Heißer Flirt mit dem Boss

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Endlich startet Sable in ihre Traumkarriere! Für den Job als Stylistin bleibt sie sogar bis spätabends im Studio und dreht im Designeroutfit ein Werbevideo. Das exklusive Kleid umschmeichelt ihren Körper, und Sable fühlt sich sexy wie nie. Plötzlich tritt auch noch ein absoluter Traummann durch die Tür – Roman Zayn! Als sein intensiver Blick auf ihr ruht, verspürt Sable ein Kribbeln am ganzen Körper. Sie weiß, am liebsten würden sie beide der Versuchung nachgeben. Es gibt nur einen Haken: Roman ist ihr Boss!


  • Erscheinungstag 18.01.2022
  • Bandnummer 2220
  • ISBN / Artikelnummer 9783751508858
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Bester. Job. Überhaupt.

Sable Cordero nippte an dem feinen Champagner und prostete sich selbst in dem Ganzkörperspiegel zu, der im Zayn Designs Studio in Manhattan hing. Hier arbeitete sie seit drei Monaten als Stylistin. In welcher anderen Branche hätte eine geschiedene Landpomeranze aus Louisiana die Chance bekommen, sich in feinste Haute Couture der heißesten neuen Marke des Jahres zu schmeißen? Natürlich gehörte dieses Kleid nicht ihr. Das würde sie sich nie leisten können. Doch heute Abend durfte sie das seidene Kunstwerk für ein Social-Media-Video tragen, das sie nach Feierabend drehte. Der Designer Marcel Zayn hatte sie sofort bekräftigt, als sie den Wunsch geäußert hatte, ein Werbevideo zu drehen. Nicht eine Sekunde hatte er bei dem Gedanken gezögert, dass sie so spät noch unbeaufsichtigt im Studio sein würde.

Sie war wirklich stolz darauf, dass er ihr so sehr vertraute. Mit neunundzwanzig war Sable älter als alle anderen in diesem Modehaus, abgesehen von dem Designer selbst. Sie war so unendlich dankbar, dass sie nach dem kurzen Umweg über eine unglückliche Ehe jetzt die Möglichkeit hatte, ihren Traum zu leben und als Stylistin zu arbeiten.

Das Schicksal hatte ihr eine zweite Chance gegeben. Für Sable war das nicht selbstverständlich.

In einem früheren Leben hatte sie einen Abschluss in Modedesign von der Louisiana State University ergattert. Doch dann hatte ein Politikstudent ihr das Blaue vom Himmel versprochen und sie davon überzeugt, statt ihres eigenen Traums lieber seinen zu verfolgen. Rückblickend war es nicht allzu verwunderlich, dass er sie verlassen hatte, sobald sie nicht mehr seiner Vorstellung von einer guten Ehefrau entsprach. Sable hatte auf die harte Tour lernen müssen, dass manche Männer Frauen wollen, die sie nach ihren Wünschen formen können.

Inzwischen hatte Sable die Verbitterung, mit der ihr Ex-Mann sie infiziert hatte, im Großen und Ganzen abgeschüttelt. Trotzdem drehte sie jetzt die Lautstärke voll auf, als Beyoncé sie aufforderte, den Mittelfinger in die Luft zu strecken und sich von dem Kerl zu verabschieden.

Mit so einem Traumjob konnte sie gar nicht verbittert sein. Sie lebte zwar von der Hand in den Mund und wohnte in einem kleinen Zimmer in einem Haus in Brooklyn, in dem auch noch drei andere Frauen lebten, aber immerhin konnte sie diesen tollen Ort ihr Zuhause nennen.

Sable tanzte barfuß über das Parkett. Heute Abend drehte sie ein Video, in dem sie die Champagner-Marke präsentierte, für die Zayn Designs ein paar gesponserte Anzeigen schalten sollte. Eine günstige Möglichkeit für das junge Modehaus, seine Reichweite zu erhöhen. Sable musste in dem Fall nicht wie ein Model aussehen – sie filmte sich ohnehin nur von hinten. So waren die dramatischen Bänder der Nackenschnürung zu sehen, die ihr über die nackte Haut fielen und die geschmeidige Seide streiften, die ihre Hüften umspielte.

