Verbotene Lust im Paradies

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Jetzt oder nie! Als Allison im Luxusresort ihrer Familie auf den Bahamas zufällig den attraktiven Zane trifft, beschließt sie, ihn zu erobern. Seit Jahren will sie den besten Freund ihres Bruders. Sie spürt, dass er sie auch begehrt, aber auf keinen Fall die Freundschaft zu ihrem Bruder gefährden möchte. Ein mächtiger Hurrikan kommt Allison zu Hilfe. Alle anderen fliehen von der Insel, nur sie und Zane bleiben allein zurück. Niemand wird jemals davon erfahren, wenn sie eine stürmische Nacht lang zusammen die verbotene Lust genießen…


  • Erscheinungstag 03.08.2021
  • Bandnummer 2197
  • ISBN / Artikelnummer 9783751503785
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Zane Pattersons Herz hämmerte wie verrückt. Sein durchgeschwitztes T-Shirt klebte an seinen Schultern. „Ich muss raus aus dieser Stadt. Das ist alles.“

Erst dribbelte er den Basketball mit der rechten Hand, dann wechselte er ihn auf die linke. Wartete auf seine Chance, um an seinem besten Freund, Scott Randall, vorbeizuziehen. In ihrem wöchentlichen Basketballspiel Mann gegen Mann stand es momentan unentschieden. Nur noch ein Punkt, und der Sieg gehörte Zane. Er war so nah dran und hasste es zu verlieren.

„Mann, das behauptest du schon seit der Highschool. Und das ist mittlerweile fünfzehn Jahre her.“ Scott, der jede noch so kleine Bewegung von Zane registrierte, verlagerte sein Gewicht von einer Seite auf die andere. Seine Hände schienen stets da aufzutauchen, wo Zane durchbrechen wollte. Selbst die Schweißperlen, die seine glänzende Glatze hinabrannen, konnten seine Konzentration nicht stören. Ihm kam es nur darauf an, dass Zane keinen weiteren Punkt machte. „Entweder ziehst du es durch und gehst tatsächlich, oder du findest dich endlich damit ab.“

Es gab nur einen Grund für Zane zu gehen: Joshua Lowell. Zane hasste den Kerl. Der Typ grinste immer so selbstzufrieden, und Zane wünschte ihm, dass er sich an dem goldenen Löffel verschluckte, mit dem im Mund er geboren worden war. Ganz Falling Brook schien ihn zu vergöttern, obwohl Lowells Vater vielen Familien in der Kleinstadt in New Jersey die Lebensgrundlage geraubt hatte. Tief im Innern liebte Zane seine Heimatstadt, aber es zerrte immer an seinen Nerven, wenn er zu Besuch kam. Mich damit abfinden? Im Leben nicht!

Er dribbelte weiter. Nach rechts. Nach links. Wieder nach links. Er täuschte an, machte eine Drehung an Scott vorbei und rannte auf den Korb zu. Er warf den Ball – der Ball rollte einmal um den Ring und fiel zu Boden. Scott schnappte sich den Rebound, wirbelte herum und vollführte einen perfekten Sprungwurf. Der Ball landete genau im Netz. Das Match ging an ihn.

Verdammt.

„Jawoll!“ Erneut schnappte sich Scott den Ball. „Revanche? Wir spielen, bis einer zwei von drei Matches gewonnen hat.“

Zane beugte sich vor und stützte die Hände auf den Oberschenkeln ab. „Nein.“

Ein Teil von ihm wollte diesen Sieg, brauchte ihn. Basketball war einer der wenigen Zeitvertreibe, die ihn wirklich glücklich machten. Er spielte schon, seit er laufen konnte, und deswegen hatte er auch eine Sporthalle mit Basketballfeld in das neue Bürogebäude integriert, als seine Firma Patterson Marketing erfolgreich wurde. Aber jetzt war er zu erschöpft, um weiterzuspielen. Zumindest geistig. „Ich bin fertig für heute.“

„Diese Sache mit Joshua Lowell setzt dir wirklich zu, kann das sein?“ Scott stützte den Ball auf seiner Hüfte auf.

