Zarte Küsse im Kerzenschein

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Als Hochzeitsplanerin sollte Alexis an die große Liebe glauben. Tut sie aber nicht. Und sie hat schon alles, was sie will: eine lustvolle Affäre mit Logan Carmichael. Bis er überraschend eine Reise vorschlägt. Alexis ist alarmiert: Sie beide unterwegs, als seien sie ein verliebtes Paar?


  • Erscheinungstag 12.10.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733735012
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Unerschrocken ging die adrette Alexis Mosley auf Konfrontationskurs mit Logan Carmichael. Von seiner finsteren Miene würde sie sich kein bisschen einschüchtern lassen.

„Im Gegensatz zu dir denke ich nicht, dass meine Kundin zu viel verlangt“, vermerkte sie kühl. „Kannst du ihre Wünsche nun erfüllen oder nicht?“

Eine tiefe Falte erschien zwischen seinen dunklen Augenbrauen. „Deiner Kundin fehlt der Bezug zur Wirklichkeit. Wir sind hier im Südwesten von Virginia, nicht in Montego Bay. Wenn sie eine jamaikanische Strandhochzeit will, soll sie sich gefälligst dorthin begeben oder zumindest die fünf Stunden Fahrt nach Virginia Beach zu einem richtigen Ozean auf sich nehmen.“

Alexis seufzte schwer. „Ich habe dir doch schon erklärt, dass die Hochzeit hier stattfinden muss, weil ältere Familienmitglieder daran teilnehmen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht reisefähig sind. Die Braut träumt von Montego Bay, weil ihr Verlobter ihr dort vor zwei Jahren den Antrag gemacht hat. Deswegen möchte sie die Trauung im Juli vornehmen und den Schauplatz hier nachbilden.“

Es war der erste Montagmorgen im März. Die Besprechung fand im Garten des Bride Mountain Inn statt, das Logan sowie seinen Schwestern Kinley und Bonnie zu gleichen Teilen gehörte.

Mit einem sarkastischen Ausdruck auf dem markant-attraktiven Gesicht drehte er sich langsam um die eigene Achse und umfasste mit einer ausladenden Geste die gepflegte Außenanlage, das Haupthaus der Frühstückspension und den weißen Pavillon am anderen Ende des Kieselweges. Ein großer dreistufiger Springbrunnen bildete den Mittelpunkt des Gartens, der noch Winterschlaf hielt. Das rhythmische Plätschern sorgte für eine beruhigende Geräuschkulisse. Am Horizont ragten stolz die majestätischen Gipfel der Blue Ridge Mountains in den blassblauen Himmel auf.

Alexis musste Logan insofern recht geben, als die Szenerie nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem jamaikanischen Strand aufwies.

Trotzdem versicherte Kinley: „Natürlich können wir deine Kundin zufriedenstellen. Ich bin überzeugt, dass wir alle zusammen einen Weg finden, um ihre spezifischen Wünsche umzusetzen. Schließlich wäre es nicht die erste Hochzeit mit tropischer Kulisse, die wir hier ausrichten.“

Während Logan zumeist negativ auf ausgefallene Kundenwünsche reagierte, war die eingefleischte Geschäftsfrau zu allem bereit, um eine Buchung für das Inn zu ergattern. Und erstaunlicherweise pflegte sie ihre hochgesteckten Ziele zu erreichen.

Während der fast einjährigen Zusammenarbeit mit den Geschwistern Carmichael war in Alexis’ Eventagentur namens Blue Ridge Celebrations noch nie eine Beschwerde eingegangen. Für Hochzeiten und auch andere Feiern, die sie ausrichtete, empfahl sie ihrer Kundschaft gern und oft das Bride Mountain Inn, obwohl sie und Logan sich bei den Vorbereitungen meistens in die Haare gerieten.