Vorsichtig, damit sie das Getränk nicht verschüttete, lief sie durch das Loft in Tribeca und ging sicher, dass alle Requisiten an der richtigen Stelle standen. Sie hatte die interessantesten Möbel des Designers ausgewählt und alle in den offenen Bereich des Lofts geschleppt, durch den sie mit dem Kleid stolzieren wollte. Sie hatte den Strahler ausgerichtet und die dunklen Ecken mit ein paar Stehlampen ausgeleuchtet. Nicht besonders professionell, aber es würde schon gehen. Ihre Videoidee war auch nicht sonderlich ausgefallen. Sie wollte dieselbe Bewegung zweimal filmen – einmal heute Abend in der schwarzen Version des Seidenkleides und einmal bei Tageslicht, wenn sie das gleiche dramatische Kleid in Weiß trug. Dann würde sie die beiden Szenen zusammenschneiden.

Sie war fast so weit. Es fehlte nur noch ein bisschen mehr Mut, um sich am Catwalk-Gang zu versuchen.

„Auf mich.“ Sie hob das Glas an die Lippen, ließ die sprudelnden Bläschen ihre Nase kitzeln und nahm einen großen Schluck.

Die Champagnerflasche sollte im Video halb leer sein, und dass sie den lächerlich teuren Inhalt nicht einfach in den Abfluss schütten konnte, war ja wohl klar. Ihn selbst zu trinken war mehr als angemessen. Außerdem konnte sie die zusätzliche Portion Selbstbewusstsein gut brauchen, die das Prickelwasser ihr gab. Denn das Kleid saß eng wie eine zweite Haut, und sie war kurz davor, ihren Hintern in gnadenlosem HD zu filmen. Dafür brauchte sie Alkohol und Beyoncé. Die Zayn-Videos hatten immerhin jedes Mal über hunderttausend Klicks.

Und ja, vielleicht hatte sie sich entschieden, selbst in dem Video aufzutauchen, um ihrem Ex endgültig den Mittelfinger zu zeigen. Heute hatte ihre Mutter sie angerufen, um ihr zu erzählen, dass er mit seiner neuen Frau ein Kind erwartete. Mit der Frau, die ihren Platz eingenommen hatte, bevor Sable überhaupt gewusst hatte, dass ihr Mann sie nicht mehr wollte.

Sie nahm ihm zwar nicht übel, dass er sich weiterentwickelt hatte, aber sie nahm es ihm verdammt noch mal sehr übel, dass er sie verlassen hatte, weil sie ihm kein Kind geschenkt hatte. Sie hatte es doch versucht. Klar war es schmerzhaft gewesen, dass sie ihre Ehe nicht hatte retten können. Noch schmerzhafter war allerdings die Erinnerung an ihre Fehlgeburt. Der Verlust war so grässlich. Umso schlimmer, dass ihr Ex sich einfach eine fruchtbarere Frau gesucht hatte.

Das rechtfertigte die Queen-B-Beschallung und alles an Girlboss-Attitüde, die sie in dem Kleid aufbringen konnte. Sable glitt in ihre wahnsinnig hohen Stilettos, in denen einfach jedes Bein zum Anbeißen aussah. So sexy hatte sie sich schon sehr, sehr lange nicht mehr gefühlt.

Ungefragt drängte sich ein Bild von Roman Zayn in ihren Kopf. Roman gehörte das Modehaus. Er war Marcels älterer Bruder und Herrscher über das Imperium. Oder vielleicht sah Sable ihn auch nur so, weil seine düstere, grüblerische Art einfach an ihrer professionellen Zurückhaltung vorbeispaziert war und etwas Unartiges in ihrem Inneren angestellt hatte, als sie sich das erste Mal getroffen hatten. Sie hatten in ihrer ersten Woche im neuen Job nur ein paar Worte gewechselt, bevor er wieder nach L.A. verschwunden war. Dort leitete er Zayn Equity, ein globales Vermögensverwaltungsunternehmen. Trotzdem hatte sein durchdringender Blick sie tief getroffen und ihre Fantasie auf eine lüsterne Reise geschickt.