„Ja. Das Ganze lässt mich einfach nicht los. Dieser Artikel zum Jubiläum des Skandals sollte der Öffentlichkeit eigentlich ins Gedächtnis rufen, was für krumme Typen die Lowells sind, wie viele Familien sie ruiniert haben und dass man ihnen nicht trauen kann. Stattdessen reden alle nur noch von Joshs Verlobung mit Sophie Armstrong. Die Schlagzeile schwirrt im Internet, den Nachrichten, allen sozialen Medien und in der ganzen Stadt herum. Nicht mal in meinem eigenen Konferenzraum bin ich davor sicher.“

„Es ist ja auch eine große Sache. Er gibt Black Crescent auf, und das hat niemand kommen sehen.“

Black Crescent. Allein der Name reichte, damit Zane angewidert das Gesicht verzog. Der Hedgefonds, den Vernon Lowell, Joshuas Vater, gegründet hatte, war eine exklusive Anlageoption für die Reichsten der Reichen gewesen. Früher einmal hatte Zanes Familie auch zu dieser feinen Klientel gehört, und damals war alles Friede, Freude, Eierkuchen gewesen. An Geld hatte es ihnen nicht gemangelt, und Zane war an der Privatschule von Falling Brook einer der beliebtesten Schüler gewesen, Kapitän der Basketballmannschaft – und Sohn glücklich verheirateter Eltern. Dann hatte Vernon Lowell sich die Millionen unter den Nagel gerissen und war verschwunden. Zanes Familie blieb mittellos zurück, und kurz darauf ließen seine Eltern sich scheiden.

Zane war gerade sechzehn geworden und musste von der Privatschule auf die öffentliche Highschool wechseln. Dort hatte er es schwer, sich einzugewöhnen, denn die anderen behandelten ihn wie einen reichen Schnösel, dem man erst einmal zeigen musste, wo er hingehörte. Sie hatten ja keine Ahnung gehabt, dass Zane bereits am Boden angekommen war. Das einzig Gute daran war, dass er auf der Highschool Scott kennengelernt hatte, und seitdem waren sie unzertrennlich.

Scott hatte Zane vor sich selbst gerettet. Geld war ihm dabei egal – Scott wollte Zane helfen und sein Freund sein, mehr nicht. Von Anfang an hatte Zane sich auf Scott verlassen können. Wenn bei seinen Eltern wieder einmal die Fetzen flogen, durfte er bei den Randalls daheim unterkriechen. Das war seine Oase der Ruhe – der einzige Ort, an dem es ihm möglich schien, wirklich glücklich zu sein. Und dort hatte er auch Allison kennengelernt, Scotts jüngere Schwester und der coolste, cleverste, kreativste Mensch, den er kannte. Zeit mit ihr zu verbringen war das Schönste an seinen Besuchen dort gewesen. Außerdem war Allison auch das schönste Mädchen, das er jemals gesehen hatte, aber er hatte sich immer Mühe gegeben, das zu ignorieren. Scotts kleine Schwester war tabu.

„Hast du gehört, was Josh auf der Pressekonferenz gesagt hat? ‚Sie hat mich mit ihrer Liebe ins Licht geholt. Ich werde den Rest meines Lebens zu beweisen versuchen, dass ich diese Liebe auch verdient habe.‘ Was für ein sentimentaler Bockmist.“ Zane gefiel sich selbst nicht, wenn er so verbittert klang, aber obwohl fünfzehn Jahre vergangen waren, seit Vernon Lowell sein Leben zerstört hatte, war der Schmerz noch so heftig, als wäre es erst gestern geschehen. Wenn man Zane fragte, dann war die gesamte Familie Lowell – Vernon, seine Frau Eve und seine Söhne Joshua, Jake und Oliver – ein einziges Schlangennest. Ja, einen von ihnen so glücklich zu sehen nagte an Zane.

