Only You Band 15

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  • Erscheinungstag 02.08.2025
  • Bandnummer 15
  • ISBN / Artikelnummer 9783751532877
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Charlene Sands, Leanne Banks, Marie Ferrarella

ONLY YOU BAND 15

Charlene Sands

1. KAPITEL

Der Himmel über der Worth-Ranch in Arizona leuchtete in einem strahlenden Blau. Die Sicht war so gut, dass man das in der Ferne herannahende Taxi leicht erkennen konnte. Hinter ihm bildete sich eine Staubwolke, die Hunderte Meter weit zu sehen war.

„Scheint so, als würde deine Frau endlich kommen“, meinte Wes Malloy.

Clayton Worth sah dem Taxi entgegen und nickte. Er musste seinem Mitarbeiter nicht sagen, dass Trisha Fontaine nicht mehr lange seine Frau sein würde. Jeder in Red Ridge wusste, dass ihre Ehe vorbei war.

„Gleich musst du dir die Ohren zuhalten“, sagte Clayton und zwang sich, ruhig zu bleiben. Eigentlich sollte es ihm egal sein, dass Trisha ganze drei Tage zu spät eintraf. „Es könnte laut werden.“

Wes lächelte. „Es ist nie einfach, einen Schlusspunkt zu setzen.“

Sein Vorarbeiter gehörte schon seit einer halben Ewigkeit zur Ranch. Er hatte Claytons Vater damals geholfen, die riesige Viehherde aufzubauen. Die Ranch und die Familie waren Rory Worth immer am wichtigsten gewesen. Deshalb hatte er seinen Sohn auf dem Sterbebett gebeten, sich um den Besitz zu kümmern und ihn wiederum an seinen Erben weiterzugeben.

Doch leider hatte Clayton seinem Vater diesen Wunsch bisher nicht erfüllen können. Trisha hatte ihm keine Kinder geschenkt. Außerdem hatte sie ihn beschuldigt, sein Ehegelübde gebrochen zu haben.

Dieser Vorwurf hatte ihm schwer zu schaffen gemacht. Als sie ihn dann einfach verlassen hatte, war er lange nicht damit zurechtgekommen. Die Entscheidung, sich von ihr scheiden zu lassen, war ihm nicht leichtgefallen. Doch als Trisha ihm vor drei Tagen kurz und knapp mitgeteilt hatte, dass sie aus einem wichtigen Grund nicht an der Eröffnung von Penny’s Song teilnehmen konnte, war er sicher gewesen, dass er richtig handelte.

Immer kam ihr etwas Wichtiges dazwischen.

Sie hätte nicht bei der Eröffnung fehlen dürfen. Trotz ihrer Trennung hätte ihr die Stiftung mehr bedeuten sollen. Gemeinsam hatten sie die Initiative für Kinder, die sich von schweren Krankheiten erholten, ins Leben gerufen. Er hätte niemals gedacht, dass Trisha nicht kommen würde.

Sie hatte ihn wirklich enttäuscht.

Seufzend schob Clayton die Hände in die Jeans und näherte sich dem Taxi, das soeben vor ihnen gehalten hatte. Als Trisha ausstieg, starrte er sofort wie ferngesteuert auf ihre endlos langen Beine. Und erinnerte sich daran, wie er seine Noch-Ehefrau das erste Mal bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Nashville getroffen hatte. Seine Bekanntheit als Country-Star hatte ihm damals viele Einladungen beschert.

An diesem Abend war er aus Versehen mit Trisha zusammengestoßen. Hätte er sie nicht aufgefangen, wäre sie gefallen. Leider hatte er dabei ihr Kleid zerrissen. In diesem Moment war etwas Seltsames passiert. Nie zuvor hatte eine Frau Clayton bei der ersten Begegnung so sehr in ihren Bann gezogen. Noch bevor sie gemerkt hatte, was passiert war, hatte er sie zum Abendessen eingeladen. Natürlich hatte sie seine Einladung abgelehnt. Doch sie hatte ihm eine Visitenkarte überreicht, damit er sie kontaktieren konnte, um das zerrissene Kleid zu ersetzen.

Er hatte noch nie eine Herausforderung ablehnen können – vor allem nicht, wenn es um eine schöne Frau ging.

Aber das war lange her.

„Trish.“ Er stellte sich vor sie hin.

„Hallo, Clay“, entgegnete sie sanft.

Als sie seinen Namen aussprach, wurde ihm ganz warm. Es irritierte ihn, dass sie nach wie vor diese Wirkung auf ihn hatte. Seufzend musterte er sie von oben bis unten.

Ein Teil ihrer weißen Bluse war zerknittert und mit Flecken übersät. Er fragte sich, was sie damit angestellt hatte. Aus ihrem schlecht gebundenen Pferdeschwanz schauten verfusselte Strähnen hervor. Auf ihrem Kinn waren Spuren von kirschrotem Lippenstift zu erkennen.

Um es kurz zu sagen: Seine baldige Exfrau sah zwar wunderschön, aber auch leicht verwahrlost aus.

Sie schien seinen kritischen Blick zu bemerken. Kein Wunder, sie hatte schon immer eine schnelle Auffassungsgabe besessen. „Sag nichts. Ich weiß, ich sehe schrecklich aus.“

„Hast du eine anstrengende Reise hinter dir?“

Trisha zuckte mit den Schultern. „In der letzten Zeit werde ich vom Pech verfolgt.“ Sie blickte kurz auf den Rücksitz und wandte sich an den Taxifahrer. „Bitte warten Sie einen Moment.“ Als sie sich wieder zu Clayton umdrehte, war Reue in ihren Augen zu erkennen. „Ich hab ja versucht, dich zu erreichen. Aber ich wollte dir nicht einfach nur auf den Anrufbeantworter sprechen.“

Eigentlich sollte er wütend auf sie sein. Doch im Moment war er nur neugierig, was wohl geschehen sein mochte. Nie zuvor hatte er Trisha so durcheinander erlebt. Was war mit der selbstbewussten, gut organisierten und gepflegten Frau passiert, in die er sich vor drei Jahren verliebt hatte?

„Ich dachte nicht, dass du die Feier verpassen würdest“, sagte er. Trotz ihrer ewigen Streitereien hatten sie sich geschworen, dass sie die Gründung von Penny’s Song gemeinsam erleben wollten.

„Das wollte ich auch nicht“, entgegnete sie. „Und glaub mir, ich habe alles versucht …“

Plötzlich hörte er im Inneren des Taxis ein leises Wimmern. „Was ist das? Bitte sag nicht, dass du dir einen Hund zugelegt hast.“

Ihre Augen wurden größer. Rasch drehte sie sich um. „Oh! Das ist das Baby. Die Kleine wacht auf.“

Ein Baby?

Trisha beugte sich ins Auto, und als sie sich einen Moment später wieder umdrehte, hielt sie ein in eine rosafarbene Decke gehülltes Baby in den Armen. Sie sah es lächelnd an und sprach mit sanfter Stimme: „Ist schon in Ordnung, meine Kleine.“ Nervös blickte sie zu Clayton auf. „Sie ist im Babysitz eingeschlafen.“

Zögerlich machte Clayton einen Schritt auf sie zu. Er war so auf Trisha fokussiert gewesen, dass ihm das Kind auf dem Rücksitz gar nicht aufgefallen war. Neugierig musterte er es. Es hatte blondes Haar und strahlend blaue Augen – genau wie Trisha. Nachdenklich runzelte er die Stirn. Er kannte sich nicht gut mit Babys aus, aber die Kleine musste mindestens fünf Monate alt sein. Trisha hatte ihn vor einem Jahr verlassen. Der Verdacht lag nahe …

Sein Herz hämmerte in seiner Brust. „Wessen Kind ist das?“

Schockiert sah Trisha ihn an. „Nein, Clay. Es ist nicht, wie du denkst. Das Baby ist nicht von dir.“

Verwirrt blinzelte er sie an. Er konnte nicht glauben, dass Trisha sich so schnell einen neuen Mann gesucht hatte.