Es war albern, wirklich. Bloß eine unrealistische Spinnerei, die zu nichts führen würde, weil Roman nichts mit dem Tagesgeschäft im Modehaus am Hut hatte. Und dennoch hatte sie sich in diesem Moment, als er sie nach ihren Erfahrungen – natürlich im Modebereich – gefragt hatte, zum ersten Mal seit langer Zeit wieder weiblich gefühlt.

Also überließ sie dieser Erinnerung die Oberhand, atmete tief durch und hielt den Finger über den Aufnahmeknopf ihres Handys, das vor ihr in einem Stativ steckte.

Oh ja, auch sie entwickelte sich weiter. Verfolgte ihren Traum.

In drei, zwei, eins …

Roman Zayn hörte die Musik, als seine Limousine vor dem Gebäude hielt, in dem sein Bruder arbeitete. Wenn man bedachte, dass das Loft von Zayn Designs im siebten Stock war, erschien das Roman doch recht … überzogen. Aber auf keinen Fall untypisch für Marcel. Für den Rest der Familie war er das schwarze Schaf, nur für Roman nicht. Marcel lebte sein Leben so, wie es ihm passte, und dafür bewunderte Roman ihn. Genau deshalb war er jetzt auch sein Geschäftspartner. Marcel hatte vielleicht nicht Romans Finanz-Knowhow, dafür aber ausreichend Ahnung von Mode.

Abgesehen davon war Marcel für Roman da gewesen, als er das schlimmste Jahr seines Lebens hatte durchstehen müssen. Als seine Frau gestorben war, war er durch die Hölle gegangen, und Marcel hatte als Einziger nach ihm gesehen und mehr als nur hohle Phrasen für ihn übriggehabt. Dafür war er ihm etwas schuldig.

So sehr er seinen Bruder auch liebte, er wusste genau, dass Marcel dazu neigte, sich für seine Kunst zu verausgaben. Roman hatte zugesagt, so oft es ging im Atelier vorbeizuschauen, damit das Budget nicht ausgeschöpft wurde, bis sie das Publikum gefunden hatten, das Marcels Visionen ertragen konnte. Hoffentlich bedeutete die Pop-Hymne, die um zehn Uhr abends aus dem Fenster im siebten Stock dröhnte, dass sein Bruder gerade Überstunden schob, um genau dieses Ziel zu erreichen. Er hatte sich nicht darauf eingestellt, ihn heute persönlich anzutreffen. Eigentlich wollte er in der kleinen Suite neben der Werkstatt verschwinden und ein paar Stunden Schlaf nachholen, bevor er Marcel morgen früh abfing. Und er hatte darauf gehofft, auch sonst niemanden im Studio anzutreffen.

Wie zum Beispiel die neue Stylistin, die er auf seinem letzten Abstecher nach New York kennengelernt hatte. Die Südstaaten-Sirene, die nur ein paar Worte zu ihm hatte sagen müssen, um ein loderndes Feuer in ihm zu entfachen.

Er hatte Zayn Designs länger als sonst gemieden, um ihr aus dem Weg zu gehen. Seit dem Tod seiner Frau verweigerte er sich zwar nicht grundsätzlich weiblicher Gesellschaft, doch er stillte seinen Durst lieber mit Frauen, die ihm nicht so sehr unter die Haut gingen. Die aufregende Sable war einfach zu schön, um wahr zu sein.

Wenn er heute schon mit Marcel sprach, konnte er morgen ganz früh wieder verschwinden, bevor sie im Studio auftauchte.

Er ging durch den geziegelten Torbogen und öffnete mit seiner Schlüsselkarte die schmiedeeiserne Tür, um dahinter in den Fahrstuhl zu steigen. Hier war die Musik nur noch gedämpft zu hören. Er zog einen zweiten Sicherheitsschlüssel aus der Tasche und schickte den Aufzug nach oben.

