Sündige Versuchung in Texas

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

"Was machen Sie hier?" Erschrocken dreht Alexa sich um und steht unvermittelt einem Traummann gegenüber. Das Klügste wäre, Hayes Elliotts Ranch so schnell wie möglich zu verlassen. Im Leben der alleinerziehenden Mutter ist kein Platz für Leidenschaft. Aber das Schicksal hat andere Pläne: Während eines Sturms sind Alexa und Hayes zusammen eingeschlossen. Und plötzlich ist das Verlangen stärker als jede Vernunft …


  • Erscheinungstag 26.06.2018
  • Bandnummer 2034
  • ISBN / Artikelnummer 9783733721985
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Was machen Sie hier?“

Alexa Rodriguez fuhr herum und presste sich eine Hand auf das Herz. Die tiefe, raue Stimme hatte sie erschreckt, mehr noch aber der Anblick des Mannes, der auf sie zukam.

Er hatte den Gang eines Cowboys und hinkte dabei kaum merklich, während sein dunkler Blick sie im Bann hielt.

Als sie das beeindruckende Stallgebäude der Pebblebrook Ranch betrat, hatte sie keine Menschenseele gesehen. Und nun stand dieser Cowboy nur wenige Meter von ihr entfernt und musterte sie durchdringend. Unter der breiten Krempe seines schwarzen Stetsons konnte sie seine Augen gerade so erkennen.

Ihr Herz hätte nicht so rasen sollen, aber es ließ sich nun einmal nicht leugnen: Er war wirklich sexy.

Hatte sie etwas missverstanden? Die Betreiberin des Bed & Breakfast nebenan hatte ihr gesagt, dass die Ställe der Ranch für die Gäste offen standen, aber dieser Mann schien alles andere als begeistert davon zu sein, eine Fremde anzutreffen.

„Ich übernachte im Bed & Breakfast“, erklärte sie und versuchte, dabei cool zu wirken. „Mir wurde gesagt, ich könnte herkommen, um zu reiten. Es sei jemand da, der mir hilft.“

Der Mann stieß etwas Unverständliches hervor, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. Eine wirklich unangenehme Situation!

Das Wochenende fing ja gut an! Ihre beste Freundin – sie mischte sich permanent in alles ein, meinte es dabei aber gut – hatte ihr einen dreitägigen Aufenthalt im B&B verordnet. Sie fand, dass Alexa überarbeitet war. Genauer gesagt: eine überarbeitete, alleinerziehende Mom, die einmal etwas Zeit für sich brauchte.

Alexa war gerade erst eingetroffen und hatte ihre Sachen auf das Zimmer gebracht. Der Wetterbericht hatte ein Unwetter vorhergesagt, daher beschloss sie, sich vorher noch auf der Ranch umzusehen. Seit sie fünf war, hatte sie nicht mehr auf einem Pferd gesessen. Überhaupt befand sie sich hier so weit außerhalb ihrer gewohnten Liga, dass ihr alles wie ein großes Abenteuer erschien.

Wenn zu den Pferden ein derart faszinierender Cowboy gehörte, konnte es nicht ganz falsch sein, einmal etwas Neues zu wagen. Ihre beste Freundin wäre mit Sicherheit begeistert, zu hören, dass Alexa erste Anzeichen von Lust verspürte.

Dieser Cowboy war von Kopf bis Fuß einfach nur sexy – angefangen von den verstaubten Stiefeln über die engen Jeans bis hin zum schwarzen Stetson. Und seine Stimme ließ sie erschauern.

Es war eindeutig zu lange her, dass sie mit jemandem außerhalb der Vorschule zu tun hatte. Mit jemandem außer ihrem vierzehn Monate alten Sohn.

„Sie sind schon mal geritten?“, fragte er knapp.

