Die Flammen der Leidenschaft - 5. Kapitel

Die Flammen der Leidenschaft

5. KAPITEL

Als Mitch endlich auf die Party kam, sah er wie ein durch und durch erfolgreicher Geschäftsmann aus. Ein Teil von Lance beneidete seinen jüngeren Bruder zwar, gleichzeitig fühlte er sich mit Kate an seiner Seite großartig.

    „Ihr zwei seht ja sehr zufrieden aus“, bemerkte Mitch. „Ist es Lance jetzt doch gelungen, Sie zum Bleiben zu überreden, Kate?“

    Als Kate ihren Kopf schüttelte, wurde Lance bewusst, dass es noch ein langer Weg für ihn werden würde, bis er sein Katie-Girl wieder endgültig zurückhatte.

    „Lass uns in mein Büro ins Haus gehen und Darius anrufen“, schlug Lance seinem Bruder vor.

    „Was, jetzt gleich?“

    „Ja, ich hatte heute noch keine Gelegenheit, mit ihm zu reden, und die Presse ruft ständig an, um das Neueste zu erfahren.“

    „Senator Cavanaugh erwartet auch ein paar Antworten. Und bis er die nicht hat, wird er uns weder mit seinem Namen noch mit seinem Geld unterstützen – gleichgültig, wie gut die Beziehung zwischen dir und Lexi läuft“, erklärte Mitch.

    Oft bewunderte Lance seinen jüngeren Bruder im Stillen. Er sah ihrem Vater überhaupt nicht ähnlich, war aber vom gleichen Schlag wie ihr alter Herr, genauso unerbittlich, wenn es um Geschäfte ging. Und auch im Umgang mit Politikern war Mitch außerordentlich clever. Lance hingegen fühlte sich wohler mit den Arbeitern und Angestellten seiner Firma.

    „Was siehst du mich so an?“, wollte Mitch wissen.

    „Ich frage mich nur, wer dir den letzten Schliff verpasst hat, um das aus dir zu machen, was du jetzt bist.“

    „Mom, schätze ich“, meinte Mitch achselzuckend.

    „Wahrscheinlich hast du recht. Ich vergesse sie immer wieder“, entgegnete Lance. Alicia Brody hatte ihr Bestes gegeben. Doch als sie die Brutalität ihres Mannes nicht mehr ertragen konnte, hatte sie ihn schließlich doch verlassen. Lance hatte schon früh das Gefühl des Verlustes, das ihr Weggehen in ihm hervorgerufen hatte, tief in sich vergraben, sodass es kaum noch an die Oberfläche kam.

    „Warum sie mich zurückgelassen hat, ist ja klar“, bemerkte Lance, als sie ins Haus gingen. „Ich sehe aus wie Dads verfluchter Doppelgänger. Aber was ist mit dir? Warum hat sie dich nicht mitgenommen?“

    Während sie zur Bar im Wohnzimmer gingen, rieb Mitch sich den Nacken. „Vermutlich wollte sie nicht, dass einer von uns beiden alleine bleibt. Wahrscheinlich hat sie geahnt, dass du ohne mich aufgeschmissen wärst.“

    Der Gedanke gefiel Lance ganz und gar nicht. Er hatte immer gedacht, dass er der Beschützer war, derjenige, der auf Mitch aufgepasst hatte. „Meinst du wirklich?“

    „Verflucht, ich weiß es nicht. Ich bin nun mal keine Frau, und ich werde Frauen wohl auch nie verstehen“, murrte Mitch.

    Lance lachte. Im Moment hatte er selbst genug Probleme mit Frauen. Die Verlobung hatte sein Leben keineswegs so unkompliziert werden lassen, wie er es sich vorgestellt hatte. Obwohl er wusste, dass es seine Aufgabe war, Lexi ein guter Ehemann zu sein, ahnte er, dass er Kate nicht so einfach vergessen könnte.

    „Wo wir gerade von Frauen reden, ich habe Lexi übrigens eine Halskette gekauft. Glaubst du, sie gehört zu den Frauen, die ihr Geschenk gerne in der Öffentlichkeit überreicht bekommen?“, fragte Lance.