Als der Aufzug sich endlich in Bewegung setzte, zog Roman seine Krawatte aus. Für die Videokonferenzen auf dem Flug von L.A. hierher hatte er sie gebraucht, doch sein Bruder würde ihn wegen seines spießigen Looks nur aufziehen. Die Kunden seines Vermögensverwaltungsunternehmens lebten in einer anderen Welt. Wenigstens das Hemd, das er trug, war von Marcel. Natürlich entwarf sein Bruder hauptsächlich Kleidung für Frauen, doch die Männerkollektion war genauso fantastisch. Maßgeschneidert, mit Perlmuttknöpfen und französischen Nähten.

Roman stopfte die Krawatte gerade in seine Aktentasche, als die Türen zum Loft aufglitten. Die Musik ließ den Boden vibrieren, Trompeten heulten, und ein Schlagzeug donnerte so laut wie in einer Disco. Das Loft war hell erleuchtet.

Doch weder das Licht noch die Musik brachten ihn aus dem Konzept.

Diese Ehre gebührte der Frau, die in einem schwarzen, engen Seidenkleid von ihm wegstolzierte. Ihr glänzendes, dunkles Haar hatte sie zu einem lässigen Knoten hochgebunden und eine geflochtene Strähne darumgewickelt, wie um die Mähne nachträglich zu bändigen. Das Kleid war rückenfrei. Völlig rückenfrei. Der Stoff bedeckte bloß ihren runden Hintern, umschmeichelte die entblößten Grübchen direkt darüber, als müssten sie beweisen, wie unheimlich sexy sie waren.

Zwei dicke Bänder fielen aus einem Knoten in ihrem Nacken und hingen zwischen ihren Schulterblättern. Als die Frau sich bewegte, ließ sie ihre Hüften einladend schwingen – so verführerisch, dass er selbst auf zehn Meter Entfernung ihrem Bann verfiel. Lässig hielt sie ein Champagnerglas in den Fingern, während sie durch kitschige Büsten von Komponisten wandelte. Sie lief an ihnen vorbei, als wären es liebende Verehrer, strich einem flüchtig über die Wange, stieß den nächsten neckisch mit der Hüfte an.

Sie war so heiß, dass es ihm den Atem verschlug. Sein Herz pochte wild in demselben Takt, in dem ihre Stilettos auf dem Boden klackten.

Tap. Tap. Tap.

Wie war das möglich? Er wollte sie packen. Diese kecken Hüften an sich ziehen.

Bis sie innehielt und einen lasziven Blick über die Schulter warf. Und bei seinem Anblick plötzlich einen Schrei ausstieß.

Das Champagnerglas zersplitterte auf dem Parkettboden.

Mist.

Sie war es! Als er in ihr genau die Frau erkannte, der er eigentlich aus dem Weg gehen wollte, kam Roman wieder zu sich.

„Ich bin’s nur“, sagte er und lief zur Stereoanlage hinüber. Er regelte die Lautstärke herunter und drehte sich langsam zu Sable um. Zu der Frau, die seit ihrem ersten und einzigen Treffen viel zu viele Fantasien in ihm geweckt hatte. „Roman“, erinnerte er sie.

Er konnte den kleinen Anflug von Ärger nicht unterdrücken. Sie starrte ihn an, als hätte sie einen Geist gesehen. Dass sie ihn womöglich vergessen hatte, während er sie nicht mehr aus dem Kopf bekam, kratzte definitiv an seinem Ego. Nicht, dass das eine Rolle spielte.

„Ich erinnere mich an Sie“, antwortete sie hastig. Bestimmt wegen des Ärgers in seiner Stimme. „Tut mir leid.“ Sie machte einen vorsichtigen Schritt nach vorn, ihre Bewegungen waren ruckartig. Schämte sie sich? „Ich habe niemanden erwartet“, erklärte sie schnell, und ihre Wangen liefen rot an.