„Ein Mal“, bekannte sie und schob die Hände in die Taschen ihrer Jeans. „Ich war fünf. Es war auf der Geburtstagsfeier meines Cousins.“

Er trat einen Schritt auf sie zu, und Alexa hatte plötzlich das Gefühl, als würde die Luft knapp. Wie konnte ein Mann sie derart beeindrucken? Diese durchdringenden Augen mit den langen dunklen Wimpern und dieser sexy Dreitagebart. Diese perfekt geformten Lippen. Und das war nur sein Gesicht!

Breite Schultern füllten das schwarze Hemd auf beeindruckende Weise aus. Sie konnte nur spekulieren, welche Muskeln sich unter dem Stoff verbargen. Und erst diese schmalen Hüften in den engen Jeans, die jede Frau zum Schwärmen bringen konnten – jede außer ihr. Schließlich hatte sie den Männern abgeschworen. Sie passten nicht in das Leben, das sie für sich und ihren Sohn geplant hatte.

Und dieser Mann? Er schien das personifizierte Problem. Die Art Problem, die eine Frau alles andere vergessen lassen konnte. Die Art, die sie zum Stöhnen brachte. Die Art …

Nein. Die Zeit des Flirtens oder Datens war vorbei. Zumindest so lange, bis ihr Sohn älter war und sie sich wieder auf ihr eigenes Leben konzentrieren konnte. Im Moment drehte sich alles um Mason. Nur er war wichtig.

Aber das hieß natürlich nicht, dass sie nicht einen Blick riskieren und genießen konnte – und bei diesem Cowboy gab es wirklich einiges zu genießen.

„Arbeiten Sie hier?“ Davon musste sie ausgehen, aber es konnte natürlich sein, dass auch er ein Gast war.

Er reichte ihr die Hand. „Hayes Elliott.“

Elliott. Vor ihr stand nicht einfach nur ein Cowboy oder ein anderer Gast. Hayes war der mysteriöse Bruder der Elliotts. Ein Kriegsveteran. Sie hatte Gerüchte in der Stadt gehört. Gerüchte, dass er kaum jemals die Ranch verließ. Wenn von ihm die Rede war, fiel auch schnell der Begriff einer Posttraumatischen Belastungsstörung.

Man erzählte sich, er habe irgendwo im Ausland bei einem Einsatz mehrere Kinder in einem Dorf gerettet und sei dann verletzt zurückgeblieben. Einige seiner Freunde waren bei diesem Kampf gefallen.

Das allein schon würde in einer kleinen Stadt wie Stone River für Aufsehen sorgen, aber in Verbindung damit, dass Hayes zur angesehenen Familie der Elliotts gehörte – da war es schwer, Gerede zu vermeiden.

Wo waren seine Mitarbeiter? Eine so große Ranch wie diese hatte doch sicher genügend Helfer, die dafür sorgten, dass die Besitzer keinen Finger krümmen mussten. Wieso war niemand weiter hier als der Elliott-Bruder, den sonst kaum jemand zu Gesicht bekam, seit er nach Hause zurückgekehrt war?

„Alexa Rodriguez.“

Sie schüttelte ihm die Hand. Es war ein abgedroschenes Klischee, aber sie spürte im wahrsten Sinne, wie es zwischen ihnen funkte. Etwas, das sie seit Langem nicht mehr wahrgenommen hatte – schon gar nicht bei einer solch flüchtigen Berührung. Wie konnte das sein?

„Wohnen Sie im Bed & Breakfast meiner Schwägerin?“ Er ließ ihre Hand nicht los.

Alexa nickte, noch immer benommen davon, wie ihr ganzer Körper auf diesen Mann reagierte. „Ich bin heute Morgen eingetroffen und dachte, ich sehe mich noch um, bevor das Unwetter kommt.“

Und weil sie Mason vermisste. Alexa hatte Sadie schon drei SMS geschickt und sie gebeten, ihr ein Foto von dem Kleinen zu schicken.

