Die Flammen der Leidenschaft - 6. Kapitel

Die Flammen der Leidenschaft

6. KAPITEL

Lexi Cavanaugh war wirklich eine hinreißend schöne Frau. Der Umstand, dass sie seine Verlobte war, hätte Lance zu einem sehr glücklichen Mann machen müssen. Aber eigentlich war sie eine vollkommen Fremde für ihn, und er fühlte sich in ihrer Gegenwart immer etwas unbehaglich. Ganz anders erging es ihm da allerdings mit Kate.

    Kate. Er hatte für sich bereits beschlossen, seine Verlobung mit Lexi aufzulösen, aber er musste vorsichtig sein. Er konnte die Sache aber nicht einfach so beenden, da er auf Lexi und die einflussreichen Beziehungen des Senators angewiesen war.

    Als er die letzten Treppenstufen hinunterging, hörte er, wie Mitch und Lexi mit erhobenen Stimmen miteinander sprachen. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Lance.

    Sein Bruder und seine Verlobte standen einander gegenüber. Die Tochter des Senators hatte ihre Hände zusammengeballt und Tränen in den Augen.

    „Lexi, was ist hier los?“, wollte Lance wissen.

    „Nichts“, erwiderte sie.

    „Mitch?“, wandte er sich an seinen Bruder.

    „Wir haben nur über eine Veranstaltung gesprochen, an der wir beide in Washington teilgenommen haben“, entgegnete der.

    Lance nickte. „Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht, Lexi. Ich möchte den Augenblick nutzen und dich in unserer Familie willkommen heißen. Mitch kennst du ja bereits – und das war’s auch schon. Wir sind nur eine kleine Familie.“

    „Mir ist aufgefallen, dass dein Bruder alles für dich tun würde“, gab Lexi zurück und erntete dafür einen bösen Blick von Mitch.

    „Und ich für ihn“, bekräftigte Lance.

    Er holte aus einer Kommode ein sorgfältig eingepacktes Päckchen, das mit dem Emblem seines Stammjuweliers und einer schlichten weißen Schleife versehen war und hielt es Lexi lächelnd hin.

    Allerdings schien sie ihm im Augenblick keine Aufmerksamkeit zu schenken.

    „Möchtest du dich vielleicht setzen?“, fragte Lance.

    „Nein, ich muss nach Hause“, erwiderte sie.

    „Dann werde ich dich fahren“, bestimmte Lance.

    Sie schüttelte den Kopf und sah dann auf das Päckchen in seinen Händen. „Ist das für mich?“

    „Ja“, bestätigte er und gab es ihr.

    Als sie es annahm, fiel ihm auf, dass ihre Nägel lang und sorgfältig manikürt waren. Und zum ersten Mal versuchte er sich vorzustellen, wie es wohl wäre, Lexi mit nach oben in sein Bett zu nehmen. Es konnte es nicht. Die einzige Frau, die er sich in seinem Bett vorstellen konnte, blieb Kate.

    Kates langes braunes Haar auf seinem Kopfkissen. Kates hübsche braune Augen, mit denen sie ihn ansah … Kate war eindeutig die Frau, die er begehrte.

    Lexi setzte sich, um das Geschenk auszupacken. Lance sah ihr dabei zu, während er sich fragte, ob er dabei war, einen großen Fehler zu begehen, wenn er sie heiratete.

    Schließlich sah sie von der ungeöffneten Schachtel in ihren Händen auf. „Warum schenkst du mir eigentlich etwas?“, wollte sie wissen.

    „Um dir dafür zu danken, dass du eingewilligt hast, meine Frau zu werden.“

    Mit gesenktem Kopf öffnete sie das Schächtelchen und schnappte nach Luft, was Lance für ein gutes Zeichen hielt.

    Verstohlen warf er seinem Bruder einen Blick zu, der seinerseits zu Lexi sah … auf eine Weise, die Lance daran erinnerte, wie er selbst Kate ansah. Verdammt, konnte es sein, dass Mitch in Lexi verliebt war?

