Baccara Collection Band 488

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TAUSEND WETTEN UND EIN KUSS von JULES BENNETT

Tausend kleine Wetten hat Darcy damals übermütig mit ihrem besten Freund Mason abgeschlossen, bis er die Kleinstadt wegen seiner Sportkarriere verließ. Jetzt ist er zurück. War er damals auch schon so sexy? Plötzlich fällt Darcy eine höchst verführerische Wette ein …

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  • Erscheinungstag 06.09.2025
  • Bandnummer 488
  • ISBN / Artikelnummer 9783751530804
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Jules Bennett, Carrie Nichols, Debra Webb

BACCARA COLLECTION BAND 488

Jules Bennett

PROLOG

Mason Clark starrte aus den raumhohen Fenstern seines Penthouses auf die geschäftige Stadt unter ihm. Dort herrschte reges Treiben, Autos rauschten durch die Straßen und Menschen eilten über die Bürgersteige, um ihre Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Für sie alle war die Welt in Ordnung, während er immer noch in seinem verdammten Kopf gefangen war und verzweifelt versuchte, sich von der Verletzung zu erholen, die seine Karriere beendet hatte.

Was sollte er jetzt tun? Er hatte ja nichts anderes gelernt. Er hatte fast zwanzig Jahre lang als Pitcher in der Major League gespielt, davor bei den Minors und im College. Seit er vier Jahre alt war, spielte er Baseball. Er kannte nur ein Leben auf dem Spielfeld. Baseball war sein Leben. Sein Ein und Alles.

Seine Teamkollegen waren für ihn die Familie gewesen. Die Reisen, die Kameradschaft, die Freude über die Siege und die Enttäuschung über die Niederlagen – sein ganzes Lebens hatte sich um seine Karriere und sein Team gedreht. Bis zu diesem Sekundenbruchteil auf dem Spielfeld, der alles verändert hatte.

Mason blinzelte und merkte, dass er immer noch auf dieselbe Stelle des kleinen Cafés an der Ecke starrte. Er musste etwas anderes mit seinem Leben anfangen, als zuzusehen, wie die Welt an ihm vorbeizog und ihn einsam zurückließ. Seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus vor einigen Monaten hatte er sich in seinem Penthouse in Los Angeles verschanzt und sich sogar die Einkäufe liefern lassen und seinen Therapeuten zu sich kommen lassen.

Natürlich war eine Kopfverletzung keine Lappalie, doch er machte Tag für Tag Fortschritte und war schon fast wieder der Alte. Er weigerte sich, etwas anderes zu glauben.

Die Ärzte hatten gesagt, er habe Glück gehabt, aber beinhaltete das Wort Glück nicht etwas Gutes? Er konnte nichts Gutes darin sehen, alles verloren zu haben. Anfangs waren seine Freunde oft vorbeigekommen oder hatten sich gemeldet, doch diese Besuche waren mit der Zeit seltener geworden. Und er wollte sie nicht mit seinem Selbstmitleid nerven und meldete sich daher bei niemandem.

Dalton Allen, der Catcher seiner Mannschaft, war der einzige Teamkollege, zu dem er noch Kontakt hatte. Aber selbst dessen Anrufe ignorierte er manchmal.

Ein Anruf aus der Lobby lenkte seine Aufmerksamkeit von der Welt außerhalb der Glasfenster ab. Er hatte keine Lust auf Gesellschaft, weder heute noch sonst irgendwann.

Seufzend warf einen Blick auf das Display, bevor er antwortete. „Reginald, was gibt es?“

„Ein Einschreiben, dessen Erhalt sie quittieren müssen, Sir“, antwortete der Pförtner. „Soll ich den Kurier hochschicken?“

„Ja, danke.“

Er legte auf und ging den Flur entlang zum Aufzug. Welcher Brief war so wichtig, dass man ihn per Einschreiben schickte? Alle Dokumente zur Beendigung der Verträge mit seinem Team waren längst unterzeichnet. Hatte er etwas übersehen? Sicher hätte ihn sein ehemaliger Agent vorgewarnt, wenn noch etwas auf ihn zukommen würde. Sein Leben war schon ruiniert, also konnte ihn nichts Schlimmeres mehr erwarten. Vielleicht kam der Brief ja von einem unbekannten verstorbenen Verwandten, und es stand darin, dass er Thronfolger irgendeines Zwergstaats war. Im Moment wäre er für jeden Wink dankbar, was in der Zukunft aus ihm werden sollte, da er absolut nicht wusste, was er tun sollte.

Das Geräusch der sich öffnenden Fahrstuhltüren riss ihn aus seinen Gedanken.

„Mr. Clark, Sie müssen bitte hier unterschreiben“, sagte der Kurier, der ihm einen Umschlag sowie ein Formular entgegenhielt.

Mason unterschrieb, der Kurier übergab den Brief und betrat wieder den Aufzug. Schon war Mason wieder allein. Genau wie er es bevorzugte.

Er starrte auf den großen Umschlag und stutzte beim Anblick des Absenders.

Willowvale Springs.

Seit Jahren war er nicht mehr in diesem Ort gewesen. Nicht, seit er von dort weggezogen war, als er in der Minor League angefangen hatte. Kurz darauf war die Major League auf ihn aufmerksam geworden und seitdem hatte er keinen Grund gesehen, zurückzukehren. Der ständige Streit mit seinem Vater wegen des Sports hatte sich endlich ausgezahlt. Seltsam, dass es sich nun anfühlte, als seien die Tage seines Erfolges eine Ewigkeit her. Dafür hatte seine Verletzung gesorgt.

Aber dieser Brief … Mit seiner besten Freundin Darcy hatte er zwar noch Kontakt, aber sie würde ihm nicht so etwas Geheimnisvolles schicken … vor allem, weil er sie seit seinem Unfall von sich gestoßen hatte.

Aber von wem sollte er sonst kommen? Sein Vater war verstorben und seine Mutter kannte er nicht, also gab es keine wirklichen Verbindungen zu diesem Ort. Mason ging zurück in seinen Wohnbereich, direkt zu dem Platz, an dem er eben noch gestanden hatte. Er liebte diese Aussicht auf das Stadtleben. Die Schnelllebigkeit der Stadt war genau das Richtige für ihn, es war, als könnte er sich in der Menge verlieren und sich hier oben verstecken, wo niemand wusste, wie kaputt er war. Er war nur noch eine Hülle des Mannes, der er einmal gewesen war, des Mannes, den er immer gekannt hatte …

Er riss den Umschlag auf und zog ein Dokument heraus. Der Name des Anwalts im Briefkopf sagte ihm nichts. Rasch überflog er das Schriftstück. Als sein Blick auf „Eigentümer der Carson Farm“ fiel, musste er noch einmal ganz von vorne anfangen.

Wie bitte? Er hatte eine Farm geerbt?

Nicht irgendeine Farm, sondern die, auf der er als Jugendlicher jahrelang gearbeitet hatte. Sie gehörte Hank Carson, dem Mann, der von seinem dreizehnten bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr ein fester Halt in Masons Leben gewesen war. Die Farm war ein Rückzugsort für ihn gewesen, als er ihn am meisten gebraucht hatte, ganz zu schweigen von dem Geld für weitere Baseballstunden, Camps und neue Handschuhe, das er dort verdient hatte. Und die Farm hatte ihm die Arbeitsmoral vermittelt, die er auch in seiner Karriere beibehalten hatte.

Doch warum hatte Hank die Farm an Mason vererbt?

Ein Anflug von Schuldgefühlen beschlich ihn und verdrängte den Schock über den Brief. Hank war offensichtlich verstorben und Mason hatte es nicht einmal mitbekommen.

Er schaute wieder aus dem Fenster, als graue Wolken über der Stadt aufzogen, die er seit sieben Jahren sein Zuhause nannte – acht Jahre, um genau zu sein. Ein weiterer Schicksalsschlag, der nicht leicht zu verdauen wäre. Aber er war jetzt stolzer Besitzer einer Farm in Wyoming.