„Das B&B meiner Schwägerin ist das beste in ganz Texas.“

Das Grübchen, das beim Sprechen erschien, lenkte ihre Aufmerksamkeit auf seine Lippen. Sie sollte besser nicht hinsehen, aber zugegeben – der Rest von ihm war ebenso beeindruckend. Wohin sollte eine Frau blicken, wenn sie einem solch faszinierenden Mann gegenüberstand? Sogar seine staubigen Stiefel waren faszinierend. Augenblicklich weckten sie den Gedanken daran, wie er auf der Ranch arbeitete. Ohne Hemd, sodass die schweißglänzenden, gebräunten Muskeln zu sehen waren …

„Die Cowboys sind heute alle weg. Wie lange bleiben Sie im B&B?“

Die Frage riss sie aus ihrem rosaroten Tagtraum.

„Nur übers Wochenende“, erklärte sie und spürte dabei wieder das Kribbeln im Bauch. „Ich … äh … ich wusste nicht, dass niemand da ist. Ich wollte mich hier nur ein bisschen umsehen. Tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe.“

Wie um zu protestieren, scharrte hinter ihr ein Pferd mit den Hufen. Am liebsten hätte sie es ihm gleichgetan. Sie hatte ausreiten wollen, obwohl sie sich bei dem Gedanken daran unwohl fühlte. Gern hätte sie etwas anderes gemacht, aber sie wollte kein schlechtes Gewissen gegenüber ihrer Freundin haben, die ihr dieses Wochenende geschenkt hatte.

Hayes fuhr fort, sie schweigend anzustarren. Sie hatte den Eindruck, dass ihm ebenso wenig wie ihr an einer Unterhaltung gelegen war. Ganz eindeutig hatte er nicht erwartet, hier im Stall jemanden anzutreffen.

Das unbehagliche Schweigen veranlasste sie, sich mit einem schwachen Lächeln abzuwenden. Wozu bleiben, wenn sie doch ganz offensichtlich unerwünscht war?

„Warten Sie.“ Hayes murmelte einen Fluch vor sich hin, der sie zusammenzucken ließ. „Ich reite mit Ihnen, wenn Sie möchten.“

Alexa ballte die Hände zu Fäusten und atmete tief durch, während die Pferde nahezu bewegungslos in ihren Boxen standen. Es schien fast so, als warteten alle auf ihre Antwort.

„Hören Sie …“ Sie drehte sich um, erstarrte dann aber, als sie begriff, dass er ihr näher war als angenommen. „Ich möchte Ihnen keine Umstände machen.“

Da war er wieder, dieser durchdringende Blick. Unwillkürlich fragte sie sich, was er denken mochte, denn die Art, wie er sie ansah, wirkte so, als ob er … Nein, das konnte nicht sein.

Wieso sollte ein Mann wie Hayes Elliott sie ansehen, als begehre er sie? Er war ein sexy Cowboy, ein Kriegsheld und ein reicher Rancher, während sie … na ja, sie war nichts weiter als eine alleinerziehende Mom und Vorschullehrerin.

„Ich bin hergekommen, weil ich ausreiten wollte“, erklärte er knapp. „Dann kann ich Sie ja auch mitnehmen.“

Wenn das nicht eine nette Einladung war! Voller Wärme und aufrichtiger Herzlichkeit! Ganz die südliche Gastfreundschaft!

„Nicht nötig“, wehrte sie ab. „Es ist offensichtlich, dass Sie allein sein möchten.“

Sie wollte gehen. Wozu einen mürrischen Cowboy herausfordern? Das Wochenende konnte nur besser werden.

„Verdammt. Bleiben Sie.“

Wider Willen musste Alexa lachen. „Das ist schon in Ordnung. Wirklich.“

„Nein. Ich bin es einfach nicht gewohnt, mit Gästen umzugehen. Es soll später regnen und dann zwei Tage lang so bleiben.“ Er vergrub die Hände in den Taschen seiner Jeans. „Nun sind Sie schon mal hier. Wieso also nicht?“

Bringen wir es hinter uns.