In den vielen Jahren als Country-Sänger hatte er zahlreiche Frauen getroffen. Manchmal hatte er pausenlos Groupies abwimmeln müssen. Er hatte einen gewissen Ruf besessen. Doch als er Trisha kennengelernt hatte, war mit all dem Schluss gewesen. Kein einziges Mal hatte er sie betrogen. Während all seiner Reisen war er ihr treu geblieben. Selbst nach ihrer Trennung. Und dasselbe hatte er von ihr erwartet.

„Es ist aber dein Baby, oder?“, wollte er wissen.

Sie wurde blass und sah ihn traurig an.

Was hatte sie denn erwartet? Dass er vor Freude Luftsprünge machen würde, wenn sie hier mit dem Kind auftauchte? Dass er die Kleine einfach so akzeptierte? Mittlerweile konnte er die Scheidung kaum noch abwarten.

„Nein, Clay. Ich bin nicht schwanger geworden.“ Sie tat so, als wäre allein der Gedanke vollkommen abwegig, und ihre Stimme klang empört. „Ich habe nichts mit einem anderen Mann gehabt.“

Jetzt war Clayton erleichtert. Er wusste, dass er ihr glauben konnte. Seine Frau war nie eine Lügnerin gewesen. Es freute ihn, dass sie mit keinem anderen Mann zusammen gewesen war. Trotzdem sollte er keinen Freudentanz aufführen, nur weil seine Frau ihn nicht betrogen hatte. Sie hatte genügend andere schlimme Dinge getan.

Skeptisch blickte er sie an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich warte immer noch auf eine Erklärung.“

Trisha atmete tief durch und sah das Baby zärtlich an. „Ich werde sie adoptieren.“

Ungläubig schüttelte er den Kopf. Hatte sie ihm nicht wieder und wieder erklärt, dass sie für ein Kind nicht bereit war? Und hatte sie nicht ständig wiederholt, dass sie Zeit brauchte? Wegen ihrer Eigensinnigkeit war es ihm nicht möglich gewesen, das Versprechen zu halten, das er seinem Vater am Sterbebett gegeben hatte.

„Wie bitte?“, fragte er.

„Clay, können wir im Haus darüber reden? Meggie sollte nicht so lange in der Sonne bleiben.“

Das war das Vernünftigste, das Trisha bisher gesagt hatte. Clayton deutete auf das Haus. „Die Tür steht offen. Geh mit dem Baby vor. Ich zahle das Taxi und kümmere mich um das Gepäck.“

„Danke. Es gibt wirklich viel zu bereden.“ Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe. „Ein Baby stellt alles auf den Kopf. Das habe ich bereits gelernt.“

Trisha hörte Clayton mit dem Taxifahrer sprechen, als sie mit Meggie den von Lilien und Hyazinthen gesäumten Pfad zum Haus entlangging. Alles sah so aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Die großzügige Veranda und die breite Doppeltür vermittelten echten Western-Charme. Als Clayton sie das erste Mal hierhergebracht hatte, war sie von dem prächtigen Anwesen überwältigt gewesen. Doch noch mehr hatte Clayton selbst sie beeindruckt.

Irgendwann hatte er sich Kinder von ihr gewünscht. Den größten Teil ihrer Ehe war Nachwuchs kein großes Thema gewesen. Doch als sein Vater gestorben war, hatte Clayton über nichts anderes mehr gesprochen.

Sein plötzlicher Sinneswandel hatte sie überfordert. Damals war sie für ein Kind nicht bereit gewesen. Selbst jetzt war sie es nicht. Der Gedanke ängstigte sie, so ein kleines Wesen großzuziehen. Sie wollte nicht die gleichen Fehler begehen wie ihre Mutter. Aber als Meggie in ihr Leben getreten war, hatte Trisha sie sofort ins Herz geschlossen.

Sie atmete tief durch und öffnete die Haustür. Als sie eintrat, wurde sie sofort von Erinnerungen übermannt. „Oh, Meggie!“, flüsterte sie.

Einst war sie mit Clayton in diesem Haus glücklich gewesen. Sie vermisste das Leben auf der Ranch. Einen Moment lang stand Trisha in der Tür und dachte über die Vergangenheit nach. Clayton und sie hatten sich hier eine gemeinsame Existenz aufgebaut, doch irgendwann war alles schiefgegangen. Er machte gern nur sie dafür verantwortlich, aber in Wahrheit hatte auch er seinen Teil dazu beigetragen.

Claytons Haushälterin kam in die Empfangshalle und begrüßte Trisha mit einem herzlichen Lächeln: „Mrs. Worth, ich freue mich, Sie wiederzusehen.“ Ihr Blick richtete sich auf das Baby.

„Hallo, Helen. Ich freue mich ebenfalls.“ Um Missverständnissen vorzubeugen, fügte Trisha rasch hinzu: „Ich werde während meines Aufenthalts im Gästehaus wohnen, aber ich …“

„Ja, Clayton hat es mir schon erzählt. Ich habe alles für Sie vorbereitet. Allerdings habe ich nicht erwartet …“

„Ich weiß. Das ist Meggie. Ist sie nicht süß?“

Helens Miene erhellte sich. Sanft streichelte sie den Kopf des Babys. „Sie ist wirklich herzallerliebst.“

Trisha gab der Kleinen einen Kuss auf die Stirn. Die Arme! Sie wusste gar nicht, was um sie herum passierte. Durch das ganze Land war sie mit ihrer neuen Mutter gereist. Und diese Reise hatte bei ihnen beiden Spuren hinterlassen.

Helen schien auf eine Erklärung zu warten, doch Trisha schwieg. Sie wusste, dass Claytons Haushälterin immer auf der Seite der Worths gestanden hatte. Bestimmt missfiel es ihr, dass Trisha ihren Mann verlassen hatte und wieder nach Nashville gezogen war.

„Möchten Sie einen Kaffee?“, erkundigte sich die Haushälterin. „Ich habe gerade welchen gekocht.“

„Nein danke. Ich setze mich ins Wohnzimmer und warte auf Clay.“

Helen nickte und musterte sie kritisch. „Geben Sie mir Bescheid, wenn ich etwas für Sie tun kann.“

Wie wäre es mit einem Babykurs? Trisha könnte Romane darüber schreiben, was sie nicht über Babys wusste. In der letzten Zeit hatte sie in jeder freien Minute Bücher über Neugeborene gelesen.

„Das werde ich“, erwiderte sie. „Und Helen, ich freue mich wirklich, Sie wiederzusehen.“

Die Haushälterin lächelte. „Wenn Sie mich brauchen, finden Sie mich in der Küche.“

Als Trisha das Wohnzimmer betrat, hielt sie einen Moment lang inne. Lang verdrängte Erinnerungen holten sie ein. Sie hatte nicht erwartet, dass es sie so traurig machen würde, in dieses Haus zurückzukehren. Seit fast einem Jahr schob sie die Entscheidung vor sich her. Doch in diesem Moment traf sie die Realität wie ein Schlag.

Clayton und sie hatten sich vor ihrer Trennung ständig gestritten. Eines Morgens, kurz bevor sie auf eine Geschäftsreise gegangen war, erreichte ihre Beziehung den Tiefpunkt. Ihr Streit war so heftig gewesen, dass Trisha wutentbrannt das Haus verlassen hatte. Als sie überraschend noch am gleichen Abend nach Hause zurückgekehrt war, hatte sie eine schicksalshafte Entdeckung gemacht.

An diesem Abend hatte sie Clayton zusammen mit Suzy Johnson auf dem Sofa erwischt. Sie hatten Wein getrunken und miteinander gelacht. Es war unübersehbar gewesen, wie sehr Clayton sich amüsiert hatte. Kein Wunder, dass er davor so abgelenkt gewesen war. Er schien mit den Gedanken bereits bei Suzy gewesen zu sein. Die gute Freundin der Familie hatte es schon immer auf ihn abgesehen.