    Mitch schenkte zwei Fingerbreit Whisky in ein Longdrinkglas und leerte es in einem Zug. „Nein“, erwiderte er.

    „Ich war mir nicht sicher. Dann gebe ich es ihr, wenn sie später ins Haus kommt. Ich freue mich, dass sie heute da ist.“

    „Ihr Dad hat sie darum gebeten. Ich schätze, er will herausbekommen, was hinter unserer Glitzerfassade steckt, die ich in Washington immer präsentiere“, erwiderte Mitch.

    „Cavanaugh weiß, wer wir sind – Texaner, wie er. Und das sollte er nicht vergessen.“

    Mitch schenkte seinem Bruder ebenfalls Whisky ein und reichte ihm das Glas. „Auf die Jungs aus Texas.“

    Lance stieß mit ihm an und trank. Er genoss das leichte Brennen, das sich dabei in seinem Hals ausbreitete.

    Draußen begann die Band zu spielen.

    „Lass uns die Sache mit Darius schnell hinter uns bringen, damit wir wieder auf die Party können“, schlug er vor.

    Lance ging durch den Flur voran in sein Arbeitszimmer, das mit dunkelbraunen Ledermöbeln geschmackvoll eingerichtet war. Lance hatte sehr genaue Vorstellungen davon gehabt, wie der Raum aussehen sollte, deshalb hatte er die Einrichtung selbst ausgesucht.

    An der Wand hingen eine Schwarz-Weiß-Fotografie von Remington und ein Gemälde, das Mitch und ihn zeigte, als sie ihre erste ergiebige Ölquelle ausfindig gemacht hatten. Old Tilly, wie sie die Quelle scherzhaft genannt hatten, war im Hintergrund des Bildes zu sehen.

    „Kannst du dich noch an diesen Tag erinnern?“, fragte Mitch, während er sich das Bild ansah.

    „Natürlich. Ich denke sehr oft daran zurück. Damals habe ich gewusst, dass du und ich es schaffen würden.“

    „Ich habe das schon immer gewusst“, entgegnete Mitch. „Keiner von uns beiden ist der Typ, der einfach aufgibt.“

    Inzwischen hatte Lance Darius’ Nummer gewählt. Bereits nach dem zweiten Klingeln war seine Stimme über die Lautsprecher zu hören.

    „Hier spricht Darius.“

    „Hallo Darius. Wir sind’s, Lance und Mitch.“

    „Einen schönen Unabhängigkeitstag wünsch ich euch. Ihr ruft wahrscheinlich wegen der Ermittlungen in der Brandsache an“, vermutete Darius.

    Lance’ bester Freund kam nicht nur schnell auf den Punkt, man konnte sich auch hundertprozentig auf ihn verlassen.

    „Du hast es erfasst“, bestätigte Lance.

    „Ich fürchte, ich habe nicht viel Neues zu berichten. Man geht immer noch von Brandstiftung aus, und mittlerweile hat man den Brandherd gefunden. Allerdings weiß man immer noch nicht, was für ein Brandbeschleuniger verwendet wurde. Wenn sie das rausgefunden haben, können sie nachforschen, wo er gekauft worden sein könnte.“

    „Was schätzt du, wie lange wird das dauern?“, erkundigte Lance sich.

    „Schwer zu sagen. Aber ich stehe täglich mit denen in Kontakt, und ihr könnt mir glauben, dass sie echt hart daran arbeiten, den Fall aufzuklären.“

    Danach gab Darius ihnen noch einige weitere Informationen, und nachdem er und Lance sich auf ein paar Drinks später in der Woche verabredet hatten, beendeten sie das Gespräch.

    „Bist du nächste Woche hier in Houston?“, fragte Lance seinen Bruder.

    „Wenn es mir gelingt, bis dahin Senator Cavanaugh wieder auf unsere Seite zu bringen, dann ja. Falls nicht, fliege ich nach Washington. Wir dürfen jetzt auf keinen Fall nachlassen.“

    Lance nickte zustimmend. „Danke, dass du dich darum kümmerst.“

    „Es ist ja auch meine Firma, und ich will genau wie du, dass wir die Probleme schnell überwinden“, entgegnete Mitch.