Als er sah, dass sie gleich in die Scherben treten würde, eilte er ihr durch den Raum zu Hilfe. Irgendwie hob er sie plötzlich von den Füßen und trug sie aus der Gefahrenzone. Als er seine Hand auf ihre fast nackte Taille legte, wurde Roman klar, dass das keine gute Idee gewesen war. Er strich mit seinen Fingern über ihre Haut und fasste mit den Daumen in die schwarze Seide knapp über ihrer Hüfte. Als er Sable hochhob, streiften ihre Brüste für den Bruchteil einer Sekunde seinen Oberkörper.

Er wollte sie nicht wieder loslassen. Nicht solange er spüren konnte, wie ihre harten Nippel sich an ihn pressten. Nicht, als er hörte, wie sie nach Luft schnappte. Ihren heißen Atem an seinem Hals spürte. In ihren haselnussbraunen Augen eine Erkenntnis aufblitzen sah. Zum Teufel, er wollte sie nie wieder loslassen.

Genau deshalb zwang er sich, Sable wieder abzusetzen. Er entzog seine Hände der ungeheuren Anziehungskraft ihres Körpers und stopfte sie dann zu Fäusten geballt in die Hosentaschen.

Sable sah verwirrt zu ihm hoch, als würde sie nicht verstehen, warum er sie hochgehoben hatte. Vielleicht war ihr auch nicht klar, warum er wieder von ihr abgelassen hatte. Er biss die Zähne aufeinander und zischte: „Ich brauche einen Besen.“

Mit großen Schritten stakste er weg von ihr und machte sich auf die Suche. Er wusste, wie unhöflich das war, doch er musste irgendetwas mit seinen Händen machen.

„Ich mach das schon“, rief sie ihm hinterher und folgte ihm in die winzige Küche. „Ich habe das Chaos angerichtet, dann kann ich es auch wegmachen.“

Ihm fiel auf, wie sanft ihre Schritte jetzt klangen. Wahrscheinlich hatte sie die Schuhe ausgezogen. Es brachte Roman ganz durcheinander, wie intensiv seine Sinne auf ihre Bewegungen reagierten.

Als sie sich an ihm vorbeilehnte und Kehrblech und Handfeger aus einem Schrank zog, musste er sich zusammenreißen und die Luft anhalten. Der Duft ihrer Haare kitzelte seine Nase. Süß und zitronig.

Ihre Hüfte stieß gegen seine. „Entschuldigung“, murmelte sie und drehte sich zu ihm herum. „Es ist mir so peinlich, dass ich wie ein Trottel in einem Horrorfilm gekreischt habe. Marcel hat nicht erwähnt, dass Sie heute Abend ankommen, deshalb dachte ich, ich bin allein.“

Roman spürte seinen Puls in seiner Schläfe pochen, als er zu ihr hinunterstarrte. Er zwang sich, sie nicht noch mal zu berühren. Bei ihrem Anblick erwachten zeitgleich alle heißen Fantasien in ihm, die er sich in den drei letzten Monaten zusammengesponnen hatte. Sie war einfach zu viel. Die Gefühle, die sie in ihm auslöste, rührten an etwas, das viel unheilvoller war als einfache Begierde. Wobei … Vielleicht würde es sich ja auf ein erträgliches Level hinunterregeln lassen, wenn er sich der Begierde hingab? Die Anspannung war so groß, dass er tatsächlich versucht war, es darauf ankommen zu lassen – würde sie nicht für Marcel arbeiten.

Scheiße, wenn man es genau nahm, arbeitete sie eigentlich für ihn. Es stand also nicht zur Debatte, eine Kostprobe von ihr zu nehmen. Er musste sich dringend aus ihrem Bann befreien und die Situation wieder unter Kontrolle bringen.

