Lass dein Herz von der Leine!

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Mollie liebt Hunde und Zeke Harper, seit sie denken kann. Aber während ihr Job als Hundetrainerin toll ist, ist ihre Sehnsucht nach Zeke frustrierend. Er sieht in ihr nur die Schwester seines Freundes. Ob er sein Herz endlich von der Leine lässt, wenn Mollie ihn überraschend küsst?


  • Erscheinungstag 11.10.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751508551
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Mollie McFadden schob sich näher an den gut aussehenden Kerl in der Ecke heran. „Hallo, mein Süßer. Wie kommt es bloß, dass einer wie du hier landet?“

Mit seelenvollen braunen Augen sah er sie kurz an. Dann schaute er schnell weg, aber Mollie ließ sich nicht beirren. „Ich wette, du hast eine lange Geschichte zu erzählen.“

Wieder zuckten seine Augenlider. Dann folgte ein tiefer Seufzer.

„Wahrscheinlich eine herzzerreißende Story, hmm?“ Sie näherte sich ihm noch ein Stück. Obwohl sie sich wünschte, ihn zu trösten, wonach er sich offensichtlich sehnte, streckte sie die Hände nicht nach ihm aus. „Ich wette, du fühlst dich gerade ganz schön verloren, verlassen und allein.“

Ihr Herz machte einen Satz, als er sich regte. Vielleicht wollte er es sich nur bequemer machen, aber es entging ihr nicht, dass er sich dabei auf sie zu bewegte. „Du musst einfach daran glauben, dass es wieder besser wird.“

Er schnaubte.

„Ich sage dir, das wird es. Denk nur dran, was Spring Forest in den letzten Monaten weggesteckt hat. Sogar einen Tornado!“

Vielleicht interpretierte sie zu viel in seine Körpersprache hinein, aber Mollie hätte schwören können, dass er schauderte. „Der Sturm war schon schrecklich, nicht wahr? Aber hier in Spring Forest, da helfen die Leute einander. Du musst uns nur eine Chance geben. Ehrlich gesagt …“ Sie beugte sich vor, um ihm etwas zuzuflüstern, „… etwas sagt mir, dass du hier jemanden finden wirst, der perfekt zu dir passt.“

Da zog er die dunklen Augenbrauen hoch.

„Ich weiß, ich weiß. Das ist jetzt schwer zu glauben, aber ich habe durchaus ein gutes Gefühl.“

Und dieses Gefühl wurde immer stärker. Mollie schmolz nur so dahin, als der Hund aus dem Tierheim, der den Namen Chief bekommen hatte, langsam seinen Kopf senkte und ihn auf ihren Oberschenkel bettete.

Sie legte sanft die Hand auf das weiche Fell an seinem Nacken. „Wir werden ein wunderbares Zuhause für dich finden.“ Obwohl sie in ihren Jahren als ehrenamtliche Helferin bei „Fellknäuel fürs Leben“ schon mit vielen Hunden aus dem Tierheim gearbeitet hatte, schnürte es Mollie die Kehle zu, als sie versprach: „Das allerbeste Zuhause.“

Die Whitaker-Schwestern hatten die Organisation „Fellknäuel fürs Leben“ gegründet – alle nannten die beiden nur liebevoll Birdie und Bunny. Sie hatten Mollie gebeten, ins Tierheim zu kommen, damit sie Chief kennenlernen konnte. Als Hundetrainerin arbeitete sie mit vielen verschiedenen Hunden – vom Rassehund bis zur Promenadenmischung. Für schüchterne Tiere wie Chief hegte Mollie eine besondere Schwäche. Einen Hund zu sehen, der so verängstigt war wie er, brach ihr das Herz.

Außerdem neigten die Leute dazu, verborgene Schätze wie Chief zu übersehen, wenn sie im Tierheim nach einem Hund suchten. „Diesmal nicht, mein Junge“, versprach sie. „Wir werden dich aus der Reserve locken und der ganzen Welt zeigen, wie fantastisch du drauf bist.“

Bei ihren eigenen Worten zuckte Mollie kurz zusammen, denn sie klangen wie der Schwur, den ihre Freundin Amanda Sylvester letztens geleistet hatte. Nur hatte Amanda nicht über einen Freund mit vier Pfoten gesprochen, sondern sie hatte Mollie selbst gemeint.

