Zur selben Zeit saß Rebecca in einer luxuriösen Hotelsuite, zwanzig Meilen südlich von Ruidoso. Von ihrem Platz auf der moosgrünen Couch hatte sie durch die verglaste Front eine gute Aussicht auf die malerische Sierra Blanca.
Im Moment hatte sie jedoch keine Augen für die Schönheit des höchsten Berges im südlichen Teil des Staates, sondern dachte an Jake Rollins. Das tat sie schon, seit sie davongefahren war und den Mann vor dem Haus ihrer Tante stehen lassen hatte.
Warum bleiben Sie nicht und nutzen das Anwesen? Mit etwas liebevoller Fürsorge könnte man daraus ein gemütliches kleines Zuhause machen.
Rebecca hatte heute eigentlich vorgehabt, einige Erledigungen zu machen. Zunächst wollte sie sich in der Stadt nach einem vertrauenswürdigen Makler erkundigen. Danach wollte sie das nächstgelegene Tierheim kontaktieren, um ein neues Zuhause für Gertrudes Tiere zu finden.
Nichts davon hatte sie getan. Sie hatte nur einen kurzen Spaziergang in die Stadt unternommen, zu Mittag gegessen und war dann ins Hotel zurückgekehrt.
Die letzten beiden Stunden hatte sie mit der Frage verbracht, warum Jake Rollins’ Worte sie nicht mehr losließen.
Dieser Mann spielte in ihrem Leben doch überhaupt keine Rolle. Sie hatte ihn gerade erst kennengelernt. Und doch hatten die Dinge, die er zu ihr gesagt, die Art, wie er sie angesehen hatte, auf irgendeine Weise ihr Denken beeinflusst.
Am anderen Ende des Zimmers klingelte ihr Handy und unterbrach sie in ihren Gedanken. Seufzend ging sie zum Tisch, wo sie es hingelegt hatte.
Auf dem erleuchteten Display waren der Name und die Nummer ihrer Mutter zu erkennen. Mit einem tiefen Atemzug rang sie um Fassung, dann klappte sie das Handy auf und hielt es sich ans Ohr.
Gwyn hatte es bereits den ganzen Tag klingeln lassen, Rebecca hatte ihre Anrufe jedoch ignoriert.
Sie war zwar nach wie vor nicht bereit, wieder mit ihrer Mutter zu reden, andererseits konnte sie die vielen Jahre als folgsame Tochter nicht innerhalb weniger Tage einfach so wegwischen. Und Gwyn hatte ein Recht zu erfahren, dass sie sicher in New Mexico angekommen war. „Hallo, Mom.“
Gwyn ließ einen erleichterten Seufzer vernehmen. „Endlich gehst du ran. Ist alles in Ordnung?“
Rebeccas Kiefer verspannte sich. „Soll das ein Witz sein? Wie kann alles in Ordnung sein? Ich musste gerade mit ansehen, wie meine Tante – von deren Existenz ich bisher nichts wusste – beerdigt wurde!“
„Lass uns bitte nicht wieder davon anfangen. Gertrude ist tot. Es hat keinen Sinn, noch weiter darüber zu sprechen.“
Nur ihre Rücksicht auf die übrigen Hotelgäste hielt Rebecca davon ab, in den Hörer zu brüllen. Stattdessen versuchte sie, die in ihr hochkommende Wut zurückzudrängen. „Klar. Vergessen wir sie einfach“, sagte sie in einem vor Sarkasmus triefenden Tonfall. „Leben wir einfach weiter unser schönes, beschauliches Leben. Genauso, wie du es schon die letzten dreißig Jahre getan hast.“
Für einen langen Moment herrschte Schweigen. Dann fragte Gwyn: „Wann kommst du nach Hause?“
Offensichtlich war Gwyn noch immer nicht bereit, sich dem Thema zu öffnen. Diese gleichgültige Haltung löste etwas in Rebecca aus. Sie fühlte sich seltsam ruhig, als sie sagte: „Überhaupt nicht. Jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Ich habe hier einiges zu erledigen und will sichergehen, dass alles korrekt abläuft.“
Gwyn keuchte. „Was hast du denn zu erledigen? Wovon redest du nur?“
„Meine Tante hat mir ihre gesamten Besitztümer hinterlassen. Und auch, wenn sie von uns gegangen ist, verdient sie meine Aufmerksamkeit. Zumindest das bin ich ihr schuldig.“ Plötzlich wurde ihr die Kehle eng und drohte, sie zu ersticken. „Das und noch viel mehr.“
„Aber Rebecca … dein Job … du musst bald nach Houston zurückkommen.“
„Die Sorge um meinen Job überlasse ich dir. Du scheinst ihn ohnehin mehr zu lieben als ich.“
„Rebecca, du …“
„Tut mir leid. Ich habe viel zu tun. Deshalb muss ich jetzt leider Schluss machen.“
Rebecca legte auf, ging entschlossen zu ihrem Schrank und zog den Koffer heraus, mit dem sie gekommen war.