„Lass dir von deiner Kundin eine detaillierte Aufstellung über ihre Vorstellungen geben, und dann gehen wir sie gemeinsam durch“, schlug Kinley vor. „Sag ihr, dass ihre Pläne rechtzeitig vorliegen müssen und dass bei einem so speziellen Thema keine kurzfristigen Änderungen möglich sind.“

„Natürlich.“

„Und ich werde mal jamaikanische Speisen recherchieren“, warf Bonnie ein. „Bestimmt gibt es originellere Rezepte als mariniertes Hühnchen vom Grill.“

Die Geschwister sahen sich nicht besonders ähnlich. Kinley hatte eine sportlich schlanke Figur, brünette Haare und grau-blaue Augen. Bonnies Gestalt war zierlich, ihr Haar goldblond gelockt, ihre Augenfarbe leuchtend blau. Ihr großer Bruder Logan war hochgewachsen und hatte einen ausgesprochen muskulösen Körperbau, dunkle Haare und nussbraune Augen. Alexis hätte ihn nicht als hübsch bezeichnet, aber er war ein Typ, der durchaus Anklang bei heißblütigen Frauen fand. Ihr war er auf den ersten Blick ins Auge gestochen.

In der frischen Morgenluft ließ eine Atemwolke deutlich erkennen, wie er resigniert durchatmete. Die vliesgefütterte graue Jacke, die er zu T-Shirt, Jeans und Stiefeln trug, war sein einziges Zugeständnis an die Kälte. An wärmeren Tagen ließ er die Jacke weg, ansonsten blieb sein Outfit das ganze Jahr über gleich – zumindest nach Alexis’ bisheriger Beobachtung.

„Hauptsache, du gibst mir und meinen Leuten genügend Zeit, um ein Wunder zu vollbringen, was du mir offensichtlich zutraust. Solange du sämtlichen Krimskrams findest, den die Braut haben will, baue ich alles auf. Aber es wird kein Sand angekarrt.“ Er warf Kinley einen finsteren Blick zu. „Als jemand unlängst auf die geniale Idee kam, anlässlich einer tropischen Party Sandkästen für die Kinder aufzustellen, hatte ich nachher ungeheure Reinigungsarbeit zu leisten.“

„Kein Sand“, versprach Alexis.

Einen Moment hielt er ihren Blick gefangen. Dann wandte er sich ab und ging wieder an seine Arbeit. Ein klein wenig zog er das linke Bein nach, was auf sie jedoch eher reizvoll als störend wirkte.

Sie zwang sich, ihm nicht länger nachzublicken, und versicherte seinen Schwestern: „Ich werde versuchen, die Erwartungen der Braut auf ein realistisches Level runterzuschrauben.“

„Das weiß ich doch“, erwiderte Kinley. „Achte nicht auf Logan. Er ist heute einfach mürrisch.“

Alexis lachte. „Heute?“

Kinley und Bonnie grinsten in stummer Übereinkunft. Alle waren sich einig, dass er selbst an guten Tagen nicht gerade vor guter Laune übersprudelte.

Doch Alexis wusste, dass Logan gar nicht so negativ war, wie es schien. Im Lauf des vergangenen Jahres hatte sie ihn oft freundlich mit Kindern und Senioren, nachsichtig-höflich mit gestressten Brautpaaren und entgegenkommend mit seiner Belegschaft umgehen sehen. Er ist nur unverblümt und hält den Austausch von Nettigkeiten für überflüssig.

So unterschiedlich die Geschwister Carmichael auch wirkten, kamen sie doch bestens miteinander aus. Tagtäglich arbeiteten sie miteinander in dem Inn, das sie von einem Großonkel geerbt hatten. Bonnie und Logan wohnten sogar auf dem Anwesen – sie in einer Zweizimmerwohnung im Souterrain, er in einem gemütlichen Cottage an der unteren Grundstücksgrenze.

Sowohl Kinley als auch Bonnie hatten im letzten Winter geheiratet. Doch obwohl sie jetzt mit ihren Ehemänner zusammenwohnten, war die Unternehmensdynamik gleich gut geblieben: Nach wie vor brachten die Geschwister ihre individuellen Stärken in den Familienbetrieb ein und erzielten mit vereinten Kräften eindrucksvolle Resultate.

Alexis war überzeugt, dass auch bei ihrem neuesten Projekt alles zu ihrer Zufriedenheit und der ihrer Kundin laufen würde. Sie freute sich sogar auf die feurigen Dialoge mit Logan, die ihrem Alltag eine gewisse Würze verliehen.

