Die Nanny und der Millionär

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Einer Frau vertrauen? Niemals! Dafür wurde Millionär Chance Montgomery zu oft betrogen. Jetzt will er seine Zwillinge allein erziehen. Doch die neue Nanny bringt mit ihrer sexy Figur und ihrem bezaubernden Lächeln seine Entscheidung gehörig ins Wanken …


  • Erscheinungstag 28.07.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783745753363
  • Seitenanzahl 106
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Chance Montgomery hielt mit seinem Geländewagen vor dem großen, schwarzen Eisenzaun, der das Anwesen seiner Mutter umgab. Mit dem Zahlencode öffnete er das Tor und folgte dann dem gewundenen Weg.

Die Blätter der hohen Bäume waren herbstlich bunt gefärbt – wie jedes Jahr im Oktober in Pine Ward, Pennsylvania. Auch die große Villa, das Zuhause seiner Kindheit, sah noch genauso aus wie an seinem 18. Geburtstag. An dem Tag war er von zu Hause weggelaufen, weil sein Leben nur aus Verrat und Lügen bestand.

Welche Ironie, dass er nun aus demselben Grund zurückkehrte. Denn seine große Liebe hatte ihn verlassen, als sie erfuhr, dass sie mit seinen Zwillingen schwanger war. Für sie war er nur ein Sprungbrett für ihre Karriere gewesen. Nach der Geburt der Babys schien sie für ungefähr sechs Monate in ihrer Mutterrolle aufzugehen. Aber vor zwei Wochen stand sie plötzlich mit den Kindern vor seiner Tür und wollte sie nicht wiederhaben.

Die meisten Menschen kümmerten sich nur um sich selbst. Das hatte er gelernt, als er herausfand, dass sein Adoptivvater eigentlich sein leiblicher Vater war. Leider hatte er gehofft, seine Ex könnte wenigstens ihre Kinder lieben, selbst wenn sie ihn nicht liebte.

Chance hielt vor den Garagen und schaltete den Motor aus. Als er aus dem Auto stieg, stürmte seine Mutter auf ihn zu, als hätte sie bereits auf ihn gewartet.

„Chance, Liebling!“ Ihr schneeweißes Haar trug sie kurz und elegant frisiert. Mit ihrer schwarzen Hose, dem schwarzen Rollkragenpullover und der Perlenhalskette wirkte sie wie die Dame der feinen Gesellschaft, die sie auch war.

Fest umarmte sie ihn, und als sie sich von ihm löste, standen Tränen in ihren Augen. „Ich bin so froh, dass du zu Hause bist.“

Chance wünschte, er könnte dasselbe sagen, aber er war nicht gerade glücklich darüber, hier zu sein. Jeder Mensch in seinem Leben hatte ihn verletzt, betrogen oder belogen. Nur Gwen Montgomery nicht. Seine Adoptivmutter liebte ihn auch dann noch, als sie herausfand, dass Chance der außereheliche Sohn ihres Mannes war.

„Es ist schön, zu Hause zu sein.“

Gut, das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber wie könnte er dieser glücklichen Frau sagen, dass ihn das Haus an einen Dad erinnerte, dem man nicht vertrauen konnte. Dass sein Leben eine Katastrophe war …

Er konnte es einfach nicht.

Begeistert klatschte sie in die Hände. „Jetzt zeig sie mir!“

In dem Moment, als Chance die Autotür öffnen wollte, kam eine große, rothaarige Frau aus dem Haus. Zu sagen, dass sie ihm nicht auffiel, wäre gelogen. Große, braune Augen, eine kecke Nase und volle Lippen ergaben ein hübsches Äußeres. Allerdings trug sie eine schlichte, weiße Bluse, eine graue Hose und hässliche – wirklich hässliche – schwarze Schuhe.