Doch Mollie war es nicht um die ganze Welt gegangen, sondern nur um einen ganz bestimmten Mann – der sah in ihr leider nur die kleine Schwester seines besten Freundes.

Chief stieß einen Laut aus, eine Mischung aus Winseln und Bellen, aber definitiv mit einem Fragezeichen am Ende.

„Oh, mach dir keine Sorgen“, sagte Mollie und verdrängte alle Gedanken an ihr erbärmliches Liebesleben. „Die Chancen stehen jetzt viel besser für dich.“

Chief war mittelgroß, hatte kurzes Fell und eine auffällige schwarz-braune Zeichnung. Rein äußerlich besaß er alle Eigenschaften eines leicht vermittelbaren Hundes. Er hätte nur etwas Selbstvertrauen gebraucht. Dann würde niemand mehr an seinem Zwinger vorbeigehen.

„Irgendwas sagt mir, dass du außerdem ein kluger Bursche bist.“ Sie ging davon aus, auch wenn er ein Mischling war, denn schließlich zählten Schäferhunde zu den intelligentesten Hunderassen überhaupt. „Ich wette, ich kann dir sogar ein paar Tricks beibringen, wie zum Beispiel …“

Mollie kam nicht mehr dazu, Chief darüber aufzuklären, wie viel Spaß Ballholen macht. Ein plötzliches Krachen erschütterte das Fenster. Mit einem erschrockenen Aufheulen verkroch sich der Hund in seiner Ecke.

Mollie warf der Wand einen bitterbösen Blick zu, als ob sie durch die Steine hindurch nach draußen auf die Baustelle schauen konnte. Sie hatte Birdie gebeten, Chief in ein Besucherzimmer zu bringen, weil die abgenutzten Ledersofas und die geblümten Teppiche für Wohnzimmeratmosphäre sorgten. Mollie beabsichtigte, dass Chief das Ambiente eines Wohnhauses mit einem sicheren, angenehmen Ort in Verbindung brachte.

Das würde jetzt noch schwieriger werden. Mollie holte tief Luft. Frust half nichts. Sie wollte nicht, dass der arme Chief dachte, sie wäre jetzt sauer auf ihn.

Trotz ihrer größten Bemühungen hatte der Lärm den kleinen Fortschritt zunichtegemacht, den sie erzielt hatte. Der Hund hatte sich so klein zusammengerollt, dass seine Nase praktisch unter den Hinterbeinen versteckt war.

Sie schüttelte ihre Enttäuschung ab und ging in die Lobby. Dank eines kürzlich veranstalteten Spendenmarathons durften die Whitaker-Schwestern Pläne schmieden, den Eingangsbereich zu renovieren.

Im Augenblick war der attraktivste Teil des Foyers der kleine Geschenkeladen, wo Leinen und Halsbänder in allen Farben des Regenbogens an der Wand hingen. Der Shop bot auch eine Auswahl an Näpfen, Spielzeug und Körbchen – alles, was ein Besucher brauchte, der ein Fellknäuel fürs Leben mit nach Hause nahm.

Mollie schob eine der Glastüren auf und trat hinaus auf die Veranda. Der Geruch von frisch gesägtem Holz lag in der Morgenluft. Sie folgte dem Klang der energischen Stimme von Birdie Whitaker um das Gebäude herum. Die Miteigentümerin des Tierheims war Mitte sechzig und dafür bekannt, härter zu arbeiten als die meisten Leute, die halb so alt waren wie sie.

„Alles okay?“, fragte Mollie.

Birdie schüttelte den Kopf. „Ich kann es gar nicht erwarten, dass die Reparaturen abgeschlossen sind. Ich hoffe, das geht jetzt alles schneller, wo Rebekah den staatlichen Zuschuss beantragt hat.“ Rebekah war die neue Leiterin des Tierheims.