Die Dämmerung war hereingebrochen, als Alexis sich eine Tasse Tee in ihrer behaglichen Küche aufbrühte. Die Tage wurden allmählich länger, der Frühling rückte näher, und schon hatte sie alle Hände voll zu tun mit Vorbereitungen für Mai und Juni, der Hauptsaison in der Hochzeitsbranche.

Sie beklagte sich nicht über das erhöhte Pensum. Obwohl sie erst seit gut einem Jahr im Geschäft war, konnte sie bereits eine stattliche Anzahl an Buchungen verzeichnen. Denn sie hatte klug in Werbung investiert und sich hart für positive Mundpropaganda eingesetzt.

Aus irgendeinem Grund musste Alexis plötzlich an früher denken. Sie trug ihren Tee ins Wohnzimmer. Fiona, ihre verschmuste graue Katze, tapste neben ihr her.

Neben einer Ausbildung in Musik und Theater hatte Alexis in verschiedenen Blumenläden gejobbt – zunächst bei ihrer Mutter in Roanoke, später bei Floristen in Maryland und New York. Dadurch war sie mit der dekorativen Ausrichtung von Hochzeiten und ähnlichen Ereignissen vertraut. Außerdem lagen ihr organisatorische Aufgaben von jeher, und ihr Talent für Eventplanung hatte sich im Laufe der Jahre immer mehr gezeigt.

Kurz nach ihrem siebenundzwanzigsten Geburtstag war Alexis klar geworden, dass es ihr an der nötigen Passion fehlte, um ein großer Bühnenstar zu werden. Sie liebte das Schauspiel und hatte hart daran gearbeitet, ihre Fähigkeiten zu perfektionieren. Doch sie hatte sich mehr und mehr daran gestört, kaum Einfluss auf ihre eigene Zukunft zu haben. Als ihr eine zunächst angebotene Hauptrolle dann doch versagt geblieben war, hatte sie den Mut gefasst, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und sich selbstständig zu machen.

Es war ihr nicht leicht gefallen, ihren lang gehegten Karrierezielen den Rücken zu kehren. Doch dann hatte sie alles hinter sich gelassen: ihre Freunde und ihre schicke kleine Stadtwohnung in New York ebenso wie Harry, dem sie nach einer turbulenten Affäre ein angeknackstes Ego und ein versteinertes Herz zu verdanken hatte.

Alles in allem waren ihr Umzug und die Selbstständigkeit ein beängstigender, aber letztendlich befreiender Schritt gewesen. Sie war in ihren Heimatstaat zurückgekehrt und hatte das etablierte Unternehmen Blue Ridge Celebrations übernommen. Nicht nur ihr Talent für Organisation, sondern auch ihre Fähigkeit, kreativ zu denken, erwiesen sich als perfekt für den neuen Berufszweig. Zudem waren die Angestellten der Firma ihr sofort zugetan und unterstützten ihre neue Chefin nach Kräften.

Anfänglich war es zu einigen kleineren Pannen gekommen, aber im Großen und Ganzen war Alexis sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung. Nun, mit neunundzwanzig, war sie unabhängig und eigenständig, konnte auf mehrere gute Freunde zählen und lebte zur Miete in einem hübschen Haus, das sie zu kaufen erwog.

Sie führte sogar eine undramatische und gleichzeitig sexuell leidenschaftliche Beziehung zu einem faszinierenden Mann, der ebenso wenig wie sie an der Problematik einer romantischen Langzeitbeziehung interessiert war. Was mehr kann eine moderne Frau sich wünschen?

Wie aufs Stichwort ertönte ein forsches Klopfen an der Haustür, begleitet von einem wohlbekannten Kratzen.

„Das klingt, als ob wir beide Besuch kriegen“, sagte sie zu ihrer Katze, die mit eifrig gespitzten Ohren auf die Tür starrte. „Sie sind etwas zu früh dran. Meinst du, dass sie es nicht erwarten können, uns zu sehen?“

Alexis strich sich über das pinkfarbene Top, das sie zu einer verblichenen Jeans trug. Anstatt sich zu kämmen, schüttelte sie nur das dunkle Haar zurecht, sodass es ihr locker um die Schultern fiel. Sie war barfuß und machte sich nicht die Mühe, Schuhe zu holen. Zum Glück konnte sie bei ihrem Besucher ganz sie selbst sein. Ihr Puls raste bereits vor Vorfreude, als sie ihm öffnete.