Seine Mutter stellte sie vor: „Das ist übrigens Victoria Bingham. Sie wird von allen Tory genannt, und ich habe sie als Kindermädchen für dich engagiert.“

Normalerweise hätte er ihre Hand ergriffen und zur Begrüßung geschüttelt, stattdessen wandte er sich an seine Mutter: „Mom, ich habe dir doch gesagt, dass ich die Kinder selbst großziehen möchte. Ich bin hier, weil ich deine Hilfe möchte, nicht die einer Außenstehenden.“

Verletzt sah Gwen ihn an. „Natürlich helfe ich dir, aber du brauchst auch ein Kindermädchen für Sachen wie das Windeln …“

„Das kann ich sehr gut allein, schließlich habe ich das in den letzten zwei Wochen ziemlich oft gemacht. Diese beiden wurden gerade von ihrer Mutter verlassen, ihren Daddy werden sie nicht auch noch verlieren.“

Liebevoll berührte sie seine Wange. „Oh Liebling. Die Kleinen bekommen unsere ganze Liebe, aber du hattest die ersten vier Jahre auch ein Kindermädchen. Und habe ich dich deswegen weniger geliebt?“

Kleinlaut schüttelte Chance den Kopf. Gwen hatte ihre Liebe unzählige Male unter Beweis gestellt, zum Beispiel als sie die Untreue ihres Mannes besser akzeptierte als er.

„Siehst du? Kindermädchen sind eine durchaus angemessene Hilfe.“

„Ich schätze schon“, murmelte er, öffnete die Autotür und präsentierte seinen ganzen Stolz. Sam protestierte empört, weil er in seiner Babyschale festsaß, während sich alle anderen unterhielten. Cindy dagegen brabbelte fröhlich.

„Oh, sie sind entzückend!“

Das sind sie wirklich.

Tory Bingham stand etwas abseits und starrte auf die beiden blonden Babys mit den blauen Augen. Sie hatte diese Stelle nicht gewollt. Nach unzähligen Operationen und Therapien war ihr linkes Bein wiederhergestellt, das bei einem Motorradunfall zertrümmert worden war. Jetzt konnte sie endlich wieder normal laufen und sogar Auto fahren. Darum wollte sie ihre Zeit mit ihrem Verlobten verbringen, der bei dem Unfall nicht so glimpflich davongekommen war wie sie. Leider hatten ihre Eltern andere Vorstellungen.

Sie wollten, dass sie arbeitete. Und was noch schlimmer war, sie sollte ihr Leben weiterleben. Während ihr Verlobter gepflegt werden musste, sollte sie nach vorn schauen. Das war nicht nur lächerlich, es war schrecklich.

Aber mit 25 Jahren besaß Tory weder Geld noch war sie krankenversichert. Ihre medizinischen Ausgaben waren von Jasons Motorradversicherung beglichen worden, aber selbst die hatte sie beinahe ausgeschöpft. Ihre Eltern mochten mit den Montgomerys befreundet sein, aber sie besaßen kein vergleichbares Vermögen. Darum hatte sie keine andere Wahl, als die Arbeit anzunehmen, die Gwen ihr anbot.

Und jetzt wollte der verlorene Sohn sie nicht einmal.

Gut, dann würde sie eine andere Arbeit finden. Nur …

Seine Babys waren wirklich bezaubernd . Die beiden süßen Engel in ihren Babyschalen ließen ihr Herz Purzelbäume schlagen, und sie musste sie einfach anschauen.

Chance beugte sich ins Auto. „Warte, ich hole sie raus.“

„Das ist okay.“ Schon ging Gwen um den Anhänger an dem schwarzen Geländewagen herum – auf dem ein riesiges, schwarzes Motorrad stand. „Kümmere du dich um Sam, ich hole Cindy.“

Sie öffnete die Tür und beugte sich hinein, aber wandte sich dann an Tory. „Kannst du mir bitte mit den Gurten helfen? Ich kann sie nicht lösen.“

Hastig näherte sich Tory dem Anhänger. Aber der Anblick dieses schwarzen Monsters auf dem Anhänger machte ihr Angst. Auch wenn sie sich nur verschwommen an den Unfall erinnerte, der beinahe ihr Bein zerstört und den Mann, den sie liebte, fast das Leben gekostet hatte.

„Beeil dich, Tory!“

Als sie sich in das Auto beugte, blinzelten sie große, blaue Augen an. „Wen haben wir denn da?“

Das Baby brabbelte fröhlich.

„Was bist du denn für eine Süße?“ Sie löste den letzten Gurt und hob das Baby heraus.

Das kleine Mädchen tätschelte ihr Gesicht, und zum ersten Mal seit ihrem Unfall lachte Tory. Aber Gwen wartete ungeduldig darauf, ihre Enkelin zu halten, darum reichte Tory sie ihr.