„Du weißt ja, was man sagt: Liebe macht alles besser.“

Zane warf Scott einen skeptischen Blick zu. Liebe und Romantik waren nichts als eine Farce und hielten selten lange an. Das beste Beispiel dafür waren seine Eltern. Ihre Liebe war auf die Probe gestellt worden, als Vernon Lowell ihnen den letzten Penny geraubt hatte, und sollte die Liebe nicht angeblich alle Hindernisse überwinden? Sorry, aber Zane hatte da andere Erfahrungen gemacht.

„Du klingst schon wieder so grauenvoll verheiratet.“

„Mach mir keine Vorwürfe, bloß weil ich glücklich bin. Dagegen gibt’s kein Gesetz.“

Zane grummelte etwas Unverständliches. Er hatte keine Lust, dieses Gespräch weiterzuführen.

Gemeinsam gingen die beiden Freunde zum Rand des Spielfelds, wo in einem kleinen Kühlschrank ein Sixpack auf sie wartete. Eigentlich war Zane mehr der Typ für einen Tequila, aber nach einem anstrengenden Spiel gab es nichts Besseres als ein kühles Bier. Sie nahmen die Flaschen mit nach draußen auf die Veranda, wo die Mitarbeiter sich oft zur Mittagspause oder auch mal zu einem Meeting trafen, wenn das Wetter es erlaubte. Der Juniabend war warm und die Luft ein wenig feucht, aber frisch. Außerdem wehte eine angenehme Brise. Scott öffnete die ersten zwei Flaschen, und sie stießen an.

Tief atmete Zane durch und schluckte seine Verbitterung zusammen mit dem Bier herunter. Immerhin mochte er Falling Brook und war eigentlich gern hier. „Ich hätte Joshua Lowell nicht in dieser Bar ansprechen und ihm erzählen sollen, dass ich es war, der Sophie Armstrong den DNA-Test für den Artikel über Black Crescent zugespielt hat. Stattdessen hätte ich ihn im Unklaren lassen sollen, damit er im eigenen Saft schmort. Etwas anderes hat er nicht verdient.“

Er nahm einen weiteren großen Schluck. Dieses Aufeinandertreffen war schwierig für ihn gewesen. Allein schon, dass er Joshua Lowell ins Gesicht sehen musste, reichte aus, dass ihm beinahe schlecht wurde.

„Ich wollte einfach nur, dass er merkt, dass er gar nicht der tolle Hecht ist, für den alle ihn halten. Dass ich weiß, wie er wirklich ist.“

Noch gut erinnerte Zane sich an den seltsamen Schauer, der ihn überlaufen hatte, als er den DNA-Test in seiner Post gefunden hatte, aus dem hervorging, dass Joshua eine Tochter hatte, um die er sich seit Jahren nicht kümmerte. Er hatte nicht mal darüber nachgedacht, warum der anonyme Absender ausgerechnet ihm dieses Testergebnis geschickt hatte. Ihm war klar gewesen, dass das ein Mittel war, um einen der Lowells zu Fall zu bringen, und das hatte ihm gereicht.

„Das war der einzige Grund, warum ich überhaupt mit Sophie gesprochen habe. Ich wollte, dass die ganze Welt erfährt, dass Joshua Lowell nicht der Heilige ist, für den man ihn hält. Ich habe ihr sogar private Fotos zur Verfügung gestellt, damit sie mich für eine verlässliche Quelle hält. Und dann wurde der Vaterschaftstest in dem Artikel nicht mal erwähnt, weil ich mir die einzige Journalistin ausgesucht habe, die ein Gewissen hat. Jetzt scheinen ihn alle sogar noch mehr zu lieben als vorher. Seltsamerweise genau in dem Augenblick, in dem er entscheidet, seinen Posten als CEO von Black Crescent aufzugeben. Genau deswegen hasse ich ihn ja so. Lowell kommt völlig ungeschoren davon, genau wie sein Vater.“