Eine Stunde später hatte Rebecca alles gepackt und aus dem Hotel ausgecheckt. Und nachdem sie noch einige Lebensmittel eingekauft hatte, fuhr sie nach Norden, zu Gerties Haus.
Während sie in nordwestlicher Richtung aus den Bergen heraus und in die Wüstenlandschaft des Tularosa Basin fuhr, zückte sie ihr Handy und drückte auf einen Knopf, der sie mit ihrer Chefin in Houston verband.
„Du tust – was?“, klang die Stimme der Frau laut in ihrem Ohr auf.
Rebecca verspürte den idiotischen Drang zu grinsen, kämpfte jedoch dagegen an.
Schon vor dem Tod ihres Vaters war sie ein verantwortungsbewusstes Kind gewesen, das zu einer noch verantwortungsbewussteren Erwachsenen herangereift war. Sie hatte in ihrem Leben noch nie irgendetwas Spontanes getan. Und es schockierte sie geradezu, wie gut sie sich jetzt dabei fühlte. „Ich nehme mir eine Auszeit, Arlene.“
„Ja, aber du sagtest, auf unbestimmte Zeit. So lange wird deine Auszeit doch hoffentlich nicht dauern. Was mache ich denn ohne dich? Die Modenschau in Dallas ist bald. Und danach die in New York City. Bis dahin brauche ich eine Einkäuferin. Andernfalls …“
Vor dem Fenster des Autos bedeckte die Sonne den Wüstenboden mit einem purpurgoldenen Glanz. So etwas Wildes und Schönes hatte Rebecca noch nie gesehen. „Schick Elsa hin. Sie weiß, was sie tut, und tritt sicher nur allzu gern in meine Fußstapfen.“
„Elsa hat weder deinen Geschmack noch dein Feingefühl im Umgang mit Menschen. Ich will, dass du in zwei Wochen zurück bist. Mehr Zeit kann ich dir nicht geben, Rebecca.“
„Das reicht nicht, Arlene. Nicht einmal annähernd.“
„Was ist nur in dich gefahren, Rebecca? Mir ist bewusst, dass du trauerst. Aber ich dachte, die Verstorbene war eine entfernte Verwandte. Bestimmt kommst du bald darüber hinweg und kannst dich wieder auf die Arbeit konzentrieren.“
Jetzt näherte Rebecca sich der Abzweigung zu Gertrudes Haus, sowie der Straße, die zur Apache Wells Ranch weiterführte.
Jake und die Cantrells hatten ihr an einem Nachmittag mehr Mitgefühl entgegengebracht, als diese Frau in all den sechs Jahren, die sie für das Bordeaux gearbeitet hatte. Was sagte das über die Menschen aus, mit denen sie sich umgab?
„Diese Auszeit ist sehr wichtig für mich, Arlene. Wenn du meinst, mir kündigen und jemand anderes einstellen zu müssen, verstehe ich das. Schick mir dann einfach meinen letzten Gehaltsscheck in meine Wohnung.“
Rebeccas Worten folgte ein langes Schweigen. Nach einer Weile sagte Arlene mit besänftigter Stimme: „Einen Moment, Rebecca. Lass uns nichts überstürzen. Du bist sehr wertvoll für das Bordeaux, und ich möchte dich nicht verlieren.“ Sie stieß einen langen, kapitulierenden Seufzer aus. „Na gut. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. Dein Job wartet auf dich, wenn du nach Houston zurückkommst.“
Arlenes Einlenken hätte Rebecca begeistern und sie mit Freude darüber erfüllen müssen, dass sie so gut war und ihre Arbeit geschätzt wurde. Dennoch war sie nur darüber erleichtert, dass das Gespräch beendet war.
