Nur eine einzige Nacht mit dir?

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Für eine spektakuläre Summe ersteigert Taylor ein Date mit dem gut aussehenden Milliardär Roman Scott. Eigentlich aus ganz unromantischen Gründen: Um ihr eigenes Gästehaus zu verwirklichen, braucht sie den Rat des erfolgreichen Hoteliers. Für Liebe und Beziehungen hat Taylor sowieso keine Zeit. Aber je länger sie mit Roman zusammenarbeitet, desto schwerer fällt es ihr, die gegenseitige Anziehung zu ignorieren. Zwischen ihnen stimmt einfach die Chemie – und eine einzige heiße Nacht darf sie doch riskieren, oder?


  • Erscheinungstag 02.08.2022
  • Bandnummer 2248
  • ISBN / Artikelnummer 0803222248
  • Seitenanzahl 144

Leseprobe

1. KAPITEL

„Auf gar keinen Fall. Viel zu sexy.“ Beim Anblick des tief ausgeschnittenen kleinen Schwarzen, das Alex ihr vor die Nase hielt, schüttelte Taylor energisch den Kopf. Gemeinsam mit ihrer Freundin Chloe bildeten sie ein unzertrennliches Dreigespann. Gerade durchwühlten die drei in Taylors Wohnung in Manhattan die elegantere Seite des begehbaren Kleiderschranks. Sie suchten nach einem passenden Kleid für die Junggesellenversteigerung, zu der Taylor am Abend gehen wollte.

„Warum soll es nicht sexy sein?“ Chloe warf ihr wallendes rotes Haar über die Schulter. Ein unfehlbares Zeichen dafür, dass sie genervt war.

„Weil ich professionell rüberkommen möchte.“ Taylor stand vor dem Schrank und schob Kleider auf der Stange hin und her. Nein. Nein. Und das auch nicht. Keines erschien ihr passend. Ihr ohnehin wackeliges Selbstbewusstsein lag derzeit in Scherben am Boden. Bei der Versteigerung stand viel auf dem Spiel. Sie musste einfach perfekt aussehen.

„Du gehst dorthin, um für ein Date mit einem gut aussehenden Milliardär zu zahlen.“ Chloe gab die Suche auf und hob die Hände. Sie ließ sich auf die gepolsterte Ottomane fallen, die in der Mitte des Ankleideraumes stand. „Ich würde sagen, damit ist der Zug mit deinen professionellen Ambitionen abgefahren.“

Der gut aussehende Milliardär, auf den sie anspielte, war Roman Scott, einer der weltweit innovativsten und erfolgreichsten Hoteliers. Er ließ verfallene Gebäude als ultraschicke Hotels wiederaufleben.

„Keiner meiner Versuche, mit ihm geschäftlich in Verbindung zu kommen, hat gefruchtet. Also muss ich wohl zu dieser Veranstaltung gehen.“ Taylor konnte selbst kaum glauben, dass es so weit gekommen war, aber sie hatte es sich nun einmal in den Kopf gesetzt. Nach mehreren gescheiterten Karriereanläufen arbeitete sie an einer neuen Geschäftsidee: den Sommersitz ihrer Familie in Connecticut in ein Boutique-Hotel zu verwandeln. Damit konnte sie ihre Stärken ausspielen – ihr Händchen für Design, ihr Bedürfnis, andere Menschen glücklich zu machen, und ihr scharfes Auge für Details. Taylor war außerdem eine Planerin, und deshalb wollte sie sich Rat vom Besten der Branche holen, bevor sie für ihr Vorhaben mehrere Millionen in die Hand nahm. Und der Beste war Roman Scott.

„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass er nicht einmal zurückgerufen hat. Das ist so unverschämt.“ Alex war eine gefragte Floristin mit horrenden Honoraren, weichem Herz und beinahe naivem Optimismus. Sie zeigte nur selten negative Gefühle.

„Wie viele Nachrichten hast du denn hinterlassen? Hast du ihm gesagt, dass du eine Klein bist? Deine Familie ist eine Institution, vor allem in Connecticut. Er kommt auch von dort. Er muss doch wissen, wer ihr seid.“ Chloes Analyse war nicht überraschend. Ihre PR-Firma hatte sich auf Krisenmanagement spezialisiert, und sie hatte ein Auge für solche nützlichen Verbindungen und Informationen.