Scott schüttelte den Kopf. Um seine Mundwinkel spielte ein mitleidiges Lächeln. „Vielleicht musst du wirklich mal raus aus dieser Stadt. Du brauchst eine Pause.“

„Oder ich ziehe komplett weg.“

Mit der Bierflasche deutete Scott auf Zane. „Du kannst nicht wegziehen. Ich brauche dich.“

„Du bist betrunken.“

„Nach einem halben Bier? Du spinnst. Ich sage die Wahrheit. Du bist wie ein Bruder für mich. Und wenn du ganz ehrlich bist, dann brauchst du mich auch. Wer sonst würde sich dein Gejammer anhören?“

Da hatte Scott nicht ganz unrecht. Er holte Zane immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn er sich in seinem negativen Gedankenstrudel zu verlieren drohte. „Okay, also bloß ein Urlaub. Aber wo? Am liebsten hätte ich einen hübschen Strand voller attraktiver Frauen.“

„Wieso überrascht mich das nicht?“

Zane lachte leise. Es stimmte, er war über die Jahre mit vielen Frauen zusammen gewesen. Das war die beste Ablenkung für ihn. Keine Verpflichtungen, keine Gefühle, keine Komplikationen. Schon an der Highschool war es so gelaufen. Die Jungs hatten ihn verachtet, aber die Mädchen waren da anderer Meinung gewesen. Sein Geld und sein Prestige hatte Zane zwar verloren, aber er sah immer noch gut aus und war muskulös vom Basketballtraining, und das reichte, damit sich die Mädchen nach ihm umdrehten. Also hatte er genommen, was er kriegen konnte.

„Wenn du an den Strand willst“, sagte Scott jetzt, „warum fliegst du dann nicht auf die Bahamas? Mein Onkel und meine Tante haben ein Ferienresort vor der Küste von Eleuthera. Da kann ich bestimmt was organisieren.“

Schon oft hatten Scott und Zane darüber gesprochen, dass sie diese Reise machen wollten. Scotts Mom stammte von den Bahamas, hatte seinen Dad im Studium kennengelernt und war für ihn in den USA geblieben.

„Cool, ein Männertrip. Klingt perfekt!“

„Sorry, Kumpel, aber ich kann nicht mitkommen. Brittney ist gerade befördert worden und ertrinkt förmlich in Arbeit, und die Kids haben Sommerferien. Ich kann mir nicht einfach eine Auszeit nehmen. Außerdem, wenn du flirten willst, dann sind wir uns wohl beide einig, dass ich nur stören würde.“

Zane versuchte, sich seine Enttäuschung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Schließlich war er daran gewöhnt, enttäuscht zu werden. „Okay, dann fliege ich wohl allein. Gibst du mir die Kontaktdaten von deinem Onkel und deiner Tante? Dann kann ich gleich morgen den Flug buchen.“

Scott schüttelte den Kopf. „Ich regle das und lade dich ein.“

„Danke, aber ich brauche keine Almosen von dir. Wir sind schließlich nicht mehr auf der Highschool.“

„Kann ich nicht einmal was Nettes für dich tun? Ich muss dich doch bei Laune halten. Wenn du wirklich aus Falling Brook wegziehst, werde ich meines Lebens nicht mehr froh.“

Zane sah seinen besten Freund an und wusste nicht, was er ohne ihn tun würde. Er war sein Anker, der Mensch, der ihn stets auf den Boden der Tatsachen zurückholte und ihn davor bewahrte, völlig den Verstand zu verlieren. „Ich gehe nicht weg. Vielleicht brauche ich dringend ein paar Tage am Strand, um den Kopf freizubekommen, aber ich gehe nicht weg.“ Er leerte seine Bierflasche. „Schließlich muss ich noch eine Niederlage wettmachen.“

„Redest du von Black Crescent?“

„Nein. Vom Basketball natürlich!“

Auf dem Display von Allison Randalls Handy leuchtete die Nummer ihres Exfreundes auf, und sie zeigte ihrem Telefon den Mittelfinger. Das war vielleicht kindisch, aber doch sehr befriedigend.

