Ein pikanter Sommernachtstraum

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Betörend schön, mit Wildblumen im langen blonden Haar: Dominic Lancaster spürt heißes Verlangen! Er kennt die Frau, die er heimlich beim Bad im Teich auf seinem Anwesen beobachtet: Vor ein paar Monaten, als er einen frivolen Maskenball veranstaltet hat, ist sie ihm im Wald begegnet. Wie eine Fee hat sie ihn in jener Mittsommernacht bezaubert und seine Leidenschaft enthemmt erwidert. Nun will er endlich wissen, wie sie heißt und was sie hierher führt. Doch als sie langsam dem Wasser entsteigt, stockt ihm der Atem. Offenbar erwartet sie ein Kind – von ihm?


  • Erscheinungstag 02.09.2025
  • Bandnummer 2716
  • ISBN / Artikelnummer 9783751535045
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Jackie Ashenden

Ein pikanter Sommernachtstraum

1. KAPITEL

Dominic Lancaster lehnte sich zurück in die Seidenkissen und überlegte, ob er sich noch mehr Wein einschenken sollte.

Nicht, weil er noch mehr Alkohol gebraucht hätte. Er hatte schon einige Gläser getrunken und fühlte sich sehr wohl. Andererseits war es ein sehr guter französischer Rotwein, dies war eine Orgie, und er war der Gastgeber. Was wäre das für eine Orgie, wenn der Gastgeber nicht auch selbst feierte?

Jedes Jahr im Hochsommer veranstaltete er im Wald seines Anwesens eine Orgie mit allem, was dazugehörte – römische Togen, Masken, Pavillons aus weißer Seide im Wald, Liegen, Trauben, Wein – und viel Sex.

Er verkehrte in der gesellschaftlichen Elite Europas, und seine Freunde nahmen mit Begeisterung teil. Wenn die Einladungen verschickt wurden, waren die Klatschspalten voll mit Spekulationen, wer zu den Gästen gehören würde und wer nicht und warum. Es war immer eine sehr … erlesene Gruppe.

Es gab keinen Grund für die Einladungen. Dominic wählte seine Gäste einfach aus einer Laune heraus aus.

Doch dies würde seine letzte Orgie sein. Zwanzig Jahre waren genug. Es war an der Zeit, das Haus seiner Kindheit loszuwerden. Er würde Darkfell Manor und den dazugehörigen Wald dem ersten Interessenten verkaufen, der ihm einen guten Preis bot. Mit etwas Glück machte der Käufer das ganze Anwesen dem Erdboden gleich. Dann konnte Dominic sich die Mühe ersparen, es selbst zu tun.

Während die weiße Seide seines Pavillons in der Nachtluft wehte, schaute er von seiner Liege aus zum Wald hinüber. Der Pavillon stand am Rand einer Lichtung. In der Nähe flackerte eine Fackel und warf seltsame Schatten auf die Stämme der alten Eichen.

Weitere Fackeln markierten die Wege, die zu anderen kleinen Lichtungen mit Pavillons führten. Alle waren mit Sofas und Kissen, Wein und Essen ausgestattet. Er konnte die Stimmen einiger Gäste hören, die meisten von ihnen waren bereits betrunken.

Den Wald zu verlieren, war wirklich schade – schließlich hatte er hier eine Menge Spaß gehabt. Vielleicht konnte er das Haus ohne den Wald verkaufen. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht sollte er ihn zusammen mit dem Herrenhaus und allem anderen, was seinem Vater gehört hatte, hinter sich lassen.

Aber Gedanken an seinen Vater taten Dominics Stimmung nie gut, und er war fest entschlossen, sich heute Abend zu amüsieren. Darum beugte er sich vor und füllte mehr Wein in den Keramikbecher, den er nur bei seinen Orgien benutzte. Dann lehnte er sich wieder zurück und nahm einen großen Schluck von dem Wein.