Die Worte hingen unausgesprochen zwischen ihnen. Gut. Sie wollte ausreiten, und er konnte ihr helfen. Es war nicht ihre Schuld, dass er schlechte Laune hatte.

Der Cowboy fuhr fort, sie unter der Krempe seines Stetsons hervor anzustarren. Erneut verspürte sie so etwas wie Lust.

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ein Mann wie er ihr Herz wieder zum Leben erwecken würde? Emotional hatte sie sich sehr zurückgenommen, seit sie vor knapp zwei Jahren Witwe geworden war – kurz bevor sie entdeckt hatte, dass sie schwanger war. Trauer und Mutterschaft hatten sie gefühlsmäßig komplett beansprucht.

„Sie nehmen Jumper.“

Hayes’ Worte holten sie abrupt in die Gegenwart zurück. Sofort wich Alexa einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände.

„Vielleicht haben Sie nicht gehört, dass ich seit meinem fünften Lebensjahr nicht mehr auf einem Pferd gesessen habe. Ein Pferd, das Springer heißt, ist eindeutig nicht das Richtige für mich. Mir wäre ein Gänseblümchen lieber oder eine Prinzessin.“

Unbeeindruckt streckte Hayes die Hand nach dem Tier in der Box hinter ihr aus. Alexa erstarrte, als sein Arm ihre Schulter streifte. Sie versuchte, Ruhe zu bewahren, aber ihr stieg der herb-männliche Duft seines Aftershaves in die Nase. Für einen Moment sog sie ihn tief ein und verfluchte sich dabei gleichzeitig für die Schauer prickelnder Erregung, die sie erfassten.

„Jumper ist unser jüngster Neuzugang. Sie ist ein sehr ruhiges Tier“, erklärte Hayes, dem Alexas Reaktion vollkommen zu entgehen schien. „Wir sind dabei, sie an lange Ausritte zu gewöhnen. Glauben Sie mir, sie ist perfekt für Sie. Lassen Sie sich von ihrem Namen nicht irreführen.“

Alexa wich ein wenig beiseite, um Abstand zu ihm zu gewinnen, und betrachtete den Kopf einer schönen braunen Stute über der halben Boxentür. Sie hatte eine weiße Blesse auf der Stirn.

„Das ist meine Lieblingsstute.“ Er tätschelte den Hals des Tieres und murmelte etwas vor sich hin. „Ich habe sie speziell für Reitanfänger gekauft und für die Kinder auf der Ferienranch, weil sie so ein sanftes Gemüt hat.“

„Aber Sie bleiben in der Nähe, oder?“, erkundigte Alexa sich vorsichtig. „Ich meine, ich habe wirklich keine Erfahrung.“

Hayes musterte sie. „Keine Erfahrung?“

Langsam ließ er den Blick über ihren Körper gleiten, was einer physischen Berührung gleichkam. Es war unglaublich: Sie kannte den Mann gerade erst seit fünf Minuten, und schon weckte er Gefühle in ihr, die seit zwei Jahren tief in ihr geschlummert hatten.

„Sie haben Glück.“ Er sah ihr in die Augen. „Ich habe umso mehr Erfahrung.“

Okay, jetzt ging es hier eindeutig nicht mehr um Pferde. Sie hatte keinerlei Zweifel daran, dass er ihr in jeder Hinsicht überlegen war, was seinen Erfahrungsschatz betraf. Sie schätzte ihn auf Mitte dreißig, somit ungefähr zehn Jahre älter als sie.

„Ich bleibe ganz bestimmt in der Nähe“, versicherte er ihr.

Der Ritt hatte noch nicht einmal begonnen, und schon fragte Alexa sich, ob sie sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnte.

Was, zum Teufel, dachte er sich eigentlich?

Weder sollte er einer Fremden einen Ritt anbieten noch mit ihr flirten. Schließlich hatte er mit dem Hengst seines Bruders ausreiten wollen – allein. Er war auf die Ranch zurückgekehrt, um wieder in das alte Leben zurückzufinden, das er geführt hatte, bevor er Erfahrungen machen musste, denen kein Mensch ausgesetzt sein sollte.