    „Hilfst du mir, sie anzulegen?“, fragte Lexi.

    Lance machte einen Schritt auf sie zu, als er bemerkte, dass sein Bruder das Gleiche tat.

    Mitch zuckte mit den Schultern. „Ist mir schon in Fleisch und Blut übergegangen, für dich einzuspringen.“

    „Danke, Mitch. Ich wüsste nicht, was ich ohne deine Hilfe getan hätte.“

    Lexi stand auf und nahm ihr Haar im Nacken zusammen, sodass Lance die Diamantkette um ihren Hals legen konnte.

    „Ja, danke, Mitch, dass du deinen Bruder so gut vertreten hast“, sagte Lexi.

    „Kein Problem, ich bin es gewohnt, mit schwierigen Erbinnen umzugehen.“

    „Tatsächlich?“, fragte Lexi nach.

    „Ja, unsere Mutter war schließlich auch eine.“

    „Mom war vielleicht wirklich schwierig, aber Lexi ist überhaupt nicht wie sie“, widersprach Lance, der die ganze Unterhaltung ein wenig merkwürdig fand.

    „Ja, natürlich nicht“, räumte Mitch ein, als sein Handy klingelte und er sich entschuldigte, bevor er das Gespräch annahm.

    Zum ersten Mal, seitdem Lexi eingewilligt hatte, ihn zu heiraten, war Lance mit ihr alleine. Das war die Gelegenheit, herausfinden, ob sie beide eine Chance hatten. Also legte er seine Hände auf ihre Schultern und zog sie in seine Arme.

    Sie sah zu ihm auf. Da war keine Leidenschaft in ihren Augen, eher … nein, er konnte nicht sagen, was sie im Augenblick fühlte.

    Er presste seine Lippen auf ihre, doch ihr Mund war trocken und die Art, wie sie seinen Kuss erwiderte, ziemlich unaufregend.

    Es sah ganz danach aus, als würde das eine ziemlich leidenschaftslose Ehe werden. Es war offensichtlich, dass Lexi sich nicht von ihm angezogen fühlte – genauso wenig, wie er von ihr.

    „Vielen Dank für das Geschenk. Es ist sehr hübsch“, sagte sie schließlich.

    „Es ist mir eine Freude“, entgegnete er.

    Jemand hupte draußen, und Lexi warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Das ist wohl mein Taxi.“

    „Ich hätte dich aber auch gefahren“, beteuerte Lance.

    „Ich will niemandem zur Last fallen. Danke für die Einladung zur Party. Es war sehr interessant zu sehen, was hinter eurer Firmenphilosophie steckt.“

    „Gern geschehen. Kate hat gesagt, dass sie dich zum Meeting mit dem Team, das die Veranstaltungen plant, einlädt. Dann kannst du alle Beteiligten kennenlernen und sehen, wie so was bei uns organisiert wird.“

    „Das hört sich großartig an, ich freue mich schon auf ihren Anruf.“ Sie plauderten die ganze Zeit, bis sie den Wagen erreichten und Lance die Tür für sie öffnete, damit sie einsteigen konnte.

    Sie lächelte ihm noch einmal zu, als sie sich von ihm verabschiedete, und nachdem er die Tür geschlossen hatte, stand er noch eine Weile da und sah dem fortfahrenden Wagen nach.

    Schließlich rieb er sich den Nacken. Er hatte das Gefühl, dass eine Hochzeit mit Lexi ein Fehler sein würde. Und das, obwohl er doch so stolz darauf war, immer alles richtig zu machen. Wäre es vielleicht besser gewesen, die Verlobung sofort aufzulösen? Das hätte nicht funktioniert. Lexi wirkte so verletzlich. Er musste unbedingt mit Mitch über dessen Gefühle für sie reden.