Aus der Dunkelheit der Bäume ertönte ein Quieken, das nur von Marissa stammen konnte. Sie war ein reizendes französisches Mädchen aus Cannes. Sie hatte ihn auf verschiedenste Weise um eine Einladung gebeten und ihm sehr deutlich klargemacht, dass sie gerne eine unvergessliche Nacht für ihn daraus machen würde. Aber so wie es sich anhörte, war sie bereits anderweitig beschäftigt. Andererseits wäre es ja keine Orgie, wenn er nicht mitmachen könnte.

Er seufzte und fragte sich, ob er sich die Mühe machen sollte. Natürlich hatte er Spaß an einer guten Orgie, aber manchmal konnte es schon ziemlich anstrengend sein. Ganz zu schweigen von der Langeweile. Hier gab es nichts, was er nicht schon viele Male getan hatte, und er konnte nicht einmal mehr sagen, was überhaupt der Sinn davon war.

Sex war schön, solange er dauerte, aber es war Jahre her, dass er sich dabei hatte fallenlassen. Das waren Spiele eines jungen Mannes gewesen, und so jung war er nun auch nicht mehr.

Ehrlich gesagt, begann Sex ihn zu langweilen. Partys fingen an, ihn zu langweilen. Sogar sein Investmentunternehmen, das er vor fünfzehn Jahren gegründet hatte, begann ihn zu langweilen. Er hatte mehr Geld, als er jemals brauchen würde, und wenn er Darkfell Manor verkaufte, war damit das letzte Stück der vergifteten Hinterlassenschaft seines Vaters verschwunden. Welche Herausforderungen blieben ihm dann noch im Leben?

Dominic lehnte sich auf der Liege zurück und schaute auf die weiße Seide über seinem Kopf. Er könnte ins Weltall fliegen oder ein U-Boot kaufen. Oder vielleicht einen Bunker in Island bauen und sich dort in einsamem Luxus zur Ruhe setzen. Er könnte ein Kamel kaufen und durch die Wüste reiten wie Lawrence von Arabien, oder vielleicht eine Entdeckungsreise durch den Amazonasregenwald machen … Die Möglichkeiten waren endlos.

In diesem Moment quietschte Marissa noch einmal, dann tauchte sie auf der anderen Seite der Lichtung zwischen den Bäumen auf. Sie lachte atemlos, als sie vor Dominics Pavillon stehen blieb.

Sie trug nichts weiter als eine kurze weiße Tunika und eine Eulenmaske, das lange, glänzend schwarze Haar fiel wild über ihren Rücken, und jeder Teil ihres goldbraunen Körpers war durch die Tunika sichtbar.

Eine schöne Frau.

Doch er spürte nichts. Er hatte ihren Körper schon gesehen, kannte alles, was sie im Bett tun konnte, die Geräusche, die sie machte, die Dinge, die sie bevorzugte. Es gab nichts an ihr, was ihn interessierte.

Niemand interessierte ihn, nicht seit langer Zeit.

Als sie langsam und anmutig zu seiner Couch hinüberkam, ließ das flackernde Fackellicht ihre Tunika durchsichtig erscheinen. Doch er blieb … gelangweilt.

Sein mangelndes Interesse an ihr hätte ihn eigentlich stören müssen, aber das tat es nicht. In vielerlei Hinsicht war es sogar eine Erleichterung.

„Dominic“, säuselte Marissa mit ihrem sexy französischen Akzent. „Ich habe überall nach dir gesucht.“

„Nein, hast du nicht“, erwiderte er und sah zu, wie sie mit wiegenden Hüften zu seiner Couch herüberkam. „Ich bin immer noch hier, wo du mich zuletzt gesehen hast.“

Sie lachte und blieb vor ihm stehen. Ihre blauen Augen leuchteten durch die Augenlöcher ihrer Maske. „Hast du auf mich gewartet?“

„Eigentlich habe ich über die Mysterien des Universums nachgedacht.“ Er lächelte und versuchte, etwas Enthusiasmus aufzubringen. Schließlich war dies die letzte Orgie, und er hatte sich vorgenommen, heute Nacht Spaß zu haben. „Und auch über die Mysterien der Frauen.“

Marissa erschauerte – eine der Bewegungen, für die sie bekannt war –, dann griff sie nach dem Verschluss an der Schulter ihrer Tunika, löste ihn und ließ den Stoff zu Boden flattern. „Nun, hier bin ich“, sagte sie leise und stand nackt vor ihm.