Logan Carmichael stand mit typisch ernstem Gesicht im Schein der Verandabeleuchtung. Neben ihm gab ein großer schwarz-brauner Rottweiler-Mischling ein heiseres inbrünstiges Geräusch von sich, das entfernt an ein Knurren erinnerte. „Ninja hat geschmollt, weil ich ihn letztes Mal zu Hause gelassen habe, und förmlich darum gebettelt, heute mitkommen zu dürfen. Ich hoffe, das ist okay.“

Mittlerweile kannte Alexis das brummige Grollen des Tieres als seine einzigartige Manier, Menschen zu begrüßen, die es mochte – vergleichbar mit dem Schnurren einer Katze. „Er ist hier immer willkommen.“ Sie bedeutete ihnen einzutreten. „Fiona, du hast Besuch.“

Ninja lief schnurstracks zu der Katze, die auf das Sofa sprang, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein. Sie rieb sich an seinem Kopf und entlockte ihm damit ein neuerliches Knurren und frenetisches Schwanzwedeln. An diesen Geschöpfen war es wohl vorbeigegangen, dass sie eigentlich eingeschworene Feinde sein sollten. Stattdessen waren sie im Lauf der vergangenen fünf Monate zu den besten Kumpeln geworden.

Das mochte seltsam sein, aber Alexis fand es nicht weniger überraschend als ihre eigene sehr private Freundschaft mit Ninjas Herrchen.

Logan schloss die Tür, streifte sich die Jacke ab und warf sie auf einen Stuhl. Dann zog er Alexis stürmisch an sich. Mit funkelnden Augen schenkte er ihr ein seltenes Lächeln. „Ist Ninja etwa der Einzige, der hier willkommen ist?“

Sie legte ihm eine Hand auf die muskulöse Brust, sah eine Ader an seinem Hals pochen und sonnte sich in dem Wissen, dass sie ihm diese Reaktion entlockte. Sie nahm sich die Brille ab und blickte ihn unter halb gesenkten Lidern verführerisch an. Scheinbar ganz entspannt flirtete sie mit ihm und berührte ihn, obwohl der Kontakt sie gleichzeitig erregte. „Ich finde es ganz okay, wenn du ihn gelegentlich begleitest.“

Er schmunzelte. Sein warmer Atem streifte ihre Lippen, als er den Kopf senkte. „Ich weiß deine großmütige Einladung sehr zu schätzen“, murmelte er, bevor er ihren Mund mit einem hungrigen Kuss versiegelte, der das Geplänkel augenblicklich in Leidenschaft umschlagen ließ.

Sie bot ihm weder einen Sitzplatz noch eine Erfrischung an, als der leidenschaftliche Kuss endete, sondern nahm ihn bei der Hand und zog ihn in ihr Schlafzimmer. Er kannte den Weg gut, da er sie seit dem vergangenen Oktober durchschnittlich dreimal im Monat besuchte.

Neben dem antiken Himmelbett brannte eine Bleiglaslampe, die durch bunt getönte Scheiben einen gedämpften Schein verbreitete. Die Bettdecke war bereits zurückgeschlagen und enthüllte weiße Laken und fluffige Kissen.

Alexis hatte mit dem Gedanken gespielt, die dicken weißen Kerzen anzuzünden, die im Raum verteilt standen, sich aber dagegen entschieden. Sie und Logan führten eine für beide Seiten körperlich befriedigende Beziehung ohne traditionelle und möglicherweise schmerzliche romantische Anwandlungen. Sie waren Freunde. Gute Freunde. Sozusagen Freunde mit Vorzügen. Keiner von beiden erwartete eine dauerhafte Bindung.

Was nicht bedeutet, dass ich nicht jede Minute mit ihm auskosten kann, solange es anhält. Mit diesem Gedanken sank sie in seine muskulösen Arme.

