Geborgen in den Armen des sexy Milliardärs (Julia 2440)

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"Ist das ein Trick, um mich ins Bett zu kriegen?" Allein Leos provokante Frage reicht, um einen Schauer der Erregung durch Nehas Körper zu jagen. Schon so lange sehnt sie sich danach, seine sexy Lippen zu küssen und seinen muskulösen Körper zu spüren! Doch Leonardo Brunetti ist für sie unerreichbar, das weiß Neha nur zu gut – denn der attraktive Milliardär ist nicht nur ein berüchtigter Playboy, er ist auch ihr bester Freund seit Kindertagen. Aber jetzt braucht sie seine Hilfe. Er soll ihr dabei helfen, ihren sehnlichsten Wunsch zu erfüllen: ein Baby …
  • Erscheinungstag 29.05.2020
  • Bandnummer 2440
  • ISBN / Artikelnummer 9783963691003
  • Laufzeit 04:08:30
  • Auflagenart ungekürzte Lesung
  • Audio Format mp3-Download
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Sollen wir wirklich glauben, dass er seinen perfiden Racheplan aufgegeben hat?“

Stirnrunzelnd schaute Leonardo Brunetti, Chef von Brunetti Finances Inc., seinen jüngeren Bruder Massimo an. Die Frage bezog sich auf den Mann, der ihnen in den vergangenen Monaten so viel Schaden zugefügt hatte.

Verträge waren in letzter Sekunde geplatzt, und die dubiosen Geschäftspraktiken ihres Vaters Silvio Brunetti gingen immer wieder durch die Medien, obwohl Leonardo die vergangenen zehn Jahre seit seiner Übernahme der Firmenleitung damit aufgeräumt hatte. Aber was noch viel schlimmer war: Vincenzo Cavalli hatte im Dark Net Hacker angeheuert, um ein millionenschweres Sicherheitssystem zu sabotieren, das Massimo und seine Frau Natalie für das Tochterunternehmen, Brunetti Cyber Securities, entwickelt hatten.

Diesen Auftrag hatten sie beinahe auch noch verloren, hätte Natalie das nicht mit einem Geniestreich verhindert. Und jetzt war Vincenzo verschwunden. Keiner von ihnen war so naiv zu glauben, dass der Mann sich eines Besseren besonnen hatte. Nicht nachdem er mit allen Mitteln versucht hatte, die Brunettis zu ruinieren.

„Was ist mit Natalies Spur?“

„Die hat uns nicht wirklich weitergebracht. Es gibt von Vincenzos Konto aber eine Verbindung zu Mario Fenelli.“

Mario Fenelli war eines der ältesten Vorstandsmitglieder von BFI, ein Relikt aus der Zeit, als ihr Vater Silvio noch der Chef war, und Leos schärfster Kritiker.

Zwar hatte Leo es geschafft, den Sumpf von Korruption trockenzulegen, den er nach dem Rauswurf seines Vaters vorgefunden hatte. Das änderte jedoch nichts daran, dass sich der Vorstand aus Mailands Oberschicht zusammensetzte. Altes Geld, alte Macht – Männer, die nicht bereit waren, ihre Privilegien für Leos Visionen und finanzielle Reformen der Firma aufzugeben.

Vincenzos Taten hatten jetzt schon weitreichende Konsequenzen.

Geplatzte Verträge, Cyber-Angriffe auf die Kunden von BFI, durchgesickerte Informationen nagten am Image von BFI und BCS, und Mario warf Leonardo vor, er würde wie sein Vater eine Atmosphäre der Unsicherheit schaffen, sodass bei den Kunden schon Gerüchte aufkämen, er sei ebenso korrupt wie sein Vater.

Nur weil die Firma seit seiner Führung so gut da stand wie nie zuvor und weil die Brunettis – Greta, Leo, Massimo und ihr Vater Silvio – immer noch die Aktienmehrheit hielten, war er nicht gezwungen gewesen zurückzutreten.

„Es muss doch irgendetwas geben, das wir gegen den alten Mann verwenden können“, meinte Leo. „Und wenn wir durch ihn Vincenzo finden, können wir dem Ganzen endlich ein Ende setzen.“

„Miss Fernandez ist hier“, ertönte die Stimme seiner Assistentin über die Gegensprechanlage.