Trisha knirschte mit den Zähnen und versuchte gleichzeitig, sich zu beruhigen. Sie sollte sich nicht mehr darüber aufregen. Seufzend setzte sie sich auf das Sofa, breitete eine Decke neben sich aus und legte das Baby darauf. Meggie sah sie mit leuchtenden Augen an und streckte vergnügt die Beine aus.

Trisha fiel auf, dass die Windel der Kleinen feucht war. „Verflixt!“, murmelte sie. Sie hatte die Tasche mit den Windeln im Taxi gelassen. Ihre neue Rolle als Mutter überforderte sie eindeutig. Hoffentlich würde sie bald besser zurechtkommen.

Es war nicht einfach, plötzlich so viel Verantwortung übernehmen zu müssen.

„Hab Geduld mit mir, meine Kleine. Ich lerne noch.“

In diesem Moment stolzierte Clayton in seiner gewohnt selbstbewussten Art in den Raum. Trishas Herzschlag beschleunigte sich, während sie ihn beobachtete. Sie konnte nicht leugnen, dass sie ihn nach wie vor attraktiv fand. Damals hatten sie sein markantes Äußeres und sein Charme in den Bann gezogen. Und obwohl sie anfangs gegen ihre Gefühle angekämpft hatte, war sie am Ende seinen Verführungskünsten erlegen. Dabei hatte sie als seine PR-Agentin strikt Privates und Geschäftliches trennen wollen. Einen erfolgreichen Country-Sänger als Kunden zu gewinnen, war ein großer Erfolg für sie gewesen. Deshalb hatte sie den Job nicht aufgegeben, obwohl sich abgezeichnet hatte, dass sie sich in Clayton verlieben würde. Und dann war das Unvermeidliche geschehen.

„Du bist die perfekte Frau für mich“, hatte er vor ihrer ersten gemeinsamen Nacht zu Trisha gesagt. Und damals hatte sie es tatsächlich geglaubt.

Er blieb vor ihr stehen und reichte ihr eine rosafarbene Wickeltasche. „Suchst du danach?“

Geistesabwesend musterte sie seine engen Jeans und sein blaues körperbetontes Hemd. Als sie seinen Hals ansah, musste sie schlucken. Wie gern hatte sie Clayton dort, an dieser Stelle unter seinem Ohr, immer geküsst! Im nächsten Moment schaute sie in seine braunen Augen. Früher hatte er sie allein mit seinen Blicken um den Verstand gebracht. Sie fragte sich, ob er das Gleiche heute mit Suzy Johnson tat.

„Ja, danke“, antwortete sie nur.

Nachdem er die Wickeltasche auf das Sofa gelegt hatte, setzte er sich Trisha gegenüber in einen Sessel und fragte: „Verrätst du mir nun endlich, was hier los ist?“

Sie hatte Clayton bisher nichts von Meggie erzählt, weil sie selbst immer noch nicht ganz glauben konnte, was passiert war. Aber auch, weil sie wusste, wie sehr er sich damals Kinder gewünscht hatte.

Soweit ihr bekannt war, hatte ihm bisher niemand etwas abgeschlagen. Bereits in jungen Jahren war er ein echter Country-Star gewesen. Mit Mitte dreißig hatte er dann das Showbusiness hinter sich gelassen und war an die Spitze des Worth-Imperiums getreten. Er war reich, sah gut aus und wurde von allen bewundert. In Trishas Augen war er immer ein Gewinner gewesen. Ihm war alles im Leben zugeflogen. Bei Trisha war das Gegenteil der Fall.

Sie hatte sich ihren Erfolg hart erarbeitet. Als sie mit Clayton auf die Ranch gezogen war, hatte sie ihr Büro in Nashville behalten. Das ständige Pendeln hatte ihre Beziehung mit Clayton sehr beansprucht, doch zu jenem Zeitpunkt schien er Verständnis dafür gehabt zu haben. Wenn Trisha allerdings damals ein Baby bekommen hätte, wäre ihr Traum von der Selbstständigkeit zu Ende gewesen.

Während ihrer Kindheit waren ihre Bedürfnisse aufgrund der Krebserkrankung ihres Bruders immer zu kurz gekommen. Ihre Eltern hatten sich fast ausschließlich auf Blake konzentriert. Deshalb hatte Trisha früh gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen. Statt frustriert zu sein, hatte sie ihre ganze Kraft zuerst in die Schule und später in ihre eigene kleine Agentur gesteckt. Sie hatte ihren Traum nicht aufgeben wollen. Nicht, nachdem sie sich alles so hart erarbeitet hatte. Selbst als Clayton sie gedrängt hatte, ein Baby zu bekommen, war sie nicht von ihrem Kurs abgewichen.

Sie sah Clayton ernst an. „Erinnerst du dich an meine Jugendfreundin Karin? Sie hat lange mit ihrem Mann in Europa gelebt.“

Clayton nickte verwundert. „Ja, ich erinnere mich an sie.“

Trisha atmete tief durch und holte eine Windel aus der Wickeltasche. „Tragischerweise ist ihr Mann vor etwa einem Jahr verstorben. Als sie nach Nashville zurückgekehrt ist, war sie am Boden zerstört. Ich habe sie getröstet und ihr Mut gemacht. Wenige Wochen später fand sie heraus, dass sie ein Kind erwartete.“

Traurig sah Trisha Meggie an, die sie neugierig musterte. „Es war wirklich hart für Karin. Sie war schwanger und hatte ihren Mann verloren. Ich war bei ihr, als Meggie geboren wurde. Oh Clayton, eine Geburt ist wie ein Wunder …“

Als Trisha miterlebt hatte, wie die Kleine auf die Welt gekommen war, hatte sich ihr Leben verändert. Nie zuvor war sie so ergriffen und fasziniert gewesen.

„Nach der Geburt gab es Komplikationen bei Karin“, fuhr Trisha fort. „Die letzten Monate ging es ihr immer schlechter. Vor Kurzem bekam sie dann eine Infektion, von der sie sich nicht mehr erholt hat.“

Trisha schloss die Augen und versuchte die schrecklichen Bilder zu verdrängen. „Ich hatte ihr versprochen, dass ich mich um das Baby kümmern würde, wenn ihr etwas passiert.“ Doch Trisha hatte niemals gedacht, dass sie ihr Versprechen einlösen müsste. Auf einmal war sie für die Kleine verantwortlich. „Karin ist gestorben. Und jetzt habe ich das Sorgerecht für Meggie. Ich habe vor, sie so bald wie möglich zu adoptieren.“

Clayton sah das Baby voller Mitgefühl an. „Die Kleine hat keine Familie mehr?“

„Ich bin die Einzige, die sie hat.“ Karins Mutter lebte in einem Pflegeheim. Die Eltern ihres verstorbenen Mannes waren tot.

Wie immer kämpfte Trisha mit der Windel. Es gelang ihr einfach nicht, sie der Kleinen richtig anzuziehen. „Ich bin wirklich schlecht darin. Das ist alles neu für mich.“ Sie sah Clayton in die Augen. „Meggie hat letzte Woche Fieber gehabt. Ich konnte erst mit ihr reisen, als sie wieder gesund war.“

„Bist du deshalb zu spät gekommen?“

Sie nickte. „Das ist der einzige Grund.“

Sie hatte zugestimmt, einen Monat lang im Gästehaus der Ranch zu wohnen und als PR-Beraterin für Penny’s Song zu arbeiten. Während ihres Aufenthalts auf der Ranch wollten sie die Scheidung endlich unter Dach und Fach bringen.

„Ich wundere mich, dass du unter diesen Bedingungen überhaupt gekommen bist“, meinte er.