Allerdings tat dieses Gespräch Taylors Selbstbewusstsein überhaupt nicht gut. „Ich habe ihm ein Dutzend Nachrichten aufgesprochen und außerdem E-Mails geschickt. Ich habe ihm sogar gefaxt. Nichts hat funktioniert. Der Typ ruft mich einfach nicht an.“

„Vielleicht ist der Herr sich zu fein dazu“, merkte Chloe an. „Dafür ist er doch bekannt, oder?“

„Ja. Zumindest in bestimmten Kreisen“, sagte Taylor.

Roman Scott galt tatsächlich als launisch und abweisend. Doch Taylor wusste, dass die schwierigsten Menschen oft die wirklich talentierten waren. Außerdem sah Roman unheimlich gut aus, was die Aussicht auf ein Treffen mit ihm umso nervenaufreibender machte.

„Das ist mir alles egal. Ich will, dass mir zur Abwechslung mal etwas gelingt. Und dabei kann mir Roman Scott helfen. Also muss ich versuchen, mit ihm zu sprechen. Auch wenn er ein Arschloch ist.“

Alex griff nach Taylors Arm. „Kann ich ehrlich sein?“

„Jederzeit.“

Die drei Frauen waren seit der siebten Klasse der Baldwell Eliteschule für Mädchen in Connecticut beste Freundinnen. Sie kamen alle aus mächtigen und wohlhabenden Familien. Doch trotz aller Privilegien brachte eine solche Herkunft auch jede Menge Chaos und Aufruhr mit sich.

Die Freundschaft hatte ihnen Halt gegeben. Für Chloe in dem endlosen Drama mit ihrer Mutter. Für Alex, als sie ihre millionenschwere Hochzeit abblies. Und für Taylor in ihren zahlreichen, schmerzhaft gescheiterten Beziehungen. Die drei konnten einander alles erzählen.

„Du willst einen mächtigen Mann beeindrucken, der ein Riesengeheimnis um sich macht. Der ist bestimmt schon hundertmal um die Welt gereist und hat mit Hunderten Frauen geschlafen. Bei dem musst du auffallen. Und sexy aussehen.“

Taylor seufzte. Sie wusste, dass Alex und Chloe recht hatten. Sie bedachten nur Taylors größtes Problem nicht: Männer. Sie hatte aufgehört zu zählen, wie oft ihr das Herz gebrochen worden war. Ihr Vorsatz für das neue Jahr war sogar, der Liebe keine Chance mehr zu geben. Die Liebe und die Männer waren für sie ein für alle Mal vom Tisch, und bisher hatte sie sich daran gehalten. Es war Mai, bislang hatte sie es geschafft, und es ging ihr gut damit. Ein Treffen mit Roman Scott würde ihr leichter fallen, wenn er sie nicht als Frau oder sexuelles Wesen wahrnahm. Sie wollte ihrem Hotelprojekt zum Erfolg verhelfen, und dafür brauchte sie seine Aufmerksamkeit und Unterstützung.

„Okay. Was würdet ihr an meiner Stelle anziehen?“

Mit dieser Frage brachte sie Chloe wieder auf die Füße. Sie zog das kleine Schwarze wieder hervor. „Das hier. Das ist ein Volltreffer.“

Bei dem Gedanken an den furchtbaren Abend, an dem sie das teure Kleid zuletzt getragen hatte, zog sich Taylors Magen zusammen. „Ich wurde in dem Kleid verlassen. Das hätte ich verbrennen sollen.“

„Wer hat dich denn darin verlassen?“, fragte Chloe überrascht.