Ihr Liebesspiel begann gemächlich. Beide ließen sich Zeit dabei, Kleidungsstücke abzulegen und entblößte Haut zu liebkosen. Sie wurde es nie leid, seine eindrucksvollen Muskeln mit Fingerspitzen und Lippen zu erforschen. Trotz der Narben auf seinem linken Bein, die von einer alten Verletzung aus College-Zeiten herrührten, war er in bester körperlicher Verfassung. Robust und kräftig, gebräunt und fit – das Resultat harter Arbeit und gesunder Lebensführung. Und er wusste diesen Körper auf verschiedenste Weise zielführend einzusetzen.

Ihre Kommunikation beschränkte sich auf Gemurmel und Seufzer, kehliges Lachen und tiefes Stöhnen. Wie jedes Mal führten ihre Küsse und Berührungen schon bald zu heftiger Leidenschaft, die keinen Raum für Zurückhaltung ließ. Laken verhedderten sich, Kissen fielen zu Boden, während Alexis und Logan alles um sich herum vergaßen und sich stürmisch vereinigten.

Nach einem überwältigenden Höhepunkt blieb Logan erschöpft auf dem Rücken liegen. Lange Zeit kam sein Atem unregelmäßig; sein Herzschlag fand nur ganz allmählich in einen steten Rhythmus zurück. Wie kann es mit ihr von Mal zu Mal besser werden?

Alexis lag dicht neben ihm, so reglos und still, dass er nicht wusste, ob sie überhaupt wach war.

Nach einer Weile seufzte sie und hob den Kopf. Der diffuse Schein der bunten Bleiglaslampe ließ ihr dunkelbraunes Haar glänzen und spiegelte sich in ihren rauchgrauen Augen. Ihre Wangen waren ein wenig gerötet, ihre vollen Lippen noch feucht von seinen Küssen. Sie sah eben aus wie kurz nach einem heißen und rundum befriedigenden Liebesspiel.

Das war bloß Sex, korrigierte er sich hastig. Großartiger Sex. Er liebte es, sie so zu sehen: total zerzaust und mit Schlafzimmerblick, so ganz anders als die aparte Erscheinung bei der Arbeit. Natürlich betrachtete er sie auch gern in ihrer geschmackvollen schlichten Berufskleidung – zumal er genau wusste, was sich darunter verbarg, wie ihr Körper sich anfühlte und schmeckte.

„Wow“, murmelte sie.

Logan schmunzelte. Auch das gefiel ihm an ihr. Dass sie weder schüchtern noch verschämt mit ihrer Freude am Sex umging, obwohl sie sehr wählerisch war, was die Befriedigung ihrer Bedürfnisse anging. Bei ihrem ersten Mal hatte sie ihm anvertraut, dass es für sie schon eine ganze Weile her war.

Genau wie für ihn. Es lag nicht an mangelnden Gelegenheiten, dass er geraume Zeit wie ein Mönch gelebt hatte. Er wollte sich nur nicht auf potenziell problematische Beziehungen einlassen, war aber auch nicht der Typ für One-Night-Stands.

Alexis war die erste Frau seit Langem, die ihn aus seiner selbst erwählten Abstinenz gelockt hatte. Davon abgesehen, dass er sich körperlich stark zu ihr hingezogen fühlte, mochte er sie aufrichtig. Er bewunderte ihre Intelligenz und Kompetenz, ihren Humor und ihre Direktheit. Sie hatte ihm geradeheraus gesagt, dass Hochzeiten ihr Beruf waren, ihr aber privat gar nicht der Sinn danach stand.

In diesem Punkt waren sie sich einig. Er hatte gute Gründe, Bindungen zu scheuen. Ihr erging es offensichtlich ebenso. Über vergangene Beziehungen sprachen sie nicht, aber hinsichtlich ihrer gegenwärtigen Wünsche waren sie übereingekommen.

Sie hielten ihre Affäre geheim. Weil sie ihre ungezwungene Freundschaft nicht durch hochgesteckte Erwartungen von Freunden und Angehörigen verkomplizieren wollten. Er traf sich mit niemandem sonst, ebenso wenig wie sie, aber es stand beiden frei. Momentan war ihm einfach nicht nach der Gesellschaft anderer Frauen zumute.