„Neha will dich sprechen?“, fragte Massimo stirnrunzelnd. Neha Fernandez war Leos älteste Freundin und Marios Stieftochter. „Du willst sie doch nicht in die Sache mit reinziehen, oder?“

Leo war nicht gekränkt von Massimos Verdacht. Wäre er der Mann geworden, den Silvio aus ihm hatte machen wollen, hätte er keine Sekunde gezögert, Neha zu benutzen.

Massimo und er hatten sich geschworen, BFI nach ethisch sauberen Prinzipien zu führen – praktisch das Gegenteil von dem, was ihr Vater gemacht hatte.

Doch Massimo hatte unter dem Einfluss einer Mutter gestanden, die mit aller Macht gegen den zerstörerischen, toxischen Einfluss des Vaters auf ihren kränklichen Sohn gekämpft hatte. Eine Mutter, die Massimo gelehrt hatte, richtig von falsch zu unterscheiden. Eine Mutter, die ihren Mann nicht verließ, obwohl er sie misshandelte, weil es bedeutet hätte, ihren Sohn aufzugeben.

Leo dagegen hatte seinen Vater bewundert, bis er erfahren hatte, wozu dieser fähig war. Er war erfüllt gewesen von Hass gegen seine Mutter, die ihren kleinen Sohn nach einem nächtlichen Streit mit Silvio einfach zurückgelassen hatte.

„Nein, natürlich nicht“, sagte er schließlich.

Er kannte Neha schon ewig, respektierte und bewunderte sie. Doch obwohl er sich stark zu ihr hingezogen fühlte, war nie etwas zwischen ihnen vorgefallen. Er war nicht der Typ für eine Beziehung.

Die Freundschaft zwischen ihnen hatte begonnen, als Mario, damals frischgebackenes Vorstandsmitglied, Neha mit auf seine Geschäftsreise nach Mailand genommen hatte. Silvio hatte damals Leo mitgebracht.

Während ihre Mutter und ihr Stiefvater mit ihrem Reichtum und ihren Beziehungen prahlten, hatte Neha – damals schon ein stilles, schlaues, hübsches Mädchen – ihn sofort gefesselt. Schon damals führte sie ganz allein die Bäckerei ihres verstorbenen Vaters und steckte voller Ideen für neue Filialen. Leo dagegen war voller Zorn, weil er gerade herausgefunden hatte, dass BFI kurz vor der Pleite stand und dass der Mann, den er sein Leben lang bewundert hatte, Massimo jahrelang emotional misshandelt hatte.

Neha hatte zugehört, als er sich über seinen Vater ausgelassen hatte, und schüchtern seine Hand ergriffen und gesagt: „Du musst deinem Bruder nur sagen, dass es dir leid tut. Dass du ihn liebst.“ Und er schwor sich damals, genau das zu tun, wenn er mit Silvio heimkehrte.

Bis dahin lenkte er sich damit ab, Neha Tipps zu geben, wie sie an Startkapital kam, um zu expandieren.

Und während ihres meteoritenhaften Aufstiegs von der Sechzehnjährigen, die eine englische Kochshow gewonnen hatte, zur Gründerin einer Kette für Backwaren und inzwischen Millionärin, hatte Neha sich immer wieder bei ihm Rat geholt.

Mario hatte das Talent und die außergewöhnliche Arbeitsmoral seiner Stieftochter früh erkannt und zu Geld gemacht. Nachdem Neha die Kochshow gewonnen hatte, vermarktete er sie als Wunderkind und baute sie zu einer internationalen Marke auf. So Sweet Inc. war weltberühmt.

„Warum ist sie dann hier?“, fragte Massimo und holte Leo in die Gegenwart zurück.

„Sie wollte mich sehen. So schnell wie möglich.“

Massimo zog vielsagend die Augenbrauen hoch. „Geht es wirklich ums Geschäft? Ich hatte immer das Gefühl, da läuft mehr zwischen euch beiden.“

Leo verzog keine Miene. Neha war tabu für ihn und würde es immer sein. „Es ist albern, dass du jeden verkuppeln willst, nur weil du glücklich verliebt bist.“ Er ging zur Tür und öffnete sie. „Jetzt geh wieder zu Natalie und lass mich arbeiten.“

Massimo verzog amüsiert den Mund und begrüßte Neha, die draußen wartete.