„Lass mich raten: Es ist Neil.“ Kianna Lewis, ihre beste Freundin und Geschäftspartnerin, saß auf einem Stuhl gegenüber ihrem Schreibtisch und drehte einen Stift zwischen Daumen und Zeigefinger. Sie besprachen gerade die Zukunft ihrer Personalvermittlungsagentur, die ehrlich gesagt nicht gerade rosig aussah.

„Ich habe keine große Lust, jemals wieder mit ihm zu reden.“

„Kommt heute nicht das Umzugsunternehmen? Was, wenn es da ein Problem gibt?“

Kianna war immer so vernünftig. Genau das, was Allison brauchte. Sie selbst biss sich manchmal an einem Problem fest. Und außerdem neigte sie bisweilen zur Rachsucht.

„Du hast ja recht. Aber ich wünsche mir, dass eines dieser vielen Gespräche endlich unser letztes ist.“ Allison schnappte sich ihr Handy und drehte den Stuhl um, um aus dem Fenster zu schauen. Die Aussicht war nichts Besonderes, Asphalt und BMWs, so weit das Auge reichte. Aber so war L. A. nun mal. „Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte sie Neil.

„Du hättest einfach ein ganz normales Umzugsunternehmen beauftragen können. ‚Muskelpakete schleppen Ihre Pakete‘? Ist das dein Ernst, Allison?“

Ihr Exfreund nahm es wohl nicht gut auf, dass sie auszog. Doch das störte sie kein bisschen.

Sie verkniff sich ein Kichern. Neil war wirklich gut in Form und nutzte jede noch so kleine Ausrede, um in der Öffentlichkeit sein T-Shirt auszuziehen und mit seinem Körper anzugeben. Es schadete ihm bestimmt nicht, mal einen Nachmittag in der Gesellschaft von Männern zu verbringen, die noch muskulöser waren als er. Das geschah Neil nur recht, nachdem er sie betrogen hatte. „Die Firma beschäftigt Studenten, Neil. Die jungen Männer brauchen das Geld für ihre Bücher und Studiengebühren. Vergiss das Motto einfach, okay?“

„Das ist ein bisschen schwierig, wenn es in meterhohen Buchstaben auf den Umzugswagen gepinselt ist, der direkt vor meinem Haus parkt. Die Nachbarn schauen schon!“

Was für ein Theater! Allison hätte es besser wissen müssen, als sich mit einem Regisseur einzulassen.

„Für mich klingt das nach cleverem Marketing.“

„Ein paar Frauen aus der Straße machen Selfies mit den Typen.“

Das lief ja noch besser, als Allison es sich erhofft hatte. Beinah wünschte sie sich, sie könnte das Schauspiel miterleben, doch das hieße, dass sie Neil begegnen würde, und sie konnte nicht garantieren, dass sie ihren Ex nicht erwürgen würde. „Tja, wenn du mich nicht betrogen hättest, müsstest du jetzt nicht diese ach so schreckliche Demütigung ertragen.“

„Schön, ich habe einen Fehler gemacht. So was passiert nun mal. Du musst echt mal von deinem hohen Ross runterkommen. Nicht jeder ist so perfekt wie du.“

Sie unterdrückte einen Fluch. „Ich bin nicht perfekt, nur weil ich meinen Partner nicht betrüge. Ich bin einfach ein anständiger Mensch, und das ist mehr, als ich über dich sagen kann.“

„Ich hab dir schon hundert Mal gesagt, dass sie mir nichts bedeutet hat. Es waren nur ein paar Monate, und es war nur Sex. Ja, es war dumm von mir, und es tut mir leid.“