Rebecca erinnerte sich daran, dass in Gertrudes Testament ein Truck erwähnt wurde und sie nahm an, dass es der alte rote F150 war.
An diesem entlegenen Ort benötigte man irgendein Transportmittel.
Sie fragte sich, ob das Fahrzeug noch immer fahrtüchtig war, und notierte sich in Gedanken, das Ding auszuprobieren, nachdem sie die verderblichen Lebensmittel sicher verstaut hatte.
Sich für eine längere Zeit einen Mietwagen zu nehmen, war ziemlich kostspielig. Der Truck konnte die Lösung für dieses Problem sein.
Sie öffnete den Kofferraum und holte eine Tüte mit Lebensmitteln heraus, als sie plötzlich ein tiefes Jaulen hörte und spürte, wie etwas an der Rückseite ihres Beins entlangstreifte.
Als sie sich umdrehte, sah sie, dass der Hund ihre Ankunft bemerkt hatte und zur Begrüßung gekommen war. Seine Schnauze stand offen und schien zu grinsen, als freue er sich, sie zu sehen.
Einen Moment lang vergaß Rebecca die Einkaufstüte und ging in die Knie, um den Hund zu umarmen.
„Da bist du ja wieder“, sagte sie und strich über seinen Rücken. Ihr wurde klar, dass das Tier seit Gertrudes Tod nicht mehr genug zu fressen bekommen hatte. „Bestimmt hast du Hunger. Ich wette, du hättest gern eine große Schüssel mit saftigem Hundefutter.“
Wie aufs Stichwort gab der Hund ein langes, lautes Winseln von sich. Rebecca lächelte und tätschelte seinen Kopf. „Na gut, dann komm mal mit. Und ich sehe zu, was ich für dich tun kann.“
Beide Hände mit Plastiktüten beladen, signalisierte sie dem Tier, ihr auf die Veranda zu folgen.
„Aber nur eine Weile“, warnte sie ihn, als er mit wild wedelndem Schwanz an ihr vorbeischoss.
Als sie gestern vor der Beerdigung kurz hier gewesen war, hatte sie in einer kleinen Vorratskammer einen Stapel Hunde- und Katzenfutter entdeckt. Sie leerte zwei Packungen in eine Plastikschüssel, die sie auf den Boden stellte.
Während der Hund sich hungrig darüber hermachte, verstaute Rebecca das verderbliche Essen im Kühlschrank. Alles andere fand im Regal Platz.
Nach getaner Arbeit hatte auch der Hund den Napf leer gefressen und sah zu ihr auf, den Kopf neugierig zur Seite geneigt. Zweifellos verstand er nicht, weshalb sein Frauchen weg war.
Wie traurig. Rebecca versuchte, sich den Hund zusammen mit ihrer Tante vorzustellen. Das war sehr schwer, da sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie Gertrude ausgesehen hatte. Im Haus gab es keine Fotos von ihr. Und noch im Tod hatte sie die Öffentlichkeit gescheut und ihrem Anwalt die Anweisung hinterlassen, ihren Sarg geschlossen zu halten.
Wenn Gertrude und Gwyn eineiige Zwillinge gewesen waren, dann wäre sie klein und dunkelhaarig gewesen, hätte braun-grüne Augen und ein eckiges Gesicht gehabt. Ihre Mutter hatte es jedoch nicht für nötig befunden, ihr mehr über ihre Schwester zu erzählen. Rebecca konnte also nur raten und musste sich Gertrudes Aussehen vorstellen.
Um nicht länger den Verlust zu betrauern und schon wieder weinerlich zu werden, begann Rebecca mit dem Hund zu sprechen. „Ich habe keine Ahnung, wie du heißt. Furry? Smiley? Buddy? Nein. Das passt alles nicht. Wie wär’s mit Beau? In der Grundschule kannte ich mal einen Jungen, der Beau hieß. Der hatte auch so umgebogene Ohrenspitzen, genau wie du. Aber er war nett, und ich mochte ihn gern.“
Der Hund antwortete mit einem erneuten Jaulen und schob den Kopf unter Rebeccas Hand. Lächelnd kraulte sie ihn liebevoll hinter den Ohren. „Okay, Beau. Dann wollen wir mal sehen, ob wir mit dem Hausputz beginnen können.“
Eine Woche später war Jake im Marino’s Futter und Ranchbedarf, um mehrere Hufeisen zu kaufen, als er hörte, wie eine weibliche Stimme leise seinen Namen rief.