„Ich erinnere mich auch an Sie.“ Er sagte nichts weiter, nahm ihr den Besen aus der Hand und ging zurück zu den Scherben. Er würde ihr schnell beim Aufräumen helfen und sich dann ein Hotel suchen. „Marcel hat mich nicht erwartet. Das war mein Fehler, ich habe nicht mit ihm darüber gesprochen. Ich habe aber auch nicht damit gerechnet, dass hier um diese Uhrzeit noch jemand ist. Als ich die Musik hörte, nahm ich an, er mache Überstunden.“

Energisch fegte er die Scherben zusammen. Sable schwieg eine ganze Weile. Sie war ihm zwar mit einem Handtuch gefolgt, achtete aber darauf, außerhalb des glitzernden Scherbenrings zu bleiben.

„Sie erinnern sich an mich“, wiederholte sie kaum hörbar, als würde sie diesen Gedanken im Kopf genau untersuchen.

Ihre Stimme klang beinahe … wehmütig, also sah er zu ihr auf. Sie lehnte mit der nackten Schulter an einer der Säulen, die im ganzen Loft verteilt standen. Das sexy Kleid schmiegte sich an ihren sinnlichen Körper, um den jedes Pin-up-Girl aus den Vierzigern sie beneidet hätte. Sein Herz schlug einen Salto.

Er hätte es gerne auf die Begierde geschoben, war sich aber todsicher, dass es mehr war als das.

„Definitiv. Sie sind nicht die Art Frau, die ein Mann einfach vergisst.“ Ihm gefiel das ja auch nicht. Genauso wenig konnte er verhindern, dass ein Teil seiner Frustration hörbar mitschwang.

Sie straffte die Schultern und reckte das Kinn, ein abwehrender Ausdruck schlich sich auf ihr Gesicht. „Bin ich eigentlich schon. Deshalb tut es mir leid. Ich habe mich kurz geschmeichelt gefühlt, dass jemand wie Sie sich an unser Treffen erinnert. Aber ich sehe jetzt, dass ich Ihre Abendplanung durcheinandergebracht habe, Mr. Zayn.“ Ihr Südstaatenakzent war leicht hörbar, sie zog die Vokale ein wenig in die Länge. „Ich bringe nicht länger Ihren Abend durcheinander.“

Sie drehte sich auf dem Absatz um und präsentierte ihm wieder ihren Rücken. Der hatte ihn schon beim Betreten des Lofts völlig aus dem Konzept gebracht. Doch dieses Mal war Roman nah genug, um sie zu erwischen. Ohne eine Sekunde darüber nachzudenken, schlang er seinen Arm um ihre Taille und hielt sie auf.

Das war ein Fehler. Er hatte die Grenze der Professionalität überschritten. Niedergeschlagen ließ er den Kopf hängen.

„Es tut mir leid.“ Seine Stimme klang, als hätte er die Scherben verschluckt. Ein weiteres Mal löste er sich von ihrem Körper und verfluchte sein impulsives Verhalten. Verfluchte sich selbst dafür, dass er sich in diese Situation gebracht hatte – allein mit der Frau, an die er viel zu oft gedacht hatte. „Sie haben meinen Abend nicht durcheinandergebracht. Ich hätte Marcel warnen sollen, bevor ich hier so reinplatze.“

Er versuchte, seinen Blick von den langen Bändern zu lösen, die an ihrem Rücken hinunterhingen. Doch selbst ohne hinzusehen, dachte er darüber nach, wie die Bänder über ihre Haut strichen. Schon bei der bloßen Vorstellung reagierte sein Körper.

Sie sah ihn über ihre Schulter hinweg an.

„Ihnen gehört doch das Gebäude, Mr. Zayn. Ich bin sicher, Sie müssen nicht vorher anrufen, wenn Sie Ihrem Unternehmen einen Besuch abstatten wollen.“ Sie griff nach einer Jeans und einem T-Shirt, die auf einem Stuhl hingen. „Ich ziehe mich nur kurz um und mache mich dann auf den Weg.“

Er war nicht sicher, was ihn mehr störte: dass er der Grund war, warum sie gehen wollte, oder dass er heute Abend nicht derjenige sein würde, der den Knoten in diesen Bändern löste.

Verdammt.