Sie stützte sich auf einen Ellbogen und schaute zu ihm hinunter. „Da wir das jetzt hinter uns gebracht haben …“

Er lachte leise über ihre Wortwahl.

„… kann ich dir was anbieten? Soll ich Tee kochen?“

„Klingt verlockend, aber ich kann nicht lange bleiben. Ich muss morgen früh raus. Bonnie wünscht sich ein Hochbeet für ihre Kräuter von mir.“

Auch wenn sie nicht viel über die Vergangenheit sprachen, plauderten sie häufig über die Arbeit. Sie erzählte ihm lustige Begebenheiten aus ihrem Berufsleben und er berichtete über die zahlreichen Verbesserungsvorschläge seiner Schwestern für das Inn und den Park, die er in die Tat umsetzte.

Logan beklagte sich nicht über das umfangreiche Arbeitspensum im Bride Mountain Inn, obwohl er daneben auch noch als Softwareberater tätig war. Auch Kinley arbeitete nebenbei als Immobilienmaklerin. Solange der erst kürzlich übernommene Hotelbetrieb noch nicht genügend Profit abwarf, wollten sie ihre erlernten Berufe nicht gänzlich aufgeben.

Alexis stieg aus dem Bett und schlüpfte in einen roten Bademantel, der ihr dunkles Haar und die grauen Augen hübsch zur Geltung brachte. Während sie in der Küche Tee aufsetzte, duschte er und zog sich an, bevor er das Bett machte. Der Anblick der zerwühlten Laken brachte sein Blut erneut in Wallung.

Der Tee war fertig, als Logan die Küche betrat, die in Edelstahl und Weiß gehalten war und lediglich einige rote Akzente aufwies.

Das ganze Haus war mit weißen Stoffen, hellem Holz und Kristallglas eingerichtet. Sehr sauber und nüchtern, rationell und minimalistisch. Typisch für Alexis, dachte er, während er sich auf einen weiß gepolsterten Stuhl am Glastisch setzte.

Ninja trottete in den Raum, setzte sich ihr zu Füßen und schaute sie erwartungsvoll an. Lachend holte sie ein Leckerli aus der Speisekammer und warf es ihm zu.

Fiona wand sich ihr um die Füße und miaute, bis sie einen Katzensnack bekam.

Logan runzelte die Stirn. Ein wenig störte er sich daran, dass Alexis neuerdings nicht nur für ihre Katze, sondern auch für seinen Hund Leckerlis bereithielt. Doch er schob den Gedanken beiseite und sagte sich, dass es nichts weiter bedeuten musste. Er wollte den Abend nicht durch Grübeleien verderben.

Sie stellte ihm den Tee hin und fragte grinsend: „Was ist mit dir, Logan? Soll ich dir auch ein Leckerli zuwerfen? Ich glaube, ich hab irgendwo noch ein paar Kekse.“

Er schüttelte den Kopf. „Mir reicht der Tee, danke.“

Sie setzte sich neben ihn und hob ihre Tasse an die Lippen. Ihr Bademantel klaffte auf und gewährte ihm einen Blick auf ihre Brüste. Er trank so hastig von seinem Tee, dass er sich den Mund verbrannte. Im Stillen schalt er sich, weil er sich wie ein sexhungriger Teenager aufführte, obwohl sie gerade erst aus dem Bett gekommen waren. Wie schafft sie das bloß?

Um sich abzulenken, schnitt er ein Thema an, über das sie stets ungezwungen plaudern konnten: die Arbeit. „Du hast noch gar nicht erzählt, wie die bombastische Hochzeit letztes Wochenende gelaufen ist.“

Sie stöhnte bei dem Gedanken an das größte Event, das sie bisher auf die Beine gestellt hatte. „Es war anstrengend. Wenn alle Bräute so schwierig wären, würde ich das Geschäft sofort an den Nagel hängen.“

Die Trauung zählte zu den bedeutendsten gesellschaftlichen Ereignissen der gesamten Wintersaison. Die Braut hatte unter anderem eine Pferdekutsche und weiße Tauben, ein Kammerorchester sowie einen dekadent teuren Dinnerempfang in einem nahen Country Club verlangt.