„Die Eröffnung von Penny’s Song wollte ich nicht verpassen. Mir liegt immer noch viel an diesem Projekt. Vor allem, weil mein Bruder so viel durchgemacht hat. Außerdem habe ich jetzt selbst ein Kind.“ Als sie die Worte ausgesprochen hatte, erwartete sie, dass er sie abschätzig ansehen würde. Doch seine Miene blieb unverändert. Sie musste die Realität akzeptieren: Ihm lag nichts mehr an ihr. Bald würden sie geschieden sein und für immer getrennte Wege gehen.

Wenige Monate nach ihrer Trennung hatte sie die Scheidungspapiere in ihrem Briefkasten gefunden. Allerdings hatte sie es bisher nicht übers Herz gebracht, sie zu unterschreiben. Eigentlich hatte sie angenommen, dass es leicht werden würde, einen Schlussstrich zu ziehen. Doch jetzt fiel es ihr auf einmal schwer. Einst hatten Clay und sie sich sehr geliebt. Aber irgendwann war ihre Beziehung zur Qual geworden.

Nachdem sie schließlich Meggies Windel gewechselt hatte, hob Trisha die Kleine hoch und schmiegte sie an sich. „Jetzt ist alles wieder schön trocken.“

Meggie krallte sich an ihr fest und legte ihr den Kopf auf die Schulter. Claytons Augen leuchteten, als Trisha ihn anlächelte.

Plötzlich stand er auf und kam auf sie zu. Als sie sein Aftershave roch, erinnerte sie sich an die vielen leidenschaftlichen Nächte, die sie miteinander verbracht hatten. Es gab keinen Ort auf der Ranch, an dem sie sich nicht geliebt hatten.

„Du hättest mir von Meggie erzählen sollen“, sagte er und blieb vor ihr stehen.

„Du hättest meine Anrufe annehmen sollen“, entgegnete sie.

Einige Sekunden lang starrten sie einander an. Sie waren beide immer noch stur. Daran hatte sich nichts geändert.

„Außerdem haben wir uns lange keine privaten Dinge mehr erzählt“, fügte sie schließlich hinzu.

Clayton stieß einen tiefen Seufzer aus. „Komm. Ich helfe dir, dich im Gästehaus einzurichten.“

Mit dem Baby auf dem Arm stand Trisha auf und wollte nach der Wickeltasche greifen. Doch Clayton war schneller.

„Ich nehme die Tasche“, sagte er.

Als seine Finger ihre Hand berührten, wurde Trisha ganz warm. Sie sah in seine Augen und erkannte, dass dieser Moment auch für ihn etwas Besonderes war.

Erneut sahen sie einander schweigend an.

Plötzlich unterbrach eine schrille weibliche Stimme die Stille: „Hallo, Clay. Bist du da?“

Wie auf Kommando drehten sie beide den Kopf zur Tür.

Die Stimme wurde lauter: „Ich habe Kekse für Penny’s Song gebacken und dachte, du würdest sie gern probieren.“

Im nächsten Moment betrat Suzy Johnson mit einem strahlenden Lächeln den Raum. Sie trug ein Sommerkleid mit großen gelben und blauen Blumen darauf. Als sie Trisha und Clayton sah, blieb sie überrascht stehen. „Oh! Tut mir leid, wenn ich euch gestört habe. Helen ist nicht an die Tür gegangen und … na ja, die Tür stand offen. Ich wusste nicht, dass du Besuch hast.“

„Ist schon in Ordnung, Suzy“, meinte Clayton. „Danke für die Kekse.“

Sie nickte. Doch als sie das Baby auf Trishas Arm entdeckte, wurde sie blass und ließ beinahe den Teller mit den Keksen fallen.

Suzy hatte auffällig oft Kuchen oder Kekse vorbeigebracht und Clayton um irgendwelche Gefallen gebeten oder mit ihm in Erinnerungen über ihre gemeinsame Kindheit in Red Ridge geschwelgt. Jedes Mal, wenn Claytons Jugendfreundin in der Nähe war, fühlte Trisha sich wie eine Außenseiterin.

Meggie unterbrach die Stille mit einem kurzen Wimmern, und Trisha wiegte die Kleine sanft in den Armen. Als sie aufsah, blickte Suzy sie verdutzt an.

Ihr schienen die Worte zu fehlen, was bei ihr recht selten der Fall war.

„Ich … ich bringe die Kekse zu Helen in die Küche“, meinte Suzy schließlich und verließ den Raum.

Endlich!

Als Suzy verschwunden war, wandte Trisha sich kopfschüttelnd an Clayton. „Anscheinend hat sich wirklich nichts verändert.“

2. KAPITEL

Clayton wirkte nachdenklich, als er schweigend neben Trisha den Pfad zum Gästehaus entlangging. Immer wieder blickte er ungläubig zu dem Baby auf ihrem Arm. Doch Trisha sagte nichts. Im Moment war sie einfach zu müde, um mit ihm zu diskutieren.

Sie konnte kaum glauben, dass Suzy Johnson tatsächlich ständig in seinem Haus zu sein schien, obwohl die Scheidungspapiere noch nicht einmal unterzeichnet waren. Schon früher war Suzy uneingeladen vorbeigekommen und hatte Trisha mit ihrer überdrehten Art genervt.

Trisha schnaubte. Je eher die Scheidung unter Dach und Fach war, desto besser.

Sie beschloss, nicht länger darüber nachzudenken. Es gab wichtigere Dinge, um die sie sich kümmern musste. Meggie zum Beispiel. Das Wohl des Kindes stand jetzt für sie an erster Stelle. Immerhin war Trisha ein Organisationstalent. Sie verdiente ihren Lebensunterhalt damit. Normalerweise war es kein Problem für sie, die Ziele zu erreichen, die sie sich setzte. Nicht umsonst war sie als PR-Agentin sehr erfolgreich. Unzähligen Musikern hatte sie zu einer steilen Karriere verholfen.

Doch leider besaß sie als Mutter keinerlei Erfahrung. Sie musste erst lernen, dass Babys sich nicht an Terminpläne hielten. Es ließ sich nicht vorhersagen, was sie als Nächstes taten. Sie musste lernen, dass sie sich an die Bedürfnisse von Meggie anpassen musste – und nicht umgekehrt.

Jeder Tag brachte eine neue Herausforderung mit sich und war anders als der zuvor. Diese Erkenntnis stellte ihr gesamtes Leben auf den Kopf.

Als sie vor dem Eingang des Gästehauses standen, öffnete Clayton die Tür und ließ Trisha vorausgehen. „Dein Gepäck befindet sich im Schlafzimmer“, meinte er und betrat hinter ihr das Haus.

Sie drehte sich zu ihm um. „Danke.“

Er nickte und ging ins Wohnzimmer, wo er die Wickeltasche auf ein Sofa legte.

Trisha folgte ihm. Einst hatte sie sich in das Haus verliebt und Clayton gefragt, ob sie ein paar Veränderungen daran vornehmen durfte. Stolz bewunderte sie das Ergebnis ihrer Arbeiten. Die Ledersofas und die cremefarbenen Wände verliehen dem Raum eine gemütliche Atmosphäre. In der Vitrine standen wertvolle Skulpturen aus Kupfer und Messing. An der Decke hingen Kunstgegenstände aus Metall. Sie hatte dem Haus ihren Stempel aufgedrückt, und das war immer gut bei den Gästen angekommen.

Alles sah immer noch so aus wie damals. Jedes Accessoire und jedes Möbelstück befand sich nach wie vor an seinem Platz. Der Raum war in einem perfekten Zustand. Doch das würde sich in Kürze ändern.

Ein einziges Baby konnte in wenigen Stunden alles auf den Kopf stellen – selbst wenn es erst knapp sechs Monate alt war. Trisha wusste, dass Meggie bald auf ihre Weise Besitz von dem Haus nehmen würde.

