Baccara Gold Band 19

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EIN ENGEL FÜR ALEX von DIXIE BROWNING

Dem Feuer in ihrem Haus ist Angeline knapp entkommen. Deshalb wohnt sie vorläufig bei Alex Hightower. Ausgerechnet bei ihrer großen Jugendliebe! Jetzt brennt ihr Herz lichterloh. Wieder sucht sie ihr Heil in der Flucht. Doch Gefühlen läuft man nicht so einfach davon …

ZUM FEST - SEHR VIEL LIEBE von SANDRA STEFFEN

Nie hat er sie vergessen: Krista, seine erste Freundin. Will verließ sie, weil ihm seine Sportkarriere wichtiger erschien. Jetzt ist seine Laufbahn beendet - und seine Sehnsucht nach Krista größer denn je! Wird sie ihm noch einmal vertrauen und ihm ihr Herz schenken?

EROBERE MICH NOCH EINMAL von CAROLINE CROSS

Ganz fest hat sich Annie vorgenommen, ihr Herz nie wieder an ihren Ex zu verlieren. Aber als Gavin plötzlich vor ihr steht, mit diesem Funkeln in seinen faszinierend blauen Augen, möchte sie nur eins: auf der Stelle leidenschaftlich von ihm neu erobert werden ...


  • Erscheinungstag 04.12.2020
  • Bandnummer 19
  • ISBN / Artikelnummer 9783733726911
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Dixie Browning, Sandra Steffen, Caroline Cross

BACCARA GOLD BAND 19

1. KAPITEL

Er fühlte sich alt. Verdammt, richtig alt! Wo waren all seine Träume geblieben, seine idealistischen Ambitionen, die freudige Erregung? Leider waren die besten Jahre eines Mannes offenbar vorbei, bevor er überhaupt gemerkt hatte, dass sie begonnen hatten. Danach ging es bloß noch abwärts.

Als Alex Hightower sein Büro verließ, war er müde von der Arbeit und der Hitze. Er dachte an die Frau, die er in ein paar Stunden treffen würde, und versuchte einen gewissen Grad an Lust aufzubringen. Um Himmels willen, er war doch erst achtunddreißig! Irgendwo in seinem ein Meter fünfundachtzig großen Körper musste sich einfach ein rasendes Hormon auftreiben lassen.

Denk an seidenweiche Haut, Mann, sagte er sich. Denk an süße Lippen, volle Brüste, zerknautschte Laken, miteinander verschlungene Körper, Leidenschaft, die einen Mann ganz schwach macht, ihn zittern lässt und seinen Hunger nach einer Wiederholung weckt.

„Denk an Sex, verdammt!“, murmelte er, während er in seine Einfahrt einbog. „Vergiss das blöde Möbelgeschäft.“

Er schloss die Tür des weißen Hauses auf, das er mit seiner vierzehnjährigen Tochter Sandy teilte. Dabei freute er sich auf eine kalte Dusche und einen Drink und überlegte, mit welcher Ausrede er die heutige Verabredung absagen könnte. Er war schon auf dem Weg ins Bad, als er seine Tochter telefonieren hörte.

„… hat gesagt, ich dürfte nicht, aber er ändert seine Meinung immer. Sicher, ich meine, nur weil Daddy aus der Steinzeit stammt, heißt das doch nicht … Was? Okay. Klar, ich kann ihn um den kleinen Finger wickeln.“

Etwas irritiert ging Alex an der halb offenen Tür vorbei, ohne seine Tochter zu begrüßen.

Die Dusche half ihm kaum, sich zu entspannen, und ebenso wenig der Drink, den er sich gönnte, während er sich zum Ausgehen anzog. Als er seine grau gestreifte Krawatte umband, dachte er trübsinnig darüber nach, ob es wohl ein Naturgesetz war, dass vierzehnjährige Töchter und achtunddreißigjährige Väter nicht dieselbe Sprache sprechen konnten.

Kein Wunder, dass er keine Energie aufbrachte, um sein ödes Privatleben in Schwung zu bringen. Als alleinerziehender Vater verbrauchte er seine gesamte Kraft.

„Nein“, hatte er an diesem Morgen gesagt, als Sandy um seine Erlaubnis gebeten … oder sie eher gefordert hatte … auf ein Rockkonzert gehen zu dürfen, das ein ganzes Wochenende dauern würde.

„Aber Daddy, jeder auf der ganzen weiten Welt geht hin“, hatte Sandy gejammert. „Man wird mich in der Schule auslachen, wenn ich als Einzige nicht darf. Und außerdem habe ich es versprochen.“

„Und ich habe nein gesagt, Alexandra.“

„Du meine Güte, ich hasse dich!“, hatte sie geheult und war vom Frühstückstisch weggerannt. Das war in diesen Tagen mehr oder weniger ein Dauerzustand.

Danach war die Sache mit dem Ohrring gekommen. Alex gab gern zu, dass er wenig von Frauen verstand, obwohl das ein bemerkenswertes Geständnis war für einen Mann, der seit seinem fünfzehnten Lebensjahr beim anderen Geschlecht immer äußerst begehrt gewesen war. Aber er wusste, dass vierzehnjährige Mädchen nicht an einem Ohr einen Schmuck tragen sollten, der ein halbes Pfund schwer war. Da bestand ja nicht mal ein Gleichgewicht, um Himmels willen!

„Aber, Daddy, jeder tut das! Ich werde nackt aussehen ohne meinen Ohrring!“

„Ein vierzehnjähriges Mädchen …“

„Vierzehneinhalb. Das ist praktisch fünfzehn, und fünfzehn ist fast sechzehn, und das ist alt genug, um Auto zu fahren, zu heiraten und so ziemlich alles zu tun! Ich kenne drei Mädchen in meinem Alter, die bereits schwanger sind!“

In diesem Moment war Alex um zehn Jahre gealtert.

„Bloß weil du zu alt bist, um dich zu erinnern, wie es ist, Spaß zu haben, bedeutet das nicht, dass ich wie eine Fünfjährige in einem Kloster leben muss.“

„Ich bin zwar nicht sicher, aber ich glaube nicht, dass in Klöstern Fünfjährige aufgenommen werden, Sandy. Jetzt wasch dir das Gesicht.“ Sie hatte in letzter Zeit mit Make-up experimentiert. „Und bitte schnell. Ich bin bereits zu spät dran.“

Er hatte ihr Gesicht inspiziert, sich weitere Kommentare über ihre Ohrringe erspart, von denen einer kaum der Rede wert war, der andere aber ein barbarisches Arrangement von baumelnden Teilen, die ihr bis zu der knochigen Schulter reichten.

War er zu kritisch? Das warf sie ihm mindestens dreimal in der Woche vor. Alex’ Blick fiel jetzt auf das Foto in dem silbernen Rahmen. Darauf war Sandy an ihrem elften Geburtstag zu sehen. Sie hatten das gleiche hellblonde Haar und die gleichen klaren grauen Augen, aber da endete die Ähnlichkeit schon. Sandy hatte Dinas ovales Gesicht und die makellosen Züge geerbt statt seiner eigenen eher kantigen. Das war ein Glück. Alex hatte zwar nie Schwierigkeiten gehabt, eine Freundin zu finden, aber er machte sich nicht vor, dass es diesen Frauen um sein gutes Aussehen gehen könnte. Geld war ein mächtiges Aphrodisiakum.

Nun war er schon wieder zu spät dran! Mrs. Halsey hatte Schwierigkeiten gehabt herzukommen, und dann hatte er sich wieder wie üblich mit Sandy streiten müssen, weil er es für nötig hielt, einen Babysitter zu engagieren, wenn er ausging. Sie war in ihrem Zimmer verschwunden und hatte die Musik so laut aufgedreht, dass im Esszimmer der Kronleuchter wackelte.

Bevor Alex nach unten ging, klopfte er an die Tür seiner Tochter. „Sandy? Ich bin vor Mitternacht zurück.“ Zeit für ein paar Drinks, Dinner, ein oder zwei Tänze und vielleicht noch einen Drink zum Abschluss. „Falls du etwas brauchst, ich bin im Club. Mit Carol.“ Schweigen. Er hörte nur die Musik. Falls man die Geräusche da drinnen so bezeichnen konnte. Sie hörte sich an, als würden zwei Züge zusammenstoßen. Sandy war eigentlich zu klug, um ihre Ohren derartig zu quälen, aber weder Alex noch der Arzt konnten sie davon abhalten. „Sandy? Wir sehen uns morgen früh. Und übrigens stamme ich nicht aus der Steinzeit.“

Er seufzte, stieg die Treppe hinunter und warf einen Blick in das Zimmer, wo Mrs. Halsey vor dem Fernseher saß und eine Reihe von männlichen Fotomodellen mit nackten Oberkörpern musterte. Sie drehte sich nicht mal zu Alex um. Er zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg.

Vielleicht sollte er Carol bitten, sich mal mit Sandy zu unterhalten. Es könnte einen Versuch wert sein.

Andererseits war es ein Risiko.

Carol English war alles, was ein Mann sich in einer Frau wünschen konnte. Attraktiv, intelligent, gut erzogen, weltgewandt. Sie war auf einer Mädchenschule gewesen und hatte dann ein College besucht, auf dem ebenfalls nur Mädchen zugelassen wurden. Da sie eine Frau war, sprach sie doch zumindest dieselbe Sprache wie Sandy. Also, wieso sollte er es nicht probieren? Die Dinge konnten kaum noch schlimmer werden, als sie schon waren. Seine Tochter war auf dem besten Weg, sich ganz von ihm loszusagen. Sie hatte in letzter Zeit oft diese Gruppe von Leuten erwähnt, die Teenager ermutigten, sich von ihren Eltern scheiden zu lassen.

Andererseits hatte Alex schon eine Weile den Verdacht, dass Carol sich selbst als die nächste Mrs. Hightower sah, und er war bisher nicht bereit, sich derartig festzulegen. Ein paarmal hatte er Sandy mit Carol zum Einkaufen geschickt, aber wenn er zuließ, dass die Dinge sich noch weiterentwickelten, dann geriet er womöglich in große Schwierigkeiten.

Oder sollte er vielleicht mal ernsthaft eine Ehe in Erwägung ziehen?

Warum eigentlich nicht? Carol und er passten gut genug zueinander. Es war nicht so, als würde er mit einer Fremden ein Risiko eingehen. Er vermisste es, regelmäßig Sex zu haben, und auch die Kameradschaft, die man hatte, wenn man verheiratet war. Nicht dass Dina je wirklich eine Kameradin gewesen wäre.

Und eine aufregende Bettgespielin war sie ebenfalls nicht gewesen. Doch inzwischen war Alex ja älter und reifer. Er konnte akzeptieren, dass das Alltagsleben eines Mannes nicht viel Freude mit sich brachte.

Wieso sollte er es nicht versuchen? Es würde Sandy guttun, eine Frau im Haus zu haben, abgesehen von Mrs. Gilly, die eher eine Institution als eine wirkliche Hilfe war. Er kannte Carol seit dem Kindergarten. Sie waren in denselben Kreisen aufgewachsen, gehörten denselben Clubs an, hatten ungefähr zur gleichen Zeit gegen das Establishment rebelliert, bevor sie ein Teil davon geworden waren, wie es unvermeidlich gewesen war.

Während Alex geschickt seinen Wagen durch den Verkehr steuerte, entschied er, dass er doch noch nicht bereit war, sich auf eine Ehe mit Carol einzulassen. Weder wegen Sex noch wegen Kameradschaft. Beides hätte er wahrscheinlich sowieso haben können, wenn er darauf bestanden hätte. Und nicht mal wegen Sandy. Früher oder später musste sie ja erwachsen werden.

Außerdem erinnerte Carol ihn zu sehr an Dina, seine Ex-Frau, die inzwischen mit einem drittklassigen Adligen in irgendeinem europäischen Fürstentum verheiratet war, das hauptsächlich durch seine Skipisten, Spielkasinos und die malerischen Uniformen der Palastwachen bekannt geworden war.