Das braune Dach und die graue Verschalung des Gebäudes machten nicht viel her. Das Logo aber wies auf die Mission des Tierheims hin – die Silhouette eines Hundes und einer Katze in einem großen Herz. „Wir wollen zusätzliche Zwinger bauen, damit wir noch mehr Tiere unterbringen können. Die Katzen sollen ein Außengehege bekommen und die Hunde einen Spielplatz. Doch lass uns jetzt mal darüber reden, warum ich dich heute hergebeten habe. Was hältst du von Chief?“

„Er ist so ein süßer Hund, aber unglaublich schreckhaft.“ Nachdem sie von ihrem kleinen Erfolg und von Chiefs Reaktion auf den Baulärm berichtet hatte, fragte Mollie: „Hat er hier zu irgendwem eine gute Beziehung?“

Wenn ein Hund eine Pflegefamilie brauchte, dann Chief. Der Aufenthalt im Tierheim konnte durch die unterschiedlichen Helfer und die vielen Besucher – ganz zu schweigen von all den anderen Tieren – sehr stressig sein. Dazu kam jetzt noch der Baustellenlärm.

„Also“, überlegte die ältere Frau, „da wäre schon jemand.“ Birdie entdeckte eine andere Helferin, die gerade mit einem wunderschönen gelben Labrador über den Parkplatz ging. „Entschuldige mich einen Augenblick.“

Nachdem sie kurz mit der jungen Frau gesprochen hatte, kam Birdie zurück. „Komm mit. Das solltest du dir ansehen.“

Sie gingen zurück zum Besucherraum. Birdie blieb vor dem Innenfenster stehen. Als Mollie an die Scheibe trat, sah sie sich nach Chief um. Der Hund war allerdings nicht in seiner Ecke, sondern saß stattdessen in der Mitte des Zimmers und schaute hingebungsvoll zu dem wunderschönen gelben Labrador auf.

„Oh, er wirkt wie ausgewechselt!“, sagte Mollie überrascht. Obwohl er die Ohren immer noch angelegt hatte und den Kopf unterwürfig senkte, zitterte Chief nicht mehr. Sie dachte sogar, dass sein Schwanz ein Wedeln andeutete. „Was für ein Hund ist das?“

Birdie grinste. „Das ist Charlie.“

Mollie musterte den großen Hund, der mit wedelndem Schwanz den Raum umrundete.

„So sehr, wie Chief an Charlie hängt, hofft Bunny, dass wir jemanden finden, der die beiden zusammen adoptiert. Bei größeren Hunden ist das ja eher unwahrscheinlich.“

Eine gemeinsame Adoption wäre ideal, auch eine gemeinsame Vermittlung an eine Pflegefamilie. Nicht, dass Mollie hergekommen war, um Chief als Pflegehund bei sich aufzunehmen – aber hatte sie nicht praktisch beim ersten Anblick des schüchternen Hundes gewusst, dass das Tierheim nicht gut für ihn war? Als sie beobachtete, wie Charlie die Vorderpfoten ausstreckte und die Brust fast auf den Boden presste, um Chief zum Spielen aufzufordern, wusste Mollie, dass es viel einfacher sein würde, mit Chief zu arbeiten, wenn die fröhliche Labradorhündin mit von der Partie wäre.

Mollie seufzte. Sie hatte es noch nie geschafft, sich von einem Hund abzuwenden, der Hilfe brauchte. Die Erinnerung an ihren ersten Hund, Shadow, ließ sie lächeln. Ihre Eltern hatten nie Haustiere erlaubt. Also lebte der Streuner, den sie und Zeke Harper gerettet hatten, am Ende bei ihm. Mollie hatte bei den Harpers fast so viel Zeit verbracht wie bei sich zu Hause.

Natürlich nicht nur, um bei Shadow zu sein …

Mollie schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich auf den scheuen Schäferhundmischling. „Chief braucht eine ruhigere Umgebung, und er muss Zeit allein mit Menschen verbringen, um seine Angst zu überwinden.“

„Dann nimmst du sie – äh, ich meine ihn?“, korrigierte sich Birdie hastig.

Aber Mollie ließ sich nicht zum Narren halten. Ihr war völlig klar, dass Birdie wahrscheinlich von Anfang an so geplant hatte. Sie seufzte. „Ich nehme beide.“

Mollie wusste, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, als sie Charlie und Chief in ihr SUV bugsierte. Chief scheute, als sie ihn zur Heckklappe führte, und sträubte sich gegen die Leine. Mollie stellte sich schon auf einen Ringkampf ein. Aber Charlie sprang ohne Zögern in den Kofferraum und machte es sich dort gemütlich. Chief, der eindeutig Angst hatte, zurückgelassen zu werden, folgte der Hündin ohne weitere Umstände.