    Als ihr Vater gestorben war, hatten die Brüder sich vorgenommen, dass die Firma immer an erster Stelle kommen und eines Tages die produktivste Ölgesellschaft der Welt werden sollte.

    Seitdem hatte Brody Oil and Gas einige Hochs und Tiefs zu bewältigen gehabt, zu denen unter anderem Hurrikane und streikende Arbeiter ihren Beitrag geleistet hatten. Doch gemeinsam hatten Lance und sein Bruder alle Schwierigkeiten gemeistert, die sich ihnen in den Weg gestellt hatten. Diese Geschichte mit der Brandstiftung war lediglich eine weitere Komplikation – nichts, mit dem sie nicht fertig werden würden.

Kate versuchte, nicht an den Kuss zu denken, den Lance ihr vorhin am Empfangstisch gegeben hatte. Mit gesenktem Kopf stand sie im Sand und versuchte, Beachvolleyball zu spielen.

    Lance war mit dem Aufschlag dran und machte seine Sache außerordentlich gut – so wie er in fast allem, was er tat, außerordentlich gut war. Er war für den Sport wie gemacht. Zwar waren alle Männer, die für Brody Oil and Gas arbeiteten, in guter körperlicher Verfassung, aber keiner sah in Kates Augen durchtrainierter aus als Lance. Noch sehr gut konnte sie sich an vergangenes Jahr erinnern, als er sein T-Shirt ausgezogen hatte, um es ihr zu geben.

    Er wirkte wie ein drahtiger und agiler Boxer aus der Profiliga, und Kate hatte gehört, dass sein Vater tatsächlich gerne mit seinem Sohn gekämpft hatte.

    „Kate!“

    Als sie sich zum Netz umdrehte, sah sie den Ball auf sich zufliegen und hob rasch die Hände – weniger, um den Ball anzunehmen, als vielmehr, um ihren Kopf zu schützen. Mann, wie sie diese Art von Spielen hasste!

    Der Ball prallte an ihr ab und wäre beinahe im Sand gelandet, wäre Marcus nicht blitzschnell zur Seite gesprungen, um den Ball gerade noch so nach oben zu schlagen. Gekonnt nahm ihre Kollegin Joan ihn an und schmetterte ihn kraftvoll über das Netz.

    Kate beschloss, dass es für sie allmählich an der Zeit war, aus dem Spiel auszusteigen. „Ich gehe mal besser raus“, rief sie.

    Keiner schien etwas dagegen zu haben, was Kate nur recht war, und so setzte sie sich an die Seitenlinie, von wo aus sie den Rest des Spiels beobachtete. Dabei unterhielt sie sich mit Familienangehörigen von langjährigen Mitarbeitern.

    Viele Leute machten Kate Komplimente wegen ihres veränderten Äußeren, und sie bedankte sich bei allen. Mittlerweile hatte sie sich an ihr neues Aussehen gewöhnt und hatte nicht mehr den Eindruck, im Spiegel eine Fremde zu sehen.

    Als Lance’ Team nach dem Spiel siegreich vom Platz ging, reichte Kate Lance eine Wasserflasche. Freudig umarmte er sie. „Wir haben gewonnen“, sagte er begeistert.

    „Wie immer“, bemerkte sie lächelnd. Wenn sie bei Lance zu Hause waren, fühlte sie sich nie wie seine Sekretärin. Dieses Gefühl würde sie vermissen, wenn sie erst einmal nicht mehr für ihn arbeitete.

    „Ja, gewinnen kann ich am besten.“

    „Wie wahr“, erwiderte sie. Davon fühlte sich sich ganz besonders angezogen: Er hatte stets eine positive Grundeinstellung und verfolgte ein Ziel hartnäckig, bis er erreicht hatte, was er sich vorgenommen hatte.

    „Begleiten Sie mich doch zum Haus“, schlug er vor.