Er drehte sich um und war schockiert, Rebecca Hardaway zu erblicken, die nur wenige Schritte von ihm entfernt stand. Was hatte sie in einem Laden zu tun, der hauptsächlich von Ranchern und Farmern besucht wurde? Und was noch wichtiger war: Weshalb war sie noch immer in New Mexico?
Sein Herz schlug auf einmal schneller und ein Gefühl der Freude hallte durch seinen Körper. „Hallo, Rebecca.“
Er ging auf sie zu, bis sie sich in der Mitte des staubigen Ganges trafen, der mit Pestiziden und Düngern angefüllt war.
Lächelnd reichte sie ihm die Hand. Er drückte sie, während seine Blicke schnell jede Stelle ihres Körpers erkundeten.
Sie war leger gekleidet und trug Jeans und ein rosafarbenes Kapuzenshirt. Das blonde Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und ihr Gesicht war ganz und gar ungeschminkt. Sie sah frisch, wunderschön und erholt aus.
„Wie schön, Sie hier zu sehen“, gab er zu. „Ich dachte schon, dass Sie die Gegend längst wieder verlassen haben.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe mich entschieden, doch noch eine Weile zu bleiben. Zurzeit wohne ich im Haus meiner Tante.“
Vor Überraschung wäre Jake beinahe die Kinnlade heruntergeklappt. An dem Tag, an dem sie gemeinsam Gerties Haus besucht hatten, schien ihr das Anwesen geradezu gleichgültig gewesen zu sein. Was hatte sie bewogen, ihre Meinung zu ändern? „Oh. Und wie läuft’s?“
Sie lachte. Jake war begeistert von ihrem Lachen. Und noch mehr von dieser anderen, dieser viel zugänglicheren Rebecca.
„Ich habe in meinem Leben noch nie so viel sauber gemacht. Aber es lohnt sich. Das Haus wird langsam zu einem kleinen Schmuckstück. Ich habe beschlossen, jemanden anzuheuern, der mir im Garten hilft. Da liegt viel schwerer Schrott herum, der weggeschafft werden muss. Den Truck habe ich aber in Gang gebracht und meinen Leihwagen zurückgegeben.“
Jake spähte zu den Glasfenstern auf der Vorderseite des Gebäudes, durch die man auf den Schotterparkplatz blicken konnte. Fuhr sie etwa Gerties alten Truck? Das konnte er sich nicht vorstellen. Aber vielleicht hatte sie diese andere Seite schon immer gehabt, und er hatte sie nur noch nicht zu sehen bekommen. Seine Gedanken überschlugen sich. „Das ist schön. Fährt er sich gut?“
Sie nickte stolz. „Großartig. Ich habe ihn von einem Automechaniker durchchecken lassen. Lediglich die Reifen musste ich wechseln lassen.“
„Klingt, als hätten Sie viel zu tun gehabt.“
Wieder lächelte sie. Und als er sie ansah, wurde ihm klar, dass ihr Blick aufrichtig war. Diese Feststellung machte ihn glücklich. Sogar sehr. „Es ist zumindest ein Anfang.“
Jake warf einen kurzen Blick auf die rote Plastiktüte in ihrer Hand. „Sie haben im Futtermittelgeschäft eingekauft?“
„Nur ein paar Dinge für den Hund und die Katzen. Flohhalsbänder, Entwurmungsmittel. Besonders freuen werden sie sich darüber wahrscheinlich nicht, aber ich will, dass sie gut versorgt sind.“ Sie seufzte leise und lächelte zaghaft.
Jake konnte den Blick nicht von ihr abwenden oder sich auch nur vorstellen, ihre Hand loszulassen.