„Ian.“

„Oh. Na ja, Ian hat einfach nicht begriffen, wie toll du bist. Ich wette, in dem Kleid siehst du umwerfend aus.“

„Schon. Hat ihn nicht davon abgehalten, eine andere kennenzulernen.“

Alex nahm Chloe das Kleid aus der Hand und hängte es neben die Tür. „Dann ist es ein Fall für die Kleiderspende.“

Sie drehte sich um und nahm ein anderes Kleid von der Stange. „Was ist denn mit diesem hier? Das ist wunderschön und so gut verarbeitet. Das Preisschild ist noch dran, also hast du darin vermutlich noch keine Katastrophe erlebt.“

Alex zog den Bügel hervor und hielt ihren Fund in die Höhe. Das trägerlose Kleid schimmerte golden mit einem eng anliegenden Mieder und einem weiten Tüllrock mit glitzernden Metallfäden.

„Oh. Das hatte ich ganz vergessen. Das habe ich mal im Schlussverkauf mitgenommen, weil es zu schön war, um im Laden zu verstauben.“

Taylor trat einen Schritt nach vorn und nahm den Stoff in die Hand. Das Kleid war wunderschön geschnitten und glitzerte im Lampenschein. Vor allem aber erinnerte sie sich nun, wie vorteilhaft es ihren recht flachen Busen zur Geltung gebracht hatte. „Mit dem kann ich leben.“

Chloe zog ein Paar goldene Riemensandalen aus der Schuhsammlung hervor. „Die passen super dazu.“

„Okay. Dann habe ich also etwas anzuziehen.“

„Gottseidank“, seufzte Chloe erleichtert.

Chloe und Alex halfen Taylor beim Ankleiden und suchten Accessoires heraus. Sie hielten es einfach und zeitlos und einigten sich auf eine Kette und ein Paar Ohrringe, die einmal Taylors geliebter Großmutter gehört hatten. Taylor stand vor dem Wandspiegel und ließ sich von Chloe und Alex begutachten. Sie fühlte sich gut in dem Kleid, doch selbst dieses Gefühl stellte sie infrage. In der Vergangenheit hatte sie sich mit vielen Dingen gut gefühlt, zum Beispiel mit ihrer Berufs- und Männerwahl, und doch immer falsch gelegen.

„Ich habe ein gutes Gefühl“, sagte Alex. „Roman Scott wird deinem Zauber nicht widerstehen können.“

„Und deiner Geschäftsidee auch nicht“, fügte Chloe hinzu.

Taylor spürte die Anspannung in ihrem Nacken. „Über die mache ich mir die meisten Gedanken.“

„Sollen wir wirklich nicht mitkommen?“, fragte Alex.

„Ich kann nicht. Ich bin mit Parker verabredet.“ Chloe zog ihr Handy aus der Tasche, und prompt ploppte eine Nachricht von ihrem Verlobten auf.

Taylor und Alex sahen sich vielsagend an. Dafür, dass sich auch Chloe und Parker geschworen hatten, nicht an Liebe und all die Träumereien zu glauben, waren sie mittlerweile unzertrennlich und verliebten sich gerade Hals über Kopf ineinander. Alex hoffte noch, eines Tages die Liebe ihres Lebens zu finden. Taylor hingegen war überzeugt, ihre Chance auf die wahre Liebe verspielt zu haben.

„Macht ihr was Romantisches?“, fragte Taylor.

„Nein“, gab Chloe zurück. „Seine Ermittlerin Jessica kommt zu uns zum Abendessen. Sie ist immer noch an Little Black Book dran. Das lässt Parker keine Ruhe. Er sagt, die sind der Inbegriff des Bösen.“

Little Black Book war ein anonymes Profil in verschiedenen sozialen Medien mit Millionen von Followern. Anfangs schienen sie sich generell auf die schmutzigen Geheimnisse der Reichen und Mächtigen zu fokussieren, doch so langsam bildete sich ein Muster heraus, das Taylor, Alex und Chloe Angst machte. Alle Opfer dieser Kampagnen waren auf irgendeine Weise mit ihrer Alma Mater, der Baldwell Eliteschule für Mädchen, oder der nahegelegenen Sedgefield Academy für Jungen verbunden. Parker und Chloes Mutter war der Zusammenhang zuerst aufgefallen.

„Da kann ich nur zustimmen“, pflichtete Alex bei.

„Das ist doch nur Gerede. Darauf sollte man nichts geben. Da wächst schnell wieder Gras drüber“, sagte Taylor.