Durch die offene Tür sah Leo nur ihre Silhouette: ihren schlanken Hals, den geflochtenen Zopf, der ihr Wangen betonte, das elegante weiße Etuikleid, die weiblichen Kurven, ihre knallgelben Pumps. Das war ihr Markenzeichen. Weißes Kleid, gelbe Pumps, Perlenkette. Roter Lippenstift, der ihren sinnlichen Mund aussehen ließ wie eine ihrer köstlichen Kreationen. Ein Grübchen in der Wange und ein Lachen in den hellbraunen Augen.

Die ganze Kreativität und Leidenschaft verpackt in ruhige Gelassenheit, die sinnlichen Kurven versteckt unter dem eleganten Mädchen-von-nebenan-Image, das sie der Öffentlichkeit präsentierte. Die Verlockung, an der eleganten Fassade zu kratzen, dahinter zu blicken … Alles hatte auf der Party zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag begonnen.

Über Nacht hatte sie sich von einem schüchternen, hübschen Teenager in eine unglaublich anziehende Frau verwandelt. Der Drang, die ganze Eleganz zum Teufel zu schicken und die Frau dahinter zu knacken, war noch immer so frisch und intensiv wie an jenem Tag. Für Leonardo, einen Mann, der sonst unbeirrbar seine Ziele verfolgte, war Neha das Einzige, was er sich selbst verwehrte.

Ihre Beziehung, die sich in unausgesprochenen, von ihnen selbst gesetzten Grenzen bewegte und sich dem Wunsch der Medien verweigerte, alles mit einem Etikett zu versehen, bedeutete ihm viel. Obwohl er sonst ein Mann war, der Schwierigkeiten hatte, dem anderen Geschlecht zu vertrauen, war Neha der einzige echte Freund, den er hatte.

Das wollte er nicht aufs Spiel setzen.

Massimo fragte sie, wie lange sie vorhatte, in Mailand zu bleiben, weil er sie Natalie vorstellen wollte. Neha suchte seinen Blick.

Leo erstarrte. Etwas in ihren Augen fesselte seine ganze Aufmerksamkeit. Er runzelte die Stirn.

Sie wandte sich wieder Massimo zu. Und wich seiner Frage aus. Dankte Massimo mit einem anmutigen Lächeln, bevor sie sich verabschiedete.

Leos Neugier wuchs, während er ihren Anblick gierig in sich aufnahm, wie sie im Türrahmen stand und sich auf die Unterlippe biss.

Die Nachmittagssonne, die durch die hohen Fenster hinter ihm fiel, tauchte sie in goldenes Licht, zeichnete die Konturen ihres Körpers mit derselben Zärtlichkeit nach, wie er es gern getan hätte. Er hatte sie schon in tausend Variationen desselben Farbschemas und Make-ups gesehen, doch es wurde nie langweilig.

Er war so hingerissen, dass es einige Augenblicke dauerte, bevor er das Zögern in ihrem Blick bemerkte. Die steifen Schultern. Die Anspannung, die sie ausstrahlte.

„Neha …“, sagte er sanft und riss sie aus ihren Gedanken. „Willst du den ganzen Tag da stehenbleiben?“

Sie betrat sein Büro, ohne zu antworten, schloss die Tür hinter sich und wich seinem Blick noch immer aus.

Ihr Schweigen fühlte sich unbehaglich an.

Sie ging zur Sitzgruppe und goss sich aus der Karaffe ein Glas Wasser ein. Ihre Fingerknöchel zeichneten sich weiß ab, während sie das Glas hielt und auf die Straßen von Mailands Geschäftsviertel hinabsah.

Sie waren immer höflich zueinander, standen sich nah, ohne dass es je persönlich wurde. Er war für sie da gewesen, als sie vor acht Jahren ihre Hochzeit abgeblasen hatte. Er hatte sie nie nach dem Grund gefragt, aber sie unterstützt, als die Medien bei der Aussicht auf Drama und Tragödie hinter der glatten, eleganten Fassaden wie die Heuschrecken über sie herfielen.

Er hatte nie durchblicken lassen, dass er keine Frau so begehrte wie sie, und das über all die Jahre hinweg, wogegen seine Beziehungen normalerweise ein Haltbarkeitsdatum von höchstens sechs Monaten hatten.

Je älter sie wurde, desto unwiderstehlicher wurde sie. Schöner, eleganter, gelassener, was in ihm nur den Drang verstärkte, hinter die perfekte Kulisse sehen zu wollen. Er wollte sie aus der Fassung bringen. Eigenhändig.