Und es sah ganz so aus, als wäre dies der Wink, der ihm sagte, wie es weitergehen sollte.

1. KAPITEL

Eine Woche später

„Ich hab mich schon gefragt, wann du endlich kommst.“

Mason riss den Blick von dem baufälligen Haus los, das er seit dreißig Minuten angestarrt hatte. Er war gerade aus seinem SUV gestiegen, als die vertraute Stimme hinter ihm erklang. Er war so in seine Vergangenheit vertieft gewesen, dass er nicht einmal gehört hatte, dass sich ein Wagen genähert hatte.

„Ich bin jeden Tag mehrmals vorbeigefahren, um nachzusehen, ob hier ein schickes Auto steht, weil du natürlich nur mit sowas vorfahren würdest.“

Darcy Stephens stand neben ihrem alten Pickup mit den Händen in den Taschen ihres langen Daunenmantels, während die verschneite Luft von Wyoming um sie herumwehte. Mit ihrer weißen Strickmütze auf dem Kopf und ihrer bezaubernden Schildpattbrille wirkte sie jünger als zweiunddreißig und fast ein bisschen unschuldig.

Und sexy, schoss direkt durch seinen Kopf und er hasste es, dass sie nach all der Zeit immer noch diese Wirkung auf ihn hatte. Er hatte gehofft, dass die Zeit und der Abstand diese unterschwelligen Gefühle für seine beste Freundin ausgelöscht hätten. Offensichtlich nicht, was absolut lächerlich war. Sie waren nie über die Grenzen der Freundschaft hinausgegangen oder intim miteinander geworden. Das Risiko, ihre Freundschaft dadurch aufs Spiel zu setzen, war ihm zu groß. Denn er hatte sie sowohl während seiner turbulenten Teenagerzeit als auch während seiner bewegten Karriere immer als seine Freundin gebraucht.

Jetzt, wo er sie ganz nah bei sich hatte, konnte Mason nicht auf Abstand bleiben. Er überquerte den verschneiten Hof und breitete seine Arme aus. Sofort kam Darcy auf ihn zu und drückte ihn so fest, dass er sich in die Zeit zurückversetzt fühlte, als er beschlossen hatte, in der Minor League anzufangen und sie ihm gesagt hatte, sie ihn nicht gehen lassen wollte.

Beim Gedanken an diese glückliche Zeit wurde ihm ganz warm ums Herz. Vielleicht war es gar nicht die schlechteste Idee, hierher zurückzukommen, auch wenn Hanks Testament ihn quasi dazu gezwungen hatte. Damals hatte er es kaum erwarten können, die Stadt zu verlassen, um seine Träumen zu verwirklichen und der Negativität und dem Spott seines Vaters zu entkommen. Willowvale war immer ein dunkler Punkt in seinem Leben gewesen und der einzige Lichtblick war Darcy gewesen.

Sie verkörperte immer noch alles, was an diesem Ort gut gewesen war. Sie war immer das Licht in seinem Leben gewesen und hatte ihm Halt gegeben, wann immer er ihn gebraucht hatte. Und er hatte sie in den vergangenen schweren und düsteren Monaten zurückgewiesen. Das hatte sie nicht verdient, nicht, nachdem sie ihn unterstützt hatte, solange er sich erinnern konnte. Sie hatte zu ihm gehalten, als niemand sonst es getan hatte.

„Darcy, es tut mir leid.“

Sie legte ihre Arme fester um ihn. „Nicht jetzt. Ich bin einfach froh, dass du hier bist.“

Die schwere Last der Schuldgefühle, die er mit sich herumtrug, ließ ein wenig nach. Natürlich wollte Darcy ihn immer noch trösten und liebte ihn bedingungslos. Sie scherte sich nicht um eine Entschuldigung, aber ihm war das wichtig.

Doch dafür wäre später noch Zeit. Im Moment musste er sich überlegen, was er mit der alten Farm machen sollte, die er geerbt hatte. Der einst florierenden Farm, die jetzt wie ein Haus aus einem Horrorfilm aussah.

„Das ist ja zu einer Bruchbude verkommen“, murmelte er. „Und es ist verdammt kalt.“

Darcy lachte. „Ja, sie ist heruntergekommen, und ja, in Wyoming ist es im Winter kalt. Willkommen zu Hause.“

Sie löste sich von ihm, legte ihm die Hände auf die Schultern und schaute mit ihren großen Augen zu ihm auf. „Seit wann starrst du das Haus an und überlegst, ob du Reißaus nehmen sollst?“

„Seit ich angekommen bin.“ Mason ließ sie los und stieß einen Seufzer aus, als er sich das Haus erneut ansah. „Was ist denn hier passiert? Hank ist doch noch gar nicht so lange tot, oder?“

„Er ist vor ein paar Monaten gestorben. Nach Ediths Tod hat er einfach aufgehört, sich um alles zu kümmern. Sie haben sich so sehr geliebt und ihre Krankheit hat ihn komplett in Anspruch genommen. Ohne sie hatte er nichts, wofür es sich zu leben lohnte.“

Mason konnte nicht glauben, dass der mürrische, aber gutmütige Riese sich so hatte gehen lassen können. Aber Mason verstand das ganze Konzept der Liebe sowieso nicht. Zwischen seinem Vater und seiner Mutter hatte es keine starke Bindung gegeben, deshalb war sie auch abgehauen, bevor Mason eingeschult worden war. Sein Vater hatte nur sich selbst geliebt, sodass selbst für seinen Sohn kein Platz gewesen war. Nein, Mason wusste nicht, was ein solcher Verlust mit einem Menschen anstellen konnte. Er konnte nicht nachvollziehen, dass ein Teil eines Menschen mit seinem Partner sterben konnte. Denn er hatte noch nie jemanden so sehr geliebt, dass er dachte, ohne ihn nicht leben zu können. Nichts hatte ihn jemals so erfüllt wie das Baseballspielen. Deshalb wusste er, wie es war, wenn es nichts gab, wofür es sich zu leben lohnte. Diese innere Leere war sehr beängstigend.

„Also, was hast du vor?“, fragte sie.

„Meinst du jetzt oder auf lange Sicht?“

„Beides.“

Mason plante normalerweise alles in seinem Leben sorgfältig, aber im Moment war das nicht so. Er hatte nicht über das bloße Herkommen hinausgedacht. Nie im Leben hätte er geahnt, dass er zu dieser Farm zurückkehren und nur den Schatten von dem sehen würde, was sie einmal gewesen war. Der erbärmliche Zustand der einst florierenden Farm traf ihn ins Mark, was ihn ärgerte, weil es verriet, dass ihm das alles viel zu nah ging.

Die Parallele zwischen seinem Leben und diesem Ort war ihm nicht entgangen. Aber er konnte einer heruntergekommenen Farm kein neues Leben einhauchen, nicht, wenn ihm das tägliche Leben so viel Kraft abforderte.

„Ich würde gern etwas zu Mittag essen. Am liebsten im Warmen“, antwortete er schließlich. „Ich bin heute Morgen sehr früh aufgebrochen.“

Darcy richtete ihre Aufmerksamkeit auf ihn. „Du bist nicht geflogen?“

Mason schüttelte den Kopf. „Ich bin vor drei Tagen losgefahren und habe die ganze Strecke mit dem Auto zurückgelegt.“

Darcy blinzelte und schnaubte. „Du weißt schon, dass ich dich hätte abholen und in ein paar Stunden herbringen können.“

Ja, Mason wusste sehr wohl, was für eine tolle Frau seine Darcy geworden war. Mit siebzehn hatte sie ihren Pilotenschein gemacht und war in der Branche langsam, aber sicher sehr weit gekommen. Inzwischen bot sie private Charterflüge an und er war unglaublich stolz auf diese erfolgreiche Geschäftsfrau. Er erinnerte sich noch gut daran, wie sehr ihren Eltern ihre Pläne missfallen hatten. Sie waren seinem Vater so ähnlich. Darcys Eltern waren der Meinung gewesen, dass ihr „Hobby“ Geld- und Zeitverschwendung war, und sie war fest entschlossen gewesen, ihnen das Gegenteil zu beweisen.