„Nicht ganz. Solches Gerede hat schon manch einem das Leben ruiniert.“ Alex sah besorgt aus.

Da wurde Taylor klar, wie gedankenlos sie gewesen war. Alex’ Hochzeit hatte das gesellschaftliche Ereignis des Jahres werden sollen. Nachdem sie kurzfristig alles abgeblasen hatte, war Alex wochenlang durch die Schlagzeilen gezogen worden. Taylor wollte jetzt nicht anfügen, dass Alex es schließlich gut überstanden hatte. „Du hast recht. Es tut mir leid.“

„Wie dem auch sei, ich sollte mich beeilen“, sagte Chloe. „Parker hasst es, wenn ich zu spät komme.“

„Schon gut. Danke, dass du heute Abend mitkommen willst, Alex. Aber ich muss da allein durch“, sagte Taylor. Sie nahm ihre beiden Freundinnen in den Arm. Dann ging sie mit Chloe zur Tür.

„Viel Glück. Du schaffst das schon.“

„Danke. Ich melde mich, wenn es vorbei ist.“ Taylor suchte schnell ihre Sachen zusammen, warf sie in eine Abendtasche und rannte nach unten zum Taxi. Auf der Fahrt durch die Nacht ignorierte sie ihre Nervosität. Roman Scott war schließlich auch nur ein Mann. Sie würde ihn in einer wohltätigen Auktion ersteigern, egal wie hoch der Preis ging. Danach würde sie ihn ausquetschen. Der Plan war nicht kompliziert, wenn auch etwas unkonventionell.

Als sie in dem Hotel ankam, zögerte sie nicht. Sie fuhr mit der Rolltreppe zum Ballsaal im zweiten Stock, ließ sich ihre Bieternummer geben und setzte sich in die erste Reihe. Der Raum summte vor Geschäftigkeit und füllte sich langsam mit reichen und mächtigen Gästen, die meisten Frauen in ihrem Alter.

Endlich trat Fiona Scott, die Auktionatorin, ins Scheinwerferlicht. Selbstverständlich hatte Taylor ihre Hausaufgaben gemacht und wusste, dass Fiona Romans Schwägerin war, die Ehefrau seines älteren Bruders Derrick. Ganz offensichtlich erwartete sie ein Kind. Taylor tippte auf den siebten oder achten Monat.

„Meine Damen, ich freue mich sehr, dass Sie heute Abend meine Stiftung unterstützen möchten. Der Erlös der Versteigerung kommt Patienten mit seltenen Krankheiten zugute“, verkündete Fiona. „Ich verspreche Ihnen, dass Sie von unserem Angebot nicht enttäuscht sein werden. Wir versteigern heute meistbietend wahre Prachtexemplare. Bevor wir aber beginnen, möchte ich Ihnen ein wenig Appetit machen. Meine Herren, würden Sie bitte auf die Bühne kommen?“

Der Samtvorhang wurde beiseite gezogen, und nacheinander betraten gutaussehende Männer in Abendanzügen die Bühne. Das Publikum erhob sich von den Plätzen, und das zögerliche Klatschen schwoll zu tosendem Applaus, während die versammelte Presse ein Blitzlichtgewitter zündete.

Einige der Junggesellen winkten und lächelten mit verführerischem Augenzwinkern. Andere starrten ungerührt geradeaus. Taylor kannte sie alle. Es waren Hollywood-Schauspieler, Börsenmagnaten an der Wall Street oder Immobilienhaie. Sogar einige berühmte Models standen zur Auswahl. Das war nicht weiter überraschend, denn das Anfangsgebot stand bei fünfundzwanzigtausend Dollar. Fiona Scott machte keine halben Sachen.