„Danke, dass du so kurzfristig Zeit für mich hast. Ich weiß, wie beschäftigt du bist“, sagte sie schließlich und drehte sich zu ihm um.

„Warum so förmlich?“, fragte er. „Ist alles in Ordnung?“

„Alles gut“, sagte sie und sah ihn mit ihren großen braunen Augen an, weder lächelnd, noch ernst. Sie musterte ihn mit einer Eindringlichkeit, die ihn einerseits irritierte, ihm andererseits irgendwie auch gefiel.

„Tut mir leid, ich bin nur … Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“

„Lass dir Zeit.“

Sie stellte das geleerte Glas ab, ließ ihre weiße Handtasche auf den Couchtisch fallen und rieb dann mit den Handflächen über ihre Hüfte, sodass er unwillkürlich auf ihre weiblichen Rundungen schaute.

Er ließ den Blick von ihren Hüften über ihre Brüste wandern, die sich hoben und senkten, weiter über ihre vollen, glänzenden Lippen, bis ihre Blicke sich trafen.

Eine plötzliche Erkenntnis blitzte zwischen ihnen auf, lag unausgesprochen in der Luft. Die Anziehung, die Leo seit Jahren empfand, war nicht einseitig.

Im selben Moment, indem ihm das bewusst wurde, begannen seine Alarmglocken zu klingeln.

„Ich bin hier, um dich um einen Gefallen zu bitten“, stieß sie hervor. „Einen großen Gefallen.“

„Bene“, sagte er und streckte den Arm aus, doch sie wich zurück.

„Nein, es ist ein Riesengefallen. Versprich mir, dass du mich nicht auslachst. Nein, warte, mir ist egal, ob du mich auslachst. Aber sag nicht gleich nein, okay? Bitte, Leo.“ Sie klang verzweifelt. „Ich habe wirklich alles probiert und lange gezögert, bevor ich hergekommen bin. Versprich mir, dass du darüber nachdenkst.“

„Neha …“

„Ich meine, du kennst mich wie lange? Sechzehn … nein, siebzehn Jahre! Ich habe noch nie unüberlegt oder überstürzt gehandelt. Ich arbeite genauso hart wie du. Härter sogar, denn für eine Frau ist es in der Geschäftswelt nicht leicht. Ich habe nie …“

Als ihr Atem flach wurde und ihre Augen sich mit einer besorgniserregenden Mischung aus Panik und Angst füllten, fasste er ihre Hände und zog sie näher. „Beruhige dich, bella“, sagte er mit fester Stimme.

Sie war die vernünftigste Frau, die er kannte. Diese Panik und diese Nervosität waren geradezu bizarr. In seinem Kopf läuteten die Alarmglocken nun noch lauter. Steckte sie in Schwierigkeiten? Nicht finanziell, davon hätte er gehört. Er hatte Anteile an ihrem Unternehmen.

Geht es um einen Mann? Der Gedanke erschütterte ihn.

„Erst musst du es versprechen“, sagte sie mit einer gereizten, fast bockigen Stimme, die überhaupt nicht zu ihr passte.

„Ich kann nichts versprechen, bevor ich weiß, worum du mich bittest“, erklärte er schroffer als beabsichtigt. Es hatte ihn immer gewundert, dass es nach der geplatzten Verlobung nie wieder einen Mann in Nehas Leben gegeben hatte. Jedenfalls soweit er wusste.

„Ich bitte dich nur, darüber nachzudenken. Mir bleibt keine andere Wahl. Es war richtig, herzukommen.“ Es klang, als müsste sie sich selbst davon überzeugen. „Ich will es so.“

„Na gut, bella. Ich verspreche dir, über deinen Vorschlag nachzudenken. Jetzt raus damit. Ich bekomme von der ganze Aufregung schon Kopfschmerzen.“

„Egal wie deine Antwort lautet, bitte erzähl Mario nichts davon. Das geht nur mich etwas an. Es geht um meine Zukunft.“

Leo nickte. Es ging also doch um einen Mann.