„Ich bin froh, dass ich Ihnen begegnet bin“, sagte sie. „Ich habe mich gefragt, ob Sie mir vielleicht einen Gefallen tun können. Natürlich nur, wenn Sie Zeit haben und zufällig bei meinem Haus vorbeikommen.“
Mein Haus. Sie nannte es bereits ihr Haus? Jake war verblüfft, dass solch eine Kleinigkeit ihn so glücklich machen konnte. Außerdem fragte er sich, ob er irgendeine Krankheit ausbrütete, die sein ganzes Denken aus dem Gleichgewicht brachte.
Er hatte sich schon immer zu Frauen hingezogen gefühlt. In all den Jahren hatte er wahrscheinlich mehr Freundinnen gehabt als Quint Rinder. Doch keine von ihnen hatte ihm ein dümmliches Grinsen aufs Gesicht gezaubert oder ihm das Gefühl gegeben, als würde helles Sonnenlicht ihn durchströmen. „Ich würde Ihnen gern helfen, wenn ich kann“, gab er zurück.
„Das Pferd ist zurückgekommen und hält sich jetzt im Stall auf. In einem Vorratsraum habe ich etwas Futter gefunden, aber ich war mir nicht sicher, wie viel ich ihm geben soll. Mit den Katzen und dem Hund kann ich umgehen, aber von Pferden verstehe ich nichts. Und da fiel mir ein, dass Sie sich damit auskennen. Es wäre zu freundlich, wenn Sie mal einen Blick darauf werfen und sich davon überzeugen könnten, dass alles in Ordnung ist. Vielleicht können Sie mir auch sagen, wie viel ich füttern muss. Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar.“
Der liebe Gott meint es heute wirklich sehr gut mit mir, dachte Jake. Die ganze letzte Woche hatte er vergeblich versucht, diese Frau aus dem Kopf zu vertreiben. „Klar“, entgegnete er so beiläufig wie möglich. „Ich wollte heute Abend sowieso zur Apache Wells fahren. Wäre Ihnen das früh genug?“
Sie lächelte. „Das wäre wundervoll.“
Rebecca war im Stall, um das Pferd in das Trockengehege zu bringen, als Jakes weißer Truck in der Einfahrt erschien. Schon kurz darauf rannte sie quer über den Hof und rief dabei seinen Namen.
„Jake, ich bin hier hinten!“
Er erspähte sie sofort und änderte schnell seine Richtung.
Sie verharrte am Fleck und begutachtete seinen kraftvollen Gang, bis er sie schließlich erreicht hatte. Heute Abend hatte er sein Jeanshemd gegen ein kariertes, mit Außentaschen und perlenbesetzten Druckknöpfen an den Ärmeln ausgetauscht.
Er sah sehr westernmäßig und ausgesprochen attraktiv aus. Und als er sie anlächelte, schlug ihr Herz wie eine außer Kontrolle geratene Trommel.
„Gerade wollte ich zum Haus“, sagte er. „Ich dachte, dass ich Sie dort finde.“
Rebecca konnte nicht verhindern, dass sich ihre Lippen zu einem breiten Lächeln verzogen. Sie verstand selbst nicht genau, weshalb, aber sein bloßer Anblick machte sie glücklich. „Ich war im Stall, um das Pferd ins Gatter zu sperren, damit es vor Ihrer Ankunft nicht ausbüxen kann“, erklärte sie. „Möchten Sie gleich einen Blick darauf werfen?“
„Klar. Wir sind sowieso schon halb dort.“
Mit Beau auf einer und Jake auf der anderen Seite ging sie voraus zum Stall. Auf dem Weg dorthin bemerkte Jake die säuberlich aufgeschichteten Müllbeutel, die sie in allen Ecken des Hofs eingesammelt hatte.
„Ich habe versucht, den Schrott wegzuräumen“, erklärte sie. „Gertrude hielt offenbar nichts davon, irgendetwas wegzuwerfen. Nicht einmal, wenn es kaputt war. Ich habe noch nie so viele alte Reifen und verrostete Eimer gesehen.“
„Ich bin überrascht, wie viel besser der Hof gleich aussieht. Und wo wir schon davon sprechen: Ich könnte das ganze Zeug für Sie wegschaffen. Natürlich nur, wenn Sie nicht schon jemanden dafür haben.“
Sie lächelte ihn dankend an. „Das ist nett von Ihnen, Jake. Aber Abe hat mir bereits angeboten, einige seiner Hilfskräfte vorbeizuschicken.“
„Sie haben mit Abe gesprochen?“, fragte er überrascht.