Taylors Herz schlug schneller, als ihr Zielobjekt auf die Bühne kam. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. In Wirklichkeit sah er viel größer aus, als sie sich ihn vorgestellt hatte. Auch wenn sie wusste, dass er über zwei Meter groß war. Irgendwie sah er noch besser aus als auf den Fotos, die sie im Internet gefunden hatte. Es war, als könne keine Kamera der Welt den Zauber seines festen Kinns, der geraden Nase und der leicht hochgezogenen Augenbrauen erfassen. Sein dichtes, leicht meliertes Haar lud dazu ein, die Finger darin zu versenken. Selbst aus dieser Entfernung leuchteten seine Augen tiefblau zu ihr herüber. Roman war eine Erscheinung. Eine verführerische Mischung aus Männlichkeit und Mysterium. Sie hoffte, dass er der Schlüssel zu ihrer Zukunft sein würde.

So schnell er auf der Bühne erschienen war, so rasch war er auch wieder hinter dem schwarzen Samtvorhang verschwunden. Taylor ließ sich langsam auf ihren Stuhl sinken. Ihre Brust bebte, sie rang nach Atem. Ein Teil von ihr konnte es kaum erwarten, die Versteigerung zu gewinnen und mit Roman Scott allein zu sein. Der andere Teil war starr vor Angst.

Als er wieder hinter die Bühne ging und zu seinem Bruder trat, fühlte Roman sich mehr als erniedrigt. „Erinnere mich daran, weder dir noch deiner Frau jemals wieder einen Gefallen zu tun.“ Roman zupfte an der Fliege herum, die ihm die Luft zum Atmen nahm. Er war es gewohnt, förmlich gekleidet zu sein. Aber irgendetwas an diesem Anzug und an diesem Abend gab ihm das Gefühl, als versuche jemand die ganze Zeit, ihn zu erwürgen.

„Hab dich nicht so, es ist für einen guten Zweck.“ Derrick nahm einen Schluck Whisky. Er hatte gut reden, er wurde ja heute Abend nicht versteigert.

„Her damit.“ Roman nahm seinem Bruder das Glas aus der Hand und trank es in einem Zug aus. Das Brennen des Alkohols kam ihm gerade recht, doch es reichte nicht, um ihn zu beruhigen. „Gibt’s hier noch mehr davon? Ich könnte noch einen vertragen.“

Derrick legte seinen Arm um Romans Schultern. „Ist doch alles in Ordnung. Es ist schon fast vorbei. Du musst noch einmal da raus auf die Bühne. Dann bieten die Frauen Geld für dich, du sagst Hallo und machst ein bisschen Small Talk, gehst einmal mit ihr essen. Gibt Schlimmeres.“

Roman sog Luft durch die Nase. Selbstverständlich hatte sein Bruder recht, aber irgendwie fühlte er sich trotzdem nicht besser. „Ich mag es nicht, so im Rampenlicht zu stehen. Das weißt du doch. Mann, da draußen ist die Presse. Bei dem Gedanken wird mir ganz schlecht.“

Derrick seufzte und klopfte Roman aufs Revers. „Ich weiß und ich verstehe das. Aber da draußen sind auch die großen Namen der Gesellschaft und ein Haufen Schauspielerinnen und Models. Die wollen die Fotografen vor die Linse bekommen, nicht dich.“

Romans Verhältnis zu Journalisten war gespalten. Er hatte festgestellt, dass man sich vor ihren Verleumdungen nur schützen konnte, wenn man sich äußerst bedeckt hielt und möglichst nichts Privates preisgab. Er hatte der Versteigerung nur seinem Bruder und seiner Schwägerin zuliebe zugestimmt. „Ich hoffe, da hast du recht.“

„Ich gehe jetzt an meinen Platz. Viel Glück!“ Derrick umarmte seinen Bruder.

„Ich weiß nicht, ob Glück mir hier weiterhilft, aber danke.“

Ein Assistent mit Klemmbrett und Headset kam auf Roman zu. „Mr. Scott“, sagte er leise. „Sie sind der Nächste.“

„Alles klar.“ Augen zu und durch. „Muss ich irgendetwas beachten?“

„Nur lächeln und gut aussehen.“

Roman lachte leise. „Ich gebe mir Mühe.“

Er stellte sich hinter den Vorhang und als sein Name aufgerufen wurde, zog der Assistent den Vorhang zurück. Mit großen Schritten ging Roman auf die Bühne. Der Anblick seiner Schwägerin beruhigte ihn.