Sie ließ sich aufs Sofa sinken, atmete schwer aus und verschränkte die Finger im Schoß. Die Nachmittagssonne schuf kupfer- und goldfarbene Reflexe in ihrem vollen Haar. „Ich habe gründlich darüber nachgedacht und es aus allen Blickwinkeln betrachtet, und ich habe beschlossen, dass es das Richtige für mich ist. Für mein Leben. Für das Leben, das ich will.“ Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Über der Oberlippe schimmerte ein zarter Schweißfilm. Dann reckte sie trotzig das Kinn und sah ihm in die Augen. „Ich werde ein Kind bekommen.“

Es dauerte einen Moment, bis er begriff, was sie gesagt hatte.

Sie war schwanger? Hatte der Mann sie sitzenlassen?

„Und was willst du dann von mir?“, fragte er.

Sie biss sich auf die Lippe und strich sich eine lose Strähne hinters Ohr, jede Bewegung so feminin, so unglaublich verlockend.

„Spuck’s aus, Neha“, sagte er und versuchte, seine aufwallenden Gefühle im Zaum zu halten. Er hatte genug Zeit damit vertan, sich etwas vorzustellen, was niemals Wirklichkeit sein konnte.

Sie stand auf und sah ihm fest in die Augen. „Ich möchte, dass du der Vater bist.“

2. KAPITEL

Wären nicht all ihre Hoffnung und Träume von seiner Antwort abhängig gewesen, hätte Neha über seinen verblüfften Gesichtsausdruck gelacht. Wie jeden Mann schien ihn das Thema Schwangerschaft aus dem Konzept zu bringen.

Doch er erholte sich schnell und sah sie forschend an. „Dann bist du noch gar nicht schwanger?“

„Was? Nein!“ Sie wandte den Blick ab und versuchte, nichts in die Frage hineinzuinterpretieren, das nicht da war. „Natürlich bin ich nicht schwanger. Ich war mit keinem Mann mehr zusammen seit …“

Sie errötete, als sie das plötzliche Interesse in seinen Augen sah.

Dann räusperte sie sich, löste die verschränkten Finger und zwang sich, ihn anzusehen. „Ich bin nicht schwanger. Aber ich möchte schwanger werden. Deshalb bitte ich dich … der Vater … meines Kindes zu sein. Damit ich Mutter sein kann. Ich möchte endlich die Familie haben, die ich mir immer gewünscht habe. Ich möchte glücklich sein“, sagte sie sanft.

Sie griff nach ihrer Handtasche und nahm ein Taschentuch heraus. Nur um etwas zu tun zu haben. Er schaute sie unverwandt an, ohne seine Gedanken preiszugeben. Obwohl sie ihn schon so lange kannte, war er ein Fremder.

Verdammt, sie war in Fernsehshows aufgetreten, hatte bei Konferenzen Vorträge gehalten, aber diesen für sie wichtigsten Moment in ihrem Leben vermasselte sie. Dabei hatte sie sogar vor dem Schlafzimmerspiegel geübt. Doch das hatte nichts gebracht, weil sie die wichtigste Facette ihrer Freundschaft übersehen hatte – dieses unterschwellige, verbotene Gefühl der Anziehung, das sie für ihn empfand. Seit Jahren schon verfolgte er sie in ihren Träumen, und sie hätte nur zu gern alles, was sie sich so hart erarbeitet hatte, für einen einzigen Kuss von ihm aufs Spiel gesetzt. Doch sie wusste, Leonardo war für sie unerreichbar.

Selbst wenn er sich entgegen aller Wahrscheinlichkeit zu ihr hingezogen gefühlt hätte, durfte Neha ihren Gefühlen nicht nachgeben, weil er ihr zu viel bedeutete.

Außerdem wusste sie, was Leonardo von Frauen hielt und was für einen geringen Stellenwert er Beziehungen beimaß. Er glaubte nicht an die Liebe oder die Ehe, ebenso wenig, wie sie daran glaubte, dass es einen zweiten Mann geben konnte, der sie so bedingungslos liebte wie ihr Papa.

Kurzum, Leonardo war der letzte Mann auf der Welt, der sich für eine gemeinsame Zukunft eignete. Nicht, dass er kein Guter war. Er war ein Alphamännchen mit stark ausgeprägtem Beschützerinstinkt, und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als von ihm beschützt zu werden.

Als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, hatte sie noch um ihren Vater getrauert, und Leo war außer sich darüber gewesen, dass sein eigener Vater Massimo so lange gequält hatte. Die Reue und der Schmerz in seinen Augen, weil er Massimo nicht beschützt hatte … Neha hatte es nie vergessen.