Allison kniff die Augen zu. Auf keinen Fall würde sie sich von Neil noch länger manipulieren lassen! „Dieses Gespräch ist beendet, Neil. Wenn es kein echtes Problem gibt, das du mit mir besprechen musst, dann lege ich jetzt auf.“

„Ich will meinen Haustürschüssel zurück, Alli.“

„Lass die Schlösser auswechseln. Und nenn mich nicht Alli.“

Sie legte auf und warf ihr Handy auf einen Stapel Akten auf ihrem Schreibtisch. Am liebsten hätte sie vor Frust laut geschrien, doch sie grub stumm die Fingernägel in ihre Handflächen.

„Alles okay?“, fragte Kianna und hob die perfekt gezupften Augenbrauen.

„Ja, alles okay.“ Allison war fest davon überzeugt, dass sie sich bloß lange genug einreden musste, dass es ihr gut ging, bis sie es irgendwann selbst glaubte. Doch die Geschichte mit Neil hatte sie wirklich aufgewühlt. Wie hatte sie nur übersehen können, was für ein arroganter Arsch er war? Hatte sie die Anzeichen dafür so lange ignoriert? Als Personalvermittlerin gehörte es zu ihrem Job, Menschen einzuschätzen, aber in Neil hatte sie sich gründlich getäuscht.

„Es ist okay, wenn dich das runterzieht, weißt du. Immerhin hat dein Freund dich betrogen. Niemand würde dir einen Vorwurf machen, wenn du ein bisschen weinen oder Dinge durch die Gegend werfen willst.“

Nein, niemand würde ihr Vorwürfe machen, aber Allison wollte sich von der Trennung nicht ihre Laune vermiesen lassen. Neil würde darüber hinwegkommen und weiterhin in seinem perfekten Haus leben – mit seinem perfekten Körper und seinem perfekten, künstlichen Lächeln. Und sie würde auch ihr Glück finden.

„Ehrlich, mir geht’s gut. Wir sollten zurück an die Arbeit. Ich will fertig werden und dann zu meiner neuen Wohnung, die Möbelpacker kommen bald.“

„Also gut, wenn du meinst.“ Kianna fasste noch einmal die Ergebnisse ihrer Analyse zusammen, was nicht lang dauerte. Im Grunde war alles ganz simpel: zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen. „Das macht den Auftrag für Black Crescent nur umso wichtiger. Wenn wir die Verantwortlichen von uns überzeugen können, zahlen sie uns vielleicht einen Vorschuss, und dann schreiben wir wieder schwarze Zahlen.“

Es war ein wahrer Segen, dass sie einen neuen Kunden gefunden hatten, und dann auch noch in ihrer Heimatstadt Falling Brook. Allison hatte einen Gefallen einfordern müssen, damit sie den Auftrag bekam, aber sie war sicher, dass etwas Größeres daraus werden konnte.

„Keien Sorge. Wir schaffen das. Ich haue sie von den Socken, versprochen.“

Das Beste an dem Auftrag war, dass er nicht nur Geld brachte, sondern dass Allison auch Zeit mit ihrem Bruder Scott verbringen konnte.

„Wann kannst du in Falling Brook sein und dich mit den Leuten von Black Crescent treffen?“

Allison blätterte in ihrem Terminkalender herum. „Ich habe noch nichts gebucht, aber nächste Woche sollte klappen. Bei dem Meeting will ich ihnen gleich drei tolle Kandidaten vorstellen, die perfekt auf die Stelle passen.“

„Darf ich einen Vorschlag machen?“

„Denkst du, ich sollte das Meeting früher ansetzen?“

„Du solltest früher abreisen, aber nicht für das Meeting. Du musst einfach mal für ein paar Tage irgendwo hinfahren und dich entspannen. Vielleicht lernst du ja einen heißen Typen kennen, der dir hilft, dir Neil aus dem Kopf zu schlagen.“