„Du wirst mir wirklich eine große Hilfe sein, was, Charlie?“, sagte Mollie, als sie Spring Forest, North Carolina, hinter sich ließ und durch die ländlich geprägten Vororte nördlich der Kleinstadt fuhr.

Als Mollie vor vier Jahren nach einem Haus gesucht hatte, war ihr klar gewesen, dass sie auf dem Land leben wollte. Beim Hundetraining konnte es laut werden, und sie wollte keine Nachbarn, die sich beschweren würden. Außerdem brauchte man fürs Lauf- und Geschicklichkeitstraining viel Platz.

Ihr winziges Haus mit dem riesigen Grundstück erwies sich als perfekt.

Bei dem Gedanken verzog sie das Gesicht – okay, perfekt für die Hunde. Bis das Anwesen für sie selbst perfekt sein würde, musste sie noch viel Arbeit investieren. Und sie brauchte endlich einen Plan, was die Reparaturen anging. Irgendwie verlor sie immer den Überblick. Das führte zu Dutzenden von halbfertigen Projekten.

„Macht euch nur keine Sorgen“, erklärte sie den Hunden. „Ihr steht immer an erster Stelle.“

Zu den Reparaturen würde sie früh genug kommen und …

Beim Anblick einer wohlbekannten schwarzen Limousine neben ihrem Haus trat Mollie heftiger auf die Bremse als geplant. Ihr Herz machte einen Satz. Sie hatte nicht erwartet, Zeke heute zu sehen.

Ihr Puls beschleunigte sich, als sie die Fahrertür aufmachte. Sie musste sich bewusst ins Gedächtnis rufen, dass sie sauer auf ihn war. Wie oft hatten sie darüber schon geredet?

„Hey, Moll.“ Zeke Harper kam um ihr Haus herum, als ob es ihm gehörte, und begrüßte sie mit einem Lächeln. „Wie ist es im Tierheim gelaufen?“

Mollie bemühte sich, ihm einen finsteren Blick zuzuwerfen. Ehrlich. Doch als er einen muskulösen Arm hob, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, war Ärger nicht mehr unbedingt die Emotion, die dafür sorgte, dass Hitze in ihr aufwallte. In einem marineblauen T-Shirt und abgetragenen Jeans mit – oh mein Gott! – ledernem Werkzeuggürtel um die schmalen Hüften sah Zeke Harper eher wie der heiße Moderator einer Heimwerkershow aus als wie der angesehene Psychologe, um den es sich bei ihm handelte.

Sie bemühte sich, Stimme, Blutdruck und Hormone unter Kontrolle zu behalten. „Was machst du hier, Zeke?“

Er zeigte mit dem Daumen über eine breite Schulter. „Ich hab gedacht, ich mach mich schon mal dran, die kaputten Stufen der Veranda zu ersetzen.“ Er gab sich nicht einmal die Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken. „Du hast da so einen guten Start hingelegt, als du sie rausgerissen hast.“

Mollies Gesicht glühte. Sie war ziemlich stolz auf sich gewesen, als sie die verrotteten Trittstufen, Setzstufen und Treppenwangen entfernt hatte. Seither hatte sie auch mehrmals erfolglos versucht, neue Wangen zu schneiden, aber es war ihr nie gelungen, die Winkel richtig hinzubekommen. Also war sie zu einem anderen Projekt übergegangen und hatte sich damit zu trösten versucht, dass sie so jedes Mal etwas für ihre Fitness tat, wenn sie vom Garten ins Haus wollte.

„Ich hatte vor, sie fertigzustellen“, sagte sie.

„Klar, Kleine“, sagte Zeke fröhlich und legte ihr einen Arm um die Schultern. „Wofür hat man denn Freunde?“

Mollie zuckte zusammen. So heftig, dass Zeke es bemerkte und hastig seinen Arm zurückzog. „Tut mir leid. Ich schätze, ich bin ein bisschen verschwitzt.“

„Du weißt genau, dass es mir nichts ausmacht, wenn’s mal heiß hergeht“, sagte Mollie herausfordernd.