„Wenn du etwas für das Baby brauchst, sprich einfach mit Helen“, sagte Clayton. „Sie hat drei Enkel.“

„Es sind schon drei? Als ich hier gewohnt habe, hatte sie erst zwei.“

Er machte eine Pause. Anscheinend überlegte er, ob er ein Gespräch mit ihr beginnen sollte. „Jillie hat ein drittes Kind geboren. Diesmal ist es ein Junge.“

„Bestimmt halten die drei Helen auf Trab.“

„Wenn sie nicht hier ist, kümmert sie sich normalerweise um ihre Enkel.“

Trisha fragte sich oft, ob ihre eigene Mutter sich so um Meggie kümmern und sie in der Familie akzeptieren würde. Es kam ihr so vor, als hätte ihre Mutter damals, als er krank war, ihre ganze Liebe Blake geschenkt, als ob sie danach kein anderes Kind mehr so lieben konnte wie ihn. Nachdem er genesen war, hatte sie sich verändert. Sie war distanziert geworden und hatte sich nicht mehr mit Kindern beschäftigen wollen. Trisha glaubte deshalb nicht, dass ihre Mutter sich über ein Enkelkind freuen würde.

Meggie wimmerte in ihren Armen. Clayton sah Trisha neugierig zu, wie sie mit dem Baby umging.

„Ich lasse sie besser kurz runter“, sagte sie und setzte das Baby vorsichtig vor dem Sofa auf den Teppichboden. „Gefällt es dir hier besser, meine Kleine?“ Anschließend wandte Trisha sich Clayton zu. „Manchmal braucht sie etwas Abwechslung. Ich muss mich daran gewöhnen, sie nicht die ganze Zeit zu tragen.“

„Brauchst du Hilfe beim Auspacken?“

Wie immer war er ein Gentleman. Selbst als sie sich gestritten hatten, war er höflich geblieben.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Ich schaffe das allein.“

Skeptisch sah er sie an. „Meinst du nicht, dass Meggie eine Wiege braucht?“

Daran hatte Trisha natürlich gedacht. „Morgen rufe ich bei einer Leihfirma an und lasse mir eine liefern.“

„Und was ist mit heute Nacht? Wo wird Meggie schlafen?“

Trisha seufzte. „Bei mir. Ich bekomme sowieso nicht viel Schlaf, weil ich ständig nach ihr sehe. Sie ist nachts so still, dass ich mich frage, ob sie noch atmet. Wahrscheinlich machen das alle frischgebackenen Mütter so.“

Clayton nickte, als würde er verstehen, was sie meinte. Allerdings wusste sie, dass man erst wirklich nachvollziehen konnte, was Eltern durchmachten, wenn man selbst für ein Baby sorgte. In den letzten Wochen hatte sie am eigenen Leib erfahren, wie schwer es war, Mutter zu sein. Wie sehr hatte sie sich gefreut, wenn Meggie an der Flasche genuckelt hatte und danach eingeschlafen war. Leider war es nicht immer so einfach gewesen. Wenn das Baby ohne ersichtlichen Grund schrie, konnte Trisha schier verzweifeln. In diesen Momenten glaubte sie, dass sie alles falsch machte und niemals eine gute Mutter werden würde. Doch trotz dieser Augenblicke wusste sie, dass Meggie gut bei ihr aufgehoben war.

„Helen hat den Kühlschrank aufgefüllt“, sagte Clayton. „Es sollte alles darin zu finden sein, was du brauchst.“

„Danke. Ich würde gern so bald wie möglich Penny’s Song einen Besuch abstatten.“

Trisha war nicht nur wegen der Scheidung nach Red Ridge zurückgekehrt. Sie hatte versprochen, dass sie helfen würde, Geld für die Stiftung zu beschaffen – auch wenn das ursprünglich nicht ihre Aufgabe gewesen war. Eigentlich hätte sie das Erholungsheim mit aufbauen sollen. Doch wegen der Trennung von Clayton war das nicht möglich gewesen.

„Passt es dir morgen früh?“, wollte er wissen.

„Ja. Ich kann es kaum erwarten. Die ganze Zeit frage ich mich, wie alles geworden ist. Ist es so, wie wir es uns vorgestellt haben?“

Er blickte sie sanft an. „Sogar noch besser. Seit die Kinder eingezogen sind, hat sich Penny’s Song mit Leben gefüllt.“

Die Namensgeberin ihrer Initiative war die kleine Penny Martin aus Red Ridge. Sie hatte leider nicht so viel Glück gehabt wie Trishas Bruder und war im Alter von zehn Jahren an Leukämie gestorben. Ihr Tod hatte Clayton dazu bewogen, ein Heim für kranke Kinder auf seinem Land zu errichten. Trisha war sofort begeistert gewesen von der Idee und hatte ihn unterstützt. Penny’s Song sollte den Kindern helfen, nach ihrer Genesung zurück ins Leben zu finden.

„Ja“, erwiderte sie. „Morgen ist perfekt.“

„Ich kann dich um neun Uhr abholen, wenn es dir nicht zu früh ist.“

„Zu früh? Wenn man ein Baby hat, ist nichts mehr mit Ausschlafen. Um neun Uhr bin ich schon seit mehreren Stunden wach.“

Clayton schien ihr nicht mehr zuzuhören. Er schenkte seine Aufmerksamkeit ganz Meggie, die sich auf den Bauch gerollt hatte und dabei dem Kamin näherkam. „Scheint so, als würde da jemand ausreißen.“

„Meggie!“, ermahnte Trisha das Baby. Doch Clayton war bereits bei der Kleinen und hob sie hoch, bevor sie sich verletzen konnte.

„Du bist ganz schön schnell“, sagte er und lächelte Meggie an. Einen Moment lang hielt er sie auf dem Arm und wusste nicht recht, was er mit ihr anstellen sollte. Schließlich schmiegte er sie an seine Brust.

Trisha atmete tief durch. Es rührte sie, die Kleine auf dem Arm des großen rauen Cowboys zu sehen, den sie einst so geliebt hatte. Meggie weinte nicht einmal. Und das war ein gutes Zeichen.

Sie hätte die beiden stundenlang beobachten können, doch Clayton schien genug zu haben: Rasch reichte er ihr das Baby. „Hier“, meinte er. „Die Kleine wird dich auf Trab halten.“

„Sie ist wirklich schnell“, flüsterte Trisha. „Zum Glück schläft sie auch schnell ein.“

Clayton nickte. Anschließend ging er zur Tür. Bevor er das Haus verließ, drehte er sich noch einmal um. „Wenn du möchtest, bitte ich Helen, dir beim Auspacken zu helfen.“

„Danke. Ich komme allein zurecht.“

Skeptisch sah er sie an und ging hinaus.

Trisha schloss die Augen. Auch wenn er ihr es hoffentlich nicht angemerkt hatte, war die letzte halbe Stunde die Hölle für sie gewesen. Sie hätte nicht gedacht, dass es ihr so schwerfallen würde, wieder in Claytons Nähe zu sein. Doch als sie ihn wiedergesehen hatte, waren mit einem Schlag die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit zurückgekehrt. Und als er Meggie auf dem Arm gehalten hatte, waren ihr fast die Tränen gekommen.

Aber sie durfte nicht vergessen, wie schnell er ihr die Scheidungspapiere geschickt hatte. Und da gab es auch noch Suzy …

Am besten wäre es, sie hielt Clayton auf Distanz, überlegte Trisha. Sie durfte sich nicht von seinen Blicken und seinem charmanten Lächeln verunsichern lassen. Sie musste die guten Zeiten vergessen und daran denken, was alles schiefgegangen war.

Er war ein Teil ihrer Vergangenheit. Meggie gehörte ihre Zukunft. Und sie selbst war nur aus einem Grund auf die Ranch zurückgekehrt.

Wegen der Scheidung.