Er wusste genau, dass eine SMS von ihm genügt hätte, damit sie ihn in L.A. abgeholt und nach Hause geflogen hätte. Aber das hatte er nicht gewollt, weil sie nicht das Gefühl haben sollte, sie müsse ein wachsames Auge auf ihn haben.

„Ich brauchte Zeit zum Nachdenken und um alles zu verarbeiten“, erklärte er. „Ich habe nicht vor, hier zu bleiben, aber was zum Kuckuck soll ich mit diesem Haus anfangen?“

Darcy zuckte mit den Schultern. „Da kann ich dir nicht helfen, aber ich kann dich in den neuen Pub der Stadt bringen. Sie haben gutes Bier und die besten Hähnchenflügel.“

Zu jeder anderen Zeit in seinem Leben hätte das fantastisch geklungen, aber so einfach war es nicht.

„Ich darf wegen meiner Medikamente keinen Alkohol trinken.“ Er tippte sich an den Kopf. „Ich bin immer noch nicht ganz wiederhergestellt.“

Blitzschnell griff Darcy nach seiner Hand und hielt sie fest. „Dann bestellen wir eben Hähnchen und Softdrinks.“

Er musterte sie und erwartete, Mitleid oder etwas Ähnliches zu sehen. Aber da war nichts. Nichts außer Freundlichkeit und der Freundin, der er sich stets anvertraut und die er immer angebetet hatte. Verdammt noch mal. Er wollte nicht, dass die Rückkehr in diese Stadt ein warmes Gefühl in ihm auslöste, aber wie sollte er etwas anderes fühlen, wenn er mit Darcy zusammen war?

„Ich fahre“, sagte er.

Darcy runzelte die Stirn. „Du weißt nicht mal, wo der Pub ist.“

„Den finde ich bestimmt innerhalb von zehn Minuten“, erwiderte er. „Die Stadt ist ja nicht so groß.“

„Zehn Minuten? Abgemacht. Was bekomme ich, wenn du verlierst?“

Mason legte seinen Arm um ihre Schultern, während er sie zur Beifahrertür führte. „Ich verliere nicht, aber nenn einfach deinen Einsatz. Was willst du?“

„Kann ich das später entscheiden und ihn bei Bedarf einsetzen?“

Mason hielt inne, als er nach der Tür griff. „Das klingt riskant, aber ich vertraue dir. Abgemacht.“

Als er ihr in den Wagen half, musste Mason lächeln. Genau wie in alten Zeiten. Sie hatten schon immer kleine Wetten abgeschlossen. Vielleicht waren solche alten Gewohnheiten genau das, was er brauchte, um ein neues Kapitel in seinem Leben zu beginnen … wo auch immer das hinführen würde.

Darcy konnte kaum glauben, dass er zurück war. Eigentlich hatte sie erwartet, dass er einen Assistenten oder einen Makler schicken würde, der sich um die Farm kümmerte. Mason war nicht mehr in Willowvale Springs gewesen, seit sein Traum wahr geworden war und er in die Minor League berufen worden war. Natürlich hatte sie ihn im Laufe der Jahre besucht und war zu einigen Spielen gegangen. Denn sie waren in all der Zeit enge Freunde geblieben. Sie war mit Tanner, einem Mann aus der Gegend, zusammen gewesen. Vor kurzem hatte sie mit ihm Schluss gemacht. Allerdings hatte Tanner die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sie es sich anders überlegen würde. Ihre Beziehungen hatten nie besonders lange gehalten. Es freute sie, dass Mason zurück war, auch wenn es nur vorübergehend war und er von einer Zwangslage dazu bewegt worden war.

Sie war am Boden zerstört gewesen, als er weggegangen war, um seinen Traum zu verwirklichen und eines Tages in der Major League zu spielen. Damals hatte sie wütend auf ihn sein wollen, weil er sie verlassen hatte, aber natürlich war ihr das nicht gelungen. Er hatte endlich die Chance seines Lebens bekommen und sie war so verdammt stolz auf ihn gewesen, dass sie wochenlang strahlend herumgelaufen war.

Mason war nicht mehr der Mann, der er gewesen war, als er weggegangen war. Er strahlte eine Selbstsicherheit aus, die ihr gefiel.

Nun, nachdem er das Schild des Pubs entdeckt hatte, fuhr Mason schnell auf den nahe gelegenen Parkplatz. Sie stiegen aus und gingen den kurzen Weg zum Pub. Mason hielt ihr die Tür auf. Darcy tätschelte seine Wange, als sie an ihm vorbeiging.

„Dreizehn Minuten.“

Er brummelte, dass der Pub in einer Seitengasse versteckt sei und er sein Navi nicht benutzen durfte, doch Darcy lachte nur.

Sie fand es schön, dass sie so leicht ihre alten Rituale wiederaufnehmen konnten, als ob kaum Zeit vergangen wäre. Leider war aber zu viel Zeit vergangen und zu viel passiert, als dass alles beim Alten geblieben wäre.

So gerne sie ihn im Moment ausfragen wollte, musste sie sich doch beherrschen. Nach seinem Unfall hatte er sich zurückgezogen und sogar ihre Nachrichten nicht beantwortet. Der Sturkopf dachte wahrscheinlich, dass seine Probleme verschwinden würden, wenn er alles und jeden mied. Zweifellos wollte er sich in ein Loch verkriechen und die Welt ausblenden. Aber wenn er dachte, sie würde ihm das durchgehen lassen, hatte er sich gewaltig geirrt. Wäre er nicht zurückgekommen, um sein Erbe anzutreten, wäre sie in sein schickes Penthouse in L. A. marschiert und hätte verlangt, ihn zu sehen. Auf keinen Fall würde sie ihn das alles alleine durchstehen lassen … obwohl er genau das wollte.

Sie würde ihn jetzt nicht allein lassen, so wie sie ihn auch nicht allein gelassen hatte, als seine erste Freundin ihn für den Quarterback ihres Highschool-Footballteams verlassen hatte. Egal, was passierte, sie waren immer füreinander da. Er würde darauf bestehen, das Gleiche für sie zu tun. Denn sie waren ein eingeschworenes Team. Und gerade in seiner aktuellen Situation, mit der Verletzung und den Konsequenzen, musste sie ihm beweisen, dass sich daran nichts geändert hatte.

Darcy erinnerte sich noch gut daran, wie sie das Spiel live im Fernsehen gesehen hatte, als der Schläger den Ball direkt auf den Pitcher warf – und auf Masons Kopf. Er war sofort zu Boden gegangen. Während der Werbepause hatte sie ängstlich den Atem angehalten und wusste, dass es schlimm war, als die Pause länger als gewöhnlich dauerte. Das war der beängstigendste Moment in ihrem ganzen Leben gewesen … noch schlimmer als ihre erste eigenständige Landung mit der Cessna.

„Wo möchtest du sitzen?“, fragte er.

Darcy schaute sich in dem belebten Pub um und bevor sie antworten konnte, drehten die Leute ihre Köpfe, um zu sehen, wer gerade hereingekommen war. Einige ältere Leute kannten Mason noch aus seiner Jugendzeit, aber die Teenager hier sahen einen Helden, den sie noch nie getroffen hatten.

„Vielleicht sollten wir woanders hingehen“, murmelte er ihr ins Ohr.

„Nein.“ Sie bemerkte die Angst in seinen Augen. Beinahe hätte sie nachgegeben, aber sie beschloss, dass Strenge angebracht war. Er hätte dasselbe für sie getan.