„Aber wir haben noch so viel zu tun!“

„Und du musst in Topform sein, wenn du zu Black Crescent gehst. Im Moment kriechst du auf dem Zahnfleisch.“

Allison musste lachen. „Du klingst wie meine Mom.“

„Bitte sag mir, dass deine Mom nicht versucht, dich mit heißen Typen zu verkuppeln.“

„Nein, das nicht. Aber sie hat meiner Tante Angelique von der Trennung erzählt, und die hat mich gestern angerufen und gefragt, ob ich nicht ein paar Tage bei ihr und meinem Onkel auf den Bahamas verbringen will. Schlechte Nachrichten verbreiten sich in unserer Familie wohl wie ein Lauffeuer.“

Allison stand ihrer Mutter sehr nahe. So nahe, dass sie sich manchmal wie erdrückt fühlte. So oft, wie sie wegen Neil mit ihr telefoniert hatte, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ihre Tante davon Wind bekam.

„Klingt doch perfekt. Das solltest du machen. Vorausgesetzt natürlich, dort gibt es passende Männer.“ Kianna sammelte ihre Unterlagen ein und ging Richtung Tür.

„Ein Mann ist das Letzte, was ich brauche.“

Kianna drehte sich um und fixierte Allison mit einem strengen Blick. „Du musst ihn ja nicht gleich heiraten. Ich rede von Sex. Ein paar schöne Orgasmen, und Neil ist nur noch eine blasse Erinnerung.“

„Ich bin nicht der Typ für One-Night-Stands. Ich würde sowieso keinen abbekommen.“

„Hast du dich mal angeschaut? Jeder Mann, der seine fünf Sinne beisammenhat, würde vor Freude ausflippen, wenn er mit dir ins Bett dürfte.“ Mit diesen Worten verließ Kianna das Büro.

Da war sich Allison nicht so sicher. Aber vielleicht war es an der Zeit, dass sie sich etwas gönnte. Ein Bungalow am Strand, beim Lesen in der Sonne einschlafen … Sie griff nach ihrem Handy und wählte die Nummer ihrer Tante.

„Du rufst bestimmt an, um zu sagen, dass du gerade im Flugzeug sitzt“, begrüßte Angelique sie.

Allison musste lächeln. Sie liebte ihre Familie von Herzen. „Noch nicht.“

„Aber du kommst doch, oder?“

„Wenn ihr noch Platz für mich habt.“

„Zurzeit steht ein Bungalow leer, den kannst du gern haben. Allerdings ist nebenan ein Freund von deinem Bruder einquartiert – Zane Patterson. Ich hoffe, das ist okay für dich.“

Als sie seinen Namen hörte, erwachte etwas in Allison zum Leben, das sie lange vergessen gewähnt hatte. Ihre ganze Jugend hatte Allison damit zugebracht, Zane anzuschmachten. „Ist Scott auch da?“

„Nein, Zane ist allein. Er ist nur für ein paar Tage hier. Morgen kommt er an.“

Allisons Herz hämmerte. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Bilder von Zane – sein dichtes, dunkles, leicht gewelltes Haar, seine durchdringenden blauen Augen, seinen muskulösen Körper, von dem sie am liebsten jeden Zentimeter berührt hätte. Über die Jahre hatte sie sich so viele Fantasien mit Zane ausgemalt – wieso war sie nie darauf gekommen, dass sie ihn auf den Bahamas treffen könnte? „Ist ja witzig. Ich wollte auch morgen kommen.“

„Kennst du ihn?“

„Ja, er ist ein toller Kerl. Es ist immer nett, ihn zu sehen.“ Allison konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme aufgeregt und beinahe eine Oktave heller klang. „Nett“ war gar kein Ausdruck.