Als sich ihre Blicke begegneten, schien sich die Atmosphäre um sie herum einen Sekundenbruchteil zu ändern. Die Luft schien zu vibrieren, elektrisch aufgeladen wie vor einem Sturm. Seine grünbraunen Augen verdunkelten sich, und Mollies Herz flatterte.

Aber dann blinzelte er. Egal, was sie glaubte, gesehen zu haben, war wieder verschwunden. „Von deiner Veranda zum Boden war es fast ein Meter. Das ist gefährlich!“

Überfürsorglich – diese Regung kannte sie nur zu gut.

Kleine, ermahnte sie sich, während sie schluckte. Freunde. Nichts weiter. So dachte Zeke von ihr. Sie war die kleine Schwester, die er sich nie gewünscht hatte.

Diesen Titel hatte er ihr vor langer Zeit zum Scherz verliehen. Und obwohl sie von ihm nie als großer Bruder gedacht hatte, war sie aus reinem Selbstschutz lange Zeit von dieser Bezeichnung unter keinen Umständen abgerückt – und sie unternahm alles, damit er nie erfuhr, dass sie hoffnungslos in ihn verliebt war.

„Du hättest wenigstens warten können, bis ich dich um Hilfe bitte.“

„Ja, das hätte ich.“ Sein wissender Blick hielt ihren gefangen. „Aber du hättest nie darum gebeten.“

Vielleicht hatte sie die Angewohnheit, alles nur noch schlimmer zu machen, wenn sie sowieso schon in Schwierigkeiten steckte. Trotzdem handelte es sich bei ihr um kein Kind mehr. Und als Frau sehnte sich Mollie nach dem Tag, an dem Zeke Harper in ihr nicht nur die kleine Schwester seines besten Freundes erkennen würde … die anscheinend grundsätzlich seine Hilfe brauchte.

2. KAPITEL

„Zwei Hunde?!“, fragte Zeke, als er Mollie zum Gartentor folgte. Er bewunderte ihr großes Herz, wenn es um Tiere ging, aber langsam sorgte er sich, dass sie zu viel von ihrem Leben für die Hunde opferte. „Meinst du nicht, dass du dir da eine Menge aufhalst? Die Reparaturen an deinem Haus, deine ehrenamtliche Arbeit bei ‚Fellknäuel fürs Leben‘, dein Job, dein eigener Hund …“

„Ich schaff das, Zeke. Ich bin absolut in der Lage, mein ehrenamtliches Engagement und meinen Job unter einen Hut zu bringen.“ Sie ließ die beiden neuen Pflegehunde von der Leine, damit sie den eingezäunten Garten erkunden konnten.

Obwohl Zeke es nicht wagte, das laut auszusprechen, bereitete ihm weder der Zustand des Hauses große Sorgen noch Mollies Mitarbeit beim Tierheim, auch nicht ihr Job oder ihre Hunde daheim – es ging ihm um Mollie selbst. Sie arbeitete hart, wahrscheinlich zu hart. Und sie verbrachte zu viel Zeit allein, nur mit Hunden als Gesellschaft.

Diese Unausgewogenheit machte ihn sehr nachdenklich. Also hatte er entschieden, dass Mollie mehr rauskommen musste, dass sie eine Verabredung oder zwei brauchte. Ihr ein Date zu vermitteln war gar nicht so anders, als ihre Verandastufen zu reparieren.

Okay, vielleicht ein bisschen anders …

Sicher, er konnte selbst besser mit Werkzeugen als mit Beziehungen umgehen. Lilah Fairchild hatte ihr Bestes getan, ihm bei lebendigem Leib das Herz herauszureißen.

Mollie war so ganz anders als seine Ex-Verlobte. Sie war süß, freundlich und lustig, und Zeke gefiel der Gedanke nicht, dass sie allein lebte.

Und Patrick hätte das auch nicht zugesagt.