„Wir bleiben. Du kannst dich nicht ewig verstecken.“

Der Mason, den sie gekannt hatte, würde niemals vor irgendetwas davonlaufen. Er hat sich immer selbstbewusst verhalten. Seine Kopfverletzung hatte offensichtlich mehr durcheinandergebracht, als sie angenommen hatte. Aber darum würde sie sich später kümmern. Jetzt würden sie erst mal zu Mittag essen und sich unterhalten.

„Mr. Clark.“

Darcy blickte sich um und entdeckte den zehnjährigen Sohn des Pub-Besitzers, Carter. Carter war hier im Betrieb seines Vaters aufgewachsen und half nach der Schule oft aus.

„Hey, Kumpel“, sagte Mason und lächelte sofort, als er den Jungen begrüßte. „Nenn mich Mason.“

Carters Augen weiteten sich. „Ich kann nicht glauben, dass du wirklich hier bist. Mein Dad hat gesagt, dass ihr zusammen zur Schule gegangen seid, aber ich habe ihm nicht geglaubt.“

Mason lachte und schaute sich um. „Wer ist dein Vater?“

„Gabe Winn“, erklärte Darcy und deutete zur Theke. „Erinnerst du dich an ihn?“

Mason richtete seine Aufmerksamkeit auf den hinteren Teil des Pubs, wo Gabe eine Hand hob und winkte, bevor er sich ein Glas schnappte und es mit einem Bier aus dem Zapfhahn füllte.

„Du kennst meinen Vater also wirklich?“, fragte Carter.

„Wir haben zusammen Baseball gespielt, als wir so alt waren wie du, bis dein Vater ins Footballteam wechselte“, berichtete Mason. „Er war der beste Quarterback, den die Stadt je gesehen hat.“

Darcy beobachtete, wie Carter Mason zu einem Tisch im hinteren Teil des Lokals führte. Sie wusste, wie populär er war, aber sie hatte sich so sehr an seinen Status gewöhnt, dass sie vorübergehend vergessen hatte, wie er auf andere wirkte. Sie war so verdammt froh, dass er endlich nach Hause gekommen war. Und sie wollte wissen, wie es ihm ging, denn er war immer sehr vage oder wies ihre Fragen in ihren Nachrichten oder Anrufen ab. Entweder wollte er nicht, dass sie sich Sorgen machte, oder er verleugnete seine Verletzung und das Ende seiner Karriere … oder wahrscheinlich beides.

Mason setzte sich an den Tisch, vor dem Carter stehen geblieben war.

Darcy klopfte ihm auf die Schulter. „Wenn es deinem Vater nichts ausmacht, kannst du dich zu uns setzen“, bot sie an.

„Oh, Mann. Ernsthaft?“ Er warf einen Blick über seine Schulter zu seinem Vater. „Kann ich mich zu Mason und Darcy setzen, Dad?“

Gabe lachte und nickte. „Nachdem du ihre Bestellung aufgeschrieben und in die Küche gebracht hast.“

Carter drehte sich wieder um. „Ihr braucht Speisekarten. Moment.“

„Nicht nötig“, sagte Mason. „Ich habe gehört, dass ihr die besten Hähnchenflügel habt. Bring uns bitte zwei Portionen davon und für mich noch eine Cola.“

„Ich nehme einen Eistee“, sagte Darcy.

Carter huschte davon, zweifellos begierig darauf, zu ihrem Tisch zurückzukehren.

Zu sehen, wie Mason mit dem Kind umging, machte ihn nur noch attraktiver. Wie konnte sie den Mann nicht bewundern? In ihren Augen hatte er keine Schwächen. Oder vielleicht ignorierte sie alles, was negativ sein könnte, nur weil er wieder da war und sie endlich wieder Zeit mit ihm verbringen konnte.

Mason unterhielt sich ganz entspannt mit einem kleinen Jungen und ließ sich seinen Ruhm nicht zu Kopf steigen. Er war immer noch der Typ, der seinen Job nur aus Liebe zum Sport machte und nicht wegen des Geldes oder der Anerkennung.

„Ich hoffe, das war in Ordnung.“ Darcy stützte ihre Ellbogen auf dem Tisch ab. „Ich hätte fragen sollen, ob es dich stört, wenn er sich zu uns setzt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er ein Fan ist.“

Sie zogen beide ihre Mäntel aus und legten sie auf die Sitze neben sich. Mason schob die Ärmel seines Pullovers hoch und entblößte die Tattoos, die sie schon gesehen hatte – und einige, die sie noch nicht kannte. Sie spürte, wie sich bei seinem Anblick ein warmes Kribbeln in ihrem Bauch ausbreitete. Woher kam das? Sie waren nur Freunde, die sich austauschen wollten. Das war alles.

„Das ist der beste Teil des Jobs. Die Kinder, weißt du?“ Mason fluchte leise. „War. Das war der beste Teil des Jobs. Ich finde es schön, Fans zu treffen, vor allem Kinder.“

„Du spielst vielleicht nicht mehr, aber du bist immer noch ein Spieler der Major League. Nichts kann dir das jemals nehmen.“

„Alles wurde mir genommen“, grummelte er. „Aber darüber will ich nicht reden.“

Eine Emotion, die sie noch nie gesehen hatte, blitzte in seinem Gesicht auf. Sie konnte sich nicht vorstellen, mit welchen Gefühlen er zu kämpfen hatte und welche Sorgen er sich zweifellos um die Zukunft machte. Sie war zuversichtlich, dass er wieder auf die Beine kommen und eine Aufgabe im Leben finden würde, die so erfüllend war wie Baseball, aber er wollte jetzt keine Motivationsrede hören, also würde sie sich das sparen.

„Wie sieht es bei dir aus?“, fragte er. „Der Typ, mit dem du zusammen warst, und das neue Geschäftsprojekt. Lass uns darüber reden.“

Darcy zuckte innerlich zusammen. „Nein, lass uns nicht darüber reden.“ Denn beides waren absolute Katastrophen.

„Oh, so gut läuft es also?“ Er lächelte sie aufmunternd an. „Das letzte Mal, als wir gesprochen haben, hatte Tanner gerade dein Haus verlassen. Wie lange ist das her, ein paar Tage?“

„Er ist gegangen, weil ich Schluss gemacht habe, was ich schon viel eher hätte tun sollen, aber ich habe immer auf dieses Knistern gewartet.“

Mason sah sie fragend an. „Aber da war nichts?“

Darcy schüttelte den Kopf. „Ich hatte das Gefühl, ich würde meinen Bruder küssen.“

„Du hast keinen Bruder.“

„Eben.“ Sie lachte. „Trotzdem war da gar nix.“

Er wollte gerade etwas sagen, als Carter zurück an den Tisch kam. „Erzähl mir den Rest später“, murmelte Mason und machte dem Jungen Platz.

Darcy schürzte ihre Lippen. „Aber erst reden wir über dich. Abgemacht?“

„Wir werden nicht über mich reden“, konterte er.

„Willst du wetten?“, fragte sie. „Du hast heute schon eine Wette verloren. Ich an deiner Stelle würde mir das überlegen.“

Carter lachte. „Zankt ihr eigentlich immer so?“

„Oh, wir zanken nicht“, korrigierte Darcy. „Wir wetten gerne. Das machen wir schon seit dem Kindergarten. Da hat er gewettet, dass ich es nicht schaffe, ganz nach oben auf das Klettergerüst zu kommen, ohne runterzufallen.“

„Und, wer hat die Wette gewonnen?“, wollte Carter wissen.

„Ich natürlich.“ Darcy zeigte auf sich selbst. „Ich bekomme immer, was ich will, und ich hasse es, zu verlieren.“

„Lass dich von ihr nicht anlügen“, mischte sich Mason ein. „Sie hat schon oft verloren.“

Carter und Mason fingen an zu plaudern und über Baseball zu reden.