    Zwischen seinem Bruder und Lexi war irgendetwas, und er hatte keine Ahnung, was das war. Doch darum würde er sich später kümmern. Im Augenblick hatte er einige Aufgaben als Gastgeber dieser Party – und genau die würde er jetzt erfüllen. Nachdem er Kate gefunden hatte.

    Er musste sie unbedingt sehen und mit ihr reden. Während all der Zeit bei Brody Oil and Gas hatte er sich immer auf sie verlassen können, und er brauchte sie jetzt einfach an seiner Seite.

Kate war erleichtert, als die Sonne endlich unterging. Bald würde das traditionelle Feuerwerk starten. Das war schon immer der Teil der Party gewesen, auf den sie sich am meisten freute. Die meiste Zeit des Nachmittags und des Abends hatte sie versucht, Lance aus dem Weg zu gehen.

    Irgendwie kam sie sich … albern vor. Eigentlich hatte sie ja vorgehabt, über Lance hinwegzukommen, und nicht, sich täglich noch mehr in ihn zu verlieben.

    Es war verrückt, aber es hatte sie berührt, als sie Lance dabei beobachtet hatte, wie er sich um Lexi gekümmert hatte. Unter der harten Schale steckte eben ein weicher Kern. Lance’ Freunde konnten sich immer auf ihn verlassen.

    Und so hatte er auch Lexi behandelt: Wie einen Freund und nicht wie die Frau, die er heiraten würde. So war er auch zu ihr gewesen, als sie noch für ihn gearbeitet hatte.

    Was Kate brauchte, war ein neuer Job in einer anderen Stadt, aber sie konnte sich wirklich nicht vorstellen, irgendwo anders als im Süden von Texas zu leben. In dieser Beziehung war sie ganz anders als ihre Freunde von der Highschool, die es kaum hatten erwarten können, von hier fortzugehen.

    Kate liebte das warme Klima, das in Houston herrschte. Großstadtflair und weite, unberührte Landschaft lagen hier dicht beieinander.

    Als ein paar Kinder mit Wunderkerzen umherliefen, fühlte Kate einen Kloß im Hals. Schon immer hatte sie eine eigene Familie haben wollen, aber es hatte nie danach ausgesehen, dass dieser Traum von ihr in Erfüllung gehen würde. Auch jetzt schien sie kein Stück näher an diesem Ziel zu sein, einen Ehemann und Kinder zu haben, als in den ganzen Jahren zuvor.

    „Hi Süße!“, hörte sie plötzlich Beccas Stimme.

    „Becca! Toll, dass du es doch noch geschafft hast. Danke!“ Kate umarmte ihre Freundin. Gemeinsam gingen sie den von Fackeln beleuchteten Pfad entlang, der zu der Stelle führte, wo sich alle versammelten, um das Feuerwerk zu genießen.

    „Das hätte ich mir um nichts in der Welt entgehen lassen. Es tut mir nur leid, dass ich erst so spät hier aufkreuze.“

    „Kein Problem“, versicherte Kate. „Wahrscheinlich geht Lance nachher in den Texas Cattleman’s Club zur Afterparty, und ich wollte …“

    „Eine Freundin?“, vervollständigte Becca Kates Satz. „Ich habe schon verstanden. Wie ist es denn heute gelaufen?“

    „Eigentlich gut, glaube ich jedenfalls. Ich habe Lance geküsst, und es war …“

    „Was?“

    „Es war genauso, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Aber dann hatte Lexi einen Schwächeanfall, und er musste sich um sie kümmern.“

    Becca schob ihren Arm unter Kates. „Und? Geht es ihr gut?“

    „Ja, sie ist okay. Aber das hat mir gezeigt, dass ich keine ­Affäre mit Lance haben will. Ich möchte eine ganz normale Beziehung mit ihm, die wir nicht vor der Öffentlichkeit verstecken müssen. Auf so ein Versteckspiel hab ich keine Lust.“

    „Das ist die richtige Einstellung. Ich glaube nämlich nicht, dass es dir besonders liegen würde, eine Geliebte zu sein“, meinte Becca.