Aber als er sich vorstellte, sie könne später wiederkommen und mit einem der Cowboys ausreiten, spürte er einen unerwarteten Stich der Eifersucht. Er wollte diese Gefühle nicht. Wollte nicht auf ein Glück hoffen. Er hatte die Hölle hinter sich und versuchte jetzt einfach, jeden Tag zu überleben und das Versprechen zu halten, das er seinen Brüdern und seinem kranken Vater gegeben hatte. Gemeinsam wollten sie eine Ferienranch auf die Beine stellen, und er hatte zudem ein Haus zu renovieren.

Hayes war seit einigen Monaten wieder zu Hause, und er hatte im Moment nicht die Absicht, sich auf irgendjemanden einzulassen – wenn überhaupt. Also ganz gleich, wie faszinierend er Alexas braune Augen fand, und ganz gleich, dass sie ein wenig traurig und verletzlich wirkte und damit seinen Beschützerinstinkt weckte, konnte er diese unerwünschte Chemie, die offensichtlich zwischen ihnen bestand, nicht gebrauchen.

Er registrierte, wie sie ihn ansah. Sie war jung und fühlte sich zu ihm hingezogen. Er würde ihr einen Teil der Ranch zeigen, sie dann hierher zurückbringen und sie nach Hause schicken. Das war alles. Ihre Gefühle spielten hier keine Rolle – ebenso wenig wie seine.

Er trug zu viel Ballast mit sich herum. Zuerst einmal musste er mit sich selbst ins Reine kommen, bevor er daran denken konnte, sich wieder auf eine Frau einzulassen. Daher verließ er die Ranch nur sehr selten und machte keinerlei Versuche, Kontakte zu knüpfen oder Dates zu haben.

Aber ein Ausritt mit einer schönen Frau musste nicht mehr sein als eben das … Sobald sie fort war, konnte er allein ausreiten, wie er es sich eigentlich vorgenommen hatte. Sich wieder an das Leben als Zivilist zu gewöhnen war schwieriger, als er es je für möglich gehalten hätte. Ein Ausritt war die einzige Möglichkeit für ihn, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

Eine Posttraumatische Belastungsstörung war keine einfache Angelegenheit. Vielleicht war es unter den Umständen gar nicht so schlecht, etwas Zeit mit einer völlig Fremden zu verbringen. Mit ihr musste er nicht über sich sprechen. Er musste ihr nichts vormachen, wie er es oft bei seinen Brüdern tat, sondern konnte mit ihr über die Ferienranch reden, die eine willkommene Ablenkung darstellte. Dieses Familienprojekt war vielleicht das Einzige, das ihn davon abhielt, den Verstand zu verlieren und den Dämonen nachzugeben, die ihm bis hierher nach Hause gefolgt waren.

„Ich mache die Stute fertig, und dann reiten wir los“, sagte er zu Alexa.

Alexa. Ein schöner Name für eine schöne Frau. Den Namen hatte er sonst nur ein einziges Mal gehört. Vor langer Zeit. Sein Schulfreund war mit einer Frau namens Alexa zusammen gewesen und hatte sie später geheiratet. Hayes musste sich zwingen, sie nicht anzustarren. Sie war der Typ Frau, in deren Anblick ein Mann sich verlieren konnte.

Langes dunkles Haar. Gebräunte Haut. Große braune Augen. Die Kurven, die sich unter der engen Jeans und dem knappen Top abzeichneten, waren einfach zu verführerisch. Ja, sie konnte jedem Mann den Kopf verdrehen, und er war da keine Ausnahme.

Jahre des militärischen Drills hatten ihn befähigt, seine Gefühle zu verbergen – das würde ihm sehr helfen, wenn er mit dieser Schönheit ausritt. Je eher er die Sache hinter sich brachte, desto besser.