Darcy beschloss, die Gelegenheit zu nutzen, um ihre E-Mails zu überprüfen, denn sie hoffte auf neue Aufträge. Sie wollte ihr Geschäft so gerne über diese kleine Stadt hinaus zu etwas Größerem ausbauen.

Ihre Liebe zum Fliegen stammte aus ihrer Zeit als Teenager, als sie einen Weg gesucht hatte, der Realität zu entkommen. Oben in der Luft zu sein und die Welt unter sich zu sehen, schien alle Sorgen und Probleme verschwinden zu lassen. Schon bei ihrem ersten Flug wusste Darcy, dass der Beruf der Pilotin der einzig richtige Weg für sie war. Sie wollte nicht nur fliegen, sondern auch ihr eigenes Unternehmen haben. Aber die Branche war hart und ihr Ziel lag noch in weiter Ferne.

Im Moment teilt sie sich ein Flugzeug mit einem anderen Piloten. Das war nicht ideal, aber nur so konnte sie es sich leisten, für ein eigenes Flugzeug zu sparen. Sobald sie das erreicht hatte, konnte sie ihr eigenes Unternehmen gründen, wo immer sie wollte.

Ein Teil von ihr war ein bisschen eifersüchtig, dass Mason sich ein Leben außerhalb von Willowvale Springs aufgebaut hatte. Er war diesem Traum nachgejagt und hatte ihn tatsächlich verwirklicht. Und sie war mit ihren zweiunddreißig Jahren immer noch auf der Jagd nach ihrem Traum. Würde sie ihn jemals verwirklichen? Eigentlich hatte sie vorgehabt, längst eine eigene Firma mit Angestellten und einer Flotte für Charterflüge zu haben. Aber ihre Finanzen gaben das einfach nicht her.

Wegen ihrer Karriere und ihres verkorksten Liebeslebens hätte Masons Rückkehr zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als sich in den Erinnerungen zu verlieren, die sie mit ihrem besten Freund teilte, und ihm zu helfen, sich auf seine Heilung zu konzentrieren. Die Renovierung des alten Carson-Anwesens war genau die Ablenkung, die sie brauchte.

2. KAPITEL

Held.

Carter hatte Mason mehr als einmal als seinen Helden bezeichnet. Aber Mason war kein Held. Er war ein Verlierer und zu nichts mehr zu gebrauchen. Der einzige Grund, warum sein Name immer noch in aller Munde war, war, dass die Leute noch über seine Verletzung sprachen … und nicht, weil er so hart gearbeitet hatte, um dorthin zu kommen, wo er war. Niemand interessierte sich für seine Strikeouts, seine Siege oder seinen Cy Young Award für den besten Pitcher der Major League.

Es gab Tage, an denen er sich selbst nicht mehr an diese Zahlen und Auszeichnungen erinnern konnte, obwohl sie doch eigentlich in seinem Gehirn eingebrannt waren. Warum hatte er nur diese Gedächtnislücken? Er wusste, dass die Verletzung in seinem Gehirn vieles durcheinandergebracht hatte, aber –

„Du hast die Abzweigung verpasst.“

Darcys sanfte Stimme drang in seine Gedanken ein und er trat sofort auf die Bremse.

Sein Herz pochte heftig in seiner Brust, weil er so einen blöden Fehler gemacht hatte. Das war wieder einer dieser demütigenden Momente seit seiner Verletzung. Außerdem wollte er nicht, dass sie sich Sorgen machte, was sie aber tun würde, wenn er sich so in seinen Gedanken verlor, dass er sich nicht auf die Fahrt konzentrierte.

„Brauchst du Hilfe, um zurück zur Farm zu finden?“, fragte sie.

„Nein“, schnauzte er. „Ich bin ja nicht komplett beschränkt.“

Verdammt.

Er packte das Lenkrad fester und knirschte mit den Zähnen. Darcy war nicht sein Problem. Diese blöde Verletzung war es und sie war zufällig ins Kreuzfeuer geraten. Er schämte sich sowohl für seinen Fehler als auch dafür, dass Darcy all die hässlichen Dinge mit ansehen musste. Was würde er nicht dafür geben, die Zeit zurückzudrehen und wieder ganz zu sein. Nicht das Gefühl zu haben, dass etwas mit ihm nicht stimmte und dass die ganze Welt sah, wie er zusammenbrach … nicht Darcys Sorge und Mitleid zu spüren.

Aber sie hatte das Herz auf dem rechten Fleck und er konnte ihr nicht böse sein, weil sie sich sorgte.

„Tut mir leid“, brummte er.

Sie legte eine Hand auf seinen Oberschenkel und er zuckte zusammen.

„Ich will kein Mitleid“, knurrte er.

„Gut, denn das bekommst du von mir auch nicht“, schoss sie zurück. „Ich lasse es dir dieses Mal durchgehen, schnippisch und mürrisch zu sein, weil ich nicht weiß, womit ich es zu tun habe.“

Mason richtete seine Aufmerksamkeit auf sie. „Du hast mit gar nichts was zu tun. Das ist ganz allein mein Problem.“

Darcy zog ihre Hand zurück. „Erstens: Ich biete dir kein Mitleid an, weil ich dich gut genug kenne, um zu wissen, dass du das nicht willst. Zweitens: Wenn du glaubst, dass ich dich das allein durchstehen lasse, dann kennst du mich nicht besonders gut. Ich habe dir Freiraum gelassen, ich habe zugelassen, dass du mich ignorierst, aber das alles hört jetzt auf.“

Mason überlegte, was er sagen oder tun sollte. Er wollte seine Wut und seinen Frust nicht an Darcy auslassen. Ihrem verletzten Tonfall nach zu urteilen, hatte sie sich um ihn gesorgt. Aber das war ihm auch nicht willkommen.

Sein Freund Dalton hatte versucht, ihn zu erreichen, während er auf dem Weg nach Willowvale war, aber er war nicht ans Handy gegangen. Er vermisste es, mit seinen Freunden zusammen zu sein, mit den Leuten, die er als Familie betrachtete. Er wusste, dass sie sich wirklich um ihn sorgten, aber sie hatten ihr normales Leben zu führen, während seins immer noch … verdammt, er wusste nicht einmal, in welchem Kapitel er sich jetzt befand.

Das Hupen eines Autos, das ihn überholte, riss ihn aus seinen Gedanken.

Mason legte den Rückwärtsgang ein, während er in den Rückspiegel blickte.

„Ich bin noch nicht bereit zu reden“, gab er zu.

Er wollte nicht als Versager dastehen … vor allem nicht bei Darcy. Sie waren in so vielen Bereichen des Lebens zusammen stark gewesen. Jetzt musste er mehr denn je den Anschein erwecken, dass er sein Leben im Griff hatte und seine Welt nicht völlig zusammengebrochen war und ihn in völliger Verzweiflung zurückgelassen hatte.

Stille erfüllte den engen Raum, als er das Auto wendete und versuchte, sich auf das Abbiegen zu konzentrieren. Er wusste, wo die Straße war. Er hatte sein halbes Leben hier verbracht und hatte jahrelang für Hank gearbeitet. Warum zum Teufel musste er so verdammt viel nachdenken?

„Ich wollte vorhin nicht ausrasten“, sagte er, nachdem er die richtige Abzweigung genommen hatte. „Es ist nur … In meinem Kopf geht eine Menge vor, und jetzt auch noch diese lächerliche Erbschaft. Ich verstehe es immer noch nicht.“

Gut. Vielleicht konnte ihn das Gespräch von seiner Zerrissenheit ablenken.

„Hank hat ein paar Leute mit seinem Testament überrascht. Den Gemischtwarenladen hat Mabel geerbt, da sie ihn schon seit Jahrzehnten leitet. Kahlil hat er die Willowvale Springs Horse Ranch hinterlassen. Als Kahlil zurückkam, haben er und Dray Walker zueinander gefunden und sind jetzt verlobt. Erinnerst du dich an sie? Sie hat auch für Hank gearbeitet.“

Kahlil war auch wieder da?