„So, meine Damen. Unser nächster Kandidat ist ein ganz besonderes Exemplar. Mein unheimlich attraktiver, enorm erfolgreicher und immer noch alleinstehender Schwager, Roman Scott.“ Roman lächelte, winkte und hätte am liebsten an der Uhr gedreht.

„Genau wie bei den anderen Herren beginnen wir die Versteigerung bei fünfundzwanzigtausend.“

Eine blonde Frau hielt ihre Bieternummer in die Höhe. „Fünfundzwanzig“, rief sie.

„Sechsundzwanzig“, erscholl es einige Reihen hinter ihr.

Die Blonde schlug die Beine übereinander und hielt wieder ihre Nummer hoch. „Dreißig.“

Zum ersten Mal an dem Abend genoss Roman den Rummel, der um seine Person gemacht wurde. Die Frau in der ersten Reihe hatte schulterlanges honigblondes Haar und trug ein goldenes Kleid. Sie war unbeschreiblich schön. Ihre Ausstrahlung gab ihm das Gefühl, dass man sich besser nicht mit ihr anlegen sollte. Das gefiel ihm.

„Fünfunddreißig“, rief die Frau hinten im Saal.

„Fünfzig.“ Die Blonde ließ sich nicht beirren. Es wurde still.

„Oh, Roman, du bist begehrt“, zwitscherte Fiona.

„Fünfundfünfzig.“ Eine dritte Frau mischte mit.

„Sechzig.“ Noch eine neue Mitbieterin.

Roman wurde schwummerig. Er schien wirklich begehrt zu sein. Fiona hatte ihm gesagt, dass die Preise in astronomische Höhen steigen konnten, wenn die Bieterinnen in einen Wettstreit gerieten und es nur noch darauf ankam, die anderen auszustechen. Er hatte ihr das nicht geglaubt. Vor allem hätte er nie gedacht, dass er so einen Wettstreit auslösen würde.

Die zweite Bieterin hatte nun fünfundsiebzigtausend Dollar in den Raum gestellt. Das Publikum wartete gespannt. „Fünfundsiebzigtausend Dollar sind geboten, das höchste Gebot in der Geschichte unserer Versteigerung. Höre ich mehr?“, fragte Fiona und ließ den Blick über die Menge schweifen. „Gut. Fünfundsiebzigtausend Dollar. Zum Ersten. Zum Zweiten …“

„Zweihundert“, rief die Blonde aus der ersten Reihe.

Das Publikum hielt den Atem an.

„Oh. Wow“, sagte Fiona.

Romans Herz schlug bis zum Hals. Offenbar war die attraktive Dame im goldenen Kleid wild entschlossen, mit ihm auszugehen. Er konnte sich Schlimmeres vorstellen. Allerdings bemerkte er auch, wie die Fotografen und Journalisten sich in Stellung brachten. Wenn er einen Preis einbrachte, der mehr als doppelt so hoch war wie der bisherige Rekord, dann würde der Abend unangenehm für ihn ausgehen.

„Das ist ja wunderbar“, sagte Fiona. „Gibt es noch weitere Gebote?“ Sie sah sich im Raum um. „Zum Ersten. Zum Zweiten. Und zum Dritten. Für zweihunderttausend Dollar an die Dame in der ersten Reihe.“ Fiona küsste Roman auf die Wange und sah ihn an. „Du lässt dich ab jetzt jedes Jahr versteigern, damit das klar ist.“

Roman schüttelte den Kopf. „Nächstes Jahr gebe ich dir lieber gleich einen Scheck.“

Fiona lächelte. „Im Ernst. Danke. Und jetzt geh zu deiner hübschen Gewinnerin.“

Wie in Trance ging Roman die Stufen hinunter zu dem Platz in der ersten Reihe, von wo ihm das goldene Kleid entgegenblitzte. Mit jedem Schritt wurde die Frau noch schöner und sein Gehirn vernebelter. Warum wollte eine solche Schönheit einen solchen Haufen Geld ausgeben, um ausgerechnet mit ihm auszugehen? Leider hatte er keine Zeit mehr, sich seine Frage zu beantworten. Die Fotografen warteten bereits auf ihn und blendeten ihn mit ihren Blitzlichtgewittern. „Komm, weg hier“, brachte er heraus und nahm zielsicher ihre Hand, um sie zur Tür zu ziehen.