„Geh. Nicht.“ Er sprach ganz deutlich und versuchte, seinen Ton möglichst neutral zu halten. „Ich habe dich unterbrochen, und wenn du um diese Zeit noch hier bist, nimmst du Marcel offensichtlich Arbeit ab. Wenn es für dich okay ist, kannst du gern bleiben. Erzähl mir doch, woran du arbeitest.“

Langsam wandte sie sich zu ihm um. Die Wut in ihrem Blick war verschwunden, doch Sable zog skeptisch eine Braue hoch. „Wollen Sie das wirklich wissen?“

Sie hatte ja keine Ahnung.

Aber in diesem Moment war die Vorstellung, dass sie ging und ihn hier allein zurückließ, fast schmerzhaft. Er wusste, dass sie die talentierteste Stylistin war, die auf Marcels Gehaltsliste stand, also durfte Roman sie auf keinen Fall vergraulen. Doch er konnte auch nicht ignorieren, wie lebendig er sich ihretwegen fühlte. Das erste Mal, seit er jahrelang wie ein Zombie durch seinen Alltag gewandelt war. Vielleicht fand er – jetzt, wo er sich das eingestanden hatte – noch heraus, wie er damit umgehen sollte.

„Will ich wirklich.“ Beim Gedanken an all die Möglichkeiten schlug ihm das Herz bis zum Hals. „Und bitte nenn mich Roman.“

2. KAPITEL

Sie konnte doch nicht zulassen, dass der Eigentümer des Modehauses den Boden fegte. Aber als sie den Scherben das letzte Mal nahe gekommen war, hatte sie sich plötzlich in Romans Armen wiedergefunden.

Die Tatsache, dass sie nichts, also wirklich gar nichts, unter dem Seidenkleid trug, machte die ganze Situation noch intensiver. Sie war ganz benommen von seiner Berührung.

Also wartete sie lieber geduldig ab, während Roman das Kehrblech mit den Scherben zum Mülleimer trug und den Besen wegräumte. Er wusch sich die Hände in der Spüle. Die Hängelampe über der Arbeitsplatte ließ seine hohen Wangenknochen und die dichten Bartstoppeln an dem markanten Kinn erstrahlen. Die dunklen Augen und die schwarzen Haare, die sich bis kurz über dem Hemdkragen lockten, verliehen ihm die gleiche unwiderstehliche Aura, die auch seinen Bruder umgab. Dennoch hatte Marcel nie ein solches Feuer in ihr entfacht. Nein, diese spezielle Sinnesexplosion war Roman vorbehalten.

Er trocknete sich die Hände ab. Dann knöpfte er die Manschetten seines Hemds auf und krempelte die Ärmel hoch.

„Dafür, dass du mir eigentlich erzählen wolltest, woran du arbeitest, bist du ganz schön schweigsam.“ Er zog eine Braue hoch und schaute in ihre Richtung.

Stimmt.

Sie erklärte besser nicht, dass sein Sexappeal sie abgelenkt hatte. Heute Abend hatte sie sich schon oft genug zum Deppen gemacht. Kurzentschlossen legte sie die Jeans und das Shirt wieder beiseite und ging in die Mitte des Raumes, um einen der Scheinwerfer auszuschalten.

„Ich produziere ein Werbevideo für den Social-Media-Account von Zayn Designs.“ Sie lief zum Stativ und löste das Handy aus der Halterung. „Der Rücken von diesem Kleid ist so einzigartig. Ich dachte, es kommt bestimmt gut an, wenn man ihn in Aktion sieht. Im Video laufe ich einfach von der Kamera weg.“

„Darf ich mal sehen?“ Er überwand den Abstand zwischen ihnen und griff nach dem Handy.

Seine Finger streiften ihre.

Sie überließ ihm das Handy, die Erinnerung an seine Hände an ihrer Hüfte durchzuckte sie. „Aber nicht vergessen, dass es noch nicht geschnitten ist.“

„Natürlich.“ Konzentriert blickte er auf das Display und drückte Play.