Dieser atemberaubend gutaussehende junge Mann war völlig aufgelöst gewesen, weil er herausgefunden hatte, dass sein Vater ein Tyrann war, der auf Schwächeren herumtrampelte. Die Erkenntnis, dass der Mann, den er vergöttert hatte, alles andere als ein Held war, ließ ihn alles infrage stellen, woran er bisher geglaubt hatte. Sein Leben war auf einer Lüge aufgebaut.

Es war das einzige Mal, dass Neha diese Verletzlichkeit in ihm gesehen hatte. Das einzige Mal, dass sie hinter die Arroganz und die Aura der Macht Leonardo Brunettis geschaut hatte.

Danach ging es mit ihren Karrieren bergauf, und sie trafen sich mehrmals jährlich. Zunächst zufällig – wenn sie sich bei irgendeiner Konferenz oder auf dem Flughafen über den Weg liefen. Er hatte irgendwann angefangen, sie jedes Mal, wenn er in London war, zum Essen einzuladen. Sie hatte angefangen, wann immer sich die Gelegenheit bot, einen Zwischenstopp in Mailand einzulegen.

Vom ersten Tag an hatte sie in den sozialen Netzwerken und Hochglanzmagazinen geradezu besessen seine Beziehungen verfolgt und sich gefragt, ob er sich zwischen all diese Frauen, mit denen er schlief und denen er meist schnell wieder den Laufpass gab, manchmal an sie dachte. Doch egal, wer gerade die Frau in seinem Leben war, Leonardo Brunetti, Chef von BFI, fand immer Zeit für seine Freundin Neha Fernandez, Chefin von So Sweet Inc., wenn er in London war. Neha war eine feste Größe im Leben des eingefleischten Junggesellen, den nicht einmal die schönsten Frauen der Welt zähmen konnten, und ihre innige Freundschaft wurde in den Medien viel diskutiert.

Und Neha setzte all das jetzt aufs Spiel. Doch ihr Entschluss stand fest.

„Du willst … dass ich dir ein Kind mache, damit du glücklich sein kannst?“, sagte Leo schließlich mit beißendem Tonfall.

Sie bemühte sich, die Fassung zu bewahren.

„Ist das die Bitte, über die ich erst nachdenken soll, bevor ich sie ablehne?“

„Ja“, erwiderte sie.

Mit einer fahrigen Geste fuhr er sich durchs Haar und wich einen Schritt zurück. „Ein unschuldiges Leben ist nichts, was man sich anschafft, weil man sich langweilt oder weil es gerade Trend ist …“

„Du hast jedes Recht, daran zu zweifeln, dass meine Entscheidung vernünftig ist. Jedes Recht, schockiert zu sein“, unterbrach Neha ihn unbeirrt. Seine Sorge um das ungeborene Kind bestätigte sie nur in ihrer Wahl.

„Aber glaub nicht, dass ich mir die Entscheidung leicht gemacht habe. Oder dass meine biologische Uhr tickt.“ Sie atmete tief durch. „Ich habe mir schon immer eine Familie gewünscht. Einen Mann, den ich respektieren und lieben kann, Kinder, ein Haus mit Garten und einer großen Küche.“ Sie hatte einen Kloß im Hals. „Manchmal frage ich mich, ob ich mich damals Hals über Kopf in John verliebt habe, weil er schon eine Familie hatte. Seine Töchter waren noch so klein und brauchten eine Mutter, und ich habe mich in die Vorstellung verliebt, ohne zu wissen, was für ein Mann er war. Der Traum davon, Teil dieser Familie zu sein, hat mich blind gemacht.“ Sie lachte bitter auf. „Mein Traum ist geplatzt, und trotz all meiner Millionen kann ich ihn mir nicht erfüllen.“

Aus dem einst jungen hoffnungsvollen Mädchen war eine desillusionierte, ausgebrannte Frau geworden, ein Schatten ihrer selbst. Die Panikattacke war aus dem Nichts gekommen, doch sie hatte sich seit Jahren angekündigt. Nach dem ersten Schreck hatte Neha begriffen, dass es ein Weckruf war. Dass sie ihr Leben umkrempeln musste.

„Du hast mir nie erzählt, warum die Hochzeit geplatzt ist“, riss Leo sie aus ihren Gedanken.