Zeke holte tief Luft und konzentrierte sich wieder auf Mollie und deren neue Pflegehunde. Die Labradorhündin Charlie kam gerade mit vollem Karacho angerannt und sprang an Mollie hoch – schlammige Vorderpfoten landeten auf Mollies Brust, dann ließ Charlie einen Tennisball vor Mollies Füßen fallen. Zeke kannte viele Frauen, die spätestens jetzt wütend geworden wären, doch Mollie lachte nur und sagte: „Na, da braucht jemand dringend ein paar Lektionen, wie man einen Menschen höflich begrüßt. Aber was für ein kluges Mädchen du bist, dass du einen Ball gefunden hast!“

Charlie genoss das Lob sichtlich. Ihr Schwanz wedelte so heftig, dass der ganze Körper der Hündin bebte. Zeke war nicht überrascht. Mollie hatte schon immer gewusst, wie sie ihn ermutigen und aufmuntern konnte – so wie nach seiner gelösten Verlobung.

Lilah war sowieso nicht gut genug für dich. Du hast etwas Besseres verdient.

Mollie hatte auch etwas Besseres verdient. Deswegen war es eine schwierige Aufgabe, den richtigen Mann für sie zu finden. Nicht, dass es an willigen Männern gemangelt hätte. Auch wenn Mollie nicht der Typ war, viel Zeit auf ihre Frisur oder ihr Make-up zu verschwenden, sie besaß eine natürliche Schönheit. Mit ihren roten Locken, den blaugrünen Augen und den Sommersprossen hatte er schon immer gedacht, dass sie richtig süß war.

Er beobachtete, wie Mollie versuchte, Charlie fürs Ballholen zu interessieren. Doch die Hündin verfolgte andere Pläne. Charlie rannte nach rechts, wenn Mollie nach links lief, und Mollies lautes Lachen berührte etwas tief in seinem Inneren.

Süß? Verdammt, sie ist wunderschön.

Die späte Nachmittagssonne brachte die goldenen Strähnen in ihrem Haar zum Leuchten. Das königsblaue T-Shirt mit dem Logo ihrer Hundeschule „Best Friends“ betonte ihre muskulösen Arme, und der dünne Stoff schmiegte sich an ihre Brüste. Ihre Jeans waren abgetragen und verblasst. Eine der beiden hinteren Hosentaschen war teilweise abgerissen und flatterte um ihren perfekt gerundeten Po. Das zerfetzte Stück Stoff weckte in ihm das Verlangen, daran zu ziehen, und er glaubte nicht, dass es an einer latenten Zwangsneurose lag, wie feucht seine Hände wurden.

Als ob die Hündin spürte, welche verbotene Richtung seine Gedanken gerade einschlugen, rannte Charlie direkt auf Zeke zu. Das Gras rauschte um ihre Pfoten, und die Labradordame sprang ihm geradewegs in die Arme. Dem Aufprall hätte er vielleicht standgehalten, wenn Chief sich nicht genau in diesem Augenblick getraut hätte, endlich näher zu kommen. Nahe genug, dass Zeke gegen den Hund stieß, als er rückwärts stolperte. Das war’s. Zeke landete mir nichts, dir nichts auf dem Boden.

Ächzend blinzelte er in den strahlend blauen Himmel hinauf.

„Und ich musste ihnen das nicht mal beibringen. Das ist echtes Naturtalent!“

„Ha, ha, sehr witzig“, knurrte Zeke und starrte finster in Mollies lächelndes Gesicht.

Sie streckte ihm eine schlanke Hand entgegen. Entschlossen, die Kontrolle über sein überraschendes Verlangen wiederzuerlangen, griff Zeke nach ihrer Hand, umfasste ihr Handgelenk und zog zu heftig daran … genau wie er es gemacht hätte, als sie noch Kinder gewesen waren.

Mollies überraschter Aufschrei endete mit einem Stöhnen, als sie neben ihm zu Boden ging. Charlie dachte, das Ganze wäre ein neues Spiel und drängte sich zwischen sie. Erst ließ die Hündin Zeke ihren ekelhaft angesabberten Ball auf den Kopf fallen, dann bemühte sich Charlie, sie alle beide zu Tode zu lecken.

Lachend lag er da. Es war, als ob er wieder ein Kind war und mit Mollie, Patrick und dem Hund Shadow herumtobte. Alles war wieder in Ordnung in seiner Welt. Mollie war immer noch das kleine Mädchen mit Pferdeschwanz, das immer mit von der Partie war, das Mädchen, mit dem er schon immer befreundet war und auch immer befreundet sein würde.