Aber zwischen ihr und Zane gab es eine Hürde – und das war Scott. Das erste Mal, dass sie Zane tatsächlich berührt hatte, war vor drei Wochen gewesen, auf Scotts Geburtstagsparty. Erst kurz zuvor hatte sie herausgefunden, dass Neil sie betrog, und sie hatte die Gelegenheit genutzt, kräftig mit Zane zu flirten. Unter dem Tisch berührte sie wie zufällig sein Knie, seine Hand und schaute ihm tief in die Augen, während sie über seine Witze lachte. Zwischen ihnen knisterten die Funken, und es war nur eine Frage der Zeit, bis ein Feuer entflammte. Als Scott und seine Frau hochgingen, um die Kinder ins Bett zu bringen, witterte Allison ihre Chance. Sie griff nach Zanes Unterarm, beugte sich vor und küsste ihn. Und Zane erwiderte den Kuss – einen wundervollen Moment lang.

Er legte ihr die Hand unter das Kinn und küsste sie, als bräuchte er sie wie die Luft zum Atmen. All die Jahre, in denen sie von ihm geträumt hatte, liefen auf diesen einen Moment hinaus. Allison war überwältigt von der Hitze zwischen ihnen und der leisen Hoffnung, die in ihr aufkeimte. Sie drängte sich ihm entgegen, und im selben Augenblick schloss er die Arme um sie und zog sie noch näher an sich. Endlich geschah es, und Allisons Fantasie ging mit ihr durch: ein schneller Abschied, der Weg zu ihm nach Hause, wie sie sich auszogen, obwohl sie noch nicht mal in der Wohnung waren, sich gegenseitig mit Händen und Lippen erforschten, bis ihr Verlangen gestillt war. Es würde passieren. Endlich.

Dann verspannte Zane sich plötzlich, und alles fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Er schob sie von sich und traute sich kaum noch, ihr in die Augen zu schauen. Kopfschüttelnd sagte er irgendetwas davon, dass er Scotts Vertrauen nicht missbrauchen wollte, dass es ihm leidtat, dass es ein Fehler war. Er stand auf und ging, und Allison blieb erschüttert zurück. Sie war so nah dran gewesen – und jetzt wurde nichts davon wahr? Es fühlte sich an, als würde ihr das Leben einen grausamen Streich spielen. Das tat verdammt weh.

Wochenlang hatte Allison diese schmerzhafte Szene wieder und wieder im Geiste Revue passieren lassen. Aber als sie ihre Gefühle endlich verarbeitet hatte, war ihr klar geworden, dass es nur an Scott lag, der ihnen im Weg stand. Wenn ihr Bruder nicht wäre, dann wäre sie mit Zane im Bett gelandet, nackt und schweißglänzend.

Ihre Hoffnung war, dass Zane sich weniger Sorgen wegen ihres übertrieben beschützerischen Bruders machen würde, wenn der tausende Meilen entfernt war. Endlich wäre sie mit Zane allein und hätte ein wenig Privatsphäre – und nichts könnte sie mehr von einer leidenschaftlichen Nacht mit ihm trennen. Mehr brauchte sie sich nicht zu erhoffen, das wusste sie. Zane war ein Playboy, und Allison akzeptierte das. So war er nun mal, und außerdem wollte sie ihn mehr als jeden Mann, der ihr jemals begegnet war. Wenn sie ihre Trümpfe richtig ausspielte, könnte sie sich wenigstens diese Fantasie erfüllen, auch wenn es eine einmalige Sache bliebe.

„Soll ich ihm sagen, dass du auch kommst?“

Wenn sie Kianna am Telefon gehabt hätte, hätte Allison jetzt einen unanständigen Witz gemacht, aber bei ihrer Tante konnte sie sich das nicht erlauben. „Nein. Ich will ihn überraschen“, sagte sie bloß.

„Ich freue mich so, dass du kommst, Alli. Es ist schon viel zu lange her, dass wir uns gesehen haben.“

Autor

Karen Booth
Mehr erfahren

Entdecken Sie weitere Bände der Serie

Seven Sexy Sins