    „Warum?“

    „Weil ich mit Ihnen reden möchte. Haben Sie an das Feuerwerk gedacht?“

    „Ja“, erwiderte sie. „Alles ist genauso wie im vergangenen Jahr. Die Band weiß, wann sie anfangen soll und der DJ weiß auch Bescheid.“

    Viele der Partygäste, an denen sie auf dem Weg zum Haus vorbeikamen, wollten mit Lance sprechen, sodass sie immer wieder anhielten, um ein wenig zu plaudern. Plötzlich entdeckte Kate Mitch, der mit Lexi Cavanaugh am Empfangstisch stand.

    Die Frau war wunderschön, wirkte sehr vornehm und schien alles zu sein, was Kate ihrer Meinung nach nicht war. Sie würde die ideale Partnerin für Lance sein. Als Tochter eines Senators war sie daran gewöhnt, gesellschaftliche Kontakte zu knüpfen und sich in der Gesellschaft nützlich zu machen. Brody Oil and Gas suchte immer nach Möglichkeiten, sich bei den Gemeinden zu revanchieren, in denen ihre Raffinerien standen. Lexi würde sicher alles tun, was von ihr erwartet wurde.

    „Trinken Sie ein Bier mit mir?“

    Kate sah zu Marcus, der ihr ein Budweiser hinhielt. Lächelnd nahm sie es an. „Danke, dass Sie mich vorhin vor dem Ball gerettet haben“, sagte sie.

    „Gern geschehen. Sie haben so ausgesehen, als wäre es nicht unbedingt Ihr Spiel.“

    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe gedacht, ich sollte es wenigstens einmal versuchen, bevor ich die Firma verlasse.“

    „Ach, dann stimmt es also, was man so munkelt“, meinte Marcus und nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Bier­flasche.

    Zweifellos war er ein attraktiver Mann, dachte sie. Er war groß, mindestens einen Meter neunzig, und sein roter Bart war sehr gepflegt. Das Haar trug er auf dem Kopf etwas länger, im Nacken allerdings modisch kurz geschnitten.

    „Ja, es stimmt“, erwiderte sie und trank ein wenig Bier.

    „Ich glaube, ich spreche für alle, wenn ich sage, dass wir Sie vermissen werden.“

    „Das bezweifle ich. Jemand anders wird in Lance’ Büro sitzen und für euch Typen alles organisieren.“

    „Aber dieser jemand ist nicht Sie“, beharrte Marcus.

    „Ach, kommen Sie. Sie haben mich ja gar nicht beachtet, bevor ich mein Image gewechselt habe“, sagte sie und betrachtete ihn genauer. Auch wenn Marcus sicher sehr attraktiv war, Lance konnte er nicht das Wasser reichen.

    „Ja, das stimmt. Trotzdem heißt das nicht, dass ich jetzt lüge.“

    „Darf ich Sie was fragen?“

    „Nur zu“, erwiderte Marcus.

    „Warum bin ich vorher irgendwie unsichtbar gewesen?“, wollte Kate wissen. „Es lag doch sicher an mehr als nur an den labbrigen Pullovern und der Brille, oder?“

    Marcus nahm einen weiteren Schluck von seinem Budweiser. „Ja, es ist mehr als das gewesen. Ich schätze, es war Ihre Einstellung. Sie waren ja nicht wirklich unsichtbar, sondern eher wie das Mädchen von nebenan, verstehen Sie? Mehr ein guter Kumpel und weniger eine Frau, für die sich ein Mann interessieren könnte.“

    „Und jetzt ist das anders?“, wollte Kate wissen.

    „Für mich schon.“

    Kate nickte verstehend und wich seinem Blick aus.

    „Ich bin also nicht der Mann, für den Sie sich so grundlegend verändert haben, richtig?“

    „Verstehen Sie mich nicht falsch“, sagte sie kopfschüttelnd. „Sie sind attraktiv, aber kein Mann für mich.“

    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte herzhaft. „Meine Güte, es gibt tatsächlich Gerechtigkeit im Universum. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft ich genau das Gleiche in meinem Leben schon selbst gesagt habe.“

    Jetzt musste Kate lachen, und sie gab Marcus einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann drehte sie sich schwungvoll um, um zu gehen – und prallte gegen Lance, der genau hinter ihr stand.