    „Würde es dir denn liegen?“

    „Um Gottes willen, nein.“

    Die beiden Frauen lachten.

    „Gibt es vielleicht noch einen anderen Mann, für den du dich interessierst?“, erkundigte Becca sich.

    „Nein, aber ich glaube, dass Marcus mich mag.“

    Wieder lachte Becca, und zum ersten Mal an diesem Tag entspannte Kate sich und fühlte sich geborgen in der Gesellschaft ihrer Freundin. Becca liebte Kate, wie sie war – gleichgültig, ob sie dick war oder hässliche Kleidung trug; das spielte für Becca keine Rolle.

    „Das überrascht mich nicht, du bist schließlich eine sehr attraktive Frau.“

    „Ja, genau. Du bist meine Freundin und musst so was sagen“, entgegnete Kate. „Nur eine Sache war echt seltsam: Lance war total aufgebracht, als ich mit Marcus geflirtet habe.“

    „Zu schade“, meinte Becca sarkastisch. „Lance Brody hatte seine Chance bei dir. Aber er hat die Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen.“

    „Vielleicht bedaure ich das ja, Becca“, sagte eine männliche Stimme hinter ihnen.

    „Schön“, erwiderte Becca. „Es wurde auch langsam Zeit, dass Sie das einsehen, Lance.“

    Kate drehte sich um und spürte, wie sie vor Verlegenheit rot anlief. Lance hatte sich, ohne dass sie es gemerkt hatte, zu ihnen gesellt.

    „Ja, Sie haben recht“, sagte er.

    Er begleitete die beiden Frauen zur Tanzfläche neben der Stelle, wo das große Barbecue stattfand. Sie unterhielten sich eine Weile, während die Band spielte. Schließlich ging Becca tanzen, und Kate warf Lance einen verstohlenen Blick zu. Zu gerne hätte sie jetzt auch mit ihm getanzt, aber das war sicher keine gute Idee, nicht, solange Lance und Lexi verlobt waren.

    „Ich möchte Ihnen etwas zeigen“, sagte Lance und führte sie ein Stück vom geselligen Treiben fort. „Es ist der perfekte Ort, um das Feuerwerk zu bewundern.“

    „Und wo soll das sein?“

    „In meinen Armen.“

    „Sagen Sie nichts, was Sie nicht meinen, Lance.“

    „Ich meine es wirklich.“

    „Und was ist mit Lexi? Wie geht es ihr überhaupt?“, wollte Kate wissen. Sie hatte die Tochter des Senators zwar nur flüchtig kennengelernt, wünschte ihr aber trotz der verzwickten Situation nichts Böses.

    „Es geht ihr gut. Sie ist wieder in ihrem Hotel, um sich ein wenig auszuruhen.“

    „Schön, dass es ihr wieder besser geht“, sagte Kate. „Lance … Ich kann das nicht: Mit einem Mann eine Affäre haben, der einer anderen Frau gehört.“

    Lance umfasste zärtlich ihr Gesicht. „Heute ist mir bewusst geworden, wie sehr ich Sie brauche, Kate. Es tut mir so unendlich leid, dass ich nicht früher aufgewacht bin und bemerkt habe, was für eine unglaubliche Frau Sie sind.“

    Die Versuchung war groß, ihm einfach zu glauben, doch Kate musste vorsichtig sein. „Und wann haben Sie ihre Meinung geändert?“

    „Als ich gesehen habe, was für einen aufregenden Körper Sie haben.“

    „Das ist aber nicht gerade sehr schmeichelhaft.“

    „Doch, das ist es. Und es ist die Wahrheit. Ich werde Sie nicht anlügen und Ihnen erzählen, irgendwelche tiefschürfenden Einsichten in meine Gefühle gewonnen zu haben, als Sie gekündigt haben. Vielmehr habe ich erkannt, dass Sie alles haben, was ich mir immer von einer Frau gewünscht habe.“

    „Lance …“, begann sie.