Ein Sportwagen raste rechts an Alex vorbei und gerade noch rechtzeitig über die Kreuzung, bevor die Ampel auf Rot umsprang. Während Alex in seinem Jaguar auf Grün wartete, dachte er an seine Collegezeit. Damals war er übergeschäumt vor Lebensfreude. Es hatte solchen Spaß gemacht, ein Rebell zu sein. Zu der Zeit waren Gus Wydowski und Kurt Stryker seine Freunde gewesen.

Alex stammte aus einer Familie von Fabrikbesitzern, und da er ein Einzelkind war, hatten seine Eltern ihn gründlich verwöhnt, so sehr, dass er es schließlich sogar geschafft hatte, aus einer Schule geworfen zu werden, die sein Großvater gestiftet hatte, was eine bemerkenswerte Leistung war. Seine ersten paar Wochen auf einer öffentlichen Schule waren die reine Hölle gewesen, doch dann hatte ein Junge namens Gus Wydowski, der Sohn eines Automechanikers, ihn verteidigt und ihm einiges beigebracht, zum Beispiel, wie man die Faust halten musste, wenn man irgendeinem Kerl aufs Kinn schlug.

Das Footballspielen hatte Gus ihn ebenfalls gelehrt, ihn und Kurt. In der Highschool waren sie ein unschlagbares Team gewesen. Gus hatte sich dann ein Collegestipendium verdient, und weil sowohl er als auch Kurt sich an der staatlichen Universität von North Carolina eingeschrieben hatten, war Alex mit dorthin gegangen. Dadurch hatte er die Tradition seiner Familie gebrochen, die seit drei Generationen die Duke-Universität besuchte.

Das alte Trio. Wie viele Jahre war das jetzt her? Alex wünschte sich, er könnte Gus anrufen und um Rat fragen. Gus hatte immer einen gesunden Menschenverstand gehabt, und Kurt hatte sich für alles verantwortlich gefühlt. Aber Alex bezweifelte, dass sie ihm hätten helfen können, mit seiner halbwüchsigen Tochter fertigzuwerden.

Nun bog er auf den Parkplatz vor Carols Apartmenthaus ein und erinnerte sich, wer damals noch dazugehört hatte.

Die lästige kleine Schwester.

Wenn es darum ging, Probleme zu verursachen, konnte Sandy noch eine Menge von Angeline Wydowski lernen. Ihre Eltern hatten sie „Angel“ genannt, aber alle anderen „Devil“, was gut passte, da sie wirklich ein kleiner Teufel gewesen war.

„Hallo, Darling.“ Die Tür ging auf, und Carol stand vor Alex. Sie wirkte kühl und elegant in ihrem beigefarbenen Seidenkostüm. Nun beugte sie sich vor und küsste die Luft einen Zentimeter neben Alex’ Wange.

Alex atmete die vertraute Mischung von Haarspray und Chanel ein. Wie die Frau selbst war auch der Duft klassisch-elegant und in keiner Weise bedrohlich. „Tut mir leid, dass ich so spät komme“, entschuldigte er sich. „Der Babysitter ist im Verkehr aufgehalten worden.“

„Oh, Lex, wann schickst du das Kind endlich ins Internat? Es würde ihr so guttun, das versichere ich dir.“ Carol holte ihre winzige Handtasche, reichte Alex den Schlüssel und sah zu, wie er ihre Tür abschloss. „Immerhin bin ich auch in einem Internat erzogen worden, und ich habe mich doch ganz vernünftig entwickelt, oder?“

Sie wartete auf das passende Kompliment, das Alex prompt lieferte. Attraktiv, intelligent, erinnerte er sich. Gut erzogen, weltgewandt.

Und langweilig. Unglücklicherweise war Carol ungefähr so aufregend wie altbackene Croissants.

Drei Tage später verließ Alex eilig sein Büro. Wenn er nicht in Gedanken weit weg gewesen wäre mit seinen Überlegungen, wie er seine Tochter für die nächsten vierzig Jahre oder so an einem sicheren Ort einsperren könnte, wäre er wahrscheinlich nicht über die Kampfstiefel gestolpert.

„Es tut mir leid …“, begann er.

„Halt die Luft an, Hightower!“

„Kenne ich Sie?“ Die Frau hatte unter einem Magnolienbaum gekniet. Tatsächlich kroch sie gerade rückwärts darunter hervor, Füße und Po zuerst. Es war ein hübsch gerundeter Po, der in einem Overall steckte.

„Devil?“, fragte Alex dann ungläubig. „Devil Wydowski? Du lieber Himmel, ich habe gerade neulich an euch gedacht und mich gefragt, wo Gus wohl inzwischen steckt.“

Angeline stand auf und wischte sich die Knie ab. Musste sie ausgerechnet ihren Overall tragen, nicht mal Designerjeans, und völlig verschwitzt sein, wenn sie endlich wieder dem Mann gegenüberstand, der ihr vor fast zwanzig Jahren das Herz gebrochen hatte? Und er sah fantastisch aus! Dabei hatte er eigentlich gar nichts an sich, das perfekt gewesen wäre, abgesehen von diesen klaren grauen Augen, bei denen eine Frau den Eindruck haben konnte, er wäre fähig, ihr direkt bis ins Herz hinein zu blicken und die Lust darin zu erkennen.

„Angel, ich …“

Ein Auto hielt neben ihnen im Parkverbot, direkt hinter einem Lieferwagen, auf dem „Perkins Landschaftsgestaltung & Baumschule“ stand. Die Beifahrertür ging auf, und ein Teenager mit zu viel Lidschatten und einem Minirock, der kaum den Po bedeckte, stieg aus. Dann fuhr der Wagen weiter.

Alex fluchte im Stillen. Er hatte vorgehabt, Sandy abzuholen und sich bei der Gelegenheit bei einem Schulpsychologen zu erkundigen, wie man mit einer halbwüchsigen Tochter umging, die jeden Erziehungsversuch zurückwies.

„Sandy, ich war gerade auf dem Weg zu dir. Wenn du nur …“

„Wenn ich Geduld gehabt hätte. Ja, ja, ich weiß. Ich hatte so viel Geduld, dass mir davon schon ganz schlecht geworden ist, okay? Als Mrs. Todd dann vorgeschlagen hat, mich bei deinem Büro abzusetzen, dachte ich, ich erspare dir die Mühe.“

„Du weißt doch, dass ich … Ach, was soll’s“, unterbrach er sich. „Angel, dies ist meine Tochter Alexandra. Sandy, das ist Miss Wydowski. Du erinnerst dich doch, dass ich dir von Gus Wydowski erzählt habe, oder?“

„Nein.“

„Ich heiße jetzt Perkins“, erklärte Angel kühl.

„Oh. Der Lieferwagen?“

„Gehört mir.“

Sie war also verheiratet, die kleine Angel-Devil Wydowski. Alex fragte sich leicht amüsiert, was für ein Typ von Mann diese Herausforderung angenommen hatte. Er warf einen Blick auf Angels kleine Hände. Sie waren schmutzig und voller Schwielen. Einen Ring trug sie nicht. Aber vielleicht taten Gärtner das bei der Arbeit grundsätzlich nicht.

„Du hast dich nicht verändert“, murmelte er, weil er das Gefühl hatte, etwas sagen zu müssen. Das hatte sie tatsächlich nicht. Ihr Haar war zwar nicht mehr so flammend orange, sondern etwas dunkler, doch ihr Lächeln war noch das gleiche. Es war fast unmöglich, es nicht zu erwidern, obwohl Alex im Moment überhaupt nicht nach Lächeln zumute war.

Er konnte sich nicht mal erinnern, wann er das letzte Mal das Bedürfnis gehabt hatte zu lächeln. Auch sein Sinn für Humor war mit dem Alter geschrumpft.

„Nett, Sie kennenzulernen“, sagte Sandy und blickte neugierig hin und her zwischen der Frau mit dem grünen Overall und ihrem Vater. Sandy war rund zwanzig Zentimeter größer als die winzige Rothaarige, Alex gut dreißig. Als er nun sah, wie Angels Gesicht die Farbe wechselte, hatte er mit einem Mal den Eindruck, dass nach einem total verregneten Sommer plötzlich die Sonne herausgekommen war.

„Gleichfalls.“ Angel lächelte noch mehr, streckte die Hand aus, schnitt eine Grimasse und zog die Hand wieder zurück. Nachdem sie sie an ihrem Hosenboden abgewischt hatte, versuchte sie es noch mal. „Das ist ein toller Ohrring. Hast du ihn aus dem neuen Laden in Chapel Hill?“

„In der Franklin Street? Ja, der ist cool, nicht?“

Alex hörte zu, wie sie Informationen darüber austauschten, wo man die besten und billigsten Sachen finden konnte, und wunderte sich darüber, wie der weibliche Verstand funktionierte.

Allerdings war es bei Weitem nicht das erste Mal, dass er das tat.

Angel hatte gerade die Tür abgeschlossen und freute sich auf ein langes heißes Bad, eine Pizza mit Zwiebeln und Feta-Käse ganz für sie allein und das Erste von den neuen Büchern, die an diesem Tag mit der Post gekommen waren.

In einem einfachen braunen Umschlag.

Ihre Lieblingslektüre.

Liebesromane.

Mit ihren vierunddreißig Jahren hatte Angel schon viel zu oft spöttische Blicke von Angestellten in Buchhandlungen erlebt, die nur halb so alt wie sie waren und gerade intelligent genug, um eine Registrierkasse zu bedienen. Wenn sie einen Stapel von Büchern ihrer Lieblingsautorinnen auf den Tresen legte, warfen diese Typen einen Blick auf ihre wenig aufregende Figur, ihr unzähmbares Haar und ihr durchschnittliches Gesicht und dachten sich, ihre einzige Chance, überhaupt etwas über Romantik zu erfahren, wäre es vermutlich, in einem Buch darüber zu lesen.

Es ging niemanden etwas an, dass sie zwei Beziehungen hinter sich hatte und sogar fast ein Jahr lang verheiratet gewesen war. Abgesehen davon war sie praktisch ihr ganzes Leben in diesen verdammten charmanten Prinzen verliebt gewesen, den ihr Bruder in dem Jahr mit nach Hause gebracht hatte, als sie dreizehn geworden war.

Dreizehnjährige Mädchen können sich nicht ernsthaft verlieben?

Ha! Dieses hatte es getan.

Nicht dass sie ihm das je gesagt hätte. Oder sonst wem. Sie hatte aus der Entfernung zusehen müssen, wie er diese eingebildete Ziege von der Schule für höhere Töchter geheiratet und sich allmählich in einen Langweiler verwandelt hatte, und was noch schlimmer war, sie war nie wirklich über ihn hinweggekommen.

Sie wusste von seiner Scheidung. Nicht den Grund, sondern nur, dass es passiert war. Auch von seiner Tochter hatte sie gewusst, von ihrer Existenz und der Tatsache, dass Alex das alleinige Sorgerecht hatte. In dieser Gegend war es schon eine Klatschmeldung wert, wenn eine Legende wie Alex Hightower III. auch nur seinen Friseur wechselte.

Natürlich wusste sie, dass er alle seine alten Freunde fallen gelassen hatte. Gus hatte seit einer Ewigkeit nichts mehr von ihm gehört. Nicht dass Angel ihren Bruder direkt danach gefragt hätte. Dazu besaß sie zu viel Stolz. Aber es gab Mittel und Wege, so etwas herauszufinden.

Es war einfach empörend, wie dieser Mann auf sie wirkte! Und es war auch nicht Alex’ Abstammung, die sie so fasziniert hatte. Sowohl die Reillys, die Familie ihrer Mutter, als auch die Wydowskis konnten ihre Vorfahren bis zurück zu Adam und Eva aufzählen. Wie viel mehr war bei einem Hightower schon möglich?