Aber dann warf sie das Haar über die Schultern zurück und beugte sich über ihn. Die Zeit machte einen Sprung, sodass sie von einem Herzschlag zum nächsten eine erwachsene Frau geworden war. Der Geruch von frischem Gras mischte sich mit dem Duft von Wildblumen, der ihrer Haut anhaftete, und Zekes Körper reagierte.

Der weiche Schleier der Nostalgie wurde von heißem Verlangen zerrissen – gefolgt von einer glühenden Welle der Schuldgefühle. Mollie war kein kleines Mädchen mehr. Und der Hund, der um sie herumsprang, war Charlie und nicht Shadow. Und Patrick war …

Zeke stand hastig auf. Charlie saß vor ihm im Gras, den Ball zwischen den Pfoten. Wenn je ein Hund selbstzufrieden ausgesehen hatte, dann Charlie. „Mit der hast du dir ja eine ganz schöne Herausforderung eingebrockt.“

Mollie runzelte die Stirn und erhob sich langsam. Sie klopfte sich das Gras vom Po, und Zeke musste sich zwingen, den Blick abzuwenden. „Oh, es ist anscheinend zu lange her, seit du selbst einen Hund gehabt hast. Du hast vergessen, wie viel Energie ein Welpe hat.“

„Das habe ich nicht.“

Mollie tat, als ob sie ihn nicht gehört hatte. „Und ich kenne da eine ganz einfache Lösung …“

Diese Diskussion hatten sie schon oft gehabt. „Ich nicht.“

„Ich verstehe nicht, warum du dich weigerst. Du hast Shadow so geliebt.“

„Das habe ich. Sie war der beste Hund aller Zeiten. Du hast aber die ganze Arbeit mit ihr gehabt.“ Mollie war dauernd bei ihm zu Hause gewesen – um mit der Hündin spazieren zu gehen, mit ihr zu spielen und sie zu bürsten.

„Sich um jemanden zu kümmern, den man liebt, bedeutet nie Arbeit.“

Zeke wusste nicht, warum er automatisch zur neuen Verandatreppe hinübersah. Das war viel Arbeit gewesen, aber er hatte das mehr als gerne gemacht, weil … weil …

„Das ist eine Menge Verantwortung“, entgegnete er.

„Ein Haustier bedeutet immer Verantwortung.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln. „Du warst schon immer ein verantwortungsbewusster Mensch.“

Dafür hielt er sich tatsächlich. Und er war auch für Mollie verantwortlich. Gleich nach dem Bootcamp und vor seinem ersten Auslandseinsatz hatte Patrick McFadden seinen besten Freund Zeke gebeten, auf seine kleine Schwester aufzupassen.

Patrick und er waren als Nachbarskinder miteinander aufgewachsen. Patrick war für Zeke wie ein Bruder gewesen. Und Mollie war immer die kleine Schwester gewesen, die mitkommen wollte. Auf sie aufzupassen war so selbstverständlich gewesen, wie sich mit Patrick zu treffen.

Also hatte Zeke seinem Freund sein Versprechen gegeben.

Und dann, vor zwei Jahren, war Mollie mit Tränen in den Augen vor seiner Tür gestanden und hatte ihm gesagt, dass Patrick nie mehr nach Hause kommen würde.

Sein bester Freund war tot. Und das Versprechen, das Zeke ihm gegeben hatte – und die Erinnerung an Patricks letzten Besuch zu Hause –, lastete so schwer auf Zeke, dass er manchmal kaum atmen konnte.

Als ihn der kalte Druck einer Hundenase gegen seine Hand aufschreckte, schaute er nach unten. Er streichelte Charlie über den seidigen goldenen Kopf und ließ sich von ihrer unbefangenen, wortlosen Freundschaft trösten.

„Du brauchst einen neuen besten Freund.“

Autor

Stacy Connelly
Als Stacy Connelly ihr erstes Buch veröffentlichte, schenkte ihr eine Freundin ein Armband mit zwei Anhängern: Eine Eins als Symbol für den ersten Verkauf, und einen Brief, symbolisch für den Vertrag. Stacy Connelly beschloss kurzerhand, diese Tradition beizubehalten, und wirklich kommen seitdem regelmäßig neue Anhänger dazu. Denn Stacys Passion ist...
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