Logan war dankbar dafür, dass das Bride Mountain Inn nicht einmal flüchtig als Schauplatz für diese vornehme Gesellschaft in Betracht gekommen war. „Konntest du alle Forderungen erfüllen?“

Alexis nickte mit einem müden, aber zufriedenen Lächeln. „Die Braut hat sogar versprochen, mich ihren Freundinnen weiterzuempfehlen. Nebenbei bemerkt gebe ich der Ehe ein Jahr. Allerhöchstens zwei.“

„Schon Probleme in Sicht?“

„Der Bräutigam hat mich eine halbe Stunde vor der Trauung angebaggert.“

Mit einem Knall stellte er die Teetasse ab. „Wie bitte?“

Ninja setzte sich neben Alexis und legte ihr den Kopf auf die Knie. Liebevoll kraulte sie seine Ohren. Und Fiona sprang Logan auf den Schoß, um von ihm menschliche Aufmerksamkeit einzufordern. Geistesabwesend streichelte er ihr den Rücken. Sie machte einen Katzenbuckel, während er mit finsterer Miene nachhakte: „Bist du sicher, dass es so gemeint war?“

„Er hat mich in eine Ecke gedrängt und vorgeschlagen, dass wir uns demnächst mal treffen. Um ein ganz spezielles Event zu veranstalten, hat er augenzwinkernd hinzugefügt. Wie klingt das für dich?“

„Als ob er dich angebaggert hat.“

„Danke.“

„Ich nehme an, du hast es der Braut gegenüber nicht erwähnt?“

„Natürlich nicht. Er hätte behauptet, dass ich ihn missverstanden habe, und ich hätte wie ein Dummkopf dagestanden. Außerdem war die Braut damit beschäftigt, mit dem Cellisten des Kammerorchesters zu flirten. Wie gesagt, ich gebe ihnen ein Jahr.“

„Bei uns wurden auch schon einige Hochzeiten abgehalten, die von Vornherein zum Scheitern verurteilt waren. Das hinterlässt einen schalen Nachgeschmack, oder?“

Sie nickte. „Ich richte viel lieber eine Trauung aus, bei der zumindest ein Quäntchen Hoffnung besteht, dass die Ehe anhält. Obwohl die Chancen in den meisten Fällen gering sind.“

„Sehr gering.“

„Äußerst gering“, bestätigte Alexis. „Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass meine Eltern geschieden sind? Mein Vater hat kurz nach der Trennung von meiner Mutter wieder geheiratet und war ein drittes Mal verlobt, als er vor zwei Jahren an einer Blutvergiftung gestorben ist. Die dritte Ehe meiner Mutter hält jetzt erstaunlicherweise schon zehn Jahre.“

Er fragte sich, was er dazu sagen sollte. Bisher hatte sie ihm nur erzählt, dass ihr Vater tot und ihre Mutter wieder verheiratet war. Weil Alexis häufig mit seinen Schwestern zusammenarbeitete, wusste sie etwas mehr über seine Familie. Zum Beispiel, dass seine Eltern sich in seiner Kindheit getrennt hatten und dass er und seine Schwestern in Tennessee bei ihrer Mutter aufgewachsen waren, die seit fast fünf Jahren tot war. Dass sein Vater Robert Carmichael ein Weltenbummler war, der seit der Scheidung nur noch selten Kontakt zu seinen Kindern aufnahm.

Alexis hatte ihn flüchtig kennengelernt, als er zu Kinleys und Bonnies Doppelhochzeit im Dezember aus Neuseeland gekommen war.

„Mein Bruder war auch schon zwei Mal verheiratet“, eröffnete sie. „Dabei ist er erst siebenundzwanzig.“

Autor

Gina Wilkins

Die vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin Gina Wilkins (auch Gina Ferris Wilkins) hat über 50 Romances geschrieben, die in 20 Sprachen übersetzt und in 100 Ländern verkauft werden!

Gina stammt aus Arkansas, wo sie Zeit ihres Leben gewohnt hat. Sie verkaufte 1987 ihr erstes Manuskript an den Verlag Harlequin und schreibt...

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