Und um sein Geld ging es ihr auch nicht. Sie hatte bereits mit vielen Männern zu tun gehabt, die genauso viel Steuern zahlten wie er, sowohl als sie gekellnert hatte, um ihr Studium zu finanzieren, als auch im Gärtnergeschäft.

Nun wünschte sie sich, sie wüsste, warum sie so auf Alex flog. Und es wäre wunderbar gewesen, wenn es ein Heilmittel dagegen gegeben hätte. Im Laufe der Jahre war es ihr nie gelungen, ihn zu vergessen, weder während ihrer kurzen Affäre mit einem anderen Angehörigen seiner Gesellschaftsschicht, der sie von ihrer Jungfräulichkeit befreit und dann gelacht hatte, als sie naiverweise eine feste Bindung erwartet hatte, noch während ihrer Ehe mit Cal Perkins.

Sie wusste sehr gut, dass sie der Typ war, zu dem Bier passte, während zu Alex Champagner gehörte, und sie war mit dem Bier wirklich zufrieden, ganz ehrlich. Nur hatte sie eben diese verrückte Macke. Egal wie lange sie Alex nicht sah, sie vergaß ihn niemals.

Jetzt dachte sie, dass sie nach Kalifornien hätte ziehen sollen. Oder vielleicht nach Australien. Da sie in derselben Stadt geblieben war, hatte sie im Laufe der Jahre zusehen müssen, wie der Alex Hightower, den sie gekannt hatte, sich langsam verändert hatte. Oh ja, sie hatte ihn gesehen. Nur hatte er sie nie zur Kenntnis genommen. Offenbar war sie für ihn ein Teil der Landschaft gewesen, und mit der beschäftigte sie sich ja auch, seit Cal, ihr untreuer Ehemann, mit einer Kellnerin davongelaufen und mit seinem Lieferwagen gegen einen Baum im Süden der Stadt geknallt war.

Dadurch war sie zur Inhaberin einer kleinen, mäßig erfolgreichen Gärtnerei geworden. Irgendwie hatte der Betrieb überlebt, obwohl sie am Anfang keine Ahnung davon gehabt hatte. Freunde hatten ihr geholfen. Gus hatte geholfen. Er hatte alles eingezäunt, eine Alarmanlage installiert, die sie meist vergaß einzuschalten, ihr winziges Büro modernisiert, und dann war er zur Küste gefahren, wo er einen Vertrag für den Bau von drei Häusern hatte. Angel hatte allein zurechtkommen müssen.

Also hatte sie die Ärmel hochgekrempelt und sich an die Arbeit gemacht. Die Gegend im Norden der Stadt, wo ihr Betrieb lag, wurde zurzeit umgestaltet, der Flächennutzungsplan geändert, Eigenheime gebaut. Weniger als einen Monat nach dem Tod seines Vaters hatte Cal schon davon geredet, das Geschäft zu verkaufen und nach Kalifornien zu ziehen. Dazu war es nie gekommen, und wahrscheinlich war das gut so, denn Angel hatte nach Cals Tod etwas gebraucht, woran sie sich hatte festhalten können. Doch auch jetzt verging kaum ein Monat, ohne dass ein Makler oder Bauunternehmer sich erkundigte, ob sie nicht bereit wäre, ihren Besitz zu verkaufen.

Die Änderung des Flächennutzungsplans war keine Bedrohung für Angel. Kleine Betriebe wie ihrer hatten Bestandsschutz. Aber die Umgestaltung war eine ganz andere Sache, gut und schlecht zugleich. Angel machte gute Geschäfte, musste aber auch wesentlich mehr Grundsteuer zahlen.

Deshalb war es vernünftig, wenn sie sich nach Aufträgen in anderen Stadtteilen umsah, wo die Leute mehr Geld hatten. Dazu gehörten zufällig Hope Valley und Forest Hills. War es ihre Schuld, dass Alex in dem einen Bezirk wohnte und in dem anderen seine Firma hatte? War es ihre Schuld, dass sie ihn gelegentlich in seinem Auto vorbeifahren sah, das wahrscheinlich mehr gekostet hatte, als sie in einem ganzen Jahr verdiente?

Nein, sie hatte sich das nicht extra so ausgesucht. Tatsächlich war es ein Ratschlag gewesen, den sie in ihrer Bank erhalten hatte. Wenn sie Erfolg haben wollte, musste sie dahin gehen, wo das Geld war. Und das Geld war nicht in ihrer eigenen Wohngegend zu Hause, zumindest nicht genug davon.

Deshalb hatte sie im Laufe der Jahre Alex auch oft auf einem Pferd gesehen. Der Reitweg führte an einer der Straßen vorbei, die sie regelmäßig als Abkürzung benutzte. Angels Reitkenntnisse waren äußerst begrenzt, aber sie fand, dass Alex auf diesem großen grauen Tier überhaupt nicht wie einer der Cowboys im Fernsehen aussah, sondern eher wie ein Ritter mit glänzender Rüstung und Lanze.

Ja, dieser Typ war er immer gewesen.

Sogar in Tennisshorts. Als sie ihn kennengelernt hatte, war sie manchmal mitgegangen, um ihm beim Spielen zuzusehen, damit sie seine Beine und seinen strammen Po bewundern konnte. Wenn jemand sie dabei erwischt hätte, wäre sie vor Scham gestorben.

In dieser Zeit hatte sie nicht viel Anreiz gebraucht, um monatelang träumen zu können.

Unglücklicherweise war es immer noch so. Offenbar war sie etwas zurückgeblieben in ihrer Entwicklung.

„Mist“, murmelte sie, kehrte in die Wirklichkeit zurück und schnitt ihre Pizza an, die bereits kalt geworden war. Irgendwann musste sie doch erwachsen werden und einsehen, dass Aschenputtel, die Kampfstiefel trugen, niemals die charmanten Prinzen bekamen.

Wo mochte er jetzt sein? In seinem vornehmen Büro mit seiner tüchtigen Sekretärin? Oder spielte er Tennis in seinem eleganten Country Club? Oder war er beim Abendessen mit seiner Tochter, die zugleich niedlich, komisch und traurig war?

Nein, so früh sicher nicht. Außerdem hieß das bei Leuten wie den Hightowers „Dinner“. Und sie aßen auch nicht vor dem Fernseher und sahen sich die Sechsuhrnachrichten an.

Angel erinnerte sich an das erste Mal, als Alex zum Essen zu ihnen gekommen war. Sie war damals fünfzehn gewesen, ungefähr so alt wie seine Tochter jetzt. Ihr Vater war ein paar Monate zuvor gestorben, und sie und Gus, ihre Mutter und Tante Zee waren zu Großmutter Reilly gezogen.

Angels Großmutter hatte Kohl, Corned Beef, Kartoffeln und Mohrrüben serviert. Angel wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Sie hatte zumindest auf Roastbeef gehofft, wenn es schon kein Fasan oder Kaviar sein konnte. Außerdem hätte sie sich gewünscht, dass sie im Esszimmer aßen, das seit ungefähr hundert Jahren nicht benutzt worden war, aber Großmutter meinte, wenn die Küche gut genug wäre für die Köchin, dann wäre sie auch gut genug für Gesellschaft, und Angels Mutter und Tante Zee stimmten zu.

Also saßen sie um den Küchentisch herum. Der Ventilator drehte sich laut auf dem Kühlschrank, und sie benutzten Geschirr aus dem Kaufhaus. Alex hatte um eine zweite und dann dritte Portion gebeten und jedes Mal seinen Teller vollständig geleert, und sobald Angel klar geworden war, dass er das nicht bloß aus Höflichkeit tat, hatte sie sich noch mehr in ihn verliebt.

Nicht dass er das je geahnt hätte. Er war damals nett zu ihr gewesen, aber nur auf eine oberflächliche Art, genauso wie Gus. Meistens hatte er sie ignoriert. Gelegentlich hatte er sie aufgezogen, manchmal aber auch verteidigt, wenn sie in Schwierigkeiten geriet, was häufig geschah. Polnisch und irisch war eine explosive Kombination, sogar in der dritten Generation noch.

Alex Hightower. Lieber Himmel, nun hatte sie nach all diesen Jahren tatsächlich wieder mit ihm gesprochen.

2. KAPITEL

Die Sache mit dem Rockkonzert hatte Alex zu seiner Zufriedenheit geregelt, indem er Sandy als Ausgleich für ein wildes Wochenende ohne Aufsicht, bei dem zumindest ihre Ohren Schaden erlitten hätten, zwei Wochen in einem Reitercamp angeboten hatte. Nun ging es um etwas Schwierigeres.

Jungen. Genau gesagt, einen bestimmten.

Wie erklärte ein Vater seiner halbwüchsigen Tochter, dass er ihr nicht unbedingt erlauben musste, mit einem Jungen auszugehen, bloß weil der in der Schule als äußerst begehrenswert betrachtet wurde und zu seinem sechzehnten Geburtstag eine Corvette geschenkt bekommen hatte?

Wie hatte Gus es früher genannt? FHP. Fusel, Hormone und Pferdestärken. Schon damals war diese Kombination eine Bedrohung gewesen, und heute war sie das noch genauso. Alex war nicht bereit, seine Tochter dieser Gefahr auszusetzen. Nicht wenn er es verhindern konnte.

Er überlegte, dass er eine weitere Bestechung brauchte. Aber was bot man einem vierzehneinhalbjährigen Mädchen an, das sich einbildete, in einen sechzehneinhalbjährigen Mistkerl verliebt zu sein? Kaugummi?

„Daddy, rat mal, wen ich heute im Park getroffen habe!“ Sandy kam hereingestürmt, nur unzureichend bekleidet mit einem Lederminirock und einem Angorapullover, der ihre mangelhaften Kurven betonte.

„Elvis?“

Sie rollte mit den Augen. „Daddy! Die Pflanzenfrau. Du weißt schon, deine alte Freundin.“

Angel, dachte er. „Die Pflanzenfrau?“ stellte er sich absichtlich dumm. „Wer soll das sein?“

„Daddy! Mrs. Perkins! Die Frau, die du mir vorige Woche vorgestellt hast. Sie hatte diesen tollen Overall an, mit ihrem Namen und allem Möglichen auf dem Rücken, und sie hat eine eigene Firma. Das ist doch wirklich cool, oder?“

„Sicher“, stimmte Alex zu.

„Jedenfalls habe ich ihr von den Bäumen erzählt, deren Blätter immer in unseren Swimmingpool fallen, und sie sagte, sie würde sich das mal ansehen, wenn sie in der Gegend ist, aber du musst sie zuerst anrufen. Sonst kommt sie nicht.“

Alex verzog das Gesicht. „Was hast du ihr gesagt?“

„Na ja, du hast doch selbst erklärt, diese Bäume müssten wahrscheinlich mal beschnitten werden, oder? Und sie tut so was, also dachte ich …“

Also hatte Sandy sich überlegt, dass sie auf diese Weise ihren Vater ablenken könnte, während sie selbst mit dem Jungen in der Corvette davonfuhr.

„Auf keinen Fall.“

„Aber Daddy, du musst!“

Einer der Vorteile von dunklen Augenbrauen zu blondem Haar war es, dass man sehr ausdrucksvolle Grimassen schneiden konnte. Alex hatte das zu einer Kunstform entwickelt, ohne dass er sich überhaupt darum hätte bemühen müssen. Er brauchte kein Wort zu sagen.

„Aber, Daddy, du bringst mich in Verlegenheit. Ich habe mein Wort gegeben!“

„Das Grundstück ist meine Sache, Sandy, und wenn ich glaube, dass die Bäume beschnitten werden müssen, dann gebe ich Mr. Gilly den Auftrag, sich mit den entsprechenden Leuten in Verbindung zu setzen.“

Das Dumme war, dass diese Bäume wahrscheinlich tatsächlich beschnitten werden mussten. Der Junge, der den Swimmingpool säuberte, holte mehr Blätter dort heraus als Phil Gilly auf dem Rasen zusammenharkte. Nur fand Alex es nicht notwendig, deshalb Angel Wydowski anzurufen oder Perkins oder wie immer sie jetzt hieß.