„Wo laufen wir hin?“ Er war beeindruckt, dass sie auf ihren hohen Absätzen überhaupt mit ihm mithalten konnte. Sie klang verärgert.

Roman hatte keine Zeit für Konversation. Er musste der Presse entkommen. Alles in seinem Körper war auf Flucht ausgerichtet. Er zog seine Käuferin durch die Menge, stellte Stühle hinter sich in den Weg und nahm Umwege, um nicht verfolgt zu werden. „Wir müssen erst einmal weg von den Aasgeiern, ist das in Ordnung?“

„Die verschwinden schon, wenn sie genügend Bilder haben.“ Sie blieb stehen und kugelte ihm dabei beinahe den Arm aus.

Er sah die Meute kommen, und die alte Panik stieg eiskalt in ihm auf. „Nein. Wir müssen hier weg.“ Er wartete nicht auf ihre Antwort, sondern rannte weiter und überließ ihr die Wahl, ihm nachzulaufen oder stehenzubleiben.

„Würdest du bitte auf mich warten?“, rief sie, als er sich die Rolltreppe hinunter drängelte.

„Wir haben keine Zeit! Wir müssen sie abhängen.“ Er griff wieder nach ihrer Hand, und gemeinsam rannten sie durch die Lobby und aus dem Hotel auf den Bürgersteig.

Roman erblickte seinen Fahrer, der neben der Limousine Luft schnappte. Er schaute sich um und sah, dass die Journalisten ihnen noch immer auf den Fersen waren. „Kann ich dich irgendwohin bringen? Mein Wagen steht da vorn, und ich denke, es wäre das Beste, wir hauen einfach ab.“

„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich gar keine Wahl habe. Wenn ich dich gehen lasse, sehe ich dich nie wieder.“

Jetzt hatte Roman ein schlechtes Gewissen. Er würde sich erklären müssen. Irgendwann. „Ich verspreche dir, das wird nicht passieren.“ Er nahm ihre Hand und sprintete auf seine Limousine zu. Sein Fahrer hatte bereits die Tür geöffnet. Roman beschleunigte das Einsteigen, indem er seiner Käuferin kurzerhand die Hand auf den Hintern legte und sie in den Wagen schob.

Sie landete unsanft auf der Rückbank, und ihr Kleid bauschte sich auf. Roman setzte sich neben sie und zog die Tür ins Schloss, während sein Fahrer ans Steuer hechtete.

„Ist das deine Vorstellung von einem Date?“ Sie blies ihr Haar aus dem Gesicht und kämpfte ihren voluminösen Rock nieder.

Romans Wangen glühten, als der Wagen ruckartig anfuhr. „Nein. Entschuldigung. Das war so nicht geplant.“ Trotz seiner Verlegenheit war er erleichtert, dass sie den Reportern entkommen waren.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht fassen, dass ich gerade fast eine Viertelmillion Dollar ausgegeben habe, um mich im Laufschritt aus einem Hotel schleifen und am Hintern betatschen zu lassen.“

„Warum hast du überhaupt so eine horrende Summe geboten? Deshalb sind uns die Geier doch nachgelaufen.“

„Es gibt Männer, die wären geschmeichelt.“ Sie sah ihn an, als sei er etwas beschränkt.

Er zog die Luft ein und wartete, dass sein Herzschlag sich wieder normalisierte. „Tut mir leid. Ich bin geschmeichelt. Aber ich bin auch perplex. Ich könnte mir vorstellen, dass du jeden haben kannst, den du willst.“

„Wie bitte? Du kennst mich doch gar nicht.“

„Schau dich doch an.“ Ihre Blicke trafen sich, und für einen Moment dachte er, sie könne seine Gedanken erkennen. „Du bist wunderschön.“

Sie presste die Lippen zusammen, doch irgendwie schien es kein Lächeln zu sein, das sie da unterdrückte. „Danke, aber du musst so etwas nicht sagen. Okay?“