„Das ist schön. Offen gestanden, weiß ich allerdings überhaupt nicht, was ich jetzt machen soll, wo ich hier bin.“

„Willst auf der Farm wohnen?“

Mason bog in die von Bäumen gesäumte Straße ein, die zu Hanks Anwesen führte. Er stieß einen Seufzer aus und wog seine Optionen ab, von denen es nicht viele gab.

„Ich denke schon. Ich hoffe, das Innere ist in einem etwas besseren Zustand als das Äußere.“

Darcy lachte. „Ich war seit Jahren nicht mehr drinnen, aber ich bin sicher, dass das Haus in Ordnung ist. Hank ist ja erst seit ein paar Monaten tot.“

Mason konnte es immer noch nicht fassen, dass ein so robuster Mann, der so voller Leben gewesen war, einfach verschwunden sein konnte. Aber war das nicht nur eine weitere Erinnerung daran, dass nichts so bleibt, wie es ist, und dass das Leben jederzeit eine drastische Wendung nehmen kann? Er wusste das besser als jeder andere.

„Was ist mit den Tieren passiert?“, fragte er.

„Die sind zu einem der Farmer gebracht worden, mit dem Hank zusammengearbeitet hat“, erklärte Darcy.

Mason hielt vor dem Haus an, dessen trauriger Zustand ihn immer noch erschreckte. Er stellte den Motor ab, fuhr sich mit der Hand über den Kopf und versuchte, sich mit dieser neuen Realität abzufinden. Genau wie sein Leben hatte sich auch alles an Hanks Anwesen verändert.

„Soll ich zuerst reingehen und Bericht erstatten?“ Sie lachte.

Er hatte dieses süße Lachen vermisst. Dieses Geräusch ließ sich nicht in einer SMS wiedergeben. Sie persönlich zu sehen, hatte bereits eine Beruhigung in ihm ausgelöst, die er nicht für möglich gehalten hatte.

„Wir gehen zusammen rein.“ Er drehte sich zu ihr um und stieß einen frustrierten Seufzer aus. „Ich bin wirklich froh, dass du hier bist. Können wir vergessen, dass ich vor einer Minute noch ein Arschloch war?“

„Vor einer Minute?“ Sie schnaubte. „Du bist schon seit dem Kindergarten ein Arschloch. Deshalb finde ich dich auch so unterhaltsam. Aber ich weiß, dass du auch ein Herz aus Gold hast, also behalte ich dich als Freund.“

Mason griff nach ihrer Hand und drückte sie. „Ich lasse mich nicht von jedem ein Arschloch nennen.“

„Ich bin was Besonderes, ich weiß.“

Ja, das war sie. Mehr als ihm je bewusst war, bis er sie vorhin in der Einfahrt stehen sah. Sie sah ihn nur als Mason, nicht als einen Goldesel, wie sein ehemaliger Agent und die Teambesitzer. Auch für seine Sponsoren war er viel wert gewesen, aber das würde sich sicher bald ändern. Bald wäre er ganz weg vom Fenster, weil ein junger Spieler seine Position einnehmen und er selbst in Vergessenheit geraten würde.

„Hey.“ Darcy zog ihn an der Hand und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Verlier dich nicht in deinem Kopf. Kein Selbstmitleid. Kapiert? Dir geht es gut, du erholst dich und bist jetzt Immobilienbesitzer. So einfach ist das.“

Warum musste sie so verdammt logisch sein? Er wollte sauer sein und sich selbst bemitleiden, wie er es verdient hatte.

„Lass uns reingehen und sehen, womit wir es zu tun haben. Dann besorge ich dir ein paar Lebensmittel, damit du alles hast, was du brauchen könntest“, schlug sie vor.

Dieser Satz klang so dauerhaft, als würde er für immer bleiben. Er hatte nicht die Absicht, sich hier wieder niederzulassen. Zugegeben, er wusste nicht genau, was er als Nächstes tun würde, aber ein Kleinstadtfarmer zu sein, kam sicher nicht in Frage. Aber vielleicht würde ihm der Aufenthalt auf der Carson-Farm die Zeit geben, die er brauchte, um herauszufinden, was er als Nächstes tun wollte.

Darcy legte ihr Handy auf den Küchentisch und schaute zu Mason, der aus dem Keller heraufkam. „Die Lebensmittel sind bestellt und in etwa einer Stunde hier“, teilte sie ihm mit. „Ich habe auch Pizza für später bestellt.“

„Du musstest dir doch keine Mühe machen.“

Darcy zuckte mit den Schultern. Sie respektierte seine Grenzen. Wenn er nicht bereit war, immer unter Leuten zu sein, verstand sie das. Aber das bedeutete nicht, dass sie es dauerhaft zulassen würde, dass er sich hier versteckte.

„Ich habe nichts weiter gemacht, als ein paar Telefonate zu führen. Und wie sieht es im Keller aus?“

„Der Wasserboiler ist kaputt, also hab ich nur kaltes Wasser, bis er ersetzt wird.“

„Du kannst bei mir duschen“, bot sie an. „Ach was, wohn doch einfach bei mir.“

Mason schüttelte den Kopf. „Ich brauche die Zeit allein zum Nachdenken.“

„Du warst lange genug mit deinen Gedanken allein.“ Sie verschränkte die Arme und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Tresen. „Kannst du nicht bei mir zu Hause nachdenken? Ich habe genug Platz für zwei Personen.“

„Ich bin im Moment nicht die beste Gesellschaft und ich will meine Probleme nicht wieder an dir auslassen.“

„Na gut. Aber du wirst garantiert bald um eine heiße Dusche betteln.“

Masons gequälter Blick veranlasste sie, den Abstand zwischen ihnen zu verringern und ihre Hände auf seine breiten Schultern zu legen. „Ich bin für dich da, egal was du brauchst“, erklärte sie. „Versteck deine Probleme nicht, um mich zu schützen oder weil du zu stur bist, um zuzugeben, dass du ein Mensch bist.“

Er blickte zu Boden und sie nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände, um ihn zu zwingen, sich auf sie zu konzentrieren. „Hör auf, dich zu verstecken“, forderte sie. „Mir aus dem Weg zu gehen.“

„Ich gehe dir nicht aus dem Weg. Ich bin doch hier, oder?“

Diese Ablehnung schmerzte, sodass sie ihre Hände fallen ließ und einen Schritt zurücktrat.

„Und was ist mit all meinen Nachrichten, die du nicht beantwortet hast, oder den Anrufen, die auf der Mailbox gelandet sind?“, konterte sie. „Du bist nur hier, weil du nichts anderes zu tun hast, als dir zu überlegen, was du mit dieser Farm machen willst.“

Die Muskeln in seinem Kiefer spannten sich an, seine Lippen wurden schmal und Darcy wartete auf weitere Ausreden oder Leugnungen. Sie konnte nicht auf Zehenspitzen um ihn herumschleichen, weil sie Angst hatte, seine Gefühle zu verletzen. Ja, er erholte sich von einer Verletzung, aber er musste trotzdem für sein Handeln geradestehen.

Mason wandte sich ab und rieb sich mit der Hand über seinen Nacken. Sosehr sie auch von der Art und Weise, wie er sie in den letzten Monaten behandelt hatte, verletzt war, musste sie ihren Egoismus beiseiteschieben und einsehen, dass er mit seiner neuen Realität schwer zu kämpfen hatte. Ihr Herz schmerzte für ihn, für das Leben, in das er nun gezwungen worden war.