    „Was? Soll ich lieber lügen? Sie wissen doch, dass ich nicht der Typ Mann bin, der so was macht. Ich bin aber auch nicht der Typ Mann, der sich etwas entgehen lässt, was er wirklich will. Und ich will Sie, Kate.“

    Die schnörkellose Art, wie er seinen Gefühlen Ausdruck verlieh, ließ Kate weich werden. Es fühlte sich einfach wundervoll an, dass er nach all den Jahren der unerwiderten Liebe auch endlich so für sie empfand wie sie für ihn.

    Er zog sie in seine Arme, um sie zu küssen. Es wurde ein sehr leidenschaftlicher Kuss. Kate versuchte nicht daran zu denken, dass sie sich Lance eigentlich aus dem Kopf schlagen wollte.

    Doch gleichzeitig wusste sie, dass sie sich etwas vormachte, wenn sie wirklich glaubte, sie könnte ihn jetzt noch einfach gehen lassen. Sie wollte Lance Brody, und jetzt, da sie in seinen Armen lag, würde sie es auskosten und endlich erfahren, wie es war, von ihm begehrt zu werden.

    Das war es, was sie sich schon seit ihrem ersten Tag bei Brody Oil and Gas gewünscht hatte. Sie schlang die Arme um seinen Nacken, stellte sich auf die Zehenspitzen und schmiegte sich an ihn.

    Ihre Zungen berührten sich, und sie strich durch sein Haar, als sich in ihr plötzlich vor Aufregung alles zusammenzog.

    Sie lag wirklich in Lance’ Armen!

Lance hatte eigentlich nicht vorgehabt, Kate zu verführen. Er wollte sie küssen, weil es eine Sünde gewesen wäre, es nicht zu tun. Heute war schließlich der Vierte Juli und er ein heißblütiger Texaner, der auf die harte Tour gelernt hatte, dass man für das, was man haben wollte, kämpfen musste.

    Und Kate Thornton wollte er wirklich unbedingt. Als hinter ihnen feierliche Musik einsetzte und das Feuerwerk begann, hob er Kate auf seine Arme und trug sie auf das Haus zu. Kate lehnte ihren Kopf an seine Schulter und hielt sich an ihm fest. Er hatte gewusst, dass die Anziehungskraft zwischen ihnen beiden gegenseitig war, aber bis zu diesem Augenblick war ihm nicht bewusst gewesen, wie viel ihm das bedeutete.

    Er musste unbedingt wissen, wie es mit ihr im Bett war. Wollte erfahren, ob die Frau, die sich in seinem Arbeitsleben unentbehrlich gemacht hatte, genauso wichtig für sein Privatleben werden würde. Er war sich fast sicher, dass es so sein würde.

    „Du siehst irgendwie grimmig aus“, bemerkte sie.

    „Wirklich?“

    Sie nickte. „Bist du sicher, dass du das tun willst?“

    „Absolut, ja, das bin ich“, entgegnete er, während er Kate die Treppe zum Schlafzimmer hochtrug.

    „Ich bin es aber nicht“, sagte sie.

    Etwas in ihrer Stimme ließ ihn innehalten. Auf keinen Fall wollte er sich ihr aufdrängen. Die Leidenschaft zwischen ihnen musste auch von ihr ausgehen. Mittlerweile kannte er Kate gut genug, um zu wissen, dass sie noch immer Selbstzweifel hatte.

    Er wollte ihr zeigen, dass er sie liebte, wie sie war … na ja, dass er ihren Körper liebte, wie er war, verbesserte er sich selbst.

    „Ich will dich zu nichts drängen, Kate“, versicherte er ihr und setzte sie ab. Gemeinsam gingen sie auf seinen Balkon, von wo aus man einen fantastischen Blick auf das Feuerwerk hatte. „Wie wär’s mit einem Drink? Vielleicht ein Red Hot?“, erkundigte er sich.