„Du meine Güte“, flüsterte Gwen. „Hallo, Cindy, ich bin deine Großmutter.“ Dann ging sie wieder um den Anhänger herum. „Kommt, bringen wir sie ins Haus.“

„Mom, eigentlich …“ Chance zuckte zusammen. „So wie ich das rieche, braucht Sam eine neue Windel. Vielleicht sollten wir sie gleich ins Cottage bringen?“

Enttäuscht stockte seine Mom. „Oh.“

„Es war eine lange Fahrt, und nach dem Windelwechsel haben sie bestimmt Hunger.“

Gwen lächelte, als wäre sie so glücklich darüber, ihren Sohn zu Hause zu haben, dass sie mit allem einverstanden wäre. „Gut, dann begleiten wir dich.“

Er sah zu Tory hinüber, und sie erwiderte seinen Blick. Ihr war bereits aufgefallen, dass er groß und schlank war, schwarze Haare und blaue Augen hatte. Das rote Flanellhemd stand ihm gut, und die Jeans betonte seinen Po. Nur seine saphirblauen Augen wirkten skeptisch, als könne er niemandem vertrauen.

Toll. Zwar hatte sie in der Highschool drei Sommer lang auf Kinder aufgepasst, aber noch nie Vollzeit gearbeitet, und jetzt hatte sie ihre erste Stelle als Kindermädchen ausgerechnet bei einem misstrauischen Vater.

Sie würde nicht darum betteln, für ihn zu arbeiten, wenn er so ein Griesgram war. Schließlich wohnten Kindermädchen bei den Leuten, für die sie arbeiteten, was bedeutete, dass sie vierundzwanzig Stunden am Tag mit ihm verbringen musste.

„Denk nur, Chance“, sagte Gwen neckend. „Mit einem Kindermädchen musst du nicht mitten in der Nacht aufstehen – und selbst wenn doch, brauchst du nur ein Baby zu wickeln und zu füttern.“

Müde rieb er sich den Nacken. „Gut, ihr könnt beide mitkommen.“

Nachdem sie die Kinder wieder in ihren Babyschalen angeschnallt hatten, setzte sich Tory zwischen die Zwillinge, damit Gwen vorne bei ihrem Sohn mitfahren konnte.

Auf der Fahrt über den schmalen Ziegelsteinweg, der sich durch den Wald hinter Gwens Villa schlängelte, fiel Tory auf, wie abgeschieden sie wohnen würden. Die Bäume standen so dicht, dass nur vereinzelt ein Lichtstrahl durch das bunte Blätterdach drang.

Sie schluckte schwer. War ihr erstes Bauchgefühl richtig gewesen? Sie wollte bei Jason sein, sich um ihn kümmern, ihm helfen, gesund zu werden. Ganz bestimmt wollte sie nicht in einem abgeschiedenen Cottage festsitzen, zusammen mit einem Mann, den sie nicht kannte.

Schließlich hielten sie vor einem eingeschossigen Haus, das viel zu groß war, um Cottage genannt zu werden.

Dort führte Gwen sie in einen Raum, den sie mit jeweils zwei Kinderbetten aus Eiche, Wickeltischen und Schaukelstühlen als Kinderzimmer eingerichtet hatte.

Chance legte Sam auf den ersten Wickeltisch, während seine Mutter Cindy auf dem anderen ablegte. „Tory, Liebling, könntest du für die Babys etwas Brei machen, während wir die Windeln wechseln?“

„Sicher.“ Erleichtert lief sie nach draußen zum Geländewagen, weil sie hoffte, dort die Babysachen zu finden. Aber im Kofferraum standen nur zwei Taschen, die sie in die Küche trug. Doch als sie sie öffnete, befand sich darin lediglich Kleidung.

„Gefällt Ihnen, was Sie sehen?“

Bei seiner Frage schreckte sie hoch. Seine tiefe, dunkle Stimme und die sexy Art, wie er seine Arme vor der Brust verschränkte und sich gegen die Kücheninsel lehnte, ließen ihren Puls rasen.

Warum bemerkte sie so etwas? Schließlich war sie doch verlobt. Ihr sollte nicht auffallen, wie attraktiv sein Gesicht war oder wie er sich bewegte.

Sie setzte ein, wie sie hoffte, professionelles Lächeln auf und antwortete: „Ich habe den Brei gesucht.“

Chance reichte ihr die Wickeltasche. „Der ist hier drin.“ Damit drehte er sich um und verließ die Küche wieder. Tory atmete erleichtert auf – dabei war ihr gar nicht bewusst gewesen, dass sie die Luft angehalten hatte. Er mochte gut aussehen, aber leider war er äußerst schlecht gelaunt. Selbst wenn ich nicht verlobt wäre, sollte er mich nicht interessieren, dachte sie.