Aufgewühlt ging Clayton zu seinem Haus zurück. Trisha hatte ein Baby! Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er sich an diesen Gedanken gewöhnt hatte. Sie hatten sich getrennt, weil ein Kind für sie nicht infrage gekommen war. Die Gründe dafür hatte er nie verstanden. Er besaß genug Geld und hätte einer Familie ein gutes und sicheres Leben bieten können. Doch Trisha hatte ihm nicht vertraut. Sie hatte ihm sogar vorgeworfen, dass er sie mit Suzy betrog.

Als er Trisha heute mit dem Baby gesehen hatte, war ihm fast das Herz stehen geblieben. Er hätte sie gar nicht erst einladen sollen. Sein Anwalt hätte sich um die Scheidung kümmern können und jemand anderes um das Sponsoring für die Stiftung. Doch er hatte ihre Beziehung auf seine Art beenden wollen. Er hatte Trisha noch einmal sehen wollen, bevor er den Kontakt für immer abbrach. Das war jedenfalls sein Plan gewesen.

Und daran hatte sich nichts geändert.

Er betrat das Haus und schlug die Tür hinter sich zu. „Helen?“

Ein Poltern war zu hören.

„Ich bin hier!“, rief seine Haushälterin.

Er ging zur Treppe, denn der Krach schien von oben gekommen zu sein. „Wo bist du?“

„Auf dem Dachboden. Ich brauche Hilfe.“

„Warte, ich bin gleich bei dir.“ Rasch stieg er die Stufen hinauf. Als er oben ankam, sah er, dass die Luke zum Dachboden offenstand und eine Leiter daran befestigt war.

In diesem Moment steckte Helen den Kopf aus der Luke. Ihr Gesicht war voller Schmutzflecken, doch sie schien unversehrt zu sein.

„Was zur Hölle …?“

„Hier oben sind Babysachen“, unterbrach Helen ihn. „Es hat etwas gedauert, aber ich habe eine alte Wiege und andere Dinge gefunden. Natürlich muss man sie säubern, aber ansonsten ist alles in einem sehr guten Zustand.“

Clayton seufzte erleichtert auf. „Du hättest da nicht allein hinaufklettern sollen. Du hättest dich verletzen können.“

Sie winkte ab. „Unsinn! Wir müssen die Sachen nach unten bringen. Wir brauchen sie für das Baby.“

„Trisha leiht sich eine Wiege. Sie kümmert sich morgen darum.“

„Sie braucht jede Hilfe, die sie bekommen kann.“

Clayton nahm es seiner Haushälterin nicht übel, dass sie sich einmischte. Sie hatte sich nie für sein Liebesleben interessiert, deshalb nahm er nicht an, dass sie irgendwelche Hintergedanken hatte. Trisha hatte so erschöpft gewirkt, als sie angekommen war, dass man Mitleid mit ihr haben musste. Helen schien ihr nur helfen zu wollen.

Es hatte sowieso keinen Sinn, mit seiner Haushälterin zu streiten. Sie war immer wie eine Mutter für ihn gewesen. Seit seiner Kindheit hatte sie sich um ihn und seine Brüder Tagg und Jackson gekümmert.

„In Ordnung“, meinte er. „Ich hole alles runter und bringe es zu ihr.“

Zwei Stunden später stand die Wiege im Schlafzimmer des Gästehauses, während Meggie immer noch auf einer dicken Decke mit Tiermuster auf dem Boden schlief.

Als er geklopft hatte, war Trisha überrascht gewesen, ihn wiederzusehen. Doch als sie die Wiege bemerkte, leuchteten ihre Augen vor Dankbarkeit. Clayton wusste, dass er das Richtige tat.

Nachdem er die Wiege noch einmal überprüft hatte, drehte er sich um und sah Trisha mit einem Glas Eistee mit drei Scheiben Zitrone vor sich stehen.

„Bitte sehr“, sagte sie und reichte ihm das Glas.

Er nahm es entgegen und trank einen Schluck. „Genau, wie ich ihn am liebsten mag.“

„Manche Dinge verändern sich eben nie.“

Sollte das eine weitere Anspielung sein?

„Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll“, fügte Trisha schnell hinzu und trat neben die Wiege. „Du hättest das nicht tun müssen, auch wenn ich sicher bin, dass Meggie ihr neues Bettchen lieben wird.“

Clayton lächelte gezwungen. Eigentlich wollte er so schnell wie möglich in sein Haus zurück. Trisha hatte geduscht und sich bequeme Kleidung angezogen. Doch selbst in der Jogginghose und der roten Bluse sah sie unwiderstehlich aus. Ihr Haar glänzte feucht und duftete süß und fruchtig.

„Ich gehe jetzt besser“, sagte er.

Sie nickte. „Ich bringe dich zur Tür.“

Gerade, als er das Gästehaus verlassen wollte, wachte Meggie auf und blickte ihn an. Sie sah unglaublich süß aus mit ihren blauen Augen, den rosa Wangen und den blonden Löckchen.

„Na, wer ist denn da wach geworden?“, fragte Trisha sanft und wandte sich dem Baby zu.

Clayton ging zur Tür. Er gehörte nicht hierher. Er war kein Teil dieser glücklichen Familie. „Gute Nacht“, verabschiedete er sich, als Trisha das Baby hochhob.

„Gute Nacht, Clay.“

Rasch öffnete er die Tür und ging hinaus.

Er hatte seine gute Tat getan.

Dem Baby jeden Morgen die Flasche zu geben, es zu baden und anzuziehen, kam Trisha nach wie vor ungewohnt vor. Um kurz vor neun Uhr hatte sie immerhin fast alles geschafft. Nur sich selbst musste sie noch etwas zurechtmachen. Rasch putzte sie sich die Zähne und band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. Anschließend schminkte sie sich dezent.

Sie konnte es kaum erwarten, endlich die Anlage zu besichtigen. Bisher hatte sie nur eine Skizze der Gebäude gesehen. Sie hoffte, dass ihre Erwartungen nicht enttäuscht wurden.

Als es klingelte, hatte Trisha alles vorbereitet und die Wickeltasche mit den Dingen gefüllt, die sie für das Baby brauchte. Meggie war satt, ausgeruht und guter Dinge – es konnte losgehen. Das hoffte Trisha jedenfalls.

Sie wollte heute mit ihm über die Scheidung reden, nahm sich Trisha vor, während sie zur Tür ging, um Clayton zu öffnen. Es war sinnlos, es länger hinauszuschieben. Und wenn alles vorbei war, konnte Suzy sich endlich ohne schlechtes Gewissen an ihn heranmachen.

Als Trisha die Tür öffnete, stellte sie jedoch überrascht fest, dass nicht Clayton, sondern eine attraktive Brünette vor ihr stand.

„Hallo, ich bin Callie Worth, Taggs Frau. Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich vorbeikomme.“

„Hallo, Callie.“ Trisha hatte schon von Taggs Hochzeit gehört. Also waren Callie und sie nun Schwägerinnen. „Ich bin Trish. Freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte sie herzlich. „Möchten Sie hereinkommen?“

„Sehr gern. Aber ich weiß, dass Sie gleich zu Penny’s Song fahren.“ Als Trisha verwundert die Brauen hochzog, fügte Callie hinzu: „Clay hat mir heute Morgen von Ihren Plänen erzählt. Und dass Sie ein Baby haben.“

„Er hat Meggie erwähnt?“

„Er hat gesagt, dass sie eine ganz süße Maus ist.“

Trisha lächelte. „Das stimmt.“

„Wir bekommen auch bald ein Baby.“

Erst jetzt fiel Trisha das kleine Bäuchlein ihrer Schwägerin auf. „Herzlichen Glückwunsch. Ich freue mich für Sie und Tagg. Es gibt nichts Schöneres.“ Das meinte sie wirklich so. Auch wenn sie noch dabei war, sich in ihre Rolle als Mutter hineinzufinden, würde sie das Baby unter keinen Umständen wieder hergeben wollen.