Nachdem Sandy aus dem Zimmer gestürmt war … ihre bevorzugte Bewegungsform in diesen Tagen … strich er sich durchs Haar und sank in seinen Ledersessel zurück, wo er das Wall Street Journal gelesen hatte. Doch jetzt hatte er keinen Sinn mehr für den Aktienmarkt, sondern starrte auf den ausgebleichten chinesischen Teppich.

Angel Wydowski. Sie hatte damals immer herumgehangen während der Footballspiele und gewartet, bis jeder von ihnen mit einem Mädchen zusammen war. Dann hatte sie darum gebeten, nach Hause gefahren zu werden. Irgendwie hatten sie sich alle in Alex’ Mustang gezwängt, und sie hatte es gewöhnlich geschafft, zwischen ihm und seiner jeweiligen Freundin zu sitzen.

Devil Wydowski. Die kleine Angel. Einmal hatte sie seinen Pullover gefunden, den er nach einem Tennisspiel auf dem Platz vergessen hatte, und war mit einem Taxi zu seinem Haus gefahren, um ihm das Kleidungsstück zu bringen.

Seine Mutter hatte das gar nicht amüsant gefunden.

Und ihre auch nicht.

Und Angel war beleidigt gewesen, als er versucht hatte, ihr das Taxigeld zurückzugeben.

Fast eine Dreiviertelstunde lang blieb Alex in seinem Lieblingssessel sitzen, in seinem Lieblingsraum des Hauses, in dem er aufgewachsen war, und erinnerte sich an die kurze Zeit seiner Rebellion. In mancher … ach was, in jeder Hinsicht war das die glücklichste Zeit seines Lebens gewesen. Damals hatte er sich wirklich lebendig gefühlt, all die Möglichkeiten lebhaft gespürt. Jeder Tag war ein neues Abenteuer gewesen, jedes Spiel und jedes Mädchen eine Herausforderung.

Natürlich nicht Angel. Damals hatte sie für ihn geschwärmt, und er hatte sich ausgesprochen geschmeichelt gefühlt, weil ja auch noch Kurt da gewesen war, der einfach traumhaft aussah.

Traumhaft? War das ein altmodisches Wort, das verriet, aus welcher Zeit er stammte?

Selbstverständlich war Angel für sie beide tabu gewesen. Sie war Gus’ Schwester und außerdem noch ein Kind. Trotzdem hatte Alex sie immer irgendwie gemocht, sogar wenn sie ihn zum Wahnsinn getrieben hatte. Und um ehrlich zu sein, er war auch nicht immun gewesen gegen ihre Reize. Doch was auch immer er sich eventuell gedacht hatte, er hatte das schnell wieder verdrängt. Sie war einfach noch zu jung gewesen. Und die kleine Schwester seines besten Freundes. Tabu.

Nun goss er sich einen Chivas ein und trat ans Fenster. Blätter bedeckten den Rasen. Es war schon wieder September. Ein weiteres Jahr verging.

Wohin war die alte Aufregung verschwunden? Es hatte mal eine Zeit gegeben, da war jeder neue Tag ein kostbares Geschenk für ihn gewesen.

Nichts davon war mehr da. Außer Sandy. Seine geliebte Alexandra, die ihn verrückt machte, dafür sorgte, dass sein Haar grau wurde und sein Blutdruck stieg. Sie war das Wertvollste in seinem Leben.

Und er war nicht bereit, sie mit irgend so einem Typen mit rasenden Hormonen und einer Corvette zu teilen.

Angel lag in der Badewanne, als das Telefon klingelte. Sie hatte ein halbes Glas Portwein getrunken und gerade mit Kapitel sieben angefangen, wo es allmählich heiß herging. Deshalb war sie in Versuchung, liegen zu bleiben. Der Anrufbeantworter war ja eingeschaltet. Allerdings konnte es ein Auftrag sein, und manche Leute mochten keine elektronischen Geräte und legten noch vor dem Piepton auf.

Außerdem rechnete sie damit, dass Alex anrufen würde. Sandy hatte gesagt, er würde es tun. Und ob er nun wollte, dass sie sich um seine Bäume kümmerte oder nicht, er würde sich zumindest melden und es ihr sagen. Eine Frage des Anstands und so.

„Angel? Ich hoffe, ich rufe nicht zu einer unpassenden Zeit an.“

„Nein, gar nicht.“ Sie tropfte nur den ganzen Fußboden voll. „Alex? Hat Sandy dir erklärt, worum es geht? Irgendwie hat sie darauf bestanden, dass ich mir die Bäume auf eurem Grundstück ansehe, aber ich habe geantwortet, das würde ich nicht tun, außer du willst es.“

„Das ist schon in Ordnung. Ich meine, jemand muss wirklich etwas unternehmen deswegen. Weißt du, der Swimmingpool wurde in den fünfziger Jahren gebaut, und ich bin nie dazu gekommen, ihn umbauen zu lassen …“

„Ich weiß, wie das ist. Man schiebt Dinge immer auf, und wenn man sie dann endlich in Angriff nimmt, fragt man sich, warum man es nicht schon längst getan hat.“

„Richtig.“

Angel fröstelte in der kalten Luft, die zur offenen Hintertür hereinkam. Zwar war es für September ziemlich warm, aber wenn man nackt und klitschnass im Zug stand, fror man doch. „Wie Sturmfenster. Ich komme immer erst dazu, sie einzusetzen, wenn der Winter praktisch vorbei ist.“

„Ja. Also, ich schätze, dann sollten wir eine Zeit vereinbaren.“

„Wofür?“

„Um die Bäume anzusehen.“

„Bist du sicher? Ich meine, bloß weil Sandy und ich uns unterhalten haben und sie etwas darüber sagte … Du hast wahrscheinlich deinen eigenen Gärtner. Oder du möchtest dich erst umhören. Tatsächlich bin ich eher Landschaftsplanerin als Baumchirurgin.“

Was dachte sie sich eigentlich dabei, ein Geschäft abzulehnen? Hatte sie den Verstand verloren durch zu viel Portwein und Liebesromane?

„Nein, du bist schon die Richtige dafür. Vielleicht könntest du oder dein Mann mal herkommen? Oder ihr schickt jemanden. Das wäre auch in Ordnung. Wer auch immer erscheint, meine Haushälterin weiß Bescheid. Ihr Mann … das ist Phil Gilly … kümmert sich um den Garten.“

„Okay. Bloß, erstens habe ich keinen Mann mehr, und zweitens mache ich alle Kostenvoranschläge selbst. Außerdem kann ich jederzeit kommen, wann es dir auch passt, weil ich sowieso auf zwei Grundstücken in Hope Valley zu tun habe. Und dann ist da noch dieses Bürgerkomitee, das mich gebeten hat, mich um die Magnolien vor deinem Bürogebäude zu kümmern. Wusstest du, dass irgendein Mistkerl sie fällen will, damit sein kostbares Haus besser zur Geltung kommt? Diese Bäume waren schon da, als das Gelände praktisch eine Wildnis war. Nur über meine Leiche werden die Magnolien gefällt! Wahrscheinlich gibt es eine historische Gesellschaft, die …“

„Angel?“

„Oh, tut mir leid. Ich komme gleich wieder runter von meiner Rednertribüne.“

Alex lächelte. „Du hast dich kein bisschen verändert, was?“

„So was hast du bei mir schon mal erlebt, oder? Übrigens mag ich deine Tochter wirklich. Sie ist etwas Besonderes.“

„Das stimmt“, antwortete er leise, und Angel merkte, wie stolz er auf Sandy war. Sie verabredeten sich für Donnerstag, falls es dann nicht regnete, am späten Nachmittag. Noch lange nachdem Angel aufgelegt hatte, klang ihr Alex’ tiefe Stimme im Ohr nach. Wenn er eine Ahnung gehabt hätte, welche Wirkung er schon am Telefon auf eine Frau ausübte, wäre er entsetzlich schockiert gewesen.

Die Zeit verging langsam, aber endlich war es doch Donnerstag, und glücklicherweise hing keine einzige Wolke am Himmel. Angel hatte Mühe, sich auf das Vermessen des Gartens der Lancasters zu konzentrieren, wo sie ein Dutzend Stechpalmen, drei Eichen und eine Wacholderhecke pflanzen sollte.

Ihre Arbeiter hatten die Eichen schon auf den Wagen geladen. Am Sonntag sollte alles fertig sein, weil die Lancasters da eine Gartenparty planten.

Weil Angel es so eilig hatte, zu Alex zu kommen, machte sie sich nicht mal die Mühe, all die Überstunden abzurechnen. Das bewies, dass sie in mancher Hinsicht kein bisschen klüger geworden war.

Sandy wartete mit einem Krug frischer Limonade auf sie. „Die ist nicht fertig gekauft“, erklärte sie stolz. „Mrs. Gilly hat sie eben für uns gemacht. Hey, falls Sie aufs Klo gehen oder sich die Haare kämmen wollen, das Bad ist da drüben.“

„Danke, aber Kämmen hilft nicht. Meine Mutter meint, das ist ein Fluch, mit dem Großvater Reilly sie belegt hat, als sie meinen Vater geheiratet hat statt des netten irischen Jungen, den er für sie ausgesucht hatte. Weder Kamm noch Bürste noch die besten Conditioner können diese zerzausten Locken je entwirren“, erklärte Angel düster.

Dann grinste sie, und Sandy deutete auf ihr eigenes völlig glattes Haar. „Ihrs ist wenigstens interessant. Ich wollte mir eine Dauerwelle machen lassen, aber Daddy hat es nicht erlaubt. Er lässt mich gar nichts tun.“ Sie seufzte und goss Limonade ein. „Setzen Sie sich. Sie sehen aus, als hätten Sie gearbeitet. Das ist wirklich toll, dass Sie eine eigene Firma haben. Wie haben Sie das geschafft?“

Angel fühlte sich geschmeichelt. Und außerdem hatte sie wirklich hart gearbeitet. Sie hatte jeden Quadratmeter des Lancaster-Grundstücks vermessen, entschieden, was wohin sollte, und eine Skizze gemacht, nach der ihre Arbeiter sich richten konnten.

Als Alex in die Einfahrt einbog, eine Dreiviertelstunde früher als sonst, hatte Angel Sandy bereits erzählt, dass sie Witwe war, wobei sie in Anbetracht der Jugend und Unschuld ihrer Zuhörerin einiges ausgelassen hatte. Außerdem hatten sie über die Probleme gesprochen, mit denen man zu kämpfen hatte, wenn man ein Geschäft führte. Danach waren sie zu den dummen Regeln übergegangen, die eine Frau von fast fünfzehn Jahren daran hinderten, ihre eigenen Interessen zu verfolgen.

Was in Sandys Fall einen tollen Kerl namens Arvid Moncrief einschloss, der eine Corvette fuhr und entweder Künstler oder Pilot werden wollte.

Alex kam nun ums Haus herum. Er hatte sein Jackett ausgezogen, die Hemdsärmel aufgekrempelt und die Krawatte gelockert. Da hörte er Angel sagen: „… Fusel, Hormone und Pferdestärken. Mein Bruder meinte immer, jedes von den dreien könnte schon allein Probleme verursachen, aber zusammen würden sie mit Sicherheit zu einer Katastrophe führen. Also, ich streite ja nicht ab, dass Brüder ziemlich lästig sein können, aber ich habe auf die harte Art gelernt, dass ich auf meinen lieber hören sollte. Nicht dass ich es immer tue.“

„Nicht dass du es je getan hättest, soweit ich weiß.“ Alex beobachtete, wie Angel erst blass, dann rot wurde. Nun stand sie von dem niedrigen Liegestuhl auf, und Axel spürte einen plötzlichen Anflug von heißer Begierde, der ihn völlig überraschte.