    „Nein danke.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich hatte im letzten Jahr einen und bin immer noch ein bisschen betrunken davon.“

    Lance lachte. Mittlerweile war er selbst ein wenig nervös geworden. In den Vorstandsetagen und auf Ölfeldern kannte er sich aus, aber Frauen – zumindest die eine, die ihm wirklich etwas bedeutete – waren eine ganz andere Sache. Und Kate war auf dem besten Wege, die Frau zu werden, die ihm sehr viel bedeutete.

    „Dann vielleicht Champagner?“, schlug er vor.

    „Danke, ich brauche im Moment nichts.“

    „Immer noch nervös?“

    „Ein wenig. Weißt du, ich habe mir schon so oft vorgestellt, hier mit dir zu sein … so, wie wir es jetzt sind … ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft.“

    „Ist es so, wie du es dir vorgestellt hast?“

    Als sie den Kopf schüttelte, umspielten ihre langen, seidigen Locken ihren Hals.

    „Was kann ich tun, damit es so wird, wie du es dir vorgestellt hast?“, fragte er, bevor er sich neben sie setzte und den Arm um sie legte. Sie kam ihm plötzlich wie ein kleiner, hilfloser Vogel vor. Zärtlich drückte er sie an sich. „Warum hast du eigentlich so viel abgenommen?“

    Schulterzuckend wandte sie den Blick ab.

    „Entschuldige, war diese Frage zu persönlich?“, erkundigte er sich.

    Sie nickte und sah ihn dann mit ihren schokoladenbraunen Augen an. „Ich musste es einfach tun. Es war ungesund, und außerdem wollte ich endlich nicht mehr unsichtbar sein.“

    „Du bist aber nicht vollkommen unsichtbar gewesen“, versicherte er ihr.

    „Oh, doch, das bin ich. Oder hättest du mich vielleicht früher hierher eingeladen?“ Sie ging zum Geländer und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, sodass sie Lance weiterhin ansah.

    „Ist es sehr schlimm für dich, dass ich es nicht gemacht habe?“, fragte Lance.

    „Natürlich. Aber nicht aus dem Grund, den du jetzt vielleicht annimmst. Es ist schade, dass ich so viele Jahre meines Lebens vergeudet habe.“

    „Aber du bist doch nicht alt, Kate.“

    „Alt genug. Und nur durch deine Verlobung mit einer anderen Frau bin ich aus meiner Starre erwacht.“

    „Meine Verlobung?“

    „Ich habe dir doch gesagt, dass ich seit Langem in dich verliebt bin.“

    „Das tut mir leid, Katie-Girl. Meine Verlobung hatte wirklich nur rein politische Gründe.“

    „Wirklich? Was ist mit Lexi? Weiß sie das? Empfindest du denn gar nichts für sie?“

    Auch Lance stand jetzt auf. „Sie weiß, dass unsere Verlobung für unsere beiden Familien von Vorteil ist. Und um ehrlich zu sein, heute Abend ist mir klar geworden, dass ich diese Verlobung lösen muss.“

    „Warum?“

    Obwohl Lance eigentlich kein Mann war, der gerne über seine Gefühle sprach, wusste er, dass er dieses Mal nicht schweigen durfte. „Es kommt mir irgendwie nicht richtig vor, sie zu heiraten.“

    Langsam ging er zu Kate und blieb nur wenige Zentimeter vor ihr stehen. „Willst du denn gar nicht wissen, warum?“

    Kate sah zu ihm auf. Wie hatte er bloß diese wundervollen Augen so lange übersehen können?

    „Warum?“, fragte sie atemlos.

    „Ich kann sie nicht heiraten, weil du mir einfach nicht aus dem Sinn gehst.“

    „Du … ist das dein Ernst?“

    „So ernst ist es mir noch nie mit irgendwas gewesen, Baby. Und ich werde dich nicht gehen lassen, bevor wir eine Lösung gefunden haben.“

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