Hayes sattelte zuerst Jumper und dann Doc, den Hengst seines Bruders. Nolan machte Überstunden im Krankenhaus, daher hatte Hayes sich angeboten, das Tier zu bewegen.

„Hier entlang, Ma’am.“

Wenn er sie nicht beim Namen nannte, konnte er diesen kleinen Ausflug vielleicht unpersönlich halten – so wie er überhaupt sein ganzes Leben haben wollte. Unpersönlich. Distanziert.

Hayes führte die Tiere aus dem Stall, und Alexa ging neben ihm her. Ein leichter Duft von Jasmin stieg ihm in die Nase. Bisher hatte ihn sein Instinkt noch nie im Stich gelassen. Er schätzte sie als einen Menschen ein, der sich nicht aus freien Stücken eine Auszeit gönnte. Etwas an ihrer reservierten Art – eine unterschwellige Angst – weckte den Wunsch in ihm, den Ausritt so erfreulich wie nur möglich für sie zu machen. Einen Ausflug, an den sie sich gern erinnerte.

Schließlich nutzte die Pebblebrook Ranch Annabelles B&B, um schon jetzt Werbung für die Ferienranch zu machen. Bis zur Eröffnung konnten Annabelles Gäste bereits Mund-zu-Mund-Propaganda für sie machen, und dann würden sie die beste PR-Agentur einschalten, die es im Lande gab. Die Ferienranch war ein alter Traum ihres Vaters, und Hayes wollte das Seine dazu beitragen, diesen Traum zu verwirklichen.

„Leben Sie auf der Ranch?“, erkundigte sich Alexa, als sie in die strahlende Junisonne hinaustraten.

„Ja.“ Schon in dritter Generation befand sich die Ranch im Besitz der Elliotts, und Hayes wollte nirgendwo sonst sein. Er hatte noch zwei weitere Wohnsitze – einen in den Bergen von Montana sowie ein Haus in einer abgeschiedenen Ecke von Hawaii. Er hatte also Alternativen, aber er war auf die Ranch gekommen, um hier seinen inneren Frieden wiederzufinden. Den Teil seiner Persönlichkeit, der in den vergangenen Jahren gelitten hatte und vielleicht für immer zerstört worden war.

„Es gibt mehrere Häuser auf der Ranch“, fuhr er fort. „Mein Bruder Colt und seine Frau Annabelle leben in dem ersten Haus, an dem man vorbeikommt, wenn man die Auffahrt heraufkommt. Nolan und seine Frau haben ein Haus auf der Ostseite des Landes, und ich lebe in dem alten Haus der Elliotts im Westen. Es liegt zwischen dem Fluss und dem Bach, der über Land der Ranch verläuft.“

Ihm gefiel dieser Teil der Familiengeschichte. Und nicht nur das. Hier hatte er die Abgeschiedenheit, die er im Moment so dringend brauchte und die seine Brüder respektierten.

„Klingt nach einer beeindruckenden Familie.“ Alexa rang die Hände, während sie zu Jumper hinübersah. „Sind Sie sicher, dass die Stute richtig ist für mich? Spürt sie, dass ich nervös bin?“

Hayes legte Docs Zügel um einen Pfosten und trat neben Alexa zur Stute. „Sie sind nicht nervös, Sie haben Angst. Das ist ein himmelweiter Unterschied.“

Alexa lächelte. Es war ein Lächeln, das ihn zutiefst berührte. Verdammt, konnte er die Gesellschaft einer schönen Frau nicht einfach genießen, ohne gleich Lust dabei zu empfinden? Sie wollten schließlich nur gemeinsam ausreiten, aber die Reaktionen seines Körpers waren alles andere als schlicht.

Irgendjemand hätte Annabelle darüber informieren sollen, dass alle Cowboys mit Colt zur Auktion gefahren waren, um Rinder zu kaufen, und dass Hayes allein auf der Ranch war. Sie hätte heute keine Gäste herschicken sollen.