Alles in ihr sträubte sich dagegen, ihm diese Schande, diese Demütigung anzuvertrauen. Doch jetzt schien es wichtig, dass er die Wahrheit erfuhr.

„John hat mir in der Nacht vor unserer Hochzeit erzählt, dass Mario die ganze Zeit im Hintergrund die Strippen gezogen hat.“

Leonardo fluchte herzhaft. „Was genau hat der Mistkerl gesagt?“

Es rührte sie fast zu Tränen, dass er so aufgebracht war. Doch sie hatte sich vorgenommen, keine Schwäche zeigen. Nie wieder. Sich nie wieder so in Wunschträume zu verstricken, dass sie blind für die Wahrheit war.

„Genau fünf Wochen bevor ich John kennenlernte, hatte ich mit Mario einen Riesenkrach. Die ersten Bäckereien, die wir eröffnet hatten, waren innerhalb kürzester Zeit so unfassbar erfolgreich. Marios Investition kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich war so froh, dass er meine Vision teilte. Doch irgendwie verselbstständigte sich das Ganze. Ehe ich mich versah, waren wir ein Franchise-Unternehmen. Plötzlich hatte ich meine eigene Marke, und wir brachten ständig neue Produkte auf den Markt, die nur zur Hälfte meine Kreationen waren. Im Nachhinein wurde mir klar, dass Mario meine Vision niemals geteilt hatte. Ich trat in Kochshows auf, dann brachten wir unsere eigenen Backutensilien auf den Markt. Vieles hatte ich gar nicht abgesegnet. Es gab Tage, an denen ich von morgens bis abends in irgendwelchen Meetings saß. Doch das Geschäft boomte, und Mum war so glücklich, deshalb ließ ich Mario machen. Mir fehlte der Mut, ihm die Stirn zu bieten, und ich wurde immer frustrierter. Dann bekam ich einen Anruf vom Betreiber einer kleinen amerikanischen Backwarenfirma. Er hatte mich in einer meiner Shows gesehen und wollte, dass ich seine Marke in Europa aufbaue. Er ließ mir dabei vollkommen freie Hand. Das Angebot kam genau zum richtigen Zeitpunkt, denn ich brauchte dringend eine Auszeit von …“

„Ja?“

Sie schüttelte den Kopf, weil sie sich nicht über die komplizierte Beziehung zu ihrer Mutter auslassen wollte. „Jedenfalls war es der perfekt Zeitpunkt für einen Neuanfang. Ich gab mir sechs Wochen Zeit, alles bei So Sweet Inc. abzuwickeln, bevor ich das Angebot annahm. Eine Woche später kam John in mein Team. Später habe ich herausgefunden, dass Mario ihn angewiesen hatte, sich an mich ranzumachen. Er schien der perfekte Mann zu sein – witzig, nett, ein wundervoller Vater, und er glaubte an die Liebe. Er wollte eine Familie gründen, heiraten und noch mehr Kinder haben. Wie maßgeschneidert für mich, weil Mario ihn für mich ausgesucht hatte. Er hat skrupellos mit meinen Hoffnungen und Ängsten gespielt. Es verging kein Monat, da machte John mir einen Heiratsantrag, und ich lehnte das Angebot des Amerikaners ab, um mir mit ihm ein gemeinsames Leben aufzubauen. So bekam Mario, was er wollte. Doch John konnte mit dem Verrat nicht leben. Am Abend vor der Hochzeit kam er zu mir und hat mir alles gebeichtet. Offenbar brauchte er nach dem Tod seiner Frau dringend Geld, weil sich die Arztrechnungen stapelten. Mario bot ihm eine Stelle an, unter der Bedingung, dass er meinen Ehemann spielt.“

Leo fluchte erneut. „Warum hast du Mario nicht zur Rede gestellt? Warum hast du weiter mit ihm gearbeitet?“

„Mario und ich hatten einen furchtbaren Streit. Ich drohte ihm, So Sweet Inc. zu verlassen.“ Sie wandte den Blick ab. „Es ist nicht leicht, sich von seiner Familie loszusagen.“

„Ich bin kaum der richtige Mann für eine Frau mit deinen Träumen.“

„Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass ich einen Mann brauche, um glücklich zu sein. Ich glaube nicht einmal, dass ich je wieder einem Mann vertrauen kann. Erfolg ist ein zweischneidiges Schwert. Ich habe alle Vorteile genossen, die er mit sich bringt, aber jetzt bin ich bereit für die nächste Phase meines Lebens. Ich möchte ein Kind. Ich möchte es mit Liebe überschütten, es großziehen, eine Beziehung zu ihm aufbauen, wie ich sie mit meinem Papa hatte.“

Er setzte sich auf das gegenüberliegende Sofa. „Warum kein anonymer Spender?“

Obwohl sie mit der Frage gerechnet hatte, machte sein Tonfall sie stutzig. Misstraute er ihr?

