominic Hunt hervorgerufen hatte, war ihr sehr unangenehm, und sie rechnete schon damit, dass er ihr genauso die Tür wies wie den drei anderen Partyplanerinnen.

„Das Briefing war nicht korrekt“, begann er schließlich langsam. „Weihnachten ist für mich mit … schwierigen Erinnerungen verbunden. Belassen wir es einfach dabei.“ Einen Moment lang sah er ihr in die Augen, und sie bemerkte, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte.

„Ja … natürlich“, erwiderte sie leise, dankbar, dass er ihr noch eine Chance gegeben hatte. Plötzlich ging es ihr nicht nur um den Auftrag, sondern sie freute sich auch darauf, diesen zweifellos interessanten Mann öfter zu sehen.

Über sein Privatleben wusste sie nur, dass er als sehr gute Partie galt, denn er war vermögend, attraktiv und erfolgreich. Außerdem lebte er allein hier in Vaucluse, wo die Immobilienpreise im zweistelligen Millionenbereich lagen. Sie glaubte, sich an eine schmutzige Scheidung zu erinnern, während der seine Frau erbittert mit ihm um das Haus gestritten hatte. Sie würde im Internet recherchieren. Falls sie diesen Job bekam, musste sie zumindest erahnen, wie dieser Mann tickte.

„Das wäre also geklärt – kein Weihnachten“, erwiderte Andie betont geschäftsmäßig. „Und jetzt erzählen Sie mir bitte, was Sie von dieser Feier erwarten, damit ich Ihnen meine Vorschläge unterbreiten kann.“

Dominic Hunt stand auf und begann, auf und ab zu gehen. Er war so groß und so breitschultrig, dass er selbst diesen riesigen Raum zu beherrschen schien. Unwillkürlich dachte sie an seine Nase, die offenbar einmal gebrochen gewesen war. Wer mochte zuerst zugeschlagen haben? Sie stand ebenfalls auf, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein.

„Die anderen Planerinnen haben sich darüber ausgelassen, wie wichtig es wäre, A- und B-Promis einzuladen, um Publicity zu bekommen. Ich interessiere mich aber nicht für diese Leute und wünsche diese Art von Publicity auch nicht.“

Andie zögerte kurz. „Ich kann die Feier organisieren, aber die Gästeliste Ihnen und Ihren Mitarbeitern überlassen.“

Nun kam er näher. „Sind Sie denn auch meiner Meinung?“

War das eine Testfrage? Wie immer konnte Andie nur ehrlich sein. „Ja. So, wie ich es verstanden habe, wollen Sie mit dieser Party … Ihr Image verbessern.“

„Sie meinen, mein Image als Geizhals?“

Sein bitterer Tonfall veranlasste sie, ihn anzusehen, doch zu ihrer Überraschung wirkte er nicht wütend, sondern irritiert.

„So hätte ich es vielleicht nicht ausgedrückt, aber ja“, erwiderte sie. „Und ja, ich denke, die Anwesenheit bestimmter A- bis Z-Promis wäre nicht besonders förderlich. Andererseits würde es Ihnen wohl eine ausführliche Berichterstattung verschaffen.“

Dominic runzelte die Stirn. „Gibt es wirklich Z-Promis?“

Andie lachte. „Vielleicht habe ich es gerade erfunden.“

„Sie sagten, Sie seien kreativ“, bemerkte er und lächelte zum ersten Mal richtig. Plötzlich wirkte er wie verwandelt und versprühte einen unerwarteten Charme.

Erneut schlug ihr Herz schneller, und sie blickte sich demonstrativ um, um ihre Nervosität zu verbergen. „In wie vielen Lifestylemagazinen hat man dieses Haus schon gezeigt?“

„In keinem. Das werde ich auch nie zulassen.“

Autor

Kandy Shepherd

Kandy Shepherd liebte das Schreiben schon immer. Um ihrer Leidenschaft auch beruflich nachzukommen, wandte sie sich dem Journalismus zu, arbeitete für angesehene Frauenmagazine und machte sich in dieser Branche als Redakteurin schnell einen Namen. Sie mochte ihren Job – doch noch lieber wollte sie Geschichten schreiben! Also ließ sie den...

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