Schnell bereitete sie den Brei zu. Als sie ihn ins Kinderzimmer brachte, saßen Chance und seine Mutter mit den Babys in den Schaukelstühlen. Sie stellte die kleinen Schüsseln auf den runden Tisch zwischen ihnen und trat zurück. Chance fütterte Sam, während sich seine Mom um Cindy kümmerte.

Da sie nichts anderes zu tun hatte, blieb sie an der Tür stehen und schaute ihnen zu. Die Babys sahen sich ähnlich, waren aber unterschiedlich groß, und während Sams Haare kurz und fein waren, fielen Cindy blonde Locken in die Stirn und den Nacken.

Als sie fertig waren, stand Chance auf. „Ich denke, wir sollten sie für ein Nickerchen hinlegen, sie werden müde sein.“

„Also ist das nicht ihre übliche Schlafenszeit?“, fragte Gwen.

Trocken lachte er auf. „Übliche Zeit? Ich schreibe ihnen nicht vor, wann sie essen oder schlafen sollen. Das sagen sie mir schon.“

„Oje“, rutschte es Tory heraus. Was sie sofort bereute, denn seine wunderschönen blauen Augen wurden schmal, und er presste verärgert die Lippen zusammen.

Er klopfte Sam leicht auf den Rücken und legte das schläfrige Kind dann ins Bett. Gwen tat dasselbe mit Cindy. Da die Babys sofort einschliefen, ging Chance zur Tür, seine Mom ihm dicht auf den Fersen.

Am liebsten hätte Tory sich getreten. Er mochte sie so schon nicht, musste sie das mit ihrer großen Klappe noch verschlimmern?

Als sie den Wohnbereich betraten, wandte sich Gwen lächelnd an Chance: „Jetzt, wo die beiden schlafen, müssen wir doch nicht hier bleiben. Außerdem haben wir uns so viel zu erzählen. Warum fahren wir nicht zur Villa zurück und setzen uns ins Arbeitszimmer, wo der gute Brandy steht? Die Köchin könnte uns einen kleinen Imbiss zubereiten.“

Chance zog seinen Schlüssel wieder aus der Hosentasche und sah zu Tory. „Passen Sie auf die Kinder auf.“

Erleichtert nickte sie. So konnte sie überlegen, wie sie am besten kündigte, ohne ihre Mom in Schwierigkeiten zu bringen, die mit Gwen befreundet war. Er wollte sie nicht, und sie wollte nicht für ihn arbeiten. Ganz einfach.

Allein im Haus entspannte sich Tory und erkundete neugierig das Cottage. Im hinteren Bereich lagen drei Schlafzimmer, aber der Rest war nicht extra unterteilt. Aus der gelben Küche mit Ahornschränken, beigefarbenen Bodenfliesen und beigebraunen Granitarbeitsflächen konnte sie den gesamten Wohnbereich und die kleine Bibliothek dahinter sehen. Links von der Küche gab es eine Glasveranda mit Tisch und Stühlen.

Das perfekte Zuhause für eine junge Familie – oder Frischverheiratete. Vorsichtig strich sie über die Granitarbeitsfläche. Eigentlich sollte sie jetzt verheiratet sein, in so einem schönen Haus wohnen und ihre eigenen Babys großziehen. Aber ein Tag … nein, eine einzige Minute hatte alles verändert. Statt verheiratet und Mutter zu sein oder einen Beruf zu haben, verbrachte sie endlose Stunden in einem Krankenhauszimmer und sprach mit einem Verlobten, der ihr nicht antworten konnte.

Sie war nicht einmal sicher, ob er sie hörte.

Energisch schüttelte sie ihre schlechte Stimmung ab und betrat den Wohnbereich mit dem übergroßen Ledersofa, Sesseln und dem Großbildfernseher und drehte sich langsam im Kreis. Für ein „Cottage“ war das unglaublich.