Trotz allem, was er durchgemacht hatte – Schmerz und Betrug –, zog Alexa ihn fast magisch an. Vielleicht lag es an ihren sinnlichen Kurven, vielleicht daran, wie diese großen braunen Augen tief unter die Oberfläche zu sehen schienen. Vielleicht war es auch der Hauch der Verletzlichkeit, der seinen Beschützerinstinkt weckte. Wie auch immer – er wusste, dass dieser Ausritt nicht so schnell vorüber sein und folgenlos bleiben würde wie erhofft.

„Wir können jederzeit umkehren“, erklärte er. Vielleicht war das der Ausweg, den er brauchte.

Alexa nickte. „Ich bin bereit. Sagen Sie mir einfach, was ich tun soll, damit ich der Stute nicht wehtue oder sie erschrecke.“

„Packen Sie den Sattelknauf, und stellen Sie den linken Fuß in den Steigbügel.“

Ehe er noch begriff, was er tat, war er hinter sie getreten und umfasste ihre Taille. Alexa erstarrte, und ihre Blicke trafen sich.

„Ich helfe Ihnen in den Sattel.“ Er ließ sich auf keine Diskussion ein. Okay, er mochte nicht nachgedacht haben, aber jetzt, da er seine Hände an ihrem Körper hatte, wollte er sie nicht so schnell wieder loslassen. „Entspannen Sie sich“, murmelte er.

Sie sah auf seine Lippen – als hätte es noch mehr gebraucht, um seine Erregung zu steigern. Er spürte ihr langes Haar auf seinen Handrücken und sah im Geiste vor sich, wie es sich über seinen Körper ergoss. In dem Moment wusste Hayes, dass er einen verlorenen Kampf focht.

Er wollte diese Frau. Sie war die erste Frau, die er seit seiner Rückkehr begehrte. Und er würde sie haben … Zum Teufel mit all den Gründen, die gegen diesen Ausritt sprachen. Soeben war er zu der Erkenntnis gekommen, dass es die beste Idee war, die er seit Monaten gehabt hatte.

2. KAPITEL

Das war keine gute Idee. Nein, nein und nochmals nein. Die Stute schien einer Meinung mit Alexa zu sein, denn jedes Nein wurde von einem Hufschlag unterstrichen.

Alexa wünschte, sie könne das Prickeln ihres Körpers einfach ignorieren, aber wie sollte sie? Dieser Mann war der erste seit ewig langen Zeiten, der einen Funken Interesses in ihr weckte. Diese Gefühle ließen sich nicht leugnen.

Lange war es ihr gelungen, ihre Emotionen im Griff zu haben, aber im Moment konnte sie sich nichts vormachen. Hayes Elliott war wirklich ein sexy Cowboy. Diese grimmige Art. Die breiten Schultern. Und die Jeans? Sie schmiegten sich eng an diese schmalen Hüften, die die Fantasie jeder Frau beflügelt hätten. Auch wenn er leicht hinkte, war Hayes ein faszinierender Mann, und sie hätte gern mehr über ihn erfahren.

Immer mit der Ruhe! Schließlich hatte sich Alexa dieses Wochenende nicht gegönnt, um sich hier einen Cowboy zu angeln. Aber es ließ sich nicht leugnen: Hayes Elliott würde ihre Gedanken noch geraume Zeit beschäftigen.

Alexas Stute hielt sich neben dem Hengst. Ganz offensichtlich war es nicht das erste Mal, dass die beiden Tiere zusammen waren. Doch Alexa wagte nicht, zu Hayes hinüberzusehen. Sie musste den Blick strikt nach vorn gerichtet halten.

Die Ranch war wirklich atemberaubend. Auf den grünen Hügeln in der Ferne waren Rinder zu sehen. Die Sonne schien strahlend vom Himmel und machte es schwer, zu glauben, dass ein Unwetter bevorstand.