Lance nahm Kate beim Arm und führte sie fort von Marcus. Nie zuvor war er so aufgebracht gewesen. Er sollte der einzige Mann sein, der Kate zum Lachen brachte – nicht Marcus.

    „Geht es Ihnen gut?“, erkundigte Kate sich.

    „Ich … nein, es geht mir nicht gut. Ich mag es nicht, wenn Sie mit Marcus flirten.“

    „Es geht Sie überhaupt nichts an, mit wem ich flirte!“, sagte Kate erbost.

    Es geht mich sehr wohl etwas an. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil du mir gehörst, dachte er, aber wusste, dass es nicht stimmte, denn er hatte seinen Ring einer anderen Frau gegeben. Einer Frau, die er niemals heiraten können würde, wie ihm auf einmal klar wurde. Lexi war nicht das, was er von einer Frau erwartete. Sie weckte keinerlei Leidenschaft in ihm. Allerdings konnte Leidenschaft auch zu Eifersucht führen, und Lance konnte es sich nicht leisten, die Kontrolle über sich zu verlieren und wie sein Vater zu werden. Vielleicht war das die einzig richtige Lösung. Wahrscheinlich war Kate mit einem Typen wie Marcus besser dran, und Lance würde eine Frau heiraten, die ihn so kaltließ, dass er sich nicht zu unüberlegten Gefühlsausbrüchen hinreißen lassen würde.

    „Verdammt. Ich weiß, ich habe kein Recht, das zu sagen, aber ich begehre Sie, Kate, und ich glaube, Sie fühlen genauso wie ich“, stieß er hervor.

    Zwar errötete sie, versuchte aber nicht, sich aus seinem Griff zu befreien. „Ja, ich fühle genauso – schon seit einer sehr, sehr langen Zeit.“

    „Gut.“

    „Gut?“, wiederholte sie. „Das klingt etwas arrogant, finden Sie nicht?“

    „Ja, es ist gut“, bekräftigte Lance. In den vergangenen ­Tagen hatte er sehr viel über Kate nachgedacht. „Wenn so starke Gefühle nicht auf Gegenseitigkeit beruhen, gibt es nur Probleme.“

    „Ich weiß“, sagte Kate und dachte an die vergangenen fünf Jahre, in denen es ihr genauso gegangen war.

    „Gott sei Dank“, erwiderte er und küsste sie. „Kommen Sie mit ins Haus, während ich eine Dusche nehme und mir etwas anderes anziehe.“

    „Soll ich etwa mit Ihnen unter die Dusche kommen?“, fragte sie erstaunt.

    „Wären Sie denn daran interessiert?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

    Sie errötete und lächelte ihn verlegen an. „Vielleicht.“

    Gerade als er ihre Hand in seine genommen hatte, um sie zum Haus zu führen, sah er ein paar Sanitäter über den Rasen laufen. Er ließ ihre Hand los und sie eilten zum Cateringzelt.

    „Ich muss wissen, was da los ist“, sagte er.

    „Ja, sicher“, stimmte Kate ihm zu und lief hinter ihm her.

    Auf einer Bank zwischen zwei Sanitätern saß Lexi, deren Gesicht errötet war und überhitzt wirkte.

    „Was ist passiert?“, fragte Lance.

    „Erschöpfung wegen der Hitze, soweit ich das schon sagen kann“, erwiderte einer der Sanitäter.

    „Geht es dir gut?“, wandte Lance sich an Lexi.

    Ihr war die ganze Sache offenbar peinlich, und sie nickte verlegen. „Ich hätte wohl mehr Wasser trinken sollen.“

    „Schon gut. Muss sie in die Notfallaufnahme?“, fragte Lance den Sanitäter.

    „Nein, es reicht völlig, wenn sie sich in einem kühlen Raum aufhält und ihrem Körper ein wenig Erholung von der Sonne gönnt.“

    „Dann lass uns ins Haus gehen“, schlug Lance vor.

    Kate trat neben ihn, und der Ausdruck auf ihrem Gesicht verriet Lance, dass es allerhöchste Zeit war, die Sache mit Lexi zu beenden. Aber nicht jetzt und vor allem nicht auf diese Weise.