„Jetzt tanzen Sie?“

Erschrocken drehte sie sich zu Chance um. „Ich habe mich nur etwas umgesehen.“ Sie presste ihre Hand auf ihr rasendes Herz und versuchte, sich zu beruhigen. „Ich dachte, Sie unterhalten sich noch mit Ihrer Mutter.“

„Ich lasse meine Babys nicht für längere Zeit bei einer Fremden.“

„Ich bin keine Fremde. Unsere Mütter sind befreundet, außerdem habe ich die letzte Woche mit den Hausangestellten Ihrer Mutter gearbeitet.“

„Da würde man doch denken, dass Sie Ihren Platz kennen.“

Tory holte scharf Luft. Der Moment der Wahrheit. Warf er sie jetzt raus?

Er bedeutete ihr, auf dem Sofa Platz zu nehmen. „Wir müssen uns unterhalten.“

Resigniert setzte sie sich.

Chance ließ sich in einen Sessel fallen. „Sie haben eine Grenze überschritten, als Sie mich wegen der Schlafenszeiten der Kinder kritisiert haben.“

Sie zuckte zusammen. „Eigentlich habe ich das nicht. Ich habe ‚Oje‘ gesagt.“

„Da hätten Sie auch gleich sagen können: ‚Hey Chance, Sie machen alles falsch.‘“

„Es tut mir leid.“

„Das sind meine Kinder. Ich habe mich zwei Wochen lang allein um sie gekümmert, und auch wenn ich nicht perfekt bin, möchte ich nicht ständig daran erinnert werden. Ich habe kein Kindermädchen eingestellt, weil ich meine Kinder allein erziehen will, aber ich bin bereit, es mit Ihnen zu versuchen, weil ich wirklich etwas Hilfe brauche. Außerdem bleibe ich nicht lange hier, nur für einen Besuch.“

Nur für einen Besuch? Dann wäre diese Stelle nur vorübergehend! Erleichterung machte sich in ihr breit.

„Aber wenn Sie mich kritisieren, bringt das nichts.“

Interessiert musterte Tory ihn. Gwen hatte ihr erzählt, dass die Mutter die Zwillinge bei ihm abgeladen hatte und nicht zurückhaben wollte – das erklärte seine Vertrauensprobleme. Es war bewundernswert, dass er seine Kinder allein erziehen wollte. Nur wusste er nicht, wie, und war deshalb überempfindlich.

Plötzlich schien er nicht mehr ganz so schrecklich zu sein.

„Ist das klar?“

Glasklar. „Ja.“

„Gut.“ In dem Moment begann eines der Babys zu schreien, und Chance stand auf.

Unsicher folgte Tory ihm. Wie sollte sie ihm Ratschläge geben, ohne ihn zu beleidigen?

Als er das Kinderzimmer betrat, sagte er: „Nur aus diesem Grund habe ich vielleicht – und ich betone vielleicht – nichts dagegen, dass Sie hier sind. Ich kann Sam und Cindy nicht dazu bringen, länger als 20 Minuten zu schlafen, und wenn sie wach sind, klettern sie wie kleine Katzen auf mir herum. Ich habe keine Minute Ruhe.“

„Sie haben sich zwei Wochen lang allein um sie gekümmert? Und Ihre Arbeit?“

„Mir gehört eine Baufirma, darum konnte ich in der ersten Woche eigentlich machen, was ich wollte. Aber sobald ich gemerkt habe, wie ausgelastet ich mit den Kindern bin, habe ich alles meinem Geschäftsführer übergeben.“

Vorsichtig begegnete sie seinem Blick. Jetzt wirkten seine blauen Augen nicht mehr verärgert, sondern unsicher. „So können Sie nicht ewig weitermachen.“

Er schnaubte ironisch. „Ach, wirklich.“

„Aber Sie wollen kein Kindermädchen.“

„Ich möchte nicht wie mein Dad sein.“

„Hatte er nie Zeit für Sie?“

Seufzend fuhr er mit den Händen durch seine kurzen, schwarzen Haare. „Die beiden gewöhnen sich gerade daran, dass sie ihre Mom verloren haben, da kann ich sie nicht auch noch allein lassen.“

Attraktiv oder nicht, schlecht gelaunt oder nicht, eigentlich war Chance Montgomery ein netter Mensch, der seine Kinder liebte. Sicherlich konnte sie ihre eigenen Probleme aufschieben und ihm helfen. Schließlich musste sie etwas Geld verdienen, und er brauchte Unterstützung bei den Kindern.