Meggies Weinen riss sie aus ihren Gedanken. „Ich sehe besser nach ihr. Kommen Sie doch herein.“

Callie folgte ihr ins Schlafzimmer, wo Meggie sich in ihrer Wiege streckte. Als die Kleine das neue Gesicht sah, hielt sie inne und blickte Callie neugierig an.

„Das ist Meggie“, stellte Trisha sie vor.

„Hallo, Meggie“, sagte Callie lächelnd. „Du bist ja eine ganz Süße.“ Callie drehte sich zu Trisha um und sah sie mitfühlend an. „Ich habe gehört, was Ihrer Freundin passiert ist. Das tut mir sehr leid.“

„Karin war wirklich eine gute Freundin. Ich … vermisse sie sehr.“

„Eine bessere Freundin als Sie kann man sich nicht wünschen. Sie kümmern sich rührend um ihre Tochter. Das ist sehr bewundernswert.“

„Danke.“ Trisha war das Kompliment unangenehm. Schnell wechselte sie das Thema. „Wissen Sie schon, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?“

Callie legte eine Hand auf ihren Bauch und schüttelte den Kopf. „Dafür ist es noch zu früh. Ich glaube, Tagg wünscht sich einen Jungen, auch wenn er es nicht sagt. Aber warum duzen wir uns nicht einfach? Immerhin sind wir Schwägerinnen.“

Trisha nickte.

„Clay hat mir erzählt, dass du Babysachen ausleihen möchtest“, fuhr Callie fort. „Vielleicht kann ich dir helfen. Tagg hat es nämlich etwas übertrieben, als wir neulich für unser Baby eingekauft haben. Wir haben fast alles doppelt.“

„Wirklich?“

Callie lächelte. „Ja. Tagg war wie ein kleiner Junge im Süßigkeitenladen. Ich hätte ihn nicht in das Geschäft mitnehmen dürfen. Aber vielleicht hast du jetzt immerhin etwas davon. Wenn du einen Kinderwagen, Spielsachen oder einen Hochstuhl brauchst, bist du bei uns richtig. Wir können dir alles leihen. Schließlich brauchen wir die Sachen erst in ein paar Monaten.“

Normalerweise würde Trisha so ein Angebot ablehnen, aber Callie schien ihr wirklich helfen zu wollen. Außerdem könnte sie so Zeit und Geld sparen. „Ich würde mich riesig freuen.“

Callie strahlte. „Großartig. Ich bringe den Kinderwagen heute zu Penny’s Song mit. Dann kannst du ihn gleich ausprobieren.“

„Das ist wirklich … Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich danke dir.“

„Keine Ursache. Ich gehe jetzt besser. Clay wird …“

„Was wird Clay?“

Sie drehten sich beide gleichzeitig um. Clayton lehnte in der Tür. Er trug ein schwarzes Hemd, ausgewaschene Jeans und seinen Stetson – ein echter Cowboy, wie er im Buche stand. Und ein unverschämt gut aussehender Cowboy noch dazu!

„Da bist du ja.“ Callie ging zu ihm und umarmte ihn kurz. „Wir sehen uns später auf der Ranch. Bis dann, Trish.“

„Bis dann, Callie.“

Das Gespräch mit Taggs Frau hatte Trishas Laune verbessert. Sie hatte nicht erwartet, so herzlich empfangen zu werden. „Sie ist sehr nett“, sagte sie, als Callie gegangen war.

„Ja“, erwiderte Clayton und wurde ernst. „Hör mal, bevor wir gehen, muss ich mit dir über etwas reden.“

„Geht es um die Scheidung? Ich wollte dich auch darauf ansprechen.“

Kopfschüttelnd betrat er den Raum. „Wir können gern darüber reden. Aber vorher möchte ich etwas klären.“

Er hörte sich so ernst an. Rasch sah Trisha nach Meggie, die im Moment beschäftigt zu sein schien. Einige Minuten sollten sie Ruhe haben. „In Ordnung.“

Sie setzten sich aufs Bett, und Clayton nahm seinen Hut ab. „Es geht um Suzy“, begann er.

Sofort löste sich Trishas gute Laune in Luft auf. Er musste nur den Namen erwähnen, und schon verkrampfte sich ihr Magen. Sie dachte daran, wie viele Male Suzy uneingeladen ins Haus gekommen war, nachdem sie sich von ihrem alkoholkranken Mann getrennt hatte. Anfangs hatte Trisha Mitleid mit ihr gehabt. Doch nach einer gewissen Zeit hatte sich ihr der Verdacht aufgedrängt, dass Suzy nur an Clayton interessiert war. Seine Brüder und Wes, der Vorarbeiter, hatten Suzy immer in den höchsten Tönen gelobt. Deshalb hatte Trisha sie toleriert. Aber irgendwann war sie mit ihrer Geduld am Ende gewesen.

„Es interessiert mich nicht, was zwischen dir und Suzy ist“, log sie mit einem aufgesetzten Lächeln.

Er schnaubte. „Was du immer gleich denkst!“

„Ich weiß, Suzy ist nur eine Freundin der Familie. Und das schon seit …“

„Lass es gut sein, Trish“, unterbrach Clayton sie aufgebracht, wenn auch leise, um Meggie nicht aufzuregen. „Es ist ganz anders. Ich hatte nie etwas mit Suzy.“

„Das ist jetzt nicht mehr wichtig.“

„Hör mir zu“, gab er entschlossen zurück. „Du solltest wissen, dass du sie öfter auf der Ranch sehen wirst. Sie arbeitet ehrenamtlich bei Penny’s Song. Ich schätze ihre Hilfe sehr, und ich werde mich nicht ständig dafür rechtfertigen, dass sie dabei ist.“

„Gestern, als sie mit den Keksen aufgetaucht ist, hast du es allerdings getan.“

„Das ist richtig. Da wusstest du aber noch nicht, dass sie für die Stiftung arbeitet.“

„Diese Frau hat ein perfektes Timing“, brummte Trisha. „Musste sie gleich bei meiner Ankunft vorbeikommen?“ Seufzend ging sie zur Wiege, um nach Meggie zu sehen. Die Kleine wimmerte kurz. Doch als Trisha ihr ein Spielzeug gab, lächelte sie zufrieden und beschäftigte sich damit.

„Das war Zufall“, sagte Clayton. „Eigentlich treffe ich Suzy selten außerhalb von Penny’s Song.“

Trisha glaubte ihm nicht. Immerhin war Suzy gestern in sein Haus stolziert, als würde sie dort wohnen.

„Das letzte Mal, als ich euch zusammen gesehen habe …“ Sie stockte. Eigentlich hatte sie sich nicht mehr an diesen schrecklichen Moment erinnern wollen. „Sie wusste damals genau, dass ich an diesem Abend nicht in der Stadt sein würde. Deshalb ist sie zu dir gekommen.“

„Ich habe sie eingeladen.“

Verwirrt blinzelte Trisha ihn an. Wie konnte er so dumm sein und es auch noch zugeben? Sie konnte nicht vergessen, wie sie sich gefühlt hatte, als sie den beiden auf die Schliche gekommen war. Es war unübersehbar gewesen, wie sehr sie sich auf dem Sofa amüsiert hatten.

Wie konnte Suzy nur damit leben, dass sie eine Ehe zerstört hatte? Damals hatte Trisha sich wie eine Fremde in ihrem eigenen Haus gefühlt, es war ein Schock gewesen. Aber wahrscheinlich war ihre und Clays Beziehung zu jenem Zeitpunkt schon nicht mehr zu retten gewesen. Der Abend hatte ihr nur den Rest gegeben, denn Trisha war danach wütend nach oben gestürmt und hatte ihre Sachen gepackt.

Ihre Ehe war lange davor aus den Fugen geraten. Sie waren beide nicht mit ihren Problemen zurechtgekommen. Eigentlich hätte Trisha nicht überrascht sein sollen, denn Clayton war auch mit seinen vorherigen Beziehungen immer kläglich gescheitert. Sie hatte gehofft, dass ihre Ehe anders werden würde. Eine vergebliche Hoffnung.