Sie war schön, das konnte er nicht abstreiten. Aber er hatte die letzten fünfundzwanzig Jahre seines Lebens damit verbracht, über die Mysterien des weiblichen Geschlechts nachzudenken, und wie er bereits vermutet hatte, gab es bei diesem speziellen Exemplar nichts, was ihn faszinierte.

Vielleicht war das der Grund, warum er sich langweilte.

Es gab keine Mysterien mehr.

Dominic war ein Experte darin, sich seine Gedanken und Gefühle nicht anmerken zu lassen, doch Marissa musste sein Desinteresse bemerkt haben, denn plötzlich beugte sich über ihn und strich mit ihrem Mund über seinen. Dann wich sie zurück und schenkte ihm ein sinnliches Lächeln. „Du kannst mich haben, wenn du mich fängst.“

Dann drehte sie sich um und lief nackt in den dunklen Wald.

An den Stamm einer uralten Eiche gelehnt, stand Maude Braithwaite in der Dunkelheit des Waldes von Darkfell. Als die nackte Frau kaum einen Meter entfernt an ihr vorbeirannte, hielt sie den Atem an und rührte sich nicht.

Offensichtlich hatte die Frau sie nicht gesehen, denn sie hielt nicht inne, sondern verschwand kichernd in der Dunkelheit.

Maude stieß den Atem aus. Mit ihren nackten Füßen und dem Nachthemd fröstelte sie. Es war nicht kalt – es war Hochsommer –, aber um ein Uhr morgens war es auch nicht gerade warm.

Sie wohnte in dem Cottage des Wildhüters am Waldrand und hatte in ihrem kleinen Zimmer fest geschlafen, als ein Schrei sie abrupt aus einem Traum geweckt hatte.

Heute Abend fand die Mittsommernachts-Orgie statt. Zwar hatte man die Partygäste gebeten, sich vom Cottage fernzuhalten. Aber offensichtlich hatten sich einige von ihnen nicht an die Regel gehalten.

Das war sehr ärgerlich. Es war zwar nicht ihr Job, sich mitten in der Nacht aus dem Bett zu quälen und nach dem Rechten zu sehen, aber da die Verwaltung des Waldes zu ihren Aufgaben gehörte, wollte sie sich vergewissern, dass die reichen Freunde ihres Arbeitgebers nicht versehentlich ein Feuer gelegt hatten.

Maude war eine der vier Besitzerinnen einer ganz speziellen Consulting-Agentur. Speziell deshalb, weil ihre Agentur Dienstleistungen für die Reichsten der Reichen anbot. Maudes Fachgebiet waren Landschaftsgestaltung und Forstwirtschaft, also alles, was mit der Natur zu tun hatte.

Sie liebte die Natur, und als man ihr einen Vertrag als Landschaftspflegerin in Darkfell Manor angeboten hatte, hatte sie die Chance ergriffen. Allein für die Bewirtschaftung eines Waldes verantwortlich zu sein, hatte sich faszinierend angehört.

Irgendwann würde sie ein Stück Land wiederbewalden, das ihre Großeltern ihr versprochen hatten. Aber dafür brauchte sie nicht nur mehr Fachwissen, sondern vor allem auch Geld. Praktischerweise wurde der Job in Darkfell, den sie für ein Jahr übernommen hatte, außergewöhnlich gut bezahlt.

Aber ihr hatte gar nicht gefallen, dass ein Teil dieses schönen, wilden Waldes in einen Veranstaltungsort für eine Orgie verwandelt wurde – für einen Haufen reicher Leute, denen die Natur ganz egal war.