„Was meinen Sie mit ‚auf die harte Art‘?“, wollte Sandy wissen. „Hi, Dad, wir trinken gerade Limonade. Angel wird mir zeigen, wie man einen Baum so beschneidet, dass er richtig vernarbt und keine Infektion bekommt. Ich schätze, deshalb nennt man die Leute, die das tun, ‚Baumchirurgen‘. Du hast doch früher mal daran gedacht, Arzt zu werden, oder?“

Woher wusste sie das? Es schien ihm, als wäre das in einem anderen Leben gewesen. Bevor er Dina getroffen, geheiratet und eine Familie gegründet hatte. Bevor sein Vater ihm eingebläut hatte, dass er als einziger Erbe einer alteingesessenen Möbelfirma seine Pflicht erfüllen musste.

„Tut mir leid, dass du mich beim Herumlungern erwischt hast.“ Angel lächelte so strahlend wie eh und je. „Keine Sorge, die Uhr läuft noch nicht.“ Sie stellte ihr leeres Glas auf den gusseisernen Tisch. „Sollen wir anfangen, Sandy? Alex, ich kann dir gleich sagen, dass du entweder ein paar von diesen herrlichen japanischen Ahornbäumen fällen oder aber deinen Swimmingpool abdecken musst.“

Als sie ein Notizbuch aus der Tasche holte, stellte Alex fest, dass sich noch etwas an ihr nicht verändert hatte. Ihre Augen hatten kleine goldene Flecke, die glänzten, wenn sie lachte.

Fast hatte er vergessen, wie ihre Nase sich kräuselte, wenn sie sich konzentrierte. Früher hatte er sie immer deswegen aufgezogen, als sie jede Entschuldigung benutzt hatte, um in seiner Nähe zu sein. Damals hatte sie ihn auf eine Weise angesehen, durch die er sich männlich und weltgewandt und mindestens zwei Meter groß gefühlt hatte.

Wie würde er damit fertigwerden, wenn sie ihn jetzt wieder so ansah?

„Ich schätze, du weißt, dass Ahornwurzeln immer zum Wasser streben. Das kann wirklich lästig sein, wenn man eine Sickergrube hat.“

Alex konnte es nicht fassen. Er dachte an Heldenverehrung, und Angel sprach von Sickergruben?

„Ich bezweifele, dass ein Swimmingpool in der Hinsicht viel sicherer ist“, fuhr sie fort.

Sandy fing an, die Titelmelodie aus dem Film „Der weiße Hai“ zu summen, und Alex begann zu grinsen. Einmal, vielleicht zweimal im Monat gab es etwas, worüber er lächeln konnte. Nun fand er es noch verrückter, wie diese Frau auf ihn wirkte, trotz Overall und Kampfstiefeln.

Sandy und Angel gingen zum Swimmingpool voran, während Alex den Rest der Limonade in das Glas goss, das Angel benutzt hatte. Er berührte mit dem Mund nicht absichtlich die Stelle, wo ihre Lippen gewesen waren, vermied es aber auch nicht.

Kinderkram. Kaum begegnete er einer alten Freundin, schon benahm er sich wieder wie ein Halbwüchsiger.

Er folgte den beiden den Hügel hinunter und bewunderte dabei die Bewegungen von Angels Po in dem grellgrünen Overall. Sie hatte den Körperbau, der laut den Ärzten auf ein gesundes Herz hinwies. Birnenförmig. Breite Hüften, kleine Brüste, schmale Taille.

Dabei merkte Alex, dass es nicht unbedingt sein eigenes Herz war, das ihm im Moment Probleme bereitete. Es war eine Stelle viel weiter unten, die ihm zu schaffen machte, und die hatte das so lange nicht getan, dass er ihre Existenz schon beinahe vergessen hatte.

Er war erregt. Durch eine Frau in einem Overall und Kampfstiefeln. Eine Frau, die zu ihm gekommen war, um über Bäume und Sickergruben zu sprechen. Das war ihm nicht nur peinlich, sondern er fühlte sich schuldig! Angel Wydowski war eindeutig erwachsen geworden, aber sie war immer noch tabu. Zwar hatte sie gesagt, dass sie nicht mehr verheiratet war, sodass das kein Problem darstellte, und er war gewiss über das Alter hinaus, in dem seine Hormone ihn geleitet hatten.

Aber Angel war immer noch Gus’ kleine Schwester. Nun da er selbst eine Tochter hatte, die er schützen musste, verstand Alex vollkommen, wieso Gus jeden zur Schnecke gemacht hatte, der es damals auch nur gewagt hatte, seine Schwester länger als fünf Sekunden anzusehen.

Doch diesmal war kein Alkohol im Spiel, nur wässrige Limonade. Und bestimmt keine Pferdestärken. Was konnte sicherer sein als ein Spaziergang im Garten, noch dazu mit einer Tochter als Anstandswauwau? Allerdings waren ein paar Hormone, von denen Alex gedacht hatte, sie wären längst im Ruhestand, im Moment äußerst aktiv.

Er begann auf eine gewisse Machoweise zu grinsen, obwohl er jeden Jungen, der seine Tochter so angesehen hätte, auf der Stelle zum Teufel geschickt hätte. Als er Angel und Sandy einholte, waren sie gerade dabei zu besprechen, welche Zweige abgeschnitten werden mussten. Jedes Mal, wenn Angel den Arm hob, um irgendwo hinzudeuten, suchte Alex unwillkürlich nach Anzeichen dafür, dass sie im Brustbereich reifer geworden war. Wieso konnte sie nicht Jeans und ein T-Shirt tragen wie alle anderen auch?

Lieber Himmel, dachte er. Wann hatte er sich in einen schmutzigen alten Mann verwandelt?

Verlegen starrte er auf die Bäume und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was Angel sagte. Etwas darüber, wie dicht am Stamm ein Ast abgeschnitten werden musste, damit er auf die richtige Weise vernarbte.

Bevor ihm auch nur eine einzige intelligente Frage einfiel, mit der er sein Interesse an ihrem Wissen hätte beweisen können, statt bloß Lust auf ihren Körper zu empfinden, begann im Haus das Telefon zu klingeln. Erleichtert wandte er sich ab, doch da steckte Mrs. Gilly den Kopf zur Tür heraus. „Sandy, es ist für dich. Dein junger Mann.“

Alex blieb ruckartig stehen. Sein Gesicht nahm einen stahlharten Ausdruck an, der schon mehr als einen Jungen nervös gemacht hatte. „Wenn das Moncrief ist, dann kannst du ihm sagen …“

Aber Sandy war schon weg.

Angel trat neben Alex. „Es geht mich ja nichts an“, begann sie leise. „Aber wenn Sandy meine Tochter wäre …“

„Das ist sie nicht.“ Alex bereute seine schroffe Antwort noch bevor er sah, wie die goldenen Flecke in Angels Augen verschwanden. „Tut mir leid. Das geht nicht gegen dich, Angel, aber Sandy ist mein Problem.“

Er hätte wissen sollen, dass sie das nicht auf sich beruhen lassen würde. „Na gut. Aber ich hoffe, du weißt, was für ein Glück du hast, solch ein Problem zu haben. Sie ist ein kluges Mädchen, doch auch die schlauesten brauchen mehr, als manche Väter bereit sind zu geben.“

„Bietest du deine Dienste an?“ Noch eine spitze Bemerkung, die er bereute, sobald er sie ausgesprochen hatte. Das Dumme war, dass er sich seit seiner Scheidung schon oft gegen Frauen hatte verteidigen müssen.

„Sandy vielleicht, falls sie mich braucht. Dir nicht.“ Angel schrieb einen Namen und eine Telefonnummer auf einen Zettel und reichte ihn Alex. Ihr Lächeln war ungefähr genauso echt wie eine Rolex für zehn Dollar. „Das ist der beste Baumspezialist der Stadt. Er ist nicht billig, aber deine Bäume werden in guten Händen sein.“

Alex steckte den Zettel ein, ohne einen Blick darauf zu werfen. „Angel, warte! Es tut mir leid, okay? Ich habe es nicht so gemeint, wie es klang. Es ist nur so, dass …“

„Ich werde Gus erzählen, dass ich dich getroffen habe, in Ordnung? Er ruft mich gewöhnlich am Wochenende an.“

Alex fühlte sich wie ein totaler Mistkerl, als er sie weggehen sah. Er verfluchte sich selbst, weil er so unhöflich und arrogant gewesen war. Und wie ein lüsterner Bastard hatte er sich auch noch benommen. Sogar jetzt beobachtete er noch ihren Po.

Während er zusah, wie sie in ihrem Wagen wegfuhr, fragte er sich, ob sie beim Autofahren immer noch auf einem Kissen sitzen musste, so wie damals, als Gus ihr beigebracht hatte, seinen alten Falcon zu fahren. Sie hatte gebettelt, Alex’ Mustang ausprobieren zu dürfen, aber da hatte Gus einen Riegel vorgeschoben. Alex hätte wahrscheinlich nachgegeben. Damals hatte er eine geheime Schwäche für Gus’ kleine Schwester gehabt, sich jedoch eingeredet, das läge nur daran, dass er ein Einzelkind war.

„Hey, wo will Angel hin?“, fragte Sandy im Jammerton, als sie neben Alex trat.

„Nach Hause, schätze ich. Es ist schon spät.“

„Aber ich wollte sie zum Dinner einladen. Mrs. Gilly meinte, das wäre in Ordnung.“

„Mrs. Gilly stellt hier nicht die Regeln auf, falls dir das entgangen ist.“

„Liegt es daran, dass Angel einen Overall trägt? Daddy, das ist total altmodisch. Niemand kümmert sich heute mehr um so was. Deine alten Regeln sind unmöglich.“

„Ich bin sicher, dass du das so empfindest, aber solange du unter …“

„Ich weiß, solange ich unter deinem Dach wohne, muss ich mich der Königlichen Hoheit beugen.“

Alex hätte fast wieder gegrinst, obwohl das überhaupt nicht logisch war. „Tut mir leid, Liebling, so ist das System. Es verschlingt uns alle, und bevor wir noch merken, was geschieht, sind wir seelenlose Roboter. Wir müssen uns vor dem Essen die Hände waschen, hören beim Dinner Musik von klassischen europäischen Komponisten statt …“

„Okay, okay!“ Sandy hörte auf zu schmollen. „Aber ich werde weiter mit ihr befreundet bleiben, egal was du sagst. Und vielleicht arbeite ich nächsten Sommer sogar in ihrer Firma. Sie stellt manchmal Schüler ein.“

„Ich habe nichts dagegen“, antwortete Alex gelassen. Letzte Woche war es ein Schallplattenladen in der Einkaufszone gewesen, und in der Woche davor hatte sie geplant, sich einen Job in einem Reitstall zu suchen. Wenigstens hatte sie das mit der Fluggesellschaft wieder aufgegeben. „Übrigens werde ich heute nicht zum Dinner da sein, aber ich bleibe nicht lange weg, falls du noch mit mir reden willst, sobald du deine Hausaufgaben fertig hast.“

Sandy wirkte verletzt, und das gefiel ihm gar nicht. „Wenn ich reden will, rufe ich Angel an“, verkündete sie. „Zumindest behandelt sie mich wie eine Erwachsene, was man von gewissen anderen Leuten nicht behaupten kann.“

Noch bevor sie ihr Essen bestellten, wusste Alex schon, dass der Abend furchtbar werden würde. Carol hatte bereits mehrere Bemerkungen darüber gemacht, dass Freunde ihre Töchter in Internate geschickt hatten und wie gut das für alle Beteiligten gewesen wäre.