Musik dröhnte aus dem Lautsprecher. Sable widerstand dem Drang, sich auf die Zehenspitzen zu stellen und das Video mit ihm zusammen zu gucken. Auch wenn sie die Aufnahme selbst noch nicht kannte und neugierig war, erschien es ihr zu riskant, ihm noch mal so nah zu kommen.

Außerdem war er so in ihr Handy vertieft, dass sie endlich die Chance hatte, ihn genauer zu betrachten. Vielleicht konnte sie herausfinden, woher diese Anziehungskraft kam. Sie hatte ihn schon beim ersten Treffen attraktiv gefunden. Doch heute Abend – nachdem sie sich vom Schreck über sein Auftauchen erholt hatte – berauschte sein Anblick sie noch mehr. Diese prickelnde Erkenntnis wollte sie nicht wieder loslassen. So hatte sie schon empfunden, bevor er diese Bemerkung gemacht hatte, er könne eine Frau wie sie nicht vergessen.

Zunächst waren bei dem Kommentar all ihre Alarmglocken angegangen, weil sie nicht sicher war, ob er das ernst meinte. Immerhin hatte ihr Ex ihr ständig das Gefühl gegeben, leicht zu vergessen zu sein. Leicht zu ersetzen. Doch seit Roman darauf bestanden hatte, dass sie blieb, ging ihr die Bemerkung nicht mehr aus dem Kopf. Wenn er sich immer noch an sie erinnern konnte, hatte er vielleicht bei ihrem ersten Treffen dasselbe Prickeln gespürt wie sie?

Sable fühlte sich unbeobachtet und ließ den Blick über Roman streifen. Über seine muskulösen Schenkel hoch zu seiner schmalen Hüfte. Über seinen starken Rücken zu den breiten, durchtrainierten Schultern. Als sie zu seinem Gesicht kam, lag sein dunkler Blick nicht mehr auf dem Display, sondern auf ihr.

Er war wachsam. Dominant und sich ihrer Beachtung mehr als bewusst.

„Gefällt dir, was du siehst?“ Das heiße Kratzen in seiner Stimme kribbelte auf ihrer Haut.

Hitze schoss ihr in die Wangen, bündelte sich dann zwischen ihren Beinen.

„Das spielt wohl kaum eine Rolle“, brachte sie gerade noch hervor, ihre Stimme nur ein leises Hauchen. Vielleicht konnte sie ihre Stimme auch nur über das laute Pochen hinweg nicht hören, das ihr Herz veranstaltete. Wie wild schlug es ihr gegen die Rippen, als würde es versuchen auszubrechen. „Mein Job ist mir zu wichtig. Ich will ihn nicht für ein paar schlechte Entscheidungen riskieren.“

„Geht mir auch so.“ Er nickte verständnisvoll und legte ihr Handy auf die Rückenlehne des niedrigen Sofas. „Mein Job ist mir auch wichtig. Deshalb habe ich nach unserem Treffen auch drei Monate gewartet, bevor ich wiedergekommen bin.“

Sable schnappte nach Luft. Sie hätte ihn berühren können, so nah standen sie beieinander. Nah genug, dass sie sich fragte, ob seine Bartstoppeln wohl Spuren hinterlassen würden, wenn er ihr mit der Wange über die nackte Haut rieb.

Oder über die empfindliche Stelle zwischen ihren Beinen.

„Ich verstehe nicht ganz.“ Er musste sich klarer ausdrücken. Ihr Verstand war von seiner Präsenz zu sehr vernebelt, und seine Worte ergaben keinen Sinn. „Du hast dich absichtlich vom Studio ferngehalten?“

Autor

Joanne Rock
Joanne Rock hat sich schon in der Schule Liebesgeschichten ausgedacht, um ihre beste Freundin zu unterhalten. Die Mädchen waren selbst die Stars dieser Abenteuer, die sich um die Schule und die Jungs, die sie gerade mochten, drehten. Joanne Rock gibt zu, dass ihre Geschichten damals eher dem Leben einer Barbie...
Mehr erfahren

Entdecken Sie weitere Bände der Serie

Brooklyn Nights