Es war immer dieser Zwiespalt, der sie bei ihrer Arbeit für die Agentur störte. Einerseits verachtete sie die Reichen und Privilegierten, aber gleichzeitig nahm sie deren Geld. Wenigstens erhielten ihre Arbeitgeber im Gegenzug dafür ein paar Lektionen im Umgang mit der Natur – ob sie wollten oder nicht. Meistens waren sie dankbar, darum konnte sie sich eigentlich nicht beklagen.

Aber auf jeden Fall würde sie sich über diese betrunkenen Idioten beschweren, die sich mitten in der Nacht hier herumtrieben. In der Nähe vom Cottage hatte sie niemanden gesehen, darum war sie noch ein Stück weiter in den dunklen Wald hineingegangen. Nicht weil ihr die Menschen so wichtig wären. Die konnten selbst auf sich aufpassen.

Es waren die Tiere, um die sie sich sorgte.

Diese Orgie sollte eine sehr diskrete Angelegenheit sein, mit einer sorgfältig zusammengestellten Gästeliste. Maude und allen anderen Angestellten von Darkfell Manor war gesagt worden, dass sie während der Orgie nicht in den Wald gehen sollten. Das hätte Maude sowieso nicht gewollt. Orgien waren das Letzte, was sie interessierte.

Gerade, als sie wieder zum Cottage zurückkehren wollte, lief die nackte Frau an ihr vorbei.

Langsam verklangen die Schritte der Frau im Wald. Um sich zu vergewissern, dass nicht noch mehr nackte Leute hinterherkamen, warf Maude einen Blick in die Richtung, aus der die Frau gekommen war.

Dann schaute sie zur Lichtung hinüber, wo eine Fackel hell brannte und dramatische Schatten warf. In der Nähe der Fackel stand ein Pavillon aus weißer Seide. Die Vorhänge waren zurückgezogen und mit juwelenbesetzten Bändern zusammengehalten. Im Pavillon sah sie ein Sofa, davor einen niedrigen Tisch mit Bechern, einer Schale voller Weintrauben, einem Krug und einer Platte mit verschiedenen Häppchen.

Auf der Liege lag ein Mann auf dem Rücken und räkelte sich. Er trug nichts als eine weiße Toga an seinem Körper, der einem griechischen Gott hätte gehören können. Harte, ausgeprägte Muskeln und glatte, gebräunte Haut. Auf seinem Haar thronte eine Krone aus goldenen Lorbeerblättern.

In einer großen, langfingrigen Hand hielt er einen Kelch, und das Licht der flackernden Fackel zeichnete die perfekten Linien seines muskulösen, goldbraunen Körpers nach.

Sein Gesicht war so schön wie sein Körper, aber nicht auf eine jungenhafte Weise. Er war Zeus oder Poseidon. Ein älterer, sehr männlicher Gott, streng, unbarmherzig. Gerade Nase, lange tintenschwarze Wimpern, hohe Wangenknochen. Um seine Augen und seinen Mund herum sah sie Falten, und durch sein kurzes, tintenschwarzes Haar verlief vom Nacken bis zur Stirn eine weiße Strähne.

Maudes Atem stockte.

Diese Strähne war berühmt. Sie interessierte sich nicht für Klatsch und Tratsch über Prominente oder Social Media. Doch wem diese Strähne gehörte, wusste selbst sie.

Dominic Lancaster. Er war einer der berüchtigtsten Playboys von ganz Europa, wenn nicht sogar der berüchtigtste. Besitzer von Darkfell Manor und dem Wald, der zu dem Anwesen gehörte.

Außerdem ihr Chef.

Sie hatte ihn nie getroffen, nur einen seiner Assistenten. Sie hatte Bilder von ihm gesehen, aber die Menschen, für die sie arbeitete, waren ihr egal. Für sie zählte nur die Landschaft.

Es war das erste Mal, dass sie ihn persönlich sah und …

Maude starrte ihn wie gebannt an.