„Ich gebe gern zu, dass ich gelegentlich die Geduld verliere. Jeder, der behauptet, es wäre leicht, eine Tochter allein zu erziehen, hat es bestimmt nie versucht. Aber ich würde sie zu sehr vermissen, Carol. Sie ist alles, was mir geblieben ist.“ Er versuchte zu lächeln, doch es gelang ihm nicht. „Möglicherweise liegt es daran, dass ich selbst ein Einzelkind bin. Wir Einzelkinder haben besondere Verpflichtungen und müssen füreinander da sein, ob uns das nun passt oder nicht.“

„Unsinn! Darling, Sandy hat eine Menge Freunde. Kein Mädchen in ihrem Alter will sich von einem Vater einschränken lassen.“

„Vielleicht muss sie ein bisschen eingeschränkt werden.“

„Und vielleicht muss sie auch mit Kindern ihres eigenen Alters zusammen sein. Es ist ja nicht, als wärst du ein alter Mann, der von seiner Familie unterstützt werden muss. Du bist jung und gesund und gewiss in der Lage, noch eine zusätzliche Verantwortung zu übernehmen.“

„Wie bitte?“

„Du könntest sogar noch mal eine Familie gründen.“

„Das würde mich endgültig um den Verstand bringen.“

„Dafür sind doch Internate da. Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass Sandy vielleicht gern eine kleine Schwester oder einen Bruder hätte? Dann hätte sie abends etwas anderes zu tun, als mit Jungen herumzuhängen.“

Ein Kellner erschien, und Alex bestellte Huhn für Carol und Kalbsleber für sich selbst. Womöglich hatte er mehr Eisen nötig. Auf jeden Fall brauchte er irgendetwas, das er offenbar nicht bekam.

„Die Dinge sind heute anders als in unserer Kindheit, Carol. Mädchen in Sandys Alter sind vielen neuen Gefahren ausgesetzt. Sie soll wissen, dass sie bei mir an erster Stelle steht, besonders nachdem Dina …“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich glaube kaum, dass es richtig wäre, weitere Kinder zu haben.“

„Oh, aber die Experten sagen …“

„Ein Dutzend Experten behauptet mindestens ein Dutzend verschiedene Dinge“, unterbrach Alex sie. „Das ist wie mit Statistiken. Man kann immer ein paar finden, die auch die verrücktesten Theorien unterstützen. Der Ärger beginnt dann, wenn man versucht, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Ich schätze, ich mache einfach weiter so gut ich kann.“ Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und hoffte, dass Carol den Hinweis verstehen würde.

Damit war das Thema erledigt.

„Soll ich uns jetzt eine zweite Flasche Wein bestellen?“

Später an diesem Abend dachte Alex, dass er sich bei Angel entschuldigen sollte. Nur war er nicht sicher, wofür zuerst. Dafür, dass er ihre Hilfe abgelehnt hatte, was Sandy anging, oder dafür, wie lüstern er ihren Körper betrachtet hatte.

Tatsächlich vermutete er, dass ihn noch mehr an ihr reizte als nur ihr Körper. Sie brachte ihn zum Lächeln. Manchmal sogar zum Lachen. Durch sie fühlte er sich wieder jung.

Und genau deshalb entschied er, sie nicht anzurufen. Er wollte sich dieser Gefahr lieber nicht aussetzen. Schließlich hatte er schon genug um die Ohren, ohne schlafende Hunde zu wecken.

3. KAPITEL

Nachdem Angel vor Kurzem jedes neue Fältchen, jedes noch so geringe Anzeichen des Alterns in Alex’ Gesicht studiert hatte, musterte sie nun ihren Bruder genauso intensiv. „Aha, sechs neue graue Haare“, stellte sie fest. Wieso wurden Männer mit den Jahren immer attraktiver, während Frauen bloß älter wurden?

Man hätte Gus zwar nie als richtig gut aussehend bezeichnen können, aber mit den blauen Augen und dem schwarzen Vollbart hätte er als Pirat auf das Cover eines der Liebesromane gepasst, die Angel las. Er sah jedenfalls heute noch besser aus als früher, und das tat Alex auch, verdammt.

So ein aristokratischer Knochenbau hatte schon einiges für sich. Angel hatte den Eindruck, dass sie selbst nicht mal einen erkennbaren Knochenbau besaß.

„Was ist passiert? Bist du auf den Kopf gefallen?“ Sie deutete auf eine Narbe an Gus’ Haaransatz.

„Ein Arbeitsunfall. Jemand hat nicht rechtzeitig ein Zeichen gegeben. Hey, Angel, wieso flackert das Licht so? Geschieht das oft?“

„Ein oder zweimal in der Woche. Willst du ein Brötchen zu deinem Kaffee?“

„Hmm. Ich hätte deine elektrischen Leitungen überprüfen sollen, als ich das letzte Mal hier war. Erinnere mich daran, dass ich später mein Messgerät hole, ja?“

Angel goss Kaffee ein und stellte Käse und frische Brötchen hin. Sie hatte den ganzen Tag schwer gearbeitet. Gus war kurz vor Einbruch der Dunkelheit erschienen und hatte abgespannt und müde ausgesehen, aber als sie angeboten hatte, für ihn zu kochen, hatte er erklärt, er hätte keinen Hunger.

Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Offenbar machte ihm etwas zu schaffen, und da sie seine einzige Verwandte östlich des Mississippi war, hielt Angel es für ihre Pflicht, es ihm aus der Nase zu ziehen.

Sie entschied sich für den indirekten Weg. Darin war sie nicht besonders gut, aber es zahlte sich nicht aus, Gus Wydowski zu überrumpeln. Dabei zog man leicht den Kürzeren. „Rat mal, wen ich letzte Woche zweimal getroffen habe“, begann sie lässig. „Hightower. Und seine Tochter habe ich auch kennengelernt. Sie ist ein tolles Mädchen, blond, graue Augen, groß … sie sieht wie Dina aus, ist aber viel interessanter, obwohl sie erst vierzehn ist.“

Gus war in Dina verliebt gewesen. Sie hatten nie darüber gesprochen, und Angel hatte nicht den Eindruck, dass Alex es je vermutet hatte, aber sie selbst hatte es praktisch von Anfang an gewusst. Wenn sie die Frau nicht bereits gehasst hätte, weil sie ihr Alex gestohlen hatte, dann hätte sie sie deswegen gehasst. Dina war ein Biest, selbst wenn sie inzwischen Gräfin oder Herzogin oder was auch immer in irgendeinem Fürstentum war, von dem noch niemand etwas gehört hatte.

Der arme Gus, er hatte bei der Hochzeit neben Alex gestanden und war danach in die Berge geflüchtet, sieben Monate vor dem Examen. Er war nie an die Universität zurückgekehrt.

„Großartig. Wie geht es Alex?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr Gus fort. „Du weißt, dass ich einen Job am Strand habe, Kind. Wahrscheinlich werde ich bis November damit beschäftigt sein. Wieso nimmst du dir nicht frei und kommst für eine Woche oder so zu mir?“

„Bist du denn überhaupt nicht neugierig?“

Gus griff nach einem zweiten Brötchen, schmierte Frischkäse darauf und stand dann auf, um im Kühlschrank nach etwas Süßem zu suchen, das er obendrauf tun konnte. „worauf neugierig?“

„Auf Alex. Was er macht und all das. Ihr zwei habt euch seit Jahren nicht gesehen, und dabei habt ihr euch mal so nah gestanden. Ihr beide und Kurt.“

„Na und? Ich war beschäftigt. Hast du Zitronenmarmelade?“

Sie holte ein Glas aus der Speisekammer und gab es ihm. „Deine Zähne werden dir ausfallen. Weißt du, wenn Alex mein bester Freund wäre und ich ihn seit …“

„Schon gut, lass es, ja?“

„Dina ist Vergangenheit, Gus. Ich bezweifele, dass Sandy sich überhaupt richtig an sie erinnert. Sandy ist ihre Tochter. Habe ich dir das erzählt? Sie ist jetzt ungefähr im selben Alter wie ich, als ich …“

„Ja, ich weiß. Als du mich höllisch in Verlegenheit gebracht hast, indem du Alex nachgelaufen bist.“

Angel knallte ihr käsebeschmiertes Messer auf den Tisch. „Ich bin nie jemandem nachgelaufen!“

Gus grinste, und selbst seine Schwester musste zugeben, wie attraktiv er war. Er und Alex waren zwar so verschieden wie Tag und Nacht, aber jeder von ihnen konnte eine Frau zum Wahnsinn treiben.

Gus häufte sich Marmelade auf sein Brötchen. „Du hast also immer noch etwas übrig für den alten Lex, was?“

„Ungefähr so viel wie für giftigen Efeu.“

„Wieso kratzt du dich nicht und bringst es damit hinter dich?“

„Was?“

„Alex. Er ist frei. Du bist frei. Warum versuchst du es nicht? Das Schlimmste, was passieren könnte, wäre, dass er dich abweist, und dann kannst du ihn endlich von deiner Wunschliste abhaken.“

„Du meinst, das wäre das Beste, was passieren könnte! Das Schlimmste wäre, dass er einen Blick auf mich wirft und schallend lacht.“ Angel sprang auf und ging zur Spüle, gerade als das Licht wieder zu flackern begann. „Ein schöner Bruder bist du“, murrte sie. „Zu deiner Information, Alex trifft sich mit einer Frau namens Carol Sowieso. Du kennst sie wahrscheinlich. Sie gehört auch zu dieser Country-Club-Clique. Jedenfalls hat die arme Sandy entsetzliche Angst, Alex könnte diese Frau heiraten. Sie sagt, Carol schickt ihr ständig Broschüren über Internate und macht Andeutungen darüber, wie lustig es wäre, mit Mädchen im selben Alter in einem Schlafsaal zu schlafen und sich mit Jungen von den besten Privatschulen zu verabreden.“

„Dafür dass du das Kind erst kennengelernt hast, weißt du aber gut Bescheid.“

Angel zuckte mit den Schultern. „Wir haben uns zufällig von Anfang an gut verstanden. Vielleicht weil ich für Sandy in dieser Hinsicht keine Bedrohung bin. Sie hat es zwar nicht so deutlich gesagt, aber an dem Tag, an dem Alex diese Carol heiratet, wird Sandy davonlaufen.“ Angel füllte die Spüle mit Wasser und tat das Geschirr vom Frühstück, Lunch und dem Snack des vorigen Abends hinein. „Ich glaube aber auch nicht, dass sie zu Dina in diesen Palast ziehen wird. Da ist dieser Junge, der eine Corvette fährt. Ihrer Beschreibung nach ist er genau das, was du früher als FHP bezeichnet hast.“

Gus grinste. „Oh, oh. Vielleicht sollte ich Hightower mal anrufen und ihm ein bisschen moralische Unterstützung anbieten.“

„Das finde ich auch. Gus … was hast du für Probleme?“ Angel gab die vorsichtige Annäherung auf.

„Gar keine“, behauptete er. „Ich habe so viel zu tun, dass ich es kaum bewältigen kann, aber damit werde ich schon fertig.“

Angel wusste, wann sie keine Chance hatte. Gus würde es ihr schon sagen, wenn er so weit war. Vielleicht aber auch nicht. Er war sehr verschlossen. „Du kannst mir nichts vormachen, weißt du? So hast du früher immer ausgesehen, wenn du dir Sorgen wegen eines Spiels gemacht hast, oder wenn du befürchtet hast, Daddy könnte herausfinden, dass du getrunken hast. Jedenfalls bin ich immer für dich da, wenn du reden willst.“

Gus umarmte sie. „Weißt du was, kleine Hexe? Du hast dich ziemlich gut entwickelt für ein vorlautes Kind, das immer in Schwierigkeiten war.“

Alex war gerade damit fertig, Sandy von Gus Wydowski zu erzählen, als es an der Tür klingelte. Sein Vorstandsvorsitzender, der zwei Kinder im College und eins in der Highschool hatte, hatte ihm erklärt, man könnte manchmal erstaunliche Resultate erzielen, wenn man sie wie Erwachsene behandelte. Alex fand, dass es einen Versuch wert war.