Vorsichtig fragte sie: „Möchten Sie ein paar Vorschläge hören?“

Chance seufzte. „Ja.“

„Ich habe keine Babywippe oder Lauflernhilfe in Ihrem Auto gesehen …“

„Eine Lauflernhilfe?“ Er runzelte die Stirn und sah sie an, als wäre sie verrückt. „Wie für alte Menschen?“

Wäre er nicht so ernst gewesen, hätte Tory vielleicht gelacht, stattdessen erklärte sie vorsichtig: „Das ist ein Sitz mit Rädern. Dort setzt man das Baby hinein, und es lernt so laufen oder kann sich beschäftigen.“

„Sie meinen, die beiden müssen nicht in jeder wachen Minute auf mir herumkrabbeln?“

Sein hoffnungsvoller Blick gab ihr einen Stich. „Genau.“

„Und ich vermute, die Wippe ist auch nützlich?“

Sie nickte langsam. „Mich wundert, dass Ihre Exfrau Ihnen die Sachen nicht mitgegeben hat, als sie die Kinder bei Ihnen ließ.“

„Liliah war nicht meine Frau, sie wird niemandes Frau werden. Und wie Sie sehen können, hat sie ihr Muttersein fantastisch angenommen.“ Abrupt drehte er sich um und ging ins Kinderzimmer, während Tory entsetzt die Augen zukniff.

Gerade als es so aussah, als könnten sie miteinander auskommen, musste sie etwas Dummes sagen.

Das würde nie funktionieren.

Aufgewühlt beugte sich Chance über das Kinderbett und hob Sam heraus. Es sollte ihn nicht wundern, dass Liliah ihm nicht alles gegeben hatte, was die Kinder brauchten. Aber jetzt schien nicht der beste Moment, um auf sie wütend zu sein.

„Was denken Sie, warum sie aufgewacht sind?“

Tory ging zu Cindys Bett hinüber. Das schluchzende, kleine Mädchen streckte ihr die Arme entgegen und wollte hochgenommen werden. „Haben sie auf der Fahrt hierher geschlafen?“

„Ja.“

„Dann sind sie vorhin wahrscheinlich nur eingenickt, weil sie satt waren. Sie müssen jetzt nicht schlafen.“ Sie hob Cindy aus ihrem Bett. „Hallo, Süße.“ Sofort hörte das Kind auf zu schluchzen.

Erstaunt beobachtete Chance, wie sich Torys Gesichtsausdruck veränderte. Ihre braunen Augen strahlten vor Freude, und zum ersten Mal seit Wochen entspannte er sich. Sie wusste, was sie tat, und schien Babys wirklich zu lieben. Vielleicht war ein Kindermädchen doch keine schlechte Idee?

„Dann wollen sie spielen?“

Tory rieb ihre Wange an Cindys. „Wahrscheinlich. Aber vielleicht sollten wir die Gelegenheit nutzen und in die Stadt fahren, um einiges zu besorgen.“

„Wie diese Lauflernhilfe?“

„Und einen Laufstall und Babywippen.“

Neue Schuldgefühle stiegen in ihm auf. Warum war ihm das nicht eingefallen?

„Wenn wir alles Nötige besorgen und noch ein paar Spielsachen, können wir sie gut beschäftigen, dann schlafen sie auch länger.“ Tory lächelte zaghaft. „Sie sind alt genug, um die Nacht durchzuschlafen.“

„Wirklich?“, fragte er sehnsüchtig.

Als sie lachte, traf ihn der weiche Klang mitten in die Magengrube. Er versuchte sich einzureden, dass es nur daran lag, weil er selbst gern mal wieder lachen wollte. Aber sie war schöner als alle Frauen, mit denen er jemals zusammen gewesen war. Und dabei schien sie noch nicht einmal Make-up zu tragen.

„Ja. Schnappen Sie sich Ihren Geldbeutel, ich hole die Wickeltasche, und dann fahren wir schnell einkaufen.“

Weil es so verführerisch war, endlich wieder eine Nacht durchzuschlafen, schnallte Chance die Zwillinge in ihren Babyschalen auf dem Rücksitz fest und fuhr zu dem großen Einkaufscenter am Stadtrand.

Als er auf den Parkplatz abbiegen wollte, deutete Tory auf einen Discounter. „Fahren wir dorthin. Die Qualität ist gut, und so geben Sie nicht so viel Geld aus.“

Chance folgte ihrem Vorschlag, aber als sie die Kinder aus dem Auto hoben, musterte er Tory verstohlen. Normalerweise flirteten Frauen heftig mit ihm und waren von seinem Geld beeindruckt. Diese hier tolerierte ihn gerade so und zeigte ihm eine Möglichkeit, um Geld zu sparen.