Verblüffend. So etwas hatte sie noch nie bei einem Mann empfunden. Sie war immer die Außenseiterin gewesen, selbst bei ihren engsten Freundinnen, den anderen drei Besitzerinnen der Consulting-Agentur. Irinka stammte aus einer russischen Familie, und ihre Beziehungen verschafften der Firma Kontakt zu den Reichen und Mächtigen. Lynna war in Griechenland aufgewachsen und eine wahre Zauberin am Herd. Die einzige Amerikanerin im Team war Augusta, von allen Auggie genannt. Bis vor Kurzem hatte sie als Stewardess für einen Milliardär gearbeitet.

Keine ihrer Freundinnen mochte Pflanzen oder Wälder so sehr wie Maude. Keine von ihnen kommunizierte mit der Natur. Maude wusste, dass alle sie für etwas seltsam hielten.

Das war für sie in Ordnung. Es gefiel ihr, seltsam zu sein.

Den größten Teil ihrer Kindheit hatte sie mit ihrer Mutter in einer Kommune in Schottland verbracht. Ein naturverbundenes Leben war den Menschen dort wichtiger gewesen als Schulbildung. Irgendwann hatten ihre Großeltern mütterlicherseits Maudes Mutter gezwungen, Maude zu ihnen zu geben. Sie hatten versucht, sie an das Stadtleben zu gewöhnen, mit Beton und Regeln und Fernsehen und Hausaufgaben anstelle von Lagerfeuern, Geschichtenerzählen und Tanzen.

Maude war es schwergefallen, aber schließlich hatte sie sich so verhalten, wie ihre Großeltern es von ihr erwarteten. Doch in den Jahren in Schottland war die Natur tief in ihre Seele eingedrungen und nun für immer ein Teil von ihr.

Für Maude war es normal, stehen zu bleiben und einen Baum oder einen prächtig blühenden Strauch anzustarren. Aber niemals einen Mann.

Jetzt stellte Dominic Lancaster seinen Becher ab und setzte sich auf. Maude erstarrte. Vielleicht wollte er der nackten Frau hinterherlaufen. In dem Fall wäre es wahrscheinlich eine gute Idee, an Ort und Stelle zu bleiben und sich nicht zu rühren. Sie wollte nicht, dass er sie dabei erwischte, wie sie im Wald herumschlich, vor allem, nachdem man ihr gesagt hatte, sie solle nicht in die Nähe der Party gehen.

Einen Moment lang rührte er sich nicht, während das Fackellicht seine glatte Haut und die gemeißelten Linien seines Oberkörpers in Gold tauchte. Dann erhob er sich mit einer bedächtigen, kraftvollen Anmut von der Liege, dass Maudes Herz schneller schlug. Langsam ging er zu einem weißen Stofffetzen, der auf dem Waldboden im Laub lag. Er bückte sich, hob den Fetzen auf und ging dann weiter zu der Stelle, wo die Frau zwischen den Bäumen verschwunden war.

„Du hast etwas vergessen, Süße“, rief er, während er ihr den weißen Stoff hinterherwarf. „Du hast auch vergessen, dass ich nie einer Frau nachlaufe.“

Zu ihrer Überraschung sandte seine Stimme einen Schauer über Maudes Haut. Sie klang tief und samtig, und eine Dunkelheit schwang darin mit, die in ihrem Körper widerhallte und einen Punkt tief in ihrem Inneren berührte.

Er stand ganz in ihrer Nähe und war viel größer, als sie erwartet hatte. Viel größer als sie selbst. Die Krone aus Lorbeerblättern auf seinem Kopf schimmerte im Fackelschein, und seine Haltung wirkte, als wäre er tatsächlich der König der Götter.

Männer hatten in Maudes Leben nie eine Rolle gespielt. Sie hatte noch keinen getroffen, der sie auch nur im Entferntesten angezogen hätte, und sie war auch nicht daran interessiert, einen zu treffen. Männer an sich interessierten sie nicht.

Dieser völlig fremde Mann hätte also keinen zweiten Blick verdienen dürfen.

Trotzdem konnte sie ihren Blick nicht abwenden.

Sie konnte nicht einmal atmen.

Plötzlich stand er ganz still, als würde er lauschen. Es hätte Maude nicht gewundert, wenn er ihr Herz hören könnte, das wie eine Trommel in ihrer Brust schlug.