Da er Gus erwartete, riss er die Tür auf. Doch es war Carol, die vor ihm stand. Sie hatte in einer Hand einen Strauß pinkfarbene Rosen und in der anderen eine Flasche von Alex’ Lieblingswein.

„Überraschung!“ Sie beugte sich vor und küsste die Luft neben Alex’ Wange. „Willst du mich nicht hereinbitten, Darling?“

„Sicher, komm rein. Äh … habe ich etwas vergessen?“ Alex schloss die Tür und ging in Gedanken seinen Terminkalender durch. Es war fast acht, und er hätte schwören können, dass sie heute Abend nicht verabredet waren. Andererseits hatte er in letzter Zeit eine Menge um die Ohren.

„Ich war den ganzen Tag in Raleigh. Habe ich dir erzählt, dass ich für ein Porträt sitze? Da kommen auch die Rosen her. Ich halte sie dabei in der Hand, und ich habe Mutters Zobelstola über einer Schulter. Jedenfalls, da ich in der Nähe war, dachte ich, ich komme mal vorbei und frage, ob du nächstes Wochenende mit mir zum Tanzen in den Club gehen willst. Oh, hi, Sandy. Sind wir schon mit den Hausaufgaben fertig?“

„Ich bin mit meinen fertig, aber ich schätze, Sie haben mit Ihren noch zu tun, was?“, erwiderte Sandy in diesem unschuldigen zuckersüßen Ton, den Alex in den letzten Monaten nur zu gut kennengelernt hatte. Er warf ihr einen warnenden Blick zu, aber bevor er vorschlagen konnte, dass sie ausnahmsweise früh zu Bett gehen könnte, klingelte es wieder.

Diesmal war es Sandy, die aufmachte. „Oh, hi, Sie müssen Mr. Wydowski sein. Daddy hat erzählt, dass Sie kommen würden. Angel, sind Sie sicher, dass das Ihr Bruder ist? Sie beide sehen sich gar nicht ähnlich. Kommen Sie rein.“

Alex hatte Gus erwartet und Sandy erlaubt, für ein paar Minuten die Gastgeberin zu spielen, bevor sie sich zurückzog, um bis zum Schlafengehen fernzusehen. Aber Gus hatte nichts davon gesagt, dass er seine Schwester mitbringen würde. Angel war Alex zwar willkommen, aber verdammt, da war wieder diese verrückte Reaktion, die er schon erlebt hatte, als sie mit Stiefeln und Po zuerst unter dem Magnolienbaum vorgekrochen war. Dabei hatte er nie zuvor auf eine Frau so reagiert!

Jedenfalls seit seiner Teenagerzeit nicht. „Gus … Angel“, murmelte er und versuchte, nicht auf ihre purpurfarbene Hose und den Rollkragenpullover zu starren. Lieber Himmel, die Frau brachte wirklich Sonne in einen Raum.

Carol, die in verschiedenen Beigetönen gekleidet war, hob eine makellos gezeichnete Augenbraue. „Freunde von dir?“, erkundigte sie sich leise.

„Angel und Gus Wydowski … jetzt Angel Perkins. Wir kennen uns schon lange.“

Carol setzte ein künstliches Lächeln auf. „Wie nett. Ich hatte vergessen, dass du ein paar Jahre lang eine öffentliche Schule besucht hast.“ Sie musterte Angel kurz und wandte sich dann Gus zu. „Ich bin Carol English. Alex hat mich sicher erwähnt.“

Alex bemühte sich, Sandy und Angel zu ignorieren, die Arm in Arm ins Wohnzimmer gingen, und dachte einen Moment lang darüber nach, wie Gus und Carol aufeinander reagierten. Was immer die Frauen an Gus reizte, es war offensichtlich noch da. Die weite Khakihose und das Flanellhemd, das schon bessere Zeiten erlebt hatte, konnten seine muskulöse Gestalt nicht verbergen. Früher hatten die Mädchen ihn alle umschwärmt … jedenfalls die, die sich nicht für Kurt oder Alex selbst interessiert hatten.

Da Gus für Dina etwas übrig gehabt hatte … und das stimmte, obwohl Alex es eigentlich nicht hätte wissen sollen … würde ihm Carol garantiert auch gefallen. Das gleiche blonde Haar mit dem eleganten Pagenschnitt, die gleiche tadellose, zurückhaltende Kleidung.

Unwillkürlich stellte Alex sich Carol in Angels purpurfarbener Hose oder dem grünen Overall mit der knallgelben Schrift auf dem Rücken vor, und er musste grinsen, während er sie und Gus ins Wohnzimmer führte.

Am Anfang unterhielten sie sich über allgemeine Themen, doch dann fing Carol an, Gus auszuhorchen, wobei sie Alex hin und wieder einen Blick zuwarf.

Alex kannte seine Rolle. Er hatte sie mit Dina während ihrer kurzen Ehe oft gespielt, aber jetzt war er einfach zu müde, um den eifersüchtigen Ehemann darzustellen.

Also lehnte er sich in seinem Sessel zurück … dem kleineren der beiden Ledersessel, die einmal Prototypen für Modelle der Firma Hightower gewesen waren. Angel saß auf dem, den Alex gewöhnlich benutzte. Sie hatte die Schuhe abgestreift und die Füße hochgezogen.

Alex stellte fest, dass sie pinkfarbene Socken trug, und aus irgendeinem Grund ging ihm das unter die Haut.

Sandy hatte sich einen Hocker neben Angels Sessel gezogen, und Carol thronte in einem Queen-Anne-Ohrensessel.

Alex fühlte sich seltsam ruhelos. Jetzt stand er wieder auf. „Was möchtest du, Gus? Bourbon?“

„Nein, danke, ich muss noch fahren. Ich will meiner Schwester keine Entschuldigung liefern, sich selbst ans Steuer meines neuen Autos zu setzen.“ Er grinste. „Hat sie erzählt, dass ich sie einmal aus dem Gefängnis holen musste, weil sie wegen rücksichtslosen Fahrens festgenommen worden war?“

„Hör nicht auf ihn, Sandy. Es war nicht so, wie es klingt“, erklärte Angel. „Mein Gaspedal hat geklemmt, und ich habe ein paar Verkehrsschilder gerammt, während ich versucht habe, es zu lösen.“

Alex goss Wein für die Frauen ein, Gingerale für Sandy, und wandte sich dann wieder an Gus. „Warum bleibst du nicht hier, solange du in der Stadt bist? Dann können wir ausführlich über alte Zeiten reden. Wir haben eine Menge Platz, nicht wahr, Prinzessin?“ Er drehte sich zu Sandy um, und sie strahlte. Offenbar war sie ausnahmsweise der Meinung, dass er etwas richtig gemacht hatte.

„Danke, aber ich habe mich schon bei Angel eingerichtet. Bei schönem Wetter spielt es kaum eine Rolle, dass das Dach undicht ist, und da sie nun auch die Eichhörnchen auf ihrem Dachboden unter Kontrolle hat …“ Gus schmunzelte, als seine Schwester ein Kissen nach ihm warf. Jetzt erinnerte sie ihn daran, dass er versprochen hatte, sich ihre elektrischen Leitungen anzusehen. „Ich führe die Reparaturen in ihrem Haus durch“, erklärte er. „Und dafür flickt sie meine Sachen und füttert mich mit polnischer Pizza, wann immer ich in der Gegend bin.“

Carol musterte ihre Fingernägel. Sandy wollte sofort wissen, was auf einer polnischen Pizza drauf war, und die Männer sprachen über veraltete elektrische Leitungen und neue Bauvorschriften. Danach wandten sie sich dem Baugeschäft im Allgemeinen zu, bei dem es zurzeit einen Aufschwung gab, und den Möbelhandel, einschließlich der Firma Hightower.

Da Carol sich vernachlässigt fühlte, trommelte sie mit ihren pinkfarbenen Fingernägeln auf die Armlehne ihres Sessels. Sandy bewunderte ganz offen den besten Freund ihres Vaters. Angels Kopf dagegen war zur Seite gerutscht. Ihre Augen fielen zu und blieben es. Sie war seit fünf Uhr morgens auf und hatte schon ihren üblichen Zwölfstundentag hinter sich gehabt, als Gus aufgekreuzt war.

Schließlich stand Sandy auf und erschien ungefähr zwanzig Minuten später mit einem beladenen Tablett. „Kaffee“, verkündete sie und grinste, als sie sah, dass Angel in Alex’ Ledersessel schlief. Eine bronzefarbene Locke bewegte sich im Rhythmus ihres Atems.

Es war Gus, der aufstand und Sandy das Tablett abnahm. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du noch hübscher bist als deine Mutter?“

„Nein, Sir, aber das können Sie gern tun.“ Sie erwiderte sein Lächeln.

„Lex, dieses Kind wird noch einige Herzen brechen. Ich hoffe, das ist dir klar.“

„Was glaubst du, wieso ich schon graue Haare habe? Danke, Prinzessin. Meinst du nicht …“ Er wollte vorschlagen, dass sie jetzt ins Bett gehen sollte, aber eine Grimasse von Angel, die von dem Duft nach frischem Kaffee aufgewacht war, hielt ihn zurück. „Äh, setz dich doch hin und gieß ein.“

Es war schon nach Mitternacht, als Gus und Angel gingen. Sandy hatte inzwischen einen neuen Helden, und Alex hatte einen neuen Grund für Kopfschmerzen. Statt sich Sorgen wegen eines Jungen mit einer Corvette machen zu müssen, machte er sich nun Gedanken wegen eines Mannes im mittleren Alter mit einem Pick-up.

Andererseits war Sandy jetzt schon seit anderthalb Tagen nicht mehr in Tränen ausgebrochen und in ihr Zimmer gestürmt. Das war eindeutig ein Fortschritt.

Angel saß halb schlafend auf dem bequemen Beifahrersitz von Gus’ neuen Wagen, dachte an die Blondine, die sie an diesem Abend kennengelernt hatte, und lächelte. Es war kein besonders nettes Lächeln. Als sie alle gegangen waren, war Miss English so sauer gewesen, dass sie sich kaum noch hatte beherrschen können. „Magst du sie?“, fragte Angel.

„Wen?“

„Vergiss es.“ Sie überlegte, ob Alex wohl immer noch Hausmannskost mochte.

Gus fing an zu fluchen, als der zweite Feuerwehrwagen an ihnen vorbeiraste. Angel beugte sich vor, um zu sehen, wo er hinfuhr. Nicht meine Straße bitte, dachte sie. Bitte nicht meine Straße!

Und dann fluchte sie ebenfalls. Gus schaltete herunter und bog in die Seitenstraße ein. Sobald er hielt, riss Angel die Tür auf und rannte los.

Es war schon alles vorbei, abgesehen vom Rauch. Und dem Durcheinander. Eine schwarze Wolke stieg aus dem Haus auf, und eine Reihe von Feuerwehrautos stand auf Angels Parkplatz, der früher einmal landschaftlich schön gestaltet gewesen war.