„Warum ich? Was willst du von mir?“

Neha vergaß ihren Vorsatz, nüchtern und sachlich zu bleiben. „Um Himmels willen, Leo, du kannst nicht ernsthaft glauben, dass ich dich in eine Falle locken will. Ich besitze selbst ein Vermögen. Du weißt, ich habe klug investiert. Ich könnte morgen aufhören zu arbeiten und mich um das Kind kümmern. Wir hätten trotzdem ausgesorgt. Zugegeben, ich könnte nicht mehr mit dem Privatjet nach Mailand fliegen oder mir einen Wagen mit Chauffeur leisten oder ein Haus mitten in London, aber darauf kann ich locker verzichten.“

„Du hast es also nicht auf mein Geld abgesehen. Hast du eine Vorstellung davon, was sich die meisten Frauen von mir erhofft haben, mit denen ich Beziehungen hatte?“

Pures Entsetzen erfüllte sie. „Du denkst, ich will dich heiraten?“

Er zuckte die Schultern. Die Arroganz dieses Mannes kannte offenbar keine Grenzen.

„Deine Beziehungen halten nie länger als drei Monate. Massimo macht sich mehr aus seinen Hunden als du aus Frauen. Denkst du, das will ich?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nicht jede Frau will dich unbedingt heiraten, Leo. Ich erinnere mich noch an die Wissenschaftlerin, und wer war noch gleich die andere …? Die Geschäftsfrau, die ihrer Empörung öffentlich Luft gemacht hat, nachdem irgendein Artikel angedeutet hatte, du hättest mit ihr Schluss gemacht“, erklärte sie mit einem tiefen Gefühl der Befriedigung.

Seine blauen Augen funkelten amüsiert. „Schön, dass du so gut über mein Liebesleben informiert bist, bella.“

Dann wusste er eben, dass sie von seinem Liebesleben besessen war. Na und?

Raue Männlichkeit, charmantes Lächeln, Reichtum und Macht und Sexappeal – die Hälfte aller Frauen auf diesem Planeten war von Leonardo Brunetti besessen.

„Mein Vermögen und meine Qualitäten als Ehemann haben wir also von der Liste gestrichen. Dann ist es vielleicht ein Trick, um mich ins Bett zu kriegen.“

Um mich ins Bett zu kriegen.

Ein wahres Füllhorn an Bildern explodierte in ihrem Gehirn. Nackte, ineinander verschlungene Glieder auf blütenweißen Laken. Er, der ihren Kopf zurückneigt, um ihre Lippen zu kosten. Sein durchtrainierter Körper über ihr, während er immer wieder in sie stößt. Sie, die ihn überall berührt, seine starke Brust küsst, tiefer wandert, ihn verrückt macht …

Nehas Haut prickelte, ihre Brüste spannten sich vor unausgesprochenem Verlangen. Sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden, von dem schwelenden Verlangen in seinen Augen, seinem sinnlichen, arroganten Mund. Ihre Brust hob und senkte sich, während sie sich zwang, tief durchzuatmen. „Wenn ich eine heiße Affäre wollte, wäre es das, worum ich dich gebeten hätte.“

In seinen Augen funkelte ein Feuer, das sie nie zuvor gesehen hatte. „Sicher, dass es nicht doch genau das ist, was du willst?“

„Ja. Völlig sicher.“ Neha schluckte das Nein herunter, das ihr auf den Lippen lag.

Autor

Tara Pammi

Tara schreibt sexy Romanzen mit anbetungswürdigen Helden und sexy Heldinnen. Ihre Heldinnen sind manchmal laut und rebellisch und manchmal schüchtern und nerdig, aber jede von ihnen findet ihren perfekten Helden. Denn jede Frau verdient eine Liebesgeschichte!

Tara lebt in Texas mit ihrem ganz persönlichen Helden und zwei Heldinnen in der...

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