Irgendeine Stimme flüsterte dunkel und verführerisch in ihrem Kopf. Sie fühlte sich unwiderstehlich zu diesem Mann hingezogen, der so nah bei ihr stand. Sie konnte den Blick nicht von seinen breiten Schultern und der muskulösen Brust abwenden. Sie wollte mit ihren Händen über seine olivfarbene Haut streichen, unter ihren Fingern das Kitzeln der seidigen Härchen spüren, die sich in einer feinen Linie von seiner Brust über den Waschbrettbauch nach unten zogen. Der weiße Stoff um seine Hüften war sein einziges Kleidungsstück.

Der Wald verneigt sich vor ihm, flüsterte die dunkle Stimme in ihrem Kopf. Er war der König hier. Er war animalisch und wild, und wenn er einer Frau nachjagen wollte, hatte sie keine Chance. Er würde sie nehmen, sie so tief mit diesem Wald und ihm verbinden, dass sie niemals entkommen würde.

Zwischen Maudes Schenkeln pochte ein Schmerz, ein tiefer Schmerz, den sie noch nie so intensiv gespürt hatte. Selbst wenn sie es gewollt hätte, hätte sie sich nicht bewegen können.

„Aber für dich“, murmelte er, ohne den Kopf zu drehen. „Für dich könnte ich eine Ausnahme machen.“

Er konnte doch nicht mit ihr reden, oder? Nein, unmöglich. Sie stand versteckt im Schatten der Bäume. In der Dunkelheit konnte er nicht wissen, dass sie hier war.

Er ist ein Gott, schon vergessen? Er könnte dich überall finden.

Ihre Handflächen waren feucht, das Herz klopfte laut bis in ihre Ohren. Sie sollte sich zwischen die Bäume zurückziehen und zurück ins Bett gehen. So tun, als hätte sie ihn nicht gesehen.

Und doch … tat sie es nicht.

Langsam wandte er den Kopf und schaute in ihre Richtung. Sein Gesicht lag im Schatten, aber irgendwie konnte sie den Schimmer seiner Augen erkennen, die schwarz in der Nacht waren. Er konnte sie in der Dunkelheit nicht sehen, und doch war sie sich plötzlich sicher, dass er wusste, dass sie da war.

Sie hatte keine Ahnung, wie er das wissen konnte. Sie hatte keinen Laut von sich gegeben. Aber sie wusste, dass er ihr folgen würde, wenn sie wegrannte.

Er würde sie durch den Wald jagen, bis er sie gefangen hatte, und dann würde sie ihm gehören.

Und er würde dir gehören.

Unerwartet und sehr plötzlich durchzuckte sie ein wilder, erregender Adrenalinstoß. Bevor Maude sich dessen überhaupt bewusst war, hatte sie sich umgedreht und war losgerannt.

2. KAPITEL

Als er den Rand der Lichtung erreichte, hatte Dominic das Gefühl, dass er beobachtet wurde. Und es war nicht Marissa. Er hätte taub sein müssen, um nicht zu hören, wie sie durch das Unterholz krachte, als sie vor ihm weglief.

Nein, jemand stand hier und beobachtete ihn.

Er starrte in die Dunkelheit, während er den Blick einer anderen Person auf sich spürte.

Dann nahm er einen Geruch wahr, erdig und moschusartig und zart und sehr weiblich, und plötzlich erwachte alles Männliche in ihm zum Leben. Es war ein sinnlicher, zutiefst erotischer Duft, der seine Langeweile vertrieb und einen Strom purer Elektrizität durch seinen Körper schießen ließ, von der er gedacht hatte, sie wäre schon lange tot.

Fast fünfzehn Jahre war es her, dass er etwas gewollt hatte. Dass sein Leben mehr gewesen war, als nur einer Laune nach der nächsten zu folgen, war lange her. Seit er das riesige Unternehmen seines Vaters für Grundstücksentwicklung aufgekauft und wieder verkauft hatte – mit großem Gewinn und einem Gefühl tiefer Befriedigung.