„Es ist einiger Schaden entstanden, auch durch das Wasser, schätze ich“, erklärte ihr einer der Feuerwehrmänner. „Tut mir leid, Lady, aber es sieht so aus, als würden Sie ein neues Dach brauchen. Es hätte allerdings noch viel schlimmer werden können. Ein Junge, der zufällig vorbeikam, hat die Flammen gesehen und uns angerufen.“

Angel dankte abwesend den Männern dafür, dass sie so schnell reagiert hatten. Dann lief sie zur Vordertür, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass sie die ganze Zeit vor sich hin murmelte. „Oh nein … oh nein, nein, nein …“

„He, Lady, da sollten Sie nicht reingehen.“

Sie riss sich los. „Es ist mein Zuhause, verdammt! Ich gehe rein!“

„Tut mir leid, das kann ich nicht zulassen, Ma’am. Es ist immer noch alles voller Rauch. Sie könnten ersticken. Und möglicherweise besteht Einsturzgefahr. Ein paar von uns bleiben hier, um sicherzustellen, dass das Feuer nicht wieder aufflammt. Haben Sie irgendwen, bei dem Sie heute Nacht schlafen können?“

„Ich habe keinerlei Absicht, woanders zu schlafen. Alles, was ich besitze, ist in diesem Haus.“ Wieder schüttelte sie den Mann ab, der sie zurückhalten wollte. „Gus“, jammerte sie. „Sag ihm, er soll mich loslassen. Er hört nicht auf mich.“

„Ich werde mir das Haus ansehen, während du den Rest des Grundstücks überprüfst.“

„Oje, das Gewächshaus“, keuchte sie. Erst jetzt sah sie sich richtig um, aber mit den Blinklichtern und den vielen Fremden erschien ihr das alles irgendwie nicht real.

„Atme tief ein“, riet Gus ihr. „Das Gewächshaus scheint in Ordnung zu sein. Der Schuppen ist immer noch da, und die Wagen haben offenbar auch nichts abbekommen.“

Glücklicherweise hatte sie ihren Lieferwagen und ein älteres Firmenauto weit weg vom Haus geparkt. Der Mond schien auf die Dächer des Gewächshauses und des Schuppens. „Meine Pflanzen“, flüsterte Angel. Aber die Baumreihen standen unversehrt da.

Trotzdem ging sie hin und musterte alles. Als sie damit fertig war, ließ ihre Panik ein bisschen nach.

„Hey, es ist okay, Schatz.“ Gus nahm sie in die Arme. „Da ist nichts, was wir nicht in Ordnung bringen können. Ich rufe gleich morgen früh ein paar von meinen Leuten an, und in einer Woche bist du wieder im Geschäft, das verspreche ich.“

„Sag bloß diesen Feuerwehrmännern, dass ich ins Haus muss“, bat sie. „Ich muss einfach rein! Mein Scheckbuch … meine Zahnbürste … oh, Gus, all meine Alben!“

Angel hatte in ihrer Jugend viel fotografiert und besaß eine ganze Reihe von Alben mit Aufnahmen von ihrer Familie und Freunden. Eins war nur Alex Hightower gewidmet. Sie wäre vor Scham gestorben, wenn jemand das gefunden hätte.

„Entspann dich, kleine Hexe, es hätte sehr viel schlimmer werden können.“

Sie löste sich aus Gus’ Armen und blickte zu ihm auf. „Ich weiß, ich weiß … es ist albern. Ein Glück, dass du hier warst. Können wir nicht schnell reingehen und ein paar Decken und Kissen holen? Dann können wir im Gewächshaus übernachten. Da ist auch eine Art Badezimmer und …“

„Ich habe schon etwas arrangiert, Schatz. Ich bleibe bis morgen früh hier. Bis dahin kann man sowieso nichts tun, aber sobald es hell genug ist, überprüfe ich alles, rufe meine Leute an und liste auf, was wir besorgen müssen. Gegen Mittag kann ich vermutlich beurteilen, wann du wieder nach Hause kommen kannst.“

„Was?“ Sie riss sich los und sah ihn böse an. „Wenn du dir einbildest, ich würde in ein Motel gehen, bist du verrückt! Ich habe dir gesagt, ich schlafe im Gewächshaus.“

„Ja, sicher“, spottete er. „Zusammen mit den Mäusen und den Schlangen und den …“

„Hör auf! Dann werde ich eben in deinem Wagen übernachten.“

„Und ich soll bei den Mäusen und Schlangen schlafen? Außerdem ist Alex schon da. Sandy kann dir etwas leihen, was du anziehen kannst, und es würde mich nicht überraschen, wenn sie auch noch eine Zahnbürste für dich hätte.“ Als Angel wieder zu jammern anfing, liebkoste er ihre Wange, wie er es getan hatte, als sie noch ein Kind gewesen war.

„Schsch, es ist okay. Vertrau mir. Wozu sind große Brüder sonst da?“

Angel schniefte, blinzelte und wischte sich mit dem Ärmel über das schmutzige Gesicht. „Alex ist nicht mein großer Bruder, verdammt. Das bist du!“

„Ich weiß.“ Gus wandte sich dem Mann zu, der nun auf sie zukam. „Danke, Lex. Ich schulde dir was.“

„Du meine Güte“, flüsterte Alex, als er die Überreste des ursprünglich einmal hübschen kleinen Hauses sah.

„Und ich werde dir das noch heimzahlen, Augustus Timothy Wydowski! Glaub nicht, dass ich es vergesse.“ Angel drehte sich zu Alex um, der einen hellgrauen Tweedanzug und einen eleganten Pullover trug. „Du sollst wissen, dass ich nur unter Protest mitgehe.“

Alex lächelte, griff nach ihrem Arm und führte sie weg. „Ich habe es zur Kenntnis genommen, Ma’am.“

4. KAPITEL

Wer hätte je gedacht, dass die Düfte von Speck, Rasierschaum, Kaffee und Zahnpasta die Fantasie derartig anregen könnten? Es hatte etwas gefährlich Intimes an sich, in dem kleinen, sonnigen Frühstückszimmer zusammen Eier und Toast zu essen. Alex wirkte noch ein bisschen müde, und sein Haar war feucht vom Duschen.

Angel ärgerte sich etwas über ihre eigene Schwäche und amüsierte sich zugleich darüber. Nun fragte sie sich, wann Alex wohl zuletzt bei einer Augenuntersuchung gewesen war. Wer erinnerte ihn an solche Dinge? Seine Sekretärin? Sogar Gus, so gewissenhaft er in vielerlei Hinsicht war, dachte nicht von allein an so etwas.

Das Dinner war nicht ganz so schlimm. Zumindest hatte Angel den ganzen Tag über Zeit gehabt, eine Verteidigungsstrategie zu entwickeln. Und zu viert war es viel sicherer als zu zweit.

Im Moment saßen sie alle um den ovalen Tisch im Esszimmer, Alex am Kopfende, Sandy ihm gegenüber, Gus und Angel an den Seiten. Angel erinnerte sich an den alten Küchentisch ihrer Großmutter, wo Alex als Teenager mal gegessen hatte, und hätte weinen können.

Existierte der Tisch noch? Gus weigerte sich, Angel in ihr Haus zu lassen, solange eventuell noch Gefahr bestand. Sie hatte sich damit begnügen müssen, durch die Fenster hineinzusehen. Die meisten Scheiben waren von Rauch geschwärzt, ein paar dagegen zerbrochen.

Sie hatten sich seit dem Feuer ständig gestritten. Bevor Gus zum Dinner erschienen war, hatte Alex schließlich offen mit ihr gesprochen. „Du hast eindeutig klargestellt, dass du es hasst, meine Gastfreundschaft annehmen zu müssen.“ Das stimmte, aber nicht aus den Gründen, die er sich vorstellte. „Und du machst Gus das Leben schwer. Er denkt nur an deine Sicherheit, wie du weißt. Der arme Kerl fühlt sich schon schuldig genug, auch ohne dass du dauernd auf ihm herumhackst.“

„Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie auf jemandem herumgehackt! Und warum um alles in der Welt sollte Gus sich schuldig fühlen? Er hat das Feuer ja nicht gelegt.“

„Vielleicht weil er wusste, wie alt die elektrischen Leitungen waren, und weil er nichts dagegen unternommen hat.“

„Aber er hatte es vor. Außerdem ist es mein Haus. Ich bin dafür verantwortlich, dass es sicher ist. Gus ist mein Bruder, nicht mein Vormund.“

Danach hatte Alex kein Wort mehr gesagt. Es war nicht nötig gewesen. Manche Leute wurden mit der Fähigkeit geboren, durch das einfache Heben einer Augenbraue andere in ihre Schranken zu weisen.

Während Angel nun ihre winzige Portion Vanilleeiskrem aß, war sie immer noch wütend wegen Alex’ Standpauke.

Etwas später folgte sie den anderen ins Wohnzimmer. Wenigstens hatte sie diesmal nicht den Fehler begangen, ihren Teller in die Küche zu tragen.

Es war Sandy, die sie darauf hingewiesen hatte. „Mrs. Gilly tut das“, hatte sie geflüstert.

„Aber es macht mir überhaupt nichts aus. Es ist das Mindeste, was ich tun kann, und Mrs. Gilly sieht, äh, müde aus.“ Angel hatte es nicht so deutlich ausdrücken wollen, aber die arme Frau wirkte, als hätte sie schon längst auf Rente gehen sollen. Es war ja nicht so, als hätten die Hightowers es sich nicht leisten können, sie angemessen zu versorgen.

„Oh, sie ist nicht müde. Ich meine, sie tut eigentlich nicht mehr besonderes viel, aber Daddy meint, sie hat zu viel Stolz oder so, und deshalb lassen wir sie die leichten Sachen machen und haben außerdem eine Köchin und eine Tageshilfe für den Rest. Mrs. Gilly kommandiert die anderen dauernd herum, aber Daddy zahlt sehr gut, und außerdem versteht Mrs. Gilly eine Menge von Haushaltsführung, deshalb ist das schon in Ordnung.“

Angel hatte Alex widerwillig zugestehen müssen, dass er doch Mitgefühl besaß. Wenigstens gegenüber seiner Haushälterin. Schade, dass er für seine Tochter keins übrig hatte. Allerdings war es nicht leicht, als alleinerziehender Vater mit einem störrischen Teenager fertigzuwerden, und wahrscheinlich tat er sein Bestes.

Sie hatten bereits über Sandys Kleidung gesprochen. Nicht dass es Angel zugestanden hätte, darüber ihre Meinung zu äußern. Doch unglücklicherweise war sie unfähig, sich zurückzuhalten, wenn es um ihre Freunde ging. Sie nannte es „helfen“. Gus redete von Einmischung.

Und Sandys Röcke waren eigentlich gar nicht so kurz. Sie sahen nur so aus, weil Sandy so lange Beine hatte. Zugegeben, sie benutzte ein bisschen zu viel Lidschatten, aber Angel hatte sie leicht davon überzeugen können, dass ein wenig Hellgrau viel besser aussah als Metallicblau.

Im Moment hatte Sandy nur Augen für Gus, besonders als er mit Alex aus dem Swimmingpool gekommen war, hatte sein Anblick sie offensichtlich fasziniert. Aber das würde vorbeigehen. Er war einfach neu für sie, mehr nicht. Und Gus war immer anziehend für Frauen gewesen.

Angel und Sandy hatten ein letztes Glas Milch getrunken und dann ins Bett gehen wollen, als die beiden Männer gerade durch die Seitentür direkt ins Haus gekommen waren, statt im Badehäuschen zu duschen und sich umzuziehen. „Donnerwetter“, hatte Sandy gemurmelt, als Gus in die Küche getreten war.

Angel hatte keinen Blick für ihren Bruder übrig gehabt. Sie war viel zu beschäftigt gewesen mit Alex’ schlankem Körper, der nur von einer Badehose und einem Handtuch bedeckt war. Sein Brusthaar war überraschend dunkel und glänzte vor Feuchtigkeit.

Es hätte wirklich ein Gesetz gegen solche engen Badehosen geben sollen.

Für Sandy würde es jedenfalls besser sein, wenn Gus so bald wie möglich wieder aus der Stadt verschwand. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Autor

Dixie Browning

Dixie Browning, Tochter eines bekannten Baseballspielers und Enkelin eines Kapitäns zur See, ist eine gefeierte Malerin, eine mit Auszeichnungen bedachte Schriftstellerin und Mitbesitzerin einer Kunstgalerie in North Carolina. Bis jetzt hat die vielbeschäftigte Autorin 80 Romances geschrieben – und dabei wird es nicht bleiben - sowie einige historische Liebesromane zusammen...

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