Alexa wollte sich ganz auf den Ritt konzentrieren, aber immer wieder berührte Hayes’ Schenkel ihren, und schon setzten die Schmetterlinge in ihrem Bauch wieder zu neuen Höhenflügen an.

Großer Gott! Sie hatte den Mann gerade erst kennengelernt, und schon hatte er eine solche Macht über sie! Wie konnte das sein?

Vielleicht hatte sie sich zu sehr auf ihren Job in der Vorschule und auf ihren Sohn konzentriert. Sie sollte mehr unter Menschen gehen, wie Sadie gesagt hatte, als sie darauf bestand, dass Alexa sich an diesem Wochenende eine Auszeit gönnte. Aber in ihrem normalen Leben … wo sollte sie da schon hingehen? Es war ja nicht so, als stünden die Männer Schlange, um sie um ein Date zu bitten. Auch hatte sie keinen großen Freundeskreis, mit dem sie sich traf und ausging. Eigentlich hatte sie nur Sadie, die die Parallelklasse unterrichtete. Sie hatten sich am College kennengelernt und waren seither befreundet. Und natürlich war da noch Mason …

Alexa hatte kein Problem damit, eine alleinerziehende Mutter ohne ein ausuferndes Sozialleben zu sein. Das Wichtigste war für sie im Moment, Mason Mutter und Vater zu sein. Alles andere musste warten. Das war in Ordnung so. Sie hatte einen Mann in ihrem Leben, und das war mehr als genug.

„Wie lange gehört dieses Land schon Ihrer Familie?“, fragte sie, nur um überhaupt etwas zu sagen, das ihre Gedanken von diesem düsteren Mann ablenken und die Spannung zwischen ihnen etwas auflockern konnte.

„Meine Brüder und ich sind die dritte Generation von Elliotts auf der Pebblebrook Ranch. Mein Großvater hat das Haus gebaut, in dem ich jetzt lebe.“

Das hatte er schon einmal erwähnt. „Wie groß ist die Ranch?“

„Gut zweitausend Hektar.“

Das hatte Alexa bereits in dem Prospekt gelesen, der im B&B auslag und auf die neue Ferienranch hinwies. Sie hatte nur gefragt, um ein neuerliches Schweigen zu verhindern, denn das verursachte ihr Unbehagen – und hätte nur zu leicht dazu geführt, dass sie wieder in ihre erotischen Tagträume verfiel.

Alexa konnte sich nicht einmal ausmalen, wie viel Arbeit mit diesem Land und den Rindern verbunden war. Aber natürlich verfügten die Elliotts über die Mittel, Leute einzustellen, die ihnen die Arbeit abnahmen.

Ihre Welt hingegen bestand darin, temperamentvolle Vierjährige im Zaum zu halten und dann zu einem lebhaften Baby nach Hause zu kommen. Ihr Leben war so ganz anders als das der Elliotts. Einerseits war sie froh darüber, Sadies Drängen nachgegeben und sich diese Auszeit gegönnt zu haben, aber andererseits hätte sie gern gewusst, ob Mason sein gewohntes Frühstück aus Blaubeeren und Banane gehabt hatte.

Vielleicht sollte sie einen Stopp einlegen und zu Hause anrufen.

„Das ist die erste Scheune, die mein Großvater auf diesem Land gebaut hat.“

Hayes’ Hinweis durchbrach ihre Gedanken. Vor ihnen entdeckte Alexa eine kleine Scheune, die eindeutig alt war, verglichen mit dem riesigen Stall aus Stein und Stahl, den sie zuerst gesehen hatte. Die Elliotts mochten Milliardäre sein, aber es war offensichtlich, dass sie sich ihren Wohlstand hart erarbeitet hatten.

„Alles in Ordnung?“ Hayes’ Frage drückte Fürsorge aus, auch wenn sein Ton schroff wie gewohnt war.

„Alles bestens.“

„Möchten Sie noch mehr sehen?“

Oder lieber umdrehen? Die Frage hing unausgesprochen in der Luft.

Autor

Jules Bennett
Mehr erfahren