Damals hatte er geglaubt, am Ziel seiner Wünsche zu sein. Wann immer er etwas wollte, kaufte oder tat er es einfach und ließ sich durch nichts davon abhalten. Er gönnte sich alles, warum auch nicht?

Offenbar gab es aber doch noch etwas, das er begehrte – diese Frau, die ihn in der Dunkelheit beobachtete.

Er drehte sich um und starrte in die Schatten. Neben einer Eiche in seiner Nähe konnte er eine schlanke Gestalt vor dem Stamm erkennen.

Eine Waldfee.

Eine Sekunde lang war er sich sicher, ihre Augen in der Dunkelheit schimmern zu sehen, und ein unerklärliches Verlangen stieg in ihm auf. Ein primitives, animalisches, männliches Verlangen.

So intensiv, dass er ihr, als sie sich umdrehte und wegrannte, instinktiv nachlief.

Er hatte Marissa die Wahrheit gesagt. Er lief nie einer Frau nach. Er lief nie irgendjemandem nach. Alle kamen zu ihm, und so gefiel es ihm, denn so hatte er die ganze Macht. Er liebte Macht – vor allem, wenn er sie hatte und die anderen nicht.

Darum konnte er sich dieses plötzliche Verlangen nach einer Frau, die er noch nicht einmal gesehen hatte, nicht erklären. Aber auf eine seltsame, unerklärliche Weise kam ihm die Situation unvermeidlich vor. Als wäre sie schon immer in diesem Wald und hätte auf ihn gewartet.

Sie wartete auf ihn und nur auf ihn.

Geräuschlos rannte sie durch den Wald, der weiße Stoff ihrer Tunika oder was auch immer sie trug wehte hinter ihr, eine helle Gestalt in der Nacht. Ihre nackten Füße berührten lautlos die weiche Erde, während sie flink wie ein Reh Bäumen auswich und über umgestürzte Baumstämme sprang.

Er fühlte sich seltsam, als hätte er den angesehenen Investor und berüchtigten Playboy Dominic Lancaster auf der Lichtung zurückgelassen und wäre jetzt jemand anderer. Ein Mann ohne Vergangenheit und ohne Zukunft, für den es nur das Hier und Jetzt gab. Mit dem Klang seines Atems, schnell und schwer, und dem Schlag seines Herzens, gleichmäßig und stark. Mit dem Duft des Waldes um ihn herum, würzig und dunkel, und der Frau, die vor ihm lief.

Alle Gäste waren entweder mit einer weißen Tunika oder einer Toga bekleidet, sie trug weder das eine noch das andere, wie er immer deutlicher erkannte, und doch war ihr Gewand weiß. Wer war sie? Warum hatte er sie nicht bemerkt, als er alle begrüßt hatte? Er hätte sie bestimmt bemerkt …

Er schob die Gedanken beiseite. Das war nicht wichtig. Nichts war wichtig. Nichts, außer ihr nachzulaufen. Ein primitiver Jagdinstinkt in ihm erwachte und durchflutete ihn mit Adrenalin. Er spürte eine wilde Erregung, eine Vorfreude, wie er sie schon lange nicht mehr gespürt hatte – falls überhaupt schon mal.

Er wusste nicht, warum er sich so fühlte, aber er stellte es nicht infrage. Das hier war neu, es war anders. Ihm war, als wäre er wieder sechzehn und mit ihrem Wildhüter Craddock zum ersten Mal auf Hirschjagd. Er hatte es geliebt, den Nervenkitzel der Jagd. Natürlich war er nicht in der Lage gewesen, den Hirsch zu erlegen, und sein Vater hatte sich über Dominics „Weichheit“ lustig gemacht.

Jetzt war er nicht mehr weich.

Der Wald um sie herum wurde dichter und dichter, was bedeutete, dass sie sich aus dem Bereich der Party entfernt hatten, aber das war ihm egal. In seinem Kopf gab es nur einen Gedanken – sie zu fangen.

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