„Ich bin nicht mehr derselbe Mann, der ich mal war.“ Seine gemurmelten Worte durchschnitten den Schmerz, der ihn zu umhüllen schien. „Ich werde nie wieder Mason Clark sein, der beste Pitcher der Major League.“

Darcy holte zittrig Luft und machte einen Schritt um ihn herum. Er musste sich auf seine Zukunft konzentrieren, auf das, was er jetzt hatte, und sie hatte die feste Absicht, ihm klarzumachen, dass das Ende seiner Karriere nicht das Ende seines Lebens war. Es würde neue Möglichkeiten und andere Abenteuer geben.

„Niemand wird dir deinen Titel wegnehmen“, sagte sie. „Du bist immer noch einer der größten Pitcher, die der Baseball je gesehen hat. Dein Name wird bis ans Ende der Zeit in aller Munde sein. Aber denk doch mal darüber nach, warum du angefangen hast. War es wegen des Ruhmes und der Anerkennung?“

Da er nichts sagte, wusste sie, dass er nicht in der Stimmung für aufmunternde Worte war. Wahrscheinlich hatte er das alles schon von seinem Therapeuten gehört. Er brauchte seine Freundin. Er brauchte eine Ablenkung.

„Zieh deine Jacke an“, befahl sie. „Und komm mit.“

Darcy ging auf die alte Fliegengittertür zu, die zum Hinterhof führte, in der Annahme, dass er ihr folgen würde. Sie war sich nicht sicher, was sie mit ihrem besten Freund und seiner verletzten Seele vorhatte, aber sie wollte ihn diesen Weg nicht allein gehen lassen.

3. KAPITEL

Mason starrte auf den baufälligen Hühnerstall und richtete dann seine Aufmerksamkeit auf Darcy. Sein Blick fiel auf sie, als sie aus der Scheune kam, die schon bessere Tage gesehen hatte, und sein schallendes Lachen durchdrang die Luft. Wahrscheinlich amüsierte er sich über den Vorschlaghammer, den sie über einer Schulter trug, als sie durch den Schnee stapfte.

„Ich hoffe, du benutzt den nicht gegen mich“, rief er.

„Ich benutze ihn überhaupt nicht.“ Sie bahnte sich ihren Weg durch den Hof und legte das Werkzeug auf den Boden. „Du schon. Hau den Stall kaputt. Lass deinen Frust raus und reiß diesen Schandfleck ab. Das ist eine Win-win-Situation.“

Mason betrachtete den Vorschlaghammer und zuckte mit den Schultern. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er das schwere Werkzeug in die Hand und ging näher an die Seite des bröckelnden Gebäudes heran. Mit einem schnellen, kräftigen Schwung schlug Mason das Werkzeug durch das Holz. Er zog den Hammer zurück und tat es noch einmal. Wieder und wieder, bis nicht mehr zu erkennen war, was noch vor wenigen Augenblicken hier gestanden hatte.

„Gut gemacht“, sagte sie mit einem anerkennenden Nicken. „Willst du noch was zerstören, jetzt, wo du aufgewärmt bist?“

„Ich brauche etwas mehr als den hier, um die Scheune niederzureißen“, scherzte er.

„Da hinten steht noch ein alter Schuppen, den wir zusammen einreißen könnten. Ich könnte auch was zum Frust ablassen gebrauchen.“

„Willst du über deinen Ex sprechen?“, fragte er.

Darcy schnaubte. „Nicht wirklich. Aber du wirst ihn schon noch kennenlernen. Tanner läuft mir noch immer hinterher und ist dabei ziemlich hartnäckig.“

Masons Augenbrauen zogen sich zusammen. „Ist er ein Problem?“

„Nein, er ist harmlos. Er ist nur davon überzeugt, dass wir füreinander bestimmt sind. Ich bin mir nicht mal sicher, ob es so was überhaupt gibt, aber wenn, dann bestimmt nicht mit einem Typen, bei dem ich das Gefühl habe, meinen nicht existierenden Bruder zu küssen.“

„Du bist also seine große Liebe?“

Darcy zuckte mit den Schultern. „Das Wort ist zum Glück nie gefallen. Aber er redet über unsere gemeinsame Zukunft. Ich habe so nett wie möglich versucht, ihm zu erklären, dass ich ihn für jemand Besseres freigebe, aber er schwört, dass es niemanden wie mich gibt.“

„Da hat er nicht unrecht.“

Diese Worte jagten ihr einen Schauer über den Rücken. Er sah sie mit seinen dunkelbraunen Augen an und Darcy fragte sich, warum sie diesen Funken und diese Verbindung zu Tanner nicht spüren konnte. Warum fühlte sie sich so sehr zu Mason hingezogen? Lag es daran, dass sie schon so lange keine Zeit mehr mit ihm verbracht hatte? Vermisste sie ihn einfach? Oder steckte vielleicht mehr hinter ihren plötzlichen Gefühlen? Was auch immer der Grund war, sie musste sich beherrschen und ihre Gedanken in Schach halten.

„Nimm den Vorschlaghammer“, sagte sie. „Und komm mit.“

Auf dem Weg zum Schuppen auf der anderen Seite des zugefrorenen Teichs musste sie sich immer wieder vor Augen führen, dass sie nur Freunde waren. Mehr nicht. Mehr konnte es nicht sein.

Vor Jahren, als sie Teenager gewesen waren, hatte sie sich gefragt, ob sie nicht ausprobieren sollten, ob es für mehr reichte als für Freundschaft. Aber sie hatten sich nie geküsst und er hatte nie angedeutet, dass er an mehr interessiert war als an der Beziehung, die sie bereits aufgebaut hatten. Damals hatte sie es geschafft, die Zuneigung, die sie für ihn empfand, zu verdrängen, weil sie wollte, dass er seine Träume verwirklichte und sich durch nichts und niemanden aufhalten ließ.

Und jetzt? Sie war sich nicht sicher, ob sich etwas geändert hatte. Seine Karriere war ins Stocken geraten, aber er war daran gewachsen. Und sie arbeitete auf ihre eigenen Ziele hin. Wenn sie sich auf ihre eigenen Probleme konzentrierte und ihrem Freund bei der Heilung half, würde das vielleicht das ungebetene Verlangen nach dem tollsten Menschen, den sie je gekannt hatte, verdrängen.

Mason zog sich sein verschwitztes T-Shirt über den Kopf und legte es auf dem Küchentisch ab, während Darcy ihre Jacke an den Haken neben der Hintertür hängte. Sie hatten den Schuppen weitestgehend abgerissen und waren trotz der Kälte ganz schön ins Schwitzen gekommen. Es schien fast, als hätte sie mehr Frustration aufgestaut als er, wenn man ihre Schläge betrachtete.

Wer war dieser Typ, der so auf sie fixiert war? Nicht, dass Mason dem Kerl einen Vorwurf machen konnte. Wenn jemand auf der Suche nach einer schönen, starken und unabhängigen Frau war, gab es keine bessere Wahl als Darcy. Aber offensichtlich glaubte sie nicht an die große Liebe, was ihn nicht überraschte. Ihre Eltern hatten sich scheiden lassen, als sie noch klein war, und das ständige Hin und Her hatte sie sehr mitgenommen.

Darcy zog ihr Sweatshirt über den Kopf und faltete es zusammen, bevor sie es auf den Tisch legte. Sie rückte ihre Brille zurecht und drehte sich mit einem breiten Lächeln zu ihm um. Dieses vertraute Lächeln ging ihm durch und durch, und das nicht zum ersten Mal an diesem Tag.

Diese unerwünschten Gefühle und Gedanken mussten aufhören. Er war noch nicht einmal einen Tag zurück in der Stadt und schon war er wieder der Typ, der er in Darcys Nähe immer gewesen war. Jahrelang hatte er sich erfolgreich vor ihrer Anziehungskraft gedrückt, indem er sich mit Baseball und Arbeit beschäftigte. Er konnte sie nicht aus seinem Leben streichen, weil sie seine beste Freundin und Vertraute war. Aber er konnte es auch nicht riskieren, mit ihr intim zu werden und die beste Beziehung, die er je gehabt hatte, zu ruinieren.