    Er half seiner Verlobten auf die Beine, und Lexi lehnte sich hilfesuchend gegen ihn. Lance sah über sie hinweg zu Kate, die nur den Kopf schüttelte und fortging.

    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sie gehen zu lassen. Er konnte ja kaum Kate hinterhergehen, wenn Lexi seine Hilfe brauchte.

    Schließlich hatte er seine Verlobte zur Couch ins Wohnzimmer gebracht, wo sie es sich bequem machte.

    „Vielen Dank, Lance.“

    „Wofür?“, wollte er wissen und ihm fiel auf, wie wenig er von Lexi wusste. Sie war betörend schön, aber bisher hatte er mit ihr nur während einiger Dinnerpartys gesprochen.

    „Dafür, dass du dich gerade jetzt um mich kümmerst. Es tut mir leid, die Sache ist mir wahnsinnig unangenehm.“

    „Keine Ursache“, erwiderte Lance schulterzuckend. „Ich ziehe mich jetzt um. Kommst du ohne mich klar?“

    Wortlos nickte sie.

    „Ich habe eine Art Butler hier – sein Name ist Paul. Er ist zwar nicht gerade der ideale Gesellschafter, aber ich werde ihn bitten, nach dir zu sehen, wenn du es wünschst.“

    „Nein“, entgegnete sie kopfschüttelnd. „Das brauchst du nicht, bitte. Ich möchte nur ruhig hier sitzen.“

    „Bist du wirklich sicher?“

    „Ja.“

    Lance ließ sie alleine und ging die Treppen zu seiner Suite hinauf. Auf dem Weg dorthin rief er Mitch auf dem Handy an, weil er seinen Bruder draußen in der Menge der Partygäste nirgendwo gesehen hatte.

    „Ja, Brody“, meldete Mitch sich.

    „Ich bin’s, Lance. Könntest du vielleicht ins Haus kommen? Lexi hatte einen Schwächeanfall wegen der Hitze. Ich brauche aber jetzt unbedingt eine Dusche und will sie nicht zu lange alleine lassen.“

    „Geht es ihr denn wieder gut?“

    „Sie ist ein bisschen blass um die Nase und noch ziemlich schwach, aber ansonsten okay“, antwortete Lance.

    „Sollen wir nicht besser einen Arzt rufen?“

    „Nein, die Sanitäter haben sie schon untersucht. Wo bist du denn gewesen?“

    Mitch ignorierte die Frage und sagte stattdessen: „Ich bin gleich da.“

    „Gut. Ich bin oben. Sie sagt, sie braucht niemanden, aber ich möchte sie ungern alleine lassen, wenn es ihr nicht gut geht.“

    „Ganz deiner Meinung. Ich habe ein Auge auf sie.“

    Nachdem Lance aufgelegt hatte, duschte er rasch und zog sich frische Sachen an. Dabei dachte er an die beiden Frauen, die jetzt in seinem Leben eine Rolle spielten. Auch wenn Lexi nicht die Frau war, die er begehrte – in jedem Fall schuldete er ihr Respekt – und die Wahrheit.

    Er machte sich auf den Weg nach unten – fest dazu entschlossen, sich mit Lexi auszusprechen. Er konnte sie einfach nicht heiraten – zumindest nicht, solange er diese Gefühle für Kate hegte.

    Kate war die Frau, die er zum Leben brauchte, und er zweifelte nicht einen Moment daran, dass sie die Einzige für ihn war. Er musste einfach immerzu an sie denken.

    Er beeilte sich, weil er es kaum noch erwarten konnte, mit seinem Bruder und Lexi zu sprechen. Mitch hatte ihm in der Zwischenzeit eine Textnachricht geschickt und mitgeteilt, dass er Lexi ins Hotel bringen würde.

    Jetzt, da er eine Entscheidung zwischen Lexi und Kate getroffen hatte, fühlte Lance sich wesentlich besser. Er mochte die Art, wie sich seine unscheinbare Sekretärin verändert hatte, und heute war ihm bewusst geworden, dass er sie auf gar keinen Fall einfach so fortgehen lassen würde – komme, was wolle.

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