„Okay.“

„Und fürs Protokoll: Schön zu sein oder auch nur einigermaßen annehmbar auszusehen, bedeutet nicht, dass man auch ein erfülltes Liebesleben hat.“

Roman vermutete, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. Doch sie waren sich gerade erst begegnet, also würde er nicht weiter fragen. „Verstehe.“

„Also. Ich habe eine Menge Scheine hingeblättert, um einen Moment deiner geschätzten Aufmerksamkeit zu bekommen, und jetzt bestehe ich auf meinem Recht.“

„Wie meinst du das?“

Sie sah ihn an und streckte ihm die Hand entgegen. „Mein Name ist Taylor Klein, und ich versuche seit Wochen, dich zu kontaktieren.“

„Das verstehe ich nicht.“

„Ich will einen Gedankenaustausch mit dir.“

„Du willst nicht mit mir ausgehen?“

Sie lehnte sich zurück. „Nicht wirklich. Vor allem nicht mit Wein und Kerzen und so was.“

Jetzt war Roman völlig verwirrt. Aber auch angetan. Diese Klassefrau wollte keine Romantik? Nur ein Gespräch?

„Okay. Dann erzähl.“

2. KAPITEL

„Nach Hause, Mr. Scott?“, fragte der Fahrer.

„Ja“, gab Roman abwesend zurück und löste seine Fliege. Er öffnete die drei oberen Knöpfe seines gestärkten weißen Hemdes und gab so einen Blick frei auf seine behaarte Brust.

Taylor blickte angestrengt aus dem Fenster. Männer brachen ihr immer wieder das Genick. Ihre Anfälligkeit für männliche Vorzüge war nicht nur eine Schwäche, sondern der Grund für fast alle Katastrophen in ihrem Leben. Roman hatte sie schon völlig in seinen Bann gezogen. Er war unglaublich sexy, aber sie brauchte seine Hilfe, um ihre Geschäftsidee aus der Taufe zu heben.

„Ich hoffe, das ist in Ordnung“, sagte Roman gerade. „Wir fahren zu mir. Dort können wir etwas trinken und in Ruhe darüber sprechen, was genau du dir von unserem Austausch versprichst.“

Wenn Taylor jedes Mal einen Dollar bekommen hätte, wenn ein Mann sie nach Hause eingeladen hatte, dann hätte sie jetzt beinahe genug zusammen, um ihr horrendes Gebot bei der Junggesellenversteigerung abzuzahlen. Sie war jedes Mal der Aussicht auf guten Whisky, Gespräche über Kunst oder Theater erlegen. So viele kantige Gesichter mit Dreitagebart hatten ihr schon beteuert, dass sie wenig davon hielten, eine Frau zu verführen, nur um sie anschließend fallenzulassen. Bisher war es allerdings noch nie gut für Taylor ausgegangen.

Doch sie wollte sich nicht durch ihre Vergangenheit von ihrem Plan abbringen lassen. Sie würde Romans Einladung annehmen, denn schließlich wusste sie genau, was sie von ihm wollte. Den Rest würde sie auslassen. Den Teil mit Küssen, ausziehen und dem wilden, ungeplanten Sex.

„Ja, das ist okay. Solange eines klar ist: Es geht nur ums Geschäft. Sonst nichts.“

„Ich habe zwar noch nie bei einer Junggesellenversteigerung mitgemacht, aber ich dachte immer, dass die Frauen dort für ein Date mit dem Mann bieten.“

Taylor hatte alles über Roman im Internet gelesen und doch nur Artikel über seine Hotels und Immobilien gefunden. Sie hatte herausgefunden, dass er einen Bruder hatte, aber das war auch schon das einzige persönliche Detail. Es war, als hätte dieser Mann kein Privatleben. „Ich war auch noch nie bei einer Junggesellenversteigerung, falls dich das interessiert. Also bin ich wohl mit den Regeln nicht ganz vertraut.“

„Ein bisschen absurd, meinst du nicht?“, fragte er.

„Ich werde so schnell nicht wieder hingehen. Es hat sich nicht richtig angefühlt. Für dich war es bestimmt auch unangenehm, auf der Bühne zu stehen.“

Autor

Karen Booth
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