Aber als Angestellte war sie vermutlich nicht an ihm als Mann interessiert.

Das versetzte ihm einen Stich, den er nicht ganz zuordnen konnte. Vermutlich war es Enttäuschung. Aber im Moment hatte er lieber jemanden, der gut mit seinen Kindern umgehen konnte, als eine Frau zum Flirten.

Beinahe hätte Chance gelacht. Sich um zwei Babys kümmern zu müssen, verschob bei einem Mann eindeutig die Prioritäten.

Die automatischen Türen öffneten sich, und sie betraten das Geschäft. Dann setzten sie die Kinder in die Kindersitze der Einkaufswagen und schlenderten vorbei an unzähligen Gängen mit Kleidung, Unterwäsche, Haushalts- und Gartengeräten zur Kinderabteilung.

Tory hielt an. „Im Moment sind zwei Lauflernhilfen, Babywippen, ein Kinderwagen für Zwillinge und ein robuster Laufstall das Wichtigste. Dann können die Kinder spielen, ohne durch die Gegend zu krabbeln und Dummheiten anzustellen.“

„Ah.“ Er sah zu, wie sie einen Karton in seinen Einkaufswagen stellte. „Das muss vermutlich aufgebaut werden.“

Tory zuckte zusammen. „Vielleicht können wir Robert darum bitten?“, fragte sie und meinte den Gärtner.

Ungläubig starrte Chance sie an. „Ich habe zehn Jahre lang auf dem Bau gearbeitet, bevor ich meine eigene Firma gegründet habe, da werde ich wohl einen Laufstall zusammenbauen können.“

„Gut“, erwiderte sie lediglich, als sie einen weiteren Karton in seinen Wagen stellte.

Plötzlich ließ das beklemmende Gefühl in seiner Brust nach. Er würde die Nacht durchschlafen können, weil er sich darauf verlassen konnte, dass sie sich gut um die Kinder kümmerte.

Er bezahlte und lud ihren Einkauf ins Auto, während Tory die Kinder anschnallte. Auf der Heimfahrt erklärte sie ihm die Lauflernhilfen genauer. Zu Hause angekommen, ließ sie ihn die Wippen aufbauen, während sie die Kinder in der Küche in die Hochstühle setzte und fütterte.

Als sie damit fertig waren, setzte Tory die beiden hinein. Sie zog eine Spieluhr auf, und plötzlich wippten beide Kinder fröhlich.

„Wow!“, entfuhr es ihm.

Tory lächelte.

Plötzlich wich seine Freude einer gewissen Anspannung. Er mochte sie.

Schnell unterdrückte er ein Seufzen. Natürlich mochte er sie! Schließlich half sie ihm mit den Kindern. Außerdem war sie schön, und er war seit Liliah mit keiner Frau mehr zusammen gewesen …

Aber im Moment wollte er in seinem Leben nur eine Frau, mit der er Spaß haben konnte. Keinen Kummer oder Streit. Nur … Spaß. Und ein kluger Mann ließ sich dazu nicht mit seinem Kindermädchen ein, das er so dringend brauchte.

„Wie lange sind sie jetzt beschäftigt? Zwanzig Minuten?“

„Oder auch länger.“ Tory bückte sich und hob einige Plastikspielzeuge auf. „Danach setzt man sie damit in den Laufstall. Oft beschäftigen sich Babys selbst, wenn man sie lässt.“

Befreit atmete Chance durch und sprach dann das Wort aus, das ihn schon den ganzen Nachmittag beinahe erstickte. „Danke.“

Lächelnd sah sie auf. „Gern geschehen.“

Aber ihr Lächeln verblasste schnell. Genau wie seins. Sie war so schön. Und jetzt, wo er nicht jede Sekunde nach den Babys sehen musste, fühlte er sich wieder wie er selbst – wie ein Mann. Sie fühlte sich offenbar zu ihm hingezogen, da wäre es nur natürlich zu flirten …

Autor

Susan Meier
Susan Meier wuchs als eines von 11 Kindern auf einer kleinen Farm in Pennsylvania auf. Sie genoss es, sich in der Natur aufzuhalten, im Gras zu liegen, in die Wolken zu starren und sich ihren Tagträumen hinzugeben. Dort wurde ihrer Meinung nach auch ihre Liebe zu Geschichten und zum Schreiben...
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