Warum ließ er zu, dass sich diese verlockenden Gedanken einschlichen? Warum ließ er zu, dass ihre Beziehung etwas anderes als platonische Gefühle beinhaltete? Auch wenn sie nichts von seiner jahrelangen Verliebtheit in sie wusste, musste er einen Weg finden, damit das aufhörte. Er hatte schon so viel verloren … seine beste Freundin zu verlieren, würde ihn völlig zerstören. Sie war das letzte gute, solide Element in seinem Leben.

„Die Pizza und die Lebensmittel sollten jeden Moment kommen“, sagte sie, während sie ihren Pferdeschwanz zurechtrückte. Ein paar Haarsträhnen schmiegten sich an die zarte Haut ihres Halses und das Tanktop schien jede Kurve zu umschmeicheln.

Er zwang sich, den Blick abzuwenden. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war, sich noch mehr verworrene Gedanken zu machen oder die längste und stärkste Beziehung seines Lebens zu ruinieren.

Darcy streckte ihre Hände hoch über ihren Kopf und reckte sich. „Den Schuppen einzureißen hat gut getan.“

Der kleine Spalt zwischen ihrem Top und ihrer Jeans gab einen Blick auf die nackte Haut frei, von der er wusste, dass sie sich unter seinen Fingerspitzen seidig anfühlen würde. Zum Glück dauerte ihre Dehnung nicht lange, aber sie war lang genug, um seine Fantasie zu beflügeln.

Sie ließ ihren Blick über seinen nackten Oberkörper wandern und ein Gefühl der Begierde machte sich in ihm breit. Verdammt, er kannte sie doch in allen Lebenslagen, warum empfand er jetzt so?

Das war Darcy, und so sicher wie bei ihr hatte er sich seit Monaten nicht mehr gefühlt. Und genau das brauchte er jetzt, ob er es zugeben wollte oder nicht.

Er war einfach schon so lange nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen. Er hatte sich erst auf sein Spiel und dann auf seine Genesung konzentriert. Fast ein Jahr lang hatte er alles Körperliche und Intime beiseitegeschoben und die lange Pause in seinem einst so aktiven sozialen Leben forderte wohl ihren Tribut von seinem gesunden Menschenverstand.

„Du weißt, dass du mich nicht babysitten musst“, sagte er. „Ich vergesse nicht alles und ich bin sicher, dass du andere Dinge zu tun hast.“

Darcy zuckte mit den Schultern. „Ich habe dir schon gesagt, dass ich heute keine Flüge habe und wenn du mich loswerden willst, dann frag einfach.“

„Wenn ich dich loswerden wollte, würde ich dich auf jeden Fall fragen. Ich will nur nicht, dass du das Gefühl hast, du müsstest babysitten.“

„Fangen wir jetzt wieder damit an? Ich will meinen besten Freund sehen. Ich will bestimmt nicht auf einen erwachsenen Mann aufpassen. Wenn ich das wollte, wäre ich immer noch mit Tanner zusammen.“

Mason musste lachen. „Ich kann es kaum erwarten, den Kerl kennenzulernen. Wie bist du überhaupt auf ihn gekommen?“

„Ich habe ihn und ein paar seiner Kumpels zu einem Golfausflug geflogen. Er war anfangs sehr nett und hatte ein paar ziemlich gute Flirtsprüche drauf. Ich bin darauf reingefallen.“

„Und als er dich geküsst hat, hat sich alles geändert?“

Darcy schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht genau. Am Anfang haben die Dates Spaß gemacht und wir hatten keine Erwartungen. Einfach nur ein Picknick oder ein Film. Ganz entspannt und nett. Es hat nie geknistert, aber ich dachte, dass es sich vielleicht entwickeln würde. Ein paar Küsse später wusste ich, dass das nicht der Fall war. Leider dachte er, dass etwas Magisches passiert sei, denn er fragte mich immer wieder, ob ich bei ihm übernachten wolle.“

Mason zuckte innerlich zusammen. Die Vorstellung von Darcy im Bett eines unbekannten Mannes zerrte an seinen Nerven. Das war wirklich lächerlich. Sie war keine Jungfrau, genauso wenig wie er. Doch die Vorstellung, dass jemand anderes sie intimer kannte als er, gefiel ihm gar nicht. Er wusste alles über sie … nur nicht, was sie antörnte. Wie war sie wohl im Bett? Übernahm sie die Kontrolle oder überließ sie sie ihrem Liebhaber? Kuschelte sie danach oder brauchte sie ihren Freiraum? Hatte sie diese eine bestimmte Stelle, die sie in den Wahnsinn trieb? Wie ein Kuss hinter dem Ohr oder auf die Halsbeuge?

Mason murmelte einen Fluch und fuhr mit einer Hand über seinen nackten Oberkörper.

Darcy machte einen Schritt nach vorne. „Geht es dir gut?“

Die Besorgnis in ihrer Stimme und in ihren großen Augen ließ ihn wieder einmal fluchen. Nein, es ging ihm nicht gut. Er wurde von unerwünschten Gedanken überflutet und sie dachte, er hätte ein Problem wegen seiner Verletzung. „Ich könnte einen Tee gebrauchen.“ Er drehte sich zu den Schränken um und suchte nach einer Kanne oder nach übrig gebliebenen Teebeuteln, obwohl er bezweifelte, dass er etwas finden würde. „Meinst du, wir haben hier etwas, um einen zu kochen?“

Er drehte sich wieder zu ihr um und sie kam zu ihm herüber, wobei sich die Sorgenfalten zwischen ihren Brauen vertieften. „Uns fällt schon was ein, aber du hattest einen komischen Gesichtsausdruck und jetzt weichst du mir aus.“ Sie legte den Kopf schief und warf ihm diesen besorgten Blick zu, den er in letzter Zeit viel zu oft gesehen hatte. „Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?“

Nicht einmal ein bisschen.

„Vollkommen in Ordnung“, log er. Zum Glück erlöste ihn ein Klopfen an der Tür. „Sieh du nach, was du für den Tee finden kannst, ich mache die Tür auf. Ich nehme an, du bleibst nach der Pizza noch hier?“

Sie zwinkerte ihm zu und klopfte ihm auf die Wange. „Du wirst mich nicht los.“

Ja, das war genau das, was er wollte und gleichzeitig fürchtete.

4. KAPITEL

„Ich wette, es vergeht keine Woche, in der dich nicht jemand nach einem Autogramm fragt.“

Mason trank einen Schluck Limonade, während sie in dem alten Wohnzimmer auf dem Boden saßen. Die Lebensmittel waren geliefert und weggeräumt worden und kurz darauf war auch ihre Pizza gekommen. Und Darcy hatte in der Abstellkammer ein paar alte Bettlaken gefunden und daraus ein schnelles Teppich-Picknick für ihr Pizza-Essen gezaubert.

„Eine Woche?“, spöttelte er. „Kein Problem. Ich habe nicht vor, das Haus zu verlassen.“

Darcy lehnte sich gegen die Couch und schlug die Beine übereinander. „Du verlässt das Haus“, entgegnete sie. „Du kannst dich hier nicht verstecken. Was in aller Welt willst du denn machen?“

Mason zuckte mit den Schultern und sie wartete darauf, dass er ihr eine gute Ausrede lieferte. Sie hielt seinem Blick stand und z...

Autor

Carrie Nichols
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Debra Webb
<p>Debra Webb wurde in Alabama geboren und wuchs als Tochter von Eltern auf, die ihr beibrachten, dass alles möglich ist, wenn man es nur zielstrebig verfolgt. Debra liebte es schon immer, Geschichten zu erzählen und begann schon mit neun Jahren zu schreiben. Die Farm, auf der sie aufwuchs bot viel...
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