„Interessant“, erwiderte sie verärgert.

Clayton stand auf und wandte sich ihr zu. „Ich möchte ein für alle Mal klarstellen, dass an diesem Abend nichts passiert ist.“

„Du hast nie mit ihr geschlafen?“, platzte Trisha heraus.

„Nein“, antwortete er, ohne zu zögern.

„Hast du sie geküsst?“

Einen Moment lang starrte er Trisha an. Dann blickte er seufzend zu Boden.

„Du hast es getan!“, folgerte sie.

Er sah zu ihr auf. „Du hast mich damals einfach verlassen, Trish.“

„Und das hat niemand zuvor gewagt.“ Natürlich hatte es sein Ego angekratzt. Vielleicht hatte er aber auch begriffen, dass er sie nicht mehr liebte. Jedenfalls hatte er nicht versucht, ihre Ehe zu retten. Stattdessen hatte er ihre Entscheidung akzeptiert und sie gehen lassen.

„Das stimmt“, gab er zu. „Aber darum geht es nicht. Du hast mich einfach verlassen.“

„Und du hast nichts dagegen unternommen.“

Sein Verhalten hatte sie damals sehr enttäuscht. Lächerliche zwei Mal hatte er sie angerufen. Mehr war sie ihm nicht wert gewesen. „Du konntest es nicht abwarten, die Scheidung einzureichen“, fügte sie hinzu.

„Es war nicht allein meine Schuld, dass unsere Ehe zerbrochen ist.“ Er seufzte. „Ob du es mir glaubst oder nicht, ich habe nie etwas mit Suzy gehabt. Ich wollte das klarstellen, bevor wir zusammen arbeiten.“

Doch Trisha wollte das Thema noch nicht fallen lassen. Nicht nachdem er ihr erzählt hatte, dass Suzy damals nur seiner Einladung gefolgt war. „Warum wolltest du Suzy an dem Abend sehen?“

Er rieb sich die Schläfe. „Ich wollte, dass sie mir ihre Meinung zu etwas sagt.“

„Das ist alles?“ Wenn es nicht so ernst gewesen wäre, hätte sie gelacht. „Um mehr ging es nicht?“

Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen. „Es ging um ein Geschenk für dich … und um ein Familienerbstück.“

„Du meinst doch nicht etwa die Rubinhalskette?“ Trishas Augen wurden größer. Sie hatte viele Geschichten über das kostbare Schmuckstück gehört, das sich seit Generationen im Besitz der Familie Worth befand. Gesehen hatte sie es bisher nicht, da die Familie es im Schließfach einer Bank aufbewahrte.

Doch das alles ergab keinen Sinn. Clayton und sie hatten sich zu diesem Zeitpunkt nur noch gestritten. Wieso hätte er ihr ein kostbares Erbstück schenken sollen, wenn er nicht einmal sicher gewesen war, ob er weiterhin mit ihr zusammen sein wollte? Sie hatte ihm ja auch seinen Kinderwunsch nicht erfüllt.

„Ich wollte einen Ring für dich anfertigen lassen, der dem Design der Halskette ähnelt“, erklärte er.

„Oh! Warum hast du mir das nicht erzählt?“

Er verdrehte die Augen. „Weil ich mich fürchterlich über dich geärgert habe. Deine Anschuldigungen waren vollkommen unsinnig. Du hättest wissen müssen, dass ich niemals …“

„Woher hätte ich das wissen sollen?“ Sie wollte sich nicht die Schuld in die Schuhe schieben lassen.

„Mit dir war alles anders. Die Frauen, mit denen ich vorher zusammen gewesen war, hätte ich niemals geheiratet. Ich dachte, dass du wüsstest, wie viel mir unsere Ehe bedeutet. Warum hast du mir nicht vertraut?“

Seiner Meinung nach war alles ganz offensichtlich. Doch Trisha sah das anders. Sie war nie fähig gewesen, einem Menschen hundertprozentig zu vertrauen. Zu oft war sie enttäuscht worden. „Ganz so einfach ist es nicht“, murmelte sie.

„Manchmal ist es das, Trish.“

Meggie begann, in der Wiege vor sich hinzuquengeln. Die Geduld des Babys war am Ende.

Trisha ging zu ihr hinüber. Sie brauchte Zeit, um über das Gespräch mit Clayton nachzudenken. Es fiel ihr schwer, ihm überhaupt etwas zu glauben. Das sagte doch alles über ihre Beziehung.

Trisha hob Meggie hoch, schmiegte sie an ihre Schulter, und das Baby beruhigte sich sofort. „Wir sollten gehen.“

„Dann lass uns fahren“, erwiderte Clayton. Obwohl er das Thema anscheinend gern weiter ausgeführt hätte.

3. KAPITEL

Als Trisha endlich sah, was mit Hilfe der Stiftung aufgebaut worden war, stockte ihr der Atem.

Clayton brachte den Geländewagen auf einem Hügel zum Stehen. Von dort konnte man die Gebäude von Penny’s Song überblicken. Sie stiegen beide aus und bestaunten die kleine Ranch mit ihren Nebengebäuden, den Koppeln und Weiden, die sich vor ihnen ausbreiteten.

Trisha war stolz auf das, was sie geschaffen hatten. Es war ihr gemeinsamer Traum gewesen. Und jetzt war er endlich wahr geworden.

„Oh Clay!“

„Ich weiß“, erwiderte er ruhig.

Die Spannung zwischen ihnen hatte sich nicht gelöst. Das hatte Trisha auch nicht erwartet. Immerhin konnte sie sich mit der Besichtigung ablenken. Wenn ihre Ehe nicht schiefgegangen wäre, hätten sie alles gemeinsam aufgebaut. Doch es tröstete sie, dass sie jetzt wenigstens das Ergebnis zu sehen bekam.

Am wichtigsten war, dass den Kindern geholfen wurde. Der Aufenthalt auf der Ranch würde ihr Leben für immer verändern. Sie würden kleine Pflichten erfüllen und Freunde finden. Das würde ihnen helfen, schnell wieder zu Kräften zu kommen.

Sie musste an ihren Bruder denken, für den es sehr schwer gewesen war, nach seiner Krankheit in den Alltag zurückzufinden. Als er in die Schule zurückgekehrt war, hatte er sich nur schlecht eingewöhnt. Zu lange war er weg gewesen, wohl deshalb hatte er keine Freunde finden können. Ein Ort wie Penny’s Song hätte ihm geholfen. Hier wäre er mit Kindern zusammen gewesen, die das Gleiche durchgemacht hatten wie er.

„Es befindet sich alles noch im Aufbau“, erklärte Clayton. „Wir haben ja erst vor einer Woche eröffnet.“

Aus der Ferne sahen die Kinder winzig aus. Einige von ihnen spielten bei der Scheune, andere standen am Tiergehege, und...

Autor

Leanne Banks
<p>Mit mehr als 20 geschriebenen Romanen, ist Leanne dafür geschätzt Geschichten mit starken Emotionen, Charakteren mit denen sich jeder identifizieren kann, einem Schuss heißer Sinnlichkeit und einem Happy End, welches nach dem Lesen noch nachklingt zu erzählen. Sie ist die Abnehmerin der Romantic Times Magazine’s Awards in Serie. Sinnlichkeit, Liebe...
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Marie Ferrarella
<p>Marie Ferrarella zählt zu produktivsten US-amerikanischen Schriftstellerinnen, ihren ersten Roman veröffentlichte sie im Jahr 1981. Bisher hat sie bereits 300 Liebesromane verfasst, viele davon wurden in sieben Sprachen übersetzt. Auch unter den Pseudonymen Marie Nicole, Marie Charles sowie Marie Michael erschienen Werke von Marie Ferrarella. Zu den zahlreichen Preisen, die...
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